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Marriage

von

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Eine Erklärung

Nach ihrem Streit wegen ihres Wunsches Arbeiten zu gehen, hatte sie fast gar nicht mehr damit gerechnet, aber sowohl am Samstag Abend nach dem Baden, als auch am Sonntag fühlte sie sich glücklich.
 

Vielleicht hatte Naruto wirklich recht gehabt und es war gut gewesen, dass sie Sasuke erzählt hatte, warum ihr das so wichtig war. Jedenfalls fand sie, dass er seitdem ganz besonders zuvorkommend war.
 

Nach dem Baden und den Ereignissen dieses Tages war sie schrecklich erschöpft gewesen und sie waren beide früh schlafen gegangen. Er hatte keine Anstalten gemacht sie zu berühren und er hatte sie beim Einschlafen einfach nur im Arm gehalten und sie hatte sich darüber gefreut, denn alles andere wäre ihr zu viel gewesen.
 

Als sie aufgewacht war, war er schon wach gewesen. Wie er es immer tat, hatte neben ihr gelegen und sie betrachtet. Er hatte sie zärtlich behandelt und sogar von sich aus vorgeschlagen mit Naruto und Hinata zu frühstücken. Darüber hatte sie sich sehr gefreut. Sie hatte die beiden sofort gefragt und da sie auch schon wach gewesen waren und Lust gehabt hatten, hatten sie das auch getan.
 

Es war wirklich nett gewesen und auch entspannter als am Abend zuvor. Naruto und Sasuke waren einigermaßen zuvorkommend miteinander umgegangen und Sakura hatte nicht so viele bange Blicke mit Hinata tauschen müssen, weil die beiden zur Abwechslung nicht so gewirkt hatten, als ob akute Gefahr bestünde, dass etwas eskalieren würde.
 

Danach war sie mit ihm spazieren gewesen und er hatte sie zu einer Aussichtsplattform direkt über einem riesigen Wasserfall gebracht, der sie fasziniert hatte und sie hatte einen herrlichen Moment erleben können, als ein kräftiger Windstoß die Bäume rund um die Plattform aufgewirbelt hatte und sie sich auf einmal inmitten von diesen leuchtend roten, tanzenden Blättern befunden hatten.
 

Sie hatte lachen müssen, erst vor Freude darüber und dann, weil Sasuke ein Blatt mitten ins Gesicht bekommen hatte und dann auch darüber, dass er so ausgesehen hatte, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er sich ärgerte oder ob er lachen wollte.
 

Weil es sonnig gewesen war, hatten sie draußen auf der Terrasse ein spätes Mittagessen eingenommen und weil sie am liebsten gar nicht gehen wollte, hatte sie danach noch einen Kaffee bestellt und ihn ganz langsam getrunken, um ihren Aufbruch hinauszuzögern.

Gerade war alles so friedlich und sie brauchte das, um sich von der emotionalen Achterbahn der letzten beiden Tage zu erholen und etwas runter zu kommen. Und da keiner von ihnen irgendein schwieriges Thema anschnitt und sie sich bewusst bemühte eine oberflächliche Unterhaltung mit ihm zu führen, gelang ihr das auch.
 

Zumindest bis dieser General auch auf die Terrasse kam, denn das erinnerte sie wieder daran, wie unwohl sie sich am gestrigen Nachmittag und Abend gefühlt hatte und die kleine Illusion von Idylle, die sie sich selbst in ihrem Kopf erschaffen hatte, um ein wenig schöne Zeit genießen zu können, ließ sich nicht mehr aufrecht erhalten.
 

Sie wandte rasch ihren Blick ab und sah auf ihre Hände, als er an ihrem Tisch vorbei ging, da er sie ansah und sie seinem Blick ungern begegnen wollte.
 

"Mr Hato", sagte Sasuke kühl und sie sah ein wenig erschrocken auf.
 

Der Mann hielt inne, offenbar ebenfalls ein wenig überrascht, dass er angesprochen worden war. Er kam wieder die zwei Schritte zurück, die er bereits an ihrem Tisch vorbeigegangen war.
 

"Ja?", fragte er höflich, aber trotzdem fand sie seine Tonlage unangenehm.
 

Sie sah unsicher zu Sasuke. Der stellte sein Wasserglas ab, sah in aller Ruhe zu dem General auf und sagte: "Ihre Rechnung liegt am Empfang für Sie bereit."
 

"Bitte?", fragte Hato, als glaubte er sich verhört zu haben.
 

"Ich fürchte sie werden die nächsten Tage leider nicht mehr hier verbringen können", erwiderte Sasuke ruhig. "Und ich fürchte auch, dass Sie und Ihre Damen hier in Zukunft nicht mehr willkommen sein werden."
 

"Wie bitte?", fragte Hato erneut mit einem ungläubigen Lachen. "Wollen Sie sagen, dass Sie mich aus dem Hotel werfen, nur weil ich Ihre Frau angesprochen habe?"
 

Er sah zu Sakura, die die Szene ein wenig verstört beobachtete und dann wieder zu Sasuke, der ihn nach wie vor ruhig anblickte.
 

"Nein", sagte Sasuke. "Ich werfe Sie nicht aus meinem Hotel, weil Sie sie angesprochen haben. Ich werfe Sie aus meinem Hotel, weil sie ihr offensichtlich Angst gemacht haben."
 

"Vielleicht haben Ihre Leute auch einfach überreagiert?", fragte Hato gereizt.
 

"Meine Leute sind bestens ausgebildet. Ich vertraue ihrem Urteil vollkommen", erwiderte Sasuke, nach wie vor mit einer Ruhe, die ihn irgendwie unheimlich machte.
 

"Haben Sie sie gefragt?", zischte Hato und deutete auf Sakura, die zusammenzuckte. Sie wollte sich da eigentlich raushalten. "Hat sie sich beschwert?"
 

"Nein."
 

"Und trotzdem halten Sie es für nötig das zu tun?"
 

"Ja. Es ist nicht Sakuras Art sich über andere Menschen zu beschweren. Und ich denke, das wissen Sie ganz genau. Deshalb haben Sie sich ihr überhaupt aufgedrängt. Sie haben es ausgenutzt, dass Sie wussten, dass sie nicht zu mir kommen und sich bei mir beschweren würde."
 

Hato öffnete empört den Mund und starrte ihn an, offenbar unschlüssig, was er dazu sagen sollte.
 

"Ich wünsche Ihnen eine gute Heimreise", sagte Sasuke höflich. "Grüßen Sie Ihre Frau von mir."
 

Hato starrte ihn noch ein paar Sekunden an. Dann machte er einfach auf dem Absatz kehrt und ging über die Terrasse davon in Richtung Eingangshalle.
 

"Bitte entschuldige", sagte Sasuke höflich zu ihr.
 

"Das wäre wirklich nicht nötig gewesen!", sagte sie sofort. "So schlimm war es nicht!"
 

Er musterte sie liebevoll.
 

"Denkst du das nicht vielleicht ein bisschen zu oft Sakura?", fragte er ruhig.
 

Sie sah ihn verwirrt an.
 

Er streckte bloß seine Hand über den Tisch und strich ganz leicht über ihre Finger.
 

Danach waren sie bei Naruto und Hinata vorbeigegangen, um sich zu verabschieden. Die beiden wollten noch bis zum nächsten Morgen bleiben, sie hatten beide am nächsten Tag frei. Hinata, weil sie Urlaub genommen hatte und Naruto, weil er ja erstmal einen Job finden musste.
 

Sakura war ein bisschen wehmütig, als sie schließlich ihre Sachen packte, aber sie war froh, dass sie zusammen hergekommen waren. Sie hatte den Eindruck, dass in dieser kurzen Zeit so viel passiert war, hauptsächlich Gutes, fand sie.

Sie war dankbar für die schönen Momente, die sie hatte erleben können und dafür, dass sie sich näher gekommen waren. Sie war dankbar dafür, dass er so viel mit ihr gesprochen hatte, dafür dass sie Zeit mit Naruto und Hinata hatte verbringen können und auch dafür, dass er sich ebenfalls auf den Kontakt mit den beiden eingelassen hatte. Sie fühlte sich ihm nun auf jeden Fall viel näher als vor ihrer Zeit hier.
 

Sie war schrecklich hin- und hergerissen von dem Wunsch noch nicht wieder fort zu müssen einerseits und andererseits von der leichten Hoffnung von Madara vielleicht doch etwas erfahren zu können, was es ihr erträglicher machen könnte ihre Situation zu akzeptieren.
 

Aufgrund von Sasukes Reaktionen sah sie die Chance, dass sie sich eine Arbeit würde suchen können, bei beinahe Null, doch sie war nach wie vor entschlossen es trotzdem zu probieren.
 

Was Sasuke ihr dazu gesagt hatte und auch das, was er ihr dazu nicht gesagt hatte, verunsicherte sie und sie fühlte sich furchtbar nervös, als sie schließlich in sein Auto stieg. Seit dem Vorabend hatte keiner von ihnen das Thema nochmal erwähnt und sie fragte sich, ob er vielleicht einfach hoffte, das sie es doch nicht durchziehen würde. Doch falls dem so sein sollte würde er enttäuscht werden, denn sie war fest entschlossen.
 

Weil sie nervös war und auch weil sie Sorge hatte, dass ein Gespräch mit ihm sie bloß noch mehr verunsichern würde, schaute sie die meiste Zeit der Fahrt einfach aus dem Fenster. Und weil er auch nicht sprach, schwiegen sie.
 

Doch das fand sie in Ordnung. Sie fand sein Schweigen nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Wochen noch, weil sie das Gefühl hatte ihn nun zumindest ein wenig besser einschätzen zu können, auch wenn er nichts sagte.
 

Als sie schließlich beinahe wieder bei der Hauptstadt angekommen waren, wandte sie den Blick vom Fenster ab und musterte ihn prüfend.
 

Obwohl er vordergründig entspannt zu sein schien, glaubte sie wieder das wahrzunehmen, was sie schon am Vorabend an ihm irritiert hatte, als sie ihn gefragt hatte, ob alles in Ordnung sei. Das hatte er mehrfach bejaht und sie hatte nicht nochmal nachgefragt, aber seitdem hatte sie manchmal das Gefühl, dass ihn etwas zu beschäftigen schien.
 

"Sasuke?", fragte sie nun doch.
 

"Hm?"
 

"Bist du wütend?"
 

Sie wusste nicht, wie sie das, was sie wahrnahm, richtig einordnen sollte. Er war höflich und nett zu ihr. Aber wenn man sie gezwungen hätte das zu benennen, was sie bei ihm wahrnahm, hätte sie es wohl als unterdrückte Wut bezeichnet.
 

"Ja", sagte er bloß. "Das bin ich. Aber nicht auf dich."
 

Er sah kurz zu ihr und sein Blick war warm.
 

"Also ist zwischen uns alles in Ordnung? Du bist nicht verärgert, weil ich immer noch mit Madara sprechen möchte?"
 

"Nein", sagte er ruhig. "Ich habe dir gesagt, dass wir das machen. Heute noch. Und das werden wir auch."
 

"Okay."
 

Sie fühlte sich erleichtert.
 

"Möchtest du erzählen warum du wütend bist?", fragte sie vorsichtig.
 

Er lächelte leicht.
 

"Lieb von dir", sagte er. "Vielleicht komme ich darauf zurück. Gerade im Moment lieber nicht."
 

"Okay."
 

"Das ist keine Zurückweisung", fügte er hinzu. "Ich muss mich bloß erstmal sortieren."
 

"Okay."
 

"Bist du traurig, dass du wieder zurück musst?", fragte er.
 

Sie lächelte. "Ich weiß nicht genau. Es war traumhaft dort. Aber etwas surreal. Vielleicht wird es auch schön wieder in unserem Bett zu schlafen."
 

Er lachte leise.
 

"Du hast eine bemerkenswerte Fähigkeit entwickelt in schwierigen Situationen etwas Positives zu empfinden. Das ist faszinierend."
 

Sie sah ihn kurz irritiert an, weil sie nicht wusste, was er damit hatte sagen wollen.
 

"Und du?", fragte sie daher einfach.
 

"Ich fand das Wochenende sehr schön", sagte er. "Aber ich komme auch gerne wieder zurück. Ich mag das Anwesen."
 

"Hattest du mal den Wunsch dort wegzugehen?", fragte sie neugierig.
 

"Nein", sagte er. "Überhaupt nicht. Es ist luxuriös, komfortabel und es ist der Ort an dem ich mich zuhause fühle. Und alle, die mir wichtig sind, sind dort."
 

"Oh", sagte sie überrascht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er es dort als so positiv empfand.
 

"Aber", fragte sie vorsichtig, "findest du deine Familie denn nicht manchmal schwierig? So wie ich die Meine?"
 

Er warf ihr einen kurzen Blick zu und sah dann wieder auf die Straße um die Autobahnabfahrt zur Hauptstadt zu nehmen, die am nächsten an dem Anwesen war.
 

"Nein", sagte er. "Ich mag meine Familie. Das mit mir und meiner Familie ist eine völlig andere Situation als das mit dir und deiner Familie."
 

"Überrascht dich das?", fragte er, ihr verblüfftes Schweigen richtig deutend.
 

"Ich- Ja!", sagte sie irritiert. "Also ehrlich gesagt schon."
 

Sie schwieg kurz.
 

Dann musste sie es einfach aussprechen.
 

"Aber sie sind so streng und übergriffig und ich dachte, dass sie dir vielleicht auch Dinge auferlegen, die du nicht willst und-"
 

Sie brach wieder ab. Litt er denn nicht darunter?
 

"Nein, das siehst du falsch", sagte er ruhig. "Ich tue genau das, was ich tun will. Und das, was ich für das Richtige halte. Auch wenn es natürlich manchmal schwierig ist."
 

"Oh", sagte sie wieder bloß. Hatte sie vollkommen umsonst Mitgefühl mit ihm gehabt?
 

"Ich denke, dass du vielleicht ein etwas verzerrtes Bild von uns bekommen hast", sagte er.

"Das ist auch kein Wunder, bei dem, was du seit unserer Hochzeit alles durchmachen musstest. Du musst alles voller Angst und in einem Gefühl von Hilflosigkeit wahrgenommen haben. Für dich war wahrscheinlich überall nur Unsicherheit und dann gibt es auch noch Dinge, die dir niemand erklären will. Aber wenn deine Eltern wegen des Kinderthemas nicht so derart kaltherzig gelogen und manipuliert hätten, dann wäre sicher einiges ein bisschen anders gelaufen. Du brauchst jedenfalls nicht so viel Angst vor uns zu haben, wie du es offenbar immer noch hast."
 

Sie wollte eigentlich etwas antworten, aber sie wusste nicht was und daher sah sie bloß wieder auf ihre Hände. Wieso war nur alles so verwirrend?
 

Den Rest der Fahrt bis zum Anwesen konzentrierte Sie sich darauf ein wenig Mut zu sammeln und sich darauf vorzubereiten, dass ihre Hoffnungen sehr wahrscheinlich enttäuscht werden würden. Es war besser sich das vorher klar zu machen. Sie schämte sich ein wenig für ihren gestrigen Gefühlsausbruch und vor Madara wollte sie es unbedingt schaffen ganz ruhig zu bleiben.
 

Sie schwieg, während er durch das Tor auf den Hof fuhr und während sie ihm zusah, wie er ihr Gepäck aus dem Kofferraum nahm. Sie war ein bisschen dankbar dafür, dass er Ruhe und Souveränität ausstrahlte, denn sonst hätte sich ihre Nervosität wohl bloß noch gesteigert.
 

An der Tür übergab Sasuke das Gepäck an einen der Hausangestellten, der damit zügig in Richtung der großen Treppe davonging und sie folgten ihm durch die Halle.
 

Als sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, konnte man in das offen angrenzende Wohnzimmer sehen, in dem die Männer hier immer abends zusammensaßen und sich unterhielten und - wie sie von Sasuke erfahren hatte - sich absprachen, was ihre jeweiligen Interessen anging.
 

Wie jeden Abend waren sie auch heute da, Sakura hatte ihre leisen Stimmen bereits von der Tür aus gehört.
 

"Hallo Sasuke, Sakura", sagte Fugaku und sah auf, als sie auf der Höhe des großen Wohnzimmers angekommen waren. Madara war da und ungefähr fünfzehn der anderen.
 

"Izuna ist eben von den Verhandlungen zurückgekommen", sagte Itachi zu Sasuke, bevor Sasuke den Gruß seines Vaters hatte erwidern können.
 

Sasuke war auf sie zugegangen und über die Schwelle getreten und warf nun Izuna einen fragenden Blick zu.
 

"Wie erwartet", sagte Izuna bloß. Er klang müde. "Ich habe den Druck soweit erhöht wie es möglich war, aber es hat nichts gebracht."
 

"Wir müssen zu anderen Mitteln greifen", sagte Madara. "Leider."
 

"Ich verstehe", sagte Sasuke knapp.
 

Sakura war ihm ein wenig vorsichtig gefolgt und einen Meter hinter ihm stehen geblieben.
 

Sie räusperte sich leicht. Alle sahen zu ihr und Sasuke drehte sich leicht zu ihr um.
 

Aber sie konzentrierte sich darauf nur Madara anzusehen. Wenn sie sich auf mehr als ihn konzentrieren würde, dann würde sie das nicht schaffen.
 

"Es gibt offenbar ein Problem und ich möchte wirklich nicht stören", sagte sie mit so fester Stimme wie sie konnte. "Aber ich möchte gerne etwas fragen und wollte wissen, ob du dafür in den nächsten Tagen vielleicht Zeit hast."
 

Einen Moment war alles still. Ein paar sahen kurz zu Sasuke, aber der stand bloß ruhig da und blickte sie an. Und sie blickte Madara an.
 

"Ich habe auch jetzt Zeit", sagte Madara ruhig. Er warf Sasuke ebenfalls kurz einen Blick zu und sah dann wieder zu ihr.
 

"Frag ruhig", sagte Fugaku. "Oder geht es um etwas, was bloß Madara hören soll?"
 

Sakura nahm ihren Mut zusammen und trat zwei Schritte nach vorne. Sie hätte lieber mit Madara alleine gesprochen. Aber es wäre wohl auch irgendwie unangebracht jetzt so zu tun, als ob es um irgendetwas Geheimes ginge. Doch vor so vielen von ihnen zu sprechen kostete sie nun noch mehr Kraft. Da musste sie jetzt wohl durch.
 

"Ich möchte gerne Arbeiten", sagte sie so selbstbewusst, wie sie es konnte. Sie sah aus dem Augenwinkel, wie ein paar von ihnen Blicke tauschten. Aber sie konzentrierte sich weiter darauf nur Madara anzusehen, der mit ausdrucksloser Mine zurückblickte.
 

"Sasuke sagt, dass er das nicht möchte. Er sagt, dass das nicht geht", fuhr sie fort. "Und er erklärt mir nicht wieso. Also wollte ich fragen, ob du mir erklären kannst, wieso das nicht geht."
 

Es herrschte Schweigen.
 

"Und", fügte sie rasch hinzu, bevor sie am Ende noch ihr Mut verlassen würde, "ich finde es auch nicht in Ordnung, dass ich dafür um Erlaubnis bitten muss. Egal bei wem. Ich finde, dass ich das selbst entscheiden dürfen sollte."
 

Alle sahen zu Madara, der sich in seinem Sessel zurücklehnte und sie nachdenklich musterte.
 

"Sasuke hat recht", sagte er schließlich. "Das ist leider tatsächlich keine gute Idee. Du wirst dir das aus dem Kopf schlagen müssen."
 

Sie war nicht allzu überrascht. Auf diese Antwort hatte sie sich vorbereitet. Und deshalb schaffte sie es auch ruhig und mit fester Stimme zu antworten.
 

"Dann finde ich aber, dass ich dafür eine Erklärung verdient habe."
 

"Die würde dir nicht gefallen Sakura", sagte Fugaku neben Madara. "Belass es bitte dabei."
 

Sasuke trat einen Schritt vor, sodass er nun direkt neben ihr stand.
 

"Es ist ihr wirklich ernst", sagte er. "Sie hat mich im letzten halben Jahr bereits mehrfach darauf angesprochen."
 

Alle sahen nun ihn an und Sakura war überrascht, dass er immer noch so entspannt wirkte. Tat er bloß so? War ihm das hier denn nicht auch total unangenehm? Und versuchte er gerade ihr beizustehen? Was hatte er vor?
 

"Und du bist damit bisher wie umgegangen?", fragte Fugaku ihn stirnrunzelnd.
 

"Ich habe Druck ausgeübt und deutlich gemacht, dass ich nicht bereit bin ein Gespräch darüber zu führen", sagte Sasuke ruhig. "Ich dachte, es wäre bloß eine Laune von ihr. Ich dachte fälschlicherweise, es wäre vielleicht so eine Art Übersprungshandlung, weil sie enttäuscht wäre, das ihr angeblicher Kinderwunsch nicht erfüllt würde und dass sie es gut sein lässt, wenn ich sie auflaufen lasse. Gestern Nachmittag hat sie es wieder angesprochen und ich habe meine Machtposition ihr gegenüber ausgenutzt, um ihr klar zu machen, dass ich es nicht zulassen würde und dass sie keine Chance hat etwas gegen meinen Willen zu unternehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich allerdings noch nicht ganz verstanden, wie wichtig ihr das ist. Das habe ich erst ein paar Stunden später begriffen."
 

"Wie lange liebst du sie schon Sasuke?"
 

Itachi musterte Sasuke konzentriert. Er hatte ruhig und leise gesprochen, aber in der kurzen Stille, die auf Sasukes Worte gefolgt war, hatte es jeder ganz deutlich verstehen können.
 

"Lange", sagte Sasuke bloß und sah zu seinem Bruder hinüber.
 

"Also schon, als ich sie noch heiraten wollte?"
 

"Ja."
 

"Warum hast du nie etwas gesagt?", fragte Itachi.
 

"Ist das nicht klar?", erwiderte Sasuke leise.
 

Itachi musterte ihn einen Moment und lächelte dann ein wenig traurig.
 

"Ich verstehe", sagte er. "Es wäre wie eine merkwürdige Ausrede rübergekommen. Ich war wütend, weil du meine Bitte abgelehnt hast dich für jemand anderen zu entscheiden und ich hätte dir vermutlich nicht geglaubt, wenn du plötzlich behauptet hättest, dass du schon die ganze Zeit Gefühle für sie gehabt hast. Und vorher wolltest du es mir zuliebe einfach akzeptieren und hast deshalb nie etwas gesagt."
 

"Ja."
 

"Wieso hast du ihn das gefragt?", fragte Izuna mit einem Stirnrunzeln an Itachi gewandt.
 

"Weil ihm gerade klar geworden ist", antwortete Madara an Itachis Stelle, "wie viel Sakura Sasuke bedeutet."
 

"Ja", sagte Itachi und sah Izuna an. "Sie ist ihm so wichtig, dass er freiwillig hingenommen hat, dass sie ihn verabscheut. Er wollte lieber, dass sie denkt, er würde sie einsperren, kontrollieren und bevormunden, als sie in Angst leben zu lassen. Er hat lieber ertragen, dass sie ihn für den Bösen hält."
 

"Ja", sagte Sasuke. "Aber gestern Abend ist mir klar geworden, wie wichtig das für sie ist. Es ist nicht nur weil sie frustriert ist oder sich unbedingt selbst verwirklichen will, sondern weil sie ganz persönliche Gründe hat. Es hat sie viel gekostet dieses Studium gegen den Willen ihrer Familie durchzuziehen und sie hatte immer fest vor in diesem Beruf auch zu arbeiten."
 

"Das ist dann wohl noch etwas, worüber ihre Eltern uns belogen haben", sagte Fugaku. "Davon war nie die Rede. Das ist nicht gut."
 

"Aber was willst du jetzt genau von mir Sasuke?", fragte Madara nachdenklich. "Du weißt doch, dass wir das nicht zulassen können."
 

"Was hast du nochmal studiert Sakura?", fragte Izuna.
 

"Medizin", sagte sie rasch. Sie versuchte konzentriert zu bleiben, aber alles was sie hörte verwirrte sie gerade ganz schrecklich. Am liebsten hätte sie sich hingesetzt.
 

"Also würde sie in einer Praxis oder einem Krankenhaus arbeiten wollen", sagte Izuna zu Madara. "Das geht wirklich nicht. Auf gar keinen Fall."
 

"Aber warum?", fragte sie verzweifelt. "Ich verstehe nicht, was das alles bedeuten soll!"
 

"Das kannst du ohne Erklärung auch nicht verstehen", sagte Madara ruhig.
 

Er sah wieder zu Sasuke.
 

"Was willst du von mir?", fragte er erneut. "Hast du es dir jetzt anders überlegt?"
 

"Ja, das habe ich", sagte Sasuke. "Ich will, dass sie eine Erklärung bekommt. Ich hatte wie gesagt gehofft, es wäre bloß eine Laune und das würde vorbeigehen. Aber das ist nicht der Fall. Ich kann sie nicht weiter so behandeln."
 

"Die letzten sechs oder sieben Monate hast du es getan", sagte Fugaku. "Ich verstehe, dass du gehofft hattest, sie würde die Regeln einfach akzeptieren und sich so wie alle anderen zuvor hier einleben und du müsstest ihr nicht unnötig Angst machen. Aber wieso hast du deine Meinung geändert?"
 

"Weil ich jetzt wirklich verstanden habe, wie wichtig das für sie ist. Für sie und für ihre psychische Gesundheit. Ich habe verstanden, dass es für Sakura weit Schlimmeres gibt als Angst zu haben."
 

"Und das wäre?", fragte Madara.
 

"Sie hat mir gestern Abend zum ersten Mal von ihrer Vergangenheit erzählt", sagte Sasuke. "Von ihrer Familie, davon, wie sie zu diesem Studium gekommen ist und von ihrer verstorbenen Großmutter, die offenbar die einzige in ihrer Familie war, die sich je für sie eingesetzt hat. Ich möchte ihr Vertrauen nicht missbrauchen und das hier jetzt nicht im Detail wiedergeben. Aber ich habe dabei verstanden, dass sie von ihrer Familie offenbar systematisch unterdrückt und kleingehalten wurde, ohne dass irgendjemand auch nur ansatzweise Rücksicht auf ihre Gefühle genommen hätte. Soweit ich das sehe, ist das Misshandlung. Es muss traumatisierend für sie gewesen sein. Und unser Umgang mit ihr ist für sie wieder genau das gleiche. Sie beschwert sich nicht. Aber nicht, weil sie das so in Ordnung findet, sondern, weil sie es gewohnt ist, dass alle ständig über sie verfügen. Sie kennt es nicht anders. Sie hat gelernt sich an solche Situationen anzupassen, ihre Hilflosigkeit größtenteils zu akzeptieren und sie hat für sich bewundernswerte Wege gefunden um daran nicht zu zerbrechen. Ich denke, dass ihr nicht einmal selbst vollends bewusst ist, wie schlecht sie behandelt wurde, weil sie es nur so kennt. Ihr zuzuhören hat mich einiges an Kraft gekostet. Es war schwer für mich ruhig zu bleiben und mir anzuhören, wie sie noch Verständnis und Sanftmut für Leute aufbringt, auf die sie eigentlich unglaublich wütend sein sollte. Und leider bin ich für sie auch einer dieser Menschen geworden. Wahrscheinlich könnte ich sie schlagen und sie würde noch versuchen sich in mich hineinzuversetzen und auch mich zu verstehen."
 

Es herrschte wieder einen Moment Stille.
 

Sakura stand da und blickte auf den Boden vor sich. Sie war so unendlich überfordert. Sie wusste nicht, was sie fühlen und denken sollte. Sie spürte ihr Herz klopfen und sie hatte ein leichtes Rauschen in ihren Ohren.
 

"Tja", sagte Itachi schließlich, "es sieht ganz so aus, als hätte ihr Vater sie immer schon hauptsächlich als ein wertvolles Handelsgut betrachtet, das ihm einmal viel Geld einbringen würde. Ich bin sicher, dass ihm nicht entgangen ist, wie sie alle immer angesehen haben. Und wir haben auch noch mitgespielt. Das ist widerlich. Wahrscheinlich sind alle seine Träume wahr geworden, als wir ihretwegen auf ihn zugekommen sind."
 

Wieder schweigen alle einen Moment.
 

"Ja", sagte Fugaku. "Und zu unserer Entschuldigung kann ich wohl nur sagen, was ich schon einmal gesagt habe. Normalerweise sind Leute froh, wenn jemand aus unserer Familie sein Interesse bekundet und einen Antrag macht. Keiner von uns würde so etwas seinem Kind antun und deshalb haben wir an so etwas nicht gedacht. Wir hätten uns mehr mit dir beschäftigen sollen Sakura."
 

"Sakura."
 

Sie hob den Kopf und sah Sasuke an.
 

Er griff nach ihrer Hand und schloss seine Finger sanft um ihre.
 

"Es tut mit Leid, dass ich ihnen das erzählt habe", sagte er und wieder hatte seine Stimme etwas Liebevolles. "Ich weiß, das war übergriffig von mir und dass das alles gerade ein bisschen viel für dich ist. Aber es ist sehr wichtig, dass sie es verstehen."
 

Sie nickte. Kurz sah sie ihn noch an, dann blickte sie wieder zu Madara, der sie nachdenklich musterte.
 

"Sakura", sagte er und nun klang auch er beinahe sanft. "Möchtest du eine Erklärung haben, auch wenn sie dir Angst machen wird?"
 

"Ja!", sagte sie sofort. "Ich will eine Erklärung!"
 

"Sie ist mutiger, als es den Anschein hat", sagte Izuna mit einem leichten Lächeln. "Ich dachte immer sie wäre einfach ängstlich."
 

"Das dachten wir wohl alle", sagte Obito und wieder herrschte einen Moment Stille.
 

"Sie hat in ihrem Leben schon eine ganze Menge verkraften müssen", sagte Sasuke ruhig. "Das schafft sie auch. Es ist besser, als wenn sie weiterhin denkt, dass ich ihr aus rein egoistischen Gründen verbiete zu tun, was sie so unbedingt tun möchte."
 

"Das scheint mir auch so zu sein", sagte Madara. "Und es ist wohl auch nicht gerade förderlich für das Nachwuchsthema, wenn sie denkt, dass ihr Mann sie einsperrt und unterdrückt. Da kann ich irgendwie verstehen, dass sie auf Verhütung besteht. Also gut! Wer will es ihr erzählen?"
 

Das ist dann wohl meine Aufgabe", sagte Fugaku und er klang ein wenig müde. "Kommt her. Setzt euch."
 

Shisui und Tekka standen von dem Sofa auf, das gegenüber von Fugaku, Izuna und Madara stand und Sasuke ließ ihre Hand los und warf ihr einen aufmunternden Blick zu.
 

Also riss sie sich zusammen, richtete sich gerade auf und ging zwischen den Sesseln hindurch hinüber zu dem Sofa. Sie zog ihren Mantel aus, weil ihr irgendwie schrecklich heiß war und setzte sich vorsichtig. Sasuke tat es ihr gleich.
 

"Der Grund, warum du nicht arbeiten kannst, ist, dass es dich in Gefahr bringen würde", sagte Fugaku ruhig.
 

"In was für eine Gefahr?", fragte sie. Sie sah zu Sasuke. "Sowas wie mit dem General?"
 

Fugaku sah Sasuke fragend an, aber Sasuke schüttelte nur leicht den Kopf. "Es war nichts weiter. General Hato war auch im Hotel, er ist ein bisschen aufdringlich geworden und ich habe ihn rausgeworfen."
 

Ein paar von ihnen grinsten oder lachten leise.
 

"Er ist ein Idiot", sagte Shisui bloß.
 

"Nein Sakura", sagte Sasuke zu ihr. "Von so etwas redet mein Vater nicht. Das wäre wohl irgendwie geradeso zumutbar."
 

"Was dann?", fragte sie leise und sah wieder zu Fugaku.
 

"Ich rede davon", sagte er immer noch vollkommen ruhig, "dass Gefahr besteht, dass du entführt werden könntest. Wir haben Feinde. Und du bist Sasuke wichtig. Damit ist es dann nicht mehr dein Problem, sondern es würde uns alle betreffen. Was glaubst du, was Sasuke in so einem Fall tun würde?"
 

Sakura starrte Fugaku an.
 

"Alles", sagte Sasuke neben ihr ruhig.
 

"Und genau da haben wir das Problem", sagte Fugaku. "Wir brauchen Sasuke, wir können uns sowas nicht leisten."
 

"Und selbstverständlich will auch niemand von uns, dass dir etwas passiert", warf Itachi ein.
 

"Nein", stimmte Fugaku ihm zu. "Das will niemand. Und leider reden wir hier nicht von Leuten, die dich einfach entführen würden, ein paar Millionen von uns erpressen und dich dann wieder freilassen würden. Die gibt es natürlich auch. Aber wir reden von Leuten, die das tun würden, um mehr zu bewirken oder die das einfach nur tun würden, um uns zu quälen. Und um das zu erreichen, würde man dir wahrscheinlich schreckliche Dinge antun."
 

"Ich- was?", fragte sie schwach. "Aber- aber warum? Wieso sollte jemand-"
 

"Das hat seine Gründe", sagte Madara ruhig. "Gründe, die ich dir erst erklären werde, wenn ich mir sicher sein kann, dass du eine enge emotionale Bindung zu uns aufgebaut hast und du dich wirklich zugehörig zu dieser Familie fühlst. Aktuell ist das nicht der Fall. Du liebst Sasuke nicht, ihr habt kein gemeinsames Kind, das du schützen wollen würdest und du bist noch nicht lange genug hier um uns anderen gegenüber so etwas wie tiefe freundschaftliche Gefühle zu empfinden. Darum kann ich mich nicht auf dein Schweigen verlassen. Was das angeht, wirst du dich weiter gedulden müssen."
 

"Aber-", sagte sie verzweifelt. "Das klingt alles total verrückt! Woher weiß ich, dass ihr mir das nicht bloß sagt, um mir Angst zu machen? Wieso sollte ich euch so etwas Verrücktes glauben? Ihr könntet das auch einfach behaupten, weil ihr wollt, dass ich schön brav in diesem Haus bleibe, schwanger werde und keinen Ärger mache! Und selbst wenn das die Wahrheit ist, selbst wenn diese Angst aus eurer Sicht tatsächlich begründet wäre, wer sagt, dass das wirklich so ist? Ihr könntet auch einfach alle paranoid sein oder so etwas!"
 

Einen Moment herrschte wieder Stille.
 

Dann lachte Izuna leise. "Besonders ängstlich ist sie wohl wirklich nicht", sagte er belustigt. "Sowas hat sich noch niemand getraut zu uns zu sagen."
 

Madara lächelte leicht. "Du versuchst nur eine andere Erklärung zu finden Sakura, weil dir das leichter vorkommt, als diese Realität zu akzeptieren."
 

Sie sah zu Sasuke, in der Hoffnung, dass er ihr sagen würde, dass das irgendein merkwürdiger Scherz war. Aber er sah sie bloß mitfühlend an. Er legte seinen Arm hinter ihr auf die Sofalehne. Er berührte sie nicht, aber sie hatte den Eindruck, dass er das vielleicht getan hatte, um ihr ein bisschen ein Gefühl von Sicherheit zu geben.
 

"Leider ist das keine Paraoia", sagte Fugaku leise und sie blickte wieder zu ihm. "Das wissen wir so genau, weil das schon passiert ist. Zuletzt mit Mikoto. Vor zwanzig Jahren."
 

"Was?", fragte Sakura schwach und sah ihn vollkommen entsetzt an. "Mikoto- Sie wurde-"
 

"Ja", sagte Fugaku ruhig. "Sie wurde entführt. Es ist uns gelungen sie unversehrt zurückzubekommen, aber da war eine Menge Glück im Spiel. Und wir haben dabei auch etwas verloren. Für sie war es selbstverständlich schrecklich. Für Sasuke und Itachi auch, sie waren noch so jung. Wie ich mich gefühlt habe kannst du dir vielleicht vorstellen. Sie hat schließlich nichts getan, das ist nur passiert, weil sie meine Frau ist. Das waren für uns alle ein paar sehr schlimme Tage. Niemand von uns will das noch einmal durchmachen müssen. Daher sind gewisse Vorsichtsmaßnahmen nötig. Wenn du mir nicht glaubst, dann kannst du sie danach fragen. Aber bitte ganz behutsam. Sie spricht nicht gerne darüber."
 

"Meine Mutter hast du ja scheinbar letztens kennengelernt", sagte Madara ruhig zu ihr. "Aber dir ist vielleicht aufgefallen, dass Fugakus Vater und mein und Izunas Vater nicht hier sind. Das liegt daran, dass sie damals die Verantwortung übernommen haben. Wir haben sie verloren. Dafür konnten wir Mikoto zurückbekommen. Ein schwieriger Tausch, aber es war die richtige Entscheidung."
 

"Nein", sagte Sakura verzweifelt. Das durfte alles nicht wahr sein.
 

"Doch", sagte Fugaku ruhig.
 

"Und- Und das wissen alle hier?", fragte sie verstört. "Und das ist für alle in Ordnung? So zu leben? Warum? Warum lebt ihr auf eine Weise, die euch solche Feinde macht?"
 

"Ich sagte bereits, das erkläre ich dir erst, wenn es an der Zeit ist", sagte Madara.
 

"Jedenfalls kannst du deshalb nicht arbeiten", sagte Izuna in einem Ton, der das Thema wohl abschließen sollte. "Das Risiko ist zu groß."
 

"Aber", sagte sie verwirrt, "ich war doch auch schon mit meiner Mutter in der Stadt! Und mit Naruto und Hinata Kaffee trinken!" Sie sah zu Sasuke. "Wieso war das kein Problem?"
 

"Da hat jemand auf deine Sicherheit geachtet", sagte Sasuke. Mit der Hand des Armes, den er um sie gelegt hatte, berührte er sanft ein paar der Haarsträhnen, die über ihrer Schulter lagen. "Du hast es bloß nicht bemerkt."
 

"Und", warf Obito ein, "es ist etwas vollkommen anderes Sakura, ob du durch ein paar Geschäfte bummelst, einen Arzt aufsuchst oder in ein Café gehst, oder ob du irgendwo arbeitest. Das sind kurze Besuche ohne erkennbare Regelmäßigkeit. Nichts wo jemand Gelegenheit hätte etwas zu planen."
 

"Genau", sagte Izuna. "Wenn du zum Beispiel in einem Krankenhaus arbeiten würdest, dann könnte man an deine Schichtpläne herankommen. Man wüsste, zu welchen Zeiten du dort sein würdest und wann nicht. Man wüsste, wann du hin- und zurückfahren würdest. Man könnte Pläne machen, sich vorbereiten, dich in Ruhe beobachten. Und noch dazu würdest du ständig in Kontakt mit immerzu wechselnden fremden Personen sein, die man nicht vernünftig überprüfen könnte."
 

Wieder herrschte Schweigen.
 

"Okay", sagte sie schließlich. "Ich verstehe."
 

"Das ist alles?", fragte Tekka ein wenig überrascht. Er stand hinter Madara und sah sie mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an. "Sicher, dass du nicht weinen willst? Oder uns anschreien, weil wir dich in sowas hineingezogen haben?"
 

"Nein", sagte sie ein wenig zögerlich. "Ich finde es nach wie vor verrückt. Und ich muss das jetzt erstmal verdauen. Und darüber nachdenken. Und mich an diese Umstände gewöhnen. Aber damit geht es mir besser als vorher. Glaube ich."
 

"Du bist mutig", sagte Shisui und er klang dabei ein wenig beeindruckt. "Wir haben dich offensichtlich wirklich alle vollkommen falsch eingeschätzt."
 

"Darf ich noch eine Sache fragen?"
 

"Selbstverständlich", sagte Madara.
 

Sie zögerte kurz. "Wenn mir etwas einfallen würde, das ich beruflich machen könnte, bei dem ich nicht zu vorhersehbaren Zeiten an einem bestimmten Ort wäre und wenn ich dabei nicht mit ständig wechselnden fremden Menschen zu tun hätte, würde das dann etwas ändern?"
 

Wieder schwiegen sie alle einen Moment.
 

"Falls dir dazu etwas einfällt, dann kannst du zu mir kommen und ich werde mir das anhören und dann darüber nachdenken", sagte Madara. "Mehr werde ich dir nicht zusagen. Und Sasuke müsste einverstanden sein. Ich will keinen Streit mit ihm."
 

Sie sah zu Sasuke.
 

Er nahm seinen Arm von der Sofalehne und sah sie nachdenklich an.
 

"Falls dir so etwas einfällt, dann können wir zumindest darüber reden", sagte er. "Aber das muss dann sorgfältig abgewogen werden."
 

"Okay", sagte sie und zog ihren Mantel und ihre Tasche enger an sich. Sie zögerte kurz. Dann stand sie auf.
 

"Danke für eure Offenheit", sagte sie. "Ich würde jetzt gerne nach oben gehen. Ich muss das erstmal verarbeiten. Und ihr hattet ja scheinbar irgendetwas Wichtiges zu besprechen."
 

Sie machte zwei vorsichtige Schritte und sah zu Sasuke. "Du musst hierbleiben, nehme ich an?"
 

"Ja, wir brauchen ihn hier", sagte Izuna.
 

"Bist du wirklich in Ordnung?", fragte Sasuke sie zweifelnd. Er stand auf und musterte sie prüfend. "Kannst du jetzt alleine sein?"
 

"Ja", sagte sie entschieden. "Ich würde jetzt sogar gerne alleine sein, ich muss mich erstmal sortieren."
 

Einen Moment schwiegen wieder alle. Sie nahm deutlich wahr, dass alle sie ansahen.
 

"Also", sagte sie ein wenig zögerlich, "dann bis später."
 

"Ja", sagte Sasuke. "Ich komme gleich."
 

Sie nickte, drehte sich um und ging zwischen den Sesseln, Sofas und Tischchen hindurch zurück zur Eingangshalle und auf die Treppe zu.
 

"Erstaunlich", hörte sie Shisui hinter sich leise sagen.
 

Als sie die Stufen hochstieg, dachte sie, dass sie vielleicht ein bisschen verrückt war. Denn das, was sie eben erfahren hatte, war schrecklich und verstörend und sie verstand nicht, wieso die Situation so war wie sie war. Und sie verstand auch nicht, dass offenbar alle bereit waren, das als notwendiges Übel zu akzeptieren.

Aber trotz all dem fühlte sie sich, als wäre eine schwere Last von ihr genommen worden.
 

Sie hatten sie ernst genommen und sich Zeit für sie genommen, obwohl sie eigentlich gerade etwas anderes hatten besprechen wollen. Sie hatten sie nicht so sehr wie ein kleines, unreifes Mädchen behandelt, wie man das normalerweise immer mit ihr machte. Und daher fühlte sie sich gerade das erste Mal in ihrem Leben ein bisschen wie die junge Frau, die sie ja eigentlich auch war.
 

Und sie war merkwürdigerweise sogar glücklich. Darüber, dass zwischen ihr und Sasuke jetzt vielleicht alles ein wenig einfacher werden würde.
 

Endlich hatte sie das Gefühl keine Angst mehr vor ihm haben zu müssen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Diaspora
2022-05-16T07:25:41+00:00 16.05.2022 09:25
Okayyyyyy das ist ja mal eine Hausnummer, aber da fehlt ja noch mind. ein Baby um zur nächsten Erklärung zu kommen :D

Oh man! Tolles Kapitel aber!!!
Antwort von:  writer
16.05.2022 20:28
🥰🥰🥰
Von:  Studio
2022-05-16T07:18:30+00:00 16.05.2022 09:18
ok, also das die Uchihas einfach so über Gefühle wie Liebe etc. reden, fühlt sich irgendwie komisch an... So ganz untypisch... aber wenn man überlegt wie "nüchtern" und logisch sie alles betrachten, dann sind Gefühl auch nur ein Sachverstand über den sie reden wie alles andere...
Und, dass sie über Sakura reden obwohl sie daneben steht ist auch echt unangenehm... aber ich denke, dass ist auch wieder typisch für die Uchihas...
Ach ja, und das mit dem "Druck aus üben und Machtposition aufzeigen" scheint ja ein Uchiha-Strategie zu sein, die sie in der Arbeit anwenden und Sasuke hat das auch bei Sakura versucht. Sein Verhalten macht jetzt definitive mehr Sinn...
Ich frag mich aber wo Fugaku & Madaras Väter sind...
+ vielleicht sollte Sasuke Sakura mal erzählen, was ihre Eltern den Uchihas alles erzählt haben, um evtl. noch weitere Missverständnisse vorzubeugen.
Allgemein zum Kapi, ich finde gut, dass du den Sonntag etwas "vorspulen" hast lassen! Das Wochenende war sehr ereignisreich und die Spannung bzgl. der Rückkehr war groß!
Bis zum nächsten Kapi!!!!
LG
Antwort von:  writer
16.05.2022 20:28
🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰
Von:  Luanataio
2022-05-16T06:25:25+00:00 16.05.2022 08:25
Heeeey!!
Es tut mir unendlich leid das ich jetzt erst kommentier! Die letzten Tage waren leider keine Zeit da deine Geschichte weiter zu lesen. Umso mehr hab ich mich natürlich gefreut gleich mehrere Kapitel auf einmal lesen zu dürfen 😍
Die Entwicklung zwischen Sasuke und Sakura gefällt mir wirklich immer mehr 🙈 und ich bin sooooo glücklich gewesen als Sakura ihn endlich mal ihre Meinung gesagt hat! Das war ja echt nicht mehr auszuhalten wie sie immer alles in sich hineingefressen hat 😨
Finde es auch mega cool wie sich langsam die Freundschaft zwischen sasuke und Naruto entwickelt 😂😂 die beiden passen einfach wie arsch auf eimer 😂

Toll das sie sich endlich auch -mehr oder weniger- mit Madara und den anderen ausgesprochen hat.
Das ist natürlich heftig das die Frauen dort entführt und misshandelt werden. Ich kann verstehen das sie dann so streng sind, allerdings müsste allen klar sein das Sakura auf jeden Fall einen Weg finden wird um arbeiten gehen zu können 😂

Freue mich schon mega auf das nächste Kapitel!!
Bis bald 👋🏼 💕
Antwort von:  writer
16.05.2022 20:27
Huhu! Da bist du ja wieder! Wie schön! Haha ja, sie kann sehr hartnäckig sein auf ihre Art.
Von:  becci123
2022-05-16T06:08:09+00:00 16.05.2022 08:08
Tolles Kapitel! Bin gespannt ob Sakura noch etwas zu stoßen wird!
Antwort von:  writer
16.05.2022 20:26
🤔
Von:  Talyia92
2022-05-16T05:45:30+00:00 16.05.2022 07:45
Oh supi, das ist doch mal ein mega Fortschritt :) jetzt versteht sie hoffentlich so einiges :)
Antwort von:  writer
16.05.2022 20:26
🥰🥰🥰
Von:  jasi2003
2022-05-15T20:15:09+00:00 15.05.2022 22:15
Oh das war spannend und ich bin froh dass Sakura das so hingenommen hat und es versteht, das Kapitel war super und dabei auch noch lang hab mich total gefreut und freue mich auf das nächste Kapitel😊
Antwort von:  writer
16.05.2022 20:25
🥰🥰🥰🥰🥰
Von:  -_Cherry-chan_-
2022-05-15T19:57:35+00:00 15.05.2022 21:57
Hallöchen :)
Scheint so, als wäre ich dieses Mal der erste Kommentar ;)
Ich finde dieses Kapitel toll :) 1. Weil es einfach mal ein bisschen was aufklärt und 2. Weil man hier erkennt, dass Sasuke endlich
verstanden hat, welch "kaputter" Mensch Sakura eigentlich ist. (Ich hoffe du verstehst was ich meine >.<)
Der dritte Punkt ist, dass man aber hier auch erkennt, wie Willensstark Sakura eigentlich tief in ihrem Inneren ist. Ich finde auch toll, dass du
Hier rübergebracht hast, dass die Uchihas sie für ihr Verhalten bewundern. Ich glaub, dass ist wichtig für den restlichen Verlauf der Geschichte (zumindest iwie) Sie geben ihr dadurch das Gefühl, dass sie ein eigenständiger Mensch ist und sie auch ernst nehmen. Ebenfalls finde ich, man merkt,dass sie Sakura wirklich in der Familie haben wollen und sich auch Sorgen um sie machen. Sie nicht einfach als Besitz sehen, wie leider ihre Familie das tut. Ich freue mich auf das nächste Kapitel und bin gespannt wie die Geschichte weiter geht :)
Antwort von:  Rina2015
16.05.2022 07:34
Guten Morgen, ich muss _cherry-chan_ vollkommen recht geben 😁😊
Es tat gut eine kleine Erklärung zu bekommen und die Ansichten von der Familie zu bekommen.

Ich würde sie nur wiederholen 🤭😁

Aber es ist ein tolles Kapitel geworden 😁🤭
Antwort von:  writer
16.05.2022 20:25
🥰🥰🥰🥰🥰


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