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Sturm über Japan

Leg dich nie mit Inu Yasha an
von

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Kriegerstolz


 

K

agome war mehr als besorgt, als sie in den kleinen Privatgarten kam. Inu Yasha hatte sie rufen lassen und er lehnte auch an dem sich rot färbenden Ahorn, offenbar die Oberbekleidung offen. Ja, Kouga war vermutlich weg – sie hatte sich nicht verabschiedet – und jetzt erlaubte es sich der junge Daimyo wohl seiner Verletzung nachzugeben. So ließ sie sich nieder.

„Tut es noch sehr weh?“

„Keh!“ war die etwas ruppige Antwort, aber der Halbdämon fühlte sich beleidigt und schlug den roten Stoff zurück. „Ich bin kein Mensch, wie oft denn noch?!“

Tatsächlich konnte sie auch bei genauerem Hinsehen keine Spur mehr davon finden, dass ihm buchstäblich jemand durch den Leib gefahren war. „Ich mache mir eben Sorgen, du Idiot,“ gab sie allerdings griesgrämig zurück. „Auch, wenn du das nicht hören willst. Es sah schrecklich aus!“

„Was genau kapierst du an dem Satz, dass ich kein Mensch bin, eigentlich nicht?“

„Aber deine Mutter war doch einer!“

„Und?“

„Du …du kannst doch deine Mutter nicht vergessen haben,“ murmelte sie entsetzt, noch ehe ihr einfiel, dass er doch bei dem Totenfest so sehr um sie getrauert hatte.

Tatsächlich hatte sie so etwas wie Öl ins Feuer gegossen, denn er setzte sich aufrecht hin, die Ohren zuckten und auch die Stimme war alles andere als freundlich. „Wer sagt das denn? Und würdest du dir etwa bei Kouga auch Sorgen machen?“

„Oh, du...“ Kagome erkannte gerade noch, dass ihr instinktives Ja wohl ebenso idiotisch wäre wie ein Nein, geschweige denn ein Mach Platz. So änderte sie lieber in hoffentlich harmloser um. Sie sollte nicht vergessen, dass er der Daimyo war – und, dass jede seiner Strafen über sie auch durchgezogen werden würde. Nette Öhrchen hin oder her, ihr Temperament hatte ihr schon in Kindertagen Unheil eingebrockt. „Ich würde mir um jeden Sorgen machen, dem ein Anderer durch den Körper rast, egal ob Mensch oder Dämon oder Halbdämon. Aber wir sind rein zufällig verheiratet.“ Nur, falls er es vergessen hatte. „Und eine Ehefrau sorgt sich eben um ihren Mann. Und hilft ihm, wenn er Hilfe braucht.“

„Und will,“ murrte er, noch immer in seinem Stolz verletzt. Allerdings musste er daran denken, dass er ohne ihre Hilfe bei Naraku und dessen Gedankenfalle ziemlich dämlich ausgesehen hätte.

„Ja, natürlich. Ich dachte nur, weil du hier so ...“ Sie wurde rot. Sollte sie sagen, so offen deine Brust zeigst?

Alleine sitzt? „Kouga ist weg.“ War sie doch mehr für den arroganten, allerdings leider vollblütigen, Wolf als ihn?

„Ja, natürlich, sonst wäre er ja hier,“ erklärte die wohlerzogene Fürstentochter doch etwas verwundert, warf aber einen neugierigen Blick auf die Bannkette. Er trug sie noch immer. Nun ja, vielleicht hätte er sie sich nicht selbst abnehmen können, aber Großvater? Oder er hätte es ihr befehlen können. Und, der Junge, nein, ihr Ehemann, sah wirklich durchtrainiert aus. So sollte sie nicht denken. Sie wurde wieder rot.

„Keh,“ machte Inu Yasha, da er für einen Moment auch nichts mehr zu sagen wusste. Immerhin wollte sie keinen Streit. Sie kamen sich doch näher. Und, sie sah unbestreitbar nett aus, wenn sie so verlegen dreinsah. Warum eigentlich? Oh. Er zog sich wieder ordentlich an. Es war so warm gewesen, einer der letzten Nachsommertage. „Sage doch Sango, dass wir in wenigen Tagen nach Süden aufbrechen, über den Fluss gehen.“

„Ja?“ Sie seufzte unwillkürlich. „Wieder zu Fuß, dann.“

„Ich trage dich schon wieder – wenn keiner zusieht.“

Das war mehr als nett. Sie sollte besser auf ihn eingehen. „Danke. Willst du da auch die Grenzwachen kontrollieren?“

„Ja. Auch, wenn das natürlich menschliche Provinzen sind, an die ich … wir da grenzen. Und natürlich die Kalkberge als Grenze zu Nishi.“ Aber Vater würde ihn niemals angreifen.

„Ja. Aber, ich denke, dass die Wachen vorgewarnt sind.“

„Sicher,“ gab er selbstbewusst zurück. „Aber kein Grund die Kontrolle zu vernachlässigen.“

„Ja, natürlich.“

„Kagome …?“

Sie wusste nicht so ganz was er meinte, aber er legte einfach den linken Arm um ihre Schultern und zog sie zu sich, lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Es lag nicht nur eine unleugbare, wenngleich zurückgehaltene, Kraft in dieser Geste, sondern auch eine Selbstverständlichkeit, die ihr wieder einmal bewusst werden ließ, dass sie mit ihm verheiratet war. Und, dass die Tatsache, dass er von ihr bislang nicht das verlangt hatte, was ihm nach allem Recht als Ehemann zustehen würde – und, von dem sie immer noch nicht so recht wusste was das sei – ein sehr weites Entgegenkommen war. So lehnte sie sich an ihn. Er war so warm und es fühlte sich so seltsam sicher und geborgen an. „Ich habe ja noch die Landkarte. Aber, ich glaube, da sind kaum Dörfer, viel Wald.“

„Ja, die Dörfer liegen auch mehr am Fluss und an der Magistrale. Der Handel macht Aoi reich. Die Händler zahlen Zoll, Übernachtungskosten und so.“ Sie war so warm und roch so gut. Und sie schmiegte sich an ihn. Doch, sie freundeten sich an, da war er sicher. Vielleicht sollte er es doch einmal versuchen? Sie sah ihn so an? Er neigte den Kopf.

Kagome war mehr als verwundert, dann fast erschrocken, als sie seine Lippen auf den ihren spürte. Es war weniger so, dass es unangenehm war, eher … Sie hätte keine Umschreibung gewusst. Sie war mehr als zurückhaltend erzogen worden, außer Mutter und vor Jahren Bruder hatten sie nur selten genug ihre Freundinnen umarmt oder berührt. So war sie einfach nur verwirrt, dass ihr zum ersten Mal klar wurde, dass ihr Körper auch Gefühle hatte, sich ihr bewusst machte.

Inu Yasha war sehr unsicher gewesen, ob das so richtig war, immerhin kannte er es nur in der Theorie, aber da sie still hielt, allerdings auch nicht nach Angst roch, war es wohl richtig. Daher ließ er sie ungern, aber doch, los, als er hörte, wie sich die Gartentür öffnete. Wer zum....

 

Der menschliche Diener, der hereingeschickt worden war, warf sich einfach flach auf den Boden, als er erkannte, in welche Lage er geplatzt war. Er war treuer Higurashi-Anhänger, und so gut er es fand, wenn diese Ehe günstig für die ehemalige Herrin und die jetzige Fürstin verlief – das war keine Situation, in die man rennen sollte. Das konnte mit Prügel geahndet werden bis hin zu tagelangem Aufhängen in den unbequemsten Stellungen in Bäumen. An anderes wollte er nicht einmal denken.

Der Halbdämon bemerkte die Verlegenheit seiner Frau, die sicher der eigenen entsprach. Mehr um sie als sich zu schützen, knurrte er, während er sie los ließ: „Wichtige Nachricht. Hoffe ich für dich.“

Ach herrje. „Ein ... Eilbote, Inu Yasha-dono,“ brachte der Mann irgendwie hervor. „Aus Nishi.“

Das bedeutete nicht nur, dass Kouga wie erwartet sehr schnell gewesen war, sondern auch, dass sein Vater einen Falken als Antwort geschickt hatte. Was war denn jetzt schon wieder los? „Geh, Kagome. Grüße an giri-no-haha-sama und sage Sango Bescheid.“ Er stand auf, bemüht, den Diener nicht länger als notwendig seine Fürstin ansehen zu lassen. Wobei der mit der Stirn sowieso schon den Boden berührte und mehr als nach Furcht stank. „Ein Falke?“

„Ja, Inu Yasha-dono.“ Nun ja, noch war keine Strafe verhängt worden, noch....

„Komm. Und hör auf zu zittern. Das nervt.“

Da das durchaus bedeuten konnte, dass keine Strafe erfolgen würde, atmeten unwillkürlich beide Menschen im Garten auf.

 

Minuten später saß Inu Yasha in seinem Arbeitszimmer, allein mit einem Falkendämon. „Was wünscht chichi-ue?“

„Ein Brief.“ Der Bote zog ihn aus der Kleidung und überreichte ihn, durchaus nicht überrascht, dass der Daimyo das Siegel sich sorgfältig besah.

Inu Yasha öffnete und las, ehe er sagte: „Was weißt du von dem Inhalt?“

Der Bote wusste, dass das die Frage nach zusätzlichen oder gar anderslautenden Informationen war. „Nichts, Inu Yasha-sama. Mir wurde nur mitgeteilt, dass ich den Brief überreichen soll und Euch sagen soll, dass Ihr entweder durch den Göttlichen Kaiser oder den Herrn des Westens informiert werdet, sollte es notwendig sein die Pforte der Ronin zu schließen.“

„Ruh dich aus, dann kehre nach Nishi zurück.“ Fast beiläufig flog der Brief in die Feuerschale und ging prompt in Flammen auf. Soso, ein dämonisches Schiff vom Festland trudelte ausgerechnet bei seinem Lieblingsnachbarn ein? Natürlich konnte das auch wieder ein Händler sein, allerdings neigten Dämonen weniger zum Handeln. Und so, wie Vater das geschrieben hatte, würden sich alle dämonischen Fürsten samt dem Drachenkönig mit dem Kaiser in diesem geheimnisvollen Zimmer unterhalb des Palastes von Heiyokyo treffen, natürlich nur als Abbilder ihrer selbst. Was auch bedeutete, dass der Drachenkönig als Herr der Meere seine Leute auf dieses Schiff ansetzen würde und alles im Auge hatte. Gut. Also konnte er doch eigentlich unbesorgt nach Süden gehen und da die Gegend angucken?

Hm. Vielleicht sollte man doch die Dämonenkrieger an die Grenze schicken? Nein. Ein Schiff konnte doch, zumal, wenn da die wirklich wichtigen Leute ein Auge drauf hatten, nicht viel anstellen. Naraku hin oder her. Er selbst sollte vielleicht den Ausflug mit seinen Freunden nicht zu lange ausdehnen,

Ja, genau. Ein bisschen im Süden nach dem Rechten sehen und sich dann um die Lage in Ayama kümmern. Naja. Womöglich auch wenigstens Nimaki als Hauptmann mitteilen, wohin man ungefähr wollte. Und Toyomaru als Waffenmeister der Dämonen sagen, dass, wenn Nachricht aus Nishi käme, der diese annehmen sollte. Falls doch was an der Pforte los wäre. Er wollte sich ja nicht vor chichi-ue und dem „göttlichen Cousin“ blamieren.

 

Prinzessin Abi betrachtete auf dem Flug nach Nordwest weniger die Berge unter sich als die blauschwarz glänzenden Federn des Paradiesvogels, auf dessen Rücken sie mit verschränkten Beinen saß. Sie fand diese riesigen Vögel mit zwei Köpfen ähnlich ihrem Schwert – glänzend und tödlich. Nur ein Narr würde von den beiden, zugegeben etwas einfältig wirkenden, Köpfen vor ihr auf die Kampfkraft schließen. Nun ja, der Inu no Taishou war kein Narr und sie würde behutsam sein müssen, noch mehr als bislang. Man sagte den Hunden nach, dass sie jede Lüge wittern konnten.

Es gab kaum einen Grund daran zu zweifeln, Selbst ihre eigene Mutter beherrschte es die falschen Schwingungen in jeder Rede zu hören. So hatte diese gemeint, Naraku lüge nicht, aber habe nicht die volle Wahrheit über das Juwel der vier Seelen erzählt. Nun, es war gleich, dachte die Vogelprinzessin. Haha-ue ging es wirklich schlecht, sie hatte Schmerzen und wurde immer schwächer. Wenn es auch nur den Hauch einer Chance gab sie zu heilen, musste man sie wahrnehmen.

Und wenn dafür dieser arrogante Hundeprinz sterben musste – oh, sie entsann sich nur zu gut, wie er ihr vor Jahren eine Abfuhr erteilt hatte! Wie ein Schulmädchen hatte sie vor ihm stehen müssen! Nein, Sesshoumaru musste sterben und das würden die sechs Paradiesvögel, die sie und das ihr zustehende Gefolge gen Nishi trugen, erledigen. Natürlich musste sie vorsichtig sein. Der Fürst des Westens dürfte kaum Spaß verstehen, wenn man seinen Sohn umbrachte, aber es war eben alles ein bedauerlicher Unfall. Sie durfte nur nicht lügen, und eine gewisse Sicherheit hatte ihr bereits gegeben, dass der Fürst von Sobo, der Herr der Füchse, ihr die Erlaubnis erteilt hatte in den Westen zu gehen. Ja, auch da hatte sie nicht gelogen. Und, wenn sie sich nicht schwer täuschte, hatte der Fuchsherr den Hundefürsten bereits über den Besuch informiert, noch ehe sie selbst um die westliche Genehmigung ersucht hatte.

Ihr Plan lag klar vor ihr und eigentlich konnte nichts schief gehen. Sobald Sesshoumaru tot war, sollte sie bereits weg sein, zurück in Sobo, scheinbar ahnungslos. Und dann sollte Naraku, wenn der wusste, was gut für ihn war, wie versprochen zumindest einige Juwelensplitter für ihre Mutter herausrücken.

 

Unter sich entdeckte sie das Schloss des Westens, entfernt von den Feldern, die die Menschen bearbeiteten. Und, als sie ihren Paradiesvogel niederlenkte, gefolgt von Blutvögeln in menschlicher Gestalt, ebenfalls auf den riesigen Vögeln sitzend, erkannte sie durchaus, dass sie erwartet wurde. Nun ja. Der Inu no Taishou wäre weder Fürst noch Feldherr geworden, wenn er nicht merken oder zumindest informiert werden würde, dass Fremde in seinem Territorium waren.

Sie ließ ihren Vogel landen und sprang ab, gefolgt von ihrer sogenannten Entourage. Einer der Blutvögel eilte sofort hinzu und nahm die Leine, die um die Hälse ihres Reitdämons lag, hielt ihn scheinbar so. Natürlich kontrollierte sie alle Vögel in der Gedankensprache, aber es würde einen besseren Eindruck machen. Hm. Der Herr der Hunde, einige Krieger – wo steckte denn der Erbprinz?

Aber sie verneigte sich höflich, wie es einer Prinzessin gegenüber einem Fürsten ziemte. Nun ja, nach eben deren Ansicht. Männer!

„Prinzessin Abi, seid mir willkommen.“ Der Taishou warf durchaus einen Blick auf die sechs riesigen Paradiesvögel, die allerdings sichtlich von den Vogelkriegern gehalten wurden.

„Danke.“ Abi wandte den Kopf. „Da Euch vermutlich bewusst ist, dass ich sie sitzen lassen kann, zumeist, zumindest. … dürfen sie hier angepflockt werden? Ich vermute, der Herr der Füchse gab Euch bereits Nachricht was mich herführt.“

„Ja, zu beidem. Kommt nur, Prinzessin. Eure Krieger bleiben hier bei den Vögeln? Sie gelten ja durchaus als schwierig in der Behandlung.“

„Ja, allerdings muss ich erwähnen, dass dies leider auch auf zwei Gründe zurückzuführen ist.“ Abi folgte höflich einen Schritt zurück dem Hausherrn. „Die Krankheit meiner verehrten Frau Mutter, von der Ihr sicher bereits erfahren habt, und die Tatsache, dass sie sich nicht so recht ausfliegen können. Sobo ist klein. Und ja, der Fürst gab uns die Erlaubnis sie über das Meer fliegen zu lassen, aber sie sind eben keine Seevögel. Allerdings fürchte ich ihr Ruf ist ein wenig übertrieben.“

„Möglich. So stimmen die Gerüchte, dass Eure werte Mutter … gewisse Probleme hat?“

„Keine, die sich nicht beheben lassen, werter Fürst, dank Eurer Hilfe, wie ich hoffe. - Oh, darf ich nach Euren beiden Söhnen fragen? Ich hörte, der Jüngere sei vom Göttlichen Kaiser sogar zum Daimyo erhoben worden?“

„In der Tat.“ Der Taishou war nicht seit gestern Fürst und kannte die Spielchen. In dem Abi den Jüngeren anführte, erkundigte sie sich nach dem Älteren. Natürlich. Sie suchte nach einem starken Vater für ihre Tochter – nun ja, offen gesagt, suchten die Herrinnen der Vögel stets nach gutem Genmaterial, ohne die Absicht zu haben den potentiellen Vater an der Macht zu beteiligen. Eine Lösung, die den anderen Dämonen und ihrer Kultur sehr widersprach. Den Zahn sollte er der Vogelprinzessin lieber gleich ziehen. „Mein Ältester befindet sich zur Zeit nicht hier. Nach seiner Verlobung – oh, hörtet Ihr davon noch nicht? - wollte er sich ein wenig in den Wäldern am Fuße des Kalkgebirges auf die Ehe vorbereiten. Meditieren.“

Sesshoumaru war folglich nicht im Schloss oder dessen Umgebung, sondern sie musste buchstäblich über den hinweg geflogen sein. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. So sandte Abi nur gedanklich die Nachricht an ihre Paradiesvögel, während sie sich höflich vor dem Sitz des Fürsten niederkniete, der selbst Platz nahm. Nur scheinbar harmlos meinte sie: „Das ist natürlich bedauerlich, dass ich ihn nicht wiedersehen kann. Sesshoumaru-sama machte auf mich einen durchaus reizenden Eindruck.“

Höflich, aber ….Nun ja, sie hätte seinen Sohn wohl ebenso gern als potentiellen Tochtervater wie die Fuchsprinzen. „Ich entnahm dem Brief aus Sobo ebenso wie Euren Andeutungen, dass Ihr Rat benötigt.“

„In der Tat.“ Ablenken und womöglich tatsächlich Erfolg haben, beschwor sich die junge Vogeldame. „Wie Ihr bereits hörtet, ist meine werte Frau Mutter erkrankt. Leider sehr schmerzhaft. Trotz meiner Nachfrage bei dem Fürsten von Sobo ergab sich kein Hinweis auf Heilung. So erwähnte er freundlicherweise....“ Nun ja, die Idee war von ihr gekommen, auf Ratschlag Narakus, aber wozu so genau werden. „Dass im Westen Ihr über eine umfangreiche Bibliothek verfügt und Eure Schmiede zumal über Wissen verfügen, das sonst kaum mehr auch nur der Drachenkönig in seinem Schloss unter dem Meer besitzt.“

„Ihr schmeichelt. Aber es mag natürlich sein. Ich werde Euch meinen obersten Heiler, Neigi, vorstellen, der Euch in der Bibliothek sicher weiter helfen kann.“

„Vielen Dank, Herr aller Hunde.“ Abi lächelte. Sie musste Zeit schinden, bis ihre Paradiesvögel die Fährte aufgenommen hatten und ihr Opfer suchen konnten. „Darf ich auch fragen, wie es Eurer werten Gemahlin geht?“

Der Inu no Taishou stutzte, ehe ihm eine nur zu deutliche Erklärung dämmerte. Ja, die Fürstin Teikken war schwer erkrankt, die Gerüchte stimmten offensichtlich. Und, dass Abi auf der Suche nach einem starken Partner war, war ebenfalls bekannt. Da die Fuchsprinzen ebenso wie sein Ältester außer Reichweite waren, versuchte sie es doch nicht etwa bei ihm? Das war zwar durchaus persönlich schmeichelhaft, kam aber nicht in Betracht. Aus wiederum sehr persönlichen Gründen. Aber Fürst sollte diplomatisch bleibe. „Danke der Nachfrage, Prinzessin. Ja, meine Fürstin befindet sich wohl.“

„Ihr scheint überaus nett zu Frauen zu sein.“

Das bestätigte nur seinen Verdacht. Nun ja, es gab etwas wie Kriegerstolz und Fürstenehre und er sollte sie nicht beleidigen, wenn sie eigentlich um Hilfe ersuchte. „Ich freue mich über Eure gute Meinung über mich. Ah.“ Denn ein Dämon schob die Tür etwas beiseite, dem die kurz angestiegene Energie nicht entgangen war. „Rufe Neigi, rasch. Unser Gast möchte in die Bibliothek.“

Während die Vogelprinzessin höflich und dankend den Kopf neigte, suchte sie die dämonische Signatur in der Energie des Mannes vor ihr. Sesshoumaru musste sie ähnlich besitzen und war so für die Paradiesvögel leicht aufzuspüren. Leider, oder eher natürlich, hatte der Hundefürst sie verborgen. In dieser Klasse brauchte man nicht mehr zeigen, was man konnte, so hielt es auch haha-ue – und, dass der Herr des Westens über das Schwert der Hölle verfügte, war auch jedem Denkenden klar. Umso wichtiger ihren eigentlichen Plan zu verschleiern, womöglich in der Bibliothek oder bei dem Heiler wirklich eine Lösung für Mutters Problem zu finden. Und damit natürlich auch unabhängig von Naraku und dessen Plan zu sein.

 

So sandte sie die gedanklichen Befehle aus, sicher, dass niemand hier das verstehen würde. Vogelmagie war viel zu eigen, als dass ihr selbst der Drachenkönig oder der Herr der Füchse folgen konnten. Dennoch dauerte es für sie scheinbar endlos, bis die Paradiesvögel ihr bedeuteten, dass sie die Spur gefunden hatten, sich ihr Opfer tatsächlich in den Bergwäldern, in der Nähe einer Mine, aufhielt. Während sich Abi wirklich interessiert eine uralte Buchrolle ansah, die ihr der anscheinend ebenso alte Heiler herausgesucht hatte, gab sie den Befehl Sesshoumaru zu suchen und zu töten.

„Ich bin fasziniert,“ sagte sie laut. „Als der Fürst von Sobo, ich meine, mein Fürst, mir sagte, dass die Bibliothek des Westens umfangreich sei, ahnte ich nicht wie sehr. Glaubt Ihr, dass das meiner Frau Mutter helfen könnte?“

Neigi schüttelte den Kopf. „Es scheint eine sehr seltsame Krankheit zu sein, die die werte Fürstin befallen hat. Ich weiß nicht, wie alte sie ist, aber, falls es möglicherweise auch einfach das Alter ist … gegen den Tod gibt es kein Heilmittel, Prinzessin. Ich weiß, Ihr wollt sagen, dass Dämonen kaum an Altersschwäche sterben, das stimmt, sie fallen eher im Kampf – aber, und das könnt allein Ihr entscheiden – wie alt ist Fürstin Teikken?“

Abi musste sich zugeben, dass sie es nicht wusste. Haha-ue war eben Mutter – immer da, stark, mächtig, unsterblich. Und, die Paradiesvögel waren unterwegs. Das gab gewiss bald Aufruhr und man würde sie holen. Umso wichtiger, das Gespräch fortzusetzen. „Aber sie hat Schmerzen. Das kann kaum Altersschwäche sein.“

„Das ist richtig. Hm. Keine Verletzung,“

„Keine, die sie kennt.“

„Gift dürfte kaum möglich sein, aber dennoch ...etwas magisches? Begann es plötzlich?“

 

Der Inu no Taishou war zugegeben sehr froh gewesen, dass er seine Besucherin an den Heiler abgeben konnte, hatte ihn doch ein magischer Ruf ereilt. So saß er nun in seinem privaten Arbeitszimmer, in sich tief versunken, da sein Bewusstsein in dem Raum unter dem Kaiserpalast war, in dem sich die dämonischen Fürsten, der Drachenkönig und der Kaiser trafen, nur letzterer persönlich.

Der Herr der Drachen sah zu dem Abbild, das auftauchte. „Wir sind vollzählig.“

„Meine Bitte um Entschuldigung.“ Der Hundefürst war höflich. „Neues aus Ayama, wie ich dem entnehme.“

„Das Schiff vom Festland hat als Besatzung Motten. Dämonen vom Festland.“

„Hyougas Leute?“ Der altersgraue Wolfsfürst war alarmiert.

„Offensichtlich,“ gab Ryujin zu. „Mein Drache konnte feststellen, dass sich zwei Frauen, begleitet von vier Kriegern in den Fürstenpalast begaben. Menschen gingen an Bord und luden Waren ab.“

„Würde mir jemand erklären, wer Hyouga ist?“ erkundigte sich der Kaiser. „Und, warum wir nicht die einfachste Form gewählt haben und Fürst Naraku zu dieser Runde eingeladen?“

„Hyouga ist ein Mottendämon, der stärkste Herr auf dem Festland, den wir namentlich kennen,“ erwiderte der Wolfsfürst prompt. „Er versuchte vor Jahrhunderten schon in Japan einzufallen, wurde jedoch buchstäblich durch einen göttlichen Wind abgehalten. Was ihn so stark macht, ist, dass er fast unsterblich ist.“

„Er IST unsterblich, mein Freund.“ Der Herr der Füchse ließ seine neun Schwänze schwingen. „Selbst, wenn man ihn tötet, fließt seine Macht nur in den nächsten. Jeder Hyouga trägt seine eigene Kraft und die all seiner Vorgänger. - Warum Fürst Naraku nicht anwesend ist ...nun, wir entsprachen einer Bitte des werten Taishou.“

Der Herr der Hunde nickte. „Ich habe durchaus begründeten Anlass zu der Annahme, dass der jetzige Fürst es nicht, nun, mit rechten Mitteln geworden ist. Und jetzt auch noch Kontakt zu Hyouga. Wir sollten behutsam sein.“ Er zuckte für die anderen sichtbar zusammen. „Ich muss erneut um Entschuldigung bitten. Es gibt in meinem Schloss eine Lage, die meine Anwesenheit erfordert.“ Er verschwand.

„Ausnahmsweise muss ich zustimmen.“ Der Fuchsherr schien ebenfalls betroffen. „Ich muss zurück, bitte entschuldigt.“

Die Zurückgebliebenen sahen sich nun wirklich besorgt an.

 

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel dreht sich um Paradiesvögel... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SUCy
2023-01-29T19:57:00+00:00 29.01.2023 20:57
Tja da kommen sich wohl zwei näher :D
Und wer will schon nicht, den Taishou zum Vater seiner Kinder.. allein fürs Vererben dieser entzückenden Öhrchen :D
Dennoch riecht es verdächtig nach Ärger..


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