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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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19.2.2024: Urangst

„Das ist wirklich eine gute Idee gewesen“, schlenderte Martin mit seiner Freundin Isabelle durch die kleinen Einkaufspassagen und sog den Trubel der geschäftigen Menschen in sich auf. Seit Wochen hatte er fast nur noch am Schreibtisch gesessen und schon ganz vergessen, wie gut so ein Ausflug in die Stadt tun konnte – erst recht, wenn es ein Ausflug in eine fremde Stadt war und so viel Neues darauf wartete, von ihm entdeckt zu werden.

„Klar, ich hab nur gute Ideen!“, zwinkerte Isabelle und schmiegte sich an ihn, so gut das bei einem gemeinsamen Spaziergang eben klappte. Endlich hatte sie ihren Freund mal wieder für sich.

„Du arbeitest in letzter Zeit so hart, da hast du dir eine kleine Auszeit wirklich verdient“, meinte sie und er nickte. Gerade erst seit wenigen Tagen war seine Probezeit in der neuen Firma vorbei und natürlich hatte er einen guten Eindruck machen wollen. Jetzt war er sicher genug in den ersten Abläufen und Routinen, dass sie ihm besser von der Hand gingen und er sein vorheriges Arbeitspensum langsam auf ein Normalmaß herunterfahren konnte. Trotzdem merkte er dabei auch immer die kleinen Selbstzweifel, die ihm zuflüsterten, dass er faul würde oder ob er noch immer genug leisten würde.

„Hey, heute keine Arbeit!“, knuffte Isabelle ihn in die Seite und holte Martin ins Hier und Jetzt zurück. Sie waren lang genug zusammen, damit sie sich denken konnte, wohin seine Gedanken schon wieder wanderten, wenn er plötzlich diesen ausdruckslosen Blick bekam.

„Tut mir leid“, lächelte er und kaufte ihr ein Eis. Er hatte mit dem süßen Zeug nicht so viel am Hut, aber seine Liebste war ganz vernarrt darin.

„Hier, Schoko, wie immer“, hielt er ihr das Hörnchen hin, als er zu der Bank zurück ging, auf der sie in der Zwischenzeit gewartet hatte. Isabelle aber schien ihn kaum zu hören. Viel zu vertieft war sie in das Starren auf ihr Handy.

„Was hast du denn da?“, nahm Martin neben ihr Platz und warf einen Blick auf das Display.

„Sehenswürdigkeiten“, murmelte sie und fing dann an zu strahlen.

„Hier gibt es eine Aussichtsplattform! Da hat man einen Blick über die gesamte Stadt! Los komm, die besuchen wir!“, sprang sie auf und griff seine Hand. Martin aber konnte sich kaum rühren. Erst schaute er sie entsetzt an, dann senkte er den Blick zu Boden.

„Martin?“

Isabelle ging vor ihm in die Hocke. Er wich ihrem Blick aus.

„Die haben hier bestimmt noch andere schöne Sachen, oder?“, lächelte er schief und hielt Isabelle ihr Eis hin. Als sie danach griff, merkte sie, wie kalt und zittrig seine Hand plötzlich war.

„Was ist los?“, rieb sie über sein Knie. Offensichtlich haderte er mit sich.

„Du kannst mir alles erzählen, das weißt du“.

Er seufzte und gab kleinlaut zu, dass er Höhenangst hatte - und dass er sich seit der vielen Hänseleien im Kindesalter nicht mehr getraut hatte, das offen auszusprechen. Jetzt verstand Isabelle auch, warum er beispielsweise im Schwimmbad nie auf die Türme gewollt hatte, während sie vom freien Fall ins Wasser kaum genug bekam. Vor allem aber erkannte sie, dass bei ihm eine richtige Urangst dahinter steckte und nicht nur ein leichtes „mulmiges Gefühl“, wie er sonst immer gesagt hatte. Sie war froh, dass er sich ihr endlich anvertraute.

"Weißt du, die haben hier auch einen schönen botanischen Garten. Komm, den gucken wir uns an!", erhob sie sich und hielt ihm ihre Hand hin. Martin lächelte und ergriff sie mit einem Nicken.



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