Zum Inhalt der Seite

Privatsphäre

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Freizeit genießen?

Ich hatte jetzt so viel Zeit für mich wie noch nie, sonst zerrte die Arbeit an mir oder die Schule, aber jetzt war da einfach nichts. Alle Ärzte und Psychologen hatten mir nahe gelegt nur etwas zu machen, was mir guttut, aber was war das eigentlich? Das hörte sich für Außenstehende sicher gut an, aber für mich war es schwer zu bewältigen.
 

Ich verbrachte meine Zeit gerne mit Mokuba und Katsuya, aber sie gingen zur Schule. Sonst war da eine große Leere in mir. Ich versuchte wieder mein Duel Monsters Kartendeck aufzupolieren, aber auch damit war ich recht schnell fertig gewesen.
 

Ich beschloss also Sport machen zu gehen und joggte eine Runde im Park, eine Routine, die ich mir durch meine Bulimie angeeignet hatte. Ich merkte allerdings wie die Tabletten meine Kondition einschränkten und das deprimierte mich. Ich ging nach Hause und bemerkte erst jetzt, wie sehr ich mich an die Anwesenheit von Katsuya und Mokuba gewöhnt hatte.
 

Ich wurde müde und legte mich in mein oder viel mehr unser Bett und begann über die schizophrenen Schübe und Albträume nachzudenken. Genau das, was ich vermeiden sollte, aber das erlebte war einfach noch zu präsent für mich. Die Stimmen waren zwar wieder verstummt, aber das, was sie gesagt hatten, hatte sich fest in meine Gedanken verwurzelt.
 

Man vergaß schließlich nicht, wenn einem den ganzen Tag gesagt wurde, wie erbärmlich man sei und dass die anderen ohne einen besser dran wären. Diese Gedanken an die Stimmen, die mir sagten, ich sei ein Versager, oder die sich vor mir wegen meiner Bulimie ekelten. Die meinten, ich sei schmutzig und unrein, weil sich jemand an mir vergangen hatte. Die Stimmen, die mir gesagt hatten, ich sei selbst schuld daran, dass ich missbraucht worden war.
 

Es war eine schlimme Woche gewesen, in der ich Katsuya ignoriert und von mir gestoßen hatte, weil ich mich selbst nicht mehr ertragen hatte. Viele Menschen mit meiner Krankheit waren Suizid gefährdet und das wunderte mich nach dieser Woche nicht mehr. Ich zwang mich, meine Gedanken zu stoppen und zog tief die Luft in meine Lunge. Ich durfte nicht weiter darüber nachdenken.
 

Ich lief in der Villa hin und her und hoffte, dass bald jemand nach Hause kommen würde, um mich von meinen Gedanken abzulenken, aber die Zeit wollte nicht vergehen. Und meine Gedanken kreisten wieder nur um die Stimmen, die meinten, ich sei schmutzig und unrein und obwohl ich heute schon geduscht hatte, ging ich mich noch einmal abduschen. Dieser Zwang nach Reinlichkeit schien sich auch schon lange in mein Leben verfestigt zu haben, so wusch ich mir ungewöhnlich häufig am Tag die Hände oder ging mehrmals am Tag duschen.
 

Erst jetzt, wo ich so viel Zeit hatte, vielen mir selbst diese ganzen Zwänge auf, die meinen Alltag bestimmten.
 

Endlich hörte ich die Tür und Mokuba kam herein und unterbrach meine Gedankenspirale, wofür ich ihm unendlich dankbar war in diesem Moment.
 

Er fragte wie mein Tag war und ob ich die freie Zeit genossen habe...
 

Ich schluckte nur und meinte, dass es ein schöner Tag war, es war mir peinlich, dass ich die freie Zeit nicht genießen konnte, so wie es jeder andere getan hätte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück