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Marriage

von

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Bemühen

Sie wusste, dass sie sich endlich bei ihm melden musste.
 

Und das wollte sie auch. Das wollte sie so sehr! Sie wollte ihn so gerne sehen und etwas Normales erleben, etwas abseits von ihrer merkwürdigen Realität hier. Und sie wollte selbstverständlich auch nicht, dass er sich um sie sorgte. Und so wie sie ihn kannte, tat er das ganz sicher. Naruto waren seine Freunde sehr wichtig.
 

Und da ihr Sasukes "wir werden sehen" nicht weiter half, hatte sie nun entschieden, was sie tun wollte. Aber das musste wohl bis heute Abend warten. Und sie war nervös, wie das laufen würde.
 

Sie hatte sich nicht auf ihre übliche tägliche Lektüre konzentrieren können und daher hatte sie akzeptiert, dass sie das Ziel, was sie sich für heute gesteckt hatte, nicht erreichen würde und da das ja ohnehin nur ihr persönlicher Ehrgeiz war und davon nichts abhing, weil sie nunmal keine Job hatte, hatte sie ihr Zimmer verlassen und wollte nun nach draußen in den Garten gehen, um sich bis zum Abend etwas abzulenken.
 

Auf dem Weg nach draußen wäre sie beinahe Madara über den Weg gelaufen, aber sie hatte sich gerade noch rechtzeitig hinter eine Säule in der Eingangshalle stellen können.
 

Ihr Vater würde ihr wieder vorwerfen, dass sie sich absolut kindisch verhielt. Aber Madara war es, der ihr am allermeisten Angst von ihnen allen machte. Schon sein Blick war beängstigend. Sie wollte mit ihm nichts zu tun haben. Und immer wenn sie konnte, wich sie ihm aus. Das klappte auch. Er beachtete sie nicht und wie die anderen Männer hier schien er ständig zu arbeiten, jedenfalls war er oft nicht da.
 

Sie atmete auf, als sie es in den Garten geschafft hatte ohne jemanden zu treffen.
 

Während sie zwischen den Rosen herumwandelte, fror sie ein wenig. Es schien nun wirklich langsam kälter zu werden. Dass die schöne Jahreszeit nun bald vorbei war, half ihr nicht gerade sich besser zu fühlen.
 

In diesem Moment erblickte sie den jungen Gärtner, der immer so nett zu ihr gewesen war und sie ging ein wenig unsicher auf auf ihn zu.
 

Seit Sasuke ihn zurechtgewiesen hatte, hatte sie keine Gelegenheit mehr gehabt ihn einmal alleine zu sprechen. Er war oft in Begleitung eines Kollegen gewesen und sie hatte auch den Eindruck gehabt, dass er ihr auswich.
 

Er sah auf, als er sie kommen hörte.
 

"Hallo", sagte sie mit einem vorsichtigen Lächeln.
 

Er richtete sich auf und runzelte leicht die Stirn, als würde er überlegen, was er tun sollte.
 

"Warum tust du das?", fragte sie und deutete auf die feinen Holzspähne, die er um die Rosen auf dem Boden verteilte.
 

"Ich mache die Rosen winterfest, aber damit bin ich nun fertig", sagte er ausweichend.
 

Bevor Sasuke mit ihn zurechtgewiesen hatte, hätte er ihr das nun mit Begeisterung genau und in alle Einzelheiten erklärt.
 

"Hör mal", sagte er, richtete sich auf und sah sie an. "Es tut mir leid, aber ich denke dein Mann möchte nicht, dass wir miteinander reden und ich habe weder den Mut noch die Kraft mich mit jemandem wie ihm anzulegen. Das mag dir feige vorkommen, aber-"
 

Er brach ab und zuckte hilflos mit den Schultern.
 

"Das verstehe ich!", sagte sie rasch. "Aber ich habe mit ihm gesprochen, er hat gesagt er habe überreagiert und dass es in Ordnung ist. Dein Job ist nicht in Gefahr!"
 

Er sah sie zweifelnd an.
 

"Wirklich!", beteuerte sie. "Es war ihm nur wichtig, dass alles freundschaftlich bleibt."
 

"Nein", sagte er entschieden. "Es war nicht nur das. Es hat ihn gestört, dass du gelacht hast. Weil er weiß, dass du zwar mit ihm verheiratet bist, aber er war eifersüchtig, weil ich dich zum Lachen gebracht habe und er das offenbar nicht kann. Zumindest nehme ich das an. Ich denke er ist ein Typ, der andere mit Macht und Geld beeindruckt und der gut darin ist Leute dazu zu bringen das zu tun, was er will, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht gerade seine Stärke ist seine Frau zum Lachen zu bringen. Und das weiß er und das stört ihn. Und ich will ehrlich gesagt nicht herausfinden, wie sehr ihn das stört."
 

Sakura versuchte zu verarbeiten, was sie gehört hatte. Ob das stimmte? War es das gewesen, was Sasuke so verärgert hatte?
 

"Ich weiß nicht, ob es so ist wie du sagst", sagte sie vorsichtig. "Doch er hat mir später am Abend gesagt, dass ich Zeit mit dir verbingen kann, wenn es mich glücklich macht und dass du nicht entlassen wirst. Aber selbstverständlich akzeptiere ich, wenn du das lieber nicht möchtest."
 

Er lachte frustriert auf. "Klar möchte ich! Du bist-"
 

Er brach ab und setzte dann erneut an.
 

"Also gut...alles freundschaftlich! Und wir halten uns an das, was er gesagt hat. Keine Komplimente und keine Berührungen und vielleicht am besten auch ein wenig Sicherheitsabstand, ja?"
 

"Ja!", sagte Sakura erfreut. Sie musste lächeln. Sie freute sich, dass er wieder mit ihr sprach und dass sie ihr Hobby zurück bekam.
 

Er nickte mit dem Kopf in Richtung Hof und sagte: "Ich habe keine Ahnung wieso, aber vorhin ist eine ganze Ladung Maiglöckchenpflanzen angekommen und ich wurde angewiesen sie alle um die Bank dort hinten unter den großen Bäumen zu pflanzen. Dort wo du immer sitzt und ließt. Also hoffe ich, dass du Maiglöckchen magst, ansonsten wirst du wohl in Zukunft woanders sitzen müssen."
 

"Oh", sagte sie bloß überrascht, weil ihr dazu mehr gerade vor lauter Verblüffung nicht einfiel.
 

Hatte Sasuke das für sie veranlasst? Weil sie ihm gestern Abend in dem Restaurant von ihrer Erinnerung an ihre Großmutter und die Maiglöckchen erzählt hatte? Zufall konnte das bestimmt nicht sein, oder?
 

"Verrückt, ich weiß", sagte er bloß, weil er ihre Gedanken ja nicht lesen konnte. "Es ist zwar eine gute Zeit, um sie jetzt zu pflanzen, aber ich frage mich wirklich, wo sie die herbekommen haben. Ist ja nicht so, dass das Pflanzen wären, die es einfach in jeder Gärtnerei zu kaufen gäbe! Noch dazu sind sie natürlich giftig, deswegen soll ich sie wahrscheinlich so fernab von allem pflanzen. Da hinten ist ja nie jemand außer dir, die Kinder spielen auch nie dort. Aber pass auf. Immer gut Hände waschen, falls du vorhast sie anzufassen! Ich pflanze sie so, dass sie nicht zu nahe an der Bank sind, sodass du dort weiter sitzen kannst."
 

"Danke!", sagte sie. Sie war immer noch total erstaunt.
 

Aber selbstverständlich wusste sie, dass Maiglöckchen giftig waren. Ihre Großmutter hatte ihr das erklärt.
 

Er fuhr beruhigend fort: "Aber falls du doch mal zu viel von ihnen abbekommen solltest, ist das wohl kein Problem. Heute morgen beim Tagesbriefing für die Angestellten wurde erklärt, dass im Vorratsraum und in allen Badezimmern und Medizinschränkchen Fläschchen mit Gegengift verteilt wurden. Maiglöckchengift wirkt erst nach Stunden und das Gegengift funktioniert wohl sofort, also ist es nicht wirklich gefährlich. Schon gar nicht, wenn man sowas im Haus hat."
 

Sie verbrachte ein paar Stunden mit dem jungen Mann im Halbschatten der großen Bäume und gegen Abend hatten sie alle Maiglöckchen gepflanzt.
 

Dann half sie ihm beim Aufräumen und Entsorgen der Handschuhe, die sie zum Schutz getragen hatten. Schließlich verließ er sie gut gelaunt. Er hatte gesagt, dass sie ihm einen schönen Nachmittag geschenkt hatte und auch sie hatte die gemeinsame Arbeit genossen. Er war sehr darauf bedacht gewesen ihr nicht zu nahe zu kommen, aber er hatte sich schnell wieder seine etwas besserwischere Art angeeignet und ihr alles genaustens erklärt. Und sie hatten auch etwas zusammen lachen können und das war schön für sie gewesen.
 

Eine ganze Weile saß sie noch dort auf der Bank, in dem Meer aus Maiglöckchenpflanzen.
 

Sie dachte an den gestrigen Abend. Es schien, dass sie ihm wirklich etwas bedeutete. Und das vielleicht schon länger. Auf dem Foto in seinem Büro war es dem Licht nach wohl irgendwann im frühen Sommer gewesen, zumindest glaubte sie das. Es war dieses Licht gewesen, das sie von den sehr frühen Waldspaziergängen mit ihrer Großmutter im Frühling und Sommer in Erinnerung hatte. Also hatte er dieses Bild vermutlich schon länger dort stehen und sie hatte ihm vielleicht schon länger etwas bedeutet.
 

Wieso war er vorher nie mit ihr essen gegangen oder hatte ihr ein Geschenk gemacht?
 

Aber das hatte er ihr einmal gesagt. Dass sie anders war, als die Frauen, die er gewohnt war und dass er glaubte, dass sie seine teuren Geschenke nicht wollen würde. Und damit hatte er auch recht. Teure Handtaschen oder Schmuck, Kleider, Parfüm, so etwas bedeutete ihr nichts.
 

Hatte er ebenfalls, wie sie auch, das Gefühl sie langsam etwas besser kennenzulernen?
 

Aber wieso hatte er vorher nie mit ihr gesprochen oder hatte versucht Zeit mit ihr zu verbringen? Es war doch seine Schuld, dass das nicht passiert war. Er war es doch, der ständig schwieg und er war derjenige, der entscheiden konnte, wann er kam und ging. Er konnte das doch tun, wie es ihm gefiel.
 

Ihre Hände waren nun eiskalt. Sie musste langsam reingehen.
 

Ein letztes Mal ließ sie ihren Blick über das grüne Meer aus Pflanzen um sich herum schweifen.
 

Und wie war es bei ihr? Bedeutete er ihr etwas?
 

Sie wünschte sich, dass sie sie von hier fortgehen lassen würden. Sie wollte nicht mehr hier sein, wenn diese kleinen hübschen Pflanzen im nächsten Frühjahr blühen würden. Aber etwas in ihrem Herzen stach ein wenig, wenn sie daran dachte, dass sie es dann nicht würde miterleben können. Und das lag nicht nur an den Pflanzen.
 

Sie erinnerte sich daran, dass es ihr gestern ganz besonders starke Gewissensbisse bereitete hatte, die Pille herunterzuschlucken. Je netter er zu ihr war, desto schwerer war es ihn so zu hintergehen.
 

Als es schon dunkel wurde, ging sie rein. Sie bemühte sich wieder allen auszuweichen und huschte in ihre Räumlichkeiten, doch dort blieb sie überrascht an der Tür stehen. Es war erst kurz nach zwanzig Uhr, aber er war schon da.
 

Er saß wieder auf dem Bett, offenbar war er sogar schon geduscht. Er las wieder in irgendwelchen Unterlagen.
 

"Hallo", sagte sie, als er aufsah.
 

"Hallo Sakura", sagte er und auch das überraschte sie. Er sah wieder auf seine Unterlagen und für einen Moment stand sie etwas hilflos im Raum.
 

Er las weiter.
 

"Ich habe dein Geschenk bekommen", sagte sie schließlich, immer noch ohne zu ihm zu gehen. Sie war überfordert.
 

Er schwieg und sah nicht auf. War ihm das peinlich? Dass er etwas Romantisches für sie getan hatte? Sie hatte nicht den Eindruck, dass er wirklich las.
 

"Es sieht sehr hübsch aus. Nun gefällt mit dieser Platz dort noch viel mehr. Ich danke dir."
 

Er schwieg und sah auf seine Dokumente.
 

"Ich habe sie gemeinsam mit dem Gärtner eingepflanzt", fuhr sie fort. "Das hat Spaß gemacht. Er war sehr freundlich und er war sehr darauf bedacht, dass es keine Missverständnisse zwischen uns gibt."
 

Er hob den Kopf und sah sie an. Dazu schien er nun doch etwas sagen zu wollen.
 

"Es wäre mir wichtig, dass niemand aus meiner Familie denkt, dass meine Frau sich von unserem Gärtner verführen lässt", sagte er. "Ein paar der Männer hier beneiden mich um dich. Es ist unangenehm für mich, mir ihre Sticheleien anzuhören."
 

Sie nickte. "Wir haben Abstand gehalten. Es war ihm wichtig, dich nicht zu verärgern."
 

"Danke für dein Verständnis."
 

Sie lächelte ihn an.
 

Dann ging sie Duschen und machte sich auch fertig für das Bett. Anschließend nahm sie sich ihr Smartphone und setzte sich neben ihn. Er las immer noch in den Unterlagen.
 

Sie nahm ihren Mut zusammen und öffnete den Chat mit Naruto.
 

Sie schrieb:
 

"Hallo Naruto! Es ist toll von dir zu hören und danke, dass du dich um mich sorgst, das ist schön zu wissen! Du hast recht, wenn du die Situation zwischen meinem Mann und mir als merkwürdig wahrgenommen hast. Wir haben auf den Wunsch unserer Familien hin geheiratet und manchmal ist alles nicht ganz einfach. Ich verstehe, dass du dich über sein Verhalten geärgert hast, aber er gibt sich Mühe gut zu mir zu sein und ich würde dich bitten ihn nicht mehr so zu bezeichnen, wie du es in deiner Nachricht getan hast. Ich würde dich sehr gerne treffen und ich hoffe, dass es bald möglich sein wird. Vielleicht möchte deine Freundin ja mitkommen? Das wäre sehr schön! Ich würde sie gerne kennenlernen!"
 

Sie schickte die Nachricht ab. Dann nahm sie ihr Smartphone und legte es zwischen sie auf die Bettdecke. So, dass er die Nachricht ganz einfach lesen konnte.
 

Sie beugte sich zu ihrem Nachttisch hinüber und nahm eines ihrer dünnen Haargummies heraus. Dann fing sie an durch ihre Haare zu streichen und behutsam Strähnen abzuteilen.
 

Sie hoffte, dass ihr Kontakt mit Naruto vielleicht in Ordnung für ihn sein würde, wenn sie ganz offen damit umging und er sehen konnte, dass es weder einen Grund für Eifersucht noch für Besorgnis gab.
 

Sie sah nicht zu ihm hin. Sie schaute nicht nach, ob er es las. Sie würde ihn auch nicht um seine Erlaubnis bitten, denn nur weil er scheinbar durch diese ganze merkwürdige Situation hier Macht über sie hatte, sah sie trotzdem nicht ein, wieso er das Recht dazu haben sollte ihr diesen Kontakt zu erlauben oder zu verbieten.
 

Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Und so wie er es gesagt hatte, musste er nun entscheiden wie er damit umgehen wollte.
 

Ihr Smartphone summte und sie ließ ihre Haare los und nahm es wieder in die Hand. Naruto hatte zurückgeschrieben.
 

"Jo, um ehrlich zu sein, das klingt ziemlich scheiße Sakura. Aber sowas habe ich fast erwartet, ich habe deine Familie und deine Eltern noch gut in Erinnerung. Aber wie du willst. Ich bin bereit von 'komplettes Arschloch' zu 'Mistkerl' zu wechseln. Leiden kann ich ihn nämlich trotzdem nicht, nur weil er 'sich Mühe gibt gut zu dir zu sein'."
 

Sakura unterdrückte ein Lächeln. So war Naruto eben. Wenn er jemanden nicht leiden konnte, dann sagte er das einfach frei heraus. Das hatte sie immer an ihm bewundert. So wie sie aufgewachsen war, mit dem ständigen sich Benehmen und all den Regeln, war seine Art herrlich erfrischend.
 

Er schickte direkt noch eine Nachricht hinterher und sie las weiter.
 

"Ich treffe mich morgen mit meiner Freundin in der Innenstadt. Wir sind um 16 Uhr in dem Café verabredet, in dem Kiba mal gearbeitet hat. Vielleicht kannst du ja auch dort hinkommen. Sie ist fantastisch! Du würdest sie mögen!"
 

Sie lächelte. Das wäre wirklich schön.
 

Sie schrieb:
 

"Das wird vielleicht nicht gehen, aber ich werde sehen, ob es sich machen lässt! Auf jeden Fall wäre das sehr schön! Bis hoffentlich bald!"
 

"Bis bald Sakura!"
 

Sie schob den Chatverlauf auf dem Display so zurecht, dass man alles gut lesen konnte und legte das Smartphone wieder zwischen sie.
 

Dann griff sie wieder nach ihren Haaren, teilte sie Strähnen erneut auf und fing an sich für die Nacht ihren lockeren Flechtzopf zu binden. Sie hatte ihre Tage bekommen, also würde er nicht mit ihr schlafen, sodass ihre Haare heute nicht mehr durcheinander geraten würden. Aber eigentlich tat sie das nur, weil sie ihn nicht ansehen wollte.
 

Sie hörte wie er sich zu seinem Nachttisch beugte und sein eigenes Smartphone nahm. Er schien jemanden anzurufen.
 

"Mr Uchiha?", hörte sie die Person am anderen Ende höflich fragen.
 

"Meine Frau möchte morgen um Fünfzehn Uhr Dreißig in die Stadt gefahren werden", sagte er. "Veranlassen Sie bitte, dass ein Wagen für Sie bereit steht."
 

"Selbstverständlich!", sagte der Mann am anderen Ende und Sasuke legte auf und legte sein Smartphone wieder weg. Ebenso wie die Mappe.
 

Sakura war nun fertig damit ihr Haargummi zu befestigen und sie sah nun doch zu ihm. Er betrachtete sie mal wieder.
 

Sie lächelte ihn leicht an.
 

Innerlich platze sie fast vor Freude. Es war lange her, dass sie einmal abends eingeschlafen war und sich auf den nächsten Tag hatte freuen können. Und heute würde das so sein.
 

Er griff nach ihr, aber sie sagte ihm, dass sie ihre Periode bekommen hatte und er zog eine Hand wieder zurück.
 

"In Ordnung", sagte er bloß und sie fragte sich, ob ihn das wohl enttäuschte.
 

Wieso war es ihnen allen bloß so wichtig, dass sie schwanger werden würde? Und wieso sprach niemand darüber? Aber sie selbst konnte unmöglich darüber sprechen. Sie hatte Angst. Angst, dass sie dann würde lügen müssen oder von der Pille erzählen. Und das wollte sie schließlich nicht. Und sie hatte Angst davor, dass aus diesem subtilen, unterschwelligen Druck dann vielleicht sogar etwas anderes werden würde. Etwas, dass sie nicht einfach ignorieren würde können. Etwas, dass man ihr dann vielleicht aufzwingen würde. Denn sie hatte bisher nicht den Eindruck gehabt, dass das, was sie wollte, hier irgendeine Rolle spielte. Für sie alle nicht. Außer in letzter Zeit ein bisschen für ihn. Aber Sasuke schien gegenüber seiner Familie sehr loyal zu sein. Er würde sich für seine Familie entscheiden, sollte er zu einer Entscheidung gezwungen werden. Und warum auch nicht? Er würde sie ja nicht verlieren. Er konnte machen, was er wollte und er würde sie trotzdem einfach behalten können, denn sie konnte hier nicht weg. Sie konnte sich an niemanden wenden, um Hilfe zu bekommen. Was konnte sie schon tun? Ihre Eltern um Hilfe bitten? Die mochten ihre neuen Kontakte zu den Uchihas. Sie würden ihr nicht helfen. Einen Anwalt aufsuchen? Das klang selbst in ihren Gedanken total lächerlich. Denn sie hatte noch genau im Kopf wie Fugaku gestern gesagt hatte, dass er die Unterlagen, die Sasuke ihm gegeben hatte, persönlich beim Justizminister vorbeibringen würde. Also hatten sie selbst auf die Gerichte einen Einfluss. Oder sie würden einfach jedem Anwalt so viel Geld bezahlen, dass er sie nicht vertreten wollen würde. Und zur Polizei konnte sie schließlich erst recht nicht.
 

Sasuke hatte ihr gesagt, dass er sie behalten wollte. Also kam sie hier nur weg, wenn er sie nicht mehr wollte. Und so wie er sich momentan verhielt, wurde das gerade nicht wahrscheinlicher.
 

Sie war hilflos und sie konnte nur darauf hoffen, dass er sie nicht mehr wollen würde, wenn sie weiterhin nicht schwanger werden und damit den Zweck erfüllen würde, den man ihr offenbar zugedacht hatte. Also konnte sie einfach nur abwarten.
 

Doch vielleicht gab es auch die Chance, dass sie beide sich mit ein wenig Zeit noch besser verstehen würden. Dass sie einen wirklichen Zugang zu ihm würde finden können. Und dass er sich dann vielleicht doch irgendwann für sie einsetzen würde und er vielleicht doch irgendwann die Wünsche seiner Familie nicht mehr so sehr über sie stellen würde, dass er sie nicht einmal fragte, ob sie überhaupt von ihm schwanger werden wollte.
 

Sie nahm ihr Smartphone, stellte es aus und legte es auf ihren Nachttisch. Dann hob sie die Decke an und legte sich hin. Auf die Seite und ihm zugewandt. Er betrachtete sie noch einen Moment, dann tat er es ihr gleich.
 

Sie sahen sich an.
 

"Das Essen gestern war sehr schön", sagte sie mit einem leichten Lächeln. "Würdest du das noch mal mit mir machen?"
 

"Ja."
 

"Vielleicht am Wochenende?"
 

"In Ordnung."
 

"Das ist schön", sagte sie. "Ich freue mich darauf."
 

Er schwieg, aber er streckte seine Hand nach ihr aus und umfasste sie an der Taille. Er zog sie zu sich.
 

"Ich habe meine Periode", wiederholte sie.
 

"Ich weiß."
 

Er zog sie dennoch an sich. Und dann küsste er sie. Zärtlich und beinahe liebevoll.
 

Es war schön. Also legte sie ihre Hände an seinen Arm und seine Brust und ließ sich darauf ein.
 

Eine ganze Weile machte er damit weiter, scheinbar ganz ohne auf mehr aus zu sein. Er strich ihr zwar über den Rücken und ihren Po, aber er machte keine Anstalten sie auszuziehen.
 

Sie genoss diese Zuwendung, die nicht den Zeck erfüllte sie zu schwängern oder ihm Befriedigung zu verschaffen. Es war schön, dass er das einfach tat, weil er ihr scheinbar nahe sein wollte.
 

Als es schließlich doch Zeit war zu schlafen und er das Licht gelöscht hatte, lagen sie auch nicht wie sonst immer nebeneinander auf dem Rücken, sondern er hielt sie immer noch im Arm und er schien so einschlafen zu wollen.
 

"Sasuke?", flüsterte sie.
 

Er schwieg.
 

"Warum tust du das plötzlich?", fragte sie. Sie konnte nicht anders. Sie war so neugierig. "Warum gehst du mit mir essen, machst mir ein so schönes Geschenk und nimmst mich in den Arm? Wieso jetzt? Wieso in all den Monaten davor nicht?"
 

Er schwieg. Und sie dachte schon, dass er darauf wieder nicht antworten würde, aber dann tat er es doch. Sie war schon fast eingeschlafen und schreckte wieder auf, als er sprach.
 

"Ich konnte nicht", sagte er leise. "Ich habe mich aufgrund meiner Schuldgefühle gelähmt gefühlt. Du bist nicht hier, weil unsere Familien diese Ehe gewollt haben, wie du eben deinem Ex-Freund geschrieben hast. Du bist hier, weil ich es gewollt habe. Es ist meine Schuld. Ich wusste, du würdest hier unglücklich sein. Aber ich habe dennoch darauf bestanden. Das war sehr egoistisch von mir. Ich habe mit meiner Entscheidung dich unglücklich gemacht und meinen Bruder auch. Ich hatte das Gefühl, dass ich unter diesen Umständen kein Recht hatte, das hier zu genießen. Und außerdem bin ich nicht gut in diesen Dingen. Im Reden und Emotionen zeigen. Aber es ist nun wie es ist. Ich dachte die ganze Zeit, dass du bloß Angst vor mir hast und dich deshalb fügst. Ich wollte mich dir nicht mehr aufdrängen als unbedingt nötig und wollte dir Raum für dich lassen. Aber seit gestern ist es anders. Du bist mich besuchen gekommen, obwohl du mich hättest meiden können. Das hatte ich nicht erwartet. Das hat mich gefreut. Ich möchte deine Nähe."
 

Sie lag da, mit kopfendem Herzen und versuchte sich zu sortieren und all die neuen Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten.
 

"Aber ich dachte, wir wurden verheiratet, weil mein Vater eure Kontakte für seine Karriere nutzen wollte und ihr bessere Kontakte ins Innenministerium bekommen wolltet", sagte sie verwirrt und ein wenig hilflos.
 

"Nein", sagte er bloß.
 

"Ich verstehe das nicht richtig!", sagte sie.
 

Er schwieg.
 

"Ich verstehe nicht, was du damit meinst, wenn du sagst, dass du deinen Bruder unglücklich gemacht hast."
 

Er schwieg.
 

"Dein Schweigen ist schrecklich für mich", sagte sie müde und traurig.
 

"Schlaf jetzt bitte."
 

Sie legte ihre Stirn an seine Brust. Dann musste sie sich wohl weiter gedulden. Aber immerhin hatte er sich ihr weiter geöffnet als je zuvor. Das war auch schon etwas.
 

Also war es seine Schuld, dass sie hier sein und das alles ertragen musste?
 

"Hasst du mich?", fragte er schließlich in die Stille. "Jetzt, wo du weißt, wer dafür verantwortlich ist, dass du hier bist?"
 

Hatte er deshalb vorher geschwiegen? Weil er Angst gehabt hatte, dass sie ihn dafür hassen würde?
 

Hasste sie ihn dafür? Dafür, dass er ihr ihre Freiheit genommen hatte? Und was bedeutete das überhaupt? Hatten ihre Eltern sie einfach hergegeben, als seine Familie das gefordert hatte? War er mit diesem Wunsch an ihre Eltern herangetreten? Sie hatte immer geglaubt, dass das von ihrem Vater und von ihrer Familie ausgegangen war. Wie war er überhaupt auf sie aufmerksam geworden? Wegen der paar Events in der hohen Gesellschaft, bei denen sie sich manchmal gesehen hatten, einfach weil ihre Familien beide anwesend gewesen waren?
 

Sie war überfordert. Sie wusste nicht, was sie empfand.
 

"Hass ist ein starkes Wort", sagte sie deshalb bloß. "Ich möchte es nicht für diese Situation verwenden."
 

Dann schwiegen Sie beide und sie lag noch eine ganze Weile wach bevor sie schlafen konnte. Sie glaubte an seinem Atem zu hören, dass er auch nicht schlief.
 

Trotz all dem, was er ihr eben erzählt hatte, fand sie es schön in seinen Armen zu liegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Studio
2022-04-29T21:30:57+00:00 29.04.2022 23:30
Super Kapi!!! Ich will unbedingt mehr darüber wissen wie Sakura genau zu ihrem "Glück" gekommen ist... Sasuke wollte es so... aber wieso? Und was genau ist die Sache mit Itachi?
Sasuke scheint sich doch irgendwie zu bemühen...
Bin schon mega gespannt auf das Treffen zwischen Sakura und Naruto... irgendwie kann ich mir vorstellen, dass es Probleme geben wird, nicht von Naruto aus aber evtl. von der Uchiha Seite?
VG
Antwort von:  writer
30.04.2022 12:00
Hihi, ja ich mache es spannend, aber wenn ich es zu schnell auflöse, ist natürlich das Problem weg und die Geschichte vorbei. 🤭

Danke für deine Gedanken zum Geschehen, die haben mich wieder so happy gemacht!!
Von:  Luanataio
2022-04-29T19:14:17+00:00 29.04.2022 21:14
Ich bin schon soooooo gespannt was da alles genau dahinter steckt 🙉 ich hab -mal wieder- einpaar Ideen und Theorien (du kennst mich ja 😂)
Aber ich warte noch ein/zwei Kapitel ab bevor ich irgendwelche Thesen aufstelle 🙉

Wieder ein sehr schönes Kapitel!
Ich freue mich das der Gärtner bleiben darf und Sasuke sich auch bei der Sache mit Naruto arrangiert und ihr sogar einen Wagen bestellt hat.
Das fand ich wirklich so süß 🥺🥰
Ich war einwenig geschockt darüber das er der Grund ist warum sie geheiratet haben, damit hab ich wirklich nicht gerechnet aber du weißt eben wie du deine Leser immer wieder zum Staunen bringst 😍
Bis bald 👋🏼 💕
Antwort von:  writer
30.04.2022 11:59
Hihi, ja ich mache es spannend, aber wenn ich es zu schnell auflöse, ist ja das Problem weg und die Geschichte vorbei. 🤭

Danke für deine Kommentare und Gedanken zum Geschehen, die haben mich wieder so happy gemacht!!
Von:  Mohnstreusel
2022-04-29T18:49:34+00:00 29.04.2022 20:49
Nahhw wie kompliziert süß er dich sein kann xx
Ein sehr sehr schönes Kapitel :)
Danke dafür <3
Antwort von:  writer
30.04.2022 11:57
Hihi, ja! Er ist etwas verkorkst, aber auf seine Weise kann er ganz süß sein!

Danke für den Kommentar!!!🥰
Von:  swetty-mausi
2022-04-29T18:44:00+00:00 29.04.2022 20:44
Guten Abend,

Es freut mich immer wieder von dir neues Kapitel zu lesen.
Antwort von:  writer
30.04.2022 11:56
🥰🥰
Von:  Rina2015
2022-04-29T18:22:29+00:00 29.04.2022 20:22
Immer!!!!!! Du gibt's dir so viel Mühe und wenn ich dir mit meinen Kommentare eine Freude bereiten kann, mache ich das gerne 😁😊
Und ja es war dank dir eine sehr schöne Mittagspause 😁😊

Es ist sooooo wichtig, dass Sasuke sich ihr gegenüber öffnet (auch wenn es für uns nur kleine Schritte sind) und dann mit so einem knall! Haha das machst du wirklich gut 😁😊
Haha ich ahne etwas "lustiges" beim treffen mit naruto 😁😊
Ich wünsche dir einen schönen Abend 😊

Antwort von:  writer
30.04.2022 11:56
Ja, das erreichtst du mit deinen Kommentaren definitiv! 🥰

Ich hoffe du hast einen schönen Tag!
Von:  xXSakuraHarunoXx
2022-04-29T16:46:29+00:00 29.04.2022 18:46
Tolles kapi ich freue mich auf die nächste.
ein Doppeldate ist auch gut XD.
Antwort von:  writer
30.04.2022 11:55
Hihi! Ja, ich denke dazu könnte es auch noch kommen!
Von:  Talyia92
2022-04-29T12:20:24+00:00 29.04.2022 14:20
Oh.. Ich bin sprachlos..
Mach weiter so :)
Antwort von:  writer
30.04.2022 11:55
🥰🥰🥰
Von:  Calista259
2022-04-29T12:18:10+00:00 29.04.2022 14:18
Du weist echt wie man jemanden auf die Folter spannen kann 😂 jedes Kapitel ist so spannend und mit so viel Gefühl das man unbedingt weiter lesen möchte
Ich finde es interessant in jedem Kapitel ein bisschen mehr über sasuke zu erfahren und ich bin jedesmal erstaunt wie du einen so schwierigen Charakter so toll beschreiben kannst das man sich in seine Situation hineinversetzen kann
Du lässt dir da immer echt was sehr verstricktes einfallen und ich möchte gar nicht wissen wie oft du dir da Gedanken gemacht hast
Ich an Sakuras stelle hätte das mit der Pille auch gemacht da sie in so einer komplizierten Situation ist, zum Teil die Angst das Sasuke es nicht erst meint dann aber wieder verunsichert ist wegen dem Bild und weil er sich langsam ihr gegenüber öffnet und zum Teil wegen dem Druck der Familie
Also meiner Meinung nach würde ich da glaube ich auch kein Kind in die Welt setzen wollen mit den gleichen Bedenken was Sakura auch hat 😅
Das Kapitel hat mir sehr gut gefallen und ich bin echt gespannt was das mit naruto noch so wird 😄 ich habe das Gefühl das die beiden auch noch freunde werden
Wie man Naruto kennt dann kommt er mit einem Knall und wird Sasuke ganz schön aufmischen 😄😄
Freu mich aufs nächste Kapitel
Lg
Antwort von:  writer
30.04.2022 11:55
Ohhh was für ein toller Kommentar! Vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, ich habe mich extrem darüber gefreut!! Es war sehr interessant für mich deine Gedanken zu allem zu lesen!
Von:  exotically
2022-04-29T10:58:36+00:00 29.04.2022 12:58
Hi :)
Ich finde diese FF wundervoll und schaue hier mehrmals am Tag nach, ob es was neues zu lesen gibt. Meiner Meinung nach ist diese FF bis jetzt deine Beste und ich freue mich immer wie ein Honigkuchenpferd, wenn ich weiterlesen kann. 🥰
Bin so gespannt was es mit Itachi auf sich hat und wann oder wie Sasuke sich in Sakura verschossen hat 🙈
Schreib schnell weiter 🤭
Liebe Grüße!
Antwort von:  writer
30.04.2022 11:54
Ach das ist so toll, danke, dass du mit diesen Kommentar geschrieben hast! 🥰🥰 Ich hoffe du magst das neue Kapitel!
Von:  jasi2003
2022-04-29T09:16:46+00:00 29.04.2022 11:16
Oh wie toll du immer regelmäßig Kapitel hochladen tust !! Wirklich es ist so schön ich freue mich jedesmal wenn ein neues kapitel kommt!! Hab ja schon deine anderen beiden geschichten gelesen und selbst die waren total toll!! Mach weiter so und lad weiter so schnell kapitel hoch ich freue mich jedesmal und schau regelmäßig nach ob ein neues kapitel hochgeladen ist ! So spannend !!!
Hoffe das sakura sich mehr wohl fühlt bei sasuke und das sie sich irgendwann nichtmehr so eingesperrt fühlt :)
Antwort von:  writer
30.04.2022 11:53
Aww was für ein schöner Kommentar!! 🥰 Ich gebe mir sehr Mühe und freue mich, dass du es schätzt!! Ich hoffe du magst das neue Kapitel! Einen schönen Tag dir!


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