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Verworrene Pfade: Im Auftrag des Inu no Taishou

Die zweite Staffel
von

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Der Überfall

Dies ist die Fortsetzung zu der Alternative-Universe-Geschichte "Verworrene Pfade". Ich habe mich zwar bemüht, einiges, was darin passiert ist, zu erwähnen, aber es wäre sicher hilfreich, diese Story gelesen zu haben, schon um das Verhältnis der handelnden Personen untereinander besser zu verstehen.
 

Die Geschichte spielt in einer alternativen Welt. Der Inu no Taishou ist der Herrscher über alle Dämonen und Menschen, die in einer streng gegliederten Gesellschaft leben.
 

1. Überfall
 

Das junge Paar, das nachlässig auf dem Sandstrand saß und auf das Meer hinausblickte, war ein Menschenpaar der zweiten Klasse. Kein Mensch aus der dritten, den Staatsklaven, hätte hier im 17. Bezirk Urlaub machen dürfen oder hätte es sich auch nur leisten können. Überdies war die Berufskleidung des Mannes die eines Priesters oder Mönches, in jedem Fall ein Stand, der über magische Fähigkeiten verfügte, und damit in die zweite Klasse gehörte. Die junge Frau trug ein buntes Kleid.

Er sah sie besorgt an: „Du bist so schweigsam, Sango. Denkst du wieder an deinen Bruder?“

„Ja“, gab sie zu, lächelte aber: „Ich weiß schon, nicht die richtige Art auf einer Hochzeitsreise an einen anderen zu denken. Aber er tut mir so Leid. Vater natürlich auch.“

„Es war nicht Kohakus Schuld, dass er euren Vater tötete. Nur Narakus.“ Miroku war behutsam.

„Ja, ich weiß. Und ich bin glücklich, dass dieser Mistkerl endlich verschwunden ist. Ich bin auch froh, dass der Herrscher so freundlich war, Kohaku zu dem Kronprinzen zu schicken. Er sagt, er komme sehr gut mit der kleinen Drachenreiterin aus, Rin.“ Sango streckte sich ein wenig: „Ich darf nicht so trübe denken, ich weiß. Es hätte viel ärger ablaufen können, für uns alle.“

„Ja, zum Beispiel, dass Naraku auch noch dich, Kagome und ihre Mutter getötet hätte, um ein neues Juwel der Vier Seelen zu erschaffen. Zum Glück kamen der mächtige Inu no Taishou und die Prinzen rechtzeitig. – Was fällt mir ein, dich an den ganzen Schrecken zu erinnern? Entschuldige.“

„Schon gut, Miroku. Immerhin hat es auch dazu geführt, dass wir nun verheiratet sind.“ Sie lächelte ein wenig: „Und das ist doch etwas schönes...“

„Ich will es hoffen. Komm. Die Sonne geht bald unter und wir sollten in die Stadt zurück.“

„Ja. – Es war sehr nett von Inuyasha, uns diesen Urlaub zu schenken.“

„Und ein ganzes Dorf der Staatssklaven, für geleistete Dienste.“ Miroku half ihr auf: „Unser Leben lang sind wir damit finanziell abgesichert.“

„Inu...nein, der Prinz ..“ Sie sollte sich selbst unter vier Augen an die höfische Sprache halten: „Wollte ja auch in Urlaub. Ob er doch hinter Kagome her ist?“

„Das glaube ich nicht. – Weißt du eigentlich, wann die Beratung ist, auf der die Dämonenjäger ihren neuen Harmost wählen?“

„Ja, dieser Tage bei Vollmond. Meinst du etwa, sie würden mich nicht nehmen? Eine Frau?“

„Du hast viele Fähigkeiten, Sango“

„Danke. - Und, würdest du zustimmen, wenn…?“

„Natürlich. Schon, weil ich nicht alle Dämonenjäger auf den Fersen haben will, und den Herrscher gleich dazu. Er hat dich ja vorgeschlagen.“ Auch, wenn das bedeutete, dass er in eines der Dörfer der Dämonenjäger ziehen musste. Aber er würde ja auch weiterhin für Prinz Inuyasha arbeiten, mit diesem Reisen, da klang ein Aufenthalt in einem ruhigen Dorf wirklich nicht so schlimm.
 

Das junge Paar wanderte Händchen haltend den Strand empor zu der Strasse, die die kleine Stadt mit der Hauptstadt des Bezirkes, Oxygeia, verband. Es handelte sich nicht um einen so mondänen Kurort, wie es Lenaia, die Hauptstadt des Nachbarbezirkes war. Hier im 17. verlief das Leben ruhiger, die Leute waren Urlauber noch nicht so gewohnt. Die dunklen Zypressen entlang der Strasse reckten sich in den Himmel, beleuchtet von den Strahlen der Spätnachmittagssonne.

Sango lächelte auf einmal, in Gedanken nicht bei den Dämonenjägern oder ihrer möglichen Wahl: „Nun, sein Vater ist auch hinter ihrer Mutter her…“

„Sei bloß still!“ mahnte ihr Ehemann.

„Ich weiß...“ meinte sie zerknirscht. Immerhin konnte man das als Beleidigung des Herrschers auslegen – und derartiges wurde streng bestraft, falls es nicht dieser oder seine Söhne gleich selbst in die Hand nahmen. „Und wir befinden uns in der Öffentlichkeit.“ Auch, wenn so gut wie niemand hier auf der Strasse zu sehen war. Anscheinend waren die meisten Menschen beim Abendessen und auch die Dämonen der zweiten Klasse hatten ihre Arbeit beendet. Die der ersten Rangstufe waren sowieso Krieger oder der zuständige Provinzfürst, und damit so gut wie nie zu sehen.
 

Sie hatten die ersten der weißen Häuser erreicht. Wie auch im Nachbarbezirk wurden alle Mauern gekalkt, so dass die Orte in der warmen Sonne leuchteten.

Es war das Gefühl einer Beobachtung, das Miroku alarmierte. Immerhin waren sie beide nicht umsonst jahrelang bei den Dämonenjägern Prinz Inuyashas. Um seine Partnerin und nunmehrige Ehefrau zu warnen, sagte er leise: „Vorsicht!“

„Es sind vier Menschen, hinter uns“, gab Sango unerwartet zurück: „Wieder junge Männer, so grau angezogen.“

Schon einige Male waren sie ihnen hier in der Stadt und bei Ausflügen aufgefallen: junge menschliche Männer in eng anliegender, grauer Kleidung. Sie wirkten fast wie eine kleine Armee, auch, wenn sie gemäß den Gesetzen keine Schwerter trugen. Beide Flitterwöchner hatten bislang an einen neuen Orden gedacht, irgendeine religiöse Gruppierung.

„Wir sind im Urlaub“, dachte Miroku laut: „Womöglich ist es Zufall und sie wollen nichts von uns.“

„Sehr richtig. Und wir wollen uns erholen und keinen Ärger.“ Sango lächelte ihn an, um gleichzeitig einen schnellen Blick zurückzuwerfen. „Sie kommen allerdings rasch näher.“
 

Sie wollten wirklich keinen Ärger.

Aber dann fassten zwei der jungen Männer nach Sango. Daraufhin gab es nur noch eine Möglichkeit, wie der Kampf ausgehen konnte.
 

Keine Viertelstunde später flogen Miroku und Sango auf Kirara, der riesigen Kampfkatze der Dämonenjägerin, Richtung Westen. Ihnen war klar, dass sie auf jeden Fall über diesen Zwischenfall Bericht erstatten mussten. Zwar gingen einfache Diebstähle oder Überfälle nur den zuständigen Provinzfürsten etwas an, aber die Tatsache, dass sie gewiss an die zwanzig jungen Männer in einer derartigen Kleidung gesehen hatten, war auffällig. Und sie waren zu gut geschult, um derartige Merkwürdigkeiten nicht berichten zu wollen. Nicht zuletzt hatte der ganze Ärger um Naraku, den ehemaligen Provinzfürsten, sie das gelehrt.

„Sie konnten uns nicht einmal sagen, was sie von uns wollten!“ Miroku schüttelte etwas den Kopf: „Aber sie scheinen auch keinen Auftrag bekommen zu haben, ausgerechnet uns zu überfallen. Einfach ein Irrtum?“

„Nein. Erinnere dich, der eine sagte etwas von miesem Priester oder so. Womöglich haben sie einfach etwas gegen deinen Berufsstand.“

„Das wäre zwar eigenartig, aber nun gut. Wenn Inuyasha noch nicht zurück ist, müssen wir es wohl Sesshoumaru erzählen.“

„Na, hoffentlich ist Seine Gnaden bei guter Laune.“ Eine Audienz beim Kronprinzen zählte für die meisten Leute, gleich, ob Mensch oder Dämon, nicht zu den Annehmlichkeiten des Daseins.

„Diese vier Worte in einem Satz?“

„Ich weiß.“ Sie ließ ihre Katze eine Kurve fliegen, um in Richtung auf die Hauptstadt zu gelangen. „Ich hoffe mal, dass Inuyasha…Seine Durchlaucht da ist.“
 

Der mächtige Inu no Taishou saß, wie ungezählte Stunden des Tages, in seinem Arbeitszimmer, empfing Boten und führte Besprechungen durch. Die Tatsache, dass er der absolute Herr über Leben und Tod aller Menschen und Dämonen war, ließ ihn mit zunehmendem Alter immer mehr auch die vollkommene Verantwortung spüren. Er hatte seinen Urlaub vorzeitig beendet, hatte er doch sein Ziel erreicht, eine neue Gefährtin mit nach Hause gebracht. Zum Glück hatte er im Laufe von Narakus Intrigenspiel erkennen können, dass seine beiden Söhne ihm gegenüber vollkommen loyal waren, ja, er sich auf sie stützen konnte. Er hatte sich vorgenommen, dies nun auch in friedlicheren Zeiten beizubehalten.

So blickte er jetzt zu Sesshoumaru: „Die Wahl des Harmost der Dämonenjäger findet traditionsgemäß übermorgen bei Vollmond statt. Ich gehe allerdings davon aus, dass sie meinem Wunsch entsprechen werden und Sango wählen. – Wie macht sich der Junge?“

„Kohaku?“ Der Kronprinz dachte kurz nach. Er sah ihn so gut wie nicht: „Ich werde Rin fragen. Sie sind dauernd zusammen.“

„Das ist gut. Sie hat ein fröhliches Gemüt, das könnte sein Schuldbewusstsein abschwächen.“

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen.

„Vater!“ Ein sichtlich aufgeregter Halbdämon stürzte in das Arbeitszimmer. Weder Sekretär noch Wachen hatten es gewagt, den jüngeren Prinzen aufzuhalten.

„Schließ die Tür hinter dir, Inuyasha“, sagte der Inu no Taishou ein wenig schärfer, als beabsichtigt. „Du erlaubst mir doch, zu bemerken, dass dein Benehmen unter jeder Kritik ist.“

„Entschuldige….“ Etwas zerknirscht gehorchte Inuyasha, sagte aber eilig: „Es ist etwas Wichtiges passiert!“

„Deine Schwerttechnik funktioniert?“ erkundigte sich der ältere Halbbruder spöttisch. Er hatte gestern beobachtet, wie sehr sich der jüngere bemühte, eine neue Technik zu erlernen.

„Blödsinn!“ Inuyasha funkelte den Kronprinzen an, setzte sich aber: „Sango und Miroku kamen überraschend zurück. Sie sind überfallen worden.“

„Das ist Sache des Provinzfürsten“, erwiderte Sesshoumaru sofort.

Sein Vater hob die Hand: „Ich nehme an, dass das auch Inuyasha weiß. Weiter.“

„Sie waren im 17. Bezirk, im Süden. Ihnen waren schon seit einigen Tagen immer wieder junge menschliche Männer aufgefallen, alle gleich gekleidet. Sie schätzen, dass es an die zwanzig waren, die sie auf den Strassen entdeckten. Alle trugen eine Art graue Uniform.“

„Bewaffnet?“ erkundigte sich sein Halbbruder sofort.

„Nein. Darum nahmen sie ja auch an, dass es sich um einen Orden handelt, irgendwie eine religiöse Vereinigung, wie sie sich immer wieder bilden.“ Und das war nicht verboten. „Aber vier von denen haben sie nun überfallen.“

„Sagten sie einen Grund? Geld?“ Der Inu no Taishou klang nachdenklich.

„Einer sagte was zu Miroku, von wegen mieser Priester oder so, aber das war es auch schon.“

„Haben sie die Angreifer festnehmen lassen?“

„Nein. Sie wollten das erstmal melden.“ Und dem Befehl des Herrschers nicht vorgreifen.

„Der 17. Bezirk gehört Fürst Thersites. Mir fällt soweit nichts ein, wodurch er sich einmal verdächtig gemacht hat. Dir, Sesshoumaru?“

„Nein. Es handelt sich womöglich wirklich nur um einen Orden, vielleicht haben sie aus religiösem Eifer, aus unterschiedlichen Schulen gehandelt.“ Menschen waren oft recht überzeugt von ihrem jeweiligen Glauben.

„Möglich. – Aber was mich bedenklich macht, ist die Tatsache, dass der 17. Bezirk erst vor kurzem schon einmal erwähnt wurde.“

Jetzt sahen ihn beide Söhne aufmerksam an.

So fuhr er fort: „Myouga berichtete vor über einer Woche, dass seine Mitarbeiter eher zufällig in einem Wirtshaus etwas gehört hätten, dass im 17. etwas am Laufen sei. Unser Nachrichtendienst ist zu gut geschult, um solchen Andeutungen nicht nachzugehen. Myouga schickte fünf Leute aus. Bislang kam keiner zurück, nicht einmal eine Nachricht. Und jetzt das. Ob sie überfallen wurde, weil man in ihnen Inuyashas Leute erkannte?“

„Nein, das denke ich nicht, Vater“, meinte der sofort: „Ich meine, Sango trug ein Kleid, sie war unbewaffnet - woher hätte das einer erkennen sollen? Sie haben sich doch kein Schild umgehängt…“

„Ausnahmsweise muss ich meinem kleinen Bruder einmal Recht geben“, sagte Sesshoumaru: „Wenn auch mit einer vernünftigeren Begründung.“

„Ach ja?“ fauchte der Prinz, der nicht so ganz wusste, ob er froh darüber sein sollte, Zustimmung zu erreichen, oder verärgert über die Beschreibung seiner Beweisführung als unvernünftig.

„Niemand, der in ihnen Dämonenjäger, schon gar die des Prinzen vermutet hätte, hätte nur vier Männer auf sie angesetzt. Menschen, dazu.“

„Das stimmt“, gab der Halbdämon zu. „Sie hatten wohl auch keine Probleme, die Idioten auseinander zu nehmen.“

„In der Tat.“ Der Herrscher sah zu ihm „Lass Myouga kommen.“

„Äh…ja.“ Inuyasha stand auf und gab den Befehl an den Sekretär draußen weiter.
 

So war der kleine Flohgeist bald im Arbeitszimmer des Inu no Taishou. Offiziell nur dessen Berater, leitete er doch den gesamten Nachrichtendienst. Als er erfuhr, was geschehen war, schüttelte er ein wenig den Kopf, sah aber zu seinem Herrn: „Das gefällt mir nicht, Hoheit.“

„Du hast keinen Bericht bekommen?“

„Nein. Seit einer Woche sind fünf Mitarbeiter im 17. Bezirk verschwunden. Keine Nachricht, keiner kam zurück. Und jetzt dieser Bericht. Was Sango und Miroku da herausgefunden haben, scheint mehr zu sein, als nur ein neuer Orden. Aber was? Naraku ist sicher tot.“

„Es wäre deine Aufgabe, das aufzuklären“, meinte Sesshoumaru kalt.

„Natürlich, Euer Gnaden“, gab der kleine Hofrat eilig zu: „Aber dennoch…Darf ich Eurer Hoheit einen Vorschlag machen?“

„Nun?“

„Ich würde Prinz Inuyasha und dessen Leute auf diese Sache ansetzen. Wenn sie im 17. Bezirk sind, ist das nicht weiter auffällig. Jeder würde erwarten, dass sie tun, was sie immer tun, nämlich, diese primitiven Dämonen zu jagen.“

„Das ist Quatsch“, sagte Inuyasha prompt: „Immerhin sind die beiden genau da doch überfallen worden. Was, wenn sie jemand wieder erkennt?“

„In der Tat, mein kleiner Bruder.“ Der Kronprinz klang nicht spöttisch, was den Angesprochenen etwas verwunderte. „Lass sie bei mir. Falls inzwischen Myouga endlich seine Arbeit getan hat, kann ich sie dir hinterher schicken.“

„So sei es.“ Der Inu no Taishou hatte seine Entscheidung getroffen: „Inuyasha, du gehst mit Kagome zu Fürst Thersites, machst einen Höflichkeitsbesuch, um dann angeblich primitive Dämonen zu jagen. Genaueres müsst ihr vor Ort sehen, wie ihr vorgeht. Nur für den Fall, dass Thersites seine Finger in irgendwelchen Dingen hat. Aber du hast die Sache mit Fürst Suez so gut hinbekommen, mit diesem unsäglichen Schmied Kaijinbou, da wirst du das gewiss schaffen. - Myouga, du versuchst weiter herauszufinden, was es mit diesen grau gekleideten jungen Männern auf sich hat. Wenn du es weißt, erstattest du Seiner Gnaden Bericht. - Sesshoumaru, ich überlasse dir die Federführung in dieser Sache. Ich hoffe, dass nichts Schwerwiegendes dahinter steckt, aber Narakus Intrigenspiel hat uns nur zu gut gezeigt, dass auch wir verwundbar sind. Ihr könnt gehen.“

Seine beiden Söhne und sein engster Berater neigten nur die Köpfe, ehe sie aufstanden. Gegen den Befehl des Herrschers gab es keinen Widerspruch.
 

Im schattigen Hof eines Hauses erhob sich ein grau gekleideter Mann von den Knien: „Ich danke Euch, mein Prinz…“, ehe er ging.

Der Angesprochene lehnte in einem bequemen Sessel, sah aber nun zu der scheinbar alterslosen Frau an seiner Seite: „Sie scheinen alle Agenten gefunden zu haben.“

Sie nahm ein Glas Wein von dem zwischen ihnen stehenden Tisch und betrachtete es nachdenklich: „Ja. Wir sollten jedoch aufpassen, dass die nächsten am Leben bleiben.“

„Und das von dir?“

„Sie sollen natürlich nichts erfahren. Aber unterschätze Hofrat Myouga nicht und vor allem nicht den Inu no Taishou. Er kam nicht an die Macht und hat sich so lange dort gehalten, weil er ein Idiot wäre. Wenn in einem Bezirk dauernd Mitarbeiter verschwinden, könnte er misstrauisch werden.“

„Aber das lenkt nach der mathematischen Logik sein Augenmerk dann auf den 17. Bezirk. Und dort warten genug Fallen auf jeden, der uns nachspioniert. Lauter falsche Fährten, aber tödliche, das hast du selbst gesagt.“

„Das ist wahr.“ Die Frau lächelte ein wenig: „Allerdings sollte ich…solltest du die Anweisung geben, dass die Männer aufhören sollen, Priester und andere Leute zu überfallen. Das schadet deinem Ruf in der Bevölkerung.“

„Sie sollen mich fürchten, war das nicht deine Rede immer?“

„Natürlich, wenn du an der Macht bist. Aber bis wir den Inu no Taishou gestürzt haben, sollten die Leute doch dich lieben. Bedenke, dass der jetzige Kronprinz als sehr grausam gilt.“

„Ah, das meinst du. – Wann können wir auf die Krieger zurückgreifen?“

„Das Heer wird bald landen. Er sandte Nachricht, dass er es mir noch genauer miteilen würde.“

Der junge Mann erhob sich: „Das klingt gut. Ich werde noch meine Berechnungen absolvieren. - Natürlich weiß er nicht, dass du….wir nicht vorhaben, seinem Plan zu folgen?“

„Aber nein.“ Sie folgte ihm mit ihrem Blick, als sie leise ergänzte: „Und ebenso wenig weiß der liebe, gute, alte Inu no Taishou, wie nahe sein Sturz ist. – Männer eben.“ Für einen Augenblick huschte ein spöttisches Lächeln über ihr Gesicht.
 

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Sehr viele Fragen, auf die der Nachrichtendienst wohl besser bald Antwort finden sollte. So gesehen haben Narakus Intrigen ein Gutes gehabt: sowohl der Herrscher selbst als auch die Prinzen und deren Mitarbeiter sind hellhörig, sobald etwas eigenartiges vorfällt.

Im nächsten Kapitel treffen Inuyasha und Kagome in Oxygeia ein. Fürst Thersites ist begeistert^^...
 

bye
 

hotep

Oxygeia

Es scheint sich um eine Verschwörung zu handeln. Aber ob Vater und Söhne samt ihren Mitarbeitern noch rechtzeitig mitbekommen, wer was plant? Inuyasha soll mit Kagome Fürst Thersites unauffällig auf den Zahn fühlen.
 

2. Oxygeia
 

Kagome war angetan, wieder mit Inuyasha verreisen zu können. Dies war eindeutig einer der großen Vorteile, die die Arbeit bei dem Prinzen bot. Für gewöhnlich wäre sie nie soweit im Lande herumgekommen, hätte nie soviel gesehen.

Allerdings machte sie sich schon ein wenig Sorgen. Immerhin waren Sango und Miroku überfallen worden, aber andererseits nahm sie an, dass es sich um einen Zufall handelte. Immer wieder kam es zu Überfällen oder Diebstählen, was die einzelnen Provinzfürsten in der Regel selbst beilegen konnten. Nach Narakus Tod herrschte doch Frieden. Wer sollte es wagen, gegen den mächtigen Inu no Taishou vorzugehen?

So war sie mehr neugierig, als sie an der Seite des Prinzen durch die dichten Nadelwälder nach Oxygeia ging, der Hauptstadt des 17. Bezirks.

„Was …was sollte ich denn wissen?“ erkundigte sie sich: „Der Fürst heißt Thersites?“

„Ja.“ Inuyasha dachte kurz nach: „Er redet ziemlich viel und gern, ich finde ihn nervend. Mehr weiß ich auch nicht. Ich kümmere mich so gut wie nie um die ganzen Fürsten.“

Kagome, die auch recht gern redete, nahm sich vor, das zu beachten: „Und der 17. Bezirk?“

„Kein Vergleich mit dem 10. Die haben Wein und Obstanbau, auch Fremdenverkehr in Lenaia durch die heißen Quellen. Sie sind recht wohlhabend. Hier ist mehr…na, eigentlich ist hier nicht viel los. Eigentlich nur Holzwirtschaft in den Zypressen- und Zedernwäldern. Sie haben mit Fremdenverkehr mehr oder weniger erst angefangen. Schon darum sollte der Fürst nicht so begeistert sein, wenn Urlauber überfallen werden.“

„Aber das sollten wir ihm wohl nicht sagen?“

„Nein, denke ich nicht. Vater meinte ja, wir sollen ganz harmlos tun.“ Inuyasha hob den Kopf: „Da vorne kommt ein Ort. Ich denke mal, das müsste die Hauptstadt sein, Oxygeia.“

„Das kannst du riechen?“

„Klar.“ Er rieb sich verlegen über die Nase.
 

Kurz darauf lichtete sich der Wald und die beiden blieben stehen,

„Wahnsinn…“ hauchte Kagome: „So etwas habe ich noch nie gesehen.“

Die Hauptstadt des 17. Bezirks lag auf einem unbewaldeten Bergrücken. An der höchsten Stelle befand sich eindeutig das Fürstenschloss. Säulenreihen umrahmten es. Kagome erkannte, dass noch einige der Gebäude der weiß leuchtenden Stadt mit Säulen umgeben waren und vermutete zu Recht in diesen Tempel oder Staatsbauten. Im Verhältnis zu den kleineren Dörfern, die sie bislang in dieser Gegend gesehen hatte, war das ganz eindeutig der größte und prächtigste Ort.

„Keine Stadtmauer“, konstatierte der Prinz dagegen: „Erstaunlich.“

„Das hatte Fuyo doch auch nicht?“ Die Hauptstadt des 3. Bezirks, in dem sie mit ihm gewesen war.

„Aber immerhin Wachen an den Strassen, die in die Stadt führen…..“ Inuyasha musterte noch einmal Oxygeia. „Na, was soll es. Je friedlicher das hier ist, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass alles nur ein Zufall war. Sehen wir mal, ob wir auch so grau gekleidete Männer sehen.“

„Dann müssen wir so tun, als ob wir sie nicht sehen“, warnte die junge Priesterin. Soweit sie wusste, lautete der Befehl, vollkommen unauffällig zu bleiben.

„Ja, schon klar.“ Der Prinz wurde ein wenig rot: „Äh, Kagome….ich...ich möchte dich um einen Gefallen bitten…“

Diese war sich bewusst, dass er ein Mitglied der Herrscherfamilie war und es gegen eine Anweisung keinen Widerspruch gab. Das sollte er eigentlich auch wissen: „Ja, was denn?“ fragte sie daher unbehaglich.

„Äh….ich möchte, dass du in meinem Zimmer schläfst.“

Sie starrte ihn an. Was sollte das denn jetzt? Er hatte noch nie auch nur eine Andeutung gemacht…

„Wegen Fuyo. Du weißt schon, Prinzessin Su-Ling und ihre Attacken auf meine Ohren...“ Er war nun feuerrot: „Ich möchte nicht, dass das noch mal passiert, und wenn jeder denkt…Ich meine, ich verspreche dir auch, dich nicht anzufassen…“

Das war ja süß, war alles, was sie noch denken konnte. Er brauchte sie als Schutz vor Prinzessinnen, die hinter ihm her waren? Seine Durchlaucht schob Panik vor Knuddelattacken? Am liebsten hätte sie gelacht. Aber sie meinte nur: „Ja, ich verstehe. Gut. Dann teilen wir uns ein Zimmer.“

„Danke, Kagome.“ Er atmete erleichtert auf.

„Gibt es in Oxygeia überhaupt eine Prinzessin? Fürst Thersites hat Kinder?“

„Ich weiß nur, dass er Familie hat. Komm, gehen wir weiter.“
 

In der Hauptstadt des 17. Bezirks erkannten die Fußgänger rasch, der da in Richtung auf das Schloss den Berg emporstieg. Lange, weiße Haare – das konnte nur einer der beiden Prinzen sein. Und so wichen Menschen und Dämonen eilig beiseite, verneigten sich tief oder fielen auf die Knie. Auch die Wachen am Schloss bemerkten den Besucher, und während einer losrannte, um den Fürsten von der Ankunft des Prinzen in Kenntnis zu setzen, verneigten sich seine Kameraden:

„Euer Durchlaucht…“

„Ich möchte zu Fürst Thersites.“ Inuyasha blickte sich rasch um. Kagome stand höflich hinter ihm. Irgendwie fühlte er sich sicherer.

„Natürlich. Wenn Euer Durchlaucht mir folgen möchte…“
 

Fürst Thersites war ein breit gebauter, dunkelhaariger Dämon. Er war bereits von seinem Stuhl aufgestanden, als ihm sein Wächter gemeldet hatte, dass der jüngere Prinz mit einer Priesterin eingetroffen sein. Was der wohl hier wollte?

Soweit sich der Fürst erinnerte, hatte es im 17. Bezirk keine Übergriffe der primitiven Dämonen gegeben. Aber natürlich wäre es äußerst unklug, dem jüngeren Sohn des mächtigen Inu no Taishou unhöflich zu begegnen. So verneigte er sich etwas, als der Prinz den Raum betrat.

„Ich freue mich, Euere Durchlaucht in Oxygeia begrüßen zu dürfen. Bitte, nehmt Platz.“

„Danke, Fürst Thersites.“ Inuyasha ließ sich nieder: „Dies ist Kagome, meine Priesterin.“

Der Fürst nickte ihr ein wenig zu, als sie sich hinter den Prinzen setzte. Natürlich, dieser befehligte ja eine Einheit Dämonenjäger, da war eine Priesterin sicher auch nützlich. „Äh…wie kann ich Euch behilflich sein?“

Gute Frage, dachte Inuyasha. Er konnte ihn ja schlecht fragen, ob er Menschenmänner in grauer Kleidung gesehen hatte. Ihm selbst war bislang niemand aufgefallen. „Es hat keine Übergriffe von primitiven Dämonen gegeben?“

„Nein, überhaupt nicht. Nach dem letzten Einschreiten Eurer Durchlaucht vor Jahren scheinen sie sehr ruhig zu sein.“

„Dann habt Ihr einen sehr ruhigen Bezirk, Fürst Thersites. Oder machen Euch Menschen Ärger?“

„Nein. Nun gut, es gibt immer wieder einmal Diebstähle und solche Dinge, aber nichts, was Besorgnis erregend wäre.“ Oh, oh dachte der Provinzfürst. War der jüngere Prinz etwa diesmal so unterwegs, wie gewöhnlich bislang nur der Kronprinz? Um für seinen Vater herauszufinden, was in den einzelnen Bezirken schief lief? Dann sollte er besser aufpassen. Die Besuche des Kronprinzen waren für nachlässige Fürsten meist äußerst unangenehm. „Ich habe selbstverständlich meine Wachen angewiesen, derartigen Anzeigen unverzüglich nachzugehen.“

„Natürlich.“ Inuyasha dachte nach. Wie konnte er möglichst unauffällig nachfragen, ob es einen neuen Orden gab? „Und ich habe gehört, dass Euer Fremdenverkehr ebenfalls am Aufblühen ist.“

„Nun, natürlich kein Vergleich mit Lenaia im 10. Aber ja, ich habe mich mit Erfolg bemüht, in den Orten am Meer einige Übernachtungsmöglichkeiten für Besucher einrichten zu lassen. Dort ist es ruhiger, und auch billiger, als drüben im 10. Fürst Katameki war zwar nicht sonderlich erbaut, aber ich habe mit ihm persönlich gesprochen.“ Hatte sich Katameki etwa an den Inu no Taishou gewandt und sich über ihn und seine Tourismuspläne beschwert? „Und wir kamen überein, dass ein weiterer Ausbau in unser beiderseitigem Interesse liegt. Er bekommt weiterhin wohlhabende Gäste der ersten und zweiten Klasse, ich diejenigen, die sich, nun seien wir ehrlich, Lenaia nicht leisten können oder wollen. So hat jeder etwas davon.“

„Das klingt sehr gut. – Ach, Fürst, ich würde morgen gern ans Meer reisen. Könnt Ihr mir einen Ort besonders empfehlen?“

Er wäre den Prinzen morgen schon wieder los? Der Provinzfürst schaffte es gerade noch, nicht zu deutlich aufzuatmen: „Nun, das hängt davon ab, was Euer Durchlaucht mehr gefallen würde…Ruhe?“

„Äh, ja. Oder auch ein Tempel für meine Priesterin.“ Etwas Besseres war ihm nicht eingefallen, um nach einer neuen, religiösen Verbindung zu fragen. So etwas hatte er nie zuvor tun sollen.

„Ein Tempel...hm. Nun ja, da gäbe es einen in Thebais, das ist ein größerer Ort am Meer, gerade eine Tagesstrecke von hier. Sie verehren dort die Erdgöttin.“

„Aha.“

„Darf ich Euer Durchlaucht heute Abend zu einem Essen einladen und Euch meine Familie vorstellen?“

„Ja, gern.“ Der Prinz kannte seine Pflichten: „Das wäre sehr angenehm.“

„Ich werde dann auch meinen Haushofmeister anweisen, Euerer Durchlaucht Räume zur Verfügung zu stellen.“

„Ein Zimmer reicht“, erwiderte Inuyasha prompt, so prompt, dass Kagome errötete.

Fürst Thersites bemerkte es und zog seine Schlüsse. Aber er sagte nur: „Dann entschuldigt mich für einen Moment, dass ich meine Anweisungen geben kann.“

„Natürlich.“

Als sie allein waren, drehte er sich zu Kagome um: „Danke“, flüsterte er nochmals: „Jetzt hält er dich allerdings für meine Geliebte...“

„Das war doch klar.“ Sie seufzte ein wenig, ehe ihr etwas anderes einfiel: „Meinst du, er gibt dir ein besonderes Zimmer? Wo er uns beobachten oder abhören kann?“

„Oh.“ An diese Möglichkeit hatte der Halbdämon überhaupt nicht gedacht: „Na ja, könnte sein. Er ist sicher daran interessiert, was ich über ihn denke, wie mein Bericht an Vater aussieht…“

„Dann müssen wir aufpass...“ Sie brach ab, da der Provinzfürst zurückgekehrt war.

„Mein Haushofmeister lässt Eurer Durchlaucht ein Gästezimmer bereiten.“ Er nahm wieder Platz: „Wie kann ich Euch noch behilflich sein?“

„Oh, berichtet mit doch noch ein wenig…was gibt es so Neues?“

Thersites gehorchte mit gewissem innerem Seufzen.
 

Vor dem geplanten Abendessen zog sich Inuyasha mit Kagome in sein Gästezimmer zurück, angeblich, um sich auszuruhen. Tatsächlich witterte er genau und suchte jede Wand ab.

Die junge Priesterin sah ihm ein wenig amüsiert zu. Nie zuvor war er ihr so hundeähnlich erschienen. Aber es wäre wohl nicht sonderlich klug gewesen, das zu sagen, bedachte man, dass sein Vater oder sein Halbbruder Hundedämonen waren. Er kniete neben dem Bett nieder – und winkte ihr. Sie ging eilig hinüber und bückte sich. Dort, unter dem Gästebett verborgen, war, was er gesucht hatte. Ein Loch zum Abhören von Gesprächen, darunter anscheinend ein kleiner Gang durch den der Zuhörer ungesehen herein kriechen konnte. Sie nickte. Also würden sie sehr vorsichtig sein müssen, was sie redeten. Immerhin konnten sie so nicht beobachtet werden.

Der Prinz ließ sich auf das Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf: „Noch ist niemand da“, erklärte er: „Aber nach dem Abendessen sicher.“

„Der Fürst hat Angst, oder?“

„Mal sehen. Ich werde mich mit ihm und seiner Familie unterhalten müssen. Hältst du derweil Ausschau nach den grauen Männern?“

„Natürlich.“

„Hm. Wir werden nachher kaum frei miteinander reden können.“

„Ja. Wenn ich so jemanden gesehen habe, muss ich dir irgendetwas ganz anderes erzählen, oder?“ Sie war ein wenig aufgeregt. So ein Abenteuer hatte sie noch nie erlebt.

„Ja. – Erzähle dann einfach etwas von Sango.“

„Ja, gut. Und dann?“

„Dann werde ich sehen, ob ich was rausbringe.“

„Wie?“

„Na, ich schleiche mich dann hier raus.“

„Und der Zuhörer?“ wandte sie ein: „Und wenn dich draußen einer sieht?“

„Ich bin schon leise. Und draußen - na, dann sage ich eben, ich hatte noch Hunger.“ Er setzte sich auf: „Das ist doch ein ganz einfacher Plan.“

Das sollte ein Plan sein? Aber sie nickte nur.
 

Beim Abendessen stellte Provinzfürst Thersites höflich seine Familie vor: seine Frau Gaia und seine Kinder Daria und Perseus. Zu Inuyashas Erleichterung waren beide noch Kinder. So brauchte er keine Angst vor einer erneuten heiratswütigen Prinzessin haben. Während er seiner Pflicht als Sohn des Herrschers nachkam, mit der Fürstenfamilie redete, sah er zu seiner Zufriedenheit, dass Kagome wie beiläufig am Fenster stand und hinausblickte, oder auch einmal unauffällig den Saal verließ. Sie war wirklich nicht nur ein hübsches sondern auch sehr kluges Mädchen. Und ihre Fähigkeiten als Priesterin hatte er bei den ganzen nervenden Intrigen um Naraku kennen gelernt. Er war froh, dass sie nun bei ihm war.
 

Es war schon spät am Abend, als sich Inuyasha endlich zurückziehen konnte. Er hoffte, dass sich Fürst Thersites nicht bei seinem Vater beschweren würde. Er hatte sich ziemlich Mühe gegeben, einen höflichen Eindruck zu machen. Und eigentlich sollte er hier ja etwas ganz anderes herausfinden. Er drehte den Kopf etwas. Kagome war nach der Etikette zwei Schritte hinter ihm: „Und, was ist jetzt?“

„Oh“, sagte sie leise: „Danke, Euer Durchlaucht...“ Immerhin hatten sie hier noch Diener und Wachposten als Zuhörer: „Darf ich morgen früh zwei Stunden frei nehmen?“

„Warum?“ fragte er verwundert.

„Ich möchte ein Hochzeitsgeschenk für meine Freundin Sango kaufen.“

Sie hatte einen der grau gekleideten Männer gesehen? Das war ja sehr aufschlussreich. Und würde Vater und Sesshoumaru bestimmt interessieren. Sie achteten ihn jetzt ja schon deutlich mehr als früher. Und, wenn es nach ihm ging, sollten sie ihn ruhig mal wieder loben. Er blieb stehen und der Diener riss eilig die Tür vor ihm auf: „Morgen aber erst“, sagte er: „Komm jetzt, Kagome.“
 

Als sie allein waren, prüfte er kurz die Luft und nickte dann. Eindeutig war nun jemand in dem kleinen Raum unter dem Bett, ein Zuhörer. Dann mussten sie eben aufpassen. So trat er näher zu Kagome und legte die Arme um sie. Da sie ihn ein wenig erschrocken ansah, flüsterte er ihr ins Ohr: „Wir werden belauscht. – Ich werde aus dem Fenster springen und mich umsehen. Wo hast du einen grauen Mann gesehen?“ Laut fuhr er fort: „Ich möchte dich heute Abend noch gern bei mir haben.“

Sie fasste nach einem der niedlichen Hundeöhrchen auf seinem Kopf. Nie zuvor hatte sie das gewagt, aber das war jetzt ein guter Vorwand: „Im hinteren Hof. Zwei, “ hauchte sie hinein, um deutlich hörbar zu ergänzen: „Aber…Euer Durchlaucht…“

„Leg dich ins Bett!“ befahl er: „Und lösch das Licht.“

„Ja….“ Hm, dachte sie. Licht aus war sicher eine ganz gute Idee, wenn er jetzt verschwinden wollte. Aber würde sich der Zuhörer nicht wundern, wenn keine Unterhaltung mehr stattfand? Irgendwie müsste sie ihn von der Idee abbringen, dass sie hier allein wäre. Aber wie?
 

Als Inuyasha lautlos aus dem Fenster kletterte, hörte er zu seiner Überraschung hinter sich das intensive Geräusch eines Kusses. Mit einem Grinsen sprang er hinunter in den Garten. Schon im Laufe des Abends hatte er bemerkt, dass dort keine Wachen standen. Fürst Thersites bevorzugte sie anscheinend in den Innenräumen. Eigenartig, aber natürlich nicht verboten, ja, in diesem Fall sogar hilfreich. Er blickte sich um und witterte sorgfältig. Aber niemand war zu entdecken. Nur im anderen Trakt konnte er noch Stimmen vernehmen, das Klappern von Geschirr. Die Dienstboten räumten wohl die Reste des Abendessens weg. Dort musste es in den hinteren Hof gehen…

Lautlos schlich er hinüber. Laut Auskunft des Provinzfürsten war alles ruhig, es gab keine Probleme mit niemandem. Wusste Thersites nichts von Überfällen der grau gekleideten Männer auf Priester oder war es einfach ein unglücklicher Zufall gewesen, dass Sango und Miroku angefallen worden waren? Waren das in der Regel Mitglieder einer religiösen Vereinigung? Nun, das sollte er ja wohl herausfinden.

Er blieb im Schatten des Tores stehen, das in den hinteren Hof führte. Hier lebten gewöhnlich Diener und Krieger beider Rassen. Wie sollte er nun irgendwelche Leute finden, die grau angezogen waren? Es half nichts, er würde wohl möglichst schnell und leise in die Fenster gucken müssen.

Ein nochmaliger Blick herum zeigte ihm keine Wachen. Er müsste sich wirklich beeilen, damit der Zuhörer unter dem Bett nicht ungeduldig wurde oder sich wunderte, warum kein Gespräch aufkam. Hoffentlich fand er diese grauen Kerle. Er wollte doch nicht als unfähig dastehen, nachdem ihm Vater jetzt etwas wirklich Interessantes anvertraut hatte, nicht immer nur die Jagd auf diese Primitivdämonen.
 

Aber er musste fast den gesamten Hof absuchen, ehe er in einem Zimmer zwei Menschenmänner entdeckte, beide um die fünfundzwanzig Jahre, beide in ungewöhnlich eng anliegender, grauer Kleidung. Er drückte sich neben dem Fenster an die Wand und versuchte, zuzuhören.

Aber sie schwiegen sich an. Er wollte schon aufgeben, als einer sagte: „Also nichts tun?“

„Nein. Wir haben keine Anweisung bekommen. Und es handelt sich nur um den Halbblutprinzen. Der interessiert doch unseren Herrn nicht.“

Wie bitte, dachte Inuyasha empört: da wagten es doch solche Typen, darauf rumzuhacken, dass er ein Halbdämon war? Nun gut, er war derartige Äußerungen von Dämonen durchaus gewohnt, aber Menschen hüteten sich gewöhnlich davor, zu laut so etwas zu sagen, konnte das doch nur zu leicht als Beleidigung des Herrschers ausgelegt werden.

Aber dann dämmerte ihm etwas anderes: er selbst interessierte ihren Herrn nicht? Aber dann wohl Sesshoumaru? Warum? Und wer war der Herr? Thersites? Das war nahe liegend.

Nur, was hatte ein Provinzfürst mit dem Kronprinzen zu schaffen? Wollte Thersites seinen Halbbruder herausfordern? Inuyasha hätte um ein Haar: „Keh!“ gemacht. Das konnte er gern versuchen.

Der andere Mann antwortete unterdessen: „Das ist wahr. Der Halbblutprinz bedeutet keine Gefahr. Ich habe dennoch eine Nachricht nach Nara zurückgeschickt.“

Nara war die Hauptstadt des 14. Bezirks, der auch die Heimat der Dämonenjäger war. Fürst Notos residierte in Nara. War der etwa der Herr der grauen Männer? Oder was lief hier ab? Inuyasha überlegte für einen Moment, ob er einfach reinstürzen und die Typen befragen sollte. Aber Vater hatte gesagt, er sollte unauffällig vorgehen. Da sollte er sich wohl dran halten. Er wollte doch nicht seinen „richtigen“ Auftrag versieben.

„Wieso Nara?“

„Ich weiß es nicht. Aber von dort war der Bote gekommen, mit der Anweisung, dass wir die Priester in Ruhe lassen sollen. Nicht alle unterstützen die ehrlosen Taten des Inu no Taishou, hieß es.“

Was sollte Vater denn für ehrlose Taten begangen haben? Das wurde ja immer merkwürdiger. Aber anscheinend hatte Thersites eine weiße Weste, wenn diese Kerle Anweisungen aus Nara bekamen.

„Nun gut“, sagte der andere Mann.

Und dann schwiegen sie sich wieder an.

Der Prinz wartete noch einige Minuten, dann beschloss er, dass hier wohl nichts mehr zu holen war und beeilte sich zurück zu seinem Zimmer zu gelangen. Hoffentlich hatte Kagome inzwischen alles richtig gemacht. In jedem Fall schien die Sache mit den grau gekleideten Menschen eine größere Aktion zu sein. Und ohne Sango und Miroku hätte Vater nie etwas davon erfahren. Irgendwer schien da diesen dämlichen Naraku im Intrigenspielen übertreffen zu wollen. Das würde noch Ärger geben.
 

Als er durch das Fenster zurück in sein Gästezimmer kehrte, war Kagome noch immer damit beschäftigt, möglichst eindeutige, oder vielmehr zweideutige Geräusche hervorzubringen. Sie war etwas erleichtert, als sie ihn lautlos als Schatten hereinkommen sah.

Der verborgene Zuhörer vernahm die Stimme des Prinzen, ein wenig atemlos und erheitert: „Ich mag dich wegen deiner verrückten Einfälle.“

Und die Antwort der Priesterin, ebenfalls kurzatmig und eindeutig amüsiert: „Du magst mich nur für Dummheiten?“

„Auch. – Schlafen wir jetzt. Morgen früh bekommst du zwei Stunden frei. Und dann machen wir uns auf den Weg.“

Der Zuhörer beschloss, dass er nun keine Neuigkeiten mehr erfahren würde, und bemühte sich, lautlos seinen Posten zu verlassen, um seinen Herrn davon zu informieren, dass der Prinz seine Energie in die Priesterin steckte statt in irgendwelche Ermittlungen.
 

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Wenn er sich da mal nicht irrt.

Kagomes Einfall wird sie noch in Schwierigkeiten bringen.

Im nächsten Kapitel erfährt der Kronprinz Neues und macht einen kleinen Abstecher nach Volos.
 

bye
 

hotep

Volos

Seine Durchlaucht samt Kagome haben mit ihren etwas eigenen Ermittlungsmethoden immerhin den Ort Nara herausgefunden. Der ältere Bruder hat andere Vorgehensweisen....
 

3. Volos
 

Myouga überlegte flüchtig, ob er sich durch Jaken ankündigen lassen sollte. Er wusste nur zu gut, dass der Kronprinz seine plötzlichen Annäherungen nicht gerade schätzte. Aber seine Nachricht war äußerst wichtig. Und so beschloss der kleine Hofrat, das Risiko einzugehen plattgedrückt zu werden. Zu mehr würde sich Seine Gnaden hoffentlich nicht hinreißen lassen.

So sprang der Flohgeist in das Arbeitszimmer, als ein Besucher sichtlich erleichtert herauskam, und landete zielsicher auf dem Schreibtisch: „Euer Gnaden!“

Sesshoumaru warf dem Eindringling einen eisigen Blick zu, sagte aber nur: „Jaken, keine weitere Störung.“ Dann erst fuhr er fort: „Myouga.“

„Ich bitte um Vergebung, Euer Gnaden, aber es ist dringend. Der Herr gab Anweisung, dass Ihr in dieser Sache federführend seid.“

„Es handelt sich also um diese grau gekleideten Menschen.“

„Ja, Euer Gnaden. Einer meiner Mitarbeiter entdeckte eine Gruppe von fünf von ihnen im 9. Bezirk, am Hofe des Fürsten.“

Sesshoumaru dachte kurz nach. Der 9. Bezirk zeichnete sich durch zwei Tatsachen aus: seine dichten Wälder und die Tatsache, dass dort fast ausschließlich Insektendämonen lebten, wenn man von den Menschen, zumal denen der dritten Klasse, den Staatssklaven, absah. Und die Insektendämoninnen hatten es nicht so mit männlicher Herrschaft. Fürst Nestor hatte da gewiss einen schweren Stand. „Weiter.“

„Äh, weitere Nachrichten habe ich nicht, Euer Gnaden.“ Myouga klang fast ein wenig ängstlich, was sich für einen Hofrat des mächtigen Inu no Taishou nicht schickte. Aber der Kronprinz war nicht sehr geduldig bei Fehlern. So ergänzte er: „Ich wollte Euch diese Information unverzüglich zukommen lassen.“

„Sage meinem verehrten Vater, dass ich Fürst Nestor einen Besuch abstatte. Wie heißt die Fürstin?“

„Atina, Euer Gnaden.“

„Geh.- Jaken.“ Und da der Krötendämon unverzüglich hereinkam: „Sage Rin, ich brauche meinen Drachen. Sofort.“
 

Volos, die Hauptstadt des 9. Bezirks, bot bereits aus der Luft einen überraschenden Eindruck. Rin, die junge Drachenreiterin des Kronprinzen, wandte den Kopf zu ihm:

„Euer Gnaden…dort gibt es ja keine Häuser!“

„Sieh hin.“

Sie gehorchte und guckte noch einmal genauer in das dichte Grün unter sich: „Oh, die haben ihre Häuser ja in den Bäumen…Davon habe ich noch nie gehört! Ja, da in den Baumkronen…und dazwischen hängen Brücken. Wie lustig, nicht wahr, Euer Gnaden?“ Sie ließ den Drachen eine Kurve fliegen: „Ich denke, das große Haus dort ist der Fürstensitz, Euer Gnaden? Dann lande ich auf der Wiese dort.“

„Ja.“ Wie schon häufiger ertappte sich der Kronprinz bei der Frage, warum er ihr erlaubte, so viel zu reden. Jeden anderen hätte er schon auf die eine oder andere Art zum Schweigen gebracht.

Rin lenkte den Drachen geschickt auf die große Lichtung. Natürlich war er bereits bemerkt worden, und ebenso hatte man den Besitzer erkannt. So war es kaum verwunderlich, dass Dämonen und Menschen neugierig auf die Hängebrücken gekommen waren, ebenso Provinzfürst Nestor mit seiner Fürstin. Alle verneigten sich, als der Kronprinz aus dem Sattel sprang.

Sesshoumaru nahm an, dass hier im Endeffekt Fürstin Atina herrschte, wenn er Insektendämoninnen auch nur annähernd richtig einschätzte. Aber laut Recht und Gesetz durfte es nur einen männlichen Fürsten geben. Mit einem Satz war der Kronprinz auf der Hängebrücke vor dem Fürstenpaar - eine nur scheinbar beiläufige Demonstration von Stärke und Macht.

„Euer Gnaden…“ sagte der Provinzfürst, dessen Fühler auf dem Kopf zitterten: „Willkommen in Volos.“

„Danke, Fürst Nestor. - Fürstin Atina…“

Diese neigte mit gewissem Lächeln den Kopf. Es war schmeichelhaft, und ein Zeichen dafür, dass er die wahren Machtverhältnisse abschätzen konnte, dass der Kronprinz ihren Namen wusste: „Ich freue mich, Euer Gnaden begrüßen zu dürfen. Bitte, folgt mir.“

Sesshoumaru fand seine Vermutung bestätigt, dass der Provinzfürst eigentlich nichts zum Sagen hatte. Während er dem Fürstenpaar folgte, sah er sich um. Auf den Hängebrücken und vor den Häusern entdeckte er das übliche Gemenge von Dämonen der ersten und zweiten Klasse, von Menschen der zweiten und dritten. Allerdings konnte er keine in grau gekleidete Menschenmänner sehen.
 

Im Arbeitszimmer des Provinzfürsten, oder eher des Fürstenpaares, wurde ihm höflich Platz angeboten. Er bemerkte nur zu gut, wie Nestor und Atina aufatmeten, als er sich setzte, war das doch ein Hinweis darauf, dass er sich als Gast fühlte – nicht als Richter.

Die Provinzfürstin blickte zu ihrem Mann, der daraufhin begann: „Dürfen wir fragen, was Euer Gnaden so weit in den Osten führt?“

„Ich möchte alle Teile des Reiches ein wenig genauer kennen lernen.“ Wieder entging ihm die Erleichterung nicht. Hatten die beiden doch ein schlechtes Gewissen?

„Natürlich, ganz, wie es Euer Gnaden beliebt.“ Nestor war froh über diese Erklärung, wusste er doch, dass mancher Fürst bei einem unangemeldeten Besuch des Kronprinzen knapp um eine Amtsenthebung wegen Nachlässigkeit herumgekommen war, von Ärgerem ganz zu schweigen.

Atina nickte ein wenig: „Wünscht Euer Gnaden nur Volos zu besichtigen oder auch das Umland? In diesem Fall wäre es mir eine Ehre, Euch eine Führerin mitgeben zu können. Yura kennt sich hervorragend aus und könnte Euch gegebenenfalls auch als Leibwächterin dienen.“

„Nicht, dass Euer Gnaden so jemand benötigt“, ergänzte Nestor eilig. Es war nicht notwendig, dass sich Sesshoumaru beleidigt fühlte.

„Natürlich nicht“, bestätigte Atina hastig, die männliche Eitelkeit stets ein wenig unterschätzte.

Der Kronprinz hob die Hand: „Lasst sie rufen.“ Womöglich konnte ihm diese Yura nützliche Auskünfte geben. Irgendwoher kannte er ihren Namen. Womöglich hatte er ihn einmal in einem Bericht gelesen, war sie doch eine ausgebildete Kämpferin und damit eine Dämonin der ersten Klasse.
 

So kniete kurz darauf eine schwarzhaarige, junge Dämonin vor dem Fürstenpaar und dem Kronprinzen. Sie trug eng anliegende, ja, überaus knappe Kleidung und war mit einem Schwert bewaffnet. Zu Sesshoumarus gelinder Überraschung war sie keine Insektenverwandte.

Atina nickte: „Yura, Seine Gnaden wünscht sich ein wenig in Volos und Umgebung umzusehen. Begleite ihn und beantworte seine Fragen.“

„Ja, Fürstliche Gnaden.“ Yura warf einen Blick auf den Besucher. Sie hatte den Kronprinzen nur einmal bei einem Besuch in der Hauptstadt aus der Ferne erblickt. Er sah wirklich nicht schlecht aus. Und seine Haare waren fein und sicher weich. Das wäre etwas für ihre Sammlung…Aber sie musste sich zusammen nehmen. Soweit sie gehört hatte, war der Titel „Seine Gnaden“ keine Umschreibung seines Charakters. Eher das Gegenteil. „Euer Gnaden…“

„Gehen wir.“ Er erhob sich: „Danke, Fürst Nestor, Fürstin Atina….“ Yura folgte ihm eilig.

Das Fürstenpaar blickte sich an.

„Ein Vorwand?“ fragte Nestor.

„Möglich. Andererseits wird er einmal der Herrscher werden und will vermutlich die Zeit nutzen, um alles genau anzusehen. Yura wird uns Mitteilung machen, welche Fragen er gestellt hat.“ Atina strich sich nachdenklich über die Lippen: „Ich wüsste allerdings nicht, welcher unserer Fehler so schwerwiegend war, dass er das Auge des Herrschers auf uns gelenkt hätte.“

„Ich auch nicht, meine Teure.“
 

Während Sesshoumaru durch die Baumstadt von Volos schlenderte, wurde ihm respektvoll Platz gemacht. Zum Hinknien, wie er es aus anderen Städten kannte, reichte der Platz auf den Hängebrücken nicht aus. Aber die Dämonen und Menschen wichen an den Rand, neigten die Köpfe, so tief sie es vermochten.

Menschenmänner in grauer Uniform konnte er nicht entdecken. Myouga hatte gesagt, dass fünf von ihnen am Hofe des Provinzfürsten wären, und es war nicht davon auszugehen, dass sich Vaters Nachrichtendienst so irrte. Was also taten sie hier? Waren sie Atinas Leute? Nestors oder beider? Oder dienten sie gar jemand vollkommen anderem?

Dies war eine Möglichkeit, die er für wahrscheinlicher hielt. Immerhin waren Inuyashas Dämonenjäger am Meer überfallen worden, in einem vollkommen anderen Bezirk. Und so mächtig die Provinzfürsten in ihren Bezirken auch waren – keiner von ihnen hatte Einfluss auf einem anderen Territorium. Umso wichtiger war die Frage, wer anscheinend dabei war, sich eine kleine Privatarmee aufzubauen – oder dies schon geschafft hatte, ohne dass es jemand mitbekommen hatte. Sango und Miroku hatten seinem verehrten Vater da einen wichtigen Dienst erwiesen

Er sprang hinunter auf den Erdboden, nicht überrascht, dass ihm Yura folgen konnte. Während er weiter ging, in den Wald, sagte er langsam: „Volos ist eine Stadt auf Bäumen. Mich wundert ein wenig, dass auch Menschen hier leben.“

„Sie haben sich daran gewöhnt, Euer Gnaden. Es gibt...“ Mehr war nicht gefragt gewesen.

„Es gibt?“

„Nun, wer die Höhe nicht verträgt, lebt in den Dörfern der Staatssklaven.“ Sie betrachtete ein wenig sehnsüchtig das lange, weiße Haar des vor ihr Gehenden.

„Gibt es hier neue Gruppierungen, Orden, die ich kennen lernen sollte?“

„Ich weiß nicht genau, was Euer Gnaden meint, aber im gesamten Bezirk gibt es nur sehr wenige religiöse Zentren und alle von Menschen. Ich kenne mich da nicht so aus.“ Da er schwieg, musterte sie sein Haar vor sich erneut. Oh, das würde sich wunderbar in ihre Sammlung einfügen. So weich, so weiß, so lang hatte sie noch keinen einzigen Skalp. Für einige Augenblicke fiel sie in Träumerei. Wenn sie durch ihre spezielle Fähigkeit ihr Haar lang werden lassen würde, ihn damit wie ihre anderen Opfer fesseln würde, womöglich an diesen Baum dort vorn….

Sie legte unwillkürlich ihre Hand an ihr Schwert. Dieses besaß eine besondere Eigenschaft. Knochen, Muskeln trennte es, besser als jede andere Klinge, aber es zerstörte nie ein Haar. Sein Kopf würde einfach hervorragend….

Sie rang nach Atem. Ohne, dass sie es gesehen hatte oder es eine Warnung gegeben hatte, hing sie im Griff des Kronprinzen, dessen Finger sich fest um ihre Kehle geschlossen hatten. Erschreckt starrte sie in seine Augen: „Eu..er….Gnaden….“ würgte sie.

„Wolltest du ein Attentat begehen? In Atinas Auftrag?“

Yura begriff zuerst nicht, was er meinte, ehe ihr klar wurde, dass er bemerkt haben musste, dass sie an ihr Schwert gefasst hatte. Wie? Er hatte ihr doch den Rücken zugewandt. Sie wollte antworten, aber sie brachte keinen Ton hervor.

Er ließ sie zu Boden, lockerte allerdings den Griff nicht.

So schaffte sie es nur, den Kopf zu schütteln. Verzweifelt überlegte sie, wie sie sich aus dieser Lage befreien konnte. Gewöhnlich hätte sie ihre Haarmagie verwendet, ihren Angreifer mit ihren langen Haaren gefesselt, aber sie wagte zu bezweifeln, dass sie den Versuch auch nur richtig beginnen könnte, ehe er ihr Genick gebrochen hatte. War dieser Hundedämon stark!

„Ich höre!“ Ein wenig gab er nach. Sie war eine Dämonin der ersten Rangstufe, aber das besagte nicht, dass sie gegen ihn eine Chance hatte.

„Ich...ich...hatte …Ich wollte nie…Ich war in Gedanken…Bitte, Euer Gnaden!“

„An was dachtest du?“

Yura schloss in jäher Panik die Augen. Wenn sie ihm das sagen würde, wäre sie tot. Entweder würde er sie auf der Stelle umbringen, einfach so, aus Zorn oder aber ihr eine Anklage wegen Hochverrates aufhalsen. Mit dem gleichen Ergebnis. Er war der Kronprinz, der nächste Herrscher….Und sie würde ihn nicht anlügen können. So brachte sie nur hervor: „Euer Haar…“

Sesshoumaru dachte, nicht recht gehört zu haben. Diese Aussage klang allerdings so töricht, dass sie schon darum fast glaubwürdig war. Und irgendwie konnte er sich auch nicht vorstellen, dass sie tatsächlich ihn hinterrücks hätte erstechen wollen. So einen naiven Eindruck hatte Fürstin Atina nicht auf ihn gemacht. „Weiter.“

„Ich…“ Sie sah ihn an, als sie sich trotz ihrer Angst bemühte, vorsichtig zu formulieren: „Ich liebe Haare, Euer Gnaden… Ich...Man nennt mit Yura mit dem langen Haar.“

Darum war ihm der Name so bekannt vorgekommen. Sie war die einzige, die ihre Haare je nach Belieben wachsen lassen konnte, angeblich meterweit, und sie als Waffe kontrollieren konnte. Nun, die Aussage, dass sie Haare liebte, war darum in der Tat einleuchtend. „Was hat das mit mir zu tun?“ Aber er lockerte erneut etwas den Griff.

„Ich habe noch nie so silbriges Haar gesehen“, gestand sie erleichtert. Da konnte sie eindeutig bei der Wahrheit bleiben: „So lang, diese Farbe…Ich…ich träumte davon, es zu berühren….Verzeiht mir, Euer Gnaden.“

Er ließ sie los: „Deine Träume können dein Leben kosten. – Geh nach Volos zurück.“

„Ja, Euer Gnaden.“ Sie rieb sich etwas die Kehle, aber gehorchte eilig, sicher, dass sie nicht noch einmal so viel Glück haben würde. Und dass er diesmal in ihrem Rücken bleiben würde.
 

Unter der Baumstadt blieb der Kronprinz stehen, musterte erneut die Bewohner, die bei ihren jeweiligen Tagesverrichtungen über die Hängebrücken eilten. Er hatte bislang keine jungen Menschenmänner in eng anliegender grauer Kleidung gesehen, aber das besagte natürlich nichts. Myouga hatte berichtet, dass fünf derartige Wesen am Fürstenhofe wären, so dass er sich dort noch einmal umsehen würde. Oder waren sie nicht immer hier? Erfüllten sie andere Aufgaben, wie einen Überfall auf einen Priester? Sie wussten einfach zu wenig über diese Gruppierung. Leider, denn er war sicher, dass es wichtig war, viele Informationen und die möglichst schnell zu bekommen.

Yura hatte sich umgedreht, wagte aber nicht, ihn anzusprechen. Die Gerüchte, die sie über ihn und seinen Charakter gehört hatte, schienen der Wahrheit zu entsprechen. Nun, immerhin hatte er sie nicht getötet.

„Wie viele Menschen leben in Volos?“

„Menschen der zweiten Rangstufe gegen dreihundert, Euer Gnaden.“

„Und Staatssklaven?“

„So gut wie keine, Euer Gnaden. Sie arbeiten ja….“ Sie brach ab, als er ihr den Kopf zuwandte. Hatte sie schon wieder zuviel geredet?

„Sie arbeiten…?“

„Auf den Feldern im Norden, wo die Wälder enden.“

Gegen dreihundert Menschen. Also mussten die geheimnisvollen fünf grauen Männer unter ihnen sein, und der zweiten Rangstufe angehören. Dies besagte, dass sie über irgendeine besondere Fähigkeit, ein Talent verfügten. Magie? Waren sie doch eine Art Priester? „Und am Hofe des Fürsten?“

„Ich…ich weiß es nicht. Fürstin Atina...ich meine, Fürst Nestor...sie bevorzugen Dämonen in ihrem Umfeld. Aber es gibt einige Menschen, ja.“ Er stellte eigenartige Fragen. Wollte er wissen, wie das Verhältnis der beiden Rassen zueinander im 9. Bezirk wäre? Wie Atina mit Menschen umging?

Dann sollte es nicht so schwer sein, die paar Menschen am Hofe zu finden. Der Fürstensitz in den Bäumen war merklich kleiner, als es andere auf dem Erdboden waren. Er drehte sich um und sprang auf die nächste Hängebrücke.
 

Während er mit Yura scheinbar absichtslos durch das Schloss ging, entdeckte er einige Menschenfrauen, die dort putzten. Männliche Menschen waren kaum zu riechen, schon gar keine jungen. Lag Myouga doch falsch? Oder waren sie nur kurz hier gewesen, gehörten zu den dreihundert menschlichen Bewohnern der Stadt? Zu viele Ungewissheiten. Und er wollte nicht das Fürstenpaar fragen, ehe er sicher sein konnte, dass beide nicht die Finger in der Sache hatten.

„Eu..Euer Gnaden?“ begann Yura.

„Was ist?“

„Wünscht Ihr die Nacht hier zu verbringen? Dann müsste ich die Fürstin…ich meine, den Fürsten davon in Kenntnis setzen. – Ich…wenn Ihr wollt, werde ich Euch weiterhin zu Diensten sein.“

Er benötigte einen Moment, ehe er den Hinweis begriff: „Nicht notwendig“, erklärte er: „Ich werde noch einmal mit dem Fürstenpaar sprechen, dann abreisen. Sage meiner Drachenreiterin, sie solle den Drachen fertig machen.“

„Ja, Euer Gnaden.“ Yura war froh über diese Entscheidung.
 

Das Fürstenpaar empfing seinen Gast unverzüglich, neugierig, was dieser Kurzbesuch eigentlich bedeutete. Aber fragen war natürlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Sesshoumaru nahm Platz: „Danke für eure Gastfreundschaft“, sagte er höflich. Schließlich wollte er seinen Vater nicht beschämen. „Ich hörte von Yura, dass gegen dreihundert Menschen der zweiten Klasse in Volos leben. Erstaunlich viel.“

„Oh, das sind auch praktisch alle, die der Bezirk zu bieten hat, Euer Gnaden“, erwiderte Atina sofort: „Bei der Einstufung halte ich...halten wir uns streng an die Gesetze.“

„Es gibt keine andere große Stadt im 9. Bezirk, aber das wird Euch sicher bekannt sein.“ Provinzfürst Nestor teilte die Befürchtung seiner Frau, dass dies etwas war, das das Augenmerk des Herrschers auf sie gelenkt hatte. Menschen der zweiten Rangstufe durften Eigentum besitzen und zahlten Steuern, während die Menschen der dritten Rangstufe weder Eigentum besitzen durften, noch Steuern zahlen konnten, waren sie doch Sklaven des Staates. Es war daher durchaus im Interesse der Provinzfürsten möglichst viele Menschen in die zweite Rangstufe zu erheben. „So wohnen fast alle hier.“

„Außer Schmieden“, erläuterte Atina: „Diese in einer Baumstadt unterzubringen, wäre fatal.“

„Wie viele leben hier im Schloss?“ erkundigte sich Sesshoumaru

„Oh, vielleicht dreißig. Aber das sind in der Regel Frauen der dritten Rangstufe. Zum Putzen.“ Sie klang verwundert, aber auch nervös.

„Ich sah auch so gut wie keine Männer.“

„In der Tat“, bestätigte die Fürstin. „Wenn spezielle Arbeiten anliegen, lassen wir sie kommen. Ich ..nun, ich habe es nicht so mit Menschen.“ Und, soweit sie gehört hatte, auch der Kronprinz nicht. Da würde er es doch verstehen.

Sesshoumaru schwieg auch dazu. Dann war es also nur Zufall gewesen, dass Myougas Informant diese fünf hier entdeckt hatte und sie lebten irgendwo in der Stadt. Nun, man konnte sie sicher finden, aber dann wäre dem Drahtzieher bekannt, dass er aufgefallen war. Das wäre unter Umständen auch verhängnisvoll, zumindest, solange man nicht wusste, was dieser plante. Und wer dahinter steckte. Er erhob sich: „Dann habe ich keine weiteren Fragen, Fürstin Atina. Fürst Nestor…“ Er ging.

Das Fürstenpaar blickte sich an: „Es ging also um die Einstufung“, sagte sie: „Aber ich denke, er wird nichts weiter unternehmen.“

„Ganz meine Meinung, meine Teure.“
 

Zurück in der Hauptstadt war der Kronprinz ein wenig überrascht, Kagomes Mutter in seinem Vorzimmer zu sehen. Sie lebte zwar seit gut zwei Wochen im Schloss bei seinem Vater, aber in der Regel verbrachte sie ihre Zeit in ihren eigenen Räumen. Und sie hatte ihn noch nie aufgesucht.

Sie verneigte sich höflich.

„Was gibt es?“

„Darf ich Euer Gnaden unter vier Augen sprechen?“

„Komm.“ War etwas mit Vater?

In seinem Arbeitszimmer setzte er sich: „Nun?“

„Ich bekam heute einen Brief von meiner Tochter Kagome. Darin befand sich dies.“ Sie reichte ihm ein Stück Papier.“

Er nahm es erstaunt, erkannte dann das Privatsiegel seines Halbbruders – und es war an ihn adressiert. So öffnete er es. Seit wann benutzte Inuyasha denn Umwege, um ihm etwas mitzuteilen?

„Bei Fürst Thersites waren zwei der grauen Männer. Ich belauschte sie. Sie meinten, ihr Herr hätte etwas mit dir zu schaffen. Ihre Befehle kamen aus Nara. Ich werde noch ein wenig hier bleiben, um zu sehen, wie viele dieser Kerle im 17. Bezirk herumgeistern. Kagome schreibt ihrer Mutter, so lege ich den Brief bei. Ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht weiterhin beobachtet werden.“

Seit wann dachte sein kleiner Bruder denn so gründlich nach, ehe er etwas tat? Nun gut, schon bei der Sache mit Naraku hatte er erkennen können, dass Inuyasha wohl langsam erwachsen wurde. Er blickte auf.

Die Menschenfrau sah höflich zu Boden. Trotz all seiner Bedenken, dass sein verehrter Vater wieder mit einem derartigen Geschöpf zusammenlebte, gestand er ihr Taktgefühl zu. Und sie war ebenso wie Kagome und Sango mutig genug gewesen, Naraku lang genug Widerstand entgegenzusetzen, bis Vater, er und Inuyasha, gekommen waren. „Hat Kagome etwas Besonderes geschrieben?“

„Nein, Euer Gnaden. Es liest sich wie ein harmloser Ferienbericht.“

„Du kannst gehen.“

Sie verneigte sich höflich, ehe sie das Arbeitszimmer verließ. Er warf noch einmal einen Blick auf den Brief seines Halbbruders. Jemand hatte mit ihm, Sesshoumaru, etwas zu schaffen? Da war wohl irgendwer lebensmüde.

Aber die Antwort auf einige der Fragen könnte in Nara, der Hauptstadt des 14. Bezirks, zu finden sein.
 

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Der Ausflug nach Volos brachte wohl nichts. Aber da Nara die Haupstadt des 14. Bezirks ist und das die Heimat der Dämonenjäger, dürfen Sango als der neue Harmost und Miroku wieder ran....
 

bye
 

hotep

Nara

4. In Nara
 

„Ich gratuliere dir, meine Liebe. Der erste weibliche Anführer der Dämonenjäger zu sein…“ Miroku lächelte: „Du gehst in die Geschichte ein.“ Sie saßen im Garten des Schlosses des Inu no Taishou.

„Danke.“ Aber Sango seufzte ein wenig: „Ich bin mir nur nicht sicher, ob es nicht doch noch Probleme geben wird. Eben, weil ich die erste Frau bin. Obwohl wir Dämonenjäger da ja immer schon anders waren. - Irgendwie wird mir auch das Reisen mit Inuyasha fehlen, die Abenteuer, die Jagd nach den primitiven Dämonen...“

„Ich werde an dich denken“, neckte er sie. Er selbst würde ja weiterhin für den Prinzen arbeiten.

„Oh, du…“ Sie brach ab: „Kohaku!“ Erfreut sprang sie auf.

Ihr Bruder kam heran: „Ich bin froh, dass du Harmost geworden bist“, meinte er: „Ich werde allerdings hier am Hofe bleiben.“

„Ja, so lautete der Befehl des mächtigen Inu no Taishou. - Wie geht es dir?“ Noch immer zeugte der Ausdruck in seinen Augen davon, dass er das Trauma bei weitem nicht überwunden hatte, wenn auch ohne Absicht den eigenen Vater getötet zu haben.

Er zuckte die Schultern: „Der Oberste Heiler, Chairon, meinte, dass es ein Weg der Besserung sei, dass ich jetzt weine, aber ich weiß nicht…Und er gibt mir immer so einen Saft, damit ich schlafen kann…“ Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme schwankte. Aber das war doch seine Schwester, da musste er sich nicht so zusammennehmen, wie sonst im Alltag.

Sie legte sofort den Arm um ihn: „Das wird nur die Zeit heilen können.“

„Vermutlich. – Ihr beide sollt mit mir kommen. Seine Gnaden möchte euch unverzüglich sehen.“
 

So knieten die beiden Dämonenjäger kurz darauf vor dem Kronprinzen.

Dieser sah auf: „Da du der neu gewählte Harmost der Dämonenjäger bist, Sango, wirst du wohl nach Nara reisen, zu einem Antrittsbesuch bei Fürst Notos.“ Er wartete ihr Nicken gar nicht ab: „Mein Halbbruder entdeckte im 17. Bezirk, dass die grau gekleideten Menschen, die euch dort überfallen haben, ihre Befehle von jemandem aus Nara erhalten. Findet heraus, ob Fürst Notos seine Hände im Spiel hat oder wer sonst.“

„Ja, Euer Gnaden.“ Sango antwortete, war sie doch nun im Rang höher als ihr Ehemann. Das war nur logisch. Der Antrittsbesuch des neuen Harmost war eine unauffällige Gelegenheit, sich dort umzusehen. „Darf ich Euer Gnaden noch eine Frage stellen?“ Eine derartige Bemerkung konnten sich nur wertvolle Mitarbeiter leisten.

„Nun?“

„Wenn wir solch grau gekleideten Menschen sehen, sollen wir weiter ermitteln oder Euer Gnaden unverzüglich informieren?“

„Kohaku soll euch begleiten. Er wird eure Botschaft zu mir bringen.“

Er hob ein wenig die Hand und beendete damit die Audienz.
 

So saßen die drei Menschen bald darauf im Haus von Miroku und Sango beisammen. Langsam meinte der Mönch:

„Inuyasha hat also im 17. Bezirk Verbindungen nach Nara entdeckt. Aber ich dachte, es sind schon Agenten des Nachrichtendienstes im 17. verschwunden. Hatte er soviel Glück?“

„Du meinst, es könnte auch eine falsche Fährte sein?“ fragte Sango: „Nun, das werden wir ja sehen. Aber ich denke, dass er schwerer zu täuschen ist, als ein …nun, ein menschlicher Agent. Außerdem wissen wir alle beide, dass Inuyasha ein Glückskind ist.“

„Sicher. Ich denke nur so: angeblich soll etwas im 17 Bezirk laufen, Myouga schickt Leute hin und die verschwinden spurlos. Das sieht für mich danach aus, als ob derjenige sie genau das hat finden lassen, was sie finden wollten, sie damit in eine Falle gelockt und vermutlich getötet hat.“

„Keiner, der einigermaßen bei Trost ist, bringt den Prinzen um,“ sagte Sango sofort: „Und wenn die Vermutung stimmt, dass die Grauen Teil einer Verschwörung sind, wäre der Drahtzieher verrückt, derart auf sich aufmerksam zu machen, nachdem er bislang alles so unauffällig gehalten hat. Bedenke, dass ohne den Überfall auf uns nichts bekannt geworden wäre. Hofrat Myouga, oder auch der Herrscher selbst, wüssten bis heute nicht, was im 17. Bezirk los ist….Aber in Einem hast du Recht: sie haben die Agenten das finden lassen, was sie wollten. Wir sollten aufpassen, dass es uns in Nara nicht ebenso ergeht.“

„Das meinte ich.“ Miroku sah sie an: „Wir sollten daher äußerst vorsichtig sein.“

Kohaku blickte von einem zum anderen. Er wusste, dass seine ältere Schwester jahrelang für den Prinzen gearbeitet hatte, Miroku ebenso, aber es war etwas anderes, bei einer solchen Einsatzbesprechung dabei zu sein. Langsam sagte er: „Wie wollt ihr vorsichtig sein? Du, verehrte Schwester, musst zu Fürst Notos, ihr werdet kaum Gelegenheit haben, euch in der Stadt umzusehen…“

„Genau das werden wir. Die meisten Leute in Nara halten Dämonenjäger für Leute aus der Provinz, die sich gern einmal eine große Stadt ansehen wollen.“ Sango lächelte: „Also, tun wir ihnen den Gefallen. Und wenn wir irgendwo Menschen in dieser Uniform entdecken, wirst du es unverzüglich dem Kronprinzen melden. Nimm dann Kirara. Wir beide werden sehen, dass wir herausfinden können, wer ihnen Befehle gibt. – Keine Sorge, wir haben das schon öfter so gemacht.“ Auch, wenn es bei Kaijinbou um ein Haar schief gegangen wäre, wäre nicht Inuyasha mit Kagome überraschend zu früh auf der Bildfläche erschienen. Aber sie wollte ihren kleinen Bruder nicht beunruhigen. Der arme Kerl hatte sowieso soviel zu tragen.
 

In Nara blieb Kohaku denn auch in dem zugewiesenen Gästezimmer, als Sango und Miroku zu dem offiziellen Empfang bei Fürst Notos gingen. Wie stets bei der Vorstellung des neuen Harmost handelte es sich um eine Audienz, bei der sich alles im Saal versammelt hatte, was in Nara, ja, im ganzen Bezirk, Rang und Namen hatte. Diesmal waren alle besonders gespannt. Ein weiblicher Harmost, so etwas hatte es noch nie gegeben.

Sango neigte formgewandt den Kopf vor Fürst Notos, während sich Miroku deutlich tiefer verbeugte. Sie war nun in gewisser Weise ebenfalls Regentin, wenn auch bloß über die Dämonenjäger und nur noch diesem Provinzfürsten und dem Herrscher selbst verantwortlich.

„Willkommen in Nara, Harmost“, grüßte der Fürst. Sein Haar war grau vom Alter, aber seine schwarzen Augen musterten interessiert den Körperbau, den der eng anliegende schwarze Jagdanzug Sangos betonte. Sie hätte sich gern festlicher gekleidet, aber ihr war gesagt worden, dass dies ihre neue Amtstracht sei. Miroku bemerkte eifersüchtig die Beobachtung, aber er konnte schlecht etwas sagen.

„Ich danke Euer Fürstlichen Gnaden für den freundlichen Empfang“, antwortete Sango höflich.

„Darf ich Euch meinen Sohn vorstellen? Prinz Dykrien.“

Sie sah zu dem Erbprinzen, ein wenig überrascht. Er mochte nur wenig älter als Inuyasha sein. Anscheinend war seinem Vater lange kein Nachfolger vergönnt gewesen. Als sie höflich den Kopf neigte, fiel ihr plötzlich auf, dass Dykrien unter dem langen Gewand, das er bei solchen höfischen Veranstaltungen trug, graue, eng anliegende Beinlinge oder gar Hosen anhatte. Graue Hosen? Und jemand in Nara gab Befehle? War es möglich, dass der Erbprinz selbst in die Verschwörung verstrickt war? Aber sie sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.

Dykrien sagte freundlich: „Willkommen, Harmost, in der Tat. Und ich bin entzückt, dass die Kampfkunst der Dämonenjäger nicht die Anmut ihrer Frauen beeinträchtigt.“ Er warf Miroku einen raschen Blick zu. Dessen argwöhnische Miene ließ ihn flüchtig schmunzeln. Ach ja, das war ja wohl der Ehemann.

„Welch reizendes Kompliment, Exzellenz…“ Sango lächelte den Erbprinzen an.
 

Der weitere Verlauf des Abends entpuppte sich für Miroku als ungemein schwierig. Der Thronfolger machte Sango unverhohlen Avancen, tanzte mit ihr und sie ging darauf ein. Der Mönch konnte seine Eifersucht nur mühsam im Zaum halten. Dies gelang ihm allerdings umso leichter, als er endlich die Ursache für das ungewöhnliche Verhalten seiner frischgebackenen Ehefrau entdeckte – Dykrien trug graue, eng anliegende Kleidung unter seiner offiziellen. Natürlich. Das war dann die unauffälligste Methode, ihren Auftrag zu erfüllen. Sango war viel zu sehr Profi, um nicht eine derartige Chance nutzen zu wollen und zu können.

„Macht Euch keine Gedanken, es ist nur ein Spiel“, sagte jemand leise hinter ihm.

Er drehte sich um und verneigte sich eilig vor dem Fürsten.

„Wir waren alle überrascht, dass der neue Harmost eine Frau ist, noch dazu eine so junge. Aber sie ist ja die Tochter des verstorbenen. Und ich hörte, es habe da einen Zwischenfall gegeben, der Herrscher selbst eingegriffen. – Ihr seid ein Mönch. Darf ich Euch eine Frage stellen? Mönche dürfen also heiraten?“

„Einige, ja, Fürstliche Gnaden. Das hängt von den einzelnen Glaubensrichtungen ab.“

„Mein Sohn hat sich einer Richtung zugewandt, die ich nicht genau einordnen kann. Aber er versprach mir, dass ihn dies nicht daran hindern wird, zu heiraten.“

Miroku war ein wenig überrascht. Machte sich der Fürst solche Sorgen, dass er mit einem ihm völlig Unbekannten über seinen Sohn sprach? „Nun, das wird dann auch der Fall sein, Fürstliche Gnaden.“ Also waren diese grauen Menschenmänner doch eine religiöse Orientierung? „Es entstehen immer wieder neue Richtungen.“ Ob er solcherart auch Hinweise erhalten konnte?

„Nun, dessen bin ich mir bewusst.“ Der Provinzfürst überlegte kurz, ehe er nickte, und weiterging.

Schade, dachte der Mönch, aber er konnte schlecht nachhaken. Hoffentlich bekam Sango mehr heraus.
 

Nach dem Empfang gingen sie zurück in ihr Zimmer. Kohaku erwartete sie neugierig.

So meinte seine Schwester leise: „Hast du den Raum untersucht?“ Abgehört zu werden war durchaus möglich.

„Ja. Nichts. – Wie war es beim Fürsten?“

„Der Prinz tändelte mit mir herum. Er sah es wohl als nettes Spiel. Aber er trägt graue Kleidung. Soweit er mir andeutete, ist er seit einiger Zeit Mitglied einer Vereinigung. Aber er sagte nichts Genaues dazu. Nur bekommt er anscheinend Anweisungen – was ein Erbprinz eines Bezirkes nur von seinem Vater erhalten sollte. Das wird Sessh…Seine Gnaden interessieren. Wir machen morgen noch eine Stadtbesichtigung. Danach fliegst du zurück.“ Sie sah zu ihrem Mann: „Hast du etwas herausgefunden? Ich sah, dass du dich mit Fürst Notos unterhalten hast.“

„Nicht viel. Er meinte nur, dass der Prinz zu einer neuen Glaubensrichtung gehörte, aber er habe ihm gesagt, dass er heiraten dürfe.“ Der Mönch dachte kurz nach: „Nein, um korrekt zu sein, sagte er nur, er habe sich einer neuen Richtung zugewandt. Das muss nicht zwingend ein Orden sein. Aber das überlassen wir besser Seiner Gnaden oder dem Herrscher selbst. An einem Provinzfürsten oder -erben können sich einfache Leute wie wir leicht die Finger verbrennen.“

„Ja.“ Sango dachte nach: „Außerdem…“ Sie brach ab.

Kohaku hatte ebenfalls begriffen: „Wenn da jemand sogar einen Erbprinzen überzeugen kann, für ihn zu arbeiten, muss er recht überlegen sein, oder? Ich meine, was kann man einem Prinzen schon anbieten? Macht und Reichtum wird er sowieso bekommen…“

„Da hast du Recht.“ Miroku nickte: „Umso wichtiger, dass du zurück fliegst und Bericht erstattest. Sehen wir mal, was wir morgen in der Stadt noch in Erfahrung bringen können.“
 

Die Stadt Nara war eindeutig künstlich, nach einem bestimmten Plan, angelegt. Das Stadtbild wies erstaunlich gerade Strassen auf, die sich in regelmäßigen Abständen kreuzten. Und das Schloss des Fürsten befand sich im Mittelpunkt der gesamten Anlage.

Sango, Miroku und Kohaku ließen sich mehr oder weniger ziellos durch die Menschen und Dämonen treiben, die die Strassen bevölkerten, als dem Jungen auffiel, dass sie in immer einsamere, abgelegenere Gegenden der Stadt wanderten

„Äh, verehrte Schwester….“ begann Kohaku: „Dies ist eine Strasse, die nur dort zur Begräbnisstätte führt….“

„Ich weiß“, erwiderte Sango.

„Wir wollen sehen, ob sie uns auch hierher folgen“, ergänzte Miroku, um eilig fortzufahren: „Nicht umdrehen!“

„Wer?“ fragte der junge Dämonenjäger, folgte aber dem Rat und wandte sich nicht um, auch, wenn er ein sehr eigenartiges Gefühl im Kreuz bekam.

„Vier junge Menschenmänner in diesen Uniformen“, erklärte seine Schwester: „Du musst besser immer wissen, wer hinter dir ist, wenn du auf einer solchen Mission bist. – Miroku...“

Dieser war schon dabei, den Arm um sie zu legen. Kohaku stellte fest, dass bei beiden wirklich ein eingespieltes Team waren. Während dieser unauffälligen Geste war es dem Mönch möglich, einen Blick zurück zu werfen.

„Ja, sie folgen uns noch immer“, bestätigte er. „Und sie holen auf. Das gilt eindeutig wieder uns. Einer trägt einen Spieß, die anderen keine Waffen...oder höchstens Dolche.“

Sango dachte kurz nach: „Nur einer mit einer Distanzwaffe…Kohaku, den übernimmst du, mit deiner Sichel, gleich, sobald sie wirklich angreifen.“

Der Junge zuckte zusammen. Seit er mit dieser Sichel seinen eigenen Vater, wenn auch aus Versehen, getötet hatte, war er alles andere als begeistert, wenn er sie gebrauchen sollte.

Seine Schwester wusste dies und erklärte behutsam: „Vier bewaffnete Männer verfolgen uns. Wir sollten nicht nachlässig sein. Immerhin sind schon einige Agenten im Auftrag des Inu no Taishou verschwunden. Wir müssen nicht die Nummern Sechs bis Acht auf der Vermisstenliste werden.“

„Ich...ich habe verstanden, verehrte Schwester. Du kannst dich auf mich verlassen.“ Außerdem war sie nun der Harmost, der Befehlshaber aller Dämonenjäger, und seine strikt militärische Erziehung hätte nie zugelassen, dass er diesen im Stich ließ.

„Sie kommen!“

Mirokus Warnung bewirkte, dass sich die drei Überfallenen umdrehten. Hier waren keine anderen Menschen oder Dämonen mehr zu sehen. Überdies war der Weg rechts und links dicht bewachsen, so abgeschirmt gegen einen zufälligen Beobachter. Die vier Menschenmänner hatten ihren Göttern im Stillen dafür gedankt, dass ihre Opfer so leichtsinnig waren.

Als nun, fast als erstes der Junge eine Sichel an einer Kette auf sie zufliegen ließ, ahnten sie bereits, dass die Sache nicht so einfach werden würde, wie gedacht. Kohaku war gut ausgebildet worden und trotz seiner Erinnerung, wie er mit dieser Waffe seinen eigenen Vater aus Versehen getötet hatte, traf er präzise den Arm desjenigen, der den Spieß trug, ihn nun mit einem Schmerzensschrei fallen ließ. Unterdessen hatten die anderen Messer, oder eher Dolche, aus ihren Gewändern gezogen. Ganz eindeutig war das ein Überfall.

Kohaku fing seine Waffe mit Hilfe der daran befestigten Kette wieder auf. Sollte er nun seiner Schwester helfen? Aber Sango trug ihr Schwert – und er war mit derjenige, der am besten abschätzen konnte, wie fähig sie damit umgehen konnte, auch wenn sie den überdimensionierten Bumerang mehr liebte. Aber diesen hatte sie nicht zu einem offiziellen Antrittsbesuch mitnehmen können und wollen.

So drehte er den Kopf, um seinen Schwager zu unterstützen, auf den jetzt zwei der Männer zuliefen. Wieder war der als Priester oder Mönch das Ziel des Überfalls. Zur Überraschung des Jungen wickelte Miroku eilig die Bannkette von seiner Hand, streckte diese seinen Angreifern entgegen. Der junge Dämonenjäger erkannte erstaunt, dass sich dort ein schwarzes Loch befand, dessen Sog so groß war, dass die zwei Männer förmlich von den Beinen gerissen wurden und auf die ausgestreckte Hand zuflogen. Im gleichen Moment wickelte der Mönch die Kette wieder um. Der Sog verschwand augenblicklich, als ob es ihn nie gegeben hätte und die beiden fielen wie Steine zu Boden. Im nächsten Augenblick war Miroku über ihnen und schlug mit der Faust zu.

Kohaku wandte den Kopf, um wieder nach seiner Schwester zu sehen. Diese hatte einen der Angreifer getötet und kämpfte nun gegen den Mann, der zuvor den Spieß getragen hatte. Trotz seiner Verletzung des Waffenarms hatte er nicht aufgegeben. Sollte er ihr helfen? Der Mann schien auch mit einem Dolch in der linken Hand sehr gut umgehen zu können – auch, wenn die Klinge gerade um Zentimeter an Sangos Rippen vorbei schoss. Diese drehte ihr Schwert etwas, ehe sie es in die Brust des Mannes stieß.

„Alles in Ordnung?“ Sie wandte sich zu ihrem Ehemann um.

Miroku nickte, froh, dass seine besondere, angeborene Fähigkeit, die ihn auch an den Hof gebracht hatte, mal wieder nützlich gewesen war: „Die zwei hier schlafen. Oder, nein. Bei dem hier war ich zu fest. Ich habe ihm das Genick gebrochen. Er ist tot.“

„Das sind die zwei hier auch.“ Sie schob ihr Schwert zurück. „Vielleicht spricht es sich bei den anderen herum, dass solche Überfälle auf Mitbürger auch für die Angreifer ein gewisses Risiko beinhalten. Nicht jeder Priester kann so gut kämpfen wie du.“

„Das klingt hart“, sagte Kohaku unwillkürlich.

Sie sah zu ihm: „Schon, aber stell dir doch vor, was passiert wäre, wenn sie meinetwegen drei Mönche oder Priester überfallen hätten, die sich nicht zur Wehr setzen konnten? Wobei immer noch die Frage ist, warum sie Geistliche attackieren.“

„Ja.“ Der Junge blickte unwillkürlich zu den regungslosen Gestalten hinter seinem Schwager – und erschrak. Noch ehe er selbst ganz erfasst hatte, was geschah, hatte er seine Sichel in der Hand und warf.

Miroku fuhr alarmiert herum und erkannte, dass der überlebende Mann ein Messer in der Hand hielt. Jetzt hatte ihn Kohakus Sichel schwer verletzt.

„Er...er wollte das Messer werfen…“ brachte dieser hervor.

„Danke“, meinte der Mönch ehrlich: „Ich hätte es nicht bemerkt.“ Er bückte sich, um die Sichel aus der Brust des Verletzten zu ziehen. Langjährige Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man eine Waffe immer bei der Hand haben sollte, selbst, wenn es dadurch dem Opfer womöglich schlechter ging. Aber er fragte doch: „Was soll das? Warum greift ihr mich einfach an?“

„Im Namen ..des Prinzen…“ brachte der Mann noch heraus, ehe sein Kopf beiseite fiel.

„Im Namen des Prinzen?“ Miroku richtete sich abrupt auf und sah zu Sango: „Das wird jetzt eindeutig zu heiß für uns.“

Sie nickte: „Kohaku, du musst sofort den Kronprinzen informieren!“
 

Die scheinbar alterlose, dunkelhaarige Dämonin lehnte nachlässig an einer Säule, die das Dach des Hauses abstützte, als ein grau gekleideter Menschenmann hereinkam, sich verneigte, ehe er niederkniete.

Sie richtete sich auf: „Was gibt es?“

„Vier meiner Männer haben einen Fehler begangen und sind tot.“

„Wie ist das passiert?“

„Sie wollten wohl einen Priester überfallen…“

„Hast du den Befehl etwa nicht weitergegeben?“ Das klang scharf.

Der Mann zuckte zusammen, wusste er doch, was geschah, wenn sie zornig wurde: „Doch, Herrin, despoina Alekto. Sie...sie waren wohl übereifrig.“ Das klang dumm genug.

„Hat der Priester sie getötet?“ Das wäre zumindest ungewöhnlich. Geistliche kämpften in der Regel nicht körperlich.

„Es handelte sich um einen Mönch, der der Ehemann des neuen Harmost der Dämonenjäger ist. Er war in ihrer Begleitung und der eines weiteren Jägers. Sie haben die Vier anscheinend ohne nennenswerte Probleme zu Hackfleisch verarbeitet…“

Sie nickte. Zwei ausgebildete Dämonenjäger waren natürlich vier einfach gestrickten Schlägern überlegen Und das waren wohl wirklich Menschen gewesen, auf die sie leichten Herzens verzichten konnte. Das war einer der Vorteile, wenn man mit Menschen arbeitete. „Nun, vier Idioten weniger. Aber, woher weißt du das, wenn sie starben?“

„Der Harmost…sie beschwerte sich umgehend bei Fürst Notos. Wie es natürlich die Regel ist. Sie ist sein Gast.“

„Ich verstehe. – Oh, der neue Harmost ist eine Frau? Wie amüsant. – Wiederhole es noch einmal: nicht alle Priester unterstützen die ehrlosen Tat des Inu no Taishou. Niemand greift sie einstweilen mehr an. Es ist wichtiger, dass alle sich nun an ihren befohlenen Positionen befinden, niemand mehr Einzelgänge unternimmt. Der gesamte Plan nähert sich der Ausführung, auf die wir so lange hingearbeitet haben. Jeder, der ab nun einen Fehler begeht, gefährdet alles. Das kann und werde ich im Namen des Prinzen nicht zulassen. Gib das weiter.“ Und sie brauchte diese Ablenkungsmanöver nicht mehr. Wie hilfsbereit diese jungen Menschenmänner, oder auch dieser Dykrien, gewesen waren, wie bemüht, die Ehre einer armen, verstoßenen Dämonin wieder herzustellen…

„Ja, Herrin. Weitere Anweisungen?“

„Es wird Zeit, dass wir den ersten Schlag führen. Sage den Donnerbrüdern, dass sie etwas für ihr Geld tun sollen. Sie kennen ihr Ziel bereits.“

„Ja, despoina Alekto.“ Der Menschenmann verneigte sich nochmals, ehe er ging.

Alekto lächelte sanft. „Der erste Schlag“, murmelte sie: „Mein lieber Inu no Taishou. Wie viele wirst du benötigen, bis du dich unter den Schmerzen krümmst?“
 

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Da hat jemand den finalen Schlag vor...? Oder?
 

bye
 

hotep
 


 

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Besprechungen

Alekto hat etwas gegen den Inu no Taishou, in der Tat. Und ihr Auftrag an die Donnerbrüder soll diesen schwer treffen.

Doch die Gegenseite ahnt etwas...
 

5. Besprechungen
 

Inuyasha sah zu Kagome. Sie saßen essend auf einem großen Felsblock am Strand des 17. Bezirks. „Ich hoffe mal, deine Mutter hat das meinem, ach so lieben, Halbbruder weitergegeben.“

„Natürlich!“ Sie klang etwas empört, meinte dann aber ruhiger: „Ich weiß ja, dass du ihn nicht so magst, aber er hat nun einmal von eurem Vater die Leitung übertragen bekommen, was diese grauen Männer angeht.“

„Ich weiß. Das ist es ja nicht. Aber ich hätte ihm normalerweise einfach so einen Boten geschickt.“

„Wir wurden schon im Schloss von Fürst Thersites überwacht….“

„Ich bin deinem Vorschlag ja gefolgt, oder?“

„Ja, Euer Durchlaucht, “ betonte sie. Doch, das hatte er gemacht, allerdings maulte er nun dauernd darüber. „Was wolltest du eigentlich hier auf dem Felsen? Der Sand dort, oder noch besser das Wäldchen dahinten, wären bequemer für ein Picknick.“

„Ich wollte reden. Und hier sieht man jeden, der zuhören will, von weitem kommen.“

„Oh, das stimmt.“ Er war also doch nicht unvorsichtig. „Wir haben aber noch nicht viel herausgefunden, oder? Zwei dieser Grauen am Hofe von Fürst Thersites…und einige haben wir in den Dörfern gesehen.“

„Einige, ja. Das waren über dreißig! Das ist viel, wenn man bedenkt, dass die Provinzfürsten nur eine Schlosswache von maximal fünfzig Kriegern haben dürfen, und Vaters Heer insgesamt nur dreihundert Dämonenkrieger besitzt.“

„So gesehen….Aber ich denke nicht, dass Fürst Thersites sie angeheuert hat.“

„Keh! Der würde dreißig Ordensmitglieder nur erkennen, wenn sie sich ihm persönlich vorstellen.“

„Du magst ihn nicht.“

„Auch“, gab er zu: „Aber…Moment mal. Das könnte der Grund sein, warum sie sich ausgerechnet hier in dieser Anzahl tummeln. Wir sollten zurück in die Hauptstadt. Vielleicht wissen die dort etwas Neues.“

„Ja.“ Sie dachte nach. Die Zweisamkeit mit dem Prinzen – zumal seine ehrliche Begeisterung für ihre anfängerhaften Kochversuche - verleitete sie dazu, gern zu vergessen, wer er war, aber ihr war klar, dass sie das besser nicht sollte. Obwohl sie schon zu hoffen wagte, dass das Verhältnis ihrer Mutter mit seinem Vater sie vor allzu scharfen Strafen schützen würde. „Aber ich verstehe das nicht ganz. Diese seltsamen grauen Männer sind unbewaffnet. Und viele leben nun wirklich auf dem flachen Lande. Schön, zwei waren am Hofe des Fürsten, aber das ergibt doch alles keinen Sinn.“

„Wenn wir aufgegessen haben, machen wir uns auf den Rückweg. Mal sehen, ob Miroku und Sango mehr wissen. Obwohl, die dürften anderweitig beschäftigt sein.“

„Wieso?“

„Wenn ich mich recht erinnere, müsste der neue Harmost gewählt worden sein. Vater schlug doch Sango vor. Und die Dämonenjäger werden sich da dran gehalten haben.“

„Ja, sicher.“ Der Wunsch des Herrschers war schließlich nur ein verhüllter Befehl.
 

Sesshoumaru begab sich zu den Amtsräumen seines Vaters. Wie immer musste der Kronprinz nicht lange warten, ehe er vorgelassen wurde. Er verneigte sich.

„Du hast neue Berichte erhalten?“ erkundigte sich der Inu no Taishou: „Über diese grau gekleideten Menschen?“

„Ja, verehrter Vater.“

„Nimm Platz. Aber ehe du berichtest, warte einen Moment. Inuyasha ist zurück.“

Sein Ältester wurde sich bewusst, dass er noch vor wenigen Monaten nicht im Traum daran gedacht hätte, Staatsgeschäfte mit seinem Halbbruder zu besprechen. Aber dieser hatte während der Naraku-Affäre doch gezeigt, dass er langsam erwachsen wurde. „Ihr habt ihn zu Euch befohlen?“

„Ja.“

So warteten die beiden Hundedämonen schweigend, bis der jüngere Prinz das Arbeitszimmer betrat, den Kopf neigte, nicht weiter verwundert, dass auch Sesshoumaru anwesend war.

„Schön, dass du wieder zurück bist, Inuyasha“, sagte sein Vater. „Gibt es Neues über diese grau gekleideten Menschen, bevor Sesshoumaru zusammenfasst?“

„Wie man es nimmt.“ Der Habdämon setzte sich: „Wie schon Sango und Miroku feststellten, laufen da einige von denen im 17. Bezirk herum. Ich habe dreißig gezählt, alle unbewaffnet, allerdings.“

„Dreißig“, wiederholte der Inu no Taishou: „Und Fürst Thersites?“

„Ich bin sicher, er hat nicht einmal bemerkt, dass zwei von ihnen an seinem Hof sind. Ich meine, wer denkt auch daran, dass so eine neue Kleidung irgendetwas zu bedeuten hat.“

„Da hast du Recht, mein kleiner Bruder.“ Der Kronprinz blickte zu seinem Vater, unwillkürlich mit dem Gedanken, dass er auch diesen Satz noch vor Monaten nie gesagt hätte: „Ich habe Myouga angewiesen, nachzuforschen, an welchen Höfen der Provinzfürsten noch derartige Menschen aufgetaucht sind. Sicher ist es bei Fürst Thersites im 17., bei Nestor und Atina im 9. und bei Fürst Notos im 14. Inuyashas Dämonenjäger waren dort, da Sango sich als neuer Harmost vorstellte. Dabei wurden sie erneut überfallen.“

„Ist ihnen etwas passiert?“ fragte der jüngere Prinz sofort.

„Deinen Jägern? Nein. Die anderen sind tot. Sango beschwerte sich bei Fürst Notos, um nicht zu erkennen zu geben, dass sie im Auftrag bei ihm waren. Darum reiste sie jetzt auch in die Dämonenjägerdörfer. – Erbprinz Dykrien trägt ebenfalls diese graue Kleidung.“

Der Herrscher richtete sich auf: „Der Erbprinz? Das ist allerdings beunruhigend.“

„Das ist doch Blödsinn!“ entfuhr es Inuyasha. Und da ihn Vater und Bruder prompt tadelnd ansahen: „Äh, nicht das, was ihr gesagt habt. Ich meine, Dykrien wird mal Provinzfürst, den kann man doch nicht einfach bestechen. Dann ist das doch nur ein Orden?“

„Auch in diesem Fall wäre es bedenklich“, erklärte der Inu no Taishou: „Provinzfürsten sollten unabhängig sein. Überdies ist Dykrien dann der erste Dämon, von dem wir wissen, dass er sich dieser Vereinigung angeschlossen hat. Wer weiß, wer noch.“

„Bislang kennen wir niemand anderem“, erwiderte der Kronprinz: „Aber das besagt nichts. Ohne den Überfall auf die Dämonenjäger wüssten wir nicht einmal, dass eine graue Kleidung bei Menschen auf eine Vereinigung hindeutet. Wie Inuyasha sagte: keiner der Provinzfürsten denkt sich etwas dabei, wenn zwei oder fünf Menschen an seinem Hof eine neue Mode tragen. Es ist beunruhigend, dass jemand eine derartige Vereinigung unter den Menschen der zweiten Rangstufe aufbauen konnte, ohne dass es unser …Euer Nachrichtendienst bemerkte. Wir wissen nicht, was der Drahtzieher vorhat. Aber die Tatsache, dass er sich an einen Erben wie Dykrien heranmachte, deutet darauf hin, dass er Größeres plant.“

„So ist es.“ Der Herrscher sah zwischen seinen beiden Söhnen hin und her: „Ich gehe nicht davon aus, dass er aufhören wird. Er hat von langer Hand etwas geplant. Und er weiß nicht, das hoffe ich, dass wir von der Existenz seiner Verschwörung wissen. Denn dass es sich um eine handelt, bin ich sicher. Welches Ziel er hat…nun, ich nehme an, dass es offensichtlich ist.“

„In der Tat.“ Der Kronprinz blickte ihn an: „Wenn Myouga herausfindet, dass derartige Menschen in allen Provinzen an den Höfen sind, handelt es sich um eine groß angelegte Überwachungsaktion aller Provinzfürsten. Und das kann nur zum Ziel haben, gegen Euch vorzugehen, verehrter Vater. Sind es nur einige Höfe…dann müssten wir aufklären, was diese gemeinsam haben. Aber das ändert nichts am Ziel.“

„Wer sollte denn so dumm sein, gegen Vater vorzugehen?“ fragte Inuyasha sofort. „Na ja, schön, ich gebe zu, dass das Ganze danach aussieht…aber kann es nicht sein, dass wir durch die ganze Sache mit Naraku einfach Gespenster sehen?“

„Es wäre möglich“, gab der Herrscher zu: „Aber wenn wir aus der Naraku-Affäre etwas gelernt haben, doch das, dass wir Merkwürdigkeiten nachgehen müssen. Es ist spät geworden, meine Söhne. Treffen wir uns morgen erneut zu einer Besprechung. Unter Umständen hat Myouga bereits etwas herausfinden können, das uns weiterhilft.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür und sein Sekretär blickte herein: „Ich bitte um Vergebung, Hoheit…“

„Etwas Wichtiges.“ Nur dann würde er sich erdreisten, eine Besprechung zu stören.

„Ja, Hoheit. Ein…ein Bote aus dem 18. Bezirk!“

„Lass ihn herein.“ Den 18. Bezirk hatte er Masaki zugewiesen, einem langjährigen Berater und Weggefährten. Der Fuchsdämon sollte die Provinz wieder in Ordnung bringen, nachdem Naraku dort Fürst gewesen war. Was wollte Masaki nun?

Der Bote, ein Dämon, kam herein und verneigte sich tief, ehe er sich niederkniete.

„Was gibt es?“

„Hoheit...Hoheit…“ Der Mann würgte etwas.

Jeder der drei Familienangehörigen witterte seine Angst. So sagte der Inu no Taishou: „Ein Bote kann nichts für seinen Auftrag.“

„Danke, Hoheit…ich…Es...Fürst Masaki ist ermordet worden. Sein Sohn, Prinz Shippou, wurde entführt.“

Für einen Augenblick herrschte Stille, dann sprang Inuyasha auf: „Shippou? Masaki? Welcher Idiot hat es gewagt…?“

„Moment, mein ungestümer Sohn.“ Der Inu no Taishou musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. Ein Attentat auf einen Provinzfürsten war noch nie vorgekommen, seit er an der Macht war. Und dazu noch auf Masaki, einen wirklich langjährigen…ja, Freund. „Weißt man wer es war?“

„Nein, Hoheit…Ich…der Kanzler sandte mich zu Eurer Hoheit…“ Der Bote war froh, noch am Leben zu sein. Schlechte Nachrichten zu überbringen war manchmal tödlich.

„Ich verstehe. Inuyasha, das überlasse ich dir. Nimm Kagome mit und sieh zu, dass du Shippou retten kannst. Bote, du gehst mit Seiner Durchlaucht und berichtest unterwegs, was du sonst noch alles weißt.“ Als er mit Sesshoumaru allein war, fuhr er fort: „Er wird sicher versuchen, was er kann, denn er mag Shippou. Aber dies war eindeutig ein wohl gezielter Schlag. Fragt sich, warum sie Masaki gewählt hatten. Weil er am kürzesten Fürst war? Oder weil jemand wusste, dass ich ihn mochte?“

Der Kronprinz nickte ein wenig. Er kannte seinen Vater gut genug, um zu wissen, dass die Ermordung seines treuen Wegbegleiters ihn schmerzte. „Falls Shippou auch ermordet wird, werdet Ihr einen neuen Fürsten einsetzen. Normalerweise würde ich sagen, dass sich der Täter Hoffnungen macht, ernannt zu werden. Aber da wir von einer Verschwörung wissen, liegt es nahe, dass die daran beteiligt ist. Zwei unabhängig voneinander operierende Gruppierungen wären zuviel.“

„In der Tat. Ich werde Myouga benachrichtigen. Er soll alle verfügbaren Leute auf die Spur der grau gekleideten Menschen setzen. Was auch immer der Gegner plant – er scheint in der ersten Stufe der Umsetzung seines Planes angekommen zu sein. Geh nun. Myouga soll dir dann Bericht erstatten.“

„Wie Ihr wünscht, verehrter Vater. – Masaki war ein sehr fähiger Dämon.“ Er erhob sich. Mehr als Trost hätte er nicht sagen können.
 

Der Herrscher betrat das Zimmer seiner Lebensgefährtin. Kagomes Mutter sah von ihrer Handarbeit auf. Sie war mittlerweile einigermaßen mit seinen Stimmungen vertraut. Als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte, auch, dass er zum Fenster ging und hinausblickte, meinte sie leise:

„Es ist etwas Schlimmes geschehen?“

„Ja.“ Er drehte sich nicht um: „Mord an Fürst Masaki. Ich hatte ihn erst vor kurzem ernannt, davor war er mein Berater seit…oh, seit fast undenklichen Zeiten. Wir kannten uns schon, als ich noch nicht der Herrscher war.“

„So vermisst Ihr nun einen Freund.“ Sie klang mitfühlend.

„Ja.“ Er atmete tief ein. Ihr Geruch war so friedlich und beruhigte sein aufgewühltes Gemüt etwas. So drehte er sich um und ließ sich neben ihr nieder: „Es gab schon sehr, sehr lange keine Mordanschläge auf Provinzfürsten mehr. Ich fühle mich ein wenig schuldig. Hätte ich Masaki nicht ernannt, wäre er nicht tot. Und die Götter wissen, was die Verbrecher mit Shippou vorhaben. Sie haben ihn entführt.“

„Den Kleinen?“ Sie kannte ihn aus Erzählungen von Kikyou und Kagome, da er bei Inuyasha gearbeitet hatte, ehe sein Vater Fürst wurde. „Das ist sehr…ja, gemein.“

„Ja.“ Er bettete den Kopf auf ihren Schoss, suchte Ruhe in ihrer Witterung.

Ohne weitere Frage legte sie den Arm um seine Schultern. Sie wusste, dass er versuchte, sich so zu entspannen, zu beruhigen. Aus irgendeinem Grund war sie die Einzige, bei der er dies konnte, es ihm gelang, die Bürde seines Amtes zu vergessen.

Der Inu no Taishou drehte sich etwas in ihrem Arm und schmiegte sich an sie wie ein müdes Kind. „Ein unsichtbarer Gegner“, murmelte er: „Eine Verschwörung und ein Mord. Was plant er als nächstes….“

„Was auch immer jemand plant – Ihr habt Eure Familie, Eure Freunde. Ihr seid nicht allein. Und wer auch immer mit Versprechungen oder Drohungen Menschen und Dämonen hinter sich brachte – er wird daran scheitern.“ Sie sah lächelnd auf ihn nieder. Ihr war klar, dass es ein unschätzbares Privileg war, den mächtigen Herrn über alle Lebewesen des Reiches so weich zu erblicken. Und noch vor einem halben Jahr hätte sie nie geglaubt, dass er das je sei. Sein Bild in der Öffentlichkeit war ganz anders, als das Gesicht, das er ihr zeigte, oder auch seinen Söhnen, seinen engsten Mitarbeitern.

„Hoffentlich hast du Recht…“Er atmete erneut tief durch: „Ich habe Inuyasha geschickt, um Shippou zu retten.“

„Er wird sein Bestes geben. Ist Kagome bei ihm?“

„Ja. Sie scheinen recht gute Partner zu sein.“ Er sah mit einem Lächeln zu ihr auf: „Das scheint in der Familie zu liegen….“

Sie fragte nicht, in welcher.
 

Inuyasha hatte sich von dem Boten alles sagen lassen, was dieser wusste. Aber eigentlich war es einfach. Der Fürst und sein Sohn waren zu einem kleinen Familienausflug aufgebrochen, da der Fuchsdämon Shippou ein wenig den 18. Bezirk zeigen wollte. Sie hatten nur zwei oder drei Dämonenkrieger der ersten Rangstufe als Wachen dabei gehabt. Ein Attentat hatte es seit buchstäblichen Ewigkeiten nicht mehr gegeben. Als sie nicht zurückkehrten, wurde nachgesucht. Man fand Masaki und die Krieger tot, verbrannt von einer mächtigen Energie. Der Erbprinz war verschwunden.

„Der Kanzler schickte mich sofort los, um den mächtigen Inu no Taishou von dem Mord in Kenntnis zu setzen, Euer Durchlaucht.“

„Wo war der Überfall?“ Sie flogen auf zwei Drachen. Inuyasha hatte keine Zeit verschwenden wollen. Wer wusste schon, was die Entführer mit dem armen Shippou anstellen wollten?

„Ich führe Euch soeben an die Stelle, Durchlaucht.“ Der Bote war erleichtert, dass die Herrscherfamilie anscheinend sehr wohl zu unterscheiden wusste, wann wer für was verantwortlich war. Es war kaum zu übersehen, dass der jüngere Prinz mehr als verärgert war. Die junge Priesterin, die hinter ihm auf dem Drachen saß, schien auch sehr besorgt. Anscheinend kannten sie Shippou.

„Na, toll.“

„Dort vorne. Man hat die Leichen wohl schon weggeschafft.“

Mit einem gewaltigen Satz sprang der Prinz von dem fliegenden Drachen und landete neben der schwarz verkohlten Stelle. „Das sieht ja aus, als ob ein ganzes Gewitter eingeschlagen wäre…“ murmelte er: „He, Kagome, kannst du etwas wahrnehmen?“

„Nein“, gab sie zurück, während sie froh war, dass Inuyasha nicht ohne Drachenreiter fliegen konnte, sonst wäre sie mutterseelenallein auf dem Drachen gewesen, und ohne Ahnung, wie man den lenkte. So wurde sie allerdings zu ihm geflogen. Er war einfach zu impulsiv.

Als sie abgestiegen war und zu ihm lief, fuhr sie fort: „Ich kann nur spüren, dass hier Dämonen waren, sehr viel dämonische Energie, aber das wirst du auch wissen…Ihr wissen, Euer Durchlaucht,“ fiel sie eilig in die offizielle Anrede, da der Bote herankam.

„Ja. - Ihr könnt die Drachen zurückfliegen!“ Der Prinz drehte sich wieder um: „Also, eigentlich würde ich sagen, dass hier ein Blitz eingeschlagen hat. Eine wahnsinnige Hitze muss das gewesen sein. Nun gut, Dämonen der ersten Rangstufe sind nicht so einfach umzulegen. Das müsste eigentlich auch jemand dieser Klasse sein. Hm…“ Er witterte: „Shippou war da, ja. Und dann? Da sind zwei weitere Spuren. Zwei Dämonen der ersten Rangstufe, würde ich sagen.“ Er ging abseits: „Mist! Hier hört eine der Spuren auf. Als ob sich der Kerl in Luft aufgelöst hätte.“

„Vielleicht kann er fliegen?“ schlug Kagome vor.

„Ja, das wäre möglich. Und Shippous Witterung endet hier auch…Der andere ist weitergegangen...“

„Äh, vergebt, Euer Durchlaucht...“ Der Bote zögerte. Man sprach eigentlich keinen der Prinzen einfach so an.

„Was ist?“ knurrte der auch ungnädig.

„Ich…Euer Durchlaucht sagt, hier wären zwei Fremde gewesen, Dämonen der ersten Klasse und ein Blitz?“

„Ja. Und?“ Er wusste doch, was er eben gesagt hatte.

Der Bote beeilte sich zu erklären: „In dieser Gegend, also, weiter im Norden, am Ende des Bezirkes, leben zwei Brüder, die man die Donnerbrüder nennt.“

„Ah, und wo genau? Dann kann man die ja mal fragen, ob sie wissen, was hier passiert ist.“ Er legte die Finger bedeutungsvoll um den Griff seines Schwertes.

„Ich…ich weiß es nicht genau, Euer Durchlaucht. Eben nach Norden.“

„Na schön. Das wird sich herausfinden lassen. Gehe zum Schloss. Ich will ein paar Krieger da haben.“

„Ja, Euer Durchlaucht. Wo?“

„Na, bei den Donnerbrüdern. Komm, Kagome.“ Er war schon umgedreht.

Der Bote starrte dem aufbrausenden Prinzen hinterher, ehe er machte, dass er davonkam. Wollte der etwa allein gegen die Donnerbrüder antreten? Das würde schief gehen. Sie galten als äußerst starke Dämonen. Er sollte sich beeilen, die Krieger zu holen, ehe er als nächstes dem Herrscher berichten musste, dass sein jüngster Sohn eine Art Selbstmord begangen hatte.
 

Inuyashas Nase war fein genug, um die Spuren wieder zu erkennen, die er am Ort des Überfalls gefunden hatte: „Das scheinen sie zu sein.“ Er blieb stehen und ließ Kagome von seinem Rücken. Außer Sicht des Boten hatte er sie aufgenommen, um schneller voranzukommen.

„In dem Haus dort?“

„Ja. Und ich bin mir sicher, dass das die gleichen Typen sind, die den Überfall veranstaltet haben. Gehen wir sie mal fragen.“

„Äh, meinst du nicht, dass das gefährlich für Shippou sein könnte?“

„Wieso?“

„Sie werden dich erkennen. So viele Halbdämonen mit weißen Haaren gibt es sicher nicht…Und sie könnten ihn umbringen wollen.“

„Na ja…Was hast du denn für eine Idee? Ich dachte, mein Plan wäre ganz gut…“

„Welcher Plan?“

„Na, hingehen, fragen und fertig.“

Kagome seufzte innerlich, sagte jedoch: „Ich gehe hin. Ich frage nach dem Weg oder so. Ich bin nur ein Menschenmädchen, da werden sie keinen Verdacht schöpfen. Und dann sehe ich ja, ob Shippou da ist. Das Haus scheint nur ein paar Räume zu haben.“

„Wenn er da ist, werden sie ihn versteckt haben.“

„Möglich. Aber warum sollten sie annehmen, dass sie jemand hier besucht? Außerdem ist es doch einen Versuch wert.“

„Ja, schon. Na schön. Aber pass auf!“

„Mache ich.“ Sie ging weiter, bei weitem nicht so mutig, wie ihre Worte gewesen waren. Aber sie dachte an den kleinen Fuchsjungen. Die wenigen Male, bei denen sie ihn gesehen hatte, war er ihr sehr nett vorgekommen. Und wer wusste schon, was diese Brüder mit ihm anstellen wollten.
 

Als sie an die Tür des Hauses klopfen wollte, wurde diese bereits von innen geöffnet. Sie starrte überrascht den jungen Mann an, der vor ihr stand, eindeutig ein Dämon der ersten Rangstufe – und unleugbar gut aussehend.

„Äh…Entschuldigung…“ brachte sie hervor. Was sollte sie nun sagen? Ihr Blick glitt an ihm vorbei in das Haus.

Zu ihrer Überraschung saß dort ein anderer junger Mann, der alles andere als hübsch aussah. Das sollten Brüder sein? Eine besaß lange, schwarze Haare, einer einen Kahlkopf, einer war schlank, der andere besaß seine doppelte Breite. Er schnitt gerade Zwiebeln. Und neben ihm saß ein sehr unglücklich dreinschauender kleiner Fuchsdämon, dessen Gesicht aufleuchtete:

„Kagome!“ schrie Shippou auf: „Ha, dann kommt Inuyasha um mich zu retten!“

„Inu…“ Der junge Dämon, der vor ihr stand, reagierte unverzüglich. Noch ehe Kagome begriffen hatte, was der Ausruf des Kleinen bedeutete, wurde sie am Arm gepackt und ins Haus gezerrt.
 

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Achja, Inuyasha und seine Pläne...

Das nächste Kapitel heisst: die Donnerbrüder. Der ungestüme Prinz versucht zu retten, was zu retten ist.
 

bye
 

hotep

Die Donnerbrüder

Ja, Shippou hätte besser nachgedacht, ehe er redet, aber ein entführtes Kind freut sich eben, Bekannte zu treffen.

Und manchmal erwächst aus Schlechtem auch etwas Gutes.
 

6. Die Donnerbrüder
 

Kagome war viel zu überrascht, um auch nur einen Laut von sich zu geben, als der eine Donnerdämon sie in das Haus zerrte und zu seinem Bruder stieß:

„Hier, Manten!“ befahl er: „Dein Essen wird sich verzögern. Kümmere dich um sie und den Kleinen. Ich werde mal nachsehen, ob das Füchschen recht hat und tatsächlich der Prinz hier ist, warum auch immer.“

„Alles klar, großer Bruder. Viel Spaß!“ Der eindeutig hässlichere der dämonischen Brüder, wenn man nach Kagomes Geschmack ging, hielt Shippou fest, während er bereits den Arm um die junge Priesterin legte: „Und noch dazu ein Mädchen, das wird fein!“

„Du sollst auf sie aufpassen!“ wiederholte der Ältere: „Wir dürfen uns keinen Fehler leisten. Wenn Inuyasha mitbekommen hat, dass wir Masaki erledigt haben, muss er sterben.“ Er nahm sich einen Mönchsstab, so schien es der jungen Priesterin, und verließ das Haus.

„Oh nein, “ flüsterte Shippou, dem nun erst zu Bewusstsein gekommen war, was sein unüberlegter Ausruf angerichtet hatte: „Es...es tut mir Leid, Kagome…“

Diese versuchte sich loszureißen, aber Manten war ein Dämon und dagegen hatte sie keine Chance. Aber sie bemerkte durchaus, dass der kleine Fuchs sehr unglücklich war und meinte trotz ihrer eigenen Sorgen tröstend: „Das wird schon…Inuyasha lässt sich doch nicht von so einem Idioten umbringen!“

Manten riss sie zu sich: „Vorsicht!“ sagte er gefährlich leise: „Ich kann sehr böse werden, wenn man meinen großen Bruder beleidigt. Hast du das verstanden?“

„Äh, ja…“ Sie musste sich beherrschen, bis Inuyasha kam. Der Prinz würde doch sicher gegen einen anderen Dämon gewinnen. Nun gut, er war nur ein halber, aber…Aber er war eben im Moment ihre einzige Hoffnung.
 

Vor der Tür hatte Inuyasha festgestellt, dass Kagome in die Hütte gezerrt worden war.

Na bitte. Er hatte doch gleich gewusst, dass ihr Plan niemals funktionieren würde. Und was jetzt?

Diese Donnerbrüder hatten nun sie und Shippou in ihrer Gewalt. Die angeforderten Krieger der Schlosswachen konnten noch lange nicht hier sein. Also würde er zusehen müssen, dass er allein diese dämlichen Typen besiegen konnte. So sprang er etwas näher, um sich zu zeigen, die Hand bereits an Tessaiga.

Er war nicht sonderlich überrascht, als ein junger Dämon aus dem Haus trat, einen Stab in der Hand.

„Welche Ehre“, meinte der spöttisch: „Seine Durchlaucht höchstpersönlich. Was willst du?“ Er hob etwas den Stab, als er seitwärts ging, um nicht das Haus im Rücken zu haben.

Der Prinz verengte wegen der unhöflichen Anrede ein wenig die Augen: „Soll das ein Witz sein, Trottel? Du hast gerade meine Priesterin in dein Haus gezerrt. Und, wenn ich das so recht betrachte, habt du und dein Bruder Shippou ebenfalls da drin und zuvor Fürst Masaki getötet.“

„Mein Name ist Hiten. Ich bin der ältere der Donnerbrüder. Glaubst du jämmerliches Halbblut wirklich, dass du gegen mich eine Chance hast?“

„Nicht nur eine Chance.“

Inuyasha zog bereits Tessaiga, als ihm dämmerte, dass er vorsichtig sein musste. Immerhin steckte der zweite Bruder dort bei seinen Freunden im Haus. Diese Donnerbrüder hatten wunderbare Geiseln – und sie wussten es. So weit, so schlecht.

Aber aufgeben kam nicht in Frage. Was würde denn sein Vater dazu sagen, wenn er einen so wichtigen Auftrag versiebte, ja, die Mörder von Papas altem Freund Masaki entkommen ließ? Er würde eben diesen Hiten so lange beschäftigen, bis Kagome oder Shippou irgendwie etwas eingefallen war, wie sie mit dem anderen der Donnerbrüder zu Rande kamen.

Er bemerkte, dass sein Gegner den Stab hob und rechnete mit einer Attacke. Dennoch wurde er vollkommen überrascht, als Blitze aus diesem auf ihn zuschossen.

„Spüre meinen Blitzstab!“ lachte Hiten, als er erkannte, dass der Prinz getroffen zurücktaumelte.

„Mist!“ murmelte Inuyasha, als er begriff, dass dieser Angriff wirklich aus Blitzen bestand. Nur die Tatsache, dass sein Gewand aus den Haaren von Feuerratten geschneidert, und somit feuerfest war, hatte ihn vor einer schweren Verletzung oder gar dem Tod bewahrt. Das würde keine einfache Sache werden, bis er endlich die Windnarbe einsetzen konnte. Hoffentlich fiel Kagome etwas Gutes ein. Sie musste diesem zweiten Bruder einfach irgendwie entkommen. „War das etwa schon alles?“ fragte er jedoch: „Da solltest du schon mehr auffahren können, wenn du mit mir mithalten willst!“

Mit erhobenem Schwert rannte er auf den Donnerbruder zu. Noch durfte er nicht zeigen, wie stark er in Wahrheit war, das sagte er sich erneut vor, um seine Ungeduld zu zügeln. Er durfte nicht Kagome in Gefahr bringen. Nein, niemals wollte er ihrer Mutter sagen müssen, dass er schuld daran war, dass sie noch eine Tochter verloren hatte.
 

Im Inneren des Hauses hielt Manten noch immer rechts und links Kagome und Shippou an den Armen. Er lauschte, dann nickte er: „Hiten hat Blitzschlag eingesetzt. Gegen diese mächtige Attacke hat auch der Bastardprinz keine Abwehrmöglichkeit. Wenn Hiten zurückkommt, werde ich mich mit euch beiden beschäftigen. – Und vor allem mit dir.“ Er sah zu Kagome und betrachtete sie fast andächtig: „Du hast so viele Haare…“

„Äh, ja?“ war alles, was ihr dazu einfiel, zumal sie jetzt erst erkannte, dass er keine hatte, nun, so gut wie keine.

Shippou hatte bemerkt, dass die Aufmerksamkeit im Augenblick nicht auf ihn gerichtet war. Wild entschlossen, seinen Fehler von vorhin wieder gut zu machen, ließ er seine eigene Magie aufflammen: „Fuchskreisel!“

Zur Überraschung der jungen Priesterin erschien ein Kreisel, eine riesige Abwandlung des Kinderspielzeugs, auf Mantens Kopf und trudelte dort.

Der schrie auf: „Aua, was soll das?“ Um dann, in jäher Panik fortzufahren: „Meine Haare! Meine letzten Haare!“ Er ließ die beiden Geiseln los, um auf seinem Kopf nachzutasten.

„Kagome!“ rief der kleine Fuchs, während er bereits zur Tür hastete.

Das löste das Menschenmädchen aus seiner Erstarrung und sie lief hinterher.
 

Die beiden waren kaum zur Tür hinaus, als es hinter ihnen buchstäblich wie der Donner grollte: „Meine Haare, meine einzigen Haare! Ich werde euch dafür umbringen!“

Inuyasha erkannte erleichtert, dass sie ins Freie gerannt kamen und sprang ein wenig zurück, um seinen mit dem Rücken zu ihnen stehenden Gegner abzulenken, ihnen so die Möglichkeit zu lassen, weiter zu fliehen. Jetzt könnte er endlich seine volle Macht einsetzen. Genug schmerzhafte Treffer hatte ihm dieser Hiten mit seinem Blitzstab schon zugefügt.

Im nächsten Moment schoss etwas, das ihn am meisten an eine Blitzkugel erinnerte, aus dem Haus, zerstörte die Tür und schlug knapp hinter den Fliehenden ein. Kagome und Shippou stürzten unter der Druckwelle zu Boden. Aus dem Licht erschien der zweite Donnerbruder.

Hiten fuhr herum: „Was zum…Manten!“

„Ich habe sie gleich wieder, großer Bruder“, keuchte der und rannte zu den Liegenden.

„Mist!“ brachte Inuyasha hervor. Das sah nicht gut aus. Ohne weiter nachzudenken, wollte er die Macht der Windnarbe auf den jüngeren Bruder zurasen lassen, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig daran, dass er so Kagome und Shippou auch mit treffen würde. Was sollte er nur tun? Im nächsten Moment berührte ihn erneut ein Blitzstrahl aus Hitens Stab. Mit einem leisen Aufschrei fuhr er wieder herum.

„He, wo guckst du denn hin?“ erkundigte der sich spöttisch. „Ich bin dein Gegner. Oder liegt dir soviel an der Kleinen?“

„Keh!“ machte der Prinz nur und rannte mit erhobener Klinge auf ihn zu. Er würde diesen Mistkerl jetzt schleunigst erledigen müssen, um die anderen beiden aus der Patsche zu holen.

Hiten fing diesen Schlag mit dem quer gehaltenen Stab ab. Also schien es zu stimmen. Dann war dieses Mädchen eine perfekte Ablenkung.
 

Kagome richtete sich mühsam auf. Was war denn das gewesen? Im nächsten Augenblick erkannte sie erschreckt, dass dort drüben Inuyasha kämpfte und offenbar sehr beschäftigt war, ihr also nicht gegen dieses Monster helfen konnte, das sich ihr und Shippou wutentbrannt näherte.

„Meine Haare! Ihr habt meine einzigen Haare ruiniert!“ grollte Manten wie ein ganzes Unwetter.

„Ich…“ Sie sah eilig zu dem kleinen Fuchs. Der richtete sich ebenfalls gerade auf, sichtlich in Panik.

Im nächsten Moment war der Dämon über ihr, packte sie mit beiden Händen am Hals und drosselte sie. Kagome konnte nicht mehr atmen. Instinktiv versuchte sie, die würgenden Finger von ihrer Kehle zu entfernen, aber es war sinnlos. Irgendwie bekam sie noch mit, dass sich Shippou auf Manten stürzte. Aber dieser benötigte nur eine Hand, um den Fuchsjungen gegen die Hauswand zu schleudern. Dort blieb der regungslos liegen.

Kagome hatte die Gelegenheit genutzt, tief einzuatmen, aber das war nur ein Aufschub gewesen. Erneut würgte der Donnerbruder sie. Ihr eigener Herzschlag schien in ihren Ohren wiederzuhallen, als ihre Lungen schmerzhaft nach Sauerstoff rangen. Dennoch verstand sie, was er sagte:

„Sie hat mir gar nicht gesagt, dass ich auch ein Mädchen umbringen darf…..“

Inuyasha, dachte sie verzweifelt: Hilf mir!
 

Der Prinz hatte durchaus bemerkt, dass sie in ernsten Schwierigkeiten steckte, aber Hiten griff ihn permanent an, so dass er keine Möglichkeit sah, hinüber zu laufen und ihr zu helfen. Andererseits war ihm klar, dass es kein Mensch lange überlebte, von einem Dämon gewürgt zu werden. Die einzige Chance, die er erkannte, war eigentlich verrückt, aber er musste nur an Kikyou denken. Schon bei dieser Schwester hatte er versagt. Nein. Diesmal würde er sie retten…

Ohne weiter nachzudenken, schleuderte er sein Schwert.

„He, wohin wirfst du Idiot denn?“ fragte Hiten amüsiert, da die Klinge um einen Meter an ihm vorbeisauste. Das war ein äußerst idiotischer Angriff gewesen. Zudem hatte sich der Bastard nun selbst entwaffnet. Der Kampf würde rasch zu Ende gehen.

„Ins Ziel!“ keuchte Inuyasha, der zufrieden sah, dass Tessaiga Manten durchbohrt hatte. Kagome stürzte unter dem Toten zu Boden, aber sie bewegte sich. Also lebte sie noch.

Hiten fuhr herum: „Mein kleiner Bruder!“ schrie er auf, ehe er sich erneut zu seinem Widersacher umdrehte. In seinen Augen lag nun ein abgrundtiefer Hass: „Das wird du mir büssen, Prinz hin oder her…“ Mit einem weiten Sprung kam er auf seinen waffenlosen Gegner zu.

Instinktiv riss der Halbdämon die Scheide seines Schwertes heraus, um diesen Angriff anzuwehren. Funken stoben, als der Blitzstab auf das Holz traf, aber dieses gab nicht nach.

Kagome kämpfte sich unter dem Körper des toten Dämons hervor. Sie war gerettet, dachte sie mühsam, aber was war nun mit Inuyasha? Sie musste es irgendwie schaffen, dass er Tessaiga zurückbekam. Leider steckte das Schwert noch immer in dem Toten und sie zögerte, es einfach herauszuziehen. Allerdings bewies ihr ein rascher Seitenblick, dass der Prinz deutlich in Problemen steckte. Und es wäre sicher nicht empfehlenswert, seinem Vater zu erzählen, dass er umgekommen war, weil er sie beschützen wollte. So raffte sie sich mühsam auf und überwand sich, Tessaiga aus der Leiche zu ziehen.

„Inuyasha!“ schrie sie und wedelte ein wenig mit der Klinge, um auf sich aufmerksam zu machen.

Dieser hielt noch immer Kraft gegen Kraft gegen Hiten, dessen Blitzstab immer mächtigere und schmerzhaftere Energien gegen ihn aussandte, aber er riskierte einen raschen Seitenblick. Zu seiner Erleichterung stand Kagome dort, Tessaiga in der Hand. Er musste es nun bloß schaffen, irgendwie an seine Waffe zu gelangen. Nur, wie? Ihr aller drei Leben hingen von ihm und seinem Schwert ab. Er musste es bewerkstelligen, Kagome und Shippou zu beschützen…

Mit einer gewaltigen Anstrengung gelang es ihm, Hiten zurückzustoßen. Ein weiter Satz und er stand bei Kagome und riss ihr sein Schwert aus der Hand.

„Alles in Ordnung?“ fragte er, während er sich bereits wieder seinem Gegner zuwandte.

Sie starrte seinen Rücken an. Seine Fähigkeiten überraschten sie immer wieder. Sie hatte nie zuvor einen so weiten Sprung gesehen, gleich ob von einem Dämon oder einem halben. „Ja, danke…“ brachte sie hervor: „Ich…ich sehe nach Shippou…“

„Mach das…Ja, so ein Mist!“ Der Prinz hatte gesehen, dass sich Hiten nun in die Luft erhob. Anscheinend konnte dieser Donnerbruder fliegen. Und er war eindeutig noch immer sehr wütend über den Tod seines Bruders. Inuyasha war nicht im Zweifel, wohin die nächste Attacke des Blitzstabes gehen sollte, als er sah, wie ihn Hiten hob. Das galt erneut Kagome und Shippou.

„He, Hiten!“ brüllte er darum: „Ich habe keine Lust mehr, hier mit dir zu spielen. Jetzt bist du fällig!“ In dem sicheren Bewusstsein, rasch und schnell zuschlagen zu müssen, ließ er, noch während er sprach, die Macht der Windnarbe mit aller Kraft, die er besaß, auf den fliegenden Donnerbruder zurasen.

Alles, was Kagome, mit dem regungslosen Shippou im Arm, noch erkennen konnte, war eine gewaltige Energieentladung, die sie blendete. Dann war nichts mehr von dem älteren der Dämonenbrüder zu sehen.
 

Nur wenige Minuten später trafen die angeforderten Krieger des 18. Bezirks auf dem Kampfplatz ein. Sie waren zum einen froh, ihren Prinzen, Shippou, wohlbehalten vorzufinden, zum anderen mehr als perplex, als sie erfuhren, dass der jüngere Sohn des mächtigen Inu no Taishou die beiden Donnerbrüder getötet hatte. Sie hatten zuvor nicht geglaubt, dass jemand allein gegen diese starken Dämonen bestehen könnte. Aber natürlich war dies der Sohn des Herrschers, wenn auch nur ein Halbdämon.

Inuyasha sah zu dem Anführer der Wachen: „Wenn ich das so recht betrachte, ist Shippou jetzt hier der neue Fürst, vorausgesetzt, mein mächtiger Vater stimmt dem zu. Ihr solltet in jedem Fall auf ihn aufpassen, damit so etwas nicht noch mal passiert.“

Der kleine Fuchs hatte sich soweit erholt, dass er allein stehen konnte. Jetzt blickte er ein wenig verwundert zu dem Prinzen auf. Natürlich, das stimmte. Nach der Erbfolge, an der der mächtige Inu no Taishou gewöhnlich nicht rührte, war er der neue Fürst des 18. Bezirks. Aber er war doch noch ein Kind. Was sollte er denn nur allein tun? „Glaubst du...ich meine, glaubt Eure Durchlaucht wirklich, dass ich das allein kann?“

„Ich denke, mein Vater wird dir schon jemanden zu Hilfe schicken. Aber das entscheidet er.“

„Natürlich…“ Shippou klang jedoch ein wenig bang.

„Dann geh jetzt ins Schloss zurück. Komm, Kagome, wir müssen schleunigst in die Hauptstadt.“

Ehe noch jemand Worte fand, hatte sich der Prinz abgewandt und ging.
 

In der Hauptstadt erstattete Inuyasha seinem Vater und seinem Bruder Bericht. Kagome war dabei anwesend, schwieg allerdings wohlweislich.

Der Inu no Taishou nickte ein wenig: „Ja, so ist Shippou der neue Fürst. Aber natürlich ist er noch ein Kind. Er wird einen guten Ratgeber benötigen, auch einen Erzieher, der ihn in seine Rolle als Fürst einführen kann.“

„Hofrat Moro“, bedeutete Sesshoumaru unverzüglich.

Der Herrscher warf ihm einen raschen Blick zu. Moro war einer seiner wichtigsten Berater. Aber sein Ältester neigte zu sachlichen Entscheidungen. So dachte er kurz über den Vorschlag nach, ehe er sagte: „Moro oder Cinnamon.“ Cinnamon, eine sehr alte Freundin von ihm, hatte sich auch schon um Inuyasha gekümmert, nach dem dessen menschliche Mutter gestorben war.

So nickte dieser: „Ja, Tante Cinnamon. Das ist eine gute Idee, Vater. Shippou wird sie bestimmt mögen. Und er kennt sie ja auch schon.“ Immerhin war der Fuchsjunge zunächst bei ihm Sekretär gewesen und hatte sie dabei öfter gesehen.

„Gut.“ Damit stand die Entscheidung fest. Der Inu no Taishou blickte zu Kagome: „Du bist nicht verletzt?“

„Nein, Euer Hoheit. Danke.“ Sie neigte eilig den Kopf.

„Hast du dem Bericht des Prinzen noch etwas hinzuzufügen?“

„Nein, Euer Hoheit…Oder…ich weiß nicht, ob das wichtig ist.“ Sie zögerte ein wenig, ehe sie doch ergänzte: „Als mich dieser Manten würgte, meinte er: sie habe ihm gar nicht gesagt, dass er ein Mädchen umbringen dürfe.“

„Sie?“ kam es sofort scharf vom Kronprinzen: „Du wurdest gewürgt. Bist du dir sicher?“

„Ja, Euer Gnaden. Ich...ich wunderte mich auch darüber.“ Nun, soweit sie sich zu diesem Zeitpunkt noch wundern konnte.

„Eine Auftraggeberin“, konstatierte der Inu no Taishou. Unwillkürlich dachte er an Scylla, die mit Naraku zusammengearbeitet hatte. Aber diese war tot. Dennoch musste es sich um eine weibliche Dämonin handeln, die hinter der ganzen Sache steckte. Denn die Donnerbrüder waren Dämonen der ersten Rangstufe gewesen. Nie hätten sie sich von einem Menschen Anweisungen geben lassen. Aber wer und warum? Immerhin war dies der erste Hinweis darauf, dass es sich um eine Frau handelte. „Du hast deinen Auftrag gut erfüllt, Inuyasha. Geh zu Cinnamon und sag ihr Bescheid.“ Als sein jüngerer Sohn mit Kagome das Arbeitszimmer verlassen hatte, blickte er seitwärts: „Du hast nach wie vor die Federführung, Sesshoumaru. Was planst du?“

„Es stellt sich die Frage, was eine weibliche Dämonin zu solch einem Hochverrat treibt. Immerhin kann man sicher sein, dass sie nicht Euren Platz einnehmen kann, verehrter Vater. Dennoch wirkt dieses Attentat auf Fürst Masaki wie ein Racheakt. Fragt sich, ob an ihm oder Euch. Dann sind da immer noch diese Übergriffe auf Priester durch die graugekleideten Menschen, diese selbst. Wir müssen mehr herausfinden, Myouga sollte endlich etwas herausfinden.“

„Es ist für einen Nachrichtendienst nicht einfach, im Unbekannten zu ermitteln“, verteidigte der Herrscher seinen kleinen Ratgeber.

„Verzeiht, verehrter Vater, aber man hat einen Informationsdienst nicht für einfache Aufgaben.“

„Da gebe ich dir allerdings Recht, mein Sohn. Nun, wir werden wohl weitere Neuigkeiten abwarten müssen. Sage jedoch Myouga, dass eine weibliche Dämonin der Drahtzieher ist, warum auch immer.“

Der Kronprinz neigte den Kopf, denn das war die Verabschiedung gewesen: „Wie Ihr wünscht, verehrter Vater.“
 

Die Dämonin Alekto betrat ein von Kerzen hell erleuchtetes Zimmer: „Du bist schon wieder am Rechnen?“

Der junge Mann hob den Kopf von seiner Arbeit: „Natürlich, Mutter. Was gibt es?“

„Du solltest dich ein wenig mehr mit mei… unserem Plan beschäftigen, den Inu no Taishou zu stürzen, und weniger mit Mathematik.“

„Verzeiht, aber Mathematik enthält das gesamte Leben. Nicht zuletzt besteht eine Schlacht auch nur aus Rechenaufgaben. Eine einfache davon: wer hat mehr Krieger.“

„Das ist natürlich auch wahr. - Masaki ist tot. Das wird den Inu no Taishou schwer getroffen haben.“

„In der Tat.“ Der junge Mann wandte sich wieder seiner Rechnung zu: „Euer Plan ist sicher sehr wirkungsvoll.“

„Und du wirst der neue Herrscher.“

„Wie Ihr wünscht.“ Er nahm die Feder: „Ich nehme an, dass Ihr nun weitergehen werdet?“

„Natürlich.“ Sie lächelte ein wenig: „Der Inu no Taishou wird den Tag noch verfluchen, an dem er mich kennen gelernt hat. Allerdings, wenn er das mitbekommt, ist er wohl entweder schon tot oder liegt zumindest in Ketten. – Nun, ich werde das nächste Attentat veranlassen. Wir wollen dem guten Inu no Taishou doch keine Atempause gönnen.“

„Ja“, murmelte der junge Mann: „Ihr werdet es sicher am besten wissen...“

„Natürlich, mein Sohn. Ich habe schließlich Jahre auf diesen Moment gewartet. Und bald ist die Rache mein. Und du wirst der Herrscher.“ Ihr flüchtiges Lächeln verriet, dass sie ihm auch weiterhin mindestens Ratschläge zu geben gedachte. „Dann plane die große Schlacht.“ Sie ging.

Der junge Dämon sah ihr kurz nach, ehe er sich wieder seiner Rechnung zuwandte: „Diese Zahl…“ flüsterte er: „Woher kommt sie?“
 

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Alekto plant also ihren nächsten Zug - und der potentielle nächste Herrscher rechnet. Allerdings hat auch unser Hundetrio Ideen, wie die Zukunft aussehen könnte:

Das nächste Kapitel heisst: Neue Pläne.
 

bye
 

hotep

Neue Pläne

Die Gestalt des Isnogud gehört Jean Tabary und Rene Goscinny: der Großwesir,der Kalif an Stelle des Kalifen werden will...^^ Ich kam darauf, als ich mir den Namen genauer ansah, dem ich demProvinzfürsten des 19.Bezirks gab.
 

7. Neue Pläne
 

Der kleine Flohgeist seufzte unmerklich, ehe er sich an den zuständigen Hofrat wandte: „Jaken, ich muss unverzüglich mit Seiner Gnaden reden.“

Seit sie gemeinsam die Regierungsverantwortung getragen hatten verstanden sie sich deutlich besser als je zuvor.

Der Krötendämon musterte ihn: „Als Leiter des Nachrichtendienstes? Dann geht es um diese seltsamen Menschen? Ich sage Seiner Gnaden Bescheid.“ Er verschwand im Arbeitszimmer des Kronprinzen.

Myouga seufzte erneut. Warum nur hatte der Herrscher angeordnet, dass Sesshoumaru in diesem Fall die Leitung der Ermittlungen übernehmen sollte? Er hatte seinen Herrn ja im Verdacht, einfach mehr Zeit mit seiner neuen Menschenfrau verbringen zu wollen, aber es wäre natürlich mehr als unklug gewesen, das laut zu sagen. Er beobachtete, wie ein Dämon, ein Krieger der ersten Rangstufe, aus dem Arbeitszimmer kam, mehr als erleichtert. Er erkannte einen Angehörigen der Wachen des Schlosses. Vermutlich war er wegen einer Nachlässigkeit zum Kronprinzen gerufen worden. Myouga wusste nicht, wie scharf Sesshoumaru gegen Krieger vorging, aber er wollte nicht derjenige sein, der einen Fehler beichten musste.

Jaken kehrte zurück: „Du kannst rein.“

„Danke.“ Der Flohgeist war bereits unterwegs.

Sesshoumaru wartete, bis sein Sekretär die Tür von außen geschlossen hatte, ehe er auf seinen Schreibtisch blickte, wo sich Myouga hingestellt hatte: „Nun?“

„Ich habe Berichte von verschiedenen Fürstenhöfen der Bezirke erhalten, Euer Gnaden“, referierte der Flohgeist unverzüglich: „Bislang fanden meine Mitarbeiter bei jedem zwei oder gar mehrere dieser grau gekleideten Menschen. Alle waren männlich und höchstens fünfundzwanzig Jahre alt. Und anscheinend ist keinem Fürsten etwas aufgefallen.“

Was nicht weiter verwunderlich war. Keinem Dämon würden zwei Menschen auffallen, die sich scheinbar zufällig gleich angezogen hatten. Aber diese Nachricht bedeutete, dass es sich wirklich um eine Verschwörung handelte. „Jemand überwacht die Fürsten.“

„So sieht es aus, Euer Gnaden. Ich erwarte nur noch vier Berichte.“

„Menschen der zweiten Rangstufe?“

„Die meisten, ja. Es scheinen nur äußerst wenige der Staatssklaven darunter zu sein, und diese vollständig im 17. Bezirk, bei Fürst Thersites, wo sich sowieso die allermeisten dieser Menschen versammelt haben.“

„Ist das deine Vermutung oder sicher.“

„Wir wissen durch Seine Durchlaucht und Sango und Miroku, dass dort gewiss an die dreißig, wenn nicht mehr dieser Grauen, wenn ich sie so nennen darf, auf dem Lande verteilt leben. In keinem anderen Bezirk konnten meine Mitarbeiter außerhalb des Hofes derart gekleidete Menschen finden. Überdies auch keinen Dämon, außer Prinz Dykrien, von dem uns die Dämonenjäger Seiner Durchlaucht berichteten.“

Was nur bedeutete, dass sich Dämonen, die an der Verschwörung beteiligt waren, möglicherweise anders kleideten. Aber warum ausgerechnet im 17. Bezirk? Sesshoumaru dachte nach, ohne dass es der kleine Hofrat wagte, weiter zu sprechen. Seine Gnaden war nicht sehr nachsichtig gegenüber Mitarbeitern, die sich Freiheiten herausnahmen.

Endlich meinte der Kronprinz: „Thersites erschien mir noch nie besonders schlau. Er hat womöglich gar nicht mitbekommen, was in seinem Bezirk läuft.“

„Ja, Euer Gnaden.“

„Hast du noch einen Grund, warum sich ausgerechnet im 17. so viele dieser Menschen an einer Verschwörung beteiligen?“

Myouga seufzte: „Ich habe nur eine Vermutung.“ Gewöhnlich lehnte Sesshoumaru reine Annahmen ab.

„Und?“

„Soweit ich weiß, sind diese Menschen im 17. zwar auf dem Land verteilt, arbeiten aber alle entweder in Schmieden oder im Schiffsbau.“

Haben also Zugang zu Metall oder gar Waffen, ergänzte Sesshoumaru in Gedanken. In der Tat. Das war eine äußerst heikle Situation, die sich vollkommen unbemerkt entwickelt hatte. Nach dem, was einer der Donnerbrüder zu Kagome gesagt hatte, war eine Frau der Drahtzieher, was noch bizarrer war. Welche weibliche Dämonin konnte das so planen und durchführen, ohne aufzufallen? Wie hielt diejenige ihre Mitarbeiter, seien es Menschen oder auch Dämonen, darunter immerhin mit Dykrien der Erbe eines Bezirks, bei der Stange? Was, in Himmel und Hölle, versprach diese Unbekannte?

Er sah unwillig auf, als die Tür geöffnet wurde.

Jaken verbeugte sich eilig: „Euer Gnaden! Seine Hoheit…“

Überrascht erkannte der Kronprinz seinen eintretenden Vater. Es war äußerst ungewöhnlich, dass dieser ihn nicht rufen ließ, sondern selbst aufsuchte. Höflich neigte er den Kopf.

„Ah, Myouga, “ sagte der Inu no Taishou: „Das ist eine gute Fügung. - Schließ die Tür, Jaken, und hole Inuyasha her.“ Als sie zu dritt waren, fuhr er fort: „Ich bekam gerade Nachricht aus Ehime.“ Dies war die Hauptstadt des 19. Bezirks, eine äußerst friedliche Region. Selbst Fürst Kaliwa hatte kein stehendes Heer, gerade einige Krieger. „Es wurde ein Attentat auf den Fürsten verübt. Kaliwa entkam mit seinem üblichen Glück.“

Sesshoumaru nickte unmerklich. Vater kannte den Fürsten bereits seit langem. „Ein Attentat in Ehime ist fast unbegreiflich.“

„Ja, das dachte ich auch.“ Der Herrscher ließ sich nieder: „Aber es ist Fakt. Erst Masaki, nun Kaliwa. Was sollen diese Mordanschläge? Myouga?“

Der kleine Flohgeist wiederholte eilig seinen Bericht an den Kronprinzen, ergänzte dann jedoch: „Ich bin mir nicht sicher, Herr, aber es liegt nur zu nahe, dass diese grau gekleideten Menschen und die Attentate zusammenhängen müssen. Jemand, der so viele Menschen auf seine Seite ziehen kann, könnte auch derartige Attentate verüben lassen. Im 17. Bezirk haben genug dieser Grauen mit Waffen zu tun….“

Alle drei wandten den Kopf, als der jüngere Prinz eintrat: „He, Sesshoumaru, warum sollte ich her…Oh, mein Vater….“ Jaken hatte ihm nur ausgerichtet, er solle in das Arbeitszimmer des Kronprinzen kommen.

Sesshoumaru und ihrem Vater war bewusst, dass Inuyasha noch vor wenigen Monaten eher sonst etwas getan hätte, als einer solchen Aufforderung seines Halbbruders zu folgen. Es hatte sich viel geändert, dachte der Inu no Taishou, und vieles zum Besseren: „Setz dich, mein Sohn. Es gab erneut ein Attentat, das allerdings fehlschlug, diesmal auf Fürst Kaliwa.“

„Der aus dem 19. Bezirk? Wer sollte das denn machen?“ Der Halbdämon nahm Platz: „Einmal ist doch da sowieso alles friedlich und zum anderen ist Kaliwa doch wirklich ein….“ Er unterbrach sich, da der Herrscher die Hand gehoben hatte. „Schon gut“, murmelte er: „Es wird schon stimmen…“

Sesshoumaru meinte sachlich: „Wir vergeuden unsere Zeit nicht mit Vermutungen, kleiner Bruder. – Was haben Masaki und Kaliwa gemeinsam? Der 18. und der 19. sind immerhin benachbarte Bezirke. Plant diese Dämonin alle Fürsten der Reihe nach anzugreifen?“

„Warum sollte sie?“ fragte Inuyasha prompt: „Dann sind die zwar weg, aber ihr Sohn kommt dran.“

„Das stimmt für Masaki, da hast du recht“, sagte der Inu no Taishou: „Aber Kaliwa hätte keinen Erben. Dort würde ich jemanden neu ernennen. Ich weiß zwar, dass sein engster Ratgeber hofft, eines Tages selbst der Fürst zu werden, aber mir gefällt dieser Isnogud nicht. Er ist zu ehrgeizig.“

„Könnte Isnogud für das Attentat auf Kaliwa verantwortlich sein, um selbst Fürst an seiner Stelle zu werden?“ Sesshoumaru sah zu Myouga.

Dieser schüttelte den Kopf: „Isnogud ist ehrgeizig, da hat Seine Hoheit recht, aber er ist nicht verrückt. Überdies: bei Masaki und Shippou waren es die Donnerbrüder, Dämonen, die einen Auftrag von einer Frau erhalten hatten.“

„In der Tat.“ Der Kronprinz blickte zu seinem Vater: „Aber was haben diese beiden Opfer dann für Gemeinsamkeiten? Sie waren bislang loyal zu Euch...“

„Wer sollte das nicht sein?“ fragte Inuyasha: „Na schön. Dykrien hat sich anscheinend dieser Verschwörung angeschlossen, aber Fürst Notos ja wohl nicht...“

„Aber mit Dykrien immerhin der Erbe eines Fürstentums, Euer Durchlaucht, “ gab Myouga zu bedenken.

„Stimmt“, entgegnete der Prinz: „Ich meine, ich habe Dykrien schon kennen gelernt, er erschien mir nicht sonderlich helle, aber so dämlich, dass er praktisch Selbstmord begehen will, auch nicht. Was kann diese …“ Ihm fiel kein passendes Schimpfwort ein: „Diese Frau ihm nur zugesichert haben? Man sollte ihn glatt mal fragen.“

„Nein.“ Der Inu no Taishou schüttelte den Kopf: „Wir verdanken nur dem Zufall, und der Aufmerksamkeit deiner Dämonenjäger, dass wir überhaupt von dieser Verschwörung erfahren haben. Wer weiß, was diese Dämonin anstellt, wenn sie glaubt, dass wir ihr auf die Schliche gekommen sind? Es wäre gut möglich, dass sie ihren eigentlichen Plan sofort in die Tat umsetzt. Und wir wissen weder, was dies ist, noch, was wir dagegen unternehmen können. Wir müssen uns mehr Informationen beschaffen, ja. Aber unauffällig. Auch, wenn noch einige meiner alten Freunde in Gefahr...“ Er unterbrach sich: „Das ist es. Ich kannte Masaki schon sehr lange, aus der Zeit, als ich noch nicht der Herrscher war. Und Kaliwa ebenfalls.“

Sesshoumaru sah ihn an: „Das würde bedeuten, dass diese Frau es direkt auf Euch, verehrter Vater, und Eure Freunde abgesehen hat.“

„Und, dass sie weiß, wen Ihr aus der Zeit kennt.“ Inuyasha sah unwillkürlich zu Myouga, der sicher auch unter diese alten Freunde fiel.

Der Kronprinz schien ein wenig erstaunt, sagte jedoch ohne Spott: „Da hast du vollkommen Recht, mein kleiner Bruder. – Verehrter Vater, diese Dämonin muss Euch ebenfalls von damals kennen. Sie wird also wohl auch ein gewisses Alter erreicht haben. Allerdings klärt das immer noch nicht die Frage, warum sie so vorgeht, und, was sie eigentlich plant. Schließlich kann keine Frau die Regierung übernehmen.“

„Es gibt nur noch zwei Fürsten, die ich von damals kenne. Ich werde Kaliwa sagen, dass er vorsichtig sein soll. Und du, Inuyasha und Kagome, ihr geht zu meinem anderen alten Freund, Fürst Diomedes.“

„Och, Vater…“ begann der, alles andere als begeistert. Fürst Diomedes war nicht gerade für sein liebenswürdiges Benehmen bekannt.

„Er ist fähig, auch, wenn sein Umgang manchmal ein wenig mühsam ist“, gab der Inu no Taishou zu: „Aber er wird sich bestimmt nicht gegen meine Anweisung stellen. Und die lautet, dass ihr beide für seine Sicherheit sorgen sollt. Offiziell wirst du die Steuererträge des 5. Bezirks überprüfen. Und achtet auf diese grau gekleideten Menschen. – Vielleicht sollten Sango und Miroku zu Kaliwa…Myouga, suche einen guten Vorwand.“

„Ja, Hoheit.“ Der kleine Flohgeist dachte kurz nach, zu gewöhnt daran, derartige Dinge im Sinne seines Herrn zu regeln: „Vielleicht nur Sango und Kohaku, vorgeblich, um zu pilgern? Immerhin ist ihr Vater, nun, verstorben, und in Ehime ist ein großer Friedenstempel. Da Sango der neue Harmost ist, würde es die Höflichkeit erfordern, dass sie sich auch Fürst Kaliwa vorstellt.“

„Gut.“ Der Herrscher nickte: „Dann gib das weiter, Inuyasha. Und dann gehst du mit Kagome in den 5. Bezirk zu Diomedes.“

Mit einem Seufzen stand dieser auf. Aber dagegen gab es keinen Einwand. Immerhin würde er mit Kagome wieder zusammen verreisen können. Das war freilich etwas. Er fühlte sich in der Nähe der jungen Priesterin sehr wohl, ihr Geruch war anheimelnd und sie hatte schon einige gute Ideen gehabt. Er blieb jedoch stehen, als sein Vater weitersprach.

„Und du, Sesshoumaru, wirst in den 17. Bezirk reisen.“ Der Inu no Taishou bemerkte, dass auch dieser Sohn nicht sehr angetan war: „Unauffällig! Falls jemand sich wundert, was du dort tust, wirst du einfach ein paar Tage am Meer ausspannen wollen, sagen wir, um dich von einer Krankheit zu erholen.“

„Keine Krankheit!“ sagte der Kronprinz entgeistert, zumal er merkte, dass sich sein Halbbruder sichtlich amüsierte: „Bitte, verehrter Vater….So schwächlich bin ich nicht.“

„Nun, dann suche dir eine vertrauenswürdige Begleitung, um einen Deckmantel zu haben. Hm. Sango und Kagome sind bereits unterwegs…wie wäre es mit dieser Dämonin, die dich im 9. Bezirk herumgeführt hat? Yura?“

„Ich würde Yura nicht als sonderlich vertrauenswürdig einstufen, wenn es um derartige Dinge geht. Ihre Loyalität scheint zuallererst Fürstin Atina zu gelten.“ Außerdem hatte sie so ein merkwürdiges Interesse an seinem Haar entwickelt. Aber das würde seinen Vater weniger interessieren.

„Dann wird Kagome mit dir gehen. Immerhin galt sie schon einmal als deine Verlobte. Sie ist eine gute Schauspielerin und einer der wenigen Menschen, die nicht in Schreckstarre in deiner Nähe verfallen.“

„Vater...“ begannen seine Söhne wie aus einem Mund.

Der Inu no Taishou fuhr fort: „Keine Widerrede. Und damit Inuyasha nicht allein ist, soll Kouga mit dir gehen.“

„Kouga...Vater….“ Inuyasha wollte ihn darauf aufmerksam machen, dass sie schon des Öfteren aneinander geraten waren.

„Kouga und Miroku, ja. Ihr drei seid gewiss ein guter Schutz für Diomedes.“ Und, da der Herrscher erkannte, dass beide Söhne erneut zu einem Protest ansetzten: „Ich habe gesprochen!“ Dennoch hatte er das unbehagliche Gefühl, irgendeinen Punkt von entscheidender Wichtigkeit übersehen zu haben.
 

Der Dämon in Menschengestalt betrachtete die Verbündete seines Herrn ein wenig nachdenklich, als er langsam seine Flügel bewegte: „Nun, ich kann meinem Herrn dann berichten, dass Ihr alles vorbereitet habt, Alekto.“

Diese erstarrte, ehe sie betont sachlich und kalt antwortete: „Vergiss vor allem nicht, ihm zu sagen, dass ich das nächste Mal einen höflicheren Boten wünsche.“

„Vergebt, despoina Alekto“, sagte der Mottendämon eilig. Er wusste, was es ihn kosten würde, gäbe sie solch eine Beschwerde an seinen Gebieter weiter. „Darf ich Euch dennoch eine Frage stellen, die mein Herr gewiss mir stellen wird?“

„Nun?“

„Ich habe Euch doch richtig verstanden, dass Ihr diese Menschen bei den Bezirksfürsten eingeschleust habt, um Informationen zu erhalten.“

„Ja.“

„Warum habt Ihr ihnen dann diese Übergriffe auf Priester nahe gelegt? Oder Mönche?“

Alekto wusste, dass dies ihren Verbündeten wirklich interessieren würde: „Weil es Menschen sind. Sie sind jung, männlich und in diesem Alter leicht zu beeinflussen, zumal, wenn sie davon überzeugt sind, auf der richtigen Seite zu stehen, ja, Helden spielen zu können. Aber sie benötigen dennoch ein Ventil für ihre Aggressionen. Priester, Mönche, Priesterinnen sind immer Menschen der zweiten Rangstufe, und genießen selbst unter diesen deutliche Privilegien. Sie sind also ein Ziel des Neides. Dies habe ich mir zu Nutze gemacht, als ich ihnen erzählte, die Priesterschaft hätte die … Machenschaften des Inu no Taishou unterstützt und dafür diese Sonderrechte erhalten. Meine...hm...Mitarbeiter konnten so ihren Neidgefühlen Ausdruck verleihen, in dem sie diese Überfälle begingen, und wurden umgekehrt nicht ungeduldig, was den eigentlichen Plan betraf. Es war keine Zeitverschwendung.“ Sie lächelte ein wenig: „Zwischenzeitlich habe ich es ihnen untersagt. Unser Plan ist bereits in die Schlussphase eingetreten.“

„Ihr meint, Ihr werdet noch weitere Attentate veranlassen? Um den Inu no Taishou von dem eigentlichen Plan abzulenken?“

„Nein, um ihn mürbe zu bekommen. Ich kenne ihn seit langem. Und ich weiß, wie er wann zu verletzen ist. – Er wird unter meinen Schlägen so erschöpft werden, dass er für deinen Herrn kein wirklicher Gegner mehr ist.“

„Mein Herr ist stark!“ begehrte der Mottendämon auf.

„Das weiß ich selbstverständlich. Aber dennoch möchte ich behaupten, dass er einen einfachen Sieg vorzieht.“ Und, ergänzte sie in Gedanken, wo bliebe auch sonst ihr Vergnügen? Dieser Misthund hatte sie damals einfach abserviert. Und dafür würde er nun den höchsten Preis bezahlen.

„Nun, ich werde es ihm ausrichten. Ihr und der Prinz werdet erneut gegen Kaliwa vorgehen?“

„Nein. Der Inu no Taishou wird nach dem missglückten Attentat damit rechnen, womöglich Krieger zu ihm senden. Umso überraschender wird ihn der Angriff auf Diomedes treffen.“

„Diese zwei….eigenartigen Dämonen?“ Das fand er noch untertrieben. Nie zuvor hatte er solch ein Lebewesen gesehen, dass sich quasi aus zwei Teilen zusammensetzte.

„Ja, diese zwei.“

„Danach wird mein Herr Segel setzen lassen.“

„Ich werde ihm einen Boten senden, sobald alles für seinen Empfang vorbereitet ist.“ Alekto dachte rasch nach: „Diomedes, dann doch Kaliwa. Und dann diesen halbdämonischen Schwachkopf, seinen jüngeren Sohn.“

„Warum nicht Sesshoumaru? Der Kronprinz würde...“

„Lass das Denken mir!“ fauchte sie: „Vater und Sohn sollen gemeinsam sterben. Wegen Hochverrates. Aber der Schlag gegen Inuyasha wird sie zuerst noch schwer treffen, ehe wir offen gegen sie in die Schlacht ziehen.“

„Ich werde meinen Herrn davon in Kenntnis setzen und unverzüglich vom 17. Bezirk aus in See stechen.“

„Tu das. Aber achte darauf, dass nur unsere Menschen dich bemerken. Der Nachrichtendienst des Herrschers arbeitet durchaus nicht schlecht.“

„Ich weiß. Danke, despoina Alekto.“
 

Fürst Diomedes war ein knurriger, alter Dachsdämon. Er hatte den Brief des Herrschers mit nichts weniger als großer Freude gelesen.

„Mein alter Freund muss mich für vollkommen verkalkt halten“, murrte er: „Er schickt mir einen Wolfsjungen, einen menschlichen Priester und seinen eigenen Halbblut-Welpen.“

Keiner der drei Angesprochenen war über diesen Empfang begeistert. Aber nur Inuyasha sah sich in der Position, auf diese Eröffnung zu antworten: „Hier ist ja wohl keiner über diese Anweisung glücklich, oder? Aber es war der Befehl.“ Er legte einen leisen Nachdruck hinter das letzte Wort.

Der alte Provinzfürst hob auch unverzüglich ein wenig die Hand: „Ich werde mich nie einem Gebot deines Vaters widersetzen, Hundejunge. Aber ebenso wenig kann ich dich für voll nehmen. Du bist zu jung, kein richtiger Dämon…“

„Vorsicht!“ zischte der Prinz prompt: „Vaters Freund hin oder her...Ich leg dich um.“

Der Herrscher und seine beiden Söhne, so sah es das Gesetz vor, konnten bei Beleidigung unverzüglich Richter und Henker in einem sein. Diomedes konnte sich denken, dass die Kameradschaft des Herrschers bei einem Affront gegen seinen Jüngsten doch ein Ende finden würde und schwieg lieber dazu. Überdies: war er tot, war er es. „Nun, ich lasse euch dreien ein Zimmer zuweisen. Und dann sollten wir überlegen, wie wir euch am besten den Höflingen verkaufen. Der Prinz mit zwei Begleitern zur Steuerüberprüfung…Das klingt gut, ist es aber nicht.“

„Ach ja, wo hat sich Vater denn geirrt?“

„Nicht geirrt. Ich bin sicher, er dachte in diesem Moment nicht an die Besonderheiten dieses Bezirks. Machen wir es so. Du, Inuyasha...ich meine, deine Durchlaucht…“ Das war ein Mittelding aus Höflichkeit und herablassender Anrede: „Bleibst stets bei mir. Der Wolf und der Mensch bleiben im Vorzimmer, angeblich, um Papiere zu sichten. Ich werde meinen Sekretär anweisen, euch einiges zur Ansicht zu geben.“

Kouga war zwar durchaus angetan davon, dass der Fürst den Prinzen mit deutlicher Missachtung betrachtete, sah sich allerdings nicht in der Position, Inuyasha ebenfalls künftig zu duzen. Er hatte die Warnung des Inu no Taishou nur zu gut im Ohr, dass er eher auf ihn, Kouga, als auf seinen Sohn verzichten würde. Und es gab keinen Grund, daran zu zweifeln.

Inuyasha sah den Dachsdämon wutentbrannt an, nahm sich aber sichtlich zusammen: „Was für Besonderheiten des Bezirks?“

„Ich habe sehr wenige Mitarbeiter. Es gibt hier keine Stadt, wie du vielleicht gesehen hast, jeder wohnt mehr oder weniger für sich.“ Diomedes lächelte ein wenig: „Nun, immerhin scheinst du reif genug zu sein, zu wissen, was sich für einen Dämon ziemt. Gut.“ Er klatschte in die Hände: „Mara, zeig Seiner Durchlaucht und seinen Begleitern ein Zimmer, dann bring ihn wieder her. Die anderen beiden können sich zu dir setzen, Dumme unter sich, das sollte passen...“

„Ja, Fürstliche Gnaden“, erwiderte der Sekretär, ohne mit der Wimper zu zucken.

Inuyasha drehte sich wortlos um und folgte Mara. Das konnte ja noch eine nette Aufgabe werden, jemanden beschützen zu sollen, der derartig drauf war. Hoffentlich erging es der armen Kagome mit seinem nur wenig geliebten Halbbruder besser. Aber, um ehrlich zu sein, glaubte er nicht daran. Dafür würde Vater ihm eine nette Entschädigung besorgen dürfen! Das schwor er sich.
 

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Dachse sind nun mal als knurrig bekannt...Aber schon bald wird Inuyasha sehen,warum sein Vater mit Diomedes befreundet ist - und dieser, was ein Halbdämon kann. Denn Alekto wird nicht aufgeben. Das nächste Kapitel heisst: Zwischenspiele.

Mara ist übrigens ein Pampashase, ein südamerikanisches Nagetier.
 

bye
 

hotep

Zwischenspiele

Der Inu no Taishou hat sich bei der Teamzusammenstellung schon etwas gedacht - und vergessen, dass nicht nur er plant, sondern auch die Gegenseite und eigentlich unbeteiligte Zuschauer....
 

8. Zwischenspiele
 

Kagome gab nur sich selbst zu, ihre momentane Lage mehr als eigenartig zu finden. Natürlich war es spaßig, mit Rin im Wasser zu plantschen und im Sand zu spielen, aber direkt unter den Augen des Kronprinzen? Ihre Anweisung hatte allerdings gelautet, dass sie zur Ablenkung dienen sollte, als Vorwand, Urlaub zu machen, und so hielt sie sich daran. Immerhin, wann bekam ein gewöhnlicher Mensch schon mal Urlaubstage am Strand genehmigt, noch dazu auf Kosten des Herrschers?

Sesshoumaru erhob sich: „Kagome.“

Sie eilte sofort hin, da sie annahm, er habe Instruktionen für sie. Und, obwohl ihre Mutter mit seinem Vater liiert war, würde sie das kaum vor seiner Strafe schützen. Nun, immerhin würde er zögern, sie umzubringen, das war schon mal ein unschätzbarer Vorteil. „Euer Gnaden?“

„Dreh dich um und sieh zum Wasser.“

Verwundert gehorchte sie, spürte dann, dass er knapp hinter ihr stand, ja, zu ihrer Überraschung seinen Arm um ihre Schultern legte. Er war der gefürchtete Kronprinz, von dem immer gesagt wurde, er sei unbarmherzig, ja, manchmal grausam. Aber er war auch der einzige Mann, der sie je geküsst hatte, wenn auch nur, um Naraku zu täuschen. So blieb sie ruhig stehen, lehnte sich ohne weiteres ein wenig gegen seine Rüstung zurück.

Sesshoumaru war beruhigt, dass sie wirklich einer der rationalsten Menschen war, die er je kennen gelernt hatte, und sagte leise in ihr Ohr: „Ich werde gehen und die Gegend absuchen. Ihr beide bleibt hier. Wenn du einen der Grauen siehst, schicke Rin mit dem Drachen. Dieser wird mich finden.“

Sie nickte nur und meinte mit einem Lächeln: „Oh, danke, Euer Gnaden…“ Warum tat er so…nah? Hatte er etwa einen Beobachter bemerkt?

„Gut.“ Sie konnte schauspielern. Ob ihr das etwa Inuyasha beigebracht hatte? Das konnte er zwar nicht glauben, aber dies erklärte, warum sie bei dessen Dämonenjägern war. So gab er sie frei, drehte sich um und ging.

Rin kam zu Kagome gelaufen: „Was ist?“

„Oh, wir sollen noch ein wenig hier bleiben. Komm, gehen wir noch ein paar Muscheln suchen, ja? Sie werden wunderbar zu unserem Sandschloss passen.“
 

Der Dämon, der ein Stück abseits im Schatten eines Baumes gelehnt hatte, zuckte ein wenig zusammen, als der Kronprinz seine Begleiterinnen allein ließ. Hoffentlich hatte der nicht bemerkt, dass er ihn beobachtet hatte….

Da er am Leben hing, machte er lieber, dass er davon kam. Er musste seinem Herrn Bericht erstatten.

Fürst Thersites vernahm die Botschaft ein wenig verwundert. „Du bist sicher, eine junge, schwarzhaarige Priesterin, schlank...“

„Er rief sie Kagome.“

„Hui. Die würde ich gern mal im Bett haben…“

Der Informant unterließ es wohlweislich, seinen Herrn darauf aufmerksam zu machen, dass er verheiratet sei. Das hatte nichts miteinander zu tun. Aber er fragte doch: „Verzeiht, Fürstliche Gnaden…die Geliebte des Kronprinzen?“

„Natürlich nicht, solange er die Hand drauf hat. Aber sie war auch schon mit dem jüngeren Prinzen hier. Und nach dem Bericht meines Spions hatte auch er sie im Bett. Sie muss der heißeste Feger des ganzen Reiches sein. - Natürlich nichts für unsereinen, “ ergänzte er: „Solange die Prinzen das Vergnügen haben…“ Aber anscheinend hatte es ihr in seinem Bezirk so gefallen, dass sie es geschafft hatte, Sesshoumaru herzulotsen. Das war sehr gut. Vielleicht wäre er doch eines Tages in der Lage, seinen weniger lieben Nachbarn und dessen Hauptstadt Lenaia in Punkto Fremdenverkehr zu übertreffen. Gedanklich rieb sich der Provinzfürst schon mal die Hände. Vielleicht sollte er dafür sorgen, dass es dieser Priesterin hier besonders gefiel…?
 

Inuyasha war unverzüglich zu Fürst Diomedes zurückgekehrt. Schließlich wollte er seinem Vater nicht beichten müssen, dass er quasi Pause gemacht hatte, während dessen alter Freund ermordet wurde.

Miroku und Kouga ließen sich dagegen in ungewohnter Eintracht ein wenig mehr Zeit, nicht zu wild darauf, im Vorzimmer des Fürsten Papiere lesen zu müssen, um einen Vorwand zu haben, sich dort aufzuhalten. Der schnelle Wolf sah unwillkürlich zum Fenster hinaus.

„Kagome…“ murmelte er.

Miroku hatte es gehört: „Sie ist zu Seiner Gnaden befohlen…“ meinte er ein wenig verwundert.

„Das weiß ich natürlich.“ Der Anführer der Boten des Inu no Taishou fuhr herum: „Mensch!“ und das war nicht als Lob gemeint. „Immerhin wird der Kronprinz besser auf sie aufpassen können, als dieser Bast...ich meine, Inuyasha.“ Er sollte daran denken, dass er nicht in der Position wie Fürst Diomedes war, der sich als alter Freunde des Inu no Taishou doch einiges erlauben konnte. Aber dessen Herablassung dem Halbdämon gegenüber hatte ihn erneut angesteckt.

Der Mönch verstand plötzlich. „Ihr macht Euch große Sorgen um sie, Exzellenz, nicht wahr? Aber auch der Prinz hat sie gut behütet.“

„Das habe ich gesehen, als sie so schwer verletzt wurde, von diesem Naraku, oder gar in Lebensgefahr kam.“ Kouga bedachte plötzlich, mit wem er sprach: „Aber das geht dich nichts an.“

„Natürlich nicht. Dennoch möchte ich mir einen Rat erlauben, aus langjähriger Kenntnis Inuyashas.“ Miroku klang ernst: „Exzellenz sollte nie ihn unterschätzen. Und schon gar nicht aus einem Grund, den weder er noch Ihr beeinflussen könnt.“

Der Wolfsdämon sah ihn überrascht an: „Was meinst du?“

„Wenn sich Kagome eines Tages verlieben sollte…und davon ist mir nichts bekannt, wird sie gewiss ihre Mutter bitten, die Genehmigung des Herrschers zu einer Ehe zu erhalten.“

Das stimmte einfach und Kouga verfluchte sich dafür, das übersehen zu haben. Natürlich. Wenn sich Kagome für einen echten Wolf statt einem halben Hund entschied, würde die Heiratgenehmigung seines Vaters Inuyasha komplett aus dem Rennen werfen. Umgekehrt würde er selbst gegen eine solche Entscheidung ebenfalls nichts ausrichten können. Der Herrscher hatte Gefallen an dieser Familie gefunden und würde Kagome sicher nie gegen ihren Willen verheiraten. Ein wenig unwirsch meinte er daher nur: „Schon klar, Mönch. - Jetzt gehen wir in das Vorzimmer. Nicht, dass diese Durchlaucht noch denkt, wir wollen uns drücken. - Schon gut, ich sage das sicher nicht, wenn der Halbhund zuhört.“ Der Inu no Taishou warnte in Familienangelegenheiten nie zweimal.

Miroku war davon allerdings überzeugt.
 

Inuyasha begleitete Fürst Diomedes unterdessen durch dessen Hauptstadt, wenn man das so nennen konnte. In den meisten Bezirken wäre das nur ein Dorf gewesen. Kaum hundert Menschen der zweiten Rangstufe und Dämonen der ersten und zweiten lebten hier, Krieger, Schmiede, Heiler. Ein wenig außerhalb waren Hütten der Staatssklaven.

Jeder hier erkannte natürlich den Provinzfürsten und verneigte sich, ebenso vor dem Prinzen. Aber was Inuyasha so verwunderte, war die Tatsache, dass der knurrige alte Dachs fast jeden beim Namen kannte, sich bei manchem Menschen nach der Familie erkundigte. So eine Menschenfreundlichkeit hätte er ihm nie zugetraut, und er begann zu ahnen, warum sein Vater seit langen Jahrhunderten mit diesem Dämon befreundet war.
 

Bei den Hütten der Staatssklaven befanden sich im Augenblick nur Kinder und sehr alte Leute, da die anderen auf dem Feld waren. Fürst Diomedes sprach mit einer Frau, die die Kleidung einer Priesterin trug, also der zweiten Rangstufe angehörte. Inuyasha vermutete zu Recht, dass sich diese um die Kranken hier kümmerte. Er selbst drehte sich etwas um. Er war bereits in vielen Dörfern der Staatssklaven gewesen und kannte sehr wohl den Unterschied zwischen den Lebensbedingungen. Vater sorgte ebenfalls für die medizinische Versorgung, ausreichende Unterkünfte und verlangte dies auch von den Provinzfürsten. Dennoch sparten manche daran, was man dann auch deutlich sah – und ihnen in der Regel einen Besuch des Kronprinzen eintrug.

„Äh…“ sagte jemand neben ihm.

Er drehte sich erstaunt um und betrachtete den kleinen Menschenjungen neben sich: „Ja?“

„Bist du ein Dämon?“

So hatte ihn noch kaum jemand angesprochen. Der Kleine schien nicht zu wissen, welchen Rang er einnahm: „Nein“, erklärte er aber ehrlich: „Ein Halbdämon. Mein Vater ist ein Dämon, meine Mutter war ein Mensch.“

„So jemanden habe ich noch nie gesehen. Ich… Ich dachte, dass du ein Dämon bist, wegen deiner Ohren.“

Unwillkürlich fasste Inuyasha empor. Was hatten nur immer alle mit ihnen? Soweit er wusste, wollte doch auch niemand Sesshoumaru an den Ohren ziehen.

Der kleine Junge sah fragend zu ihm auf: „Darf ich sie mal anfassen? Bitte?“

Mit gewissem Seufzen ging der Halbdämon in die Hocke: „Aber nicht zu fest ziehen…“ mahnte er nur.

„Nein…oh, sind die knuffig!“ Der Menschenjunge strich vorsichtig drüber, fasste dann ein wenig mutiger zu, bemüht, dem netten Dämon nicht weh zu tun. Er wusste nur zu gut, dass er ein Mitglied der untersten Rangstufe war und Dämonen weit höher im Wert standen.
 

Eine alte Frau, sicher seine Großmutter, verneigte sich tief vor dem Provinzfürsten, ehe sie sich suchend nach ihrem Enkel umblickte, besorgt, er könne etwas anstellen, das Fürst Diomedes als unhöflich empfinden konnte.

Als sie ihren Abkömmling entdeckte, hoffte sie für einen Augenblick, eine Halluzination zu haben. Er stand vor einem weißhaarigen jungen Dämon, der sich vor ihm niedergelassen hatte, und knuddelte dessen Ohren. Weißhaarig, jung und ein Dämon: es konnte sich nur um einen der Söhne des Herrschers handeln.

„Ihr Götter…“ brachte sie hervor.

Der Provinzfürst hörte den erschreckten Ausruf und drehte sich ein wenig besorgt um. Was hatte der Bastard-Prinz denn angestellt? Auch er betrachtete das ungewöhnliche Bild, wenn auch mit anderem Gedankengang, ehe er meinte: „Du solltest deinem Enkel sagen, wann er lästig wird. – Euer Durchlaucht ist sehr freundlich.“

Inuyasha nahm das als Zeichen, dass er nett genug gewesen war, und erhob sich, noch während die alte Frau auf ihn zuschoss, sich ihren Enkel unter den Arm riss und samt diesem zu Boden warf.

„Euer Durchlaucht...“ brachte sie hervor. „Bitte, verzeiht dem Jungen…“

Der Kleine wollte schon darauf hinweisen, dass er den netten Dämon doch um Erlaubnis gebeten hatte, als ihm die Anrede bewusst wurde. Das war der Prinz, der Sohn des gefürchteten Herrschers? Alles, was man über den Machthaber und seine Söhne erzählte war, dass sie ungestraft jeden töten konnten, der sich Freiheiten gegen sie herausnahm.

Auch Inuyasha war das bewusst und so meinte er: „Ich habe es ihm erlaubt. –Du kannst mit ihm gehen.“ Er wandte sich an den Dachsdämon: „Fürst Diomedes?“

„Gleich.“ Der Provinzfürst sah zu der alten Frau: „Du solltest ihn warnen. Beim Kronprinzen wäre die Bitte allein tödlich.“

„Ja, danke, Fürstliche Gnaden, danke Euer Durchlaucht.“ Die alte Menschenfrau zog sich erleichtert zurück. Sie nahm sich fest vor, ihrem Enkel noch einmal einzubläuen, dass er diese fatale Neugier auf Dämonen sein lassen sollte. Er war ihr einziger.

Diomedes winkte ein wenig und Inuyasha schloss sich ihm an, während sie den Wohnsitz der Staatssklaven verließen. Langsam meinte der Dachsdämon: „Deine Durchlaucht bildet sich anscheinend nichts ein, das ist ja schon mal was.“

„Was meinst du?“ Der Halbdämon war ehrlich erstaunt. „Wegen dem Kleinen? Er war eben neugierig auf meine Ohren. Das sind immer alle.“

„Ja.“ Aber das war es nicht, was der alte Fürst gemeint hatte. Um abzulenken, fuhr er fort: „Du sollst also mit diesen anderen beiden Jungs darauf aufpassen, dass ich nicht getötet werde? Warum?“

„Ich dachte, das stand im Brief meines Vaters.“

„Ja, dass jemand seine alten Freunde töten will. Warum?“

„Wenn er das wüsste, hätte er ihn sich sicher schon.“

Fürst Diomedes nickte leicht: „Der gute Masaki ist tot, hörte ich. War das auch ein Attentat?“

„Ja.“

„Aber er hat einen Sohn, Ist dem etwas geschehen?“

„Nein, ich hab ihn rausgeholt und die Entführer getötet.“

Der alte Dachs warf dem jungen Halbdämon einen raschen Blick zu, schwieg aber nun, sichtlich in Gedanken, bis sie wieder im Schloss angekommen waren.

Inuyasha stellte fest, dass Diomedes zumindest unter vier Augen ein wenig umgänglicher war. Nun, irgendeinen Grund musste es ja dafür geben, warum Vater mit ihm befreundet war.
 

Kagome spielte getreu ihrem Befehl mit Rin am Strand, als die Kleine aufschaute: „Oh, ich muss nach dem Drachen sehen.“

„Du bist ja seine Drachenreiterin, ja. Was musst du machen?“

„Nicht viel, heute. Nur ihn rasch auf eine andere Wiese bringen. Wartest du hier auf mich?“

„Natürlich.“

„Ich beeile mich auch. Wenn Seine Gnaden wieder hier ist, können wir ihn ja bitten, essen gehen zu dürfen.“

„Ja, gut.“ Die junge Priesterin sah der Kleinen nach, als sie davonlief. Rin war so ein nettes, warmherziges Mädchen und Kagome fragte sich, nicht zum ersten Mal, warum sie den Kronprinzen so anbetete. Aus irgendeinem Grund musste er zu ihr anders sein, als zu allen anderen. Wobei, das gab sie gern zu, er in der direkten Zusammenarbeit auch nachsichtiger war, als es sein Ruf andeutete. Im nächsten Moment fuhr sie herum, als sie hinter sich Dämonenenergie spürte.

Entsetzt starrte sie die Krieger an, die scheinbar aus dem Sand gewachsen hinter ihr standen, sie nun packten: „Was...was wollt ihr?“ brachte sie heraus. Waren das etwa Mitglieder dieser Verschwörung?

„Fürstliche Gnaden Thersites wünscht dich zu sprechen.“ Und eine solche Anweisung bedeutete für die Krieger seiner Schlosswache stets eine Verhaftung.

Ihr blieb nichts übrig, als ihnen zu folgen. Hoffentlich hatte Rin das mitbekommen und würde dem Kronprinzen sagen, dass sie nicht freiwillig ihren angewiesenen Platz verlassen hatte.
 

Die Kleine hatte in der Tat gerade noch gesehen, dass ihre freundliche Begleiterin abgeführt wurde und war unverzüglich zu dem Drachen zurückgekehrt, um Seine Gnaden zu informieren. Sie war überzeugt, dass er sofort etwas unternehmen würde, um der armen Kagome zu helfen. Sie war sicher zu Unrecht festgenommen worden. Ganz bestimmt. Sie hatte doch nichts angestellt.

„Schnell, Ah-Un“, sagte sie, während sie in den Sattel sprang und die Zügel aufnahm: „Zu Seiner Gnaden!“

Nur kurze Zeit später signalisierte ihr der Drache, dass er wusste, wohin er musste. So gab sie die Zügel frei und überließ es ihm, nach seinem Herrn zu suchen. Das Band, das geborene Drachenreiter und ihre Drachen verband, war ein gefühlsmäßiges. So vertraute sie auch darauf, dass sich Sesshoumaru in der Nähe befinden musste, als Ah-Un nahe einem Wäldchen zur Landung ansetzte. Allerdings konnte sie ihn nicht entdecken. Da die Nase des Drachen aber in den Wald wies, wusste sie, dass sich der Kronprinz dort befand und rannte hinein, bemüht, sich zu beeilen, um die arme Kagome nicht im Stich zu lassen.

Nur kurz darauf fand sie Sesshoumaru, der sich ein wenig erstaunt umblickte, als er ihre Witterung in die Nase bekam. Er war der Spur eines grau gekleideten Menschen bis hierher gefolgt, in der Hoffnung, mehrere anzutreffen, womöglich etwas in Erfahrung bringen zu können. Er nahm jedoch an, dass auch Kagome einen dieser Menschen getroffen hatte, da er nur in diesem Fall informiert werden wollte.

Die Kleine gelangte außer Atem bei ihm an: „Euer Gnaden“, keuchte sie.

Er ging bereits in die Richtung, aus der sie gekommen war: „Waren grau gekleidete Menschen bei euch?“

„Nein. Dämonenkrieger...sie haben Kagome verhaftet!“

Er blickte erstaunt zu ihr hinab, ehe er wieder geradeaus sah. Dämonenkrieger? Sicher nicht Vaters. Also die des hier zuständigen Fürsten. War Thersites vollkommen närrisch? Wie konnte er es wagen, jemanden verhaften zu lassen, der in seiner, Sesshoumarus, Begleitung war? Der Fürst des 17. Bezirks musste entweder wahnsinnig geworden sein oder noch dämlicher, als er schon vermutet hatte. Oder aber, er war Teil der Verschwörung. Das würde auch erklären, warum so viele Menschen in dieser Region an diesem geheimnisvollen Komplott beteiligt waren.

Er konnte wittern, dass sich der Mensch, dem er bis in diesen Wald gefolgt war, in der Nähe aufhalten musste: „Geh zum Drachen!“ befahl er seiner kleinen Begleiterin, bewegte sich selbst bereits nach rechts.

Vater hatte zwar gemeint, dass sie niemanden, der zu der Verschwörung gehörte, auf sich aufmerksam machen sollten, aber eine Frage nach dem Fürsten und dessen Gefangenen war doch gewiss nicht verboten. Wenn Thersites mit drin hing, war die ganze Sache noch gefährlicher. Denn damit wäre der erste regierende Fürst gefunden, der an der Verschwörung beteiligt war. Schon Dykrien war als Erbprinz hochgradig gefährlich.
 

Um den Menschen zu finden, sah sich der Kronprinz gezwungen ein wenig zurückzugehen, in einem Bogen dessen Spur zu folgen. So trat er erst einige Minuten später aus dem Wald und sah seinen Drachen und Rin vor sich. Bei ihnen stand ein junger, grau gekleideter Mann, der die Hand nach den Zügeln ausstreckte und gerade lachend sagte:

„Das glaube ich dir nicht, Kleine! Der Kronprinz steht auf kleine Mädchen?!“

Sesshoumaru schoss buchstäblich los, noch während Rin protestierte:

„Dies ist wirklich der Drachen Seiner Gnaden!“

Im nächsten Augenblick fand sich der Mann in der Luft wieder, eine Hand mit Krallen um die Kehle. Würgend suchte er nach seinem Angreifer. „Du hast Recht…“ keuchte er.

„Er wollte Ah-Un stehlen“, erklärte Rin unverzüglich.

Was war das denn für ein Idiot? Nur die höchstrangigen Dämonen besaßen Reitdrachen, das hätte er wissen müssen. Kein Mensch durfte ihn allein fliegen, nur als Drachenreiter im Dienste eines Dämons der ersten Klasse. „Wem wolltest du ihn verkaufen?“ fragte der Kronprinz daher nur. War Thersites wirklich dabei?

„Nicht verkaufen, du Verräter!“ brachte der Gefangene hervor: „Verschenken!“

„Verräter?“ Sesshoumaru verstärkte seinen Griff: „Was soll das?“ War der Mann lebensmüde? Oder zu fanatisch, um zu bedenken, in wessen Hand er sich gerade buchstäblich befand?

„Ein Geschenk …für den wahren Prinzen… den wahren Erben! …Er wird siegen!“

Der Kronprinz stellte in diesem Augenblick fest, dass er die Haltbarkeit eines menschlichen Genicks überschätzt hatte. So ließ er die Leiche zu Boden. Ein Fanatiker, kein Verrückter. Das war klar. Aber was hatte er gemeint? „Rin, auf den Drachen!“

Während die Kleine gehorchte und ihm dabei den Rücken zuwandte, hob er die Hand. Ätzende, giftige Säure drang aus seinen Fingern und vernichtete den Toten ohne jedes Zeichen. So blieb der Wille seines Vaters gewahrt, dass niemand bemerken sollte, dass sie der Verschwörung auf der Spur waren. Was hatte dieser Mensch nur gemeint?

Der wahre Prinz? Der wahre Erbe?

Dykrien? Das war der einzige Erbprinz, den sie bislang sicher diesem Komplott zuordnen konnten. Aber der würde doch niemals gegen ihn, Sesshoumaru, antreten können? Nein. Es musste sich um einen anderen handeln. Unmerklich erstarrte er.

Inuyasha.

Er war ein Sohn des Herrschers. Hatten sich diese Verrückten ihn als Leitbild auserkoren? Warum? Denn, dass sein Halbbruder an einem derartigen Komplott beteiligt war, war auszuschließen. Zum einen konnte Inuyasha keine komplizierten Pläne schmieden und wenn sein Leben davon abhing, zum anderen wäre der mit Sicherheit irgendwann damit herausgeplatzt. Und vor allen Dingen hatte er im Laufe der Naraku-Affäre gelernt, dass sein kleiner Bruder absolut loyal gegen Vater und ihn selbst war. Nein. Der konnte davon nichts wissen. Aber warum sollte sich eine derartig große Verschwörung ausgerechnet auf einen halben Dämon kaprizieren?

Sehr viele Fragen.

Zu viele, befand der Kronprinz. Er musste dringend in die Hauptstadt zurück und Vater davon in Kenntnis setzen. Womöglich fiel dem etwas ein, das Licht in diese Angelegenheit bringen würde.

„Rin, in die Hauptstadt…“

„Aber, Euer Gnaden...Kagome?“ wagte sie einzuwenden.

Seltsamerweise fühlte er sich verpflichtet, sie zu beruhigen: „Ich werde Thersites befehlen, sie freizulassen.“ Und dazu würde ein Bote aus der Hauptstadt genügen. Bis er da war, müsste sich Kagome eben auf sich selbst stellen. Sie hatte gewisse Fähigkeiten. Aber es war deutlich wichtiger, dass Vater diese Neuigkeiten erfuhr.
 

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Fürst Thersites scheint eigenartige Methoden zu haben, seinem Fremdenverkehr auf die Sprünge zu helfen..

Im nächsten Kapitel: Neuer Ärger, bekommt Inuyahsa alle Hände voll zu tun.
 

Für die Hundeyoukaifans unter euch: auf Wunsch eines einzelnen Herrn gibt es ein Weihnachtspecial unter den Kurzgeschichten, das sich um Seiko und Arashi, Lichterbäume und Familie dreht. Es beginnt am Sonntag.
 

bye
 

hotep

Neuer Ärger

Inuyasha erwähnte ja gegenüber Kagome, dass Fürst Thersites seiner Meinung nach nicht sonderlich, hm...klug sei.
 

9. Neuer Ärger
 

Kagome erlaubte es sich, Fürst Thersites wutentbrannt anzustarren, als sie vor ihn geführt wurde.

„Willkommen, meine Liebe“, sagte der freundlich. Immerhin war sie ja mehr als vertraut mit beiden Prinzen. Hoffentlich war sie auch willens, etwas für seinen Fremdenverkehr zu tun.

„Willkommen?“ echote die junge Priesterin, jetzt mehr als verwundert: „Fürstliche Gnaden lassen mich erst gefangen nehmen...?“

„Warum? Wieso? Weshalb?“ Nicht nur etwas entsetzt sah der Fürst zu seinen Kriegern: „Ich habe euch Idioten doch nur gesagt, dass ich mit ihr reden will!“ Das konnte ja noch heiter werden, wenn der Kronprinz das zu hören bekam. Ach du liebe Güte! „Raus, ihr erbärmlichen Narren!“ Als sie allein waren, fuhr er eilig fort: „Ich hoffe, Priesterin, du nimmst ihnen diesen Fehler nicht zu übel.“ Und natürlich vor allem ihm. „Ich werde sie später auch bestrafen lassen. So etwas!“ Der Provinzfürst rieb sich über die Stirn, eine Geste, die Kagome noch bei keinem Dämon gesehen hatte.

„Ich...ich meine, Ihr braucht sie nicht bestrafen, Fürstliche Gnaden, “ meinte sie daher. Irrte sie sich oder war der gute Thersites vollkommen nervös? Ihr Naturell ließ sie nicht ungerührt, und so fuhr sie entgegenkommend fort: „Ihr wünscht, mich zu sprechen. Kann ich Euch irgendwie behilflich sein?“

„Äh, ja, vielen Dank. Du bist sehr freundlich.“

So sprach auch kein normaler Provinzfürst mit einem Menschenmädchen, dachte sie unwillkürlich. Was war denn los?

„Hier, bitte, setz dich. Ich dachte...nun, du warst mit Inu…ich meine, du warst mit Seiner Durchlaucht hier und nun auch mit Seiner Gnaden.“
 

Kagome wurde glühend rot, als sie erfasste, welchen Schluss der Fürst daraus gezogen hatte. Natürlich. Sie hatte ja so getan, als ob sie mit Inuyasha…

Das hatte sie vollkommen vergessen.

Und weder der Prinz noch sie hatten das natürlich in ihrem Bericht vor dem Inu no Taishou erwähnt, so dass es auch dieser nicht hatte erkennen können. Jetzt dachte dieser Thersites doch sicher, sie sei mit gleich allen beiden Prinzen…?

Nun, zumindest in diesem Bezirk konnte sie ihren guten Ruf wohl abschreiben.
 

Der Provinzfürst sah angestrengt zu Boden und bemerkte ihre Reaktion nicht: „Ich dachte darum…Mein Fremdenverkehr. Wie du weißt, ist Lenaia, drüben mit Fürst Katameki, einer der beliebtesten, nun, der beliebteste Urlaubsort des ganzen Reiches. Ich möchte auch so etwas haben. Es wäre daher von unschätzbarem Wert, wenn du die beiden Prinzen dazu bewegen könntest, öfter zu mir zu kommen, öfter sich hier zu erholen. Das wäre…sehr nett. Ich würde mich natürlich auch sehr erkenntlich zeigen, wenn es dir gelingt.“

Ihr fiel dazu nur ein, dass Inuyasha gemeint hatte, Thersites rede gern und sei nicht besonders schlau. Nun, beides hatte er wohl soeben bewiesen. Andererseits - er schien nichts von der Verschwörung zu wissen und suchte nur nach seinem Vorteil. So meinte sie sachlich: „Ich befürchte, es ziemt sich nicht, einem der Prinzen Vorschläge zu machen.“

„Natürlich, natürlich. Aber du bist eine Frau und ich bin sicher, dass du eine geeignete Gelegenheit finden wirst. - Komm schon, Priesterin. Ein, zwei Worte zu einem passenden Zeitpunkt, nur eine kleine Bitte, wohin du gern möchtest…du verstehst schon?“

Sie verstand durchaus. „Nun gut, Fürstliche Gnaden, “ meinte sie langsam. Sie musste behutsam sein. Noch war Sesshoumaru nicht hier. Hatte Rin ihn nicht gefunden? Oder was war los? „Ich werde mit beiden Prinzen über Euch und Euren Bezirk sprechen.“ Das war nicht gelogen. Immerhin war er ein Dämon und sie wollte nicht ausprobieren, ob seine Nase so fein wie die der Hundedämonen war, die jede Unwahrheit erkannten.

Fürst Thersites atmete auf: „Danke, Priesterin. Ich werde dir dann mal erzählen, was ich an Entwicklungen im Fremdenverkehr geplant habe. Übrigens, da Inu...Seine Durchlaucht schon fragte: ich habe meine Pläne alle mit Fürst Katameki abgestimmt. Wir werden uns keine Konkurrenz machen.“ Er setzte sich bequemer hin.

Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zuzuhören.
 

Im fürstlichen Vorzimmer saßen der Sekretär, ein Dämon namens Mara, Miroku und Kouga. Die beiden blätterten ein wenig gelangweilt in den Akten, die Mara ihnen hingelegt hatte. Aber sie sollten vorgeblich ja die Steuern prüfen. Inuyasha war bei Fürst Diomedes in dessen angrenzendem Arbeitszimmer, um so direkt für dessen Schutz sorgen zu können. Die beiden Beauftragten des Inu no Taishou sahen auf, als erneut ein Dämon mehr oder weniger aus dem Arbeitszimmer des Fürsten schoss, verfolgt von dessen grollender Stimme: „…ja nicht noch einmal vorkommen. Bin ich denn nur von Idioten umgeben?“

Der so Angesprochene machte nur noch, dass er aus dem Vorzimmer kam.

Miroku sah kopfschüttelnd zu Mara: „Mich wundert wirklich, dass Ihr noch hier arbeitet.“

Der Sekretär zuckte ein wenig die Schultern. Es schickte sich nicht, über seinen Herrn zu sprechen. Aber diese beiden waren immerhin im Auftrag des Herrschers hier, ja, schienen mit dem jüngeren Prinzen eng zusammenzuarbeiten. So meinte er: „Fürst Diomedes hat ein weiches Herz. Und das versteckt er gern.“ Zumindest Dämonen gegenüber. Er hatte schon miterlebt, wie der knurrige Dachs mit Menschenkindern herumgetollt hatte, ungeachtet seines Alters und seines Rangs. Aber Diomedes war der Meinung, dass Dämonen, die ja im Reich die höchsten Positionen einnahmen, sich stets dessen auch als würdig erweisen sollten – und keine Fehler begehen. Mara hatte das Gefühl, dass der mächtige Inu no Taishou in gewisser Weise ähnlich dachte, wenn auch nicht so ausgeprägt.

Ein weiches Herz? Miroku nickte ein wenig, sah aber keinen Grund, an der Aussage des Sekretärs zu zweifeln, der sicher den Fürsten schon sehr lange kannte. So blickte er nur wieder auf seine Papiere.

Kouga starrte ebenfalls auf die Akte in seiner Hand. Es war langweilig, und der schnelle Wolf wäre lieber seiner gewohnten Beschäftigung als Anführer der Boten des Herrschers nachgegangen. Es war jedoch eine klare Anweisung des Inu no Taishou gewesen, hier zusammen mit Inuyasha auf den Fürsten aufzupassen. Nun gut, dieser war unverschämt genug, dass so manch ein Dämon dieser Region wütend auf ihn sein konnte. Aber warum sollte sonst jemand ausgerechnet den alten Dachs umbringen wollen? Natürlich hatte er den Befehl nicht laut hinterfragt, aber irgendetwas schien am Laufen zu sein. Versuchte da jemand, Naraku zu imitieren? Dessen Schicksal hätte eigentlich eine Warnung sein sollen. Er blickte nicht auf, als wieder jemand hereinkam. Die Reihe der Audienzsucher schien kein Ende zu nehmen.

Mara tat, was seine Pflicht war. Höflich meinte er: „Guten Tag. Wen darf ich Seiner Fürstlichen Gnaden melden? Und welchen Grund darf ich für Euren Besuch angeben?“

Miroku warf einen neugierigen Seitenblick, da er der Anrede entnehmen konnte, es handele sich um einen Dämon. Und er gab sich zu, dass er solch einen noch nie gesehen hatte. Er war jung, seine langen Haare hatten einen leicht rötlichen Schimmer. Aber, was den Mönch ein wenig störte, war der leere Ausdruck in seinen dunkelblauen Augen. Irgendwie wirkte der Kerl eigenartig.

Ohne ein Wort zu sagen, trat der Neuankömmling auf Mara zu – und schlug zu. Der Sekretär wurde von der Krallenattacke vollkommen überrascht. Nur die Tatsache, dass er gerade die Audienzliste auf einem Holzbrett vor sich gehalten hatte, verhinderte, dass er getötet wurde. Auch so stürzte er schwer verletzt zu Boden.

Kouga und Miroku waren mit einem Satz auf den Beinen. Der schnelle Wolf sprang auf den Unbekannten zu, der fast noch geschwinder der Gegenattacke auswich.

Verdammt, dachte der Anführer der Boten. Jemand, der mit seinem Tempo mithalten konnte, war ihm auch noch nicht begegnet. Und wieso verursachte ihm der Kerl so ein eigenartiges Gefühl in der Magengrube?

Er machte einen erneuten, weiten Satz und drehte sich in der Luft, um den Angreifer mit einem Fußtritt zu treffen. Zu seiner Überraschung wich der Fremde erneut aus. Und er sah sich in diesem Kampf in Schwierigkeiten, zumal er darauf achten musste, dass er zwischen der Tür zum Arbeitszimmer und dem Attentäter blieb. Immerhin war das Ziel sicher Fürst Diomedes. Wo blieb eigentlich der Halbblutprinz, wenn man ihn mal brauchte? Er versuchte erneut, den Unbekannten mit einem Faustschlag zu Boden zu bekommen, fühlte sich aber stattdessen schmerzhaft an der Kehle gepackt und beiseite geworfen. War dieser Mistkerl stark!

Miroku war unterdessen zu Mara gelaufen, bemüht, den beiseite, aus der Kampflinie zu halten. Sich in das Duell einzumischen war sinnlos. Mit diesen beiden schnellen Dämonen der ersten Rangstufe konnte er nicht mithalten. Und das Schwarze Loch mitten in einem Schloss einzusetzen, zumal mit Mara und Kouga dazwischen, war keine besonders gute Idee. Überdies müsste doch Inuyasha die Kampfgeräusche gehört haben und kommen.

Im gleichen Augenblick stürzte auch der Prinz in das Vorzimmer: „Was macht ihr denn hier?“ Er erstarrte, die Hand am Schwert.

Der Unbekannte wich etwas zurück und musterte ihn, während Kouga sagte: „Das tun, was eigentlich Eure Aufgabe wäre. Attentäter aufhalten. Der Kerl kam herein und versuchte ohne ein Wort, den Sekretär umzubringen.“

„Er sieht irgendwie eigenartig aus“, befand Inuyasha, ohne zu wissen, dass auch die anderen beiden schon zu diesem Ergebnis gekommen waren. Eine genaue Ursache hätte dagegen keiner angeben können. Nur ihr Gefühl warnte sie. „Na, dann..“ Er machte einen Satz auf den Unbekannten zu, die Hand zum Klauenangriff erhoben. Wie schon zuvor Kouga musste er allerdings feststellen, dass der Angreifer äußerst schnell war. Ein Faustschlag schleuderte den Prinzen gegen die Wand.

Inuyasha raffte sich eilig auf und rieb sich die Wange. Was war denn das gewesen? Er war diesem Mistkerl nicht einmal so nahe gekommen, dass er seinen eigenen Angriff hätte starten können und doch hatte der ihn getroffen? Wie war das möglich? Konnte der seine Arme nach Belieben wachsen lassen? Das war eine selten vorkommende Fähigkeit, aber nicht unmöglich.

Im nächsten Moment griff Kouga wieder an, um dem Unbekannten keine Möglichkeit zu lassen, an ihnen vorbei zu Fürst Diomedes zu kommen. Noch immer hatte der Wolf ein äußerst unbehagliches Gefühl, was nicht nur darauf zurückzuführen war, dass er nur selten bis nie einem derartig schnellen Gegner gegenübergestanden hatte. Diesmal gelang es ihm, den Fremden mit einem Faustschlag zu treffen, so dass dieser meterweit durch die Luft flog und gegen die Wand prallte.

Ein Windstoß und ein lautes Krachen hinter ihm ließ Kouga herumfahren. Mit gewissem Entsetzen betrachtete er das große Loch in der Außenmauer des Vorzimmers, dann den Prinzen, der sein Schwert in der Hand hielt: „Äh…war das notwendig? - Ja, was ist das denn?“ Jetzt erst hatte er die kleine weiße Gestalt entdeckt, die auf dem Boden kauerte. Inuyasha hatte sie anscheinend gerade noch davon abhalten können, an ihnen vorbei in das Arbeitszimmer des Fürsten zu schleichen. „Wo kommt der denn auf einmal her?“ Ein wenig erinnerte ihn das an einen Skorpion, aber der Kopf des Wesens mit den sichelförmigen Krallen war eindeutig der des Dämons, dem er bislang gegenübergestanden hatte.

„Gute Frage“, meinte Inuyasha.

„Oh“, antwortete der Neuankömmling fast freundlich: „Der Prinz selbst. Mit solch einem vornehmen Empfang hätte ich nicht gerechnet. Nun, wir wollen die letzten Formalitäten wahren: Mein Name ist Kageroumaru. Ich habe ein wenig im Magen von Juuroumaru geschlafen. Und er wird euch nun töten, während ich mir den guten Fürsten vorknöpfe.“

„Träume weiter!“ Inuyasha hob Tessaiga.

„Zu langsam…“ kicherte Kageroumaru, während er anscheinend ohne jede Mühe im Erdboden versank.

„Verdammt!“ schrie Kouga und sprang auf ihn zu, schnell, wie nie zuvor in seinem Leben. Es gelang ihm, einen der Sichelarme des Wesens zu treffen, das daraufhin weit durch die Luft geschleudert wurde.

Im nächsten Augenblick griff Juuroumaru an, den weder Inuyasha noch Kouga weiter beachtet hatten.

„Hinter dir!“ schrie Miroku noch auf.

Der Prinz fuhr auf den vertrauten Warnruf herum. Seine Klaue schoss gegen den Hals des Angreifers. Im nächsten Moment stöhnte er vor Schmerz auf, als ihn irgendetwas von hinten förmlich durchbohrte. Er erhaschte noch einen Blick auf etwas Weißes, das buchstäblich durch ihn geflogen kam und ihn so verletzt hatte, ehe er zu Boden ging. War das etwa dieser Kageroumaru gewesen?

„Inuyasha!“ Miroku war zu entsetzt, um noch an die Etikette zu denken. Ein derartiges Loch im Bauch würde doch auch einen Halbdämon schwer verletzen.

„Schon gut“, keuchte der und raffte sich auf: „Kümmere dich lieber um diesen Sekretär. - Kouga, wo ist dieser Kageroumaru hin?“

„Keine Ahnung.“ Der Wolfsdämon war ein wenig wütend. Nie zuvor war er derart schnellen Kämpfern gegenübergestanden. Und jetzt war auch noch dieser dämliche Bastard verletzt. Hoffentlich würde der Herrscher ihm, Kouga, keine Vorwürfe machen, nicht besser auf den aufgepasst zu haben. „Ich erledige jetzt jedenfalls Juuromaru.“

Dieser hockte nun am anderen Ende des Zimmers auf dem Boden. Seine langen Haare verbargen sein Gesicht.

„Den lässt du mir!“ Inuyasha nahm sein Schwert wieder auf.

Kouga dachte kurz daran, diesen Befehl einfach zu überhören, aber das konnte riskant werden. So meinte er eilig: „Ich darf Eure Durchlaucht doch daran erinnern, dass Ihr ein Loch im Bauch habt.“

„Na und? Das passiert mir öfter mal.“ Inuyasha dachte an die Verletzungen, die ihm Naraku zugefügt hatte – und dennoch hatte er ihn erledigt.

„Dann sucht Ihr diesen Kageroumaru.“ Mit diesen Worten wandte sich Kouga dem anderen zu und rannte auf ihn los.

Im gleichen Moment begriff Inuyasha.

Kageroumaru hatte ihnen gesagt, er habe im Magen des anderen geschlafen. Klang das schon widerlich genug, so war klar, dass der anscheinend nach Belieben dort ein- und ausging. Und nun war er verschwunden.

„Kouga, das ist eine Falle, du Idiot“, brüllte er und sprang hinterher, Tessaiga bereits schlagbereit.

Der Wolf hörte die Warnung, begriff aber nicht. Was sollte hier eine Falle sein? Er musste nur schnell genug sein, seinen Schlag durchbringen, dann wäre dieser Juuroumaru Schnee von gestern.
 

Dann geschah alles gleichzeitig.
 

Aus Juuroumarus Mund schoss Kageroumaru mit einem Kichern auf Kouga zu, die Sichelklauen bereits nach ihm ausstreckend.

Der Wolfsdämon drehte sich in der Luft und wollte so dieser Attacke ausweichen, wusste aber zugleich, dass ihm das kaum mehr gelingen würde. Kageroumaru würde seiner Bewegung folgen. Er war einfach zu schnell.

Da erkannte er über sich den Prinzen mit dem bereits aktivierten Tessaiga. Alles, was er noch tun konnte, war, sich irgendwie aus dessen Zielrichtung zu werfen. Während er hart auf dem Boden aufkam und wegrollte, hörte er, wie die Macht der Windnarbe durch das Zimmer raste, ein weiteres großes Loch in die Schlosswand schlug.
 

Und dann war Stille.
 

„Saubere Arbeit“, meinte Miroku erleichtert, der mit angesehen hatte, wie die beiden Dämonen getötet wurden.

Kouga stand mühsam auf. Ohne weiter nachzudenken, fauchte er: „Was sollte denn dieser Blödsinn? Sollte ich gleich mit dran glauben?“

„Ich habe dir gerade das Leben gerettet, du Vollidiot!“ In diesem Moment entdeckte der Prinz in der Arbeitszimmertür Fürst Diomedes stehen, ein Schwert in der Hand. „Ach ja. Wolltest du dich nicht einmischen oder warum hast du uns nicht geholfen?“

„Wenn ich schon beschützt werden soll“, knurrte der alte Dachs: „Dann will ich auch sehen, was meine Leibwächter können.“ Er betrachtete den verwüsteten Raum: „Auf alle Fälle. mein Vorzimmer einreißen.“

„Das ist doch...“ Da ließ man sich den Bauch durchstoßen, und dieser Kerl schien das nicht einmal zu bemerken! Inuyasha musste sich zwingen, sich zu beherrschen. Dies fiel ihm umso leichter, als sich der Provinzfürst an Miroku wandte:

„Und du, Mönch, sorge dafür, dass Mara schleunigst zu einem Heiler kommt. – Wie geht es dir?“ fragte er seinen Sekretär. Und das klang ungewohnt freundlich.

Mara nickte ein wenig: „Ich werde überleben, Fürstliche Gnaden.“

„Gut. Da dein Arbeitsplatz sowieso dem Spieltrieb eines Hundejungen zum Opfer fiel, hast du frei, bis hier alles wiederhergestellt ist.“

„Also…“ begann Inuyasha. Aber es war vermutlich völlig sinnlos, zu versuchen, dem alten Dachs noch neue Manieren beizubringen. Überdies bedeutete es für den Sekretär eine deutliche Erholungspause. Irgendwo war dieser Diomedes doch ein netter Kerl.
 

Sesshoumaru war unterdessen zurück in der Hauptstadt. Unverzüglich ging er in das Arbeitszimmer seines Vaters, ohne dass es jemand wagte, ihn aufzuhalten.

Der Inu no Taishou sah erstaunt auf. Obwohl seine Söhne jederzeit Zutritt zu ihm hatten, wartete selbst der Kronprinz gewöhnlich, bis er sein Gespräch mit einem Audienzsucher beendet hatte. Also musste etwas äußerst Wichtiges geschehen sein. So sagte er: „Willkommen zurück, mein Sohn. – Mendin, wir werden unser Gespräch später fortsetzen.“

Der angesprochene Besucher neigte den Kopf. Dagegen gab es keinen Einwand: „Ich danke Euer Hoheit. Euer Gnaden...“ Er verließ unverzüglich den Raum, noch während sich Sesshoumaru auf seinem Platz niederließ.

„Ich nehme an, dass du Neuigkeiten in Bezug auf diese Verschwörung erfahren hast?“

„Ja. Ich habe einen der grau gekleideten Menschen getötet.“ Er bemerkte, wie sein Vater unmerklich erstarrte und fuhr hastig fort: „Verzeiht, aber er wollte meinen Drachen stehlen. Überdies war es ein Versehen. Menschen sind sehr zerbrechlich. Ich habe die Leiche vernichtet, so dass die Verschwörung nicht wissen dürfte, dass er starb oder ich mit ihm sprach. - Ehe er starb, sagte er jedoch, ich sei ein Verräter. Und er erklärte, er diene dem wahren Erben, dem wahren Prinzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dykrien so vergisst, wo sein Platz ist. Überdies: warum sollte ihm jemand abnehmen, dass er gegen Euch oder mich ankommt? So kam ich auf den Gedanken, dass die Verschwörung Inuyasha auf den Thron setzen will, ihn als Euren Nachfolger einsetzen will.“

„Inuyasha?“ Der Herrscher klang sehr nachdenklich.

„Ich nehme keinen Moment an, dass mein Halbbruder in diese Sache verwickelt ist“, erklärte der Kronprinz eilig: „Uns ist beiden klar, verehrter Vater, dass er zu loyal Euch gegenüber ist.“ Und er bezweifelte auch nicht mehr, dass Inuyasha niemals etwas gegen ihn selbst unternehmen würde: „Aber das macht es nur umso rätselhafter. Nach Recht und Gesetz ist der älteste Sohn der Erbe, daran ist doch nicht zu rütteln.“

„Nein. So ist es und war es und wird es auch sein.“ Plötzlich erstarrte der Inu no Taishou.

Sesshoumaru bemerkte es: „Verehrter Vater?“

Dieser sah schweigend zu Boden, sichtlich in Gedanken. Erst zehn Minuten später sah er auf. Und der Kronprinz wusste, er hatte seinen Vater noch nie zuvor so fassungslos erlebt. Mühsam sagte er: „Sesshoumaru, vertraust du mir?“

„Selbstverständlich.“

„Dann hoffe ich, dass du das auch weiterhin tun wirst. Unser beider Leben könnte davon abhängen. Und Inuyashas auch. – Er soll unverzüglich herkommen. Schicke den schnellsten Boten zu ihm, mit einem Drachen. Kouga und Miroku werden auch ohne ihn in der Lage sein, Diomedes zu beschützen. Ich…ich muss euch beiden etwas erzählen, das vor langer Zeit geschah.“ Mit einem tiefen Atemzug ergänzte er: „Ich hätte wissen müssen, dass man die Vergangenheit nicht zum Schweigen bringen kann.“

„Ich werde den Boten schicken.“ Sesshoumaru war mehr als verwundert. So aufgewühlt hatte er den Inu no Taishou nur äußerst selten, nun, eigentlich nie, erlebt. „Oh, und ich werde Fürst Thersites anweisen, Kagome unverzüglich freizulassen, wenn er am Leben bleiben will. Dieser Narr hat sie festnehmen lassen.“

„Kagome? Natürlich, tu das. – Thersites ist nicht Teil der Verschwörung, da bin ich mir sicher. Er würde in diesem Fall nicht derart die Aufmerksamkeit auf sich lenken.“

„Der Meinung bin ich auch.“ Der Kronprinz betrachtete noch einmal seinen Vater: „Wünscht Ihr noch etwas?“

„Nein. Ich…ich muss noch einmal nachdenken, aber ich fürchte, ich weiß nun, was diese Verschwörung für ein Ziel hat. Und, wer dahinter steckt.“
 

*******************************
 

Im nächsten Kapitel, Familiengeschichten, rückt der Inu no Taishou mit etwas heruas, dass man noch am besten als "Leiche im Keller" beschreiben kann. Und Sesshoumaru besucht seine Mutter.
 

Frohe Weihnachten euch allen!
 

bye
 

hotep

Familiengeschichten

Papas Beichte wird seine Jungs etwas schocken...
 

10. Familiengeschichten
 

War Inuyasha schon über den sofortigen Rückkehrbefehl und die Zusendung eines Drachens verwundert, ja besorgt gewesen, so stieg diese Befürchtung noch an, als er bei der Landung im Schlosshof erkannte, dass ihn sein Halbbruder erwartete. Dementsprechend waren seine ersten, fast atemlosen Worte: „Was ist mit Vater…?“

Sesshoumaru dachte unwillkürlich, wie treu der Kleine sei, antwortete jedoch: „Nun, er scheint eine bittere Erkenntnis erhalten zu haben. Etwas aus seiner Vergangenheit hat die Verschwörung ausgelöst. – Du bist verletzt, kleiner Bruder.“

Diese Feststellung war ohne jeden Spott, klang fast etwas fürsorglich. Inuyasha zuckte ein wenig die Schultern, um seine Gefühle zu verbergen. So kannte er Sesshoumaru nicht: „Ein Loch im Bauch, ist aber schon am Heilen. Die beiden Attentäter sind tot. Sie wollten Fürst Diomedes angreifen.“

„Ich verstehe. Komm.“
 

Auch der Inu no Taishou betrachtete besorgt die blutige Kleidung und bewies sofort, dass er noch immer klar denken konnte: „Ein Attentat auf Diomedes. Bist du schwer verletzt, mein Junge?“

„Ist schon am Heilen. Diomedes ist nichts passiert, Vater. Es waren zwei Attentäter.“ Der Prinz konnte jedoch ein leises Aufstöhnen nicht unterdrücken, als er sich setzte. Die Reise auf dem Drachen war anstrengend gewesen: „Zwei sehr eigenartige Dämonen namens Kageroumaru und Juuroumaru.“

„Hm. Ich kann mich nicht erinnern, diese Namen schon einmal gehört zu haben.“ Der Herrscher sah zu Sesshoumaru: „Du?“

„Nein, verehrter Vater.“ Auch dieser nahm Platz.

Ein kleiner Flohgeist sprang aus dem Fell des Herrschers und setzte sich auf dessen Knie. Myougas Anwesenheit verriet dem Kronprinzen nur zu deutlich, dass der Inu no Taishou zwar aus der Familiengeschichte berichten wollte, es aber noch immer vorrangig um die Verschwörung ging. So war er ein wenig verwundert, als er erkannte, dass nun noch jemand das Arbeitszimmer betrat, sich höflich verneigte: Kagomes Mutter. Warum um alles auf der Welt wollte Vater seine derzeitige Lebensgefährtin auch bei einer derartigen Besprechung dabeihaben?

Inuyasha wusste nicht, warum er hatte herkommen sollen und sah nun mehr neugierig zu dem Inu no Taishou: „Wie Ihr wolltet, habe ich Miroku und Kouga dort gelassen, aber ich denke mal nicht, dass noch jemand sein Glück versucht. Oder wurde inzwischen auch ein zweites Versuch bei Fürst Kaliwa unternommen?“

„Nein. – Bitte, meine Liebe, setz dich dort hin. – Nun, ich möchte denen, die es noch nicht wissen, sagen, dass Sesshoumaru im 17. Bezirk mit einem der grau gekleideten Menschenmänner redete. Dieser war fanatisch genug, ihm, dem Kronprinzen, zu sagen, dass er für den wahren Prinzen arbeite, den wahren Erben.“ Er blickte zu seinem jüngeren Sohn.

Inuyasha schüttelte etwas den Kopf: „Ist Dykrien denn vollkommen durchgedreht?“

„Wir denken nicht, dass er es ist, kleiner Bruder. Auch du übrigens nicht.“ Sesshoumaru blieb sachlich.

„Oh, vielen Dank, “ knurrte der Halbdämon: „Aber wer dann?“

„So lautete die Frage, in der Tat.“ Der Herrscher klang nachdrücklich, was seine beiden Söhne daran erinnerte, dass sie ihn unterbrochen hatten. So senkten sie ein wenig die Köpfe. Er nahm das zufrieden zur Kenntnis, fuhr aber langsam, mit Blick auf Kagomes Mutter fort: „Dies lenkte meine Gedanken in eine andere Richtung. Wir hatten uns schon zuvor überlegt, mit welchen Mitteln die Dämonin, die anscheinend eine wichtige Rolle in dem Komplott spielt, die Menschen und Leute wie Dykrien bei der Stange halten kann. Diese Frage klärt sich in dem Moment, in dem diese annehmen, auf der „richtigen“ Seite zu stehen. Also, für den wahren Prinzen, meinen wahren Erben zu kämpfen. Und das führte mich zu einem ….vergessenen Punkt in meiner Vergangenheit. Es fällt mir nicht leicht, darüber zu sprechen, aber es muss sein, um unser aller Willen.“

Euren wahren Erben…? wollten beide Söhne sagen, aber nach der dezenten Rüge von soeben schwiegen sie lieber.

Der Inu no Taishou fuhr fort: „Es war zu einer Zeit, als ich noch nicht der Herrscher war, aber an einem Bündnis arbeitete, um einen Aufstand gegen den damaligen Regenten zu unternehmen. Ich…ich lernte eines Tages eine Dämonin namens Alekto kennen. Sie war wunderschön, hochintelligent und ich….“ Er zögerte ein wenig, sprach es dann doch aus: „Ich verfiel ihr fast vollkommen. Nun, nicht genug, dass ich meine Pläne geändert hätte, aber sie unterstützte mich ja auch darin. Myouga….“

Der kleine Flohgeist seufzte ein wenig: „Ja, Hoheit. – Alekto war sehr intelligent, sehr klug, oh ja, und sie beeinflusste den Herrn, was mir damals nicht sehr gefiel, aber man durfte ihm gegenüber nichts gegen sie sagen. Ich…und andere vermuteten, dass sie sich nur an Seine Hoheit herangemacht hätte, um später an der Seite des Herrschers zu regieren, denn sie war sehr…ehrgeizig.“

„Das erkannte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht“, ergänzte der Herrscher wieder: „Nun, wie auch. Ich selbst wollte die Regentschaft. Um es kurz zu machen, es war am Abend vor der entscheidenden Schlacht um die Hauptstadt, als wir, nicht zum ersten Mal, besprachen, dass ich unverzüglich nach dem Tod des damaligen Herrschers seine Tochter heiraten würde, also deine Mutter, Sesshoumaru, um so einen Sohn zu erhalten, dessen Erbansprüche aus beiden Linien stammen würden. Nur diesmal wurde Alekto wütend. Anders könnte ich es nicht beschreiben. Bis zu diesem Moment hatte sie wohl immer noch gehofft, ich würde sie zu meiner Frau nehmen, gleich, was ich zuvor gesagt hatte. Ich versprach ihr, dass sie sich keine Sorgen machen sollte, dass sie an meiner Seite bleiben könnte, aber sie war…außer sich. Und ich musste eine Schlacht vorbereiten. So ging ich. – Als ich nach dem Kampf nach ihr schickte, war sie spurlos verschwunden. Ich...ich ließ dann im ganzen Reich nach ihr suchen, aber sie war nicht mehr aufzufinden. Und so vergaß ich sie langsam.“ Er holte tief Atem: „Ich habe in meinem Leben nicht sehr viele Frauen näher kennen gelernt. Von zwei von ihnen habe ich euch, meine beiden Söhne, geschenkt bekommen. Aber es ist nach allem, was ich weiß, nicht auszuschließen, dass Alekto, als sie verschwand, von mir schwanger war.“

„Das wäre der älteste Sohn…“ Sesshoumaru hatte das Gefühl, noch nie sei ihm eine logische Schlussfolgerung so schwer gefallen.

„Ja, aber nicht mein Erbe. Du entstammst einer gültigen Ehe, bist von mir anerkannt und hast auch über deine Mutter ein Anrecht auf den Thron. Selbst, falls es einen älteren, unehelichen, Sohn geben würde, könnte er nach Recht und Gesetz nicht mein Erbe sein.“ Der Inu no Taishou bemerkte durchaus, dass der Kronprinz etwas aufatmete und fuhr fort: „Ich bat dich zuvor, mir zu vertrauen.“

„Verzeiht, mein verehrter Vater.“

„Aber, wenn ich mich einmischen darf“, meinte Myouga: „Ich leite zu lange den Nachrichtendienst, um nicht zu wissen, dass man mit einem „ältesten Sohn“ durchaus Loyalitäten gewinnen könnte. Dies könnte die Ursache sein, warum so viele Menschen, ja, auch Dykrien auf die Verschwörung hereinfallen.“

„Oh, noch ein Bruder, “ sagte Inuyasha und da ihn alle anstarrten, weil er fast begeistert geklungen hatte: „Na ja, wenn er wirklich an einer Verschwörung beteiligt ist, muss er natürlich Ärger bekommen.“

„Das ist Hochverrat,“ erklärte der kleine Hofrat sofort: „Und, wenn ich das Alter bedenke, in dem sich Alektos Sohn befinden müsste, wäre es durchaus im Bereich des Möglichen, dass auch sie mit von der Partie ist, sie die Person ist, die die Donnerbrüder angeheuert hat. Wie gesagt, sie war ehrgeizig.“

Der Inu no Taishou nickte: „Mit dieser Vorgabe sollten wir weiterarbeiten. Myouga lässt in allen Bezirken nach Alekto und einem jungen Dämon suchen. Ich vermute fast, dass er weiße Haare hat, denn warum sonst sollten alle auf ihre Beteuerung hören, er sei mein Sohn. Inuyasha, du kehrst unverzüglich zu Diomedes zurück, für den Fall der Fälle. Wenn sie auf meine alten Freunde losgehen will, wird sie kaum aufhören. Aber sende Kouga zu mir zurück. Es mag sein, dass ein schneller Bote unerlässlich ist. Irgendjemand hat sie in den vergangenen Jahren unterstützt und wir wissen nicht, wie groß der Kreis der Helfer ist, die ihr zur Verfügung stehen. Miroku dagegen soll zu Sango und Kohaku, um Fürst Kaliwa zu schützen. – Sesshoumaru, du hast jedoch weiterhin die Federführung in dieser Sache.“

„Wie Ihr wünscht, verehrter Vater.“ Aber der Kronprinz war mit seinen Gedanken bereits woanders. Vater schien noch immer gefühlsmäßig an dieser Alekto zu hängen, sei es im Positiven wie im Negativen. Also war es denkbar, dass seine Entscheidungen nicht vollkommen rational waren. War es möglich, dass sich Vater und Myouga irrten, und dieser unbekannte Sohn tatsächlich einen Erbanspruch hätte? Die einzige Person, mit der er dies besprechen könnte, und die gewiss seine Interessen im Auge behielt, war seine eigene Mutter. Er würde sie wohl oder übel aufsuchen müssen.

„Gut. Dann geht. – Bleib du hier, meine Liebe.“ Und als er mit Kagomes Mutter allein war: „Kannst du dir denken, warum du bei diesem Gespräch zuhören solltest?“

„Ich vermute, Ihr wollt von einer Frau wissen, warum Alekto damals verschwand.“

„Ja, da hast du Recht.“ Er lächelte ein wenig. Sie war nicht nur warmherzig, sondern auch klug: „Nun?“

„Ich bin keine Dämonin, aber ich denke, dass es zwei Gründe gab, warum sie nach Eurem Streit verschwand. Zum einen sagtet Ihr, sie sei sehr ehrgeizig gewesen. Ihr wolltet die Prinzessin heiraten. So wäre sie zwar an Eurer Seite, aber immer die Nummer Zwei gewesen, nach dem Rang, wenn ich Dämonenrecht richtig kenne.“

„Wir hatten das zuvor schon besprochen, und da war sie durchaus damit einverstanden.“

„Vielleicht hoffte sie, Euch doch noch überzeugen zu können, oder auch, die Prinzessin irgendwie…ausschalten zu können. Aber dann stellte sie vermutlich fest, dass sie schwanger war.“

„Und das änderte alles?“ Der weibliche Gesichtspunkt war ihm neu.

Sie bemerkte sein ehrliches Interesse und fuhr ein wenig geschmeichelt langsam fort: „Da Ihr Eure Meinung nicht ändertet, wohl aus Staatsräson nicht ändern konntet, war ihr klar, dass selbst, wenn sie Euren ältesten Sohn zur Welt bringen würde, er niemals als Euer Erbe anerkannt werden würde. Andererseits galt das, war Hofrat Myouga zuvor sagte, wohl auch damals schon: dass man mit einem „ältesten Sohn“, sei er der wahre Erbe oder nicht, durchaus Loyalitäten gewinnen kann. Ihr hattet Euren Thron soeben erobert. Würdet Ihr wirklich zulassen, dass er solcherart in Gefahr geriet? Ich denke, Ihr hättet Euch zumindest heute anders entschieden, aber damals, und auch und gerade in Alektos Augen, bestand gewiss die Gefahr, dass Ihr sie und damit auch ihr ungeborenes Kind, oder ihren Sohn, wenn er auf der Welt war, töten lasst.“

Der Inu no Taishou starrte sie an, ehe er zögernd sagte: „Natürlich. Du hast vollkommen Recht. Auch, wenn ich eine derartige Entscheidung nie ohne wirkliche Ursache, wie ein Komplott, getroffen hätte. Aber warum taucht sie dann jetzt wieder auf, mit solch einer Verschwörung? Warum will sie meine alten Freunde töten?“

Die Menschenfrau lächelte ein wenig traurig: „Nun, erst jetzt dürfte ihr Sohn alt genug sein, um bei einem erfolgreichen Abschluss der neue Herrscher werden zu können.“

„Ja. Und sie war schon immer ehrgeizig. So könnte sie die Ratgeberin hinter dem Thron sein. Aber dennoch...warum meine alten Freunde?“

„Sie will Euch verletzen, wie Ihr sie verletzt habt.“

„Habe ich? Warum? Ich habe doch immer gesagt, was ich tun werde. Ich habe sie nie belogen.“

Er klang so betroffen, dass sie fast ein wenig lächelte. Männer, gleich ob Mensch oder Dämon, hatten oft nicht viel Ahnung von den Gefühlen einer Frau: „Nun, ich weiß nicht, wie es bei Dämonen ist, mein Gebieter. Aber bei Menschen gibt es einen Spruch: verschmähter Frauen Wut ist schlimmer als die Höllenglut. Und Ihr habt ihr, wenn aus durchaus nachvollziehbaren Gründen, eben die Mutter des Kronprinzen vorgezogen.“

„Nach all der Zeit noch immer so viel Hass? Danke, meine Liebe. Ich werde darüber nachdenken.“ Da sie sich erhob und verneigte: „Ich bin froh, dich kennen gelernt zu haben.“

„Danke, Hoheit.“ Sie lächelte. Noch immer war sie ein wenig erstaunt, wie vollkommen anders er sich ihr gegenüber benahm, als es sein Bild in der Öffentlichkeit vermuten ließ.
 

Inuyasha dachte auf dem Flug zurück zu Fürst Diomedes nach. Noch ein älterer, vollblütiger Halbbruder? Wie der sich wohl zu ihm stellen würde? Wie früher Sesshoumaru ihn verachten oder eher so, wie dieser nun? Durchaus irgendwie brüderlich, soweit Dämonen ihre Gefühle zeigen konnten?

Irgendwie wäre es schon nett, eine größere Familie zu haben.

Andererseits ging es natürlich nicht, dass da eine Verschwörung gegen Vater oder eher vor allem Sesshoumaru lief, denn, soweit er das verstanden hatte, sollte ja hauptsächlich der Kronprinz beseitigt werden, um den unbekannten Halbbruder als Erben einzusetzen. Das wäre auch so etwas, was Vater nicht zulassen würde. Der hatte ja eindeutig gesagt, dass der der wahre Erbe sei. Das hieß, wenn diese dämliche Alekto ihren Sohn auf dem Thron sehen wollte, musste sie an Vater und Sesshoumaru vorbei. Und das würde sicher nicht ohne Kampf abgehen. Auf wessen Seite er, Inuyasha, dabei stehen würde, war jedenfalls klar. Niemals würde er die beiden im Stich lassen.
 

„Sesshoumaru. Du besuchst also wieder einmal deine Mutter?“ Die Dämonin betrachtete ihren einzigen Sohn: „Was willst du wissen?“

„Besuche ich Euch nur, wenn ich etwas von Euch will?“ Er klang ein wenig spöttisch, denn genau das traf zu, wie beide wussten. „Nun, es gibt im Augenblick eine Verschwörung.“

Sie hob die Hand: „Ich versprach deinem Vater, mich nicht in die Regierungsgeschäfte einzumischen. Dafür lässt er mich hier in Ruhe leben, ja, zahlt meinen Unterhalt. Ich werde dieses Arrangement nicht aufheben.“ Sie hatte, zumindest in der ersten Zeit, durchaus erwartet, dass er ihr gedungene Mörder auf den Hals hetzen würde, oder sie unter einem Vorwand anklagen und hinrichten.

„Ich würde weder meine noch Eure Zeit mit Regierungsgeschäften verschwenden. Aber es geht um eine Familienangelegenheit. Hinter diesem Komplott steht eine Dämonin namens Alekto. Und sie hat aller Wahrscheinlichkeit nach einen Sohn von meinem verehrten Vater, der älter ist als ich.“ Er bemerkte zufrieden, wie sich seine Mutter abrupt aufsetzte, eine unübliche Reaktion bei ihr.

„Alekto? Nie gehört. Waren sie verheiratet?“

Er beobachtete mit gewisser Zufriedenheit, dass sie sich sofort auf den wesentlichen Punkt konzentrierte: „Nein. Aber sie gibt ihn als wahren Erben aus.“

„Nun willst du meinen Rat? Töte ihn, wenn du ihn in die Finger bekommst.“

„Auch, wenn er keinen Erbanspruch hat?“

„Auch dann. Du siehst ja, was daraus entsteht. Dein Vater wusste nicht, dass sie einen Sohn hatte?“

„Nein. – Und Alekto?“

„Auch sie sollte besser sterben, aber diese Entscheidung kannst du deinem Vater überlassen. Aber töte deinen älteren Halbbruder. Meiner Meinung nach sollte übrigens auch Inuyasha dran glauben.“

„Er ist jünger. Und loyal.“

„Er ist dein Bruder. Und wenn du stirbst, dein Erbe, solange du keinen rechtmäßigen Sohn hast. Das könnte eine Versuchung sein, die du ausschalten solltest. – Ich hörte übrigens etwas von einem Menschenmädchen, das sich deiner Gunst erfreue.“

Kagome! Waren diese Gerüchte bis hierher gedrungen? Sesshoumaru versuchte unwillkürlich, seinen Vater und dessen Pläne nicht zu verraten. So meinte er nur: „Aber vermutlich kein Wort von einer bevorstehenden Heirat.“

„Ich hoffe doch, dass du dich an eine Dämonin hältst. Dein Vater hat erneut eine Menschenfrau zu sich emporgehoben.“

„In der Tat. Vermutlich kann keine Dämonin mit Euch mithalten, so dass er anderweitig Ersatz sucht.“

Seine Mutter lächelte: „Ein Kompliment vor dir? Wie selten. – Nun, du wolltest meinen Rat, du hast ihn. Töte deine Halbbrüder, vor allem den älteren.“

„Bei Inuyasha würde es Vater nie zulassen.“

„In der Tat. Und du wirst sehen, dass er auch versuchen wird, den älteren zu schützen. Der mächtige Inu no Taishou hat durchaus weiche Seiten. – Mein Vater brachte selbst seine Vettern um, um sicher zu gehen, dass er keine wie auch immer gearteten Erbansprüche zu fürchten hätte.“

„Soweit ich informiert bin, verehrte Mutter, war dies durchaus mit ein Grund, warum viele Fürsten auf die Seite meines verehrten Vaters wechselten.“

„Töte deinen älteren Halbbruder. Mehr habe ich nicht zu sagen.“ Das war etwas, das sie sich wirklich nicht von ihrem eigenen Sohn anhören wollte. Aber sie wusste, wie treu der zu seinem Vater stand. Und sie war sich durchaus nicht sicher, wie loyal er bei einem Konflikt zu ihr halten würde.

„Ich werde Eurem Rat folgen.“ Er deutete eine Verneigung an, ehe er sich umdrehte und ging.
 

Myouga starrte den Bericht an, den ihn ein atemloser Bote auf den Schreibtisch legte. Dieser wusste nicht, was die wenigen Worte auf dem Papier bedeuten sollten, aber wenn er je angenommen hatte, eine wichtige Mitteilung zu transportieren, so war es diesmal gewesen. Und die Wirkung auf den Hofrat schien das nur zu bestätigen.

„Warum?“ war alles, was der kleine Flohgeist hervorbrachte: „Es passt nicht ins Schema….“ Er riss sich zusammen: „Ruh dich aus. Ich werde unverzüglich dem mächtigen Inu no Taishou Meldung machen.“ Nun, wohl eher dem Kronprinzen. Es musste mit der Verschwörung zusammenhängen. Aber hatte sich der Herr geirrt? War Alekto die falsche Fährte?

Noch ehe der Bote beim Haushofmeister war, saß Myouga auf dem Schreibtisch des Thronfolgers: „Es kam soeben ein Bote aus Volos. Fürstin Atina lässt mitteilen, dass ihr Gemahl, Fürst Nestor, einem Anschlag zum Opfer fiel.“

Sesshoumaru setzte sich abrupt auf: „Noch einer von Vaters alten Freunden?“

„Nein, Euer Gnaden. Nestor war, wie alle männlichen Fürsten dieses Bezirks, nur eine Drohne, berufen von der jeweiligen Fürstin, um den Gesetzen des Reiches genüge zu tun. - Dieser Tod passt nicht in das bisherige Schema.“

Der Kronprinz blickte für einen Moment nachdenklich ins Leere, ehe er langsam meinte: „Das muss nichts bedeuten. Entweder macht sich jemand die Attentate auf Kaliwa und Diomedes zu Nutze oder es soll uns ablenken. – Oder hat Atina einen Verdacht?“

„Fürstin Atina bittet um die unverzügliche Anwesenheit Eurer Gnaden.“

„Eine Falle für mich?“ Erst, als er es ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass er den Hofrat um seine Meinung gefragt hatte.

Myouga seufzte: „Ich würde es, nach allem, was wir wissen, nicht ausschließen. Wenn ich Euer Gnaden einen Rat geben darf: geht nicht dorthin. Immerhin handelt es sich bei Atina, ja, bei fast allen im 9. Bezirk, um Insektendämonen. Diese waren schon immer sehr schwer zu durchschauen.“

„Du weißt selbst, dass ich gehen muss. Wenn Atina treu zu meinem verehrten Vater steht, woran ich im Augenblick keinen Zweifel habe, könnte sie wichtige Informationen besitzen, die uns weiterhelfen.“ Und er entsann sich seines Besuches vor wenigen Wochen in Volos. Das fürstliche Ehepaar hatte nicht den Eindruck auf ihn gemacht, zerstritten zu sein.

„Euer Gnaden…“ seufzte Myouga.

„Ich werde selbst meinen verehrten Vater in Kenntnis setzen, dass ich abreise.“ Sesshoumaru stand auf.

Der Hofrat konnte nur mehr die Schultern zucken. „Ich gebe Euch dennoch den Rat, nicht allein zu gehen.“

„Such du derweil nach dieser Alekto und ihrem Sohn. Noch haben wir keinerlei Beweise, dass es ihn gibt oder sie wirklich dahinter steckt. Womöglich ist alles ganz anders.“ Auch, wenn Vaters Einfall bislang derjenige war, der am besten zu allen Indizien passte. „Und sende einen Boten zu Seiner Durchlaucht. Inuyasha sollte wissen, dass erneut ein Attentat geschah.“

„Zu Befehl…“ Myouga war mehr als erstaunt über diese neu entdeckte geschwisterliche Eintracht.
 

******************************************************
 

Der Herrscher rätselt, der Kronprinz und der Nachrichtendienst tappen im Dunkeln - nur Inuyahsa scheint sich darüber im Klaren zu sein, was er tun wird. Und das dürfte gut sein, denn Alekto handelt: Attentate.
 

Euch allen einen guten Rutsch und ein gesundes, nciht zu stressiges 2009.

Danke für eure treue Leserschaft.
 

bye
 

hotep

Attentate

Während Sesshoumaru Fürstin Atina in Volos besucht, soll Inuyasha Fürst Diomedes beschützen. Einige neue Informationen wären sicher hilfreich, denn Alekto hat bereits neue Pläne:
 

11. Attentate
 

Fürstin Atina wirkte auf den Kronprinzen nicht nur traurig, als er das Arbeitszimmer des Fürsten in der Baumstadt von Volos betrat, sondern eher nervös, ja, fast panisch.

Höflich sagte er: „Ich bedauere den Tod des Fürsten.“

„Ich...danke, Euer Gnaden. - Lasst uns allein!“ Langsam erhob sie sich, trat an das Fenster und schloss den Fensterladen. Leise meinte sie: „Ich danke Euer Gnaden, dass Ihr mich höchstpersönlich aufsucht. Und es ist wohl wirklich eine Situation, wie sie kaum je zuvor eingetreten ist. – Wie Ihr wisst, leben in diesem 9. Bezirk hauptsächlich Insektendämonen. Ich war gestern auf einem Besuch bei einem Volk von Hornissen, weit im Süden. Nestor…“ Ihre Stimme schwankte ein wenig, aber sie hatte sich sofort wieder unter Kontrolle: „Nestor erledigte unterdessen die hier anfallenden Audienzen. Weder einem der Krieger noch sonst jemandem fielen die zwei fremden Frauen auf, die sich unter die Audienzsucher gemischt hatten. Erst, als es zu spät war, kam allen zu Bewusstsein, dass sie keine Insekten waren, die hier leben. Derartige Mottenvölker der Dämonen leben nur jenseits des Meeres. Aber, wie schon erwähnt, dachte sich niemand etwas dabei, wohl auch Nestor nicht. Als die beiden Frauen bei ihm waren, müssen sie ihn unverzüglich getötet haben. Sie entkamen durch das Fenster, noch ehe jemand den Mord bemerkte.“ Sie holte tief Luft: „Ich kann nur für alle hier um Entschuldigung bitten. Niemand rechnete doch mit einem derartigen Anschlag. Gewiss, ich…wir hörten, das Fürst Masaki von den Donnerbrüdern angegriffen wurde, aber das war doch eine einmalige Situation…ich meine...“ Eine derartige Nachlässigkeit, die zum Tode eines Fürsten geführt hatte, war sicher nichts, das den Herrscher und damit den Kronprinzen unberührt ließ. Sie hatte ihn hergebeten, um ihm, der oft genug als Faust seines Vaters bezeichnet wurde, zu erklären, ihre Mitarbeiter zu entschuldigen…Es zumindest zu versuchen.

Seine ruhige Antwort überraschte sie.

„Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, Atina. - Wer waren diese Frauen? Und woher kamen sie? Von jenseits des Meeres?“ Diese Informationen waren wichtig.

„Euer Gnaden erinnert sich an Yura? Sie erkannte sie. Möchtet Ihr mit ihr sprechen?“

„Ja.“ Von jenseits des Meeres? Was sollte das? Er betrachtete die Fürstin, die zur Tür eilte, nach Yura mit dem langen Haar verlangte. Moment. Vater hatte erwähnt, dass Alekto spurlos verschwunden war, ja, sein Nachrichtendienst nie wieder eine Spur von ihr gefunden hatte. War es möglich, dass sie das Reich verlassen hatte? Jenseits des Meeres Zuflucht gesucht – und gefunden hatte? Aber warum sollte jemand sie unterstützen? Sie hatte nichts zu bieten - oder doch?

Kurz darauf kam Yura und verneigte sich höflich.

„Du hast die Mörderinnen gesehen?“

„Ja, Euer Gnaden.“ Sie zwang sich dazu, ihn nicht anzusehen, Dieses weiche, silbrige Haar übte auf sie eine massive Anziehungskraft aus. Aber er hatte sie schon einmal fast erwürgt – sie wollte nicht ausprobieren, ob er sie auch ein zweites Mal freigeben würde. „Ich...ich sah, wie sie aus dem Fenster sprangen. Leider hatte ich keine Ahnung, dass sie zuvor Fürst Nestor…Ich wunderte mich nur.“

„Aber du wusstest, dass sie von jenseits des Meeres kommen?“

„Ja, Euer Gnaden. Meine Halbschwester lebt auf einer Insel recht weit draußen im Meer. Ich besuche sie hin und wieder. Ein Sturm verschlug einen derartigen Mottendämon zu ihr. Er berichtete, dass er von jenseits des Meeres stammte. Dort liegt wohl ein Reich, dass von einem mächtigen dämonischen Herrscher regiert wird.“ Eilig ergänzte sie: „Nun, gewiss nicht so mächtig wie unser Herrscher.“

„Und dann kehrte er nach Hause zurück?“

„Äh, nein. Meine Halbschwester hat ihn versteinert.“

„Versteinert.“

Yura fuhr sich verlegen durch ihr langes Haar: „Euer Gnaden hat wohl schon von ihr gehört. Sie heißt Medusa.“

„In der Tat. – Das ist alles, was du weißt?“

„Ich veranlasste die Wachen, nach den beiden zu suchen, als wir den Tod unseres Fürsten feststellen mussten. In der Vormerkliste der Audienzen hatten sie ihren Namen mit Hara und Ruri angegeben. Bislang war die Fahndung leider fast ergebnislos.“

„Fast.“

„Jemand entsann sich, dass die beiden in einer Gaststätte im Süden übernachtet hatten. Dort erwähnten sie beiläufig, dass sie aus dem 17. Bezirk kommen würden. Aber das kann auch gelogen gewesen sein.“

Wieder der 17. Bezirk, dachte der Kronprinz. Entweder war das der neueste Treffpunkt für Hochverräter und Fürst Thersites war Mitglied der Verschwörung, oder der war noch unfähiger als bislang angenommen. Was war da nur los? Aber er sagte: „Gut. Wenn sich etwas ergibt, wünsche ich unverzüglich Nachricht.“

„Ja, Euer Gnaden.“ Yura zog sich eilig zurück.

Sesshoumaru wandte sich an die Fürstin: „Wenn ich richtig informiert bin, werdet Ihr nun einen neuen Gemahl suchen.“

„Ja, so ist es Brauch.“ Sie sah ihn ein wenig ängstlich an. Aber immerhin hatte er einen solch fatalen Fehler ungeahndet gelassen, wohl Verständnis dafür. Womöglich war er doch ein wenig anders als sein Ruf: „Natürlich werde ich ihn noch vor der Heirat als neuen Fürsten Eurem mächtigen Herrn Vater vorschlagen.“

„Natürlich“, bestätigte er neutral: „Dann werde ich von Euch hören.“ Er ging ohne weiteres Wort.
 

Der Inu no Taishou holte tief Atem, als ihm Sesshoumaru Bericht erstattete. „Jenseits des Meeres, ja. Ich erinnere mich.“

„Ihr habt derartige Dämonen schon einmal gesehen, verehrter Vater?“

„Sogar ihren Herrscher, einen Mottendämon. Er hieß Hyouga. Es ist schon sehr lange her, dass wir uns an der Küste trafen. Er war mit einer…nun, er nannte es Gesandtschaft, in meinen Augen war es ein Stoßtrupp… gelandet. Wir trafen uns – und wir schätzten uns ab. Ein Kampf wäre in der Tat ein hohes Risiko gewesen, für jeden von uns. So beließ er es bei der Vorstellung, einigen höflichen Redewendungen und zog sich wieder in sein Reich zurück. Ich hätte nicht geglaubt, dass er sich hier wieder blicken lassen würde. Aber ganz eindeutig hat er mittlerweile wieder Interesse an diesem Land.“

„Alekto.“

„Du meinst, sie ist zu ihm geflohen? Aber, warum sollte er ihr helfen? Er hat auf mich nicht unbedingt einen hilfsbereiten Eindruck gemacht.“

„Womöglich versprach sie ihm etwas, wie, dass sich ihr Sohn Hyouga unterwerfen würde, wäre er erst einmal hier der Herrscher.“

Der Inu no Taishou schüttelte den Kopf: „Alekto mag eine Verräterin sein, aber sie war nie dumm. Sobald Hyouga hier einen Fuß in der Tür hätte, würde er doch alle zwingen, für ihn und seine Leute zu arbeiten, dieses Reich ausbeuten. Das wäre nur logisch. Warum sollte sie also die Mühe und das Risiko der Verschwörung auf sich nehmen, nur um letztendlich für ihn zu arbeiten?“

Sesshoumaru dachte kurz nach: „Es sei denn, sie hat gewisse Teile ihres Planes diesem Hyouga gar nicht erzählt.“

„Das wäre möglich, bedeutet natürlich auch ein Wagnis. In jedem Fall: wenn Hyouga mit im Spiel ist, ist auch klar, warum immer wieder der 17. Bezirk vorkommt. Dies ist der Teil des Landes, der am weitesten ins Meer hineinragt. Der ideale Platz für eine Landung mit Kriegern.“

„Dann stellt sich nur noch die Frage: wann.“

„Ich vermute, nicht so schnell, es sei denn, das Attentat auf Fürst Nestor sollte uns ablenken. – Nimm hundert Krieger und gehe mit ihnen, vorgeblich, um zu üben, in den 18. Bezirk, bleibe aber an der Grenze zum 17. So sind diese Krieger rasch greifbar, wenn ein Angriff erfolgt.“

Sesshoumaru neigte den Kopf, meinte jedoch: „Verzeiht, verehrter Vater, hundert Krieger werden nicht reichen.“

„Dessen bin ich mir bewusst. Aber weder Alekto noch sonst jemand soll wissen, dass wir vorbereitet sind. Ich werde Kouga mit anderen in den 10. Bezirk schicken. Und ich werde die Anführerin der Amazonen anweisen, ihre Kriegerinnen zusammenzurufen.“

„Inuyasha.“

„Ja, auch er sollte besser zurückkommen. Ich werde ihm diesen Befehl senden. - Geh nun. Wenn Myouga etwas Neues in Erfahrung bringen konnte, werde ich dir Nachricht geben.“ Mit einem gewissen innerlichen Seufzer blickte der Vater seinem Sohn nach. Hundert Krieger und die Entfernung von der Hauptstadt sollten ihn schützen. Es war nicht auszuschließen, dass diese Verschwörerbande neben seinen alten Freunden auch seine Kinder töten wollte, um letztlich ihn selbst zu treffen.

Wobei es bislang nur eine reine Vermutung war, dass Alekto daran beteiligt war. Nichts als ein Raten auch, ob er überhaupt einen dritten Sohn hatte, der den Platz der anderen beiden einnehmen wollte und sollte. In jedem Fall sollte sein Jüngster bei ihm sein. Er würde an seiner Statt lieber einige gewöhnliche Krieger zu Diomedes schicken. Falls da überhaupt noch etwas geschehen sollte.
 

Alekto war wütend. Nur die Tatsache, dass es sich bei den jungen Dämoninnen vor ihr um die engsten Mitarbeiter des Thronfolgers ihres Verbündeten handelte, ließ sie mit eisiger Ruhe sagen: „Vielleicht gedenkt ihr mir zu erklären, wieso Fürst Nestor tot ist und nicht Kaliwa?“ Sie hatte die beiden gesandt, mit Kaliwa endlich den zweiten alten Freund des Inu no Taishou zu töten.

„Fürst ist doch Fürst. Und unter den ganzen Insektendämonen fielen wir weniger auf.“ Die beiden zuckten ein wenig die Schultern.

„Fürst ist eben nicht Fürst! Nestor war dem Inu no Taishou doch vollkommen gleichgültig. Kaliwa wäre es nicht gewesen! – Wie kommt ihr dazu, euch über meine Anweisungen hinwegzusetzen? Ich bereite hier mühsam den Boden für die Invasion des mächtigen Hyouga und ihr ruiniert um ein Haar meinen Plan? Das wird euren Herrn sicher nicht freuen.“

Die beiden Mottendämoninnen sahen sich an. Hyouga konnte recht unangenehm werden. „Macht Euch keine Sorgen, despoina Alekto“, meinte Ruri dann höflich: „Wir werden uns unverzüglich daran machen, Fürst Kaliwa zu töten.“

„Nein. – Ich habe bereits einen Attentäter ausgesandt, um Fürst Diomedes zu ermorden. Dies sollte zwei Tage nach eurem Mord an Kaliwa geschehen. Nun werden wir es eben umgedreht machen. Ihr wartet hier, bis die Nachricht eingetroffen ist, dass Diomedes tot ist. Dann brecht ihr nach Ablauf eines Tages auf, um Kaliwa zu töten. – Ich und der Prinz werden uns in den 17. Bezirk begeben, um dort alles für die Ankunft eures Herrn vorzubereiten.“

„Äh, eine Frage: warum wollt Ihr die Fürsten mit Zeitabstand töten?“ Zuerst so eine Hektik und dann doch wieder warten?

„Schläge soll man fühlen. Und zwei auf einmal tun weniger weh.“ Alekto lächelte sanft: „Wir wollen doch den guten, alten Inu no Taishou ein wenig leiden lassen.“

„Kennen wir den Attentäter, den Ihr zu Fürst Diomedes gesandt habt?“

„Nein. Er ist von hier.“ Und hoffentlich würde Goshinki sie nicht auch im Stich lassen, wie dieser Versager von Kageroumaru.
 

Inuyasha seufzte ein wenig, als er den Brief seines Halbbruders las. Fürst Nestor war getötet worden? Das wurde ja geradezu Mode.

Fürst Diomedes betrachtete ihn: „Schlechte Nachrichten, Durchlaucht?“

„Die Lebenserwartung von Provinzfürsten scheint drastisch abzunehmen. Nestor ist ermordet worden.“

„Weiß man schon, wer es war?“

„Nein. Ehrlich, das gibt’s doch nicht. Jahrhundertelang passiert nichts und dann…Ich kann doch nicht überall sein!“

Der alte Dachs musste ein wenig lächeln. In der Tat hatte der Junge vor ihm zweimal die jeweiligen Attentäter getötet, die Donnerbrüder bei Masaki und Shippou und jetzt diesen Kagemarou und Juuroumaru bei ihm. Irgendwie gefiel ihm diesen Hundebengel.

„Tja, Kouga und Miroku sollen weg. Ich sag ihnen dann mal Bescheid...“ Inuyasha stand auf: „Oh, und schöne Grüße von meinem Vater.“ Im Vorbeigehen warf er den Brief in eine brennende Flammenschale, wie der Fürst interessiert bemerkte. Nein, der jüngere Prinz war eindeutig nicht zu unterschätzen.
 

Am Nachmittag machte der Provinzfürst einen Spaziergang durch den Ort, der sich seine Hauptstadt nannte. Die meisten anderen Fürsten hätten sich einer solch kleinen Ansiedlung geschämt, aber Diomedes wusste, dass viele seiner Untertanen es liebten, auf Gehöften zu wohnen, ohne direkte Nachbarn.

Inuyasha begleitete ihn, wie es seine Pflicht als Leibwächter war, obwohl er eigentlich nicht glaubte, dass noch ein Attentat auf den alten Dachs erfolgen sollte. Immerhin war hier eines vereitelt worden, dafür hatte diese Verschwörung Nestor getötet. Warum auch immer. Wenn er sich richtig an die Besprechung erinnerte, war doch Atina die wahre Herrin des Bezirks, der Tod des Fürsten also eigentlich Unfug. Nun, was verstand er schon von Verschwörungen. Wichtiger war, dass er diesen Wachhundauftrag endlich beenden und zu Kagome zurückkehren konnte. Da Sesshoumaru wieder in der Hauptstadt war, musste sie auch dort sein. Und er gab sich zu, dass er sie vermisste.
 

„Inuyasha!“
 

Er drehte sich ein wenig erstaunt um. Trotz aller Unhöflichkeiten hatte Diomedes ihn doch noch nie einfach nur mit Vornamen angesprochen. Aber in der Stimme des Provinzfürsten hatte etwas wie Schreck gelegen. Er begriff, als ihm der Blutgeruch in die Nase stieg, der aus einigen abseits gelegenen Häusern drang. „Bleib ja hier!“ befahl er nur, während er schon in diese Richtung eilte, seine Hand am Schwert.

Das roch nicht nur nach Tod, sondern auch nach gewaltigem Ärger. Seine Nase war fein genug, dass er eine Witterung wahrnehmen konnte, die er keinem ihm bekannten Dämon zuordnen konnte.

Er behielt Recht. Als er näher kam, trat eine große, zweibeinige Gestalt aus dem Schatten der Häuser, deren zahnbewehrtes Maul nur zu deutlich den Fleischfresser verriet. Der junge Prinz zog unverzüglich und blieb stehen.

„Nein, wen haben wir denn da?“ fragte der Unbekannte: „Das dürfte meiner Herrin erklären, warum der gute Kageroumaru hier versagte.“

„Und du ebenfalls!“ Inuyasha hob Tessaiga: „Aber bevor du draufgehst, kannst du mir sicher noch verraten, wer deine Herrin ist, und was sie von Diomedes will.“

„Nur seinen Tod. Mein Name ist Goshinki, Bastardprinz. Und ich werde die Ehre haben, derjenige zu sein, der dich getötet hat. Was für ein Glück! Gleich zwei potentielle Opfer auf einmal.“ Das würde teuer werden für Alekto. Kein Gegner konnte gegen ihn bestehen, schon gar nicht so eine halbe Portion.

„Träum weiter!“ Der Kerl war unglaublich selbstsicher. Warum? Wenn Diomedes auch nur einen Funken Verstand hatte, rief er nach Wachen. Und er selbst war ja wohl auch nicht von Pappe. Oder konnte dieser Goshinki womöglich die Windnarbe erkennen, sich irgendwie dagegen wehren? Er trug immerhin kein Schwert. Nun, mal antesten, dachte Inuyasha und sprang auf seinen Gegner zu.
 

Goshinki drehte sich mit einer, für eine solch massige Gestalt, erstaunlichen Geschwindigkeit unter dem heransausenden Stahl weg. Gleichzeitig traf seine krallenbewehrte Klaue den Halbdämon an der Brust, zerfetzte sogar das Gewand aus Feuerrattenhaar und hinterließ tiefe rote Schnitte. Wie dumm dieser Bastard war. Konnte der sich wirklich nicht vorstellen, dass es einen Dämon gab, die ihm überlegen war? Schon allein durch seine Fähigkeit, die Gedanken eines Gegners zu lesen und so jedem Angriff voraus zu sein?
 

Inuyasha landete mit einem gewissen schmerzlichen Keuchen. Na schön, Anfänger war der keiner. Dann noch einmal so einen Angriff, um ihn zu täuschen, ehe er schließlich doch die Windnarbe einsetzte. So machte er einen erneuten Sprung auf seinen Gegner zu, der ihn diesmal direkt erwartete, fast langsam das Maul öffnete. Bevor der junge Prinz wusste, was das sollte, hing sein Schwert quer im Fang des Dämons, während sich dessen Krallenhände tief in seinen Oberkörper gruben.

„Ach du…“ brachte Fürst Diomedes hervor, der bislang eigentlich sicher gewesen war, Inuyasha würde gewinnen. Immerhin hatte er auch gegen die Donnerbrüder bestanden.

„Jetzt reicht es aber!“ keuchte dieser und wandte sich im schmerzhaften Griff Goshinkis, um sich mit beiden Beinen gegen dessen Schulter zu stemmen und so seine Klinge aus dessen Zähnen zu ziehen. Dieser Mistkerl wollte doch nicht wirklich Tessaiga zerbeißen?
 

Diese Idee kam auch gerade dem Provinzfürsten. Er wusste nicht genau, was in diesem Fall geschehen würde, aber der Inu no Taishou hatte ihm einmal gesagt, dass das Leben seines Jüngsten im wahrsten Sinne des Wortes an seinem Schwert hängen würde. Und Diomedes hatte eigentlich nicht die Absicht, herauszufinden, was das zu bedeuten hatte. Er kannte Legenden um Halbdämonen, die wahnsinnig geworden. Das schien der Herrscher bislang vermieden zu haben. Mit Hilfe eines Schwertes?

Aber das war kaum der Zeitpunkt darüber nachzudenken. Endlich waren auch entfernt stehende Krieger auf die Lage aufmerksam geworden. Was trieben diese Idioten eigentlich, wenn man sie mal brauchte? Die konnten sich jetzt schon auf ihr Straftraining freuen! Er winkte sie ungeduldig heran. Schließlich wollte er seinem alten Freund nicht vom Tod seines Sprösslings berichten müssen.
 

Inuyasha hatte unterdessen festgestellt, dass Goshinki nicht willens war, Tessaiga loszulassen. So hatte er das selbst getan, um zu verhindern, dass er weiterhin von dessen Krallen zerfleischt wurde. Wenn dieser Idiot meinte, dass er ohne Schwert hilflos war, so hatte er sich geschnitten.

Er sprang keuchend auf den Boden, heftige Schmerzen in seiner zerrissenen Brust, seinem Bauch. Sein eigenes Blut rann warm über seinen Körper und plötzlich stieg ein heißer, nie gekannter Zorn wie flüssiges Blei in ihm auf. Dafür würde dieser Mistkerl teuer bezahlen! Langsam erhob er sich.

Blut. Tod. Nichts anderes zählte mehr, als er von einer, nie auch nur erahnten, Mordlust überschwemmt wurde.

„Goshinki!“

Das war nur noch ein Knurren, ehe er mit einem gewaltigen Satz wieder auf den Dämon lossprang.

Goshinki erkannte fast entsetzt, dass er die Gedanken des Prinzen nicht mehr lesen konnte. Alles, was bei diesem noch zu erkennen war, war Mordlust, ja, sein eigener Tod. Wie war das möglich? Er wollte ihn erneut packen, gleichzeitig die Klinge zwischen seinen Zähnen zerbeißen, als ihn ein unwiderstehlicher Krallenhieb buchstäblich in Stücke riss.
 

Diomedes schluckte ein wenig, ehe er sich fasste. So etwas hatte er seit den lang vergangenen kriegerischen Tagen mit dem Inu no Taishou nicht mehr gesehen. „Einen Heiler für Seine Durchlaucht!“ rief er jedoch erst einmal, ehe er zu dem jungen Prinzen lief. Hatte er das gerade richtig beobachtet und die gewöhnlich goldfarbenen Augen des Halbdämons leuchteten in geradezu unheimlichen Rot? War dieser etwa jetzt verrückt geworden?

Inuyasha bückte sich mühsam und nahm sein Schwert wieder an sich. Seltsamerweise verschwanden sein Zorn, sein Wunsch zu töten, im gleichen Moment. Manchmal hatte er wirklich das Gefühl, er und Tessaiga wären eins, wie es ihm sein Vater versprochen hatte, als er ihm in lange vergangenen Kindertagen diese Klinge schenkte.

„Durchlaucht?“ Der Provinzfürst stand bereits neben ihm und sah erleichtert, dass er sich wohl getäuscht hatte. Die Augenfarbe des jungen Hundebengels war wie immer: „Ein Heiler kommt.“

„Ach, das wird nicht nötig sein….“ brachte Inuyasha noch hervor. Er wollte doch nicht so schwach sein.

„Nun, dann mir zuliebe….“ Der Dachs konnte den Prinzen gerade noch auffangen.
 

Als Inuyasha erwachte, lag er verbunden in seinem Zimmer. Ein menschlicher Heiler saß neben ihm und nickte ein wenig, ehe er sich höflich verneigte.

„Euer Durchlaucht….“

„Ich fühle mich schon wieder ganz in Ordnung. Dieser Verband kann doch weg.“ Er wollte sich aufsetzen, sah sich aber in der Tat dazu nicht in der Lage.

„Bitte schont Euch noch ein wenig. Fürst Diomedes befürchtete, dass die Krallen Eures Gegners ein Gift enthalten hätten.“

„Gift?“ Nein, dachte der Halbdämon, das nicht. Aber es hatte weh genug getan. „Ich denke nicht….“

„Fürstliche Gnaden lässt Euch ausrichten, dass er eine Nachricht über Eure Verletzung an Seine Hoheit schickte.“

Oh nein! Vater würde ihn ja für schwach, für einen jämmerlichen Kämpfer halten, der sich von so einem simplen Dämon schwer verletzen ließ. Das war doch wirklich nicht nötig gewesen.

Der Heiler sah, dass der junge Prinz nicht sonderlich begeistert war: „Es kam Befehl Seiner Hoheit, dass Ihr unverzüglich in die Hauptstadt solltet. Und Ihr wart nicht reisefähig.“

„Dann bin ich es jetzt.“ Er richtete sich langsam auf. Wenn Vater ihn sehen wollte, war sicher wieder irgendetwas mit dieser dämlichen Verschwörung. Langsam nervte Alekto.

Der Heiler seufzte, sah sich aber nicht in der Lage, diesen sturen Patienten mit Gewalt zu halten: „Ihr solltet Euch wirklich noch ein wenig ausruhen. Was auch immer Seine Hoheit von Eurer Durchlaucht möchte – Ihr werdet es besser ausführen können, wenn Ihr geheilt seid.“

Das mochte stimmen, aber er wollte zurück. Zu Vater, zu Kagome…zu allen. Plötzlich fiel ihm die fast angespannte Stille im Haus auf. War schon wieder etwas geschehen? Zu seiner Erleichterung hörte er fast im gleichen Augenblick die Stimme des Provinzfürsten:

„Ich bitte Euch! Ja, meine Männer haben einen Fehler begangen und ich werde sie dafür bestrafen. Aber andererseits, wer sollte denn in einen derartigen Kampf eingreifen wollen und dürfen?“

Die Tür wurde schwungvoll geöffnet. Noch ehe Inuyasha bemerkte, dass sich der Heiler flach zu Boden warf, ließ er sich fast erleichtert zurücksinken. „Vater...ich…ich komme gleich…“

Der Inu no Taishou sah zu dem Heiler: „Dein Bericht?“ Dann ließ er sich neben dem Lager nieder: „Du bist schwer verletzt, mein Junge, sagte Diomedes.“ Das klang wohl nur für seinen Sohn und den Provinzfürsten nicht unerwartet sanft.

„Halb so wild.“ Mit einem gewissen Grinsen fuhr der Halbdämon fort: „Ihr hättet meinen Gegner sehen sollen….“

„Seine Durchlaucht verfügt über eine sehr gute Selbstheilung, Euer Hoheit“, beeilte sich der Heiler zu sagen, der zum ersten Mal in seinem Leben direkt mit dem Herrscher konfrontiert wurde: „Er wollte bereits wieder aufstehen. Die Krallen seines Gegners haben nur die Muskulatur zerrissen, aber keine inneren Organe beschädigt.“

„Gut.“ Der vorläufige Bericht des Fürsten hatte Ärgeres vermuten lassen, zumal Diomedes erwähnt hatte, dass Inuyasha Tessaiga verloren hatte. Er sollte ihm wohl doch eines Tages erzählen, welches magische Band zwischen ihnen beiden hing. Aber sein Junge schien vollkommen klar im Kopf zu sein. „Danke, Heiler. Kannst du schon aufstehen?“

„Klar. Gleich.“ Aber er verzog doch das Gesicht, als er sich aufrichtete: „Dennoch...ich bin sicher bald wieder in Ordnung. – Äh, wie kamt Ihr so schnell eigentlich her? Nicht einmal Drachen schaffen das.“

„Du solltest mir etwas zutrauen.“ Er war erleichtert. Nach Diomedes´ Bericht hatte er schon befürchtet, dass seelische Schäden zurückgeblieben wären, aber Inuyasha schien soweit einwandfrei in Ordnung zu sein. Zur Sicherheit würde er Kagome mit der Pflege seines Jungen beauftragen. Schließlich war sie eine talentierte Priesterin.
 

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Im nächten Kapitel zeigt sich, was Kagome unter guter Pflege versteht - und Sango und Miroku bekommen alle Hände voll zu tun.
 

bye
 

hotep

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Ich hoffe, euch gefällt Kagomes...Pflege.

Sango und Miroku hatten sich ihre Flitterwochen wirklich geruhsamer vorgestellt...
 

12. Partner
 

Kagome blieb zögernd vor der Zimmertür des Prinzen stehen. Sie hatte sich in den letzten Stunden ernsthafte Sorgen um den Halbdämon gemacht, mehr, als sie je erwartet hatte. Ihre Mutter war zu ihr gekommen, und hatte ihr von einem Eilboten erzählt, dessen Auftrag wichtig genug gewesen war, den Herrscher bei seiner Gefährtin zu stören. Dieser hatte den Brief gelesen, nur zu ihr gesagt: „Ich muss gehen, Inuyasha ist schwer verletzt…“ und war verschwunden.

Und in den folgenden Stunden war Kagome klar geworden, dass sie sich weitaus mehr Gedanken um Inuyasha machte, als es einer Mitarbeiterin zustand – und, dass es nichts half, vor sich selbst leugnen zu wollen, dass sie ihn mehr als gern hatte.

Zu ihrer gewissen Erleichterung war der Herrscher nun samt seinem jüngeren Sohn zurück, aber seine soeben erteilte Anweisung, sich um diesen zu kümmern, und vor allem darauf zu achten, ob ein „Schatten“ über seiner Seele läge, hatte sie wieder besorgter gemacht.

Sie schüttelte ein wenig den Kopf, als sie das Zimmer des Prinzen betrat. Die weißen Verbände um den gesamten Oberkörper zeugten von einer schweren Verletzung: „Musstest du Idiot dich so verwunden lassen?“ entfuhr es ihr unwillkürlich. Erst dann wurde ihr wieder bewusst, mit wem sie sprach: „Tut es sehr weh, Durchlaucht?“ Sie setzte sich neben sein Lager.

„Als ob ich mich freiwillig so hätte kratzen lassen“, murrte Inuyasha nur zu ihrem ersten Satz, zu froh, sie wieder zu sehen: „Wie war es im 17. Bezirk? Hast du dich gut erholt?“

„Nachdem mich Sess...ich meine, der Kronprinz, kurz allein zurückgelassen hatte, ließ mich Thersites verhaften.“ Sie musste lachen, als sie sein empörtes Gesicht sah, hatte sie diese Reaktion doch erhofft. Es war irgendwie schön, wenn er sie beschützen wollte: „Nein, das war alles nur ein Irrtum. Er wollte mich sehen und seine Krieger hatten gedacht, dass sie mich verhaften sollen. In Wirklichkeit wollte er mit mir über seinen Fremdenverkehr reden.“

„Wieso denn mit dir? Ist der komplett dämlich?“ Gab es da überhaupt noch Steigerungen?

„Er…er unterlag da wohl dem Irrtum, ich hätte Einfluss auf dich oder den Kronprinzen.“ Mehr wollte sie nicht sagen. Irgendwie war das doch peinlich. Immerhin hatte Thersites sie unverzüglich gehen lassen, nachdem ein Bote mit einem Brief aus der Hauptstadt gekommen war. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, waren diese zwei Zeilen nicht gerade angenehm zu lesen gewesen.

„Als ob irgendwer außer Vater auf Sesshoumaru Einfluss hätte. Aber dir ist nichts passiert?“

„Nein.“ Sie lächelte: „Danke.“

„Ich bin auch bestimmt gleich wieder auf den Beinen. Aber Vater wollte ja, dass ich hier noch herumliegen muss.“

„Du sollst dich eben schonen. Es wird sicher noch gefährlich genug werden.“

„Diese Verschwörung schon wieder?“ Er musterte sie: „Was weißt du, das mir noch keiner gesagt hat?“

„Ich weiß nichts Genaues“, beteuerte sie: „Ich denke es mir nur. Sie haben so viel Zeit und Mühe in dieses Komplott investiert, warum sollten sie einfach damit aufhören? Wenn da jemand deinen Vater stürzen will, selbst der Herrscher werden will…?“

Sie wusste nichts von Alekto, fiel ihm ein: „Ja, da hast du Recht, “ murmelte er.

Sie betrachtete ihn. Nein, da schien kein Schatten über seinem Gemüt zu liegen. Wie schwer auch immer diese Verletzung gewesen war, er war noch der Alte. Aber wer wusste schon, ob er noch einmal so viel Glück haben würde, nach Naraku und jetzt….

„Inuyasha….ich…ich hab hier etwas für dich.“ Sie zog die Kette aus der Kleidung, die ihr ihr Großvater vor Monaten gegeben hatte. Er hatte gemeint, sie könne sich dann von dem Träger etwas wünschen. Aber es war eben auch das Einzige, das ihr wirklich gehörte und sie dem Prinzen schenken konnte. „Hier, diese Kette. Ich...ich habe gehört, dass dein Halbbruder mit Kriegern wegging, auch Kouga….Es scheint wirklich ernst zu werden. Und ich würde dir gern diese Kette geben, als Glücksbringer.“

„Äh…das ist nett.“ Er hatte das Gefühl rot zu werden. Hoffentlich tat er es nicht wirklich. Noch nie hatte ihm ein Mädchen etwas geschenkt. Er hob etwas den Kopf, so dass sie ihm die Kette überstreifen konnte. „Danke.“

„Inuyasha…“ Sollte sie es sich wünschen? Ach, warum nicht, dachte sie dann. Im schlimmsten Fall würde er sie auslachen. „Küss mich!“

Die Wirkung überraschte die junge Priesterin ebenso wie den Prinzen. Die Kette um seinen Hals leuchtete auf, ehe er ruckartig empor gerissen wurde, zu ihr. Nach einem kurzen Kuss sank er zurück.

„He, was…“ begann er und fasste nach der Kette.

„Äh...ich weiß auch nicht“, stotterte sie, bei dem Gedanken, was sein Vater dazu sagen würde oder gar sein Bruder: „Mein Opa meinte, wenn ich jemandem die Kette gebe, darf ich mir von dem was wünschen. Ich sagte doch nur…küss mich…“

Der „Erfolg“ wiederholte sich.

„Das liegt an dieser Kette.“ Er wollte sie sich abnehmen, ließ dann aber die Hände sinken: „Moment mal. Du hast mir die Kette gegeben, weil du wolltest, dass ich dich küsse?“

„Nein, nein. Wirklich nur als Glücksbringer.“ Sie wurde glühend rot. „Ich…ich hatte nur laut gedacht und...“ Sie sollte aufpassen, dass sie das Wort nicht noch einmal wiederholte.

„Keh!“ sagte er leise. Sollte das heißen, dass sie sich wirklich wünschte, er würde sie einmal küssen? Mochte sie ihn so sehr? Trotz all der Gefahren, in die er sie gebracht hatte?

„Ich….entschuldige…ich wollte das wirklich nicht.“

„Dass ich dich küsse?“

Sie starrte ihn an. Sie hatte nie zuvor gesehen, dass derartige Funken in seinen Augen tanzten. Was sollte sie nun sagen? Lügen war bei der feinen Hundenase ein Ding der Unmöglichkeit. „Nur als Glücksbringer…“ brachte sie hervor. Im nächsten Moment fühlte sie sich nach unten gezogen, in seine Arme. „Du bist verletzt...“

„Nur als Glücksbringer,“ wiederholte Inuyasha, ehe er sie diesmal freiwillig küsste.

Als gut eine Stunde später der Herrscher lautlos das Zimmer betrat, fand er die beiden schlafend beieinander liegend – zu seiner Beruhigung komplett bekleidet. Überdies, bedachte er nach der ersten Schrecksekunde, wäre selbst für einen Halbdämon eine derartige…Anstrengung im Moment eine Überforderung.
 

Sango schob ihren Ehemann sanft, aber nachdrücklich von sich: „Nicht!“ mahnte sie: „Wir sind hier als Leibwächter für Fürst Kaliwa. Willst du Seiner Hoheit sagen, dass sein alter Freund getötet wurde, weil wir...nun, unsere Flitterwochen ausgedehnt haben?“

„Nicht wirklich“, gab Miroku zu: „Aber es ist die ganze Zeit nichts mehr geschehen.“

„Nichts würde ich es nicht nennen.“

„Ja, schön. Ein Attentat auf Diomedes, das Inuyasha und Kouga vereitelten, dann die Ermordung von Nestor...“

„Eben. Und diese Attentäter sind bei Kaliwa schon einmal gescheitert. Warum sollten sie ihren Fehler nicht bereinigen wollen?“

„Du hast natürlich Recht. Aber ich kann es fast nicht glauben. Diese lahme…“ Er unterbrach sich. Auch Beleidigungen eines Provinzfürsten konnten bestraft werden: „Kaliwa ist doch viel zu sanftmütig, um irgendwelche Rachegefühle auszulösen.“ Abgesehen davon war der gesamte Bezirk friedfertig. Nicht einmal Kaliwa unterhielt eine Schlosswache oder Krieger.

„Ein Attentat gab es schon.“

„Ja, ich weiß. Deswegen ist ja auch Kohaku im Moment bei ihm.“ Genauer, im Bad. Die beiden Frischvermählten saßen vor dem Badehaus in dem Park des Fürstenschlosses zu Ehime. Riesige, uralte Bäume boten Schatten gegen die Sonne, die hier im 19. Bezirk zumindest im Sommer heiß schien.

Die Bevölkerung durfte in diesem Park ebenfalls spazieren gehen und so waren den beiden die zwei jungen Frauen bislang nicht aufgefallen, die sich ihnen langsam näherten.

Erst jetzt meinte Sango plötzlich: „Sieh mal, die zwei…“

„Hübsche Dinger..“ Und nach einem Rippenstoß: „Aua, was meinst du denn?“ Er betrachtete die beiden Dämoninnen, eine mit langem bläulich schimmerndem weißem Haar, die andere mit dunklem.

„Wo hast du deinen Verstand? Seit wann gibt es im ganzen Reich außer dem Herrscher und seinen Söhnen jemand mit weißem Haar?“ Von der Tatsache, dass auch Sesshoumarus Mutter derartiges besaß, wusste sie nichts. Seit Jahrhunderten lebte die Prinzessin zurückgezogen in ihrem Schloss, nur von Sesshoumaru oder noch seltener dem Inu no Taishou besucht. „Und diese Kleidung ist auch sehr ungewöhnlich. Überdies…“ Sie erhob sich: „Sind sie bewaffnet.“

„Und das hier ist Ehime und der 19. Bezirk.“ Er folgte alarmiert ihrem Beispiel. Niemand trug in diesem friedlichsten aller Bezirke Waffen. Und diese beiden besaßen Schwert und eine Lanze.

Ruri und Hara blieben stehen. Entgegen der Anweisung, die ihnen Alekto gegeben hatte, hatten sie nicht Diomedes Tod erwartet, um ein Attentat auf Kaliwa zu begehen. Sie hatten zwei Tage vorbeiziehen lassen, aber da keine Erfolgsmeldung kam, angenommen, auch dieser Meuchelmörder hätte versagt. So waren sie auf eigene Faust hergereist. Wenn der Tod Kaliwas so wichtig war, würden sie ihn eben herbeiführen. Sie hatten mit keinerlei Schwierigkeiten auf dem direkten Weg zu dem Provinzfürsten gerechnet, da sie in Erfahrung gebracht hatten, dass es hier nicht einmal eine Schlosswache gab. Nun musterten sie die Frau mit einem Schwert, neben der ein großer Bumerang auf dem Boden lag, und den Mann in der Priesterkleidung mit einem Stab.

„Was wollt ihr denn hier?“ erkundigte sich Sango.

„Diese Frage sollten wir euch stellen. Soweit wir wissen, ist dort drin Fürst Kaliwa.“

„Ja. Und…“

„Und wir wollen ihn umbringen. Wollt ihr uns etwa daran hindern?“

„Natürlich. – Warum wollt ihr ihn töten?“ Sango griff bereits zu ihrem Schwert.

Miroku meinte hastig: „Wir müssen diesmal aufpassen, nicht sie auch über die Klinge springen zu lassen, ehe wir mal Informationen haben.“ Aber er fasste seinen Stab unwillkürlich fester und mit beiden Händen, als er sah, dass die weißhaarige Dämonin ihre Lanze quer nahm, anscheinend willens, auf diese Art zu fechten. Und sie stand ihm gegenüber. Für gewöhnlich hätte er sie sehr schön gefunden, aber nun suchte er nur zu erkennen, welche kämpferischen Qualitäten sie besaß.

„Kaliwa?“ fragten die beiden wie aus einem Mund, ehe sie auflachten. Im nächsten Moment liefen sie auf ihre Widersacher zu. Zwei Menschen wollten sie aufhalten? Sie waren Dämonen!
 

Sango und Miroku waren jedoch nicht ohne Grund jahrelang bei den Dämonenjägern Inuyashas. Und oft genug hatten sie gegen Dämonenkrieger des Heeres oder auch den Prinzen selbst geübt. Sie kannten die Geschwindigkeit, in der ein Dämon der ersten Rangstufe angriff, die verhältnismäßige Langsamkeit eines Menschen – und hatten eine gewisse Vorahnung entwickelt. So wurden die Anläufe mit Schwert und Lanze erst einmal pariert, zur Überraschung der dämonischen Schwestern.

Aber diesen war klar, dass kein Mensch sie lange würde aufhalten können. Wenn diese beiden Leibwächter nicht verschwanden, wären sie nur zu bald tot. So griffen beide unverzüglich wieder an.
 

Miroku stöhnte etwas auf, als er seinen Stab erneut hochriss, um den Lanzenschlag seiner Gegnerin zu blockieren. Er bemühte sich, seine eigene, läuternde Kraft über seine Hände weiterzuleiten, um die Dämonin zu schwächen und selbst mehr Energie zu entwickeln. Funken sprühten hell an der Querung auf, als es Kraft gegen Kraft stand, aber er gab nicht nach. Das würde hart werden, aber kapitulieren stand nicht zur Debatte. Sie hatten einen Auftrag des Herrschers und den würden sie erfüllen.

Hoffentlich fiel Kohaku schnell auf, das etwas nicht stimmte. Entweder sollte er ihnen zu Hilfe kommen, oder zumindest es schaffen, Fürst Kaliwa irgendwie aus dem Bad zu bringen, ehe es die beiden Angreiferinnen bemerkten.

Aber der Kampf würde hart werden.

Wieder schlug seine Gegnerin zu, schnell und präzise, aber ihm war klar, dass sie letztendlich nur spielte. Bald würde sie dazu übergehen, mit der Lanze zuzustechen. Dann würde seine Abwehr noch knapper werden. Aber er musste wenigstens einige Informationen besorgen, irgendwie.

„Kaliwa erscheint mir nicht als ein Mann, der den Tod verdient hat“, meinte er daher, als er sie zurückstieß. „Wodurch hat er euch denn so beleidigt?“

„Es ist nur ein Auftrag. Nichts Persönliches.“ Sie sprang zurück und musterte ihn: „Ich habe auch nichts gegen dich. Lauf. Und du bleibst am Leben.“

„Tja, das geht wohl nicht.“ Ein Auftrag? Dann standen sie sicher in Verbindung mit dieser Verschwörung. Seine Hand glitt unter seine Kleidung, um einige Bannzettel herauszunehmen, Vielleicht konnte er sie auf diese Art zumindest schwächen. Läutern war wohl nicht möglich. „Wollt ihr alle Fürsten töten?“ Er warf die Bannsprüche.

„Ach nein…“ Sie lächelte, als sie mit ihrer Lanze geschickt die Papiere abfing: „Na, das ist ja mal eine Idee. Aber so kommst du gegen mich nicht an.“ Sie drehte ihre Waffe, um diesmal mit der Spitze voran anzugreifen. Sie kam jetzt zur Sache.
 

Ihre Schwester hatte unterdessen festgestellt, dass Sango mit ihrem Schwert umgehen konnte. Aber natürlich war dieser Kampf nur ein Spiel. Kein Mensch konnte mit einem Dämon auf Dauer mithalten. Allerdings war diese junge Menschenfrau schneller und fähiger, als sie es sonst bei einem Menschen zuhause je gesehen hatte. Und auch dieser Priester hielt sich ganz gut. Sie sprang empor, mit beiden Beinen gegen einen Baum, um mehr Schwung zu haben. Das dauerte hier alles zu lange.

„Wer gab den Auftrag?“ brachte Sango noch hervor, ehe sie die neue Attacke mit beiden Händen um den Schwertgriff geklammert, Klinge auf Klinge abfing.

„Gib dir keine Mühe, du kannst nicht gewinnen!“ Immerhin war nun klar, warum das erste Attentat auf Kaliwa schief gegangen war. Mit so fähigen Menschen hatte offenbar niemand gerechnet. Und, wenn sie das so recht überlegte, waren wohl auch beide Angriff auf diesen Fürst Diomedes misslungen. Alekto hatte wohl hierzulande nur recht unfähige Verbündete gefunden, was erklärte, warum sie sich an den mächtigen Hyouga gewandt hatte.

Sie drückte fester zu, trat gleichzeitig gegen das Bein ihrer Gegnerin.

Sango stürzte. Nur ihre lebenslange Übung als Dämonenjägerin verhalf ihr dazu, bereits, als sie den Boden berührte, abzurollen, zu stehen und den nachsetzenden Schwertangriff erneut zu parieren. Sie musste allerdings nach Atem ringen.

Ihre Gegnerin bemerkte dies natürlich und lächelte: „Nettes Spiel, oder? Warum bist du nur so versessen darauf, dein Leben für diesen Kaliwa zu opfern?“

„Ein Auftrag des Inu no Taishou. Und für wen arbeitest du?“ Sango zwang sich zur Ruhe. Miroku hatte zuvor recht gehabt. Sie mussten Informationen bekommen, egal, wie.

„Willst du es wirklich wissen? Mein Herr ist Menomaru. Das sagt dir nichts? Er ist der Sohn des mächtigen Hyouga.“

„Aha. Ein Dorfschulze, also.“ Diese Namen bedeuteten Sango nichts, aber sie wollte ihre Gegnerin provozieren, um sie unvorsichtig zu machen.

Prompt erfolgte der nächste Angriff. „Wie kannst du es wagen! Der Herr ist der mächtigste Dämon….“

Sango drehte sich unter der Klinge, um den Druck zu brechen. Sie musste es irgendwie schaffen, diese Dämonin zu töten. Irgendwie und schnell. Denn sie konnte nur zu deutlich spüren, dass ihre Kräfte begannen, nachzulassen. „Ich kenne ihn …nicht.“

„Oh, du wirst ihn in wenigen Tagen kennen lernen. Oder vielmehr nicht... Denn jetzt, wirst du sterben!“

Dem ersten weiblichen Harmost der Dämonenjäger war klar, dass sie diese Neuigkeiten dem Herrscher übermitteln sollte. Womöglich konnte der Inu no Taishou etwas damit anfangen. Die Verschwörung musste aufgehalten werden. Und dazu musste sie erst einmal diesen Kampf überleben.
 

Miroku hatte unterdessen festgestellt, dass er das Duell auf diese Art nicht würde gewinnen können, ja, nicht einmal überstehen. Diese weißhaarige Dämonin mit den beiden blauen Blüten im Haar wirkte so zerbrechlich, aber sie war weder schwach noch untrainiert. Er würde wohl sein Schwarzes Loch gegen sie einsetzen müssen. Das tat er ungern. Manchmal hatte er das Gefühl, es gäbe eine bestimmte Grenze für diesen Einsatz, ohne freilich dafür einen Grund angeben zu können.

So sprang er zurück und ließ seinen Stab fallen, während er bereits die Gebetskette von seinem Handgelenk riss: „Schwarzes Loch!“

Zu seiner unangenehmen Überraschung war seine Gegnerin schneller, als ihm lieb sein konnte. Sie entkam mit einem gewaltigen Satz der Anziehungskraft seiner Geheimwaffe. Als sie landete, kicherte sie sogar.

„Na, das ist doch wirklich einmal was Neues.“ Er starrte sie an, für einen Moment wirklich verwirrt, als er begriff, dass sie ihre rechte Hand hochnahm: „So hast du das gemacht?“

Miroku konnte nur bestürzt zusehen, wie in ihrer Hand ein Spiegelbild seines eigenen Schwarzen Lochs erschien, als er dessen Sog bereits spüren konnte. Eilig packte er sein Handgelenk. Es würde Saugkraft gegen Saugkraft gehen. Und der einzige Vorteil, den er nun besaß, war wohl, dass er Erfahrung im Umgang damit hatte, sie sicher nicht. Anscheinend war sie eine der Dämonen, die die Fähigkeiten ihres Gegners kopieren konnten.

Aber er war zu ehrlich, um nicht, noch während er erneut festen Stand suchte, zu warnen: „Lass das! Du hast keine Ahnung, was du damit auslösen kannst!“

„Oh doch, “ meinte sie amüsiert: „Deinen Tod durch deine eigene Geheimwaffe. Du wirkst ja jetzt schon angestrengt!“ Sie konzentrierte sich, schickte mehr Energie in ihre Hand.

Miroku sah es entsetzt. Sie würde wohl wirklich bis an den Rand gehen, nur, um ihn zu töten. Und sie hatte keine Ahnung, dass sie dabei ihren eigenen Untergang riskierte. Aber auf eine weitere Warnung von ihm würde sie nicht hören…und er keine mehr aussprechen können. Er musste sich nun voll auf sein Schwarzes Loch konzentrieren, seine Kraft dorthin schicken, um zu verhindern, dass er in das gespiegelte eingesaugt wurde. Zugleich allerdings musste er aufpassen, dass nicht sein eigenes zu sehr einriss und ihn selbst vernichtete. Was war dieses Weib nur dumm! Wie konnte sie eine Waffe kopieren, von deren Macht oder Gefährlichkeit sie keine Ahnung hatte?
 

Sango hatte unterdessen begriffen, das sie so nicht mehr weiterkam. Sie begann zu ermatten, wurde langsamer. Es half nichts, diesen Schwertkampf konnte sie nicht gewinnen. Und dort im Bad waren Fürst Kaliwa, der Mann, den sie im Auftrag des Inu no Taishou beschützen sollte, aber auch ihr kleiner Bruder. Nein. Aufgeben kam nicht in Betracht.

Sie betonte ihren keuchenden Atem, blickte immer hastiger zur Seite und begann völlig sinnlose Aktionen, um ihre Gegnerin glauben zu lassen, dass sie Angst bekam, ja, bald die Nerven verlieren würde. Vermutlich war diese Profi genug, um sie nicht verfolgen zu wollen, wenn sie floh. Sie selbst hätte zumindest immer das eigentliche Ziel im Auge behalten, und das war der Provinzfürst. Darauf baute ihr Plan auf. Wenn auch dieser versagte…Nein, dachte Sango verbissen, daran würde sie nicht einmal denken. Ein gewagter, rascher Blick zur Seite hatte ihr verraten, dass auch Miroku in Problemen steckte, sein Schwarzes Loch eingesetzt hatte. Was nur seine Gegnerin da trieb? Aber sie konnte, durfte sich nicht ablenken lassen. Erst einmal musste sie sich ihre Widersacherin vom Hals schaffen.

Mir einem leisen Aufschrei, als habe sie nun den Kopf verloren, warf sie ihr Schwert zu Boden und spurtete los, so schnell sie es noch vermochte.

Die dunkelhaarige Dämonin blieb für einen Moment stehen, und blickte der Fliehenden nach. Als sie begriff, dass diese die Arme ausstreckte, den Bumerang vom Boden aufhob, ihn noch gebückt aus der Umdrehung schleuderte, war es bereits zu spät. Sie konnte nur noch ausschreien, ehe sie buchstäblich halbiert wurde.

Sango fing ihren Bumerang auf, ehe sie sich besorgt nach ihrem Mann umblickte.
 

Miroku hatte unterdessen seinen Stand gehalten. Ihm war aus lebenslanger Erfahrung klar, dass er nicht mehr Energie in sein Schwarzes Loch schicken durfte, wollte er es nicht zerstören, ja, selbst von ihm aufgesaugt werden. Dies allerdings schien seiner Gegnerin nicht bewusst zu sein, als sie nun immer weiter ihre dämonischen Kräfte in ihre Hand sandte.

„Du bringst dich selbst um!“ konnte er nur noch keuchen: „Lass das…“

„Oh, du gibst schon auf?“ Sie lachte, ehe sich ihr Gesichtsausdruck abrupt veränderte.

Er sah es und ahnte, was nun folgen würde. Der Sog ihres Schwarzen Loches verstärkte sich, für einen Moment so stark, dass er schon befürchtete, selbst mit eingesogen zu werden, ehe seine Widersacherin nur mehr aufschrie. Sie schien sich aufzulösen, länger zu werden, ehe sie in dem gespiegelten, von ihr selbst erschaffenen, Schwarzen Loch verschwand. Und dieses mit ihr.

Der Mönch wickelte eilig seine Gebetskette wieder um sein eigenes, um es ruhig zu stellen, während er keuchend auf den kleinen Krater starrte, den sie hinterlassen hatte. So könnte also auch er eines Tages enden, wenn er nicht aufpasste?

Aber dann fuhr er herum: Sango? Zu seiner Erleichterung stand sie dort, japsend, müde, aber lebend. Er ging zu ihr: „Alles in Ordnung?“

„Ja, danke. Und bei dir?“ Sie ließ sich erleichtert an ihn ziehen: „Sie hatte auch ein Schwarzes Loch?“

„Sie konnte es spiegeln. Und sie hatte sich wohl ein wenig übernommen…“
 

„Schwester! Miroku!“ Kohaku stand in der Tür zum Bad. Er hätte den beiden gern geholfen, aber die strikte Disziplin der Dämonenjäger hatte es verhindert. Der Befehl lautete, den Provinzfürsten zu beschützen, und falls die beiden die Kämpfe verloren, wäre er die letzte Verteidigungslinie für Kaliwa gewesen.

„Alles in Ordnung“, rief sein Schwager zurück.

„Nicht ganz.“ Sango rieb sich über die Stirn: „Ich muss sofort zum Herrscher. Sie sagte da Dinge, die er unbedingt erfahren muss.“

„Liebes, du kannst selbst auf Kirara nicht allein fliegen“, wandte Miroku ein, der sie noch immer stützte.

Sie raffte sich mit Gewalt auf: „Dann komm mit. - Kohaku, bewache Fürst Kaliwa, auch, wenn ich nicht glaube, dass noch jemand kommt….Zumindest nicht, ehe dieser Hyouga hier ist, wer auch immer das ist.“

„Hyouga?“ Miroku überlegte: „Nie gehört. Wer auch immer das sein soll, wird hoffentlich der Inu no Taishou wissen. Wieso, soll der herkommen?“

„Sie sagte was: von wenigen Tagen.“

„Dann ab mit uns in die Hauptstadt. Das könnte die wichtigste Nachricht sein, die wir je überbrachten.“

Sango konnte dem nur zustimmen.
 

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Im nächsten Kapitel wird es ernst: Kriegsrat. Es ist ja kaum davon auszugehen, dass Hyouga zu einem Kaffeekränzchen vorbeikommt.....
 

bye
 

hotep

Kriegsrat

Es ist ein neues Bild in der Charakterbeschreibung, damit ihr euch die Amazonen im Kampf vorstellen könnt. Es wird langsam Ernst.

Denn die Nachrichten, die Sango und Miroku brachten, waren mehr als alarmierend.
 

13. Kriegsrat
 

Kagome war mehr als überrascht, dass sie gemeinsam mit Inuyasha zu dem Herrscher befohlen wurde. Ihre Verwunderung steigerte sich, als sie erkannte, dass dessen Arbeitszimmer fast überfüllt wirkte. Sie erfasste Hofrat Myouga, Hofrat Moro, einen der wichtigsten Berater des Inu no Taishou, zwei ältere Dämonenkrieger, die sie schon öfter gesehen hatte, und zwei Frauen, die sie unschwer als Amazonen identifizieren konnte, beides ebenfalls Dämoninnen. Der Kronprinz fehlte, wie es fast zu erwarten gewesen war, hatte sie doch gehört, er sei mit einem Teil des Heeres zum Üben in den 18. Bezirk. Sie wurde ein wenig verlegen, da sie alle anstarrten, und war froh, sich einfach schweigend hinsetzen zu können, während Inuyasha neben seinem Vater Platz nahm.

Dieser nickte ein wenig: „So sind alle hier, die an dieser Besprechung teil nehmen sollen. Myouga, berichte über die Verschwörung.“

Der kleine Flohgeist tat es ein wenig ungern, da er so auch über die einstige Verbindung seines Herrn zu Alekto berichten musste – und über die Möglichkeit, einen weiteren Sohn zu haben. „Dafür gibt es allerdings keinerlei Beweise“, ergänzte er. „Seine Hoheit vermutet es nur. Nun jedoch brachten Sango und Miroku, die Dämonenjäger Seiner Durchlaucht, die neue Information, dass die Landung Hyougas kurz bevorsteht, in wenigen Tagen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird diese am Ufer des 17. Bezirks stattfinden.“

Er blickte zum Herrscher.

Diener nickte: „Danke, Myouga. Nun, wie ihr euch alle vorstellen könnt, kommt Hyouga sicher nicht zu einer Plauderstunde. Und es wird ein äußerst harter Kampf werden, zumal wir nach wie vor nicht wissen, wie viele Dämonen und Menschen auf Alektos Seite stehen, so sie tatsächlich dahinter steckt.“

„Nicht zu viele, Euer Hoheit“, meinte Moro unverzüglich: „Sonst wäre uns schon viel früher etwas von diesem Komplott zu Ohren gekommen. Zumindest eine Legende von einem wahren Erben, oder etwas dergleichen. Menschen - und Dämonen - reden.“

„Mag sein. Ich habe auch eine wichtige Aufgabe für dich, Moro.“

„Selbstverständlich, Hoheit.“

„Sobald wir abgereist sind, wirst du die Krieger der Schlosswache nehmen, die ich hier gelassen habe, und gehst zu Fürst Notos. Erbprinz Dykrien soll verhaftet werden. Danach geht so schnell es möglich ist, in den 17. Bezirk und verhaftet Fürst Thersites – ihn allerdings nur zur Sicherheit. Zur gleichen Zeit werden Fürst Diomedes und seine Krieger zunächst im 17. Bezirk alle Menschen verhaften, die grau gekleidet sind, wenn noch Zeit ist, in anderen. Myougas Mitarbeiter haben ihre Wohnorte bereits übermittelt. So wird Hyouga bei seiner Landung auf weniger Hilfe treffen, als erhofft.“ Auch, wenn es sich nur um Menschen handelte. „Damit ist klar, dass wir wissen, dass es die Verschwörung gibt, aber es wird zu spät für sie sein, noch ihre Pläne zu ändern. Es wird zur Schlacht kommen.“

Inuyasha wurde plötzlich bewusst, dass sein Vater nicht zum ersten Mal eine derartige Taktikbesprechung durchführte, eine Seite an ihm, die er nicht kannte.

„So darf ich nicht mitkämpfen?“ Der Hofrat klang enttäuscht.

Um den Mund des Inu no Taishou spielte ein trauriges Lächeln, das sein Jüngster noch nie bei seinem Vater gesehen hatte. „Nein. – Es kann durchaus sein, dass Hyouga siegt. In diesem Fall möchte ich jemanden hier noch haben, der dafür sorgen kann, dass…nun, dass es Dinge gibt, die in meinem Sinn laufen.“

Nicht nur Moro starrte den Herrscher an. So ernst nahm er die Sache? Aber der Hofrat neigte den Kopf: „Auch, wenn ich nicht daran glaube: ich werde tun, was immer Ihr wünscht.“

„Gut. Dann geh. So kannst du beschwören, dass du nichts weiter von meinen Plänen gewusst hast.“ Und als Moro gegangen war: „Es gibt etwas, das ihr alle noch nicht wisst. – Betei, “ wandte er sich an die Anführerin der Amazonen: „Ihr Kriegerinnen seid allerdings etwas, von dem Hyouga wohl nichts weiß. Darum möchte ich, dass ihr euch zurückhaltet, bis die Falle zuschnappen kann.“

„Wir haben Euer Hoheit Treue geschworen“, sagte die Ratsführende nur: „Und wir werden Eurem Plan folgen.“

„Gut. Myouga, erzähle das von Hyouga – und, warum er so gefährlich ist.“

„Ja, Hoheit. – Hyouga ist ein Mottendämon, ein äußerst mächtiger. Was ihn aber praktisch unbesiegbar macht, ist die Tatsache, dass er nicht allein seine eigene Macht beschwören kann, sondern auch die all seiner Vorgänger und Ahnen.“

„Ja, aber Vater, Ihr könnt ihn doch trotzdem ins Jenseits befördern?“ erkundigte sich Inuyasha prompt: „Dieser Pfad der Dunkelheit?“

„Genau das wäre töricht“, erklärte der kleine Flohgeist unverzüglich und entkam nur durch einen Satz dem Schlag des Prinzen.

„Inuyasha!“ kam es sofort scharf.

„Verzeiht, Vater. Ich weiß, dass dies wichtig ist, “ entschuldigte sich der Halbdämon zerknirscht.

Myouga fuhr fort: „Wenn Seine Hoheit den Pfad der Dunkelheit öffnen würde, bekäme Hyouga nur noch mehr Macht, mehr Seelen zur Verfügung. Darum muss der Kampf anders stattfinden. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Hyouga anscheinend seinen Sohn dabei hat, Menomaru. Selbst, wenn es Seiner Hoheit in einem Duell gelingen sollte, Hyouga zu töten, würde dessen Macht unverzüglich auf den Sohn übergehen, zusätzlich zu dessen eigener. Und dieser wäre noch schwerer umzubringen. – Ich möchte alle Anwesenden bitten, daran zu denken, dass diese Informationen sehr schwer zu erlangen waren. Einige sind dafür gestorben.“ Der Leiter des Nachrichtendienstes seufzte ein wenig. Im Laufe seiner Tätigkeit hatte er sich daran gewöhnen müssen, Agenten zu verlieren, aber er konnte es immer noch nicht leiden.

Kagome schluckte. Das hörte sich nicht sehr gut an und langsam begriff sie, warum der Inu no Taishou so besorgt war.

Einer der beiden Dämonenkrieger nickte: „Was ist der Plan Eurer Hoheit?“

„Ich trete selbst gegen Hyouga an, in direktem Kampf. Prinz Inuyasha und Kagome werden Menomaru übernehmen.“ Er sah, dass die junge Priesterin die Augen ungläubig aufriss: „Ihr habt bereits gut zusammengearbeitet. Und deine Macht ist nicht zu unterschätzen.“

Sie senkte den Kopf. Dagegen gab es keinen Widerspruch, zumal er selbst ja auch in Lebensgefahr sein würde. Es war sowieso schon ein Zugeständnis, dass er es erklärte.

Inuyasha sah dies ein wenig anders: „Vater….ich schaffe diesen Mottenkerl doch auch allein…ich meine, sie ist doch trotz allem ein Mensch.“

Seinem Vater war klar, dass er nur versuchte, sie zu schützen: „Du hast deinen Befehl“, sagte er daher, statt eines Tadels, ehe er zu den beiden Dämonen sah, die beide die eigentlichen Heerführer waren: „Sarpedon, dir überlasse ich den vollständigen Befehl über das Heer. Ich werde nicht in der Lage sein, weitere Anweisungen zu geben. Mein Plan sieht vor, dass du die Männer direkt aufstellst, aber auf einer Seite das Meer als Schutz hältst, so dass von dort kein Angriff erfolgen kann. Auf der gegenüberliegenden Seite, Betei, sollen sich die Amazonen postieren, allerdings so, dass sie unter keinen Umständen bemerkt werden können. Sobald der Kampf beginnt, Sarpedon, weicht der Mittelteil des Heeres und die Flanke, auf der sich die Amazonen befinden, kontrolliert zurück. In diesem Augenblick sollten sie angreifen.“

Der Heerführer sah zu der Amazone: „In diesem Fall darf es keine Missverständnisse geben.“

„Wir schworen dem Inu no Taishou die Treue und daran werden wir uns halten!“ fuhr sie auf.

Sarpedon hob abbittend die Hand: „Das meinte ich nicht, verzeih, wenn ich unhöflich klang. Aber damit der Plan Seiner Hoheit reibungslos abläuft, die Motten in die Zange genommen werden, darf es kein Loch in unseren Reihen geben. Sie sind gewiss nicht so unerfahren, das nicht für einen Gegenstoß zu nutzen. Ich würde dir daher Patroklos, meinen Unterführer höchstpersönlich schicken, sobald es soweit ist.“ Er deutete auf den Dämon neben sich. „Er vermag zu fliegen.“

Die Amazonenführerin hatte sich unverzüglich gefangen: „Natürlich.“ Wie konnte sie annehmen, dass der Herrscher einen Heerführer besaß, der in einer solch kritischen Lage irgendwelche Animositäten zu erkennen ließ. „Wir werden die Flanke und den Rücken des Gegners übernehmen.“

„Wie viele Kriegerinnen?“ erkundigte sich Sarpedon

„Gegen zweihundert. Dämonen und Menschen.“

„Das muss reichen“, warf der Inu no Taishou ein: „Und die dreihundert Krieger des Heeres. Ich kann unmöglich von den einzelnen Fürsten die Schlosswachen abziehen lassen. Sie sind weder aufeinander eingestellt, noch für eine Schlacht ausgebildet.“

Das war auch Sarpedon und Betei klar. So sagte die Ratsführerin schlicht: „Es wird reichen, Hoheit. Darf ich nur eine Frage stellen?“

„Nun?“

„Danke, Euer Hoheit. Ihr erwähntet, dass Ihr höchstselbst gegen Hyouga antreten wollt, Seine Durchlaucht dessen Prinzen übernehmen soll…aber welche Aufgabe erhält der Kronprinz?“ Denn Sarpedon sollte das Heer führen.

„Einen Spezialauftrag. Und damit kommt deine Begleiterin ins Spiel. Danke, dass du meinem Wunsch gefolgt bist.“

„Bitte.“ Betei klang ein wenig verwirrt, nahm sich aber zusammen: „Thaleia ist eine unserer fähigsten Kämpferinnen.“

„Thaleia, also. Dann möchte ich mit ihr sprechen. Lasst uns allein. Ihr beide…“ Das galt Sarpedon und Betei: „Habt gewiss noch einiges zu besprechen.“ Denn nur, wenn sie aufeinander abgestimmt waren, würde diese Falle funktionieren. Und wohl auch, wenn Hyouga, oder eher Alekto, nichts davon mitbekommen hatten, dass ihm seit einiger Zeit das Amazonenheer zur Verfügung stand. Aber offenbar hatte diese sich mehr mit der Vergangenheit beschäftigt. Und das konnte ihr fataler Fehler gewesen sein.
 

Die schwarzhaarige Amazone, die sich vor dem Herrscher verneigte, war eine Dämonin. Nach Menschenjahren würde sie gegen Mitte Zwanzig sein. Er betrachtete sie kurz, ehe er sagte: „Ich sehe keinen Grund, an der Einschätzung deiner Ratsführerin zu zweifeln, dass du eine der fähigsten Kämpferinnen der Amazonen bist.“

Sie blickte nicht auf, bei diesem Kompliment, zu neugierig, was ihr Spezialauftrag sein sollte. Sie wäre gern mit ihren Kriegsschwestern in den Kampf gezogen, aber so klang das eher nach einer besonderen, ja, gefährlichen, Anweisung.

„Wie ich bereits erwähnte, wird der Kronprinz einen gesonderten Auftrag erhalten. Ich möchte, dass du ihm den entsprechenden Befehl bringst. Und bei der Durchführung des Auftrages stets an seiner Seite bleibst.“

Jetzt starrte sie ihn doch gegen jede Etikette an. War das alles? Sie sollte Wachhund für seinen Erben spielen, während der sich irgendwo abseits des Geschehens aufhalten sollte, um den vor den Gefahren einer Schlacht zu schützen? Sie bemerkte das flüchtige Lächeln des Herrschers und senkte eilig wieder den Kopf. Anscheinend war ihre Enttäuschung sichtbar gewesen.

„Du irrst dich“, sagte der Inu no Taishou. „Ich vermute eher, dass ihr beide euch den Weg mitten in das feindliche Heer freikämpfen müsst. – Die vor uns liegende Schlacht wird gewiss hart werden. Und nur, wenn jeder seine Aufgabe übernimmt, kann sie gewonnen werden.“

„Vergebt, bitte, Euer Hoheit…“ war alles, was sie herausbrachte.

„Dachtest du wirklich, ich möchte die fähigste Kämpferin der Amazonen aus der Schlacht heraushalten?“

Das stimmte natürlich und sie ärgerte sich, dass sie ihre Empfindlichkeit verraten hatte. „Ich werde Eurem Befehl folgen. Und ich werde den Kronprinzen unterstützen.“ Schützen wäre wohl schon wieder das falsche Wort gewesen.

„Gut. Dann warte vor der Tür. Ich werde den Brief schreiben.“

Das verriet Thaleia, dass sich die Herrscherfamilie nur handschriftliche Notizen sandte. So waren Fälschungen wohl viel leichter zu erkennen.
 

Als sie jedoch vor dem Kronprinzen niederkniete, ihm den Brief des Herrschers überreichte, war sie für einen Augenblick sicher, dass sie ihm damit ihr eigenes Todesurteil gebracht hatte. In den goldfarbenen Augen Sesshoumarus blitzte für einen Moment etwas auf, das sie nur als eisigen Hauch des Todes umschreiben konnte. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt.

„Mein Herr und Vater schreibt, du warst bei dem Kriegsrat anwesend.“

„Ja, Euer Gnaden.“

„Geht.“ Dieses Wort galt seinem Adjutanten und den Wachen, die eilig aus dem Zelt verschwanden. Dann setzte er sich auf einen Hocker: „Dann berichte.“

Thaleia gehorchte, bemüht, alles zu erwähnen: „Danach wies mich Seine Hoheit an, Euch Euren Spezialauftrag zu bringen. Und bei dessen Ausführung jederzeit an Eurer Seite zu sein.“

„Du weißt also nicht, worum es sich handelt.“ Das klang eigenartig lauernd.

„Nein, Euer Gnaden.“ Sie sah ihn an, eigentlich gegen die Etikette, aber irgendwo reizte er sie: „Ich bekam meine Anweisung vom Herrscher. Und wenn Ihr mich daran hindern wollt, an Eurer Seite zu bleiben, werdet Ihr mich töten müssen.“

„Du willst also unbedingt mein Kindermädchen sein?“

„Seine Hoheit sagte, der Auftrag könne uns mitten in das feindliche Heer führen. Und ich werde Euren Rücken decken.“ Warum nur war er so wütend? Sie konnte seine Energie spüren. Aber sie schien nicht gegen sie gerichtet. Gegen den Herrscher?

Sesshoumaru betrachtete sie. Warum hatte ihm sein Vater ausgerechnet eine Amazone geschickt? Vermutlich, um diese Damen zu ehren, kampfbereiter zu machen. Nun schön. Hoffentlich würde diese Thaleia etwas können. Obwohl die Amazonen sicher niemanden geschickt hatten, der sie blamieren würde.

„Der Auftrag lautet: im gegnerischen Heer den so genannten wahren Prinzen zu finden und gefangen zu nehmen. Überdies soll ich ihn lebendig zu meinem Herrn und Vater bringen.“

„Ich verstehe.“

„Und was?“ Er klang scharf. Er begriff diese Anweisung nicht. Mutter hatte gesagt, er solle seinen älteren Halbbruder, oder den, der sich dafür ausgab, töten.

„Ist der so genannte Erbe weg, wird niemand aus diesem Reich noch mit...mit Leidenschaft für die Motten kämpfen. Ich denke, nicht einmal ein Mitglied dieser Verschwörung möchte unter einem wie Hyouga leben. Die Regentschaft Eures…des mächtigen Inu no Taishou war zu erfolgreich, zu milde.“

„Und lebendig?“

Sie hob ein wenig den Kopf. Wollte er wissen, ob sie nicht nur eine fähige Kämpferin war, sondern auch denken konnte? „Der Herrscher möchte wohl über die Hintergründe informiert werden. Und wer könnte dies besser, als der Anführer des Komplotts.“

Natürlich. Das klang alles so logisch. Für einen Moment hatte er schon gedacht…nein. Vater würde stets zu seinem Wort stehen. Und Vater hatte gesagt, er sei der Erbe, komme, was da wolle. Nein. Er sollte einen klaren Kopf behalten. Was war nur mit ihm los? „Gut. Dann geh und lass dir einen Platz zuweisen. Sobald ich die Information bekomme, dass wir aufbrechen, wirst du an meiner Seite sein.“

„Ich danke Euer Gnaden.“

Sie verließ das Zelt.
 

Inuyasha seufzte ein wenig: „Es tut mir Leid, Kagome, aber du hast ja gesehen, dass Vater dich nicht hier lassen wollte. Ich hätte dich gern beschützt.

„Das ist schon in Ordnung.“

„Ja?“ Er starrte sie an: „In Ordnung? Das wird vermutlich eine recht wüste Angelegenheit.“

„Ich weiß. Und du musst auch nicht glauben, dass es mir Spaß macht, in eine Entscheidungsschlacht zu ziehen, die selbst dein Vater für riskant hält. Aber….“ Sie sah ein wenig verlegen zu Boden: „Aber, wenn es so wichtig ist, und wir alle nicht wissen, wie es endet, möchte ich an deiner Seite sein.“

„Kagome…“ war alles, was er hervorbrachte, ehe er sie in die Arme nahm: „Das…danke, aber ich…ich wüsste lieber, das du in Sicherheit wärst.“

„Wenn dieser Mottendämon gewinnt, glaubst du im Ernst, dass dann hier irgendwer noch in Sicherheit ist, der für deinen Vater gearbeitet hat?“

„Ich…“

„Nein.“ Sie lächelte ihn an: „Mach dir keine Sorgen um mich. Und zeigen wir diesem Menomaru, dass er sich mit uns mit den Falschen angelegt hat, ja?“

„Kagome….“Er drückte sie an sich: „Weißt du was? Sag deinen Befehl.“

Sie war so verwirrt, dass sie erst nachdenken musste: „Küss mich?“

Die Kette leuchtete auf.
 

Kagomes Mutter blickte mit einem Lächeln auf, sicher, wer unangemeldet in ihr Zimmer kam. Dieses verblasste, als sie die Miene des Herrschers sah.

„Was…“ begann sie unwillkürlich, ehe sie abbrach. Es schickte sich nicht, zuerst zu sprechen.

Der Inu no Taishou schüttelte ein wenig den Kopf: „Was geschehen ist? Nun, es wird erst noch geschehen. Bitte, steh auf, meine Liebe. Was ich dir zu sagen habe, soll sozusagen auf Augenhöhe stattfinden.“ Nun, das würde wohl nie der Fall sein, erreichte sie gerade seine Schulter, aber sie würde wissen, was er meinte. Während sie gehorchte, fuhr er fort: „Es steht ein Kampf bevor, eine Schlacht. Und nach allem, was ich weiß, werde ich alles in die Waagschale werfen müssen, was ich habe. Mich selbst, Sesshoumaru und Inuyasha, alle Krieger. Und es mag dennoch sein, dass es zuwenig ist.“

„Diese Verschwörung?“ Sie sah zu ihm auf. Er schien wirklich besorgt.

„Ja. Sie sind verbündet mit den Motten von jenseits des Meeres. Und Hyouga ist auch für mich ein äußerst ernst zu nehmender Gegner. Diesmal hat er auch noch seinen Sohn und Krieger dabei. Ich kann verlieren. – Darum geh in den Schrein, zu deinem Schwiegervater. Wenn…wenn die Stadt fällt, bist du dort sicherer, als hier im Schloss als meine Gefährtin.“

Sie schüttelte ein wenig den Kopf: „Ich wäre auch dort nicht sicher. Falls …falls es schief geht, würde sich jeder bei dem neuen Herrn lieb Kind machen wollen, sofern der überhaupt ein Interesse an einer Menschenfrau hätte, und mich verraten.“ Sie ließ ihn nicht aus den Augen: „Wenn Ihr mir befehlt, zu gehen, muss ich gehorchen. Aber ich bitte Euch inständig, lasst mich hier auf Euch warten.“

„Das kann für dich sehr gefährlich werden.“ Er holte ein wenig Atem: „Wie gesagt, Alekto war einst…“

„Die Prinzessin, Sesshoumarus Mutter, wäre dann in größerer Gefahr.“

„Du hast Recht…“ Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Er müsste ihr einen Boten schicken, um sie zu warnen.

Sie lächelte ein wenig traurig: „Überdies bin ich eigentlich sicher, dass Ihr gewinnt.“

„Jeder kann einmal verlieren.“

„Ja, ich weiß. Aber….Ihr habt Eure Familie, Eure Freunde auf Eurer Seite, so viele, die Euch vertrauen. Und Alekto hat nur diese Motten. Womöglich vertrauen sie sich nicht einmal untereinander. – Bitte, lasst mich hier auf Euch warten. Ihr könnt sicher sein, dass ich Euch unter keinen Umständen Schande machen werde.“

Er legte die Arme um sie und zog sie an sich. „Danke“, murmelte er: „Dann warte hier auf mich. – Und, vergiss mich nicht ganz, wenn ich nicht zurückkomme.“

„Wie sollte mir das je gelingen?“

Er verstärkte seine Umarmung und das gewährte ihm Raum für einen letzten friedlichen Moment.
 

Die Prinzessin blieb auf der Terrasse ihres Schlosses stehen und blickte in das weite Land hinaus, währen sie den Brief zerriss, den ihr ein Bote soeben gebracht hatte. Es waren keine erfreulichen Nachrichten gewesen.

Der Herrscher hatte ihr mitgeteilt, dass eine Invasion bevorstand – und dass er selbst und seine beiden Söhne mit dem Heer sich ihr entgegenstellen wollten.

Ihr einziger, kostbarer Sohn!

Und der Mann, der sein Vater war.

Seltsamerweise stellte sie fest, dass sie sich auch Sorgen um den Inu no Taishou machte.
 

Ihre Gedanken wanderten in die Vergangenheit. Als er ihren Vater in der Schlacht, im Duell getötet hatte, war ihr klar gewesen, dass er von ihr, dessen Erbin, nun einen Sohn wollte. Und sie hatte zur Bedingung gemacht, dass sie sich in das Schloss hier im Westen zurückziehen könnte, sobald er seinen rechtmäßigen Thronerben hätte. Er war darauf eingegangen, aber sie hatte eigentlich daran gezweifelt, dass er sein Wort halten würde. Wozu sollte er sie am Leben lassen, wenn er einen Sohn von ihr hatte? Ihr Vater hätte das nie getan.
 

Sie entsann sich des Tages, als ihr Sohn geboren wurde. Die Frauen hatten den Vater geholt, als feststand, dass es ein Junge war.

Ein Wink des Herrschers genügte, sie gehen zu lassen. Ein wenig besorgt blickte die Prinzessin ihren Ehemann an:

„Euer Sohn.“ Sie reichte ihm ihn – nicht sicher, ob das nicht womöglich ihre letzte Tat im Leben sein würde.

Er musterte den Neugeborenen: „Er wird stark werden, da bin ich mir sicher. Sein Name soll Sesshoumaru sein.“

„Das ist ein schöner Name.“

„Du hast deinen Teil unserer Abmachung gehalten und mir einen rechtmäßigen Erben geschenkt. Willst du nun dich in das Schloss im Westen zurückziehen? Wenn du bei ihm bleiben willst, werde ich auch darauf eingehen.“

„Nein. – Für Sesshoumaru wird es letztlich gleich sein, ob ich hier bin oder nicht. Aber für mich ist das ein Unterschied.“ Wollte er sie wirklich gehen lassen? Oder nur sie in Sicherheit wiegen? Ein Attentat auf sie würde im fernen Westen kaum Aufsehen erregen. Sie würde vorsichtig sein müssen – und aufpassen, ihm keinen Vorwand zu liefern, sie hinrichten zu lassen.

„Gut. Dann suche dir deine Dienerinnen aus, dir mit dir gehen sollen.“
 

Sie blickte in das Land. Die ersten Jahre, Jahrzehnte hatte sie immer erwartet, er könne sie doch lieber tot sehen wollen. Und so ganz begriff sie nach all der Zeit noch immer nicht, warum er ihr großzügige Versorgung sicherte, ja, Sesshoumaru erlaubte, sie zu besuchen. Allerdings hütete sie sich nach wie vor, ihm einen Grund zu geben, sie nicht für politisch desinteressiert zu halten. Würde er fallen…..nun, sie würde ihn irgendwie vermissen.

Und er hatte beide Söhne mitgenommen.

Das verriet ihr mehr als deutlich, für wie kritisch er die Lage einstufte. Der Halbdämon war doch gewiss viel schwächer als ihr eigener Sohn und jünger – da riskierte der Vater dessen Leben noch viel eher.

Sesshoumaru….

Sie sah regungslos in die Weite.
 

Die Menschenfrau blickte aus dem Fenster, ohne wirklich etwas zu sehen.

Kagome…

Der Inu no Taishou…

Irgendwo dort jenseits des Horizontes waren sie – und sie konnte nur hoffen, dass sie zurückkommen würden.

Zumindest waren ihre anderen beiden Kinder, Souta und Kaede an der Priesterschule in Sicherheit. Niemand würde eine Verbindung zum Herrscher herstellen. Ihr Schwiegervater war behutsam gewesen. Als die Nachbarn nach ihr gefragt hatten, sie vermisst hatten, hatte er nur erzählt, dass sie erneut verheiratet sei, mit einem Dämon. Damit war allen Neugierigen klar gewesen, warum sie weggegangen war und selbst die dämonischen Nachbarn hatten nicht mehr weitergefragt.

Sie hatte gebeten, keine Termine in der Öffentlichkeit wahrnehmen zu sollen und der Herrscher hatte es ihr bewilligt, mit dem Zusatz, dass auch Izayoi dies schon nicht getan hatte. Dennoch war sie offiziell bei Hofe vorgestellt worden, damit jeder hier wusste, wer sie war und welchen Rang sie einnahm – oder einnehmen würde.

Sie erinnerte sich daran, dass Hofrätin Cinnamon zu ihr gekommen war ihr erklärt hatte, wie sie sich bei dem Empfang und auch sonst zu benehmen hatte.

„Wisst Ihr“, hatte die Dämonin ergänzt: „Es wird so manche Frau geben, die Euch Eure Position neidet. Aber noch warten sie alle.“

„Ihr braucht mich nicht so höflich anzureden, Exzellenz….“

„Nun, daran werdet Ihr Euch gewöhnen müssen. Ihr tragt keinen offiziellen Titel, aber das ändert gewiss nichts daran, dass niemand den Herrscher beleidigen will. – Dazu etwas. Ich sagte, sie warten. Und zwar auf das Verhalten Seiner Gnaden. Oh, natürlich würde der Kronprinz niemals seinen Vater in aller Öffentlichkeit brüskieren, aber er wechselte bei der Vorstellung Izayois nur die notwendigsten Worte mit ihr, ehe er sich zurückzog. Seid also nicht enttäuscht, wenn er dies wieder tut.“

„Die Einstellung Seiner Gnaden Menschen gegenüber ist mir bekannt, Exzellenz.“

Die Menschenfrau sah in die Dämmerung.

Sesshoumaru, ja. Er war spät zu dem Empfang gekommen. Inuyashas Begrüßung war fast familiär ausgefallen, nun, dank Kikyou und Kagome, da war sie sicher. Der Saal hatte jedoch den Atem angehalten, als der Kronprinz zu ihr getreten war, nachdem er sich höfisch vor dem Herrscher verneigt hatte. Eine freundliche Bemerkung über ihr Kleid – das war gewiss alles, um seinen Vater nicht das Gesicht verlieren zu lassen, dies erwarteten alle. Und dann hatte er gesagt:

„Es war mutig von dir, Naraku so lange Widerstand zu leisten.“

Er hatte sich ohne weiteres Wort abgewandt, aber der gesamte Saal wusste, dass sich die Herrscherfamilie einig war.

Und jetzt waren sie alle dort irgendwo in Gefahr: ihre Tochter, ihr Lebensgefährte, seine Söhne…

Sie presste die Hände gegen die Brust.
 

Sango und Miroku saßen nebeneinander und starrten in das Feuer.

„Ich wäre gern mitgegangen“, sagte sie leise: „Die Dämonenjäger sind doch auch kampferprobt. Wir hätten ihm helfen können.“

„Nein. Und du weißt es. Die Invasoren sind Dämonen der ersten Rangstufe und sie können nur von ebensolchen aufgehalten werden.“

„Er hat aber auch die Amazonen mitgenommen. – Nun gut, viele von ihnen sind Dämoninnen, wenn nicht die Mehrzahl, “ gab sie zu: „Aber dieses Warten….“

„Ich weiß. Aber wir müssen dem Herrscher vertrauen. Und immerhin hat er mit Sesshoumaru und Inuyasha ja auch starke Helfer. Und ein Heer.“

„Ja, wir müssen Vertrauen haben.“ Sie seufzte ein wenig: „Wir haben unseren Teil erfüllt, jetzt sind sie dran. Ohne uns wüssten sie ja nicht einmal, dass dieser Mottenherrscher kommen würde.“

„Stimmt.“ Miroku nahm die Hand seiner Ehefrau: „Ehe morgen Abend die Sonne untergeht, werden wir alle mehr wissen.“

Sie saßen schweigend bei dem erloschenen Feuer, bis die Morgendämmerung hereinbrach.
 

*************************************
 

Das nächste Kapitel führt euch in das Lager des Heeres, wo letzte Vorbereitungen getroffen werden. Und die Invasion beginnt: Der Anfang vom Ende.
 

bye
 

hotep

Der Anfang vom Ende

Ich hoffe, es gelingt mir, euch die Lage zu schildern...
 

14. Der Anfang vom Ende
 

Sarpedon, der erfahrene Heerführer des Inu no Taishou, warf einen flüchtigen Blick hinter sich, als er den Hügel langsam emporstieg. Zweihundert Dämonenkrieger hatten sich dort hinten niedergelassen, warteten möglichst lautlos. Er wusste, dass nur wenige unter ihnen je an einer Schlacht teilgenommen hatte, zumal an einer derartigen Ausmaßes, wie sie nun bevorstand. Einige gewisse Anspannung, ja, Nervosität war daher zu spüren. Aber das würde sich legen, hoffte er. Sie waren alle Dämonen, ausgebildet im Kampf und aufeinander eingespielt. Zwar hatten sie nur kleinere Strafexpeditionen miterlebt, aber doch hatte jeder von ihnen bereits getötet. Sogar der junge Prinz. Sarpedon wusste, dass Inuyasha erst vor kurzem einige Attentate erfolgreich verhindert hatte. Ihn wunderte nur, dass der Herrscher diese halbwüchsige Priesterin zu ihm befohlen hatte. Was die wohl konnte? Aber das sollte nur bedingt sein Problem sein.
 

Er blieb auf dem Hügel stehen und musterte das geplante Schlachtfeld vor sich. Auf den sandigen Dünen im Westen wuchsen natürlicherweise Dornengebüsche, die nun künstlich verdichtet worden waren. Dahinter verbargen sich die Amazonen. Obwohl er wusste, dass sie dort sein mussten, konnte er sie nicht entdecken. Im Osten der kleinen Ebene war das Meer. Große Felsbrocken, einer davon praktisch schon eine kleine Insel, verhinderten, dass Schiffe dort anlegen konnten Das Wasser würde dem Gegner eine Flucht in diese Richtung versagen. Geradezu war der natürliche Hafen, eine Bucht, in der nach den Erkenntnissen des Nachrichtendienstes der Feind landen würde.
 

Sarpedon bemerkte, dass sich ihm jemand näherte und begrüßte die Anführerin der Amazonen höflich: „Betei, Eure Kriegerinnen sind nicht zu entdecken.“

„Darum kam ich her.“ Sie hatte sehen wollen, ob man sie irgendwie doch aufspüren konnte. „Wisst Ihr, was ich nicht verstehe, Sarpedon? Warum sollen die Motten hier landen? Sie sitzen in der Falle.“

„Das wissen sie nicht. Und wenn wir nicht hier wären, wäre es ein idealer Platz, eine Invasion zu beginnen. Auf dieser kleinen Ebene können sie lagern, die Hügel und die Dünen würden sie vor zu rascher Entdeckung schützen, während sie selbst hier oben Wachen postieren könnten.“

„Und die Information war sicher.“

„Alle diese grau gekleideten Menschen gaben an, hier sei der Treffpunkt, als sie gestern Nacht nach ihrer Verhaftung verhört wurden. Hier würden sie sich mit dem wahren Prinzen treffen, mit allen Mitkämpfern. Einer sagte aus, die Herrin und der Prinz samt dämonischem Anhang hätten sich bereits vorgestern mit ihrem wichtigsten Helfer getroffen. Vermutlich mit Hyouga selbst. Sie werden gewiss mit an der Schlacht teilnehmen oder zumindest zusehen wollen.“ Soweit er sich an Alekto erinnerte, hatte sie nicht kämpfen können, aber das mochte sich geändert haben.

„Ich möchte Euch einen Vorschlag machen, wenn ich mir diese Ebene so ansehe. Ihr werdet doch Eure Männer hier an dem Hügel halten und den Feind angreifen lassen?“

„Ja, um dann kontrolliert zurückzuweichen, damit Ihr die Falle schließen könnt.“

„Der Feind muss also an uns vorbei. Und meine Kriegerinnen verfügen über Pfeil und Bogen.“

„Ihr meint, Ihr würdet angreifen, aus der Distanz, um sie bereits zu schwächen, ehe sie uns angreifen? Das ist riskant, Betei. Was, wenn sie sich direkt gegen euch wenden, sobald sie es bemerken?“

„Ich würde achtzig Frauen, Dämoninnen anweisen, den ersten Aufprall abzufangen, während die zweite Reihe, Menschenfrauen und Dämoninnen, weiter schießt. Und bis dahin solltet Ihr dem Feind in den Rücken fallen können, während sich meine Kriegerinnen zurückziehen, um sich hier auf diesem Hügel wieder zu versammeln und erneut anzugreifen.“

„Hm.“ Sarpedon dachte nach. Das Bestechende an diesem Plan war die Tatsache, dass es unter den Feinden sicher einige Tote und Verwundete geben würde, ehe sie bemerken würden, woher der Angriff erfolgte.

„Was macht Seine Hoheit…?“ erkundigte sich Betei verwundert, da sie ihn gerade am anderen Ende der Ebene entdeckte, nahe der Bucht.

„Dort sind die Ruinen eines Dorfes, und ein Baum. Ich weiß nicht, was er dort will. Aber es wird schon einen Sinn haben. Womöglich sucht er sich einen guten Platz für das Duell gegen Hyouga.“ Sarpedon betrachtete den Inu no Taishou nachdenklich. Seit langen Jahren hatte er ihn nicht mehr in der Rüstung gesehen. Er hatte nie bedauert, sich ihm damals angeschlossen zu haben. Und er würde ihm heute all die Jahre des Friedens zurückzahlen.

„Was haltet Ihr nun von meinem Vorschlag?“

„Einverstanden. Es sei denn, die ausgesandten Spione bringen noch andere Neuigkeiten.“

„Dann müssen wir uns sowieso noch einmal besprechen.“

Der Heerführer nickte nur kurz, zufrieden, dass die Amazonen eindeutig sachlich und militärisch fähig waren.
 

Der Inu no Taishou hatte die beiden bemerkt und kam zu ihnen, als er zurückkehrte. Beide neigten höflich die Köpfe. „Ist Patroklos schon zurück?“

„Nein, Hoheit“, antwortete Sarpedon: „Was mich ein wenig besorgt macht. Hoffentlich haben diese Motten ihre Pläne nicht geändert.“

„Nach Myougas Informationen soll das Treffen – und damit die Landung- erst gegen Mittag sein. Kommt.“

Als die Drei über den Hügel kamen, erkannten sie, dass sich das Heer vergrößert hatte, eindeutiger Beleg dafür, dass der Kronprinz mit seinen hundert Kriegern eingetroffen war. Dieser stand bei Inuyasha, ließ sich anscheinend erzählen, was hier vorgefallen war. Beide Söhne wandten sich allerdings um, als sie ihren Vater sich nähern sahen. Der Herrscher bemerkte, dass sich Thaleia, wie befohlen, in Sesshoumarus Nähe aufhielt. Auch Kagome war nicht zu weit weg.

„Schön, dass du da bist“, sagte er zu seinem Ältesten: „Du weißt, was du zu tun hast?“

„Selbstverständlich, verehrter Vater.“ Der Kronprinz warf einen raschen Blick auf Sarpedon und Betei, ehe er fragte: „Neuigkeiten?“

„Wir warten hier. Patroklos müsste bald kommen. Er ist zu den Schiffen geflogen.“

„Vergebt, Hoheit“, sagte der Heerführer: „Er kommt.“

Kurz darauf landete ein Falke und verwandelte sich in den Unterführer, der sich eilig verneigte. Sarpedon kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er wichtige Informationen hatte. Für einen Moment packte ihn die Angst, diese Motten hätten sich für einen anderen Landungsplatz entschieden.

„Dein Bericht, Patroklos?“ fragte der Inu no Taishou.

„Fünf Schiffe, Hoheit“, sagte dieser: „Mit eindeutigem Kurs hierher. Ich habe versucht, zu erkennen, wie viele Krieger an Bord sind, aber es war schwer zu schätzen. Sicher sind es pro Schiff über fünfzig.“

„Sie wissen, dass ich ein Heer aus dreihundert Dämonenkriegern habe. So viele werden sie bestimmt auch sein.“

Patroklos war ebenfalls dieser Meinung, fuhr aber sachlich fort: „Allerdings liegen die Schiffe tief im Wasser. Entweder es sind noch deutlich mehr Krieger unter Deck oder sie haben schweres Kriegsmaterial dabei, um Städte belagern zu können.“

„Darf ich meine Meinung sagen?“ fragte Sarpedon, und da der Herrscher nickte: „Sie haben schweres Kriegsmaterial dabei. Das würde erklären, warum sie diese Menschen hier wollten, die doch in einem Kampf gegen Dämonen nichtsnutzig wären. Sie sollten ihnen beim Ausladen helfen. Dennoch werden sie sicher mindestens ebenfalls dreihundert Krieger haben. Vorausgesetzt natürlich, sie wissen nichts von den Amazonen.“ Aber das war allen klar. „Und das Belagerungsmaterial benötigen sie, da viele der Provinzhauptstädte über Mauern verfügen. Sicher, dort wären nur die Schlosswachen, aber auch die sonstige Bevölkerung, darunter genügend Dämonen. Und sie gehen sehr zu Recht davon aus, dass sich nicht jeder ihnen sofort unterwerfen wird.“

„Damals taten sie es“, erwiderte der Inu no Taishou.

„Vergebt, Hoheit. Das war eine andere Ausgangslage. Und viele der Fürsten waren bereits auf Eurer Seite.“

„Gewiss. – Hast du Hyouga sehen können, Patroklos?“

„Ich weiß nicht, ob er das war. Ich erkannte einen Mann in deutlich kostbarerer Rüstung als die anderen Krieger, die ich sah. Er hatte Streifen im Gesicht und Fühler auf dem Kopf.“

„Das könnte dann Menomaru sein, der Prinz. Hyouga selbst hatte keine Fühler. - Gut. Wann werden sie anlanden?“

„In einer halben Stunde, schätze ich.“

„Dann fliege noch einmal los. Falls sie doch noch ihren Kurs ändern, müssen wir unverzüglich reagieren.“

„Ja, Hoheit.“ Der Unterführer verwandelte sich bereits wieder in seine Falkenform und erhob sich in die Lüfte.

Sarpedon bedachte plötzlich, dass er den Herrscher unterrichten musste, dass die Amazonen sich früher als geplant, in den Kampf einmischen würden. Nicht, dass dieser am falschen Ort das Duell gegen Hyouga führen wollte. So sagte er: „Betei machte einen Vorschlag, Hoheit.“ Und er berichtete kurz.

Der Inu no Taishou wandte den Kopf, um zu seinen Söhnen zu sehen: „Das solltet auch ihr berücksichtigen. Die Pfeile der Amazonen sind äußerst wirkungsvoll.“

Inuyasha zuckte die Schultern: „Ich werde Menomaru bitten, den Kampf woanders auszutragen, wo sie nicht hintreffen...“ Und er würde darauf achten müssen, dass auch Kagome nicht aus Versehen in der Schusslinie war.

Sesshoumaru blickte nachdenklich zu der Amazonenführerin: „Du siehst natürlich das Risiko, wenn sich die Gegner unverzüglich auf euch stürzen?“

„Ja, Euer Gnaden.“ Betei war sachlich: „Achtzig Dämonenkriegerinnen werden dem Aufprall standhalten müssen, um den anderen den Rückzug zu ermöglichen. Bis dahin sollten auch Sarpedons Krieger dem Feind im Rücken sein. Und die Amazonen werden erneut mit Pfeilen angreifen.“

Achtzig Frauen gegen mehrere hundert Männer? Sesshoumaru verriet durch nichts, dass er ein bisschen überrascht war. Das war ja praktisch ein Selbstmordkommando.

Sein Vater war es weniger: „Dann hast du gut hundert Schützen. Das sollte den Feind schon erst einmal aufhalten, schwächen und verwirren. Falls sie überhaupt angreifen und nicht den Ausgang meines Kampfes mit Hyouga abwarten.“

„Diese Möglichkeit besteht“, gab Sarpedon zu: „Aber wir gehen besser von allen Eventualitäten aus, Hoheit.“ Er sah, dass der Kronprinz die Augen verengte, wegen der etwas ungebührlichen Bemerkung. Es war jedoch zu wichtig, lebenswichtig, geradezu. Aber der Kronprinz hatte natürlich auch noch nie an einer Schlacht teilgenommen. Und Strafexpeditionen waren eben etwas vollkommen anderes.

„Natürlich“, bestätigte auch der Inu no Taishou. „Dann warten wir, bis die Landung vollendet ist. Unter keinen Umständen darf der Feind zuvor bemerken, dass hier eine Falle ist. Nicht auszudenken, wenn sie einfach wieder ablegen würden und an irgendeiner anderen, ungeschützten Stelle an Land gehen würden.“

„Darf ich mich zurückziehen, Hoheit?“ erkundigte sich die Amazonenführerin. Sie wollte lieber wieder zu ihren Kriegerinnen.

„Ja. – Und Betei: viel Glück.“

„Danke, Hoheit.“ Sie verneigte sich gegen den Herrscher und ein zweites Mal gegen die Prinzen, ehe sie ging.

Sarpedon sah ihr kurz nach, ehe er meinte: „Ich werde die Männer instruieren.“ Und ein wenig die Stimmung im Heer auskundschaften.

„Tu dies. – Ich werde mich konzentrieren, meine Kräfte sammeln. Ich werde sie brauchen.“ Der Inu no Taishou wartete, bis sein Heerführer fort war, ehe er sich umdrehte: „Auch ihr, meine Söhne, solltet dies tun. Unterschätzt die Gegner nicht.“ Er legte seine Hände auf die Schultern seiner Jungen, eine Geste, in der sowohl Zuneigung als auch Abschied lag, ehe er sich abwandte und ein Stück entfernt regungslos stehen blieb.

„Er sammelt seine Energie“, merkte Inuyasha an: „Das hat er noch nie getan.“

„Es war nie notwendig.“ Sesshoumaru war ein wenig besorgt. Er hatte seinen Vater zu keiner Zeit so ernst gesehen. „Ich hoffe nur, dass du mit diesem Menomaru fertig wirst. Ich werde dir nicht helfen können.“

„Sehe ich aus, als ob ich Hilfe brauche?“ fuhr der jüngere Prinz prompt auf, ehe er erkannte, dass sein Halbbruder immerhin Interesse daran zeigte, ob er am Leben blieb.

„Konzentriere dich lieber. Ich werde es auch tun.“ Er drehte sich um und ging abseits.

„Keh!“ machte Inuyasha leise, ehe er diesem Beispiel folgte.
 

Sarpedon ging durch die Dämonenkrieger, gab leise Anweisungen, vor allem, was die Zusammenarbeit mit den Amazonen betraf. Es durfte nicht passieren, dass man sich gegenseitig behinderte. Er erkannte, dass einige der jüngeren Krieger doch eine gewisse Anspannung zeigten. So gut er es vermochte, teilte er sie Erfahreneren zu, möglichst jeden Veteranen, die noch in der letzten Schlacht um das Reich für den Inu no Taishou gekämpft hatten. Aber auch er selbst spürte eine gewisse Nervosität. Ihm war allerdings klar, dass sie verfliegen würde, käme es zur ersten Feindberührung. Dann konnte er sich einen derartigen Luxus nicht mehr leisten.

Er sah empor, als Patroklos zurückkehrte. Es war klar, was dies bedeutete: „Die Landung hat begonnen.“

„Ja. Soweit ich hörte, waren sie unzufrieden, dass hier nicht die Menschen auf sie warteten. Aber die Krieger gehen nun von Bord der Schiffe.“

„Ich werde es Seiner Hoheit melden.“ Der Heerführer machte sich auf den Weg zum Herrscher, der noch immer meditierte. Er spürte nun ein gewisses Prickeln im Kreuz, das er schon lange nicht mehr so empfunden hatte. Vorfreude auf den Kampf. Ein Stück entfernt blieb er stehen. Natürlich ziemte es sich nicht, die Meditation des Inu no Taishou zu unterbrechen, aber dieser würde bestimmt bemerken, dass er hier wartete.

Dies traf zu: „Sie landen?“ fragte er leise.

„Ja. Anscheinend sind sie wütend, dass die Menschen nicht hier sind, aber sie scheinen bislang keinen Verdacht geschöpft zu haben.“

„Gut. Lass sich die Männer lautlos bereit machen, dann sieh selbst, wann die Landung abgeschlossen ist.“

„Zu Befehl.“ Der Heerführer gab die Weisung weiter, ehe er vorsichtig den Hügel empor schlich, sich dort hinlegte.

In der Tat. Fünf Schiffe, eines davon war so groß, dass es sogar über eine Kajüte verfügte. Und sehr viele Krieger. Er musterte rasch diejenigen, die sich bereits an Land befanden. Nach seiner überschlägigen Rechnung waren das bereits hundertfünfzig, die sich dort am Strand wartend niederließen. Sie rechneten nicht mit einer Falle. Am liebsten hätte er den Befehl zum Angriff gegeben, aber das wäre fatal gewesen. Die Schiffe mit den restlichen Kriegern würden abfahren und sonst wo landen, ehe sie sie erneut finden würden.
 

Als Sarpedon dreihundert Gegner zählte, ohne dass ein Ende der Landung abzusehen war, fluchte er leise. Ohne die Amazonen wären sie schon nett in der Unterzahl gewesen. Ganz eindeutig wussten die Motten, über wie viele Krieger der Inu no Taishou verfügte. Verwünscht sollte Alekto sein. Er erkannte einen jüngeren Mann, der stehen blieb, offenbar Anweisungen gab. Das musste der Prinz sein, Menomaru. Hoffentlich würde sich Inuyasha gegen den einigermaßen behaupten können. Das war ein vollwertiger Dämon. Er, Sarpedon selbst, hätte eher den Kronprinzen als den Bastard auf den gehetzt. Aber der Inu no Taishou würde schon am besten wissen, was seine Söhne konnten. Überdies hatte Sesshoumaru ja irgendeinen besonderen Auftrag.

Das jetzt musste Hyouga selbst sein. Er konnte die mächtige Ausstrahlung spüren. Wirklich, da würde sich auch sein Gebieter hart tun. Gewisse Besorgnis stieg in dem Heerführer auf, die er rasch unterdrückte. Das konnte er sich nicht leisten. Jeder musste seine Arbeit voll konzentriert erledigen. Und der Inu no Taishou würde sich um Hyouga kümmern. Er musste nur Vertrauen zu ihm haben. Hyouga, Menomaru, und mittlerweile vierhundert Krieger. Das war kein Spaziergang. Noch immer kamen welche von den Schiffen. Ohne die Vorwarnung und die Amazonen hätte es wahrlich nicht gut ausgesehen. Er sollte Hofrat Myouga nach gewonnener Schlacht einmal für die ausgezeichnete Arbeit des Nachrichtendienstes loben.

Langsam kamen immer nur mehr einige Krieger von Bord. Es schien sich dem Ende zu nähern. Über vierhundertundfünfzig Krieger, alles Dämonen und mit Sicherheit keine Anfänger.

Er robbte vorsichtig zurück, ehe er sich beeilte, Bericht zu erstatten.
 

Die Invasoren hatten sich zum gut Teil am Strand niedergelassen, um auf die Menschen zu warten, die die Kriegsgeräte von den Schiffen holen sollten.

„Sie sind sehr unzuverlässig, mein Vater.“ Menomaru trat zu Hyouga: „Und das bedeutet natürlich auch, dass Alekto unzuverlässig ist.“

„Glaubst du wirklich, dass ich ihr vertraue? Sie ist nützlich, auch der junge Idiot, den sie da im Schlepptau hat. Und ich bin sicher, er wird für mich hier wunderbar regieren. – Was mich allerdings noch mehr verwundert als das Ausbleiben der Menschen ist die Tatsache, dass auch die fünfundzwanzig Dämonenkrieger nicht hier sind, die dieser Dy..dieser Prinz herbringen sollte.“

„Dann hat Alekto gelogen. Oder es ist der falsche Landungsplatz? Wäre das möglich?“ Denn: wo steckten Ruri und Hara? Warum waren sie auch nicht hier? Sie waren doch sonst so zuverlässig.

„Alekto selbst stand neben dem Kapitän, um ihm diese Stelle zu zeigen.“ Der Mottenherrscher spannte sich plötzlich an: „Und da haben wir ja auch die Antwort auf unsere Fragen.“

Menomaru fuhr herum.

Auf der anderen Seite der kleinen Ebene, den ersten Hügel empor stand ein Heer. Und davor eindeutig drei Personen mit langen, weißen Haaren. „Sie erwarten uns!“ Wer hatte ihnen das verraten? Alekto?

„Nun, wir sind noch immer an Zahl überlegen.“ Auf seinen Wink stand seine Truppe eilig auf: „Aber das sollte der gute Inu no Taishou sehen.“

„Er kommt näher…und seine Söhne.“

„Dann wollen wir so höflich sein, das auch zu tun.“

Während sich die beiden Familien entgegengingen, war eindeutig, dass sich die Hundeprinzen hinter ihrem Vater hielten, dieser aber nur Hyouga musterte. „Er will doch nicht etwa ein Duell mit Euch?“ Der Mottenprinz war ungläubig. „Und ich womöglich gegen diesen…Sess…?“

„Warum nicht. In der Zwischenzeit sollen unsere Männer die ihren erledigen. – Es wird ein wohl harter Kampf, aber ich kann nicht verlieren. Zu schade, dass er das nicht weiß.“ Hyouga klang spöttisch. „Ach, dieser rot gekleidete Junge wird wohl der Bastard sein, ein halber Mensch. Also, kein Problem.“

„Natürlich nicht.“ Menomaru war sicher.
 

Zwanzig Schritte auseinander blieben die beiden Herrscher stehen.

„Ich kann nicht sagen, dass ich mich freue, Euch wieder zu sehen, Hyouga.“

„Ich ebenso wenig, Inu no Taishou“, gab der Mottenherrscher zurück: „Zumal ich nicht so rasch mit einer derartigen Begegnung gerechnet hätte.“

„Habt Ihr tatsächlich angenommen, mein Nachrichtendienst würde schlafen?“

„Nun, das tut er offenkundig nicht. Lasst mich raten. Die Menschen und Dämonen, auf die Alekto gesetzt hatte, sind verhaftet? Oder schon tot?“

Also wirklich Alekto. Der Inu no Taishou spürte ein schmerzliches Ziehen im Herzen. Bis eben hatte er noch immer gehofft, sich geirrt zu haben. „Natürlich.“

„Und jetzt? Ihr wollt ein Duell, ehrenhaft altmodisch, wie Ihr seid?“

„Ja.“

„Und Eure beiden Söhne gegen meinen?“

„Inuyasha gegen Menomaru.“

Hyouga war weniger überrascht, dass der Name seines Sohnes bekannt war, als über diese Wahl: „Euer Bankert? Nun, es ist wohl gleich, in welcher Reihenfolge Eure Söhne sterben.“

Menomaru bemerkte, dass der Bastardprinz die Zähne zusammenpresste. Das würde ein kurzer, aber hoffentlich amüsanter Kampf werden, wenn der so leicht aus der Fassung zu bringen war.

„Seid nicht zu sicher. - Sesshoumaru.“

Dieser wich unverzüglich zurück. Sein Auftrag lautete anders und so suchte er in der Menge der Krieger, die sich dort drüben zu einem Heer formierte, nach jemandem, der weiße Haare besaß und ein Hundedämon war.
 

Sarpedon bemerkte, dass sich der Gegner in Stellung brachte: „Sie werden gleich angreifen“, meinte er zu seinem Adjutanten. „Wir bleiben hier stehen, um sie in die Pfeile der Amazonen zu locken. Hoffentlich denken die dran, erst zu schießen, wenn der Herr und die Prinzen aus dem Weg sind.“

Aber das würde gleich passieren. Inuyasha sagte etwas zu Menomaru, der mit einem Lachen einwilligte. Die beiden Prinzen gingen seitwärts, Richtung Meer. Gut. So war die Schussbahn frei. Der Kronprinz zog sich bereits weiter zurück, um nicht allein gegen das gegnerische Heer zu stehen. Thaleia wartete in der ersten Reihe der Krieger, neben Sarpedon, um mit Sesshoumaru den Auftrag des Herrschers durchführen zu können, sobald die ersten Kampfhandlungen begonnen hatten.

Im nächsten Augenblick zuckten alle Dämonen beider Seiten zusammen, als sie spüren konnten, wie sich mächtige Energien aufbauten, die sie nie zuvor so gefühlt hatten. Der Inu no Taishou und Hyouga setzten ihre volle Macht frei, um sich in ihre wahren Formen zu verwandeln, das Duell so zu führen.
 

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Das nächste Kapitel heisst denn auch: Duelle und andere Kämpfe.
 

bye
 

hotep

Duelle und andere Kämpfe

Sesshoumaru blieb halten, als er sich soweit zurückgezogen hatte, dass er sich direkt vor dem Heerführer seines Vaters befand. Mit gewisser Faszination beobachtete er, wie sich der riesige weiße Hund und die kaum kleinere Motte ein wenig in Richtung auf die gelandeten Schiffe begaben, ehe sie sich gegenüber stehen blieben. Ihre gewaltigen Energien waren auf dem ganzen Feld nur zu deutlich zu spüren. Und wohl keiner aller anderen hier wollte einem der beiden so begegnen. Ihr Duell würde gleich beginnen.

Auf der östlichen Seite der kleinen Ebene waren Menomaru und Inuyasha am kiesigen Strand stehen geblieben, ehe der Mottenprinz auf einen der Felsbrocken im Wasser sprang. Auch dieser Kampf stand kurz bevor. Mit gewissem Interesse stellte der Kronprinz fest, dass tatsächlich Kagome, Pfeil und Bogen in der Hand, den Hügel hinab lief, in Richtung auf seinen Halbbruder. Offenbar hatte sie den Befehl seines Vaters nicht vergessen, auch, wenn es ein wenig eigenartig wirkte, dass sich ausgerechnet ein junges Menschenmädchen zwischen die Fronten begab. Nun, wohl eher abseits, denn die eigentliche Schlacht würde auf dieser Seite ausgetragen werden, nicht am Meeresstrand.

„Euer Gnaden.“

Die Anrede des Heerführers ließ ihn den Kopf wenden: „Nun?“

„Ich weiß nicht, welchen Auftrag Ihr habt. Ich möchte Euer Gnaden nur bitten, daran zu denken, dass sich das gegnerische Heer gewiss in erster Linie auf Euch stürzen wird. Ihr werdet immer mehrere Widersacher haben.“

Das stimmte natürlich. Sie hatten alle gesehen, wer er war. „Thaleia wird mich begleiten“, meinte er jedoch nur, mit einem raschen Seitenblick zu der Amazonenkriegerin. Inzwischen war ihm auch klar geworden, warum sein Vater ausgerechnet sie ausgesucht hatte. Sie trug ihr Schwert auf der „falschen“ Seite. Sie war Linkshänderin und würde so seine ungedeckte Flanke perfekt schützen können. „Und noch ist nicht sicher, ob das Heer nicht den Ausgang der Duelle abwartet.“

„Das werden sie nicht tun.“ Sarpedon bemerkte, dass der Kronprinz ihn ansah und ergänzte: „Die Hauptleute formieren bereits die Krieger zu mehreren Angriffsspitzen. Sie werden auf uns losstürmen, sobald die Zweikämpfe begonnen haben.“

Sesshoumaru wusste, dass der Heerführer früher einige Schlachten geschlagen hatte, und akzeptierte diesen Hinweis als Fakt. „Sobald die Amazonen nicht mehr mit Pfeilen attackieren können, weil die Heere im Nahkampf sind, Thaleia, werden wir durchgehen.“

„Ja, Euer Gnaden.“ Die Amazone war ein wenig über seine Bestimmtheit erstaunt. Noch immer hatte sie niemanden erkennen können, der wie ein Prinz gekleidet war, sah man von Menomaru ab.

Sesshoumaru ebenfalls nicht, aber er hatte beschlossen, einige Krieger nach diesem „wahren Prinzen“ zu fragen, sich sozusagen den Weg zeigen zu lassen. Es war nicht auszuschließen, dass sich Alekto und ihr Sohn auf einem der Schiffe aufhielten. Was natürlich bedeutete, dass er sich durch alle feindlichen Linien schlagen und die Männer erledigen musste, die noch an Bord der Schiffe geblieben waren. Er begann zu begreifen, warum sein Vater ihm diese Aufgabe überlassen hatte.
 

Der Inu no Taishou und Hyouga standen sich noch immer in ihren wahren Formen gegenüber. Keiner von ihnen wollte beginnen, da ihnen klar war, dass dies ein Duell war, das, einmal angefangen, auch bis zum Ende durchgekämpft werden musste. Jeder von ihnen musterte seinen Gegner, versuchte, herauszufinden, welche Schwächen, aber auch, welche Stärken der andere hatte.

Der Hundedämon konnte wittern, dass die Motte ihm gegenüber Gift besaß. Das würde Hyouga sicher früher oder später anwenden. Hinzu kam, dass der Mottenherrscher über die Fähigkeiten und die Macht seiner Vorfahren verfügte. Für einen Augenblick packte ihn wirkliche Furcht. Dies war ein Duell, das er nur verlieren konnte. Seine Pläne waren Makulatur, würden nie funktionieren. Er konnte eigentlich auch gleich aufgeben…

Aus irgendeinem Grund musste er plötzlich an seine Menschenfrau denken. Sie hatte gesagt, er habe das Vertrauen so vieler, seiner Familie, seiner Freunde… Und sie alle würden sterben, wenn Hyouga gewann.

Etwas in seinem Kopf schien einen Hebel umzulegen und seine Gedanken waren plötzlich eisig und klar wie ein Wintersee.

Er musste gewinnen, wollte er ihr Leben, das seiner Söhne, und das seiner Gefolgsleute schützen. Und er würde siegen.
 

In diesem Moment griff Hyouga an, der bemerkt hatte, dass der Inu no Taishou in Gedanken war, ja, Unruhe zeigte. Ein Flügelschlag brachte ihn nahe zu seinem Gegner, als er mit den bekrallten Händen zuschlug. Der weiße Hund wollte noch ausweichen, aber es gelang ihm nur halb. Eine Kralle drang durch das dichte Fell, ritzte die Haut. Rote Tropfen markierten die hellen Haare. Aber dies war kein Kampf, der mit einigen Blutstropfen zu Ende gehen würde.

Der Inu no Taishou warf sich herum, bemüht, mit seinen Zähnen einen Flügel der Motte zu packen zu bekommen. Konnte Hyouga nicht mehr fliegen, wäre er zu besiegen.

Der Schmetterling machte einen Überschlag rückwärts in der Luft, ehe er erneut auf dem Boden landete. Luftangriffe würde er noch öfter durchführen, aber sie kosteten auch Kraft. Er hatte jedoch den Hund gezwungen, als erster Blut zu vergießen, und genau so würde er weiterhin vorgehen. Alles, was er dann noch tun musste, war, zu warten. Und aufzupassen, dass er nicht zwischen den Zähnen landete.

Im nächsten Moment begriff er, dass er auch das andere Ende seines Gegners im Auge behalten musste, als ihn ein heftiger Schlag mit dem Schwanz traf, der ihn meterweit nach hinten schleuderte, hart auf den Boden stürzen ließ. Er prallte mit seinen Flügeln auf. Das also beabsichtigte dieser Misthund. Er würde immer wieder seine Schwingen zu verletzen suchen, um ihn langsamer zu machen. Damit durfte er nicht durchkommen.

Hyouga rollte sich ab, entkam derart gerade noch den zuschnappenden Zähnen, ehe er sich herumwarf und erneut seine Krallen zuschlagen ließ, so dem Hundedämon einen tiefen Kratzer in der Brust zufügend.

Nur wenige Minuten später begriff der Inu no Taishou, warum sein Gegner immer wieder nur auf so kleine, aber viele Verletzungen aus war. Er konnte spüren, dass auf diese Art Gift in ihn injiziert wurde. Diese nur scheinbar harmlosen Kratzer würden früher oder später sicher dazu führen, dass er langsamer wurde, matter – und damit verletzlicher. Die Zeit wurde knapp. Wieder führte er einen heftigen Schwanzschlag und ließ Hyouga auf den Boden prallen, diesmal zwischen die Ruinen des Dorfes, die er zuvor besichtigt hatte. Er musste es schaffen, die Flügel zu verletzen…
 

Inuyasha hatte Menomaru betrachtet: „Du scheinst sicher zu sein, dass du gewinnst…“

„Oh, komm schon, Bastard. Halb Mensch, halb Dämon…gegen mich?“

Der Halbdämon zog Tessaiga: „Natürlich. Mehr braucht es ja nicht, um mit dir Flattermann fertig zu werden.“

„So ein kleiner Angeber aber auch…“ Der Mottenprinz warf einen Blick seitwärts zum Ufer.

Da er sichtlich überrascht war, wandte auch Inuyasha den Kopf und sah Kagome heraneilen. Verflixt! Er hatte schon gehofft, dass sie der Anweisung seines Vaters nicht nachkommen würde. Er würde sie jedenfalls absolut aus dem Kampf heraushalten und sie um jeden Preis beschützen.

„Oh, der halbe Hund hat sein Maskottchen mitgebracht?“ Menomaru klang spöttisch.

Kagome hatte es gehört und blieb etwas empört stehen. „Soll ich dir mal zeigen, was sein Maskottchen kann?“ fauchte sie.

„Bleib zurück!“ befahl Inuyasha hastig und schwenkte Tessaiga. Warum hatte dieser komische Flattermann nur eine Rüstung an, aber kein Schwert? Irgendwie erinnerte ihn das unangenehm an Goshinki. Der Mistkerl hatte auch einen ganz fiesen Trick versucht. „Ich zeig dir mal, was ich kann…“ Und er ließ die Macht der Windnarbe auf seinen Gegner zurasen.

Der Mottenprinz lächelte nur. Vor ihm erschien ein Schutzschirm, an dem die Energie harmlos aufprallte. „Ist das alles?“

„Du kannst dich ganz gut verteidigen“, gab Inuyasha zu, ehe er einen gewaltigen Sprung auf ihn zumachte. Wenn die Windnarbe nicht durchkam, so vielleicht ein direkter Angriff mit dem kalten Stahl? Als er bemerkte, dass Menomaru den Mund öffnete, rechnete er eigentlich nur mit einer Beleidigung. Der Strahl aus Feuer traf ihn vollkommen unvorbereitet mitten im Sprung. Nur die Tatsache, dass sein Gewand aus Feuerrattenhaaren brennfest war und ihn wie eine Rüstung schützte, verhinderte, dass das Duell schon jetzt ein Ende fand. Dennoch wurde er zurückgeschleudert und stürzte ungebremst auf einen Felsbrocken, die hier im Meer lagen. Er konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken.

„Inuyasha!“ Kagome brachte es kaum heraus. Das war sicher sehr schmerzhaft gewesen.

Menomaru betrachtete kurz den sich mühsam aufrichtenden Halbdämon, ehe er sagte: „Dein Maskottchen macht sich Sorgen. Es scheint wohl nicht sonderlich nützlich zu sein. Du bist schon so gut wie tot.“ Er würde noch ein wenig mit diesem Halbling spielen, ehe er ihn tötete.

„Träum weiter!“ Inuyasha war nicht bereit, klein beizugeben. Er brauchte nur einen Blick in Menomarus Rücken zu werfen, wo Staub aufwirbelte, wenn haushohe Körper auf den Boden krachten, Vater gegen diesen Hyouga kämpfte. Nein. Er würde Papa nicht enttäuschen, nicht verlieren. Er hatte Menomaru ihm überlassen, nicht Sesshoumaru, er hatte ihm vertraut... Irgendwie musste er durch diesen Schutzschirm dringen. Vielleicht schaffte es eine Kombination? Erneut ließ er die Windnarbe losjagen, sprang gleichzeitig los, um mit der bloßen Klinge seinen Widersacher zu treffen. Da er diesmal mit dem Feuerstoß rechnete, entkam er ihm, wenn auch nur um ein Haar. Und ebenso knapp gelang es ihm, am Ufer und nicht im Wasser zu landen. Es war wohl keine besonders gute Idee gewesen, den Kampf hier ans Meer zu verlegen, denn ihm fiel nun erst ein, dass er nicht besonders gut schwimmen konnte.

Gut gemacht, Inuyasha, dachte er zynisch. Dieser Mistkerl von Flattermann hatte einen Schutzschirm, der sogar gegen die Windnarbe bestand, und dazu diesen Feuerangriff aus seinem zu groß geratenen Maul. Verflixt! Ihm musste einfach etwas einfallen. Diese Motte musste doch zu knacken sein.
 

Die Krieger des Inu no Taishou hatten ihre Waffen gezogen, als der Heerführer die Hand hob. Sarpedon war klar, dass der Angriff des gegnerischen Heeres nun jeden Moment beginnen würde. Und sie mussten den Anschein erwecken, selbst attackieren zu wollen, um das zahlenmäßig überlegene Mottenheer in die Falle zu locken. Sie waren dreihundert, das dort drüben an die fünfhundert. Gemeinsam mit den Amazonen war die Zahl freilich unentschieden, aber das wussten die anderen nicht. Hoffte Sarpedon jedenfalls schwer. Denn ansonsten würde der Kampf noch härter werden. Er beobachtete genau die Bewegungen dort drüben, sah, wie der Kommandant winkte und sich alle in Bewegung setzten.

„Sie kommen.“ Er traf diese Feststellung unwillkürlich laut, als ob ihn Betei, die Ratsführerin der versteckten Amazonen, hören könnte.

Sein Nachbar war Kouga. Der schnelle Wolf hatte bislang weniger auf die Feinde geachtet als auf Kagome. Verdammt, dachte er. Warum nur hatte der Herrscher befohlen dass sie bei diesem unfähigen Hundejungen bleiben sollte? Das sah ganz so aus, als ob Menomaru mit Inuyasha spielte. Er würde zusehen müssen, dass er sie rettete, sobald diese Schlacht geschlagen war. Der Mottenprinz würde kaum Skrupel haben, irgendein Menschenmädchen zu töten, das auf dem Schlachtfeld herumstand. Erst, als er jetzt die Mahnung des Heerführers hörte, wandte er sich seinen eigenen Gegnern zu.
 

Sesshoumaru erwartete die heranstürmenden Dämonenkrieger mit regungslosem Gesicht, auch, als er bemerkte, dass eine der vier gebildeten Sturmspitzen genau auf ihn gerichtet war. Diese Idioten hatten es tatsächlich auf ihn abgesehen. Nun, es würden gleich deutlich weniger sein. Er merkte, wie Thaleia neben ihm aufschloss, einen Schritt hinter ihm.

Die erste Salve von hundert Pfeilen traf die angreifenden Männer vollkommen unerwartet in die rechte Flanke. Und die Amazonen hatten Zeit zum Zielen gehabt. Fast jeder Pfeil traf, wenn auch mit unterschiedlicher Wirkung. Manch einer blieb zitternd in einer Rüstung stecken, andere verwundeten mehr oder weniger schwer, andere waren tödlich. Der Ansturm kam jedoch für einen langen Augenblick zum Halten, ehe der Heerführer seine Männer wieder unter Kontrolle hatte. Dann bewies er, dass er Erfahrung besaß, leider, wie Sarpedon dachte. Hastige Befehle bewirkten, dass sich eine der Sturmspitzen des Mottenheeres neu formierte, um die Düne hinaufzustürmen, die unsichtbaren Schützen zu fassen. Die Amazonen hatten unterdessen eine weitere Pfeilsalve abgeschossen, wenn auch mit deutlich weniger Erfolg.

Sarpedon drehte sich um und schrie: „Los!“ Sie mussten nun zusehen, dass sie ihren Verbündeten zu Hilfe kamen.

Für einen Augenblick ertappte sich Sesshoumaru bei Ärger, herumkommandiert zu werden, ehe ihm bewusst wurde, dass dieser Befehl nicht ihm galt. Er würde seinen eigenen Auftrag erfüllen können, auch, wenn einige Lebensmüde nun auf ihn zustürzten. Er ging ihnen entgegen.

Thaleia blieb knapp hinter ihm, um ihn zu decken. Sie war ein wenig neugierig. Der Kronprinz galt als starker Dämon, fast so mächtig, wie sein Vater. Was konnte er in einem derartigen Kampf bewirken? Nur wenige Sekunden später wusste sie es. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber jede seiner Bewegungen war ruhig, fast gelassen, als er über seine Klinge seine Energie in die heranstürmenden Dämonen rasen ließ. Nicht schlecht, dachte die Amazone unwillkürlich. Stark war er jedenfalls.

Zu mehr Nachdenken kam sie nicht, denn einer der Männer rannte auf sie zu, das Schwert erhoben. Langjähriges Kampftraining bewirkte, dass sie nun vollkommen unbewusst reagierte, sich drehte, abwehrte, ohne ihren Auftrag, den Kronprinzen zu decken zu vergessen, der seinerseits in den ersten Nahkämpfen steckte. Jedes Gefühl war in ihr abgestorben. Es gab keine Furcht mehr, kein Mitleid. Und schlug sie mit aller Kraft gegen den ungedeckten Hals ihres Gegners.

Ohne zu überlegen, dass sie gerade getötet hatte, fuhr Thaleia herum, um sich dem nächsten Widersacher zu stellen.

Noch immer gab es keine Gefühle in ihr. Da war auch keine Vergangenheit, keine Zukunft. Nur die Gegenwart zählte. Und die bestand in einem bizarren Tanz: Schwertern ausweichen, selbst zuzuschlagen, ducken, abzuwehren, zu töten. Stehen bleiben, eine langsame oder falsche Bewegung hätte ihren Tod bedeutet - und den des Kronprinzen. Sie blieb immer an seiner Seite, als er langsam vorrückte.
 

Sarpedon war ebenfalls voran gelaufen, gefolgt von seinen Kriegern. Ihm war nur zu bewusst, dass er den Kronprinzen ebenso wie dessen jüngeren Bruder und Vater nun sich selbst überlassen musste. Was auch immer der für einen Auftrag vom Herrscher bekommen hatte, der wäre gewiss sehr wichtig. Als er den ersten Zusammenprall mit den Gegnern überstanden hatte, warf er einen raschen Blick herum. Wie er befürchtet hatte, hatten nicht alle seiner Männer die ersten Kämpfe überlebt. Aber das wäre auch zuviel des Guten gewesen. Immerhin waren einige bereits an der Düne, um weitere Mottenkrieger daran zu hindern, emporzusteigen, die Amazonen anzugreifen. Beteis Plan würde so nicht aufgehen, erkannte der erfahrene Heerführer. Die hundert Schützinnen würden sich nicht zurückziehen können, um erneut zu schießen. In dem Wirrwarr der Nahkämpfe wäre die Gefahr zu groß, die eigenen Leute zu treffen.
 

Sesshoumaru wandte den Kopf und überflog die Lage. Thaleia war noch immer an seiner linken Seite. Die Amazone keuchte und schien einige Verletzungen zu haben. Die Heere waren seitlich im Nahkampf. Wie immer unter Dämonen wurde kein Pardon gegeben oder erwartet. Er war bereits so weit vorgedrungen, dass sich nur mehr wenige Gegner zwischen ihm und den Schiffen befanden. Seitwärts konnte er noch immer die Energien seines Vaters und Hyougas spüren, die momentan in einem engen Clinch rangen. Da Menomaru noch nicht in die Schlacht eingegriffen hatte, schien Inuyasha ihn weiterhin gut zu beschäftigen.

Seine Hand schoss vor, packte einen Mottenkrieger der ihn gerade angreifen wollte, an der Kehle, während seine andere mit dem Schwert diesen entwaffnete: „Wo sind Alekto und ihr Sohn?“

Der Krieger brachte keinen Ton heraus, zu erschrocken, als Dämon plötzlich im Griff eines anderen zu hängen.

Thaleia wehrte zwei Kämpfer ab, die ihrem Kameraden zu Hilfe kommen wollten. Sie hoffte, dass Sesshoumaru bald wieder selbst für seine Sicherheit sorgen konnte. Sie war auch besorgt um ihre Kriegsschwestern, aber sie konnte sich nicht umsehen, wie es den Amazonen erging, ob Beteis Plan funktionierte. Zu wichtig waren das eigene Überleben und die Sicherheit des Kronprinzen.

„Ich habe dich etwas gefragt.“ Obwohl die Stimme ruhig blieb, verriet der verstärkte Druck der Finger dem Gefangenen, dass er gerade in akuter Lebensgefahr schwebte.

„Schiff…“ war alles, was der Bedrohte herausbrachte.

Mit einer fast angewiderten Geste warf Sesshoumaru den Krieger beiseite und drehte sich um, um einen von Thaleias Gegner zu töten. Sie hielt sich wirklich nicht schlecht, dachte er. Die Amazonen hatten wohl in der Tat eine ihrer fähigsten Kämpferinnen geschickt.
 

Inuyasha prallte erneut hart auf den Strand auf. Das gab es doch gar nicht! Mühsam rappelte er sich auf.

Kagome eilte zu ihm: „Ich soll dir doch helfen...“

„Keh, als ob ich nicht mit diesem Flattermann klarkommen würde. Ich wärme mich nur ein wenig auf.“ Sie musste aus der Schusslinie bleiben, ihr sollte doch nichts geschehen….

Menomaru lachte ein wenig: „Ein Mensch muss dir schon helfen, Halbblut? Wie erbärmlich! – Du wärst sicher ein nettes Schosstier für mich, Mädchen.“

„Soll ich dich aufwecken?“ fragte der Prinz prompt: „Geh jetzt weg, Kagome...“

„Du kommst nicht durch seinen Bannkreis.“ Sie wusste, dass er stur sein konnte, aber das übertraf langsam alles. Dachte er denn gar nicht daran, dass ein derartiger Schutz aus Dämonenenergie bestand und sie ihn mit einem magischen Pfeil zumindest schwächen, wenn nicht vernichten könnte? Andererseits war er der Prinz und sie konnte ja nicht gegen seinen Befehl handeln.

„Das schaff ich schon“, war auch alles, was Inuyasha noch sagte, ehe er erneut einen Angriff startete.

Sie konnte nur noch zusehen, wie dieser erneut scheiterte, als sie einen Spurt einlegen musste. Denn diesmal hatte der Energieangriff des Mottenprinzen ihr gegolten.

Inuyasha bemerkte es entsetzt. Verdammt, warum war sie nur hergekommen? Sie war in Gefahr….Er schaffte gerade noch den Sprung auf eine kleine Felseninsel: „Lass sie in Ruhe, du Blödmann, “ schrie er: „Ich bin hier dein Gegner.“

„Du bist für mich kein Gegner.“

„Ach nein?“ Und der Halbdämon suchte wütend erneut die Linien der Windnarbe. Gegen diesen dämlichen Feuerangriff half auch seine neue Technik des Bakuryuuha nichts.
 

Der Inu no Taishou konnte spüren, wie das langsam wirkende Mottengift durch seine Adern strömte. Er hatte in der Tat nicht mehr viel Zeit, seinen Plan durchzuführen. Immerhin war es ihm einige Male gelungen, Hyouga so zu Boden zu schmettern, dass die Flügel einrissen. Auch einige Bisse hatten solche Wirkung gezeigt. Und der Mottenherrscher hatte in den vergangenen Minuten nicht mehr versucht, in die Luft zu steigen. Noch immer rangen sie in und bei den Ruinen des ehemaligen Dorfes, die um den großen Baum verstreut lagen, der einst die Menschen hier hatte beschützen sollen. Sein Plan musste einfach funktionieren. Und das schnell. Denn sonst würde er zu schwach werden. Und im Gegensatz zu Hyouga konnte er wirklich sterben. Er sammelte seine Kräfte für einen weiteren, den vielleicht letzten Angriff, diesmal gezielt auf den Unterleib der Motte, um sich darin zu verbeißen.
 

Sesshoumaru und Thaleia erreichten die Schiffe. Sie erkannten einige Dämonen, die über Bord sprangen, als sie sich näherten. Anscheinend hatten diese den Verlauf der Schlacht mitverfolgt – und waren unbewaffnet. Ohne zu zögern wandte sich der Kronprinz dem einzigen Schiff zu, das eine Kajüte hatte. Er nahm doch an, dass Hyouga seine Verbündeten dort untergebracht hatte. Er musste sich beeilen. Vaters Energie schien im Schwinden begriffen zu sein. Unter Umständen musste er ihm zu Hilfe kommen, zumal, wenn Menomaru dies auch tat, nachdem er Inuyasha….

„Sichere das Schiff!“ befahl er der Amazone neben sich, die sich ohne weiteres Wort abwandte und begann, das Schiff zu durchsuchen. Wenn sie Alekto oder ihren Sohn fand, würde er es merken. Aber er selbst übernahm als erstes die Kajüte.

So öffnete er mit einem Ruck die Tür.

Der weißhaarige junge Mann dort sah nicht von seiner Schreibarbeit auf, als er sagte: „Tür zu, es zieht!“
 

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Sesshoumaru wird überrascht, Inuyasha scheint einen schweren Stand gegen Menomaru zu haben, der Inu no Taihsou wird langsam vergiftet..

Das nächste Kapitel heisst: Das Ende....

Aber die Geschichte endet damit nicht.
 

bye
 

hotep

Das Ende

Die Duelle und die Schlacht nähern sich dem Ende - und eine Person hat von den Dramen nichts mitbekommen:
 

16. Das Ende
 

Kouga zog seine Klinge aus seinem zusammenbrechenden Gegner. Schon lange hatte der Wolfsdämon aufgehört zu zählen, wie oft er getötet hatte oder selbst nur knapp dem Tod entkommen war. Sie waren jetzt eindeutig in der Unterzahl. Der Plan der Amazonen hatte nicht so funktioniert, wie es wünschenswert gewesen wäre. Und Betei hatte, um unnütze Tote zu verhindern, die Menschenfrauen unter ihren Kriegerinnen aus dem direkten Streit zurückgezogen. Sie waren ein Stück abseits gegangen, versuchten, aus der Distanz, mit Pfeilen, in den Kampf einzugreifen. Aber das war schwierig. Überdies hatte Sarpedon ihn, Kouga, und einige andere dazu abgeordnet, diese Menschenfrauen zu schützen. Auch sie fehlten nun im Dämon-gegen-Dämon-Kampf des eigentlichen Hauptfeldes.

Aber der Wolf konnte sowieso sich des Verdachtes nicht erwehren, dass bald alles vorbei war. In dem Moment, in dem einer der beiden Herrscher deren Duell in ihrer wahren Gestalt verloren hatte, würde der andere in die Schlacht eingreifen. Und das wäre für die jeweils gegnerische Seite der Untergang. Kouga schmeichelte sich nicht, mit dem Inu no Taishou oder Hyouga mithalten zu können. Dann waren da auch noch die drei Prinzen. Zwar schien Inuyasha noch gegen Menomaru standzuhalten, denn der Mottenprinz hatte sich hier noch nicht gezeigt, aber es war fraglich, ob der Bastard das so lange konnte, bis zumindest auch Sesshoumaru wieder von seinem ominösen Auftrag wieder zurück war. Zu hoffen wäre es. Schon um Kagomes Willen.
 

Der Inu no Taishou zwang sich dazu, seine Müdigkeit, seine Schmerzen zu ignorieren. Das Gift, das ihm der Mottenherrscher mit vielen, kleinen Wunden zugefügt hatte, zeigte seine Wirkung. Ihm war klar, dass er nur noch einen einzigen, großen Angriff durchführen konnte. Und dass dieser Erfolg haben musste.

So hatte er seine Kräfte gesammelt und es war ihm in einem wilden Ansturm gelungen, seine Zähne in den weichen Unterleib seines Gegners zu schlagen. Hyouga wehrte sich, wie es zu erwarten gewesen war. Seine Krallen schlugen im Schmerz, im Bemühen, sich zu befreien, quälend gegen die Schultern, in die Wangen des weißen Hundes. Der Inu no Taishou schloss die Augen, drückte sich fester gegen seinen Widersacher, um sein Gesicht zu schützen, ohne den Biss zu lockern. Das war die einzige Gelegenheit, die er noch hatte, um seinen Plan durchzuführen. Die einzige Chance für sich, seine Söhne und alle anderen.

Es war ihm gelungen, ihr Duell in das ehemalige Dorf zu legen. Jetzt schob und drückte er den Mottenherrscher rückwärts. Er konnte nicht mehr hinsehen, ob er die Richtung hielt, aber es musste einfach passen. Immerhin konnte er den großen Baum noch wittern, der einst als Heiliger Baum die Menschen des Dorfes hier hatte beschützen sollen. Und darauf hatte sein gesamter Plan beruht.

Ihm war klar gewesen, dass er Hyouga nicht töten konnte. Im gleichen Moment, in dem er diesen umbrachte, würden seine Kräfte auf dessen Sohn übergehen – plus dessen eigene. Müde, wie er nach dem ersten war, könnte er ein weiteres Duell nicht gewinnen. So hatte er, ehe die Motten anlandeten, eine Falle errichtet. Seine Gefolgsleute mochten sich gewundert haben, warum er sich so lange in dem ehemaligen Dorf aufhielt, aber gefragt hatte niemand.
 

Hyouga bemerkte, dass er rückwärts geschoben wurde, aber er begriff nicht. Was hoffte der Hund damit zu erreichen? Gleich, ob er einen Schritt weiter zurück war oder nicht, sobald er einen richtigen Treffer in das Auge des Inu no Taishou gelandet hatte, würde ihn dieser loslassen müssen. Und wenn er weiter zubiss – es schmerzte, aber es würde ihn nicht umbringen. Außerdem würde selbst sein Tod seinem Gegner nicht den Sieg verschaffen. Was also sollte es? Wollte dieser Köter ihn erneut rücklings zu Boden werfen, um seine Flügel weiter zu zerfleddern? Sie sahen jetzt schon äußerst mitgenommen aus, würden aber heilen. Ja, das musste der Plan sein. Und, wenn er sich nun selbst rücklings fallen ließ? Der weiße Hund war leicht über ihm, drückte ihn nun mit den Schultern auch zurück. Wenn er den mit sich riss, sich dann auf ihn rollte und ihn blendete? Dann hatte er gewonnen.
 

Kagome war fast verzweifelt. Wie konnte sie diesem sturen Prinzen nur klar machen, dass er ihre Hilfe annehmen sollte? Noch immer griff er an, noch immer errichtete Menomaru seinen Schutzschild. Und es war für die Zuschauerin eindeutig, dass erstens Inuyasha schon verletzt war und sich der Mottenprinz im Gegensatz dazu einfach köstlich amüsierte.

Plötzlich fuhr der Halbdämon herum und kam mit einem weiten Sprung neben sie: „Verdammt, Kagome, ich hab ganz vergessen, dass du ja eine richtige Priesterin bist! Kommst du gegen seinen Schutzschirm an?“

„Ich denke, ich kann ihn zumindest schwächen“, gab sie zurück, während sie schon zu ihrem Bogen griff.

„Gut. Dann mach. Und ich jage gleichzeitig die Windnarbe auf diesen Idioten.“ Er hatte sie um jeden Preis beschützen wollen – aber manchmal war es wohl nur sinnvoll, ihre Fähigkeiten zu nutzen.

Sie nickte, allerdings enttäuscht. Wie konnte er nur vergessen, dass sie eine ausgebildete Priesterin war und gewisse Fähigkeiten besaß? Bei Kikyou wäre ihm das sicher nicht passiert.
 

Alekto hatte von Bord des Schiffes aus dem Kampf zugesehen. Sie war keine Kriegerin und so hatte sie auch keine Einwände erhoben, als Hyouga ihr befahl, hier zu bleiben. Die Tatsache, dass ihr der Mottenherrscher nicht vollkommen vertraute, war ihr bewusst. Sie tat es ja umgekehrt auch nicht. Und so hatte sie nur mit gewissem Vergnügen zugesehen, wie sich die beiden Herrscher in ihr Duell gestürzt hatte, sicher, dass dies ein Kampf war, den der Inu no Taishou nur verlieren konnte.

Allerdings hatte sie dann zu ihrer Bestürzung bemerkt, dass sich Sesshoumaru mehr oder weniger auf direktem Weg zu den Schiffen aufgemacht hatte – auf sie zu. Wo steckte eigentlich ihr Sohn? Er hätte schon längst an der Schlacht teilnehmen sollen? War er wieder in seine Berechnungen vertieft und hatte die Zeit übersehen?

Gleich, entschied sie dann. Sie war schon immer der Meinung gewesen, dass Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit war. Und als sie erkannte, dass niemand mehr zwischen dem Kronprinzen und den Schiffen stand, hatte sie es vorgezogen, unauffällig auf der Rückseite von Bord zu gehen. Siegte Hyouga, würde sie zurückkehren. Aber sie legte keinen Wert auf ein direktes Treffen mit Sesshoumaru. Sollten das die Jungs doch untereinander ausmachen.
 

Tür zu, es zieht?

Sesshoumaru hatte zuvor nicht darüber nachgedacht, wie die Begegnung mit seinem mutmaßlichen Halbbruder ablaufen würde, aber er war sicher, er hatte nicht mit dieser Begrüßung gerechnet. Er stand in der offenen Tür, sein Schwert in der Hand, auf dem Blutspuren von der Schlacht zeugten. Und hier saß derjenige, der seinen Vater, der ihn selbst hatte stürzen wollen, der das Blutvergießen draußen zumindest mitverschuldet hatte – und rechnete, ohne auch nur aufzusehen? Für einen Moment war er versucht, dem Rat seiner Mutter zu folgen, ihn unverzüglich zu töten. Aber da war Vaters unbedingter Befehl, den möglichen Sohn lebendig zu ihm zu bringen.

Dieser fuhr fort: „Hat dich meine Mutter geschickt? Ich gehe ja gleich in diese Schlacht. Ich mache nur noch die Berechnung fertig….“ Jetzt sah er doch auf. Da er erkannte, dass sein Besucher etwas überrascht dreinblickte, fuhr er mit einem entschuldigenden Lächeln fort: „Oh, sollte ich dich kennen? Tut mir Leid. Ich vergesse immer wieder Namen und Gesichter. – Ich bin Archimedes Heliogabal, aber du kannst mich auch Archie nennen. Und wer bist du?“

Sesshoumaru wusste, dass er nie zuvor in seinem Leben nach Worten gesucht hatte. Aber nun tat er es. Bemerkte dieser Archimedes nicht sein Schwert? Oder auch nur seine eigenen, weißen Haare? Seine Nase verriet ihm jedoch, dass dieser nicht log. „Ich bin dein Halbbruder.“ Immerhin hatte dieser braune Augen und weiße Haare, sah ihm nicht so ähnlich, wie es der Jüngere tat, obwohl dies hier ein vollblütiger Dämon war.

Archimedes lächelte in echter Freude: „Oh, dann bist du wohl Inuyasha, oder?“

„Sesshoumaru.“ Irgendwo musste sich der Kronprinz zwingen, nicht nach Luft zu schnappen. „Komm mit. Der mächtige Inu no Taishou will dich sehen.“

„Ja? Dann gibt es doch keine Schlacht?“

„Sie ist gleich vorbei.“ Sollte er ihm sagen, dass dort draußen Dämonen für ihn starben? Was war das denn für ein weltfremder Sonderling? Und wo war Alekto?

„Oh, bin ich wieder zu spät“, murmelte Archimedes: „Das wird meiner Mutter nicht gefallen. Du willst mich also zum Inu no Taishou bringen? Warte, dann nehme ich diese Berechnungen noch mit. Das ist höchst interessant. Die Zahl Null ist wirklich eine faszinierende Sache…“ Er fasste nach den Papieren, an denen er gerade noch geschrieben hatte.

Sesshoumaru schob sein Schwert weg, als er erkannte, dass Archimedes unbewaffnet war, ja, nicht einmal eine Rüstung angelegt hatte. Und er nahm auch keinen Moment an, dass dieser überhaupt begriff, wie knapp er zuvor dem Tode entkommen war. „Komm.“

Er drehte sich um, als Schritte zu hören waren. Wie er erwartet hatte, kam Thaleia.

„Nichts, Euer Gnaden, “ meldete sie: „Das Schiff ist verlassen.“ Sie warf einen raschen Blick auf den Gefangenen.

„Oh“, meinte Archimedes: „Meine Mutter ist auch schon weg? Nun, dann gehen wir, Sesshoumaru.“

Dieser überlegte kurz, ob er ihm die richtige Anrede handgreiflich beibringen sollte, beließ es aber dabei. Noch war der Streit draußen nicht entschieden, noch konnte er die beiden Energien der Herrscher spüren. Es war wichtiger, dass er nun in den Kampf eingreifen konnte, womöglich seinem Vater helfen konnte – oder auch Inuyasha. So fasste er Archimedes nur am Arm und führte ihn hinaus.
 

„Jetzt, Kagome!“ Inuyasha hatte Tessaiga bereits erhoben.

Menomaru schüttelte den Kopf: „Was wollt ihr, ein Halbling und ein Menschenmädchen denn gegen mich ausrichten? Ich bin der wahre Erbe der Hyougas…“ Er brach ab, denn Kagome hatte den Pfeil von der Sehne gelassen, und er begriff, dass dies ein läuterndes Geschoß war. Nun, sie würde sicher kaum durch seinen Schutzschild gelangen, so dass sie ihn nicht verwunden konnte, aber…

„Windnarbe!“ Der junge Prinz schlug erneut zu, mit aller Kraft, die er aufbringen konnte.
 

Verdammt, war das Einzige, was der Mottenprinz noch denken konnte, denn in diesem Moment geschah alles gleichzeitig.
 

Der Pfeil der menschlichen Priesterin prallte gegen seinen Bannkreis, schwächte den doch erheblich, während gleichzeitig erneut der diesmal unerwartet stürmische Angriff des Bastards auf ihn zulief. Zu allem Überfluss konnte er spüren, wie in diesem Augenblick die beiden mächtigen Energien erloschen, die zuvor im Hintergrund das gesamte Feld ausgefüllt hatten. Der Kampf der Herrscher war entschieden. Und er selbst wurde von einer heftigen Energiemenge getroffen, ja, zum ersten Mal seit Jahren verwundet.

Das brachte hier jetzt wirklich nichts mehr. Er würde seinem Vater helfen, das Feld aufzuräumen, die Schlacht zu beenden. Vielleicht wäre der Kampf gegen Sesshoumaru noch spannend? Er bemühte sich, seine Schmerzen nicht zu zeigen, als er sagte: „Es war nett mit euch, Kinder, aber ich muss mich nun um die Erwachsenen kümmern!“ Er verwandelte sich in eine Riesenmotte und flog eilends davon.

„He!“ brüllte Inuyasha: „Komm zurück, Feigling….“

Aber da erkannte er die jähe, vollkommene Stille, die sich über die Ebene gelegt hatte.
 

Der Kampflärm schwieg. Jeder der Dämonen hatte bemerkt, wie die ungeheuren Energien kurz nacheinander erloschen, und das konnte nur bedeuten, dass einer der Herrscher tot war und der andere seine Macht wieder in sich zurückgezogen hatte. Daraus wiederum ließ sich ein einfacher Schluss ziehen: die Schlacht war entschieden und es stellte sich nur mehr die Frage, welche Seite fliehen sollte.
 

Hyouga hatte gespürt, dass der weiße Hund ihn immer weiter zurückdrängte, scheinbar ohne Ziel, und hatte beschlossen, diesem Unsinn Einhalt zu gebieten. Es konnte nicht mehr lange dauern, ehe sein Gift so wirkte, dass der Inu no Taishou noch langsamer, schwächer wurde. So hatte er entschieden, den schmerzenden Biss zu brechen, zumal der dämonische Hund leicht über ihn gebeugt stand, nun innehielt. Der Mottenherrscher ließ sich zurückfallen, um seinen Gegner mit sich zu Boden zu ziehen, dann in einer raschen Drehung den unter sich zu bekommen.

Es blieb bei der Absicht.

Zu seiner Überraschung fiel er viel tiefer, als es eigentlich möglich gewesen wäre. Zugleich wurden die Zähne aus seinem Unterleib gelöst. Im nächsten Moment begriff Hyouga, dass er in eine Höhle gerutscht war, unter einem Baum. Dieser Misthund hatte ihn hierher manövrieren wollen, und das auch noch geschafft! Wütend wollte er sich bewegen, wollte aus diesem Loch heraus, als er erfasste, dass ein mächtiger Bannkreis um ihn erwachte.
 

Der Inu no Taishou hörte das Klopfen, den Versuch, der Falle zu entkommen und wartete aufmerksam, ehe er begriff, dass seine Hinterhalt wirklich funktioniert hatte.

Nein, er konnte Hyouga nicht töten, ohne dessen Macht auf seinen Sohn übergehen zu lassen. Aber er konnte ihn versiegeln und so hatte er hier zuvor mit all seinen magischen Fähigkeiten einen Bannkreis errichtet, von dem er hoffte, dass selbst der Mottenherrscher ihn nicht mehr durchbrechen konnte.

Dies war der Fall und so verwandelte er sich in seine Menschengestalt zurück. Mit einem Blick empor zu dem Heiligen Baum bedankte er sich stumm. Ohne dessen eigene Magie wäre es wohl nicht möglich gewesen.

Dann sah er sich um. Die deutlich schwer verletzte Riesenmotte, die sich ihm genähert hatte, nun aber zurückprallte, hastig in Richtung auf die Schiffe weiterflog, war wohl Menomaru. Dieser sollte wirklich besser samt all seinen Kriegern verschwinden. Oder hatte er es gar geschafft, Inuyasha…

Er wandte besorgt weiter den Kopf, entdeckte erleichtert seinen Jüngsten, der mit Kagome eilig zu ihm rannte. Die Kämpfenden im Hintergrund lösten sich voneinander. Offenbar hatten die Motten erkannt, dass Hyouga verloren hatte und würden wohl ihr Heil nun in der Flucht zurück zu den Schiffen suchen. Und dort kam Sesshoumaru mit Thaleia und…

Ja, war das nun wirklich sein Sohn? Neugierig betrachtete er die Näherkommenden. Weiße Haare, ja, braune Augen…Und er schien die Toten, die anderen Spuren der Kämpfe fast angewidert zu betrachten.

Müde ließ sich der Inu no Taishou auf ein Trümmerstück nieder. Es würde dauern, bis er das Mottengift nicht mehr spürte.

„Vater!“ Inuyasha schrie es schon aus zwanzig Meter Entfernung, als er erkannte, wie blutüberströmt und matt dieser aussah und raste förmlich heran: „Ihr seid verletzt?“ Besorgt betrachtete er das zerschnittene Gesicht, die vielen Blutspuren, die selbst unter der Rüstung hervortraten. Diese hatte ihn in einem Kampf in Hundeform nicht schützen können.

„In der Tat. Aber nur Kratzer, “ beruhigte ihn sein Vater: „Auch du hast Blutflecken, mein Junge.“

„Der Mistkerl ist abgehauen, einfach so!“ beschwerte sich der Halbdämon, ohne darauf einzugehen und suchte Menomaru: „Da, sie flüchten zu den Schiffen!“

„Lass sie.“

„Aber…“

„Ohne Hyougas Macht ist Menomaru nichts als ein gewöhnlicher, wenn auch sehr starker Dämon. – Sesshoumaru.“

Dieser schob seinen Begleiter vor. „Das ist Archimedes, verehrter Vater. Alekto ist verschwunden.“ Während er sprach, betrachtete er besorgt den Herrscher. Viele Wunden, dachte er, kein Wunder, dass er müde wirkt. Aber sie schienen nicht so tief zu gehen.

„Archimedes, also.“ Er musterte diesen, der den Blick ebenso neugierig erwiderte, sagte aber: „Thaleia, Kagome, geht zu Sarpedon. Er soll Kouga, wenn er soweit unverletzt ist, und alle verfügbaren Krieger auf die Suche nach Alekto schicken. Sie kann nicht weit gekommen sein.“

Die beiden gehorchten, in der sicheren Annahme, dass der Herrscher allein mit den dreien sein wollte.

„Ihr…Ihr seid mein Vater?“ erkundigte sich Archimedes: „Warum habt Ihr mich im Stich gelassen?“ In dieser Frage lag eindeutig das Gefühl der Verlassenheit, ja, ein Vorwurf.

Sesshoumaru wollte schon die Hand heben, als der Inu no Taishou ruhig antwortete: „Das hat dir deine Mutter gesagt?“

„Ja. Sie sagte mir, Ihr habt sie, habt uns im Stich gelassen.“

„Sie verschwand und nicht einmal mein Nachrichtendienst war mehr in der Lage, sie zu finden. Ich wusste nicht, dass sie schwanger war.“

„Hm…“ Archimedes sah von Sesshoumaru zu Inuyasha. Zwei Söhne, von verschiedenen Frauen, darunter sogar von einem Menschen. Keinen hatte er im Stich gelassen. Und beide betrachteten ihren Vater im Moment sehr besorgt – er sah auch übel zugerichtet aus. Aber sie mochten ihn. Hatte sich seine Mutter getäuscht? Er wusste, dass sie manchmal dazu neigte, Fakten zu ihren Gunsten auszulegen. Der Blick, mit dem er betrachtet wurde, war auch nicht feindlich, eher forschend.

„Du wolltest also die Herrschaft?“

„Ich...ach nein, wollen nicht. Da hätte ich ja eigentlich keine Zeit mehr für die Mathematik gehabt, “ erklärte Archimedes ehrlich: „Aber meine Mutter meinte, das würde nichts machen. Sie würde sich schon um alles kümmern und ich könnte meine Berechnungen selbst weiterführen.“ Er hob mit jäher Begeisterung die Hand mit seinen Notizen: „Hier, seht nur. Ich bin endlich dahinter gekommen, wie man die Null in einem Koordinatensystem ansetzen muss. In einem Land weit entfernt, das nennt sich India oder so ähnlich, haben sie wunderbare mathematische Kenntnisse. Ach, dahin wollte ich so gern mal reisen, dort studieren und lernen! Aber Mutter meinte ja, das würde nicht gehen…“

„Nun, jetzt könnte es gehen.“ Der Inu no Taishou begriff langsam, warum selbst Sesshoumaru Archimedes nicht in dem Sinn gefangen genommen oder gar gefesselt hatte. „Setzt euch doch alle.“ Und als die drei Platz genommen hatten: „Du und Alekto habt bei Hyouga gewohnt?“

„Ja. Ist er tot?“

„Nein. Ich habe ihn versiegelt.“

„Oh, das ist schön. Er war immer nett zu mir. Und sein Lehrer, Thales, brachte mir alles bei, was ich über Mathematik weiß.“ Er wollte seine Aufstellungen dem Herrscher geben, aber der winkte ab:

„Du willst doch kein Blut darauf?“ Er verstand nichts von Mathematik, wollte sich aber keine Blöße geben.

„Oh, nein, natürlich nicht.“ Archimedes war begeistert, dass sein Vater Rücksicht auf seine wertvollen Berechnungen nahm, hielt sich dann aber wieder an den Punkt, der ihn am meisten interessierte: „Eine Reise nach India könnte jetzt gehen? Sie sollen dort auch sehr gute astronomische Kenntnisse haben…“

Sesshoumaru ließ seinen Blick von seinem Vater zu Archimedes schweifen. Wenn er sich nicht allzu sehr täuschte, wollte Vater den aus dem Weg haben, allerdings, ohne ihn umzubringen. Seine Mutter hatte ja vorhergesagt, dass der Inu no Taishou keinen seiner Söhne tot sehen wollte. Nun, das sollte ihm auch recht sein. Denn eines war klar: Archimedes war weder an der Macht interessiert noch ein Konkurrent für ihn. Und wenn der sonst wohin reisen wollte – umso besser. So war der Wunsch seiner beiden Eltern erfüllt.

„Ja, das könnte möglich sein“, meinte der Herrscher langsam. „Weißt du, wohin deine Mutter ist?“

„Nein. Aber sie wird sicher gesehen haben, dass Ihr Hyouga besiegt habt.“

„Und?“

„Sie…sie mag Euch nicht. Sie wird weg sein.“

„Und du?“

„Ich denke schon….“ Archimedes zuckte ein wenig die Schultern: „Aber ich kenne Euch nicht.“

„Natürlich. Aber das lässt sich ändern. – Dir ist allerdings schon klar, dass deine Mutter und du einen Aufstand gegen mich angeführt habt?“ Und das war Hochverrat.

„Äh, nein. Nicht gegen Euch. Nur gegen ihn…“ Er deutete auf Sesshoumaru: „Mutter sagte, ich sei der Älteste und mir würde es zustehen, der Kronprinz zu sein und so.“

Dieser wollte schon antworten, aber der Herrscher erkundigte sich bereits: „Und du wolltest das nicht?“

„Nicht so gern. Eben, wegen der ganzen Arbeit. Und meiner Mathematik. Aber sie wollte es. Und Hyouga wollte ihr dabei helfen.“

„Ganz uneigennützig.“

„Was meint Ihr?“

„Was wollte er denn dafür?“

„Oh, ich weiß nicht. Mutter wollte sich jedenfalls nicht an die Abmachung halten. Sie sagte, er habe sie betrogen, darum brauche sie es nicht.“

„Das könnt Ihr sie selbst fragen“, sagte Inuyasha, der zum Heer gesehen hatte, und erkannte, dass dort Kouga und noch einige Männer mit einer Frau standen, die eindeutig gefesselt war.
 

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Im nächsten Kapitel: "Alekto" treffen sie und der Inu no Taishou aufeinander.

Eigentlich sollte das das letzte Kapitel werden, aber ich werde noch einen Epilog anhängen, damit ihr erfahret, wie alle dieses Abenteuer überstanden haben.
 

bye
 

hotep

Alekto

Ich fnde es nett, dass ihr Archimedes die Reise nach Indien und seine Mathematik gönnt...
 

17. Alekto
 

Als die Dämonenkrieger, darunter Kouga, Alekto über das Schlachtfeld hinüber zu dem Inu no Taishou führten, hatte sie keinen Blick für die Toten und Verletzten des Kampfes. Sie ließ den Herrscher nicht aus den Augen. Er sah mitgenommen aus, müde, verwundet, aber er war eindeutig noch am Leben.

Leider.

Und da die Motten alle weg waren und die Schiffe geradezu hektisch ablegten, stimmte es wohl, dass er es irgendwie geschafft hatte, den unbezwinglichen Hyouga zu besiegen. Wie hatte dieser Misthund das nur angestellt?

Und wie hatte er es bewerkstelligt, ihre so mühsam über Jahre ausgetüftelten Pläne zu erkennen und zu zerstören? Wo war ihr Fehler gewesen? Sie hatte doch immer durchaus bedacht, dass er nicht dumm war, dass Myouga trotz seiner Kleinheit ein äußerst fähiger Nachrichtendienstleiter war. Was hatte sie falsch gemacht? Ab wann waren ihre Pläne schief gegangen?

Sicher konnte sie es nur von dem Zeitpunkt an sagen, an dem diese beiden arroganten Mottenmädchen den falschen Fürsten getötet hatten. Aber schon zuvor waren die Attentate auf Diomedes und Kaliwa gescheitert, war Shippou befreit worden. Wie hatte es dieser Hund nur geschafft?

Sie hatte sich an ihm rächen wollen, für ihre schmachvolle Herabsetzung, ja, ungemeine Demütigung damals. Und sie war sicher gewesen, dass er durch den Tod seiner alten Freunde angeschlagen werden konnte. Sie war bestimmt eine derjenigen, die hinter der harten, kalten Maske auch den weichen Kern, die Hilfsbereitschaft und die Schwäche kannte. Sollte er sich so verändert haben?

Er sagte irgendetwas. Sie konnte sich denken, was das war, als Sesshoumaru und Inuyasha unverzüglich aufstanden, hinter ihn traten, Archimedes dagegen vor ihm knien blieb, seine Papiere betrachtete.

Nun gut, dachte sie. Sie hatte um ihr Leben gespielt und es verloren, das war klar. Auf Hochverrat stand die Todesstrafe. Dazu hatte sie Hyouga als Verbündeten geholt, das war Landesverrat – mit der gleichen Folge. Aber er sollte nicht das Gefühl bekommen, sie besiegt zu haben.

Nein.

Immer, wenn er an sie denken würde, sollte er es bedauern, in mehrerer Hinsicht.

Ein letzter Schlag….
 

Er nickte den Kriegern um sie zu: „Schnelle Arbeit.“

Wie früher. Alekto entsann sich nur zu gut, dass er nie vergaß, seine Gefolgsleute zu loben. Wie bizarr. Er legte anscheinend noch immer keinen Wert darauf, dass er gefürchtet wurde.

Der Wolfsdämon neben ihr zuckte ein wenig die Schultern: „Patroklos fand sie aus der Luft, Hoheit. Und schneller als ich kann sie nicht laufen.“

Der Inu no Taishou neigte ein wenig den Kopf und betrachtete die Dämonin. Sie war immer noch eine Schönheit, dachte er unwillkürlich.

Archimedes sah auf: „Mutter, Ihr seid gefesselt? Haben sie Euch wehgetan?“

„Noch nicht“, antwortete sie sachlich, blickte aber zum Herrscher: „Du hast dich kaum verändert.“ Sie bemerkte mit Vergnügen, dass die Prinzen hinter ihm eine unwillkürliche Bewegung machten, als ob sie sich für ihre Taktlosigkeit auf sie stürzen wollten. Der jüngere schien verletzt, der ältere nicht einmal das. Waren sie so stark gewesen, dass selbst Menomaru ihnen nichts anhaben konnte? Oder nur dem Mischling ein wenig? Wie mächtig war diese Hundefamilie?

„Auch du dich kaum, Alekto.“ Der Inu no Taishou betrachtete sie nachdenklich, die Unverschämtheit ignorierend: „Hochverrat, also.“

Das ließ sich nicht wegdiskutieren: „Wie du gesehen hast. – Ehe du das Urteil sprichst, könntest du mir einen letzten Gefallen tun.“

„Nun?“

Sie hatte es gewusst. Er war einfach noch immer viel zu weich für einen Herrscher: „Lass mir die Hände freigeben, dass ich Archimedes noch einmal umarmen kann.“

Er nickte nur.

Sofort lösten die Krieger hinter ihr ihre Handfesseln und Archimedes stand ein wenig verunsichert auf. Sie zog ihn an sich. „Es wird alles gut, Junge“, sagte sie leise: „Und, ich will ehrlich sein, wir hatten eine schöne Zeit. Darum bekommst du auch ein kleines Abschiedsgeschenk von mir…“

Der Inu no Taishou, seine Söhne und die Krieger konnten nur noch zusehen, wie sich die braunen Augen des jungen Mannes in Schmerz und Schock weiteten. Als Kouga zupackte, Alekto wegriss, bemerken alle das Messer in seiner Brust. Der Griff war rot – Hinweis auf seine Herkunft und Warnung zugleich. Diesen, schon lange verbotenen, giftigen Klingen aus Syrakus vermochte kaum ein Dämon standzuhalten. Archimedes brach zusammen.

Der Herrscher sah zu den Kriegern: „Fesselt sie, knebelt sie. Und bringt sie in die Hauptstadt. Wenn es ihr gelingt zu fliehen oder auch nur Selbstmord zu begehen, werde ich jedem von euch eigenhändig das Fell in Streifen vom Leib ziehen.“

Das war keine Drohung, begriffen alle Anwesenden, sondern eine schlichte Tatsachenfeststellung.

Alekto erlaubte sich ein Lächeln. Sie hatte es geschafft, wenigstens der letzte Schlag hatte ihn getroffen. Er warf ihr keinen einzigen Blick zu, als er neben dem Schwerverletzten in die Knie ging, den ein wenig anhob. Das war das Letzte, das sie noch sehen konnte, ehe sie abgeführt wurde.
 

Archimedes spürte, dass er in den Arm genommen wurde. Vollkommen verwirrt sagte er: „Vater…“

„Du solltest jetzt nicht reden.“ Der Inu no Taishou witterte sein eigenes Blut, auch das Blut, das bei Archimedes neben dem Messer aus der Wunde quoll. Er konnte nicht verhindern, dass Bitterkeit in ihm aufstieg. Soviel unsinniges Leid durch den Hass einer törichten Frau. „Alles wird gut…“

Sesshoumaru und Inuyasha warfen sich einen unwillkürlichen Blick zu. Seltsamerweise hatten sie beide gerade das unbehagliche Bild vor Augen, dass ihr Vater auch einmal so knien könnte, einen von ihnen im Arm. Und sie waren sich in diesem Moment sicher, es würde ihn schwerer treffen als der Tod dieses Jungen. Er liebte seine Söhne, das war offensichtlich.

Archimedes sah ihm in die Augen und ihm entkam ein kleiner Seufzer. „Dann darf ich doch nach India fahren?“

„Ich bin sicher, Junge, du wirst bald alles über die Mathematik wissen, was es zu wissen gibt.“ Er spürte, wie sich der Körper in seinem Arm entspannte. Behutsam ließ er ihn zu Boden gleiten und stand auf. Das wirst du nun wissen, dachte er.

„Verehrter Vater…“ Sesshoumaru sagte es als Trost.

„Vater,…diese ….diese …“ Inuyasha fand keine Worte: „Ihren eigenen Sohn…“

„Er starb in meinem Arm. – Sesshoumaru, sorge dafür, dass er in die Hauptstadt gebracht wird. Er soll dort ein Begräbnis erhalten.“ Der Herrscher richtete sich auf: „Inuyasha, ich möchte wissen, wie viele Krieger und Amazonen verletzt oder gefallen sind. Ich sehe dort Sarpedon durch die Reihen gehen, er wird es bereits wissen.“

„Ja“, erwiderten die Halbbrüder und machten sich gemeinsam auf den Weg, in der Annahme, er wolle noch ein wenig allein mit dem Toten sein.
 

Im Kerker der Hauptstadt hatten die Krieger Alekto mit erhobenen Händen an die Decke gefesselt. Zusätzliche Bannsprüche sicherten die Ketten. Sie alle hatten die Warnung des Herrschers noch im Ohr und wollten der Staatsgefangenen Nummer Eins keine Gelegenheit zur Flucht oder zum Selbstmord geben. Sie schwieg auch dazu, selbst, als ihr endlich, nach Tagen, der Knebel abgenommen wurde. Eine Dämonin musste nicht essen oder trinken in dieser Zeit und sie hatten wohl Zaubersprüche befürchtet.

Sie ahnte, was geschehen würde.

Kurz darauf kam auch der Inu no Taishou zu ihr, wie sie es erwartet hatte. Sie musterte ihn. Er hatte sich von dem Kampf mit Hyouga sichtlich erholt, aber sie hoffte, den Schmerz um den Tod seines Sohnes zu erkennen. Er schien zu ihrer Überraschung jedoch ruhiger, als sie von diesem letzten Schlag erwartet hatte. Als er vor ihr stehen blieb, sah sie ihm in die Augen. Nein, sie würde ihm nicht den Gefallen tun, zu betteln: „Nun? Willst du mir mein Urteil persönlich mitteilen? Was für eine hohe Ehre!“

„Ich will eine Erklärung.“ Er klang sachlich.

„Wofür? Meinen Bund mit Hyouga? Oder die Tatsache, dass ich meinen Sohn nicht lebendig in deine Hände fallen lassen wollte?“

„Archimedes war nicht mein Sohn, und damit auch nicht der deine.“ Der vollkommen unterschiedliche Blutgeruch des Sterbenden in seinem, durch Hyouga verletzten, Arm hatte es ihm gezeigt. „Lass mich raten. Als du verschwandest, warst du wütend, wusstest aber nicht, wie du dich an mir rächen konntest. Der unwahrscheinlichste Zufall ließ dich einen weißhaarigen Jungen finden, einen Hundedämon. Und dir war sofort klar, welches Instrument dir damit in die Hände gegeben wurde. Hast du seine Eltern getötet?“

Sie nickte ein wenig beifällig: „Gratuliere. Nicht einmal Hyouga zweifelte daran, dass er dein Sohn sei. Immerhin schickte er Spione aus. Diese bestätigten, dass ich tatsächlich deine Geliebte gewesen war. Und so glaubte er mir alles.“ Er wusste es also. Und der Schlag war daneben gegangen. Schade, aber nun wohl nicht mehr zu ändern. „Dennoch: ich war Archimedes eine gute Mutter, das kannst du mir glauben. Ich habe hart gearbeitet, um die Macht für ihn zu erhalten...“

„Oh, Alekto, bleib bei der Wahrheit. Du wolltest die Macht nicht für ihn, sondern nur für dich. Aber du konntest es ja ausschließlich mit ihm als Marionette erreichen. Er wollte rein seine Mathematik.“

Das wusste sie auch. Herausfordernd starrte sie ihn an. „Nun? Wie will der mächtige Inu no Taishou mich töten? Hast du den Mut, das eigenhändig zu tun?“ Das wäre ihr weitaus lieber. Wenn er sich nicht vollkommen geändert hatte, und das hatte er deutlich nicht, wäre das gewiss eine schnellere Todesart als alles, was ein Henker tun würde.

Er betrachtete sie und sie spürte eine eisige Kälte in sich aufsteigen. Aber er klang noch immer ruhig: „Ich habe dich einstmals sehr geliebt. Und ich hätte dich damals gern an meiner Seite gehabt.“

„Hast du wirklich geglaubt, ich würde mich vor dieser Prinzessin beugen? Die Nummer Zwei sein? Während sie die offizielle Ehefrau spielt?“

„Es wäre nicht lang gewesen.“

„Ich war in der Tat erstaunt, als ich mitbekam, dass du sie knapp nach der Geburt deines Sohnes fortgejagt hast.“

„Dann hast du nicht begriffen, dass es nur eine Ehe aus Staatsräson war? Hast du wirklich gedacht, sie wäre glücklich an der Seite eines Mannes, der ihren Vater getötet hat und sie zur Ehe zwang, um einen rechtmäßigen Thronerben zu erhalten? Es war ein Arrangement, das war uns beiden klar. Und dir hätte es auch klar sein müssen. Aber statt das abzuwarten, warst du verschwunden und bereitetest diesen törichten Racheplan vor, dem viele Dämonen und Menschen zum Opfer fielen. – Nein. So oder so wäre meine Entscheidung dir gegenüber nicht frei von Gefühlen. Und sicher nicht angemessen.“

Sie spürte eine eisige Furcht in sich aufsteigen, die ihre Kehle zuschnürte. Fast erstickt brachte sie heraus: „Wer? Wer soll dann über mich entscheiden?“

„Du weißt es doch.“

„Sess….“ Seine Gnaden? Nach allem, was sie gehört hatte, entsprach dies in keiner Weise seiner Gesinnung. Und er verehrte seinen Vater, das hatte sie immer wieder gehört. Nein, er würde kein wohlwollender Richter sein.

„Leb wohl, Alekto. Du bist noch immer eine Schönheit. Aber dein Charakter hat mit deinem Äußeren nicht mitgehalten.“ Er ging, ohne sich noch einmal umzusehen.
 

Sie musste nicht lange warten, ehe der Kronprinz den Raum betrat. Unwillkürlich versuchte sie, in seinem Gesicht ihr Urteil zu lesen, aber es blieb undeutbar. Dennoch zuckte in ihr etwas empor, das sie als panische Angst erkannte und nur mühsam zurückdrängen konnte. Er hatte es gesehen, da war sie sicher, als er vor ihr stehen blieb.

„Mein verehrter Vater überließ mir die Rechtsprechung in deinem Fall. Du trägst die Schuld am Tode von einundvierzig Dämonen und sechsundfünfzig Amazonen in der Schlacht gegen die Motten. Du trägst die Schuld am Tode von Fürst Nestor und Fürst Mawashi, an den jeweils zwei misslungenen Attentaten auf Fürst Kaliwa und Fürst Diomedes. Du hast Archimedes ermordet. Und du trägst die Schuld an einigen Verletzungen meines Halbbruders Inuyasha. Hast du dazu etwas zu sagen?“

„Zu schade, dass ich nur einmal sterben kann, oder?“

Im nächsten Moment bereute sie diese Aussage. Um den Mund des Kronprinzen zuckte ein kleines Lächeln, das umso unheimlicher wirkte, als er ruhig sagte: „So sicher?“

Im nächsten Moment spürte sie seine Finger an ihrer Kehle, die ihr unbarmherzig die Luftzufuhr abschnitten, sie drosselten. Sie versuchte loszukommen, sich loszureißen, aber es war sinnlos. Sie spürte, wie ihr Herz in der Panik zu rasen begann, als ihre Lungen schmerzhaft vergeblich nach Sauerstoff rangen. Alles, was sie noch vernahm war ihr eigener Herzschlag, alles, was sie noch sah, war eine rote Wand vor ihren Augen. Und plötzlich sehnte sie sich nach dem schwarzen Abgrund, der immer näher kam, das Ende der Qual versprach.

Sie fühlte sich losgelassen.

Japsend, würgend hing sie an den Ketten, rang nach der Luft, die sie nie mehr erwartet hatte zu atmen. Irgendwie gelang es ihr, auf die Füße zu kommen.

Etwas berührte ihre Kehle und der Terror kehrte zurück. Er hatte nur mit ihr gespielt, ihr Hoffnung gelassen….

Erneut gab er sie frei, als sie in Ohnmacht zu fallen drohte.

Wieder und wieder…
 

Endlich begriff Alekto, dass sie diesmal wirklich in Ruhe gelassen wurde. Würgend, keuchend blickte sie zu dem Kronprinzen.

„Siebenmal“, sagte er: „Für die Fürsten.“

Sie hätte nichts antworten können. Ihre geschundene Kehle schmerzte zu sehr, sie bekam noch immer kaum Luft. Aber ihr war klar, dass dies nur der Anfang gewesen war. Was hatte er nun vor? Was immer er befahl, würde ausgeführt werden und sie schauderte unwillkürlich. So hatte sie sich das nicht vorgestellt.

Sesshoumaru drehte sich um: „Wache!“ Und da unverzüglich ein Krieger eintrat: „Bindet ihr die Hände auf den Rücken und sorgt dafür, dass sie sich nicht aufrichten kann. Wir gehen.“

Sie begriff nicht. Wollte er sie nun öffentlich hinrichten lassen? Wegen Hochverrates? Das würde ja noch gehen. Das Schwert des Henkers erschien ihr plötzlich verlockend.
 

Als sie durch die Strassen der Hauptstadt geführt wurde, spürte sie keine Todesangst, nur Wut. Zorn auf den Kronprinzen, dass er sie so demütigte.

Woher hatte dieser Mistkerl gewusst, dass sie in den seltenen Momenten, in denen sie an ein Scheitern ihrer Pläne gedacht hatte, sich immer tapfer, ungebeugt zum Schafott hatte schreiten sehen, mit ihren letzten Worten noch einen neuen Aufstand hervorrufend, als Märtyrerin zu sterben?

Und wie anders war es nun.

Sie hatte die Hände auf den Rücken gebunden, aber zusätzlich ein Seil um den Hals, das mit ihrem rechten Fußgelenk verbunden war, so dass sie vornüber gebeugt gehen musste. Und, zu allem Überfluss, hielt er genug Abstand. Die Menschen und Dämonen, die sich vor ihm in den Staub warfen, hatten so die Gelegenheit, sich wieder ein wenig aufzurichten, sie neugierig anzustarren. Das war so peinlich!

Überhaupt: wohin brachte er sie? Sie hatte mit einer Hinrichtung auf dem Platz vor dem Schloss gerechnet, aber nun verließen sie die Mauern der Hauptstadt, gingen einen Hügel empor. Sie konnte nicht vor sich blicken, aber sie erkannte, dass sie immer weiter bergauf stiegen.

„Bindet sie los!“

Die Krieger in ihrer Begleitung gehorchten und Alekto richtete sich mühsam auf. Ihr Kreuz schmerzte ebenso wie ihre Kehle. Reden war wohl immer noch unmöglich. Zu ihrer Verwunderung standen sie vor einem Grab.

„Lasst uns allein.“ Die Wächter drehten sich prompt um und stiegen wieder hinunter, sicher, dass der Kronprinz wusste, was er tat. Sesshoumaru nickte ein wenig: „Archimedes liegt hier begraben.“

Sie war etwas überrascht. Obwohl der Inu no Taishou wusste, dass es nicht sein Sohn gewesen war, hatte er ihn so vornehm beerdigen lassen? Aber – was sollte sie hier? Wollte er sie hier umbringen? Sozusagen am Grab ihres Sohnes?

Wie gefühlsbetont, dachte sie zynisch. Nun, da schien etwas von seinem Vater durchzuschlagen.

Zu ihrer Verwunderung entdeckte sie zwei Dämoninnen, die sich näherten. Eine hatte lange, schwarze Haare und war äußerst knapp bekleidet. Sie führte eine andere heran, die die Augen verbunden hatte. Ihr Haar bewegte sich und Alekto erkannte mit gewissem Schaudern, dass es sich um lebendige Schlangen handelte. Was ….

In ihr stieg jäh wieder Todesangst auf. Instinktiv wollte sie flüchten, spürte jedoch einen harten Griff am Arm. „Nein...“ keuchte sie.

„Yura“, sagte Sesshoumaru.

Yura mit dem langen Haar trat hinter ihre Halbschwester: „Ihr solltet Eure Hand wegnehmen, Euer Gnaden“, warnte sie: „Und wendet Euch ab.“

Der Kronprinz gehorchte unverzüglich, was Alekto verwunderte. Trotz ihrer Furcht war sie neugierig, was das werden sollte, zumal sie erkannte, dass er sein Schwert zog, die Klinge betrachtete. Wollte er sie damit töten? Aber was sollten diese beiden dann?

Sesshoumaru sah im Spiegel seines Schwertes, wie Yura die Binde von dem Gesicht ihrer Halbschwester löste. Für einen Moment erfasste ihn ein äußerst unbehagliches Gefühl, als er deren leuchtenden Augen begegnete. Er hörte, wie Alekto neben ihm aufkeuchte. Yura legte unverzüglich wieder die Binde an. Daher drehte er sich um und schob sein Schwert zurück. Alekto war zu Stein erstarrt. So hatte er es geplant. Sie würde in alle Ewigkeit nun Archimedes Gesellschaft leisten.

„Danke, Medusa.“

„Ich bin keine Henkerin, Euer Gnaden“, äußerte diese: „Aber Ihr habt Yura das Leben geschenkt, darum habe ich Euch den Gefallen getan.“

„Ich werde dich kein zweites Mal benötigen.“

„Man sollte nie nie sagen, Euer Gnaden.“ Sie deutete eine Verneigung an, ehe sie sich wieder wegführen ließ.
 

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Ein hartes, Kapitel, ich weiß. Darum habe ich entgegen der ursprünglichen Planung einen Extra-Epilog angehängt, wie die Hundefamilie, aber auch Sango, Miroku, Kohaku und Rin alles überstanden haben...
 

Ich schreibe übrigens gerade an einer Fortsetzung hierzu, die imemrhin schon 14 Kapitel erreicht hat.
 

bye
 

hotep

Epilog

Ein kurzer abschliessender Blick auf alle anderen, die ihr in den letzten Wochen so freundlich begleitet habt:
 

Epilog
 

Sango und Miroku gingen Hand in Hand über den Vorhof des Palastes, als sie Kohaku trafen:

„Schwester, wie war es?“ erkundigte sich der Junge: „Ich hörte, ihr hattet großen Empfang beim Herrscher?“

„Schon ein wenig beeindruckend“, antwortete Sango: „Ich hatte das noch nie. Und außerdem ist es natürlich sehr ehrenvoll, vor dem versammelten Hof derartig anerkannt zu werden.“

Für sie und Miroku war das das erste Mal gewesen. Sarpedon und Betei – im Namen aller Krieger und Amazonen – waren ebenfalls öffentlich belobigt worden, zumindest für den Feldherrn eine Wiederholung. Fürst Thyrsestes hatte allerdings eine ebenso öffentliche Rüge einstecken müssen – und sich dafür auch noch ausführlichst bedanken dürfen. Immerhin war er aus dem Gefängnis entlassen und es war ihm bewilligt worden, seinen Posten als Provinzfürst zu behalten. Allerdings war ihm klar, dass er besser keinen noch so kleinen Fehler mehr begehen sollte, wollte er nicht weit mehr als seine Position als Fürst verlieren.

„Nicht zu vergessen, der nette, erneut zugesagte Urlaub auf Staatskosten“, ergänzte Miroku: „Da unser letzter so abrupt unterbrochen wurde, dürfen wir diesmal nach Lenaia, egal, wie lange.“

„Du darfst auch mit, wenn du magst“, erklärte Sango: „Ich habe nachgefragt.“

„Oh, das ist nett“, meinte Kohaku, sah aber zu Boden, als er fortfuhr: „Ich...ich habe allerdings eine Einladung zu einem Drachenritt.“

„Rin?“ fragte seine große Schwester prompt: „Wohin denn? Und wann?“

„Ja, das Wann hängt von Seiner Gnaden ab. – Sie möchte mir einen Wasserfall im 16. Bezirk zeigen. Dort soll es leuchtende Glühwürmchen in Scharen geben.“

Sango und Miroku tauschten einen raschen Blick, ehe sie sagte: „Ja, natürlich. Wir wollen ja auch nicht gleich nach Lenaia. Erst einmal muss ich mich mal ein wenig um die Dämonenjäger und die Verwaltung in den Dörfern kümmern. Danach können wir dann ja noch genauer besprechen, wann wir fahren. – Die Quellen und Anlagen von Lenaia werde ich mir allerdings sicher nicht entgehen lassen.“ Immerhin galt die Hauptstadt von Fürst Katameki als der vornehmste und teuerste Urlaubsort des gesamten Reiches.

„Ich mir auch nicht, “ meinte Miroku, um nachdenklich fortzufahren: „Die Masseusen da sollten ja besonders hübsch …au….“ Auf den harten Rippenstoß seiner Angetrauten hin korrigierte er sich lieber: „Besonders fähig sein.“

„Die Amazonen sind auch abgereist?“ lenkte Kohaku daraufhin ab: „Die fand ich ziemlich beeindruckend.“

„Lauter Sangos, oder?“ grinste der Mönch, um jedem Prostest dadurch zuvorzukommen, dass er hinzufügte: „Alle so kämpferisch und hübsch wie deine Schwester.“

Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. Aber sie kannte ihn wirklich lange genug: „Dann gehen wir. Kommst du heute Abend noch bei uns vorbei, Kohaku? Morgen wollen wir abreisen.“

„Ja, gern. Natürlich nur, wenn der Kronprinz keine andere Aufgabe für mich hat.“

„Natürlich.“

Sie trennten sich.
 

Inuyasha hatte Kagome gesucht. Im Garten fand er sie an ihrer Lieblingsstelle. Sie starrte ins Wasser. Er setzte sich neben sie: „Kagome…Was ist los? Seit wir zurück sind, gehst du mir aus dem Weg.“

„Ich bedauere, Durchlaucht zu enttäuschen.“ Sie klang steif.

„Ich dachte, wir sind wenigstens Freunde….“ Das hatte er doch wirklich geglaubt.

„Dachte ich auch.“

„Also?“

Sie atmete tief durch. Sollte sie es ihm wirklich sagen? Immerhin war er der Prinz. Ihn zu beleidigen konnte fatal werden. Andererseits würde ihre Mutter ihr doch sicher helfen, wenn es zu zu großen Schwierigkeiten kam. „Ich bin traurig, enttäuscht…“

„Warum?“ Er war ehrlich verblüfft: „Bist du wegen etwas sauer auf mich?“

„Ja. Du hast bei dem Kampf gegen Menomaru vergessen, dass ich eine Priesterin bin.“

„Ach...das….“ Er hatte das auch schon vollkommen vergessen gehabt. War es für sie so schlimm gewesen? Er rieb sich die Ohren: „Da war dieser Flattermann dran schuld. Er hatte doch gesagt, dass du mein Maskottchen bist. Und irgendwie dachte ich da nur daran, dich zu beschützen…“

Das mochte sogar stimmen. Aber dennoch sprach sie aus, um was es ihr wirklich ging: „Bei Kikyou hast du das nie vergessen, oder?“

„Äh...niemand hat sie je als mein Maskottchen bezeichnet“, verteidigte er sich, erkannte dann, dass er eher Öl ins Feuer gegossen hatte, und ergänzte eilig: „Außerdem kämpfte ich nie mit ihr gegen einen solchen Gegner, immer nur gegen diese primitiven Dämonen.“

Das stimmte, erkannte sie. Warum nur reagierte sie so empfindlich, wenn die Rede auf ihre tote, ältere Schwester kam? Aber jetzt war wohl etwas anderes wichtiger: „Du wolltest mich nur beschützen…?“

„Ja. Ich...ich mag es nicht, wenn du verletzt wirst.“ Er bemerkte, dass einige der Besucher des Gartens neugierig zu ihnen sahen: „Äh…gehen wir ein bisschen spazieren, dort hinüber in den Privatgarten? Mir sind hier zu viele Zuhörer.“ Und in den Privatgarten durfte niemand außer der Herrscherfamilie.

„Ja.“ Auch Kagome hatte nun erkannt, dass sie zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geworden waren. „Gehen wir lieber ein wenig…“
 

Der Abend dämmerte, als der Kronprinz den Privatgarten betrat. Er hoffte, dass sein Vater mit seinem Urteil über Alekto zufrieden sein würde. Aber nun war es angenehmer, einmal nichts zu tun. Diese ganzen letzten Wochen waren doch anstrengend gewesen. Er würde zu dem Platz gehen, von wo aus man einen Blick über die Hauptstadt hatte, sich dort hinsetzen und an nichts mehr denken…

Sesshoumaru erstarrte, als er sah, dass aus diesem Plan wohl nichts werden würde. Dort saß Kagomes Mutter, sein eigener verehrter Vater dahinter. Er hatte die Hände auf ihre Schultern gelegt und sein Gesicht an ihren Hals.

Da sollte er wohl besser nicht stören.

Lautlos wandte sich der Kronprinz um und ging. Dann würde er sich eben in die heiße Quelle legen. Ein Bad wäre auch sehr angenehm…

Und auch daraus würde nichts werden.

Inuyasha und Kagome lehnten an einem Baum an deren Rand, das Menschenmädchen auf dem Schoss seines Halbbruders und hielten offensichtlich stumme Zwiesprache, so aneinandergeschmiegt und regungslos, wie sie da saßen.

Das gab es doch einfach nicht.

Er war der Kronprinz und es gelang ihm nicht, ein ruhiges Plätzchen zu finden, das noch nicht von einem männlichen Familienmitglied und einem weiblichen Menschen besetzt war?
 

Nun, er wusste noch von einem Ort im Garten. So wanderte er entlang der blühenden Büsche zu einem kleinen Schrein und ließ sich dort an der Außenwand nieder. Endlich konnte er Ruhe finden…

„Äh...Euer Gnaden?“

Er sah mit gewissem inneren Seufzen auf: „Rin?“

Seine kleine Drachenreiterin warf sich eindeutig in Positur, ehe sie sagte: „Ich bin erfreut und entzückt, Euer Gnaden gesund und unverletzt wieder aus der Schlacht gekommen zu sehen.“ Sie entspannte sich und meinte mit gewohnter Lebhaftigkeit: „Das hat mir Hofrat Jaken so beigebracht, Euer Gnaden. War das so richtig?“

Er amüsierte sich ein wenig bei der Vorstellung, wie verzweifelt Jaken versucht haben musste, ihr das so einzutrichtern, meinte aber: „Ja.“

„Darf ich ein wenig bei Euer Gnaden bleiben? Ich habe Euer Gnaden so vermisst…“ Sie warf einen raschen Blick auf das weiche Fell, das an seiner Seite lag: „Mich dahin legen?“

Sesshoumaru hörte die Antwort, ehe er wusste, dass er selbst sie gab: „Ja.“
 

****************************************************
 

Eine Fortsetzung ist im Entstehen: Verworrene Pfade: Schatten, lautet der Arbeitstitel.

Bis ich damit fertig bin, läuft noch "Übernahme" und am nächsten Wochenende beginnt eine neue Brüdergeschichte: "Die Insel der Vier Jahreszeiten", in der die beiden Hundebrüder sich mit einer magischen Insel und deren seltsamen Sitten herumschlagen dürfen.

Ich würde mich freuen, wenn ihr einen Blick hineinwerft.
 

bye
 

hotep



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Von: abgemeldet
2014-06-15T23:24:55+00:00 16.06.2014 01:24
Auf gewisse Weise ist das 7te Kapitel das beste.

Der alte fuchs und dann die Anspielung auf den Wesir der Kalif sein will anstelle des Kalifen...
Und ja, ich kenne den.
Hab ihn auch beim ersten mal gekannt.

Aber leider mit den Namen Probleme, eine meiner Schwächen.
Von: abgemeldet
2014-06-15T22:33:54+00:00 16.06.2014 00:33
Die hier hab ich ewig nicht mehr gelesen^^
Von:  Minerva_Noctua
2012-03-04T21:34:46+00:00 04.03.2012 22:34
Menno! Alle haben eine Freundin, nur Sesshoumaru nicht. Natürlich ist die Szene mit Rin trotzdem sehr süß und auch ironisch. Alle drei Männer mit ihren menschlichen Mädchen^^.
Warum Inu Yasha und Kagome nur am Rande einer heißen Quelle sitzen, erschließt sich mir jedoch nicht.
Ich finde es etwas schade, dass das Gespräch zwischen Inu Yasha und Kagome im Privatgarten nicht geschildert wurde. Hätte mich interessiert, wie es sie dann zur Quelle verschlagen hat. Denn einander als Freunde zu bezeichnen, reicht wohl nicht und bedeutet Klärungsbedarf. Schade, dass es nun ein Geheimnis bleibt:(
Du hast im Kapitel zuvor Shippous Vater kurzerhand unbenannt und hier den Fürsten Therisites anders geschrieben.
Ich hoffe doch auf ein paar nette Szenen in der nächsten Staffel^^.
Dieser hier hat mich gefesselt.

Bye

Minerva
Von:  Minerva_Noctua
2012-03-04T21:16:18+00:00 04.03.2012 22:16
Ach Mensch, ich hätte dem Mathematiker sein Leben gegönnt.
Aber es war gut.
Diese Geschichte gefällt mir gut.
Schön, dass es eine Fortsetzung gibt.
Ich glaube es nicht, dass ich diese Geschichte so schnell gelesen habe^^.
Herr je.

Bye

Minerva
Von:  Minerva_Noctua
2012-03-04T20:58:12+00:00 04.03.2012 21:58
Archimedes ist so eine gute Idee!
Ich bin begeistert!
Sehr gutes Kapitel!

Bye

Minerva
Von:  Minerva_Noctua
2012-03-04T20:35:34+00:00 04.03.2012 21:35
Mathematiker sind hm... interessante Persönlichkeiten^^.
Inu Yasha ist wirklich stur! Kagome sollte einfach handeln.
Thaleia ist mir sympathisch (obwohl sie nix besonderes tut).

Bye

Minerva
Von:  Minerva_Noctua
2012-03-04T19:52:16+00:00 04.03.2012 20:52
Ui, gut beschrieben bisher^^.
Freu mich aufs nächste Kapitel^^.

Bye

Minerva
Von:  Minerva_Noctua
2012-03-04T19:20:23+00:00 04.03.2012 20:20
Oh je, jetzt kommen die ganzen Kampfbeschreibungen. Ich glaube, die pack ich heute nicht mehr.
Nicht, dass du solche Kampfszenen hervorragend beschreiben würdest, das tust du, aber es zieht sich trotzdem.
Patroklos, hm? Der arme Kerl...
Sesshoumaru und eine Amazone? Mensch, so eine wär doch was für ihn? Angenommen, sie ist etwas hundeartiges.
Bin gespannt, wie das Treffen mit dem "Prinzen" wird.
Gute FF^^.

Bye

Minerva
Von:  Minerva_Noctua
2012-03-04T18:28:06+00:00 04.03.2012 19:28
Ruri hatte dunkle Haare und den Stab. Vorhin stand aber, dass Miroku gegen die Weißhaarige kämpft.
Das war doch mal eine erfrischende Idee*lol*
Kein osuwari, dafür aber ein Kuss. Das hätte ich gerne gesehen, wie Inu Yasha von der Kette hochgezogen wird:D
Warum ist der Taishou denn so erschrocken? Fast prüde? Sollen sie halt ein wenig Spaß haben, auch unverheiratet.
Aber süße Szene^^.

Bye

Minerva
Von:  Minerva_Noctua
2012-03-04T17:32:27+00:00 04.03.2012 18:32
Da fällt mir ein: Die Beziehung zwisch Papa Hund und Mama ist seltsam.
Inu Taishou ist wirklich schnell bei seinem Welpen. Goldig^^.
Gut, dass Goshinki schnell erledigt wurde, Tessaiga nicht zerbrach. Das hätte sich viel zu sehr gezogen.
Freu mich auf die nächsten Kapitel^^!

Bye

Minerva


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