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Gefangen hinter Klostermauern

von
Koautor:  LoonaFright

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Seltsamer Besuch

So kannte er William nicht, doch sein geschultes Auge sagte ihm, dass irgendetwas nicht stimmte. „Gehen wir ein Stück und reden", bot er an, doch wieder kam nur ein Kopfschütteln. Pater Joel seufzte, sah nach oben und wieder zu William. „Wenn du etwas zu beichten hast, meine Tür ist stets offen und egal was es ist, ich unterstehe der Schweigepflicht und werde dich ganz sicher nicht dafür verurteilen oder bestrafen."
 

„LASS MICH IN RUHE!", schrie dieser ihn jedoch an, stieß ihn weg und noch ehe der Pater reagieren konnte, rannte William raus in den Hof, zum Tor und auf die Straße.
 

***
 

Nicholas wurde unsanft zur Seite gestoßen und verstand die Welt nicht mehr, aber das war eine echt heftige Reaktion von William, die sicher von ganz tief in ihm rührte. Verärgert, dass er dem Anderen so übel mitgespielt hatte, stand er auf und seufzte. So sollte das hier allerdings nicht laufen. Immerzu schaffte er es, negativ aufzufallen. Dabei war es tief in seinem Herzen etwas ganz anderes, dass ihn zu so etwas trieb. Es war nichts anderes als Einsamkeit.
 

Auch wenn er ein ganz schönes Großmaul war, gerne herumhurte und wilde Partys feierte, so war er innerlich allein.
 

Große Gefühle ließ er schon lange nicht mehr zu. Liebe! Pah ... wer brauchte diese denn schon? Gefühle waren einem oft nur im Weg, trübten die Sinne und die Wahrnehmung auf die wichtigen Sachen im Leben. Der Blonde tat es unter Spaß ab, belanglosen Sex zum Zeitvertreib und Befriedigung der Gelüste. Dennoch ahnte er, als er den Kleinen vorhin das erste Mal sah, dass die Gefühle, die er verbergen wollte, nun drohten auszubrechen. Doch dagegen würde er sich wehren. Nicholas verließ die Bibliothek und ging auf sein Zimmer.
 

***
 

Während William planlos durch Rom irrte und Nicholas im Zimmer verschwand, setzte sich gnadenlos der Unterricht fort und das bis zum Mittagessen. Normal hatten sie dazwischen eine Pause, doch fiel diese aus und einige der Jungs grummelten still und leise in sich hinein. Wem sie das zu verdanken hatten, wussten sie alle. Besonders Elias und Adam, die wissende Blicke austauschten und innerlich mehr als böse grinsten. „Dann holen wir uns doch mal gehobene Lektüre", flötete Adam bereits auf der Treppe, die er beinahe schon sportlich nach oben in den dritten Stock nahm.
 

„Du und lesen? Ich lache dann später über den kranken Witz", erwiderte Elias, der nicht minder eilig nach oben schritt und doch enttäuscht in den leeren Raum sah.
 

„Wo sind die hin?" Adam, der hinter ihm stand, sah in die Bibliothek, doch weit und breit kein William und auch kein Nicholas. „Vielleicht sind sie weiter hinten."
 

Elias aber schüttelte den Kopf. „Glaub' ich nicht. Denk mal nach, Adam", kam es von Elias, der nochmals grob durch den Raum spähte und es dabei beließ. „Entweder sind die hinten und vögeln, oder Nicholas hat sich dünne gemacht und ich vermute zweiteres, da wir beide Will sehr gut kennen und wissen, dass der niemanden an sich heranlässt."
 

Adam dachte nach. Darüber, wo Nicholas sein könnte und warum William genauso wenig anwesend war. Normal verbrachte er Stunden mit Büchern. „Irgendwas sagt mir, dass hier etwas nicht stimmt."
 

„Mir auch", erwiderte Elias knapp, ehe er beschloss im Zimmer, der beiden nachsehen zu wollen. „Gehen wir und notfalls müssen wir das eben dann melden." Melden war Pflicht, wenn Schüler verschwanden und das wusste auch Adam, dem das allerdings weniger gefiel. Nicht gemeldete Fälle konnten herbe Strafen mit sich ziehen. Elias hatte bereits eine davon absitzen müssen und sprach bis heute nicht darüber, was genau die Strafe war.
 

Adam fragte jedoch nicht nach, er merkte auch so, dass es seinem besten Freund mehr als unangenehm war und er war kein Mensch, der unnötig Salz in eine Wunde streute. Nachdenklich schritten die beiden Jungs zu Williams Zimmer und öffneten langsam die Tür. Lediglich Nicholas fanden sie darin vor, der auf seinem Bett lag und die Decke anstarrte.
 

„Musst du nicht Bücher sortieren?", fragte Elias direkt nach, sah sich im Zimmer um und runzelte offensichtlich die Stirn. „Und wo hast du überhaupt William gelassen? Oben ist er nämlich nicht und zum Mittag ist er auch nicht."
 

***
 

Die Decke war verdammt langweilig, aber Nicholas wollte im Moment nichts anderes tun. Er dachte weder an eine Strafe, noch daran, dass Elias und der Andere ihn verpfeifen würden. Alles, was ihm im Kopf herumspukte, war William. Seine Reaktion war heftig. Zu heftig, als dass da nicht mehr dahintersteckte. Hatte er etwa irgendwann schlechte Erfahrungen gesammelt? Er war immerhin nicht unschuldig, das hörte Nicholas aus ihrem Gespräch heraus. Vielleicht hätte er ihm folgen sollen? Nein ... der Andere würde das schon hinbekommen. Er hatte ja so seine Päpste und Kuttenträger.
 

Adam und Elias bemerkte er nur am Rande und hob eine Augenbraue, erzählte ihnen knapp, was passiert war und erntete ein Seufzen von Adam. „Du kannst hier nicht hereinlaufen und wie wild um dich schießen. Wir haben hier Anstand, Sitten und Regeln, an die wir uns zu halten haben." Bei seinen Worten grinste Nicholas spöttisch und nickte. „... Und was ist mit dir ... Elias? Wie stehst du zu ein wenig ... SPASS?"
 

***
 

Adam sprach von Regeln und Anstand? Fast hätte Elias laut gelacht, doch angesichts der Erzählungen verging ihm das dann doch. Zwar hatte er auch schon den ein oder anderen Spruch abgelassen, aber körperlich war er William nie angegangen und auch sonst keiner der Jungs. Man wusste aber auch nicht viel über ihn. Nur, dass er aus England stammte, auf einer Eliteschule war und diese plötzlich von einem Tag auf den anderen gewechselt hatte. Warum war genauso unklar, wie die Tatsache, dass er nur bei seinem Onkel lebte und nicht wie angenommen bei seinen Eltern.
 

Elias hatte es nur am Rande aufgeschnappt, ebenso, dass es wohl noch zwei Brüder gab und einer nicht ganz dem entsprach, was man sich für sein Kind wünschte. Mehr war selbst ihm nicht bekannt und ebenso wenig Adam, der zusammenzuckte, als Elias ihn doch noch in die Seite pikste und verwirrt ansah. „Zwick mich nicht immer, du blöde Sau."
 

„Stehst du doch drauf. Genauso wie auf Anstand und Moral." Verwegen grinste Elias, dann aber wandte er sich Nicholas und dessen Angebot zu. Es ging also um Spaß und Spaß hörte er gerne. Besonders bei Jungs, die nicht nur heiß aussahen, sondern auch genau wussten, was sie wollten. Allerdings musste diese Art von Vergnügen dann doch warten, da er zum einen Hunger und auf das Frühstück verzichtet hatte und zum anderen mussten sie William finden, ehe bekannt wurde, dass dieser verschwunden war.
 

„Sorry, aber der Spaß muss wohl erstmal hinten anstehen", entschuldigte er sich. „Wir müssen erstmal das entlaufene Reh finden, ehe der Alte es merkt oder schlimmer noch, Pater Joel." Beim Gedanken an diesen schüttelte es ihn und angewidert verzog er das Gesicht, ehe er sich abwandte und Adam am Ärmel seines Hemdes packte. „Am besten teilen wir uns auf. Weit kann er bestimmt noch nicht sein."
 

Adam nickte stumm vor sich hin, ehe er die Treppe runterlief und direkt mit Pedro zusammenprallte. „Will ist verschwunden."
 

„Ach, was du nicht sagst? Ist mir ja noch gar nicht aufgefallen", erwiderte Adam gereizt, ehe er sich an dem Größeren vorbeidrängte. Pedro rollte genervt mit den Augen, ehe er Adam und Elias einholte und aufhielt. „Ihr braucht nicht zu suchen. Der Alte weiß es bereits und ist am Toben."
 

„Wie, der weiß es? Woher?", mischte sich Elias ein.
 

„Er ist Pater Joel in die Arme gelaufen und er hat ihn in einer Art und Weise erlebt, die so gar nicht zu ihm passt", erklärte Pedro, ehe er Nicholas hinter sich bemerkte und diesen ansah. „Scheinst da wohl mächtig den Bogen überspannt zu haben, was?"
 

***
 

Nicholas erhob sich dann doch irgendwann und folgte den Jungs. Etwas enttäuscht zuckte er nur beiläufig mit den Schultern, als Elias sein Angebot abgelehnt hatte. Aber er würde da noch drauf zurückkommen, was ihn wieder ungemein freute. Dieses Reh schien ihnen viel zu bedeuten, was auch der Grund war, dass sie gleich wie ein Rudel Wölfe los tigerten, um es zu finden. Doch wie es sich anhörte, saß es bereits in der Falle. In der Falle vom bösen Wolf, Pater Joel. Was auch immer an ihm so schlimm war, die Milchschnitte würde es schon überleben. Aber was wäre, wenn der alte Greis ihm an die Wäsche gehen sollte? Wenn er ihn schlagen und misshandeln würde?
 

Daran war nun aber er schuld. Vielleicht hätte er ihn erstmal kennenlernen sollen, anstatt gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Noch eine Weile folgte er Elias, bevor er ihn am Arm griff. „Hey, warte ... Warte mal!", kam es von ihm, bevor er Elias ruhig ansah. „Wer genau ist dieser Joel? Was macht er mit eurem Kumpel und warum hab ich jetzt den Bogen überspannt? Nur, weil ich mich ihren Worten widersetze? Wozu ihr wohl zu feige seid."
 

***
 

Nicholas schien entweder den Ernst der Lage nicht zu verstehen oder er hatte es schweigend hingenommen, dass er Mist gebaut hatte. Pedro ließ es daher bleiben, drehte sich um und schritt dicht gefolgt von Adam eilig durch den Flur. Elias lief mit etwas Abstand hinter den beiden her, grübelte und blieb ruckartig stehen, als man ihn am Arm fasste und ansprach. Nicholas. Dazu scheinbar besorgt, aber auch neugierig, was Pater Joel und dessen Methoden betraf.
 

Er seufzte diesbezüglich und ging jedoch erstmal auf das Verhalten ein. „Deinen eigenen Erzählungen nach, hast du William angegriffen und offensichtlich bedrängt und das meint auch Pedro, in dem er der Meinung ist, du hast den Bogen überspannt. Keine Ahnung, was du da ausgelöst hast, aber das war mehr als scheiße und ist inakzeptabel. Regel hin oder her, aber so dreist bin nicht mal ich und ich hab schon ne Menge Scheiße gebaut." Wie aber erklärte man Pater Joel und seine Maßnahmen? Elias kannte nur seine eigene, dazu die von Jamie und soweit er wusste, durfte Christian auch schon bei diesem Gesandten Gottes antraben.
 

Welche Strafe er bekommen hatte, wusste er nicht und Chris sprach auch nie darüber, wirkte aber immer recht steif, wenn er dem Pater im Gang begegnete. „Pater Joel war selbst mal Schüler hier, hat danach studiert und ist nun ein Mann Gottes, wie man so schön sagt", erklärte er vorerst, ehe er etwas leiser wurde. „Man munkelt, dass er seine ganz speziellen Methoden hat, von denen der alte Sack nicht die leiseste Ahnung hat. Ich durfte nur putzen, aber Chris ist noch heute traumatisiert, wenn er nur den Namen hört. Es muss demnach wohl etwas ernster gewesen sein und bei Jamie gehen da auch so ein paar Sachen herum."
 

Was genau wusste er jedoch auch nicht, er selber hatte Glück gehabt und William war ihm scheinbar nur in die Arme gelaufen und konnte sich diesen wohl entreißen. Das hoffte er, aber es hatte sich so angehört und wenn man Gerüchten Glauben schenken mochte, dann würde er William sicher nicht anfassen ohne, da das Folgen haben würde. „Es ist zwar nur ein Gerücht, aber William soll einen Status haben, der weit mehr Türen öffnet, als man denken mag. Keine Ahnung, ob da was dran ist. Man munkelt da nur."
 

***
 

Munkeln klang sehr interessant. So wie Elias das ganze erzählte, war dieser Joel ein eigenartiger, vielleicht auch perverser Typ. Er hatte die höhere Schule abgeschlossen und war nun Geistlicher. Also konnte er noch kein alter Sack sein. Aber was William anging, seinen Status anging, darauf lag indessen sein volles Interesse. „Na ja ... ich hab ihn angemacht. Ihn habe ich aber weder geschlagen noch befummelt noch sonst mit irgendeiner Art von Waffe bedroht und glaub mir, mein Revolver ist nicht gerade der kleinste und ist verdammt zielsicher", zwinkerte Nicholas und merkte schnell, dass derartige Witze nicht angebracht waren.
 

Zumindest nicht in dieser Situation. Anhand Williams Reaktion, gab es da wohl irgendwo in dessen Vergangenheit einen Übergriff von irgendjemandem auf den Dunkelhaarigen, der ihn schwer traumatisiert hatte. William würde sich sicher von ihm zurückziehen. Nicholas seufzte. Der Start ging gewaltig in die Hose. Wieder seufzte er und sah Elias ruhig und doch ernst an. Nicht der leiseste Hauch von Perversität oder Schalkhaftigkeit lag in seinem Ausdruck. Aber auch weder Sorge noch Bedrücktheit konnte man lesen. Eigentlich stand Elias quasi vor einer weißen Wand, während er Nicholas fragend ansah. „Okay ... ich möchte helfen, ihn zu finden und egal, was dieser Pater Joel mit ihm vorhat, ich werde es auf mich nehmen!"
 

Erstaunt sahen nicht nur Elias, sondern auch die Anderen ihn an, die innehielten. „Das ist wirklich ehrenhaft. Aber du weißt nicht, worauf du dich da einstellst. Du bist im Klassenzimmer schon der ersten Rüge von der Schippe gesprungen, also wartet nicht nur eine Strafe auf dich. Dazu ist das dein erster Tag hier. Ich will nichts beschönigen, aber dein Start ist echt beschissen." Nicholas nickte nur.
 

„Egal ... ich bin ein Ehrenmann! Spielschulden sind Ehrenschulden und für meinen Scheiß stehe ich ein!" Dass er insgeheim nur diesen Pater kennenlernen wollte, um zu wissen, was das für ein Kerl war, ahnte keiner.
 

***
 

Pedro sah den neuen Mitschüler ungläubig an, dann aber nickte er und doch hatte er so seine Zweifel. Die Rede war von „in die Arme gelaufen", dennoch blieb William verschwunden und das konnte nur bedeuten, dass er das Gelände verlassen hatte oder aber in Pater Joels Obhut wäre. Pedro überlegte nicht lange, zog sein Handy aus der Hosentasche und begann damit einen der vielen Regelbrüche. Handys waren zwar erlaubt, aber erst nach den Hausaufgaben und ab 18 Uhr. Einmal würde schon gehen, immerhin war ein Mitschüler verschwunden und sollte er nicht bald wieder auftauchen, dann müssten sie ohnehin auf die Hilfe der Polizei setzen. „Entschuldigung, ich suche das Büro des Schulleiters."
 

Pedro drehte sich um, steckte vorerst sein Handy wieder weg und sah verwirrt den jungen Mann vor sich an. Irgendwie kam der ihm bekannt vor, er hätte schwören können, dass er ihn schon einmal gesehen hatte.
 

„Heilige Scheiße", entfuhr es stattdessen Elias, ehe er sich an Adam wandte. „Weißt du, wer das ist?"
 

„Jep, das ist Ariel Urbanio und er ist Pornodarsteller."
 

„Was macht der hier?" Elias sah zu Pedro, dem es langsam dämmerte. „Ähm, ich kann es dir zeigen. Also das Büro." Elias grinste über seinen Schulfreund, ebenso Adam, der sich bereits den Bauch vor Lachen hielt, da Pedro plötzlich schüchtern und unsicher war.
 

„Du wirkst schon genauso wie William", lachte Adam, hielt sich weiterhin den Bauch und doch stoppte er, als Ariel direkt vor ihm stand und ihn ernst ansah.
 

„Findest du das witzig, ja? Genau seinetwegen bin ich nämlich hier." Wegen William war der hier oder wegen Pedro?
 

Elias konnte nicht ganz folgen, sah deswegen zu Nicholas und trat einen Schritt auf diesen zu. „Besser wir zeigen dem mal wo das Büro von dem alten Sack ist, oder was meinst du?"



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