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Sturm über Japan

Leg dich nie mit Inu Yasha an
von

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Eheinsichten


 

D

er Herr der westlichen Länder stand mit einem fast sanften Lächeln vor seiner Gemahlin. Sie hatten sich ein wenig von den Gästen zurückgezogen und er hatte ihr gerade berichtet, dass ihn Sesshoumaru mit den Heiratsverhandlungen… nun, nicht gerade beauftragt, aber sich doch einverstanden erklärt hatte.

Die Dame nickte. „Es freut mich, dass er noch immer auf seine Mutter, verzeiht, auf seine Eltern hört.“

Der Taishou unterließ es darauf hinzuweisen, dass das weniger mit Gehorsam als der Aussicht zu tun habe noch einhundert Jahre ohne weitere familiäre Verpflichtung zu sein und Himiko den Jungen wohl immerhin nicht abgeschreckt hatte. Wirklich, von seinen beiden Söhnen war der Jüngere der pflegeleichtere, wenn man ihn richtig nahm. „Es werden noch einige Verhandlungen auf mich zukommen oder Genehmigungen, wenn ich mir die Konstellationen so ansehe. Es gibt wenig junge Damen der mächtigen Familien in dieser Zeit.“

Sie ließ es lieber darauf aufmerksam zu machen, dass Mädchen oft genug umgebracht wurden, wenn sie die Ältesten waren. Hotaru mit seinen Zweien ohne Sohn war da, neben ihrem eigenen Vater, eine Ausnahme. Wobei, wer wusste schon, wie der reagiert hätte, wäre ihm doch noch der Erbe geboren worden. Zum Glück war sie selbst in der Lage gewesen als erstes den Thronfolger zu gebären. Das war auch der Grund gewesen, warum sie diese politische Ehe ihres Ehemannes mit der menschlichen, wenngleich kaiserlichen, Prinzessin gleichmütig hatte hinnehmen können, trotz des daraus entstandenen Sohnes. Natürlich war die Menschenfrau längst tot, Inu Yasha unter keinen Umständen erbberechtigt noch auch nur mehr im Lande. Freilich als Daimyo sehr nobel untergebracht, wie man es von seinem Vater erwarten konnte. So meinte sie nur sachlich: „Hotaru wird bei Euch sein. Chikara wird warten müssen, bis er aus den Verhandlungen kommt.“

„Wie stets aufmerksam. Ja, dessen zweiter Sohn und Tamiko.“

„So bleiben die Zwillinge erneut unverheiratet?“

„Nein, Kenmaru der Jüngere.“ Der Hundefürst zog ein wenig das Haarband um seinen Zopf zurecht, einziges Zugeständnis, dass es gleich um Staatsgeschäfte gehen würde. Sein sonstiges Auftreten war makellos, sonst hätte ihn seine Gefährtin aufmerksam gemacht, so gut kannte er sie doch nach fast einem Jahrtausend Ehe.

„Er traut sich zwei Ehefrauen zu?“ Derart leichtfertig war der ihr auch nicht erschienen. Wobei – das waren musizierende, kichernde, sonst schweigende Ehefrauen – unpassend als Fürstin, natürlich, aber für einen Hauptmann womöglich willkommene Entspannung nach dem Militärdienst. Sie war kein Mann. Und der Taishou durchaus eine Ausnahme, wie sie hatte feststellen dürfen.

„Teuerste, bei dieser Familie wird er jeder rasch Kinder bescheren und sie sind beschäftigt. Und Kiyoko…“

Sie kannte diesen etwas sinnenden Blick mit den zusammengezogenen Augenbrauen. „Besorgt?“

„Sie scheint mir ein sehr ruhiges, vernünftiges Mädchen zu sein. Es wäre schade, wenn sie deswegen niemanden findet.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher, mein Fürst.“

„Was habt Ihr gesehen?“ Aber sie lächelte nur andeutungsweise. Und, da er wusste, dass er es sowieso bald erfahren würde, schwieg er.

 

Auch der Erbe des Hauses schritt durch den nur scheinbar weltläufigen Garten um das Schwebende Schloss, was aber den immer wieder auftauchenden überraschenden neuen Ecken und Blicken geschuldet war, die einst ein wirklich genialer Planer hier angelegt hatte. Er blieb stehen und sah über das Land. Hundert Jahre, das klang nach viel Zeit, war es jedoch nicht. Er würde öfter hier sein müssen, schon um Himiko etwas kennen zu lernen, zumindest formell, allerdings in Wirklichkeit um zu sehen WAS die verehrte Mutter seiner Braut so beibrachte. Da gab es einige Kleinigkeiten, die er sicher nicht gewillt war zu dulden.

Er bemerkte hinter sich dämonische Energie und sah sich um. Wollte da wer etwas von ihm? Dann durfte er nicht unhöflich sein, Vater sah das gar nicht gerne und Mutter ebenso wenig. Pflicht eines Fürsten und des Erben gleich dazu. Kenmaru der Jüngere! Und diesmal war er sicher, dass der ihn nichts fragen wollte. Der starrte nur geradeaus, hatte ihn offenbar nicht einmal wahrgenommen. Da der junge Hauptmannssohn zielsicher auf eine Kollision zulief, sagte der Erbprinz scharf seinen Namen. Was war denn mit dem los?

„Sesshoumaru-sama!“ Kenmaru bemerkte erschreckt in wen er da fast hineingelaufen wäre und verneigte sich eilig. „Ich bitte um Vergebung, ich sah Euch nicht…“

Das war wiederum kaum zu übersehen gewesen. Aber der hatte um was gebeten. Das sollte er ihm gewähren, zumal der Kelch mit den Zwillingen an ihm selbst vorbei gegangen war. „Mein Herr und Vater verhandelt wegen meiner Braut.“

Kenmaru atmete durch. „Ich hörte bereits, dass es um eine von Hotarus Töchtern geht. Wie erwähnt, ich hätte gern Kenmotos Zwillinge, zumal mir mein Vater inzwischen sagte, dass Kenmoto sie wohl deutlich billiger abgeben will als geplant.“

Für die Zwei sollte niemand Seide oder Metall oder sonst etwas geben sollen! Aber Sesshoumaru beschloss, dass seine Meinung ebenso wenig erwähnenswert war wie seine Neugier warum. So ein fähiger Kämpfer sein Gegenüber auch war, er war redselig wie Inu Yasha. Und das war wirklich kein Kompliment.

Seine Erwartung wurde auch nicht enttäuscht, denn Kenmaru sagte ohne weitere Aufforderung: „Kenmoto möchte ja selbst noch einmal heiraten. Sein einziger Sohn starb klein und so will er wohl Kiyoko. Sie ist jung genug um ihm noch einen Erben zur Welt bringen zu können. Und zwei heiratsfähige Stieftöchter im Haus gibt wohl nur Ärger.“

Drei Frauen im gleichen Alter im Haus, nun, auch in allen anderem? In jedem Fall. Chichi-ue wusste schon, warum er Mutter hier leben ließ. Natürlich mit Vollmachten, genügend Ausstattung und in allen Ehren, aber eben doch gute Tagesreisen von sich. Nun ja, es half nichts. Die Pflicht eines Thronfolgers war es eben auch sich um den nächsten Erben zu kümmern. Danach konnte Himiko doch auch hierher ziehen, wenn sie dann schon hundert Jahre hier gelebt hatte. Doch, das klang nach einem guten Plan. Er sagte nichts weiter, aber sein Blick bedeutete so deutlich „verschwinde“, dass der Hundekrieger eilig gehorchte.

 

Der einzige Grund, warum die Energie des großgewachsenen und breiten Hundedämonen nicht anstieg, sondern nur die selbst in Menschenform herabhängenden Schlappohren zuckten, war die schlichte Tatsache, dass er sich im Schloss der Fürstengefährtin befand und diese das überhaupt nicht schätzte. Der leider ebenso anwesende Fürst würde zu jeder Maßnahme von dieser Seite nur beifällig nicken und um die Dame liefen so Gerüchte um … Nun, Hotaru wusste nur zu gut, dass es keine Gerüchte waren. So allerdings senkte er etwas den Blick und fixierte seine kleinere Gefährtin, die die Hände sehr undamenhaft in die Seiten gestemmt vor ihm stand. „Zügele deine Laune.“ Und das klang wie leises Grollen. „Du erwartest nicht wirklich, dass ich zum Herrn der westlichen Länder gehe und ihm sage, dass er sich in der Person seiner Schwiegertochter geirrt hat! Im besten Fall trennt er mir sofort den Kopf von den Schultern.“

„Aber er hat es, ganz sicher,“ beteuerte sie. „Wie könnte er im Ernst statt meiner wunderschönen, eleganten, Tamiko diese nichtssagende Himiko nehmen, deren Talent NICHT auf sich aufmerksam zu machen ja das Einzige ist, was sie besitzt?“

Ihm war bewusst, dass sie in mehr als zärtlicher Zuneigung an ihrer schönen Tochter hing und die Jüngere vernachlässigte, zumal seit die Mädchen alt genug geworden waren, um das zu sehen. „Auch für Tamiko erhielt ich bereits ein Angebot von Chikara für seinen Sohn.“ Hotaru beschloss doch etwas autoritärer zu werden und ließ das Knurren nicht aus der Stimme. „Ich denke es ist dir bewusst, dass wir beide Töchter auf diese Weise ehrenvoll verheiraten können und das an einem Tag. Im Übrigen freue ich mich, dass Himiko, die auf mich immer einen sehr vernünftigen und sachlichen Eindruck machte, Gnade vor den Augen des Fürsten und wohl auch des Erbprinzen gefunden hat. Kein weiteres Wort!“ Da sie bereits Atem holte: „Ich werde mich und unsere Töchter sicher nicht von deinen Anwandlungen vor dem Herrn bloß stellen lassen.“

Sie wusste, das war die letzte Warnung. Für einen alten Hundekrieger, auch, wenn er zur Zeit mehr die Bergwerke des Westens verwaltete, war er durchaus duldsam, aber es gab Grenzen. Tamiko musste eben nehmen, was ihr Vater ihr gab. Aber, so hoffte sie doch, würde wenigstens Chikara die Schönheit ihrer Tochter, nun gut, ihrer Ältesten, zu würdigen wissen.

 

In einem anderen Schloss, viel weiter im Norden gelegen als das Schwebende, saß der nur scheinbar junge Schlossherr in seinem Schlafzimmer und musterte die zwei Krüge vor sich an der wand, deren Blubbern sich seit Stunden steigerte. Er hatte Hakudoshi und Kagura nun hinausgeschickt, mit nichtssagenden Aufträgen und nur zwei menschliche Krieger vor die Tür beordert. Er wusste, warum. Und aus ebenso gutem Grund hielt er fest etwas in der Rechten.

Trotzdem fuhr er unwillkürlich zusammen als etwas, das einer großen Sichel ähnlich war, aus einem der Töpfe zuckte, auf ihn zu.

„Wache!“

Als die Männer hereinstürzten, erkannten sie entsetzt den Kopf des Fürsten abseits des Körpers auf dem Boden. Noch ehe sie begriffen, zuckte erneut etwas aus dem Krug und zog sie hinein.

Naraku kicherte ein wenig und setzte sich wieder zusammen. Puppenmagie machte sich bemerkbar, dachte er, als er die Finger zusammendrückte. „Tut das weh?“ fragte er. „Ich halte dein Herz in meiner Hand. Alles im Umkreis zu töten ist an sich nichts, was ich nicht mag – aber versuche das nie wieder bei mir. Oder ich werde dich töten. Du bekommst genug Opfer, Kageroumaru. Darunter einen vorlauten Halbdämon.“

 

Auf Burg Higurashi war der Alltag eingekehrt. Inu Yasha hatte Hauptmann Nimaki sehr kurz und knapp gesagt, was er von der Besatzung des nördlichen Turms an der Pforte von Ronin hielt, und der erfahrene Samurai war heilfroh gewesen, dass es der Daimyo bei einer Entschuldigung und dem Versprechen es käme nicht mehr vor seinerseits, auf sich hatte beruhen lassen. Er würde höchstpersönlich jeden einzelnen dieser pflichtvergessenen Bande tadeln und bestrafen. Das war knapp gewesen. Als Hauptmann trug er auch die volle Verantwortung und es wäre das Recht Inu Yashas gewesen ihn schlagen zu lassen oder ihn schlicht einen Kopf kürzer zu machen. Aber er gab sich nicht dem Irrtum hin, dass das Schwäche war. Es war Nachsicht. Die Nachsicht eines in einem dämonischen Militärstaat ausgebildeten Götterenkels mit einem jämmerlichen Menschen. Ein weiterer Fehler durfte nicht passieren und er hatte sich fest vorgenommen, das jedem einzelnen seiner Untergebenen wortwörtlich einzubläuen.

Kagome hatte ihre Übungen mit Miroku und Sango im Hof des Schreins wieder aufgenommen. Unter vier Augen hatte sie ihrem Großvater von ihrer Entdeckung der eigenen Magie berichtet und er verstand, dass sie erst einmal lernen musste, das jedoch niemand mitbekommen sollte. So schloss der alte Mann die Türen zum Hof, wenn die Drei dort übten und beschäftigte sich leidenschaftlich damit den Schrein zu putzen, den Vorhof zu fegen – und alle Besucher mehr oder weniger abzuwimmeln. Niemand sollte sehen, dass Kagome dort hinten läuternde Pfeile schießen übte, Bannkreise legen – und dass auch noch im Gewand einer miko. Sie zog sich immer erst im Hof um, natürlich ohne Miroku, der es wohlweislich nicht wagte herausfinden zu wollen wie ernst dem Daimyo die Aussage mit dem Armabreißen gewesen war. Inu Yasha war durchaus konziliant und nachsichtig – aber niemand, der gesehen hatte wie sein Klauenangriff den Wurmdämon schlicht zerfetzte, hätte an seiner Kraft gezweifelt.

 

Kaum zehn Tage nach der Rückkehr des Daimyo sah sich Hauptmann Nimaki gezwungen um sofortige Audienz zu bitten. Inu Yasha war alarmiert. Was war geschehen, dass der militärische Oberbefehlshaber der Provinz nicht die morgendliche Sitzung abwarten konnte? Immerhin war es schon Nachmittag. Seine üble Vorahnung wuchs, als sich nicht nur der Hauptmann, sondern mit Waffenmeister Toyomaru auch der Befehlshaber der Dämonenkrieger, blicken ließ.

„Schön,“ sagte er schicksalsergeben. „Was ist jetzt schon wieder los?“

Beide Krieger knieten nieder und senkten die Köpfe fast bis zum Boden, ehe Nimaki gestand: „Ich erhielt vorgestern Vormittag Nachricht, dass es einen Überfall auf eine Holzfällersiedlung gegeben hat. Ich schickte sofort Samurai hin um nachzusehen und Bericht zu erstatten, wenn möglich die Wurmdämonen zu vertreiben. Das war die nächstliegende Möglichkeit, an die meine Wenigkeit dachte.“

„Und du hast vergessen, das bei der morgendlichen Sitzung zu erwähnen,“ murrte Inu Yasha prompt. Wie er es hasste wenn etwas passierte, wofür immerhin er vom Göttlichen Kaiser bis zu Dämonenfürsten verantwortlich gemacht werden würde, und er nichts mitbekam!

Nimaki schluckte trocken. „Wie erwähnt, Inu Yasha-dono, meine erbärmliche Wenigkeit hielt es für Routine. Bitte verzeiht mir Voreiligem.“

Die Ohren des Halbdämons richteten sich zuckend auf, die Augenbrauen zogen sich zusammen. Es war nur die dämonisch strikte, sachliche, Erziehung, und die Anwesenheit eines seiner Ausbilder, die ihn regungslos ließ. „Weiter.“

„Die Siedlung liegt keine Tagesreise weg von hier und ein schneller Läufer sollte in sechs Stunden hier sein. Boten haben Vorrang.“

„Keh!“ Als ob er das nicht wüsste!

Nimaki beschloss, dass das Eis immer dünner wurde, und legte die Hände flach auf den Boden, als er diesem erzählte: „Es kam jedoch niemand. So bat ich den Waffenmeister zwei Dämonen auszuschicken.“

„Toyomaru?“ Hoffentlich kam da mal was Vernünftiges.

Der Waffenmeister sah lieber ebenfalls zu Boden. „Sie fanden die Siedlung. Die Menschen, die dort lebten, oder wohl momentan als Holzfäller arbeiteten, waren alle tot, buchstäblich zerfetzt. Einer der beiden blieb zurück um die Samurai zu suchen, der Zweite erstattete Bericht. Bislang kam keine weitere Nachricht, Inu Yasha-sama. Falls ich eine Vermutung äußern darf …“

„Keine Wurmdämonen,“ sagte Inu Yasha unwillig. Die hätten sich an zwei Hundekriegern doch buchstäblich die Zähen ausgebissen. Was war denn nur jetzt schon wieder los? Oder, genauer gesagt, was hatte denn sein Schwiegervater so alles nicht mitbekommen?

„Ihr habt selbstverständlich Recht, Inu Yasha-sama.“ Dem Waffenmeister war das Aufflackern dämonischer Energie nicht entgangen. Und er kannte seinen impulsiven Schüler. „Wurmdämonen fressen Menschen, ja, aber sie fressen sie komplett. Und diese Menschen wurden, mit Verlaub, seziert. Was auch immer sie tötete, es nahm nur die Innereien. Überdies steht zu befürchten, dass auch die Samurai und der vermisste Dämon das gleiche Schicksal erlitten. Dort ist mit Sicherheit ein tödlicher Dämon unterwegs. Dürfen wir….“

„Nein!“ Inu Yasha war wütend und das zeigte er auch. Was zum… war denn in Aoi nur los? Das Gleiche wie vor fünfzig Jahren, als hier offensichtlich zwischen dieser Kikyou, dem ominösen Juwel und dem Unbekannten, der Mirokus Großvater dass schwarze Loch, das kazaana, bescherte, der Bär tanzte? Moment mal. Alle fünfzig Jahre? Hatte das was zu bedeuten? „Ich werde mich selbst darum kümmern. Aber verstärkt die Patrouillen an den Straßen. Und bei jeder menschlichen Gruppe soll mindestens ein Dämon dabei sein.“

Letzteres eine durchaus vernünftige Entscheidung, wie beide Militärs fanden. Und, dass sich der junge Daimyo selbst die Sache ansehen und regeln wollte – nun, was hätten sie schon dagegen sagen können?

 

So gelangte Inu Yasha kurz darauf in den Schrein, wo sein Schwiegeropa gerade Blüten ausstreute, bei dem Besucher allerdings herumfuhr.

„Oh, Inu Yasha-sama. Ja, Kagome ist im Hof.“ Immerhin konnte er den Daimyo ja schlecht wegschicken, zumal, wenn das der Ehemann der Enkelin war.

„Sie übt jeden Tag.“ Der Halbdämon hörte selbst, dass er irgendwie stolz klang. Ja, sie wollte lernen und sie war doch bestimmt froh darum, dass er es ihr erlaubt hatte. Sie würden sich doch anfreunden und mehr?

„Ja, Inu Yasha-sama. Sie sagte, Ihr hättet es ihr erlaubt.“ Der alte Herr Higurashi wurde unsicher.

„Ja, schon gut, ich habe es ihr gesagt. Ich gehe hinein.“ Dann allerdings blieb der Halbdämon mit zuckenden Ohren vor der Regentür zum Hof stehen. Was zum…. Er hörte gut genug, um Miroku halb stöhnend, halb seufzend zu vernehmen.

„Ja, so ist es gut, Kagome-sama, jetzt die Hand an der Stange ein wenig auf und ab bewegen. Gleich ist es soweit… Ah….“

Die Tür förmlich aufzureißen und in den Hof zu stürmen war das Werk eines Augenblicks. Draußen fuhr Sango, die zwischen dem Schrein und dem Hof stand herum und bedeutete ihm hastig leise zu sein – ehe sie erkannte, wer der Eindringling war und lieber den Kopf neigte.

Inu Yasha dagegen hörte, wie der Großvater die Tür hinter ihm zuschob, aber er starrte auf das Bild, das sich ihm bot. Miroku kniete im Sand, seinen Mönchsstab aufrecht vor sich haltend, sichtlich in tiefer Konzentration. Kagome saß ihm gegenüber, ebenfalls die Hand an der Stange, die Augen geschlossen. Und trotz allem, was er nicht von Magie verstand – gerade eben entstieg dem Stab menschlicher Zauber, bläulich hell, und schloss die Beiden wie in einer Glocke ein.

„Ja,“ freute sich die Dämonenjägerin, um gegenüber dem nun sichtlich verwirrten Inu Yasha leise zu erklären: „Es ist das erste Mal, das Kagome mit Mirokus Hilfe einen Bannkreis erschaffen konnte. Das könnte sie im Notfall beschützen.“

„Äh, ja.“ Der Halbdämon beschloss nichts weiter dazu zu sagen. Man musste sich ja schließlich nicht selbst bloß stellen. „Wenn sie fertig sind, sag Kagome, sie solle in den Privatgarten kommen. Du und der gleich dazu. Es gibt Ärger.“ Das war in der Tat ein Bannkreis an dem so mancher Dämon scheitern würde. Gut, wenn sie sich schützen konnte, oder? Warum nur hatte er gleich gedacht … Nun ja. Er dachte immer mehr an Kagome auch nachts und die Vorstellung, dass sie einem anderen geben würde, was sie ihm verweigerte, genügte, um ihn rasend zu machen. Dabei waren sie doch auf dem Weg sich anzufreunden, oder? Er sollte wohl mehr Geduld haben. Leider, und das war ihm sehr bewusst, war das definitiv keine seiner Eigenschaften. Übrigens auch die Sesshoumarus nicht, auch, wenn das bei dem vermutlich keiner glaubte.

 

So saß der junge Daimyo im Garten, als seine drei Freunde – wie er sie doch in Gedanken bezeichnete – hereinkamen. Kagome im sittsamen, wenngleich zweilagigen, Kimono, auch die Dämonenjägerin im Kleid und der Mönch ohne Stab. Eindeutig zivil. Erst, als sie sich niedergelassen hatten, erzählte er ihnen den Bericht der Militärs und schloss: „Ich werde mir die Sache mal selbst angucken.“

„Ist das nicht gefährlich?“ entfuhr es Kagome, ehe ihr bewusst wurde, dass sie soeben ihren Herrn kritisiert hatte.

Inu Yasha allerdings freute sich mehr über die Sorge in ihrem Ton. „Keh, nicht wirklich. Ich habe Tessaiga. Und ihr kommt auch mit.“

Schweigen.

„Äh…“ machte Miroku, fand gegen den Befehl eines Daimyo allerdings nicht gleich einen formell passenden Einwand.

Sango war ehrlicher, nicht zuletzt in der Erfahrung des letzten Ausflugs mit dem Halbdämon. „Da ist etwas, jemand, der eine ganze Siedlung niedermetzeln kann, offenkundig auch eine Gruppe Samurai, mag sein, alles Menschen, aber wohl immerhin auch einen kampferprobten Hundekrieger. Schön, Inu Yasha, ich habe nichts dagegen, ich mache mit. Aber, wenn du dich und uns sozusagen zum Selbstmord abkommandierst, lass doch wenigstens Kagome aus dem Spiel.“

So sprach niemand mit Vater, kein Krieger, kein Hauptmann. Seltsamerweise fühlte sich das gut an, dachte Inu Yasha. Doch, sie waren wohl Freunde, denn sonst würde die Jägerin doch davon ausgehen mit dieser Aussage ihren Kopf zu riskieren. Und er sah die Angst in Kagomes Augen. Er sollte wohl seinen Plan erklären. „Ja, genau das ist es. Da ist etwas, jemand, vermutlich ein Dämon, der eine Siedlung Holzfäller umbringt und frisst. Das kann man ja wohl kaum durchgehen lassen. Die Siedlung war sicher nicht groß, nur eben die Holzfäller,, die bis zum Wintereinbruch da arbeiten wollten. So. Samurai sind ausgebildet, aber bestimmt keine Dämonenjäger, niemand war dabei mit magischen Fähigkeiten. Wer auch immer das war wird mit solchen Leuten wie euch allen nicht rechnen. Und schon gar nicht mit mir. Aber es gibt genug so einsame Siedlungen mit recht wenig Menschen in Aoi.“ Langsam ergänzte er: „Irgendwie kommt es mir so vor, als ob da jemand Nadelstiche setzen will. Oder schon gesetzt hat, und es bloß keiner mitbekommen hat. Und, ehrlich gesagt, Kagome, da habe ich dich lieber bei mir. Ich kann dich beschützen. Ich muss euch alle schützen, auch alle Menschen da draußen, das habe ich geschworen. Und das werde ich. Entweder ihr kommt mit oder ich gehe eben allein.“ Aber dann würde er die Burg in Alarmzustand versetzen, ehe er ging. Vielleicht wollte ihn nur jemand weglocken? So wie dieses vorgebliche Gespräch mit dem dämlichen Naraku?

Kagome schluckte, sich durchaus bewusst, dass das gerade ein ziemliches Kompliment für sie gewesen war. Und sie hatte ihm ja schon einmal helfen können. „Ich komme mit. Ich habe ja heute gelernt wie ich so einen Schutzkreis hinbekomme. Und gegen Naraku habe ich immerhin auch was zustande gebracht. Aber ich lasse dich doch nicht im Stich!“ Das ehrliche Lächeln ihres Ehemannes durchfuhr sie wie ein Hitzschlag. Das war es, was er von seiner Frau erwartete? Bei ihm zu sein, was immer käme? Ja, irgendwie hatte das auch so in ihrer Ausbildung gelautet, aber da war eigentlich nie von Dämonenjagd die Rede gewesen, soweit sie sich entsann. Trotzdem – die Erinnerung daran, wie sie auf ihren Vater gewartet hatten, vergebens, Mamas Tränen.. nein, das wollte sie nicht durchmachen. Lieber dabei sein, etwas tun können. Seltsamerweise wurde ihr zum ersten Mal in ihrem Leben klar, dass sie nicht der Typ war, der die Hände in die Kimonoärmel schob, wenn es etwas gab, was man auch tun konnte.

Der Mönch hätte einige Einwände gehabt, wollte jedoch nicht hinter zwei Frauen zurück stehen. „Natürlich komme ich mit.“

Inu Yasha atmete innerlich auf. „Gut. Dann brechen wir morgen früh auf, so wie das letzte Mal. Umziehen kannst du dich dann später, Kagome. Der Überfall ist übrigens keine sechs Stunden von hier weg, da sind wir gut gegen Mittag, frühem Nachmittag da.“ Ziemlich nahe an der Burg. Hatte da jemand keine Ahnung oder war dem das gleich? Oder wollte der ihn wirklich provozieren?

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Inu Yashass Spontandeen sollten gefürchtet werden - und sein Instinkt gleich dazu.
Das nächste Kapitel bietet ein unerwartetes Wiedersehen und, äh, die Basis für eine tiefe Freundschaft, doer so.


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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SUCy
2022-12-19T16:06:53+00:00 19.12.2022 17:06
Das war ein sehr spannendes und informatives Kapitel :)
Ich bin ja echt gepannt wie das mit Sesshoumarus Zukünftiger so laufen wird.
Und was seine Mutter noch entdeckt hat.
UUUnd was da auf InuYashas Truppe zukommt.


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