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Marriage

von

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Widerwillen

Sie wollte das nicht. Sie wollte dieses Kleid nicht tragen. Sie wollte nicht in diesem hübschen Hotelsaal auf diesem hübschen Hocker sitzen, vor diesem teuren Schminktisch mit dem wunderschönen, in den goldenen Rahmen eingearbeiteten floralen Muster.
 

Sakura unterdrückte ein Seufzen.
 

Alles hier war wunderschön, stilvoll, klassisch, verwunschen. Fast schon magisch. Ihr Kleid war traumhaft, ebenso wie ihre Frisur, ihr Make-Up, die Blumendekoration, die Location in diesem alten, zu einem Hotel umgebauten Schloss.
 

Und dennoch wünschte sich Sakura, dass sie an einem völlig anderen Ort wäre. Sie wäre bereit gewesen auf all die Privilegien zu verzichten, die einem zuteil wurden, wenn man in eine reiche Familie geboren wurde. Sie wäre bereit, all das herzugeben, wenn sie dafür nur das Eine bekommen könnte, was sie nie wirklich gehabt hatte. Und zwar die Freiheit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
 

Natürlich, gewissermaßen war es ihre freie Entscheidung. Sie hätte sich schließlich auch weigern können. Aber wie hätte sie das ihrer Familie antun können? Wenn sie nur an ihre Mutter dachte, löste sich diese Option sofort in Luft auf. Sie hatte kein Recht etwas derart Selbstsüchtiges zu tun und damit alle zu enttäuschen. Es hing zu viel davon ab.
 

"Du stellst dich wirklich an!", hatte ihre Mutter ihr gesagt, als sie vor einem halben Jahr versucht hatte ihr ihre Gefühle zu erklären. "Du tust so, als ob wir dich zu etwas Schrecklichem zwingen würden! Dabei würden fast alle Frauen dieses Landes nur allzu gerne mit dir tauschen wollen! Du solltest dich wirklich über dieses Arrangement freuen und dankbar sein! Du wirst ein luxuriöses und sorgenfreies Leben führen! Er ist wie du fünfundzwanzig Jahre alt und noch dazu ist er so derart gut aussehend! Wie kannst du da nur Bedenken haben? Sei nicht undankbar Sakura! Das ist alles, was man sich nur wünschen kann! Und noch dazu das Ansehen, dass du als Teil dieser Familie gewinnen wirst! Du solltest dich wirklich glücklich schätzen!"
 

So wie ihre Mutter schienen alle darüber zu denken. Sakura hatte gehört, wie die Hausangestellten auf ähnliche Weise darüber gesprochen hatten.
 

"Sie kriegt alles, was man sich wünschen kann, wieso sieht sie so unglücklich aus?", hatte sie eine der Angestellten sagen hören. "Wie kann man derart verwöhnt sein?"
 

War sie das? War sie so verwöhnt, dass ihr das nicht genügte? Sie wusste keine Antwort darauf.
 

"So!", sagte die Frau, die nun endlich erfolgreich den Schleier an ihrer Frisur befestigt hatte und sie klatschte zufrieden in die Hände, während sie einen Schritt zurück trat, um ihr Werk zu betrachten.
 

"Wunderschön!", sagte Sakuras Mutter glücklich und voller Stolz.
 

Sie hatte die ganze Zeit daneben gesessen und beobachtet, wie ihre Tochter für ihren großen Tag zurecht gemacht worden war.
 

Sakura blickte wieder in den hübschen Spiegel vor sich und musterte sich. Sie sah wirklich schön aus. Und traurig. Sie versuchte sich zusammen zu reißen und sich ein Lächeln abzuringen.
 

'Sei nicht so undankbar!', ermahnte sie sich selbst in ihren Gedanken.
 

Während sie mit ihrer Mutter, der Stylistin und ihrer Tante die Gänge entlang zu dem Saal ging, in dem ihre Trauung stattfinden würde, kam sie sich vor, als wäre jeder Schritt eine mühevolle Aufgabe für deren Bewältigung sie sich sehr anstrengen musste.
 

Sie wurde in einen kleinen aber hübschen Warteraum direkt neben dem Eingang zum Saal geführt, wo sie die letzten Minuten verbringen würde, bis ihr Vater kommen und sie nach vorne führen würde. Zu ihm.
 

Ob er wohl auch derartigen Widerwillen gegen diese Verbindung verspürte? Oder war es ihm egal? Sie hatte keine Ahnung, was er darüber dachte. Kein Wunder. Sie hatten sich erst ein paarmal gesehen und sie hatten noch nie wirklich miteinander gesprochen. Er war ein völlig Fremder. Sie wollte ihn nicht heiraten.
 

'Reiß dich zusammen Sakura Haruno', sagte sie in Gedanken zu sich selbst, bestimmt zum hundertsten Male an diesem Tag.
 

Sakura Haruno. Dieser Name klang merkwürdig dramatisch in ihren Ohren. So würde sie gleich nicht mehr heißen. Gleich würde sie seinen Nachnamen tragen. Gleich würde sie einen Ring an ihrem Finger tragen müssen, den er ihr anstecken würde. Beides kam ihr so vor, als würde das bedeuten, dass sie dann ihm gehören würde. Und zwar so, dass das auch für jeden ersichtlich wäre.
 

"Der Ring ist so unglaublich schön!", schwärmte ihre Mutter genau in diesem Moment und schenkte ihr ein begeistertes Lächeln. "Ich habe ihn vorhin ansehen können! Er wird dir gefallen! Er muss ja so unglaublich teuer gewesen sein! Aber so gehört sich das auch! Schließlich sind sie die reichste Familie des ganzen Landes!"
 

Sakura rang sich mit viel Mühe ein Lächeln ab. Wie teuer der Diamant in ihrem Ring war, war ihr vollkommen egal. Sie wollte diesen Ring nicht, egal was er wert war.
 

"Du bist nur nervös!", sagte ihre Mutter aufmunternd und Sakura fragte sich, ob sie damit ihr eigenes Gewissen beruhigen wollte. "Das ist normal! Mach dir keine Sorgen, alles wird gut gehen!"
 

Aber genau das war Sakuras Sorge. Ihr wäre es lieber gewesen, dass nun irgendwas vollkommen Unvorhersehbares passieren würde, was all das hier im letzten Moment verhindern könnte. Vielleicht eine Naturkatastrophe oder etwas Derartiges.
 

Aber nichts passierte. Also stand sie da, sitzen sollte sie jetzt nicht mehr, damit ihr Kleid auch ja nicht knitterte und wartete bis schließlich ihr Vater herein kam.
 

Er lächelte, als sein Blick auf sie fiel und als er vor sie trat und sie musterte, hatte sie das Gefühl ihn noch nie so stolz erlebt zu haben. Nichtmal, als sie ihr Studium früher als erwartet und mit Bestnoten abgeschlossen hatte. Dabei war das etwas gewesen, für das sie sich wirklich total bemüht hatte. Das war etwas, worauf sie selbst wirklich stolz war. Aber für ihn hatte diese Verbindung mit den Uchihas wohl eine größere Bedeutung. Er war stolz auf sie, obwohl sie dafür eigentlich gar nichts leistete. Dennoch, es war schön endlich einmal seine Anerkennung für etwas zu bekommen.
 

"Wie haben wir nur eine so schöne Tochter bekommen können?", fragte ihr Vater, ohne es an jemand Bestimmten zu richten. Sakura sah ihre Mutter milde Lächeln.
 

"Ich bin sehr stolz auf dich!", sagte ihr Vater und es klang tatsächlich so. "Und du kannst ebenso stolz auf dich sein! Immerhin will er dich! Für uns ist diese Verbindung deutlich wichtiger als für sie. Er hätte sich für eine andere entscheiden können."
 

Sakura rang sich mit aller Mühe ein Lächeln ab.
 

Ihr Vater sagte das, als ob es eine große Leistung wäre, die sie vollbracht hätte. Dabei kannten sie sich doch gar nicht. Sie hatte nichts getan, um ihn für sich zu gewinnen. Ihre einzige Leistung in diesem Falle wäre dann wohl gewesen hübsch genug zu sein. Und da hatte sie einfach Glück gehabt. Das war ja wohl kein Verdienst. Außerdem bezweiflte sie, dass er groß etwas entschieden hatte. Diese Ehe war von ihren Familien beschlossen worden, weil es Vorteile für alle hatte. Sie erfüllte bloß ihre Pflicht und sie war sich ziemlich sicher, dass er das gleiche tat.
 

Und obwohl sie am liebsten kehrt gemacht hätte und einfach davongerannt wäre, legte sie ihren Arm in den ihres Vaters, als er ihn ihr reichte, um sie in den Saal und nach vorne zum Altar zu führen.
 

Die Masse an Gästen, darunter Bekannte, Mitglieder ihrer eigenen Familie, Kollegen ihres Vaters und andere wichtige Leute aus der Gesellschaft, nahm sie kaum wahr. Sie konzentrierte sich nur tapfer darauf einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie blickte geradeaus nach vorne, mit, wie sie hoffte, gefasstem, neutralen Gesichtsausdruck. Es wäre schließlich überhaupt nicht gut, wenn alle sehen würden, wie wenig sie das hier wollte.
 

Aber ihn sah sie an. Er sah wirklich gut aus, das musste sie zugeben. Das hatte sie immer schon gedacht, so wie jeder andere auch, denn das war nicht zu übersehen. In seinem perfekt sitzenden, teuren Anzug und mit seiner geraden, stolzen Haltung und seinem üblichen etwas überheblichen Gesichtsaudruck wirkte er in der Tat beeindruckend. Sie verstand, dass man sie beneidete. Und dennoch hätte sie gerne jemanden geheiratet, den sie liebte. Oder zumindest mochte. Oder zumindest kannte.
 

Sakura warf ihm einen vorsichtigen Blick zu, als sie schließlich vorne und ihm gegenüber stand. Sie versuchte sich an einem kleinen Lächeln. Aber sie wusste, dass er es nicht erwidern würde. Er war kalt. Genauso wie alle in seiner Familie.
 

Sie hatte befürchtet, dass ihre Ehe genauso unzufriedenstellend verlaufen würde, wie die ihrer Eltern. Und als er sie einen Moment kühl und ausdruckslos musterte und sich dann nach vorne zu Demjenigen wandte, der die Zeremonie abhalten würde, war sie sich sicher, dass es genau so laufen würde, wie sie befürchtete.
 

Sakura nahm sich erneut zusammen. Ihr drohte ständig ihre Fassung zu entgleiten.
 

'Du tust so, als ob wir dir irgendetwas Schreckliches antun würden', hatte sie die vorwurfsvolle Stimme ihrer Mutter im Kopf.
 

'Sei doch nicht immer so dramatisch!', hatte ihre Tante gesagt.
 

Also ermahnte sie sich in Gedanken, sich gefälligst nicht so anzustellen und wandte sich ebenfalls nach vorne.
 

'Viele würden liebend gerne mit dir tauschen, sei nicht so selbstsüchtig und verwöhnt!', sagte sie sich selbst die Worte, die sie ihr Leben lang immer gehört hatte, wenn sie es einmal gewagt hatte zu träumen und eigene Wünsche zu entwickeln.
 

'Ja, ich will' zu sagen, kostete sie alle Überwindung, die sie aufbringen konnte.
 

Es fühlte sich an, als würde sie damit ihr eigenes Unglück besiegeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Calista259
2022-04-24T09:36:37+00:00 24.04.2022 11:36
Oh wow ich freu mich eine neue story von dir 😍 und es fängt wie immer total spannend an

Antwort von:  writer
24.04.2022 14:10
Juhu, du bist auch wieder dabei! Danke fürs Kommentieren!!!! 🥰
Von:  LikeParadise
2022-04-23T18:32:25+00:00 23.04.2022 20:32
Oooohhhhh eine neue FF von dir.
Ich freue mich, dass du wieder was neues schreibst.
Dieses Mal warte ich nicht so lange, bis ich anfange zu lesen, das ich mit dir die Erfahrung gemacht habe, dass du sehr verlässlich bist und bisher nichts angebrochen hast.
Außerdem hat man zwischen den Kapiteln nicht so eine lange Wartezeit, was gut ist, da man so die bisherige Handlung nicht vergisst. :D
Ich bin so gespannt, was du dir hast dieses mal einfallen lassen. Du kommst echt immer mit neuen Ideen um die Ecke. Man liest immer wieder was neues. Ich mag das.
Mal sehen, was er mit der Ehe wirklich auf sich hat und ob Sasuke wirklich so desinteressiert ist. Ich lese weiter. :D
Antwort von:  writer
24.04.2022 14:09
Ohh wie cool, du hast sogar alles kommentiert! Es gibt keine großen Wartezeiten und abgebrochen wird auch nichts, versprochen! Schlimmstenfalls mal eine kleine Pause :)
Von:  becci123
2022-04-22T05:54:00+00:00 22.04.2022 07:54
Tolles Kapitel. Ich freu mich wenns weitergeht :)
Antwort von:  writer
22.04.2022 18:18
🥰
Von:  becci123
2022-04-22T05:49:41+00:00 22.04.2022 07:49
Toll du schreibst wieder! Ich freu mich
Antwort von:  writer
22.04.2022 18:18
Awww, vielen Dank, dass du mir das geschrieben hast, ich habe mich so gefreut!!! 🥰
Von:  xXSakuraHarunoXx
2022-04-21T18:46:53+00:00 21.04.2022 20:46
tolles kapi ich freue mich auf die nächste.
Antwort von:  writer
22.04.2022 18:18
Hallo! Danke, dass du auch wieder dabei bist und mich unterstützt! 🥰
Von:  Rina2015
2022-04-21T18:04:39+00:00 21.04.2022 20:04
Du hast mir gerade ein breites Lächeln geschenkt!!!!!! Wie schön, dass du wieder schreibst 😊😊😊😁😁😁 haha du hast mir gerade einen schönen Moment geschenkt 😁es ist wieder sehr interessant und ich freue mich total auf die nächsten Kapitel 😊😁
Antwort von:  writer
22.04.2022 18:17
Und mit diesem Kommentar hast du mich sehr happy gemacht!! Wie schön, dass du wieder dabei bist!! 🥰🥰🥰🥰
Von:  Talyia92
2022-04-21T18:03:23+00:00 21.04.2022 20:03
Oh, so wunderschön geschrieben 🥺😍
Hab den Stil voll vermisst. Freu mich aufjedenfall auf das nächste Kappi :)
Deine Treue Leserin ist wieder dabei 😬
Antwort von:  writer
22.04.2022 18:16
Vielen Dank!! Es freut mich so, dass du wieder dabei bist!! 🥰🥰🥰🥰


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