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Living In A Toy Box

von

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Patch

Hektisch durchwühlte er Joker alle silbergrauen Spinte, die in dem Schwesternzimmer standen. Sie waren nicht abgeschlossen, welch ein Glück. Es durfte nicht schwer sein, eine Akte zu finden, auf der nur ein Name verzeichnet war. Eilig riss er Schublade für Schublade auf, blätterte durch die Hefter, knallte sie wieder zu und versuchte es bei der nächsten. Er musste sich beeilen, denn dem Püppchen diese wichtige Aufgabe erteilt zu haben, machte ihn dann doch irgendwie nervös. Sein Vertrauen legte er eher in seine Fähigkeiten als in die eines tollpatschigen Püppchens. Und als er noch die kleine Explosion als Echo durch die Gänge hallen hörte und die Schreibtischlampe erst aufflackerte und schließlich ausging, wusste er, dass er noch schneller arbeiten müsste. Wenigstens würde sie zuerst erwischt...hoffentlich.
 

Schwestern und Pfleger waren weit und breit nicht zu sehen, sie pumpten sich wahrscheinlich gerade mit Kaffee voll und spielten Strippoker, also dass, was die Leute halt so machen, die in einer Klapse arbeiten.

Ihn störte es nicht, umso mehr Zeit blieb zum suchen, außerdem würde es ihm mal gut tun, ein paar Leute am Leben zu lassen. Man muss es ja nicht immer übertreiben...

Als er am letzten Spint ankam, hoffte er inständig zu finden was er suchte. Wüst blätterte er sich durch den Index und als er bei Z ankam, verließ ihn schon die Hoffnung. Warum war das Alphabet nur zu kurz? Ganz hinten war nur noch eine unbeschriebene Hülle. Er holte sie heraus und schob die Schublade zu. Er biss sich auf die Lippen und öffnete den Hefter. Es war nur ein einziges Blatt darin zu finden. Lediglich eine Nummer, ein Name und ein Foto zierten das weiße Stück Papier.

Jazmin. Wenn er gewusste hätte, dass er sich die ganze Arbeit wegen dieses Fetzens gemacht hat, hätte er sich das auch sparen können. Er verdrehte die Augen, verstaute den Hefter aber trotzdem in seinem Mantel.
 

Jazmin strich sich die angesenkten Haare aus dem Gesicht und suchte fluchtartig das Weite. Wenn man sie hier erwischen würde, könnte sich sich ihr Zimmer gleich wieder einrichten. Fast rannte sie durch die Gänge auf der Suche nach dem Joker. Doch plötzlich blieb sie stehen. Sie verspürte schreckliche Schmerzen an ihrem rechten Bein. Blut war das letzte, was sie jetzt sehen wollte, doch sie konnte die warme Flüssigkeit auf ihrer kühlen Haut spüren, die jetzt auf den Boden tröpfelte. Sie lehnte sich an die gegenüberliegende Wand und inspizierte die Schnittwunde, die sie sich am

eingeschlagenen Fenster zugelegt hatte.

Sie musste beim rennen wieder aufgerissen sein, und nun fühlte es sich an, als würde das komplette Fenster noch in ihrer Haut stecken.
 

Vorsichtig strich sie sich über den rechten Oberschenkel und schon dicht unter dem kurzen Rock machte sie die Schnittwunde aus. Sie traute kaum hinzuschauen, doch als sie ihrer Neugierde nachgab und die fast fünft Zentimeter lange und sicherlich auch fast so tiefe Wunde erblickte, kam ihr nicht vorhandenes Frühstück fast wieder ans Tageslicht. Mit zittrigen Fingern wischte sie das Blut an ihrem Röckchen ab und beschloss auf die Suche nach einem Pflaster zu gehen.
 

Die Intensivstation kannte sie nur zu gut. Ja, fast besser als ihr eigenes Krankenzimmer von damals. Sie brauchte nicht lange um sich zu orientieren, bog einmal rechts, dann einmal links ab und stand bald vor dem unbeleuchteten Raum. Vorsichtig blickte sie sich um und entdeckte...niemanden. Sehr gut.

Sie umfasste die Türklinke und schob die Tür sanft auf. Sie wollte das Licht anschalten, doch aus irgendeinem unbekannten Grund blieb das Licht aus. Blind tastete sie sich durch die Schubladen, kramte Verbandszeug und Desinfektionsmittel heraus. Dann ließ sie sich auf die Liege plumpsen und wollte sich gerade das Blut von der Wade wischen, als die Tür aufsprang. Sie konnte nur eine große Gestalt im Türrahmen ausmachen. Das kleine Herz schlug ihr bis zum Hals. Wenn sie jetzt entdeckt würde...schon allein die Vorstellung raubte ihr den Atmen.
 

„Was zur Hölle tust du da?!“, fragte die bekannte Stimme in wütendem Ton. Jazmin atmete erleichtert aus.

„Ich blute“, antwortete sie dem Joker kleinlaut.
 

Ohne seinem Entsetzten über des Püppchens Dummheit Luft zu machen, packte er sie einfach am Arm und schleifte sie hektisch aus dem kleinen Raum. Zu der Schnittwunde am Bein kamen jetzt noch einige blaue Flecken am Arm hinzu.

Als sie zur Tür heraus stürmten, entdeckte eine kleine Pflegerin die beiden Unbekannten. Diese ließ sogleich vor Schreck den Stapel Akten, den sie im Arm hielt, auf den Boden fallen und starrte mit offenem Mund dem Püppchen und dem Clown hinterher. Es dauerte einige Sekunden ehe sie zurück zur Station lief und wie verrückt auf den Alarmknopf einschlug. Als jedoch die Sirene nicht erklang, wurde sie noch nervöser, haute wieder und wieder auf den Knopf doch der Clown und das Püppchen waren schon längst verschwunden.



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