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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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2.2.2024: Empire

Emilie saß im Geschichtsunterricht. Der Lehrer sprach schon die vierte Stunde in Folge über das Empire, das französische Kaiserreich zu Zeiten Napoleons, aber viel bekam Emilie dieses Mal nicht davon mit. Zu sehr hing sie ihren Gedanken nach und ihrem Traum von letzter Nacht. Sie machte sich die massige Gestalt des Mitschülers vor sich zunutze und tauchte fast gänzlich hinter ihm ab. Den Kopf auf eine Hand gestützt, schaute sie aus dem Fenster, ohne dabei überhaupt wahrzunehmen, was sich davor tat. Sie sah nicht das grüne Gras mit den kleinen Frühlingsblühern, nicht das erste warme Sonnenlicht dieses Jahres und auch nicht die vereinzelten Kinder, die schon auf dem Schulhof unterwegs waren. Sie sah viel mehr die fremde Stadt aus ihrem Traum. Wie sie ziellos durch Menschenmassen geirrt war. Durch fahles Grau, Sprühregen und geschäftiges Treiben. Sie spürte wieder die Panik in sich aufkommen, weil sie nicht wusste, wo sie war oder wie sie dorthin gelangt war. Sie fühlte sich wieder eingeengt von menschlichen Leibern, die sie durch die Straßen trieben, als gäbe es kein Entkommen. Aber sie merkte auch wieder ihr Herz einen Hüpfer machen, als eine Hand sie plötzlich ergriffen und aus dieser fleischlichen Welle gerissen hatte. Hinein in die Sicherheit einer Seitengasse, fort vom Trubel und hin zu der Möglichkeit, einmal zu Atem zu kommen. Seine stahlblauen Augen hatten Emilie gleich in seinen Bann gezogen, obwohl sie ihn noch nie vorher gesehen hatte. Dazu die wilden Locken, die sein Gesicht umrahmt hatten.

Wäre er doch nur real gewesen, dachte sie jetzt und seufzte schwer aus. Ob sie wohl jemals einen Mann wie ihn treffen würde? Sie dachte daran, einmal gehört zu haben, dass man in Träumen immer nur Leute trifft, die man wirklich schon einmal irgendwo gesehen hatte – aber wo hätte das sein sollen? Auf der Schule sicherlich nicht und selbst wenn es in einem Film gewesen wäre, wäre er ihr doch sogleich aufgefallen! Dann hätte sie ihn jetzt wenigstens als Filmstar anschmachten können! Und wieder seufzte sie aus.

„Ist mein Unterricht so langweilig, Emilie?“, fragte der schöne Mann sie plötzlich in ihren Traum hinein und sie begann zu stutzen. Seine Stimme passte so gar nicht zu seinem Gesicht.

„Emilie!“, wurde er unbeherrschter und ließ sie zusammenfahren. Sie starrte hoch und erkannte den Geschichtslehrer vor sich stehen, dessen Gesicht bereits auf dem Weg zur Farbe einer Tomate war. Alle Mitschüler saßen zu ihr gedreht, einige schüttelten den Kopf, die meisten anderen schmunzelten und kicherten.

„Wo bist du mit deinen Gedanken?!“, herrschte der Lehrer Emilie an und sie sank in sich zusammen.

„Tschuldigung“, murmelte sie schuldbewusst und suchte nach einer Antwort, als er wissen wollte, worüber er zuletzt gesprochen hatte. Sie schaute zum Mitschüler vor sich, der nur die Achseln zuckte – er war schon immer ein Arsch gewesen. Aber dann fiel ihr Blick aus dem Fenster, ganz zufällig und ungeplant, und es raubte ihr den Atem: Dort stand er und schaute genau zu ihr hoch, mit seinen stahlblauen Augen und den wilden Locken im Gesicht, die sich im leichten Wind wiegten. Wie aus dem Nichts war er aufgetaucht und sie musste um jeden Preis verhindern, dass er genauso wieder verschwand!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielleicht etwas, das ich irgendwann noch weiter ausbauen werde... Komplett anzeigen

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