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Der Untergang der Isekai

von

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In die Enge getrieben

Mein Blick wanderte über die gigantische Maschine. Das runde Tor in der Mitte war sicher fünf Mal größer als ich, mit kaltweißen Lichtern und unzähligen Schläuchen, die in alle Richtungen verliefen. Ich hielt die Hand eines Mannes, der so groß war, dass ich zu ihm aufsehen musste. „Komm, ich zeig dir alles“ sagte er und sah mich mit einem sanften Lächeln an. „Aber sag nichts deiner Mutter, das bleibt unser Geheimnis.“ Ich nickte begeistert und ließ mich von dem Mann zu einem Stuhl vor einem großen Bildschirm führen. Er hob mich auf seinen Schoß und deutete auf die Zahlen, die vor mir flimmerten. Mit flinken Fingern gab er unzählige Zeichen und Ziffern in die Maschine ein. „Das ist der Code für meinen Lieblingsort“ sagte er dabei. Erst waren die Zeichen ganz durcheinander, aber je mehr er davon eingab, umso klarer erkannte ich ein Muster. Es sah aus wie… „Ein Wald“ murmelte ich mit heller Stimme, die einfach nicht zu mir gehören wollte. Der Mann sah mich freudestrahlend an. „Ganz genau, mein Junge. Die anderen halten mich für verrückt, aber ich sehe es auch. Wenn man den Code eingibt, sieht das Muster irgendwann aus wie die Umgebung in die man gelangen möchte. Siehst du dort?“ sagte er und deutete auf eine Reihe Zahlen im rechten Bereich. „Da hinten ist ein kleiner Bach und daneben eine Waldlichtung. Die Blumen, die dort blühen, sahen so wunderschön aus, dass ich deiner Mutter welche gepflückt habe. Du weißt ja, wie sehr sie Blumen liebt.“

„Ich will ihr auch welche pflücken!“ sagte ich begeistert.

Das Lächeln im Gesicht des Mannes intensivierte sich. „Irgendwann werden wir deiner Mutter zusammen einen Strauß pflücken, mein Junge. Aber erst, wenn du etwas älter bist.“ Ich verschränke die Arme, was den Mann lachen ließ.

„Was macht ihr da?“ hörte ich eine sanfte, vertraute Stimme.

Ich drehte mich freudig zu ihr. „Papa zeigt mir den Wald in der anderen Welt!“

„Nur auf dem Bildschirm!“ lenkte er schnell ein.

Die Frau kam auf mich zu und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Ihre Haare kitzelten mein Gesicht und ich lachte vergnügt. „Das ist kein Ort für ein Kind“ sagte sie tadelnd zu dem Mann.

Während die beiden sich unterhielten, sah ich wieder gebannt auf den Bildschirm. Versuchte mir jede Blume, jeden Ast und jeden Halm einzuprägen. Irgendwann wollte ich auch an diesen Ort. Ich verstand nicht, warum den Mann alle für verrückt hielten. Ich sah den Wald doch auch. Und er war so schön…
 

Langsam öffnete ich meine Augen. Ich lag auf der Seite. Die aufgehende Sonne warf ein gedämpftes Licht in das Innere des Zeltes. Eine wohlige Wärme umgab meinen Körper. Was für ein seltsamer Traum. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal von meinen Eltern geträumt hatte. Langsam senkten sich meine Lider. Ich wollte die Wärme, die meinen Körper umfing, noch etwas länger genießen. Woher kam sie? Jetzt erst spürte ich die Arme die mich fest umschlungen hielten. Den warmen Körper an meinem Rücken. Einen gleichmäßigen Atem in meinem Nacken. Ich riss die Augen auf, mein Herz überschlug sich fast. Schlagartig war ich hellwach. Hinter mir konnte nur Haou liegen, Yubel verbrachte die Nacht schließlich immer draußen. Aber warum lag er so nah bei mir, und warum hatte er mich so fest umschlungen? Mein Gesicht wurde ganz warm. „Haou?“ fragte ich unsicher und versuchte seinem sanften Griff zu entkommen. Ein unverständliches Brummen, seine Arme schlangen sich fester um meinen Körper und zogen mich näher zu ihm, hinderten mich daran aus seiner Umarmung zu entkommen. Ich spürte seinen warmen Atem ganz nah an meinem Ohr. Die Hitze in meinem Gesicht nahm stetig zu. Anscheinend war er noch nicht ganz wach. „H-Haou, wir sollten aufbrechen… Bitte.“ Mein Herz klopfte so schnell, es rauschte schon in meinen Ohren. Woher kam diese Nähe plötzlich?! Sein Griff lockerte sich, aber nicht so weit, dass ich mich hätte bewegen können. Was soll ich jetzt machen? Plötzlich hörte ich ein Geräusch außerhalb des Zeltes. Irgendjemand öffnete den Eingang. „Wir müssen aufbrechen, die Sonne ist schon-“ Yubel brach mitten im Satz ab. Zögerlich hob ich meinen Kopf und sah zu ihr, mein Gesicht fühlte sich noch immer heiß an. Sie blinzelte überrascht, dann sah sie skeptisch Richtung Haou. „Er ist kein Kuscheltier. Lasst ihn los und steht endlich auf!“

„Was?“ brummte es hinter mir unwillig. Unwillkürlich musste ich schmunzeln und vergrub mein Gesicht in der Decke. Ich wusste gar nicht, dass unser König so ein Morgenmuffel ist.

„Lasst Yusei endlich los und steht auf. Wir müssen langsam aufbrechen.“

Seine Arme lösten sich von mir. Zögerlich kroch ich ein Stück von ihm weg und hörte Schritte die sich vom Zelt entfernten. Ich setzte mich auf und sah zu ihm. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht und durch sein Haar. Wach sah er immer noch nicht aus. Als sein Blick auf meinen fiel, spürte ich meinen Herzschlag wieder ganz deutlich. „Guten Morgen“ sagte ich so leise, dass ich glaubte er könnte mich nicht hören. Doch er erwiderte.
 

Wenig später hatten wir das Lager abgebaut und waren auf dem Heimweg. Das Stapfen der Hufe unserer Pferde hallte als einziges Geräusch durch die karge Landschaft. Yubel flog hoch über uns. Seit dem Vorfall im Zelt hatte ich mit Haou kein Wort mehr gewechselt und eine angespannte Stille hatte sich aufgebaut. Ob ihm die ganze Sache unangenehm war? Jetzt wo sich die Überraschung gelegt hatte, empfand ich seine Nähe im Nachhinein als… angenehm. Seltsam. Yubel schien nicht so überrascht wie ich es war. Sie verhielt sich danach vollkommen normal. „Seit wann verheimlichst du mir Dinge?“ Haous Stimme ließ mich hochschrecken und überrascht zu ihm sehen. Sein Blick war ernst.

„Was meint Ihr?“ fragte ich irritiert.

„Was genau ist auf der Spitze des Nebelbergs passiert?“

Mein Herzschlag erhöhte sich vor Nervosität. Atemus Worte hallen in meinem Kopf wie ein Echo. „Ich… habe es Euch doch gestern erzählt.“

„Nicht alles“ beharrte er.

Verdammt. Bis gestern hatte ich ihn nie belogen, ob er es bemerkt hatte? Ich seufzte und versuchte noch einmal die Geschichte im Kopf durchzugehen, ehe ich ihm meine Antwort gab. Aber ich konnte ihm dabei nicht in die Augen sehen. „Sternenstaubdrache ist aus den Wolken aufgetaucht und hat sich mit mir verbunden. Dann ist dieses Mal plötzlich auf meinem Arm erschienen. Und um nicht wieder zurückklettern zu müssen, bin ich mit ihm zusammen ins Lager geflogen.“ Ich sah wieder auf. Sein Blick hatte sich nicht verändert, auch wenn ich mir einbildete Enttäuschung herauszulesen. Was an meiner Geschichte konnte er mir nicht glauben? Sie war kurz und schlüssig.

„Welchen Weg bist du geflogen?“ hakte er weiter nach.

Welchen Weg? „Von der Spitze direkt zum Lager“ erwiderte ich unsicher.

„Warum haben wir dich dann nicht gesehen?“

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Das hatte ich gar nicht bedacht. „Vielleicht… wart ihr in einem Gespräch vertieft.“ Da war sie wieder. Diese Enttäuschung in seinem Blick. Dieses Mal konnte ich sie ganz deutlich sehen. Wieder wandte ich den Blick ab, sah stur auf die Zügel in meiner Hand. Mein Magen verkrampfte sich unangenehm. Verdammt, warum hatte mich Atemu nicht zur Spitze des Nebelbergs teleportiert? Dann wäre ich zwar erst bei Einbruch der Nacht am Lager angekommen, aber so hätte ich dieses Gespräch umgehen können. Stattdessen hatte er diesen Riss am Lager entstehen lassen und mich so wieder in die Isekai gebracht.

„Bist du durch das Portal ins Lager gekommen?“

Ich riss die Augen auf, vergaß fast zu atmen. Woher weiß er davon?! „Welches Portal?“ fragte ich, versuchte meine Stimme fest klingen zu lassen. Ich hasste es ihn anlügen zu müssen, aber ich hatte keine Wahl.

„Ich habe Yubel losgeschickt, um nach dir zu suchen. Sie erzählte mir von einem Portal und einem Schutzgeist, beides verschwand bei ihrer Ankunft auf der Spitze. Und du warst unauffindbar. Klingelt da was bei dir?“

Ich biss mir auf die Unterlippe, starrte weiterhin auf die Zügel in meiner Hand. Es bringt nichts. Keine Ausrede dieser Welt könnte mich aus dieser Situation bringen. Er wusste, dass ich durch das Portal gegangen war. Aber die Wahrheit dahinter konnte ich ihm nicht sagen. Was mache ich jetzt?! Natürlich konnte ich Haou vertrauen, aber ich hatte Atemu mein Wort gegeben niemandem etwas vom Reich der Schatten, den Drachen oder den Auserwählten zu erzählen. Da fiel mir etwas ein. Atemu hatte dieselben Worte verwendet wie einst auch Haou. Es war riskant, aber der einzige Weg mich aus dieser Situation zu befreien. „Manche Wahrheiten sollten nicht in die falschen Hände geraten“ sagte ich traurig und sah wieder zu ihm. „Das waren Eure Worte.“

„Damit meinte ich so etwas wie taktische Manöver, Yusei. Und das weißt du. Seit wann vertraust du mir nicht mehr?“

Ich schüttelte den Kopf. „Ich vertraue niemandem mehr als Euch. Aber ich habe Sternenstaubdrache mein Wort gegeben. Ich will Euch nicht anlügen, ich hasse es. Also bitte… bohrt nicht weiter nach. Ich kann es Euch nicht erzählen.“
 

Schweigend musterte er mich. Ich konnte seinen Blick einfach nicht deuten, während mein Herz an meinen Rippen zu zerschellen drohte. „Warum?“ hakte er weiter nach. „Diese Informationen könnten bedeutend für die Sicherheit der Isekai sein. Stellst du ein Versprechen an deinen Schutzgeist höher als unser Land?“

Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Egal wie ich antworten würde, es gäbe keinen Ausgang dieses Gesprächs mit dem alle zufrieden wären. „Bitte“ hauchte ich. Konnte das Zittern in meiner Stimme nicht aufhalten. „Ich kann es Euch nicht erzählen. Ich würde gern, aber… Es ist nur zum Schutz unseres Landes, glaubt mir.“

Wieder betrachtete er mich schweigend. Ich hielt es kaum aus ihm nichts erzählen zu können, aber ich wusste es war die richtige Entscheidung. Auch Sternenstaubdrache war auf meiner Seite. „Na schön“ ertönte seine unterkühlte Stimme und versetzte mir einen Stich. Er ritt an mir vorbei, brachte etwas Platz zwischen uns. Ich wagte es nicht zu ihm aufzuschließen, zu große Angst hatte ich vor seiner Reaktion. Ich schluckte schwer, doch der Kloß in meinem Hals blieb. Wenn ich es ihm nur erzählen könnte…
 

~*~
 

Als wir am Palast ankamen, hielt ich die unterkühlte Stimmung zwischen meinem König und mir kaum noch aus. Seit unserer letzten Unterhaltung vor ein paar Tagen hatte er kaum mehr ein Wort mit mir gewechselt. Selbst Yubel war noch tiefer in sich gekehrt als sonst. Haou wies mich an die Pferde abzusatteln und mich dann bei Madame Tredwell einzufinden. Ich nickte lediglich und machte mich an die Arbeit. Ob mir Haou mein Schweigen je verzeihen kann? Ich kann ihn verstehen. Schließlich macht er sich nur Gedanken um die Sicherheit unseres Landes. Aber ich kann und werde mein Versprechen nicht brechen. So sehr es ihm auch missfällt. So sehr es mich auch verletzt, wenn ich die Enttäuschung in seinen Augen sehe. Gedankenverloren strich ich über die Armschiene meiner neuen Rüstung. Wie sehr sehnte ich mich nach seinem Lächeln, als er mir das Geschenk überreicht hatte. Ich war so glücklich. Aber jetzt… Ich schüttelte den Gedanken ab und machte mich auf den Weg.
 

Bei Madame Tredwell angekommen, atmete ich noch einmal tief durch und öffnete die Tür. Als ich eintrat, hörte ich Stimmen, die wild diskutierten, jedoch schnell verstummten. Madame Tredwell musterte mich interessiert, Haou stand mit dem Rücken zu mir. Zu meiner Überraschung war Jesse an seiner Seite, dessen Blick ich nicht ganz einordnen konnte. Worüber sie sich wohl gestritten hatten? Zumindest klang es nach einem Streit. „Komm rein und schließ die Tür“ riss mich Madame Tredwells Stimme aus meinen Gedanken. Ich folgte ihrer Aufforderung und ging unschlüssig auf sie zu. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Ein kleines Lächeln lag auf ihren Lippen. „Wie ich gehört habe, war dein Aufstieg erfolgreicher, als wir gehofft hatten. Meinen Glückwunsch.“

Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, meldete sich Haou zu Wort. „Er hat versucht Magie anzuwenden, scheiterte aber schon bei einem einfachen Lux Zauber.“ Seine Worte versetzten mir einen Stich, doch ich blieb still. Er hatte Recht. Eigentlich sollte ich mit einem so starken Schutzgeist dazu in der Lage sein Magie anzuwenden, aber ich schaffe es einfach nicht.

„Es gab nie eine Garantie, dass es funktioniert“ bemerkte Jesse.

Madame Tredwell schüttelte den Kopf. „Wir werden sehen. Wie schon gesagt, vielleicht ist der Energiefluss einfach blockiert. Ich werde einige Tests machen.“

„Tests?“ fragte ich unsicher und spürte die Blicke der anderen auf mir.

Madame Tredwell nickte. „Ich habe schon alles vorbereitet. Folge mir.“
 

Zögerlich folgte ich ihr zu der Tür an der anderen Seite des Raumes. Ich hatte mich immer schon gefragt, was wohl dahinter sein könnte. Sie forderte mich auf die Tür zu schließen. Zögerlich sah ich zurück und beobachtete, wie sich Haou und Jesse leise stritten. Ob es wegen mir war? „Leg die Rüstung ab“ sagte sie und deutete auf einen Stuhl, über dem einige Klamotten lagen. „Dort liegt Kleidung, die du dir überziehen kannst.“ Ich nickte und legte meine Rüstung ab, um mir dann eine dünne Stoffhose anzuziehen. Währenddessen verschwand Madame Tredwell hinter einem Sichtschutz, der den restlichen Raum abtrennte, und bereitete irgendetwas vor. Nachdem ich fertig war, folgte ich ihr. In der Mitte des abgetrennten Bereichs stand eine Liege, daneben ein Tisch mit einigen mir unbekannten Utensilien. Überall im Raum verteilt standen unzählige brennende Kerzen unterschiedlicher Größe. Auf dem Boden, mittig unter der Liege, war ein Bannkreis mit verschiedensten Symbolen gezeichnet. Bevor ich sie genauer betrachten konnte, wies sie mich an mich hinzulegen. Mein Herz schlug schneller ob der Nervosität. Ich hatte keine Ahnung was jetzt folgen würde.
 

„Schließ die Augen und versuch dich zu entspannen“ sagte sie, während sie irgendetwas an dem Tisch machte. Ihre Handlung konnte ich jedoch nicht sehen, da sie mit dem Rücken zu mir stand und den Tisch verdeckte. Ich atmete tief durch und schloss die Augen. Versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen. „Was sind das für Tests?“ fragte ich, um meine Nervosität loszuwerden. Es wäre wirklich schön zu wissen, was gleich auf mich zukommen würde. Schritte. Sie schien um die Liege herumzugehen. „Als erstes prüfe ich den Energiefluss in deinem Körper. Sollte der blockiert sein, hätten wir schon die Ursache warum du keine Magie anwenden kannst. Die Blockade zu lösen ist kein Problem.“

„Und wenn es nicht daran liegt?“ Etwas Kaltes tropfte auf meine Brust und ich zuckte kurz zusammen. Anschließend verteilte sie die zähflüssige Masse auf meinem Oberkörper. Es fühlte sich seltsam an. Währenddessen gab sie mir ihre Antwort.

„Lass das meine Sorge sein. Es kann mehrere Ursachen haben. Während der Dauer der Untersuchung bitte ich dich allerdings nicht zu sprechen und deine Augen geschlossen zu halten. Versuch dich auf deinen Körper und deinen Energiefluss zu konzentrieren.“

Ich nickte stumm. Zu Beginn meiner Ausbildung bei ihr musste ich diese Übung oft machen.
 

Ich weiß nicht wie lange ich in dem Raum lag, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Madame Tredwell hatte einige Formeln gesprochen, wanderte immer wieder durch den Raum, doch die meiste Zeit blendete ich sie aus und versuchte mich auf das zu konzentrieren, was sie gesagt hatte. Ab und zu stellte sie eine Frage, abgesehen davon war es still. „Wir sind fertig für heute“ sagte sie schließlich und ich hörte wieder ihre Schritte, die sich von mir wegbewegten. „Du kannst dich anziehen und gehen. Komm nach, sobald du fertig bist.“ Eine Tür fiel leise ins Schloss.
 

Langsam öffnete ich meine Augen und versuchte sie wieder an die Helligkeit zu gewöhnen. Ob es geklappt hat? Hat sie die Blockaden gelöst? Vorsichtig stand ich auf, mir war etwas schwindlig, dann ging ich an der Trennwand vorbei in den vorderen Teil des Raumes. Auf dem Stuhl lag meine Rüstung, über der Lehne hingen ein Handtuch und mein schwarzes Shirt. Das Tuch griff ich mir um meinen Oberkörper von dem seltsam öligen Film zu befreien. Währenddessen hörte ich leise die Stimmen der anderen vor der Tür. Einen Moment zögerte ich, doch meine Neugier siegte und ich hielt mein Ohr an das kühle Holz. „Das ist alles was mir einfallen würde“ hörte ich die sanfte Stimme von Madame Tredwell. „In seinem jetzigen Zustand wird er andernfalls nicht in der Lage sein Magie anzuwenden.“ Mir stockte der Atem. Dann hat es also nicht geklappt. Nicht einmal eine der mächtigsten Magierinnen der Isekai konnte mir helfen. Meine Hoffnung zerbrach in hunderte Scherben. Jesses Stimme drang dumpf zu mir hindurch, doch ich konnte seine Worte nicht verstehen. „Auf keinen Fall!“ donnerte Haou aufgebracht und ließ mich zusammenzucken. Mein Herz schlug schneller. Was hat Jesse eben gesagt, dass er so reagiert? Wieder hörte ich die Stimme von Haous Vertrautem, doch ich verstand ihn nicht. Haous Antwort war sehr leise, aber hörbar. „Es ist jetzt deine Verantwortung“ sagte er ernst. Der Rest war nicht zu verstehen. Schritte hallten durch den Raum, wurden immer leiser. Schließlich hörte ich Jesses Stimme. „Was treibt er da so lange?“
 

Schnell entfernte ich mich von der Tür, legte das Handtuch über die Lehne und zog mir mein Shirt über. In diesem Moment betrat Madame Tredwell den Raum. „Alles in Ordnung?“ fragte sie.

„Ja, mir… ist nur etwas schwindlig“ antwortete ich wahrheitsgemäß und versuchte meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen.

Plötzlich erschien Jesse hinter ihr. „Für den Rest des Tages hast du frei. Nach dem Abendessen findest du dich am Eingang des Nebenkomplexes ein.“

Ich nickte irritiert. Was sollte ich dort? Im Nebenkomplex gab es neben den Schlaf- und Aufenthaltsräumen der Wachen nur noch die Kerker. Und warum gab mir Jesse die Anweisung und nicht Haou? Normalerweise meidet er mich wenn möglich. Ob Haou noch immer sauer ist? Ich sollte dringend mit ihm sprechen. Dieses Gespräch hatte ich viel zu lang aufgeschoben. Die Unsicherheit und diese unterkühlte Stimmung konnte ich nicht länger aushalten.



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