Zum Inhalt der Seite

Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Samstag euch allen,

es freut mich total, dass einige von euch diese Fic gefunden haben und ich wünsche euch allen ganz viel Spaß ;-)

Vielen lieben Dank für eure lieben Worte und bis nächste Woche, eure Sharry^^ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1 - Argwohn

Kapitel 1 – Argwohn

 

-Sanji-

„Und Prost!“

Ausgelassen feierten sie. Wie immer, wenn die Strohhüte eine Party schmissen. Selbst zwei ganze Jahre hatten zumindest daran nichts geändert, selbst nach zwei Jahren feierten sie immer noch genauso wie früher, vielleicht war es sogar noch schöner, vielleicht aber auch nur, weil das letzte Mal bereits so lange her war.

Sanji jedenfalls konnte sich nicht beschweren, während er den schönen Meerjungfrauen und Fischfrauen frönte und deren herzliche Gastfreundschaft genoss.

Erst am Morgen hatten sie wieder zueinandergefunden. Es war kaum ein Tag vergangen und doch war schon unglaublich viel passiert. Ein Abenteuer würde Ruffy es nennen, der ganze normale Alltag der Strohhutbande jeder sonst. Am Morgen erst hatten sie sich wieder getroffen, waren in die Tiefen der See hinabgesunken, waren beinahe von Tiefseeungeheuern verschluckt oder von Wassermassen zerdrückt worden. Sie hatten die Fischmenscheninsel erreicht und waren wie Freunde und wie Feinde behandelt worden, waren in eine Schlacht hineingezogen worden, welche sie schließlich gewonnen hatten. Innerhalb kaum eines Tages hatten sie genug erlebt, um ganze Geschichten schreiben zu können.

Nun waren sie hier, hier unten auf dem Grund des Meeres, unter Fremden, die ihnen bereits wie Freunde waren, und feierten mit ihnen im Ryuuguu-Palast ihren Sieg über die Fischmenschenpiratenbande.

Eigentlich war alles perfekt. Die Stimmung könnte nicht besser sein, das Essen nicht schmackhafter, die Frauen nicht schöner. Eigentlich war dies die perfekte Feier, um ihre Wiedervereinigung zu feiern. Eigentlich könnte Sanji nicht glücklicher sein, umgeben von den Schönheiten dieser Insel, seine Freunde, die er nach zwei langen, furchtbaren Jahren endlich wiedergesehen hatte, immer im Blick, alle fröhlich, alle wohlauf.

Aber uneigentlich war da dieses unterschwellige Unbehagen und er wusste genau, warum dieses beklemmende Gefühl in der Magengegend ihn nicht in Ruhe ließ, ganz gleich wie viele Zigaretten er rauchte, ganz gleich wie sehr die entzückenden Damen mit ihm flirteten, ganz gleich wie glücklich er war wieder bei seinen Freunden zu sein.

Der Grund seines Missmuts saß nicht weit entfernt von ihn, umgeben von anderen Alkoholikern, und ignorierte ihn gekonnt: Lorenor Zorro.

Natürlich, Sanji sollte glücklich sein, dass Zorro wieder da war. Er sollte glücklich sein, dass Zorro trotz allem wieder da war, zurückgekehrt war wie sie alle, wohlauf war wie sie alle.

Aber die Wahrheit war, Sanji war es nicht. Natürlich war er dankbar, dass Zorro noch lebte. Auch wenn er dem anderen gerne schonmal die schlimmsten Flüche an den Hals wünschte, so waren diese doch nie ernst gemeint. Nie hätte er gewollt, dass Zorro tatsächlich etwas zustoßen würde.

Doch das war genau das Problem. Zorro war etwas zugestoßen. Auch wenn er nun dort saß und seinen gefühlt zehnten Bierkrug leerte und laut nach mehr verlangte, so wusste Sanji doch ganz genau, dass er unmöglich wohlauf sein konnte, als wäre er nicht mehr als ein Wunschbild, eine fleischgewordene Illusion, die verschwinden würde, sobald Sanji kurz blinzelte.

Damals, vor zwei Jahren, auf der Marinebasis G6 der Senichi-Inseln, Sanji war da gewesen, er hatte die Wunden gesehen, Zorros Blick gesehen. Selbst jetzt noch hatte Sanji Albträume von dieser Nacht, vom Ausbruch, vom Feuer und den schreienden Menschen. Selbst jetzt noch träumte er von diesem traurigen Lächeln, den eigenen schmerzenden Gliedern und diesen Worten.

Lebe, Sanji!

Der Wein schmeckte plötzlich schal.

Jetzt bist du an der Reihe. Beschütze sie!

In den letzten zwei Jahren war kein Tag vergangen, an dem er diese Worte hatte vergessen können. Keine einzige Nacht war vergangen, in der er sie nicht gehört hatte.

Vertraust du mir?

Oh ja, er hatte Zorro vertraut, hatte ihm bis zum Ende vertraut. Sanji hatte darauf vertraut, dass Zorro doch einen Weg finden würde, um sie alle vor dem sicheren Tod zu retten und Zorro… er hatte genau das getan. Er hatte sie alle aus der Hochburg Senichis befreit, jeden einzelnen von ihnen. Selbst Sanji, der sich geweigert hatte mit den anderen zu fliehen und Zorro hatte helfen wollen die Soldaten aufzuhalten.

Es war nicht mehr als eine Ahnung gewesen, eine Befürchtung. Selbst heute erinnerte er sich noch an den Moment als er mit Zorro, Nami und Lysop den Innenhof der Festung entlanggerannt war. Er erinnerte sich an die Bleiche des Schwertkämpfers, die Schweißtropfen, die zusammengepressten Lippen, erinnerte sich an das Blut, welches durch Verband und Marineuniform durchgesickert war. Sanji war zurückgeblieben, weil er gewusst hatte, dass Zorro schwer verletzt gewesen war und Sanji nicht vorgehabt hatte, den anderen zu verlieren.

Dennoch hatte er nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass Zorro sie da noch irgendwie würde rausholen können, selbst als Zorro die Burg in Brand gesetzt hatte, in einer unglaublichen, sich schnell ausbreitenden Explosion aus Flammen, ohne, dass sie einen Fluchtweg gehabt hatten.

Sanji erinnerte sich an die Hitze, die Schreie, die Schmerzen, als er mit dem anderen den Turm hoch geflohen war und die Steine durch die gleißende Feuerbrunst regelrecht unter seinen Füßen weggesprengt worden waren. Selbst da hatte er noch nicht gezweifelt, obwohl ihre Flucht in einer Sackgasse geendet hatte.

Er erinnerte sich an das Meer aus Flammen, in dem all diese Soldaten qualvoll ihr Leben gelassen hatten. Er erinnerte sich daran, wie Zorro ihn fast schon den Turm hochgezehrt hatte, wie sie von den Flammen eingeschlossen gewesen waren und Sanji eigentlich schon akzeptiert hatte, dass dies ihr Ende hätte sein sollen. Es waren keine Zweifel gewesen, sondern schlichte Akzeptanz.

Vertraust du mir?

Doch diese Worte waren genug gewesen, damit er Zorro geglaubt hatte, dass dieser doch noch sie beide würde retten können, sie beide vor den Flammen würde bewahren können.

Er erinnerte sich an den Schemen der Thousand Sunny im nicht weit entfernten Wasser und dass er darüber nachgedacht hatte, wie sie beide sicher dorthin entkommen würden, trotz ihrer Verletzungen, trotz Zorros Verletzungen.

Aber Zorro hatte nie vorgehabt sie beide zu retten.

Jetzt bist du dran. Beschütze sie!

Als er Sanjis Arm gegriffen und ihn wild durch die Luft geschleudert hatte, war Sanji dessen abstruser, aberwitziger Plan bewusst geworden. Er mochte Sanji versprochen haben, dass er alle rausholen würde, alle retten würde, aber dabei hatte er wohl nicht mal eine Sekunde an sich gedacht.

Lebe, Sanji!

Zorro hatte sie alle gerettet, jeden einzelnen von ihnen vor der Verurteilung der Marine bewahrt, nachdem sie alle von Vizeadmiral Hakkai gefangen genommen worden waren. Er hatte sich einen Fluchtplan überlegt und ihn auf eigene Faust in die Tat umgesetzt, ohne auch nur einen von ihnen einzuweihen, ohne auch nur Sanji einzuweihen. Er hatte sie alle gerettet und nicht einen Moment darüber nachgedacht sich selbst zu retten und Sanji wusste mittlerweile auch genau warum.

Nächte hatte er wachgelegen, war den Albträumen aus dem Weg gegangen, hatte sich den Selbstzweifeln, der Schuld und der Trauer ergeben, doch irgendwann hatte er verstanden, warum Zorro so gehandelt hatte, was seine Worte und Taten bedeutet hatten.

Zorro hatte nie vorgehabt zu überleben.

Je länger Sanji darüber nachgedacht hatte, desto mehr hatte er es begriffen. Er wusste von der schlimmen Verletzung, die Zorro von seinem Kampf gegen die Marinesoldaten davongetragen hatte – von irgendeinem Schwertkämpfer der Marine, dessen Name Sanji bereits vergessen hatte – und von der schlechten Behandlung, die die Ärzte der Marine dem anderen hatten zukommen lassen.

Er erinnerte sich daran, als Zorro und er aus ihrer Zelle geflohen waren und sich in einer Umkleide als Marinesoldaten verkleidet hatten. Er erinnerte sich an die klaffende Wunde, welche die komplette Seite des anderen aufgerissen hatte, vom Brustkorb hinunter bis zur Hüfte, aufgeplatzte Nähte schlechter medizinischer Versorgung, wild wucherndes und eiterndes Fleisch, verklumptes und geronnenes Blut, die dunkel verfärbte Haut, der ausgemergelte Körper.

Das war der Grund gewesen, warum er Sanji seine Lebensaufgabe übergeben hatte. Zorro hatte entschieden lieber im Kampf zu fallen als mit ihnen zu überleben und sein unvermeidbares Schicksal Chopper aufzubürden.

Beschütze sie!

Sanji hatte es immer schon gewusst, schon seit er den anderen kannte. Zorro trat zwar gerne kalt und ungehobelt auf, so als würden die anderen ihn nicht einen feuchten Dreck interessieren, aber nie hatte er gezögert, um einen jeden von ihnen zu beschützen, zu retten.

Immer und immer wieder hatte er sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt und Sanji hatte es aus nächster Nähe erfahren, hatte auf Thriller Bark erfahren, wie weit Zorro gehen würde, um sie alle zu beschützen.

Sanji war sich ganz sicher gewesen, dass Zorro ihm diese Aufgabe übertragen hatte, weil er gewusst hatte, dass er selbst dazu nicht mehr in der Lage sein würde, hatte ihm diese erdrückende Verantwortung aufgebürdet das zu tun, an der selbst Zorro gescheitert war.

Natürlich hatte Sanji auch immer schon die Schwächeren der Crew beschützt, die beiden Damen aus tiefster Inbrunst, aber halt auch die anderen. Aber um Ruffy und Zorro hatte er sich nie Sorgen machen müssen. Er hatte immer gewusst, wie stark die beiden waren, hatte sie nie beschützen brauchen.

Damals auf Thriller Bark hatte er das erste Mal gedacht, dass auch die beiden ihre Grenzen hatten, aber wieder hatte Zorro ihn eines Besseren belehrt, hatte wieder mal Sanjis Vorstellungskraft gesprengt und obwohl Zorros Stärke ihn hätte beruhigen sollen, war es anders gewesen. Sanji hatte sich gesorgt, aber hatte es sich selbst nicht eingestehen wollen. Er hatte sich nicht eingestehen wollen, dass jemand wie Zorro, jemand wie Ruffy, dass selbst sie ihre Grenzen haben könnten.

Doch selbst Zorro hatte versagt, selbst er hatte es am Ende nicht geschafft, hatte sie gerettet und sich selbst verloren, sie alle verloren.

Beschütze sie! Aber werde kein Monster!

Sanji wusste es nicht, er wusste nicht, was genau Zorro ihn damit hatte sagen wollen, aber was auch immer es gewesen war, Sanji hatte es nicht erfüllt. Nach der G6 waren sie in genau zwei gefährliche Situation geraten. Die erste auf irgendeiner Insel nahe der Red Line hatten sie nur überstanden, weil sie unerwartete Hilfe vom Samurai Falkenauge erhalten hatten.

Die zweite hatten sie nicht überstanden.

Sanji hatte versagt, er war nicht in der Lage gewesen seine Crew und seinen Kapitän zu beschützen. Weder auf jener Insel noch auf dem Sabaody Archipel war er der Aufgabe, die Zorro ihm überlassen hatte, gerecht geworden. Er war schuld, dass sie verloren hatten, weil er zu schwach gewesen war, weil er nicht in der Lage gewesen war diesen einen Schritt mehr zu gehen, so wie Zorro es immer getan hatte.

Aber das war genau das Problem.

Sanji hatte verstanden, warum Zorro ihm diese Aufgabe übertragen hatte – ganz abgesehen davon, dass Sanji kläglich gescheitert war – warum Zorro selbst diese Aufgabe nicht mehr hatte ausführen können.

Er hatte die Wunde gesehen, dem anderen die Schmerzen angesehen und nachdem die halbe Burg unter ihnen explodiert war, hatte der andere kaum noch stehen können. Ganz gleich wie stark selbst Zorro war, Sanji hatte gewusst, dass er diese Verletzungen nicht hatte überleben können, auf lange Sicht nicht hatte überleben können.

Außerdem…

Aber werde kein Monster!

Zorro hatte Sanji gerettet, hatte ihn durch die Flammen, die den Turm eingeschlossen hatten, hindurchgeworfen, ins kühle Meer, wo ihn die anderen aufgesammelt hatten, aufs Schiff gezogen hatten.

Aber Zorro…

Das kannst du nicht tun! Das kannst du doch nicht tun!

Sanji erinnerte sich an das groteske Bild der von Flammen verzehrten Marinebasis, erinnerte sich an den vom Feuer entstellten Schatten des brennenden Turmes, erinnerte sich an die kaum auszumachende Figur zwischen den Flammen, die Faust zum Himmel gestreckt, als ewiges Zeichen der Freundschaft, und dann war der Turm in sich zusammengefallen, von Flammen zerstört, und so war auch Zorro gefallen, begraben unter den Trümmern der Marinebasis.

Ja, Sanji erinnerte sich noch genau an jenen Tag vor über zwei Jahren, und er wusste genau, was er gesehen hatte. Zorro war gestorben, an jenem Tag eindeutig gestorben.

Trotzdem – und das wollte Sanji einfach nicht in den Kopf – trotz allem, was damals geschehen war, saß der andere nun da, trank literweise Bier und freute sich seines Lebens, obwohl genau das unmöglich war!

Sanji verstand nicht wie die anderen das einfach ignorieren konnten, einfach so tun konnten als wäre die G6 nie passiert, als hätten sie Zorro nie verloren, als wäre er verdammt noch mal nicht gestorben.

Wie konnte es sein, wie konnte es verdammt nochmal sein, dass Zorro nun so ganz unbekümmert da saß, augenscheinlich keinen Kratzer von damals davon getragen hatte, nicht mal eine kleine Verbrennung, nicht mal eine Narbe der riesigen Wunde, die der andere einfach nicht überlebt haben konnte?

Aber nein, niemand der Crew fragte nach, niemand der anderen schien überrascht. Sie alle taten so, als wäre es doch logisch gewesen, dass Zorro damals nicht mit dem flammenden Turm gefallen wäre, als wäre es logisch gewesen, dass Zorro bei so etwas natürlich nicht draufgehen würde.

Dabei hatten sie doch alle damals genauso getrauert wie Sanji. Damals waren sie der G6 zwar entkommen, aber sie alle hatten unter dem Verlust gelitten. Während ihre Wunden in den Tagen danach verheilt waren, so war der Schmerz doch geblieben.

Sanji erinnerte sich an die qualvollen Stunden, wenn er nachts Chopper wimmern gehört hatte, dieser sich aber nicht getraut hatte in eine andere Koje zu gehen, denn die, die er sonst aufgesucht hätte, war leer gewesen. Er erinnerte sich an die späten Abende, die er schweigsam mit Nami oder Robin in der Kombüse verbracht hatte, wenn keiner von ihnen gewusst hatte, was noch zu sagen war. Er erinnerte sich an Brooks tröstliche Worte, die es Sanji nur noch schwerer gemacht hatten.

Sie alle hatten getrauert, alle außer Ruffy. Es stimmte schon, Ruffy war während ihrer Flucht ohnmächtig gewesen, schwer verwundet durch Vizeadmiral Hakkai, war erst Tage danach aufgewacht und Sanji war derjenige gewesen, der ihm die Wahrheit hatte sagen müssen.

Auch daran erinnerte er sich. Er erinnerte sich daran, wie er Ruffy die furchtbare Wahrheit hatte sagen müssen, wie sie vernichtend geschlagen worden waren, gefangen genommen worden waren, wie Zorro sie alle befreit hatte und am Ende…

Ruffy, Zorro ist tot.

Er erinnerte sich an die Schreie des anderen, an dessen Tränen, an dessen Qualen und dann, kaum einen Tag später hatte Ruffy entschieden, dass das was Sanji am eigenen Leib erlebt hatte, nicht passiert war. Mit einem naiven Lächeln hatte er schlichtweg behauptet – wider besseren Wissens darauf bestanden – dass Zorro überlebt hätte.

Sanji erinnerte sich an diese Tage, an die immer wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit seinem Kapitän, die Verzweiflung und Verwirrung der anderen, an irrationale Hoffnungen und Schuldzuweisungen, die sie nur noch mehr geschwächt hatten.

Irgendwann hatte Sanji entschieden, Ruffy seine Illusion zu lassen, wissend, dass auch dieser irgendwann aufwachen würde, und hatte die Wahrheit akzeptiert. An jenem Tag, als Zorros Steckbrief aufgehoben worden war, hatte Sanji akzeptiert – akzeptieren müssen - dass Zorro nicht zurückkommen würde und dass es von diesem Zeitpunkt an in Sanjis Verantwortung gelegen hatte, die Crew und den Kapitän zu beschützen.

Doch bereits bei seiner ersten Bewährungsprobe kaum einen Monat nachdem sie Zorro verloren hatten, hatte Sanji versagt.

Es war ihr erster Landgang seit… seit jenem Tag gewesen, an dem sie alle hatten feiern wollen, an dem sie alle einen ganz besonderen Tag hatten feiern wollen, und Sanji war unaufmerksam gewesen. Während Ruffy nicht einen Moment an Zorro gezweifelt hatte, war Sanji an jenem Tag erneut seinen Schuldgefühlen verfallen, hatte nicht mal bemerkt, dass sie in einen Hinterhalt geraten waren, dass die Marine nur auf sie gewartet hatte.

Noch immer konnte Sanji kaum mehr als erahnen warum ausgerechnet Falkenauge und dessen bezaubernde Verlobte plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht waren und ihnen geholfen hatten. Erst nachdem sie dem Hinterhalt entkommen waren hatten sie bemerkt, wer ihnen da zur Hilfe gekommen war und Sanji hatte befürchtet, dass nach Bartholomäus Bär nun der nächste Samurai nach ihnen geschickt worden war, um das zu vollenden was Bär nicht getan hatte, um Ruffy zu holen.

Verzweifelt und wohl bewusst, dass er diesen Kampf nicht hatte gewinnen können, hatte Sanji Falkenauge angegriffen, wollte nicht noch einmal zögern, um seinen Kapitän zu beschützen, wollte diesen einen Schritt mehr gehen, ganz gleich was er bedeutet hätte.

Wirf dein Leben nicht leichtfertig weg.

Die Verlobte Falkenauges, Lady Loreen, hatte ihn aufgehalten, zu Boden geworfen, bereit ihn jederzeit zu töten, als wäre es das einfachste der Welt gewesen und ihr Blick… Sanji wollte sich an diese Augen erinnern, aber alles woran er sich erinnern konnte war, dass sie eine Schönheit sondergleichen gewesen war, eine einzige Naturgewalt eingezwängt in einem grazilen Körper.

Er hatte keine Ahnung, warum sie und Falkenauge entschieden hatten ihnen zu helfen, aber er wusste, dass es ihm in diesem Moment alles egal gewesen war, als sie über ihm gehockt hatte und er Opfer ihrer Leidenschaft gewesen war.

Wenn er so darüber nachdachte fragte er sich auch, woher Ruffy sie kannte, schließlich hatte sie nur mit ihm reden wollen, schließlich hatte er sie einfach in den Arm genommen als sie plötzlich seinen Namen geschrien und bitterlich zu weinen angefangen hatte.

Sanji hatte damals vermutet, dass sie vielleicht Zorros Schwester hätte sein können, die Ruffy über den Weg gelaufen war, bevor der Rest von ihnen der Crew beigetreten war. Aber diesen Gedanken hatte er schnell wieder verbannt. Bis auf die Haarfarbe und dass sie beide wohl mit dem Schwert umzugehen wussten, hatte keine Verbindung zwischen der bezaubernden Lady Loreen und dem griesgrämigen Lorenor Zorro bestanden.

Aber was auch immer sie Ruffy gesagt hatte, als Ruffy sie alle weggeschickt und sich allein mit der bezaubernden Lady Loreen und dem Samurai Falkenauge unterhalten hatte, es hatte ausgereicht damit Ruffy ihr Zorros Schwerter gegeben hatte.

Entgegen Sanjis Proteste hatte Ruffy sie ihr einfach mitgegeben, mit den Worten, dass Zorro sie brauchen würde und dass Zorro noch leben würde. Doch das schlimmste an jenem Moment war gewesen, dass die Worte einer Fremden und eines Samurais, der Zorro einst beinahe getötet hatte, ausgereicht hatten, um die Crew zu überzeugen, sie alle zu überzeugen.

Ruffy hatte es ja eh die ganze Zeit behauptet, aber plötzlich war es für alle ganz offensichtlich gewesen, dass Zorro ja wohl doch überlebt haben musste und irgendwann zu ihnen zurückkehren würde; selbst die kluge Robin hatte es geglaubt. Sie alle hatten Logik und Verstand ignoriert, hatten ignoriert was sie mit eigenen Augen gesehen hatten, aber nicht Sanji. Es hatte weh getan, verdammt noch mal er hatte die schlimmsten Qualen erlitten seit seiner Kindheit, denn er hatte sich dieser hoffnungslosen Hoffnung nicht hingeben wollen, hatte das getan, was Zorro von ihm erwartet hätte.

Während sie alle fröhlich auf den Tag von Zorros Rückkehr gewartet hatten, hatte Sanji auf den Tag gewartet, an dem sie die Wahrheit einholen würde und er derjenige sein musste, der ihnen dann Halt geben musste.

Und die Wahrheit hatte sie eingeholt, aber eine ganz andere, eine fast noch brutalere. Einen guten Monat nachdem sie bereits eines der stärksten Crewmitglieder an den übermächtigen Feind verloren hatten, hatte dieser Feind ihnen gezeigt, wie unbezwingbar die Kluft zwischen ihnen doch war.

Auf dem Sabadoy Archipel waren sie vernichtend geschlagen worden, Sanji hatte versagt, hatte kein einziges Crewmitglied beschützen können, seinen Käpt’n nicht beschützen können, und er fragte sich was Zorro wohl getan hätte, wenn er da gewesen wäre, ob sie es dann geschafft hätten.

Aber er war nicht aufgetaucht, um ihnen zu helfen, um sie zu retten, und deshalb hatte Sanji gewusst, dass die bezaubernde Lady Loreen und Falkenauge gelogen hatten, vermutlich nur, um an Zorros wertvolle Schwerter zu kommen. Zorro war nicht gekommen, so wie er früher immer rechtzeitig gekommen war, um sie zu beschützen, daher hatte Sanji gewusst, dass Ruffy Unrecht gehabt hatte. Hätte Zorro noch gelebt, dann wäre er gekommen, daher war die Wahrheit unausweichlich gewesen, Zorro war gestorben, wie Sanji es von Anfang an gewusst hatte.

Zwei Jahre lang hatte Sanji Zeit gehabt, um den Tod des anderen und seine neue Aufgabe zu akzeptieren, um stark genug zu werden, um ihr gerecht werden zu können. Er war durch die Hölle gegangen, doch sie hatte nicht mit seinen inneren Qualen mithalten können und seiner eigenen Verachtung.

Denn trotz allem, obwohl Sanji wusste, was seine neue Aufgabe von ihm verlangte, er war nicht in der Lage gewesen diesen einen Schritt mehr zu gehen.

Lebe, Sanji!

Beschütze sie!

Aber werde kein Monster!

Er hatte trainiert, hatte alles gelernt, was er hatte lernen können und noch mehr. War ein hervorragender Koch und ein noch besserer Kämpfer geworden, um das zu tun was er tun musste. Aber er war nicht in der Lage gewesen, diesen einen Schritt mehr zu gehen. Diese Worte verriegelten wie ein Fluchsiegel den dunkelsten Ort in Sanjis Seele und er wagte es nicht sie abzureißen und das Monster dahinter zum Vorschein kommen zu lassen. Warum sonst hätte Zorro ihn damals davor gewarnt?

Wirf dein Leben nicht leichtfertig weg.

Vielleicht hatte er Zorros Worte damals falsch verstanden, er wusste es nicht, aber Lady Loreens Worte waren eindeutig gewesen. Diesen Schritt mehr zu gehen würde bedeuten die Siegel zu durchbrechen und womöglich würde es ihn sein Leben kosten und dann wäre er auch nicht mehr in der Lage gewesen Zorros Aufgabe zu erfüllen.

Zwei Jahre lang hatte Sanji Zeit gehabt Zorros Tod zu akzeptieren, was er auch getan hatte, womit er sich auch abgefunden hatte, und trotzdem, trotzdem, war da diese leise Stimme in seinen Kopf gewesen, die ihn hatte zweifeln lassen, der er aber nie zugehört hatte. Hätte er ihr zugehört, wäre er zerbrochen, hätte die Dunkelheit seines Herzens ihn verschlungen.

Doch dann, nur vor wenigen Stunden, war er endlich auf dem Sabaody Archipel eingetroffen, nach zwei langen Jahren, und hatte erfahren, dass Ruffy von Anfang an Recht gehabt hatte, dass Sanji sich geirrt hatte, dass er sich geirrt hatte, obwohl er die Wahrheit doch mit eigenen Augen gesehen hatte.

Wie auferstanden war Zorro aus den Tiefen des Meeres emporgestiegen, seine Stimme so rau wie eh und je, sein Blick so kühl und gelangweilt wie Sanji ihn kannte. Als wäre nie etwas passiert, als ob er damals nicht von den Flammen verzehrt und vom Turm begraben worden wäre.

Nichts an seinen Körper zeugte mehr von dem was auf Senichi geschehen war. Sanji hatte ihm im Kampf beobachtet, hatte seinen nackten Oberkörper gesehen, nur mit dieser einen Narbe versehrt, die der andere stets wie eine hässliche Medaille herumzeigte. Zorro war stark geworden, unfassbar stark, stärker als Sanji je erwartet hatte, bereit die Bürde seiner Position auf seinen stolzen Schultern zu tragen als derjenige, der den Kapitän unter allen Umständen beschützen würde.

Aber es war unmöglich, es war unmöglich, dass sein Körper keine Wunden davongetragen hatte, dass er die letzten zwei Jahre mit Training und nicht mit Genesung hatte verbringen können, während Sanji selbst heute noch die feinen und groben Linien von den tausenden Steinsplittern sehen konnte, die damals seine Unterschenkel durchbohrt hatten.

Sanji betrachtete den anderen. Ja, er hatte sich verändert, die Narbe über dem linken Auge, das längere Haar, die anderen Klamotten – die um ehrlich zu sein keine Verbesserung zu vorher waren – und insgesamt die körperliche Entwicklung. Aber nichts an ihm, weder an seinem Körper noch an seinem Verhalten, erinnerte an das was damals geschehen war.

Es war beinahe so, als hätte Sanji sich die G6 nur eingebildet, als ob sie nicht gefangen genommen worden wären, als ob sie ihn nicht in den Flammen verloren hätten, so wirkte er, so unbedarft wirkte Zorro.

Sanji zerknüllte den Zigarettenfilter in seiner Hand und steckte sich eine neue an, betrachtete das Feuerzeug in seiner Hand. Es sah fast so aus, wie sein altes – jenes, welches Jeff ihm geschenkt hatte – bis auf das es goldfarben war. Dieses Feuerzeug war der Beweis, dass die G6 wirklich passiert war.

Zorro hatte damals Sanjis Feuerzeug benutzt, um die Burg in Brand zu setzten, hatte Jeffs Geschenk den Flammen zum Fraß vorgeworfen, und heute, mehr als zwei Jahre später, hatte Zorro ihm ein neues geschenkt, zur Begleichung seiner Schuld, wie Zorro gesagt hatte.

Aber diese Schuld war Sanji ziemlich egal. Wenn der andere ihm irgendetwas schuldete, dann war es eine Erklärung.

Doch egal wie Sanji in den vergangenen Stunden versucht hatte den anderen zum Reden zu kriegen, immer war ihnen etwas dazwischen gekommen und aus welchem Grund auch immer schienen die anderen der Crew überhaupt nicht darüber nachzudenken, dass die Dinge nicht zusammenpassten, dass irgendwas nicht stimmen konnte.

Er sah Zorro zu, wie dieser sich erhob und sich von der feiernden Meute entfernte, eine Tür nach außen nahm, und entschloss sich ihm zu folgen.

Sanji wusste genau, dass Zorro nicht überlebt haben konnte, dass diese Wunden viel zu schlimm gewesen waren. Wie also hatte er es geschafft? Wie hatte er den Fall der G6 überlebt? Auch noch ohne die kleinste Narbe? Wie stand er mit der bezaubernden Lady Loreen und dem Samurai Falkenauge in Verbindung? Hatte er die zwei darauf angesetzt ihnen bei dem Marinehinterhalt zu helfen und wenn ja, warum hatte er es nicht selbst getan? Wenn ja, warum hatten sie da Hilfe bekommen, auf dem Sabaody Archipel jedoch nicht? Warum hatte Falkenauge dann im großen Krieg gegen Ruffy gekämpft?

Er hatte viele Fragen, unglaublich viele Fragen und er würde seine Antwort bekommen, auf die eine oder andere Art.

Warum war Zorro nicht selbst gekommen? Warum hatte die bezaubernde Lady Loreen nur mit Ruffy allein sprechen wollen? Warum hatte sie es nicht ihnen allen sagen können? Warum… Warum…? Warum hatte Zorro ihn im Glauben gelassen, dass er gestorben war?

Doch Sanji sollte es nicht bis zur Türe schaffen. Trotz all dieser drängenden Fragen konnte er sich den Reizen der heimischen Schönheiten nicht erwehren und für einen Moment wurde sein schweres Herz ganz leicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: RuffysKreationen
2021-08-21T14:19:05+00:00 21.08.2021 16:19
Ein toller Einblick in Sanjis Gefühlswelt. Und auch die ganzen Fragen, die ihn wirklich sehr quälen!
Wann er wohl dem Geheimnis auf die Schliche kommen wird? :3
Antwort von:  Sharry
21.08.2021 21:33
Hi^^
freut mich, dass es dir gefällt und naja, auf den Kopf gefallen ist Sanji ja nicht, aber... na, ich verrate jetzt mal lieber nichts ;-P


Zurück