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Das Blut der Lasair

von

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Werkzeuge

Werkzeuge
 


 

Lestat kostete es alle Kraft, die er aufwenden konnte, Catherine einen Moment zum Innehalten zu bringen. Er wollte es so sehr, aber er hatte nicht getrunken. Dazu war keine Zeit gewesen.

„Was, Lestat? Willst du nicht?“

„Das ist nicht der Punkt, Cherie… Wir sollten warten – auf Marius und die anderen.“

„Das wird dauern.“

„Möglich.“

„Sicher wird es dauern. Es ist bereits hell draußen.“

„Dann wird es dauern.“ meinte Lestat und küsste sie auf die Stirn.

Catherine schnaubte und drehte sich von ihm weg, damit sie aufstehen konnte.

„Werden sie auch zusehen?“

„Wie meinst du… Catherine… Um ehrlich zu sein, wäre es sicherer.“

„Sicherer? Es wäre … Nein, Lestat! Dieser Moment, wenn du mein Blut trinkst, wird unser Moment sein. Da hat niemand anderes hineinzureden. Und schon überhaupt nicht zuzusehen!“ entgegnete Catherine bestimmt.

„Gut, dann wirf’ dich in die Arme der Bestie!“ rief er außer sich. „Das würde ich ja gerne, aber du lässt mich nicht!“ gab sie wütend zurück und blickte ihn verwundert an.
 

Solche Ausbrüche kannte sie von sich, aber waren doch eher selten bei Lestat. Er mochte Kontrolle über die Dinge – vor allem, wenn sie mit ihr und ihrer Sicherheit zu tun hatten… Irgendetwas beunruhigte ihn.

„Catherine. Komm’ und setz’ dich zu mir!“ brach er das kurze Schweigen und legte seine Hand auf die Stelle neben sich auf dem Bett.

Catherine schüttelte den Kopf und blieb stehen, wo sie war.

„Was ist los?“ fragte sie.

„Setz’ dich!“ forderte Lestat sie noch einmal auf, doch er sah, dass Catherine seiner Bitte nicht folgte, weshalb er seufzte. „Die Bruderschaft hat ihre Finger tiefer im Dreck, als wir bisher angenommen hatten.“

„Und das heißt?“

„Offenbar sind sie nicht die Guten…“

„Nicht, dass wir das angenommen hatten. Dafür hatten wir schon genug Gründe.“

„Sie sind die Bösen.“

„Oh… Die Welt ist also schwarz und weiß? Ich frage mich nur, wohin ich meine persönliche Bestie stecken soll, wenn es keine Grauzone gibt.“

„Tiefstes Schwarz, ma chérie, aber sei bitte ernsthaft.“

„Entschuldige.“

„Ich bin so schnell hierher gekommen, wie ich konnte, weil ich dachte, dass ihr alle in Gefahr seid.“

„Das waren wir auch… Wir sind lediglich schneller damit fertig geworden als…“

„Ich wäre zu spät gekommen.“

„Wir haben uns darum gekümmert.“ beruhigte Catherine ihn, wobei sie immer noch nicht wusste, ob es darum ging oder ob er noch damit herausrücken würde, was sie Neues über die Bruderschaft erfahren hatten.

„Wir waren dort, Catherine. Dort. Tief unten. Ich denke, du wusstest nichts.“

„Wovon?“ fragte Catherine und wusste nicht, ob die Ungeduld, die langsam in ihr erwachte, auch an ihren nicht mehr ganz so schlummernden Kräften lag.

„Sie erschaffen sie.“

„Wer erschafft wen?“

„Die Bruderschaft erschafft diese gedankenlosen Vampire.“ rückte er schließlich mit der Sprache heraus.
 

Catherine stand einen Moment regungslos da, ehe sie sich überhaupt wieder daran erinnerte, dass sie atmen musste. Sie schwankte und setzte sich schließlich doch zu Lestat auf das Bett.

„Ist das wahr?“ flüsterte sie und versuchte immer noch, irgendeine Ordnung in ihre Gedanken zu bringen

„Nun, es war sehr real, als wir dort waren. Das Labor und die Aufzeichnungen über die Testreihen vor allem.“

„Deshalb also.“

„Was… deshalb also? Ich kann dir nicht folgen. Einmal mehr muss ich das zugeben.“

Catherine schüttelte den Kopf und blieb stumm.

„Hast du davon gewusst? ... Nein, natürlich nicht. Verzeih… Was meinst du?“

„Deshalb sind die anderen noch dort. Sie versuchen, noch mehr über die Ziele herauszufinden, nachdem ihr von den Werkzeugen mit spitzen Zähnen erfahren habt.“

„Ja, es…“

„Warum bist du hier?“

„Oh… Ich dachte, es wäre gut, wenn jemand in eurer Nähe ist. Und ich hatte recht, denn immerhin wurdet ihr angegriffen!“

Catherine blickte Lestat prüfend an und schien nicht zufrieden mit seiner Antwort.

„Es steckt mehr dahinter. Zweifellos hast du recht und wir sollten warten.“

„Womit?“ fragte Lestat und bemerkte, dass er hoffnungslos im Gewirr ihrer Gedankensprünge verloren war.

„Wir sollten warten, bis du von mir trinkst, bis die andern da sind.“

„Tatsächlich? Ja, richtig. Ich habe Recht.“ stimmte Lestat verwirrt zu.

„Wer weiß schon, wie viele noch kommen? Und was sie wollen.“

„Am Tage dürften wir…“

„Können wir sicher sein, dass sie nur nachts angreifen, wenn sie angreifen?“

„Nun, ja. Ich meine… Sie sind doch trotzdem noch Vampire, oder?“

„Vampire aus einem Labor.“ erinnerte Catherine und fühlte den Schauer, der ihr über den Rücken lief.

„Offenbar waren sie trotzdem keine mächtigen Kampfmaschinen.“

„Wieso nicht? Weil wir ohne dich zurecht gekommen sind?“

„Nein, das meinte ich nicht, aber sie waren zu dritt und ihr…“

„Wir waren ebenfalls zu dritt.“

„Ja, aber… Egal. Catherine, was denkst du, was sie wollten?“ fragte Lestat, um das Gespräch in eine etwas andere Richtung zu lenken.
 

Sie überlegte eine Weile, zuckte immer wieder die Schultern und schüttelte den Kopf, ehe sie klar und mit deutlicher Stimme meinte:

„Mich.“

„Dich?“ fragte Lestat und wünschte sich, er hatte sie falsch verstanden, doch sie nickte.

„Sie waren auf mich fixiert… etwas zu fixiert, würde ich sagen.“

„Das ist… nicht gut. Und das ist eine Untertreibung.“

„Hast du mir noch etwas zu sagen? Ich meine, ich weiß nun, dass die Bruderschaft meine Familie und – was weiß ich, wie viele – andere Leute in gedankenlose Vampire gewandelt hat… Wie auch immer sie das angestellt hat. Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?“

„Nein.“

„Das ist nicht wahr.“

„Nun, das ist das, was ich weiß. Die anderen bringen sicher Neuigkeiten mit, wenn sie kommen.“

„Wenn sie kommen… Das ist der Punkt.“ murmelte Catherine und Lestat versicherte ihr, dass sie kommen würden. „Was ist, wenn uns die Zeit davonläuft?“ fragte Catherine und Lestat schüttelte den Kopf.

„Nein, das wird sie nicht.“

„Gut, wenn du das garantierst… Soll mich das beruhigen?“

„Du machst mich wahnsinnig, Catherine.“

„Hervorragend… Das ist das, was ich die gesamte Zeit versuche. Endlich am Ziel!“ entgegnete sie sarkastisch und schüttelte den Kopf.

„Vielleicht solltest du dir noch einmal überlegen, ob du die Ewigkeit mit mir verbringen willst.“ meinte Lestat nach einer Weile.

„Wie bitte?“ rief Catherine.

„Ja, wir scheinen nicht gut miteinander auszukommen.“

„Gerade… Ja, schon möglich. Wir können es uns aber einfach machen und es auf die Umstände schieben, dass wir gerade… Wie auch immer. Das meinte ich aber überhaupt nicht mit meinem entsetztem Ausruf.“

„Was dann?“

„Scheinbar habe ich die gesamte Diskussion über mein Lebensende nicht mitbekommen. Hast du nicht gesagt, dass du… dass es dazu nicht kommen würde? Ich und tot… das sieht nicht nach deinem Plan aus. Gut, ich habe nicht vergessen, dass du mich nicht sterben lassen willst, aber… dass du ernsthaft in Erwägung ziehst...“

„Warst du nicht selbst der Meinung, dass es zu Ende geht? Ich denke, wenn es so weit ist, werde ich wieder dastehen und meine Pläne allein machen müssen.“

„Über meinen Kopf hinweg?“

„Nun, bestimmt nicht über deine Leiche.“ gab er zurück und blickte sie durchdringend an, ehe er fortfuhr: „Catherine, überleg’ dir das gut und gib’ mir deine Antwort auf die Frage. Soll ich dich sterben lassen oder willst du mit mir kommen, sollte es dazu kommen?“

„Du weißt, dass ich…“ begann sie, doch Lestat unterbrach sie heftig.

„Nein, entscheide dich nicht so schnell. Vergiss’ nicht, dass es kein Spaziergang ist, über den du entscheidest. Es ist der Schritt in eine Welt, aus der es kein Entkommen gibt.“

Catherine nickte und behielt für sich, dass sie schon lange Zeit darüber nachdachte, wie sie sich entscheiden würde. Wenn sie ehrlich war, hatte der Gedanke immer wieder seinen Weg zurück in ihren Verstand gefunden.

Lestat bemühte sich um ein Lächeln und zog sie in ihre Arme. Er wusste, dass er sie nicht verlieren wollte, und sie wusste es mit Sicherheit auch, doch es gab eine Sache, die sie gewiss nicht wusste. Er hoffte, dass er genug Kraft hatte, ihre Entscheidung zu respektieren, wenn sie sich für den endgültigen Tod entschied.

Er wollte nicht verantwortlich dafür sein, sie gegen ihren Willen in seine Welt zu ziehen. Doch… war er das nicht schon längst?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Engel-
2009-04-26T21:20:12+00:00 26.04.2009 23:20
Von mir aus dürfte Lestat mich jeder Zeit verwandeln *g* Selbst wenn ich nicht im sterben liege.

Oder durch ihn zu sterben *seufz* Was gibts bessere Todesarten? XD

Aber wenn nicht bald irgendwer irgendwen beißt werd ich ungeduldig. ^^


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