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Zwischen Alltagschaos und Liebesleben

Tausend Ideen in einer FanFiction
von

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Erinnerung

Schon wieder leuchtete der Rufstein in ihrer Tasche. Das blaue Strahlen drang durch jede verdammte Naht. War ja schön und gut, dass man ihr damit sagen konnte, dass man sie brauchte, aber gerade war das wirklich der schlechteste Zeitpunkt! Ihr Ziel hatte sie bemerkt. Nur Sekunden bevor Tsarr zustechen konnte, durchfuhr etwas Narcys Kopf und die Welt wurde mal wieder schwarz.

Es war auch alles schwarz, als sie wieder zu sich kam. Ihre Augen brauchten eine Weile, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ein bisschen Licht drang dann doch durch die Ritzen einer quadratischen Tür vor ihrem Scheitel. Diese Situation kannte Narcy nur zu gut. Wenigstens war dieser Leichenschrank einer der moderneren und sie wurde nicht vom Geruch der Totgebliebenen belästigt. Mentaler Kontakt mit Horologium verriet ihr, dass sie zwei Tage außer Gefecht gewesen und es gerade früher Morgen war. Gerade noch rechtzeitig, um unbemerkt zu entkommen.

Zum Glück kam nie jemand auf die Idee, die Schränke abzuschließen, sodass Narcy mit etwas Kraft die Tür zu ihrem Gefängnis aufstoßen konnte. Neugierig entfernte sie den Zettel von ihrem rechten großen Zeh.

Serienmörder Opfer 5,

Name: Unbekannt

Geschlecht: weiblich

Alter: ca. Anfang 20er

Besondere Merkmale: Tattoos

Narcy schmunzelte. Dieser Leichenbeschauer hatte ihr Alter großzügig eingeschätzt. Sie hatte sich lange gefragt, warum nie jemand ihren Schmuck erwähnte, bis ein eingeweihter Freund ihr einst sagte, dass dieser verschwand, sobald sie starb und man daran sicher erkennen konnte, ob sie lange tot blieb, wie bei einem Hirnschaden, oder eben nicht.

Den Identifizierungszettel zerknüllend hüpfte sie von der Bare. Wo hatte man wohl dieses Mal ihre Kleider versteckt? Das war der nervigste Teil ihrer Leichenhallenabenteuer. Jede hatte ihre eigene Ordnung und selbst wenn sie mal zwei Mal in der gleichen landete, hatte in der Zwischenzeit eine neue Leitung alles umgeräumt. So unpraktisch!

Auf Zehenspitzen schlich Narcy nackt durch die Gänge, immer auf nur das geringste Geräusch lauschend. Flicker öffnete ihr alle Türen. Einen Vertrag mit dem Aluminiumelementar einzugehen war eine ihrer besseren Entscheidungen gewesen. Sie fanden das Büro der Einrichtung und darin die Akte über sich. Vorsichtshalber nahm Narcy diese mit. Es war besser, wenn kein Beweis übrigblieb, dass sie je dort gewesen war.

Ihre Tasche, inklusive seines wie immer überquellenden Inhalts, stand auf einem Tisch in der Ecke, doch ihre Kleider waren nicht in diesem Raum. Vom Büro ging eine Seitentür ab, hinter der sie leises Schnarchen hören konnte. Scheinbar lebte der Leichenbeschauer auch noch hier – und war wohl ein Perversling. Ihre Kleidung lag überall über das Bett des Mannes verteilt, mit ihrer Unterhose über seiner Nase. Igitt! Nicht das Schlimmste, was sie je gesehen hatte, aber doch keinesfalls tief unten auf ihrer Liste der unangenehmen Erfahrungen.

Ayumema übernahm es, den Leichenbeschauer in einem Traum gefangen zu halten, während Narcy ihre Sachen zusammen sammelte. Bevor sie sich jedoch wieder anzog, gab sie sie Marvia zum Waschen. Man wusste ja nie bei Männern wie diesem.

Ein letzter Blick, ob alles beisammen war zeigte, dass ihr Rufstein fehlte. Na klasse. Ein Blick in die Akte verriet ihr, dass er nicht bei ihren Sachen war, als man sie einlieferte und in das magisch verborgene Fach war er auch nicht gerutscht. Das bedeutete, dass der Mörder ihn haben konnte, was einen schalen Geschmack hinterließ. Narcy hatte noch nicht die Chance gehabt zu prüfen, welches ihrer Kinder sie rief. Wenn es Narya war, brauchte sie sich keine Gedanken zu machen, aber wenn der Weg ihn zu Shiya führte – das durfte sie nicht zulassen!

Hektisch stürzte sie aus dem Gebäude, rief Eleanor und war innerhalb von Sekunden in der Luft. Der größte Vorteil, den ein überdimensionaler Phönix hatte, war seine Geschwindigkeit. Für eine Strecke, die mit konventionelle Transportmethoden mindestens einen Tag dauerte, brauchte sie auf diese Weise unter zwei Stunden.

Um die Mitarbeiter von Shiyas Firma nicht zu verschrecken, landete Narcy ein Stück entfernt und ging den Rest des Weges zu Fuß. Sie musste sich beherrschen, nicht zu rennen. Diese Panik war doch lächerlich. Es gab keine Sicherheit dafür, dass der Mörder es auf Shiya oder irgendwen sonst aus seiner Familie abgesehen hatte. Geschweige denn dafür, dass dieser sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, dem Signal des Rufsteins zu folgen.

Am Tor wurde sie aufgehalten. Mehrere Jahre hatte Narcy diesen Ort nicht mehr betreten, natürlich kannte der neue Wächter sie nicht. Für diesen Fall hatte sie mit Shiya ein Codewort ausgemacht, damit ihre Identität geheim bleiben konnte. Das Warten war lästig, aber schließlich ließ man sie doch durch.

„Sie brauchen mich nicht zu begleiten“, versuchte Narcy den Torwächter loszuwerden, der sie hartnäckig verfolgte.

„Ich bin für die Sicherheit hier verantwortlich und ich traue Ihnen nicht“, entgegnete dieser.

Narcy seufzte und ging weiter. Wenigstens war er zuverlässig, das war ein bisschen beruhigend.

Es hatte sich einiges verändert und modernisiert, aber der Weg zum Anwesen war noch immer derselbe. Shiya erwartete sie am Eingang. Ein Schatten seiner Selbst, fand sie. Ihr Sohn war im Gegensatz zu ihr alt geworden.

„Es ist schön dich zu sehen“, sagte er mit zittriger Stimme.

„Ich wünschte, ich könnte das gleiche sagen“, behauptete Narcy, „du siehst jämmerlich aus.“

Shiya lachte ihren Kommentar weg. „Mit über hundert hat man das Recht dazu.“ Er zeigte nach innen. „Komm, Mutter, der Tee sollte fertig sein.“ Ihren ermahnenden Blick konterte er mit einem schelmischen Lächeln. Ihr Kleiner wurde ganz schön frech auf seine alten Tage!

Seinen langsamen Schritten folgend gingen sie in den Wintergarten, der einst das Herzstück seiner Frau gewesen war. Seit deren Tod hatte sich hier nichts mehr verändert, obwohl sie eine Frau gewesen war, die immer die neuesten Blumentrends verfolgte. Wie eine Zeitkapsel war alles an dem Tag stehengeblieben, an dem Shiyas große Liebe ihn verließ.

„Ich hatte schon Angst, dass du meinen Ruf nicht gehört hättest“, eröffnete Shiya ihr Gespräch.

„Ich konnte nicht direkt reagieren, mir ist was durch den Kopf gegangen“, erklärte Narcy ihre Verspätung.

Shiya nickte verstehend. „Das müssen schwere Gedanken gewesen sein.“

„Sie sind noch zu keinem Ende gekommen. Ich muss den Faden weiter verfolgen“, sprach Narcy.

Der Blick ihres Sohnes wurde ernst. „Wird dein Besuch hier deinen Überlegungen helfen können?“

Narcy erwiderte seinen Blick nicht weniger dringlich. „Diese Möglichkeit ist nicht auszuschließen.“

Nachdenklich setzte Shiya die Teetasse ab und strich sich über den weißen Bart. Diese Codesprache nutzten sie, wenn niemand sonst den Inhalt ihrer Nachricht verstehen sollte. Shiya sollte jetzt verstanden haben, dass vielleicht ein Mörder auf dem Weg hierher war.

„Warum hast du mich gerufen?“, wechselte Narcy das Thema.

Shiya lächelte. „Du wirst mir nicht glauben.“

Narcy hob skeptisch eine Augenbraue. „Ich habe schon viel gesehen.“

„Und ich habe Bruder Natsu gesehen“, entgegnete Shiya.

Narcy verschluckte sich an ihrem Tee, so unerwartet kam diese Nachricht. „Unmöglich!“

Ihr jüngerer Sohn lächelte triumphierend. „Das dachte ich auch. Aber ich weiß genau, dass es mein Bruder ist. Ich habe mit ihm gesprochen. Es gibt keinen Zweifel.“

„Nein, das muss eine Täuschung sein!“ Narcy weigerte sich, es zu glauben. Sie hatte Natsu sterben sehen! Es war nichts mehr von seiner Leiche übrig, als sie wieder zu sich kam! Auf gar keinen Fall konnte er am Leben sein!

„Beruhige dich“, bat Shiya. „Du kannst nach Magnolia gehen und dich selbst überzeugen. Er ist dort Mitglied einer Magiergilde namens Fairy Tail.“

Narcy lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Wie sah er aus?“

„Ein bisschen älter, vielleicht zehn oder elf, aber noch ein Kind. Er trägt die ganze Zeit einen weißen Schal mit Schuppenmuster. Ich glaube jedoch nicht, dass er sich an uns erinnert“, erzählte Shiya.

Gerade als Narcy fragen wollte, wie er darauf käme, kam ein Kind von vielleicht sechs Jahren in den Wintergarten geplatzt. „Opi, Opi! Schau, was ich gebastelt habe!“, rief das kleine Mädchen und hielt ihm stolz ein komplex aussehendes Modellflugzeug hin. Im Stillen beeindruckt, nach Außen kühl enthielt sich Narcy der Interaktion zwischen Shiya und seiner Enkelin. Aus welcher Generation auch immer sie stammen möge.

„Catty, mein Schatz, was habe ich dir über Unterhaltungen zwischen Erwachsenen gesagt?“, erinnerte Shiya das Kind.

Diese sah betreten zu Boden. „Das ist nicht einfach reinplatzen soll. Entschuldigung.“

Zufrieden lächelte Narcy. Wenigstens ein bisschen Manieren brachte Shiya seinen Nachkommen bei. Sie besah sich das Kind jetzt genauer und stutzte, als sich ihre Augen trafen.

„Amethystaugen“, entfuhr es Narcy.

„Oh, ja, stimmt, wir haben es dir noch nicht erzählt“, sagte Shiya ein bisschen kleinlaut.

„Wir?“, wiederholte Narcy bedrohlich. „Enthält dieses 'Wir' deine Schwester?“

„J-ja“, gestand Shiya eingeschüchtert. „Also, vielleicht, möglicherweise – eigentlich ziemlich wahrscheinlich sogar – stammt Cattleyas Vater von Narya ab und...“

„Oh, dieses Kind!“, explodierte Narcy und warf in ihrem Ausbruch den Teetisch um. „Ich habe ihr verdammt noch Mal gesagt, sie soll ihre Brut im Auge behalten!“

„Mutter, Mutter, beruhige dich doch“, bat Shiya eindringend, der das aufgeschreckte Personal mit einer Geste auf Abstand hielt. „Es sind auf beiden Seiten mehrere Generationen dazwischen – vermutlich – es ist also nicht ganz so tragisch.“

Narcy warf den Zuschauern einen finsteren Blick zu, bevor sie sich wieder hinsetzte. „Trotzdem unvorsichtig.“ Genervt überkreuzte sie Arme und Beine. Jede Faser ihres Körpers wollte ihrem Frust Luft machen. Eine Macke, die sie von ihrem Versager von Vater geerbt hatte.

„Also“, meldete sich das Kind plötzlich zu Wort. „Wenn du die Mama von meinem Opi bist, bist du dann meine Omimi?“

Narcy warf dem Kind einen scharfen Blick zu. „Nenn mich noch einmal so und du kannst was erleben.“

„Mutter, bitte, sie ist doch noch ein Kind“, flehte Shiya sie an. „Hör Mal, Cattleya. Meine Mutter, deine Ur-ur-ur-Großmutter, ist sehr mächtig und muss mit Respekt behandelt werden.“

„Oh, tut mir Leid“, sagte das Kind. „Wie soll ich dich denn dann nennen?“

„Du brauchst mich gar nichts nennen“, antwortete Narcy barsch und stand auf. „Wir werden uns eh nicht wiedersehen...“
 

Narcy erwachte davon, dass jemand laut schnarchte. Nicht nur ein jemand, sondern drei. Das tiefste kam von Natsu, der auf der anderen Seite des Raumes breit ausgestreckt das Kinderbett und seine Frau beschallte.

Das seltsamste, welches schon fast eine Schlafrede war, brachte Narya zustande, die es sich am Abend unter Alkoholeinfluss als Katze auf einem Dachbalken bequem gemacht hatte und jetzt mit hängenden Gliedern als Frau dort oben hing.

Das lauteste kam von Cattleya, die sich in der Nacht fast schon wie eine Schlange um Narcys kleineren Körper geschlungen hatte und ihre Vorfahrin wie in einem Schraubstock hielt. Die Ältere befreite einen Arm und tätschelte der Jüngeren den Kopf. Sie hatte von der ersten Begegnung geträumt. Von der kleinen, unschuldigen Cattleya, auf deren Schultern nicht die schwere Last einer ganzen Firma lag. Die Cattleya, die noch Angst vor Narcy hatte, vor dem unglücklichen Vorfall, der in dem Mädchen den Wunsch weckte, an Narcys Seite bleiben zu wollen. Cattleya war willensstark, lebenslustig, gutherzig, wissensdurstig und kreativ. Alles gute Eigenschaften, damit einem die Ewigkeit nicht langweilig wurde. Aber Narcy liebte sie einfach zu sehr, um ihr das anzutun.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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