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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

heute kommt dann auch das nächste Kapitel und langsam wird es ernst ;-)
Also viel Spaß damit.

Eure Sharry

P.S.: Nur zur Info, nächstes Wochenende bin ich auf einem Turnier und weiß daher noch nicht, ob ich in der Lage sein werde, etwas hochladen zu können, aber ich werde es natürlich versuchen ;-) Komplett anzeigen

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Kapitel 6 - Gespräche

Kapitel 6 – Gespräche

 

-Sanji-

Aber dieses Vorhaben war einfacher gesagt als getan.

Sanji hatte sich fest vorgenommen, Zorro nach dessen Rückkehr von der brennenden Insel zur Rede zu stellen und die Wahrheit hinter dessen unverständlichem Überleben herauszufinden.

Aber nun ja, dann war das passiert, was immer passierte, wenn ihre Crew irgendwo war. Chaos war passiert, Feinde waren passiert, Freunde waren passiert, Kämpfe waren passiert und noch so viel mehr. Manches, an das Sanji sich sehr gerne zurückerinnerte – Namis Brüste! – und andere Dinge, die ihm ein seltsames Gefühl in der Magengegend beschert hatten - Ruffy, reiß dich gefälligst zusammen! Das ist erst der Anfang in der Neuen Welt! – aber egal, was geschehen war, nun hatten sie Punk Hazard hinter sich gelassen. Allerdings musste Sanji feststellen, dass es ihm, aufgrund der Anwesenheit ihrer neuen Gäste, schwer fiel einen passenden Moment zu finden, um den Spinatschädel endlich anzusprechen, ohne dass es direkt alle mitkriegen würden, denn das war mit Sicherheit nicht seine Absicht.

Sie hatten gerade erst Kurs auf Dress Rosa genommen. Nachdem sie die Segel gesetzt hatten und alle wieder zusammengekommen waren, hatte Ruffy denjenigen, die es vorher nicht mitbekommen hatten, eröffnet, dass er und Law eine Allianz gegründet hatten – Sanji war sich ziemlich sicher, dass ihr neuer Verbündeter keine Ahnung hatte, worauf er sich da einließ – und dass sie nun beabsichtigten erst den Samurai de Flamingo und dann einen der vier Kaiser, Kaido, zu stürzen.

Diese Botschaft hatte in der Crew für unterschiedlichste Reaktionen gesorgt. Während sowohl Lysop als auch Nami sich wenig begeistert gezeigt hatten, war Sanji sofort klar gewesen, dass man Ruffy nicht mehr von etwas abbringen konnte, sobald dieser eine Entscheidung getroffen hatte.

Auch der Marimo schien eher angetan von der Idee, sich mit einem der vier Kaiser zu messen. Er schien sich auf neue Kämpfe zu freuen, als würde es ihm nicht reichen, dass sie innerhalb der kurzen Zeit, die sie erst wieder zusammen waren, bereits zwei Schlachten hinter sich gebracht hatten.

Ja, auch Sanji konnte einem Scharmützel etwas abgewinnen und ja, auch er mochte Abenteuer und freute sich darüber, dass die Neue Welt hielt, was ihnen damals versprochen worden war. Aber wenn er ganz ehrlich war, so hätte er nichts gegen die eine oder andere Verschnaufpause zwischendurch einzuwenden.

Daher hörte er mit Freuden zu, als Nami ihnen gerade erklärte, dass sie Dress Rosa wohl erst in ein paar Tagen erreichen und sie am nächsten Tag an einer anderen Insel zwischenankern würden, um ihren Proviant aufzustocken, welcher durch ihr vergangenes Fest bereits wieder gefährlich knapp war, insbesondere wenn man bedachte, dass sie nun noch ein paar Mäuler mehr zu stopfen hatten.

Tatsächlich war Sanji sehr dankbar über diese Möglichkeit, denn er hatte sich darüber schon den ganzen Morgen den Kopf zerbrochen. Nicht über die Entscheidung seines Kapitäns, sich sowohl mit Kaido als auch mit de Flamingo anzulegen, nicht darüber, dass sie sich erst am vergangenen Tag mit einem anderen Kaiser, nämlich Big Mom angelegt hatten, noch nicht einmal darüber, was Nami ihm nur kurz vor ihrem Abenteuer auf Punk Hazard offenbart hatte und über sein eigenes stetes Misstrauen dem Säbelrassler gegenüber. Nein, seit heute Morgen hatte er sich am meisten Sorgen darüber gemacht, wie er die komplette Crew plus ein Allianzmitglied plus zwei Gäste plus einen Gefangenen durchfüttern sollte. Denn ob Gefangener oder nicht, Sanji würde nicht zulassen, dass jemand unter seiner Aufsicht Hunger leiden musste.

Nun jedoch waren diese Sorgen vom Tisch und er ignorierte getrost, wie sich Kinemon darüber aufregte, dass sie ihr Ziel zügiger erreichen mussten, oder Caesar sie alle verfluchte, während die offizielle Besprechung wohl beendet war. Denn gerade fiel Sanjis Blick auf Zorro und er entschied, seinen Plan endlich in die Tat umzusetzen und den anderen zur Rede zu stellen, der sich gerade mit Kinemon wegen irgendeines Schwertes oder so stritt.

Nami mochte es anders sehen, aber er würde sich nicht damit begnügen, dass Zorro ihnen die Wahrheit vorenthalten wollte. Er würde nicht, wie Nami die eigenen Erinnerungen immer und immer wieder hinterfragen, nur damit der verdammte Marimo sich nicht rechtfertigen brauchte. Er würde nicht, wie die anderen einfach die Vergangenheit ruhen lassen und so tun, als wäre die G6 nie geschehen. Sanji wollte Antworten und er würde sie sich jetzt holen.

Mittlerweile hatten die anderen Crewmitglieder sich übers Schiff verteilt. Chopper, Franky und Lysop schienen Caesar zu beäugen, Nami und Ruffy unterhielten sich derweil über die diversesten Themen mit Law, der nicht minder genervt als Nami von Ruffy wirkte. Robin hatte sich derweil Momo angenommen, während Brook dem Marimo und Kinemon begeistert zusah.

Eigentlich wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt, um sich zurückzuziehen und ein schmackhaftes Mahl vorzubereiten, aber Sanji wusste nicht, was ihn erwarten würde, sobald er die Büchse des Zorros öffnete und daher wollte er es so schnell wie möglich angehen, damit sie etwaige Probleme bewältigen konnten, ehe sie sich des Samurais annehmen mussten.

Während er noch darüber grübelte, merkte er plötzlich einen kalten Blick auf sich und erst da realisierte Sanji, dass er mit seinen Gedanken wohl abgeschweift war und gar nicht bemerkt hatte, wie Zorro und ihr Gast ihren Disput offensichtlich beendet hatten und der andere ihn nun unwirsch anstarrte.

Kinemon und Brook unterhielten sich gerade recht laut und enthusiastisch, doch Sanji hörte ihnen nicht zu. Seine ganze Aufmerksamkeit lag notgedrungen auf der aufgebrachten mannshohen Alge, die wie ein herannahender Sturm auf ihn zu stapfte.

„Was verdammt noch mal ist dein Problem, Koch?“, knurrte der andere so übelgelaunt wie immer. „Hör auf mich die ganze Zeit anzustarren. Das nervt, verstanden?!“

„Wa..was?“

Das Gemecker des anderen hatte ihn überrumpelt. Sanji hatte sich zwar zurechtgelegt, wie er den anderen hatte ansprechen wollen, aber da der Marimo ihn die letzten paar Tage so abweisend und abwertend wie eh und je behandelt hatte, hatte Sanji einfach nicht erwartet, dass der andere von sich aus das Gespräch suchen würde, nicht, dass er es tat, wie seine nächsten Worte ganz deutlich machten.

„Ich habe keine Ahnung, warum du so einen Scheiß machst, aber lass es bleiben. Wenn du ein Problem mit mir hast, spuck es aus, aber hör auf, mir auf die Nerven zu gehen, kapiert?!“

Damit wandte der andere sich um und stiefelte Richtung Mast.

„Hey!“, rief Sanji ihm nun fassungslos nach. „Jetzt warte mal, Zorro.“

Der andere hob nur die Hand wie zum Gruß und zeigte ihm den Mittelfinger.

„Lass mich in Ruhe, Koch, und hör auf, mich anzustarren.“

Dann kletterte er zum Ausguck hoch, ließ Sanji auf der Wiese zurück.

 

Wütend stampfte er die Kartoffeln.

Verdammter Spinatschädel! Verdammter Vollidiot! Verdammte Moosbirne!

Warum war dieser Mistkerl nur so?

Hey, ich habe gesehen, dass du mich die letzten Tage immer wieder beobachtet hast, und ich habe mir gedacht, dass du dir wegen dem, was damals passiert ist, vielleicht Sorgen machst. Willst du drüber reden?

Ja, genau das. Genau so würde ein vernünftiger Mensch reagieren, vielleicht nicht ganz so freundlich, nicht ganz so umsichtig, vielleicht etwas ungezwungener, aber irgendwie so.

Nicht aber der verdammte Marimo, der so tat, als wäre Sanji das Problem, der so tat, als müsste Sanji sich entschuldigen oder sein Verhalten erklären.

Verdammter Mistkerl!

„Oh, da ist aber jemand enthusiastisch bei der Arbeit.“

„Robin?“ Überrascht sah er auf, als die Schönheit seiner schlaflosen Nächte zur Tür hereinkam. „Kann ich dir irgendwie helfen?“

Sie zeigte wie immer ihr geheimnisvolles Lächeln und schüttelte den Kopf.

„Eigentlich hatte ich vor, ein Bad zu nehmen, aber Brook hat erwähnt, dass es bald Essen geben würde, also dachte ich mir, ich komme auf einen Kaffee vorbei und sehe nach, ob du etwas Hilfe gebrauchen kannst.“

Allein der Gedanke an Robin in einer Wanne voll Schaum trieb Sanji die Röte ins Gesicht, aber das Blitzen in ihren Augen ließ ihn wachsam werden. Also lächelte er und eilte zur Kaffeemaschine hinüber.

„Einen Kaffee für mein allerliebstes Robin-Schätzchen, kommt sofort.“

 Mit einem Lächeln nahm sie das Getränk entgegen.

„Und vielen Dank für dein Angebot, aber nach einer so deftigen Feier hatte ich überlegt, heute etwas Einfaches zuzubereiten, daher brauche ich deine Hilfe nicht. Aber natürlich kannst du gerne bleiben und mir etwas Gesellschaft leisten, darüber würde ich mich sehr freuen“, fügte er schnell hinzu, als sie eine fragende Augenbraue hob.

Robin nickte nur und trank ihren Kaffee, während Sanji weiterarbeitete. Mit der Zeit fingen sie an, über die vergangenen Tage – und auch über die vergangenen zwei Jahre – zu reden, und Sanji merkte, wie sehr er das vermisst hatte.

Sie redeten über dies und das, die schönen und die unschönen Dinge der vergangenen Tage, Wochen, Monate und Jahre, unterhielten sich über das, was sie selbst erlebt hatten, woran sie gezweifelt und gewachsen waren und wie die anderen sich wohl verändert hatten. Sie lachten über Frankys neue Fertigkeiten, Zorros hässlichen grünen Mantel und Brooks schrilles Outfit, bemerkten mit Wohlwollen, wie viel stärker Chopper, wie viel mutiger Nami, wie viel selbstbewusster Lysop geworden war. Nur Ruffy, da waren sie sich einig, ihr Kapitän hatte sich nur sehr wenig verändert, aber vielleicht war das Wenige gerade das Besondere.

Was Zorro betraf, da hatten sie allerdings komplett andere Ansichten. Während Sanji sich darüber beschwerte, wie viel unleidiger und grummeliger der andere geworden war, erwähnte Robin wie viel umgänglicher und wortgewandter der andere sich angeblich benahm. Sanji widersprach ihr wirklich nicht gerne, aber nichts an dem wortkargen Säbelrassler wirkte auf ihn eloquent oder sympathisch.

Auch darüber schmunzelten sie, nahmen ihre unterschiedlichen Ansichten nicht zu ernst, schließlich waren sie kaum ein paar Tage wieder zusammen, ihnen beiden war bewusst, dass sie in so kurzer Zeit noch nicht alle neuen und alten Facetten ihrer Freunde kennen konnten.

Doch das war genau der Grund, warum Sanji dieses Gespräch so genoss.

Früher war Robin oft zu ihm in die Küche gekommen, um ihn zu helfen oder einfach nur für einen kleinen Plausch, und oft hatten sie über vergangene Ereignisse und bevorstehende Abenteuer gesprochen, manchmal hatten sie sich dabei auch über ihre Crewmitglieder unterhalten und nicht selten über Dinge diskutiert, die sie vermutlich nichts angingen, aber oft hatten gerade diese Gespräche Sanji geholfen, den ein oder anderen aus ihrer Crew zu verstehen – auch wenn Robins Versuche, ihm die Gedankengänge der Moosbirne näher zu bringen, eher erfolglos geblieben waren – und so manchen Abend hatten sie auch die eine oder andere Erkenntnis erlangt, genau aus diesem Grund liebte Sanji ihre gemeinsamen Gespräche, während er kochte. Selbst an dem Abend, an dem sie alle gefangen genommen worden waren, hatten sie gemeinsam in der Küche alles für eine Feier vorbereitet, die sie nie gefeiert hatten.

Für einen Moment dachte Sanji an diesen ersten Morgen danach zurück, als er in der Kombüse am Tisch gehockt hatte, kein Auge zugemacht hatte, nachdem Chopper seine Wunden versorgt hatte und dann sein Blick auf den Backofen gefallen war, in dem die kläglichen Überreste eines kläglichen Kuchens vor sich hingeschimmelt hatten.

Kopfschüttelnd entschied Sanji, solche Erinnerungen zu ignorieren, und fuhr damit fort die Kartoffeln zu zerstampfen, doch dann zerbarst der Griff zwischen seinen Fingern. Für einen Moment sahen er und Robin sich an.

„Sag es nicht“, murmelte Sanji und hob den Stampfer aus dem Brei, „es ist nur Materialermüdung.“

„Habe ich etwas anderes behauptet?“, fragte sie, doch er konnte ihr das Grinsen anhören, während er den kaputten Stampfer sauber machte und zur Seite legte. Wenn er Glück hatte, würde Lysop ihn über Nacht reparieren.

Als er sich wieder umwandte, konnte er ihren Blick spüren, auch sie dachte ganz offensichtlich an jenen Abend zurück, als Sanji das letzte Mal in dieser Kombüse ein Küchenutensil zerbrochen hatte.

„Und doch scheinst du dir auch heute wieder ungewöhnlich viele Gedanken um unseren Schwertkämpfer zu machen.“ Sie setzt ihre Tasse auf dem Tresen ab. „Wobei du auch schon die vergangenen Tage recht aufmerksam wirktest.“

Er versuchte noch nicht einmal, dies zu leugnen.

„Kannst du es mir verübeln? Dir ist doch mit Sicherheit auch bewusst, dass an seiner Geschichte irgendetwas… was rede ich überhaupt? Es gibt keine Geschichte an der etwas faul sein könnte. Es gibt gar keine Geschichte! Er hat überhaupt nichts gesagt, sich nicht einmal die Mühe gemacht, uns zu erklären, was passiert ist.“ Seufzend rieb er sich durchs Gesicht. „Es wäre eine Sache, wenn er uns anlügen würde, weißt du. Das könnte ich vielleicht sogar noch verstehen, könnte verstehen, dass er uns nicht alles erzählen will. Aber es kotzt mich an, wie er einfach komplett ignoriert, was wir denken müssen und einfach so tut, als wäre die G6 nie passiert.“

Er schüttelte den Kopf und wandte sich Robin zu, die ihn ehrlich anlächelte.

„Natürlich mache ich mir Sorgen“, gestand er ihr dann tatsächlich ein. „Du weißt genau, worüber wir uns das letzte Mal hier unterhalten haben, damals nach Thriller Bark. Ich habe dir gesagt, dass sein rücksichtsloses Handeln irgendwann schlimme Folgen haben würde, und ich hatte Recht! Wenn uns die G6 eines gelehrt hat, dann, dass… Ich weiß nicht, wie er überlebt hat, aber ich bin nicht bereit, dass er so weiter macht, wie bisher, und wir noch einmal in eine solche Situation kommen.“

Ich muss mit ihm reden. Das ist meine Aufgabe. Es ist jetzt meine Aufgabe.

Ruffy, Zorro ist tot!

Willst du es einfach nicht begreifen? Er kommt nicht wieder!

Zorro ist tot, er ist für uns alle gestorben. Es ist vorbei!

Ruffy sieht es nicht ein. Das ist schon schwer genug und mit seinem Gerede verunsichert er die anderen. Vor allem für Chopper ist das total furchtbar. Aber wenn ihr jetzt auch noch damit anfangt, das schaffe ich nicht!

Robin, Sanji. Ich verstehe euch, so wie ich auch die anderen verstehe. Aber Nami hat Recht. Zorro ist mit absoluter Sicherheit gestorben.

Ich glaube, er wusste, dass er seinen Wunden über kurz oder lang erliegen würde, und wollte unserem jungen Arzt nicht die Verantwortung geben, ein unabwendbares Schicksal zu verhindern. Chopper sollte nicht erneut die Last tragen müssen, einen ihm wichtigen Menschen nicht retten zu können.

Es war meine Schuld, Sanji.

„Nein, ich will nicht, dass wir je wieder so etwas durchmachen müssen.“

„Und du glaubst, dass es der richtige Weg ist, ihn zu überwachen, wie eine inaktive Bombe, nur für den Fall, dass sie doch explodieren könnte?“ Überrascht sah er auf, als er für eine Sekunde von der Vergangenheit eingeholt worden war. Robin zeigte immer noch ihr halbes Lächeln. „Ich glaube nicht, dass Zorro nicht mit uns redet, um uns leiden zu lassen. Ich denke, er hat seine Gründe und wir müssen ihm einfach vertrauen.“

Sanji holte tief Luft, als die Wahrheit ihn übermannte. Kopfschüttelnd wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Er wünschte, das Problem wäre, dass Robin Unrecht hätte, dass er ihren Worten widersprechen könnte, aber das war nicht der Fall. Sie hatte Recht, sie hatte wohl wirklich Recht.

„Du stimmst mir nicht zu, Sanji?“

Er biss sich nur auf die Unterlippe, als seine Augenwinkel unerwartet brannten. Für einen Moment hatte er die Hoffnung, dass Robin nicht nachfragen würde, aber natürlich wusste er, dass sie viel zu neugierig war – oder vielleicht auch besorgt – um ihn jetzt in Ruhe zu lassen.

„Warum willst du unbedingt die Wahrheit wissen, Sanji? Einfach nur der Wahrheit willen oder weil du ihm nicht mehr vertraust.“

Er reagierte nicht, sondern kämpfte gegen die Tränen an, als sie die Wahrheit mühelos aussprach. Er wollte es sich nicht eingestehen, wollte diese Zweifel ignorieren, wollte behaupten, dass er sich einfach nur um den anderen und um die Crew sorgte, aber die Wahrheit war nun mal…

„Nein, ich vertraue ihm nicht mehr.“ Tief atmete er ein und wandte sich ihr endlich zu, während sie ihn einfach nur ansah. „Und wie könnte ich noch? Wie könnte ich ihm noch vertrauen nach alledem, was er getan hat? Nach alledem, was passiert ist? Wenn er nicht mal bereit ist, uns die Wahrheit zu sagen? Wie soll ich ihm da noch vertrauen?“

„Weil er zurückgekommen ist? Weil er trotz allem zurückgekommen ist?“

„Und wofür?“ Er schüttelte den Kopf. „Um sich bei der nächstbesten Gelegenheit wieder für einen von uns zu opfern? Um wieder mal die ganze Last allein zu schultern? Um so zu tun, als hätte er alles im Griff, anstatt einfach mal einen von uns um Hilfe zu bitten.“

Er rieb sich die Augen, verbannte jegliche Tränen, die ihn hatten bezwingen wollen.

„Ich dachte immer, dass er wüsste, wo seine Grenzen liegen“, flüsterte er schließlich. „Ich habe immer darauf vertraut, dass er auf sich aufpasst, dass er sich schon melden würde, sobald er an seine Grenzen kommt, aber das hat er nicht. Bei keinem unserer Kämpfe war er bereit, uns zu vertrauen, hat immer alles auf eigene Faust erledigt.“

„Aber…“

„Nein, Robin. Du weißt nicht, was damals mit Bartholomäus Bär passiert ist, aber glaub mir, schon damals hat er sich einen Dreck um sich selbst geschert, Hauptsache er konnte uns beschützen. Genau den gleichen Scheiß hat er in der G6 abgezogen. Er hätte uns doch einfach seinen Plan erzählen können. Er hätte doch einfach die Wahrheit sagen können.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, selbst wenn diese Wunde so schlimm gewesen wäre, dass er sie nicht hätte überleben können – was ja ganz offensichtlich nicht der Fall war, sonst würde er ja nicht wie ein Vollidiot gerade da oben im Ausguck trainieren – er hätte es mir sagen können. Er hätte mir sagen können, dass wir uns selbst rausholen müssen und dass er es nicht mehr packen würde. Aber das hat er nicht und ich verstehe einfach nicht, warum. Ich verstehe nicht, warum er mir nichts gesagt hat, obwohl wir doch Kameraden sind. Es ist, als hätte er mich verraten.“

Seufzend nahm er seine Arbeit wieder auf und ignorierte Robins klare Augen.

„Zorro ist immer derjenige, der so große Reden schwingt, von wegen, dass Ruffy der Kapitän ist, von Loyalität und dem ganzen Scheiß, aber Zorro selbst vertraut uns letzten Endes nicht. Er vertraut keinem von uns genug, noch nicht mal, um uns zu sagen, wie er überlebt hat.“

„Vielleicht hat er ja seine Gründe, warum er es uns nicht sagen kann, warum er uns diesbezüglich nicht vertrauen kann.“

Diesbezüglich?“ Er sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Wenn es nur eine Kleinigkeit oder irgendetwas total intimes wäre, würde ich nichts sagen, Robin, aber er verrät uns nichts, überhaupt nichts. Weißt du etwas über seine Vergangenheit, seine Kindheit? Er hat uns noch nicht mal gesagt, wann er Geburtstag hat. Er hat mir noch nicht mal gesagt, dass er dabei war, sich einen Plan auszudenken, während wir Tag um Tag in dieser verdammten Zelle hockten und auf unser Urteil gewartet haben. Verdammt nochmal, er hat uns einen verdammten Samurai als Boten vorbeigeschickt und seine Nachricht war nur für Ruffy. Warum durfte die bezaubernde Lady Loreen nicht uns allen sagen, was passiert war? Warum ist Zorro nicht selbst gekommen?“

Robin erhob sich und brachte ihre Tasse zur Spüle, während Sanji weiter vor sich hin grummelte.

„Nein, ich zweifle keine Sekunde daran, dass Zorro alles was ihm lieb und heilig ist für Ruffy aufgeben würde. Ich würde ihm unser aller Leben anvertrauen, Robin, wirklich, aber ich vertraue ihm nicht mehr, nicht mehr so wie früher. Damals hätte ich nie gezweifelt, dass er zurückkommen würde, aber wie kann ich ihm jetzt noch vertrauen, wenn er keinem von uns vertraut.“ Sie wollte etwas erwidern, doch er sprach weiter: „Und jetzt sag nicht wieder diesbezüglich. Entweder man vertraut oder man vertraut nicht. Man kann sich nicht nur in den Bereichen vertrauen, die einem passen, sich nur die Rosinen rauspicken. Entweder man vertraut oder nicht und Zorro vertraut uns nicht, Punkt.“

Er sah sie an.

„Oder hat er dir etwas gesagt? Er muss es ja noch nicht mal mir sagen, aber mit wem sonst würde er über so etwas reden? Chopper? Mit Sicherheit nicht. Nami? Sie würde ihm den Kopf abreißen. Oder sagst du, dass er dir vertraut? Hat er dir die Wahrheit gesagt? Hat er sich wenigstens dir anvertraut?“

Er fragte sie ganz unverhohlen, erlaubte ihr nicht, mit ihren klugen Wortspielen seine Frage zu umgehen.

„Nein, hat er nicht“, antwortete sie ebenso unverhohlen und wich seinem Blick nicht aus. „Er hat mir nichts gesagt. Aber das heißt nicht, dass er sich niemandem anvertraut hat. Vielleicht Ruffy, schließlich ist er der Kapitän und wenn, dann ist Zorro ihm die Erklärung schuldig.“

„Ach, das glaubst du doch wohl selbst nicht“, winkte Sanji missmutig ab. „Ruffy interessiert sich für so etwas nicht. Er würde Zorro nie so etwas fragen und der Spinatschädel ist zu beschränkt, um von sich aus etwas zu sagen.“

Ohne, dass er sie darum gebeten hatte oder es auch nur wirklich wollte, begann sie ihm zu helfen.

„Nun gut, du hast also vor, es selbst in die Hand zu nehmen? Wie willst du vorgehen?“

Dass sie nicht mal mehr versuchte, es ihm auszureden, sollte ihn vielleicht aufmuntern, aber Sanji war sich natürlich bewusst, dass sie es nur nicht tat, weil sie wusste, dass er sich von seiner Entscheidung nicht mehr abbringen lassen würde.

„Ich werde ihn zur Rede stellen“, entgegnete er entschlossen. „Ich habe Fragen und verlange Antworten, und die werde ich von ihm einfordern.“

Sie entgegnete nichts, doch ihm entging ihr Blick nicht.

„Natürlich werde ich das nicht tun, wenn andere dabei sein könnten, gerade mit Law,“ versuchte er sie milde zu stimmen. „Mir ist auch klar, wie er tickt, Robin, ich werde ihn nicht zum Reden bekommen, wenn er befürchtet, dass er sich eine Blöße geben muss.“

„Ich glaube nicht, dass du ihn so generell zum Reden bekommen wirst.“ Sie klang nun kühler, während sie sich auf die Aubergine konzentrierte. „So magst du vielleicht deiner Unzufriedenheit über die derzeitige Situation Luft machen können, aber dir ist doch auch bewusst, dass eine solche Vorgehensweise dich bei Zorro nicht zum Ziel führen wird.“

„Es käme auf einen Versuch an“, entgegnete Sanji frustriert. Der Verlauf ihres Gespräches missfiel ihm. Er mochte es, Robin zum Lachen zu bringen und seine Gedanken mit den ihrigen auszutauschen, nahm ihren Rat und ihre Vorschläge meist liebend gerne an, aber gerade ernüchterte ihre Meinung ihn. Nach Nami war sie nun die Zweite, die sein Vorhaben nicht guthieß und wenn er ehrlich war, waren die Meinungen der beiden Damen der Crew diejenigen, die ihm am wichtigsten waren.

„Wenn du dich einem wilden Tier in Angriffshaltung näherst, wirst du damit rechnen müssen, dass es möglicherweise selbst angreift. Wenn du seine Wunden versorgen willst, solltest du dich behutsam nähern, sonst wirst am Ende nur du verletzt.“

„Der Marimo ist kein verdammter Kater, der kratzt, wenn man ihn unvorsichtig hochhebt. Ein paar direkte Worte werden ihn schon nicht verletzten.“

Nun sahen sie einander direkt an.

„Und ich sprach auch nicht davon, dass er verletzt werden würde.“

„Okay“, seufzte er und entschied, auf sie einzugehen, „wie würdest du es denn machen? Wie würdest du eine Hohlbirne, wie den Marimo zum Reden bringen, ohne dass er sich provoziert fühlt?“

Leicht neigte sie den Kopf zur Seite.

„Ich vertraue ihm, Sanji, und ich vertraue darauf, dass er uns die Wahrheit sagen wird, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Aber…“, sprach sie zugleich weiter, als Sanji widersprechen wollte, „… wenn du auch nur die leiseste Chance darauf haben willst, zu ihm durchzudringen, solltest du ihm keine Vorwürfe machen, denn dann wird er abwehrend reagieren.“

„Und was dann?“

Nun schüttelte sie mit einem leisen Lächeln den Kopf.

„Sei doch einfach ehrlich mit ihm. Sag ihm doch einfach, dass du dir Sorgen um ihn machst und nicht weißt, wie es sein kann, dass er nun überhaupt hier ist. Frag ihn, ob er es dir erzählen will oder ob du sonst etwas tun kannst, um ihm zu helfen, selbst wenn er nicht reden will.“ Sie wandte sich ab und begann den Tisch zu decken. „Wenn es dir wirklich um Zorro geht, Sanji, dann wirst du im Zweifel hinnehmen müssen, dass er dir die Wahrheit nicht sagen wird.“

Obwohl Sanji darüber alles andere als glücklich war, sah er ein, dass sie wohl Recht hatte. Natürlich wollte er die Wahrheit wissen, aber viel wichtiger war ihm doch, dass es wieder wie früher werden würde. Er wollte wieder entnervt von der einfältigen Leichtsinnigkeit des anderen sein, mit dieser naiven Sicherheit, dass der andere alles überstehen würde, aber er erinnerte sich sehr genau an das, was Zorro im Labor zu Ruffy empor gerufen hatte. Nichts mehr an Zorro war leichtsinnig oder einfältig und Sanji wollte wissen warum. Er wollte wissen, ob es einen Grund gab, warum Zorro nicht mehr der naive Traumtänzer und Draufgänger von damals war, ob er das verloren hatte, als Sanji geglaubt hatte, ihn verloren zu haben. Sanji wollte wissen, ob er Zorro wieder vertrauen konnte, auf sich selbst aufzupassen, aber mehr noch wollte er wissen, ob Zorro überhaupt sich selbst noch vertraute oder ob das, was damals geschehen war, dessen Selbstvertrauen zerstört hatte.

Sanji wusste, dass er dieses Gespräch nicht innerhalb von fünf Minuten würde führen können, also entschied er, bis nach dem Essen abzuwarten.

Aber während Crewmitglieder und Gäste eintrudelten, musste er feststellen, dass der Säbelrassler eine weitere Unart von früher wiederaufleben ließ; er kam nicht zum Essen. Dieses eine Mal würde Sanji es ihm durchgehen lassen, denn sie hatten so oder so nicht genug Stühle, um allen Anwesenden einen Platz am Essenstisch zu gewähren, also zogen sowohl Sanji als auch Robin und Franky zum Tresen um.

Mit halbem Ohr hörte er den beiden anderen bei ihrem Gespräch zu, während er dem Marimo ein Essenspaket – hauptsächlich viel Reis und Fisch und natürlich eine Flasche Sake – zusammenstellte, in der Hoffnung mit Honig mehr Fliegen fangen zu können, als mit der Peitsche.

Nachdem er sicher war, dass die anderen alle gut versorgt waren und Robin ihm ihren vielsagenden Blick zugeworfen hatte, entschied er, sein Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen und endlich die Wahrheit herauszufinden.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: RuffysKreationen
2021-09-26T08:11:36+00:00 26.09.2021 10:11
Jetzt bin ich sehr gespannt auf das nächste Kapitel!
Robin hat wirklich gute Ratschläge gegeben, ich hoffe, Sanji beherzigt sie, sonst endet es gleich im Streit :'D
Antwort von:  Sharry
15.10.2021 14:26
Danke für deinen lieben Kommi, auch wenn deine Befürchtungen wahr wurden ;-)


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