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Hoffnungslos?

Kageyama x OC
von

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Kapitel 8

“Die Rotation wirkt auf den ersten Blick vielleicht verwirrend, ist sie aber nicht. Sie geht immer im Uhrzeigersinn. Und man rotiert, wenn zwar der Gegner den Aufschlag hat, aber man selbst dann den Punkt holt. Mit anderen Worten, immer wenn man den Ball zum Aufschlag bekommt, wird rotiert und damit hat man dann einen neuen Aufschläger. Dieser bleibt es solange, bis man erst den Ball verliert und anschließend wieder einen neuen Punkt macht. Das perfekte Spiel wäre es übrigens, wenn man nur durch Aufschlags-Asse, also dass der Aufschläger den Punkt mit dem Aufschlag macht, 25 Punkte holt und das Spiel gewinnt. Aber das ist sehr unwahrscheinlich.” Kageyama sieht Saori, die neben ihm sitzt, ernst an, während er erklärt. Die Managerschülerin notiert gewissenhaft alles in das Notizheft, das sie vor sich auf den Boden gelegt hat.

“Du machst doch viele Aufschlag-Asse, oder?”, fragt sie neugierig und sieht ihn an. Schon ändert sich etwas an seinen Gesichtszügen und er wirkt fast ein wenig überheblich, während er zustimmend nickt.

“Oh ja, das tue ich. Ich bin sehr gut darin. Aber”, er wird wieder ernst, “ich habe meien Aufschläge auch schon seit der Mittelschule speziell trainiert. Ich will der Beste aller Volleyball-Spieler werden und das bedeutet, dass ich besser sein muss, als alle anderen. Also muss ich viel trainieren.”

“Das tust du ja auch. Du bist einer der besten Spieler des Teams, vermutlich sogar der Beste.”

Auf Saoris Aussage röten sich seine Wangen tatsächlich ein wenig.

“Und ich werde noch besser als heute werden, denn ich werde später professionell spielen!”

Sie kichert.

“Ich bin mir sicher, dass du das schaffen wirst.”

“Werde ich.” Wieder nickt er und sieht Saori gar nicht richtig an, die ihn regelrecht anhimmelt, ihn anschwärmt. Stattdessen:

“Aber gut, wo waren wir? Ach ja, die Rotation …”
 

~🏐~
 

“Danke dir vielmals. Inzwischen macht alles einfach viel mehr Sinn und ist viel verständlicher für mich. Und es hilft mir auch, eine bessere Managerin zu werden. Und ich muss Yachi deswegen nicht so nerven. Sie hat mit dem Abschlussjahr, dem Job als Managerin und dann auch noch Umeda und mir als Schüler sowieso schon super viel zu tun. Ich weiß gar nicht, wie sie das alles macht. Sie ist ja auch in der Vorbereitungsklasse. Und dann hat sie ja sogar noch einen Freund.”

Vorsichtig schielt Saori zu dem Jungen, der bereits steht und darauf wartet, dass sie ihr Notizheft einpackt. Kageyama zuckt mit den Schultern.

“Yachi ist ziemlich schlau und hat es zudem auch drauf.”

Kurz zieht Saori ihren Mund zu einer kleinen Schnute. Sie hatte jetzt wirklich darauf gehofft, dass er auf die Aussage mit dem Freund eingehen würde, aber nichts. Gerade noch so kann sie ein Seufzen unterdrücken und steht auf.

“Ich bin fertig, wir können gehen.”

“Dann komm.” Er läuft direkt los, auf den Ausgang der Sporthalle zu.

Kaum dass sie im Freien stehen, schließt er ab. Danach machen sie sich auf den Heimweg. Begeistert hat die Jüngere schon vor einiger Zeit festgestellt, dass sie einen recht ähnlichen Weg haben. In ihren Vorstellungen treffen sie sich bereits morgens und er begleitet sie in die Schule oder sie gehen zusammen nach Hause. Dass das sehr unwahrscheinlich ist, ist ihr klar. Morgens trainiert ihr, daher ist er vor ihr unterwegs. Und nachmittags … okay, jetzt wo sie Managerin ist, sollte es schon möglich sein, dass sie gemeinsam nach Hause gehen. So wie jetzt. Eigentlich fehlt nur noch … Ihr Blick richtet sich auf seine Hand, die neben seinem Oberkörper beim Laufen hin und her schwingt. Wie schön wäre es, wenn sie einfach Händchen halten könnten. Sie könnte ihre Hand natürlich ausstrecken und nach seiner greifen, ihre Finger zwischen seine schieben. Kurz zuckt ihre Hand auch in Richtung seiner. Doch noch ehe sie ihn berührt, zieht sie ihre Hand zurück und ballt sie zur Faust. Nein, das kann sie nicht. Nicht einfach so. Bis heute wirkt es so, als wäre ihm gar nicht klar, dass sie ihn mag. Zumindest hat er noch keinerlei Reaktion gezeigt. Ihr ist auch nicht klar, ob er sie mag, ob sie überhaupt eine Chance bei ihm hat. Daher - sie sieht wieder auf. Sie muss es ihm einfach klar machen.

“H-hast du in letzter Zeit eigentlich mal einen Film gesehen?”, fragt sie, während ihr Herz so stark schlägt, dass es sich anfühlt, als würde es gleich ihren Brustkorb durchschlagen.

“Hmm?” Fragend sieht er sie an, wirkt etwas überrascht. Wahrscheinlich hat er mit keiner Frage gerechnet. Er schüttelt seinen Kopf. “Ne, keine Zeit.”

“Schaust du denn überhaupt Sachen an? Filme, Serien?”, wagt sie den nächsten Vorstoß. Kurz legt er nachdenklich seinen Kopf in den Nacken, ehe er nickt.

“Doch, schon. Aber selten. Außer den Volleyballspielen im Fernseh, die schaue ich gerne. Und manchmal lernt man sogar noch etwas.”

Kurz blinzelt Saori überrascht, dann unterdrückt sie das Lachen, das ihr fast entkommt. Das passt einfach zu ihm.

“Und hättest du Lust, mal ins Kino zu gehen?” Okay, das war wirklich gerade heraus, aber er soll schließlich merken, dass sie ihn mag! Ihr Herz schlägt immer noch sehr, sehr schnell.

“Ähm … nö, eigentlich nicht. So ein Film geht meist wie lange? 90 Minuten? Das sind eineinhalb Stunden, die ich Volleyball spielen könnte.”

Wo sie gerade noch lachen konnte, würde sie ihn jetzt gerne schütteln.

“Aber … ab und an braucht man doch eine Abwechslung, oder?”

“Klar.”

“Ja?”

“Natürlich. Dann gehe ich joggen.”

Abrupt bleibt Saori stehen, blinzelt überrascht und würde sich dann gerne die Hand gegen die Stirn schlagen. Oder ihm - was halt sinnvoller wäre. Kageyama scheint es überhaupt nicht klar zu sein, dass sie ihn eigentlich um ein Date bitten wollte. Mit ihr ins Kino gehen und einen Film schauen. Gemeinsam.

“Na gut, ich muss da lang. Wir sehen uns morgen.”

Und noch ehe Saori die Verabschiedung erwidern kann, ist Kageyama auch schon auf und davon. Mit großen Augen sieht sie ihm ungläubig hinterher, ehe sie ihren Kopf in den Nacken fallen lässt und laut stöhnt. Verdammt nochmal. Warum ist er eigentlich so blind? Und auch taub! Langsam lässt sie ihren Kopf wieder nach vorne sinken. Während sie losläuft, es ist nur noch ein kleines Stück zu ihr nach Hause, schließt sie ihre Hände um das Band ihrer Tasche, das über ihrer Schulter hängt. Sie darf sich davon nicht runterziehen lassen. Sie muss weitermachen und nicht aufgeben, ihm ihre Gefühle zu zeigen, sie ihm zu sagen. Oder ist es aussichtslos? Denn wenn er jetzt schon nicht darauf reagiert, wie wird er erst dann reagieren, wenn er nichts für sie empfindet. Es wird ihr das Herz brechen. Ist es das wert? Sie muss darüber nachdenken, dringend.
 

~🏐~
 

Wie so oft liegt Saoris Blick auf Kageyamas blauen Augen. Das schwarze Haar hängt ihm in den Augen, wie es das sonst auch tut. Und man kann ihm ansehen, wie angespannt und nervös er ist. Sein Gesicht ist verzogen und bildet wie so oft einen mürrischen Ausdruck. Das ist für sie der Beweis, dass er eben nicht mürrisch ist sondern nur so wirkt. Denn wenn er nervös ist, dann kann er nicht gleichzeitig wirklich mürrisch sein. So gerne würde sie ihre Hand an seine Wange legen, mit dem Daumen leicht über seinen Mundwinkel fahren und hoffen, dass er sich wieder entspannt und vielleicht sogar lächelt.

Als sich etwas in ihren Blickwinkel schiebt, sieht sie zur Seite. Dort steht ein braunhaariges Mädchen, das in ihrer Parallelklasse sein müsste. Ihr Blick ist ebenfalls auf die Vitrine gerichtet, vor der Saori gerade steht. In dieser findet man Pokale und andere Auszeichnungen. Unter anderem sind dort ein Bild und auch eine Urkunde aufgehängt. Die Urkunde, die beweist, dass das erste Mal seit vielen Jahren die Volleyballmannschaft der Karasuno wieder bei den Nationalmeisterschaften in Tokyo war. Dass sich die Krähen wieder erhoben haben.

Nicht nur, dass das Mädchen in die gleiche Vitrine schaut wie Saori, ihr Blick scheint auch auf das gleiche Bild gerichtet zu sein. Kurz runzelt Saori ihre Stirn, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auch wieder auf das Bild richtet. Und noch ehe sie es unterdrücken kann, entkommt ihr ein lautes Seufzen. Aber nicht nur ihr. Auch neben ihr ertönt ein lautes Seufzen. Sofort sieht sie erstaunt neben sich, von wo sie aus ebenfalls geweiteten, leuchtend grünen Augen ausgesehen wird. Einen Moment herrscht Stille, dann grinst das Mädchen schief.

“Jungen, was? Die machen uns das Leben oft schwerer, als es ist.”

Sofort nickte Saori und auch sie muss schmunzeln.

“Oh ja.”

“Einer von denen?”, fragt die neben ihr Stehende und deutet auf das Foto der Volleyballmannschaft der Jungen.

“Ja.” Saori nickt erneut und beißt sich verunsichert auf die Unterlippe. “Bei dir auch?”

“Ja. Der Dunkelhaarige.”

Bitte nickt Kageyama! Bitte nicht Kageyama! Bitte nicht …

“Kageyama?”, erklingt Saoris Stimme leise und verunsichert.

“Kageyama?” Ein leises Lachen erklingt und das Kopf schütteln beruhigt die Fragende. “Nein, nicht er. Ich meine, klar, er ist ein super Zuspieler. Einer der besten. Ich meine, er ist Anwärter auf die Nationalmannschaft, das ist mega. Aber ich glaube, er ist kein einfacher Zeitgenosse. Er streitet so oft mit dem Rothaarigen. Und er wirkt meist ziemlich mürrisch.”

Da ist es wieder - Kageyama wirkt mürrisch. Und erneut muss Saori schmunzeln. Die Anspannung, dass die andere auch ihren Schwarm mag, ist durch die Verneinung dessen abgeklungen.

“Ich mag ihn.” Der Finger des Mädchens landet auf dem Glas der Vitrine. Was hatte sie gesagt? Der Dunkelhaarige? Da sind ja dann nur noch ein paar zur Auswahl. Unter anderem der Kapitän. Der mit der Nummer eins und die Nummer sechs.

“Ennoshita … Die Nummer 6 auf diesem Bild.”

“Ah, war das letztes Jahr nicht der Kapitän?” Interessiert beugt sich Saori ein wenig weiter nach vorne und mustert auf dem Bild das Gesicht des Jungen, den ihre Schulkameradin gemeint hat.

“Ja, genau.” Ihre Stimme klingt aufgeregt, doch dann seufzt sie erneut. “Ich bin übrigens Akiyama Ayumi aus der 2-5.”

“Ich bin Mishima Saori aus der 2-3.” Plötzlich weiten sich Saoris Augen. “Spielst du nicht auch Volleyball bei den Mädchen?”

“Ja, das tue ich.” Ayumi lächelt begeistert.

“Cool. Ich bin Managerschülerin bei den Jungs.” Saori deutet mit einer Hand auf die Vitrine hinter sich.

“Ja? Mega. Ich weiß dass Yachi jemanden gesucht hat. Du bist also eine ihrer beiden Nachfolger.” Auf das beantwortende Nicken schmunzelt Ayumi, ehe sie sich erneut dem Bild in der Vitrine zuwendet. “Und wegen wem von ihnen musst du seufzen?”

Und wieder einmal landet Saoris Unterlippe zwischen ihren Zähnen und wird von diesen malträtiert. Wenn sie jetzt Kageyamas Namen sagt, wird Ayumi doch sonst noch etwas von ihr halten. Immerhin war diese es, die vorher schon nicht ganz so gut über ihn geredet hat. Doch auch die Nicht-Antwort scheint auszureichen, denn Ayumis Augen weiten sich und sie schlägt eine Hand vor den Mund.

“Es ist Kageyama, oder? Deshalb hast du vorher wegen ihm gefragt.” Nun scheint der Ausdruck in Saoris Augen Antwort genug zu sein. “Oh, es tut mir leid, was ich vorher gesagt habe. Er ist sicherlich …” Doch noch ehe Ayumi aussprechen kann, winkt die neben ihr Stehende ab.

“Nein, nein, schon gut. Du hast ja recht. Er ist wirklich etwas … kompliziert …”

“Was auch das Seufzen erklärt.”

Kurz schmunzelt Saori auf diese Aussage.

“Oh ja, genau das.” Sie seufzt erneut, laut, hält es dieses Mal nicht zurück. “Weißt du, Ayumi, und du musst mir versprechen, es auf keinen Fall zu verraten”, eine kurze Pause, bis die Angesprochene nickt, “ich habe mich auf die Managerstelle gemeldet, weil ich ihm näher sein wollte. Jetzt mache ich es hauptsächlich, weil es mir echt großen Spaß macht. Aber ich wollte ihm näher sein, hatte gehofft, dass er mich dann wahrnimmt. Dass ich ihm sagen kann, was ich empfinde. Ich verbringe auch Zeit mit ihm, denn er gibt mir etwas Nachhilfe in den Regeln und allem. Aber nein, nichts. Es ist nicht, dass er mich bewusst zu ignorieren scheint, ich habe mehr das Gefühl, dass er mich einfach nicht wahrnimmt. Und gestern Abend, wir haben einen ähnlichen Heimweg, da bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe ihn gefragt, ob er Lust hat, einen Film im Kino anzuschauen. Und er? Der Depp sagt doch tatsächlich: Nö, dann kann ich ja keinen Volleyball spielen. Ähm … bitte?” Verzweifelt wirft sie ihre Hände in die Luft.

“Oh man, das kann ich echt nachvollziehen.” Ayumi lachte leise und verschränkt die Hände hinter ihrem Rücken miteinander. “Bei Ennoshita war es ähnlich. Egal was ich gemacht habe, wie ich um ihn herumgeschlichen bin … er hat mich einfach nicht wahrgenommen … Tja, vielleicht ist das einfach so bei denen. Wenn man kein Volleyball ist, wird man eben ignoriert …”

“Vielleicht ist das wirklich so.” Verzweifelt sieht Saori wieder auf Kageyamas Abbild, ehe sie sich zur Seite dreht. “Und du und Ennoshita? Seid ihr dann doch noch zusammengekommen?”

Wieder lacht Ayumi, dann schüttelt sie den Kopf.

“Nein, sind wir nicht. Ich war nicht mutig genug, es ihm schließlich zu sagen. Geschweige denn, überhaupt irgendwie auf ihn zuzugehen. Ich habe ihn eher aus der Ferne angehimmelt. Tja, sollte wohl nicht sein - ich und der Kapitän des Volleyballclubs der Karasuno. Aber du”, sie sieht Saori fest an, “du hast noch die Chance. Lass sie dir nicht nehmen. Wenn du Kageyama wirklich magst, dann zeig es ihm. Oder sag es ihm. Du bekommst das hin. Sei mutiger als ich, ja? Lass dir dein Glück nicht nehmen.”

Kurz blinzelt Saori überrascht, ehe sie entschlossen nickt.

“Werde ich nicht!”

“Gut. Und halte mich auf dem Laufenden, Mishima Saori.”

“Werde ich, Akiyama Ayumi.”

Lächelnd sehen sich die beiden Mädchen an, geeint in einer Sache. In einen Jungen verliebt zu sein - der das nicht einmal bemerkt.



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