Zum Inhalt der Seite

Liebe, bis dass der Tod sie scheidet

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

>Nein! Nein! Nein! NEIN!<, schrie es in Zadei ungehalten auf. >Wieso ausgerechnet jetzt?! Wieso?! Wieso nur?!<, fragte er sich voller Verzweiflung, die rasende Übelkeit in seine Eingeweide jagte und eisige Kälte über seinen gesamten Körper sandte. Er presste die Augenlider zusammen, als hoffe er, dass das fremde Gesicht nichts als ein Trugbild war, Produkt seiner unterbewussten Ängste, und verschwunden sei, wenn er die Augen wieder öffnete.

Er spürte wie etwas Hartes tief in seinem Rücken gegen sein Steißbein stieß und sich langsam, seiner Wirbelsäule folgend, seinen Weg nach oben bahnte, auf seiner Schulter, dicht neben seinem Hals, zu ruhen kam. Zweifellos eine Schwertklinge. >Das darf einfach nicht wahr sein!!!<

Langsam seine Augen wieder öffnend, wandte er das Gesicht leicht nach rechts und erblickte wie bereits erwartet, die matt glänzende Klinge eines Schwertes, die bedrohlich nah an seiner Halsschlagader verweilte. Zittrig atmete er betont ruhig aus.

"Sowas...", ertönte eine dunkle, rauhe Stimme hinter ihm, "Da will ich mir nur kurz das Komma ausschütteln gehen...und mache doch tatsächlich den Fang des Tages". Ein kurzes, hartes Auflachen folgte den Worten. Zadei schluckte schwer und presste die Kiefer fest aufeinander. Unwillkürlich fuhr seine linke Hand zu dem Halsband, zog an ihm, krallte sich in die Kühle der Silberranke.

"Wo ist der andere?", fragte Shinju, dessen Lachen abrupt ein Ende gefunden hatte.

"Welcher andere?", entgegnete Zadei langsam.

Ein Tritt ins Kreuz warf ihn bäuchlängs ins Gras, wo er zunächst keuchend und sich zusammen krümmend liegen blieb und die Hände in die Seite presste. Alamiert blickte er aus von Schmerz umnebelten Augen auf, als sich ein Schatten über ihn legte.

"Du weißt genau wen ich meine", sagte Shinju mit trügerischer Ruhe. "Den geflügelten Dämon, Laures-Samas ehemaligen Berater. Titius ist seine Name, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt".

Hasserfüllt starrte der Shogun mit loderndem Blick zu der imposanten Gestalt des Drachenreiters auf, der mit gespreizten Beinen, sich auf dem Griff seines Schwertes aufstützend, bedrohlich über ihm aufragte. Wenn einer der Drachenreitern hier war, konnten die anderen nicht fern sein, schoss es ihm durch den Kopf und sein Blick wurde noch finsterer. Angestrengt lauschte er, aber er war zu nah am Fluss, um etwas anderes als das Rauschen des Wassers wahrzunehmen.

"Nun? Wo ist er?", fragte er schneidend.

"Fahr' zur Hölle!", spie ihm der Dämonengeneral entgegen und spuckte vor seinen Füßen aus.

Betont langsam hob sich Shinjus rechte Braue, die an ihrem äußeren Ende, bei genauerem Hinsehen leicht zuckte. Ein sanftes, nachsichtiges, fast gnädiges Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er theatralisch schnaubend den Kopf schüttelte und Zadei einen weiteren Tritt, dieses Mal in den Leib, versetzte.

Sich jeglichen Schmerzeslaut verbietend, trieb der Shogun seine Zähne in seine Unterlippe, schmeckte die metallische Note von Blut, das aus der aufgeplatzten Haut hervorquoll und an seinen Mundwinkeln hinablief und konnte dennoch nicht verhindern, dass ein gequältes Stöhnen aus ihm hervorbrach. Seine Finger krallten sich krampfhaft in das Gras unter ihm, er spürte wie sich die feuchte Erde unter seine Nägel schob.

"Wo ist er?" verlangte Shinju ein weiteres Mal zu wissen.

"Ich weiß es nicht...", antwortete Zadei, stemmte sich auf seine Unterarme und wischte angewidert einen vom Blut rot gefärbten Speichelfaden vom Kinn.

Ein harsche Hand in seinem Haar, zerrte ihn auf die Knie, zwang seinen Kopf in den Nacken, überstreckte seinen Hals so weit, dass er kaum mehr atmen, geschweige denn schlucken konnte.

Triumphierend stemmte Shinju sein Knie zwischen seine Schulterblätter und legte die Schwertklinge mit der flachen Seite an Zadeis Kehle, die kurz auf und ab hüpfte, als der Shogun ein ersticktes Keuchen ausstieß.

"Ich frage dich ein aller letztes Mal mal, wo ist Titius?". Triumphierend blickte Shinju auf den, ob seiner anstrengenden Haltung, zitternden Dämonengeneral hinab und zog seinen Kopf noch weiter nach hinten, bis er ihm in das schmerzverzerrte Gesicht blicken konnte.

"Ich...weiß es...nicht und wenn...ich es wüsste, würde...ich es dir...si...cherlich nicht...sagen!".

"Ganz wie du meinst...". Shinju drehte den Schwertgriff in seiner Hand herum, dass nun die geschliffene Seite des Schwertes an Zadeis Hals lag und zog die Klinge mit einer ruckartigen Bewegung über seine offen dargebotene Kehle.

Aufkeuchend fiel der Shogun vorn über ins Gras zurück, als der harte Griff sich aus seinen Haaren löste und umfasste mit beiden Händen seinen Hals. Er spürte die klebrige Wärme von Blut an seinen Fingern, die hastig, fast panisch über den Schnitt an seiner Kehle glitten. Er schien nicht tief genug zu sein, um ihn ernsthaft zu verletzen oder gar zu töten, aber dennoch schmerzte er höllisch.

"Los steh' auf!", herrschte Shinju die zusammengekauerte Gestalt zu seinen Füßen an, doch der Shogun machte nicht die geringsten Anstalten dem Befehl zu folgen. Reglos verharrte er in seiner Position.

"Steh' auf habe ich gesagt! Soll ich nachhelfen?!". Grob fasste der Drachenreiter Zadei am Oberarm und riss ihn hoch. Kaum, dass der Shogun Shinjus Hand spürte, stieß er sich vom Boden ab, schlug ihm mit aller Kraft gegen das rechte Knie des anderen, was den Dämon dazu brachte überrascht aufzuschreien und einen Schritt zurück zu taumeln, und sprang mit einem hastigen Satz auf. Er war nicht ganz zwei Schritte weit vor Shinju geflohen, als dessen Hand wie im Reflex, von Eigenleben durchflutet, vorschoss und ihn mit einem gezielten Schlag der flachen Schwertseite in seine Kniekehlen zu Fall brachte.

Mit einem Aufschrei, der in einem undefinierbaren, kläglichen Laut endete, sank Zadei hart auf die Knie. Ein Tritt gegen seine Brust, der ihm sämtliche Luft aus den Lungen presste, warf ihn zurück auf den Rücken ins Gras, wo ihn ein schwerer Stiefel, der sich mit vollem Gewicht gegen seinen Bauch stemmte festnagelte.

Der Shogun wusste nicht wie ihm geschah, so schnell hatte ihn Shinju ein weiteres Mal überwältigt. Mühsam nach Atem ringend, schlossen sich seine Hände um das Fußgelenk des Drachenreiters, versuchten mit aller Kraft seinen Fuß fort zu stoßen. Über ihm blitzte Shinjus hoch erhobenes Schwert, indem sich das Licht brach und ihn blendete, auf und sauste mit einem sirrenden Laut auf ihn nieder. Er riss die Hände vor sein Gesicht, als ob ihm diese verzweifelte Geste auch nur den geringsten Schutz bieten könnte und rief Titius' Namen aus.

Die Klinge durchtrennte mit einem einzigen sauberen Schnitt Zadeis Gewand, vom Kragen bis zum Hosenbund und kam über seinem Bauch, direkt vor Shinjus Stiefelspitze, zum Stillstand ohne auch nur einen Tropfen seines Blutes zu vergießen. Der Shogun senkte seine Hände und starrte in das emotionslose Gesicht des Drachenreiters. Er spürte die Kälte des Stahls auf seiner Haut.

"Na los doch", sagte er leise, "Worauf wartest du? Töte mich, du kannst es doch kaum erwarten".

Der Druck der Schwertspitze gegen seine Bauchdecke verstärkte sich warnend.

"Du feiges Stinktier würdest dich doch keine fünf Meter an mich heran trauen, wenn ich nicht das Halsband tragen würde. Keiner von euch würde das", zischte Zadei verächtlich.

"Halt dein gottverdammtes Maul und heb' dich du Ratte", erwiderte Shinju ungerührt, die Beleidigung geflissentlich ignorierend und nahm seinen Fuß von Zadei.

Ächzend kämpfte der Shogun sich in die Senkrechte und bemühte sich in derselben zu verweilen. Hart erwiderte er den Blick, der ihm aus Shinjus dominanten, stählernen Augen entgegenschlug.

"Und jetzt?", fragte der Dämonengeneral herausfordernd.

"Jetzt wirst du dich umdrehen, die Hände auf den Rücken nehmen und dich von mir fesseln lassen, damit ich dich Fürst Laures zum Fraß vorwerfen kann", antwortete der Andere fast heiter. Stumm blickte Zadei ihn an. Sein Kopf glich einem Uhrwerk, indem unzählige Zahnräder rotierten und knirschten, sich endlos um die eigene Achse drehten. Ein Gedanke jagte den nächsten, stets vom lauten Pochen seines Herzens und dem lärmenden Rauschen seines Blutes begleitet. Es musste doch einen Ausweg aus dieser Situation geben! Es musste einfach!

Den schemenhaften Schatten, der in geringer Entfernung hinter ihnen völlig lautlos von Baum zu Baum huschte und sich ihnen stetig näherte bemerkte er nicht. Ebenso wenig wie Shinju ihn bemerkte.

Erst als der Drachenreiter ermahnend das Schwert auf ihn richtete, wandte er ihm den Rücken zu und legte seine zitternden Hände zögernd auf seinen Rücken. >Bitte, bitte, bitte, lass' das nicht wahr sein!<, flehte er in Gedanken, ohne recht zu wissen, an wen genau er die Bitte überhaupt richtete.

-"Na siehst du? Geht doch", schnarrte Shinju, die gekreuzten Handgelenke aneinander fesselnd. "Wir werden noch jede Menge Spaß miteinander haben".

"Gar nichts wirst du mit ihm haben...".

Shinju blieb nicht genügend Zeit sich nach der Stimme hinter ihm umzudrehen. Ehe er auch nur den Kopf hätte wenden können, wurde ihm mit voller Kraft, knapp oberhalb des Ausschnitts seiner Rüstung, ein Schwert in den Nacken gerammt, dass die Klinge vorn wieder aus seinem Hals heraustrat.

"...er gehört mir".

Mit geweiteten Augen starrte Zadei den Dämon an, aus dessen ungläubig aufgerissenen Mund sich ein Schwall Blut ergoss und mit einem lauten Klatschen im Gras landete, um seinen Blick dann zu Titius wandern zu lassen, der dicht hinter Shinju stand und das ihn durchbohrende Schwert mit beiden Händen fest umschlossen hielt.

Stöhnend und panisch nach Luft schnappend sank der Drachenreiter auf die Knie und umfasste den aus ihm herausragenden Stahl.

Für einen kurzen Moment verharrte Titius reglos, der Griff des Schwertes knirschte unter seinen Fingern, dann zog er die Klinge ruckartig zurück und Shinju fiel mit geweiteten, ins Nichts starrenden Augen leblos in den Fluss. Teilnahmslos verfolgte der geflügelte Dämon wie sein Leichnam vom Wasser flussabwärts getragen wurde.

Zadeis Lippen öffneten sich, als wolle er etwas sagen, aber es entwich ihnen lediglich ein lautes, zittriges Ausatmen und er sank zusammen, die Arme um seinen schmerzenden Leib schlingend, das Gesicht in das weiche, duftende Gras drückend.

"Zadei!". Mit wenigen, ausholenden Schritten war Titius bei ihm und zog ihn an sich. "Los! Wir müssen weg hier! Los!" Eilig durchtrennte er mit er einem gezielten Schnitt die Fesseln des Shoguns und zwang ihn auf die Beine. "Beeil dich!", drängte er, fasste ihn am Handgelenk und zerrte ihn hinter sich her.

Mit verzogenem Gesicht, da ihn jeder Atemzug schmerzte, hastete der Dämonengeneral hinter seinem Geliebten her, versuchte mühsam Schritt zu halten, was ihm nicht gelang.

"Teti...ich kann nicht mehr...", stieß er kläglich hervor und sank schwer gegen den geflügelten Dämon.

Titius musterte den an seiner Schulter ruhenden wirren Schopf einen Augenblick, die sich schnell hebende und senkende Brust des Shoguns, sein leidendes Gesicht und riss sich entschlossen den Umhang vom Leib. Schwungvoll breitete er seine Schwingen auf ganze Spannweite aus, schob das Schwert zurück in seine Scheide und hievte Zadei mit einem unsanften Ruck auf seine Arme. Unterdrückt ächzend taumelte er ein paar Schritte nach hinten, verlor er beinah das Gleichgewicht, ob der Last, die seine Muskeln doch leicht überbeanspruchte. Der Shogun hatte in den letzten Tagen ohne Essen wohl einiges an Gewicht verloren, aber dennoch war er nicht gerade leicht. Seinen Griff um Schultern und Beine seines Geliebten verstärkend, schlug Titius ein paar Mal kraftvoll mit den Flügeln und erhob sich leicht schwankend in die Luft, ihre Höhle anstrebend.
 

"Was zum Teufel hast du dir dabei nur gedacht Zadei?! ", schrie Titius außer sich, ein Anblick, den Zadei nur sehr, sehr selten erlebt hatte, und stopfte das Verbandszeug hastig, zu den gesammelten Vorräten in den Leinenbeutel.

"Es tut mir leid! Es tut mir so leid Titius!", beteuerte der Shogun, selbst nicht wissend zum wievielten Mal er dies bereits tat.

"Es tut dir leid!?" Seine eisigen Augen durchbohrten den Dämonengeneral schier. "Was wenn er dich umgebracht hätte?! Hast du eine Ahnung bis wo mir das Herz geschlagen hat, als ich dich mit diesem Drachenreiter entdeckt habe?! Keine Hand breit von seiner Schwertspitze entfernt?! Hast du das?! Hast du das?!".

Titius' schrille, sich überschlagende Stimme tat dem Shogun in den Ohren weh.

"Es tut mir LEID!!! Titius! Ich weiß, dass es unüberlegt und gewagt war, aber ich dachte ich sterbe vor Durst! Ich hab mich elend gefühlt...sonst wäre ich nicht hinaus gegangen!". Beschwörend blickte Zadei, der in sich zusammen gesunken auf ihrer Schlafstatt saß zu ihm auf. "Bitte...bitte beruhig dich wieder".

Einen Moment sah der junge Dämon ihn schweigend an, ehe er näher an ihn heran trat, sich zu ihm hinab beugte, eine seiner langen Haarsträhnen fasste und ihn an ihr dicht an sich heran zog.

"Er hätte dich töten können du dummes Ding", zischte er nach wie vor zorning, die Augen verräterisch feucht glänzend. "Verstehst du das? Was zum Teufel hätte ich dann tun sollen? Ohne dich?".

Pikiert blickte der Shogun ihn an, löste die Hand, die sein Haar schmerzhaft fest umklammert hielt. Kurz verweilte Titius in seiner vorgebeugten Haltung und sah seinen Geliebten an, ehe er sich aufrichtete.

"Wir müssen fort, auf der Stelle", sagte er ruhig.

"Aber was wenn wir ihnen direkt in die Arme laufen? Sie müssen ganz in der Nähe sein", wandte Zadei ein und fing ächzend die beiden Wasserschläuche auf, die ihn Titius zuwarf.

"Alles ist besser als hier zu warten, bis sie uns finden. Hier sitzen wir fest, wie die Ratten und können nichts tun als darauf zu warten getötet zu werden".

Eilig schulterte Titius den Beutel mit den Vorräten und kroch durch den Eingang. Zadei folgte ihm sofort ohne zu zögern. Am Ausgang der Höhle angelangt, nahm der geflügelte Dämon zunächst vorsichtig das Umfeld in Augenschein, ließ seinen Blick und sein Gehör konzentriert umherschweifen. Weit und breit war niemand zu sehen oder zu hören. So schnell sie ihre Beine tragen konnten stürzten sie los und rannten flussaufwärts davon.
 

Widerstrebend wandte Shibari sich um, als Stimmen laut wurden. Gelm stand ein paar Meter von ihm entfernt bei den Drachen und winkte mit dem Arm zum Aufbruch. Ächzend erhob sich der jugendliche Drachenreiter und drückte die Hände in sein Kreuz. Dann ging die Tortur jetzt also weiter, dachte er missmutig und seufzte. Sein Hintern würde es ihm die nächsten Wochen sicher danken. Er hob seine Handschuhe auf und blickte flussaufwärts, nach Shinju Ausschau haltend, konnte ihn aber nirgends entdecken. Langsam machte Shibari ein paar Schritte in die Richtung, in die sein Kumpane vor einer Weile verschwunden war.

"Shinju?". Es blieb still um ihn herum, bis auf das monotone Plätschern des Flusses.

"Shiiiiinjuuuuu?", rief er erneut, ein wenig lauter dieses Mal und auch jetzt antwortete ihm nur das rauschende Wasser. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. Wo konnte er denn hin sein? Er wollte doch nur kurz seine Notdurft verrichten hatte er gesagt.

"Hey Shinju! Wir wollen aufbrechen!". War er etwa schon zurück gekommen und er hatte ihn nicht gesehen? Er schüttelte den Kopf. Von dort aus, wo er gesessen hatte, hätte er ihn auf jeden Fall gesehen.

"Shinju bist du hier irgendwo?".

Shibari ging weiter, folgte dem Fluss ein Stück. Irgendwo musste der ältere Drachenreiter doch aufzufinden sein, was in der Tat auch so war, nur hatte sich der junge Soldat sich das sicherlich anders vorgestellt. Wie angewurzelt blieb er ein paar Schritte vor dem Flussufer stehen und blickte mit aufgerissenen Augen auf den Körper, der mit dem Gesicht nach unten, zwischen, bis in den Fluss wuchernden, Baumwurzeln eingekeilt auf der Wasseroberfläche trieb.

"Shinju", flüsterte er entsetzt und hastete zu dem Dämon hin. Er fasste den leblosen Leib bei den Armen, zog ihn an Land, drehte ihn auf den Rücken und schrak, einen undefinierbaren Laut ausstoßend, zurück. Stumpf blickte ihm das Stahlgrau der toten Augen entgegen, leer und ausdruckslos, als habe ihm niemals zuvor auch nur ein Fünkchen Leben inne gewohnt. Durch die klaffende Wunde im Hals des Soldaten konnte er die zahlreichen, durchrennten Blutgefäße sehen, die die entsetzliche Blässe der Haut erklärten. Fassungslos presste Shibari seine Hand gegen seinen Mund, als Übelkeit in ihm aufwallte, rutschte panisch über den Boden nach hinten, weg von dem Leichnam seines Mitstreiters und rannte dann schließlich, einen schrillen Schrei von sich gebend, in Richtung der anderen Drachenreiter. Keuchend hastete er ihnen entgegen und rannte mit voller Wucht in Laures hinein. Mit einem dumpfen Stöhnen landete der junge Drachenreiter auf dem Boden und blickte blinzelnd zu ihm auf, sah ihn voller Verzweiflung an, als sei er die einzige Rettung vor einem nahenden Unheil.

"Laures-Sama!", rief der Dämon aufgelöst mit ungewohnt hoher Stimme und näherte sich zittrig auf allen Vieren dem verständnislos auf ihn niederblickenden Dämonenherrscher. Erst als er bei ihm angelangt war stand er auf.

"Shinju...", stieß er hervor, "Shinju er...wollte nur...er ist...Shinju ist tot!", schrie er die letzten Worte aufgebracht.

"Tot?!", wiederholte Laures energisch, "Wieso?! Was ist passiert?!"

Shibari schüttelte hilflos den Kopf.

"Ich weiß es nicht, Herr! Ich weiß es nicht! Er sagte er wolle nur kurz einem natürlichen Bedürfnis folgen und gerade lag er tot da!". Das Gesicht des jungen Drachenreiters verzog sich, als würde er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.

"Wo ist er?", verlangte Laures zu wissen.

Der Soldat deutete hinter sich.

"Dort drüben... am Ufer", entgegnete er und erhob sich eilig, um besagten Ort anzustreben.

Laures folgte seinem Untertan, der ihm den Weg wies, ebenso Gelm. Völlig aufgelöst blieb Shibari schließlich neben dem Toten stehen.

"Er wollte sich nur Erleichterung verschaffen hatte er gesagt und war dann flussaufwärts aus meinem Blickfeld verschwunden. Als Gelm zum Aufbruch rief hab ich nach ihm gesucht, weil er noch nicht zurück war und ihn so gefunden. Er hing zwischen den Baumwurzeln fest", erklärte er, seine Hände krampfhaft miteinander verschränkend.

Der Dämonenfürst beugte sich zu Shinju nieder, beäugte die Stichwunde in seinem Hals, drehte ihn dann herum und sah sich auch die Verletzung in seinem Nacken an.

Es war mehr als nur offensichtlich, dass der Drachenreiter eines gewaltsamen Todes gestorben war. Er drückte dem Soldaten die Augen zu und stand auf, Gelm einen vielsagenden Blick zuwerfend.

"Ein Schwert... von hinten in seinen Körper gestoßen", sagte er ruhig. "Wer hätte Grund dazu einen Drachenreiter einfach so aus dem Hinterhalt zu töten?". Die Frage war rein rethorischer Natur, so ewartete er auch nicht, dass sein Berater ihm antwortete. Ohne ein weiteres Wort zu sagen wirbelte er herum und kehrte zu den restlichen Soldaten zurück, in deren Mitte er sich aufbaute und lautstark nach Aufmerksamkeit verlangte.

"Das erste Bataillon wird die Suche von der Luft aus unter Gelms Leitung fortsetzen!", brüllte er in gewohntem Befehlston. "Das zweite und das dritte werden mir folgen! Wir durchkämmen das Küstengebiet zu Fuß weiter! Die Flüchtlinge müssen ganz in der Nähe sein!".

"Jawohl Laures-Sama!", ertönte es synchron, kaum, dass er den letzten Satz beendet hatte.

Es wurde keine einzige Minute vergeudet. In Windeseile hatten sich die Drachenreiter unter Gelms Führung in die Lüfte erhoben, während jene, die unter Laures' Kommando standen bereits an der gesamten Küste richtung Westen ausschwärmten.
 

Unermüdlich liefen Zadei und Titius immer weiter, als besäßen ihre Beine ein von ihnen unabhängiges Eigenleben. Das Küstengebiet hatten sie längst hinter sich gelassen und kämpften sich nun durch einen verwilderten, dichten Wald. Besorgt wandte sich der geflügelte Dämon in regelmäßigen Abständen zu dem Shogun um, der immer häufiger zurückfiel. Sein Fieber war weiterhin gestiegen und er war deutlich geschwächt. Titius hatte ihm schon vor einiger Zeit die Wasserschläuche abgenommen, trug ihre gesamten Vorräte allein, um ihn wenigstens etwas zu entlasten und dennoch schien jeder einzelne seiner Schritte Zadei unvorstellbare Kräfte zu kosten.

"Ist alles in Ordnung Zadei? Geht es noch?", fragte er und wartete, bis sein Geliebter wieder aufschloss, streckte ihm seine Hand entgegen.

"Es muss gehen...ich habe gar keine andere Wahl...", erwiderte der Dämonengeneral zerknirscht und fluchte ungehalten, als ein Ast, den er zur Seite gedrückt hatte, zurückschnellte und ihn ins Gesicht traf.

"Komm', es ist nicht mehr allzu weit", versuchte Titius ihn aufzumuntern, schob den Ast erneut zur Seite, hielt ihn fest bis der Dämonengeneral vorbeigegangen war und schlang tröstend einen Arm um seine Taille, ihn an sich gezogen haltend, damit er nicht noch weitere Male zurückfiel und er ihn am Ende noch verlor.

"Nicht mehr weit...das sagst du jetzt zum dritten Mal, Titius. Wohin wollen wir eigentlich? Hast du überhaupt noch eine Ahnung wo wir sind, oder haben wir uns längst verirrt?", murrte der Shogun, klang ob seiner Erschöpfung allerdings nicht halb so mürrisch, wie er es wollte.

"Nein haben wir nicht", sagte Titius und drückte Zadei versichernd. "Ich will in den äußersten Westen...", fügte er dann nach einer kurzen Pause hinzu.

"Westen? Im Westen gibt es doch gar nichts! Das ist doch eine einzige Einöde, fast wie die Eiswüste!"

"Das stimmt nicht ganz", entgegnete der geflügelte Dämon knapp und erntete einen fragenden Blick.

"Er ist ein Schutthaufen", beharrte der Dämonengeneral.

"Er ist voller Ruinen", korrigierte Titius. "Die Ruinen meines Heimatlandes, die uns Zuflucht gewähren werden". Er blickte Zadei an. "Ich denke, dass wir dort zunächst einmal bleiben können. Zumindest solange, bis es dir wieder besser geht". Dass sie auch in den Trümmern seiner Heimat nicht wirklich sicher sein würden, war Titius bewusst. Sowohl er als auch Zadei bezweifelten überhaupt jemals wieder in Sicherheit leben zu können so lange Laures lebte.
 

TBC



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  AssassinsAtu
2006-11-25T20:37:24+00:00 25.11.2006 21:37
Ööööh,hab ich das scho wieda verpennt...bittä Mausi, schriebs weidda TT-TT
Von:  das_inale
2006-10-31T21:36:59+00:00 31.10.2006 22:36
juhu! *in die hände klatsch* titius ist der held!! ^^ puh, bin ich froh, dass das noch mal gut ausgegangen ist!
aber jetzt müssen die armen schon wieder weglaufen und zadei ist immer noch so krank. verdammte silberranke!!! wenn nur die nicht wär, könnte laures was erleben... *eg*
drachenreiter einfach so aus dem hinterhalt töten? tss, jetzt tut er auch noch so als wären die beiden an allem schuld! fiesling!

tolles kappi! ^-^b
bis zum nächsten!! XD
Von: abgemeldet
2006-10-29T20:24:55+00:00 29.10.2006 21:24
ich will mehr laures! T°T is mir egal ob zadai und titius die hauptcharaktere sind! ich. will. mehr. laures. haben.!
*heul*
ne~ schreib weiter! ich will lesen wie titus stirbt mmmwuuuhahahahahahaha~


Zurück