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So many more Feelings

von

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Beleidigung

April, Kairo
 

Tja… in Ägypten fiel der blasse Student mit den hellen Haaren viel mehr auf, als im regnerischen England, wo er so perfekt ins Bild gepasst hatte. Auf den Straßen drehte man sich immer noch nach ihm um, in der Uni hatte man sich nach einem guten Monat bereits daran gewöhnt, zumindest seine Mitstudierenden und Fachverwandte.

Auch wurde er in der Mensa nicht mehr schief angesehen, mit der arabischen Sprache aber hatte er unheimliche Probleme, dass er heilfroh war, dass er sich mit seinem Englisch gut verständigen konnte und dass seine Lehrveranstaltungen alle in englischer Sprache geführt wurden.

Wenn Professoren und ansässige Studenten intensiver diskutierten, kam leider irgendwann immer der Punkt, wo sie in der Landessprache redeten und Bakura vollkommen ausstieg.

Immerhin konnte er diese Zeit nutzen und seine Notizen sortieren, wenn er Glück hatte übersetzte ihm sein Sitznachbar des Tages, denn wie auch in England und Japan schon, legte er nicht viel Wert darauf, sich mit seinen Kommilitonen anzufreunden. Bakura hatte Freunde, ausreichend, sogar in diesem Land, auch wenn er diesen seit seiner Ankunft hier noch nicht getroffen hatte.

Bevor er das tat, wollte er sich eingewöhnen und mit diese ganze Reizüberflutung erst einmal in Ruhe auf sich einprasseln lassen, ehe er sich mit dem Kerl traf, dem sein Freund wohl am liebsten den Hals umgedreht hätte, so wie er sich damals von ihm verabschiedet hatte, oh das saß auch noch tief in Bakuras Nacken.

Aber es war Zeit vergangen seit dem. Viel Zeit.
 

Hi Marik, Guess who

Ja ok, es ist Bakura, Ryou

Ich bin nun ein Jahr in Kairo an der Uni

Und ich dachte, wir sollten uns mal Treffen

Vielleicht kennst du dich hier aus?

Schreib mir einfach.

Sorry, dass ich mich nicht früher gemeldet habe.
 

Das hatte er Marik am Abend des Tages geschrieben, an dem Bakura zufrieden sagen konnte, dass er sich zumindest halbwegs eingelebt hatte. Direkt danach hatte er auch Otogi geschrieben, dass es ihm gut ging und dass es von Tag zu Tag besser wurde und dass er nun eben versuchte, Kontakt aufzubauen, mit Marik. Die Rückmeldung war wenig erfreut. Verständlich. Leider.

Otogi war wahnsinnig eifersüchtig, immer schon, auch wenn Bakura ihm nie Gründe dafür gegeben hatte, wusste der Jungunternehmer wohl aus eigenen Erfahrungen oder eher eigenem Handeln heraus, wie schnell sowas eben gehen konnte.

Ob sich Bakura eher Sorgen machen sollte? Nein, eigentlich nicht. Er vertraute Otogi, nicht etwa, weil er so ein Unschuldslamm war, nein, ganz bestimmt nicht, aber er hatte ihm gegenüber Worte gesagt, von denen er wusste, dass er sie noch nie jemand anderen gesagt hatte und auch, dass er sie absolut ernst meinte. Außerdem waren es doch nun nicht einmal mehr elf ganze Monate bis sie diesen ganzen Auslandsschwachsinn hinter sich bringen würden.
 

„Du weißt genau, wie er für dich fühlt“ – „und du weißt, wie ich für dich fühle“ war der erste Vorwurf, der direkt nach dem Klingelton an Bakura Ohr getragen wurde, genauso wie seine Verteidigung. Außerdem war das lange her. Marik habe auch noch gar nicht geantwortet, das wäre doch ein gutes Zeichen, dass er nicht mehr so an Bakura hing.
 

„Außerdem verbindet uns etwas Anderes“, spielte Bakura auf den Teil seiner Vergangenheit an, den er sonst immer im Hintergrund behielt. Er erinnerte sich nicht gerne an die Zeit, in der er von einem Irren besessen war. Ja, heute konnte er das endlich so formulieren.
 

„Und genau das macht mir Angst“, gestand Otogi vollkommen fertig, weil es in dessen Zeitrechnung mitten in der Nacht war, die geschriebene Nachricht von seinem Freund konnte er aber nicht so stehen lassen.
 

„Du vertraust mir nicht!“ – „Ich vertraue ihm nicht!“
 

Na toll, sie stritten, etwas das Bakura gerade gar nicht brauchen konnte. Er hätte später schreiben sollen, doch dann lief er Gefahr, dass er derjenige war, der schlaftrunken wäre. Die viele Sonne, selbst im April schon, machte ihm mächtig zu schaffen und Bakura war einfach früh müde, etwas was überhaupt nicht zu ihm passte und was ihn ärgerte, aber daran würde er sich schon noch gewöhnen, hatte ihm eine Kommilitonin in der dritten Woche hier gesagt. Es würde dauern, er musste geduldig sein.

Genauso wie er mit Otogi geduldig sein musste, der ihm gerade zu gemeine Sachen unterstellte – tat er nicht, er unterstellte sie Marik.
 

„Weißt du was? Ich muss mir das nicht anhören, schlaf dich aus, denk drüber nach und wir reden, wenn ich Scheiße gebaut hab. Die ich übrigens nicht bauen werde“, sagte Bakura aufgebracht, sogar etwas lauter als geplant und legte auf.

Dann war es still in seiner kleinen Studentenwohnung. Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu und es wurde Abend. Die schlechte Laune ging nicht vorüber und irgendwie ärgerte er sich auch noch ungemein, dass sein Freund es bei dieser unmöglich Verabschiedung belassen hatte. Es kam kein neuerlicher Anruf, keine reumütige Nachricht, kein gar nichts oder irgendwas.

Bakura merkte in dieser Stille auch gerade erst wie durcheinander er war.

Sein Herz raste, sein Kopf pulsierte und er hatte sich die Fingernägel vor Wut und Scham abgeknabbert und er fühlte sich beleidigt.
 

„Wie kann er nur?!“, fauchte er vor sich hin, stand von seinem Bett auf und bereitete sich eine heiße Schokolade zu. Die hatte ihn noch immer beruhigt und die würde es auch in diesem Moment tun. Musste sie.
 

Während er so auf das Auskühlen des Heißgetränks wartete, öffnete er die Holzfensterrahmen und lente sich für einen Augenblick einfach nur beim Fenster hinaus und versuchte, seinen Kopf leer zu kriegen. Wie schaffte es dieser Kerl, ihn über diese ganze Entfernung so wahnsinnig aufzuregen? Hmm, vielleicht war es auch gerade die Entfernung, sie konnten einander nicht in die Augen sehen, keine Mimik lesen aber zumindest im Vergleich zu einer Text-Nachricht konnten sie einander doch hören und verstehen. Otogi musste doch hören, dass er sich niemals auf einen anderen einlassen würde. Er liebte ihn doch. Bakura seufzte. Er stützte seinen Kopf auf seinen Händen ab und fragte sich, ob er nicht doch etwas falsch gemacht hatte, ob er zu viel Vertrauen verlangte, immerhin war er meilenweit weg von ihm. Nein! Natürlich verlangte er nicht zu viel, Otogi hatte doch auch sein gesamtes Vertrauen und sie hatten einander in ihrer Beziehung nie den Grund dafür gegeben, eifersüchtig zu sein. Beleidigt zu sein, dafür gerade umso mehr.
 

Das Vibrieren seines Handy riss ihn sofort aus den Gedanken. Das war genau die Zeit, die man brauchte um eine anständige Entschuldigungsnachricht zu schreiben, sie noch einmal zu überarbeiten und noch um viele liebe Worte ergänzte.
 

Etwas enttäuscht las er dann aber, dass die Nachricht nicht von jemandem aus Japan kam, sondern quasi ums Eckt.
 

Marik

Lass uns Freitag nach der Uni treffen

Ich schick dir einen coolen Imbiss.
 

Danach folgte ein Link.

Ja… eh sehr nett. Es machte Bakura gerade nur noch wütender, weil sein Freund wohl tatsächlich wieder eingeschlafen war und seelenruhig über ihren Streit hinwegdämmerte, während er sich hier am liebsten die Haare raufen würde. Oh, da kam ihm ein Abend mit dem Ägypter gerade recht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, wenn sich der Gute das mit seiner Eifersucht jetzt nicht verspielt hat. Aber wir haben noch einige Kapitel ;) Komplett anzeigen

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