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24 Stunden - Draco Malfoy

Und Zwerg sprach: Nimm ihn dir!
von

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7:00 - Good Morning, Draco

Kapitel 1 - 7:00 Uhr – Good Morning, Draco!

Schlafsaal Haus Slytherin / Badezimmer Slytherin
 

Langsam öffnete er die Augen. Geblendet von der Sonne kniff er sie allerdings gleich wieder zusammen und zog sich die Decke über den Kopf, als plötzlich ein sanftes Klingeln durch den Schlafsaal drang. War die Nacht wirklich schon vorbei? Hatte sie nicht eben erst begonnen? Es kam ihm so vor, als habe er aller höchstens dreißig Minuten geschlafen.

Staub kitzelte in seiner Nase und flog fast glitzernd durch die Sonnenstrahlen, die gnadenlos auf sein Bett fielen. Er hob den Kopf und schaute sich um. Genau wie er, wirkten seine Freunde und Schulkameraden müde und unausgeschlafen. Schlug sich denn hier jeder die Nacht um die Ohren?

„Hey Zabini... schalt endlich den verdammten Wecker aus!”, fluchte Draco Malfoy und rieb sich gähnend den Schlaf aus den Augen. Umständlich versuchte Blaise Zabini den Wecker auszuschalten, indem er wütend nach ihm schlug, doch vergebens, denn er machte sich nicht die Mühe, den Kopf zu heben.

„Hurling Hex!“ Blaise hob nun doch den Kopf, denn sein Wecker war soeben an die Wand geflogen und verstummt jäh. Sein Blick glitt zu Draco, der zufrieden seinen Zauberstab wieder auf den Nachttisch legte und die Decke hochzog. Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern, wann er das letzte mal auf die Uhr geschaut hatte. Es musste so gegen halb Zwei gewesen sein... ja, als er auf der Toilette war, das dritte Mal in dieser Nacht, wenn er es sich so recht überlegte. Hoffentlich würde er nicht krank werden.

Minute um Minute hatte er sich von einer Seite auf die andere gewälzt und überlegt, was ihn am Schlafen hinderte. Naja, zum einen war es wohl das Schnarchen von Vincent Crabbe, welches sich geräuschvoll durch den Schlafsaal gezogen hatte. Er musste ihn unbedingt drauf ansprechen, noch so eine Nacht und er würde durchdrehen.

Dann war da noch das quietschen von Toms Matratze. Er hatte die Nacht ebenfalls ziemlich unruhig verbracht und sich ständig umgedreht. Und jedes Mal wurde diese Wendeaktion von eben genanntem quietschen begleitet. Draco hatte sozusagen eine Dauergänsehaut, durch dieses unwahrscheinlich nervtötende Geräusch.

Und zu guter letzt noch die Märchenstunde, die Blaise ab halb Vier geliefert hatte. Munter quasselte der im Schlaf vom Quidditch-Training des Vortages und wie sehr er hoffte, dass sie Gryffindor fertig machen würden. Nun war es ja nicht so, dass Draco etwas dagegen hätte, die anderen Häuser gepflegt von Platz zu fegen, aber doch bitte nicht um halb Vier am Morgen!
 

„Draco, wenn du noch was vom Frühstück abbekommen willst, solltest du langsam aufstehen. Es ist schon 7:15 Uhr“, bemerkte Gregory Goyle und schwang selbst die Beine aus dem Bett. Draco seufzte laut und setzte sich mühevoll auf. Das würde kein guter Tag werden, hatte er bereits gewusst, nachdem er die Augen aufgeschlagen hatte. Er hatte am Abend zuvor vergessen, die Vorhänge zu schließen und Draco hasste es, wenn ihm die Sonne so derart fies ins Gesicht knallte.

„Meldet mich für heute krank. Ich hab keine Lust“, murmelte er, setzte sich aber dennoch auf die Bettkante. Noch einmal gähnte er und erhob sich. Sonst mit Schwung, schlüpfte er heute verschlafen und umständlich in seine Turnschuhe, griff sich Handtuch und Waschtasche und machte sich auf den Weg zum Badezimmer.

Als er die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter ging, begrüßte ihn Pansy mit einem strahlenden Lächeln.

„Guten Morgen, Dray“, rief sie ihm zu, doch er verzog nur müde das Gesicht.

„Wie kann man um diese Uhrzeit nur so abartig gut drauf sein?“, murrte er und stieg durch das Portraitloch. Pansy schaute ihm verwundert hinterher und schüttelte den Kopf. Er war eben ein Morgenmuffel.

Halb schleppend und halb schlürfend, arbeitete er sich Zentimeter um Zentimeter den Flur entlang und betete zu wem auch immer, irgendwer würde ihn schon erhören, dass es im Bad leer sein würde und die kleinen Krümelscheißer es für diesen einen Tag unterlassen würden, eine Wasserschlacht zu veranstalten. Wenn dem nicht so sein sollte würde er, als Vertrauensschüler, wohl ein Machtwort sprechen müssen.

Eine Schar Kinder rannte ihn fast über den Haufen, als er bereits die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht hatte.

„Hey, das ist hier keine Rennbahn, sondern ein Schulflur!“, brüllte er hinterher.

„Man, sind wir heute gut drauf“, grinste Fabian, ein Schüler im fünften Jahr und Treiber des Slytherinteams.

„Halt die Klappe, Wakman!“, motzte Draco und öffnete schließlich die Tür zum Badezimmer. Erleichtert atmete er aus, als er nur seine Schlafzimmerkameraden unter der Dusche stehen sah. Mühsam quälte sich der Slytherin aus seinem T-Shirt und der Hose, wobei er fast das Gleichgewicht verlor und es für angebracht hielt sich auf eine der Bänke zu setzten.
 

„Wie spät ist es eigentlich?“, fragte Blaise. Draco sah auf seine smaragdgrüne Armbanduhr, die er von seiner Mutter zu Weihnachten bekommen hatte.

„7:30 Uhr.“ Draco legte sie ab, packte seine Kleidung darauf - sicher war sicher - und ließ seine Shorts zu Boden gleiten.

Gedankenversunken kratzte er sich am Bauch und drehte das Wasser auf. Fast dankbar stellte er sich unter den warmen Strahl, der zumindest die hälfte seiner müden Lebensgeister zu einem verschlafenen Winken animierte. Er spürte, wie ihm der sanfte Wasserstrahl über den Rücken lief und stand starr unter der Dusche, hatte keine Ambitionen sich auch nur im entferntesten zu bewegen.

Mit den Händen wischte er sich das Wasser aus den Augen und sah sich um. Da standen die drei Männer - ja, so konnte man sie schon durchaus bezeichnen, denn immerhin wurde er bald achtzehn - wie festgewachsen unter der Dusche, ohne sich zu bewegen. Wäre er nicht so müde gewesen, er hätte dieses Bild als durchaus lustig empfunden.

„Was ist heute eigentlich für ein Tag?“, fragte er nachdenklich.

„Freitag“, antwortete Blaise, der die Dusche rechts neben ihm benutzte.

„Cool.“ Draco strich sich die Haare aus dem Gesicht.

„Was ist daran cool?“, fragte Tom nun links von ihm.

„Morgen ist Samstag. Wochenende“, sagte Draco.

„Ja, aber dazu müssen wir heute erstmal den Tag überstehen“, seufzte Blaise und zählte im Wechsel mit Tom die Unterrichtsfächer auf, die sie heute hatten.

„Zaubertränke mit den Gryffindors“, fing Blaise an.

„Zaubereigeschichte mit den Gryffindors“, sagte Tom.

„Verwandlung mit den Gryffindors“, fuhr Blaise fort.

„Zauberkunst mit den Gryffindors“, beendete Tom das Martyrium.

Draco hob den Kopf.

„Sagt mal, könnt ihr mich nicht leiden?“, fragte er fast eine Spur zu unfreundlich. Blaise grinste und hielt das Gesicht unter Wasser.

„Klar können wir dich leiden. Wir haben den Plan nicht gemacht“, sagte er und verschluckte sich, denn man sollte niemals reden, wenn der Duschstrahl einen genau im Gesicht trifft.

Draco sah ihn abwartend an, bis sich sein Keuchen und Husten beruhigt hatte.

„Ich dachte eben schon, wir müssten Slughorn holen, weil du hier verreckst“, bemerkte er trocken und griff endlich nach seiner Seife.

Nachdem er sich auch die Haare gewaschen hatte, trat er tropfend auf die Duschmatte und zog seinem Handtuch von der Bank.

Kritisch betrachtete er sich, nach dem Anziehen im Spiegel. Als wenn der Tag nicht schon schlimm genug war, wollten seine Haare partout nicht so liegen, wie er es für richtig hielt. Mit heißer Luft, die aus seinem Zauberstab blies, trocknete er sich die blonden Haare und versuchte sie krampfhaft irgendwie in Form zu bekommen, doch er gab es auf. Nur noch Zähne putzen und der Tag konnte beginnen, naja, tat er so oder so... ob er nun wollte oder nicht.
 

Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, das es bereits 7:45 Uhr war und er schleunigst in seine Schuluniform kommen sollte. Also schnappte er sich seine Sachen und begab sich mit den anderen wieder auf den Weg zum Schlafsaal. Irgendwie kam er heute nicht in die Gänge und jede Bewegung, die er machte, wurde immer anstrengender.

„Hört mal, wir müssen noch etwas besprechen, denn wenn wir es nicht tun, sind morgen früh in diesem Schlafsaal drei Betten frei“, setzte er zu seiner Bettelpredigt an, die ihm hoffentlich wieder ruhigere Nächte bescherte. Seine vier Freunde sahen ihn verwundert an, jeder mit seinem eigenen dusseligen Gesichtsausdruck.

Vincent Crabbe, der zwar wirklich lieb und nett war, doch aber verdammte Ähnlichkeit mit einem kleinen Schweinchen hatte, schaute ihn aus seinen kleinen Schweinchenaugen an, kratzte sich mit seinen kleinen Schweinchenfingern an der Nase und ließ zu Dracos Überraschung, oder nein, eigentlich war es keine Überraschung, ein leises Grunzen hören.

Gregory Goyle, sein übergroßer Gorillafreund, mit seinen etwas zu lang geratenen Armen und dem leicht schiefen Blick sah ihn irritiert an und mit genau dem selben Blick verfolgte er jede Unterrichtsstunde. Es war dieser Was-will-der-von-mir-Blick, der Draco immer an einen Schimpansen oder ein anderes Tier dieser Gattung erinnerte, der gerade einen Stock gefunden hatte und diesen verwundert hin und her drehte.

Blaise Zabini, der ewig eitle und pingelige Schönling, der den Slytherinturm nicht im entferntesten verlassen würde, wenn nicht seine Kleidung und seine Frisur perfekt saßen. Blaise war wohl der einzige Kerl auf der Welt, der mehr Zeit vor dem Spiegel verbrachte, als alle Mädchen in diesem Schloss zusammen. Der setzte sich nun galant auf sein Bett und schlug die Beine übereinander.

Und zu guter letzt noch Tom Friendley, der genau so war, wie er hieß. Ein verkappter Gryffindor, der, warum auch immer, nach Slytherin gekommen war und es geschafft hatte mit seiner intellektuellen Art, tatsächlich Gehör zu finden. Tom, die wandelnde Konkurrenz von Hermine Granger, legte die perfekt gefaltete Hose auf sein Bett und schaute abwartend zu Draco.

Der sah sie fast belustigt an und schüttelte dann leicht irritiert den Kopf. Er selbst war, wie er fand, recht normal. Eben ein typischer Malfoy, blonde Haare, stahlgraue Augen und ein gutgebauter Körper, wegen dem er sich weiß Gott nicht schämen musste. Er war vielleicht nicht so intelligent wie Tom, aber weitaus schlauer und gerissener als Crabbe und Goyle und, wie er selbst fand, auch gutaussehender als Blaise Zabini, zumindest war er nicht halb so prahlerisch wie der.

„Okay, ich sag euch jetzt mal was. Wenn ich noch so eine Nacht erlebe, wie die letzte, dann explodier ich... mitten in der Nacht... alles klar?“, sagte Draco schließlich und verwunderte und fragende Blicke trafen ihn. Er zog seine Schlafhose und Shorts aus und schlüpfte schnell in eine neue.

„Tom, mach bitte etwas mit deiner Matratze, sonst schmeiß ich dein Bett aus dem Fenster! Die quietscht in einer Tour, wenn du dich bewegst und du bewegst dich leider ständig. Was treibst du da in deinem Bett? Wenn du deine sexuelle Energie nicht im Griff hast, oder dich Albträume plagen, tut mir das leid, aber wenn ich noch ein Quietschen höre, dann fliegst du deinem Bett hinterher!“, knurrte Draco und zog seine schwarze Stoffhose an.

„Vince, du gehörst zu meinen besten Freunden und es ist wirklich nicht so, dass ich dich nicht mag, aber wenn du nachts weiter so schnarchst, dann verhex ich dich! Geh meinetwegen zu Madam Pomfrey, vielleicht kann die da was machen, aber du sägst ja ganze Wälder um, mit deinem Geschnarche!“ Blaise lachte plötzlich auf und Draco, der sein T-Shirt ausgezogen hatte und grad die Knöpfe seines weißen Hemdes schloss, hob erstaunt den Kopf.

„Ich weiß wirklich nicht, warum ausgerechnet du lachst. Du, der nachts nichts besseres zu tun hat, als den gesamten Vortag aufzuarbeiten, du musst dich wirklich nicht über andere amüsieren. Du redest nicht nur tagsüber sehr viel, sondern kaust mir auch noch nachts ein Ohr ab. Sorry, aber wenn es wenigstens interessant wäre, was du erzählst, nette Weibergeschichten oder so, aber du quasselst nur vom Quidditch und da ich der Kapitän bin, muss ich mir den Trainingsbericht nun wirklich nicht noch mal reinziehen. Also gehst du am besten mit Vincent zusammen zu Madam Pomfrey, sonst vergess ich mich heut Nacht! Kapiert?“

Blaise zog die Augenbrauen hoch und nickte dann.

„Fein, schön, dass wir das geklärt haben.“

„War ich denn still?“, fragte Gregory. Draco sah grinsend auf.

„Jep... du hast keinen Pieps von dir gegeben. Sehr brav.“

Erleichtert atmete Goyle aus. Draco griff nach seiner grün-weiß gestreiften Krawatte und stellte sich vor den Spiegel. Nach einigen Minuten, die Turmuhr schlug gerade 8.00 Uhr, hatte er endlich den Knoten hinbekommen, griff sich geschwind seinen Umhang und ging mit den anderen in die große Halle.

8:00 Uhr - It`s Breakfast Time

Kapitel 2 - 8:00 – It’s Breakfast-Time

Die große Halle / Gemeinschaftsraum der Slytherins
 

Draco strich sich das Haar aus der Stirn, als er kurz nach acht die große Halle betrat. Obwohl er lieber im Bett liegen würde, als sich diesen Tumult anzutun, spürte er ein leises Grummeln im Magen, denn der Geruch von warmen Brot, Rühreiern und Speck, traf seine Sinne heftig und gierig sog er den Duft ein.

Er ging langsam hinter Blaise durch den Gang, der den Slytherintisch vom Gryffindortisch trennte und setzte sich auf seinen Platz. Er ließ seinen Blick über den Tisch gleiten und überlegte, womit er den ersten Hunger stillen wollte, bevor er mit dem Frühstück überhaupt anfing.

„Hey, Tom... schieb mal den Kaffee rüber!“, sagte er und griff nach der Kanne. Das schwarze Gold, was, wie er hoffte, auch die restlichen Lebensgeister in ihm anregen würde, endlich aus den Federn zu steigen, floss dampfend in seine Tasse und fast genießerisch nahm er einen kleinen Schluck. Seine Hand langte in den Korb mit den Brötchen, der gerade an ihm vorbeiwanderte und er biss in den warmen Teig, ohne sich die Mühe zu machen, Marmelade darauf zu schmieren. Es schmeckte auch so wunderbar. Während er auf dem trockenen Brot umherkaute, suchten seine Augen schon nach dem nächsten Punkt in seiner kleinen Frühstücksliste, als sich die Schulleiterin plötzlich erhob.

„Guten Morgen, meine Lieben. Nur eine kleine Information an alle Jahrgänge. Wegen einer kleinen Lehrerkonferenz fängt der Unterricht nicht, wie planmäßig um halb neun, sonder eine halbe Stunde später an.“ Draco sah McGonagall geschockt an.

„Dreißig Minuten später? Man, das hätte denen auch früher einfallen können, dann hätte ich nämlich auch dreißig Minuten länger schlafen können“, murrte er. Pansy sah ihn amüsiert an.

„Und hätten die dreißig Minuten etwas an deiner Laune geändert?“, fragte sie provozierend und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

„Ey, es ist erst 8:15 Uhr, also quatsch mich nicht blöde von der Seite an“, gab Draco unwirsch zurück. Pansy schüttelte nur den Kopf.

„Wie kann man nur derart schlecht drauf sein?“

„Wenn man die halbe Nacht wach liegt, dann geht das durchaus, meine liebe Pansy.“ Draco stützte den Kopf auf der Hand ab und biss leicht verärgert in sein Brötchen.

Nun ja, er hatte jetzt wenigstens genug Zeit, sich einmal den Tisch rauf und wieder runter zu futtern. Gemächlich griff er nach der Schale mit dem Rührei und schaufelte sich eine Portion auf den Teller. Es schmeckte wunderbar, so wie immer. Dann sah er sich vor seinem Teller um. Hatte nicht eben noch der Speck hier gestanden? Wo war der plötzlich hin und warum hatte er nicht bemerkt, dass ihn jemand weggenommen hatte?

„Wo ist der Speck, verdammt?“, fragte Draco. Blaise neben ihm langte quer über den Tisch, um den geforderten Teller näher heranzuziehen.

„Lass deine schlechte Laune nicht an uns aus, Dray. Wir können nichts dafür“, sagte er. Draco nahm ihm den Teller aus der Hand.

„Ich hab keine schlechte Laune. Ich bin nur Müde und entschuldige bitte, dafür könnt ihr sehr wohl etwas! Ihr seid eine elende, quatschende, quietschende und schnarchende Bande“, erwiderte Draco so trocken, das alle in seinem Umfeld plötzlich anfingen zu lachen.

Draco seufzte kopfschüttelnd auf und dann fiel ihm sein Lieblingsfeind ein. Warum hatte er noch nicht geschaut, ob er überhaupt da war? Sonst tat er es immer, also sah er am Gryffindortisch entlang und grinste. Das war doch wirklich ein Bild für Götter. Wie konnten zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sich nur derart ähnlich verhalten?

Harry Potter, der Liebling der Schule und wahrscheinlich der größte Held aller Zeiten, hatte er doch Voldemort besiegt, saß etwas zusammen gesunken auf seinem Platz, den Kopf, wie Draco selbst auf der Hand abgestützt und scheinbar schlafend. Allerdings war er wach, es sei denn er hatte auch die Fähigkeit im Schlaf zu essen und das würde Draco nicht überraschen, wo Potter doch alles konnte.

Gerade fuhr der sich mit den Fingern durch sein strubbeliges, schwarzes Haar, als er aufsah und die grünen Augen sich genau an Draco hefteten. Der grinste ihn fies an und biss in sein Brötchen. Was machte der Typ in der Nacht? Er sah ebenso verschlafen und unmotiviert aus, wie er selbst, also was trieb Potter, wenn doch eigentlich alle schlafen sollten?
 

Draco sah auf seine Uhr und stellte fest, dass es erst 8:30 Uhr war. Wieso zum Teufel ging die Zeit nur so elend langsam vorbei? Gefühlsmäßig kam es ihm so vor, als säße er schon seit drei Stunden an diesem Tisch. Sollte er noch etwas essen? Grübelnd ließ er seinen Blick noch einmal über den Tisch gleiten und beschloss, dass es in seinem unwachen Zustand besser wäre, noch etwas Kaffee zu trinken.

Er goss sich den Rest in seine Tasse und klopfte behutsam mit dem Zauberstab gegen die Kanne, damit sie sich erneut füllte. So langsam aber sicher wurden seine Lebensgeister munter und verlangten nach mehr Essen, also stocherte er mit der Gabel in seinem Rührei herum, das kalt geworden war. Nein, das wollte er nun auch nicht mehr essen, also schob er den Teller von sich und griff lieber nach dem Speck, der eben auf dem leeren Teller erschienen war.

Draco verschwand so tief in seinen Gedanken - worüber er grübelte wusste er nicht - dass ihm nicht klar war, dass er Harry die ganze Zeit anstarrte. Erst als dieser, nervös geworden, wegen dem durchdringenden Blick der grauen Augen, mit einem Brötchen nach ihm warf, zuckte Draco zusammen und schreckte hoch.

„Hast du sie noch alle?“, rief er über die Tische hinweg. Harry grinste, anscheint erfreut über seinen Treffer, und stand auf.

„Starr mich nicht an und ich werfe nicht mit Brötchen, Malfoy. So einfach ist das“, sagte er schulterzuckend und verließ mit seinen Freunden lachend die Halle.

Dass die Blicke seiner Freunde auf ihn geheftet waren, störte Draco ungemein.

„Was?... Ich hab ihn nicht angestarrt... warum sollte ich auch, ich hab nur nachgedacht und vielleicht zufällig in seine Richtung geschaut... warum sollte ich Potter anstarren... wieso rechtfertige ich mich überhaupt vor euch?“ Draco stand ebenfalls auf und marschierte mit erhobenem Kopf aus der Halle.
 

Um 8:45 Uhr betrat er den Gemeinschaftsraum der Slytherins um seine Bücher zu holen. Wo hatte er nur sein Zaubertränke für Fortgeschrittene hingeworfen? Also echt, die Slytherins waren allesamt ziemlich unordentliche Menschen. Da lagen die Pergamentrollen von Millicent über den Büchern von Tom und die Feder von Blaise klemmte im Aufsatz von ihm selbst. Wie sollte man hier auch etwas finden?

Endlich hatte er das Zaubertrankbuch gefunden und hochgerissen, als ihm das Tintenfass von Gregory vom Tisch rutschte und er sich von oben bis unten mit dunkelblauer Tinte bekleckerte.

„Na fantastisch!“, stöhnte er auf und sah an seinem Umhang hinunter. Die Tinte sog sich sofort in den dunkelgrünen Stoff und nun half auch ein Zauber nichts mehr. Er musste sich umziehen.

Geschwind rannte er die Treppen zum Schlafsaal hinauf und zog noch im Laufen seinen Umhang aus, als er feststellen musste, dass auch seine Hose von diesem Tintenangriff nicht verschont geblieben war. So langsam wünschte Draco sich, dass er heute Morgen nicht aufgestanden wäre.

Er schleuderte seine Schuhe von den Füßen, öffnete den Gürtel seiner Hose und ließ sie zu Boden fallen. Schnell schlüpfte er in eine andere hinein und zog einen neuen Umhang aus seinem Koffer. Bevor er sich zum Gehen entschloss, warf er noch einen Blick in den Spiegel. Seine Krawatte saß ganz schief, so konnte er doch nicht zum Unterricht gehen.

„Meine Güte, du klingst schon, wie Zabini“, murmelte er, rückte sie dennoch an ihren Platz und lief die Treppen hinunter. Am Portraitloch hielt er inne. Ohne Bücher und Schultasche brauchte er gar nicht erst losgehen, also machte er kehrt und sah sich auf dem Tisch um, wo seine Sachen eben noch gelegen haben.

„Ich dreh gleich durch! Wo ist meine Tasche?“, rief er und fuhr sich panisch mit den Händen durch sein wohlfrisiertes Haar. Er hatte noch zwei Minuten, um pünktlich zum Unterricht zu kommen. Das würde er nie schaffen und Slughorn hasste Unpünktlichkeit. Panisch sah er sich um und überlegte.

„Hab ich sie mit hochgenommen? Kann ich mir nicht vorstellen... na, nachschauen kostet nichts, ich komm eh zu spät.“ Draco sprach selten mit sich selbst, eigentlich nur wenn er sauer oder aufgeregt war. Eilig hastete er die Treppen hinauf und sah seine schwarze Ledertasche auf dem Bett liegen. Genervt verdrehte er die Augen und griff nach ihr.

Wenn er jetzt etwas vergessen würde... naja, das wäre dann Pech, er musste los. Hastig stürmte er auf den Ausgang zu, stolperte fast noch, als er durch das Portraitloch kletterte und machte sich zügig auf den Weg zum Unterricht, als er auch schon die Schulglocke hörte.

Eins...

>Nun aber los...!<

Zwei...

Seine Schritte wurden immer schneller.

Drei...

>Man, warum immer ich?<

Vier...

>Nächste Woche schlaf ich gleich im Unterrichtsraum.<

Fünf...

>Ist ja gut!<

Sechs...

Sein Atem gab langsam aber sicher auf.

Sieben...

Und auch die mühsam erkämpften Lebensgeister zeigten ihm einen Vogel.

Acht...

>Gleich geschafft!<

Neun...

Draco griff nach der Klinke zum Kerker und hastete in den Raum.

9:00 Uhr

9:00 Uhr - Auf die Mischung kommt es an

Kapitel 3 - 9:00 Uhr – Auf die Mischung kommt es an

Unterrichtsraum für Zaubertränke
 

Draco stand an der Tür und lief tief dunkelrot an. Alle Augen waren auf ihn gerichtet und Professor Slughorn musterte ihn missbilligend.

„Mr Malfoy, schön, dass sie uns mit ihrer Anwesenheit erfreuen. Wenn sie nun bitte die Tür schließen würden, wäre ich ihnen überaus dankbar, oder möchten sie noch etwas zu ihrer, nun ja, Verspätung vorbringen?“ Draco schüttelte schnell den Kopf und schloss die Tür.

Das erste Mal in seinem Leben bereute er es, ganz vorn zu sitzen. Er musste an allen vorbei gehen, um zu seinem Platz zu gelangen und Slughorn machte nicht den Eindruck, als würde er den Unterricht fortsetzen, solange nicht jeder, ihn also eingeschlossen, mit seinem Hintern auf einem Stuhl saß.

„Wenn sie spazieren gehen wollen, dann bitte nicht in meinem Unterricht“, sagte er, also lief Draco etwas schneller. Seufzend ließ er sich auf seinen Platz fallen und machte sich etwas kleiner, doch Slughorn interessierte sich wohl eher für den Unterrichtsstoff.

„Guten Morgen noch einmal an alle“, sagte er freundlich und warf Draco einen durchdringenden Blick zu. Der Blonde hob nur noch genervter die Hand zur Begrüßung und verdrehte innerlich die Augen. Was für ein Tag und dabei hatte der noch nicht einmal richtig angefangen.

„Wir werden heute in Zweiergruppen arbeiten, also suchen sie sich bitte jeweils einen Partner“, erklärte der Professor und ein Murmeln ging durch die Klasse. Draco sah auf und spontan war ihm klar, das er ein Problem hatte. Tom und Blaise arbeiteten immer miteinander und Joshua, der eigentlich immer mit ihm selbst zusammenarbeitete, lag mit einem unerklärlichen Ausschlag auf der Krankenstation.

„Nun, wer ist noch übrig? Ah, wie ich sehe haben wir hier zwei Einzelkämpfer. Mr Potter, es ist wohl das Beste, wenn sie nach vorn kommen.“

„Was?“, schrien Harry und Draco wie aus einem Munde. Der Slytherin drehte sich um und blickte in die aufgerissenen Augen des Gryffindors. Das konnte unmöglich Slughorns Ernst sein.

„Professor, könnte ich nicht einfach mit Blaise und Tom arbeiten oder allein?“, fragte Draco hoffnungsvoll.

„Aber wieso denn? Mr Potter hat niemanden und sie auch nicht. Für eine Stunde wird es doch wohl möglich sein, die Feindschaft der beiden Häuser zu vergessen.“

„Aber es ist mehr als eine Stunde“, jammerte Draco, doch Slughorns Geduld hatte offenbar ihre Grenzen erreicht.

„Nun reißen sie sich zusammen. Sie führen sich auf wie ein Kleinkind und wenn sie nicht gleich hier vorn antreten, Mr Potter, zieh ich beiden Häusern jeweils zehn Punkte ab.“ Harry sah Slughorn einen Moment unschlüssig an, begab sich dann aber doch nach vorn.

„Wunderbar, dann können wir ja nun beginnen.“

„Ich hätte heute im Bett bleiben sollen“, murmelte Harry und ließ sich neben Draco auf den Stuhl fallen.

„Der Gedanke kam mir auch gerade“, gab Draco zurück. Beide musterten ihr Gegenüber für einen Augenblick. Dann legte Harry sein Buch und das Schreibzeug auf die andere Seite von Dracos Kessel und sah abwartend zu Professor Slughorn.
 

„Nun, da wir jetzt schon eine viertel Stunde mit nichts tun vertrödelt haben, ja es ist schon 9:15 Uhr, müssen wir uns nun wirklich ranhalten. Sie werden heute in dieser Stunde einen Sud beginnen, den sie dann in der nächsten Woche weiter bearbeiten werden. Es handelt sich hierbei um den Sud Magora, der eingenommen wird um Knochen neu wachsen zu lassen.“ Harry hob die Augenbrauen.

„Na, den kenn ich doch von irgendwoher“, murmelte er und verzog angewidert das Gesicht.

„Nun denn, hier sind die Anweisungen. Bitte richten sie sich unbedingt danach, denn wenn der Ansatz misslingt, müssten sie nächste Woche wieder von vorn beginnen. Also, auf auf, beginnen sie!“ Slughorn klatschte kurz in die Hände und Draco zuckte zusammen.

Er stand auf, um zum Vorratsschrank zu gehen, doch der Weg wurde ihm von Potter versperrt, der sich ebenfalls erhob und nun mitten im Weg stand.

„Na wird es heute noch was?“, versuchte es Draco erst einmal auf die freundliche Tour.

„Klar, wenn du da mitdrängeln willst, dann steig über den Tisch, ich warte noch“, gab Harry gelassen zurück und deutete auf den Schrank, an dem sich schon acht Schüler tummelten. Resigniert ließ Draco sich zurückfallen und sah Harry kurz prüfend an.

„Hey Potter, komm mir nicht in die Quere, ich habe, ganz im Gegensatz zu dir, einen Ruf zu verlieren“, sagte er bissig. Harry drehte sich um und lachte amüsiert auf.

„Ja, du bist aber auch der einzige Mensch auf der Welt, der sich partout nicht von seinem Ruf als Loser trennen kann.“ Harry sah ihn feixend an und Draco legte die Stirn auf den Tisch.

„Womit in Dreiteufelsnamen hab ich das verdient? Ich hab doch gar nichts gemacht“, murmelte er leise und hob den Kopf. „Mach mich nicht blöde an, sonst verhex ich dich!“, knurrte er Harry zu, der nur milde lächelte.

„Wenn das eine Drohung war, dann hat sie nichts bewirkt und du solltest dir das ohnehin genau überlegen, wenn du das Echo nicht verträgst“, gab der zurück, warf einen Blick auf seine Uhr und sah dann zum freigewordenen Vorratschrank.
 

„Wenn wir nicht bald anfangen, dann hock ich nächste Woche noch einmal mit dir hier, es ist schon 9:30 Uhr, also komm in die Hufe!“ Draco sah irritiert auf seine Uhr. So spät war es erst? Körperlich kam es ihm vor als sei es schon Abends. Langsam quälte er sich von seinem Stuhl hoch und folgte Potter widerwillig zum Vorratsschrank.

„Was brauchen wir eigentlich?“, fragte Harry und holte sein Lehrbuch.

„Was ist denn nun?“, blaffte Draco ihn ungeduldig an, denn Harry blätterte und blätterte.

„Stress mich nicht!“, murmelte der und schlug die richtige Seite auf. „Also... Mieswurz und Goldlilien, dann noch Hundelkraut und Fliegenbeine... hat sich eigentlich mal einer überlegt, wie widerlich das manchmal ist? Fliegenbeine... darf gar nicht darüber nachdenken, das ich das Zeug getrunken hab...“

„Quatsch nicht, mach weiter!“ Draco schob Butterwasser und eine Tüte mit Salamanderaugen beiseite.

„Ja, ja... schon gut... ähm... eine Geierfeder und Knochenstaub von einem Hirsch.... was, von einem Hirsch? Wahnsinn, was da für Viecher drauf gehen... guck nicht so genervt, das wars schon“, sagte Harry und schob die Fläschchen und Tütchen zu ihren vorherigen Plätzen zurück. Draco nahm diesmal den längeren Weg, da Harry wieder den gesamten Platz einnahm und an ein Durchkommen gar nicht zu denken war.

„Hey Potter, hast du zugenommen?“, fragte er frech.

Harry hob die Augenbrauen. „Was?“

„Naja, du machst dich ganz schon dick... da kommt ja keiner durch“, gab der Slytherin grinsend zurück, denn Harry sah ihn wirklich verwirrt an.

„Nein Malfoy, ich hab nicht zugenommen... eher abgenommen, denn bei deinem Anblick vergeht mir regelmäßig der Appetit“, konterte Harry und lächelte Draco an, der zwar rot geworden war, aber dem Gryffindor trotzdem einen arroganten Blick zuwarf.

„Naja, dann zieh das nächste mal den Hintern ein.“ Harry spürte, das Dracos Witz irgendwie nach hinten losgegangen war und feixte.

Der Slytherin begann kleinlaut die Goldlilien klein zu schneiden, während Harry die Fliegenbeine hackte. Komischerweise waren beide gleichzeitig fertig und wollten gleichzeitig alles in den Kessel werfen.

„Komm mir nicht in die Quere, hab ich gesagt“, murrte Draco.

„Naja, schon mal überlegt, dass du dich vielleicht ziemlich dick machst?“ Draco verdrehte genervt die Augen und gab seine Goldlilien in den Kessel, unter dem Harry bereits ein Feuer gemacht hatte.

Draco goss die angegebene Menge Wasser hinzu, worauf ein seltsamer Geruch empor stieg.

„Wie spät ist es?“, fragte Hermine über ein paar Tische hinweg, worauf Harry auf seine Uhr sah.
 

„9:45 Uhr... Man, ich hab das Gefühl der Tag dauert schon ewig“, gab er zurück. Insgeheim gab Draco ihm recht, doch er würde es nie im Leben laut aussprechen. Potter zustimmen? Soweit kam es noch. Draco war so in Gedanken, dass er nicht daran dachte, dass der Trank auch mal umgerührt werden musste.

„Man Malfoy! Hör auf zu träumen und pass auf!“, fluchte Harry plötzlich.

Draco schreckte hoch. „Was?“

„Du solltest doch umrühren!... Nochmal Glück gehabt, pass jetzt gefälligst auf!“, rief der Gryffindor

„Du bist ja richtig niedlich, wenn du dich aufregst“, grinste Draco, sagte es aber leise, so dass nur Harry es hören konnte. Der hob überrascht den Kopf. Was sollte das denn jetzt?

„Niedlich? Wie bist du denn drauf?“

„Nicht so gut, also quatsch mich nicht blöd an!“, fauchte Draco und rieb die Hirschknochen. Der feine Staub kitzelte beiden in der Nase und wie ein gut geübtes Duo niesten sie gleichzeitig.

Allgemeines Lachen kam auf und die Jungs sahen sich an. Mit roten Gesichtern und einem verachtenden Blick für den anderen, widmeten sie sich wieder ihren Brettern und Messern, um Hundelkraut und die Geierfeder zu zerkleinern. Sie sprachen nicht mehr.

>Lieber schweigen, sonst geh ich dem noch an den Hals!< dachte sich Draco und schielte zu Harry hinüber, der mit der Zunge zwischen den Lippen, die Geierfeder fein säuberlich zerkleinerte.

>Eigentlich hat er einen schönen Hals...< schoss es Draco unwillkürlich durch den Kopf und er erschrak sich darüber so sehr, dass er mit dem Messer abrutschte und sich in den Finger schnitt.

„Au, verdammt!“, rief er und steckte den Zeigefinger in den Mund, nur um festzustellen, das Hundelkraut absolut widerlich schmeckte.

„Boah, wie eklig!“, sagte er und zog seinen Zauberstab heraus. „Episkey“, murmelte Draco und ging zum Waschbecken, um sich die Hände zu waschen. Als er zu seinem Platz zurück kehrte, sah er in das genervte Gesicht von Harry, der nur den Kopf schüttelte und sich wieder über sein Brett beugte.

„Denken sie immer daran den Sud regelmäßig umzurühren“, sagte Professor Slughorn. Harry sah Draco mit hochgezogenen Augenbrauen an und grinste.

„Hast du das gehört, Malfoy? Immer schön umrühren“, stichelte er. Draco verzog das Gesicht. „Willst du mich unbedingt nerven, Potter?“

„Wenn ich kann... klar, wozu sollte eine Feindschaft sonst gut sein?“ Draco blickte ihn nachdenklich an.

„Na, da geb ich dir ausnahmsweise mal Recht, aber gewöhn dich nicht dran. Kommt nie wieder vor“, sagte Draco und schenkte ihm ein fieses lächeln, von dem sich Harry aber nicht besonders beeindrucken ließ.

„Haben wir denn jetzt alles drin?“, fragte Harry und schaute in den Kessel. Draco überlegte, sah sich um und zog den Mieswurz zu sich heran.

„Nein, warte....“ Schnell hackte er ihn klein und gab ihn dazu.

„Und jetzt?“, fragte er den Gryffindor, der sein Buch zu rate zog.

„Jetzt muss einer links und einer rechts herum rühren“, erklärte er und beide steckten die langen Holzlöffel in den Kessel.

Es war gar nicht so einfach mit zwei Löffeln in entgegengesetzte Richtungen zu rühren, ohne dem anderen in die Quere zu kommen.

„Wie lange noch?“, fragte Draco und schubste Harrys Löffel beiseite.

„Zwei Minuten... und lass das, wie soll ich sonst rühren?“ Beide warfen sich gestresste Blicke zu und Draco war klar, dass Harry heute genauso gut drauf war, wie er selbst. Gelangweilt fanden sie ihren Rhythmus und rührten gemeinsam, einem leichten Dämmerschlaf verfallen, vor sich hin, bis Slughorn aufstand. „Es ist 10:00 Uhr!“

10:00 Uhr - Kleine Nervensäge am Werk

Kapitel 4 - 10:00 Uhr – Kleine Nervensäge am Werk

Unterrichtsraum für Zaubertränke & Zaubereigeschichte
 

„Noch 15 Minuten, dann sollten sie den ersten Teil der Arbeit erfüllt haben, um den Sud die letzten 15 Minuten köcheln zu lassen“, sagte Professor Slughorn. Harry und Draco schauten auf und der Gryffindor griff erneut nach seinem Buch.

„Wir müssen die Temperatur senken, sonst verkocht das Zeug“, erklärte Harry, worauf Draco die Flamme mit seinem Zauberstab verkleinerte. Beide saßen auf ihren Plätzen und machten sich die ersten Notizen, denn zu jedem Trank mussten sie auch immer einen Aufsatz schreiben.

„Wie viele Fliegenbeine sind da drin?“, unterbrach Draco Harry beim schreiben.

„Hast du kein eigenes Buch?“, fragte der ungehalten, sah aber trotzdem nach.

„Doch hab ich, aber da dein...“

„Ja, schon gut... Zehn Stück“, sagte Harry und schrieb weiter. Draco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Potter hatte tatsächlich Recht. Welches genau seine Aufgaben im Leben waren, wusste er nicht, aber ganz ohne Zweifel gehörte das Nerven des einzig geliebten Feindes auf jeden Fall dazu.

>Des einzig geliebten Feindes.... Man, Dray, du bist heute wirklich wieder gnadenlos poetisch< dachte er und lächelte in sich hinein.

„Was brütest du denn jetzt schon wieder aus?“, wurde er zum dritten Mal an diesem Tag von Potter aus seinen Gedanken gerissen.

„Ich brüte gar nichts aus. Wie kommst du denn darauf?“, fragte Draco zurück. Harry stand auf, bewaffnete sich erneut mit seinem Holzlöffel und sah auf die Uhr.
 

„Komm schon, es ist 10:15 Uhr, wir müssen wieder umrühren“, sagte er und Draco erhob sich. Mit unbeteiligten und ziemlich gelangweilten Gesichtern, begannen sie wieder im Kessel zu rühren, kamen sich dabei mehr als einmal in die Quere und warfen sich erneut böse Blicke zu.

„Na, na... man könnte meinen, es mache ihnen keinen Spaß, diesen überaus interessanten Sud herzustellen“, unterbrach Slughorn diese aggressive Stille. Harry sah hoch und hob die Augenbrauen.

„Naja, der Kampf gegen Voldemort war nichts dagegen“ Draco und Slughorn sahen ihn an, jedoch mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken und Harry musste wirklich zugeben, einer war schöner als der andere. Schnell biss er sich auf die Unterlippe um nicht laut loszulachen und wandte sich schließlich ab, das konnte er nicht länger ertragen.

Slughorn musterte ihn mit einem Blick, von dem Harry nicht sicher sagen konnte ob er nun erschrocken oder eher belustigt war. Zweifellos konnte man über Voldemort an sich auch schon mal lachen, jetzt wo er tot war und witzigerweise machten in der Schule, nach dessen Untergang, nur einen Tag später mehrere makabere Witze die Runde und ganz Hogwarts - okay nicht ganz Hogwarts, aber die Hälfte ganz sicher - lachte sich über den dunklen Herrscher halb tot. Und wenn er sich nun Slughorn betrachtete, stellte er fest, dass der Lehrer nicht wusste, was er tun sollte. Lachen war unangemessen für eine Lehrkraft, also schaute man lieber erschrocken.

Draco hingegen, der mit dem dunklen Lord so seine eigenen Erfahrungen gemacht hatte, starrte ihn aus zornigen Augen an. Wie konnte er es wagen diese Unterrichtsstunde mit Voldemort zu vergleichen? Hatte Potter denn alles vergessen? Und außerdem, so schlimm war er ja nun auch wieder nicht, oder? Er, Draco Malfoy, schlimmer als der dunkle Lord?

„Sag mal Potter, hast du sie noch alle?“, fragte er und stutzte kurz. Laut wollte er es eigentlich nicht sagen, doch wo die Frage schon mal raus war, machte es durchaus Sinn, dass jeder es mitbekam.

„Weißt du warum es solch einen Spaß macht, dich zu ärgern, Malfoy?“

„Na jetzt bin ich aber mal gespannt, denn du wirst es mir sicher gleich verraten... und rühr weiter!“ Harry sah auf seine Hand, die sich bestimmt eine Minuten lang nicht bewegt hatte.

„Es macht solchen Spaß, weil du dich immer gleich persönlich angegriffen fühlst“, sagte er und rührte weiter. Draco schnaubte laut.

„Du hast mich angegriffen, Potter! Du hast gesagt, ich wäre schlimmer als Voldemort“, gab der Blonde zurück und schubste Harrys Löffel aus dem Weg.

„Möchtest du jetzt mit mir über Voldemort diskutieren?“ Harry zog die Augenbrauen hoch und musterte ihn abwartend.

„Seh ich so aus, als würde ich überhaupt mit dir diskutieren wollen?“, fragte Draco zurück. Beide Jungs fixierten sich einen Moment und für beide war eines klar. Wenn sie keinen Grund mehr hätten sich zu streiten, dann wäre das Leben nur noch halb so schön. Sie brauchten das, so wie sie auch täglich essen, trinken und schlafen mussten.
 

„10.30 Uhr, die Stunde ist vorbei. Packen sie ihre Sachen zusammen, wir werden nächste Woche an dieser Stelle weitermachen.“ Harrys Kopf schoss hoch, ähnlich wie Dracos.

„Soll das heißen, dass wir nächste Woche wieder zusammen arbeiten müssen?“, fragte der Slytherin mit panisch hoher Stimme und sah zwischen seinem Hauslehrer und seinem Erzfeind hin und her. Harry war plötzlich genauso irritiert wie Draco.

„Aber, aber... meine Herren, sie haben doch gut zusammen gearbeitet. Da können sie doch mit ihren Fähigkeiten eine gute Zusammenarbeit aufbauen.“

„Na, darauf kann ich getrost verzichten. Können sie mich nicht leiden?“, fragte Harry frech.

„Uns... Potter, uns...“

„Von mir aus... uns nicht leiden?“ Slughorn sah die beiden verschmitzt an, er dachte wahrscheinlich Harry und Draco würden ihn veralbern. Dass dem nicht so war, zeigte sich in Dracos Abgang. Er würdigte dem Gryffindor keines Blickes, als er sich wutentbrannt seine Tasche über die Schulter schwang und den Raum verließ.

Mit schnellen Schritten, und ohne auf seine Freunde zu warten, marschierte er schnurstracks zum Unterrichtsraum für Zaubereigeschichte. Noch so eine Stunde und er würde laut schreien. Was bildete sich Potter eigentlich ein? Okay, er mag vielleicht sechs Jahre lang in dieser Schule einen Sonderstatus gehabt haben, aber doch bitte nicht mehr jetzt! Voldemort war tot! Gut, zugegeben, es war schon erstaunlich, dass Potter es geschafft hatte, aber dennoch, musste er immer noch auf Held machen?

„Dray... warte doch mal!“, hörte er Pansy rufen und drehte sich vor der Klassenzimmertür zu Zaubereigeschichte noch einmal um.

„Was ist?“, fragte er und sah nicht nur Pansy, sondern auch Blaise und Tom auf sich zukommen.

„Man könnte meinen du wärst sauer“, witzelte Blaise.

„Sauer? Nein, sauer nicht... warum sollte ich sauer sein? Nur weil ich Superheld Potter nächste Woche nochmal ertragen muss? Man ey, ihr glaubt gar nicht, wie sehr der mich ankotzt“, fluchte der Slytherin.
 

„Wie spät ist es?“, fragte Millicent unvermittelt hinter Draco, den es augenblicklich aus den Schuhen hob.

„Bist du des Wahnsinns?“, fuhr Draco sie an. Millicent hob die Augenbrauen und grinste.

„Seit wann so schreckhaft?“ Draco verzog etwas gestresst das Gesicht und betrat den Klassenraum.

„10:45 Uhr“, antwortete Blaise und setzte sich vor Draco auf seinen Tisch, die Füße stellte er auf den Stuhl.

„Man Draco, nun mach nicht so ein Gesicht. Wir haben schon Mitte Mai. Noch gut acht Wochen, dann bist du ihn los!“, versuchte sein Freund ihn aufzumuntern, doch der blonde Slytherin seufzte nur.

„Ich weiß... es ist nur, der Tag ist irgendwie verhext heute. Zum abgewöhnen.“ Draco ließ sich auf seinen Stuhl fallen und legte den Kopf auf die Arme. „Wenn er nur schon vorbei wäre....“, jammerte er leise, dann sah er auf.

Unverkennbar hörte er die Stimmen von Granger und Weasley, die plappernd ins Klassenzimmer gekommen waren und hinter ihnen, wie konnte es anders sein, Potter zusammen mit Finnigan. Er wirkte nicht mehr ganz so mies gelaunt, wie noch vor ein paar Minuten. Draco legte den Kopf zur Seite und beobachtete Harry einen Moment, wie er lachend seine Tasche auf den Tisch stellte und seinen Zauberstab... wo steckte der den denn hin? In die Gürtelschlaufen seiner Hose? Draco hatte seine, so wie eigentlich alle, in der Innentasche des Umhangs, denn genau dafür war sie da. Er schüttelte abfällig den Kopf. Dann drehte er sich von den Gryffindors weg und schloss die Augen. Doch was er sah... nein, das konnte nur ein Albtraum sein... ein Tagtraum war schöner. Er sah Potter vor sich, wie er mit der Zunge zwischen den Lippen und konzentriertem Blick die Geierfeder klein hackte. In Gedanken glitt Dracos Blick über die grünen Augen bis zu den Lippen... die... oh Himmel... Merlin!

>Dray, reiß dich zusammen! Das ist ja widerlich!< meldete sich sein Gewissen und Draco runzelte verwundert die Stirn, rieb sich die Augen und versuchte es noch einmal.

Mary-Lynn, ein Mädchen aus Rawenclaw, die wunderschöne Augen hatte, hatte beim letzten Spiel der Slytherins gegen Gryffindor auf der Tribüne gesessen und Draco hatte die ganze Zeit versucht mit ihr zu flirten, was wohl auch einer der Gründe war, warum sie das Spiel knapp verloren hatten, denn im letzten entschiedenen Moment hatte sich Harry zwischen ihn und den Schnatz gedrängt und hatte, mit der Zunge zwischen den Lippen nach dem kleinen goldenen... Oh man! Schluss jetzt!

>Draco, du bist absolut Urlaubsreif!<

„Alles klar bei dir?“, holte ihn Blaise zurück. Draco nickte langsam.

„Ja sicher... bin nur Müde“, murmelte er und warf einen Blick zu Potter, der sich mit geschlossenen Augen und einem Lächeln, das fast nicht zu bemerken war, leicht auf die Unterlippe biss und einem, wie es aussah ziemlich netten Tagtraum hatte. Plötzlich runzelte er die Stirn, schüttelte den Kopf und öffnete irritiert die Augen.

Draco, der innerlich wirklich lachen musste, verspürte ein wenig Schadenfreude. Warum sollte Potter fröhlich und munter sein, wenn er selbst doch heute so mies drauf war. Gerechtigkeit musste schon sein. Selbstgefällig grinsend drehte er sich um und blickte auf die Uhr, die soeben 11:00 Uhr schlug und unter der Professor Binns plötzlich aus der Tafel schwebte, um den Unterricht zu beginnen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von: abgemeldet
2008-11-10T14:02:05+00:00 10.11.2008 15:02
Wahnsinn, die FF is einfach geil!
Was Harry wohl träumt? Das würd mich jetzt wirklich interessieren.
Schade, dass es nur aus Dracos Sicht ist.
Bin schon gespannt, wie der Tag weitergeht.
Ich hofe, es kommt demnächst mal wieder ein Kapitel, auch wenn das letzte schon ein wenig länger her ist.
Wäre ja wirklich schade, eine so tolle Story abzubrechen.
Von: abgemeldet
2008-03-16T13:31:31+00:00 16.03.2008 14:31
suuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuupi klasse
na da hat Draco aber interessante Tagträume ^^
schreib ganz hscnell weiter
Von: abgemeldet
2008-03-16T12:17:41+00:00 16.03.2008 13:17
löööl
einfach zum kaputtlachen!
herzallerliebst XD
bin mal gespannt wies weitergeht!!!
liebe grüße Nadalya
Von: abgemeldet
2008-03-06T14:39:04+00:00 06.03.2008 15:39
*lach* echt genial
schreib ganz hscnell weiter
Von: abgemeldet
2008-02-29T13:24:30+00:00 29.02.2008 14:24
hey das klingt schon mal sehr gut^^
gefällt mir
schreib ganz schnell weiter
Von:  MooseInAJar
2008-02-27T23:50:31+00:00 28.02.2008 00:50
Hey Ho!

Kompliment an deinen Schreibstil, wirklich schön geschrieben!! :3~

Ich find Draco lustig, kann ihn mir richtig gut als kleinen Morgenmuffel vorstellen. ^^ Versteh ihn aber nur zu gut, bei diesen Zimmernachbarn... *grusel*

Bin gespannt, was in den nächsten Kapiteln kommen mag!! ^x^~~~
Von:  Silvereyes
2008-02-27T01:55:28+00:00 27.02.2008 02:55
Hey meine Süße!
Ich bin eben gerade mit der Beta-Arbeit an unserer Story fertig geworden, wollte nur kurz schauen, was es neues gibt und habe dich entdeckt! Also dachte ich mir, hinterlasse ich hier jetzt das allererste Kommi! *grins*

Ich liebe, liebe, liebe diese Story einfach abgöttisch!!! Wenn ich jetzt alles aufzählen müsste, was ich an ihr alles toll finde, wäre ich wahrscheinlich übermorgen nocht nicht fertig, aber an alle Leser:

Liest die Story und gebt haufenweise Kommis, diese Story und jules haben es eindeutig verdient!

So, es ist jetzt kurz vor drei und ich geh jetzt endlich ins Bett, damit ich morgen wieder mit dir weitertippen kann! Ich freu mich schon!

Ganz viele Bussis!
Hab dich lieb!
Silver


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