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Zwischen Alltagschaos und Liebesleben

Tausend Ideen in einer FanFiction
von

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Wiedersehen

Müde sank Lucy aufs Bett und schlang eng die Decken um sich. Die Zwillinge hielten sie die ganze Nacht auf Trab. Ein Kind schrie und das andere schrie mit, auch wenn es gar nichts hatte. Immer. Hatte sie das bedürftige Kind versorgt und gerade wieder hingelegt begann das andere zu schreien. Jedes Mal. Erst wenn beide umsorgt und beruhigt waren, durfte Lucy sich wieder hinlegen. Wenigstens für ein paar Minuten, bevor der ganze Zirkus wieder von vorne losging.

Da Natsu arbeitete, musste Lucy sich fast alleine um alles kümmern. Nach nur wenigen Wochen hatte die junge Mutter durch den Stress wieder zu ihrer alten Form zurück gefunden. Natsu gefiel das sehr, aber sie hatte nicht die Energie, auf seine Andeutungen einzugehen. Außerdem wusste sie nie, wann die Zwillinge das nächste Mal nach ihr riefen.

Nachdem sie den Trubel zwei Wochen lang jeden Tag und jede Nacht durchgestanden hatte, war sie beim Essen eingeschlafen, während Natsu ihr etwas Spannendes erzählte und somit die Pointe verpasst. Dies hatte ihrem Mann ganz und gar nicht gefallen und sie mussten sich eine Lösung einfallen lassen: Natsu blieb nicht mehr über Nacht weg und kümmerte sich abends ein paar Stunden um die Kinder, in denen Lucy dann schlafen konnte. Das half wenigstens ein bisschen, damit sie die Tage überstand. Generell hatte er Schwierigkeiten, sich in die Pflichten seiner Vaterrolle einzufinden, auch wenn er die Zwillinge abgöttisch liebte. Ihm fehlte das nötige Verantwortungsgefühl.

Zudem musste Lucy schnell lernen, dass sie nicht auf Hilfe von außen bauen konnte. Narya hatte vorgeschlagen, die Kinder ins Heim zu geben, dann hätte Lucy ihre Ruhe und Freiheit wieder. Das nahm diese ihr übel. Sehr übel. Auf Narcy konnte Lucy auch nicht mehr bauen. Sie kam alle paar Tage, um nach dem Rechten zu sehen, aber die Besuche waren unregelmäßig, da sie selbst wieder ihrer Arbeit nachging. So wie alle ihre Freunde.

Ein schrilles Geräusch ließ Lucy aus einem leichten Dämmerschlaf hochfahren. Ein Klang, den sie lange nicht mehr vernommen hatte: Ihr Wecker. Durch schwere Augenlider starrte sie auf das Ziffernblatt. Zehn Uhr morgens an einem wamren Tag mitte März. Um eins traf sie sich mit Narcy in Acrifa. Heute war der Tag, an dem sie mit ihrem Vater sprechen würde.

Lucy stellte den Wecker ab und horchte, ob er die Zwillinge geweckt hatte, aber die beiden schliefen noch. Erleichtert setzte Lucy sich auf und reckte sich ausgiebig. Sie war nervös, ein bisschen ängstlich und unendlich müde. Das letzte Treffen mit ihrem Vater war nicht so gut gelaufen, sie verabschiedete sich nichteinmal richtig.

Überrascht sah sie auf, als die Türklinge heruntergedrückt wurde. Ihr Mann steckte seinen Kopf durch sie Tür. „Guten Morgen, Sonnenschein“, grinste er und stieß die Tür mit dem Ellenbogen weiter auf.

„Natsu?“, brachte Lucy ungläubig beim Anblick des vollbepackten Frühstückstablett zustande. Nicht nur, dass er sie damit überraschte, es irritierte sie, dass er überhaupt da war und nicht in der Gilde oder längst auf dem Weg zu seinem nächsten Auftrag.

Natsu stellte das Tablett auf ihrem Nachttisch ab und setzte sich auf die Bettkante, bevor er ihr einen zärtlichen Kuss gab.

„Wieso bist du hier?“, fragte Lucy verwirrt. War irgendwas passiert? Ging die Welt unter? Ihr Mann fiel vollkommen aus seiner Rolle!

„Weil ich weiß, wie wichtig dir das heute ist“, meinte Natsu grinsend. Seit wann?, fragte sich Lucy. Redete Narcy ihm ins Gewissen? Bisher weigerte er sich stur, sie zu dieser Unternehmung zu begleiten. Sollte ihr Betteln Erfolg gezeigt haben?

„Was er meint ist: mit dir mehr anzufangen, wenn du gut gelaunt bist“, ergänzte Happy, der ihr eine dampfende Tasse Kaffee brachte.

„Das habe ich nie gesagt!“, stritt Natsu heftig ab, aber seine Reaktion sprach Bände.

„Du hast es gedacht“, lachte Lucy und fand es süß, egal welche Motivation ihn zu dieser Tat bewogen haben mochte. „Es ist lieb von euch, danke.“

Ein lauter Babyschrei, der schnell von einem zweiten begleitet wurde, gellte aus der Wiege neben Lucys Bett und zerstörte die friedliche Szene. „Layla hat eine nasse Windel“, diagnostizierten Eltern und Kater zeitgleich aus der Tonlage.

Sie sahen sich an und lachten. „Ich kümmere mich drum“, meinte Natsu und stand auf. Die Wiege stand direkt neben Lucys Seite des Betts, damit sie schnell reagieren konnte. „Hey, meine Süßen. Alles gut, Papa ist schon da.“ Vorsichtig hob Natsu Layla heraus und wiegte sie auf den Weg zum Wickeltisch in seinen Armen, wodurch sie sich bereits etwas beruhigte. Liebevoll sah Lucy ihm zu. Natsu war ein guter Vater, wie sie es schon immer geahnt hatte. Nur seine Zuverlässigkeit machte ihr sorgen.

Lucy konnte ihr Frühstück in Ruhe einnehmen, nur kurz gestört von einem hungrigen Nuka, aber das machte ihr nichts aus. Natsu unterhielt sie mit Erzählungen aus seinen ereignisreichen Arbeitstagen.

Während Lucy sich anzog, machte Natsu die Babys ausgehfertig. Was wäre ein Gespräch mit einem Geist, wenn man ihm nicht auch seine Enkel vorstellte? Diese Reaktion ängstigte Lucy am Meisten.
 

Narcy erwartete sie bereits ungeduldig vor Lucys Vaters Grab. Sie hatten sich ein wenig verspätet, da die Kutsche stecken geblieben war. Die Erklärung nahm Natsus Mutter mit einem missbilligenden Blick zur Kenntnis, bevor sie den Führer ins Totenreich beschwor. Roax, hatte Malatta ihn genannt, ein beeindruckendes Wesen, welches scheinbar keinen Körper unter den vielen Schichten schwarzen Stoffs besaß.

„Jude Heartfilie, bitte“, wandte Narcy sich an ihre Beschwörung. Es kreischte auf eine nicht irdische Art und wie fast ein Jahr zuvor, in jener Nacht auf dem Friedhof Magnolias, flatterten die Stoffetzen, bis sie Blick auf den durchsichtigen Geist Lucys Vaters freigaben. Er sah älter aus, als Lucy ihn in Erinnerung hatte, schwächer. So musste er vor seinem Tod ausgesehen haben, an seinem letzten Tag im Leben.

Jude machte nicht den Eindruck, als überraschte ihn dieses Treffen. „Lucy“, sagte er und seine Stimme weckte alte Erinnerungen, sein Ton die glücklichen.

„Vater“, entgegnete Lucy und versuchte gar nicht erst, die Tränen zurückzuhalten.

„Ich wusste immer, dass du nicht tot bist“, sagte er und es lag Güte in seinen Augen, die Lucy als junges Mädchen immer vermisst hatte.

„Der Geist unserer ersten Gildenmeisterin hat uns beschützt“, erzählte Lucy. „Es hat sieben Jahre gedauert, bis wir befreit werden konnten. Wir haben uns knapp verpasst.“

„Sehr bedauerlich“, lächelte ihr Vater. „Ich hätte meine Tochter gerne richtig kennengelernt. Das verstanden, wovor ich so lange die Augen geschlossen habe. Du bist schon immer eine kleine Abenteurerin wie deine Mutter gewesen, aber ich wollte es nicht sehen. Ich habe versucht dich in ein Bild zu zwängen, dass dir nicht ähnelt, dich sicher unterzubringen wie in einem goldenen Käfig, um dich zu beschützen. Es war ein Fehler, das weiß ich jetzt.“

„Du wolltest nur, dass es mir gut geht. Das habe ich inzwischen verstanden“, bemerkte Lucy. „Es war nicht alles deine Schuld, ich habe auch viele Fehler gemacht und die Konfrontation gescheut.“

„Du hast dir nichts vorzuwerfen, mein Kind“, sagte ihr Vater kopfschüttelnd. „Ich war sehr stolz, als du mir damals die Meinung ins Gesicht gesagt hast. Aus dir ist eine starke junge Frau geworden.“

„Sag ich doch, du bist stark“, grinste Natsu hinter Lucy, die leicht errötete.

Jude sah sich unter den Anwesenden um. „Sag, mein Kind, ist es Magie, sie uns dieses Gespräch ermöglicht?“

„Es ist unbekannt, ob Magie hinter Roax' Macht steckt oder etwas, dass wir Menschen nicht zu verstehen vermögen“, merkte Narcy an, die scheinbar unbeteiligt am Rand gestanden und sich mit ihren Enkeln beschäftigt hatte. „Aber er ist magisch an mich gebunden, also spricht sich wohl von einem Ja.“

„Es gibt Dinge, die du nicht weißt?“, fragte Natsu ungläubig seine Mutter.

„Eine ganze Menge und ich habe es nicht eilig, alles zu erfahren. Was sollte ich sonst den Rest der Ewigkeit anfangen?“, entgegnete seine Mutter.

Guter Einwand, fand Lucy. „Ihr kennt euch nocht nicht“, stellte Lucy fest. „Das hier ist Narcy, meine Schwiegermutter.“ Die beiden nickten sich höflich zu, jedoch lag etwas skeptisches in beider Blicke. Lucy fragte sich, ob sie sich verstehen würden, wenn man sie alleine miteinander sprechen ließe.

Wenn sie ehrlich war, wollte Lucy es nicht ausprobieren, Narcy konnte sehr hart in ihren Ansichten sein. Sie wandte sich Natsu zu. „Und das hier ist mein Mann, Natsu. Wir sind jetzt ein halbes Jahr verheiratet.“

„Ich habe ihn bereits ein Mal gesehen, jedoch nur vom Fenster aus“, bemerkte ihr Vater und musterte Natsu eingehend. „Er hat dich abgeholt, als du zu mir kamst um die Fronten zu klären. Er sah damals recht aufgebracht aus.“

„Sie hatte nur eine missverständliche Notiz hinterlassen. Ich dachte, sie wollte uns verlassen, das hat mir gestunken“, verteidigte sich Natsu.

„Also ob deine Notizen besser wären“, schnaubte Lucy. „'Bin Trainieren. Seh'n uns in 'nem Jahr'. Auch nicht das Wahre. Meine kann man wenigstens lesen.“

„Touché“, grinste Happy. Natsu vermied es, zu antworten und Lucy spürte einen kleinen Triumph. Es hatte viel Zeit verlangt, über diesen plötzlichen Verrat seinerseits hinweg zu kommen. Sie hatte es im Endeffekt verwunden, besonders seit ihrer schicksalhaften Nacht. Er würde sie nie mehr alleine lassen, das hatte er ihr geschworen.

„Sag, Junge, wie weit würdest du für meine Tochter gehen?“, wandte Jude sich an seinen Schwiegersohn.

Natsu sah ihm mit festem Blick in die Augen, so entschlossen, als müsste er einen wichtigen Kampf austragen. „Ich werde nicht sagen, dass ich für sie sterben würde“, stellte er klar, „denn dann kann ich sie nicht mehr beschützen.“ Lucy wurde ein bisschen rot bei dieser klaren Ansage.

Ihr Vater sah zufrieden aus. „Ich sehe, dass Sie gut für meine Tochter sorgen werden.“ Lucy fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatte sich gewünscht, dass ihr Vater Natsu anerkannte und ihnen somit seinen Segen gab. Aus diesem Grund wollte sie Natsu auch auf jeden Fall dabei haben. Er hatte sie heute sehr glücklich damit gemacht, dass er an ihrer Seite stand. Vielleicht schaffte sie es am Abend noch ein wenig Energie aufzubringen, um ihn zu entlohnen.

Vorher kam jedoch noch der schwierigste Teil. „Wir müssen dir noch jemanden vorstellen“, bemerkte Lucy und nahm Nuka aus dem Kinderwagen. Sie wies Natsu an, es ihr mit Layla nachzumachen. Lucy sah die Miene ihres Vaters beim Anblick der Babys leicht versteinern, aber sie wollte es auch nicht verschweigen. „Das hier sind Nuka und Layla“, grinste Natsu und schien fast vor Stolz zu platzen.

„Deine Enkel“, fügte Lucy hinzu und hiel ihren Sohn so, dass ihr Vater ihn richtig sehen konnte. Nuka starrte seinen Großvater mit großen, dunkelgrünen Augen an. Layla interessierte sich mehr für einen Blumenstrauß auf dem Nachbargrab.

Jude seufzte und sein Gesicht entspannte sich wieder. „Du bist wirklich unsere Tochter“, meinte er mit einem milden Lächeln. „Wir waren auch noch jung, als du geboren wurdest.“ Er betrachtete die Kinder liebevoll. „Sie scheinen stark nach dem Vater zu kommen. Ungewöhnliche Augen.“

„Der dominante Teil meiner Gene“, merkte Narcy beiläufig an.

„Sie kommen aus dem Norden des westlichen Kontinents?“, fragte Jude höflich.

„Ursprünglich, ja“, bestätigte Narcy. „Inzwischen habe ich keinerlei Bezug mehr zu dem Land. Fiore hat den Begriff Heimat derzeit inne.“

„Ich verstehe“, sagte Jude, aber Lucy bezweifelt es, denn er kannte das Ausmaß dieser Aussage nicht. Musste er aber auch nicht. Es gab noch viel zu viel zu sagen und viel zu wenig Zeit.

Lucy hätte gerne nach ihrer Mutter gefragt, aber Narcy erklärte ihr, dass Fragen nach der anderen Seite verboten waren. Zudem vermutete diese, dass Layla Heartfilias Seele längst wiedergeboren wäre, irgendwo in dieser großen Welt. Lucy stimmte das traurig. Sie hatte gehofft, ihre Eltern seien gemeinsam im Jenseits vereint und sie stieße eines Tages zu ihnen. Die Realität nahm ihr jegliche Hoffnung, ihre geliebten verlorenen Menschen jemals wiederzusehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Rengoku-san
2015-07-15T17:52:46+00:00 15.07.2015 19:52
Freue mich wen Next kommt sehr gut schiebe.
Von:  Easylein
2015-06-22T10:38:48+00:00 22.06.2015 12:38
Dicken Daumen hoch :) Schön dass sie sich aussprechen konnten. ^-^
Ich finde die letzten Sätze sehr interessant und fasse sie mal als einen Hint auf für den weiteren Verlauf oder irre ich mich? Du hast das jetzt sicher so für diese FF so eingeplant, daher frag ich jetzt mal frei heraus; wie hast du das hier geplant bzw ab wann werden die verstorbenen Seelen wiedergeboren? Anhand von Jahren oder Jahrzehnten? Interessiert mich ^-^
Mach so klasse weiter! ^-^

Glg Easy
Antwort von:  ZerosWolf
27.06.2015 09:32
Nun, das ist variabel. Wenn mehr Menschen zeitgleich sterben (zum Beispiel durch einen Krieg) dauert es länger. Dass Lucy mit ihrem Vater noch sprechen konnte war also reines Glück. Ihr Mutter ist längst wiedergeboren und ja, ich habe noch was geplant. Aber was, das verrate ich nicht ;)
Von:  fahnm
2015-06-22T00:54:00+00:00 22.06.2015 02:54
Klasse Kapitel


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