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Kowareta Hane

Gebrochene Flügel
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 01 / 24

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Kommentar: Herzlich Willkommen zu meinem diesjährigen Adventskalender. Ich hoffe, er versüßt euch die vorweihnachtliche Zeit und unterhält euch jeden Tag ein bisschen :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 02 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 03 / 24

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Teil: 04 / 24

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Teil: 05 / 24

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Teil: 06 / 24

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Teil: 07 / 24

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Teil: 08 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 09 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 10 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 11 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 12 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 13 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 14 / 24

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Teil: 15 / 24

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Teil: 16 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 17 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 18 / 24

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Kommentar: Zweidrittel ist geschafft und wir steuern auf das Finale des Adventskalender zu :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 19 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 20 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 21 / 24

Warnings: Missbrauch

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 22 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 23 / 24

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 24 / 24

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Kommentar: Ho - Ho - Ho - Frohe Weihnachten! Ein fröhliches Chanukka-Fest! Entspannte Feiertage! So kommen wir nun zum letzten (?) Kapitel in diesem Adventskalender. Ich danke euch, dass ihr mich und meine kleine Story durch die letzten Wochen begleitet habt und hoffe, dass das Ende eure Erwartungen erfüllen wird :-) Lasst mich entweder per Kommentar oder private Nachricht wissen, ob es gefallen hat oder ob ihr euch ein anderes Ende gewünscht hättet. Und damit viel Spaß beim 24. Kapitel :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: Bonus 01

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Kommentar: Ach kommt schon ;-) ihr habt damit gerechnet, immerhin gab es in den letzten Jahren doch auch immer ein Bonuskapitel XD Ich bin ja sooo berechenbar :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: Bonus 01

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Kommentar: Damit schließe ich den diesjährigen Adventskalender :-) Ich danke euch allen für's Lesen und wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleibt vorsichtig und gesund, damit wir uns nächstes Jahr hier wieder sehen :3 Komplett anzeigen

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Freund?

Ein schwerer Schweißgeruch hing in der Luft der Männerumkleide des Kendō-Sportzentrum Konohagakure. Aus der angegliederten Gruppendusche war das Rauschen von Wasser, welches dort aus mehreren Duschen kam, zu hören. Dampfschwaden quollen aus der offenen Verbindungstür in die Umkleide.

Uchiha Sasuke kniete im Fersensitz vor seinem Spind. Seine Schutzausrüstung lag ordentlich neben ihm, während er sein Hakama - eine Art plissierter Hosenrock mit weitgeschnittenen Beinen - und Keiko-Gi - die Trainingsjacke -, sowie sein Tengui - ein Kopftuch - noch trug.

Nachdem er als erstes die Umkleide erreicht hatte, hatte er sich mit dem Rücken zum Raum gesetzt, sich seine EarPods in die Ohren eingehakt und so getan, als würde er meditieren. Was niemand seiner Konkurrenten ahnen konnte war, dass aus den EarPods gar keine Musik kam.

So konnte Sasuke mit seinem Gehör auf die Umgebung achten, während er wartete. Er wartete darauf, dass die anderen Kämpfer ihre Kampf- und Kleidungskomponenten ablegten und unter die Duschen gingen. Dann geduldete er sich bis sie fertig geduscht hatten, zurück in die Umkleide kamen, sich abtrockneten, anzogen und gingen.

Seine stoische Ruhe, die er nach außen vorgab, wiegte die anderen in Sicherheit und ließ sie sogar gelegentlich über ihn sprechen. Manchmal war es für Sasuke schwer, den Schein zu wahren, vor allem, wenn ihm die anderen Kämpfer Arroganz oder Überheblichkeit vorwarfen. Aber, sagte sich Sasuke in solchen Momenten, diese Schlüsse waren nicht die Schuld seiner Mitbewerber, sondern seine, da er diesen Eindruck ja gezielt provozierte.

Erst, als auch der letzte Kämpfer die Umkleide verlassen hatte, nahm Sasuke sich die EarPods aus den Ohren, stand auf und ging zur Ausgangstür der Umkleide. Er wartete noch einen kleinen Moment, dann schob er den Riegel der Tür vor und konnte sich nun sicher sein, dass niemand reinkommen würde, während er duschte. Erst nach dieser Tätigkeit begann er seine verschwitzte Kleidung abzulegen und ordentlich zusammenzulegen. Dann suchte er die leere Gruppendusche auf und ließ sich vom heißen Wasser den Schweiß vom Körper spülen.

Es dauerte mehrere Minuten, in denen er einfach nur so dastand. Schließlich nahm er das mitgebrachte Duschgel und seifte sich ein. Als der letzte Seifenrest von seinem Körper und aus dem Haar gewaschen war, drehte er das Wasser ab, schlang sich ein Handtuch um die Hüfte und ging zurück in die Umkleide. Während seine Haut lufttrocknete, packte er seine Kampfausrüstung ordentlich in eine Trainingstasche.

Danach schlüpfte er in frische, im Spind hängende Kleidung, frottierte sich sein Haar kurz trocken und warf das Handtuch in den bereit gestellten Wäschesammler. Er schulterte dann seine Trainingstasche, blickte sich noch einmal kurz um, ob er etwas vergessen hatte, und ging zurück zur Eingangstür der Umkleide. Er schob den Riegel zurück und öffnete sie.

Doch bevor er hinaus treten konnte, blieb er noch einmal überrascht stehen, denn sein älterer Bruder stand vor ihm und lächelte ihn mehr als stolz an.

"Du hast sehr gut gekämpft, Brüderchen", lobte der Ältere ihn, was Sasuke kurz seinen Kopf in einer angedeuteten, verkürzten Verbeugung bringen ließ.

"Danke. Ich hab gedacht, du hättest es heute nicht geschafft", erwiderte Sasuke ruhig, während er aus der Umkleide trat und damit Itachi die Möglichkeit gab, ihm einen Arm um die Schultern zu legen, während er ihm die schwere Tasche mit der anderen Hand abnahm. Itachis Arm wirkte auf Sasuke unlängst schwerer als die volle Trainingstasche.

"Ich würde niemals einen Kampf meines Bruders und meines besten Schülers verpassen", belehrte Itachi ihn sanft.

"Hast du denn schon die CD geholt?", fragte Sasuke. Es war nicht unüblich, dass solche kleine Turniere, wie diese Präfekturmeisterschaft, von den Turnierveranstalter oder regionalen Zeitungen und Nachrichtensendungen aufgezeichnet wurden. Itachi nickte.

"Aber selbstverständlich", lächelte Itachi ihn weiter an. "Was hältst du davon, wenn wir..."

"Sasuke-senpai", hörten die beiden Brüder eine Stimme hinter ihnen, was Itachi ungewollt unterbrach und Sasuke sich erstaunt umdrehen ließ. Hinter ihm stand ein blonder, junger Mann in seinem Alter, der ihn breit angrinste. "Glückwunsch zur Meisterschaft."

"Ähm... woher...", begann Sasuke kurz, bevor er sich wieder auf seine Erziehung besann, sich ganz zu dem Blonden umwandte und ihm kurz dankend zunickte. "Danke."

"Das war ein großartiger Kampf am Ende", kam es sofort wieder von dem leicht gebräunten Blonden, der versuchte das Gespräch am Laufen zu halten. "Hätte nicht gedacht, dass Kendō so spannend sein kann."

"Sasuke...", kam es leise von Itachi, woraufhin Sasuke ihn kurz irritiert anschaute und ihm dann einfiel, dass sein Bruder nicht wissen konnte, wer da vor ihnen stand.

"Entschuldige bitte", kam es sofort wieder reserviert von Sasuke, der sich zu dem Blonden wandte. "Das ist mein älterer Bruder, Uchiha Itachi. Onii-sama, das ist Uzumaki Naruto. Er ist seit diesem Semester an der Uni und wir besuchen einige Kurse gemeinsam."

Naruto schien von der förmlichen Art des Uchiha durchaus überrascht, behielt aber sein Lächeln. Er verbeugte sich leicht vor Itachi, der die Verbeugung zumindest im Ansatz mit einem Nicken erwidert.

"Freut mich, dich kennenzulernen, Uzumaki Naruto", kam es freundlich von Itachi.

"Ich wollte euch nicht aufhalten und dir nur zu deinem Titel gratulieren", kam es von Naruto, der noch einmal etwas breiter grinste, bevor er sich noch einmal kurz verbeugte und dann zum Gehen wandte. Sasuke blickte ihm einen kurzen Moment hinterher, bevor er sich wieder in die ursprüngliche Laufrichtung drehte. Als er den ersten Schritt machte fiel ihm auf, dass Itachi immer noch stand und Naruto hinterher sah.

"Du hast endlich einen Freund gefunden?", fragte Itachi verblüfft, als er sich zu Sasuke wandte.

"Freund?", kam es überrascht von Sasuke, der sofort den Kopf schüttelte. "Wir... wir sind nur Kommilitonen und haben drei Kurse und eine Arbeitsgruppe gemeinsam."

"Er ist den weiten Weg vom Campus hergefahren, um sich deine Kämpfe anzuschauen", kommentierte Itachi, während er seinen Arm wieder um Sasukes Schulter legte. "Das macht man nicht für jeden."

Sasuke warf im Laufen noch einmal einen Blick über seine Schulter zurück und sah, wie Naruto durch einen anderen Ausgang ins Freie verschwand, bevor Itachi ihn durch einen anderen führte.

"Freunde sind etwas Gutes, Brüderchen. Es ist wichtig im Leben, dass man auf jemand vertrauen kann", predigte Itachi sanft.

"Ich vertraue dir", erwiderte Sasuke mit einer leicht trotzigen Nuance in der Stimme.

"Ich weiß und dafür bin ich dir sehr dankbar", lächelte Itachi. "Aber das ist nicht das Selbe, wie ein Freund zu haben."

"Freunde werden überbewertet", kam es sich verschließend von Sasuke, während sie den Platz überquerten und den Parkplatz ansteuerten, auf dem Itachi seinen Wagen geparkt hatte.

"Freunde sind wichtig", wiederholte Itachi sanft. Sasuke erwiderte nichts dazu. Schon seit Jahren versuchte Itachi, ihn dazu zu bewegen, mehr soziale Interaktionen zuzulassen und sich Freunde zu suchen. Doch Sasuke konnte nicht verstehen, warum sein älterer Bruder so beharrlich in diesem Punkt war.

"Also...", begann Itachi, nachdem sie eingestiegen waren und sich anschalten. "Was kannst du mir über diesen Uzumaki Naruto erzählen?"
 

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Sorgen?

Als Itachi in die Garage fuhr, fiel ihm sofort auf, dass sein jüngerer Bruder noch nicht zu Hause war. Wenn er da wäre, dann wäre die Hälfte aller Lichter im Haus bereits an und würden es von innen heraus erleuchten. Das Haus stand aber in der beginnenden Dämmerung dunkel da.

Der Ältere stieg aus seinem Auto aus, ging zum Kofferraum und nahm die beiden Stofftüten heraus, die mit Einkäufen gefüllt waren. Dann schloss er seinen Wagen ab und ging zur Haustür. Als er diese öffnete, bestätigte sich sein Verdacht mit dem Blick in den Genkan - dem traditionellen Eingangsbereich in Wohnungen oder Häusern. Dort fehlten Sasukes Straßenschuhe und dessen Hausschuhe standen noch ordentlich da. Also war er auch nicht schon da gewesen und noch einmal fort gegangen - was schon untypisch für seinen Bruder gewesen wäre.

Die aufkommende Panik gestattete sich der Ältere nur fünf kurze Sekunden. Dann atmete er kurz durch und schob die Angst um seinen Bruder zur Seite, zog seine eigenen Schuhe aus und schlüpfte in die Hausschuhe. Nachdem er seine Schuhe ordentlich hingestellt hatte, trug er die Einkäufe in die Küche. Dort blickte er erneut auf die Wanduhr über der Tür. Es war bereits kurz nach sechs Uhr.

Normalerweise kam Sasuke gegen 17.00 Uhr nach Hause, lernte bis Itachi nach Hause kam und dann kochten sie gemeinsam, bevor sie zu Abend aßen. Meist trainierte Sasuke nach dem Essen noch ein oder zwei Stündchen, bis er ins Bett ging. Also, wo war sein Bruder?

Itachi stellte die Stofftüten auf die Anrichte und zog sein Handy aus der Hosentasche. Er hatte keine neuen Nachrichten. Wieder keimte die Panik auf, die er sofort zu ersticken versuchte. Sasuke war 19 Jahre alt und Student. Sicherlich konnte seine Verspätung plausibel erklärt werden. Kurz spielte der Ältere mit dem Gedanken seinen Bruder anzuschreiben, verwarf die Idee dann aber wieder. Er wollte nicht zur Glucke mutieren und Sasuke das Gefühl geben, dass eine außerplanmäßige Aktivität falsch sei oder er sich immer und ständig bei ihm zu melden hatte.
 

Als Itachi eilige Schritte auf dem Weg zur Haustür hörte, war er bereits dabei, das Gemüse für das Abendessen zu schälen. Sein Blick richtete sich aus dem Augenwinkel zur Uhr, die ihm verriet, dass es halb sieben war. Dann hörte er, wie die Eingangstür hastig aufgeschoben und wieder geschlossen wurde. Ein dumpfes Geräusch ließ ihn vermuten, dass sein Bruder die Schuhe gewechselt und seine Straßenschuhe achtlos liegen gelassen hatte. Dann kamen eilige Schritte zum Durchgang der Küche.

"Entschuldige bitte, dass ich heute so spät bin", meinte Sasuke höflich und respektvoll, bevor er neben seinen Bruder trat. Von einem nahen Haken hatte er seine Schürze genommen und band sie sich um die Hüfte, so wie es sein älterer Bruder schon vor zwanzig Minuten getan hatte. Er wusch sich noch schnell die Hände und nahm schließlich ein großes Gemüsemesser zur Hand und begann, das bereits geschälte Gemüse erst in dünne Scheiben und dann in ebenso schmale Stifte zu schneiden.

"Was hat dich denn aufgehalten?", fragte Itachi interessiert nach, der erleichtert war, dass seine Vernunft Recht behalten und er seiner Angst und Panik um seinen jüngeren Bruder nicht nachgegeben hatte.

"Die Lerngruppe hat länger gedauert", meinte Sasuke ruhig, während er konzentriert seine Aufgabe verrichtete.

"Es überrascht mich, dass du dieses Semester in die Lerngruppen gehst", merkte Itachi an, der weiter Gemüse schälte. "Letztes Semester hast du gemeint, dass dich diese Gruppen nicht weiterbringen und nur ausbremsen würden."

"Sie bringen mich auch nicht weiter. Aber einer meiner Professoren meinte, dass es nicht immer um mich geht. Wenn ich den Stoff gut verstehe, solle ich anderen helfen, die ihn vielleicht nicht so gut verstünden", erklärte Sasuke.

"Achso", kam es überrascht von Itachi, der nicht damit gerechnet hätte, dass so ein Argument seinen Bruder überzeugen würde. Immerhin mied sein Bruder jeglichen sozialen Kontakt, wo auch immer es möglich war. Doch dann kam ihm ein anderer Gedanke. "Und ist dieser blonde Kommilitone von dir auch in dieser Lerngruppe? Dieser... Uzumaki Naruto?"

Sasuke stockte kurz beim Kleinschneiden, bevor er sich besann und weiter das Messer wiegte.

"Ja", war seine schlichte Antwort. Dabei versuchte er, so normal wie möglich zu klingen, um seinen Bruder nicht wieder anzuheizen, weitere Fragen zu stellen.

"Wie macht er sich denn so an der Uni?", fragte Itachi dennoch.

"Keine Ahnung", meinte Sasuke und zuckte mit den Schultern. Er wollte gleichgültig wirken, aber ob ihm das gelungen war, wusste er nicht einzuschätzen. Nicht gegenüber seinem Bruder.

"Aber du bist doch mit ihm in einer Lerngruppe", hakte der Ältere lächelnd weiter nach.

"Klar...", antwortete Sasuke und wusste, dass sich Itachi mit seinen kurzen, wortkargen Antworten nicht abspeisen lassen würde. "Er... ist faul und schlampig."

"Faul und schlampig?", fragte Itachi überrascht nach.

"Ja, seine Mitschriften sind, wenn überhaupt, lückenhaft. Seine Handschrift kaum zu entziffern. Er bereitet sich weder auf den Unterricht, noch auf die Lerngruppen vor und gerade heute musste ich ihm viel erklären, was er am Vormittag in der Vorlesung eigentlich hätte mitbekommen müssen", zählte Sasuke ungehalten auf. "Dafür, dass er ein Stipendium hat, scheint er nicht gerade viel dafür zu tun, es auch zu behalten."

"Er hat ein Stipendium?", kam es überrascht von dem Älteren.

"Ähm... ja... er war wohl das erste Semester an einem Community Collage und hat erst dann ein Stipendium ab dem zweiten Semester erhalten", erzählte Sasuke.

"Das heißt, seine Eltern kommen aus der Unterschicht?", fragte Itachi. Doch Sasuke zuckte erneut nur mit den Schultern.

"Keine Ahnung, hab nicht gefragt", wiegelte der Jüngere ab.

"Nicht?", kam es erneut überrascht von Itachi, der seinen Bruder nun direkt lächelnd ansah.

"Warum hätte ich?", kam es verwirrt von dem Studenten.

"Hm... keine Ahnung. Hätte ja sein können, dass es dich interessiert...", mutmaßte Itachi, was Sasuke dazu brachte, das Messer kurz abzulegen und sich zu seinem Bruder zu wenden.

"Wieso?", fragte Sasuke erneut.

"Nur so... weil man sich für gewöhnlich ein klein wenig für seine Kommilitonen interessiert und solche Sachen austauscht?", stellte Itachi gespielt unwissend in den Raum.

"Bringt mich sowas in meinem Studium weiter?", fragte Sasuke etwas unwirsch und zeigte deutlich seine ablehnende Haltung gegenüber dieser Thematik. Vorsichtig legte Itachi eine Hand an Sasukes Wange und sorgte dafür, dass sein Bruder ihn ansah.

"An der Uni geht es nicht nur um das Studium an sich", begann Itachi und lächelte jetzt etwas sanfter. "Es geht auch darum, Kontakte zu knüpfen und Freundschaften fürs Leben zu bilden."

"Du klingst wie eine kaputte Schallplatte", erwiderte Sasuke leise und fast schon etwas scheu, während er den Blickkontakt zu seinem Bruder brach. "Ich hab Hunger. Hast du schon den Reis aufgesetzt?"

Innerlich seufzte Itachi, nach außen behielt er sein sanftes Lächeln, löste sich aber von seinem Bruder.

"Mach ich sofort", meinte Itachi und ging den Reis abmessen und gründlich waschen. Dabei blickte er zu seinem Bruder, der dabei war, das frisch gekaufte Geflügelfleisch in mundgerechte Stücke zu schneiden. Er wusste, dass sein Bruder sich nach Gesellschaft sehnte. Er hatte ihn in den letzten Jahren mehr als einmal versuchen sehen, Kontakte zu anderen zu knüpfen. Doch die scheinbar unüberwindliche Angst, die Sasuke beherrschte, ließ fast jeden dieser Versuche fehlschlagen und hielt den Jüngeren weiterhin in Einsamkeit gefangen.
 

Aber vielleicht... würde dieser Uzumaki Naruto seinem Bruder ja helfen aus seinem Käfig auszubrechen...
 

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Peinlich?

Die Sonne blendete Sasuke, als er aus der Fakultät seines Studienganges ins Freie trat. Er war kaum drei Schritte gegangen, als er hinter sich Narutos Stimme hörte, die nach ihm rief.

"Sasuke-senpai", drang es durch das wirre Gemurmel der umgebenden Menschen an Sasukes Ohr. Doch Sasuke dachte gar nicht daran, stehen zu bleiben und Naruto seine Aufmerksamkeit zu schenken. Stattdessen tat er das, was er immer tat, wenn jemand unerwünscht Kontakt zu ihm suchte: Er ignorierte den Ruf. Doch nach ein paar weiteren Schritten schob sich Naruto neben ihn, der wohl gerannt war, um zu ihm aufzuschließen. In diesem Moment bereute Sasuke, dass er sich seine EarPods noch nicht in die Ohren gehakt hatte. Aber in der Masse der Menschen hatte er befürchtet, dass sie durch einen Rempler runterfallen und verloren gehen könnten.

"Hey, Sasuke-senpai", lachte Naruto ihn gut gelaunt an und Sasuke konnte sich dem Blonden einfach nicht entziehen. "Darf ich dich auf einen Tee einladen?"

"Ich habe schon etwas vor", erwiderte Sasuke ruhig, ohne sich wirklich zu Naruto zu wenden.

"Oh... und morgen?", fragte Naruto weiter.

"Da hab ich das Gleiche vor", antwortete der Uchiha ruhig und hoffte, dass Naruto verstand, dass es egal war, welchen Tag er vorschlug oder in Betracht zog. Sasuke würde mit ihm keinen Tee trinken gehen.

"Ich lege noch ein Stück Kuchen oben drauf", grinste der Blonde auf einmal und Sasuke musterte ihn verblüfft.

"Ähm... ich bedaure, dass ändert nichts", versuchte Sasuke, Naruto abzuwimmeln, was Naruto aber nur noch breiter grinsen ließ.

"Du bedauerst es? Wie wär es damit: Du sagst mir, wann du Zeit für einen wundervollen Tee und ein herrliches Stück Kuchen hättest und ich sorge dafür, dass ich kann", schlug der Blonde nun vor. Sasuke blieb stehen und sah Naruto nun etwas perplexer an.

"Du bist ganz schön aufdringlich", stellte Sasuke nüchtern fest.

"Manchmal muss man das sein, sonst erreicht man nichts", lächelte Naruto und Sasuke musste zugeben, dass das Lächeln dem Blonden wesentlich besser stand, als das übertriebene Grinsen.

"Ich kann in der nächsten Zeit wirklich nicht", erklärte der Schwarzhaarige. "Also bitte frag mich nicht mehr."

"Komm einfach zu mir, wenn du mal ein Stündchen Zeit hast. Das Cafe ist auch nicht weit von hier", meinte Naruto, verbeugte sich dann respektvoll vor Sasuke, wandte sich um und lief dann in eine andere Richtung davon. Die Verbeugung hatte Sasuke die Verlegenheit als Röte auf die Ohren gelegt.

"Ich weiß gar nicht, wann ich dich das letzte Mal verlegen gesehen habe", hörte Sasuke plötzlich eine Stimme, die er hier nicht erwartet hätte. Als er sich umwandte, stand Itachi vor ihm.

"Was tust du denn hier?", fragte er seinen älteren Bruder.

"Ich wollte dich überraschen", antwortete Itachi gut gelaunt. "Lust auf shoppen?"

"Was ist der Anlass?", hakte Sasuke ruhig nach.

"Na ja, einfach so, weil ich dich gerne verwöhne", kam es sanft von Itachi. Sasuke wusste, dass ein Widerspruch nichts bringen würde. Wenn Itachi mit ihm shoppen gehen wollte, dann würde dieser auch seinen Willen bekommen. Aber dagegen hatte Sasuke auch gar nichts, denn es kam selten genug vor, dass sie tagsüber Zeit hatten, um miteinander abzuhängen.
 

"Das hat bestimmt weh getan", merkte Itachi an, als sie sich die Auslage beim Uhrenmacher ansahen.

"Was?", fragte Sasuke irritiert, der an der Auslage wenig Interesse hatte.

"Der Korb von dir", spezifizierte der Ältere und Sasuke sah ihn verblüfft an.

"Woher...", wollte der Jüngere schon fragen, als Itachi ihn breit grinsend ansah.

"Ich hab ein wenig von eurem Gespräch mitbekommen und wollte euch nicht unterbrechen", erklärte Itachi.

"Du hast gelauscht?", hakte Sasuke etwas geschockt nach.

"Na ja, nicht böswillig. Ihr standet mitten auf einem öffentlichen Platz, was den Korb noch ein wenig schmerzhafter oder zumindest peinlicher für Naruto hat werden lassen", erklärte Itachi. "Warum hast du seine Einladung ausgeschlagen?"

"...", Sasuke wusste, dass er seine Begründung, die er Naruto gegeben hatte, nicht vor Itachi wiederholen brauchte. Erstens hatte dieser diesen Grund schon gehört und zweitens wusste der Ältere, dass es eine glatte Lüge gewesen war. "Er war mir zu aufdringlich."

"Bei einer Einladung zu einer Tasse Tee?", kam es nun überrascht von Itachi.

"Es war nicht das erste Mal, dass er mich danach gefragt hat und ich habe ihm schon ein paar Mal zu verstehen gegeben, dass ich nicht daran interessiert bin, mit ihm etwas trinken zu gehen... egal was", erklärte Sasuke und richtete seinen Blick nun doch auf die Auslage, die auf einmal furchtbar interessant geworden war. Alles wäre auf einmal furchtbar interessant geworden, wenn es ihm geholfen hätte, dieses Gespräch damit zu beenden.

"Scheinbar möchte er mit dir befreundet sein", merkte Itachi an.

"Die Frage ist doch, warum", erwiderte Sasuke und tat so, als würde er sich gerade die Details einer furchtbar teuren Armbanduhr anschauen.

"Die Frage ist eher, warum sollte er das nicht wollen?", lächelte Itachi. "Du bist ein kluger, gutaussehender junger Mann geworden. Es wundert mich ohnehin, dass dir nicht eine ganze Scharr Mädels folgt."

Wieder wurden Sasukes Ohren rot, wie sie es immer taten, wenn ihm etwas peinlich war oder er verlegen wurde. Tatsächlich hatte es in der Oberschule einen 'Fan-Club' gegeben, in dem sich Mädels zusammengetan und ihn als den interessantesten Junge der Schule erwählt hatten. Diese ungewollte Aufmerksamkeit war damals extrem unangenehm gewesen.

"Hattest du denn schon einmal eine Freundin?", fragte Itachi und Sasuke hielt kurz inne. Er hielt sogar für einen Moment den Atem an.

"Oder einen Freund?", schob Itachi dann noch ruhig hinterher. Sasuke konnte spüren, wie seine Ohren begannen zu brennen und sich das Gefühl langsam auf die obere Wange ausbreitete.

"Beides wäre okay für mich", versicherte Itachi sanfter und in einem leiseren Tonfall. "Du weißt, dass ich bi bin."

"Die hier sieht richtig gut aus", meinte Sasuke auf einmal hastig und deutete auf eine matt-schwarze Uhr, die zu den teuersten im ganzen Uhrmachergeschäft gehörte. Itachi nickte und winkte den Fachverkäufer heran, um ihn zu bitten, die besagte Uhr einzupacken. Sasuke wandte sich derweil von der Vitrine mit den Ausstellungsstücken ab und besah sich auf der anderen Seite des Verkaufsraumes weitere Modelle. Einige Augenblicke später schloss Itachi zu ihm auf, der eine kleine Papiertüte in der Hand trug.

"Wie wär es mit einem schönen Tee und einem Stück echt guten Kuchens?", fragte Itachi ihn sanft und legte wieder seinen Arm um seinen jüngeren Bruder. Dieser sah zu ihm auf und nickte dann kurz und knapp.
 

Sasuke sah sich in dem kleinen, gemütlichen Cafe um, dass erstaunlicherweise praktisch um die Ecke ihres Wohnhauses lag. Er hatte es noch nie bemerkt oder war gar mal im Inneren gewesen. Das Cafe schien beliebt zu sein. Die Tische waren fast alle besetzt und an der Theke hatten sich zwei Schlangen gebildet.

Der Jüngere stöhnte innerlich, denn die Vorstellung sich jetzt in die Schlange einzureihen, um sich Tee und Kuchen zu bestellen, den sie mit nach Hause nehmen konnten, behagte ihm gar nicht. Doch scheinbar war das auch nicht Itachis Ziel, der an den Schlangen vorbei zum Gastraum ging und dort einen leeren Tisch anstrebte. Das behagte Sasuke noch viel weniger, als die Vorstellung länger anzustehen, um sich ein Dessert mit nach Hause nehmen zu können.

Gerade als Sasuke Itachi vorschlagen wollte, ein anderes Mal zu kommen, wenn weniger los war, kam eine Bedienung mit sauberer, weißer Schürze an ihren Tisch und begrüßte sie gut gelaunt. Die Stimme war unverkennbar und Sasuke hob überrascht seinen Blick, denn an ihrem Tisch stand Uzumaki Naruto und war bereit ihre Bestellung aufzunehmen.
 

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Zufall?

"Willkommen im Himawari-Cafe", kam es fröhlich und gut gelaunt von Naruto, der zu Beginn seiner Begrüßung damit beschäftig war, seinen elektronischen Notizblock aus der Schürzentasche zu ziehen. Erst als er aufsah, erkannte er die beiden Uchiha-Brüder als seine Gäste. Das mehrte sein Lächeln ungemein und ließ ihn regelrecht strahlen.

"Hallo Sasuke-senpai", wandte sich Naruto zuerst seinem Kommilitonen zu, der ihm noch vor ein paar Stunden nach der Vorlesung einen Korb gegeben hatte. Dann nickte er auch dem älteren Uchiha zu, der die Geste freundlich erwiderte.

"Naruto, richtig?", fragte Itachi noch einmal nach, obwohl er den Namen des anderen kannte.

"Ja, genau", stimmte Naruto zu, bevor er bemerkte, dass Sasuke seinen Bruder kritisch musterte.

"Du arbeitest hier?", fragte Itachi und zog Narutos Aufmerksamkeit wieder zu sich. Dieser nickte immer noch breit lächelnd.

"Ganz offensichtlich tu ich das, ja", erwiderte er freundlich, aber nicht ohne eine gewisse Spitze, die Itachi ein Lachen abrang.

"Natürlich, verzeih die dumme Frage", erwiderte Itachi amüsiert.

"Was darf ich euch bringen?", fragte der Blonde nun ganz in der Rolle der Bedienung.

"Gibt es etwas, was du uns empfehlen kannst?", fragte Itachi, bevor er hinzufügte: "Ich war nur einmal hier und es ist Sasukes erstes Mal."

Wieder wanderte Narutos Blick zu seinem Studienkollegen.

"Hm, wir haben noch eine ausgezeichnete Walnuss-Tarte, die viel Lob von unseren Gästen bekommt. Dazu würde ich für dich einen Kirishima Tennen Gyokuro empfehlen. Der zeichnet sich durch Süße, Feinheit und Eleganz aus", schlug Naruto Sasuke vor, dabei bekam seine Stimme einen weichen Fall. Itachi musste ein breites Grinsen unterdrücken, so offensichtlich war Narutos Schmeichelei, die er gerade seinem jüngeren Bruder entgegenbrachte.

"Ein... einfacher Matcha reicht mir, danke", erwiderte Sasuke verlegen und blickte zu seinem Bruder. Als er dessen Anstrengungen sah, wurden seine Ohren wieder rot.

"Komm schon, Brüderchen... das klang doch echt gut", setzte Itachi an, um seinen Bruder davon abzuhalten, Naruto noch einen Korb am heutigen Tag zu geben. Es brauchte einen Moment des Blickkontaktes zwischen den Brüdern, bevor Sasuke wieder zu Naruto aufsah.

"Okay, dann dieser Walnuss-Kuchen und den Tee, den du vorgeschlagen hast", meinte Sasuke geschlagen. Naruto nickte freudig und gab die Bestellung in sein Handteil ein. Dann wandte er sich zu Itachi.

"Wir haben einen hervorragenden Pflaumenkuchen mit Früchten eines regionalen Bauern, der uns die Früchte heute Vormittag, direkt nach der Ernte, geliefert hat und dazu würde ich dir einen Asanoyu Tokujou Kabusecha empfehlen, der eine sehr duftend florale Note besitzt und ausgesprochen frisch, süß und mild ist", sprach der Blonde nun dem Älteren eine Empfehlung aus.

"Das klingt hervorragend", meinte Itachi und nickte. Naruto notierte sich auch diese Bestellung, nickte dann beiden noch mal zu und verschwand vom Tisch. Sofort schnappte Sasukes Blick wieder zu Itachi.

"Hast du gewusst, dass er hier arbeitet?", fragte er mit gedämpfter Stimme. Itachi blickte ihn kurz überrascht an und schüttelte dann kurz den Kopf.

"Nein, hab ich nicht", antwortete er seinem Bruder. "Ich war letzte Woche mit Shisui hier... am Vormittag, als du in der Uni warst."

Sasuke musterte ihn lange und eingehend, bevor er akzeptierend nickte und sich wieder etwas zurück lehnte. Sein Bruder hatte ihn nie angelogen und von daher hatte Sasuke gar keinen Grund, zu glauben, dass der Ältere es gerade getan hatte. Sasuke starrte vor sich auf den kleinen, runden Tisch, an dem sie saßen.

"Was für ein Zufall, oder?", kam es nach einigen Augenblicke von Itachi.

"Ja", stimmte Sasuke einsilbig zu.

"Aber auch praktisch, oder?", fügte Itachi listig hinzu.

"Praktisch?", hakte Sasuke nach und hob seinen Blick zu seinem Bruder.

"Nun ja, Naruto arbeitet praktisch um die Ecke unseres Zuhauses... wenn jemand etwas mehr von ihm in Erfahrung bringen wollen würde, könnte er gelegentlich hier vorbeischauen und das eine oder andere Wort mit ihm wechseln", kam es von Itachi, auf dessen Gesicht sich wieder ein sanftes, aber schelmisches Grinsen legte.

"Tu dir keinen Zwang an, Bruderherz", gab Sasuke defensiv zurück.

"Man, Brüderchen...", kam es gedämpft, aber aufbegehrend. "Warum willst du diese Gelegenheit nicht nutzen?"

"Hast du mal dran gedacht, dass es Naruto vielleicht unangenehm sein könnte, dass ich jetzt weiß, dass er hier jobbt?", warf Sasuke etwas angespannter in das Gespräch ein. Jetzt war es an Itachi, über die Worte seines Bruders kurz nachzudenken.

"Wie kommst du darauf?", hakte Itachi nach.

"Warum sonst sollte er sich einen Job suchen, der so weit vom Campus und den Wohnheimen entfernt ist?", konterte Sasuke mit einer Gegenfrage.

"Warum sollte er an einem Sonntag quer durch die ganze Stadt fahren, um sich die Kämpfe eines Kommilitonen anzusehen, mit dem er keinen näheren Kontakt hat?", gab Itachi zurück, was nun Sasuke zum Grübeln brachte. Noch ehe der Jüngere etwas erwidern konnte, kam Naruto mit einem Tablett zurück, auf dem zwei Tellern und zwei Tassen standen.

"So, die Herren", lächelte er die beiden charmant an und stellte das Stück Pflaumenkuchen vor Itachi, sowie dessen blumig duftender Tee, bevor er sich Sasuke zuwandte. Vor diesen stellte er den Teller mit einem wahnsinnig aromatisch duftenden Walnuss-Tarte-Stück, sowie dem empfohlem Tee ab. Er verbeugte sich wieder im Ansatz, bevor er sich schon abwenden wollte.

"Danke, Naruto", richtete sich Itachi noch einmal an den Blonden, bevor dieser wieder zur Theke zurück ging. "Man, dein Tarte-Stück sieht echt wahnsinnig gut aus."

"Sollen wir tauschen?", fragte Sasuke und war schon im Begriff seinen Teller anzuheben, als Itachi seine Hand auf das Handgelenk seines Bruders legte und ihn stoppte.

"Dieses Stück Kuchen wurde dir von Naruto wärmstens empfohlen, also probier es bitte auch", meinte Itachi ermutigend. Also stellte Sasuke den Teller wieder hin und griff zur matt-goldenen Gabel. Damit trennte er sich die Spitze der Tarte ab und hob es zu seinem Mund. Als er es sich in den Mund schob, bemerkte er, dass Naruto zu ihnen sah. Doch als der Kuchen seinen Gaumen berührte, konnte Sasuke nichts anderes mehr tun, als verwundert die Augenbrauen heben, während seine Augen sich überrascht weiteten und ein gedämpfter Ton des Genusses aus ihm entwich. So etwas Gutes hatte er ... noch nie im Mund gehabt.

Dann sah er, wie Itachi ihn breit anlächelte.

"Scheinbar freut sich jemand sehr darüber, dass er deinen Geschmack getroffen hat", raunte der Ältere ihm leise zu und deutete mit einem Blick zur Theke, an der Naruto noch mehr strahlte, während er seine Kollegen dabei unterstützte, die Laufkundschaft zu bedienen.

"M... meinst du wirklich, dass er sich freut, weil es mir schmeckt?", fragte Sasuke unsicher nach.

"Ich meine, dass der Blonde wirklich gern mit dir befreundet wäre", antwortete Itachi und probierte nun seinen Kuchen, der ihm eine ähnliche Reaktion abverlangte wie zuvor die Walnuss-Tarte seinem jüngeren Bruder. Nachdenklich blickte Sasuke wieder zu Naruto und beobachtete ihn unauffällig, während dieser verschiedenen Aufgaben nachging.
 

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Veränderung?

Teil: 05 / 24
 

Warnings: ---
 

Kommentar: ---
 

***** ***** ***** ***** *****
 

Dass Sasuke zu den ersten Studenten gehörte, die den Hörsaal betraten, wunderte ihn nicht. Eigentlich war das sogar die Regel. Genauso gehörte der Platz in der hintersten Reihe am Rand des Sitzfeldes zu seinen Regeln. Im besten Fall blieb der einzige Platz neben ihm frei. Nur wenn es sich nicht ohne größeres Aufsehen vermeiden ließ, duldete er jemand direkt neben sich.

Gerade als Sasuke sein Tablet aus der Tasche geholt hatte und es an ein Modul mit Tastatur stöpseln wollte, bemerkte er im Augenwinkel, wie ein größerer Schwung Studenten in den Saal kam. Das blonde Haar blitzte nur kurz in der Menge auf, doch es reichte, um Sasukes Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sasuke beobachtete, wie Naruto breit grinsend mit einem anderen Kommilitone schwatzte und einige Stufe hinauf stieg. Scheinbar lagen ihre Plätze eher mittig im Saal. Doch als Naruto sich setzen wollte, sah er zu Sasuke, lächelte und hob zum Gruß kurz die Hand.

Kurz erstarrte Sasuke, als er sich bewusst wurde, dass er Naruto angestarrt hatte. Dann nickte er auf seine reservierte Art Naruto zu und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder darauf sein Tablet für den Unterricht endlich bereit zu machen. Dabei schalt er sich selbst gedanklich. Wie hatte er seine Aufmerksamkeit so von Naruto vereinnahmen lassen können? So offensichtlich auch noch?

Als das Tablet endlich soweit war und er wieder aufblickte, war der Blonde verschwunden. Kurz zog Sasuke seine Augenbrauen zusammen. Wo war der andere so plötzlich hin? Hatte dieser noch einmal in den Waschraum gemusst? Doch auch von seinen Sachen gab es keine Spur.

"Ist hier noch frei?", hörte er plötzlich Narutos Stimme neben sich und ließ Sasuke kurz zusammenzucken, wofür er sich erneut gedanklich schalt. Dann sah er verblüfft zu Naruto, der sich von der gegenüberliegende Seite durch die bereits fast komplett besetzte Reihe durchgeschoben hatte, um zu dem freien Platz neben Sasuke zu kommen. Was sollte Sasuke nun groß erwidern, vor allem da in diesem Moment der Professor in den Saal kam. Also nickte er kurz und nahm seine Tasche von dem Klappsitz und Naruto nahm lächelnd Platz.
 

Seit Itachi mit ihm vor zwei Wochen in diesem Café gewesen war, hatte sich sein großer Bruder zu einem regelrechten Stammkunde dessen entwickelt. Täglich suchte der Ältere das Café auf, mal am Nachmittag, mal am Abend. Wenn er dann nach Hause kam, suchte er sofort Sasuke auf und erzählte ihm eine neue Information über Naruto.

Anfänglich hatte Sasuke versucht, diesen Input zu ignorieren. Doch wie alles, was er jemals gehört oder gesehen hatte, blieb die Information in seinem Gedächtnis haften. So hatte Sasuke erfahren, dass Naruto jeden Tag ab 18.00 Uhr in dem Café bis Mitternacht arbeitete, danach sauber machte und abschloss. Dazu kam der weite Weg zum Wohnheim, welches vom Café aus mindestens 45 Gehminuten entfernt lag. Das waren noch einmal anderthalb Stunde Weg, da Naruto - laut Itachi - nicht gern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fuhr.

Da wunderte es Sasuke nicht mehr, dass Naruto selten vorbereitet war oder nicht zum Lernen kam. Daher war der Blonde wohl in den Lerngruppen so bemüht seine Wissenslücken zu schließen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Doch noch immer verstand Sasuke nicht, warum Naruto überhaupt jobbte. Was war denn mit dem Stipendium, dass man Naruto nachsagte?
 

Als die Vorlesung sich dem Ende neigte, spürte Sasuke etwas Neues in sich: Bedauern. Verwirrt versuchte er zu ergründen, was genau er bedauerte. Die Vorlesung war jetzt nicht besonders unterhaltsam gewesen und die vermittelten Informationen hatte Sasuke bereits gekannt. Also bedauerte er nicht das Ende des Unterrichts an sich. Aber was dann? Was war heute anders gewesen, als bei den vielen Malen zuvor in diesem Semester?

"Danke, dass du mir damit ausgeholfen hast", kam es leise von Naruto, als er Sasuke seinen Bleistift zurück gab. Er hatte ihn zu Beginn nach einem Schreibstift gebeten, da er seine Stifterolle wohl vergessen hatte.

"Kannst du ruhig behalten, oder hast du heute keine Kurse mehr?", erwiderte Sasuke ruhig und räumte sein Tablet in seine Tasche.

"Noch drei und die Lerngruppe", meinte Naruto verlegen grinsend.

"Dann behalt ihn und nimm auch das", wiederholte Sasuke und reichte Naruto einen geschlossenen Spitzer. Als Naruto ihn entgegennahm, berührten sich ihre Hände und für einen Moment hatte Sasuke das Gefühl, dass die Bewegung und Zeit einfror. Narutos Hand war so weich und warm. Ihm wurde bewusst, dass die Bewegung tatsächlich in der Mitte gestoppt hatte, während alle anderen um sie herum aufstanden und zu einer der beiden Treppen an der Seite des Sitzfeldes nach unten wanderten. Hastig zog Sasuke seine Hand aus Narutos.

"Bis später", meinte Sasuke eilig, nahm seine Tasche und stand auf, um - entgegen seiner sonstigen Gewohnheit - in der Masse zu verschwinden.
 

Als Sasuke den Hörsaal verlassen hatte, kämpfte er sich durch den Strom der Studierenden, suchte den nächsten Waschraum auf und stürzte regelrecht hinein, um sich an einem Waschbecken abzustützen. Sein Herz schlug ihm gefühlt bis zum Hals und ließ sein Blut durch die Adern rasen, während er enorm schwitzte. Er drehte das kalte Wasser an, welches er mit beiden Händen auffing und sich ins Gesicht hob. Die Kühle des Wassers tat ihm gut, doch sein Herz wollte nicht aufhören, so heftig zu pochen.

Als die Tür des Waschraumes aufging, drehte er den Wasserhahn zu, nahm seine Tasche und suchte eine der Kabinen auf, die er hinter sich verriegelte. Er klappte den Deckel der Toilette runter und setzte sich darauf. Er schwitzte immer mehr und atmete mittlerweile durch den geöffneten Mund. Da wurde ihm bewusst, dass er gerade eine Panikattacke hatte.

Er hörte, wie einige Studenten an den Kabine vorbei gingen und an die Urinale traten. Sie lachten, während sie über eine Party, die am Abend stattfinden sollte, sprachen. Einer von ihnen hoffte, ein bestimmtes Mädchen 'abschleppen' zu können. Vom Rest des Gesprächs bekam Sasuke nichts mehr mit, denn das Rauschen des Blutes in seinen Ohren übertönte alles. Das Gefühl für Zeit ging Sasuke verloren und er wusste nicht, wie viel davon vergangen war, als er seine Umgebung wieder bewusst wahrnahm. Alles was er wusste war, dass seine Klamotten nassgeschwitzt an seinem Körper klebten.

Langsam löste er seine Arme von seiner Tasche, die er offensichtlich die ganze Zeit an seine Brust gepresst hatte. Er hob die Abdeckung und kramte darin rum, bevor er sein Smartphone fand. Mit klammen Fingern schaltete er es ein und drückte die einzige Schnellwahltaste, die eingerichtet war. Das Gerät hatte kaum eine Verbindung zur gewählten Nummer aufgebaut, als prompt abgehoben wurde.

"Sasuke, was ist los?", hörte er Itachis besorgte Stimme und schon allein das half ihm, noch etwas ruhiger zu werden.

"Tut mir leid, dass ich dich störe, ...", begann Sasuke kraftlos.

"Du störst mich nie, dass weißt du doch", kam es sofort beschwichtigend von seinem Bruder. "Was ist los, Brüderchen?"

"Wär... es dir möglich mir Wechselklamotten in die Uni zu bringen?", kam es verlegen von dem Jüngeren.

"Klar, schreib mir, wo du dich genau aufhältst, ich bin gleich da", erwiderte Itachi, als sei es das Normalste der Welt, alles stehen und liegen zu lassen, nur um seinem jüngeren Bruder frische Kleidung an die Uni zu bringen. Sasuke war erleichtert und wahnsinnig dankbar, dass sein Bruder keine weiteren Fragen gestellt hatte und immer für ihn zur Stelle war, egal was er gerade tat.
 

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Anfang?

"Bist du sicher, dass ich dich nicht nach Hause fahren soll?", fragte Itachi seinen jüngeren Bruder, der nur kurz nickte.

"Ja, ich bin mir sicher", erwiderte dieser und man konnte ihm anhören, dass ihn die Panikattacke viel Kraft gekostet hatte.

"Dann hol ich dich nach der Lerngruppe aber ab, okay?", bot Itachi eine Alternative an. Da Sasuke klar war, dass Itachi ihn nur dann in Ruhe lassen würde, wenn er jetzt zustimmte, nickte er erneut. "Wenn noch etwas ist, dann meldest du dich."

"Danke", wiederholte Sasuke erneut und reichte die Tüte mit der durchgeschwitzten Kleidung seinem Bruder, der sie direkt entgegennahm und nach Haus bringen würde.

"Nicht dafür, Brüderchen", lächelte Itachi sanft. "Dann bis später."

Sasuke ahnte nicht, wie schwer es seinem Bruder fiel sich jetzt umzudrehen und ihn hier alleine zurück zu lassen. Die Sorge, dass sein Bruder in seinem angeschlagenen Zustand möglicherweise noch einen heftigeren Anfall kriegen könnte, zerrte an seinen Nerven. Doch er wollte Sasuke zeigen, dass seine Entscheidungen respektiert wurden. Da konnte er sich nicht einfach so über diese hinwegsetzen.
 

Die letzte Vorlesung des Tages neigte sich dem Ende und Sasuke fragte sich, ob es nicht doch besser gewesen wäre Itachis Angebot vor ein paar Stunden anzunehmen. Doch das hätte nur dazu geführt, dass Itachi auch Zuhause geblieben wäre, um sich ein wenig um ihn zu kümmern, wie immer, wenn es ihm nicht gut ging. Dann hätte Sasuke sich wieder mit seinem schlechten Gewissen herum schlagen müssen, welches er immer dann hatte, wenn Itachi für ihn alles stehen und liegen ließ. Wieso war er nur so eine Belastung für seinen älteren Bruder?

"Hey, Sasuke", hörte er Narutos Stimme, als er den Vorlesungssaal verließ. Verwundert blickte er den Blonden an, der ihn kurz ernst musterte. "Alles klar bei dir?"

Die Frage schockierte Sasuke, doch er hoffte, dass seine Fassade standhielt und darüber hinwegtäuschte.

"Klar", antwortete er nur einsilbig.

"Du... siehst müde aus", fügte Naruto hinzu.

"Die Vorlesung war nicht sehr unterhaltsam", erwiderte Sasuke und hoffte, dass Naruto sich damit begnügte. Dieser schmunzelte kurz amüsiert und nickte.

"Was tust du hier?", fragte nun der Dunkelhaarige, der wusste, dass Naruto eigentlich in einem anderen Gebäude eine Vorlesung gehabt haben musste.

"Ich war auf dem Weg zur Lerngruppe und dachte mir, wir können gemeinsam gehen", kam es mit einem Lächeln von ihm. Sasuke musterte ihn kurz. Nun ja, jetzt wo Naruto hier war, hatten sie tatsächlich den gleichen Weg, also sprach wohl nichts dagegen gemeinsam zu gehen.
 

Als sie beim Raum ihrer Lerngruppe ankamen war Haruno Sakura, die Dritte ihrer Lerngruppe, bereits da und lächelte sofort erfreut Sasuke an. Sasuke kannte Sakura von der Mittel- und Oberschule. Sie war schon immer hinter ihm hergelaufen und hatte wiederholt versucht engeren Kontakt zu ihm zu knüpfen. Sie war mit ihrer besten Freundin schließlich auf der Oberschule die Gründerin des Uchiha-Sasuke-Fan-Clubs gewesen.

"Da bist du ja", kam es von der Rosahaarigen, die sofort einen Schritt auf Sasuke zugesprungen kam, der aber nicht wirklich auf sie reagierte und zu seinem Platz weiterging. Naruto ignorierte sie gänzlich, der Sasuke folgte, um sich neben ihn zu setzen. Doch im letzten Moment schob sich Sakura an dem Blonden vorbei und nahm den Platz in Beschlag, den dieser angesteuert hatte. Naruto blieb perplex stehen, wandte sich dann aber ab, um den Tisch zu umrunden und dann einen Stuhl gegenüber wählen musste. Sasuke nahm das am Rande wahr und rückte mit seinem Stuhl von Sakura weg, um die Ecke, so dass jeder von ihnen an dem quadratischen Tisch an einer eigenen Seite saß, sehr zum Missfallen der jungen Frau. Doch dann besann sie sich und zog ihre Sachen zum Lernen hervor und die beiden jungen Männer taten es ihr gleich.
 

"Also ich versteh das nicht", kam es verlegend grinsend von Naruto.

"Wär ja auch ein Wunder, wenn du es tätest", stichelte Sakura spitz.

"Du hast Recht", lenkte Naruto lachend ein und kratzte sich am Hinterkopf.

"Hast du Kapitel 12 denn überhaupt gelesen?", fragte die Rosahaarige streng.

"Ich... hatte angefangen", gestand er ihr immer noch verlegen grinsend.

"Angefangen?", wiederholte Sakura mit einem ungläubigen Unterton in der Stimme. "Na wenigstens ein Fortschritt, wenn auch nichts, worauf man stolz sein kann."

Sasuke musterte sie stumm und fragte sich, warum Naruto sich das von ihr gefallen ließ.

"Aber ganz ehrlich: Wir können uns nicht ständig von dir ausbremsen lassen. Entweder du bereitest dich in Zukunft auf die Lerngruppe vor oder du brauchst nicht mehr kommen", legte sie blaffend nach. "Ich mein, Sasuke war immerhin Jahrgangsbester im landesweiten Vergleich der Oberschulen und ich war auf Platz 12. Wir haben ein Ziel, dass wir konsequent verfolgen. Da können wir keine Rücksicht auf jemand nehmen, der zu faul ist die entsprechenden Kapitel zu lesen und dessen Mitschriften so schlampig sind, dass er sie selbst kaum entziffern kann und von der Vollständigkeit fang ich jetzt erst nicht an."

Narutos Wangen begannen sich zu röten. Sasuke konnte sich nicht erinnern Naruto jemals erröten gesehen zu haben. Nicht mal, als er ihm wiederholt einen Korb gegeben hatte.

"Ich meine, dir muss doch klar gewesen sein, wie schwer so ein Studium in unserem Fach ist. Wie konntest du dich dafür überhaupt einschreiben?", keifte Sakura ungehalten weiter. "Ich bezweifle, dass du die entsprechenden Noten dafür gehabt hast. Ich würd jetzt mal krass auf Vitamin B oder sowas tippen?"

"Sei endlich still", kam es plötzlich von Sasuke, der sich die Nasenwurzel rieb. Überrascht, da sie keine Reaktion - und schon gar nicht so eine - von Sasuke erwartet hatte, starrte Sakura ihn an.

"Aber Sasuke-kun...", setzte sie erneut mit ihrer quietschenden Stimme an, die sie immer dann bekam, wenn Sasuke mit ihr sprach.

"Nein, wirklich, Sakura. Sei bitte still", wiederholte er etwas harscher. "Ich krieg von deiner Stimme wahnsinnige Kopfschmerzen und das, was aus deinem Mund rauskommt, wenn du ihn öffnest, lässt mich glauben, dass du hier fehl am Platz bist."

Sakura war so geschockt, dass sie vergaß ihren Mund zu schließen. Auch Naruto blickte Sasuke mit großen Augen an. Dann kam Bewegung in die junge Frau, die eilig ihre Sachen in ihre Tasche stopfte, diese schulterte und aus dem Raum stürmte. Naruto sah ihr verblüfft hinterher.

"Danke", warf ihr Sasuke noch hinterher, während er weiter seine Nasenwurzel massierte und seine Augen schloss. Er wusste gar nicht, was da gerade in ihn gefahren war. Alles was er wusste, war, dass er es unerträglich fand, wie Sakura Naruto angegangen hatte ohne irgendetwas von ihm zu wissen. Aber er bezweifelte, dass das Wissen um die Tatsache, dass Naruto jeden Tag noch sechs Stunden jobbte, etwas an ihrer Einstellung geändert hätte. Sie wusste eben nicht, wie schwer es war beides unter einen Hut zu bringen.

Es verging ein langer Moment, bevor der Dunkelhaarige hörte, dass Naruto sich ebenfalls bewegte. Da die Lerngruppe sich praktisch gerade erübrigt hatte ging Sasuke davon aus, das der Blonde auch gehen würde. Stattdessen nahm er plötzlich eine Nähe dicht neben sich wahr. Schlagartig öffnete er seine Augen und sah, dass Naruto neben ihm an der Tischkante lehnte und ihn anschaute.

"Tut mir leid", meinte Sasuke schließlich.

"Was denn?", fragte Naruto.

"Das sich die Lerngruppe für heute wohl erübrigt hat", antwortete Sasuke.

"Hat sie das denn?", erwiderte Naruto und Sasuke wusste im ersten Moment nicht genau, was er darauf erwidern sollte. Er wusste nur, dass die Kopfschmerzen schlimmer wurden.

"Danke", kam es auf einmal von dem Blonden.

"Wofür denn?", fragte nun Sasuke.

"Dafür, dass du sie gestoppt hast", antwortete Naruto und lächelte ihn an. Dieses Lächeln stand dem anderen wirklich gut, dachte sich Sasuke, bevor er diesen Gedanken sofort wieder vertrieb. "Darf ich dir im Gegenzug bei deinen Kopfschmerzen helfen?"

Sasukes Blick bekam einen skeptischen Ausdruck.

"Sind nicht schlimm", versuchte er das Angebot auszuschlagen.

"Heißt das nein?", hakte Naruto ruhig nach.

"Ich möchte dir keine Mühen bereiten", konterte Sasuke.

"Das wäre keine Mühe für mich", antwortete sein Gegenüber.

"Wie möchtest du mir denn helfen?", fragte Sasuke schließlich nach einem kurzen Moment.

"Darf ich meine Finger auf deine Schläfen legen?", reagierte Naruto mit einer Gegenfrage. Kurz zog Sasuke seine Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammen und nach einem kurzen Zögern nickte er dann. Naruto rutschte etwas mehr vor ihn und legte vorsichtig tastend seine Fingerspitzen an die Schläfe des Dunkelhaarigen. Er musste die Position ein, zwei Mal korrigieren und begann dann kreiselnde Bewegungen.

Sasuke hatte Naruto nicht aus den Augen gelassen, doch er spürte, wie seine Lider langsam nach unten sanken. Als sie geschlossen waren fühlte sich diese Mini-Massage noch besser an und tatsächlich löste sich der Kopfschmerz allmählich.

Als die Fingerspitzen langsamer wurden und schließlich zum Stillstand kamen öffnete Sasuke seine Augen langsam wieder. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass ihm Narutos Nähe gar nichts ausmachte. Sein Herz schlug nicht panisch und auch der Drang auf Abstand zu gehen war kaum vorhanden. Deshalb hatte er es bedauert, dass die erste Vorlesung gefühlt so rasch vorüber gegangen war: Er störte sich nicht an Narutos Nähe und das war etwas, was ihm noch nie widerfahren war!
 

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Fortschritt?

Nachdem sich Sasukes Kopfschmerzen gelöst hatten sah er Naruto an.

"Wenn du möchtest, dann können wir gern auch ohne Sakura mit der Lerngruppe weitermachen", bot Sasuke ihm an. Überrascht sah Naruto ihn an, dann begann er wieder breit zu lächeln und nickte.

"Gerne, danke", erwiderte der Blonde, bevor er seinen Platz vor Sasuke am Tisch gelehnt verließ, sich einen Stuhl ran zog und sich neben den Brünetten setzte. Er streckte sich ein wenig über den Tisch und zog dann seine Unterlagen nach. Sasuke blickte auf das Wirrwarr an losen Zetteln und durcheinander geschriebene Mitschriften auf dem Block.

"Das ist ein ziemliche Chaos", merkte Sasuke ruhig und ohne Schärfe an.

"Ja, ich weiß", kam es etwas verlegen von dem Blonden. "Ich hatte die Hoffnung, dass ich mit einem Ordner meine Notizen etwas geordneter ablegen könnte,..."

"Aber?", hakte Sasuke nach.

"Ein Ordner war einfach zu sperrig", gestand Naruto. "Er geht nicht in die Tasche, was bedeutet, ich müsste ihn überall im Arm halten und mit der Zeit wird der auch richtig schwer, weil sich in einem Jahr doch recht viel ansammelt."

"Was soll das heißen?", fragte Sasuke und tippte mit dem Finger auf eine Zeile auf dem Block, dessen Kanji er nicht lesen konnte.

"Ähm... also... uhm", kam es verlegen von Naruto, der weiter vorne ansetzte und hoffte, dass er durch den Kontext drauf kam, was er versucht hatte da festzuhalten. "Keine Ahnung."

Sasuke runzelte die Stirn.

"Du brauchst ein neues System", meinte er nur flüchtig, während er einen von mehreren Heftern aus seiner Tasche zog. Darin waren saubere und geordnete Ausdrucke, welche die Vorlesungen zusammenfasste und die Lösungen der Aufgaben beinhaltete. Er schlug das Thema auf, um das es heute gehen sollte und schob dann den Hefter zu Naruto. Dieser sah den aus Pappe bestehenden Hefter an und bewunderte die Sorgfalt und Vollständigkeit der dargebotenen Unterlagen. Damit und mit Sasukes geduldiger Art schloss er rasch seine Wissenslücken und konnten sich auf den aktuellen Stand des Faches bringen.
 

Sasuke war beeindruck davon, wie schnell Naruto den Stoff in sich aufnahm und umsetzen konnte. Der Blonde war wirklich nicht blöd, ihm fehlte nur die Zeit um seine Unterlagen zu sichten, ins Reine zu bringen und zu lernen. Naruto streckte sich, während sie das Gebäude verließen und Sasuke ließ einen unauffälligen Blick über den anderen gleiten. Als ihm das bewusst wurde richtete er sofort seinen Blick wieder nach vorne. Er selbst wollte nicht gemustert werden, also warum nahm er sich das Recht bei anderen heraus? Das war heuchlerisch und sofort bedauerte er diese Affekthandlung.

"Danke nochmals für deine Hilfe", meinte Naruto zu ihm.

"Schon okay, viel Hilfe hast du ja nicht gebraucht", erwiderte Sasuke.

"Du bist ein guter Lehrer", kam es daraufhin von dem Blonden, der Sasuke auf eine Art anlächelte, die der Dunkelhaarige nicht deuten konnte und die ihn verlegen machte.

"Ähm... danke", meinte er nur kurz.

"Ah, da bist du ja", hörte Sasuke die Stimme seines Bruders und wandte sich überrascht zu diesem. Dann fiel ihm ein, dass dieser ihn ja abholen wollte. Normalerweise steckte ihm eine Panikattacke noch Tage lang in den Knochen, doch durch Naruto... fühlte er sich gut. Das erstaunte ihn.

"Entschuldige bitte, wir hatten einiges aufzuarbeiten", meinte Sasuke und blieb vor seinem Bruder stehen, der ihn gütig anlächelte und sich dann zu Naruto wandte.

"Hallo Naruto", grüßte er den Blonden, der ihm nur respektvoll zunickte und lächelte. "Musst du heute wieder arbeiten?"

"Ja", antwortete Naruto zurückhaltend.

"Hm... dann wirst du heute zu spät kommen, oder?", hakte Itachi weiter nach, was Naruto kurz innehalten ließ, bevor er seinen Blick zur großen Uhr auf dem Platz wandte, auf dem sie standen. Er erkannte, dass der Ältere Recht hatte, denn jetzt würde er nicht mehr kurz vor knapp am Café angekommen, sondern mindestens eine viertel Stunde zu spät. Innerlich fluchte er kurz, ließ sich aber nichts anmerken. Stattdessen grinste er und kratzte sich nur am Hinterkopf.

"Sieht ganz so aus", stimmte er Itachi zu.

"Dann komm, wir nehmen dich mit", bot Itachi an, was Naruto ein überraschten Blick abrang.

"Oh... ich möchte euch keine Umstände machen", meinte Naruto höflich ablehnend.

"Das wäre kein Umstand. Ich wollte meinen Bruder ohnehin zu einem Stück Kuchen und einem Tee einladen", lächelte Itachi, was nun Sasuke einen überraschten Blick abverlangte. Normalerweise packte Itachi ihn nach einer Panikattacke in Watte und versuchte um ihn herum eine Umgebung der Sicher- und Geborgenheit aufzubauen. Oft dauerte das Tage. Doch scheinbar hatte sein Bruder mit nur einem Blick erkannt, dass es dieses Mal nicht notwendig war. Dann erkannte Sasuke, dass Naruto ihn fragend ansah.

"Wir haben den gleichen Weg", kam es leise, fast schon schüchtern von Sasuke und Narutos Lächeln wurde breiter und strahlender. Daraufhin führte Itachi die beiden zu seinem Parkplatz.
 

Naruto war von dem hochpreisigen Mittelklassenwagen durchaus beeindruckt. Ein Toyota Camry SE mit allem Schnickschnack, den man in so einem Auto haben konnte. Das Armaturenbrett erinnerte an ein futuristisches Cockpit mit all seinen Lichtern, Displays und den Schalensitzen. Als er den Blick von Itachi kurz auf sich ruhen spürte lächelte er diesen über den Rückspiegel dankbar an. Die beiden Brüder - so wurde dem Blonden plötzlich klar - hatten scheinbar Geld.

Sasuke hatte neben ihm auf der Rückbank Platz genommen und schnallte sich an. Als Naruto das sah fiel ihm ein, dass das vielleicht gar keine schlechte Idee war. Nachdem auch er sich angeschnallt hatte drückte Itachi nur auf einem Knopf und ... nichts war zu hören. Doch dann bewegte sich der Wagen widererwartet und Naruto erkannte, dass er entweder in einem Hybrid oder einem vollwertiges E-Auto saß.

"Naruto, erlaubst du mir die Frage, warum du in diesem Café jobbst?", fragte Itachi nach einem Moment. Der Blonde sah zu ihm und wusste im ersten Moment nicht genau, wie er die Frage einordnen sollte. "Ich meine: Das Café ist ja schon ein ganzes Stück weg vom Campus und den Wohnheimen, oder?"

"Zu Fuß 'ne knappe Stunde", lächelte Naruto. "Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln würde es sogar noch etwas länger dauern, weil die so kreuz und quer fahren."

"Also nimmst du diese Strecke wegen dem Geld auf dich?", hakte Itachi interessiert nach, was ihm einen unauffälligen, leichten Tritt von Sasuke in dessen Rückseite des Sitzes einbrachte.

"Von irgendetwas muss MANN ja leben", grinste Naruto verschmitzt.

"Aber ich dachte, du hast ein Stipendium?", bohrte der Ältere weiter, den zweiten Tritt in sein Kreuz ignorierend.

"Teil... Teilstipendium", berichtigte Naruto verlegen. "Ich... muss keine Studiengebühren zahlen, aber für Kost und Logis aufkommen."

"Achso...", kam es verblüfft von Itachi. "Und das Café zahlt wirklich gut?"

"Jap, bekomm sogar einen kleinen Bonus, weil ich immer die Spätschicht übernehme", grinste Naruto wieder.

"Ist bestimmt anstrengend, jeden Tag bis Mitternacht zu bedienen und dann auch noch abzusperren, zu putzen und die Kassenabrechnung zu machen, oder?", hielt der Ältere das Gespräch am Laufen. Die Tritte seines kleinen Bruders waren verstummt und über den Spiegel sah er, dass Sasuke nun aufmerksam zuhörte.

"Die Arbeit macht Spaß und die Kollegen sind nett", erwiderte Naruto ehrlich. "Ich kann mich also nicht beklagen."

"Ich hab auch mal eine Weile gejobbt", lächelte Itachi sanfter.

"Neben dem Studium?", fragte Naruto nach und der Ältere musste lachen.

"Nein, ich hab nicht studiert", offenbarte er dem Blonden, der ihn überrascht ansah. "Zum Studieren hatte ich damals keine Zeit... ich war tagsüber auf einer Baustelle und abends hab ich gekellnert."

"Ziemlich anstrengendes Programm", kam es beeindruckt von Naruto zurück. Itachi zuckte nur kurz mit den Schultern.

"Irgendwann hat sich die Lage einfach gebessert und ich konnte mich auf das konzentrieren, was mir Spaß machte", meinte Itachi ermutigend, während er vor dem Café einparkte.

"Danke fürs Mitnehmen", meinte Naruto ehrlich dankbar, der durch das Mitnehmen sogar früher angekommen war, als wenn er regulär gelaufen wäre. Dann schenkte er Sasuke ein charmantes Lächeln: "Wir sehen uns dann gleich drin."

Gerade als Naruto die Hintertür des Wagens öffnen wollte griff Sasuke kurz nach seiner Schulter und hielt ihn auf. Fragend blickte Naruto zu seinem Kommilitonen zurück, der einen Hefter aus seiner Tasche zog und ihm reichte.

"Für deine Unterlagen", meinte Sasuke nur ruhig.

"Oh... Danke, ich bring ihn dir morgen zurück", entgegnete der Blonde.

"Kannste behalten", nuschelte Sasuke etwas verlegen und Narutos Lächeln wurde noch etwas breiter.

"Echt?", fragte er. "Aber womit lernst du dann?"

"Ich druck es mir später noch einmal aus", entgegnete Sasuke nur wieder.

"Naruto... du kommst doch noch zu spät, wenn du jetzt nicht loskommst", kam es nun sanft von Itachi, der die Situation etwas für seinen Bruder lösen wollte. Sasuke war Naruto jetzt schon mehr entgegengekommen als jedem anderen Mitschüler oder -student in den letzten Jahren. Umso stolzer war Itachi auf ihn.

Itachis kleiner Einwand ließ Naruto realisieren, dass dieser Recht hatte, nickte und stieg - samt Hefter - endlich aus dem Wagen, bevor er in die Gasse lief, in der sich der Angestellteneingang befand.

"Ich bin stolz auf dich", kam es sanft von Itachi, der sich auf seinem Sitz ganz zu Sasuke umgedrehte hatte und ihn anlächelte. Eine Verlegenheitsröte legte sich auf Sasukes Ohren.

"Ach halt die Klappe", kam es in einem spielerisch-neckenden Tonfall von Sasuke. "Du hast mir ein Stück Kuchen und einen Tee versprochen."

Dann stieg er aus, was Itachi wirklich verblüffte, denn sonst kostete es ihn doch einige Mühe seinen Bruder zum Aussteigen zu bewegen. Er seufzte etwas und konnte gar nicht sagen, wie stolz er auf seinen Bruder tatsächlich war.
 

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Entdeckung?

Die Sonne schien, doch die Temperaturen hatten bereits merklich nachgelassen. Dennoch liefen die meisten Menschen noch ohne Jacken herum und genossen die letzten warmen Sonnenstrahlen für dieses Jahr, bevor der stürmische Herbst Einzug halten würde.

"Das ist reine Schikane", zischte Itachi erbost. "Die konnten uns nicht mal die Stelle nennen, auf die sie sich bezogen haben."

"Na wenn schon", meinte Sasuke relativ unbeteiligt. Er hatte seine Hände in den Hosentaschen, während seine Tasche über seiner Schulter hing und beim Gehen immer wieder an ihn ran schwang.

"Nichts 'na wenn schon'", meinte Itachi kämpferisch. "Wenn wir Zuhause ankommen ruf ich unseren Anwalt an. Er soll das mal prüfen, ob die das dürfen."

"Ach Itachi", wandte Sasuke beschwichtigend ein. "Mach dir doch bitte nicht so viel Mühe."

"Doch, denn du bist mir das wert", widersprach Itachi und blickte zu seinem jüngeren Bruder, der verlegen den Blick senkte und dessen Ohrspitzen sich leicht röteten. "Keine Sorge, sie werden dir den Sommerturniertitel nicht aberkennen und ich werde auch nicht zulassen, dass sie dich zwingen im Uni-Dōjō zu trainieren."

Sasuke schob seine Hände noch tiefer in die Taschen, während er seine Schultern höher zog, so dass sein Kopf förmlich dazwischen versank.

"Lass sie doch", murmelte er. "Ich brauch diese Trophäe nicht. Im letzten Semester hab ich jeden Wettkampf gewonnen und wenn sie auf mich in diesem Semester verzichten wollen, dann lass sie. Es gibt genug Turniere, an denen wir auch ohne die Uni teilnehmen können."

"Zwei", berichtigte Itachi. "Dann könntest du nur an zwei von sechs Turnieren teilnehmen."

"Dann ist das halt so", kam es resigniert von Sasuke.

"Und was ist mit deinem Traum?", fragte Itachi zweifelnd.

"Ich such mir einen anderen", antwortete Sasuke und versuchte seinen Bruder anzulächeln, aber dieser konnte klar sehen, dass dem Jüngeren nicht zum Lachen oder Lächeln zu Mute war.

"Nein!", kam es entschlossen von dem Älteren. "Ich ruf später unseren Anwalt an und lass das von ihm klären."

Dabei legte Itachi Sasuke einen Arm um die Schulter und zog ihn kurz näher zu sich. Er würde das nicht hinnehmen, dass wusste Sasuke. Also unterließ er einen weiteren Versuch, seinen Bruder davon abzubringen.
 

"UZUMAKI", hörte Sasuke plötzlich von der Seite und hob seinen Blick. Uzumaki? Naruto? Sasuke löste sich von Itachi und ging in die Richtung, aus der er die Stimme gehört hatte. Sie führte ihn zu einem Gebäude mit einer hohen verglasten Front. Irgendwo in der Front war eine Notausgangstür offen, um etwas mehr Luft in die Halle zu lassen. Als Sasuke an die Front herantrat konnte er ins Innere schauen und sehen, dass es sich dabei um eine Kletterhalle handelte. Neben den hohen Kletterwänden, die es in der Minivariante auch auf vielen, modernen Spielplätzen gab, gab es auch eine eher horizontal angelegte Wand, mit vielen Überhängen und verschiedenfarbigen Griffen und Flächen.

"VERDAMMT, UZUMAKI", ertönte es erneut laut und streng. Sasukes Blick schnappte zu einem Mann in den Vierzigern und in einem Trainingsanzug. Er trug um den Hals eine Trillerpfeife und in der Hand hielt er ein Klemmbrett. Ganz offensichtlich der Trainer des Kletterteams. Der Mann starrte entrüstet nach oben und Sasuke folgte seinem Blick zu Naruto, der an einem Seil auf halber Höhe baumelte und vom Automatiksicherheitssystem gerade herunter gelassen wurde. Der Blonde schien etwas außer Atem zu sein und ließ enttäuscht den Kopf hängen.

"WAS HAST DU DIR BEI DEM SCHEIß NUR GEDACHT?", brüllte der Trainer quer durch die Halle. Einige der anderen Kletterer, die gerade trainierten, blickten zu Naruto und schienen Mitleid mit ihm zu haben. Scheinbar ahnten sie, was Naruto gleich für eine Standpauke kassieren würde.

Sasukes Blick beobachteten ganz genau Naruto. In seiner normalen Kleidung - der Hose und dem Hemd, welche er in den Vorlesungen oder im Café trug - war gar nicht abzusehen gewesen, wie trainiert Narutos Arme und Schulter waren. Aber in seinem Trainingsoutfit - einer knielangen schwarzen Hose und einem orangenen Tanktop - konnte man es gut erkennen. Narutos Muskel waren nicht übermäßig definiert. Eigentlich genau im richtigen Maß, wie Sasuke fand. Dieser Gedanke ließ sich die Röte an den Ohrspitzen über das gesamte Ohr ausbreiten.

Dann wurde ihm erneut ein Arm um die Schultern gelegt und Sasuke zuckte kurz erschrocken zusammen. Sein Bruder stand neben ihm und blickte ebenfalls zu Naruto. Ein Lächeln lag auf Itachis Gesicht.

"Ein wirklich gutaussehender junger Mann", kommentierte Itachi leise. "Fein definierte Muskeln. Nicht wie bei den Steroidtyp von Trainer."

Die Schamesröte glitt von den Ohren auf Sasukes Wangen.

"Ich weiß nicht, was du meinst", meinte er kurz angebunden und wollte sich abwenden. Doch Itachi hielt ihn auf.

"Wusstest du, dass Naruto klettert?", fragte Itachi, als hätte Sasuke gar nichts gesagt.

"Ähm... nein, woher auch?", antwortete Sasuke verlegen.

"Hätte ja sein können, dass er dir das mal erzählt hat", antwortete Itachi und beobachtete, wie Narutos Füße den Boden der Halle wieder berührte. Sofort kam ein anderer Student heran, löste den Karabiner von Narutos Gurt und hakte diesen bei sich ein. Erst als er frei war schloss Naruto zögerlich zum Trainer auf.

"DU MUSST DICH ZUSAMMENREISEN", rief der Trainer ihm entgegen. Naruto nickte nur. Dabei sah er auf den Boden. Er antwortete seinem Trainer, aber was er sagte konnten die Brüder vor der Glasfront nicht hören. Sie konnten nur erkennen, dass Narutos Antwort dem Trainer nicht gefiel.

"DU BIST RAUS FÜR HEUTE", war nur die Antwort des Trainers, der sich demonstrativ von Naruto wegdrehte und einem anderen Sportler zusah, der in wenigen Sekunden die fünfzehn Meter hohe Wand hochschoss und oben ein Fläche berührte, die die Stoppuhr anhielt: 10,41 Sekunden. Naruto trottete geknickt zu den Umkleiden.
 

Als Naruto aus dem Gebäude trat trug er wieder sein übliches Hemd und die Hose, die Sasuke von ihm gewohnt war. Seine Tasche hing quer über seine Brust und befand sich auf Höhe seines Gesäßes. Seine Hände hatte er tief in den Hosentaschen und sein Kopf hing traurig nach vorne. So wirkte der Blonde, wie Sasuke noch vor einigen Momenten, als sie vom Verwaltungsgebäude der Sportfakultät gekommen war.

Plötzlich hörte Naruto ein Räuspern hinter sich. Sein Kopf hob sich sofort und er wandte sich um. Da sah er Sasuke auf einer Bank sitzen, an der er wohl eben vorbei gegangen war. Sofort begann der Blonde wieder zu lächeln und ging die zwei Schritte zurück zur Bank.

"Hey", begrüßte er den Dunkelhaarigen, der aufgestanden war.

"Hallo", erwiderte Sasuke auf seine introvertierte Art, die Naruto bereits von ihm kannte.

"Was machst du denn hier?", fragte Naruto.

"Ähm... wir waren einbestellt in der Verwaltung der Sportfakultät", antwortete Sasuke knapp.

"Was wollten die denn von dir?", hakte der Blonde weiter nach.

"Sich beschweren... nichts wichtiges", winkte Sasuke ab, während sie sich in die Richtung wandten, in die Naruto gerade unterwegs gewesen war. "Du... kletterst?"

Verdutzt sah Naruto Sasuke an, bevor er breit zu grinsen begann.

"Ja...", war die knappe Antwort, bevor Naruto ergänzte: "Na ja, heute eher failen."

"Keinen guten Tag gehabt?", hakte nun Sasuke nach.

"Neee... aber nicht jeder Tag kann gut sein, wobei meiner von Moment zu Moment besser wird", lächelte Naruto und zwinkerte Sasuke dabei zu. Dieser senkte verlegen den Blick, lächelte aber geschmeichelt.

"Ähm... Itachi", begann nach einem Augenblick der Stille Sasuke plötzlich, "wartet auf dem Parkplatz auf uns. Wenn... du möchtest fahren wir dich wieder zum Café."

"Macht euch das nicht zu viele Umstände?", fragte Naruto, der von dem Angebot überrascht war. Sasuke schüttelte fast augenblicklich kurz seinen Kopf. Naruto begann wieder breit zu lächeln: "Dann gerne."
 

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Einladung?

Es war kurz vor ein Uhr in der Nacht, als Naruto aus dem Angestelltenzugang des Cafés kam. Seine Tasche hing - wie üblich - quer über seiner Brust und in einer Hand trug er einen Müllbeutel. Als die Tür hinter ihm zugefallen war schloss er sie sorgfältig mit seinem Schlüssel ab und ging dann zum Mülleimer, der ein paar Meter weiter stand. Nachdem er seinen Schlüssel in die Hosentasche gesteckt hatte hob er mit der freien Hand den Deckel der Tonne an und stopfte den Beutel hinein.

"Hey Naruto", hörte er auf einmal hinter sich, was ihn schreckhaft zusammenfahren und herum wirbeln ließ. Immer noch den Deckel der Tonne in der einen Hand. Mit schreckhaft aufgerissenen Augen blickte er Itachi an, der an der Motorhaube seines Autos lehnte und ihn anlächelte.

"Itachi-san?", fragte er nur, als könne er seinen Augen und Ohren nicht glauben.

"Oh, entschuldige bitte", kam es von Itachi, der sich gerade hinstellte. "Ich wollte dich nicht erschrecken."

"Was... tust du hier?", wollte Naruto wissen.

"Auf dich warten", lächelte Itachi, als sei es das Normalste der Welt mitten in der Nacht in einer Gasse vor einem Angestellteneingang auf jemanden zu warten, den man nur flüchtig kannte.

"Auf mich?", wiederholte der Blonde verwirrt.

"Auf wen sonst?", konterte Itachi. "Komm, ich fahr dich heim."

"Du... was?", kam es völlig verdattert von dem Jüngeren. "Das ist gerade echt gruselig."

"Gruselig?", wiederholte Itachi, dessen Lächeln kurz verschwand. "Was meinst du?"

"Warum solltest du mitten in der Nacht hier auf mich warten und mir anbieten, mich nach Hause zu fahren?", fragte Naruto.

"Weil du einen langen Tag hattest und eine knappe Stunde zu Fuß unterwegs wärst? Mit dem Auto sind es nur zehn Minuten. Außerdem... hätte ich dann Gelegenheit ein wenig mit dir zu plaudern", erklärte Itachi, der sein Lächeln wiederfand.

"Worüber?", wollte Naruto wissen, doch Itachi hatte sich bereits umgedreht und war um die Motorhaube seines Wagens gegangen, um auf der Fahrerseite einzusteigen.

"Kommst du?", fragte Itachi.
 

Naruto klammerte sich förmlich an seine Tasche und fühlte sich mehr als merkwürdig. Es lag nicht an dem bequemen Sitz oder der Wärme, die von der Heizung kam, sondern vielmehr an der Gesamtsituation. Dennoch hatte er die kostenlose Heimfahrt nicht ausgeschlagen.

"Du hast morgen frei, oder?", begann Itachi, nachdem sie aus der Gasse gefahren waren.

"Ja, sonntags hat das Café geschlossen", antwortete Naruto.

"Hast du irgendwelche anderen Verpflichtungen?", hakte Itachi weiter nach. Naruto sah aus seinen Augenwinkel zum älteren Bruder seines Schwarms.

"Ähm, mit meinen Eltern telefonieren. Sie machen sich immer furchtbare Sorgen, wenn ich mich nicht pünktlich melde", erklärte Naruto und hoffte, dass seine Lüge nicht zu durchschaubar war.

"Aber nicht den ganzen Tag, oder?", wollte der Ältere weiter wissen.

"Wäre etwas viel, oder?", konterte Naruto leise. Itachi lachte und nickte.

"Du magst meinen Bruder, oder?", kam es ohne Vorwarnung auf einen Themenwechsel und ließ Naruto kurz erschrocken zu Itachi blicken.

"Wie... kommst du darauf?", kam es unsicher von dem Jüngeren.

"Du hast dich sehr darum bemüht dich mit ihm anzufreunden", antwortete nun Itachi. "Hast ihn immer wieder auf einen Tee einladen wollen und dich von keinem Korb, den er dir gegeben hat, abschrecken lassen es erneut zu versuchen."

"Ich... find ihn interessant und würde ihn gern besser kennenlernen", gestand Naruto ein. "Ist... das ein Problem?"

Eigentlich rechnete Naruto damit, dass der andere ihm nun lang und breit erklärte, warum sein Unterfangen erfolglos bleiben würde und er sich besser von Sasuke fern halten sollte. Daher überraschte ihn Itachis Antwort umso mehr.

"Nein, gar nicht", meinte Itachi freundlich. "Wollte nur sicher gehen, dass ich da nicht zuviel hinein interpretiere."

Die Straßen waren fast gänzlich leergefegt und selbst die Ampeln schenkten ihnen eine grüne Welle.

"Wie meinst du das?", fragte Naruto und lockerte seinen Griff um die eigene Tasche etwas.

"Dir ist sicherlich aufgefallen, dass mein Bruder sehr... introvertiert ist", begann Itachi und Naruto nickte nur. "Es fällt ihm schwer, sich zu öffnen und Menschen näher an sich ranzulassen. Viele lassen sich davon direkt abschrecken und sagen meinem Bruder nach, er sei arrogant und würde sich für etwas Besseres halten."

"Echt?", kam es verblüfft von Naruto. "Ich hab noch niemand so etwas über Sasuke sagen hören."

"So?", kam es nun von Itachi verblüfft, der für eine kurze Sekunde zu Naruto rüber schaute.

"Mir kam er sehr beliebt vor, vor allem bei den Mädels", erzählte Naruto.

"Sakura?", fragte Itachi nach und nun war es wieder an Naruto erstaunt zu Itachi zu blicken.

"Woher?", stammelte der Blonde.

"Sakura versucht schon seit der Mittelschule bei Sasuke zu landen und versteht nicht, dass sie keine Chance hat", meinte Itachi.

"Warum hat sie keine Chance bei Sasuke?", wollte Naruto nun wissen.

"Weil sie nicht Sasukes Typ ist", antwortete Itachi direkt.

"Was ist denn Sasukes Typ?", fragte der Blonde weiter. Wieder schenkte Itachi ihm einen kurzen Blick und lächelte noch etwas breiter.

"Du wirst noch drauf kommen", meinte Itachi nur kryptisch und nahm eine weitere große Kurve, bevor er in die Straße einbog, die geradewegs zu den Wohnheimen führte. In einem großen Wendehammer hielt Itachi schließlich an. "Naruto, möchtest du morgen zu uns zum Kochen und Essen kommen?"

Naruto hatte das Gefühl aus allen Wolken zu fallen und starrte Itachi nur mit großen Augen an. Einerseits konnte er nicht glauben, dass Itachi ihn zum Essen einlud, andererseits glaubte er sich kurz in einem seiner Träume, nur dass in diesen für gewöhnlich Sasuke ihn einlud.

"Warum lädst du mich zu euch zum Essen ein?", fragte Naruto langsam.

"Weil mein Bruder es nicht tun wird, obwohl er sich sehr darüber freuen würde", erklärte Itachi ruhig.

"Und warum würde Sasuke mich nicht einladen?", hakte Naruto neugierig nach. Itachi hatte sich ganz zu ihm gedreht und sein Lächeln bekam etwas Trauriges.

"Weil er Angst hat", antwortete der Ältere, als würde das alles aufklären und nicht noch mehr Fragen aufwerfen.
 

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Erkenntnis?

Das war der reinste Irrgarten, ging es Naruto durch den Kopf, als er durch das Wohngebiet lief. Die Häuser sahen recht traditionell - um nicht zu sagen altmodisch - aus. Die Straßen waren verwinkelt und gewunden. Manche gerade so breit, dass zwei Autos aneinander vorbei fahren konnten, andere schmäler. Jedes Haus schien einen kleinen Vorgarten zu besitzen.

Der Blonde hatte schon zwei Mal nach dem Weg gefragt, aber irgendwie schien er immer noch im Kreis herum zu irren. Wieder sah er auf die Visitenkarte, als würde sie ihm den Weg zeigen können. Zwar hatte er die Straße gefunden, aber die Hausnummer nicht. Die Krux mit den Hausnummern in Japan lag einfach darin, dass sie nach der Bebauung vergeben wurden. Das erste Gebäude in einer neuen Straße erhielt die Hausnummer eins, das Zweite die Zwei, auch wenn die beiden Gebäude an entgegengesetzten Enden lagen. Man konnte nicht mal an der Hausnummer die Straßenseite ablesen.

"Ganz toll", murmelte Naruto gefrustet. In der Nacht, als Itachi ihn nach Hause gefahren hatte, hatte dieser ihn nicht nur zum Essen eingeladen, sondern auch angeboten ihn abzuholen. Doch Naruto hatte abgewunken. Einerseits wollte er dem Älteren keine Mühe machen. Andererseits... war die Aktion in der Nacht mehr als gruselig gewesen. Für einen Moment hatte Naruto sogar gedacht, dass Itachi ihn in seinen Wagen locken wollte, um ihn zu entführen. Er musste unbedingt aufhören True Crime-Serien zu schauen.

"Naruto-kun?", hörte er auf einmal hinter sich eine Stimme, die er hier nie erwartet hatte. Als er sich umdrehte stand vor ihm ein junger Mann mit dunkelbraunen Haaren, welche nach oben zusammengebunden war und dort wie die Blätter eines Busches abstanden. Zwischen den Schenkel hatte er ein Fahrrad.

"Shikamaru-kun", kam es von dem Blonden. "Hi."

"Was treibt dich denn hier her?", fragte Shikamaru, den Naruto aus dem Kletterteam kannte. Der andere wirkte oft müde oder lustlos, aber beim Bouldern oder Lead war er erstklassig. Er war oft einer der ersten, die eine Lösung für die Kletterrätsel fand, die man bei den beiden Disziplinen lösen musste.

"Ich suche eine Adresse", gestand Naruto. "Und du?"

"Helfe meinem Pop beim Ausliefern von Bestellungen", antwortete Shikamaru und deutete auf den Kasten auf dem Gepäckträger, an dessen Seite die Kanji eines Restaurants aufgemalt waren.

"Ach stimmt, deine Eltern haben ein Restaurant", erinnerte sich der Blonde. "Ähm, vielleicht kannst du mir dann helfen die Adresse zu finden."

"Klar, welche suchst du denn?", fragte Shikamaru. Naruto reichte ihm die Visitenkarte und als Shikamaru sie las zog er überrascht die Augenbrauchen hoch. "Du willst zu den Uchihas?"

"Ähm... ja. Warum?", kam es unsicher von Naruto.

"Ist nur ungewöhnlich, dass sie Besuch empfangen", klärte Shikamaru Naruto auf. Irgendetwas an der Art, wie Shikamaru das sagte, klang für Naruto komisch.

"Wie... wie meinst du das?", wollte Naruto wissen. "Sind die Eltern so streng, dass sie für gewöhnlich keinen Besuch dulden?"

Shikamaru sah ihn kurz perplex an und nickte dann zu einer kleinen Grünfläche auf der eine Holzbank stand. Dann stieg er ganz von seinem Fahrrad ab und schob es rüber, während Naruto ihm folgte. Naruto setzte sich auf die Bank, Shikamaru blieb stehen.

"Die Eltern sind nicht streng", antwortete Shikamaru und Naruto atmete erleichter aus. "Vor allem, weil sie tot sind."

"WAS?", kam es geschockt von Naruto, den diese Erkenntnis kalt erwischte. Die Erleichterung wich augenblicklich einem Gefühl des Bedauerns. "Wie... wie sind sie denn gestorben?"

"Das weiß ich nicht", gestand Shikamaru. "Ich weiß auch nur davon, weil mein Vater es mir mal nach einem Elternabend erzählt hat."

"Das war Thema auf einem Elternabend?", hakte Naruto ungläubig nach.

"Na ja, Sasuke kam mitten im Schuljahr auf unsere Mittelschule", begann Shikamaru zu erzählen. "Er war sehr distanziert. Nicht unhöflich, oder so. Aber... er war halt lieber für sich. Bei einem Elternabend wollte unsere Lehrerin mit seinen Eltern sprechen, aber es war nur sein großer Bruder da. Als unsere Lehrerin ihn nach den Eltern fragte erzählte er ihr, dass die Eltern tot seien und er Sasukes Vormund wäre."

"Und... wie hat dein Vater davon erfahren?", wollte der Blonde nun wissen.

"Er war etwas zu früh für sein Gespräch mit der Lehrerin dran und stand vor der offenen Tür", schilderte Shikamaru achselzuckend.

"Er hat gelauscht?", platzte es überrascht aus Naruto.

"Jop", war die schlichte Antwort seines Teamkameraden.

"Wenn er seit der Mittelschule in deiner Klasse war... bist du dann mit ihm befreundet?", fragte Naruto nach einem Moment der Stille.

"Nicht wirklich", antwortete Shikamaru mit einem bedauernden Unterton. "Es ist schwer mit jemand, wie Sasuke, befreundet zu sein. Er ist eben lieber für sich."

Auf einmal traf Naruto die Erkenntnis, wie privilegiert er eigentlich war, dass sich Sasuke ihm zumindest ein wenig geöffnet hatte und mit ihm hin und wieder Zeit verbrachte. Ein breites Lächeln begann sich auf seinem Gesicht abzuzeichnen.

"Was hast du?", fragte Shikamaru ihn plötzlich.

"Ach nichts", winkte Naruto ab. Er wollte diese Erkenntnis ganz für sich alleine behalten. "Aber ich fürchte, ich werde noch zu spät kommen, wenn ich nicht endlich heraus finde, wo diese Adresse ist."

Jetzt bekam Shikamaru ein schiefes Lächeln und nickte in eine Richtung der Straße. Naruto stand auf und beide gingen gemeinsam in die Richtung.

"Was willst du eigentlich dort?", fragte Shikamaru nach einem Moment der Stille.

"Bin zum Essen eingeladen", kam es immer noch lächelnd von Naruto, als Shikamaru prompt stehen blieb.

"Du... wurdest zum Essen eingeladen?", kam es überrascht von dem Brünetten. "Von... den Brüdern?"

"Jap", antwortete nun Naruto einsilbig, der stehen geblieben und sich zu Shikamaru gedreht hatte.

"Wow", kam es nur von dem anderen Klettersportler. "Das ist ja fast wie ein Adelsschlag."

"Jetzt übertreibst du aber", erwiderte Naruto, während sie ihren Weg fortsetzte.

"Ich kenne niemanden, der jemals zu ihnen nach Hause eingeladen worden ist", eröffnete Shikamaru nachdenklich. Nach ein paar Schritten blieb er erneut stehen. "So, da wären wir."

Verwirrt blickte sich Naruto am Ende der Straße, an dem sie angekommen waren, um. Links und rechts standen Wohnhäuser mit ihren schmalen Vorgärtchen, die aber alle nicht die richtige Hausnummer hatten. Gerade aus stand ein hölzerner Torbogen, dessen Durchgang offen stand. Dahinter war jedoch nur eine dichte Vegetation zu sehen.

"Hä?", kam es nur nicht verstehend von ihm, während er hilfesuchend Shikamaru anstarrte. Dieser hob seine Hand und zeigte mit dem Finger auf das Tor.

"Durch das Tor der Auffahrt um die Büsche folgen. Dann siehst du das Haus", erklärte Shikamaru ruhig, bevor er sein Rad langsam in die Wende schob. "Wir sehen uns morgen beim Training."

"Klar", meinte Naruto. "Und danke für deine Hilfe."

Shikamaru hob nur die Hand, bevor er wieder aufsattelte und dann davon fuhr. Naruto blickte ihm noch einen langen Moment hinterher, bevor er sich wieder dem Tor zuwandte. Tatsächlich hatte er es vorhin, bei seiner Suche, gesehen, aber nie im Leben hätte er gedacht, dass es zu einem Wohnhaus führen würde. Wer hatte schon ein solches Tor an seiner Grundstücksgrenze? Erst als er näher heran trat sah er die Kanji für die Hausnummern im Torbogen eingeschnitzt. Vielleicht, so ging es ihm durch den Kopf, sollte man sie durch Farbe ein wenig hervor heben, so dass das Finden der Adresse irgendwie erleichtert wurde.

Dann schritt Naruto durch das Tor und folgte der Kiesauffahrt um das Gestrüpp. Kaum öffnete sich sein Blick blieb er jedoch erneut stehen und kam nicht umhin das im Vergleich zu den umgebenden Wohnhäusern viel größere Gebäude zu bestaunen, denn vor ihm lag kein einfaches Wohnhaus, sondern ein Dōjō!
 

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Ergründen?

Als Itachi in seinem Auto um die Ecke bog, stieg er sofort auf die Bremse und konnte den Wagen noch zum Stehen bringen, bevor er Naruto umgefahren hätte. Dieser sah ihn geschockt an und hatte seine Hände dem Wagen entgegengestreckt, als könne er mit reiner Muskelkraft das Auto stoppen und ein Zusammenstoß vermeiden. Zum Glück für den Blonden war Itachi nur mit Schritttempo dem Kiesweg entlang gefahren.

"Naruto?", kam es von Itachi, dem erst dann einfiel, dass Naruto ihn womöglich nicht hören könnte. Er nickte dem Blonden zu und gab ihm zu verstehen, dass er einsteigen sollte. Als Naruto sich aus seiner Starre löste stieg er in das Auto, um die paar Meter zum Dōjō mitzufahren.

"Hallo", grüßte der Blonde den älteren Uchiha. "Ähm... sorry, ich... ähm..."

"Schon okay", lächelte Itachi. "Ich bin es nicht gewohnt, dass jemand auf der Auffahrt rumläuft."

Itachi setzte den Wagen wieder langsam in Bewegung und hielt kurz vor dem Dōjō noch einmal an. Er nickte kurz zur Beifahrerseite heraus und Naruto konnte einen schmalen Weg durch die Büsche und einige Treppenstufe nach unten sehen.

"Normalerweise benutzen Fußgänger den Weg da", meinte Itachi sanft, bevor er weiterfuhr.

"Oh... den hab ich gar nicht gesehen", meinte Naruto verlegen. "Aber ohne die Hilfe eines Freundes hätte ich euch eh nicht gefunden."

"So?", fragte Itachi überrascht. "Wieso nicht?"

"Ich hab nach einem üblichen Wohnhaus gesucht und die Zahlen am Tor heben sich nicht gerade gut vom Untergrund ab", erklärte Naruto und hoffte, dass er dabei nicht zu unhöflich war.

"Oh", lachte Itachi auf einmal auf. "Ich hätte dir vielleicht doch eine Wegbeschreibung geben sollen."

'Oder', fügte Naruto gedanklich hinzu, 'ich hätte mich von dir einfach abholen lassen sollen.' Er seufzte nur kurz und zog damit Itachis Aufmerksamkeit kurz auf sich. Als sie das Dōjō passierten, konnte Naruto sehen, dass sich dahinter ein 'normales' Haus an dieses schmiegte. Itachi fuhr in die Garage und parkte.

"Da wären wir", lächelte er wieder und stieg dann aus. Naruto folgte ihm und wurde von all den Eindrücken erschlagen. Durch den Vorgarten gingen sie zur Haustür und Itachi schob die Tür einfach auf. Dann ließ er Naruto zuerst eintreten.

"Hab ihn gefunden", rief Itachi ins Haus. Sofort blickte Naruto ihn überrascht an, als er Schritte hörte, die sich aus der Küche näherte. Sasuke blickte durch die offene Tür in den Genkan, in dem Itachi gerade aus seinen Schuhen stieg und in die Hausschuhe schlüpfte.

"Hey Sasuke", lächelte Naruto und hob kurz die Hand. Dann entledigte auch er sich seiner Schuhe und stieg in die bereitgestellten Hausschlappen.

"Hallo Naruto", kam es gewohnt ruhig von Sasuke, bevor er zu Itachi sah. "Hast du es bekommen?"

"Jap", meinte der Ältere und zog eine Papiertüte aus seiner Jackentasche, die er Sasuke reichte. Dieser nahm sie entgegen, wandte sich ab und verschwand wieder in der Küche. Dann lud der Ältere Naruto mit einer Geste ein seinem jüngeren Bruder zu folgen. Als Naruto in die Küche kam, stellte er fest, dass es eine gemütliche Wohnküche war, die sehr modern gehalten war. Sasuke stand an der Anrichte und schnitt gerade Gemüse geübt klein.

"Ich hoffe du magst Sukiyaki", fragte Itachi ihn, als er ebenfalls in die Küche nachkam. Er hatte noch schnell die Schuhe ordentlich hingestellt.

"Klar, wer nicht?", antwortete Naruto grinsend, bevor er aus seiner Tasche, die er immer noch geschultert hatte, die Pralinen und den Alkohol hervor zog. Eigentlich hatte er die beiden Sachen für Itachis und Sasukes Eltern gekauft, aber jetzt fühlte sich beides unpassend an.

"Oh, du hast uns Gastgeschenke mitgebracht?", kam es erfreut von Itachi und Naruto blickte zu ihm auf. Er versuchte zu lächeln und nickte. "Vielen lieben Dank, Naruto. Das ist wirklich sehr aufmerksam von dir."

Itachi nahm Naruto die beiden Geschenke ab und schob die Pralinen in Sasukes Sichtfeld, der diese mit nur einem kurzen Blick würdigte und dann weiter den China-Kohl in dünne Streifen schnitt. Auf dem Esstisch stand bereits ein tragbarer Gaskocher, um den drei Schälchen standen, auf denen Stäbchen lagen. Ein niedriger Kochtopf stand bereits auf dem Kocher und wartete auf seinen Einsatz.

"Möchtest du was trinken?", fragte Itachi.

"Gerne", antwortete Naruto und Itachi holte eine Flasche aus dem Kühlschrank, die er öffnete und dann in drei Gläser etwas einschenkte.

"Wie war dein Gespräch mit deinen Eltern?", fragte Itachi nach.

"Hä?", kam es verwirrt von Naruto, dessen Blick wenig subtil auf Sasuke und dem Kohlschneiden geruht hatte.

"Du wolltest doch heute mit ihnen telefonieren?", kam es von Itachi.

"Oh... ähm...", Naruto wandte sich zu Itachi und verbeugte sich dann respektvoll vor ihm. "Es tut mir leid, ich habe dich heute Nacht angelogen."

Überrascht blickte Itachi zu Naruto.

"Na, na... wer wird hier schon so förmlich sein. Womit hast du mich angelogen?", fragte Itachi.

"Ich... telefoniere nicht mit meinen Eltern", fing Naruto an. "Das gestern... kam mir nur in dem Moment so... merkwürdig vor, dass ich dachte, es wäre eine gute Idee zu sagen, dass jemand auf meinen Anruf warten würde."

"Hab's dir gesagt", murmelte Sasuke, der das Messer beiseitelegte und die kleinen Kohlstücke in eine Schale gab.

"Dann liegt es eher bei mir, mich bei dir zu entschuldigen, Naruto", meinte Itachi, nachdem er mit großen Augen kurz zu Sasuke geblickt hatte. "Ich wollte dich nicht erschrecken."

Der Ältere machte eine einladende Geste zum Esstisch und manövrierte Naruto auf die Seite, auf der für zwei Personen gedeckt war, während er sich gegenüber zum einzelnen Gedeck setzte. Sasuke folgte mit einem flachen Teller, auf der mehrere dünn geschnittene Rinderfiletscheiben, gewürfelter Tofu und geschnittene Frühlingszwiebeln lagen, sowie ein Schälchen Öl stand. Er entzündete die Flamme des Gaskochers und gab das Öl in den Topf.

"Du telefonierst also nicht mit deinen Eltern?", hakte Itachi nach. "Warum nicht?"

"Ähm...", peinlich berührt rutschte Naruto kurz auf seinem Stuhl hin und her. "Weil sie tot sind."

Überrascht blickte Sasuke kurz zu Naruto und ließ das Fleisch und den Tofu etwas an Farbe gewinnen.

"Das tut mir leid zu hören", kam es ehrlich von Itachi. "Darf ich fragen, wie sie gestorben sind?"

"Das weiß ich nicht", gestand Naruto und blickte kurz in sein Glas, dass er kurz zuvor gegriffen hatte, um einen Schluck zu trinken.

"Dann bist du also bei Verwanden aufgewachsen?", versuchte Itachi das Gespräch am Laufen zu halten.

"Nein, ich hatte keine Verwanden", antwortete Naruto leise. "Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen."

"Hey, dass muss dir doch nicht peinlich sein", lächelte Itachi mit aufbauender Stimme. "Sasukes und meine Eltern sind auch gestorben."

"Hab ich gehört", meinte Naruto und sah kurz zu Sasuke hoch. "Von einem Freund aus dem Kletterteam."

"So?", kam es überrascht von Itachi.

"Er hat mir den Weg gezeigt, als ich auf der Suche nach eurem Haus war", erzählte Naruto. "Wie... sind denn eure Eltern gestorben?"

Sasuke legte diagonal geschnittene Frühlingszwiebelstücke in den Topf und löschte direkt im Anschluss mit einer Sauce das ganze ab. Kurz zischte es, als die Flüssigkeit auf den heißen Topfboden traf.

"Autounfall", antwortete Itachi ruhig. "Ein LKW-Fahrer ist am Steuer eingeschlafen und auf die Gegenfahrbahn geraten. Dort ist er frontal mit unseren Eltern zusammengestoßen."

"Das tut mir wirklich sehr leid", kam es mitfühlend von Naruto. "Und dann seid ihr zu Verwandten gekommen?"

Im Augenwinkel konnte Naruto sehen, wie Sasuke plötzlich mitten in der Bewegung kurz stockte, bevor er sich abwandte, um den Teller und das Öl-Schälchen wegzubringen. Als er wiederkam, hatte er weitere Schälchen gefüllt mit Zutaten in der Hand.

"Wie kommst du darauf?", fragte Itachi interessiert.

"Weil du das bei mir zuerst vermutet hast", antwortete Naruto. "Man schließt für gewöhnlich immer von sich auf andere."

"Das ist wohl richtig", lachte Itachi kurz auf, als wolle er die Stimmung auflockern. "Ja, wir wurden von unserem Großonkel aufgenommen."

Sasuke stellte geräuschvoll die Schälchen vor die Kochplatte und Itachi räusperte sich. Fragend blickte Naruto zu Sasuke, bevor Itachi ein neues Thema anschnitt.

"Und du bist seit diesem Semester auf unserer Uni?", fragte der Dunkelhaarige freundlich.

"Ähm... Seit letztem Jahr", berichtigte Naruto.

"Aber du bist doch erst seit diesem Jahr in den Kursen", kam es überrascht von Sasuke, der sich zum ersten Mal in das Gespräch einbrachte.

"Das ist richtig. Ich hab im Semester davor etwas anderes studiert", gestand Naruto.

"Und was?", hakte Itachi nach.

"Irgendwas mit Geschichte", antwortete Naruto.

"Irgendetwas mit Geschichte?", wiederholte Sasuke ungläubig.

"Na ja, ... ja", erwiderte Naruto und sah zu Sasuke auf, der immer noch stand und gerade die Enoki - nach dem Shiitake der meistangebaute Speisepilz Japans - in den Topf legte. "Mir war vom Stipendien-Betreuer nahegelegt worden etwas 'Einfaches' zu studieren, damit es mich nicht zu sehr vom Sport ablenkt."

"Du hast ein Sport-Stipendium", erkannte Itachi schließlich und Naruto nickte. "Dann wird es der Uni nicht gefallen haben, dass du dein Studienschwerpunkt von etwas 'Einfachem' zu etwas so anspruchsvollem gewechselt hast, oder?"

"Ähm... nicht sehr", gestand Naruto ein.

"Wie hat die Uni denn reagiert?", fragte Itachi weiter.

"Sie... haben mir nahegelegt mein Studienfach zurückzuwechseln", begann Naruto und rutschte wieder etwas unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.

"Sonst...?", hakte der Ältere beständig weiter.

"Sie haben das Vollstipendium auf ein Teilstipendium reduziert und drohen mir das Stipendium gänzlich abzuerkennen, sollten meine sportlichen Leistungen nicht die Erwartungen erfüllen", gestand Naruto und blickte wieder nach unten.

"Unglaublich", kam es ernst von Itachi. "Was denken die sich eigentlich?"

Kurz herrschte Stille und Sasuke platzierte neben den Pilzen den weißen Teil des kleingeschnittenen China-Kohls im Topf.

"Wieso hast du das Studienfach eigentlich gewechselt?", fragte Sasuke plötzlich. Naruto sah zu Sasuke hoch und begann zu lächeln, während seine Wangen sich röteten.

"Weil es mein Interesse geweckt hat", antwortete Naruto kryptisch. Sasuke blickte kurz zu ihm und wusste nicht so recht, wie er diese Antwort nun deuten sollte.

"Und wirst du zurück wechseln?", wollte Itachi wissen.

"Nicht, wenn es sich vermeiden lässt", meinte Naruto ehrlich, auch wenn man ihm ansehen konnte, dass er noch keinen Plan hatte, was er tun würde, sollte die Uni ihm tatsächlich das Stipendium aberkennen.
 

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Vorstoß?

Sasuke führte Naruto gerade durch einen kurzen, kaum zwei Meter langen Verbindungsgang vom Wohnhaus zum Dōjō. Eine Seite des Ganges war zum Garten geöffnet, so dass Naruto diesen bestaunen konnte. Der Garten bot einen Teich und viel Grünfläche, wobei der Rasen scheinbar schon länger nicht mehr gemäht worden war. Mehrere Trittsteine führten durch das Wasser zu einem mittig im See platzierten Pavillon.

"Wow?", entkam es dem Blonden in Ehrfurcht. So einen großen, weitläufigen Garten hatte er noch nie gesehen. Jedenfalls nicht im privaten Besitz. Weiter hinten sah er einige Obstbäume, die Pflaumen trugen. "Wohnt ihr hier ganz alleine?"

"Ja", war Sasukes knappe Antwort, der nicht verstand, warum Itachi vorgeschlagen hatten, dass er Naruto das Dōjō zeigen sollte, während er sich um das Geschirr kümmerte. In Itachis Fall würde das bedeuten, dass er das benutzte Geschirr in den Spüler räumen und diesen anstellen würde.

"Ist euer Großonkel gestorben?", hakte Naruto vorsichtig weiter nach.

"Wie kommst du auf sowas?", kam es etwas harsch von dem Schwarzhaarigen zurück.

"Weil er nicht hier ist", antwortete Naruto.

"Warum sollte er auch hier sein? Er hat ein eigenes Haus", erklärte Sasuke, als würde das alles erklären. Verwirrt sah Naruto ihn an und Sasuke blieb stehen. "Das hier gehörte unseren Eltern. Nach ihrem Tod sind wir zu unserem Großonkel gezogen. Als Itachi achtzehn wurde zogen wir wieder hier her."

"Einfach so?", kam es erstaunt von Naruto. "Und euer Großonkel hat das einfach so akzeptiert?"

"Der wurde nicht gefragt", kam es mit unterdrückter Wut von Sasuke, der die Verbindungstür zum Dōjō aufschob und damit den Weg zu einem Gang öffnete. Links gab es eine Umkleide, in deren hinterem Teil sich mehrere Duschnischen befanden. Auf der rechten Seite lag eine kleine Küche und durch eine weitere offene Tür konnte man ein kleines Büro erkennen. Dann öffnete sich der Flur in den Hauptteil des Dōjō: die Trainingshalle.

"Das ist echt unglaublich", staunte Naruto und vergaß darüber seine Verwunderung über Sasukes heftige Reaktion bezüglich seiner Nachfache nach dem Großonkel. "Wird die Halle denn noch aktiv genutzt?"

"Ich trainiere hier", kam es leise von Sasuke.

"Sonst niemand?", hakte Naruto überrascht nach.

"Itachi könnte noch weitere Schüler aufnehmen, aber er konzentriert sich zur Zeit voll auf mich", erzählte Sasuke ruhig weiter.

"Itachi übt sich auch in Kendō", rief sich der Blonden selbst ins Gedächtnis. Sasuke hatte da mal was erwähnt.

"Er ist ein Meister", erklärte Sasuke und man konnte hören, dass ihn das stolz machte. "In seiner Schulzeit ist er mehrmals hintereinander Japan-Meister geworden, sowohl in der Mittel-, als auch in der Oberschule."

"Dann ist das also euer Familiensport?", fragte Naruto.

"Kann man so sagen, ja", antwortete ihm der Dunkelhaarige, der seine Arme vor dem Bauch verschränkt hatte und sich förmlich selbst festhielt.

"Euer Großonkel betreibt auch diesen Sport?", wollte Naruto wissen. Erneut fiel ihm auf, dass Sasuke sich immer irgendwie verkrampfte, wenn diese Person angesprochen wurde.

"Ja", kam es einsilbig und etwas gepresst von Sasuke. "Das war auch schon alles, was man hier sehen kann."

"So?", fragte Naruto und griff vorsichtig nach einer von Sasukes Händen, bevor er sie aus der Verschränkung löste. Sasuke starrte Narutos Hand dabei an, als könne er es nicht glauben, dass sie ihn berührte. Dennoch ließ er Naruto gewähren, da er nicht wusste, was er sonst hätte machen sollen.

Naruto trat einen Schritt näher auf ihn zu und unter normalen Umständen wäre Sasuke diesen Schritt zurück gewichen. Doch das waren keine normalen Umstände. Eigentlich waren es sogar ganz außergewöhnliche Umstände, denn sie hatten zum ersten Mal überhaupt Besuch.

"Ich... hoffe, dass Essen hat geschmeckt", versuchte Sasuke die Stille zwischen ihnen wieder zu durchbrechen.

"Oh ja, das hat es auf jeden Fall", antwortete Naruto mit einem sanften Lächeln im Gesicht. "Du kannst ziemlich gut kochen."

Sasuke zuckte nur halbherzig mit einer Schulter.

"Itachi und ich versuchen jeden Tag zu kochen und gemeinsam zu Abend zu essen", erwiderte Sasuke.

"Das klingt irgendwie schön", meinte Naruto ungewohnt ruhig. Sonst war er immer etwas zu energiegeladen. Doch das kam ihm hier in dieser Situation einfach unpassend vor.

"Ist es auch...", gestand Sasuke. Er wusste, dass es in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich war, gemeinsam Mahlzeiten einzunehmen.

Auf einmal hörten sie Schritte und dann sahen sie auch schon Itachi durch die Verbindungstür kommen. Sofort zog Sasuke seine Hand aus Narutos Griff und schlang sie wieder um sich.

"Na?", fragte Itachi breit lächelnd. "Hast du ihm schon alles gezeigt?"

"Gibt ja nicht viel zu zeigen", kam es wieder etwas reservierter von Sasuke, während Itachi einen Arm um Sasukes Schulter legte.

"Nicht?", kam es verwundert von Itachi. "Hey, wie wäre es mit dem Nachtisch?"

"Nachtisch?", kam es überrascht von Naruto und Itachi nickte nur lächelnd. Dann wandte sich der Ältere ab und ging zurück zum Wohnhaus. Fragend sah Naruto zu Sasuke, der seinem Bruder nach einem Zögern aber schließlich folgte.
 

"Itachi-san?", setzte dieses Mal Naruto an, nachdem sie sich wieder am abgeräumten Esstisch in der Küche eingefunden und Itachi ein selbstgemachtes Eis mit verschiedenen Topics serviert hatte.

"Ja?", erwiderte Itachi lächelnd.

"Darf ich fragen, was du beruflich machst?", formulierte Naruto vorsichtig.

"Ich hab vor ein paar Jahren die Firma unserer Eltern übernommen und bin dort im Vorstand", antwortete Itachi, bevor er sich den ersten Löffel des Eises in den Mund schob und den Geschmack genoss.

"Firma?", kam es überrascht von dem Blonden, der ebenfalls sein Eis löffelte.

"Eine mittelständige Firma, die vor allem Sportartikel herstellt", erklärte Itachi.

"Oh", kam es überrascht von dem Blonden. "Da ist es sicher schwer mit der größeren Konkurrenz Schritt zu halten, oder?"

"Es geht", lächelte Itachi geheimnisvoll. "Aber es bietet mir auch die Möglichkeiten mal kurzfristig wegzukönnen, wenn es notwendig wird."

"Wenn es notwendig wird?", wiederholte Naruto fragend, da ihm die Formulierung irgendwie komisch vorkam. Itachi blickte zu Sasuke, der jedoch vollkommen auf sein Eis konzentriert war. Ihr Gast blickte kurz zwischen ihnen hin und her, verstand aber nicht worum es in dem Augenblick ging.

"Manchmal gibt es eben solche Situationen, da muss man ungeplant dringend wo anders hin", erklärte Itachi schließlich schwammig. Naruto ließ es dabei bewenden, da er das Gefühl hatte, dass er hier an eine Grenze stieß, die keiner der Brüder bereit war ihm zu öffnen. Er nickte nur.
 

Naruto streckte sich etwas und sah dann auf die Wanduhr. Sie zeigte ihm, dass es bereits nach neunzehn Uhr war.

"Uh... ich sollte mich langsam auf den Heimweg machen", meinte der Blonde, der daraufhin aus dem Fenster schaute und feststellte, dass es bereits dunkel geworden war. Wieder rutschte er ein wenig unbehaglich hin und her, während er sich versuchte an den Weg zurück zur Bahnstation zu erinnern.

"Möchtest du noch mit uns zu Abend essen, Naruto?", fragte Itachi. "Wir fahren dich danach dann heim."

"Oh, ich möchte euch keine weiteren Umstände machen", versuchte Naruto höflich abzulehnen.

"Ach was, das sind doch keine Umstände", meinte Itachi lachend und stand auf. Sasuke hatte zu Mittag den Löwenanteil erledigt, dass hieß, das Abendessen war nun seine Aufgabe.

"Dein Bruder akzeptiert kein nein, hm?", wandte sich Naruto lächelnd an Sasuke.

"Ist ihm schon immer schwer gefallen", stimmte Sasuke ruhig zu. "Wenn er sich mal was in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er es auch durch."

"Ein Dickkopf also?", fragte Naruto mit einem Schmunzeln.

"Auf jeden Fall", antwortete Sasuke.

"Euch ist klar, dass ich euch hören kann?", kam es gespielt eingeschnappt von Itachi, der daraufhin aber lachen musste, so dass Naruto sich davon anstecken ließ, während Sasuke nur lächelte.

"Tschuldige, Itachi-san", meinte Naruto schließlich.

"Schon okay... ihr habt ja beide Recht", stimmte Itachi zu. "Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann handel ich danach und manchmal verbeiß ich mich auch dann."
 

"Ich hol schon mal den Wagen aus der Garage", meinte Itachi nach dem Abendessen und verließ dann das Haus. Naruto blickte zu Sasuke, nachdem er sich seine Schuhe angezogen hat.

"Danke für den schönen Tag und dass ich bei euch sein durfte", meinte Naruto ruhig. Sasuke sah ihn fast schon verlegen an.

"Vielleicht... möchtest du das mal wiederholen", kam es unsicher von Sasuke, was Naruto strahlen ließ.

"Sehr gern", antwortete der Blonde und griff noch einmal behutsam nach Sasukes Hand. Als er diese in seiner hielt stieg er noch einmal die Zwischenstufe hinauf und legte seine Lippen auf die Sasukes. Dieser war davon so überrascht, dass er erst gar nicht reagierte, bevor er langsam seine Augenlider schloss und begann den Kuss zu erwidern.
 

.

Angebot?

Itachi trug ein breites Lächeln im Gesicht als Naruto zu ihm ins Auto stieg. Nachdem er den Wagen aus der Garage geholt und vor der Haustür geparkt hatte, hatte er gesehen, wie sein jüngerer Bruder von dem Blonden geküsst worden war. Eigentlich hatte Itachi damit gerechnet, dass sein Bruder den Kuss erschrocken brechen und anschließend hastig davon eilen würde. Doch dass dem nicht so war, machte ihn einmal mehr stolz auf seinen Bruder.

"Es war ein sehr schöner Tag, Naruto", meinte Itachi zu seinem Beifahrer, als sie die Einfahrt verlassen und auf die Straße eingebogen waren.

"Ja, fand ich auch. Nochmals danke für die Einladung", erwiderte der Blonde.

Sie fuhren ein, zwei Minuten schweigend weiter, bevor Itachi erneut zu einem Gespräch ansetzte: "Du hattest also ein Vollstipendium? Was wird davon so alles abgedeckt?"

"Kost, Logis, Studiengebühren, Bücher... ein kleines Handgeld für Schreibutensilien und -unterlagen", zählte Naruto auf.

"Und sie haben es zu einem Teilstipendium runtergestuft?", hakte Itachi ruhig nach. "Was musst du jetzt selbst bezahlen?"

"Ähm... Unterbringung, Frühstück, Abendessen, Arbeitsmaterial, ein Teil der Studiengebühren", zählte der Blonde erneut auf und schien sich bei der Beantwortung nicht wohl zu fühlen.

"Also", begann Itachi zusammenfassend, "Du hast dein 'einfaches' Studienfach zu einem recht Anspruchsvollem gewechselt. Das neue Fach erfordert eine Menge Lernen. Dazu musst du nun jobben, damit du die Kosten decken kannst und die Uni droht dir, dass sie dir das Stipendium gänzlich aberkennt, wenn du nicht die geforderte Leistung im Sport bringst?"

"Kurz gesagt: Ja", gestand Naruto ein und blickte auf seine Tasche, die auf seinem Schoss lag und auf der seine Hände lagen.

"Und wie sieht deine Leistung im Sport aus?", hakte Itachi nach.

"Wenn man mich das klettern lassen würde, was ich kann, sicherlich gut", versuchte Naruto die Unzufriedenheit seines Trainers unter den Tisch fallen zu lassen.

"Wie meinst du das?", fragte Itachi. "Ich fürchte, ich kenn mich beim Klettern nicht gut aus."

"Beim Sportklettern gibt es drei Disziplinen: Lead-Klettern, Bouldern und Speedklettern", begann Naruto zu erklären. "Beim Speedklettern geht es darum an einer senkrechten Wand so schnell wie möglich das Kontrollfeld oben zu erreichen und zu berühren. Es geht rein um die Zeit."

"Dabei haben wir dich die vorherigen Tage gesehen", meinte Itachi und Naruto blickte überrascht zu ihm. "Wir kamen gerade von der Verwaltung der Sportfakultät und liefen an der Kletterhalle vorbei."

"Oh...", kam es nur von Naruto, dem klar wurde, dass die beiden dann auch die Unzufriedenheit seines Trainers erlebt hatten und erklärte, wieso Sasuke vor der Halle auf ihn gewartet hatte.

"Speed liegt mir nicht. Meine Disziplinen sind eher das Bouldern und das Lead-Klettern", gestand der Blonde leise ein, während er wieder auf seine Hände blickte, deren Finger aneinander rumknibbelte.

"Was ist der Unterschied?", fragte Itachi.

"Beim Bouldern bekommst du eine Art Rätsel an der Wand präsentiert. Das Ziel ist es herauszufinden, wie du ein Zielpunkt erreichst. Es wird an einer drei bis vier Meter hohen Wand geklettert an der mehrere Boulderprobleme montiert sind. Je weniger Versuche man beim Lösen der Probleme benötigt, desto höher die Punkte, die man erzielt", erklärte Naruto ruhig.

"Das klingt sehr faszinierend. Da muss man schon sehr kreativ denken können, damit man die Probleme erkennt und dann lösen kann, oder?", hakte Itachi interessiert nach.

"Ja, genau...", kam es sofort von Naruto. "Wenn man da zu verkopft ist, wird man das nicht erfolgreich bewältigen können."

"Und diese andere Disziplin... dieses Lead-Klettern?", fragte Itachi nach.

"Das ist sozusagen die Königsdisziplin", strahlte Naruto. "Man bekommt eine Kletterroute an einer fünfzehn Meter hohen Wand präsentiert, darf sie fünf Minuten vom Boden aus studieren und überlegen, wie man sie klettern könnte. Dabei gibt es verschiedene Abschnitte mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das Ziel ist es möglichst weit nach oben zu kommen. Wer es geschafft hat am Höchsten zu klettern gewinnt."

"Aber haben später startende Kletterer nicht den Vorteil, dass sie aus den Fehler ihrer Vorgänger lernen können?", fragte Itachi nach.

"Deshalb müssen sich alle Kletterer, die noch nicht dran waren, in einer Isolationszone befinden, von der aus sie die Wand nicht sehen und keine Kommentatoren hören können", beantwortete Naruto die Frage. Er war nun ganz in seinem Element.

"Das klingt wirklich sehr spannend", bekräftigte der Dunkelhaarige erneut. "Und dein Trainer lässt dich das derzeit nicht klettern?"

"Ich hab im Sommer einen Wettkampf sausen lassen, weil ich für das neue Studienfach an einer Nachprüfung teilgenommen habe", gestand Naruto ein. "Daraufhin meinte er, dass ich auch Speed meistern solle. Doch ich bin eben für Bouldern und Lead trainiert, was völlig andere Schwerpunkte hat."

"Ich schätze, er lässt nicht mit sich reden?", fragte Itachi weiter nach.

"Nein... ich soll mich im Winter bei einem Turnier im Speed unter den ersten fünf platzieren ", kam es niedergeschlagen von Naruto. "Aber davon bin ich meilenweit entfernt."

"Man versucht dich also gegen die Wand laufen zu lassen, weil du dich geweigert hast zurück auf Geschichte zu wechseln?", hakte Itachi weiter nach.

"Ja... Mit dem Job und dem Lernen für das Wirtschaftsingenieurswesen hat sich meine Zeit für das Training stark reduziert", gestand Naruto ein.

"Macht dir denn das neue Studienfach Spaß?", wollte Itachi wissen. "Jetzt mal ungeachtet dessen, dass es dir die Möglichkeit gibt mit meinem Bruder Zeit zu verbringen."

Eine seichte Röte legte sich auf Narutos Wangen, bevor er nickte.

"Ja, es macht mir wirklich großen Spaß und bietet mir auch eine bessere Karrierechance, als Geschichte...", kam es sofort von Naruto. "Aber ich will auch klettern... ich möchte einfach sehen, wie weit ich damit kommen kann und vielleicht, wenn ich gut genug bin, auch mal an den Olympischen Sommerspielen teilnehmen."

Kurz blickte Itachi überrascht zu dem Blonden, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte.

"Wow...", kommentierte er nur beeindruckt. "Du möchtest mal zu den Olympischen Spielen?"

"Möchte das nicht jeder Sportler, der seinen Sport mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betreibt?", fragte Naruto.

"Kendo ist leider keine olympische Disziplin", erwiderte Itachi wehmütig. "Aber ich denke, wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich auch dieses Ziel gehabt."

"Sasuke sagte, du wärst ein Meister im Kendo?", begann Naruto. "Meint er das im Sinne einer Meisterschaft oder im Sinne eines Grades in dem Sport?"

"Beides", lächelte Itachi. "Ich war wiederholt nationaler Highschool-Meister und nationaler Jugendmeister. In den letzten beiden Jahren war ich unter den Top 8 der Alljapanischen Meisterschaft im Einzel."

"Wow... das klingt beeindruckend. Und man hat dir kein Stipendium oder so für die Uni angeboten?", fragte Naruto weiter und befürchtete in dem Moment, in dem er es ausgesprochen hatte, in ein Fettnäpfchen getreten zu sein.

"Ich hatte zwar angefangen zu studieren, aber ich musste dann abbrechen", antwortete Itachi und war etwas reservierter geworden.

"Warum?", kam es schneller aus Narutos Mund, als diesem lieb gewesen war. "Es... wird nicht am Geld gelegen haben, oder?"

"Tatsächlich hat es das", gestand Itachi ein. Diese Antwort überraschte und verwirrte Naruto ein wenig. "Manchmal läuft es im Leben eben nicht so, wie man es gern hätte. Kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag bin ich mit Sasuke aus dem Haus unseres Großonkels ausgezogen. Aber ich stellte fest, dass ich erst mit 21 mein Treuhandfond ausgezahlt und einen Platz im Vorstand unseres Familienunternehmen bekommen würde. Um unser Leben zu finanzieren musste ich arbeiten gehen und Kosten reduzieren. Also hab ich das Studium aufgegeben und hab mir Jobs auf dem Bau gesucht."

"Warum hat euer Großonkel denn keinen Unterhalt gezahlt?", fragte Naruto neugierig weiter. Er sog jede Information über Sasuke und Itachi auf wie ein Schwamm.

"Unser Großonkel war... beleidigt, weil wir ausgezogen waren", erklärte Itachi und schien jedes Wort gut abzuwägen. "Seiner Meinung nach hätten wir weiterhin bei ihm kostenlos wohnen und uns verpflegen lassen können."

"Das verstehe ich nicht... wieso seid ihr ausgezogen, wenn ihr auch weiterhin bei ihm hättet wohnen können?", hakte der Blonde nach. Itachi musste kurz überlegen.

"Weil der Preis zu hoch gewesen wäre", kam es kryptisch von Itachi. "Also... Job, Training, Lernen... plus die ganzen Wege zwischen diesen drei Punkten... klingt, als wäre es derzeit kaum möglich alles unter einen Hut zu bekommen, oder?"

Naruto verstand, dass Itachi auf diesen Punkt nicht näher eingehen wollte und akzeptierte den Themenwechsel.

"Irgendwie wird es schon gehen", meinte Naruto grinsend. "Ich muss mich einfach nur besser organisiert bekommen."

"Es wäre alles einfacher, wenn du nicht nebenbei jobben müsstest, oder?", bohrte der Dunkelhaarige weiter nach.

"Na ja, aber ich glaube nicht, dass Obdachlosigkeit dem Lernen oder meiner Gesundheit und damit dem Training, so zuträglich wäre", lachte Naruto auf, als hätte er einen unglaublich guten Witz gerissen.

"Naruto...", begann Itachi und schien wieder kurz überlegen zu müssen, wie er sein Vorschlag formulieren sollte. "Sasuke und ich leben in einem Haus, welches eigentlich viel zu groß für zwei Personen ist. Wir haben jede Menge Platz. Du könntest bei uns kostenlos wohnen und mit uns gemeinsam essen."

"Nein", kam es sofort etwas energisch von Naruto.

"Warum nicht?", hakte Itachi nach. "Nur damit ich es verstehe."

"Ich habe mir bislang alles erarbeitet und das möchte ich auch weiterhin tun", antwortete der Blonde.

"Hm... das ehrt dich", entgegnete Itachi ruhig. "Aber sich helfen zu lassen, wenn man von allem überrollt wird, ist keine Schande."

"Es würde sich komisch anfühlen und was, wenn Sasuke und ich... wenn das nicht klappt, was auch immer sich da gerade zwischen uns entwickelt?", wandte Naruto leise ein. "Hast du Sasuke überhaupt gefragt, ob es ihm Recht wäre?"

"Ich hab viel Übung darin meinen Bruder zu lesen", entgegnete Itachi ruhig. "Daher weiß ich, dass er nichts dagegen haben würde, wenn wir dir helfen und etwas Druck von den Schultern nehmen würden. Du hättest wieder mehr Zeit für das Training und könntest mit Sasuke zusammen lernen."

Naruto erwiderte nichts darauf. Tatsächlich wusste er, dass wenn es so weiterginge wie bisher, er sein Stipendium verlieren würde. Das würde zwangsläufig zu seiner Exmatrikulation führen, da er nie und nimmer die Studiengebühr aus eigener Tasche entrichten könnte. Aber für jemand wie ihn, der es nie leicht gehabt hatte, war das einfach ein zu großzügiges Angebot.
 

.

Verwirrung?

Sasuke war noch beim Abwasch als Itachi zurückkehrte. Nachdem der Ältere seine Schuhe gewechselt hatte kam er in die Küche und half seinem Brüderchen beim Abwasch indem er ein Handtuch nahm und begann das Geschirr abzutrocknen.

"Wie fühlst du dich?", fragte er sanft seinen jüngeren Bruder. Dieser blickte nur aus dem Augenwinkel kurz zu ihm rüber, bevor er mit einer Schulter zuckte.

"Wie immer?", erwiderte Sasuke ruhig.

"So?", hakte Itachi nach. "Also ich war nach meinem ersten Kuss richtig geflasht und aufgedreht. Mein Bauch fühlte sich an, als wären tausend Schmetterlinge darin, die alle gleichzeitig mit den Flügel schlugen."

Sasuke hielt kurz inne. Er hätte damit rechnen müssen, dass Itachi den Kuss mitbekommen hatte. Dennoch erwischte ihn die Erkenntnis eiskalt. Es brachte ihn in Verlegenheit und er konnte spüren, wie seine Ohren heiß wurden, während sie sich röteten.

"Es war nur ein Abschiedskuss", erwiderte Sasuke langsam.

"So?", wiederholte Itachi mit einem Schmunzeln. "Hm... also mich hat er nicht drei Minuten und 22 Sekunden geküsst, bevor er aus dem Auto ausgestiegen ist."

Geräuschvoll setzte Sasuke eine Schüssel auf die Abtropffläche und starrte Itachi geschockt an. Dieser lachte nur kurz auf.

"Hey... ich hab mir die Zeit nur ausgedacht... nicht gestoppt", kam es neckend von dem Älteren. "Aber es waren mindestens zwei Minuten."

"Onii-sama", kam es empört von Sasuke, der sich von der Spüle abwandte und aus der Küche raus wollte. Sanft griff Itachi nach Sasukes Unterarm, der bei der Berührung sofort wie angewurzelt stehen blieb und seinen Blick zu Boden senkte.

"Ich freu mich für dich", kam es etwas ernster von dem Älteren. "Wirklich."

Zögerlich drehte Sasuke etwas den Kopf und blickte Itachi an. Ein langer Moment verging, indem sich die Brüder ansahen. Dann gingen sie zurück zur Spüle.

"Also...", begann Itachi nach einigen Augenblicken erneut. "Wie hat es sich angefühlt?"

"Es hat mich überrascht", gestand Sasuke, nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte.

"Warum?", wollte Itachi wissen.

"Na ja... weil es so aus dem Nichts gekommen ist", erklärte der Jüngere.

"Aus dem Nichts?", kam es verblüfft von Itachi. "Mein kleines Brüderchen ist ja sooo blind."

"Was?", kam es verwirrt von Sasuke.

"Er hätte dich schon im Dōjō geküsst, wäre ich nicht reingeplatzt", erklärte Itachi ruhig.

"Ehrlich?", fragte Sasuke unsicher. Itachi legte das Handtuch zur Seite und drehte sich zu Sasuke.

"Naruto ist schon eine ganze Weile in dich verliebt", erklärte er seinem jüngeren Bruder. "Hast du das nicht gemerkt?"

Natürlich hatte er gemerkt, dass Naruto etwas von ihm wollte. Immerhin hatte er ihn zich mal zu einem Tee und einem Stück Kuchen einladen wollen und hatte sich von keinem noch so klaren Korb abschrecken lassen noch einmal zu fragen. Doch Sasuke hatte immer vermutet, dass es Naruto nur um eine Eroberung gehen würde.

"Verliebt? Ist das nicht ein zu großes Wort?", konterte Sasuke.

"Er hat für dich sein Studienfach gewechselt und riskiert sein Stipendium zu verlieren", erwiderte Itachi. "So etwas macht man nicht, wenn man nur jemand abschleppen möchte. Soviel riskiert man nur, wenn da echte Gefühle mit im Spiel sind."

Sasuke ließ die Worte auf sich wirken.

"Aber sag mal, Brüderchen", kam es nach einer kleinen Weile von Itachi. Sasuke blickte zu ihm. "Was empfindest du für Naruto?"

"Ich kann mich in seiner Gegenwart entspannen", antwortete Sasuke. Itachi kannte seinen jüngeren Bruder gut genug, um zu wissen, dass Sasuke nicht gut darin war über Gefühle zu sprechen. Ebenso wusste Itachi auch, dass Sasuke sich nur hier - in ihrem Zuhause - wirklich entspannen konnte. Wenn sie unter sich waren. Außerhalb ihres Hauses, war er immer angespannt und achtete auf alles, was um ihn herum geschah.

"Das ist mir aufgefallen", meinte Itachi sanft und legte eine Hand an Sasukes Wange. "Genauso, wie mir aufgefallen ist, dass du den Kuss genossen hast."

Erneut wurde Sasuke die Verlegenheit sofort bewusst, als seine Ohren wieder warm wurden.

"Das muss dir nicht peinlich sein", kam es wieder aufmunternd von dem Älteren. "Das ist etwas Gutes."

"Aber... wird der Kuss nicht alles ändern?", fragte Sasuke.

"Was meinst du mit 'alles'?", hakte Itachi nach und zog Sasuke von der Spüle zum Esstisch, an den er sich mit ihm setzte.

"Das, was sich da zwischen uns entwickelt hat...", begann Sasuke zögerlich.

"Eure Freundschaft?", spezifizierte Itachi. Sasuke nickte.

"Man küsste Freunde normalerweise nicht... jedenfalls nicht so, oder?", kam es leise von dem Jüngeren.

"Nein, normalerweise nicht", bestätigte Itachi. "Aber es gibt manchmal spezielle Freunde, da kann sich die Freundschaft weiterentwickeln."

"Zu was?", fragte Sasuke.

"Da gibt es verschiedene Möglichkeiten", begann Itachi. "Die klassische Weiterentwicklung wäre eine Beziehung."
 

Sasuke saß im Ofuro - einer japanischen Badewanne - und ließ das Gespräch mit Itachi immer wieder Revue passieren. Was er bei dem Kuss gefühlt hatte? Im ersten Moment war er überrascht gewesen und hatte sich überrumpelt gefühlt. Er hatte plötzlich ein Kribbeln im Bauch gehabt, welches sich wundervoll angefühlt hatte. Selbst jetzt, als er an diesen Moment zurück dachte, konnte er dieses Kribbeln in seinem Bauch fühlen. Also hatte er sich in den Kuss ergeben. Seinen ersten Kuss. Er spürte, wie seine Ohren wieder heiß wurden und das lag nicht an dem über 40° Celsius heißem Wasser, in dem er saß.

Laut Itachi war dieser Kuss, der ihn selbst so überrumpelt hatte, nicht aus dem Nichts gekommen. Es stimmte. Jetzt in der Rückblende hatte es einen Moment im Dōjō gegeben, als Naruto auf ihn zugegangen war und seine Hand genommen hatte. Da waren sie sich so nah gewesen, dass Naruto das, was sie getrennt hatte, mit Leichtigkeit hätte überwinden können, um ihn zu küssen. Oder?

Er ging sich durch das nasse und nach hinten gelegte Haar. Itachi und sein Wunschdenken. Sicherlich hatte sein Bruder viel mehr in die Situation und in den Kuss interpretiert, als sie zu bedeuten hatten. Traurigkeit befiel Sasuke kurz. Unbewusst berührte er mit seinen Fingerspitzen seine Lippen. Narutos Lippen waren ganz weich gewesen. Dieser Gedanke ließ das Kribbeln im Bauch erneut aufleben und die Traurigkeit zurückweichen. Ob der Blonde ihn nochmals küssen würde? Wann? In welcher Situation?

Auf einmal Mal realisierte Sasuke, dass er sich einen zweiten Kuss von dem Blonden wünschte und für einen Moment erschreckte ihn die Erkenntnis.

Was war denn nur mit ihm los? Er hatte immer Distanz zu anderen gewahrt und war damit doch gut zurechtgekommen. Natürlich war Itachi anderer Ansicht gewesen. Hatte seine Introvertiertheit immer als Angst verstanden. Er war eben nicht der geselligste. Anders als sein großer Bruder, der immer sehr beliebt in der Schule gewesen war. So beliebt, dass dessen Mitschüler ihn zum Schülersprecher gewählt hatte. Doch Sasuke war es nie wichtig gewesen, dass man ihn mochte oder er beliebt war.

Klar, es hatte Sakura und ihre Clique gegeben, die diesen oberpeinlichen Club gegründet hatten. Die Aufmerksamkeit der Mädchen war aufdringlich und unangenehm für ihn gewesen. Jedes Mal, wenn Sakura einen Annäherungsversuch machte, hätte er am liebsten laut aufgeschrien. Er hatte nichts mehr gewollt, als unsichtbar für die anderen zu sein.

Dann kam Naruto und auf einmal... da war es wieder, dieses Kribbeln in seinem Bauch. Naruto war kaum anders als die Mädchen gewesen: Wiederholt hatte er ihn zu einem Tee einladen wollen. Dennoch hatte sich das anders angefühlt. Es hatte ihm auf gewisse Weise geschmeichelt, auch wenn es ihm zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bewusst gewesen war und er es so nie zugeben würde.

Das Bild von Naruto in seinen Trainingsoutfit flimmerte vor seinem Auge auf: Naruto in einer engen, knielangen, schwarzen Hose und einem lockeren, orangenen Tanktop. Schulterfrei. Brust gut zu sehen. Der Schweiß, der auf der gebräunten Haut glitzerte. Fein definierte Muskeln, die nicht zu prall waren.

Auf einmal stockte der Dunkelhaarige und blickte in seinen Schoss. Erschrocken zuckte er heftig zusammen und Wasser schwappte aus dem hochwandigen Becken, während er seine Hände in seinen Schritt stemmte. Eilig stand er auf und kletterte über den Wannenrand. Dabei fluchte er leise vor sich hin, bevor er sich ein Handtuch schnappte und sich dieses um die Hüfte band.
 

Noch während er überlegte, was er nun tun sollte, riss ihn ein Klopfen aus seiner aufkeimenden Panik.

"Sasuke?", hörte er Itachi von draußen. "Alles in Ordnung?"

"Schwierig zu sagen", murmelte Sasuke.

"Wie bitte?", fragte Itachi besorgt durch die Tür.

"Ähm... alles gut", rief Sasuke zurück.

"Du klingst so komisch...", bohrte der Ältere nach.

"Es ist wirklich alles in Ordnung", fauchte Sasuke die Tür an.

"Dann mach bitte die Tür auf", bat Itachi.

"Warum?", kam es zweisilbig von Sasuke.

"Brüderchen", kam es etwas strenger von Itachi. Sasuke sträubte sich noch einen Moment, dann öffnete er widerwillig die Badezimmertür. Itachi musterte ihn kurz und dann das Badezimmer. Dann nickte er zufrieden.

"Ich muss dir noch etwas erzählen, also trockne dich bitte ab und komm dann noch einmal in die Küche", bat Itachi wieder etwas sanfter. Dann wandte er sich ab und ließ seinen Bruder alleine, der die Tür wieder schloss. Gerade, als er sich mit der Stirn an die Tür lehnen wollte, bemerkte er, dass sich sein Problem verflüchtigt hatte. Also trocknete er sich ab und zog sich an, um seinem Bruder in die Küche zu folgen. Dort hatte Itachi einen Tee aufgebrüht und stellte die beiden Tassen gerade auf dem Tisch ab. Sasuke nahm auf seinem Stuhl platz und legte eine Hand an die warme Tasse.

"Also?", fragte der Jüngere seinen Bruder. "Was wolltest du mir noch erzählen."

"Naruto hat uns von seiner Lage erzählt", begann Itachi ruhig. "Das sein Vollstipendium zum Teilstipendium runtergestuft wurde..."

"Ja?", kam es von Sasuke, dessen Aufmerksamkeit Itachi schon mit Narutos Name gewonnen hatte.

"Das heißt, er muss seit diesem Semester für Unterkunft und Verpflegung, sowie einem Teil der Studiengebühren und Materialien, die er braucht, selbst aufkommen", erzählte Itachi. "Deswegen muss er jobben."

"Uhm...", kam es betroffen von Sasuke, der aber nicht verstand, worauf sein Bruder hinaus wollte.

"Deshalb jobbt er im Café", fuhr Itachi fort. "Aber weißt du, Sasuke... das neue Studienfach ist wesentlich anspruchsvoller, als 'irgendetwas mit Geschichte' und er kann nicht mehr so viel Zeit für das Training aufwenden. Wenn sich an seiner Lage nichts ändert wird die Uni sein Stipendium aberkennen und das führt dazu, dass er das Studium abbrechen muss."

"Du hast das vorhin ernst gemeint?", wurde es Sasuke plötzlich klar. "Als du sagtest, er riskiert wegen mir sein Stipendium?"

"Ja...", bestätigte Itachi und blickte Sasuke ernst an.

"Können wir ihm irgendwie helfen?", fragte der Jüngere.

"Ich...", begann Itachi und wirkte auf einmal etwas unsicherer, als noch einen Augenblick zuvor. "...hab ihm angeboten, dass er bei uns wohnen kann."

Entgeistert starrte Sasuke seinen Bruder an und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Ein Teil von ihm freute sich, ein anderer Teil war einfach nur entsetzt.
 

.

Zuhause?

Sasuke blickte an der Fassade des Hochhauses entlang nach oben. Irgendwie hatte er sich ein Studentenwohnheim anders vorgestellt. Nicht wie ein gewöhnliches Appartementgebäude. Er wusste nicht genau, was er sich stattdessen vorgestellt hatte, aber dieser Anblick war einfach... unpassend?

Er spürte, wie ihm ein Arm um die Schulter gelegt wurde und als er nach links sah, lächelte ihn Itachi an.

"Na, bedauerst du es, dass du daheim wohnen geblieben bist und nicht in so einen Kasten wie diesen gezogen bist?", fragte Itachi neckend.

"Ja, klar...", grinste Sasuke frech. Tatsächlich hatten sie vor dem Beginn des Studiums darüber gesprochen, ob Sasuke ins Wohnheim ziehen wollte oder nicht. Doch für ihn war das nie in Frage gekommen. Immerhin wohnten sie nur zwanzig Minuten zu Fuß vom Campus entfernt. Also warum Privatsphäre, Ruhe und die Idylle ihres Grundstückes gegen die Betonwüste tauschen? Ganz zu schweigen von der Sicherheit und Geborgenheit, die Sasuke nur in ihren eigenen vier Wänden fand. "Aber wer hätte dann auf dich aufgepasst?"

"Oooh", kam es lachend von Itachi. "Frech!"

Mit diesen Worten zog Itachi ihn zum Eingang des Studentenwohnheims. Als sie die Tür öffnete sah es nicht anders aus, wie in einem gewöhnlichen Appartementhaus: Zu ihrer Rechten befand sich eine Batterie von Briefkästen, die alle aus einer Kombination von lateinischen Buchstaben und arabischen Zahlen beschriftet waren. Keine Namen. Sasuke runzelte etwas die Stirn und verstand nicht, warum man die Briefkästen derartig anonymisierte.

Doch als sie an den Briefkästen vorbei waren und zwei Stufen hochgestiegen waren öffnete sich der lange Flur in einen großen Raum. Rechts war eine Art Anmeldung oder Rezeption, wie in einem Hotel, dahinter führte eine Tür wohl in ein kleines Büro. Aber auf der linken Seite öffnete sich der Flur in einen gewaltigen Raum, der wohl als Treffplatz für die Studenten diente. Hier waren mehrere Sitzgruppen platziert, hier und da standen Tische, an denen man gemeinsam lernen oder etwas spielen konnte. Eine Wand war übersät mit Polaroids, die alle eine Nahaufnahme von Studenten zeigten, die hier wohnten oder gewohnt hatten.

Einige Studenten saßen hier und da verstreut, lasen etwas oder unterhielten sich miteinander. Weiter hinten lachten ein paar Jungs, die an einem Kicker standen und daran spielten. Keiner schenkte ihnen Beachtung und so gingen sie an der Rezeption vorbei und betraten den hinteren Flur. Dort lagen die Fahrstühle und die Treppen.

"Ein bisschen Ausdauertraining?", fragte Itachi scherzend, während er bereits den Aufzugknopf drückte. Eine Anzeige deutete an, dass der Aufzug derzeit irgendwo im achten Stock war.

"Klar, gleich nach dir", erwiderte Sasuke.

"Ich bin dein Meister", konterte Itachi.

"Aber auch aktiver Kämpfer... also musst auch du fit bleiben", kam es prompt von Sasuke. "Vor allem in deinem Alter..."

Der Aufzug setzte sich in Bewegung und schien zu ihnen runter zu kommen, während Itachi nur mit offenen Mund Sasuke anstarrte.

"Wenn du den Mund weiter so offen stehen lässt, wird dir noch eine Fliege in den Rachen summen", kam es trocken von Sasuke, der die Anzeige des Aufzugs beobachtete und feststellte, dass dieser in einem recht zügigen Tempo Richtung Erdgeschoss unterwegs war.

"Man, wann ist mein braves Brüderchen nur derart frech geworden", kam es breit grinsend von Itachi. "Steht dir gut."
 

Als der Fahrstuhl im zehnten Stock ankam und Sasuke aus der Kabine steigen wollte musste er noch einmal zurückweichen, als zwei Studenten eilig an der Aufzugtür vorbei rannten. Er blickte ihnen kurz nach, doch im Grunde interessierten sie ihn nicht. Gegenüber der Fahrstuhltür an der Wand war ein Schild angeschraubt, dass ihnen mitteilte, in welcher Richtung sie welchen Zahlenraum fanden. So wandten sich die Brüder nach links und folgten dem Flur.

Der Flur war breit und in freundlichen Farben gestrichen. Hier und da standen Grünpflanzen, die die Atmosphäre irgendwie heimelig machten. Viele der Zimmertüren standen offen, so dass man im Vorbeigehen einen Blick in die dahinter liegenden Räume werfen konnte. Alle Räume waren identisch möbliert und unterschieden sich nur durch die persönlichen Dinge der bewohnenden Studierenden. Ihnen kamen einige Studenten entgegen, andere standen in den Türrahmen ihrer Mitbewohner und erzählten mit ihnen.

Das wäre definitiv nichts für ihn gewesen, ging es Sasuke durch den Kopf. Er legte viel Wert auf seine Privatsphäre. Selbst in seinem Zimmer daheim duldete er niemand, außer Itachi und das auch nur in ganz bestimmten Situationen. Ansonsten war sein Zimmer sein Rückzugsort, der Inbegriff seines Sicherheitsgefühls. Darin hatte niemand etwas zu suchen.

"Hat die Uni das abgesegnet?", fragte eine strenge Stimme, als sie sich Narutos Zimmer näherten.

"Ich hab das Zimmer ordentlich gekündigt", erwiderte Naruto ruhig. Die Brüder erreichten die offene Tür und blickten in das Zimmer: Es war genauso möbliert, wie die anderen Räume, an denen sie vorbei gekommen waren, nur dass es nichts Persönliches mehr beinhaltete. Stattdessen standen in der Mitte des Raumes drei Kisten, die aufeinander gestapelt waren.

"Aber hat die Uni das abgesegnet?", fragte Mann in den Zwanzigern, der ein Klemmbrett in der Hand hielt. Als Naruto die Brüder sah lächelte er und hob kurz zum Gruß die Hand.

"Mir war nicht bewusst, dass ich das absegnen lassen muss. Schon gar nicht bei einem Teilstipendium, das die Kosten für die Unterbringung nicht übernimmt", konterte Naruto verwirrt.

"Das ist doch nur eine Erziehungsmaßnahme", erwiderte der andere, der wohl ein Student in einem höheren Semester war. "Sie lassen dich dieses Semester schwitzen und sobald du wieder in der Spur bist werden sie die Kosten wieder übernehmen."

"Du meinst, sobald ich mein Studienfach zurückwechsle?", hakte Naruto nach.

"Naruto... du willst doch klettern? Warum belastest du dich mit so einem lernintensiven Studienfach?", wollte nun der Mann wissen.

"Darüber hatten wir schon gesprochen...", kam es leidend von Naruto. Itachi und Sasuke beobachteten die Szene mit kritischem Gesichtsausdruck. Wenn Sasuke, nach allem, was er zu Narutos Lage wusste, die Situation einschätzen müsste, hätte er vermutet, dass die Universität gerade verzweifelt versuchte Naruto weiterhin unter ihrer Kontrolle zu behalten. Das er eines ihrer Druckmittel durch seinen Umzug abschüttelte schien ihr nicht zu schmecken.

"Hier hast du einen gewissen Schutz", setzte der Mann erneut an.

"Danke", meinte Naruto lächelnd. "Aber ich werde trotzdem ausziehen. So gewinne ich einfach etwas Luft zurück und kann mich wieder mehr auf mein Training konzentrieren."

Mit diesen Worten hob Naruto eine Kiste vom Stapel. Sofort trat Itachi einen Schritt vor, um ihm diese Kiste abzunehmen. Sasuke folgte dem Beispiel seines Bruders, nahm die zweite Kiste, so dass für Naruto nur noch die untere blieb. Dieser ging in die Hocke und hob dann die Kiste hoch. Der junge Mann mit dem Klemmbrett wollte noch etwas sagen, doch Naruto schnitt ihm das Wort ab:

"Bis morgen zum Training", meinte der Blonde ruhig, bevor er sich an ihm vorbei und aus dem Zimmer schob. Die Brüder folgten ihm.
 

Sie hatten gerade die drei Kisten in Itachis Kofferraum verstaut und Naruto schaute noch einmal zu dem Wohnheim zurück.

"Befürchtest du, dass sie dir das Stipendium aberkennen können, weil du hier ausziehst?", fragte Itachi, der neben Naruto getreten war.

"Können sie das denn?", fragte Naruto unsicher.

"Nicht das ich wüsste", meinte Itachi. "Dein Stipendium ist an deine sportliche Leistung geknüpft und dort müssen sie dir erst eine der Sportart angemessene Frist setzen, bevor sie beschließen, dass du das Stipendium nicht erfüllst."

"Du kennst dich scheinbar gut mit dem Zeug aus", merkte Naruto nachdenklich an.

"Ein wenig, ja", meinte Itachi lächelnd.

"Sie haben das Stipendium einseitig runtergestuft, so dass es nicht mehr deine Unterbringung abdeckt", erklärte Itachi. "Daher hast du nun freie Wahl wo du wohnst."

"Hm...", erwiderte Naruto nachdenklich, bevor er in das Auto einstieg.

Zu seiner Überraschung saß Sasuke bereits auf der Rückbank und sah ihn mit seinen großen, dunklen Augen an. Seit er vor fast zwei Woche den Dunkelhaarigen geküsst hatte befanden sie sich in einem merkwürdigen Schwebezustand. Eigentlich konnte Naruto nicht genau sagen, was da jetzt zwischen ihnen war. Ein paar Mal wollte er mit Sasuke das Gespräch suchen, doch er hatte ihn einfach nie alleine erwischt. Immer war jemand um sie.

Noch immer konnte der Blonde nicht glauben, dass er Itachis und Sasukes Angebot angenommen hatte und nun bei ihnen einziehen würde. Eigentlich hatte er das großzügige Angebot ablehnen wollen. Doch dann war ihm klar geworden, dass er die derzeitigen Kosten unmöglich mit seinem Job stemmen konnte, obwohl das Café nicht schlecht bezahlte. Also war er Anfang der Woche im Café auf Itachi zugegangen und hatte gefragt, ob sein Angebot noch stand.

Zuerst war der ältere Uchiha etwas perplex gewesen, doch dann nickte er und hatte ihn angelächelt. Naruto hatte sich - unüblich während seiner Arbeitszeit - kurz zu Itachi an den Tisch gesetzt und ihm gesagt, dass er nichts geschenkt haben wollte. Daher stellte er die Bedingung, dass alles, was Itachi in ihn investierte und die von ihm verursachten Kosten, notiert wurden, so dass er nach seinem Studium die Summe wieder abstottern konnte.

Naruto hatte gesehen, wie Itachi erst aufbegehren wollte, doch dann schließlich zugestimmt hatte. Sicherlich hatte der Ältere erkannt, dass Naruto nicht aus seiner Haut raus konnte und unter anderen Bedingungen das Angebot nicht annehmen konnte.
 

Als sie bei dem Grundstück der Uchiha ankam, war es bereits am Dunkel werden. In dieser Jahreszeit wurde es schon früh und rasch dunkel. Obwohl die Brüder bei ihm im Auto saßen waren die Lichter in dem Haus an und schienen warm in die Dunkelheit. Itachi fuhr in die Garage und stellte den Motor ab, dann drehte er sich nach hinten, legte einen Arm auf seine Rückenlehne und lächelte warmherzig Naruto an.

"Willkommen Zuhause, Naruto", meinte der Ältere sanft.
 

.

Beginn?

Zufrieden sah sich Naruto in seinem neuen Zimmer um.
 

Das Zimmer im Hause der Uchiha war fast doppelt so groß wie sein altes im Wohnheim. Es war mit Tatami-Matten ausgelegt. Da diese Matten sehr empfindlich war, durften sie in der Regel nur in Socken oder barfuß betreten werden und es gab keine Möbel, die auf ihnen platziert waren.

Tatsächlich bestanden die Wände des Zimmers überwiegend aus Nischenregale oder Wandschränken und boten genügend Platz, um das Bisschen, was Naruto besaß, zu verstauen oder aufzustellen. In einem Regal hatte er einige Trophäen von verschiedenen Kletter-Wettkämpfe aufgestellt. Dabei hatte er sie noch einmal mit einem Flies kurz abgewischt, damit auch ja kein Staubkorn darauf ruhte.

Erst als er ein Bild seiner Eltern platzieren wollte, war ihm aufgefallen, dass es in dem Raum kein Bett gab. Itachi, der ihm beim Ausräumen geholfen hatte, hatte ihn dann zu einem der Wandschränke geführt und die Tür aufgeschoben. Dahinter kamen die Teile eines Futons zum Vorschein.

"Wir können dir aber morgen auch ein Bett besorgen, wenn du das lieber hättest", hatte Itachi ihm freundlich angeboten. Doch Naruto hatte den Kopf geschüttelt.

"Ich bevorzuge den Futon", hatte der Blonde geantwortet.

"Du hast schon mal auf einem Futon geschlafen?", hatte der Ältere überrascht nachgefragt.

"Ja, im Kinderheim haben wir Futons genutzt. So konnten wir den Raum tagsüber für die Mahlzeiten oder an Regentagen zum Spielen benutzen", hatte Naruto sanft lächelnd erklärt. Das Bild seiner Eltern fand schließlich in einer kleinen Nische Platz. Itachi war auf einmal hektisch davon geeilt und als er zurück kam trug er einen Schuhkartongroßen Butsudan - einen buddhistischen Hausaltar - herein.

"Vielleicht möchtest du den in die Nische zum Bild deiner Eltern stellen", hatte Itachi gefragt und Naruto hatte ihn ihm ersten Moment nur verdaddelt angeschaut. Doch dann kehrte sein Lächeln auf sein Gesicht zurück und er hatte ihn dankend angenommen. Er hatte den Butsudan und das Bild seiner Eltern harmonisch miteinander kombiniert und strich am Ende noch einmal über den Bilderrahmen.
 

"Ich hab noch ein kleines Geschenk für dich", meinte Itachi und reichte Naruto eine kleine, kaum Handgroße Schachtel.

"Ein Geschenk?", fragte Naruto irritiert und nahm nur zögerlich die Schachtel entgegen. Als er das Deckelchen anhob kam in ihr ein Schlüsselbund zum Vorschein, unter dem Itachis Visitenkarte lag.

"Dein eigener Schlüssel zum Haus und meine Telefonnummer, für den Fall der Fälle", meinte Itachi ruhig. Naruto lächelte.

"Danke, Itachi", kam es bedächtig von dem Blonden. "Für alles."

"Ach was, Naruto", konterte Itachi ruhig. "Nicht dafür. Komm, ich geb dir eine Führung durch das Haus."

Naruto schloss das Schächtelchen und steckte es sich in die Hosentasche. Dann folgte er Itachi aus seinem neuen Zimmer, welches das erste Zimmer nach der Treppe war und durch das Fenster einen schönen Blick auf den Garten bot. Die Fenster des Flurs zeigten die Auffahrt und den Eingangsbereich des Wohnhauses. Itachi führte ihn den Gang ein Stück entlang und blieb neben der nächsten Tür stehen.

"Das ist Sasukes Zimmer", verkündete Itachi ruhig. "Sasuke mag es nicht, wenn jemand außer ihm dieses Zimmer betritt. Sei so lieb und klopfe, wenn du etwas von ihm möchtest, und warte dann hier am Fenster auf eine Reaktion von ihm."

Naruto zog die Stirn kurz kraus und nickte dann. Er ließ sich den Gang weiter zur nächsten Tür führen, die Itachi aufschob. Vor ihm öffnete sich ein modernes Badezimmer, welches zum krassen Kontrast zu dem traditionellen Haus wirkte. Es gab ein Doppelwaschbecken, eine Dusche, aber keine Wanne, was Naruto komisch vorkam.

"Dieses Badezimmer dient lediglich der Reinigung und Hygiene. Wir haben unten noch ein Raum mit einer Wanne und einer Brause, so dass man sich vor dem Besteigen der Wanne waschen kann", erklärte Itachi ruhig. "Gleich nebenan ist die Toilette."

Tatsächlich standen vor der nächsten Tür giftgrüne Pantoffeln. Naruto zog überrascht die Augenbrauen hoch, da diese Pantoffeln absolut nicht ins Ambiente des Hauses passten. Itachi lachte amüsiert auf, als er Narutos Gesicht sah.

"Ja... die Farbe soll einen erinnern, nach dem Toilettengang wieder in die eigenen Pantoffeln zu schlüpften", erklärte Itachi lachend. Dann führte er den Blonden zum Ende des Ganges, an dem eine weitere Schiebetür lag. Itachi schob sie auf und dahinter kam ein weiteres Schlafzimmer zum Vorschein. "Das ist mein Zimmer. Wenn etwas ist, kannst du jederzeit klopfen."

Itachis Schlafzimmer bot auf zwei Seiten Fenster: Einmal zum Garten und einmal nach vorne zur Auffahrt rausgehend. Dann wurde Naruto von dem Älteren wieder zurück zur Treppe und ins Erdgeschoss geführt.

"Die Wohnküche kennst du ja bereits", begann Itachi und als Naruto in den Raum blickte, sah er, dass Sasuke bereits beim Kochen war. Eigentlich wäre er gerne zu ihm gegangen und hätte gefragt, ob er helfen könnte, doch Itachi führte ihn weiter zu einem großen Türrahmen. Bei seinem ersten Besuch hier im Haus war dieser durch zwei Schiebetüren geschlossen gewesen. Jetzt waren die Türe zur Seite geschoben und erlaubten den Blick ins Innere: Ein gemütliches Wohnzimmer, mit dem größten Kotatsu - einem beheiztem Tisch - den Naruto je gesehen hatte. Seine Kantenlänge maß sicherlich gut ein Meter fünfzig in der Länge und 75 Zentimeter in der Breite. An der Wand - hinter dem niedrigen Tisch - war ein Sitzmöbel ohne Beine aufgestellt. Im Winter konnte man sicherlich bequem seine Beine unter den Tisch schieben und so die Wärme des Heizelements genießen. Auf der anderen Seite stand ein großflächiger, leicht gewölbter Fernseher. An den Wänden sah Naruto eine Soundanlage, die wohl ein räumliches Hören bei Filmen ermöglichte. Aber alles in allem war das Wohnzimmer von der Fläche kaum halb so groß wie die Wohnküche. "Wir haben verschiedene Streamingdienste abonniert. Die Zugangsdaten findest du auf der Rückseite meiner Visitenkarte, falls du sie lieber auf einem Laptop oder so nutzen möchtest. Ansonsten kannst du hier auch DVDs und Blue Rays abspielen."

Der nächste Raum überraschte Naruto, denn er wurde auf beiden Seiten von Regalen bis unter die Decke dominiert. Zwischen den beiden Regalreihen stand ein Tisch mit vier Stühlen und einer runden Leselampe direkt mittig darauf. Im Grunde wirkte der Raum wie eine Miniaturausgabe einer Bibliothek. Das Fenster zwischen den beiden Regalreihen zeigte einen schönen Ausblick auf den Garten.

"Ich denke, dass du mit Sasuke hier die eine oder andere Stunde verbringen wirst", lächelte Itachi und Naruto meinte etwas Zweideutiges in der Stimme des Älteren rauszuhören. Doch was genau Itachi meinte blieb ungesagt und sie gingen weiter. Als nächstes zeigte Itachi ihm das Ofuro mit dem hochwandigen Badebottich, der abgedeckt dastand. Zwischen den Ritzen des Deckels stieg etwas Dampf auf. Das ließ Naruto mutmaßen, dass die Wanne mit heißem Wasser gefüllt war.

"Sollte es mal notwendig sein, dass wir das Wasser wechseln müssen, sag einfach Bescheid", meinte Itachi ruhig. "Frische Handtücher findest du da in dem Regal, Wäschekorb, am Heizelement kannst du deinen Bademantel oder Wechselklamotten aufhängen. Manchmal öffne ich auch gern das Fenster und schau beim Baden in den Garten, aber pass bitte auf, dass du dich im beginnenden Winter nicht verkühlst und krank wirst."

Hinter der letzten Tür lag dann die Waschküche und daran angeschlossen die Toilette. Die Waschküche war mit Waschmaschine und Trockner bestückt, darüber standen auf einem Regalbrett verschiedene Waschmittel und Zubehörteile zum Waschen. Erst auf den zweiten Blick stellte Naruto fest, dass die Waschmaschine lief. Sie war so leise, dass er es fast nicht bemerkt hatte.
 

Als sie zurück in die Küche kamen nahm Itachi eine Schürze vom Haken und band sie sich um. Erst jetzt bemerkte Naruto, dass Sasuke ebenfalls eine trug. Itachi wusch sich die Hände und stellte sich dann zu seinem Bruder.

"Kann ich auch etwas tun?", fragte Naruto, der sich etwas überflüssig fühlte.

"Setz dich ruhig", meinte Itachi freundlich. Doch Naruto trat neben Sasuke, der kurz in seinem Tun stockte und im Augenwinkel zu ihm sah. Naruto konnte beobachten, wie sich Sasukes Ohrspitzen leicht röteten, was er irgendwie faszinierend und süß fand.

"Ich bin nicht länger Gast in diesem Haus", meinte Naruto behutsam. "Ich möchte mich auch nützlich machen."

Wortlos nahm Sasuke ein Holzbrett aus der Halterung und legte es vor Naruto hin, dann zog er ein Messer vom Magnethalter, legte es auf das Brett und hob dann einen Kohl rüber.

"Schneidest du ihn bitte in feine Streifen", bat Sasuke ruhig, bevor er mit seiner Aufgabe weitermachte. Naruto lächelte glücklich, wie immer in den letzten zwei Wochen, wenn Sasuke mit ihm sprach.

"Oh... die.. Sojasauce ist fast leer", meinte Itachi plötzlich, während er die noch zu dreiviertel gefüllte Literflasche der Sojasauce nahm. "Ich geh sie mal 'rasch' auffüllen."

Verwirrt sah Sasuke seinem Bruder hinterher, wie er durch eine zweite Tür aus der Küche in den Nebenraum entschwand, den sie als Vorratsraum nutzten. Doch länger konnte er dem merkwürdigen Verhalten seines älteren Bruders nicht nachhängen, denn Naruto erkannte, dass Itachi ihm hier eine Möglichkeit einräumte und die gedachte er zu nutzen.

"Hat... dir unser Kuss nicht gefallen?", fragte er leise und fast schon schüchtern. Sofort schnappte Sasukes Kopf und damit auch sein Blick von Itachis Seite zu der des Blonden.

"Doch, hat er", antwortete Sasuke etwas verlegen und blickte dann wieder auf seine Schneidearbeit.

"Und... warum gehst du mir dann aus dem Weg?", fragte Naruto vorsichtig weiter.

"Tu ich nicht", kam es fast überstürzt von Sasuke.

"Nicht?", hakte Naruto prüfend nach. "Aber... in den letzten zwei Wochen... da... ähm..."

"Es tut mir leid", begann Sasuke und Naruto schwante Böses. "Ich muss jetzt zwei Mal die Woche in der Uni trainieren und die anderen Team-Mitglieder haben mir in den letzten zwei Wochen kaum Ruhe gelassen. Ständig suchen sie mich auf und wollen etwas von mir wissen."

"Das muss sehr anstrengend für dich sein", kam es mitfühlend, aber auch erleichtert von dem Blonden. Wieder entstand Stille zwischen ihnen. Bis dieses Mal Sasuke das Wort ergriff.

"Ha... Hat dir denn der Kuss gefallen?", fragte Sasuke stockend.

"Oh ja...", kam es auf einmal breit lächelnd von Naruto. "Das hat er."

"Und... ähm... möchtest du mich denn noch einmal küssen?", wollte Sasuke wissen. Die Röte hatte sich von den Ohren bereits auf seine Wangen ausgebreitet und stellte einen starken Kontrast zu seinem sonst blassen Teint dar.

"Wenn ich darf", kam es sanft von Naruto, der sein Messer ablegte und sich zu Sasuke wandte. Dieser hielt noch einen Moment seine Position, doch als Naruto seine Hand an die Wange des Dunkelhaarigen legte, ließ auch dieser sein Messer liegen und wandte sich ihm zu. Dann beugte sich Naruto ein wenig zu ihm, so dass sich ihre Lippen erneut berührten und er Sasuke küssen konnte. Dieses Mal lenkte Sasuke sofort in den Kuss an und schloss seine Augen dabei. Vorsichtig schob Naruto seine freie Hand auf Sasukes Hüfte und zog ihn sanft näher. Dieser Kuss war um Längen besser als ihr erster Kuss vor zwei Wochen. Viel besser, als Naruto ihn sich in seiner Fantasie ausgemalt hatte.
 

.

Sasuke?

Es war mitten in der Nacht, als Naruto langsam wach wurde. Sofort merkte er, dass er alleine auf seinem Futon lag. Trotzdem ließ er seine Hand tastend über das zweite Kissen wandern, obwohl er wusste, dass sie nichts finden würde. Langsam öffnete er seine Augen. Das gedimmte Licht aus dem Regal blendete ihn kaum und erlaubte ihm mit einem kurzen Blick Gewissheit zu bekommen, dass er alleine war. Er seufzte.
 

Seit fast einem Monat wohnte er bei den Uchiha-Brüdern. Es war mittlerweile Winter und der Garten war von einer Schneedecke bedeckt. Auch im Haus war es nachts recht kühl, da gerade die älteren Häuser nur wenig gedämmt oder mit Heizungen ausgestattet waren.

Nur langsam setzte er sich auf und fuhr sich fahrig durch das blonde, kurze Haar. Dann schlug er die Decken zurück und griff nach seiner Winter-Yukata. Eilige schlüpfte er in das Kleidungsstück und band es zu. Dann stand er auf und schlüpfte in die gepolsterten Hausschuhe. Leise schlurfte er zur Zimmertür und schob sie auf.

Nachdem er auf den Gang getreten war blieb er kurz stehen und blickte kurz den Flur hinunter. Für einen Moment überlegte der Blonde, ob er an der Zimmertür seines Freundes klopfen sollte. Ein Zimmer, welches er selbst jetzt, nach Wochen, weder gesehen und noch viel weniger betreten hatte.

Itachi hatte nicht übertrieben. Er hatte ihm am Tag seines Einstandes erklärt, dass Sasuke es nicht mochte, wenn jemand anderes außer ihm dieses Zimmer betrat. Die Untertreibung des Jahrhunderts, ging es Naruto kurz durch den Kopf. Er wusste nicht einmal, warum es so war. Einmal hatte er Sasuke danach gefragt, doch dieser hatte ihn nur angesehen, als verstünde er die Frage nicht. Eine Antwort hatte er nicht geben können oder wollen. Naruto schüttelte seinen Kopf. Nein, Sasuke war nicht in seinem Zimmer. Da war sich der Blonde absolut sicher.
 

Sasuke war nach ihrem zweiten Kuss in ihre Beziehung durchgestartet und hatte keine Zeit verloren auf die nächste Ebene zu wechseln: Noch am Abend von Narutos Einstand hatte er an dessen Zimmertür geklopft und Naruto hatte ihn herein gebeten. Erst wirkte Sasuke wie immer etwas unschlüssig und zurückhaltend, doch dann hatte er Naruto in einen Kuss gezogen. Einen ungewohnt leidenschaftlichen Kuss.

Noch ehe sich Naruto versehen hatte lag er rücklings auf seinem Futon, den er schon für die Nachtruhe vorbereitet hatte, die Yukata auseinander geschoben und Sasuke auf seinem Schoss. Der Dunkelhaarige hatte nur kurz gestoppt, um Naruto ein Kondom überzustülpen und war dann direkt zur Sache gekommen.

Naruto war davon so überrumpelt gewesen, dass er kaum ein Wort hatte sagen können, bevor Sasuke sich über ihn gebeugt und erneut geküsst hatte, während er sich auf ihm bewegte. Nach nur wenigen Minuten war Naruto gekommen und Sasuke war von ihm runtergestiegen. Eigentlich hatte der Blonde erwartet, dass Sasuke sich in seinen Arm fallen lassen würde. Doch stattdessen hatte er nur die Tür seines Zimmers gehört und als er aufblickte war der Uchiha so plötzlich verschwunden gewesen, wie er erschienen war.

Diese Art des nächtlichen Besuchs wiederholte sich zwei Mal. Beim dritten Mal hatte sich Naruto an diesen ' Überfall' gewöhnt, so dass er sich zu Beginn noch einmal von Sasuke lösen konnte, um ihn zu bitten, nach dem Sex zu bleiben. Sasuke hatte ihn nur verwirrt angeschaut.

"Warum?", hatte ihn der Uchiha gefragt. Kurz hatte Naruto ihn gemustert und im ersten Moment gedacht, dass Sasuke ihn foppen wollte. Doch dann erkannte der Blonde die Ernsthaftigkeit der Frage.

"Weil ich dich liebe und mir deine Nähe wünsche", hatte Naruto schließlich erklärt.

"Sind wir uns beim Sex nicht nahe?", hatte der Dunkelhaarige gekontert.

"Körperlich, ja", war Narutos Antwort gewesen. "Aber ich möchte dir auch danach nahe sein und dich halten."

Vielleicht war Narutos Vorstellung von einer Beziehung naiv, aber er wollte Sasuke nicht nur körperlich. Er wollte eine emotionale Bindung zu dem Uchiha und ihn richtig kennen lernen.

Nachdem Sasuke kurz darüber nachgedacht hatte, nickte er schließlich. Dann hatte er die Führung wieder übernommen und sie hatten Sex. Danach hatte sich Sasuke dann zu Naruto gelegt, der ihn sanft in seine Arme gezogen und seine Decke über ihn gebreitet hatte. In dieser Nacht war Naruto das erste Mal alleine auf seinem Futon erwacht.

Im ersten Moment hatte der Blonde gedacht, dass Sasuke sicherlich nur kurz auf die Toilette oder ins Bad gegangen war. Doch nachdem der andere auch eine halbe Stunde später nicht wieder zurück war, war Naruto aufgestanden, um ihn zu suchen. Als erstes hatte er vorsichtig an Sasukes Zimmertür geklopft, doch dahinter war alles ruhig. Auch im Badezimmer und auf der Toilette fand er Sasuke nicht.

Also war er ins Erdgeschoss hinunter gestiegen. Doch die Küche und der Flur lagen verlassen dar. Erst da war Naruto aufgefallen, dass beide Flure und die Küche nachts nicht dunkel waren. Es war gedämpftes Licht an und spendete sanftes Licht. Er war weiter gegangen und fand auch Wohnzimmer und Lernzimmer verlassen vor.

Verwirrt hatte sich Naruto am Hinterkopf gekratzt und gewundert, wo Sasuke abgeblieben war, als sein Blick auf die Verbindungstür fiel, hinter der der kurze Gang zwischen Wohnhaus und Dōjō lag. Vorsichtig schob er sie auf und fand auch das kurze Gangstück beleuchtet vor. Er betrat es, um nur wenige Schritte später eine weitere Tür aufzuschieben und dann das Dōjō zu betreten.

Sofort wusste Naruto, dass er fündig geworden war, denn er konnte den angestrengten Atem und die Kiai - Kampfschreie - Sasukes hören.
 

Genau wie in dieser Nacht. Naruto war am Eingang zur Trainingshalle stehen geblieben und hatte sich an die Wand gelehnt. Seine Arme hatte er in die Ärmel zurück gezogen, während er Sasukes Bewegungen beobachteten. Der andere hatte sich seine Bōgu - die übliche Schutz- und Trainingskleidung im Kendo - angelegt und führte sein Shinai durch verschiedene Übungen.

Dank Itachi hatte Naruto mittlerweile ein rudimentäres Wissen über Kendo angehäuft. So wusste er, dass die Kiai im Kendo notwendig waren, um Punkte zu erzielen. So sollte sichergestellt werden, dass ein Treffer kein Produkt des Zufalls war, sondern vom Kämpfer gezielt angestrebt worden war. Auch erkannte Naruto, dass sein Freund einen Schattenkampf ausführte, einen Kampf gegen einen imaginären Gegner.

Erst als sich Sasuke am Ende der Halle umdrehte schien er zu merken, dass er nicht länger alleine war. Sofort ging er in eine Haltung, die jeder Kämpfer am Ende eines Kampfes oder des Trainings einnahm, bevor er seinen Helm vom Kopf zog. Sein Gesicht war schweißbenetzt und auch sein Kopftuch schien vom Training nass zu sein.

"Was tust du hier?", fragte er ruhig und bemüht seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Dabei drang seine Stimme gerade so durch die Halle an Narutos Ohr. Die Röte seiner Ohren war selbst auf diese Distanz zu erkennen.

"Hab dich gesucht", war Narutos Antwort. Es war das erste Mal, dass er Sasuke die Gelegenheit gegeben hatte ihn zu bemerken. In den letzten Wochen hatte er sich immer unbemerkt wieder zurück gezogen.

"Warum?", fragte Sasuke wieder mit einer Spur Verwirrtheit.

"Ich bin aufgewacht und du warst weg", erklärte der Blonde ruhig, während Sasuke auf ihn zu kam und die Gurte seiner Handpolster löste. Er stellte sein Übungsschwert zurück in die dafür vorgesehene Halterung und legte seine Schutzausrüstung Stück für Stück ab.

"Und?", fragte Sasuke nichtverstehend.

Als der Dunkelhaarige nah genug bei Naruto war angelte dieser nach den Händen des anderen. Als er sie in seinen hielt, zog er seinen Freund näher zu sich.

"Es ist unüblich, dass ein Partner in einer Beziehung immer in der Nacht einfach so verschwindet", erklärte Naruto sanft. "Das ist nicht schlimm, nur ich möchte es einfach gern verstehen."

"Was verstehen?", fragte Sasuke nach.

"Warum du nicht bis zum Morgen bei mir bleiben kannst", spezifizierte Naruto ohne Vorwurf in der Stimme. "Liegt es an mir? Schnarch ich?"

Sasuke musste kurz lächeln. Etwas, was extrem selten vorkam, wie Naruto mittlerweile wusste. Auch das war etwas, was er nicht verstand, denn das Lächeln stand Sasuke unglaublich gut.

"Nein", antwortete Sasuke weniger defensiv. "Du schnarchst nicht."

"Also, woran liegt es dann?", fragte Naruto erneut.

"Ich weiß es nicht", gestand Sasuke ehrlich, während er eine Hand löste und sich das Kopftuch löste. "Ich werde wach und spüre diesen Drang mich auspowern zu müssen."

Sanft strich Naruto ihm eine nasse Haarsträhne hinter das Ohr.

"Etwas scheint in dir zu arbeiten", stellte der Blonde nachdenklich fest. "Möchtest du mir anvertrauen, was es ist?"

"Ich kann nicht", antwortete Sasuke und senkte verlegen seinen Blick. Naruto ließ seine Hand von Sasukes Wange langsam zum Kinn gleiten, so dass er dieses heben konnte und Sasuke ihn dann wieder anblicken musste.

"Okay...", lächelte Naruto ruhig. Er wusste, dass drängen nichts bringen würde. Drängen würde Sasuke nur in die Defensive zwingen und dann würde er ganz dicht machen. "Bist du ausgepowert oder brauchst du noch ein wenig Training?"

"Ich... denke es war genug für heute", lenkte Sasuke ein und betätigte ein Schalter neben Naruto an der Wand. Das Licht schaltete sich in einen gedämpften Modus. Dann verschränkte Sasuke seine Finger mit denen von Naruto und zog ihn sanft mit Richtung Verbindungstür.

"Du, Sasuke?", begann Naruto erneut, als sie im Verbindungsgang waren.

"Hm?", erwiderte der Dunkelhaarige nur.

"Hast du Angst im Dunkeln?", fragte der Blonde behutsam, was Sasuke veranlasste abrupt stehen zu bleiben. Erst nach einem kurzen Moment nickte er, sagte aber nichts weiter dazu. Aber das erklärte für Naruto, warum die Flure, sowie die Küche nachts nie dunkel waren, sondern immer im gedämpften Licht dalagen. "Danke."

Verwirrt blickte Sasuke zu Naruto.

"Wofür bedankst du dich?", wollte der Kampfsportler wissen.

"Ich danke dir, dass du mir etwas von dir anvertraut hast", lächelte Naruto liebevoll und zog dann Sasuke in einen sanften Kuss.
 

.

Aufklärung?

Narutos Hände waren tief in seiner Manteltasche geschoben, während er durch den frisch gefallenen Schnee lief. Seine Hängetasche schlug ihm immer wieder sanft an die Oberschenkel. Eigentlich mochte er den Winter im Allgemeinen und Schnee im Speziellen nicht besonders, was überwiegend an der Kälte lag. Doch dieses Jahr fand er die weiße Pracht gar nicht mal so schlimm.

Dennoch war er Sasuke dafür dankbar, dass er ihm kurz nach seinem Einzug in den Uchiha-Haushalt die vielen Fußgängerwege zwischen den Wohnhäusern durch gezeigt hatte. Diese 'Schleichwege' verkürzten die Laufzeit von knapp vierzig Minuten auf eine schnieke viertel Stunde. Was hätte er dafür getan, wenn er schon damals, als er noch im Café gearbeitet hatte, diese Wege gekannt hätte. Dann hätte sich sein Weg vom Café zum Wohnheim von fast einer Stunde auf eine halbe reduziert.

Als er endlich wieder auf eine Straße trat, sah er am Ende der Straße das Tor, dass auf das Grundstück der Uchiha führte. Doch er ging nicht zum Tor, sondern zu einer schmalen, kaum auffallenden Tür in der Grundstücksmauer. Diese führte ihn zum Fußweg und den drei Stufen, die direkt zum Wohnhaus führten. Dieser Weg minimierte die Gefahr, versehentlich von einem Auto überfahren zu werden, erheblich.

Zu Narutos Überraschung brannte in der Küche bereits Licht und fiel warm nach draußen, auf den unberührten Vorgarten. Sasuke konnte unmöglich schon zuhause sein, da er heute in der Uni Kendo-Training hatte. Er wusste nicht warum, aber Sasuke hasste das Training in der Uni. Tatsächlich wirkte sein Freund nach so einem Training noch angespannter und gehetzter als normalerweise. Deutlich anders, als wenn er mit Itachi im hauseigenen Dōjō oder nachts alleine trainierte. Doch seine Frage nach dem Warum war - wie so viele andere Fragen auch - unbeantwortet geblieben.

Nachdem Naruto in das Haus getreten und sich seiner Schuhe entledigt hatte, um in die bereitstehenden Hausschuhe zu schlüpfen, ging er geradewegs zur Küche. Tatsächlich war die Wohnküche, neben dem Dōjō, bei den Brüdern Dreh- und Angelpunkt des Alltags. Nur sehr selten setzten sich einer oder beide gemeinsam ins Wohnzimmer, um etwas zu schauen. Neben der Küche nutzte Sasuke mit ihm zusammen noch das Lernzimmer fast täglich.

An der Anrichte stand Itachi und blickte kurz lächelnd über seine Schulter, als Naruto in den Raum trat.

"Hey, Naruto, so früh schon Zuhause?", fragte der Ältere. Naruto nickte und nahm seine Schürze von einem der Haken und band sie sich um, bevor er sich die Hände wusch.

"Einer der Profs ist krank geworden und es gab keine Vertretung", erklärte Naruto kurz, bevor er sich neben Itachi stellte. Sofort schob dieser ihm ein Brettchen mit Messer und einem Teil des Gemüses rüber. "Und selbst?"

"War ein ruhiger Tag und ich hatte keinen Bock nutzlos im Büro zu hocken", lächelte Itachi. "Also war ich einkaufen und dachte, ich könnte schon was für das Abendessen vorbereiten, bevor ich Sasuke abholen fahre."

Naruto nickte nur und begann mit dem kleinschneiden des Gemüse. Eigentlich wurde hier täglich frisch gekocht, überwiegend japanische Küche. Manchmal lockerte etwas chinesisches oder koreanisches den Speiseplan auf, selten etwas westliches. Das gemeinsame Zubereiten der Mahlzeiten war etwas, was Naruto wirklich schön fand und ihn an seine Zeit im Waisenhaus erinnerte. Damals hatten die Älteren den Betreuern auch beim Vorbereiten und Kochen helfen müssen oder eher gesagt dürfen.

"Du Itachi?", sprach Naruto nach einem langen Augenblick den Älteren an, ohne seinen Blick vom Gemüse zu nehmen. Das -san war irgendwann auf Wunsch von Itachi weggefallen. Am Anfang hatte sich Naruto damit sehr schwer getan, doch mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt.

"Ja, Naruto?", kam es ruhig von dem Älteren.

"Sasuke?", begann Naruto und begann dann zu trudeln, während er die Worte für seine Frage suchte. "Hatte Sasuke vor mir schon einmal einen Freund oder eine Freundin?"

"Das kann ich dir nicht sicher beantworten", antwortete Itachi ruhig. "Aber ich denke, du bist sein erster Freund. Wieso fragst du?"

"Öhm... na ja, weil ich mich gefragt habe, ob Sasuke... also... uhm... ne, anders: Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber Sasuke und ich... also... wir..."

"... haben Sex?", ergänzte Itachi. Narutos Verlegenheit übersprang die Entwicklung von der seichten Röte und färbte sein Gesicht schlagartig rot. Er nickte und Itachi begann sanft zu lächeln. "Ist kaum zu überhören gewesen."

"Oh... das... das tut mir wirklich... ", wollte sich der Blonde entschuldigen, doch der Ältere winkte ab.

"Nicht doch, Naruto", meinte der Ältere verständnisvoll. "Das ist nichts, wofür sich irgendwer hier entschuldigen müsste."

"O-okay", kam es verwirrt von Naruto, da diese Einstellung tatsächlich nicht üblich in Japan war. In Japan wollte man andere so wenig wie möglich durch die eigene Existenz stören oder durch die Existenzen anderer gestört werden. Aber Itachi war in vielen Punkten recht unjapanisch, was Naruto durchaus begrüßte.

"Also, ihr beiden habt Sex... aber irgendetwas stört oder verwirrt dich", fasste Itachi das Anliegen des Jüngeren kurz zusammen. Dieser nickte. "Was ist es?"

"Nun ja... ähm... so, wie ich Sasuke kennen gelernt habe und wie unsere ersten beide Küsse waren...", begann Naruto langsam und überlegend, wie er sich am besten ausdrücken sollte. "... Ich hätte gedacht, dass wir uns langsam kennenlernen und gegenseitig erkunden würden und erst nach ein paar Monaten das erste Mal zusammen schlafen würden."

"Und jetzt kam alles viel schneller?", hakte Itachi ruhig nach.

"Na ja, was heißt schneller?", erwiderte Naruto nachdenklich. "Eigentlich, ... haben wir alle Schritte zwischen küssen und miteinander schlafen übersprungen."

Itachi legte sein Messer hin und wandte sich zu Naruto.

"Wie meinst du das?", wollte der Ältere wissen.

"Na ja...", begann Naruto und erzählte dem Älteren dann, wie sein erstes Mal mit Sasuke zustande gekommen war. "Ich möchte mich nicht beschweren. Der Sex mit Sasuke ist leidenschaftlich. Dennoch würde ich ihn auch gerne mal erkunden und schauen, was ihm sonst noch gefallen könnte. Oder... uns einander nackt sehen."

"Hast du mit Sasuke mal darüber gesprochen", fragte Itachi, während er das Schnippeln wieder aufnahm.

"Ich... hab es versucht", kam es leise von Naruto. "Aber... da stoß ich oft recht früh an einen Punkt, an dem Sasuke dann dicht macht und dann komm ich einfach nicht mehr weiter."

Itachi bedachte den Blonden aus dem Augenwinkel mit einem nachdenklichen Blick und Naruto konnte spüren, dass Itachi mehr wusste, als er ihm gerade offenbaren wollte.

"Ich hab gehofft", setzte Naruto vorsichtig an. "... das du mir vielleicht einen Tipp geben könntest, wie ich mit Sasuke darüber reden kann, ohne das er sich für Stunden zurück zieht und dicht macht."

Doch von Itachi kam keine Antwort darauf. Er schien darüber zu grübeln, doch nach einigen Augenblicken legte er wieder sein Messer hin und blickte auf die Wanduhr.

"Ich werde jetzt Sasuke abholen und darüber nachdenken, vielleicht hab ich später einen Rat für dich", meinte Itachi ruhig, aber dennoch merklich reserviert, während er seine Schürze auszog. Itachis Art erinnerte Naruto an ihr Gespräch nach seinem ersten Besuch in diesem Haus, als er gefragt hatte, warum sie nicht bei ihrem Großonkel wohnen geblieben waren. Dann legte Itachi Naruto noch einmal die Hand auf die Schulter, bevor er sich abwand und das Haus verließ.
 

Als Sasuke in das Auto seines Bruders stieg, schien eine große Anspannung von ihm abzufallen. Er ließ sich kurz nach vorne Richtung Handschuhfach sacken, während er tief aus- und wieder einatmete, als hätte er die Luft bis eben angehalten. Itachi ließ seinem Bruder den Moment. Dann startete er den Motor und fuhr langsam los.

"Wie war das Training heute?", fragte der Ältere.

"Zäh", antwortete Sasuke einsilbig, während er sich aufrichtete und nach hinten gegen die Rückenlehne fallen ließ. "Ich hab das Gefühl, ich werde da völlig ausgebremst."

"Dafür wirkst du, als ob du von einem Dauerlauf kämmst", merkte Itachi ruhig an.

"Ich weiß auch nicht...", begann Sasuke und blickte aus dem Seitenfenster. "Kann mich einfach nicht entspannen. Es ist, als stünde ich ständig unter Strom, wenn ich dort bin."

"War ... Großonkel Madara auch da?", fragte Itachi behutsam.

"Nein. Hab ihn zumindest nicht gesehen", antwortete Sasuke, während er die Menschen auf den Bordsteinen beobachte. "Wir fahren nicht nach Hause?"

"Doch, aber ich wollte vorher mal wieder ein wenig mit dir durch die Gegend fahren", antwortete Itachi und Sasuke legte seine Stirn an die Scheibe. Sasuke wusste, dass 'durch die Gegend fahren' ein Euphemismus dafür war, dass er mit ihm über ein Thema reden wollte, von dem der Ältere nicht wusste, wie er reagieren würde.

"Hab ich etwas falsch gemacht?", fragte Sasuke daher direkt.

"Wie kommst du darauf?", erwiderte Itachi verwundert.

"Weil du mit mir durch die Gegend fährst", antwortete der Jüngere. Itachi lächelte sanft.

"Wie läuft es so zwischen dir und Naruto?", fragte Itachi interessiert. Sasuke zuckte mit den Schultern.

"Gut?", entgegnete Sasuke und klang dabei selbst nicht sicher, ob das richtig war.

"Was verunsichert dich?", hakte der Ältere ruhig nach.

"Du und dieses Gespräch", gestand sein Bruder.

"Ich bewerte nicht", rief Itachi ihm in Erinnerung. "Es gibt also keine richtige oder falsche Antwort."

"Ja, ich weiß", entgegnete Sasuke, der immer noch aus dem Fenster starrte.

"Seid ihr schon beim Fummeln?", kam es von Itachi, als würde er über das Wetter reden. Sasukes Ohren färbten sich rötlich.

"Wir haben Sex", klärte Sasuke seinen Bruder auf, obwohl er vermutete, dass dieser das bereits wusste.

"Und... wie ist der Sex?", hakte Itachi nach. Wieder zuckte Sasuke nur mit der Schulter.

"Gut?", kam es erneut unsicher von dem Jüngeren.

"Gut?", wiederholte Itachi überrascht. "Was genau ist denn so gut?"

"Ähm... du weißt schon...", versuchte sich Sasuke rauszureden, dem das Gespräch sichtlich unangenehm war, denn die Röte hielt mittlerweile auch auf seinen Wangen Einzug.

"Nein, weiß ich nicht", ließ Itachi ihn nicht vom Haken. "Bei jedem ist Sex anders und was anderes gut oder schön."

"Onii-sama", kam es leidend von Sasuke.

"Was denn?", fragte Itachi unschuldig. "Hier sind nur wir beide. Du und ich. Niemand sonst. Du kannst also ganz offen erzählen."

"Was soll ich denn erzählen?", begehrte Sasuke auf einmal auf und sah seinen Bruder leicht verzweifelt an.

"Gibt es eine Stelle, an der du gerne von Naruto berührt wirst?", fragte Itachi und versuchte etwas Hilfestellung zu leisten.

"Er... fasst mich nicht an", konterte Sasuke verwirrt.

"Ihr habt Sex und er fasst dich nicht an?", wiederholte der Ältere verwirrt.

"Ich geh zu ihm, setz mich auf ihn, wir haben Sex und dann... liegen wir nebeneinander, bis Naruto einschläft", erklärte Sasuke leise.

"Da entgeht dir aber was", merkte Itachi ruhig an, ohne belehrend zu klingen. "Wenn ich mit jemand zusammen bin, dann lieb ich es, den anderen sanft zu streicheln. Die Kleidung Stück für Stück zu entfernen. Uns gegenseitig zu betrachten, wenn es nur noch uns gibt. Einander sanft und langsam zu küssen, während die Hände über den Körper gleiten. Sensible Punkte zu reizen und damit die Lust weiter anzufachen. Erst wenn man schon fast vor Lust vergeht kommt die körperliche Vereinigung, die das alles toppt und dem Ganzen den i-Punkt aufsetzt. Und danach kann es wirklich schön sein nebeneinander zu liegen und sich noch etwas zu streicheln. Gemeinsam einzuschlafen und am nächsten Morgen genauso gemeinsam aufzuwachen."

Während Itachi sprach, geriet er leicht ins Schwärme und Sasuke blickte ihn überrascht an. So hatte er seinen älteren Bruder noch nie erzählen gehört. Bei Itachi klang das alles so leicht. Aber warum war es für ihn nicht auch so leicht?
 

.

Fragen?

Sasuke stand vor Narutos Zimmertür. Starrte auf die Schiebetür, die ihn von dem Blonden trennte. Das Gespräch mit Itachi am frühen Abend hallte ihm noch immer im Kopf wieder. Vor allem die Schilderungen seines älteren Bruders waren haften geblieben. Dabei hatte Itachi so leidenschaftlich und schwärmend geklungen.

'Wenn ich mit jemanden zusammen bin, dann lieb ich es, den anderen sanft zu streicheln', hörte er Itachis Stimme in seiner Erinnerung. Naruto und er streichelten einander nicht. Gelegentlich angelten sie nach der Hand des anderen und verschränkten dann die Finger. Selten strich Naruto ihm über die Wange, meist kurz bevor er ihn küsste. Doch das war nicht, was Itachi gemeint hatte, da war sich Sasuke sicher. Worin sich Sasuke auch sicher war, war die Tatsache, dass diese fehlende Interaktion wohl seinem Verhalten geschuldet war.

Aber woher hätte er auch wissen sollen, dass das dazu gehörte? Irgendetwas in ihm hatte die Vorstellung, dass Männer auch sanft und zärtlich miteinander intim werden können, von vorne herein ad absurdum geführt. Für ihn war klar gewesen, dass wenn Naruto und er eine Beziehung eingingen, diese Beziehung nur eine Chance haben würde, wenn sie miteinander regelmäßig Sex hatten. Wenn Männer Sex haben, dann geht es allein um die Befriedigung eines Triebes. Gefühle sind was für Weiber. Keine Gefühle. Kein Geplapper. Sie haben Sex und gehen dann wieder ihrer Wege', hallte es durch seinen Kopf. Woher die Worte stammten, konnte er nicht sagen.

Vielleicht hätte schon Narutos Bitte, dass er nach dem Sex bleiben sollte, ihn dazu anregen müssen weitere Recherchen zu unternehmen. Doch wie? Oder wo? Im Internet gab es nur eine absurde Menge an Pornos, die er nicht sehen wollte und im Grunde nur die Worte in seinem Kopf bestätigten. Einen Freund, mit dem er sich darüber hätte unterhalten können, hatte er auch nicht. Mit Itachi... waren diese Gespräche immer peinlich und brachten ihn nur in Verlegenheit. Also woher hätte er Informationen ziehen sollen, um zu wissen, wie er es hätte besser machen können?

'Die Kleidung Stück für Stück zu entfernen', fuhr Itachis Stimme fort. Die Kleidung entfernen? Dann würden sie einander völlig nackt sehen können. Die Brust... den Bauch... den Schritt... Sasuke spürte, wie seine Ohren wieder warm wurden. Naruto war sein fester Freund. Sie küssten sich. Hielten Händchen. Hatten Sex. Trotzdem hatten sie einander nie unbekleidet oder gar nackt gesehen.

Allein der Gedanke daran, vor Naruto nackt zu sein, ließen Sasukes Härchen sich auf den Armen aufrichten. Man könnte dann nichts mehr verbergen oder verstecken. Auch nicht... Unbewusst schob Sasuke seine Hand über eine Stelle seitlich der Brust. Er wusste, wenn Naruto diese Stelle sehen würde, würde er Fragen stellen. Fragen, auf die Sasuke keine Antworten hatte.

'Sensible Punkte zu reizen und damit die Lust weiter anzufachen', wiederholte Itachi in seiner Erinnerung. Sensible Punkte. Was meinte Itachi damit nur? Gab es denn mehr als zwei sensible Punkte? An denen, die Sasuke geläufig waren, wollte er nicht berührt werden. Wieder wusste er nicht genau, warum er sich darin so sicher war. Es kam ihm vor, als würde ihm ein Teil seines Selbst fehlen. Dieser Gedanke beschlich Sasuke nicht zum ersten Mal. Schon oft hatte er gedacht, dass ihm ein Puzzelteil des Großen und Ganzen fehlte. Ein Teil, welches erklären würde, warum er in Menschenmassen panisch wurde. Warum er es hasste sich in Gemeinschaftsduschen zu waschen. Weshalb er niemanden in seinem Zimmer dulden konnte.
 

Sasuke erstarrte, als die Zimmertür plötzlich zur Seite geschoben wurde und Naruto ihn überrascht anblickte.

"Sasuke?", kam es verblüfft von dem Blonden.

"Ähm...", war alles, was aus Sasukes Mund kam. 'Sehr intelligent', schimpfte er sich mental aus, während er beobachtete, wie sich auf Narutos Gesicht ein sanftes Lächeln abzeichnete.

"Möchtest du herein kommen?", fragte Naruto ihn.

Das war eine gute Frage, auf die Sasuke im Grunde keine Antwort hatte und dennoch spürte er, wie er nickte und dann über die Schwelle des Zimmers trat.

"Oder wolltest du gerade wo hin?", fragte er den Blauäugigen, immerhin hatte er gerade die Tür geöffnet und sicherlich nicht, damit er noch einmal durchlüften konnte.

"Ich wollte zu dir", gestand Naruto ihm, während er die Tür hinter Sasuke wieder schloss.

"Zu mir?", fragte Sasuke verwundert.

"Ja... ich wollte fragen, ob du heute noch rüber kommst und bei mir schlafen würdest, oder du es vorziehst, bei dir zu bleiben", erklärte der Blonde ihm. Narutos Yukata saß nicht richtig und entblößte ein wenig dessen Brust. Sasukes Blick haftete an dem Stück bloße Haut. Es war nicht so, als ob Naruto in seinen Trainingsklamotten wesentlich mehr Haut zeigte als in dieser Yukata und dennoch konnte Sasuke seinen Blick nicht abwenden.

"Nun... ähm... ich... bin jetzt hier", stammelte Sasuke gedankenverloren.

"Gefällt dir, was du siehst?", hörte er Naruto leicht lasziv fragen. Diese Frage riss Sasuke aus seinen Gedanken und holte ihn sofort wieder ins Hier und Jetzt zurück. Entgeistert blickte er Naruto an.

"Was?", fragte er verwirrt.

Naruto griff zu seinem Obi, den er nur behelfsmäßig an der Seite zusammengebunden hatte. Der Gürtel löste sich und fiel zu Boden. Die Yukata glitt etwas weiter auseinander und der Spalt, der eben noch nur einen Teil der Brust entblößt hatte, weitete sich über die Bauchmuskeln zum Nabel bis zu Narutos... Sasuke wandte seinen Blick erschrocken ab. Er konnte spüren, wie sein Gesicht in Flammen aufging und wie sein Herz noch einen Tick schneller schlug. Sein Blut rauschte ihm durch die Ohren. Dann spürte er eine Hand an seiner Wange, die ihn dazu brachte wieder in Narutos Richtung zu blicken. Dieser hatte auf den wenigen Schritten, die er zu ihm überwunden hatte, seine Yukata achtlos auf den Boden fallen lassen und stand nun nackt vor ihm. Daher bemühte sich Sasuke nach oben zu schauen.

"Wenn du dich schon auf ihn setzt, dann kannst du ihn dir auch anschauen", meinte Naruto ruhig und sinnlich. Sasukes Blick schnappte zu Narutos blauen Augen, die ihn so liebevoll anblickten. Dieser angelte, ohne den Blickkontakt zu brechen, nach Sasukes Hände und als er sie hatte legte er sie sich an die Hüfte. Erschrocken zog Sasuke seine Hände von dem nackten Körper zurück, als hätte er sich verbrannt. Doch sofort fing Naruto die flüchtigen Hände wieder ein und verschränkte seine Finger mit denen Sasukes.

"Sag mir, was dich so erschreckt", bat Naruto behutsam.

"I... ich weiß es nicht", erwiderte Sasuke.

"Doch, du weißte es, auch wenn du dir dessen nicht bewusst bist", widersprach der Blonde ruhig. "Geh in dich... und erforsche, was du gerade fühlst."

"I... ich kann nicht", versuchte sich der Dunkelhaarige diesem Moment zu entziehen.

"Du bist nicht alleine, Sasuke", flüsterte Naruto ihm beruhigend zu. "Ich bin hier und werde dich auffangen und halten."

Das würde er, da war sich Sasuke wieder sofort sicher. Naruto sagte eigentlich nie etwas, was er nicht genauso meinte. Dennoch sträubte sich sein Inneres dagegen, seine Gefühle zu erforschen. Also presste er sich auf einmal gegen Naruto und zog den anderen in einen stürmischen Kuss. Doch dieses Mal war etwas anders, als die viele Male zuvor. Naruto erwiderte den Kuss nicht und versuchte sich von ihm zu lösen. Erschrocken hielt der Dunkelhaarige inne und löste sich von seinem Freund.

"Wi... willst du nicht?", fragte er mit zittriger Stimme.

"Natürlich will ich", antwortete Naruto. "Aber nicht so."

"Wie... 'so'?", hakte Sasuke nicht verstehend nach.

"Sasuke: Ich liebe dich", begann Naruto und Sasuke wusste nicht so recht, was er darauf erwidern sollte. "Ich möchte dich kennenlernen. Dich als Person, aber auch deinen Körper. Möchte verstehen, wie du tickst und warum du so tickst, wie du es tust. Verstehst du das?"

Sasuke nickte leicht mit dem Kopf.

"Nein", gestand der Dunkelhaarige, während sein Nicken abrupt stoppte. "Aber... vielleicht muss ich es auch nicht verstehen."

Nun sah Naruto ihn verwirrt an.

"Naruto", begann Sasuke leise und seine Stimme begann wieder leicht zu zittern. "Du... bist der Erste, mit dem ich eine Beziehung führe. Ich... weiß nicht so wirklich... also... was dazu gehört oder du von mir erwartest."

Beschämt ließ Sasuke seinen Blick sinken und war sich sicher, dass Naruto jeden Moment begann ihn auszulachen. Doch kein Gelächter war zu hören. Stattdessen schlossen sich sanfte Arme um ihn und hielten ihn behutsam.

"Jede Beziehung ist anders und man muss immer neu heraus finden, was in ihr passt und was nicht", erklärte Naruto flüsternd nahe an Sasukes Ohr. Langsam legte auch Sasuke seine Arme um Narutos immer noch nackten Rücken und bettete sein Gesicht auf die Nackenbeuge seines Freundes. Ihm fiel eine schwere Last von den Schultern, weil Naruto ihn nicht ausgelacht hatte und nun, wie er es versprochen hatte, hielt.
 

"Da du dich mit meiner Nacktheit sichtlich unwohl fühlst, sollte ich mir die Yukata wieder überziehen", setzte Naruto behutsam nach einem langen Augenblick an. Nur zögerlich löste sich Sasuke von Naruto, griff aber dieses Mal seinerseits nach Narutos Händen und hielten den Blonden ab, sich wegzudrehen.

Etwas in Sasuke schien nicht zu wollen, dass er tat, was er vor hatte. Wollte, dass er es sein ließ. Aus Angst, wohin das führen könnte. Doch wenn er jetzt auf diese innere Stimme hören würde, dann - dass wusste Sasuke einfach - würde er sich nie weiterentwickeln können.

Wieder suchte er den Blickkontakt zu Naruto und als sich dieser etabliert hatte begann Sasuke langsam an Naruto herab zu schauen: Er bewunderte den fein geschwungene Hals, die trainierte Schulterpartie und die fein definierten Brust- und Bauchmuskeln. Dann rückten die Lenden in sein Blickfeld und blondes Schamhaar begann ein Stück unter dem wie ein Wirbel geformten Nabel. Es kräuselte sich ein wenig und umschlossen schließlich das schlafe Glied seines Freundes.

Noch immer hielt Naruto Sasukes Hand. Langsam hob er sie und legte sie sich auf die eigene Brust, so dass der Dunkelhaarige den Herzschlag spüren konnte. Sasuke Blick heftete sich sofort auf seine Hand. Es war überraschend, wie schnell Narutos Harz schlug.

"Ganz... schön schnell", kommentierte Sasuke mit brüchiger Stimme.

"Es schlägt immer so schnell, wenn du bei mir bist", erklärte Naruto sanft. Sasuke hob seinen Blick zu Narutos, so dass sie sich wieder anschauten.

"Ich... hab Schmetterlinge im Bauch", begann Sasuke unsicher. "Wann immer ich an dich denke oder du bei mir bist kribbelt es ganz doll."

Auf Narutos Gesicht legte sich ein glückliches Lächeln. Sanft hob er seine freie Hand an Sasukes Wange und zog diesen schließlich in einen liebevollen Kuss.
 

.

Konfrontation?

Naruto stand neben Itachi an dessen Auto gelehnt und wartete mit diesem gemeinsam auf Sasuke. Noch vor ein paar Tagen hatte er seine Hände tief in die Taschen seines Mantels stopfen müssen, damit er nicht Gefahr lief, dass sie ihm abfroren. Doch jetzt steckten sie in nagelneuen Handschuhen, die ihm der ältere Uchiha vor ein paar Stunden geschenkt hatte. Itachi hatte gemeint, dass es ein älteres Paar sei, welche schon ewig in seinem Kleiderschrank lag, doch Naruto hatte sofort gemerkt, dass sie neu waren. Oder zumindest ungetragen.

Der Blonde vermutete, dass Itachi befürchtet hatte, dass er sie ablehnen würde, wenn er sie als neugekauft deklariert hätte. Und so abwegig war diese Angst nicht, denn tatsächlich tat sich Naruto immer noch schwer damit, Geschenke anzunehmen. Dennoch war er Itachi für seine Aufmerksamkeit sehr dankbar. Wie auch für seine Hilfe mit Sasuke.

"Wie läuft es denn zwischen euch", hörte er Itachi fragen.

"Besser", antwortete Naruto und schmunzelte. Tatsächlich hatte der schnelle Sex aufgehört, was Sasuke zu Beginn merklich verunsichert hatte. "Ich wüsste nur gerne, wer deinem Bruder solchen Unsinn in den Kopf gesetzt hat."

"Was für ein Unsinn?", hakte Itachi nach.

"Das mit dieser schnellen Nummer, zum Beispiel", definierte der Blonde. "Ich mein, er wird sich das doch nicht selbst so zusammengereimt haben, oder?"

Itachis Blick glitt von dem Eingangsbereich des Campus-Dōjōs auf seine Armbanduhr.

'Sieben', dachte Naruto und zog mental einen Strich. Es war die siebte Uhr, die er an Itachis Handgelenk gesehen hatte. Alle sieben hatten furchtbar teuer ausgesehen und so wie er Itachi kennengelernt hatte, schätzte er, dass sie genau das gewesen waren. Auch Sasuke besaß so eine Uhr, die er aber eher selten trug.

"Wie kommst du darauf?", wollte Itachi wissen und hatte erneut keine Antwort auf Narutos Frage gegeben.

"Das tust du immer", merkte Naruto ruhig an und blickte wieder zum Eingangsbereich des Dōjōs.

"Was tu ich immer?", zog er Itachis Aufmerksamkeit, samt dessen Blick, auf sich. Naruto musste schmunzeln, als er seinen Blick wieder auf den Älteren richtete.

"Immer, wenn du eine Frage von mir nicht beantworten möchtest, stellst du eine Gegenfrage", antwortete Naruto und sah dann zu Itachi. Dieser wirkte, als hätte man ihn gerade auf frischer Tat ertappt, bevor auch er lächeln musste.

"Du hast eine ungewöhnlich starke Beobachtungsgabe, Naruto", kam es lobend von dem Älteren.

"Das hat man mir im Waisenhaus auch immer mal wieder gesagt", meinte Naruto stolz.

"So?", kam es interessiert von dem Älteren. "Wer hat dir das denn gesagt?"

"Iruka-sensei", war die simple Antwort von Naruto. Sein Lächeln wurde etwas milder.

"Wer ist das?", wollte der Dunkelhaarige wissen.

"Er hat zusammen mit Mizuki-san meine Gruppe betreut", erklärte der Blonde und stellte sich etwas gerader hin, so dass er nicht mehr am Auto lehnte. "Nur wegen ihm hab ich es bis hier her geschafft."

"Wie das?", hakte Itachi abermals nach.

"Ich hatte früher zu viel Energie", begann Naruto zu erzählen. "Ständig hab ich Scheiße gebaut, weil ich dachte, man würde mich nicht bemerken oder mich übersehen. Iruka-sensei war der einzige, der mich nie ausgeschimpft hat. Er nahm mich immer beiseite und sprach mit mir, als würde er mit einem Gleichgestellten sprechen.

Eines Tages waren wir auf einem ziemlich großen Abenteuerspielplatz. Da hab ich meine erste Kletterwand gesehen. Ich konnte den ganzen Tag nichts anderes tun, als an ihr rumklettern. Am darauffolgenden Tag nahm mich Iruka-sensei mit in die Stadt und meldete mich in einem Kletter-Verein an."

"Er ist das, was einem Vater am Nächsten kommt", stellte Itachi verblüfft fest. Noch ehe Naruto etwas sagen konnte schnappte Itachis Blick zum Eingang des Dōjōs und sah endlich Sasuke aus dem Gebäude treten. Er löste sich von seinem Auto und ging zur Fahrertür. Naruto wollte auf Sasuke warten, bevor er wieder in das Auto einstieg.

Doch ehe Sasuke die Hälfte des Weges zu ihnen geschafft hatte hörten sie hinter ihm eine Männerstimme nach ihm rufen. Ruckartig blieb Sasuke stehen und Naruto konnte sehen, wie sich sein Freund verkrampfte. Nur zögerlich wandte sich der Dunkelhaarige um und jetzt konnte Naruto einen älteren Mann sehen, der lange, wildabstehende Haare hatte und eine gewisse Ähnlichkeit zu Itachi und Sasuke aufwies.

Dann beobachte Naruto, wie sich Itachi löste und schnell, aber nicht hastig vom Auto zu seinem Bruder schritt. Dort angekommen legte er Sasuke eine Hand auf die Schulter, der sich dadurch etwas entspannte. Sanft schob Itachi Sasuke einen Schritt von dem anderen Mann, der noch Kendo-Trainingsklamotten trug, weg und schob sich ansatzweise vor ihn. Ob das eine bewusste oder unbewusste Handlung war konnte Naruto aus dieser Entfernung nicht erkennen.

Schließlich wandte sich der ältere Herr ab und stapfte zurück in das Dōjō. Dabei wirkte er nicht sehr zufrieden. Itachi und Sasuke sahen dem Mann solange hinterher, bis dieser im Eingang verschwunden war. Erst dann drehten sie sich wieder zu dem geparkten Auto und Itachi legte einen Arm um Sasukes Schulter, der irgendwie blass wirkte. Als die beiden wieder bei ihm waren angelte Naruto sofort nach der Hand seines Freundes, der sie aber - wie üblich in der Öffentlichkeit - sofort wieder entzog. Am liebsten hätte Naruto Sasuke in den Arm genommen und fest gedrückt, aber er respektierte den Wunsch des Anderen.
 

"Wer war der Mann vorhin?", fragte Naruto sanft, als er mit Sasuke auf dem Futon lag. Beide waren in eine Yukata gekleidet und die verschiedenen Decken wärmten sie.

"Vorhin?", hakte Sasuke gedankenverloren nach.

"Vor dem Dōjō der Uni", spezifizierte der Blonde. Sasuke spannte sich etwas an, als er verstand, von wem Naruto da sprach.

"Das war Itachis und mein Großonkel", antwortete er und versuchte seine Stimme zur Ruhe zu zwingen.

"Euer Großonkel ist Trainer des Kendo-Teams?", fragte Naruto überrascht. Sasuke nickte.

"Er sitzt auch im Vorstand der Sportsfakultät", fügte Sasuke tonlos hinzu.

"Hast du mir nicht erzählt, dass du nur wegen dem Vorstand der Sportsfakultät jetzt im Dōjō der Uni trainieren musst, weil sie dir sonst den Titel vom Sommerturnier aberkannt und für weitere Uni-Wettkämpfe nicht zugelassen hätten?", hakte Naruto verwundert nach.

"Ja, hab ich", bestätigte Sasuke. "Mein Großonkel hat das initiiert."

"Warum?", fragte Naruto fassungslos, der scheinbar nicht verstand, wieso man Mitglieder der eigenen Familie es so schwer machen sollte.

"Ich... weiß nicht genau...", kam es unsicher von Sasuke, in dessen Magen es zu rumoren begann und für Bauchschmerzen sorgte. Genauso, wie nach ihrer Anhörung vor dem Vorstand. Damals hatte sich Sasuke nach dem Gespräch gefühlt, als müsse er sich übergeben und erst als er Naruto beim Training gesehen hatte, hatte sich diese Übelkeit verflüchtig.

Dann spürte er, wie sich eine warme Hand über den Stoff seiner Yukata auf den Bauch schob. Zögerlich blickte er zu Naruto, der ihn warmherzig anlächelte. Dessen Hand begann sich dann langsam, kreisförmig über seinen Bauch zu bewegen. Irgendwie tat das gut und linderte die Bauchschmerzen etwas. Er begann sich wieder etwas mehr zu entspannen.

Noch vor einer Woche wäre so eine Berührung für Sasuke völlig undenkbar gewesen. Doch seit Naruto sich nackt vor ihm ausgezogen hatte, hatte sich etwas zwischen ihnen geändert. Hatte sich verbessert. Das Erste, was ihn anfänglich verunsichert, aber sich im Nachhinein als Segen entpuppt hatte, war, dass sie keinen Sex mehr miteinander hatten. Erst durch diese Enthaltsamkeit war Sasuke bewusst geworden, wie sehr es ihn eigentlich belastet hatte, sich zu diesem überstürzten und eher mechanischen Sex zu zwingen. Stattdessen hatte Naruto ihm eine neue Art der Intimität eröffnet: Streicheleinheiten.

"Ich liebe dich", hörte Sasuke Naruto ihm ins Ohr flüstern. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, während er zu Naruto blickte. Vorsichtig rutschte er näher an den Blonden und damit in dessen Arm. Vorsichtig legte der andere diesen um Sasukes Schultern und hielt ihn sanft fest.
 

Als Sasuke in dieser Nacht erwachte, schlug sein Herz gefühlt bis zum Hals. Er spürte, wie der Schweiß auf seiner Stirn sich sammelte und in Tropfen über seine Haut floss. Sein Mund stand einen Spalt weit auf und atmete schwer in kurzen Abständen.

"Hey", hörte er Naruto murmeln. "Was ist denn los?"

Erst jetzt realisierte Sasuke, dass er senkrecht saß. Seine Finger hatten sich in die gemeinsame Decke gekrallt. Dank des gedämmten Lichtes konnte er sofort erkennen, dass er mit Naruto alleine im Zimmer war.

"A... alles gut...", stammelte er mit zittriger Stimme. "Schlaf weiter."

"Alles gut?", wiederholte Naruto ungläubig, während er sich aufsetzte. "Du hast laut geschrien."

Sasuke zog seine Augenbrauen kurz zweifelnd zusammen und versuchte sich daran zu erinnern. Hatte er geschrien? Er wusste es nicht einfach nicht. Was er jedoch wusste war, dass er keine Sekunde länger auf dem Futon liegen bleiben konnte. Also stand er eilig auf, vergaß in seiner Eile in seine Pantoffeln zu schlüpfen und hastete aus dem Zimmer.

Im Flur sah er kurz zur Zimmertür seines Bruders. Durch den unteren Spalt der Tür konnte er das Licht im Schlafzimmer seines Bruders sehen. Hatte er seinen Bruder geweckt? Er wollte es nicht hoffen, konnte aber sehen, dass sich jemand in dem Zimmer bewegte.

Doch nicht die Tür seines Bruders war es, die aufgeschoben wurde. Hinter ihm schob Naruto seine Zimmertür auf. Plötzlich flammte Panik in Sasuke auf und ließ ihn hastig die Treppe ins Erdgeschoss zu nehmen.

"Sasuke?", hörte er Naruto hinter sich rufen und dann eine weitere Tür aufgehen. Doch der jüngere Uchiha blieb nicht stehen. Er stolperte den Flur weiter Richtung Verbindungstür. Hastig schob er sie auf und achtete nicht darauf, ob sie sich hinter ihm wieder schloss. Er stürzte durch den kurzen Gang zur zweiten Verbindungstür, die ihn ins Dōjō treten ließ. Mittlerweile rannte er, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Lief an der Umkleide und dem kleinen Aufenthaltsraum vorbei in die große Halle, in der er schließlich ins Straucheln kam und auf seine Knie fiel. Sein Atem ging nur noch stoßweise und seine Brust fühlte sich an, als ob jemand dicke Seile um ihn geschlungen hätte und sie zusammenzog.

Wie aus weiter Ferne hörte er seinen Namen. Erst beim zweiten Rufen erkannte er Itachis Stimme. Doch da war noch eine Stimme. Eine Stimme, die ihm vertraut war und die er liebte zu hören. Aber weiter kam Sasuke gedanklich nicht, denn sein Körper begann die Notbremse zu ziehen und alles um ihn herum dunkel werden zu lassen.
 

.

Klarheit?

Naruto kniete neben Sasuke, der bewusstlos vor ihm lag und selbst jetzt noch angespannt und gehetzt wirkte. Vorsichtig strich er seinem Freund einige schweißnasse Strähnen aus dem Gesicht und konnte spüren, wie dieser seicht zitterte. Ob es nun an der Kälte lag, die im Dōjō herrschte, oder von der Panikattacke, die der Dunkelhaarige gerade durchlebt hatte, wusste Naruto nicht zu sagen.

Itachi, der auf Sasukes anderer Seite kniete, schob seine Arme vorsichtig unter die Beine und den Rücken seines Bruders. Gekonnt und behutsam hob er ihn hoch und stemmte sich selbst in den Stand. Auch Naruto stand auf. Gemeinsam mit den beiden Brüdern verließ er die Trainingshalle. Dabei schloss der Blonde auf dem Weg die Türen wieder hinter ihnen.

Nachdem sie die Treppe ins Obergeschoss bewältigt hatten schob er seine eigene Zimmertür auf, doch Itachi schüttelte nur kurz den Kopf.

"Sasukes Zimmer", meinte Itachi nur ruhig. Naruto nickte, eilte im Flur zur nächsten Tür und wollte sie aufschieben, als er stockte. Er würde das erste Mal Sasukes Zimmer sehen, ging es ihm durch den Kopf. Dann öffnete er die Tür und ließ Itachi eintreten, während er sich dazu entschied vor der Schwelle zu bleiben. Doch wieder konnte der Blonde nichts weiter sehen, als den Paravent, der den Blick ins Zimmer verhinderte.

"Würdest du mir bitte eine Schale mit heißem Wasser und einen Waschlappen aus dem Badezimmer holen", bat Itachi ihn, bevor er um den Raumteiler herum ging und aus Narutos Blickfeld verschwand.

Der Blonde wandte sich ab und ging abermals eine Tür weiter, hinter der das Badezimmer lag. Zum ersten Mal verstand er, warum es in diesem Badezimmer eine Waschschale gab. Er temperierte das Wasser und hoffte, dass die Temperatur passen würde. Über den Rand der Schale legte er einen Waschhandschuh und griff dann noch nach einem frischen Handtuch.

Als er Sasukes Zimmertür damit wieder erreichte blieb er erneut vor der Schwelle stehen.

"Hier, die Schale mit Wasser", rief er bedächtig in das Zimmer. Er konnte hören, wie Itachi aufstand und mit wenigen Schritten zum Paravent und darum kam. Mit einem traurig wirkenden Lächeln nahm er die Sachen entgegen und verschwand dann wieder. Naruto fragte sich, ob Itachi ihn stumm eingeladen hatte ihm ins Zimmer zu folgen oder einfach darauf vertraute, dass er nicht ohne Sasukes Erlaubnis diese Schwelle überschreiten würde.
 

Nach einer guten halben Stunde kam Itachi aus dem Zimmer seines Bruders. Naruto lehnte neben einem Fenster im Flur und wartete. Er richtete sich wieder gerade auf und nahm Itachi die Schale mit dem benutzten Wasser ab.

"Kann ich zu ihm?", fragte Naruto besorgt.

"Ich kann dir nicht erlauben, dass Zimmer von Sasuke zu betreten", erwiderte Itachi ruhig. "Das kann nur Sasuke."

Naruto nickte verstehend, bevor sie gemeinsam das Badezimmer betraten, indem sie das Wasser weggossen und Waschlappen und Handtuch in den Wäschekorb warfen.

"Hab ich etwas falsch gemacht?", fragte Naruto in den Raum.

"Wieso solltest du etwas falsch gemacht haben?", hakte Itachi nach.

"Ich weiß auch nicht... aber diese Panikattacke kommt ja nicht aus dem Nichts", erwiderte Naruto und blickte dann den Älteren an. "Hat... euer Großonkel Sasuke weh getan?"

Für einen Moment blickte Itachi Naruto nur stumm an. Dann wusch er sich die Hände am Waschbecken und legte nach dem Abtrocknen eine Hand auf die Schulter des Blonden.

"Komm, ich mach uns einen Tee", meinte Itachi. Naruto wollte aufbegehren, ließ sich dann aber doch widerstandslos von Itachi an Sasukes Zimmer vorbei zur Treppe und dann nach unten in die Küche führen. Dort gab ihm Itachi mit einer Handgeste zu verstehen, dass er sich schon mal an den Tisch setzen sollte. Dann brühte Itachi ihnen einen Tee auf und kam mit den beiden Tassen auch zum Tisch. Eine Tasse stellte er vor Naruto und nahm dann ihm gegenüber Platz.

"Was vermutest du?", fragte Itachi den Blonden, der seine Hände um die heiße Tasse gelegt hatte und die Wärme genoss.

"Ich denke, dass euer Großonkel Sasuke weh getan hat und das Sasuke deshalb Nähe so scheut und niemand an sich ran lassen möchte", antwortete Naruto leise.

"Damit liegst du nicht falsch", bestätigte Itachi, was Naruto wahrlich überraschte. Eigentlich hätte er damit gerechnet, dass Itachi wie üblich mit Gegenfragen vom Thema ablenken würde oder sich vage halten würde. "Als unsere Eltern starben war ich elf und Sasuke sechs. Ich weiß noch, dass ich mitten in der Nacht wach geworden bin und wusste, dass etwas Schlimmes geschehen ist. Es war nicht so, dass ich es genau hätte benennen können. Aber ich wusste, dass sich Sasukes und mein Leben verändern würde. Ich stand auf, verließ mein Zimmer und stieg die Treppe hinunter.

Unten in der Küche saß unsere Haushälterin, die in der Abwesenheit unserer Eltern auch auf uns aufpasste. Sie fragte mich, warum ich auf sei, doch bevor ich antworten konnte klopfte es an der Haustür. Unsere Haushälterin schob mich hinter sich und öffnete die Tür. Davor standen zwei Polizeioffiziere, die ihre Mützen abnahmen und dann sagten, dass unsere Eltern in einen schweren Unfall verwickelt gewesen und dabei ums Leben gekommen seien."

Itachi hielt kurz inne und Naruto konnte sehen, wie der andere schlucken musste. Die Erinnerung musste selbst jetzt, über zehn Jahre später, noch schmerzen. Der Ältere hob kurz seine Tasse zum Mund und nahm einen Schluck. Naruto tat es ihm gleich.

"Ich weiß nicht wie, aber irgendwie konnte ich meine Gefühle so kontrollieren, dass ich nicht in Tränen ausbrach. Ohne was zu sagen stieg ich ruhig die Treppe wieder hoch, ging zu Sasukes Zimmer und weckte ihn sanft. Er erkannte sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich zog ihn in meine Arme und sagte ihm, dass unsere Eltern gestorben waren. Erst als Sasuke zu weinen begann erlaubte auch ich mir Tränen.

Sasuke und ich hatten schon immer ein enges Band. Als er noch ein Baby war, war ich der einzige, der es schaffte ihn zu beruhigen, wenn er mal weinte. Auch als Kind hat er mir stets nachgeeifert und meine Nähe und Anerkennung gesucht. Die Trauerzeit hatte uns noch mal enger zusammengeschweißt.

Nach der Trauerzeit von sieben Wochen zogen wir aus diesem Haus aus und in das Haus unseres Großonkels. Bis dahin hatte ich nicht mal gewusst, dass wir einen Großonkel haben, obwohl unserem Vater die Familie über alles ging. Aber ich hatte den Mann noch nie zuvor auf irgendeiner Feierlichkeit gesehen.

Wir wurden im Haus unseres Großonkels von dessen Hausvorstand in Empfang genommen und genau instruiert. Er machte uns klar, dass wir nur sprechen sollten, wenn wir angesprochen werden, nicht lügen oder widersprechen und auf gar keinen Fall trotzen sollten. Dann führte er uns ins Arbeitszimmer unseres Großonkels.

Erst musterte er uns lang. Als Kind hab ich das nicht verstanden. Dann meinte er, dass es in seinem Haus Regeln gibt, die wir im Alltag lernen würden. Er warnte noch davor, dass er nicht scheuen würde Regelverstöße zu bestrafen. Dann nickte er dem Hausvorsteher zu, der uns wieder aus dem Büro führte.

Der Mann führte uns in das obere Stockwerk und dann einen von zwei Korridoren entlang. Nach einer Ecke gelangten wir am Ende zu Sasukes neuem Zimmer. Es war ziemlich groß und ausstaffiert, als wäre jemand in ein großes Spielwarenkaufhaus gefahren und hätte alle Regale leer gekauft. Sasuke und ich waren von dieser Ansicht mehr als überwältigt.

Dann meinte der Hausverwalter, dass Sasuke seine Sachen schon mal auspacken soll, während er mich zu meinem Zimmer bringen würde. Also hab ich Sasuke sanft in sein Zimmer geschubst. Doch dann führte der Mann mich den gesamten Weg zur Treppe zurück und in den zweiten Korridor. Am Ende dessen meinte er zu mir, dass ich hier mein Zimmer hätte. Ich wiedersprach und er ohrfeigte mich. Da hab ich verstanden, dass die Instruktionen gar nicht auf den Kontakt mit unserem Großonkel beschränkt waren, sondern allgemein in diesem Haus galten.

An meiner neuen Schule wurde mehr von den Schülern gefordert, als an meiner alten. Neben dem höherem Lernpensum wurde auch erwartet, dass man einem Club beitrat und nach dem Unterricht in diesem aktiv war. Da ich ohnehin schon von meinem Vater Kendo beigebracht bekommen habe, bin ich an der Schule auch diesem Club beigetreten. Ich musste früh aus dem Haus und kam erst spät wieder zurück. So sah ich Sasuke eigentlich nur noch beim Abendessen.

Erst in den ersten Ferien nach unserem Umzug fiel mir auf, dass Sasuke sich verändert hatte. Er war jetzt in sich gekehrter. Saß oft irgendwo in einer Ecke und lass ein Buch. Wenn ich ihn fragte, ob er mit mir ein wenig trainieren wolle schüttelte er den Kopf. Umarmungen erwiderte er nicht mehr. Er war blasser geworden und auch etwas dünner. Doch ich schrieb es einfach den Veränderungen in unserem Leben zu und akzeptierte sie."

Der Ältere verstummte und schüttelte seinen Kopf, als könne er es selbst nicht glauben, dass er diese Veränderungen damals nicht richtig hinterfragt hatte.

"Kurz bevor ich auf die Uni kam saßen mein Großonkel, Sasuke und ich beim Abendessen zusammen. Er meinte zu mir, dass ich mir die Erfahrung des Studentenwohnheims nicht entgehen lassen sollte. Das würde mir bei der Entwicklung meiner Selbstständigkeit im Alltag helfen. Für mich klang es nicht so abwegig. Doch ich hätte an Sasukes entsetztem Blick merken müssen, dass etwas nicht stimmte.

Ich war dabei einige meiner Sachen zu packen, als Sasuke an meiner Tür klopfte. Normalerweise kam er nicht zu meinem Zimmer, daher war ich überrascht. Nachdem er herein gekommen war und mir geholfen hatte eine Kiste mit Büchern zu packen fragte er mich - völlig aus dem Nichts - ob ich ihn nicht mitnehmen könnte.

Erst lachte ich amüsiert, weil ich dachte, es wäre eine Art Trennungsangst, die ihn das fragen ließe. Doch dann sah ich seinen Blick und die feuchten Augen. Mein Bruder stand vor mir, gegen die Tränen ankämpfend und bat mich, ihn mitzunehmen. Da realisierte ich das erste Mal bewusst, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich zog ihn zur Fensterbank, setzte mich mit ihm und fragte ihn, warum er mitwollen würde.

Er rang mit sich, doch er konnte nicht in Wort fassen, was unser Großonkel mit ihm seit unserem Einzug getan hatte. Stumm saß er neben mir und weinte. Als ich ihn in den Arm nehmen wollte zuckte er nur erschrocken zusammen, sprang auf und lief weg.

Da bin ich zu unserem Großonkel und hab ihn zur Rede gestellt. Hab Antworten gefordert. Doch die Antworten, die ich bekam... damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Er schwafelte davon, dass Sasuke und er sich lieben würden und ihre Beziehung das Maß irdischer Liebe bei weitem übersteigen würde."

Naruto beobachtete, wie sich Itachis Griff um dessen Tasse festigte und die Knöchel begannen weiß hervorzustechen.

"Ich hab erst gar nicht versucht ihm klar zu machen, wie falsch seine Sicht der Dinge war. Sasuke war zu dem Zeitpunkt dreizehn. Dreizehn. Da gibt es keine Rechtfertigung für Sex mit ihm. Ich bin einfach aus seinem Büro gestürmt, bin zu Sasukes Zimmer, in dem ich ihn dann auch fand und habe wortlos angefangen seine Klamotten zu packen.

Unser Großonkel war mir gefolgt und schrie mich an, was ich da eigentlich tun würde. Ich sagte ihm, dass ich Sasuke mit mir nehmen würde und er lachte nur laut. Sagte, ich hätte das nicht alles richtig durchdacht. Als ich ihn fragte, was ich da groß durchdenken sollte, fragte er nur, wer für all die Kosten aufkommen sollte.

Im ersten Moment verstand ich nicht, worauf er hinaus wollte. Doch er stieß mich mit der Nase drauf. Ich hatte ein Stipendium ausgeschlagen, da wir ja in einer gut situierten, familiären Lage waren und mein Großonkel mir die Übernahme der Studienkosten zugesicht hatte. In dem Moment drohte er mir diesen Unterhalt einzustellen.

Es war mir egal. Ich schnappte mir Sasuke, die Tasche mit seinen Sachen, ging in mein Zimmer, nahm mir meine Tasche vom Bett und verließ mit ihm das Haus. Seitdem sind wir nicht noch einmal in das Haus meines Großonkels zurückgekehrt."

"Das war die richtige Entscheidung", stimmte Naruto leise zu, der nun endlich verstand, was Itachi vor einige Wochen gemeint hatte, als er davon sprach, dass der Preis für das beim Großonkel wohnen bleiben zu hoch gewesen wäre. "Hast du... mit Sasuke darüber gesprochen, was euer Großonkel mit ihm gemacht hat?"

"Ich... hab es versucht", antwortete Itachi. "Aber... am Anfang bekam er immer einen Wutanfall, wenn ich das Thema anschnitt. Nachts hatte er fast immer Albträume, doch auch da konnte ich ihn nicht dazu bringen mit mir darüber zu sprechen. Jeder Versuch ihn zu einem Psychologen oder Psychiater zu bringen scheiterte daran, dass er nicht mit diesen sprach... und dann begann er zu verdrängen."
 

.

Mysterium?

Als Sasuke langsam erwachte, umhüllte ihn sofort sanftes, gedämpftes Licht. Dennoch hatte er das Gefühl, dass sein Schädel jeden Moment platzen würde. Also schloss er seine Augen wieder und drehte sich langsam auf die Seite. Seine Hand kam ihm so schwerfällig vor, während er sie unter der Decke voran schob. Als die Hand plötzlich den Futon verließ und die Tatami-Matte betastete schlug er seine Augen wieder verwirrt auf.

Erst jetzt erkannte er, dass er gar nicht in Narutos Zimmer war, sondern in seinem eigenem. Sein Futon lag, wie üblich, mittig im Zimmer. Von hier aus konnte er durch das Fenster in den Himmel schauen. Draußen war es noch dunkel und im Himmel hingen schwere Wolken, aus denen der Schnee in hoher Dichte rieselte.

Langsam stemmte er sich in eine sitzende Position und bemerkte, dass auch seine Yukata nicht die war, die er gestern Abend angezogen hatte. An der Art wie der Obi gebunden war, erkannte Sasuke, das sein Bruder ihn umgezogen hatte.

Durch den drückenden Schmerz hindurch versuchte er sich zu erinnern, warum das notwendig gewesen sein sollte. Er wusste noch, wie er im Ofuro gesessen hatte. Das heiße Wasser hatte seine Muskeln entspannt. Dann war er aus dem Wasser gestiegen, hatte die Wanne abgedeckt, sich abgetrocknet und war in seine Yukata für die Nacht geschlüpft.

Als er an der Küche vorbei gekommen war, hatte er Itachi am Tisch über einem Magazin gebeugt sitzen gesehen. Kurz hatte er ihm eine gute Nacht gewünscht, bevor er weiter zur Treppe geschlurft war. Oben an der Treppe hatte er sich direkt zu Narutos Zimmertür gewandt. Doch er kam nicht zum Klopfen, denn Naruto hatte lächelnd die Tür aufgeschoben und ihn zu sich gezogen.

Sanft hatte der Blonde ihn geküsst. Wieder spürte Sasuke ein Kribbeln im Bauch, als er sich an den Kuss erinnerte und hob erneut die Finger an die Lippen. Ihm kam es wie ein Traum vor, dass es jemand gab, der ihn so liebevoll küsste. Dann hatten sie sich auf den großzügig bemessenen Futon gelegt und hatten die Nähe des anderen genossen.

Naruto hatte etwas gefragt. Doch was, das konnte Sasuke nicht mehr so recht benennen. Da war nur ein Bauchschmerz, der in ihm gekeimt war und sich auch jetzt wieder einstellte.

Gedankenverloren ließ Sasuke seine Hand von den Lippen niedersinken und sich auf den Bauch legen. Langsam machte er eine kreisende Bewegung. Nein... Naruto hatte diese Bewegung gemacht und damit den Bauchschmerz gelindert. Daraufhin war Sasuke in den Arm des Blonden gerutscht und war eingeschlafen.

Doch wie war er von diesem Moment hier her gekommen? Er wusste darauf einfach keine Antwort. Also beschloss er aufzustehen. Mit Mühe kam Sasuke auf die Füße, schlüpfte in seine Hausschuhe und schlurfte dann zu seinem Wandschrank. Er öffnete ihn und zog sich Kleidung für den Tag heraus. Dabei griff er zu bequemen Jogginghosen, ein T-Shirt und einen Sweatshirt. Damit verließ er sein Zimmer und schlurfte weiter in das Badezimmer, dass er leer vorfand.
 

In der Küche waren Naruto und Itachi bereits dabei das Frühstück zu machen, als Sasuke dazu kam. Sofort wandten die beiden sich zu ihm, als er den Raum betrat und Sasuke stellte fest, dass beide völlig übernächtigt wirkten. Naruto kam zu ihm und legte vorsichtig seine Arme um Sasuke. Dieser sah kurz zu Itachi, der nur zufrieden lächelte und sich wieder der Vorbereitung für das Frühstück zuwandte. Nur so konnte Sasuke den liebevollen, aber recht oberflächlichen Kuss Narutos erwidern.

"Wie geht es dir?", fragte Naruto nachdem ihr Kuss geendet hatte.

"Hab furchtbare Kopfschmerzen", antwortete Sasuke ehrlich. Sofort blickte Itachi kurz über seine Schulter, ging an einen Schrank und holte ein Glas, welches er dann mit Wasser füllte. Dieses und ein Schraubdöschen brachte er zum Frühstückstisch und stellte es an Sasukes Platz. Der jüngere Uchiha löste sich von seinem Freund und schlurfte zu seinem Platz. Dort versuchte er das kleine Drehdöschen zu öffnen, doch heute war wohl einer dieser Tage, an dem er nicht einmal das Simpelste schaffte.

Naruto war ihm gefolgt und griff nach dem Döschen, während Sasuke es noch in den Händen hielt. Sasuke blickte zu seinem Freund auf und runzelte die Stirn etwas. Wieso sah der Blonde nur so besorgt aus, obwohl er ihn wie gewohnt anlächelte?

"Darf ich?", fragte Naruto sanft und Sasuke nickte, bevor er das Döschen Narutos Hand überließ. Der Blonde hatte gar keine Mühe die Dose zu öffnen und reichte Sasuke eine der Tabletten.

"Noch eine, bitte", bat der Dunkelhaarige leise.

"Sicher? Das sind recht starke Kopfschmerztabletten", hakte Naruto nach.

"Alles okay, Naruto", antwortete stattdessen plötzlich Itachi. "Bei dieser Art Kopfschmerzen bekommt er immer zwei Tabletten."

'Bei dieser Art..', hallte es in Sasukes Kopf wieder, während sich zu der einen Tablette in seiner Handinnenfläche eine zweite gesellte. Er führte die Tabletten an seinen Mund und spülte sie mit Wasser hinunter. Nachdem er das Glas wieder abgestellt hatte stemmte er seine Ellenbogen auf die Tischplatte und bettete seinen Kopf in seinen Händen.

"Hatte ich... einen Anfall?", fragte Sasuke schließlich, als der Lärm in seinem Kopf endlich nachließ.

"Ja", antwortete Itachi.

"Anfall?", kam es verwirrt von Naruto.

"Wir nennen das, was in der Nacht geschehen ist, einen Anfall", erklärte Itachi Naruto. Sasuke bemerkte den Blick, den die beiden austauschten. Irgendetwas war ihm entgangen.

"War... es schlimm?", fragte Sasuke schamhaft, während er wieder auf die Tischoberfläche blickte. Irgendwie hatte er vor der Antwort und Narutos Reaktion Angst. Was würde der Blonde jetzt wohl von ihm denken?

"Du bist barfuß durchs Haus ins Dōjō gelaufen", erklärte Itachi seinem jüngeren Bruder, bevor er ihm eine Miso unter die Nase schob. Auch Naruto bekam eine Schale, bevor Itachi sich mit seiner eigenen Schale an den Tisch setzte.

"Und dann?", fragte Sasuke weiter.

"Hat dein Körper die Notbremse gezogen und dich ausgeknockt", kam es ehrlich von Itachi. Sasuke konnte sehen, wie Naruto überrascht zu Itachi blickte. Entweder sagte Itachi nicht die Wahrheit oder Naruto war überrascht davon, dass Itachi die Wahrheit so schonungslos zum Besten gab. Da Itachi ihn noch nie angelogen hatte ging Sasuke von der zweiten Möglichkeit aus.

"Es... tut mir leid, dass ihr wegen mir...", weiter kam Sasuke mit seiner Entschuldigung nicht, als Itachi ihm über den Tisch hinweg die Hand auf die Schulter legte.

"Nicht", bat Itachi. "Entschuldige dich nicht für etwas, wofür du nichts kannst, Brüderchen."

"O... okay, Bruderherz", erwiderte Sasuke bedrückt leise. Dann nahm er einen Löffel und begann seine Miso zu löffeln.
 

"Kommt es oft vor, dass du so einen 'Anfall' hast", fragte Naruto plötzlich und Sasuke sah zu dem Blonden auf. Sie saßen im Lernzimmer, an dem niedrigen, runden Tisch, der auch ein Kotatsu war, und waren eigentlich am Lernen für eine Prüfung, die sie in der kommenden Woche schreiben würden.

"Das kann ich so nicht beantworten", antwortete Sasuke wieder peinlich berührt, während sein Blick sich wieder auf das Buch vor ihm senkte. "Es... es gibt Phasen, da mehren sich solche Anfälle und es gibt Phasen, da hab ich sehr lange keine."

"Wodurch werden sie ausgelöst?", bohrte Naruto vorsichtig weiter.

"Keine Ahnung", erwiderte der Dunkelhaarige etwas angespannt. "Ich kann verstehen, wenn du mit mir Schluss machen möchtest."

"WAS?", kam es geschockt von Naruto, dessen Augen sich weiteten und Sasuke anstarrten. "Wie kommst du denn auf so einen Scheiß?"

"Na ja... wegen... der Anfälle", stammelte Sasuke unbeholfen und versuchte seine Tränen zurückzuhalten, die sich in ihm hochdrängten. Der Gedanke, dass Naruto ihn nicht mehr als Freund wollte schmerzte furchtbar stark in seinem Inneren. Doch dann spürte Sasuke eine warme Hand an seiner Wange, die ihn zwang, seinen Blick zu heben. Dieser traf auf blaue Augen, die ihn liebevoll, aber besorgt ansahen.

"Die Anfälle sind mir egal", meinte Naruto mit warmer Stimme. "Sie sind ein Teil von dir und lassen mich dich noch ein wenig besser kennenlernen. Meine Liebe zu dir wird dadurch weder geschmälert, noch gestoppt."

Einen langen Augenblick musterte Sasuke seinen Freund und versuchte zu ergründen, ob dieser Ernst meinte, was er gesagt hatte. Dann musste er vor Erleichterung lachen und das lösten einige Tränen, die ihm über die Wange flossen. Sofort zog Naruto ihn in einen Kuss, der nicht mehr ganz so oberflächlich war, wie der am Morgen, als Sasuke in die Küche gekommen war.

"Du bist mein, Sasuke", flüsterte Naruto nach ihrem Kuss ihm zu und irgendetwas in Sasuke machte Klick. Er zuckte etwas nach hinten und fort von Naruto und sah ihn mit geweiteten Augen an. "Was ist los?"

"I... ich... w... weiß nicht", stammelte Sasuke auf einmal. "Diese... Worte..."

Verwirrt blickte Naruto ihn an. Sasuke begann den Kopf zu schütteln und sich wieder normal hinzusetzen.

"Lass uns weiterlernen", bat Sasuke und schlug die Seite in seinem Buch um. Er konnte Narutos Blick noch einen Moment auf sich spüren, bevor auch der Blonde die nächste Seite aufschlug und sie weiterlernten.
 

"Ich mache mir Sorgen", hörte Sasuke Narutos Stimme, als er aus dem Dōjō kam und zur Treppe wollte. Ruckartig blieb er stehen.

"Ja, ich auch", konnte Sasuke seinen älteren Bruder hören. "Was schlägst du vor?"

"Er muss zu einem Therapeuten, der mit ihm arbeitet", kam es von dem Blonden. Sasuke hatte sich mittlerweile bis zur Küchentür vorgearbeitet und sah, dass Naruto neben Itachi an der Anrichte stand und gemeinsam mit ihm am Abendessen werkelte.

"Ich hab es schon mit ihm versucht", wandte Itachi ein.

"Er ist jetzt älter und ich bin mir sicher, er hat selbst längst gemerkt, dass ihm etwas fehlt", argumentierte Naruto weiter. Itachi erwiderte nichts.

"Mir fehlt nichts", kam es empört von Sasuke, was seinen Bruder und seinen Freund erschrocken herum fahren ließen.

"Sasuke", kam es verwundert von beiden wie aus einem Mund. Sofort legten sie ihre Kochwerkzeuge weg und kamen langsam zu ihm. Doch Sasuke wich vor ihnen zurück.

"Haltet ihr mich für so schwach oder mental beschränkt?", fragte Sasuke weiterhin empört nach.

"WAS?", kam es entsetzt von Itachi. "Wie kommst du denn auf so etwas?"

"Weil nur schwache oder mental beschränkte Menschen die Hilfe von so 'nem Seelenklempner brauchen", kam es aufgebracht von Sasuke.

"Woher hast du denn diesen Schwachsinn?", fragte nun Naruto verwirrt nach.

"Ist doch egal...", fauchte Sasuke, der seine eigene Reaktion nicht verstand. Hatte er nicht schon vor einer ganzen Weile gedacht, dass ihm irgendetwas fehlte, das manchmal seine Reaktionen und Panikattacken erklären würde?

"Kommt das von der gleichen Person, die dir sagte, dass Sex zwischen Männer nichts mit Gefühlen oder Zärtlichkeiten zu tun hat?", hakte Naruto nach und Sasuke bereute, dass er dem Blonden das anvertraut hatte. Und doch hielt etwas in ihm inne und versuchte die Frage zu beantworten.

"Wir beide lieben dich", begann Itachi sanft und einfühlsam. "Jeder auf seine Weise. Deshalb machen wir uns Sorgen um dich und wollen dir helfen. Keiner hier greift dich an. Du musst uns nicht abwehren und auch nicht auf Abstand halten..."

Wieder spürte Sasuke in sich etwas vibrieren, das dafür sorgte, dass ihm erneut die Tränen in die Augen stiegen. Doch er wollte jetzt keine Schwäche oder Blöße zeigen. Nicht die Sorge der beiden bekräftigen. Als die beiden erneut einen Schritt auf ihn zumachten blieb er stehen. Behutsam nahmen sie ihn in die Arme und hielten ihn sanft.

"Was... stimmt denn nicht mit mir", kam es schließlich verzweifelt von Sasuke, der sich gegen sie presste.
 

.

Gescheitert?

Sanft hielt Naruto Sasukes Hand in seiner und streichelte mit dem Daumen über den Handrücken des anderen. Sie saßen auf der Rückbank von Itachis Auto und Sasuke blickte seit sie losgefahren waren aus dem Seitenfenster. Schon die ganze Woche war der Dunkelhaarige gedankenverloren gewesen. Selbst die Prüfung, für die sie gemeinsam gebüffelt hatten, hatte Sasuke verhauen, was bei ihm bedeutete, dass er nur eine Zwei Plus geschrieben hatte.
 

Schon am Abend nach Sasukes 'Anfall' hatte dieser Naruto sehr provokant verführen wollen. Es war dem Blonden schwer gefallen zu widerstehen, doch er wusste, dass Sasuke das nicht tat, weil er Lust empfand. Sasukes Antrieb war Angst gewesen. Angst davor, dass Naruto ihn verlassen könnte, wenn er ihm nicht irgendeinen Anreiz bot.

Sanft hatte Naruto Sasuke etwas von sich geschoben, ihn aber dennoch festgehalten. Er hatte den Augenkontakt zu seinem Freund gesucht. Als er diesen gefunden hatte, hatte er ihm behutsam gesagt, dass er an diesem Abend keinen Sex mit ihm haben würde. Plötzlich war die Angst der Wut in Sasukes Augen gewichen. Er hatte versucht sich von ihm loszureißen und wegzukommen. Doch Naruto hatte ihn so nicht gehen lassen können. Also hatte er Sasuke wieder an sich gezogen und fest mit seinen Armen umschlungen.

Sasukes Gegenwehr war schnell zusammengebrochen und wie schon vor dem Abendessen war er stumm in Tränen ausgebrochen. Naruto wusste, dass Sasuke sich selbst nicht mehr verstand, wenn er es überhaupt je getan hatte, seit Itachi ihn von ihrem Großonkel weggeholt hatte.
 

Itachi lenkte sein Auto auf den Parkplatz vor der Turnierhalle und stellte dann den Motor ab. Er drehte sich zu ihnen und wartete darauf, dass Sasuke bemerkte, dass er ihn anschaute. In diesem Moment wurde Naruto klar, dass Sasuke gar nicht die Umgebung beobachtet hatte, sondern gar nicht im Hier und Jetzt war. Erst nach einem langen Augenblick schien Sasuke zu bemerken, dass sie nicht länger fuhren. Verwirrt wandte er sein Gesicht vom Fenster und sah Itachis besorgten Blick.

"Bist du sicher, dass du das Turnier nicht sausen lassen möchtest?", fragte Itachi behutsam.

"Wenn ich dieses Turnier sausen lasse, dann kann ich die Landesmeisterschaft im Februar knicken", erwiderte Sasuke kaum hörbar.

"Dann schnappst du dir die Landesmeisterschaft der Universitäten eben in der nächsten Saison", erwiderte Itachi aufbauend.

"Denkst du, ich hab keine Chance?", fragte Sasuke unsicher.

"Du bist der begabteste Kendo-Kämpfer, den ich kenne, Brüderchen", erwiderte Itachi und schmunzelte liebevoll. "Du hättest selbst mit einem Arm auf dem Rücken die besten Chancen."

"Dann ist alles gesagt", meinte der jüngere Uchiha, bevor er seine verschränkten Finger von denen Narutos löste und ausstieg. Sorgenvoll blickte Itachi kurz zu Naruto.

"Wir sind bei ihm... egal was geschehen wird", versuchte nun Naruto den älteren Uchiha aufzubauen. Dieser lächelte dankbar über diesen Versuch, bevor sie gemeinsam ausstiegen.

Sasuke hatte bereits seine Tasche aus dem Kofferraum geholt, als Naruto wieder zu ihm aufschloss und seinen Arm um die Hüfte seines Freundes legen wollte.

"Nicht", kam es leise von Sasuke, der sofort den Blick gesenkt hatte.

"Warum nicht?", fragte Naruto sanft.

"Wenn das jemand sieht", war die besorgte Antwort des Dunkelhaarigen.

"Machst du dir um jemand bestimmtes Sorgen", hakte der Blonde vorsichtig nach.

"Nein", antwortete Sasuke und schien sofort zu wissen, dass es eine Lüge war. Auch wenn Naruto keinen Zweifel daran hatte, dass Sasuke gar nicht wusste, von wem er so nicht gesehen werden wollte. "Sie werden es als Provokation interpretieren und dir wieder Steine in den Weg legen wollen."

"Sollen sie doch", kam es kämpferisch von Naruto. "Ich bin der beste Boulder-Kletterer, den sie haben. Wenn sie ihre Chancen auf die vielgeschätzten Trophäen mindern wollen, dann sollen sie das tun."

Überrascht blickte Sasuke zu ihm auf und in seinem Blick erkannte Naruto Bewunderung. Sanft strich er Sasuke eine Strähne aus dem Gesicht hinter das Ohr, bevor er wieder einen Schritt zurück trat, um dem Wunsch seines Freundes zu erfüllen und den Schein zu wahren. Doch kaum war Naruto zurück gewichen legte Itachi einen Arm um Sasukes Schultern und zog ihn etwas näher an sich.

"Der Uni-Bus scheint noch nicht angekommen zu sein", informierte Itachi sie. "Also ist die Chance, dass die Umkleide noch nicht benutzt wird, recht hoch."

Naruto konnte sehen, wie sich sein Freund zu entspannen begann bevor sie sich gemeinsam zum Haupteingang der Turnierhalle wandten, die Formalitäten erledigten und sich dann auf den Weg zu den Umkleiden machte. Vor den Umkleiden blieb Sasuke stehen und blickte zu seinem Bruder und Naruto.

"Wollt ihr schon mal in die Halle gehen?", fragte er unsicher.

"Mich würde eigentlich interessieren, wie die Umkleide von Kendo-Kämpfern aussieht", entgegnete Naruto und wusste sofort, dass das einer der dämlichsten Vorwände gewesen war, den je einer genutzt hatte.

"Die sieht aus, wie jede andere Umkleide auch", erwiderte Sasuke verwirrt.
 

Als Sasuke in die Umkleide ging, wusste er, dass Itachi und Naruto vor der Tür auf ihn warten würden. Ein Schmunzeln begann sich auf seinem Gesicht abzuzeichnen. Er hatte Menschen, die sich um ihn sorgten und alles tun würden, damit er sich sicher fühlte.

Doch das Gefühl der Sicherheit zerbrach sofort, als er sich nach rechts wandte, wo die Spinde aufgestellt waren. Dort blickte ihn sein eigenes Spiegelbild an, was ihn kurz erstarren ließ. An der Wand war ein Spiegel installiert, der vom Boden bis zur Decke reichte und der bei seinem letzten Turnier in dieser Halle noch nicht da gewesen war.

Wieso sollte jemand es für eine gute Idee halten in der Männerkabine einen derartigen Spiegel zu installieren. Das entbehrte doch jeder Logik. Doch statt sich länger mit diesem Gedanken herum zu schlagen nahm sich Sasuke einen Spind, bei dem ihm der Spiegel egal sein konnte und sein eigenes Bild ihn nicht martern würde.

Nachdem er sich umgezogen hatte griff er nach seiner Schutzausrüstung und sein Shinai, schloss den Spind und ging zur Tür der Umkleide. Als sie sich öffnete erstarrte er zum zweiten Mal, als er sah, dass Itachi sich gerade mit ihrem Großonkel unterhielt.

"...jetzt durch", hörte Sasuke seinen Großonkel fordern, der versuchte sich an Itachi und Naruto vorbei zu schieben und zur Tür der Umkleide zu kommen. Doch als er Sasuke sah gab er seine Bestrebungen auf und lächelte ihn auf diese merkwürdige Art an, die Sasuke schon immer unheimlich gewesen war. Doch sofort schob sich Itachi in die Sichtlinie.

"Jetzt kannst du rein", zischte Itachi ihm zu, während er eine Hand nach hinten bewegte und Sasuke seitlich von der Tür schob.

Wann immer er nach ihrem Auszug auf den Großonkel getroffen war, war Itachi zur Stelle gewesen und hatte ihn vor diesen eindringlichen Blicken geschützt. Oder davor, dass der alte Mann auch nur in der Lage gewesen wäre ihn zu berühren. Bis zu dem Moment, an dem der Alte erwirkt hatte, dass Sasuke im Uni-Dōjō trainieren musste.

Zwar war ihr Großonkel nicht bei jedem Training anwesend gewesen, doch wenn, dann hatte er ihn immer wieder mit seinen Blicken taxiert. Deshalb ging Sasuke nicht gerne zu diesem erzwungenen Training.

"Du siehst furchtbar aus, Sasuke", hörte er seinen Großonkel sagen, der versuchte irgendwie an Itachi vorbei zu schauen. "Ist alles okay bei dir?"

"Ihm geht es gut", kam es abweisend von Itachi. "Mach dir da mal keine Sorgen."

Missbilligend sah der ältere Uchiha Itachi an, bevor er wieder versuchte an ihm vorbei zu schauen.

"Wir haben dich diese Woche beim Training vermisst", setzte der Alte erneut ein. "Als du nicht zum Bus gekommen bist, haben wir schon befürchtet, dass wir heute auf dich verzichten müssten."

"Wann ist Sasuke jemals im Team-Bus mitgefahren?", fragte Itachi seinen Großonkel. Wieder erntete er nur einen verärgerten Blick und setzte zu einer ungehaltenen Antwort an, als die restlichen Team-Kameraden von Sasuke um die Ecke kamen.

"Itachi... nicht", bat Sasuke leise seinen Bruder und legte eine Hand an Itachis Schulter. Er wollte nicht durch so etwas im Team auffallen. Itachi funkelte noch einmal ihren Großonkel wütend an, bevor er sich von diesem abwand. Sanft schob sein großer Bruder ihn und Naruto von der Umkleide weg Richtung der Wettkampfhalle.
 

Sasuke war frustriert, als er aufstand, um seinen letzten Kampf anzutreten. Es war das Finale des heutigen Turniers. Seine Kämpfe waren alles andere als gut gelaufen: Er hatte sich viel zu viele Fehler erlaubt und sich zu oft die Blöße gegeben, die seine Gegner nur zu gut zu nutzen gewusst hatten.

Aber er fand einfach nicht seinen gewohnten Kampfrhythmus. Sonst, wenn er kämpfte war es für ihn mehr wie ein Tanz. Er konnte genau einschätzen, was sein Gegner vorhatte und tun würde. Das erlaubte ihm zu kontern oder selbst zu punkten. Manche missinterpretierte diese Voraussicht als Schnelligkeit. Doch heute ließ ihn seine Gabe einfach im Stich. Er fand keinen Rhythmus und konnte seine Gegner kaum lesen. Es war, als hätte man ihm eine Augenbinde umgelegt oder ihm den Gehörsinn genommen.

Daher war es für ihn mehr ein Wunder, als wirklich zufriedenstellend, dass er das Finale überhaupt erreicht hatte. Doch auch dieser Kampf lief alles andere als gut: Er ließ sich viel zu oft von seinem Gegner treffen und verfehlte selbst eins ums andere Mal. So war es für Sasuke keine Überraschung, dass er den Kampf verlor und 'nur' Zweiter wurde.

Dennoch frustrierte es Sasuke, dass er seine makellose Kampfstatistik durch das heutige Turnier ruiniert hatte. Da war es nur ein schwacher Trost, dass er als Zweitplatzierter im neuen Jahr dennoch an der Landesmeisterschaft teilnehmen durfte. Er hatte einfach nicht das Gefühl, dass er es verdient hatte.

Mit diesem Gefühl verließ er den Kampfplatz und ging in die Richtung seines Bruders und seines Freundes, als er am Oberarm gepackt wurde. Reflexartig blieb er wie angewurzelt stehen und konnte spüren, wie sein Herz kurz aussetzen, bevor es umso schneller weiterschlug. Sein Großonkel schob sich vor ihn.

"Was war heute mit dir los?", fragte er ihn und Sasuke konnte die Enttäuschung aus der Stimme des Älteren hören. Aber das war ihm egal. Was ihm nicht egal war, war die Tatsache, dass der Ältere immer noch seinen Arm festhielt. Doch sein Körper ließ sich nicht bewegen. Er konnte nur seinen Großonkel entsetzt anstarren. "Du hast heute eine sehr enttäuschende Leistung geboten. Vielleicht sollten wir die Trainingseinheiten in der Woche von zwei auf vier erhöhen."

Dann schob sich endlich Itachi zwischen sie.

"Hier wird gar nichts erhöht", zischte sein großer Bruder. "Im Gegensatz zu den Kämpfern, die täglich in der Uni trainieren hat es Sasuke immerhin ins Finale geschafft."

Dann schob Itachi ihn an ihrem Großonkel vorbei und zu Naruto, der am Rand stehen geblieben war und auf sie wartete. Sasuke fühlte sich zum Zerreißen gespannt. Etwas, von dem er nicht wusste was es war, zerrte an ihm.

Am liebsten wäre er sofort nach Hause gefahren, doch der Respekt gebot, dass er noch die Siegerehrung abwartete und dort seine Silbertrophäe entgegen nehmen musste. Eine Trophäe, die ihn an sein heutiges Versagen erinnern würde. Aber es galt einfach den Schein zu wahren.
 

Als sie an die Umkleide kamen nahm Itachi Sasuke die Trophäe ab. Sasuke hätte sie am liebsten gleich weggeworfen, doch sein Bruder bestand darauf sie trotzdem mit nach Hause zu nehmen.

"Sollen wir mit rein kommen?", fragte der Ältere ihn. Sasuke schüttelte den Kopf, ehe er sich der Verneinung bewusst war. Als sie eben die Wettkampfhalle verlassen hatten, hatte sich ihr Großonkel mit dem anderen Trainer der Uni-Mannschaft unterhalten. Die beiden waren über irgendetwas unterschiedlicher Meinung, dass hatte man deutlich erkennen können. Selbst wenn er hier auftauchen würde, während er noch mit duschen und umziehen beschäftigt wäre, würden Itachi und Naruto ihn abblocken. So wie vor dem Wettkampf.

Sasuke hielt kurz inne und blickte Itachi an, der nur fragend zurück blickte. Warum dachte er so etwas? Wieso war ihm die Anwesenheit ihres Verwandten so zu wider? Er wollte die Frage schon stellen, als er sie verwarf. Er wandte sich ab und ging in die Umkleide.

Zu seiner Erleichterung war sie tatsächlich leer. Die Mitglieder der anderen Uni-Mannschaften, die für dieses Turnier angereist waren, hatten offensichtlich die andere Umkleide zugeteilt bekommen. Seine eigenen Team-Kollegen waren wohl längst weg. Aber das war ihm nur recht.

Sasuke ging zu seinem Spind und holte seine Tasche heraus. Er stellte sie auf die Bank, die vor den Spinden aufgestellt war und verstaute seine Schutzausrüstung darin. Gerade als er die vordere Schleife seines Hakamas öffnen wollte hörte er ein Geräusch. Da er es nicht ganz zuordnen konnte, hielt er inne und lauschte einen Moment lang. Doch es war sonst nichts weiter zu hören. Also löste er die Schleife und hakte das hintere Teil des plissierten Hosenrocks aus. Dann öffnete er die hintere Schleife und löste das Band um seiner Hüfte, welches die Hose an Ort und Stelle gehalten hatte. Sofort rutschte ihm das Beinkleid von der Hüfte.

Als er sich bückte, um die Hose aufzuheben, um sie auch in seiner Tasche zu verstauen, wurde er plötzlich im Nacken gepackt, hoch gerissen und gegen den Spind gedrückt. Aus Reflex begann sich Sasuke zu wehren und vom Spind abzustoßen. Tatsächlich gelang es ihm sich etwas Raum zu schaffen, doch der Griff in seinem Nacken war eisern.

Dann wurde er aus der Reihe seines Spindes vor den Spiegel geschoben. Erst jetzt konnte er in dem Spiegel erkennen, dass sein Großonkel ihn gepackt hatte. Er wirkte mehr als wütend, während er sich Sasukes Arm griff und diesen schmerzhaft auf den Rücken drehte.

"Dein Bruder und dieser blonde Bengel können noch so lange vor der Tür warten", zischte der Großonkel. "Vorhin hat es mich überrascht, dass sie die Tür bewachen, doch scheinbar weiß keiner von euch von der zweiten Tür durch das Trainerbüro."

Panik flammte in Sasuke auf. Sonst hatte er sich die Umkleide bei anderen Wettkampforten genau angeschaut gehabt, um genau so etwas zu wissen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Warum hatte er heute nicht daran gedacht? Schon die gesamte Woche war chaotisch gewesen. Nachts die Träume. Tags fühlte er sich wie erschlagen.

"Du bist genauso charakterschwach, wie es dein Vater war", fauchte der Ältere ihm ins Ohr. "Auch er war feige und wollte nicht zu unserer Beziehung stehen. Stattdessen hat er sich diese Schlampe angelacht und sich selbst vorgetäuscht, er sei 'normal'."

Von was sein Onkel sprach, erschloss sich Sasuke zunächst nicht. Beziehung? Sein Vater und ihr Großonkel hatten eine Beziehung gehabt? Aber was hatte das mit ihm zu tun? Tief in seinem Inneren konnte er spüren, dass etwas bebte.

Jetzt, wo Madara ihm den Arm auf den Rücken gedreht hatte löste dieser seinen Griff in Sasukes Nacken. Die freie Hand glitt über den Stoff der Trainingsjacke, die Sasuke noch trug. Ein beklemmendes Gefühl eines Déjà-vu rollte über Sasuke hinweg. So etwas tat ihr Großonkel nicht das erste Mal bei ihm, wurde ihm schlagartig bewusst. Tränen drängten sich nach oben.

Erst löste Madara das äußere Schleifchen der Jacke, bevor er seine Hand unter die obere Lage des Kleidungsstücks gleiten ließ, um das innenliegende Schleifchen zu lösen. Die Jacke glitt auseinander und entblößte Sasukes Oberkörper. Madara zwang ihn sich etwas zu drehen.

"Genau wie er hast auch du dich bereitwillig markiert", zischte Madara weiter. Jetzt war das kleine, runde Brandmal an seiner Seite neben der Brust deutlich zu sehen, dass ihr Familienwappen darstellte. Von dem Sasuke nicht wollte, dass es jemand sah. Nicht Itachi und schon gar nicht Naruto.

Madara hob seine Hand, so dass Sasuke den Siegelring sehen konnte, der eine identische Größe und das gleiche Motiv, wie das Mal hatte. Doch der Jüngere konnte immer noch keine Verbindung zwischen beidem herstellen. Alles was er wusste war, dass sein Herz wie wild schlug und er das Gefühl hatte, dass es jeden Moment aus seiner Brust springen würde.

Plötzlich wurde Madara von ihm weggerissen und sein Arm gewann seine Freiheit zurück. Hastig zog er seine Jacke wieder über seine Brust, während seine Beine nachgaben und er auf die Knie fiel. Nur langsam und eher unwillig wandte sich Sasuke um und sah, dass Naruto sich vor ihm aufgebaut hatte. Itachi kam direkt zu ihm gestürzt, den Großonkel ignorierend. Sasuke verstand absolut nicht, was hier los war.
 

.

Happy End?

Langsam lief Sasuke die Träne quer über das Gesicht zu seinem Ohr und tropfte dort auf seinen Futon. Seit dem Turnier vor zwei Tagen lag er hier und hatte sich nicht mehr gerührt. Er nahm die Bedürfnisse seines Körpers nicht mehr wahr, während eine Erinnerung nach der anderen aus den Tiefen seines Unterbewusstseins nach oben drängte und ihn all die viele Male, die sein Großonkel sich seiner bemächtigt hatte, erneut erleben ließ. Stumm weinte er und versuchte stoisch den Schmerz zu ertragen, der mit den Erinnerungen Einzug gehalten hatte.

Ein Klopfen zerriss die ihn umgebende Stille, doch die Notwendigkeit einer Reaktion sah er nicht ein. Er wollte nicht, dass Itachi oder Naruto ihn so sahen. Sahen, wie er litt und nicht stark genug war, die Erinnerungen einfach zu ertragen. Schon gar nicht wollte er die hohlen Phrasen hören, dass er nicht schwach sei. Nicht, wenn er nicht mal aufhören konnte zu weinen.

"Brüderchen?", hörte er die besorgte Stimme seines älteren Bruders durch die geschlossene Tür. "Möchtest du zum Mittagstisch kommen?"

Sasuke presste seine Lippen fest aufeinander. Er wollte... konnte nicht antworten. Seine Stimme würde verraten, wie schlecht es ihm ging und das würde bei seinem älteren Bruder nur die Sorge und die Schuldgefühle mehren. Das wollte er einfach nicht.

"Du weißt, ich respektiere deine Grenzen", setzte Itachi erneut an. "Doch wenn du kein Zeichen von dir gibst, dann werde ich reinkommen müssen, einfach nur, um zu sehen, ob..."

Vielleicht war es schon zu spät. Sein Bruder klang, als würde er sich schon unendlich sorgen und selbst zermartern. Das war nicht richtig... sein Bruder hatte nichts falsch gemacht und das er erneut eine solche Last für ihn war, mehrte die eigenen Gefühle von Schuld und Scham.

"Ich hab dich lieb, Sasuke...", versuchte Itachi einen letzten Ansatz. "Das weißt du, ja? Ich hab dich sehr, sehr lieb..."

Mit viel Mühe stemmte sich Sasuke in eine sitzende Position und schleppte sich zur Tür. Er trug immer noch seine Kendo-Klamotten vom Turnier, die mehr als wiederholt durchgeschwitzt waren. Langsam hob er eine Hand an seine Zimmertür, als könne er den Älteren durch diese spüren.

"I... Ich mach mich frisch und komm dann", flüsterte er gegen die Tür und war sich nicht sicher, ob Itachi ihn überhaupt gehört hatte.

"Okay", kam es jedoch prompt von seinem älteren Bruder. "Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid, ja? Ich bin dann sofort zur Stelle."

Wie immer, ging es Sasuke durch den Kopf. Itachi hatte so viel für ihn geopfert und ordnete sein ganzes Leben seinen Bedürfnissen unter. Auch dieses Wissen lastete schwer auf dem jüngeren Uchiha. Dann hörte er, wie sein Bruder wegschlurfte.

Am liebsten hätte sich Sasuke wieder auf seinen Futon gelegt, doch er hatte Itachi gerade in gewisser Weise versprochen, dass er runter zum Essen kommen würde. Und ein Versprechen musste gehalten werden. Das war etwas, was sie von ihrem Großonkel unterschied. Also wandte er sich zu seinem Wandschrank, zog ein paar saubere Klamotten hervor und trug sich dann in das nebenan liegende Badezimmer.
 

Naruto saß neben Sasuke im Lernzimmer und beobachtete, wie sein Freund erneut anfing stumm zu weinen. Die Tränen liefen dem anderen über die Wange zum Kinn, sammelten sich dort und fielen dann in schweren Tropfen auf seine Unterlagen, mit denen sie gerade lernten. In den letzten Tagen kam es häufiger vor, dass Sasuke plötzlich die Tränen über das Gesicht liefen. Noch nie zuvor hatte Naruto jemand erlebt, der so still weinen konnte, wie es Sasuke wiederholt demonstrierte. Vorsichtig rutschte er neben Sasuke und wollte ihm einen Arm umlegen.

"Nicht", kam es mit erstickender Stimme von Sasuke.

"Warum nicht?", wollte Naruto sanft wissen.

"Weil... ich... dann komplett die Kontrolle verliere", antwortete der Dunkelhaarige. Naruto war bewusst, warum es für Sasuke so wichtig war die Kontrolle zu behalten. Menschen, denen in der Kindheit oder frühen Jugend auf eine derartige Art die Kontrolle über ihr Leben entrissen worden war, wie es bei Sasuke der Fall gewesen war, gewannen durch Kontrolle wieder eine gewisse Sicherheit.

"Manchmal ist es gut die Kontrolle loszulassen", erklärte Naruto behutsam, legte einen Arm um seinen Freund und zog ihn vorsichtig zu sich, so dass er den Kopf des Uchiha auf seine Schulter betten konnte. Sasuke begann sich schlagartig an ihn zu pressen und auch wenn man nicht wirklich etwas hören konnte, spürte Naruto wie es an seiner Nackenbeuge nass wurde. Liebevoll legte er eine Hand an den dunklen Hinterkopf und strich Sasuke beruhigend über den Rücken. Ansonsten ließ er ihn weinen, denn auch das konnte gut tun und vor allem entlasten. Wenn er es jetzt noch schaffen würde, dass Sasuke Itachi oder ihm anvertrauen würde, was ihn quälte, ... welche Erinnerungen da in ihm hochkamen. Doch Sasuke wollte nach wie vor nicht darüber sprechen.

Es dauerte eine kleine Weile, bis Sasukes Tränen versiegten. Erschöpft lehnte der Dunkelhaarige an ihm und ließ sich von ihm im Arm halten. Noch immer streichelte Naruto ihm beruhigend über den Rücken.

"Sasuke...", setzte Naruto behutsam an. "Dein Bruder hat da einen Termin für dich gemacht und ich denke, es würde dir echt gut tun, diesen Termin wahrzunehmen."

"Termin?", kam es müde von dem Dunkelhaarigen.

"Bei... einer Psychologin", erklärte Naruto und konnte sofort spüren, wie sich Sasuke wieder verspannte und sein Gesicht wieder gegen Narutos Nacken presste. Noch immer war sein Freund in dem Irrglauben, den sein Großonkel ihm eingeimpft hatte, gefangen. Doch dann - zu Narutos eigener Überraschung - nickte Sasuke.
 

Sasuke bewegte sich keinen Millimeter und so langsam gingen Itachi und Naruto die Ideen aus. Sanft hielt Naruto die Hand seines Freundes in der eigenen und konnte spüren, wie diese leicht zitterte. Generell machte es Sasuke wahnsinnig unsicher die Geborgenheit ihres Zuhauses zu verlassen und es war wohl eher Glück, dass sie derzeit Winterferien hatten.

"Aber warum möchtest du auf einmal nicht mehr hin?", fragte Itachi einfühlsam, während Sasuke stoisch aus dem Seitenfenster schaute und seine Lippen wieder fest aufeinander presste. "Brüderchen..."

Erst bei dieser vertrauten Ansprache richtet sich Sasukes Blick auf seinen älteren Bruder. Nur für einen Moment, dann senkte Narutos Freund wieder schamhaft den Blick zu Boden. Aber wenigstens presste er seine Lippen nicht mehr fest aufeinander.

"Du hast beim letzten Mal gesagt, es sei gut gelaufen", bohrte Naruto sanft nach. Sasuke zuckte nur mit den Schultern.

"Wenn du dich bei ihr nicht wohl fühlst, dann können wir einen anderen Psychologen suchen", schlug Itachi geduldig vor.

"D... das wird nichts ändern", kam es kaum hörbar von Sasuke.

"Warum wird das nichts ändern?", hakte Itachi nach, der es einfach nur verstehen wollte.

"W... weil auch ein anderer Psychologe nur über das eine reden wollen wird", presste Sasuke mit leichter Verzweiflung hervor.

"Aber darum geht es doch", merkte Naruto behutsam an. "Darüber zu reden, damit es seinen Schrecken verliert und du weitermachen kannst."

"Ich... kann doch auch so weiter machen...", flüsterte Sasuke leise. "Hab das ja schon mal geschafft."

"Verdrängen ist nicht verarbeiten", kam es sanft von Itachi, der nun eine Hand an Sasukes Wange legte. "Würde es dir helfen, wenn einer von uns mit dir ginge?"

Mit großen Augen sah Sasuke seinen älteren Bruder an und Naruto konnte sehen, wie es in Sasuke arbeitete. Er konnte sich vorstellen, dass Sasuke hin und her gerissen war. Die Frage, ob er jemand mitnehmen sollte und wenn ja, wen von ihnen, schien ihm unmöglich zu beantworten zu sein.

"Ich geh mit dir rein", meinte Naruto bestimmend und sah zu Itachi. Er glaubte nicht, dass es Itachi gut tat zu hören, was Sasuke möglicherweise offenbaren würde und umgekehrt, mutmaßte er weiter, würde es Sasuke unlängst schwerer fallen vor seinem Bruder offen zu erzählen. Sasukes Griff um seine Hand festigte sich kurz ein wenig und dann nickte Itachi, der offenbar genau das gleiche wie Naruto begriffen hatte.

"Ich warte dann hier auf euch beide", lächelte Itachi ermutigend und gab damit Sasuke den letzten Anstoß, den dieser brauchte, um auszusteigen und mit Naruto den Bürokomplex zu betreten, in dem seine Therapeutin ihre Praxis hatte.
 

"Das war eine gute Idee von deiner Therapeutin", meinte Itachi, der neben Sasuke saß. Auf Sasukes anderer Seite saß Naruto, der - wie in letzter Zeit üblich - seine Hand hielt. Vor ihnen, auf dem niedrigen Kotatsu des Lernzimmers, lagen einige Tagebücher und alte Familienbilder.

Sasukes hatte der Therapeutin in der letzten Sitzung von den Worten ihres Großonkels in der Umkleide erzählt. Diese hatte dann gefragt, ob ihr Vater vielleicht Tagebuch geführt habe. Sasuke hatte die Frage nicht beantworten können, daher hatte seine Therapeutin ihn gebeten, seinen älteren Bruder zu fragen. Falls sie Tagebücher von ihrem Vater hatten, solle Sasuke ein wenig darin lesen.

Als sie also nach Hause gekommen waren, hatte Sasuke seinen Bruder danach gefragt, der dann kurz in die Garage und in den dortigen Lagerraum geeilt war. Er war mit einer Kiste zurück gekehrt und war damit in das Lernzimmer gegangen. In der Kiste hatten sie dann eine Reihe von in Leder gebundenen Notizbüchern gefunden, die alle mit der Handschrift ihres Vaters gefüllt worden waren. Daneben waren auch noch reichlich lose Familienfotos enthalten gewesen.

Tatsächlich hatte ihr Vater seit der Grundschule Tagebuch geführt und pro Jahr ein Buch gefüllt. Wie sie heraus gefunden hatten waren auch seine Eltern früh gestorben und er war der Obhut seines Onkels überantwortet worden. Die Tagebücher aus dieser Zeit hatten Sasuke eines erkennen lassen: Sein Vater war durch die gleiche Hölle gegangen wie er. Deshalb hatte er den Onkel später nie zu einer Familienfeier eingeladen oder auch nur erwähnt.

"Oh, schau mal hier", kam es plötzlich von Itachi, der Sasuke ein Bild reichte. "Kannst du dich noch an den Ausflug hier erinnern?"

Sasuke blickte auf das Bild, welches einen Strand zeigte. Ihr Vater war nur in Badeshorts darauf, Itachi auf dem Rücken, Sasuke an den Händen hochhebend. Sie schienen zu dritt wirklich viel Spaß gehabt zu haben. Irgendwo tief im Nebel der Vergangenheit konnte er sich tatsächlich an diesen Tag erinnern. Sein Vater war mit ihnen und ihrer Mutter zu einer Strandhütte gefahren, um dort ein, zwei Wochen Urlaub zu machen. Doch dann fiel Sasuke auf dem Bild etwas auf und er zog es näher zu sich, um sicher zu sein, dass er nicht gerade einem Irrglauben aufsaß: Ihr Vater hatte an der gleichen Stelle wie er ein rundes Brandmal in Form ihres Familienwappens. Unbewusst schob Sasuke seine Hand über die Stelle an seinem eigenen Körper.

"Papa litt während des Studiums an einer schweren Depression", kam es gedankenverloren von Itachi, als er in einem der Tagebücher weiter lass. "Er wollte sich sogar das Leben nehmen."

"Was ist geschehen?", fragte Naruto interessiert nach.

"Er hat unsere Mutter kennengelernt und sich in sie verliebt", antwortete Itachi. "Sie war ein so warmherziger, gütiger Mensch, dass er sich ihr anvertraut hat. Er schreibt, dass sie ihm die Kraft schenkte sich Hilfe zu suchen und ihm half alles zu verarbeiten."

Der ältere Uchiha hob seinen Blick und sah lächelnd zu Sasuke und Naruto. Auch Sasuke sah zu Naruto und konnte kurz lächeln.

"Wie ich", meinte Sasuke dann ruhig und beugte sich dann langsam zu Naruto, der ihm etwas entgegen kam und ihn liebevoll küsste.

"Wie du", bestätigte Itachi berührt. "Ihr beiden habt so viel gemeinsam... und wenn Papa es geschafft hat ein glückliches Leben zu führen, bin ich mir sicher, dass du das mit Naruto auch schaffen wirst."

"Ja... das glaub ich auch", stimmte Sasuke seinem Bruder zu und sah immer noch Naruto an, der ihm jetzt ein glückliches Lächeln schenkte.
 

***** ***** *****
 

"Hey, ihr beiden... beeilt euch mal", rief Itachi die Treppe hinauf in den oberen Stock, bevor er murmelnd ergänzte: "Wir werden noch zu eurer Abschlussfeier zu spät kommen."

Aus dem oberen Stockwerk konnte er verliebtes Kichern hören, als die Schiebetür von Narutos Zimmer aufgeschoben wurde. Beide kamen in ihren Anzügen die Treppe hinunter und hatten ihre seidenen Roben über den Arm gelegt.

"Vergesst nicht diesen albernen Hut", kam es mahnend von Itachi, was Naruto auf der Treppe sich noch einmal umdrehen und zurück laufen ließ. Gerade als Sasuke in seine Schuhe schlüpfte und Naruto erneut den Weg nach unten angetreten hatte klopfte es an der Haustür. Itachi verdrehte die Augen, denn das Letzte was sie jetzt noch brauchten, war eine weitere Verzögerung. Dennoch öffnete er die Haustür und sah sich einem älteren Mann in einem schwarzen Anzug gegenüber, der sich im Ansatz etwas verbeugte.

"Einen guten Tag, die Herren. Mein Name ist Abe Tomoyoshi und ich bin der Anwalt des Herrn Uchiha Madara", stellte sich der Mann unverzüglich vor und hatte spätestens mit dem letzten Nebensatz die Aufmerksamkeit aller Anwesenden gewonnen. "Ich suche einen Herrn Uchiha Sasuke."

Itachi wandte sich um und sah seinen jüngeren Bruder an, der den fremden Mann einfach nur anstarrte und nicht reagierte. Diese Nicht-Reaktion seines Bruders besorgte Itachi. Das letzte Mal, als sie mit ihrem Großonkel zu tun gehabt hatten, hatte Sasuke eine Welle aus Triggern durchlaufen, die ihn völlig aus der Bahn geworfen hatten. Also drehte sich Itachi wieder zu dem Anwalt.

"Um was geht es?", fragte er reserviert. Der Anwalt blickte kurz zwischen den drei Männern hin und her, bevor er sich Itachi zuwandte, der ihn aktiv angesprochen hatte.

"Ich wurde gebeten, Herrn Uchiha persönlich mitzuteilen, dass sein Großonkel gestern in den frühen Morgenstunden diese Welt verlassen hat ", kam es formal von dem Mann im mittleren Alter, dessen Haar ordentlich nach hinten gekämmt war.

"Er... ist tot?", kam es zweifelnd von Sasuke, dem Itachi ansehen konnte, dass er das noch nicht ganz glauben konnte. Nachdem ihr Großonkel vor einigen Jahren Sasuke in der Umkleide angegriffen hatte, hatte die Universität ihn von allen Posten enthoben und in den Vorruhestand geschickt.

Obwohl man um Diskretion bemüht gewesen war, machte es schnell die Runde, dass der alte Kendo-Meister wohl einen Faible für jüngere Männer gehabt haben sollte. Doch nie war Sasukes Name in dem Zusammenhang gefallen. Doch dieses Gerücht hatte gereicht den Ruf und das Ansehen ihres Großonkels irreparabel anzuschlagen. Von da an hatte er sich auf seinem Anwesen zurückgezogen und war nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden.

"Ja, dass ist er. Er ist nach kurzer, schwerer Krankheit an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorben", informierte der Anwalt weiter.

"Gut!", kam es ungewohnt kaltherzig von Sasuke, der damit die Blicke seines Bruders und seines Geliebten auf sich zog. Eigentlich hätte Itachi erwartet, dass Sasuke in irgendeiner Form erleichtert wäre, dass der Alte endlich aus dieser Welt geschieden war. Doch wenn sein kleiner Bruder so etwas empfand, dann verbarg er es ganz gut. "Sonst noch etwas?"

"Die Testamentseröffnung findet in der kommenden Woche statt, aber ich kann Ihnen schon einmal mitteilen, dass ihr Onkel Sie als Alleinerben benannt hat", antwortete der Anwalt ruhig. An Sasukes Gesicht konnte Itachi ablesen, wie diese Nachricht seinen kleinen Bruder überraschte.
 

"Was für ein Tag", kam es leise von Naruto, der Sasuke in seinem Arm hatte und ihm sanft durch das schwarze Haar strich. Sasukes Kopf war auf Narutos Schulter gebettet und sein Arm lag über der nackten Brust des Blonden. Er selbst trug - wie jede Nacht - eine Yukata.

"Hm", brummte der Dunkelhaarige zustimmend. "Wer hätte geahnt, dass eine Abschlussfeier so anstrengend sein könnte."

"Aber deine Rede war erstklassig", grinste Naruto sanft und küsste Sasuke auf die Stirn. Dieser legte seinen Kopf etwas in den Nacken, so dass er Naruto besser anschauen konnte.

"Na ja... ob sie erstklassig war wage ich zu bezweifeln", kam es selbstkritisch von dem Uchiha.

"Oh nein, du hast genau den richtigen Ton getroffen", bekräftigte der Blonde seine eigene Ansicht und schloss seine Augen.

"Meinst du?", kam es noch einmal etwas unsicher von Sasuke, der seinen Kopf wieder nach vorne fallen ließ.

"Hm", brummte dieses Mal Naruto zustimmend. Dann kehrte für einen Moment wieder Stille ein.

"Naruto?", durchbrach Sasuke diese schließlich. In seinem Bauch begann es vor Aufregung zu Kribbeln.

"Ja?", antwortete der Blonde und schien einfach den Moment der Zweisamkeit zu genießen.

"Danke", brachte der Dunkelhaarige schließlich vor. Naruto öffnete seine Augen und suchte erneut den Blickkontakt zu seinem Geliebten.

"Wofür?", fragte er verwirrt.

"Für alles", antwortete Sasuke. "Dafür, dass du so hartnäckig geblieben bist und dich kein Korb von mir verscheucht hat. Dass du den ersten Schritt gemacht und mich damals geküsst hast."

"Zwei Mal", warf Naruto schmunzelnd ein.

"Zwei Mal", bestätigte der Dunkelhaarige und lächelte Naruto an. "Dass du mich gebremst hast, als ich dachte, dass eine Beziehung zwischen Männern nur aus sturem Sex bestehen würde. Und dafür, dass du danach immer für mich da warst und mich jederzeit aufgefangen hast, wenn ich drohte abzustürzen. Dass du mir unermüdlich geholfen hast wieder auf die Beine zu kommen und die Therapie anzugehen."

"War nicht alleine mein Verdienst", lächelte Naruto sanft und strich Sasuke eine Strähne hinters Ohr.

"Nicht alleine, nein, aber zum großen Teil", berichtigte Sasuke. Naruto zog ihn sanft zu sich und küsste seinen Geliebten liebevoll. Es war ein langer Kuss, der durchaus das Potential hatte Leidenschaft zu entzünden und zu mehr zu führen. Doch Sasuke brach ihn nach der zweiten Verlängerung.

"Willst du mich heiraten?", fragte er Naruto, der ihn völlig perplex anschaute. Für einen Moment flammte in Sasuke die Angst auf, dass Naruto ihn auslachen oder nein sagen könnte.

"Was?", kam es von dem Blonden, der scheinbar glaubte sich verhört zu haben.

"Uzumaki Naruto, möchtest du mich heiraten?", wiederholte Sasuke etwas förmlicher und der anfängliche Schock bei Naruto wich einem unglaublich glücklichen Lächeln.

"Natürlich möchte ich das", antwortete Naruto und zog Sasuke erneut in einen langen Kuss.
 

~ Owari
 

.

Rückkehr!

Naruto und Sasuke waren in aller Frühe aufgestanden und hatten die erste Bahn aus der Stadt genommen. Fast anderthalb Stunden waren sie gefahren, bevor sie in diesem beschaulichen Ort ausgestiegen waren. Narutos Heimatort. Der Ort, in dem er aufgewachsen und zur Schule gegangen war, bevor er mit einem Stipendium an die Uni gegangen war.

Seit dem Aufstehen hatte Naruto schon so ein Kribbeln im Bauch, welches während der gesamten Zugfahrt weiter angewachsen war. Doch seit sie hier ausgestiegen waren schlug sein Magen Purzelbäume. Er wusste selbst nicht genau, warum er überhaupt so nervös war. Immerhin... wollte er Sasuke nur einen Wunsch erfüllen und seinem Verlobten zeigen, wo und wie er aufgewachsen war.

Nach dem Aussteigen hatte Sasuke nach seiner Hand gegriffen und sie waren Händchenhaltend die Straße entlang geschlendert. Diese liebevolle Geste, die sich Naruto so hart erarbeitet hatte, linderte die Nervosität ein wenig und er hätte für nichts auf der Welt darauf verzichten wollen.
 

Zu Beginn ihrer Beziehung hatte Sasuke noch nicht offen zu ihm und ihrer Beziehung stehen können. Zu sehr war die Erziehung seines Großonkels noch in ihm verhaftet, dass Mitglieder ihrer Familie einen gewissen Schein nach außen wahren mussten. Einige Male hatte Naruto einen Versuch unternommen, um diese Indoktrinierung aufzubrechen, war aber stets gescheitert.

Das Sasuke diese Scheu doch noch überwunden hatte, hatten sie eigentlich Sakura zu verdanken. Sakura und Sasuke hatten die gleiche Mittel- und Oberschule besucht und mindestens genauso lang war sie in ihn verknallt gewesen. Ständig versuchte sie in der Uni um ihn herum zu schwänzeln und sich anzubiedern, zu blind, um zu erkennen, dass Sasuke kein Interesse an ihr hatte.

Als sie mal wieder in der Lerngruppe zusammensaßen hatte sie sich erneut über etwas, was Naruto gefragt hatte, eschauffiert. Sie hatte ihn verbal malträtiert und Naruto hatte es wie gewohnt über sich ergehen lassen wollen. Er empfand sich selbst nicht als schlagfertig genug, um sich effektiv gegen sie zu wehren. Außerdem - und vielleicht war das etwas altmodisch oder sexistisch - war sie ein Mädchen. Im Waisenhaus hatte er gelernt, dass man gegenüber Mädchen geduldiger und zurückhaltender handeln sollte.

Doch zum Glück hatte man Sasuke so etwas nie vermittelt und wenn es ihm zu bunt wurde schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch und brachte damit die Rosahaarige zum Schweigen. Wie schon die vielen Male davor hatte er sie dann zurechtgewiesen und wohl eigentlich damit gerechnet, dass sie mit verletztem Stolz hastig die Lerngruppe für den Tag verlassen würde.

Doch in einem verzweifelten Aufbegehren hatte sie Sasuke schließlich gefragt, warum er ihn immer beschützte. Da hatte Sasuke ihr geantwortet, dass er sein Freund war. Die Rosahaarige hatte das zunächst missverstanden und weiter gefragt, warum ausgerechnet 'so einer' wie er ein Freund von Sasuke sein konnte.

Da hatte sich Sasuke etwas vor ihr aufgebaut und klargestellt, dass Naruto nicht EIN Freund, sondern SEIN Freund war. Erst hatte die Grünäugige das nicht glauben wollen und trocken aufgelacht. Doch Sasuke war einfach um den Tisch zu ihm gekommen und hatte ihn leidenschaftlich geküsst. Von dieser Aktion war Naruto ebenso überrascht gewesen, wie Sakura, für die ganz offensichtlich eine Welt zusammengebrochen war.

Nach diesem Tag hatten die beiden die junge Frau nur noch gelegentlich auf dem Flur ihrer Fakultät gesehen. Sie hatte die Kurse und Lerngruppe gewechselt, so dass sie keine Überschneidungen mehr mit ihnen hatte. Danach hatte sich Sasuke nicht mehr gescheut mit ihm Händchenhaltend über den Campus zu spazieren.
 

Nachdem die beiden in einer Bäckerei gut zwei Dutzend Teilchen und Kaffeestücke gekauft hatten waren sie auf einen unbefestigten Weg gewechselt, der von der Straße wegführte. Beide Seiten des Weges waren mit Obstbäumen gesäumt, von denen einige in voller Blüte standen.

"Ich hab mich früher an den Bäumen immer reichlich überfressen", kommentierte Naruto nervös. "Das sind verschiedene Bäume und ab dem Frühling bis zum Herbst kann man hier immer Früchte finden. Aber wir scheinen zu früh zu sein, weil sie noch blühen."

"Gehören die Bäume nicht jemandem?", fragte sein Freund überrascht.

"Doch schon, aber der Obstbauer hat diese Bäume extra für das Waisenhaus aufgestellt, beziehungsweise sein Großvater", erzählte Naruto. "Nach dem Krieg war Essen ja Mangelware und der Mann wollte, dass in Zukunft zumindest dreiviertel des Jahres die Waisen etwas zu essen hatten."

"Aber von ein paar Bäume wird doch kein ganzes Waisenhaus satt", merkte Sasuke nachdenklich an.

"Na ja, der Weg ist noch etwas hin und hinterm Waisenhaus stehen auch noch mal Obstbäume", erklärte Naruto. "Außerdem haben wir ein Feld, auf dem wir immer Gemüse und so angebaut haben."

"Das Waisenhaus ist Selbstversorger?", fragte der Dunkelhaarige erstaunt.

"Na ja, nicht ganz, aber es reduziert die Ausgaben für Lebensmittel doch erheblich", antwortete der Blonde und fühlte sich dabei verlegen, wie immer, wenn es irgendwo um das Thema Geld ging. Sie schlenderten weiter und nach einer weitläufigen Kurve kam schließlich ein Haus in Sicht. Sasuke wurde langsamer und an seinem Blick konnte Naruto erkennen, dass sein Freund überrascht war. Zumindest hatte er etwas anderes erwartet, als das, was sich vor ihnen auftat:

Vor ihnen stand ein einfaches, eingeschossiges Haus im ländlich-japanischem Stil. Die Grundfläche bemaß kaum mehr als die Küche und das Wohnzimmer zusammen im Hause Uchiha. Die Farbe der Fassade blätterte an vielen Stellen ab und auf dem Dach fehlten zwei, drei Ziegel, wodurch es undicht geworden war. Als sie näher kamen trat ein Mann mit dunkelbraunen Haaren heraus, die er sich sorgsam nach oben gebunden hatte. Einige graue Schlieren zogen sich durch das dunkle Haar. Er trug eine Yukata, genau wie die meisten der Kinder, die neben dem Haus um einige Spielgeräte tobten. Der Mann lächelte, als sie noch ein paar Schritte näher gekommen waren und stieg die Veranda über einen großen, flachen Stein herunter.

"Naruto", kam es erfreut von ihm und auch Naruto strahlte ihn an. Doch bevor er ihn erreichte wurde Naruto von einem Teenager umgeworfen, der vielleicht zwölf oder dreizehn Jahre alt war.

"Bruder Naruto", ertönte eine jugendliche Stimme und Naruto musste laut lachen.

"Du bist eindeutig zu groß, für diese Art der Begrüßung, Konohamaru-chan", erwiderte er und drückte den Jüngeren kurz an sich, bevor dieser von ihm stieg und auf half. Sasuke hatte das verwirrt und etwas verhalten beobachtet. Dann kamen auch schon die anderen Kinder an und umringten den Blonden.

"Nun lasst ihn doch erst einmal ankommen, Kinder", meinte der ältere Mann geduldig ohne laut zu werden. Schließlich gelangte Naruto zu ihm und zog dann Sasuke sanft zu sich.

"Iruka-sensei", begann Naruto vor Glück strahlend. "Das ist mein Verlobter, Uchiha Sasuke. Sasuke, darf ich dir Umino Iruka vorstellen, der Leiter des Waisenhauses."

Sasuke verbeugte sich leicht vor dem ihm fremden Mann, der nur kurz die Hände hob.

"Nicht doch so formal", bat der Ältere ihn, bevor er sie mit einer Geste ins Innere des Hauses einlud. Am Eingang zogen sie ihre Schuhe aus, doch die Pantoffeln für Gäste suchte Sasuke vergebens. Naruto zog ihn einfach mit Socken schließlich ins Innere und Sasuke konnte erkennen, warum das Waisenhaus Futons bevorzuge, denn es bestand im Prinzip nur aus einem großen Zimmer und einem kleineren, welches als Küche diente. In der Mitte waren einige niedrige Tische in Reihe aufgestellt.

"Wir haben eine kleine Nascherei mitgebracht", meinte Naruto sanft. "Als Gastgeschenk."

Iruka sah ihn überrascht an, während Sasuke die Tüte an den Älteren übergab.

"Oh, das ist aber lieb von euch. Vielen Dank", erwiderte Iruka und reichte die Tüte dann an Konohamaru, der damit sofort in der Küche verschwand. Schließlich brachte der Heranwachsende die Teilchen in zwei Körbchen zurück und stellte jedes Körbchen auf zwei Tische, relativ weit an den Kopfenden. Iruka bat Naruto und Sasuke sich zu ihm an das eine Tischende zu setzen, während die Kinder von draußen reinkamen und sich kurz die Hände waschen gingen, bevor sie sich dann auf ihre angestammten Plätze setzten.
 

"Du Naruto", hörte der Blonde, wie Sasuke, der in seinem Arm auf ihrem Futon lag, ihn ansprach.

"Hm?", kam es schon an der Grenze zum Einschlafen.

"Das Waisenhaus", Naruto war sofort wieder hellwach, als Sasuke das Thema anschnitt. "hat nicht viel Geld, oder?"

"Die Geldmittel sind begrenzt, ja", antwortete der Blonde verlegen. "Warum fragst du?"

"Ich hab doch noch immer das Erbe von Madara...", begann Sasuke verlegen. Es ärgerte ihn immer noch, dass er das Erbe nicht hatte ausschlagen können. Dazu hätten im Erbe Schulden vorhanden sein müssen oder er vor dem Familiengericht gut begründen müssen, warum er ein Vermögen ausschlagen wollte.

Schulden waren im Erbe nicht enthalten und seine Entscheidung vor dem Familiengericht zu begründen... so weit war Sasuke noch nicht gewesen. Mit seiner Therapeutin, wenn Naruto neben ihm auf der Couch saß, konnte er darüber sprechen. Mit Itachi in gewissen Maße. Aber vor Fremden? Nein, das war für ihn keine Option gewesen.

"Was... würdest du davon halten, wenn ich Madaras Erbe... das gesamte Erbe... dem Waisenhaus schenken würde?", fragte Sasuke leise. Naruto setzte sich auf seinen Ellenbogen auf und sah Sasuke überrascht an. Dieser sah abwartend zu ihm auf. Sasuke war angespannt und nervös und hoffte, dass Naruto dieser Möglichkeit nicht abgeneigt war.

"Ginge das denn so einfach?", fragte Naruto vorsichtig.

"Hm... ich müsste erst mit unseren Anwälten sprechen, aber es gäbe sicher Wege, dass zu bewerkstelligen", meinte Sasuke nachdenklich. "Vielleicht wenn man das Geld in einer Stiftung bindet, so dass das Waisenhaus monatlich eine feste Summe bekommt, um alle laufenden Kosten abzudecken. Iruka-san könnte mit den Kindern in das alte Haus von Madara ziehen. Das Haus steht eh derzeit leer und wird verfallen, wenn es keiner nutzt. Wir müssten vorher eine Firma beauftragen, die es renoviert, damit der Mief sich verzieht. Aber Iruka-san und die Kinder hätten dort wesentlich mehr Platz. Jedes Kind könnte ein eigenes Zimmer bekommen... und auf dem Grundstück ist mehr als genug Platz um Obst und Gemüse anzubauen oder auch einen schönen Spielplatz anzulegen."

Der Dunkelhaarige beobachtete, wie die Worte auf seinen Verlobten wirkten und wie unwohl sich Naruto bei diesem Gedanken ein Geschenk mit einem derartig hohen Wert anzunehmen. Sasuke rechnete schon damit, dass Naruto es garantiert ablehnen würde.

"Klär erst einmal, in wie weit du so ein Geschenk machen kannst und wenn du es genauer weißt, dann kannst du gerne mit Iruka-sensei darüber sprechen. Aber ich weiß nicht, wie er auf so eine großzügige und überwältigte Geste reagieren wird", antwortete Naruto ihm mit einem Schmunzeln, bevor er sich zu ihm beugte und sanft küsste.
 

"Wie sollen wir das Waisenhaus nennen?", fragte Iruka, der neben Sasuke und Naruto am Eingang des weitläufigen Anwesens stand und auf das frisch renovierte Haus blickte. Itachi hatte wie gewohnt einen Arm um Sasukes Schultern gelegt, der wiederum mit Naruto Händchen hielt. "Madara-Haus?"

"Nein", kam es sofort energisch von Sasuke, was Iruka kurz zusammenfahren ließ. "Nein... dieser Mann verdient nicht, dass man seiner gedenkt... Aber... wie wäre es mit 'Fugakus und Mikotos Heim für verlorene Kinder'?"

"Gefällt mir", kam es nickend von Iruka, während Itachi Sasuke mehr in seinen Arm zog und ihn fest an sich drückte. "Wer sind Fugaku und Mikoto?"

"Das waren unsere Eltern", antwortete Itachi und sein Stolz über Sasukes Entscheidung war deutlich zu hören.
 

.

Befreien!

Der Regen hatte Naruto und Sasuke überrascht und obwohl sie die letzten Meter gerannt waren, kamen sie bis auf die Knochen durchnässt zuhause an. Sie stolperten durch die Haustür und merkten sofort, dass sie alleine waren. Itachi war scheinbar noch in der Firma. Schnell schlüpften sie aus den Schuhen, hingen sie auf die Halter, damit das Wasser darin ablaufen konnte und stiegen in ihre Pantoffeln.

Gemeinsam bestiegen sie die Treppe ins obere Stockwerk. Dort zog Naruto Sasuke erneut eng an sich und stahl sich einen Kuss. Sasuke liebte es, wenn sein Verlobter ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit in einen Kuss zog. So legte er auch dieses Mal seine Arme um Narutos Nacken und wollte den Kuss verlängern. Doch Naruto brach den Kuss und Sasuke blickte ihn mit einer leichten Empörung an.

"Das letzte Mal, als wir in einen Regenschauer geraten sind", begann Naruto und ließ Sasuke bereits jetzt mit den Augen rollen. "...und wir uns festgeknutscht hatten warst du zehn Tage furchtbar krank."

"Ich war vorher schon erkältet!", berichtigte Sasuke und wollte den Kuss erneuern, doch Naruto zog seinen Kopf etwas nach hinten, so dass Sasuke ins Leere lief.

"Wir gehen erst duschen", kam es dominant von dem Blonden und ließ Sasuke kurz die Lippen schmollend nach vorne schiebend. "... ziehen uns etwas Trockenes an und dann... werde ich dich mit einem Haufen Küssen überhäufen."

Genau das letzte brachte Sasuke zum Strahlen, während Naruto ihm noch einmal einen leichten Kuss auf die Lippen drückte.

"Ich lass dir den Vortritt", meinte Naruto sanft und strich Sasuke eine nasse Strähne aus dem Gesicht. Dann wollte er sich abwenden, doch Sasukes Hand schnellte nach vorne und hielt Naruto am Ärmel fest. Dieser blickte ihn fragend an. Doch Sasuke wusste selbst nicht genau, wieso er Naruto aufgehalten hatte. Alles was er wusste, war, dass der Gedanke Naruto jetzt gehen zu lassen für ihn unerträglich war.

"Wir...", begann Sasuke unsicher und blickte kurz verlegen zwischen ihnen auf den Boden. Seine Ohren röteten sich wieder etwas. "... könnten auch zusammen duschen gehen. Das... würde... Wasser sparen."

"Wasser sparen?", kam es verwundert von Naruto. "Unsere Wassersparbilanz ist vorbildlich."

"Uhm...", war alles, was von Sasuke in dem Moment kam. Wie immer, wenn Naruto ihn aus dem Takt brachte.

"Sag, was du wirklich möchtest", kam es ermutigend von dem Blonden und Sasukes Ohren wurden heißer und röter. Noch immer tat er sich schwer offen über seine Bedürfnisse zu sprechen, vor allem, wenn sie intimer Natur waren.

"Ich möchte mit dir duschen", wiederholte Sasuke etwas leiser. "Wenn... du das auch möchtest."

"Sehr gerne", lächelte Naruto und küsste Sasuke erneut. Dann gingen sie gemeinsam ins Badezimmer. Als der Blonde hinter ihnen die Badezimmertür schloss begann es wieder heftig in Sasukes Bauch zu kribbeln, wie immer, wenn er aufgeregt war. Obwohl sie schon seit vier Jahren zusammen waren und seit mehr als einem halb Jahr verlobt, hatte sich Sasuke immer noch nicht dazu durchringen können sich Naruto nackt zu zeigen. Wenn sie sich streichelten geschah das meist unter der Kleidung oder einer Decke.

Er spürte, wie Naruto hinter ihn trat und einen Kuss sanft auf seinem Nacken platzierte. Sasuke ließ den Kopf ein wenig nach vorne sacken und schloss die Augen. Der Blonde hatte ein ausgezeichnetes Gespür dafür, wie es in Sasuke aussah und wusste genau, wie er die Aufregung seines Geliebten lindern konnte.

Narutos Hände glitten behutsam an seiner Seite hinab und auf Höhe der Taille schob er sie vor Sasuke. Langsam schob der Blonde seine Hände wieder über den Bauch nach oben und begann dann den ersten Knopf zu lösen. Von Sasuke kam keine Gegenwehr und so folgten dem ersten Knopf alle anderen. Dabei ließ sich Naruto viel Zeit, denn es war nicht ihr erster Anlauf. Bei den voran gegangenen Versuchen hatte Sasuke immer kalte Füße bekommen.

"Ich werde dir jetzt dein Hemd von den Schultern streifen", flüsterte Naruto sanft und unterbrach die Küsse, mit denen er Sasukes Hals bedacht hatte. Sasuke nickte nur. Behutsam hob Naruto seine Hände und ließen dann den nassen Stoff des Hemdes über Sasukes Schulter gleiten, bevor er es zur Seite warf.

Sasuke hatte die Arme vor die Brust und eine Hand über sein Brandmal gelegt. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass Naruto ihn nun zu sich drehen und schon einmal begutachten würde. Doch stattdessen begann Naruto wieder Küsse zu verteilen. Erst wieder am Nacken, dann auf den Schultern, schließlich den Rücken hinab. Das entspannte Sasuke wieder und ließ sich geborgen fühlen.

Schließlich spürte er, wie Narutos Hände sich wieder auf den Weg machten und als der Blonde sie vor Sasuke schob, legten sie sich auf den Bund der Hose. Als Narutos Stimme ertönte war sie näher an seinem Ohr, als er erwartet hätte.

"Darf ich deinen Hosenknopf öffnen?", fragte sein Verlobter ihn. Wieder nickte Sasuke nur. Als Naruto ihm nach dem Öffnen der Hose diese auch von der Hüfte schob, nahm das aufgeregte Kribbeln ein Maß an, wodurch es kaum noch auszuhalten war. Sasukes Blick ging kurz gen Decke und für einen Moment kam seine Unsicherheit wieder nach oben. Die Unsicherheit, die ihn die letzten Male immer wieder zurückziehen gelassen hatte.
 

Parallel hatte Naruto sich seiner eigenen Kleidung entledigt, bevor er seine Arme über die Sasukes schob und ihn dann mit dem Rücken an die eigene Brust zog. So blieb er mit seinem Geliebten einfach stehen. Er war bereits jetzt schon stolz auf Sasuke, denn so weit waren sie noch nie gekommen. Vorsichtig schob er seinen Kopf neben Sasukes und legte seine Wange an die des anderen. Sasukes Herz war deutlich zu spüren, dort wo eine von Narutos Händen lag. Es schlug aufgeregt und schnell.

"Wie fühlst du dich?", fragte Naruto nach einer gefühlten Ewigkeit.

"Nervös", gestand Sasuke.

"Warum?", wollte der Blonde sanft wissen und konnte spüren, wie Sasuke schlucken musste. Sasukes Komplexe auf den eigenen Körper im Allgemeinen und auf das Brandmal im Besonderen war kein neues Thema in ihrer Beziehung.

"W... weil mir dieser Mann immer wieder eingeredet hat, dass mich niemand wollen wird, wenn ich das Mal zeige", flüsterte Sasuke. Auch das war nicht das erste Mal, dass der Dunkelhaarige es sagte, aber mittlerweile bekam er es relativ flüssig über die Lippen.

"Aber...", gab Naruto behutsam eine Hilfestellung.

"Aber das ist Blödsinn, weil er damit nur seine eigene Macht über mich erhalten wollte", rezitierte Sasuke, der daraufhin seine Augen schloss und den Kopf in den Nacken legte. Dadurch kam dieser auf Narutos Schulter zur Ruhe. Eine Technik, die seine Therapeutin ihm vorgeschlagen hatte.

"Ich liebe dich über alles und bin unglaublich stolz auf dich", flüsterte Naruto ihm ins Ohr.

"Ich liebe dich auch", erwiderte Sasuke, der dann seine Augen wieder öffnete und seinen Kopf zu Naruto wandte, der das gleiche tat, so dass sie sich anschauen konnten.

"Ich...", begann Sasuke erneut und seine Stimme zitterte leicht vor Aufregung. "... möchte, dass du mich anschaust."

"Und ich werde dich sehr gerne anschauen", lächelte der Blonde, zog seinen Verlobten noch einmal in einen Kuss, während er sanft dessen Hände vom eigenen Körper löste und ihn dann langsam zu sich wandte. Erst dann löste er ihren Kuss, sah seinem Geliebten erneut tief in die Auge und trat dann zwei Schritte zurück.

"Perfekt", hauchte Naruto nur, nachdem er seinen Blick einmal von oben bis unten über Sasukes Körper gleiten gelassen hatte. Dabei war ihm aufgefallen, dass Sasuke bemüht war seinen Arm seitlich an die Brust zu drücken, um das Brandmal zu verbergen. Also trat Naruto wieder einen Schritt auf seinen Geliebten zu und zog ihn in einen leidenschaftlichen Kuss.

In diesem Kuss begann Sasuke seine Arme nach und nach um Narutos Nacken zu schlingen, während Narutos Hände über Sasukes Rücken strichen. Dann, ganz langsam glitt eine von Narutos Händen zu Sasukes Seite und strich von der Hüfte wieder aufwärts, bis er unter seinem Daumen die wulstige Brandnarbe spüren konnte. Gleichzeitig stoppte der Kuss zwischen ihnen und Sasuke sah ihn mit seinen großen, dunklen Augen an, in denen sich Feuchtigkeit zu sammeln begann.

"Perfekt", wiederholte Naruto wieder und lächelte liebevoll dabei. Nach einem Moment, in dem es dem Blonden schwer fiel abzuschätzen, wie Sasuke nun reagieren würde, lächelte Sasuke erleichtert auf und lehnte seine Stirn an Narutos.
 

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Von:  BourbonAmuro
2022-01-04T19:05:15+00:00 04.01.2022 20:05
Wunderschön, ich freue mich sehr für Sasuke und Naruto ich bin froh das Naruto nicht locker gelassen hat. Ebenfals bin iach fro das Sasuke so einen wunderbaren Bruder und so einen Tolle Verlobten hat :D wie schön.
Tolles kapitel ich war wie gefesselt beim lesen. :D
Antwort von:  MAC01
04.01.2022 21:35
Schönen guten Abend BourbonAmuro,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Es freut mich, dass dich der Adventskalender fesseln konnte und dir das Bonuskapitel gut gefallen hat :-) Ich hoffe dich auch beim nächsten Adventskalender wieder unter der Leserschaft begrüßen zu dürfen.

Bis dahin wünsch ich dir eine gute Zeit :3
Von:  Scorbion1984
2021-12-26T18:46:02+00:00 26.12.2021 19:46
Naruto ist perfekt für ihn . Genau diese liebevolle Art braucht Sasuke ,damit er an die Liebe 💘 glaubt .
Guten Rutsch ins Neue Jahr ,auf das Dir viele gute Ideen 💡 kommen .💥🎆🧨
Antwort von:  MAC01
26.12.2021 19:48
Schönen guten Abend Scorbion1984,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ich bin ganz deiner Meinung... Narutos Art ist genau das, was Sasuke braucht, damit er an die Liebe glauben kann.

Ich wünsche dir auch einen guten Rutsch ins neue Jahr und bleib gesund :3
Von:  -Pharao-Atemu-
2021-12-26T17:25:08+00:00 26.12.2021 18:25
Das Kapitel ist wirklich schön geworden. Naruto hat es wirklich genau richtig gemacht. Ichfreu mich auf den AK in einem Jahr ^^
Antwort von:  MAC01
26.12.2021 18:31
Hey -Pharao-Atemu-,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Schön, dass dir das Kapitel gefallen hat. Mal schauen, was ich für nächstes Jahr so zusammenbringe.

Hab einen guten Rutsch ins neue Jahr :3
Von:  Onlyknow3
2021-12-26T16:53:34+00:00 26.12.2021 17:53
Ein wunder schönes Kapitel, das passt sehr gut als schluss. Was auch genug Nahrung lässt für Fantasie, wie es weiter geht zwischen ihnen weiter gehen könnte. Nur so am Rande als Anregung für eine Fortsetzung, vielleicht als OS oder in anderer weise. Das war ein schöner AK, freue mich auf das nächste Projekt.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
26.12.2021 17:57
Hallo Onlyknow3,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Jap, ich wollte Spielraum für die Fantasie lassen :-) Vielleicht wird es irgendwann mal eine Fortsetzung geben, aber versprechen kann ich es nicht.

Hab einen guten Rutsch ins neue Jahr :3
Von:  Scorbion1984
2021-12-25T18:12:30+00:00 25.12.2021 19:12
Für dieses Kapitel gebe ich Dir 10 Punkte ,nun wird das Geld sowie das Gelände sinnvoll genutzt.
Ha Madara sitzt auf Wolke 7 und ärgert sich zu Tode,schade das er das schon ist .
Antwort von:  MAC01
25.12.2021 19:43
Hu hu Scorbion1984,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Wolke 7? Madara ist verliebt? O_O ich glaube nicht, dass es das war, was du ausdrücken wolltest, oder?

Bis zu meiner nächsten FF :3
Von:  naruhinaxXx
2021-12-25T12:32:28+00:00 25.12.2021 13:32
Wirklich schönes Kapitel
So hatte Sasuke eine sinnvolle Verwendung für sein Erbe und konnte aus was schlechten etwas gutes machen
Antwort von:  MAC01
25.12.2021 13:40
Hey naruhinaxXx,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Manchmal braucht es nur eine Gelegenheit, um etwas Richtiges zu tun.

Bis zu meiner nächsten FF :3
Von:  Onlyknow3
2021-12-25T11:14:55+00:00 25.12.2021 12:14
Super Kapitel gefällt mir sehr gut. Klasse einfach klasse. Wenn ich Sternchen vergeben könnte, würdest du dafür 5 von mir bekommen. Weiter so freue mich auf was neues von dir.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
25.12.2021 12:24
Hu hu Onlyknow3,

vielen lieben Dank für deinen Kommi und die fünf Sterne :3

Es freut mich, dass dir das Bonuskapitel so gut gefallen hat :)

Es wird bestimmt bald eine weitere FF von mir kommen und bisdahin wünsch ich dir weiterhin besinnliche Feiertage :3
Von:  Onlyknow3
2021-12-25T10:45:40+00:00 25.12.2021 11:45
Wie schön das sich Sasuke auf die Therapie eingelassen hat. Das er es zusammen mit Naruto und Itachi geschafft hat.
Die Kampf war wichtig, damit Sasuke begreift das Madara ihm nur Mist erzählt hat.
Jetzt der Abschlussball, Sasuke hätte es nicht geschafft eine Rede zu halten. Und zum guten schluss der Heiratsantrag.
Super geschrieben die ganze Geschichte wie sie aufgebaut wurde.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
25.12.2021 11:51
Frohe Weihnachten Onlyknow3,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Es freut mich, dass dir der Abschluss der Story gefallen hat :-)

Hab besinnliche und friedliche Feiertage :3
Von:  -Pharao-Atemu-
2021-12-24T23:16:36+00:00 25.12.2021 00:16
Nicht schade um Sakura >.<
Ahhhw, wie schön nach den Eltern von Sasuke und Ita.
Antwort von:  MAC01
25.12.2021 00:19
Guten Morgen -Pharao-Atemu-,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ich weiß auch nicht woran es liegt, dass Sakura bei mir nie gut wegkommt >_< Ehrlich, keine Ahnung... Ach doch Moment mal: Ich mag sie nicht! O_O XD

Hab einen schönen ersten Weihnachtsfeiertag :3
Von:  Scorbion1984
2021-12-24T21:13:58+00:00 24.12.2021 22:13
Na da hat wohl einer endlich seine Strafe bekommen. Da haben auch die ganzen Beziehungen nichts genützt.
Schönes Ende ,hätte mich nur noch interessiert ob er das Erbe von Madara annimmt.
Das könnte er denn gleich für die Hochzeit auf den Kopf hauen .🎎🎊
Antwort von:  MAC01
24.12.2021 22:46
Frohe Weihnachten Scorbion1984,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Karma, Baby... Karma... Wer Wind säht, wird Sturm ernte. Wer ein schlechter Mensch ist muss sich nicht wundern, wenn das Ende unschön wird. XD In diesem Fall - als Autorin - bin ich das Karma und böse Menschen kommen bei mir nie glimpflich davon!

Hm... ob Sasuke das Erbe angenommen hat? Vielleicht... erfährt man dazu ja noch was ;-)

Hab besinnliche Feiertage und man sieht sich hoffentlich bei der nächsten Naruto-FF :3


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