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Dunkelheit

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Dunkelheit

So, hier kommt bereits das neue Kapitel ^^ Eigentlich wollte ich euch noch ein bisschen schmoren lassen, aber Kaguyashi hat mich dazu gedrängt, es endlich hochzuladen ;p Also bedankt euch bei ihr, dass es so schnell ging ^.~
 

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Sharif grinste. Alles lief genau nach Plan, er selbst hätte es nicht besser arrangieren können. Es war genauso gekommen, wie sie sich das gedacht hatten.
 

Te-Kem hatte seine machtvollen, aber letzten Endes nutzlosen Angriffe eingestellt, als er bemerkt hatte, was er angerichtet hatte. Nun stand er dort, mit weit aufgerissenen Augen, starr vor Entsetzen. Man sah ihm deutlich an, wie sehr er seinen Fehler bereute.

Tja, zu spät, alter Mann, dachte Sharif amüsiert. Du hast es verbockt.

Jyliere war augenblicklich zu seiner Ziehtochter geeilt. Er kniete sich neben sie und flehte sie an, wieder aufzuwachen. Er begann, hemmungslos zu weinen, als er schließlich realisierte, wie sinnlos dieses Unterfangen war. Das Mädchen würde nie wieder seine Augen öffnen.

Sie war tot. Endgültig.
 

Neyo hatte den leblosen Körper an sich gedrückt und wiegte ihn in seinen Armen wie ein neugeborenes Baby. Doch das lenkte nicht davon ab, wie er am ganzen Leibe zitterte. Tränen standen ihm in den Augen und zeugten von tiefem Schmerz und heißen Zorn.

Und diese Wut war auf Te-Kem gerichtet. Anklagend starrte Neyo ihn an, sein Blick erinnerte an ein zerstörerisches Feuer. Selbst Sharif musste sich eingestehen, dass ihm unwillkürlich ein Schauer über den Rücken lief. Diese heiße Glut in Neyos Augen würde nur schwer zu löschen sein.

Asrim hingegen genoss die Situation sichtlich. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, er war jedoch redlich darum bemüht, dass Neyo dies nicht zu Gesicht bekam. Er wollte den Jungen schließlich nicht gegen sich aufbringen.
 

„Du hast äußerst töricht gehandelt, Mensch.“ Der uralte Vampir starrte den Oberen unverwandt an. Die Vorfreude war ihm deutlich anzusehen. „Ein Führer, der seine eigenen Leute tötet, ist in meinen Augen nicht mehr als ein Tyrann und hoffnungsloser Versager. Uns Vampiren würde es nie in den Sinn kommen, einen von unserer Art umzubringen, doch ihr jämmerlichen Menschen tut es tagtäglich.“ Er warf einen Blick zu Claire, die ihn ihrerseits mit ihren toten Augen anzusehen schien. „Und es trifft immer die Unschuldigen.“

Asrim trat an Sharifs Seite und schenkte seinem alten Freund ein breites Lächeln. „Spürst du es? Alec ist nicht mehr weit.“

Auch der Ägypter grinste. „Er ist schon sehr nah.“

Aus Te-Kems Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Die Erkenntnis, dass er gegen die Vampire vollkommen machtlos war, hatte ihm offenbar den letzten Rest Hoffnung gestohlen. Nun wirkte er wie jemand, der sein Schicksal voll und ganz akzeptiert hatte, so wenig es ihm auch gefiel.

Sharif musste ein Lachen unterdrücken. Der Magier würde schon sehr bald seine Augen vor Schreck wieder weit aufreißen. Alecs Anblick würde ihm die Sprache verschlagen, soviel war sicher.
 

Neyo war in der Zwischenzeit aufgestanden. Er hatte den toten Körper in die Obhut Jylieres gegeben, der diesen eng an sich presste und heiße Tränen darüber vergoss. Der alte Mann war vollkommen aufgelöst, er schien sich seiner Umgebung gar nicht mehr wirklich bewusst zu sein. Er strich Claire eine Haarsträhne aus dem Gesicht und murmelte vor sich hin. Ob nun im Wahnsinn oder einfach nur, um sich selbst zu beruhigen, konnte Sharif nicht genau verstehen. Allerdings interessierte es den Vampir auch nicht besonders, seine ganze Aufmerksamkeit war auf Neyo gerichtet.

Dieser starrte Te-Kem die ganze Zeit unverwandt an. Im Gegensatz zu Jyliere schien er bei klarem Verstand zu sein, Hass verzerrte sein Gesicht. Rachedurst flammte in seinen Augen auf. Der Obere hatte seine Geliebte getötet und das wollte der junge Mann offenbar nicht so einfach auf sich beruhen lassen.

Mörder!“, zischelte er finster. Sein ganzer Körper bebte, er rang verzweifelt um Selbstbeherrschung.

Te-Kem wich einen Schritt zurück. Obwohl Neyo ein mehr oder weniger normaler Mensch ohne magischen Fähigkeiten war, schien sein eisiger Blick den Herrscher Mysticas ein wenig einzuschüchtern.

„Ich ... ich ...“ Te-Kems Stimme war brüchig. Es war mehr als offensichtlich, dass er die Situation noch nicht wirklich erfasst hatte. In seinem Kopf musste alles verrückt spielen. „Das wollte ich nicht“, rang er schließlich mühsam hervor. „Du musst mir glauben ...“

Neyos Augen verengten sich zu Schlitzen. Er erweckte nicht den Eindruck, als würde er irgendetwas von Vergebung halten.

Und genau das machte Asrim sich zunutze.
 

Er trat zu Neyo und umrundete den Jungen, als wollte er ihn von allen Seiten betrachten. Ein Lächeln huschte über Sharifs Lippen, als er dies sah. Genau dasselbe hatte Asrim auch mit ihm gemacht ... kurz bevor er ihn schließlich in einen Vampir verwandelt hatte.

„Er empfindet keine Reue.“ Asrim flüsterte Neyo ins Ohr, seine Worte Verlockungen, denen man nur schwer widerstehen konnte. Sharif wusste das, auch er hatte es am eigenen Leib erfahren. „Es ist ihm gleichgültig, was mit dem Mädchen passiert ist. Aus seiner Sicht ist sie nur eine von vielen. Entbehrlich.“

Neyos Züge verdüsterten sich zusehend. „Entbehrlich ...“, wiederholte er in einem unheilvollen Tonfall.

„Du spürst es doch auch, nicht wahr?“, wisperte Asrim. „Es tut ihm nicht im geringsten leid. Nur sein armes, jämmerliches Leben kümmert ihn.“

„Ich spüre es ...“ Neyos Stimme war nur noch ein Flüstern. Er fixierte Te-Kem wie ein Raubtier, das seine Beute anvisierte.

Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf Asrims Lippen aus. Es war genauso gekommen, wie sie es erwartet hatten. Alles war perfekt.

„Ich kann dir Macht geben“, säuselte Asrim verführerisch. „Macht, um diesen unbedeutenden Wurm zu besiegen.“

„Eine Macht, wie wir sie alle besitzen“, schloss Sharif sich an. „Du bist einer von uns, Neyo. Komm zu uns und wir geben dir, wonach es dir verlangt.“
 

„NEIN!“ Te-Kems Ruf hallte durch den ganzen Saal. „Ihr macht ihn nicht zu einem Vampir! Er steht nicht im Buch, das wisst ihr genauso gut wie ich!“

Der Obere schien felsenfest überzeugt. Er machte den Eindruck, dass nichts, was man sagen würde, ihn von seiner Meinung abbringen konnte.

Sharif schmunzelte. Dieser dumme Narr. Er wusste gar nicht, wie tief er schon drinsteckte.

„Er steht nicht im Buch?“ Asrim legte den Kopf schief. Er hatte einen Tonfall aufgelegt, als würde er mit einem dreijährigen Kind sprechen. „Oh doch, mein Freund, das tut er! Nur an einer Stelle, wo ihr es nicht erwartet hättet.“
 

Te-Kem erbleichte. Mit solch einer Antwort hatte er offenbar nicht gerechnet. Auch Jyliere wurde aus seiner Lethargie gerissen und schaute alarmiert auf.

„Die Menschen haben dir nichts als Leid beschert“, fuhr Asrim fort, Neyo zu bearbeiten. „Niemand hat sich je um dich gekümmert. Und sie haben dir auch noch jene genommen, die du geliebt hast.“

„Hör nicht auf ihn!“ Jyliere wirkte reichlich mitgenommen, dennoch war seine Miene entschlossen. „Es mag sein, dass du vieles durchmachen musstest, aber denke doch auch an die guten Tage. Ich habe dich aus dem Gefängnis befreit, um dir ein besseres Leben zu ermöglichen.“

Asrim grinste. Er hatte nur darauf gewartet, dass dieses Ereignis erwähnt wurde. „Und genau da liegt das Problem. Du hast Neyo nicht aus Nächstenliebe oder Mitleid herausgeholt. Ganz im Gegenteil, du hättest ihn wahrscheinlich dort schmoren lassen, wenn ich es nicht verhindert hätte.“

„Was?“ Jyliere schien über alle Maßen irritiert.

„Ich war vielleicht eingesperrt, dennoch besaß ich noch einen gewissen Einfluss“, erklärte Asrim genüsslich. „Ich habe dich dazu gebracht, Neyo aus dem Kerker zu holen. Du selbst hattest keine Ahnung, was dich dazu bewogen hat, nicht wahr? Du hast wahrscheinlich geglaubt, irgendeiner inneren Stimme gefolgt zu sein. Im Grunde hast du das sogar – und zwar mir!“

Jyliere riss entsetzt die Augen auf. Er war ziemlich bestürzt, brachte kein einzig vernünftiges Wort mehr über die Lippen. Tränen drohten wieder, hervorzubrechen. Er wusste, dass Asrim die Wahrheit sprach, so wenig ihm das auch gefiel.
 

Asrim schenkte dem greisen Magier noch ein letztes spöttisches Lächeln, ehe er sich wieder Neyo zudrehte. „Dieser alte Mann hat dich nur gerettet, weil ich es so wollte“, fuhr er fort. „Er hat dich aufgenommen, dich gepflegt und sich selbst einzureden versucht, dass er dich liebt. Doch in Wahrheit hatte er Angst vor dir. Angst vor dem, was du warst und noch hättest werden können.“

Jyliere schien protestieren zu wollen, doch noch bevor er überhaupt einen Ton herausgebracht hatte, sackte er auch schon wieder kraftlos zusammen. Er hatte die Ausweglosigkeit der Situation erkannt.
 

Sharif richtete seinen Blick wieder auf Neyo. Voller Ungeduld wartete er darauf, wie der junge Mann nun reagieren würde. Auch Lasgo und die anderen Vampire schauten gebannt auf die Szenerie, die sich vor ihnen bot.

Neyos Augen waren nun kalt wie Eis, keinerlei Emotion war darin zu sehen. Der lebenslustige und überaus vorlaute Bengel, den Sharif kennen gelernt hatte, war verschwunden.

Nur noch Hass war übrig geblieben.

Hass auf denjenigen, der seine Geliebte umgebracht hatte.
 

„Ich will so werden wie ihr.“ Neyos Stimme war leise, fast nur ein Flüstern. „Ich will Rache.“
 

Jyliere zuckte bei diesen Worten zusammen. Er schien irgendetwas sagen zu wollen, um Neyo von seinem Vorhaben abzubringen, doch nach einem Blick auf das tote Mädchen in seinen Armen schloss er seinen Mund wieder. Er hatte offenbar erkannt, dass er zu dem Jungen nicht mehr durchdringen konnte.

Dass er ihn endgültig verloren hatte.

Nichts, was er sagen zu hatte, würde Neyos Entschluss ändern. Der junge Mann schien den Magier nicht mal mehr wahrzunehmen. Er hatte alles um sich herum ausgeschlossen, einzig Te-Kem war für Neyo noch wichtig.
 

Asrim grinste breit. Auf diesen Augenblick hatte er schließlich lange genug warten müssen. „Wie du willst, mein Freund“, meinte er. „Aber ich hoffe, dir ist bewusst, dass danach alles anders sein wird.“

Neyos Augen blitzten kurz auf. „Das ist mir bewusst.“ Seine Stimme klang beinahe drängend. Er wollte das Ganze offensichtlich schnell hinter sich bringen, bevor erste Zweifel ihn beschleichen konnten. Bevor er wieder zur Vernunft kam und die dunklen Gefühle, die ihn beherrschten, schwächer wurden.

Asrim ließ sich selbstverständlich nicht zweimal bitten. Er stellte sich direkt hinter Neyo, seine Augen glänzten voller Vorfreude. Ein neuen Sa'onti in ihren Reihen begrüßen zu dürfen, war immerhin nichts Alltägliches, selbst für Asrim nicht.

„Sei willkommen, mein Sohn“, flüsterte der Vampirführer ...

... und vergrub seine langen Zähne in Neyos Hals.
 

Neyo zuckte kurz, ansonsten zeigte er jedoch keinerlei Reaktion. Während sich Asrim an ihm gütlich tat, verzog er keine Miene. Sein kalter Blick war bloß die ganze Zeit auf Te-Kem gerichtet, der wiederum nicht genau zu wissen schien, was er nun tun sollte. Verzweiflung verzerrte seine Züge, er war mit der Situation heillos überfordert.
 

„Der Kerl ist mir unheimlich.“ Lasgo tauchte neben Sharif auf und musterte Neyo argwöhnisch. „Er ist so bar jeder Emotion.“

Sharif musste ihm stillschweigend Recht geben. Er erinnerte sich an seine eigene Verwandlung und an die Schmerzen, die damit verbunden gewesen waren. Schließlich kam man den Tod näher als jemals zuvor, Sharif hatte damals bereits seinen eisigen Atem auf seiner Haut spüren können. Und es hatte ihm Angst gemacht. Er gab es zwar nur ungern zu und vor Lasgo oder irgendwem sonst hätte er es sofort bestritten, doch er hatte sich wirklich gefürchtet. Diese Erfahrung hatte Panik in ihm aufsteigen lassen.

Neyo hingegen schien gar nichts zu fühlen. Seine Haut wurde immer blasser, seine Augen dumpfer, aber er schien es nicht mal zu bemerken. Er schenkte seinem sterbenden Körper keinerlei Beachtung.

Man musste wahrlich mutig sein, um dies dermaßen wacker ertragen zu können.

Oder total verrückt.
 

Als Asrim schließlich von ihm abließ, erschien es zumindest für einen kurzen Moment so, als würde Neyo kraftlos auf die Knie sinken wollen. Doch er hielt sich weiterhin auf den Beinen, er schien sich keinerlei Schwäche erlauben zu wollen.

Sharif überlief bei diesem Anblick ein eisiger Schauer. Dieser Junge war keinesfalls normal, soviel stand fest. Wenn selbst der schleichende Tod ihn nicht einschüchtern konnte, was dann?

Asrim jedoch schien über alle Maßen zufrieden, er wirkte sogar ein wenig stolz. Er flüsterte Neyo irgendwas zu, ehe er sich selbst in den Arm biss und dem jungen Mann die blutende Wunde an seinem Handgelenk präsentierte.

Neyo zögerte einen Augenblick, schließlich aber packte er Asrims Arm und nahm das kostbare Blut in sich auf.

Kurz breitete sich ein Ausdruck von Verzückung auf seinem Gesicht aus, der Geschmack der roten Flüssigkeit schien ihn zumindest für einen kleinen Moment aus der Gefühllosigkeit zu befreien. Doch dies dauerte nur einen Atemzug lang.
 

„Ich versteh das alles nicht.“ Lasgo kratzte sich am Hinterkopf. „Ich dachte, Alec sollte den alte Zausel töten. Wir haben doch extra auf ihn gewartet. Er hat schließlich ein Vorrecht darauf, das hat Asrim doch gesagt. Wieso darf der Bengel den Magier plötzlich töten? Hat das Buch etwa falsch gelegen?“

Sharif schmunzelte. „Der Buch gibt nur einen kurzen Ausschnitt der Ereignisse wider, alle Einzelheiten sind dort nicht aufgeführt.“

„Und was soll das jetzt heißen?“ Lasgo runzelte die Stirn und gab sich keine Mühe, seine Verwirrung irgendwie zu überspielen.

Sharif konnte nur grinsen. Er hatte wirklich nichts verstanden.

„Du bist ziemlich schwer von Begriff, was?“, fragte der Ägypter in einem spöttischen Tonfall. „Benutz dein Gehirn, dann kapierst du es vielleicht.“

Lasgo erschien verärgert wegen Sharif herablassender Art, doch er verzichtete auf einen Streit. Stattdessen legte er seine Stirn in Falten und schien äußerst angestrengt nachzudenken. Sein Blick wanderte zu Neyo.

Und dann endlich schien er zu begreifen.
 

„Oh Mann“, murmelte er erstaunt. „Das ist ...“

Offenbar hatte er endlich verstanden, wozu ihre ganzen Pläne gut gewesen waren. Wieso es unbedingt notwendig gewesen war, dass Te-Kem die Kontrolle verliert.

Warum das Buch der Zukunft überhaupt hier war.
 

„Wahnsinn!“, meinte Lasgo. Er setzte ein schiefes Lächeln auf. „Damit hätte ich nie gerechnet. Wieso habt ihr nichts gesagt?“

Sharif sparte sich eine Antwort, Lasgo wäre nur wieder wütend geworden. Und der Ägypter hatte im Moment wenig Lust auf eine hitzige Diskussion.

Seine ganze Aufmerksamkeit galt Neyo.

Dem neuen Vampir in ihrer Mitte.
 

Asrim war ein paar Schritte zurückgetreten und betrachtete sein Meisterwerk wie ein überaus stolzer Vater. Nun war es endlich vollbracht, ihr Plan war aufgegangen.

Auch Sharif musterte den jungen Vampir. Seine Aura war dunkler als alles, was der Ägypter bis jetzt wahrgenommen hatte. Nur Hass und der Wunsch nach Vergeltung waren darin zu finden. Bloß finstere Empfindungen.

Seine leuchtenden Augen glänzten rachsüchtig, auf seinen Lippen hatte sich ein diabolisches Lächeln ausgebreitet, welches seine Fangzähne bestens zur Geltung brachte.

Mehr als alles andere wünschte er sich Te-Kems Tod. Nur deswegen hatte er sein altes Leben weggeworfen und war zu einem Vampir geworden.
 

Und genau so hatte es Asrim von Anfang an geplant. Schon als er Neyo zum ersten Mal dort unten im Verlies begegnet war, hatte er gewusst, dass alles auf diese Art enden würde.

Genau aus diesem Grund hatte der Vampirmeister auch Claire am Leben gelassen, obwohl ihm zu diesem Zeitpunkt, kurz nach seiner Erweckung, ein quälender Durst beherrscht hatte. Doch ihm war klar gewesen, dass das Mädchen noch eine entscheidende Rolle zu spielen hatte. Neyos Liebe zu ihr war der ausschlaggebende Punkt gewesen.

Nur diese Liebe und ihr überaus abruptes Ende hatten es ermöglicht, dass Asrims Worte letztendlich zu Neyo durchgedrungen waren.

Nun war er einer von ihnen.
 

„Ihr ... ihr ...“ Te-Kem war weiß wie eine Kalkwand, er erschien vollkommen aufgelöst. Fassungslos stolperte er ein paar Schritte zurück, als wollte er versuchen, sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen. Er blickte zwischen Asrim und dem neu erschaffenen Vampir hin und her. „Aber ... Alec ... So steht es im Buch!“

Asrim lachte spöttisch auf. „Du hast es immer noch nicht begriffen, du alter Narr“, meinte er höhnisch. „Du bist wahrlich blind. Und sowas schimpft sich Magier?“

Te-Kem hatte viel zu viel Angst, als dass er sich in irgendeiner Weise gerechtfertigt hätte. Er konnte bloß immer wieder den Kopf schütteln und leise vor sich hin murmeln. Fast wie ein Wahnsinniger, der mit sich selbst sprach.

„Soll ich dir erklären, wieso Alec ein Vorrecht darauf hat, dich umzubringen?“ Asrim wartete gar nicht erst ab, ob Te-Kem zustimmend nickte, sondern fuhr ohne Unterbrechung fort: „Du warst es immerhin, der sein Mädchen getötet hat.“
 

Te-Kem schien zu einer Salzsäure zu erstarren, entsetzt schaute er den Vampir an. Auch Jyliere wirkte nicht minder geschockt.

„Ich .. ich soll ...?“ Der Obere war über alle Maßen verwirrt. „Aber ich bin Alec nie begegnet. Wie soll ich da ...?“

Er verstummte jäh, Verständnis zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Mit weit aufgerissenen Augen sah er hinüber zu Claire, die immer noch in Jylieres Armen lag.

Tot. Von ihm ermordet.
 

Und endlich begriff auch Te-Kem.
 

„Bei allen Göttern“, flüsterte er entgeistert.

„Ganz genau, mein Freund.“ Asrim Stimme war voller Genugtuung. „Du selbst hast Alec erschaffen, indem du dich von deiner dummen Angst hast blenden lassen. Du selbst bist Schuld an alledem.“ Er grinste breit. „Als Claire starb, ist auch Neyo gestorben. Und das, was übrig geblieben ist, fürchtest du mehr als alles andere. Du ganz allein hast deinen Tod eingeläutet.“

Der Vampirführer wandte sich an den Vampir neben sich. „Töte ihn.“
 

Und der Mann, der einst Neyo geheißen hatte und nun nur noch von allen Alec genannt werden würde, setzte ein teuflisches Lächeln auf.
 

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So, ich hoffe, ich konnte euch mit dem Ende überraschen ^.~

Der Epilog wird auch nicht lange auf sich warten lassen. Es ist im Grunde zwar nur ein kurzer Abschluss, nichts Besonderes, aber ich will es euch trotzdem nicht vorenthalten XDD

Also dann, wir sehen uns beim Epilog XDDDD



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  blacksun2
2008-05-25T10:42:44+00:00 25.05.2008 12:42
yuhuu, das 100.te Kommi kommt von mir (zu ner Fanfic die 10mal so viel verdient hätte)
na dann mal los:

also wirklich, Neyo = Alec, ich bin zwar nicht berauscht davon, aber du hast es alles sehr logisch gestaltet, man kann es nachvollziehen, warum er so reagiert
hätte er einen Tag gewartet, wäre seine Wut vielleicht wenigstens ein wenig abeschwächt wurden und er hätte auf seinen Verstand und nicht auf sein Gefühl gehört, doch so unmittelbar nach claire´s Tod kann man ihm nachempfinden
ob er das igrendwann mal bereuen wird, denn es gibt kein zurück mehr (kann ein Vampir sich überhaupt selbst töten, wüsste jetzt keine Möglichkeit)
und auch für Jyliere muss eine Welt zusammengebrochen sein, er hat alle, die ihm was bedeuteten in einer Nacht verloren
also so wie du Alec beschrieben hast wirkt er mir mächtiger als Sharif, kaum vorstellbar, dass er unter ihm stehen soll
Von:  RayDark
2008-05-08T02:39:33+00:00 08.05.2008 04:39
Schon am Anfang des vorletzten Kapitels wusste ich, dass Neyo Alec ist. Aber ich wollte es nicht wahr haben.
Genauso wenig, wie die Charaktere in deiner Geschichte.
Und diese war unglaublich!
Ich hab noch nie etwas derartiges gelesen!
Von: abgemeldet
2007-02-22T16:30:06+00:00 22.02.2007 17:30
wow...
was soll ich dazu noch sagen?
auch bei mir hats klick gemacht als ich angefangen das kapitel zu lsen, aber davor wär ich nie auf den gedanken gekommen, dass neyo alec ist o.o
ein absolut geiles Ende!
na dann. ich freu mich auf den Epilog^^
bye^^
Von:  Hepho
2007-02-22T12:41:57+00:00 22.02.2007 13:41
Ja, die Überraschung ist dir gelungen! Dass Neyo zu Alec wird, ist wirklich logisch *kaguyashi zustimm*
Nach den ersten Absätzen machte es „Pling“ und dann ist der Groschen gefallen. Die Auflösung der ganzen Story war wirklich spitze ^^ Ein genialer Staatsstreich von Asrim – uaaaaaaah, ich liebe diesen Kerl einfach, auch wenn er ein Mistkerl ist, der andere für seine Zwecke missbraucht XDDDD

>Neyo hingegen schien gar nichts zu fühlen. Seine Haut wurde immer blasser, seine Augen dumpfer, aber er schien es nicht mal zu bemerken. Er schenkte seinem sterbenden Körper keinerlei Beachtung. Man musste wahrlich mutig sein, um dies dermaßen wacker ertragen zu können. Oder total verrückt.<
In Anbetracht von Neyos Gefühlschaos kann ich die Lähmung sogar nachvollziehen. Es wäre zumindest eine Erklärung, dass er außer seinen Rachegedanken nichts spürt, nicht einmal die Schmerzen bei der Verwandlung ô.O

>Seine leuchtenden Augen glänzten rachsüchtig, auf seinen Lippen hatte sich ein diabolisches Lächeln ausgebreitet, welches seine Fangzähne bestens zur Geltung brachte.<
Moment mal, Neyos Beißerchen sind innerhalb weniger Minuten sooooooooooo angewachsen????? Ein starkes Stück!! Geht das?? ô.O

Nochnoi, das war ein GEILES Ende! ^^
Kein Happy End, sondern einfach ... passend ^___________^

>Also dann, wir sehen uns beim Epilog XDDDD<
Ja, ja, jaaaaaaa ^^

Das war so ein tolles Ende, dafür darf dich niemand massakrieren ^.~

Hab dich lieb
Etsch
Von:  SamAzo
2007-02-20T15:28:55+00:00 20.02.2007 16:28
Mensch..
*auf Kaguyashis kommi guck*
was soll ich denn da noch schreiben?

Na, eine Sache fällt mir ein...
Das Neyo Alec ist habe ich mir irgendwann mal kurz ausgemalt, dann aber als "das is zu weit hergeholt" wieder verworfen.. du hast also geschafft mich zu verwirren ^^
Das is mal garnicht so leicht..

*auf Epilog wart*
Ich wüsste ja gerne mal ob Calvio und Neyo/Alec dann noch immer Freunde sind..
Von:  DoctorMcCoy
2007-02-20T12:23:39+00:00 20.02.2007 13:23
So, das war es also. Das letzte Kapitel...
Super, toll, großartig...
Man weiß gar nicht, was man alles dazu sagen soll. Mit so einem Ende hätte man doch nie gerechnet. Ich meine, dass Te-Kem sich nur umbringt, weil er solche Angst hat, zu sterben. Klingt ein bisschen kompliziert, aber du weißt ja, was ich meine.
Kaum hatte ich die ersten zwei Abschnitte gelesen, wusste ich schon, wie es endet. Plötzlich machte es Klick. Ja klar, Neyo war Alec. Wie Sharif (*knuddel*) gesagt hatte, war Alec schon lange da. Und Neyo war ja auch schon da. Außerdem hatte Alec ein Vorrecht ihn zu töten. Und was ist denn ein größeres Vorrecht, als seine Geliebte zu rächen? Doch, dass ich das wusste, hat mich nicht im Geringsten gestört.
Dadurch konnte man dir viel besser folgen, wie du es langsam, aber sicher, aufgelöst hast. Besonders das Gespräch mit Lasgo und Sharif hat mir gefallen. Sharif hat sich so überlegen gefühlt, weil er es wusste.
Lasgo, aber auch Te-Kem (obwohl ihm es zu verzeihen ist, weil er schreckliche Todesangst hatte), haben sich ja blöd angestellt. Ich hatte immer so ein Grinsen auf dem Gesicht, weil ich es schon längst wusste, und sie es nicht kapierten. Dabei hatte ich es ja sogar schon gechekt, und das will ja was heißen. Ne, große Schwester, du weißt ja, wie schwer von Kapie ich manchmal sein kann. *g*
Asrim hat mir auch gut gefallen. Wie er Neyo die ganze Zeit umgarnt hat. Verführt...dabei glaube ich, dass das schon fast nicht nötig gewesen wäre. Man hätte Neyo nur eine Minute selber nachdenken lassen müssen, und er wäre zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Aber es kam total gut, wie er ihm das alles zugeflüstert hat.
Du hattest Recht, der Auftritt von Alec war wirklich Oscar-reif. *g* Ich muss sagen, dass mir Alec sehr sympathisch ist. Es steht auf meiner Liste kurz hinter Sharif, doch überholt hat er ihn noch nicht. Ich kenne ihn ja kaum. Aber die Beschreibung von ihm fand ich ja schon immer sehr anziehend, verrückt und überaus größenwahnsinnig.
Dass du Claire hast sterben lassen, kann ich dir auch jetzt noch viel besser verzeihen. Weil sonst hätte es nicht ein so cooles Ende gegeben.
Und ich muss dir wirklich gratulieren. Das ist ein super Geschichte. Sie ist wirklich toll. Und ein supercooles Ende. Ich freue mich schon auf den Epilog. Und dass diese Geschichte nun zu Ende ist, ist auch gar nicht so traurig. Ich meine, alles hat ein Ende und es wäre ja langweilig, wenn es immer weiter gehen würde. Aber wie schon gesagt, so ein kleines Spin-Off von Sharif wäre nicht verkehrt. In dem Kapitel gab es ja auch schon ein paar Eindrücke, wie er sich bei seiner Verwandlung gefühlt hat.
Also ich höre mal langsam auf.
Bis zum Epilog.
HDGDL
*knuddel*
Kaguyashi


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