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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Neuer Monat, neue Challenge ;) Und jaaa, die zehn Minuten waren heute wieder seehr lang XD Komplett anzeigen

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1.4.2024: Aprilscherz

Das Knallen der Autotür lenkte Detlefs Aufmerksamkeit auf sich. Er warf einen Blick auf seine Uhr: Es war noch viel zu früh für Steffen.

„Hat er früher Feierabend gemacht?“, murmelte er irritiert und ging zum Fenster der Werkstatt. Bei dem, was er da erblickte, wurde ihm flau im Magen und die Farbe verschwand aus seinem Gesicht.

„Guten Tag, Sohn“, hörte er nur wenige Sekunden später von der offenstehenden Haustür hinüberschallen und wendete langsam die Augen vom Wagen seines Vaters zu ihm selbst.

„Hi Paps“, murmelte er und atmete tief durch.

„Willst du mich nicht hereinbitten?“, fragte sein Vater und ließ einen abschätzigen Blick über die Werkstatt wandern. In seinem feinen Anzug passte er hier offensichtlich nicht hinein.

„Hab ich denn ne Wahl?“, murmelte Detlef und schleppte sich hinüber zur Kaffeemaschine.

„Was hast du gesagt?“, kam die harsche Nachfrage. Detlef hob die Hand und deutete zum Tisch hinüber.

„Ich sagte: Setz dich, ich koch uns einen Kaffee“, log er und befüllte zwei Tassen mit Kaffeepulver, ehe er den Wasserkocher anwarf. Hinter sich hörte er das Knarren des Stuhls, aber als er sich zu seinem Vater umdrehte, sah er ihn noch immer stehend.

„Du kannst dich ruhig setzen, die Stühle sind sauber“, meinte Detlef und lehnte sich an die kleine Arbeitsplatte, die die Küchenmaschinen trug. Zögerlich kam sein Vater der Aufforderung nach und nahm Platz, den Blick auf seinen Sohn gerichtet, der das Gefühl hatte, fixiert zu werden.

„Was kann ich für dich tun?“, versuchte er so lässig wie möglich zu wirken, während er hoffte, dass das Gespräch nicht allzu lange andauern würde. Sein Vater lehnte sich kurz vor, um die Arme auf dem Tisch abzulegen, entschied sich dann aber doch dagegen und verschränkte sie stattdessen vor der Brust. Detlef seufzte innerlich aus.

„Du scheinst nicht unbedingt überrascht zu sein, dass ich hier bin“, meinte sein Vater und Detlef zuckte die Schultern.

„Überrascht dich zu sehen, schon, aber überrascht, dass du weißt, wo ich jetzt wohne? Nein, nicht wirklich. Wir sind ja nicht unbedingt in München oder Berlin, da hat sich das bestimmt längst herumgesprochen“, drehte er sich zum Wasserkocher und befüllte die Tassen.

„Wohnen? Hausen trifft es wohl eher!“, zischte sein Vater, ohne dafür eine Reaktion zu erhalten.

„Ich hab gedacht, das wäre ein schlechter Aprilscherz, als mir ein Kollege sagte, dass er dich in dieser Bruchbude gesehen hat!“

Detlef stützte sich kurz auf die Küchenzeile, ehe er die Tassen griff.

„Das ist keine Bruchbude, sondern ein Haus, das gerade renoviert wird“, antwortete er möglichst sachlich, ehe er anfügte: „Außerdem kann dir das doch egal sein, wo ich jetzt wohne. Ihr habt mich rausgeworfen. Was juckt dich das dann noch, wo ich bleib oder was ich mache?“

Es fiel ihm nicht leicht, die Enttäuschung zu verbergen und die Kaffeetassen landeten fester auf dem Tisch, als er beabsichtigt hatte.

„Meinst du wirklich, dass es mir egal wäre, was aus dir wird?!“, stand die Empörung seinem Vater ins Gesicht geschrieben und schwang in jedem seiner Worte mit. Detlef schnaufte aus.

„Stimmt, ich vergaß, was sollen die Leute denken? Ich hab ja den Ruf der Familie in den Dreck gezogen. Der faule Sohn, der nichts auf die Reihe bekommt“, ließ er sich seinem Vater gegenüber auf dem Stuhl nieder und erschrak, als der beide Hände auf den Tisch haute und sich hochstemmte.

„Herrgott, Detlef! Wir machen uns Sorgen, was aus dir wird! Erst schmeißt du die Uni, dann lebst du in einer Bruchbude – was kommt als nächstes?! Dass du unter einer Brücke landest?! Wie soll das nur weitergehen?!“

Detlefs Mundwinkel zuckten und in betonter Langsamkeit schob er die Hände in seine Hosentaschen, während er dem Blick seines Vaters standhielt.

„Dafür, dass ich auf der Straße lande, habt ihr doch selbst gesorgt“, meinte er und beobachtete, wie der Zorn seines Vaters anwuchs.

„Sollen wir das etwa auch noch unterstützen? Du bist Mitte Zwanzig und erzählst uns, dass du dich beruflich verändern willst? Was für eine berufliche Veränderung denn?! Du hast doch noch überhaupt nichts geleistet! Wenn du wenigstens dein Studium abgeschlossen hättest! Wir dachten, du würdest endlich zur Vernunft kommen, wenn wir dir den Geldhahn zudrehen!“, schnaubte er aus und stütze die Hände auf die Hüften.

„Ihr habt mir gesagt, dass ich meine Sachen packen und gehen kann, wenn ich nicht mehr studieren will. Ihr habt mir noch fünfzig Euro in die Hand gedrückt, damit ich mir ein Hotelzimmer nehmen und „wieder zu Verstand kommen kann“ und das wars“, ballte Detlef die Hände zu Fäusten und war doch froh, dass sein Vater sie in den Hosentaschen nicht sehen konnte.

„Irgendwann musst du mal zu Vernunft kommen!“, hob sein Vater hilfesuchend die Hände und schüttelte ungläubig den Kopf – genau wie sein Sohn.

„Ich hab euch einfach nur drum gebeten, dass ich ein paar Monate in verschiedene Jobs reingucken kann, um herauszufinden, was mir wirklich liegt. Dass ich solange wieder bei euch einziehen kann, um das Geld für die Miete zu sparen und ob ihr vielleicht jemanden kennt, bei dem ich mal ein Praktikum machen kann“, spürte Detlef, dass es ihm immer schwerer fiel, den Blick auf seinen Vater gerichtet zu halten.

„Hirngespinste, mehr nicht! Wofür hast du denn das Abitur gemacht, wenn du es jetzt nicht nutzt?!“, starrte der ihn genauso fassungslos an, wie an dem Abend, an dem Detlef ihm seine Entscheidung verkündet hatte.

„Ich hab das nur gemacht, weil ihr mich immer dazu gedrängt habt! Ich wollte weder aufs Gymnasium noch zur Uni und das hab ich euch mehrfach gesagt!“, verteidigte Detlef sich und sprang auf, als sein Vater ihm antwortete, dass die Eltern nur das Beste für ihn wollten.

„Wir haben alles getan, um dich zu unterstützen! Damit aus dir was wird!“, rief sein Vater aus. Detlef wendete sich ab, er ging einige Schritte vom Tisch weg, um seine Gedanken zu sortieren und schaffte es doch nicht, die aufkommende Wut herunter zu schlucken.

„Du meinst, damit ich so wie du ende?! In die Familienfirma gedrängt, ob du wolltest oder nicht?!"

"Das Studium hast du dir selbst ausgesucht! Das hatte mit unserer Firma gar nichts zu tun und hätte ihr nicht mal was genutzt!", entgegnete sein Vater und wieder schüttelte Detlef den Kopf.

"Oh ja, ganz toll. Ich durfte doch nur mit Sven mit, weil ich gesagt hab, dass ich damit die Zeit überbrücke, ehe das Wirtschaftsstudium startet. Mit dem ich dann doch in die Firma gesollt hätte und genauso unglücklich wie du geworden wäre!“, fuhr er herum und brachte seinen Vater ins Stocken.

„Ich bin nicht unglücklich!“, gab er schockiert zurück und Detlef stützte die Hände auf die Stuhllehne.

„Ach nein? Warum beschwerst du dich dann ständig? Über die Kunden, die unfähigen Mitarbeiter, darüber, dass du ein besserer Chef wärst als Onkel Thorsten, aber gleichzeitig schon als sein Stellvertreter ständig zu irgendwelchen anstrengenden Geschäftsreisen musst?“, stierte er seinen Vater an, dem kurz der Mund aufklappte, ehe er zu einer Antwort fähig war.

„Im Gegensatz zu dir hab ich wenigstens Verantwortung übernommen! Für mein Leben und meine Familie! Dank meiner Arbeit hat es euch nie an was gefehlt! Im Gegenteil! Andere können nicht aus Spaß an der Freude mehrere Semester studieren, bis ihr Wunschstudium beginnt oder sogar mir nichts, dir nichts abbrechen, weil sie meinen, dass ihnen dann keine Konsequenzen winken. Langsam gewinne ich den Eindruck, dass wir dich zu sehr verzogen haben, Detlef! Guck dir stattdessen deine Schwester an! Das hätte sie sich nie getraut!“, stemmte er die Hände auf die Hüften und sah mit Entrüstung, wie Detlef anfing zu lachen.

„Da hab ich jetzt drauf gewartet!“, sprach er bitter. Er war es so leid, ständig mit seiner Schwester, der Architektin, verglichen zu werden. Der Einserschülerin mit den großen Ambitionen und der erfolgreichen Karriere samt Mann, der als Arzt arbeitete.

„Gibs doch zu, ich war euch immer peinlich!“, zischte Detlef und fügte an: „Dass meine Noten nicht so gut waren, dass ich nicht so zielstrebig war, dass ich sogar pappen geblieben bin“. Sein Vater verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte energisch den Kopf.

„Wir haben dich trotzdem immer geliebt und unterstützt. Dank uns standen dir alle Möglichkeiten offen! Dass du dein Leben jetzt so wegwirfst, kannst du nicht uns vorwerfen. Das hast du selbst so entschieden!“, deutete er tadelnd mit dem Zeigefinger auf seinen Sohn und konnte sehen, wie seine Worte ihm einen Stich versetzten.

„Ich finde nicht, dass eine Handwerksausbildung bedeutet, dass man sein Leben wegwirft“, hörten sie plötzlich von der Haustür her und fuhren beide erschrocken herum. Steffen stand an die Türzarge gelehnt und hob die Hand zum Gruße.

„Sorry, dass ich mich einmische, aber man hört euch bis nach draußen“, stieß er sich von der Zarge ab und schlenderte hinüber zur Küchennische, während Detlef den Kopf hängen ließ und sein Vater sich straffte, beschämt, dass diese Auseinandersetzung so viel Aufmerksamkeit erhielt.

„Ich hab mit meinem Chef geredet, er macht die Papiere fertig und du kannst ab August anfangen“, klopfte Steffen Detlef auf die Schulter und erntete zwei erstaunte Gesichtsausdrücke.

„Wie bitte?“, entfuhr es Detlefs Vater, während sein Sohn Steffen nur schweigend anstarrte.

„Oh, ging es nicht gerade darum, dass Detlef eine Ausbildung zum Schreiner machen möchte?“, kratze Steffen sich am Kopf und holte dann Teller und Messer aus einer der Kisten, um die mitgebrachten Kartoffeln zu schälen.

„Ihr Sohn hat wirklich ein Händchen fürs Handwerkliche und gute Leute können wir immer gebrauchen!“, grinste Steffen, während Detlefs Vater das Gesicht entgleiste.

„Wir haben dich doch nicht das Abi machen lassen, damit du Handwerker wirst!“, zischte er und schwankte offensichtlich zwischen Wut und dem Versuch, die Beherrschung in Steffens Gegenwart zu behalten.

„Ohne uns Handwerker hätten Sie kein Dach über dem Kopf. Schon mal drüber nachgedacht?“, meinte Steffen mit einem Grinsen, das nicht verbergen konnte, was er von Detlefs Vater hielt. Der reckte das Kinn und schürzte die Lippen.

"Dieser Taugenichts wird ohnehin nach kurzer Zeit die Lust wieder daran verlieren!", knurrte er, was Steffen hingegen wenig beeindrucken konnte.

„Vielleicht, weil er bisher nur Sachen machen musste, auf die er keine Lust hatte. Haben Sie ihren Sohn eigentlich mal gefragt, was ER will?“

Schnaubend drückte Detlefs Vater die Luft aus der Lunge und seine Kiefer zusammen.

„Er ruht sich doch ohnehin nur auf meinem Geld aus! Das war schon immer so und wird immer so bleiben. Am Ende sind wir es dann wieder, die ihn auffangen. Sie werden schon sehen, dass er die Ausbildung genauso hinwirft wie die Uni! Setzen Sie lieber nicht zu viele Erwartungen in ihn!“, presste er hervor und wendete sich ab, als Steffen fragte, ob er zum Essen bleiben wolle.

„Nein, Danke, ich habe noch Termine“, stapfte er zur Tür und hielt kurz inne.

„Wenn du wieder zur Vernunft gekommen bist, weißt du, wo du uns findest, Detlef“, sprach er, ohne sich den beiden noch einmal zuzuwenden und verschwand dann mit einem „Guten Tag!“, zu seinem Auto. Das Knallen der Autotür ließ Detlef zusammenzucken und erst, als der Motor startete und der Wagen losfuhr, atmete er aus. Für einen Moment ließ Steffen ihn die Ruhe genießen, ehe er fragte, ob alles in Ordnung sei.

„Tut mir leid, dass du das mitbekommen hast“, murmelte Detlef und sank auf seinen Stuhl, als die Anspannung immer mehr nachließ. Unwillkürlich begannen seine Beine zu wippen und er rang die Hände ineinander.

„Wenn ich das nächste Mal früher Feierabend mach, ruf ich dich vorher an, damit ich genug zu essen mitbringe. Wär dein Vater noch geblieben, hätten unsere Kartoffeln nicht gereicht“, meinte Steffen und grinste, als Detlef ihn irritiert ansah.

„Was denn? Ich bin ein guter Gastgeber!“, stupste er den Blonden in die Seite und klopfte ihm auf die Schulter. Dieses Mal fiel es ihm nicht so leicht, ihn aufzumuntern. Stattdessen saßen sie eine Weile schweigend beieinander, während Steffen sich weiter um die Kartoffeln kümmerte und Detlef vor sich hin starrte.

„Sag mal… dass du mit deinem Chef geredet hast…“, begann er schließlich und Steffen rieb sich den Nacken.

„Tut mir leid, wenn ich damit zu weit gegangen bin“, meinte er entschuldigend und spürte das schlechte Gewissen für die Einmischung und seine Lüge. Detlef schien aber nicht sauer oder enttäuscht, sondern nur unsicher.

„Meinst du, ich kann vielleicht ein Praktikum bei ihm machen?“

Ein breites Grinsen legte sich auf Steffens Gesicht.

„Ganz bestimmt! Wenn du willst, frag ich ihn morgen direkt! Und für August suchen wir wirklich noch einen neuen Azubi“, zwinkerte er und drückte Detlef lachend die Zwiebeln in die Hand, um sich vor dieser tränenreichen Arbeit zu drücken. Der war einerseits erleichtert über Steffens Angebot, andererseits aber noch immer verunsichert.

„Ich will aber auch nicht, dass du schlecht da stehst, falls ich die Arbeit nicht auf die Reihe kriege“, murmelte er und erschrak, als Steffen plötzlich auf den Tisch schlug.

„Jetzt hau endlich diese Selbstzweifel beiseite und lass dir von deinen Eltern nicht mehr einreden, dass du nichts auf dem Kasten hast!“, lag eine ungewohnte Ernsthaftigkeit in seinen Worten und seinem Blick.

„Du hast mir in den letzten Wochen gezeigt, dass du handwerklich echt auf Zack bist, sowohl in der Praxis als auch beim Theoretischen. Ich weiß, dass du das kannst und wenn du wirklich in unserer Firma arbeiten willst, rede ich sehr gern mit meinem Chef. Aber fühl dich nicht gedrängt, okay? Mach es, weil du es willst und nicht, um deinen Eltern was zu beweisen oder mir einen Gefallen zu tun, in Ordnung?“, fixierte er Detlef und setzte sich auf die Tischkante, als der nickte und den Blick auf die Zwiebeln senkte.

„Ich hab schon ein paar Mal überlegt, ob das wohl was für mich wäre“, gab er kleinlaut zu und schaute wieder hoch, als Steffen kicherte.

„Mir ist dein Interesse durchaus aufgefallen", zwinkerte er und gab zu, dass er Detlef die Zeit lassen wollte, die er brauchte, um diesbezüglich auf Steffen zuzugehen.

"Das war sehr nett von dir", meinte Detlef, der etwas verwundert zu dem Küchentuch schaute, das Steffen ihm hinhielt.

„Hier, du Schniefnase“, zog er einen leichten Schmollmund und lachte über Detlefs genervtes Grollen.

„Das sind die Zwiebeln!“



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