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Liebe wie Gurkensushi

YUAL mit BxB-Oneshots!
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Liebe wie Gurkensushi

»Hey, an was denkst du gerade?«, dringt es an mein Ohr und ich schaue irritiert zu ihm auf. Wir sitzen auf seinem Bett in seiner kleinen, mülligen Wohnung und hatten gerade unglaublich miesen Sex. Das weiß er, das weiß ich. Aber es stört niemanden von uns. Sex ist nicht alles.

»Suppe«, antworte ich schließlich.

»Suppe?« Er ist etwas verwundert. »Willst du welche?!«

Soll ich es ihm erklären? Mein Lebensrezept? Es schmeckt wie schales Bier in einer schlecht gewürzten Tütensuppe. Am liebsten würde ich es wegschütten, aber was blieb mir dann noch?

Vielleicht versteht er es ja. Mit solchen Gedanken kann er so seltsam sein, wie ich.

Allerdings will ich ihm nicht sagen, dass er mein schales Bier ist. Ich bin vielleicht taktlos, unsensibel und schlecht gewürzt, aber selbst für mich wäre es etwas gemein, ihm so offen meine Meinung über unsere Beziehung ins Gesicht zu schleudern. Er hat es sich schließlich nicht ausgesucht, seltsam zu schmecken.

Ich schüttle etwas verspätet den Kopf. Er ist es gewöhnt, dass meine Antworten manchmal dauern und oft kurz ausfallen. Genau genommen, hat er sich mit vielen meiner Eigenheiten arrangiert.

Ich erhebe mich vom Bett und suche nach meiner Hose von gestern. Das Problem ist hierbei nicht, dass keine Kleidungsstücke zu finden sind. Ich habe nur keinen Schimmer, welche mir gehören. Wir geben beide nicht sonderlich viel auf unsere Klamotten, Hauptsache sie passen, sind bequem und nicht unmöglich zu kombinieren.

Wobei ... ich habe auch schon ein leuchtend oranges Hemd in seinem Schrank hängen sehen, was sich ordentlich mit seiner roten Krawatte beißt. Ich hoffe für ihn, er hat das noch nie zusammen getragen. Bei seinem schlechten Geschmack wäre es durchaus möglich.

Hm, diese Jeans hat gewisse Ähnlichkeit mit meiner. Ich schaue auf die Größe. Okay, dann eben nicht.

»Bleibst du noch ein bisschen?« Manchmal verstehe ich ihn nicht. Findet er nicht auch, dass einfach alles an uns unpassend ist?

»Wir sind eine verdammt schlecht schmeckende Suppe.« So, ich habe es doch gesagt.

»Sind wir?« Er scheint zu überlegen, ob es eine Beleidigung ist. Über die Aussage selbst scheint er sich nicht zu wundern. Immerhin kennen wir uns nun schon einige Jahre. Auch wenn wir die meiste Zeit nicht damit verbracht haben, uns irgendwie näher zu kommen und schon gar nicht sexuell. Ist ja auch nur eine begrenzt gute Idee, wir sind wirklich mies im Bett.

»Schon...« Ich habe keine Lust ihm mein Konzept mit dem Lebensrezept zu erklären. Er wird sich auch mit dieser billigen, einsilbigen Antwort zufrieden geben, schließlich weiß er prinzipiell was sie zu bedeuten hat.

»Was für eine Suppe?« Er klingt amüsiert. Er weiß was es bedeutet, aber er ignoriert es einfach.

»Ich weiß nicht... so eine Fertigsuppe, die nach nichts schmeckt und in die man dann betrunken abgestandenes Bier gekippt hat.« Das ´Betrunken` ist übrigens ein ganz wichtiger Punkt. Als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben, waren wir nämlich ... nicht betrunken. Wir hätten es aber sein sollen. Es wäre eine schöne Ausrede gewesen. Es hätte gezeigt, wie unvernünftig das alles ist. Und das wollte ich mit dieser Aussage noch mal unterstreichen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er diesen subtilen Hinweis versteht.

»Keine Fischsuppe?« Er hat sich bauchwärts auf das zerwühlte Bett gelegt und beobachtet mich, wie ich noch immer versuche rauszufinden, welcher dieser vielen Hosen denn meine ist. Es ist schon die dritte, die mir nicht passt. Warum zur Hölle gibt es hier überhaupt soviele Hosen?!

»Wie kommst du auf Fischsuppe?« Ich habe erst einmal Fischsuppe gegessen und kann mich ehrlich gesagt nicht mehr an den Geschmack erinnern. Wieso sollen wir Fischsuppe sein? Das ist unlogisch!

»Weil du mein Karpfen bist.« Es ist eine Unverschämtheit, dass er das mit so einem ernsten, unschuldigen Blick sagen kann, so dass man meinen könnte, er redet nicht totalen Blödsinn! Karpfen?!

»Blub.« Eine dumme Feststellung verdient eine dumme Erwiderung!

»Ja.« Er strahlt über das ganze Gesicht. Wir sind ganz bestimmt keine Fischsuppe! Oder Fischsuppe schmeckt absurder, als ich immer dachte.

»Du bist mein Karpfen der Liebe, mein Koi.« Ich und ein Zierkarpfen?! Ich fühle mich beleidigt - zumindest ein wenig. Außerdem macht er sich über mich lustig, über uns. Über eine Internetseite, in der einem erklärt wird, dass ein Koi immer noch ein Fisch ist und nicht die Abkürzung für Koibito, was im Japanischen wohl sowas wie ´Geliebte` heißt. Ich habe ihm die Website gelinkt, da er gerne abscheuliches Fanboy-Japanisch spricht und dabei nur halb so cool wirkt, wie er immer denkt. Verdammt, ich hätte ihm das nicht linken sollen!

»Mir wäre neu, dass man Zierkarpfen zu Suppe verarbeitet.« Ich werde ihm nicht den Gefallen tun, tatsächlich darüber zu lachen. Vielleicht ein bisschen, innerlich, aber am Ende steigt ihm das noch zu Kopf und das ist in seinem Zustand sicher nicht gut.

»Für mich ist unsere Beziehung sowieso eher wie Sushi.« Er hat sich auf den Rücken gedreht, zwirbelt einer seiner Haarsträhnen um seinen Finger und schaut dabei an die Decke. Ihm ist klar, dass er meine Aufmerksamkeit hat. Er genießt es, wie ich ihn so perplex anstarre.

Wie kommt er auf Sushi?! Vielleicht hätte ich mich ja darüber wundern sollen, dass er über uns auch in Form von Essen denkt. Aber gerade Sushi? Sushi ist teuer, edel, etwas besonderes, Luxus! Und seit wann wird es aus Zierkarpfen hergestellt?!

»Sushi?« Ich bin wirklich ehrlich schockiert.

»Ja.« Sein Grinsen ist verträumt, aber auch sehr selbstgefällig, weil ich noch mal nachgefragt habe. Nur er kann so dämlich grinsen.

»Also wenn dann allerhöchstens Gurkensushi.« Das ist wirklich das einzige Sushi, das ich mir bei uns vorstellen kann. Auch wenn das Rezept immer noch zu gut für uns ist, oder?

Er schaut zu mir und lächelt. Ich stehe mit zwei Jeans in der Hand da und versuche weniger angetan von dem Lächeln auszusehen, als ich es tatsächlich bin.

»Naja, mehr Luxus können wir uns sowieso nicht leisten.« Es klingt allerdings nicht so, als würde ihn das stören. Er sieht wirklich glücklich aus. Glücklich mit mir. Reicht ihm das, was wir haben? Unsere verschrobene Beziehung mit miesen Sex in seiner winzigen Wohnung?

»Hey, komm her, mein Karpfen der Liebe.« Er setzt sich auf und zieht mich an sich, um mir einen kurzen Kuss auf die Lippen zu geben. Der Kuss schmeckt nicht wie Sushi, aber auch nicht wie schales Bier.

»Dann bist du aber mein Gurkensushi!«

Vielleicht hat er ja recht. Wenn Sushi wie Liebe ist, können wir uns wahrscheinlich nur die billige Variante leisten. Aber wenn man sich überlegt, ist doch Gurkensushi immer noch besser, als eine miese Suppe, oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von:  Whiscy
2018-03-09T21:21:33+00:00 09.03.2018 22:21
Ich liebe es <3
Von: abgemeldet
2017-02-02T13:00:12+00:00 02.02.2017 14:00
Gurkensushi? HEHE!! Coolster vergleich einer Beziehung. Bei dem vergleich mit der suppe musste ich schon lachen ^^ aber sushi hat mich vollends vom stuhl geschmissen^^ Weiter so Hihi
Von: abgemeldet
2014-04-08T21:01:01+00:00 08.04.2014 23:01
Die Vergleiche sibd wirklich lustig^^ auf die Idee mit dem Sushi Vergleich muss mab erstmal kommen^^
Antwort von: abgemeldet
08.04.2014 23:01
*sind
**Man
Von: abgemeldet
2013-12-06T12:03:04+00:00 06.12.2013 13:03
Hilfe ist das herrlich!
Für heute muss mir jemand das Grinsen aus dem Gesicht prügeln. Werde sicher noch im Nachklang weiterhin vor mich hinschmunzeln ^^

Das Thema ist intelligent umschrieben. Die Vergleiche sind außergewöhnlich und wirken so herrlich treffend.
Prinzipiell ja ein ernstes Thema, wie ich finde. Es läuft nicht gut und eigentlich sollte da gar nichts laufen, aber es könnte schlimmer sein, oder? Und irgendwie ... ist es zumindest keine totale Katastrophe - wenn man nur nicht zu viel darüber nachdenkt.

Am Anfang hat es etwas von 'sich damit abfinden/irgendwie arrangieren', doch zum Ende hin kommt die Kurve, die eben doch von tieferen Gefühlen zeugt.

Sehr rund, sehr gut, sehr gelungen!
Von:  BRO
2013-11-25T11:43:40+00:00 25.11.2013 12:43
Ahh, herrlicher Einstieg. Total erfrischend geschrieben, hebt sich wirklich positiv ab von vielem, was es so zu dem Thema gibt. Deine Vergleiche sind toll und total unkitischig, einfach sehr nah an dem dran, was ich mir auch vorstellen könnte zu denken. Und dabei schon ein paar Jahre alt, das heißt, es kann wohl nur besser werden. Ich mach mich mal drüber her.
Antwort von:  Memphis
25.11.2013 17:16
Freut mich, dass du die Geschichte mochtest! :) Ich hoffe, du kannst mit dem ein oder anderen Gurkensushi auch was anfangen!
Von:  w-shine
2011-09-08T11:40:57+00:00 08.09.2011 13:40
Wow, Wahnsinn.
Diese Story ist echt wahnsinnig: Wahnsinnig unterhaltsam und wahnsinnig kreativ.
Wie kommt man dazu eine Beziehung mit Essen zu vergleichen? Und dann auch noch mit Gurkensushi?
Gefällt mir wirklich gut, dass du die Beziehung der beiden so realistisch und nicht romantisch-verklärt beschreibst, so wie das Leben eben ist. Trotzdem wird die Verbundenheit der beiden sichtbar.
Ich find's gut.

LG Shine
Von:  Ribka-is-Mori
2011-07-16T02:49:19+00:00 16.07.2011 04:49
öhm ja was soll ich zu so ner geschichte wohl sagen?^^ da fällt mir eig nur ein wort dazu ein, das ich wärend des lesens die ganze zeit im hinterkopf hatte!

romantisch *seufz* *_*

richtig toll... und der vergleich mit dem koi... ich hab echt gelacht^^

lg bine
Von:  WordlessPoet
2009-04-07T16:12:46+00:00 07.04.2009 18:12
Wirklich eine einzigartige Mahlzeit^^
Wunderbare Wortzutaten, gewürzt mit sehr schmackhaftem trockenem Humor (dem kann ich einfach nicht widerstehen).
Außerdem sind dir da zwei einmalige Gestalten gelungen, die sich glaube ich trotz ihrer mehr oder weniger ansprechenden Geschmäcker sehr gut ergänzen. Ich meine die Beiden können sich über Essen unterhalten, dabei aber ihre skurrile Bezihung meinen und benötigen dazu nicht einmal Erlärungen, wenn das keine Seelenverwandschaft ist, dann weiß ich auch nicht^^
Irgendwie hab ich jetzt den Faden verlohren...
...ach ja, die Beziohung der Beiden. Find ich genial, zwei Typen, die zusammen sind, keine Ahnung haben warum, zusammen bleiben, auch nicht genau wissen warum, die vielleicht zusammen passen, oder auch nicht und die bei ihrem ersten Mal am besten betrunken gewesen wären(für diesen Abschnitt muss ich dir auf Knien danken, sowas von geil^^)...haaach herrlich.
Ich verneige mich.

LG WordlessPoet
Von:  Yumika
2009-02-05T11:37:01+00:00 05.02.2009 12:37
Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen, ich finde es absolut lustig geschrieben und die Charaktere...naja, die sind eben Menschen- relativ unscheinbar und etwas verkorkst. Aber gerade dass ist toll. Ich habe gestern bereits eine andere Geschichte von dir (zu meiner Schande) überflogen und da endest du auch mit der Beschreibung einer nicht perfekten Beziehung. Und das hat mir gefallen und gefällt mir auch hier.
Denn so ist es halt und naja schlechter Sex, ich mein, da muss jeder mal durch^^
Liebe Grüße und bis zum nächsten Kommentar, Mika

PS: ich werd die überflogene Story auch noch mal in aller Ruhe lesen, in ein paar Tagen, mit etwas Abstand. Versprochen.
Von:  ReiRei-chan
2008-08-25T15:28:34+00:00 25.08.2008 17:28
Ich komme, dir zu huldigen!

Ich musste mich einfach mal bei dir umsehen und lesen was ich noch nicht gelesen habe und dir mal wirklich „sinnvolle“ Kommentare hinterlassen!

>>Da kein Mensch alleine glücklich sein<<

Da kein Mensch alleine glücklich sein kann oder alleine glücklich wird, oder glücklich ist… das musst du entscheiden wie es aus dem Kontext raus gemeint ist,

Erster Abschnitt, erster guter Einstieg! Sehr geil geschrieben, sehr witzig und wieder ist das dieser gewisse Unterton, den ich immer bei deinen Figuren finde. Wobei es hier wieder eher mit Sarkasmus ist und mit Ironie was mich an die Multistabile Seperatizenmatrix erinnern. Ich mag das. Sehr erfrischend!

>>Kindheitserinnerungen waren etwas schönes.<<

Schönes muss hier groß geschrieben werden.

>>Deswegen viel ihm vermutlich auch nicht auf, das ich momentan als eine schlecht gewürzte Suppe durch den Abfluss meines Lebens floss.<<

L I E B E *___*

>>Und ich war vielleicht taktlos, unsensibel und schlecht gewürzt, aber sowas wurde ich ihm trotzdem nicht ins Gesicht sagen.<<

würde statt wurde und einfach toll, wie diese Selbsterkenntnis des Charas rüberkommt. Irgendwie klingt er wie der größte Idiot und gleichzeitig das größte Genie, dass mir je untergekommen ist.

>>Das betrunken war übrigens ein ganz wichtiger Punkt, als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben, waren wir nämlich... nicht betrunken. Wir hätten es aber sein sollen. Es wäre eine schöne Ausrede gewesen. Es hätte gezeigt, wie unvernünftig das alles war. Und das wollte ich mit meiner Aussagen noch mal unterstreichen. Aber ich war mir nicht sicher, ob er meine Subtilität in dieser Hinsicht verstand.<<

Absolut unglaublich, wirklich!
Dieser Sarkasmus ist wirklich einmalig und ich steh auf so was total! Himmel Herr Ich bin von den Socken, total begeistert und… krieg mich bald nicht mehr ein vor lachen!
Geiler Typ, echt!
In echt würde ich den knutschen und schlagen gleichzeitig, weil’s Spaßmachen würde.

>>Wir waren ganz bestimmt keine Fischsuppe! Oder Fischsuppe schmeckte absurder, als ich wusste.
„Du bist mein Karpfen der Liebe, mein Koi.“<<

OMG!!! Ich lach mich krank! Ist das genial! Ich kann nicht mehr… ich lieg flach…

>>Es war albern, es war kindisch. Es funktionierte.<<

>>Vielleicht war die Idee mit dem Rezept fürs Leben sowieso nur Unsinn, oder er war kein schales Bier, sondern das Gewürz, das mich und mein Leben besser schmecken ließ.<<

….

Wow, mehr fällt mir Supergenie mal wieder nicht dazu ein!
Echt schwach oder?
Gott, was könnte ich dir noch sagen, was du nicht eh schon von mir zu hören bekommen hast? Ich weiß es nicht, ehrlich ich weiß nichts mehr, ich bin sprachlos!
Sag mir was du hören willst, denn ich hab keine Ideen mehr!

Ich verbleibe mit den herzlichsten Grüßen

ReiRei-chan



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