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Gefangen hinter Klostermauern

von
Koautor:  LoonaFright

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Verdrängt und vergessen

Nicht jeder genoss eben die Erziehung, die er selber genossen hatte, dazu in England und an einer Schule, die sich andere nicht mal leisten konnten. „Mit deiner großen Klappe kommst du hier nicht weit. Eher trägt es dazu bei, dass wir dich ganz schnell wieder los sind, was ich durchaus begrüßen würde", redete William dann aber doch, wenn auch leise, da in den anderen Klassenzimmern Ruhe herrschte und er diese nicht stören wollte.
 

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Nicholas knurrte schmerzlich. Der beschissene Zweig noch seine Finger erwischte. Der verfickte Idiot ... das würde er ihm sicher heimzahlen! Aber jetzt war erstmal William dran. Mal sehen, was der so für ein Typ war. Eher sah er harmlos aus, anders als Elias und Pedro. Bei den Gedanken an Elias musste er grinsen. Wie er wohl im Bett war? Aber das sollte Nicholas bald wissen.
 

Erregt und in voller Vorfreude biss er sich auf die Lippen und stöhnte laut auf, als er sah, was das Problem in der Bibliothek war, die sie nun erreicht hatten. „Meine Klappe ist groß, das stimmt, aber nicht nur zum Reden, da passen selbst die größten und härtesten Schwänze rein, die du je gesehen hast. Na ja ... wobei ... so ne Milchschnitte wie du ... bist sicher noch ganz glatt am Sack", frotzelte Nicholas und setzte sich auf einen der Tische.
 

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Wenig beeindruckt von dem Chaos in der Bücherei, betrat William diese und stieg über einen Stapel herumliegender Bücher. Scheinbar hatte Pater Joel wieder gelesen und nichts weggeräumt. Man kannte es bereits, dass er nicht der ordentlichste Mann in diesem Kloster war. Das würde hier wohl länger dauern und scheinbar war Nicholas noch immer auf Krawall gebürstet und teilte ordentlich aus. „Du musst nicht von dir auf andere schließen. Was und wie viel du bei wem gesehen hast, interessiert mich nämlich so gar nicht." William schnappte sich eins der Bücher, drehte es um, las den Titel und stellte es rasch in jenes Regal, in welches es hingehörte.
 

„Und jetzt sieh zu, dass du langsam mal anfängst, ehe das Milchgesicht andere Saiten aufzieht." Provokation war er bereits gewohnt, besonders unterhalb der Gürtellinie und doch bisher war er darauf nie eingegangen und hatte so gar kein Interesse außer an Bildung und Büchern. Daher zog er auch ein Buch aus dem Regal, setzte sich an Fenster und begann zu lesen. „Na hopp, ich hab dich im Auge und glaub mal nicht, dass ich dir helfe."
 

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Nicholas blieb noch eine Weile sitzen und hob dann doch seinen müden Hintern. Ihn platt sitzen, dieses schöne Exemplar, wollte er sicher nicht. Er seufzte jedoch und fing gemütlich an zu sortieren. „Mh ... okay ... das ist ja sehr spannend hier. Krass, dass die Bücher nicht schon tot sind", lachte er lauthals und stellte sich nun genau hinter die süße kleine Schnitte.
 

Ja, er hatte etwas, etwas verdammt Anziehendes. Ein Blick von ihm fiel zur Tür, die jedoch etwas um die Ecke lag. Also waren sie nicht im direkten Sichtfeld anderer. Beide Arme stemmten sich in seine Hüften und er atmete noch einmal tief durch. „Sooo soooo ... du hast auch andere Seiten? Ist ja interessant!"
 

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Scheinbar hatte Nicholas bisher nicht wirklich viele Bücher in der Hand gehabt. Allein, dass er sie für tot halten würde, grenzte schon an Dummheit und William fragte sich ernsthaft, an welcher Schule er vorher war. Sicherlich an der Baumschule, dritter Ast rechts. „Bücher werden höchstens alt und staubig. Sterben tun sie eher selten." Eher deren Schreiber und doch lebten sie durch ihre Bücher und Geschichten weiter und erzählten diese auch noch Jahrhunderte später weiter. Sicher aber war das Nicholas zu hoch.
 

Bildung brauchte man ja nicht, man konnte sich bestimmt auch hoch schlafen, um an sein Ziel zu kommen. William klappte sein Buch zu, drehte sich um und erst da bemerkte er, dass der andere hinter ihm stand. „Ich hab auch andere Seiten, ja, allerdings ziehe ich diese eher selten bis gar nicht in Betracht." Und das war gelogen, ohne dabei rot zu werden. Er hatte zwar eine andere Seite, aber nicht diese und schon gar nicht das Interesse daran, sich auf ein Niveau zu stellen, was nicht nur anmaßend, sondern auch noch billig war.
 

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„Himmel, dass du jedes Wort auf die Goldwaage legst. Denkst du tatsächlich, ich bin aus dem 18. Jahrhundert? Scheinbar versteht hier wohl niemand meinen Humor, was echt schade ist. Würde echt einiges lustiger machen, in dieser verstaubten Einöde", kam es genervt von Nicholas. Der Andere musste ihn ja für total hohl halten. Dumm und gut im Ficken, oder was? Aber der Blonde würde ihm schon zeigen, was er drauf hatte und das nicht nur im Bett und unter der Dusche. Denn er hatte vor, es ALLEN zu beweisen und diese Anstalt hier mit einem perfekten Zeugnis zu verlassen. Das entsetzte Gesicht seines bekloppten Onkels war sein Ziel und sich hier alles unter den Nagel zu reißen, was es an Ärschen gab. Und das war nicht gerade wenig.
 

Sein erstes Ziel stand schon vor ihm. Nicholas lauschte weiterhin seinen Worten und kicherte. „Mh ... wem willst du DAS denn bitte erzählen? Du siehst zwar aus, als würdest du nicht mal ne Fliege erschlagen, aber so Jungs wie dich kenne ich nur zu gut. Was spricht denn gegen ein bisschen von deiner anderen Seite? Wir werden nicht entdeckt und dein Gott da oben sieht auch mal woanders hin. Da lobe ich mir doch, dass es mir mein Gott zulässt und mich nach meinem Tod immer noch bei sich willkommen heißt." Nicholas rechte Hand legte sich um Williams Hüfte und zog ihn eng an sich heran. Er war in Spiellaune, wie so oft.
 

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Vielleicht nicht das Jahr achtzehnhundert, aber sicherlich das fünfzehnte, denn das wäre deutlich interessanter und familiärer gewesen. Wobei der Humor damals trocken und tödlich sein konnte. „Dein Humor zieht bei einigen leider nicht und bei mir schon mal gar nicht. Die Zeit der Hofnarren war da deutlich unterhaltsamer", erwiderte William daher genauso genervt und schüttelte abermals den Kopf über seinen Mitschüler. Woher kam der bitte? Aus dem Ghetto? Er war sich fast sicher, dass Nicholas keinerlei Erziehung genossen hatte und mit dem ICE durch die Kinderstube gefahren war. Seine alten Mitschüler hatten deutlich mehr Klasse, wussten sich zu benehmen und doch musste er vor drei Jahren die Schule wechseln, weil einer seiner Brüder es dann doch gewagt hatte, ihr Ansehen in den Dreck zu ziehen.
 

Reine Schutzmaßnahme hatte es geheißen, immerhin waren Ariel und William einmal sehr vertraut gewesen. Zu schade, dass sein sechs Jahre älterer Bruder einen Weg eingeschlagen hatte, den er nicht nachvollziehen konnte und wollte. Er war dafür zu brav und da waren Fliegen das kleinere Übel. William grinste der Worte wegen, die Nicholas von sich gab, ihn versuchte anzustacheln doch mal die andere Seite zu zeigen. „Du kennst Jungs wie mich also, ja? Nun, dann müsstest du wissen, dass ich in einer ganz anderen Liga spiele, als du es tust."
 

William pokerte hoch, fast schon zu hoch und doch stoppte er die Hand Nicholas, hielt diese fest und drehte sich warnenden Blickes um. „Vorsicht, du hast keine Ahnung, mit wem du hier spielst. Verbrenn dir also nicht die Finger." Unterstreichend drückte er etwas fester zu, ließ dann aber los und lächelte unschuldig. „Such dir jemanden aus deinem Stand. Elias oder Adam. Ich bin eher die gehobene Klasse gewohnt."
 

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„Hofnarren?", wiederholte Nicholas leise und dachte kurz darüber nach. Also mit so etwas verglichen zu werden, war dann sogar für ihn unter seiner Würde. William mochte zwar recht behalten, dass er nicht wirklich erzogen war, doch eines ließ er sich nicht nachsagen, er war keinesfalls dumm und noch weniger spielte er in der untersten Liga. Er würde ihm sicher schon zeigen, wie gut er in seiner Liga spielte. Warum hielten ihn alle denn immer für einen Hinterwäldler? Er würde es nicht zugeben, nein nicht vor anderen und sicher nicht vor dieser kleinen Milchschnitte hier, aber sowas verletzte ihn. Eigentlich gab es kaum bis niemanden, der ihn wirklich kannte. Der den ANDEREN Nicholas kannte, den er hinter der Maske aus Arroganz und Dominanz versteckte. Es war zu seinem eigenen Schutz.
 

Die Hand an seiner, der Druck des Anderen ließ ihn seltsam neugierig werden. Da lag Kraft dahinter, welche er William nicht angedacht hatte. Vielleicht war er doch nicht so zu unterschätzen. Aber genau dieses Unwissen über ihn machte den jungen Mann so neugierig. „Elias ... Adam? ... Mh ... ja ... vermutlich wären sie für einen schnellen Fick dabei. Wenn ich im Lotto gewinne, ist sogar ein Dreier mit Adam drinnen, was ich echt geil finden würde. Aber ich sage dir mal eines", fing er an und stieß seine Hand weg, nur um beide seiner Arme gegen das Regal zu donnern und William so zu drehen, dass dieser ebenso gegen das Regal mit dem Rücken krachte. Ihm war alles jetzt egal.
 

Er trat so nach William, dass dieser zu Boden rutschte und nun warf auch Nicholas sich zu Boden. Seine Beine zu jeder Seite von Williams Oberschenkeln und demonstrativ auf seinem Schoss sitzend. „Soooo ... Milchschnitte! Du kennst mich nicht. Spuckst solche Töne und hältst dich für etwas Besseres. Wenn du ehrlich, in einer anderen Liga spielst, dann beweise es mir!" Der Blonde griff das Kinn des Anderen. „Keine Angst, ich fürchte mich sicher nicht, dass ich mir an deiner kleinen Flamme die Finger verbrenne!"
 

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Den Hofnarren musste er hoffentlich nicht auch noch erklären, dachte William sich, ehe er das Gesicht verzog und sich angeekelt schüttelte. Wie konnte man bitte nur so sprechen, sich verbal mitteilen und das über Dinge, die andere nicht mehr in Betracht zogen? Er war ratlos, zum Teil aber auch überfordert und das lag mehr an der Art, wie sein Mitschüler mit ihm sprach. „Du willst mir ... „William stockte mitten im Satz, kam der Schmerz und die rabiate Seite dann doch zu schnell und ehe er richtig reagieren konnte, krachte er gegen das Regal, welches genau hinter ihm stand. Toll, ganz toll, lobte er sich gedanklich, wollte sich abstoßen und landete jedoch hart auf dem Boden. Wie ein nasser Sack, nur dass der Aufprall dann doch zu hart war und ihn keuchen ließ. „Sag mal hast du sie noch alle?", fluchte er endlich mal, merkte das jedoch ziemlich schnell und schellte sich innerlich selbst.
 

Dahin war die gute Erziehung und das nur wegen dieses Idioten, der ihn gnadenlos provozierte und wohl dachte, das würde ihn in irgendeiner Form beeindrucken. Das tat es nicht. Ganz sicher nicht und zeigen würde er ihm schon mal gar nichts. „Ich muss dir gar nichts beweisen", zischte er gefährlich leise, wollte Nicholas arroganten Blicken ausweichen und doch war er wieder schneller, griff nach seinem Kinn und löste ungewollte etwas in ihm aus, was er verdrängt und beinahe schon vergessen hatte. Der wahre Grund, warum er die Schule verlassen hatte, tauchte direkt vor seinen Augen auf, er sah nicht mehr Nicholas, er sah ihn. Seinen Peiniger, seinen Schulfreund, den er glaubte, zu kennen.
 

Patrick, dessen Eltern im Beirat saßen, in der Schule einiges zu sagen hatten und er aus Scham gelogen hatte. Sie alle hatten gelogen, Ariel als Grund genannt und doch wussten drei Leute ganz genau, wie es sich wirklich zugetragen hatte. William schluckte, sein Körper krampfte, wirkte im nächsten Moment völlig steif und er begann zu zittern. Die Hand lag nicht mehr an seinem Kinn, sie griff nicht mehr in sein Gesicht, sondern direkt in seinen Schritt. Er wollte schreien, doch legte sich eine zweite Hand auf seinen Mund hinderte ihn daran und ein lüsternes Grinsen legte sich auf die Lippen seines Mitschülers.
 

Stell dich nicht so an. Du willst es doch auch. Ich seh doch deine Blicke. Worte, die er vergessen hatte, die nun wieder in seinen Ohren klingelten und Brechreiz in ihm auslösten. Er hatte genug, er wollte das nicht und schon gar nicht wollte er sich erneut zum Opfer machen. William schlug um sich, schubste Nicholas von sich runter und rannte aus der Bibliothek raus. Er sah nicht mal hinter sich, rannte den Flur zur Treppe entlang, runter und direkt stieß er mit Pater Joel zusammen, der einen völlig fertigen und aufgelösten Jungen vorfand.
 

„Beruhige dich. Es ist alles gut", redete er auf ihn ein, doch William schüttelte den Kopf, wich aus und schlug heftig um sich. So kannte Pater Joel ihn nicht, doch sein geschultes Auge sagte ihm, dass irgendwas nicht stimmte. „Gehen wir ein Stück und reden", bot er an, doch wieder kam nur ein Kopfschütteln. Pater Joel seufzte, sah nach oben und wieder zu William. „Wenn du etwas zu beichten hast, meine Tür ist stets offen und egal was es ist, ich unterstehe der Schweigepflicht und werde dich ganz sicher nicht dafür verurteilen oder bestrafen."
 

„LASS MICH IN RUHE!", schrie William ihn jedoch an, stieß ihn weg und noch ehe der Pater reagieren konnte, rannte er raus in den Hof, zum Tor und auf die Straße.



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