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Die erste Staffel
von

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Nachforschungen

Kikyou starb eigentlich an der gleichen Ursache, die den Inu no Taishou immer schwächer werden lässt. Leichtsinn. Sie rechnete mit Problemen erst in Fürst Narakus Schloss, aber nie mit einem sofortigen, kompromisslosen Angriff einer Übermacht, er rechnete nie mit einem direkten Angriff auf ihn selbst. Zum Glück versuchen seine Jungs, etwas dagegen zu unternehmen...
 

5. Nachforschungen
 

Zum ersten Mal erlebte Kagome die Straßen aus der Sicht derer, denen Platz gemacht wurde. Inuyasha ging voran, gefolgt von den drei Menschen. Wie immer wichen alle Bewohner der Stadt hastig rechts und links, beugten Knie und Nacken, wenn sie den Prinzen erkannten. So gelangten sie in recht kurzer Zeit zu dem Tempel der Familie.

„Wartet hier“, sagte Inuyasha zu Sango und Miroku, die beide wortlos vor dem Tor stehen blieben. Das Gespräch würde für ihren Freund unangenehm genug sein. Die Stadtbewohner starrten sie an, widmeten sich dann aber ihren eigenen Geschäften. Es ging niemand etwas an, was der Sohn des Herrschers in dem Tempel wollte, zumal doch einige von ihnen Kagome als Tochter des Hauses erkannt hatten.

Großvater und Mutter bemerkten den Prinzen und Kagome und kamen eilig heran, fielen höflich auf die Knie.

„Steht auf“, befahl Inuyasha: „Ich… was ich euch zu sagen habe, erfahrt ihr besser gleich. Man hat Kikyou im Wald gefunden, tot.“

Als Kagome die erschreckten, fassungslosen Gesichter sah, ärgerte sie sich unwillkürlich über diese taktlose Eröffnung. So ergänzte sie hastig: „Sie…sie wurde wohl von einfachen Dämonen überfallen, die so in der Überzahl waren, dass sie …dass sie sie nicht besiegen konnte.“ Es fiel ihr schwer, das auszusprechen.

„Ich werde mich darum kümmern“, erklärte der Prinz etwas verstimmt. Was mischte sie sich ein? „Und wer auch immer die Schuld an Kikyous Tod trägt, hat den letzten Fehler seines Lebens begangen.“

„Kagome…“ brachte die Mutter heraus: „Dann...dann wird das auch für dich gefährlich?“

„Nein. Ich werde sie beschützen.“ Inuyasha nickte, um das zu bekräftigen: „Ihr werdet nicht zwei Töchter verlieren.“

„Danke...“ Was sollte man dazu schon sagen. Immerhin galt die Herrscherfamilie als die stärksten aller Dämonen. „Ich...“

Kagome sah bestürzt, dass ihre Mutter zu weinen begann. Höfische Etikette hin oder her, sie ging an Inuyasha vorbei, um diese in den Arm zu nehmen: „Es tut mir so leid, Mama“, flüsterte sie. „Aber ich bin sicher, dass mir nichts passiert. Kikyou war allein, und ich bin...wir sind zu viert. Mir wird nichts passieren, das ist ein Versprechen, hörst du?“ Aber auch sie spürte wieder, wie Tränen in ihre Augen traten.

„Aber eines, das du brechen könntest. Ach, ich hatte so gehofft, Kikyou hätte da bei diesem Fürsten einen guten Platz, für euch beide sei gesorgt.“

„Verzeiht, Euere Durchlaucht…“ Der Großvater nahm sich mühsam zusammen: „Wo ist...wo ist Kikyou nun?“

„Beim Heiler im Schloss. Er sagt euch, wenn ihr sie beerdigen könnt.“ Der Prinz fühlte sich irgendwie schuldig. Aber er ergänzte: „Ich habe befohlen, dass sie…dass sie gebührend hergerichtet wird.“

„Danke.“ Immerhin würde es eine ordentliche Bestattung geben. Er hatte gehört, dass die Opfer dieser Dämonenangriffe meist kaum mehr als Menschen erkennbar waren. Aber da war noch etwas. Kikyou hatte er seine Kette nicht mitgegeben, da diese strikt abgelehnt hatte, irgendwie Hilfe zu benötigen. Leider. Aber vielleicht konnte Kagome etwas damit anfangen. „Äh...kommst du rasch mit, Kagome? Ich…ich möchte dir einen Talisman mitgeben, für die Jagd.“

„Ach, Großvater“, sagte die, folgte ihm aber: „Ich brauche das bestimmt nicht.“

„Es ist nicht für die Jagd“, fuhr er fort, als sie in den Schuppen gingen: „Ich...ich habe gehört, dass die Dämonen der ersten Klasse sich manchmal an Menschenmädchen heranmachen.“

„Ja, und?“

„Wenn...wenn der Prinz das tun sollte, gegen deinen Willen und überhaupt, hier…dann nutz eine günstige Gelegenheit, ihm diesen Rosenkranz umzulegen. Was immer du dann sagst, muss er tun.“ Er reichte ihn ihr.

„Danke. Aber ich glaub nicht, dass ich ihn brauchen werde.“ Immerhin war Inuyasha in ihre Schwester verliebt gewesen, da würde er kaum mit ihr auch nur etwas anfangen wollen. Aber sie schob die Kette in die Tasche, die in ihrem Gewand eingenäht war: „Danke.“

„Pass überhaupt auf dich auf, mein Kind. Ich...ich weiß nicht, was da passiert ist, aber Kikyou war eine sehr fähige Priesterin.“

„Ja. Aber sie war allein und ich bin es nicht.“ Kagome umarmte ihn: „Und die beiden anderen Menschen in der Gruppe sind wirklich nett.“

„Ja, das hat Kikyou auch immer gesagt.“ Er versuchte sich zu beherrschen: „Geh jetzt, ehe der Prinz ungeduldig wird. Es war freundlich, dass er uns das selbst sagte.“

„Er hatte Kikyou wohl recht gern“, gestand Kagome: „Aber gegen einen Befehl des Inu no Taishou kommt auch er nicht an.“

„Natürlich.“ Er schob sie mehr oder weniger aus dem Schuppen: „Geh jetzt. “

Und sie wusste, er würde zu weinen beginnen, sobald er allein war.
 

„Na, Talisman bekommen?“ meinte Inuyasha ungeduldig, um seine Verunsicherung zu verbergen. Was ließ ihn diese Kagome auch einfach mit ihrer weinenden Mutter hier im Hof stehen.

„Äh, ja…“ Die Priesterin fand plötzlich die Idee, ihn zu Gehorsam zwingen zu können, gar nicht so schlecht. Es war natürlich fraglich, wie sich sein Vater dazu stellen würde, oder auch sein Halbbruder, aber ein netter Gedanke war das schon. „Mama?“ Sie umarmte sie: „Ich...bitte, sprecht für mich ein Gebet für Kikyou bei der Beerdigung...“ Ihre Stimme zitterte.

„Ja, das werde ich tun. Viel Glück, und pass auf dich auf, mein Mädchen.“ Sie drückte ihre Tochter an sich, ehe sie zurückwich und sich verneigte, bemüht, sich zu beherrschen.

„Jetzt komm schon, Kagome“, sagte der Prinz und wandte sich zum Gehen. Je eher er von den Trauernden weg kam, umso besser war es. Er fühlte sich immer so hilflos, wenn Menschenmädchen oder -frauen weinten.

Kagome fühlte eher Zorn über sein mangelndes Taktgefühl, aber es wäre natürlich nicht ratsam gewesen, sich bei dem Prinzen darüber zu beschweren. Einmal überhaupt nicht und zum zweiten: solange Naraku einen Teil des Juwels der Vier Seelen hatte, wäre Streit unter den Leuten, die davon wussten, sicher fatal. Und lieber Inuyasha oder eher, seinen Vater als Herrscher, als einen so heimtückischen Dämon, der auch vor Mord nicht zurückschreckte.

Vor der Tür schlossen sich Sango und Miroku ihnen an. Die Dämonenjägerin trug die kleine Katze auf dem Arm.
 

Sesshoumaru saß in seinem Arbeitszimmer, allein, und blickte nachdenklich ins Nichts. Seit einigen Tagen geschahen allerhand äußerst merkwürdige Dinge. Wann hatte es begonnen? Das Erste, was er wirklich persönlich an sonderbarem Geschehen erlebt hatte, war der Überfall, den vorgeblich Inuyasha auf ihn gemacht hatte. Gut, der war es nicht gewesen, aber das hatte er ihm auch nur deswegen abgenommen, da dieser zufällig ausgerechnet bei Vater gewesen war. Vater...ja. Auch dessen Verhalten musste bedacht werden. Sein Misstrauen heute…Wer hatte Vater gesagt, dass er, Sesshoumaru, nicht loyal sein, der Herrscher seinen ältesten Sohn quasi unter Hausarrest stellen sollte? Darauf gab es nur eine Antwort: Naraku.

Vaters Sekretär hatte doch erwähnt, dass dieser Fürst Nachrichten schicken wolle, hätte er Nachweise für einen Verrat. Diese angekündigte Nachricht war nicht gekommen. Und das Warum war ebenfalls klar. Hätte er, Sesshoumaru, den Überfall nicht überlebt, hätte dieser Naraku dafür gesorgt, dass Inuyasha des Mordes angeklagt worden wäre. Sein Halbbruder hätte sich kaum verteidigen können. Jeder ausgesandte Dämon hätte an der Stelle des Überfalls die Linien der Windnarbe entdeckt, Inuyashas Geruch. Eine perfekte Falle für beide Söhne.

Naraku.

Sesshoumaru erhob sich, trat ans Fenster. Vor einigen Tagen war der hierher gekommen, um sich als neuer Fürst des 18. Bezirks vorzustellen und Treue zu schwören. Hatten da schon die Merkwürdigkeiten begonnen? Er konnte sich an nichts erinnern, wenn man davon absah, dass er nie zuvor von einem Naraku als Familienmitglied des Clans im 18. Bezirk gehört hatte. Aber der Dämonenclan dort hatte sich Jahre erbitterter Kämpfe geleistet. Vater hatte weggesehen, wie immer, solange sich das Morden auf die Familie beschränkte, keine anderen Dämonen oder Menschen zu Schaden kamen. So wäre es durchaus möglich, dass ein entfernter Familienzweig an die Macht kam. Was war dann geschehen? Naraku war um Vater gewesen, hatte versucht, sich diesem angenehm zu machen. Auch dies war nicht sonderlich ungewöhnlich. Viele Fürsten versuchten auf diese Weise, den mächtigen Inu no Taishou für sich zu gewinnen, ihn zu beeinflussen. Natürlich reagierte Vater auf derartiges nie.

Nie? Immerhin hatte er auf Narakus Wunsch hin diese Priesterin von Inuyasha abgezogen und in den 18. Bezirk geschickt. Und das, obwohl sein Halbbruder anscheinend mehrfach versucht hatte, es zu verhindern. Für gewöhnlich hätte Vater eher auf den Sohn gehört, eine andere Priesterin geschickt. Und da war auch dieses seltsame Gefühl, als er vorhin in seinem Raum gewesen war, als sei der Herrscher nicht mehr er selbst. Nein, da stimmte definitiv etwas nicht. Er musste herausfinden, was Naraku getan hatte, in den Tagen, als er hier Gast gewesen war.

Er drehte sich um, als ein lauter Aufschrei in seinem Vorzimmer zu hören war.

„Halt, du törichtes Ding, wie kannst du es wagen, in das Arbeitszimmer…“

Er erkannte Jakens Stimme. Sein Sekretär schien sich über etwas fürchterlich aufzuregen. Im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen und das Menschenmädchen Rin kam herein gelaufen.

„Oh, Euer Gnaden!“ Sie strahlte ihn an.

Der Kronprinz ertappte sich bei dem Gedanken, dass er ihr nicht einmal böse sein konnte, dass sie hier hereinplatzte. Vermutlich wusste sie es nicht anders: „Rin.“

„Seht nur! Ich habe dieses Kleid bekommen!“ Sie drehte sich freudestrahlend vor ihm: „Hofrat Jaken sagte, Ihr habt das befohlen! Vielen Dank!“

„Mein Drache?“ Hofrat in Verbindung mit Jaken? Wie amüsant. Diese Anrede hatten zwar die engsten Mitarbeiter bei Hofe, aber er hatte noch nie gehört, dass jemand so seinen Sekretär angesprochen hatte.

„Ich habe ihn auf die Wiese gebracht, dort hinten. Jemand sagte mir, da dürfe er fressen.“

Sesshoumaru warf einen Blick hinter sie, wo sich Jaken zerknirscht näherte: „Vergebt, Euer Gnaden…ich habe versucht, sie aufzuhalten.“

„Zeig ihr ihr Zimmer. Danach komm wieder zu mir. Rin?“

„Ja, Euer Gnaden?“ Sie blickte mit großen, dunklen Augen dienstbereit zu ihm auf.

„Geh dann zum Drachen. Du hast gewiss Arbeit.“

„Oh, ja, das Leder gehört geputzt, die Zügel, und der Sattel. Und der Schmuck ist beschädigt und…“

„Geh.“ Wer war zuvor eigentlich für diese Dinge zuständig gewesen, wenn nun soviel zu reparieren war? Sein Blick wanderte nachdenklich seitwärts und Jaken hielt das für den geeigneten Zeitpunkt, schleunigst seinem Befehl nachzukommen. So fasste er das Mädchen, zog es am Ärmel mit sich aus dem Arbeitszimmer.

„Du törichtes Ding, das ging je gerade noch mal gut“, schimpfte er draußen leise: „Wie kannst du es wagen, einfach in das Zimmer des Kronprinzen zu laufen? Niemand geht ohne Aufforderung dort hinein, ohne bestraft zu werden.“

„Ich wollte mich nur bedanken. Wo ist mein Zimmer?“

„Hier.“

„Oh, so nahe bei Euer Gnaden?“ Sie verwendete die höfische Anrede wie einen Namen.

„Ja. Ich weiß wirklich nicht, darum er dir hier ein Zimmer zuweisen lässt. Das hier sind seine privaten Räume.“

„Siehst du, Hofrat Jaken!“ triumphierte sie: „Ich darf in seine privaten Räume.“ Mit leisem Zögern fuhr sie fort: „Und wo kann ich etwas essen?“

„Es wird dir in dein Zimmer gebracht. Jetzt geh schon in den Stall und mach dich an die Arbeit.“ Hoffentlich kam der Kronprinz jetzt nicht darauf zurück, dass er bislang für das Sattelzeug verantwortlich gewesen war. Aber der Befehl war klar gewesen, wieder in das Arbeitszimmer zu kommen und so gehorchte der kleine Dämon, verneigte sich tief, ehe er die Tür schloss, bemüht, seinem Herrn nicht den Rücken zuzudrehen. Es hatte schon Leute gegeben, die das getan hatten. Und es war keinem sonderlich gut bekommen.

Sesshoumaru sah aus dem Fenster: „Jaken.“

„Ja?“ Hoffentlich kam jetzt nichts wegen dem Sattelzeug.

„Vor einigen Tagen war Fürst Naraku zu Gast hier im Schloss. Welches Zimmer hatte er? Wer war für ihn verantwortlich?“

„Äh, das Gastzimmer, wo immer die Fürsten wohnen, wenn sie hier sind, Euer Gnaden, denke ich.“ Da sich dieser umdrehte, ergänzte sein Sekretär mit einer hastigen Verneigung: „Ich werde mich unverzüglich beim Haushofmeister erkundigen, wenn Ihr dies wünscht.“

„Ich will den zuständigen Dämon sprechen.“

„Ja, Euer Gnaden.“ Jaken machte, das er aus dem Zimmer kam.
 

Keine halbe Stunde später kniete ein Dämon mehr als besorgt vor dem Kronprinzen. Es war unüblich, dass sich dieser für die Gästebetreuung interessierte. Hatte dieser Fürst sich etwa beschwert? Hatte er etwas falsch gemacht? Seine Gnaden war nicht gerade dafür bekannt, nachsichtig bei Fehlern zu sein. So legte er die Stirn auf den Boden.

„Dein Name?“

„Okabe, Euer Gnaden.“

„Dir war Fürst Naraku zugeteilt?“

„Ja, Euer Gnaden...ich…ich flehe Euch an. Ich bin mir keiner Schuld, keines Fehlers bewusst…“

„Sei still!“ kam es kalt. „Beantworte meine Frage.“

„Ja, Euer Gnaden.“

„Du hast ihm also Frühstück in das Zimmer gebracht?“

„Ja, Euer Gnaden.“

„Ist dir in dem Zimmer etwas ungewöhnlich vorgekommen?“

„Nein, nichts.“ Okabe hätte gern nachgefragt, was das sollte, aber das ziemte sich sicher nicht. Und der Prinz war nicht geduldig bei Vergehen.

„Hatte er Arzneien dabei?“ Hatte er Drogen dabei gehabt? Aber das wollte er nicht so direkt fragen.

„Nein. Nur das Mädchen…“

„Mädchen?“

„Seine Tochter, nehme ich an. Sie…sie sah so eigenartig aus.“

„Erkläre das.“ Tochter? Beim Empfang oder zu einer Audienz war Fürst Naraku stets allein gekommen. Und es hatte auch niemand etwas vor einer Tochter erzählt.

„Sie...dieses Mädchen sah bizarr aus. So weiß, ich kann es schlecht beschreiben. Weiße Haare, bleiches Gesicht, weißes Kleid. Sie muss ja wohl ein Dämon sein, wenn sie seine Tochter ist, aber sie strahlte keine Energie aus. Irgendwie sehr merkwürdig. Vielleicht war sie auch ein Menschenmädchen.“

„Hatte sie auch einen Namen?“

„Ich...ich weiß nicht, Euer Gnaden.“ Okabe wagte es, sich ein wenig mehr aufzurichten: „Ich hatte bei ihr nur so ein merkwürdiges Gefühl. Aber vielleicht könnte Euch die Dienerin mehr sagen, die zum Putzen eingeteilt war. Sie ist zwar nur ein Mensch, aber sie war auch in dem Zimmer, als das Mädchen dort allein war, der Fürst bei…bei dem mächtigen Inu no Taishou war.“

„Hol die Dienerin.“

„Ja, Euer Gnaden.“ Erleichtert sprang Okabe auf und verließ das Arbeitszimmer. Soweit er wusste, hatte es durchaus schon Dämonen gegeben, denen das nicht mehr in einem Stück gelungen war.
 

Das war auch der Menschenfrau bewusst, die kurz darauf kam. Okabe hatte ihr gesagt, dass der Kronprinz mehr als eigenartige Fragen stellte, und sie konnte ihr Zittern nicht unterdrücken, als sie niederkniete, sich verneigte.

„Dein Name?“

„A..Atina, Euer Gnaden.“

„In Fürst Narakus Zimmer war auch ein Mädchen?“

„Ja….“ Hatte sie etwas falsch gemacht? Hatte die sich beschwert?

„Was kannst du mir zu ihr sagen?“

„Ich…ich kann mich an keinen Fehler erinnern, bitte, habt Gnade. Ich weiß nicht...“

„Atina!“ Diese Entschuldigungen waren manchmal nervend.

„Ja, ja, natürlich, Euer Gnaden. Sie sah sehr eigenartig aus. So, weiß. Und ihre Augen waren zwar dunkel, aber…aber sie guckte einen nicht an, sondern durch mich hindurch.“

Das machte er bei Dienern auch. Aber schön: „Weiter.“

„Ich weiß sonst nichts weiter…Sie sah oft in den Spiegel, den sie dabei hatte. Ja, sie hatte ihn eigentlich immer in der Hand. Und eigenartigerweise guckte Fürst Naraku da ebenfalls hinein, zumindest einmal, als ich zum Putzen kam.“

„Ein Spiegel?“ Merkwürdig. „Konntest du sehen, was in dem Spiegel war? Spiegelte sich da wirklich das Mädchen drin? Oder der Fürst?“

„Ich weiß nicht, Euer Gnaden…“ Aber Atina dachte nach. Offenbar war das wichtig. „Er saß da, an der Wand, und sie kniete vor ihm, hielt ihm den Spiegel hin. Er sah hinein. Ich verneigte mich, bat um Entschuldigung für die Störung. Er meinte dann, ich sollte wieder gehen, ich bräuchte nicht zu putzen. Ja. Und das eigenartige Mädchen drehte auch den Kopf zu mir. Ich nahm meinen Eimer wieder auf, und wollte gehen. Ja, genau. Da war in dem Spiegel ein Bild. Es sah aus, wie von einem großen, weißen Hund, der am Himmel flog…“ Sie schüttelte ein wenig den Kopf: „Ich verstehe das nicht.“

„Fällt dir sonst noch etwas ein? Der Name des Mädchens?“

„N..nein, Euer Gnaden.“ Hoffentlich war das jetzt nicht falsch.

„Geh.“

„Danke“, brachte sie noch heraus, ehe sie mit fast unziemlicher Geschwindigkeit aufstand, das Zimmer verließ.
 

Der Kronprinz drehte sich um, sah aus dem Fenster. Dieses Mädchen war merkwürdig. Falls sie ein Menschenmädchen war, sah sie anders aus, als jedes, das er selbst bislang gesehen hatte. War sie aber ein Dämon – wo war ihre Energie? Und was hatte es mit diesem Spiegel auf sich? Er hatte gehört, dass es magische Spiegel gäbe, die ihrem Besitzer zu zeigen vermochten, was weit entfernt geschah. Besaß sie einen solchen? Oder gab es auch andere, mit anderen Fähigkeiten? Das Bild des weißen Hundes hatte ihn noch besorgter gemacht. Das musste er herausfinden. Und er kannte jemanden, der ihm die Antworten geben konnte. Zum Glück war er hier im Schloss, das er, getreu Vaters Befehl, ja nicht verlassen durfte.

Als er über den Hof ging, bemerkte er Diener, die mit einer Trage gerade zum Tor wollten. Eindeutig war das eine Bahre, wie sie Menschen verwendeten, wenn sie ihresgleichen begraben wollten: „Was tut ihr?“ Gewöhnlich beerdigten die menschlichen Diener ihre Angehörigen hinter dem Schloss, brachten sie nicht in die Stadt.

Die vier stellten hastig die Bahre ab, um sich auf den Boden zu werfen.

„Euer Gnaden“, brachte einer hervor „Wir...wir folgen dem Befehl von Prinz Inuyasha.“

„Was hat er befohlen?“ Wenn es Unsinn war, würde er den Befehl widerrufen.

„Die…die Tote soll in den Tempel ihrer Familie gebracht werden.“ Es war sinnlos, zu versuchen, den Kronprinzen anzulügen.

„Die Tote?“

„Ja, die Priesterin, die in den letzten Jahren für Seine Durchlaucht arbeitete.“

„Sie ist gestorben? Sollte sie nicht zu Fürst Naraku gehen?“

„Ja, Euer Gnaden. Aber einfache Dämonen haben sie im Wald überfallen. Prinz Inuyasha erhielt von Seiner Hoheit, dem mächtigen Inu no Taishou, die Erlaubnis, diese zu jagen.“

„Dann hat mein Halbbruder das Schloss verlassen?“

„Ja, Euer Gnaden, mit den Dämonenjägern.“

„Bringt sie weg.“ Nachdenklich wandte sich der Kronprinz ab. Wieder eine neue Merkwürdigkeit. Er hatte sich nie viel mit Inuyashas Leuten beschäftigt, aber diese Priesterin war sicher für einen Menschen recht stark gewesen. Wieso war sie auf diese Weise umgekommen? In jedem Fall würde das seinen lieben Halbbruder geärgert haben. Das bewies schon die Tatsache, dass er sich prompt von Vater die Genehmigung geholt hatte, auf einen Rachefeldzug zu gehen. Natürlich war dem Halbdämon auch nicht aufgefallen, dass sich Vaters Energie verändert hatte. Es wäre nur zu sehr Inuyasha, dächte dieser nicht weiter nach, käme gar nicht auf die Idee, dass auch in diesem Fall der Name Naraku einmal zu oft auftauchen würde. Nein. Jede Merkwürdigkeit der letzten Tage hatte mit dem Fürsten des 18. Bezirks zu tun. Und er, Sesshoumaru, brauchte dringend die Antwort auf ein paar Fragen. So machte er sich auf den Weg in den Trakt, in dem ein alter Lehrer von ihm wohnte, der einst auch Vaters Berater gewesen war, nun aber zurückgezogen lebte.
 

**************************************
 

Spiegel.

So heisst das nächste Kapitel.

Wem der ermittelnde Sesshoumaru bekannt vorkommt: Ähnlichkeiten sind hier weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich. Der gleiche Chara beim gleichen Autor kann nicht auf zwei verschiedene Methoden ermitteln.

Und ob sein Halbbruder allerdings wirklich so ahnunglos ist, wie er in Großer-Bruder-Manier denkt, wird Seine Gnaden noch feststellen.
 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, sende ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (34)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Enyxis
2011-05-21T14:40:42+00:00 21.05.2011 16:40
BAAAH >< AUSGERECHNET WENNS SPANNEND WIRD!

Megahammer Kapi *___*
Von:  Minerva_Noctua
2010-07-05T19:52:03+00:00 05.07.2010 21:52
Hallo!

Hier bin ich wieder.
Sesshoumaru und Inu Yasha sollten wirklich miteinander reden.
Nach "Im Zeichen des Windes" ist so eine verkorkste Beziehung, trotz der Tatsache, dass Daddy noch lebt, etwas schwer zu verdauen. Ich verstehe nicht, warum sie sich nicht leiden können. Aber dafür wird es schon einen Grund geben.
Jetzt ist der Rosenkranz tatsächlich aufgetaucht. Wäre aber ungeheuerlich, wenn Kagome den auch benutzen würde, was sie wird.
Die Familie von Kagome tut mir leid.
Na ja, es wird sicherlich nicht langweilig werden^^.

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  Tigerin
2008-01-02T14:13:23+00:00 02.01.2008 15:13
Die Dienerverhöre haben mich gleich wieder mal an die Krimis erinnert.. aber das ist gut... stimmt schon gleich mal drauf ein.. *g*
Solche Lehrer sind beliebte Wissensquellen würd ich sagen.. in "Es kann nur einen geben" ja auch.
Jetzt hat Sess also von Kanna und ihrem Spiegel erfahren, mal sehen, ob er die richtigen Schlüsse zieht. Es war ja klar, dass er Inu nicht zutraut, dass er mitbekommen haben könnte, dass Naraku dahintersteckt.. aber da hat sich Sess mal geirrt. Die Stelle mit Sess und Rin war super^^ Ich find die Kleine einfach süß^^

So, Bye Tigerin
Von:  Teilchenzoo
2008-01-01T19:16:43+00:00 01.01.2008 20:16
Kanna ... sie ist jetzt auch dabei. Damit wäre also alles geklärt. Seltsamerweise war und ist Kanna schon immer einer meiner Lieblingscharaktere gewesen. Hoffentlich überlebt sie das Ganze.

Naraku ... so geschickt er ist, seine Spuren hat er nicht verwischen können. Beide Brüder sind ihm auf den Fersen. Und spätestens am Ziel, bei ihm, werden sie sich zusammenschließen. Und dann ist er so gut wie tot.

Hoffen wir es ...

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2008-01-01T18:44:09+00:00 01.01.2008 19:44
Kanna ... sie ist jetzt auch dabei. Damit wäre also alles geklärt. Seltsamerweise war und ist Kanna schon immer einer meiner Lieblingscharaktere gewesen. Hoffentlich überlebt sie das Ganze.

Naraku ... so geschickt er ist, seine Spuren hat er nicht verwischen können. Beide Brüder sind ihm auf den Fersen. Und spätestens am Ziel, bei ihm, werden sie sich zusammenschließen. Und dann ist er so gut wie tot.

Hoffen wir es ...

Lg neko
Von:  chaska
2007-09-13T07:16:53+00:00 13.09.2007 09:16
Eine seltsame Tochter hat Fürst Naraku. Fast scheint es so, als ob er sie absichtlich verstecken würde. Aber kann man Nichts verstecken? Der untrüglichen Spürnase des ältesten Sohnes von Inu taisou wird sie wohl kaum verborgen bleiben. Das Misstrauen ist geweckt und warum sollte man seinen Hausarrest nicht sinnvoll für Nachforschungen nutzen?
Eine Bannkette für den Prinzen Inu Yasha? Oh Ha... das wird dem sicher gar nicht gefallen. Es war zumindest sehr nobel von ihm, das er der Familie von Kikyou persönlich Bescheid gesagt hat. Fiel ihm bestimmt nicht leicht. Er war noch nie ein Mann großter Worte.
so meine Frühstückspause ist vorbei und ich muss schleunigst Schluss machen. Der nächste Kommi folgt vielleicht heute abend. Ich hatte nur so ein schlechtes Gewissen, weil ich mich so lange nicht gemeldet habe.

UPS... Chef naht..
chaska
Von:  Krylia
2007-09-10T10:13:11+00:00 10.09.2007 12:13
Oho. Ich frage mich, wann Kagome die Kette einsetzten und inwiefern das Konsequenzen haben wird. Ich persönlich glaube ja nicht, dass Sess etwas dagegen hat, es sei denn, er fasst es als Beleidigung der gesamten Familie auf.
Bin schon gespannt, wann seine Gnaden erkennt, dass sein kleines Halbbrüderchen doch von seinem Gehirn Gebrauch zu machen weiß.
Von: abgemeldet
2007-09-09T12:13:39+00:00 09.09.2007 14:13
gut, dass du zum Schluss den Beisatz eingefügt hast. Wollte gerade schreiben... das kommt mir sehr bekannt vor. Das wir richtig interessant. Vor allem warum konnte sich Kikyou nicht gut wehren.. seltsam. Und ein ermittelnder Sesshomaru, ein denkender Inu, eine Kagome mit Gehorsamskette... klingt nach jeder Menge Abenteuer und viele Kapitel *zwinker*

Ich freu mich schon sehr.

lg
san
Von:  Cistus
2007-09-09T08:00:00+00:00 09.09.2007 10:00
Zwei Wege ein Ziel! Sieht aus als würden die Hundbrüder widerwillen das gleiche Ziel aus verschiedenen Gründen und mit verschiedenen Methoden ansteuern. Das Sesshoumaru zum eher passiven Handeln gezwungen ist, macht die Sache spannend. Mal sehen wieviel detektivisches Geschick an den Tag legt. Die anderen Storys haben zwar nichts mit dieserzu tun, aber Sesshoumaru bleibt Sesshoumaru!Ich freue mich schon auf die weiteren "Ermittlungen".
Die Idee ist fazinierend eine Story aus Action und Krimi zu lesen. Das du beide Generes beherrscht wissen wir ja bereits!
Mal sehen wie lange es dauert bis Inuyasha und Kagome sich in die Haare bekommen.
Das verspricht jedenfalls eine Superstory zu werden.
mfg
Cistus
Von:  Animegirl87
2007-09-06T16:46:16+00:00 06.09.2007 18:46
Hmm, da stellen sich viele Fragen. Zumindest für den Kronprinzen. Ich bin ja gespannt, ob er auch hier einen gutes Bild als Ermittler macht, wie in den Krimis. Aber ich habe da keine Zweifel. Aber ich gehe da später noch mal drauf ein.

Oh Mann, Inuyasha ein bisschen mehr Taktgefül hätte ich ihm dann schon zugetraut. -.-" Nun so kann man sich irren. *drop* Da ist verständlich das Kagome sauer wird. Aber man muss dazu sagen, dass es Inuyasha ja nun auch schwer fällt. -.- Ich kann mir sehr gut denken, dass er sich nicht sehr wohl gefühlt hat. Naja, was solls. Stellt sich jetzt nur die Frage was genau ihnen nun bevor steht auf ihrer Reise.

Wo wir nun wieder bei Sesshoumaru wären. Er scheint sich da ja nun sehr reichlich mit zu beschäftigten. Verständlich wenn man sich die Vorfälle und den Gemütszustand des Taishos ansieht. Doch der Part mit Rin war in gewisserweise wirklich amüsant. *kicher* Und auch hier scheint der Kronprinz eine Schwäche für ein Menschenmädchen zu haben. *lach*
Ich bin ehrlich gespannt ob er dahinter kommt, dass Inuyasha nicht so blind ist wie er denkt. Genau genommen gehen beide denselben Sachen nach. Ich hoffe ehrlich, dass die beiden ihren Vater vor dem Untergang bewahren können. Zumindest denke ich mir das es Naraku auf seinen Posten abgesehen hat. Ich bin sehr gespannt und freu mich schon auf das nächste Kap.!!!^^

*knuddel*
die Ani!^^


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