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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dreimal hab ich neu anfgefangen, bis ich dann mal in den Schreibfluss kam XD" Komplett anzeigen

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22.2.2024: en profil

Anastasia mustere das Display und schürzte die Lippen. Mit jedem weiteren Bild, das auf dem Display der Kamera erschien, wuchs ihre Unzufriedenheit.

„Die Aufnahmen sind wunderschön geworden!“, tippte sich ihr Freund Matteo von Foto zu Foto, bis er alle angesehen hatte.

„Das Licht hier im Raum ist fantastisch! Wir brauchen nicht mal Scheinwerfer! Und du bist ein Naturtalent!“, strahlte er Anastasia an und bemerkte erst jetzt ihre tiefgezogenen Mundwinkel.

„Was hast du denn? Gefallen dir die Bilder etwa nicht?“

Die Angesprochene rümpfte die Nase und wendete sich von ihm ab.

„Ich hab doch gesagt, dass ich Aufnahmen en profil hasse! Meine Nase ist ein riesiger Zinken und die Bilder wirken, als würde jeden Moment ein Helikopter auf meinem Rüssel landen!“, ging sie ans Fenster und schnaufte aus. Sie hatte sofort gegen Matteos Idee protestiert und wusste jetzt wieder, warum sie sich nur mit viel Überredungskunst darauf eingelassen hatte. So viele Menschen hatte er schon abgelichtet und noch nie seine eigene Freundin vor der Kamera gehabt – das hatte er so gern einmal ändern wollen und ihr die schönsten Bilder versprochen, die sie je von sich gesehen hatte. Pustekuchen.

„Du hast keinen Rüssel“, trat Matteo hinter sie und legte vorsichtig die Hände an Anastasias Schultern. Er wusste um ihr Temperament.

„Hör auf, mir Honig ums Maul zu schmieren! Lösch die Bilder und frag mich nie wieder, ob ich mich von dir knipsen lasse!“, fuhr sie herum und ging zu ihrer Handtasche, die über einen der Stühle gehängt war.

„Wo willst du hin? Wir haben die Location noch für zwei Stunden gebucht. Sollen wir das nicht nutzen?“, ging Matteo ihr etwas unbeholfen nach und wich bei Anastasias giftigem Blick zurück.

„Keine Fotos mehr!“, zischte sie und schulterte die Handtasche. Beschwichtigend hob Matteo die Hände und bat sie, noch einen Moment lang zu warten.

„Lass mich noch eine Sache versuchen. Bitte! Wenn sie dir auch nicht gefällt, nerv ich dich nie wieder mit meiner Kamera. Einverstanden?“

Anastasia schmälerte die Augen und schnaubte aus.

„Na schön, ein letzter Versuch!“, warf sie die Tasche zurück auf den Stuhl und schaute ihren Freund auffordernd an. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen.

„Stell dich noch mal da vorn ans Fenster, aber schau mich dieses Mal an“, dirigierte er und begann mit seinen Aufnahmen.

„Weißt du noch, wie du mir mal von deiner Mutter erzählt hast?“

Anastasia seufzte aus.

„Sie hat dir immer so was gekocht, wenn du als Kind krank warst… wie hieß das noch gleich?“

Langsam wurde der Ausdruck in Anastasias Gesicht weicher.

„Milchsuppe“, antwortete sie und ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

„Ja, stimmt!“, rief Matteo aus, während er unablässig auf den Auslöser drückte.

„Erzähl mir noch mal die Geschichte, wie sie dir das Kaugummi aus den Haaren gekämmt hat!“, forderte er sie auf und sie schmunzelte. Ein Kind in der Schule hatte ihr das Ding in ihre langen, samtenen Haare gedrückt und über Stunden war ihre Mutter damit beschäftigt gewesen, es irgendwie los zu werden. Andere Mütter hätten längst zur Schere gegriffen, doch sie wusste, wie sehr ihre Tochter die langen Zöpfe liebte und versuchte alles, um sie zu retten.

„Am Ende haben wir beide da gesessen und geheult. Ich, weil es irgendwann so ziepte und weh tat und sie, weil… weil sie meine Tränen sah. Aber hinterher war ich doch froh, dass sie das getan hatte“, erinnerte sich Anastasia und schaute wehmütig aus dem Fenster. Weitere Erinnerungen bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche und plätscherten aus ihr heraus. Einige schön, andere traurig. Aber sie nahmen sie so ein, dass sie gar nicht merkte, wie Matteo irgendwann aufhörte zu fotografieren und ihr einfach nur noch zuhörte. Selten hatte Anastasia so offen über ihre verstorbene Mutter gesprochen.

„Sie war eine tolle Frau“, sagte er, als sie schließlich endete.

„Ja, das war sie“, pflichtete Anastasia ihm bei und strich sich kurz über die Augenwinkel. Sie ging zu ihm hinüber und ließ sich die Fotos zeigen.

„Jetzt bin ich ja mal gespannt“, kehrte die vorherige Strenge in ihre Stimme zurück, während Matteo die neuen Aufnahmen durchging. Sie waren nicht einfach nur schön, sondern ausdrucksstark. Gefüllt von Emotionen.

„Wunderschön“, wiederholte er sich, aber dieses Mal lag eine ganz andere Faszination in diesen Worten.

„Oh." Er erreichte wieder die Profilaufnahmen und wollte gerade mit dem Löschen beginnen, als Anastasia die Hand auf seine legte. Verwundert schaute er sie an und entdeckte dieses Mal nicht die vorherige Ablehnung in ihren Augen. Stattdessen lag Liebe darin.

„Weißt du, was mir gerade aufgefallen ist?“, fragte sie leise und er schüttelte den Kopf.

„Mama hatte die gleiche Nase...“



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