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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Noch mal aufsplitten wollte ich es nicht, darum dieses Mal ein etwas längerer Text :) Komplett anzeigen

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7.3.2024: Echauffieren

Echauffieren haben meine Eltern es früher immer genannt, wenn ich ihnen sagte, dass ich nicht studieren will. Für sie war das dann gleichbedeutend mit einem Zwergenaufstand. Sie hörten mir im Endeffekt gar nicht zu, sondern setzten alles daran, dass ich aufs Gymnasium ging, mein Abi machte und dann eine Uni besuche. Dass ich im Endeffekt hinterher der Depp zwischen der angehenden Elite war, interessierte sie nicht“, schaute Detlef in den Sternenhimmel und wandte kurz den Blick zu Sven, als von dem keine hörbare Reaktion kam. Fragend schaute er den Blonden an und zog die Augenbrauen zusammen, als dieser weitersprach.

„Du Überflieger mit deinen übersprungenen Klassen hast es vielleicht nicht so auf dem Schirm gehabt, aber normalerweise ist man keine zwei Jahre älter als seine Klassenkameraden.

„Na und? Du bist doch erst mit sieben eingeschult worden und das macht dich nicht zum Deppen!“, meinte Sven und schaute kurz von der Brücke, ehe Detlef ihn mit einem Lachen wieder zu sich blicken ließ.

„Dann noch zusätzlich einmal pappen zu bleiben aber schon!“, stützte er die Hände aufs Brückengeländer und nahm mit einem beherzten Satz darauf Platz. Sven gefiel dieser Anblick gar nicht.

„Pass auf, dass du nicht nach hinten kippst!“, drehte er sich stärker zu Detlef hinüber und behielt ihn im Blick, um im Notfall sofort eingreifen zu können. Der aber schüttelte nur den Kopf.

„Mach dir nicht ins Hemd. So blöd bin selbst ich nicht.“, verschränkte er die Beine und schaute weiterhin in den Himmel.

„Hör doch endlich auf, so von dir zu reden! Was soll das denn?!“, hatte Sven langsam genug von Detlefs zunehmender Melancholie. Der aber grinste und schaute aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber.

„Du dachtest wirklich, dass unsere Mitschüler immer deinetwegen getuschelt haben, oder?“

Verdattert sah Sven ihn an und merkte langsam, wie ein flaues Gefühl in seiner Magengegend aufkam. Von klein auf hatte es zu seinem Alltag gehört, dass andere über ihn redeten. Die Idee, dass Detlef Ziel der Tuscheleien gewesen sein könnte, war ihm nie gekommen.

„Du bist nicht dumm“, wich er der Frage aus und auch Detlefs Blick. Der aber zuckte die Schultern.

„Ich weiß.“

Hatte Sven gerade richtig gehört? War das wieder Sarkasmus oder Detlefs Ernst?

„Nur, weil Studieren nicht mein Ding ist, bin ich kein Trottel. Es gibt bestimmt genug Jobs, in denen ich gut wäre. Ich muss nur herausfinden, was ich machen will.“

Sven betrachtete seinen Freund schweigend und lächelte dann erleichtert. Ja, das war die Einstellung, die er von Detlef kannte! Dass er sich nicht unterkriegen ließ! Nur wollte seine Zufriedenheit nicht lange währen, als er die Worte noch mal gedanklich durchging.

„Moment mal, redest du gerade davon, dass du generell nicht mehr studieren willst?“. Wieder war da das flaue Gefühl in seinem Bauch und es wurde umso stärker, als er das Grinsen in Detlefs Gesicht sah.

„Ich hab mich die ganze Zeit über von meinen Eltern in eine Richtung drängen lassen, weil ich Angst hatte, dass sie mich sonst nicht mehr unterstützen. Mal ehrlich, Sven, was hab ich bisher denn wirklich auf die Beine gestellt? Notgedrungen irgendeinen Studiengang gewählt, bei dem ich wusste, dass du mir den Arsch rettest, solang es geht und der vor allem an einer weit entfernten Uni ist, damit ich meine Eltern nur selten besuchen kann. Einfach, weil dann der Schwindel nicht so schnell auffliegt und ich solange in unserer WG bleiben kann, bis mir was anderes einfällt. Ja, das hab ich wirklich gut hinbekommen und nebenher noch meine Beziehung vor die Wand gefahren. Aber mal ehrlich, wir wohnen hier schon über ein Jahr und ich weiß immer noch nicht, wohin es mit mir gehen soll.“, seufzte Detlef und zuckte wieder einmal die Schultern bei Svens Worten.

„Du hast doch immer gesagt, dass du nur die Zeit überbrücken willst, bis du in deinem Wunschstudium angenommen wirst“.

Sven starrte seinen Kumpel an und wartete auf eine Zustimmung, aber sie kam nicht.

„Ich bin kein Typ für die Uni, aber ich wollte es mir lange nicht eingestehen.“, sagte Detlef stattdessen und schon wieder zuckte er die Schultern, als Sven wissen wollte, wie es weitergehen sollte.

„So richtig weiß ich das auch noch nicht. Aber es wird mal Zeit, dass ich das herausfinde. Saskia hat nicht Unrecht damit, dass ich bisher nur vor mich hin gelebt habe. Ich hatte keine eigenen Ziele, aber eins ist sicher: Ich will mir nicht mehr vorschreiben lassen, wie ich mein Leben gestalten soll. Ich muss mich endlich weiter entwickeln.“

Verständnislos schüttelte Sven den Kopf.

„Aber wenn du die Uni schmeißt, werden deine Eltern dich nicht mehr unterstützen. Wie willst du dann in unserer WG wohnen bleiben? Oder was willst du ohne ihre Finanzierung überhaupt machen? Du hast ja nicht mal einen Job!“, wurde die Furcht in Sven immer größer, die schon seit Beginn des Gesprächs in ihm schwankte.

„Und wag es jetzt nicht, schon wieder die Schultern zu zucken!“

Detlef lachte. Es war ein trauriges Lachen, aber kein verzweifeltes.

„Wir bleiben doch trotzdem befreundet, selbst wenn wir nicht mehr täglich aufeinander hocken“, grinste er und wollte Sven auf die Schulter klopfen, aber der wich der Bewegung aus. Irgendwann nicht mehr zusammen im gleichen Studiengang zu sein war eine Sache, aber auch nicht mehr in einer WG zusammen wohnen? So hatte er sich das bestimmt nicht vorgestellt!

„Mach jetzt nichts Unüberlegtes! Du bist gerade durch den Wind, weil Saskia sich von dir getrennt hat. Nimm dir ein paar Tage Zeit, um alles sacken zu lassen, bitte!“, spürte Sven, wie aus Angst Verzweiflung wurde. Für ihn war Detlef nicht nur ein guter Freund, sondern auch der perfekte WG-Partner. Doch der schüttelte den Kopf.

„Sie hätte mir sogar noch eine Chance gegeben, aber ich hab selbst gemerkt, dass wir so, wie es im Moment ist, keine Zukunft hätten. Sven, ich muss erst mal lernen, wer ich bin und ich glaube, ein bisschen Abstand tut mir da ganz gut. Sonst lande ich einfach wieder in altem Fahrwasser, das wissen wir doch beide. Du kommst schon klar, Kumpel. Inzwischen hast du dich gut eingelebt und das Studium macht dir doch auch richtig Spaß“, rutschte Detlef vom Geländer und klopfte sich die Jeans ab. Wie konnte er so gelassen sein, wenn er gerade sein gesamtes Leben auf den Kopf stellte?

„Aber was willst du denn jetzt machen?“, konnte Sven noch immer nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Seine Frage war kaum mehr als ein Flüstern. War das ein schlechter Witz?

„Tja“, schmunzelte Detlef und zuckte die Schultern „Mal sehen“.



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