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Auszüge aus dem Leben

Don't judge my choices without understanding my reasons
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Trigger Warnung: Prostitution (angedeutet) Komplett anzeigen

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Vaterfigur [Richard]

Als wäre es das Normalste, das es auf der Welt gibt, schlenderte der Teenager auf die Tür des Gebäudes zu, dessen rot erleuchtete Fenster die eindeutige Absicht erkennen ließen. Und für ihn selbst war es selbstverständlich, diesen Laden, dieses Bordell zu betreten. Auch mit gerade einmal 15 Jahren.
 

Es war kurz nach 18 Uhr und das Geschäft war schon seit den Mittagsstunden geöffnet. Richard schritt die drei Stufen zur Tür hinauf und öffnete sie. Dann durchschritt er den Vorhang, der das Innere des Gebäudes vor neugierigen Blicken schützte. Sofort sah ein Mann, der neben dem Eingang auf einem Hocker saß, auf.
 

“Ach du bist es. Dachte schon, es will schon wieder so ein kleiner Bengel rein…”
 

Richard grinste. “Jeden anderen hättest du aber auch rausgeworfen.” Er gab dem Türsteher höflich die Hand, dann ging er durch den Vorbereich, direkt zur Bar.
 

Der Barkeeper war gerade dabei, einen Kunden zu bedienen. Richard ließ sich auf einem der Hocker nieder und sah durch den Raum. Im hinteren Bereich sah man ein paar gemütliche Sofas, auf denen vereinzelt Kunden saßen und sich mit ein paar der weiblichen Angestellten unterhielten - oder sich von diesen verführen ließen.
 

Rechts führte eine Tür zu den verschiedenen Zimmern, in denen sich die Frauen mit ihren Kunden zurückzogen, wenn es an die… Dienstleistung ging. Eine Tür neben der Bar führte zu den Mitarbeiterräumen: Umkleide und Dusche, Lagerraum, Aufenthaltsraum und Büro des Chefs. Richard würde nicht dort warten, bis man Zeit für ihn hatte. Er blieb lieber hier an der Bar.
 

Wie aufs Stichwort erschien der Barkeeper vor ihm.
 

“Na Richard, du auch wieder hier?” Ein Glas mit Cola wurde ihm hingestellt.
 

“Du könntest mir auch mal was Anständiges geben. Ich würde auch zahlen, ehrlich!” Richard verzog etwas beleidigt das Gesicht.
 

“Nein nein nein, dann bekomm ich Ärger vom Boss, weißt du doch.”
 

Richard verdrehte die Augen. “Spaßbremse”, murmelte er vor sich her und griff nach dem kühlen Glas. Nachdem er einen Schluck genommen hatte, stellte er das Glas wieder ab und betrachtete seinen Gegenüber abwartend. Da keine weitere Aussage folgte, seufzte Richard genervt auf.
 

“Man, Jayson! Du weißt, was ich wissen will! Also, kann ich zu ihm oder ist er beschäftigt?”
 

Die Ungeduld brachte den Barkeeper zum Lachen. “Ich zieh dich nur gerne auf. Außerdem hast du nicht gefragt, zu wem du willst.”
 

Wieder ein Augenrollen des Teenagers. “Ich weiß, wann sie arbeitet. Nur nicht, wann ihr Boss es tut. Also?”
 

Jayson schmunzelte noch einmal und deutete mit einem Kopfnicken zur Mitarbeitertür. “Geh schon, er hat sich verschanzt und will arbeiten, aber dich lässt er doch immer rein.”
 

Mit seinem Glas in der Hand erhob Richard sich von der Bar. Er bedankte sich bei Mike, dann schritt er durch die Tür mit der Aufschrift ‘Zutritt nur für Mitarbeiter’.
 

Das typisch rote Licht verschwand und ein weißer Flur erstreckte sich vor Richard. Kurz warf er einen Blick in den kleinen Aufenthaltsraum und winkte den beiden Frauen zu, die sich dort auf einer Couch tummelten.
 

Schließlich war er an seinem Ziel angekommen und klopfte gegen die Tür. Kurz danach hörte er die vertraute Stimme, die ihn hereinrief.
 

Der Teenager öffnete die Tür und sah zu dem Mann hinter dem Schreibtisch. Dieser hob seinen Kopf und fing sofort an zu lächeln.
 

“Richard mein Kleiner, was machst du denn hier? Willst du deine Mutter abholen?” Er erhob sich, um den Jungen kurz in den Arm zu nehmen.
 

“Nein deswegen bin ich nicht hier. Darf ich dich nicht mal einfach so besuchen, Ben?” Richard ließ sich auf eine kleine Couch an der Wand fallen.
 

Ben, der eigentlich Benjamin hieß, setzte sich mit einem Schmunzeln neben den Teenager und sah ihn auffordernd an. “Du kommst aber kaum her, ohne dass du irgendeinen Grund hast. Also, raus mit der Sprache.”
 

Kurz zögerte Richard, dann zog er aus seinem Rucksack einen Hefter.
 

Ben nickte wissend. “Gib her. Ich schaus mir mal an. Mathe oder?”
 

Richard nickte nur und überreichte dem Mann seine Hausaufgaben.
 

Immer, wenn er Probleme in der Schule hatte, kam er zu Ben. Er kannte ihn bereits, seit er klein war und für ihn war Ben wie ein großer Bruder. Oder eher wie ein Vater. Richard kannte seinen eigenen nicht einmal. Seine Mutter hatte ihm den Namen nie verraten, auch wenn er ihr übel nahm, dass sie ihn verheimlichte. Auf Ben aber konnte er sich verlassen, egal in welcher Situation.



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