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The Weight Of The World

von

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I. Death & Rice Cake

„Yaku-San!“

 

Inzwischen kannte Morisuke diese Stimme. Inzwischen war es fast vertraut, völlig aus dem Nichts heraus angeplärrt zu werden, so jäh, als wäre sein Gegenüber gerade spontan aus dem Boden gewachsen.

Inzwischen war es – und Morisuke hasste diesen Umstand – vertraut, doch das änderte nichts daran, dass er mit einem panischen Ausruf zusammenfuhr und zurückstolperte.

 

Die Leute rings um ihn herum sahen ihn mit oberflächlicher Verwirrung an, ehe sie sich abwandten von dem Jungen, der scheinbar vor seinem eigenen Schatten erschrocken war.

 

Haiba Lev hockte grinsend auf einer etwas mehr als mannshohen Mauer, in dem gleichen, alten, samuraihaften Fetzen, in dem Morisuke ihm das erste Mal begegnet war, und grinste.

 

„Wie. OFT. Habe ich dir schon gesagt, du sollst DAMIT AUFHÖREN?!“

 

Morisuke scherte sich nicht darum, dass er viel zu laut war. Dass da immer noch Leute waren, die ihn hören konnten. Sein Herz raste und sein ganzer Körper schmerzte von der Anspannung, mit der er sich zur Flucht bereit machte, nur für den Fall, dass es nötig wurde.

Und es würde nötig werden.

Wie sollte es nicht nötig sein?!

 

„Aber Yaku-San–“

 

„Kein Aber!!! Ich hab gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen! Tu das gefälligst!“

 

Morisuke wirbelte herum, als er sah, dass Lev zu einem neuen Protest ansetzte, und dann rannte er.

Rannte, bis er irgendwann völlig außer Atem zuhause ankam, mit Seitenstechen und hämmerndem Herzen, aber weit weg von diesem merkwürdigen Ungetüm.

Haiba Lev war, wie er sagte, ein Shinigami. Ein Geist.

 

Und es gab nichts, das Morisuke mehr hasste.

 

 
 

***

 

 

Angefangen hatte es an einem Tag, der normaler nicht hätte sein können. Morisuke war auf dem Heimweg von der Schule gewesen, wutschnaubend, weil Kuroo wieder einmal einen unnötigen Kommentar über seine Größe gemacht hatte.

 

Der seltsame Kerl mit den Samurai-Kleidern hockte mitten auf dem Gehweg und beobachtete eine Straßenkatze, die sich in einem Vorgarten tummelte. Er war im Weg. Natürlich war Morisuke genervt – was war das für ein unhöflicher Idiot?!
 

„Hey, du! Geh gefälligst aus dem Weg, hier sind Leute, die vorbei wollen!“

 

Er reagierte nicht. Morisuke knurrte, während er mit stampfenden Schritten auf ihn zu marschierte. Kein Wimpernzucken. Der Kerl ignorierte ihn!

„Hey, du Riese!“

Dass er groß war, sah er. Diese verdammten, ewig langen Gliedmaßen machten Morisuke nur vom Hinsehen ärgerlich.

Diesmal reagierte er. Sah sich völlig verwirrt um, bis sein Blick kurz auf Morisuke fiel und dann mit einem Schulterzucken wieder zu der Katze zurückkehrte. Morisuke war kurz davor, den Kerl gehörig zu verprügeln!

„Ich rede mit dir“, knurrte er laut. Noch einmal hob der fremde Kopf sich. Glattes, silbriges Haar, riesige, grüne Katzenaugen, die am Ehesten noch irgendwie gruselig aussahen, und wieder so ein verdammt dümmlicher Ausdruck. Ein Blinzeln. Noch eines. Dann dämmerte in dem Blick des Kerls irgendetwas und seine Augen weiteten sich, sein Mund verzog sich zu einem Grinsen, das so lächerlich breit war, dass man eine Banane hätte quer hindurchschieben können. Der Typ sprang auf die Beine, und sofort überragte er Morisuke um viel zu viele Zentimeter. Wie ein lebendiger Sonnenschirm stand er zwischen Morisuke und der späten Nachmittagssonne.

„Du siehst mich.“

 

Bei so viel Unglauben in seiner Stimme fragte Morisuke sich einen Moment, wie fest man sich den Kopf stoßen musste, um an der eigenen Sichtbarkeit zu zweifeln. Dann hob er den Kopf in den Nacken, um sein Gegenüber anzufunkeln, und jede rudimentäre Sorge um seine geistige Gesundheit erstickte in Ärger.

„So groß, dass du völlig außerhalb meines Blickfeldes existierst, bist du auch wieder nicht, du langer Lulatsch! Gehst du mir jetzt endlich aus dem Weg? ich will nach Hause.“

„Du siehst mich.“

Schon wieder. Das Grinsen wurde noch breiter. Es sah lächerlich aus, die kindliche Freude an diesem langgezogenen Kerl.

 

„Das ist das erste Mal, seit ich auf die Erde gekommen bin!“

 

„…was?“

 

Morisukes Magen krampfte. Ein Gedanke begann sich in seinem Kopf zu festigen, den er da nicht haben wollte, und er schob ihn mit aller Macht von sich. Kuroo würde ihn auslachen, wenn er jemals davon hörte. Kenma auch.

„Es gibt keine Geister.“

Sich vorzustellen, es wäre Kenmas Stimme statt seiner eigenen, die die Worte sagte, machte sie noch viel beruhigender.

Sein Gegenüber blinzelte.

 

„Aber ich bin doch hier. Ich bin ein Shinigami. Ein Geist. Und du bist der Erste, der mich sehen kann!“

 

Morisuke vergaß, dass die schmale Hintergasse nicht breit genug für zwei war, stürmte an dem Riesen vorbei, wobei er ihn einfach wegschubste, und drehte sich nicht mehr um, bis er mehrere Straßen weit entfernt war.

Er würde sich eine andere Abkürzung nach Hause suchen müssen.

 

 
 

***

 

 

Es hörte nicht auf.

Egal, welchen Weg er zur Schule nahm. Auf welchem Weg er nach Hause ging. Lev war überall.

 

Nach zwei Monaten saß der Kerl eines Nachts in seinem Schlafzimmer, sah ihn aus im Licht des Vollmondes glühenden Augen an, einem Dämon aus der Hölle gleich.

 

Morisuke hatte alles versucht. Talismane. Lev wieder und wieder entgegenbrüllen, dass er verschwinden sollte. Es half alles nicht.

„Du gewöhnst dich an mich“, behauptete der Kerl steif und fest, aber Morisuke wollte sich nicht gewöhnen, und er gewöhnte sich auch nicht. Er bekam einen Herzinfarkt, wenn Lev ihn ansprach. Wenn der Kerl ihn zu sehr belästigte, endete das in Albträumen, die ihn die halbe Nacht wach im Bett liegen ließen, während seine Augen panisch umherhuschten und erwarteten, das unirdische grüne Leuchten von Levs Katzenaugen irgendwo in den Schatten zu erblicken.

 

Morisuke wollte zurück in sein normales Leben.

 

Stattdessen hatte er Lev wieder am Hals. Es war spät. Es war dunkel. Morisuke wäre gar nicht mehr draußen, hätte er nicht dringend noch etwas fürs Kochen besorgen müssen, weil seiner Mutter erst mitten bei der Arbeit aufgefallen war, dass etwas Wichtiges fehlte.

Der Kerl marschierte neben ihm her, viel zu große Schritte, die Morisuke dazu zwangen, immer zwei Schritte zu nehmen für jeden, den Lev machte, und er plapperte, obwohl Morisuke ihm noch nie zugehört hatte. Irgendetwas davon, dass er auf Patrouille sei, weil böse Monster in der Gegend seien – Dinge, die Morisuke auch gar nicht hören wollte, denn er wusste, sie würden ihn um den Schlaf bringen.

Kuroo würde ihn so auslachen, wenn er schon wieder mit Augenringen zur Schule kam und bei jedem Geräusch zusammenzuckte.

 

Irgendwo in der Ferne kreischte ein Tier.

Morisuke zuckte zusammen, und zu seinem Erstaunen war Levs heiteres Grinsen auch plötzlich wie weggewischt. Ein nie dagewesener Ernst war auf sein Gesicht getreten und er griff nach dem Schwert, das immer an seiner Hüfte hing.

Morisuke erinnerte sich vage, dass Lev ihm einmal erzählt hatte, dass das Schwert dazu da sei, irgendetwas mit Geistern zu machen. Sie zu töten? Er hatte nicht wirklich zugehört, allein der Anblick der Klinge war verstörend gewesen.

 

„Du solltest jetzt besser nicht weitergehen, Yaku-San.“

„Ich muss nach Hause.“

„Nimm nen Umweg.“

„Wozu?“

 

„Das da“, begann Lev, und das Kreischen ertönte erneut. Lauter. Näher. Morisukes Herz krampfte und er trat instinktiv einen Schritt zurück, während Lev einen nach vorn trat. Einige Straßenlaternen weiter befand sich im Lichtkegel einer Laterne ein schwarzer, unförmiger Fleck.

Es musste ein Schatten sein, ganz harmlos, aber Morisuke war sich sicher, er bewege sich.

Schnell.

Lev fluchte.

„Verdammt. Wenn ich es früher gemerkt hätte– Yaku-San, lauf!!“

 

Morisuke gehorchte, ohne gehorchen zu wollen, seine Fluchtinstinkte längst schon auf Höchstform.

Er machte den Fehler, sich umzudrehen, als das Kreischen erneut ertönte, wieder lauter als zuvor. Zu laut. Zu nah.

Das war kein Schatten. Er wusste nicht, was es war. Aber es war kein Schatten. Riesig, gut und gern doppelt so hoch wie Lev. Unförmig. Eine Maske auf dem Gesicht(?), keine wirklichen Gliedmaße, aber… irgendeine Form von Auswüchsen.

Ein Monster.

 

Da war ein Monster, und es kämpfte mit einem schwertschwingenden Geist.

 

 
 

***

 

 

Als es vorbei war, zitterten Morisukes Knie wie Espenlaub. Er hockte auf dem Boden, starrte entgeistert zu Lev hinauf, der sich Blut an seinem zerfetzten Ärmel abwischte. Der Arm darunter war verletzt. Wie war das möglich?

„Alles okay, Yaku-San?“

Eine riesige Pranke schwebte in seinem Blickfeld. Morisuke gab seinem ersten Impuls nach und schlug sie wütend weg.

„Nichts ist okay!“, begann er aufgebracht, seine Stimme bebte so sehr, dass er über jedes zweite Wort fast stolperte, „Was denkst du denn?! Du bist doch Schuld an diesem verdammten Scheiß! Wärest du nicht aufgetaucht, hätte ich ein ganz normales, harmloses Leben! Wie oft muss ich dir noch sagen, du sollst verschwinden, bevor du es tust?!“

 

Für einen Moment sah Lev aus wie geohrfeigt. Verletzt. So sehr, dass Morisuke fast ein schlechtes Gewissen bekam.

Dann war der Blick weg und Lev setzte sich ihm gegenüber auf den Boden, zog die Beine an.

„Du solltest froh sein, dass ich da bin“, erklärte er in nüchternem Tonfall. Eine Tatsache, keine egobedingte Halluzination. Keine großen Töne, die keinen Sinn hatten, sondern… eine Wahrheit.

Es machte Morisuke Angst.

„Dass du mich sehen kannst, heißt, dass du über eine gute Menge spirituelle Kraft verfügst. Hollows – diese Monster – fühlen sich davon angezogen.“

 

Morisuke wusste jetzt schon, er würde die ganze Nacht nicht schlafen.

 

Levs Grinsen kehrte zurück. Er stand wieder auf, klopfte sich den Staub vom Hintern und streckte Morisuke erneut eine Hand entgegen.

„Du solltest also froh sein, dass du mich zum Bodyguard hast!“

Morisuke war nicht froh. Er ließ sich trotzdem aufhelfen.

„Sei wenigstens ein schweigender Bodyguard.“

 

Aus welchen Gründen auch immer, Lev gehorchte. Er blieb still, aber er wich nicht mehr von Morisukes Seite, bis der nicht zurück zu Hause war und sich in seinem Bett verkriechen konnte.

Er konnte nicht schlafen.

Sobald er die Augen schloss, kehrte das Bild des Monsters zurück. Die starre Maske mit dem irren Grinsen. Der schwarze, unförmige Körper, den ein Loch geziert hatte, genau dort, wo ein Herz hätte sein sollen. Offene Augen machten auch nichts besser; in der Dunkelheit sah jeder Schatten wie ein Monster aus. Jedes seichte Licht ein glühendes Auge, das ihn gierig anstarrte.

Irgendwann schaltete er verzweifelt seine Schreibtischlampe als Nachtlicht an.

Es half auch nicht. Das diesige Halblicht machte die existenten Schatten nur noch schlimmer. Das Deckenlicht ließ das Fenster zur reflektierenden Oberfläche werden, nahm ihm den Blick hinaus in die Welt, und waren da nicht Fehler in der Spiegelung?

 

Als ihn die Müdigkeit doch so sehr übermannte, dass seine Augen einfach zufielen, war das Licht wieder ausgeschaltet und Morisuke hatte zumindest beinahe so etwas wie Frieden mit der Finsternis geschlossen.

Zumindest so lange, bis er wenige Minuten später wieder schreiend aus dem Schlaf schreckte.

 

„Yaku-San, ist alles okay?“

 

Lev war da. In der Dunkelheit, der unerwünscht vertraute Anblick geisterhaft leuchtender Augen und heller Haare.

Der echte Geist war ein abstrus erleichternder Anblick im Vergleich zu den Monstern aus Morisukes Träumen.

„…nein. Nichts ist okay, du riesiger Trampel.“

„Ich kann hier bleiben und auf dich aufpassen“, schlug Lev mit einem Grinsen vor, das Morisuke gottseidank nur hörte. Er kickte nach dem Kerl, der vor seinem Bett stand und grinste kurz, als er ein schmerzvolles Japsen hörte.

Das tat gut.

„Yaku-San, das war gemein.“

„Du bist Schuld. Also Klappe. Sei froh, dass ich dich nicht rauswerfe.“

„Dann beschützt dich ja auch nieman– AU!“

 

Ein paar Minuten herrschte Stille. Morisuke wollte es nicht zugeben, aber die Gesellschaft des nervigen Shinigami beruhigte ihn irgendwie. Wenigstens nahm sie ihm die Angst vor den unförmigen Schatten seines eigenen Zimmers.

„Weißt du, ich bin froh, dass wir uns kennengelernt haben, Yaku-San“, begann Lev irgendwann aus dem Nichts. Er grinste wieder. Morisuke warf stöhnend den Kopf aufs Kissen und schloss gequält die Augen.

„Ich will’s nicht hören.“

„Nein, ernsthaft! Es ist echt einsam hier unten. Keiner sieht mich, und ich bin oft im Außendienst… das ist ziemlich deprimierend. Aber jetzt hab ich ja dich!“

 

Morisuke machte sich gar nicht mehr die Mühe, noch einmal nach Lev zu treten. Er rollte sich rum, vergrub sich unter seiner Bettdecke.

„Du hast gar nichts“, knurrte er, und damit war das Gespräch für ihn beendet. Rauswerfen tat er Lev trotzdem nicht.

Ausnahmsweise.

Morgen wieder.

 

„Ich würde ja voll gern mal Volleyball spielen, das sieht lustig aus.“

 

Lev hatte es einmal erwähnt, als er Morisuke nach der Schule abgefangen hatte. Nach dem Volleyballtraining. Warum musste er vor dem Einschlafen jetzt daran denken? Er knurrte, drückte sein Gesicht so tief ins Kopfkissen, dass es seine Stimme fast vollständig erstickte.

 

„Morgen Abend gehen wir Volleyball trainieren.“

 

„Yaku-San!!! Ich wusste doch, du magst mich!“

 

Nicht. Aber Levs Freude war gerade so beruhigend, dass Morisuke gar nicht widersprach.

Und im Gegensatz zu schwarzen Schattenmonstern erschien ihm ein großkotziger Geist nur noch halb so gruselig.

V.I. Voice

„Ich hab’s mir schlimmer vorgestellt.“

 

Kuroo lachte.

Morisukes Gesicht brannte, seine Finger krallten sich krampfhaft in den Stoff, den sie festhielten. Es kostete ihn alle Willenskraft, nicht dem Impuls nachzugeben, ihn wieder an seinen Platz zu zerren, Kuroo einmal gepflegt anzuschreien, und ihn dann dazu zu zwingen, alles zu vergessen, was er gerade gesehen hatte.

„Du hast keine Ahnung“, schnaubte er, als er sich sicher sein konnte, dass seine Stimme nicht die ganze Schule aufwecken würde.

Kuroo grinste, nicht ganz so boshaft, wie er es gekonnt hätte, aber da blitzte trotzdem dieser ewige Funke in seinen Augen, der von all dem Unheil kündete, das er anrichten könnte. Er lehnte sich vor, legte einen Arm um Morisukes Schultern. Er musste gar nicht hinsehen, um zu wissen, dass Kuroos Blick auf die entblößte Stelle gerichtet war, ganz demonstrativ, und garantiert war sein Grinsen inzwischen breiter geworden.

„Also doch. Ich meine, ich seh’s doch.“

 

Morisuke hörte, dass sein Grinsen breiter geworden war.

 

„Du machst viel zu viel Drama.“

„Du hast gut reden! Große Töne spucken könnte ich auch, wenn ich so– so–“

„–gut bestückt wärest? Tjah~ … Aber im Ernst. Ich hab Schlimmeres gesehen.“

Morisuke seufzte, schüttelte genervt den Kopf. Kuroo verstand wieder einmal nichts – und so langsam bereute er, dass er sich überhaupt hierauf eingelassen hatte. Was hatte er sich dabei gedacht?!

Es war diese dumme Trainingscamp-Sentimentalität. Spät abends, und trotzdem war das ganze Team noch irgendwo unterwegs, sie waren allein in Nekomas Schlafraum… das war die Zeit, zu der immer die dummen Ideen aufkamen.

 

So im Vergleich war es ja sogar harmlos…
 

Dachte Morisuke zumindest, bis schwungvoll die Tür aufging, begleitet von einem freudigen „Morochka–!“, das noch auf halbem Wege von freudig zu völlig schockiert wurde.

Lev stand da, seine grünen Katzenaugen leuchteten beunruhigend, weit aufgerissen, und er sah beinahe lächerlich verraten aus. Morisukes Magen krampfte, Übelkeit stieg in ihm auf. Seine Finger, immer noch in den Stoff gekrallt, gaben endlich ihrem alten Impuls nach und zerrten ihn zurück an seinen Platz.

Lev sah ihn an, als hätte er gerade Ehebruch oder schlimmeres begangen. Morisuke reagierte auf die einzige Art, die er kannte – mit Ärger.

„Lev! Wie oft hab ich dir gesagt, du sollst anklopfen lernen?!“

„Aber Morochka–“

„Kein Aber!“

Levs breiter Mund verzog sich. Verärgert. Enttäuscht? Morisuke ballte die Hände zu Fäusten, verschränkte dann doch lieber die Arme. Er starrte Lev in Grund und Boden, nicht bereit, einzusehen, dass der unzufriedene Blick des Anderen irgendwie berechtigt wäre.

War er nicht.

 

Lev benahm sich, als wäre er fremdgegangen!

 

Was Morisuke nicht getan hätte. Nicht tun würde, verdammt.

 

Er hatte Kuroo doch nur seine Wörter gezeigt.

II. And Thus Fate Becomes Cruel

Morisuke spürte, wenn er in der Nähe war.

 

Es war keine romantische Verbundenheit ihrer Seelen, kein freudiges Herzklopfen – kein lächerlicher Kitsch, wie Mädchen ihn zu Hauf erfanden. Es war Herzrasen, aufsteigender Ärger, der dringende Wunsch, irgendetwas kurz und klein zu schlagen.

 

Morisuke hasste es.

 

Morisuke hasste, dass Lev einfach ignorierte, dass er es hasste, und allein deshalb hätte er gern die Tür eingetreten, die ihn, draußen auf dem Schuldach, gerade von Lev trennte, der zweifelsohne davor stand.

Es hätte natürlich auch einer von Levs dummen Freunden sein können, aber niemand, der nicht Haiba Lev hieß, war so gnadenlos dumm.

 

Und das Schlimmste war eigentlich, dass sie es alle bemerkten.

 

„Dein Freund ist da“, informierte Kuroo überflüssigerweise. Sein Handy schwebte ungefähr zehn Zentimeter über seinem ausgestreckten Zeigefinger und drehte sich träge um die eigene Achse; es war nicht, als ob er auf Nachrichten warten würde, oder es wegen irgendetwas brauchte – er war einfach nur ein Angeber. Noch so eine Sache, auf die Morisuke gern verzichtet hätte. Kuroos Angeberei, Levs Levheit, Daishous verdammte Psychospielchen machten auch nichts besser – und das waren nur die Fälle, mit denen er sich öfter abgeben musste!

Und das alles nur wegen–

„Keine Sorge, er geht auch gleich wieder.“

Kenmas Kommentar riss Morisuke aus seinen Gedanken. Er warf einen feindseligen Blick in Richtung der Tür, und wieder einmal kam ihm der Gedanke, wie einfach es wäre, sie einzutreten und samt Lev die verdammte Treppe hinunterzubefördern.

 

Er hasste es.

 

„Er kommt nicht raus?“ – „Nein.“

Immerhin etwas. Mit einem Seufzen lehnte Morisuke sich zurück, sah hinauf in den Himmel. Einen Moment lang war es einfach still, dann hörte er etwas über den Boden scharren. Als er hinsah, lugte unter dem Türspalt ein weißer Umschlag hervor.

Wieder einmal.

 

Die letzten fünf hatte er ungelesen in den Müll geworfen.

 

„Wo ist Yamamoto, wenn man ihn mal braucht? Ich hab was zum Verbrennen“, brummte er unzufrieden. Kuroo lachte dreckig. Morisuke knurrte. Etwas knackte, und erst nach einem langen Moment bemerkte er, dass er vor Wut gerade versehentlich seine Essstäbchen zerdrückt hatte. So viel zu dem Plan, extra stabile zu benutzen…

 

Immer noch besser als das Schülerpult, das er versehentlich aus dem Fenster getreten hatte.

 

„Du solltest nicht immer so herzlos sein, Yakkun.“

Kuroos Grinsen war unerträglich, fast so unerträglich wie das dumme Handy, das jetzt fröhlich in der Luft schwebend hin und her eierte. Morisuke warf ein Stück seiner zerbrochenen Essstäbchen nach dem Ding – sehr zu seinem Unmut fiel es in Kuroos wartende Hand, bevor sein Wurfgeschoss treffen konnte. Hmpf.

„Ich bin nicht herzlos. Herzlos wäre, ihm das Genick zu brechen.“

„Nein, das wäre triebgesteuert, mein Freund. Man sollte meinen, du hättest mehr Selbstbeherrschung als das. Bei Suguru und mir klappt es doch auch~“

„Ihr wolltet euch aber schon immer gegenseitig umbringen? Es macht überhaupt keinen Unterschied, wie es ist.“

Kuroo lachte. Morisuke warf noch ein Stück Essstäbchen nach ihm, und bei der Wucht, mit der es vom Dach abprallte, war er glatt froh, dass es sein Ziel verfehlte.

 

Den Brief stopfte er in seine Hosentasche – maßgeblich deshalb, weil gerade einfach kein Mülleimer in der Nähe war.

 

 
 

***

 

 

Der Brief war immer noch da, als er am Nachmittag nach Hause kam. Der Brief war immer noch da, als er sich irgendwann an seine Hausaufgaben setzte.

Nur den Weg in den Mülleimer fand er nicht. Es war dumm, und Morisuke wusste, er würde sich in wenigen Minuten für den Anfall von Sentimentalität hassen, aber gerade brachte er es nicht über sich, das nutzlose Stück Papier so herzlos wegzuwerfen, wie er es geplant hatte. Stattdessen riss er nach einigem Hadern das zerknitterte Kuvert lieblos auf und zog einen ebenso zerknitterten, ohnehin schlampig gefalteten Zettel daraus hervor.

Es war nicht einmal eine lange Nachricht. Nichts Tiefsinniges. Nichts Vernünftiges.

Nur ein paar Worte, die ihm längst viel zu vertraut waren:

 

Yaku-San! Geh mit mir aus!

 

Sechs Monate hatte es gedauert, bis Morisuke der Forderung das erste Mal nachgekommen war. Sechs Monate, die Lev ihn beinahe jeden Tag genervt hatte, mit seinem breiten Grinsen, seinem viel zu großen Ego, und seiner viel zu nervigen Beharrlichkeit.

Irgendwie hatte Morisuke diesen Idioten trotzdem liebgewonnen.

 

Zwei Monate war es her, dass sie das letzte Mal ausgegangen waren. Ihre ganze Beziehung hatte bahnbrechende drei Wochen gehalten – und das nicht, weil Morisuke genug von dem nervigen Wolkenkratzer hatte. Je länger er sich mit Lev abgab, desto erträglicher war er geworden.

 

 

Das Problem war, was Kuroo im Nachhinein die Leichenfledderer-Affäre getauft hatte.

 

 

Morisuke würde es nie vergessen können. Ein ganz normaler Schultag. Er wusste noch, dass er kurz vorm Heimgehen wieder einmal mit Kuroo über irgendeine Belanglosigkeit gestritten hatte. Kenma hatte an seinem Handy geklebt, vermutlich im Gespräch mit dem Chibi, zumindest hatte Morisuke das anhand der Satzzeichenrudel vermutet, die sich immer wieder auf dem Display meldeten.

 

Und dann ein Blackout.

 

Es hatte überhaupt keinen Sinn ergeben. Ein leerer Klassenraum. Letztes Tageslicht, das durch die Fenster fiel. Eine blutiger, unförmiger Haufen am Boden, der sich bei näherem Hinsehen als Mensch herausstellte – oder eher als menschlicher Überrest. Kuroo war da gewesen. Kenma. Yamamoto.

Keiner von ihnen hatte gewusst, was los war. Yamamoto hatte sich übergeben. Kuroo hatte seine eigene Panik hinter losen Sprüchen und dummen Witzen versteckt, Morisuke hatte geschrien. Kenma hatte sie irgendwann darauf hingewiesen, dass sie verschwinden sollten, wenn sie nicht allesamt ein paar sehr unangenehme Fragen beantworten wollten. Sie waren schließlich unschuldig, nicht wahr?

 

(Inzwischen war sich Morisuke da nicht mehr so sicher. Inzwischen war er sich über fast gar nichts mehr sicher.)

 

Es war auch Kenma gewesen, bei dem die Veränderung zuerst aufgefallen war.

Er begann, auf Dinge zu reagieren, die niemand gesagt hatte. Gedanken. Nachdem wenige Minuten später Kuroo festgestellt hatte, dass er einen Kugelschreiber recht unselig durch die Luft torkeln lassen konnte, ohne ihn zu berühren, kamen sie zu dem Schluss, dass jeder von ihnen fragwürdige Kräfte erhalten haben musste.

Morisuke fand seine unnatürlich hohe Kraft, als er verärgert eine Tür zuschlug und damit den ganzen Raum zum Erzittern brachte. Yamamoto stellte fest, dass er spontan Dinge in Flammen setzen konnte, als er vor Schreck einen dicken Käfer abbrannte, der ihm ins Gesicht geflogen war.

 

Sie waren nicht die Einzigen. Der Chibi. Daishou. Ushiwaka, zumindest hörte Morisuke davon, selbst gesehen hatte er es nie. Es gab sicherlich noch mehr, die er überhaupt nicht kannte.

Lev.

 

Und da fingen seine Probleme an.

 

Zuerst merkten sie es nicht. Zuerst begriff er nicht, wieso er sich jedes Mal so wütend fühlte, wenn er Lev sah. Oder Inuoka. Wieso er plötzlich den Drang verspürte, etwas zu zerstören und Knochen zu brechen. Er verstand es nicht, aber Kenma sei Dank lernte er schnell, dass es nicht nur ihm so ging – sondern jedem, der mit der ganzen Sache zu tun hatte.

 

Es dauerte mehrere Tage und unzählige Stunden von Verschwörungstheorien, Diskussionen bis mitten in die Nacht und ungesunden Snacks, bis Kuroo auffiel, dass es eigentlich überhaupt keinen Sinn ergab, dass Lev und Inuoka ebenfalls solche Kräfte hatten, aber nicht mit ihnen im Klassenraum gewesen waren. Wie sich herausstellte, hatten die Beiden ihre eigene Leiche gefunden.

Warum auch immer.

Eine Erklärung fanden sie nie, aber trotzdem schien es Erklärung genug zu sein: Sie gehörten nicht zusammen. Und ganz gleich, was für eine merkwürdige höhere Macht es war, die ihnen ihre abgedrehten Kräfte hingeworfen hatte, diese höhere Macht mochte die Konkurrenz nicht besonders.

 

Also hatte Morisuke begonnen, der Konkurrenz aus dem Weg zu gehen. Im Gegensatz zu Kuroo, der seine neuen Mordgelüste lässig weglachen konnte und völlig ignorierte, dass er seinem Typen gern den Hals umdrehen würde, hatte Morisuke nicht die nötige Selbstkontrolle, um sich vor Lev hinzustellen und nicht zu fürchten, dass er dem Kerl versehentlich alle Knochen brach.

Lev fragte es sich aber.

Morisuke hatte vorher schon Probleme gehabt, sich mit Tritten zurückzuhalten – wie sollte das jetzt noch klappen?!

 

Es hätte so einfach sein können.

 

So einfach, wenn Levs verdammte neue Kraft nicht wäre, dass er jeden anderen Betroffenen mit einer perversen Zielsicherheit orten konnte, solange er nur ungefähr in der gleichen Stadt war.

 

 
 

***

 

 

Morisukes Nacken kribbelte. Sein Magen krampfte, und sein ganzer Körper war so angespannt, als würde der kleinste Impuls ausreichen, dass er explodierte. Wahrscheinlich würde es wirklich reichen.

Aber es passierte nichts.

Seit dieser schreckliche Instinkt sich zu melden begonnen hatte, hatte sich nichts verändert. Morisuke saß immer noch an der Bahnhaltestelle. Mitten in der Stadt. Kein guter Platz, um einen Mord zu begehen. Er stieß gequält die Luft aus und ließ den Kopf in den Nacken fallen, schloss einen Moment die Augen. Er müsste sich nur zur Seite drehen, um den Übeltäter zu entdecken. Weit entfernt konnte er nicht sein. Vier, fünf Meter maximal. Weiter reichten ihre dummen Triebe zum Glück gar nicht.

 

Es war nicht, als müsste er zur Seite sehen.

 

Das Kribbeln wurde stärker. Sein Herz raste, Blut rauschte in seinen Ohren. Kam er näher? Wollte er es überhaupt wissen? Er hörte, dass sich gar nicht weit von ihm etwas regte. Jemand hatte sich hingesetzt.

„Was willst du?“

„Das weißt du ganz genau, Yaku-San.“

 

Er wusste es, und er wollte nichts davon hören.

Morisuke schnaubte, stand schwungvoll auf. Er würde nicht zum gefühlt tausendsten Mal die gleiche dumme Diskussion mit Lev führen, wenn er genauso gut sinnvollere Dinge tun konnte – abhauen zum Beispiel. Im Zweifelsfall zu Fuß nach Hause laufen, auch wenn er dann ganz schön lange unterwegs wäre.

Alles besser, als hier zu bleiben.

 

Es half nur nicht. Lev schien es als solchen Erfolg zu verbuchen, dass Morisuke überhaupt mit ihm gesprochen hatte, dass er ihm konsequent folgte. Morisuke spürte es, ohne sich auch nur einmal nach ihm umdrehen zu müssen.

Er hasste es.

Lev war sowas von selbst schuld, wenn–

 

Bevor er den Gedanken zu Ende denken konnte, wirbelte er mit einem wütenden Knurren herum, fixierte Lev voller Ärger. Das allgegenwärtige, penetrante Grinsen war verschwunden, und der ernste Ausdruck auf dem Gesicht des Anderen sah im diesigen Licht der schmalen Nebenstraße – niemand hier, der sie stören könnte… – beinahe unheimlich aus.

„Yaku-San.“

 

Allein, dass das Grinsen fehlte, machte Morisuke so sprachlos, dass er gar nichts zu antworten wusste.

 

„Warum gehst du mir aus dem Weg?“

„Das hab ich dir gesagt. Mehr als einmal.“

Und mehr als einmal hatte Lev es ignoriert. Kleingeredet. Gegenargumentiert. Es ging doch. Man konnte sich ja beherrschen. Konnte sogar er. Er hatte noch niemanden gesehen, der wirklich jemanden umgebracht hatte wegen dieser Sache.

 

(Morisuke war sich sicher, dass das eine Lüge war. Garantiert waren einige der letzten ungeklärten Mordfälle genau darauf zu begründen, und Lev wusste das genauso gut wie er. Man konnte es gar nicht übersehen, wenn man gelegentlich in eine Zeitung oder die Nachrichten sah.

Selbst einem Idioten fiel auf, dass es plötzlich bedenklich viele jugendliche Opfer gab.)

 

„Aber Yaku-San–“ – „KEIN ABER!“

 

Ein Blumenkübel zerbarst dumpf klirrend unter Morisukes Tritt. Er presste die Lippen zusammen, zwang sich, ruhig durchzuatmen, während er auf das unruhige Durcheinander von Tonscherben, Blumenerde und blühenden Pflanzen blickte, das sich auf den Boden ergoss. Lev war still. Morisuke wusste nicht, ob er tatsächlich mal genug Verstand gefunden hatte, zu begreifen, dass Morisuke seine Bedenken völlig ernst gemeint hatte, oder ob er einfach nichts Klügeres zu sagen wusste als „Der war bestimmt teuer, Yaku-San“.

Was es auch war, Levs Schweigen gab Morisuke die Möglichkeit, sich wieder so weit zu fangen, dass er nicht mehr ganz fürchtete, sich selbst zu vergessen. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, schob die Hände dann beide ruckartig in die Hosentaschen.

Er war es so dermaßen leid…

 

„Gib doch einfach auf“, murmelte er, mehr resigniert als genervt. Sechs Monate Nerverei dafür, dass Morisuke sich drei Wochen mit ihm abgegeben hatte, danach wieder Ablehnung – und Lev lief ihm trotzdem noch hinterher.

Wozu denn bitte?

 

„Ich kann nicht aufgeben, Yaku-San.“

Die Ernsthaftigkeit, mit der Lev antwortete, war beinahe grotesk. An dem Kerl wirkte irgendwie alles grotesk, was nicht theatralisch nerviges Grinsen war.

„Kannst du. Ist ganz einfach. Lass mich einfach in Frieden und such dir jemanden, den du nerven kannst, bis er sich freiwillig auf ein Date mit dir einlässt.“

„Aber ich will nur Dates mit dir.“

„Und ich will kein Date mit dir.“

„Aber du magst mich.“

Morisuke schnaubte. Er wusste nicht, ob er lachen oder gleich noch einmal irgendetwas zertreten sollte.

 

Dass er seine Hosentaschen zerriss, weil er die Hände zu tief hineinbohrte, ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass etwas zertreten gerade eher seinen Bedürfnissen entsprach. Er tat es trotzdem nicht, trat nur einen großen, wütenden Schritt auf Lev zu.

„Du spinnst wohl! Sieh dich mal an! Du bist riesig, du bist nervig, du hast ein lächerlich großes Ego, das sich durch überhaupt nichts rechtfertigt, das du kannst! Du bildest dir ein, du wärest der Beste und Tollste, und in Wahrheit kann man doch froh sein, dass du immerhin deine Schuhe selbst binden kannst. Du wärest nicht einmal liebenswert, wärest du der letzte Mensch auf Erden!“

„Aber du magst mich.“

Und Lev klang so widerlich zufrieden dabei, dass Morisuke–

 

Er schlug kein Loch in die nächste Wand. Er konnte sich aber auch nur gerade so davon abhalten.

 

„Es macht eh keinen Unterschied. Wenn du nicht krepieren willst, dann verschwindest du. Ende der Geschichte.“

 

Lev verschwand nicht. Lev, so Lev wie er war, fand stattdessen noch eine Möglichkeit, Morisuke für die nächste Zeit sämtlichen Seelenfrieden zu rauben:

 

„Aber ich liebe dich, Yaku-San.“

 

 
 

***

 

 

„Und, wie läuft’s mit deinem Liebchen?“

 

Kuroo lachte, während er Morisuke eine Kaffeetasse hinstellte – natürlich, ohne auch nur einen Finger dafür krumm zu machen. Er sah nicht einmal hin.

Angeber.

Eigentlich sollte er sich langsam daran gewöhnt haben, dass Kuroo mit fortschreitendem Alter einfach immer unerträglicher wurde, aber irgendwie schaffte Morisuke es immer wieder, zu verdrängen, dass sein bester Freund ein ätzender Kotzbrocken war.

Und obendrein wahnsinnig. Neben dem Studium eine eigene Wohnung? Tat auch kein klardenkender Mensch.

 

Aber es zog auch kein klardenkender Mensch mit einem Typen zusammen, den er insgeheim umbringen wollte.

 

„Nichts läuft. Und das weißt du.“

 

Mit einem Grinsen wandte Kuroo sich um, kam zusammen mit seiner eigenen schwebenden Kaffeetasse zum kleinen Küchentisch hinüber und setzte sich rittlings auf den zweiten Stuhl.

„Sei nicht so. Mir kannst du doch alles erzählen.“

Er hob die Augenbrauen und lächelte sein vertrauenerweckenstes Lächeln, das in Morisuke aber nur den Drang auslöste, ganz schnell ganz weit weg zu flüchten. Kuroo war der Letzte, dem er irgendwelche Geheimnisse anvertrauen wollte.

Aber dummerweise auch so ziemlich der Einzige, der in Reichweite war.

 

„Es gibt nichts. Wir telefonieren ab und zu.“

„Na, Telefonsex hat doch auch seinen Reiz…“

„KUROO!!!“

„Whoops! Yakkun, Vorsicht mit dem Tisch, der ist neu!“

 

Der Tisch überlebte. Knapp. Morisukes Würde fühlte sich weit weniger lebendig.

 

„Auch wenn ich zugeben muss, ein wenig erstaunt es mich ja, dass du dich echt darauf eingelassen hast. Hätten wir gewettet, ich hätte zur Abwechslung mal verloren.“

Morisuke schnaubte, warf einen bösen Blick über die Kaffeetasse hinweg. Irgendwo tickte eine Uhr.

 

Er wusste auch nicht, was ihn da geritten hatte. Es war keine gute Idee gewesen. Es war immer noch keine gute Idee. Was war das auch für eine Beziehung, die aus Telefonaten und Chats bestand?

Eine Fernbeziehung, obwohl man zur gleichen Schule ging.

Jetzt, wo er seinen Abschluss hatte und die Universität besuchte, war es glatt vertretbarer, aber immer noch albern genug, immerhin war Tokyo nicht gerade das gigantischste Stück Erde. Es war von vorn bis hinten albern.

 

Aber es funktionierte.

 

Es war ja nicht für immer, zumindest sagten sie sich das alle. Die Nebenwirkungen gingen sicherlich verloren. Irgendwann. Vielleicht auch die Kräfte, auch wenn das tatsächlich ein Verlust wäre – in einigen Fällen. Yamamoto könnte gern sofort wieder aufhören, spontan Zeug abzufackeln.

 

Es war ja sogar besser geworden! Ein wenig. Morisuke ertrug zumindest einige Minuten im gleichen Raum mit der Konkurrenz, bevor er vorsorglich das Feld räumte, ehe er sich strafbar machte.

 

Es war zermürbend.

 

(Trotzdem war er glücklich.)

 

Ehe er noch in die Verlegenheit kam, Kuroo antworten zu müssen, spürte er, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten und mit einem unzufriedenen Seufzen stellte er seine Kaffeetasse ab.

„Dein Typ kommt heim“, informierte er Kuroo, just in dem Moment, in dem das Türschloss klickte. Kuroo lachte, er klang für Kuroo-Verhältnisse sogar fast nicht gehässig und unverschämt dabei.

„Sei nicht neidisch, Yakkun.“

Er klang wirklich sanft. Gruselig. Morisuke hob die Augenbrauen, doch er bekam keine Antwort, nur eine Hand, die ihm durchs Haar wuschelte – er würde Kuroo umbringen –, dann war der Typ an ihm vorbei in den Flur gelaufen. Gedämpfte Stimmen drangen bis zur Küche hinein, die Tür fiel wieder zu. Morisuke stützte das Kinn in die Hände. Kuroo lachte. Der Laut klang schon etwas näher.

 

Morisuke konnte sich nicht vorstellen, eine Wohnung mit irgendwem zu teilen. Also, außer dafür, einen persönlichen Koch zuhause zu haben, aber sonst? Würde er, wenn er auszog, definitiv allein wohnen wollen.

Und ganz sicher nicht mit Lev zusammen! Und das lag maßgeblich einfach nur daran, dass Lev ein unerträglicher, nervtötender Mensch war, nicht daran, dass Morisuke ihn umbringen wollte. Das konnte er sogar irgendwie ignorieren in dem Bezug.

Vielleicht in zehn Jahren. Oder zwanzig. Oder hundert.

 

„–lieber, Suguru. Pottschnitt und Charme gegen gutes Aussehen, Piercings und einen miesen Charakter einzutauschen war kein guter Handel~“

 

Morisuke schnaubte erheitert, schloss die Augen.

 

In zehn Jahren, huh…?

V.II. Of

„Mir hast du sie nie gezeigt, Morochka!“

 

Für einen Moment überlegte Morisuke, ob er nicht einfach wieder rückwärts aus dem Schlafraum rausmarschieren sollte. Wozu noch gleich war er Duschen gegangen, damit Lev ein anderes Thema in den Kopf kriegen konnte, statt ihn zu nerven? Außerdem hatte er gehofft, es würde an Levs kaum existente Diskretion appellieren, wenn bei seiner Rückkehr das halbe Team vom viel zu späten, freiwilligen Training zurückkam – oder was auch immer sie noch so getrieben hatten.

Leider half es nicht. Das halbe Team war zurück, und es hinderte Lev an einfach gar nichts.

„Lev, falscher Zeitpunkt“, knurrte er, während er sich wieder auf seinem Futon niederließ.

„Das hast du eben auch nicht gedacht, als du sie Kuroo gezeigt hast“, widersprach der Riese trotzig. Morisuke spürte, wie seine Wangen zu brennen begannen, und unabsichtlich klammerte seine Hand um das Schweißband an seinem linken Handgelenk. Aus dem Augenwinkel sah er Kuroos Grinsen – was die anderen gerade taten, wollte er gar nicht wissen, aber wahrscheinlich starrten sie genauso.
 

„Das war etwas völlig anderes!“

Und überhaupt sah Morisuke nicht ein, sich dafür zu rechtfertigen! Kuroo belästigte ihn seit gefühlten dreihundert Jahren damit, dass er die verdammte Botschaft sehen wollte, natürlich knickte Morisuke irgendwann ein. Außerdem war es normal zwischen Freunden. Aber auch nur zwischen Freunden.

„Und wieso hast du sie mir nicht auch eben gezeigt?“

 „Das ist Soulmate-Etikette, Lev“, mischte Kuroo sich grinsend ein, „Das solltest du doch langsam wissen.“

Lev ignorierte sein Wissen – wie immer. Morisuke hasste es. Die Diskussion führten sie auch schon seit viel zu langer Zeit, und es wurde nicht einfacher. Es war ihm ohnehin unbegreiflich, wie Lev nicht begreifen konnte, dass es Dinge gab, ohne deren Wissen er besser dran war! Auch jetzt wiedersprach er nur wieder. Es sei unfair. Er sollte doch derjenige sein, der am Ehesten das Recht hatte, die Worte auf Morisukes Handgelenk zu lesen.

Es war alles Schwachsinn.

 

„Du weißt genau, wie das läuft, Lev. Niemand zeigt seine Wörter.“

„Genau! Du hast sie doch Yaku-San auch nicht gezeigt, oder?“

So lieb es gemeint war, Morisuke hätte Shibayama für seinen unbedachten Kommentar gerne gemeuchelt. Aber jetzt war es zu spät, und Lev sah mit einem Blick wie ein getretenes Riesenkatzenbaby zu dem kleinen Libero hinüber.

„Das liegt nur daran, dass Morochka sie gar nicht sehen will. Ich hab da kein Problem mit.“

„Du bist ja auch ein Idiot! Ich will deine verdammten Wörter nicht sehen, du Wolkenkratzer!“

 

„Niemand will sowas sehen.“

 

Kenmas Einmischung war unerwartet, ließ Morisuke in seinem Ärger innehalten. Der Junge hatte nicht einmal von seiner Konsole aufgesehen, zuckte nicht mit der Wimper. In seiner Stimme klang eine solche Endgültigkeit, dass Morisuke zu gern gewusst hätte, was in seinem Kopf vor sich ging.

Aber vermutlich war es nichts, das er wirklich wissen wollte.

Selbst Lev war für den Moment ruhig. Morisukes Blick wanderte von dem Riesen, der ihn aufmerksam anstarrte, hinüber zu Kuroo, der sich gerade grinsend zurücklehnte. Es fehlte das übliche, schalkhafte Funkeln in seinen Augen, und als er sprach, klang seine Stimme auf eine merkwürdige Art belegt:

 

„Eben. Spoiler sind doch total daneben.“

III. Not Quite Human

„Morochka.“

 

Ein erster Abgleich mit seiner Datenbank ergab keinen einzigen Treffer, der im Zuge ihrer letzten Konversationen Sinn machen würde, nicht, dass Morisuke sich aktiv erinnerte. Eine Überprüfung der gespeicherten Gesprächsprotokolle bestätigte seine Vermutung. Er warf einen Blick zur Seite, hob die Augenbrauen.

„Was?“

 

(Er bereute, gefragt zu haben. Sofort war sein Mund voller Sand. Wenn er seinen Treibstofffilter jetzt unnötig riskierte für eine dumme Plapperei, dann…!)

 

„Das ist ein Spitzname.“

Es war nichts Wichtiges. Warum hatte er noch etwas anderes geglaubt? Diese neuen Modelle wurden längst nicht mehr pragmatisch genug programmiert. Sicher war das ein Fortschritt, immerhin wurden Androiden lange nicht mehr nur für die Außeneinsätze in Gefahrenzonen eingesetzt, sondern teilweise auch als ganz gewöhnliche Haushaltshilfen, aber – trotzdem. Sollten sie die neuen Modelle eben oben in den Kolonien behalten und nur noch die zur Erde schicken, die auch taugten!

Er schüttelte unwirsch den Kopf.

„Halt die Klappe und beweg dich, ich will hier bevor ich schon wieder einen neuen Treibstofffilter brauche.“

 

Lev machte den Mund auf, um zu widersprechen, und im nächsten Moment klappte er ihn freiwillig wieder zu, weil ein beißender Windstoß ihm eine gute Portion aufgewirbelten Sand hineinwehte.

Geschah ihm recht.

Beinahe ein bisschen befriedigt von Levs Schmach stapfte Morisuke weiter, den Mund zu einem unzufriedenen Strich zusammengepresst.

 

Er hasste die Wüste.

Es gab keinen Androiden, der die Wüste nicht hasste. Sand im Getriebe war das undankbarste, das man sich antun konnte – neben einem Urlaub irgendwo in einem See, bis man anfing zu rosten. So dumm war allerdings auch niemand, und bisher waren ihre Kommandanten und Erschaffer noch nicht auf die Idee gekommen, dass es klug sei, in den Tiefen der riesigen Wassermassen der Erde nach einer Lösung ihrer Probleme zu suchen.

Wasserproben, ja. Aber die kamen wunderbar ohne rostfördernde Tauchgänge aus.

 

(Was genau diese Probleme waren – als einfacher Android hatte Morisuke Zugang zu den wenigsten Daten.

Etwas in der Erdatmosphäre war tödlich für den Menschen geworden, schon vor unzähligen Jahren, also waren sie auf Kolonien im Weltall ausgewandert. Hatten dort begonnen, Androiden zu bauen, die immun gegen die Veränderung waren, um mit ihrer Hilfe Proben zu sammeln und festzustellen, was überhaupt Ursprung der Gefahr war und wie man sie zerstören konnte.

Und deshalb waren sie jetzt hier, lange nicht mehr zum ersten Mal, auch wenn bisher alle Bemühungen der Menschen fruchtlos geblieben waren.)

 

Sie marschierten eine gefühlte Ewigkeit. Nahmen die erforderlichen Proben vom Erdreich und der Luft, dokumentierten etwaige Veränderungen im Landschaftsbild seit dem letzten Mal, das ein Trupp hier gewesen war. Sie kamen immerhin gut und zügig voran – Morisuke war froh, letztlich in ein Update seiner Bewegungskapazitäten investiert zu haben.

 

(Es war purer Stolz gewesen. Seit sie ihm Lev als Partner hingeworfen hatten, hatte er jeden Tag mit Frust feststellen müssen, dass der Andere allein aufgrund seiner längeren Beine bedeutend schneller war als er.

Jetzt nicht mehr.)

 

Im Gegensatz zu Menschen spürte Morisuke keinen Hunger, keine Müdigkeit. Erschöpfung war ihm genauso fremd, außer er arbeitete mit einem eingeschränkten System oder einer drastischen Systemüberlastung.

Androiden waren dazu gebaut, rund um die Uhr einsatztauglich zu sein, und gerade jetzt war er nur dankbar darum. Er hätte nicht in der Wüste übernachten wollen. Etwas zu essen zwischen den Felsen und struppigen Pflanzen suchen müssen. Es gab Tiere, hier und da, aber das Jagen hätte die Nahrungssuche auch nicht wirklich erleichtert. Im Gegensatz zu Morisuke waren diese Ungetüme an das Leben in der Wüste angepasst.

 

 

Mit Einbruch der Nacht unterbrachen sie ihren Marsch trotz fehlender Erschöpfung. Die Winde hatten sich gelegt und die Luft war still, sandfrei. Es war eine gute Gelegenheit, zumindest erste Reinigungen vorzunehmen, um größeren Wartungen vorzubeugen. Außerdem mochte Morisuke nicht, wenn er das Gefühl hatte, seine Gelenke würden überall knirschen, auch wenn das grundlegender Blödsinn war – das Innenleben seines Körpers war gut genug beschützt, dass das nicht passieren sollte, dann wiederum konnten die aggressiven Winde und die feinen Sandpartikel mehr Schaden anrichten, als man manchmal meinte.  

Sicher war also in jedem Fall besser.

„Warum lassen wir das nicht Kenma-San machen?“

Levs unnötiger Kommentar ließ Morisuke innehalten. Er warf einen vernichtenden Blick auf den Riesen, der mit lächerlich überzogen verzogener Schmollschnute auf einem Felsen saß und Sand aus seinen Schuhen kippte.

„Weil es unsere Aufgabe ist, während Außeneinsätzen dafür zu sorgen, dass wir ohne größeren Leistungsverlust arbeiten können.“

„Ja aber–“

 

Morisuke ignorierte ihn.

Er mochte es nicht, Kenma und seinem Wartungsteam unnötige Arbeit mitzubringen; der Kerl sah ohnehin irgendwie immer überarbeitet und erschöpft aus. Und Morisuke konnte es verstehen. Jeder klagte über diesen merkwürdigen Produktionsfehler Hinata, der ein unvernünftiger Wildfang war, kaum einen Auftrag abschließen konnte, ohne fünfmal vom Weg abzukommen, und ungefähr dreiviertel seiner Funktionen zu beschädigen – und ausgerechnet Kenma war für seine Wartung zuständig. Als eins der allerneusten Modelle war Hinata offenbar so komplex und anspruchsvoll im Aufbau, dass es dafür ein entsprechendes Fingerspitzengefühl brauchte, von dem Kenma beneidenswert viel mitbrachte.

Aber das bedeutete eben auch, dass er beinahe jedes Mal, wenn Morisuke zu seiner regelmäßigen Überprüfung antrat, mit Hinata beschäftigt war. Wäre er nicht neben seinen unzähligen Fehlern das Modell mit der aktuell höchsten Bewegungskapazität und Robustheit auf dem Markt, Morisuke war sich sicher, er wäre längst wieder deaktiviert worden. Aber so… blieb die fehlerhafte Programmierung einfach bestehen.

Selbst ein Reset hatte nicht geholfen, hatte er gehört.

 

Die neueren Modelle wurden wirklich immer sinnloser. Solange sie ihren Job machten…

 

„Morochka.“

 

Schon wieder. Morisuke machte sich dieses Mal nicht mehr die Mühe, seine Datenbanken nach einer Lösung zu überprüfen. Er machte sich aber auch nicht die Mühe, Lev noch einmal nach dem Sinn zu fragen – ein Spitzname? Na und?

Wo hatte er das aufgegabelt? Hatte er die Kinderbücher gelesen, die Teil seines Nebenjobs als Babysitter waren?

„Ich habe in diesem Buch gelesen, dass Menschen sich früher Spitznamen gegeben haben, wenn sie sich besonders gern hatten.“

 

Klang tatsächlich so. Morisuke seufzte, und er gab sich alle Mühe, so genervt zu klingen, das Lev es gar nicht fehlinterpretieren konnte.

„Wir sind aber keine Menschen.“

Also war es für sie völlig irrelevant. Sie waren für eine bestimmte Aufgabe programmiert. Mehr nicht. Spitznamen verteilen gehörte nicht dazu.

Auch wenn Lev das natürlich anders sah:  

„Aber wir sind nach dem Abbild der Menschen erschaffen. Also ist das doch nur richtig, wenn wir auch Spitznamen haben. Und Beziehungen.“

 

Erst jetzt wurde Morisuke bewusst, dass dieser merkwürdige Spitzname für ihn sein sollte. Der schiere Unglaube darüber ließ seine Denkprozesse einen Augenblick aussetzen. Die plötzliche Unruhe im System erhöhte seine Pulsfrequenz. Er schüttelte vehement den Kopf.

 

„Ich will keinen Spitznamen.“ – „Aber Morochka!“

 

Für Morisuke gab es kein Aber. Er trat genervt nach Levs lächerlich langen Beinen, traf ein Schienbein. Lev jaulte vor Schmerz auf, doch es sah nicht aus, als wollte er aufgeben. Noch während er sich jammernd die getretene Stelle rieb, schien er zu einem neuen sinnlosen Widerspruch ansetzen zu wollen.

Er sollte noch einmal zutreten.

Für den Moment beließ er es aber bei einer mündlichen Warnung:

„Halt den Mund, Behemoth!“

 

Lev erstarrte. Morisuke erstarrte, weil das nicht die Reaktion war, mit der er gerechnet hatte.

 

Mit einem Grinsen, das Levs Mund langsam zu besorgniserregender Breite verzog, hatte er noch weniger gerechnet.

 

„Siehst du? Du machst es auch!“

 

Morisuke öffnete den Mund, um zu widersprechen. Das ist kein–!

Er fand die Worte nicht, weil Levs Grinsen ihn ablenkte, und schlussendlich schüttelte er doch nur wieder den Kopf, irgendwo zwischen genervt und resigniert, rutschte von dem Felsen hinunter, auf dem er gesessen hatte und klopfte sich den Staub vom Hosenboden.

„Beweg dich, wir müssen weiter.“

Mussten sie strenggenommen nicht sofort, war Morisuke war das Bedürfnis danach vergangen, hier sitzen zu bleiben und Smalltalk zu riskieren. Hieß, er schluderte zwar seine Reinigung, aber schonte dafür seine Denkprozesse, die Lev gerade mit einer Freude durcheinanderbrachte.

Immerhin gehorchte Lev und zog seine Schuhe wieder an, trat grinsend an seine Seite.

 

„Ich bin da, Morochka!“

 

Mehr aus Reflex überprüfte er doch noch einmal seine Datenbanken. Neben zahllosen, nutzlosen Ansätzen, die im Kontext keinen Sinn ergaben, entdeckte Morisuke einen neuen Eintrag, den er unbewusst (Lev brachte ihn wirklich aus dem Takt!) autorisiert haben musste:

 

Mein Spitzname.

V.III. No

Es war der letzte Tag des Trainingscamps. Wie oft hatte Morisuke das jetzt schon erlebt? Diese unterschwellige Aufbruchsstimmung, einhergehend mit der drückenden Erkenntnis, dass sich jetzt Wege trennten, auf denen man gern gemeinsam gewandert war.

 

Es würde wiederkommen. Er wusste es.

 

Trotzdem…

Sein Blick wanderte durch den Raum. Kenma saß auf seinem Futon und zockte. Kuroo lehnte an der Fensterbank, Kai neben ihm. Sie unterhielten sich, ungewohnt still für Kuroos Verhältnisse – Drittklässlermelancholie, hatte Suga es vor Ewigkeiten getauft. Besagter Suga hockte neben Morisuke, und bis vor ein paar Minuten hatten sie sich selbst noch unterhalten. Darüber, dass Hinata mal wieder in den Bus gekotzt hatte („Manche Dinge ändern sich einfach nie, egal wie lang es dauert!“), über Shidas und Ennoshitas neues Filmprojekt, das von Toras, Tanakas und Nishinoyas schrecklichen Schauspielkünsten boykottiert wurde.

Darüber, dass Lev inzwischen nicht nur passabel Volleyball spielte – manche Dinge veränderten sich eben doch mit der Zeit, so unglaublich das war. Morisuke erinnerte sich noch, als wäre es gestern gewesen, dass die lange Nudel noch gar kein Konzept davon gehabt hatte, wie er seine langen, dürren Spaghettiarme für irgendetwas anderes nutzen sollte, als um dämlich zu winken.

 

Wie würde es hier aussehen, wenn sie das nächste Mal herkamen? Diesmal war es nur Fukunaga, der fehlte…

 

„Kenma!!! Spiel mir zu!“

 

Hinatas plötzlicher Auftritt riss Morisuke aus seinen Gedanken. Er schüttelte den Kopf, und aus Reflex wanderte sein Blick sofort zu Kenma, der noch nie begeistert davon gewesen war, wenn sein Freund ihn zu Zusatztraining zwingen wollte. Verblüfft sah er zu, wie Kenma seine Konsole einfach weglegte und aufstand.

Es war so ungewohnt. Morisukes Magen krampfte, und neben ihm sprach Suga aus, was er dachte:

„Seit Kageyama weg ist, hat sich einiges verändert, hm?“

Er sprach leise, aber der Raum war nicht riesig; wäre man aufmerksam genug, man könnte ihn wohl verstehen.

Kuroo tat es. Morisuke beobachtete, wie der Kerl den Kopf zu ihnen drehte, doch er schwieg von seinem Platz am Fenster aus, während Kenma unter einem begeisterten Wortschwall von Hinata mitgezogen wurde.

 

„Hätte nicht gedacht, dass der’s überhaupt so lange macht.“

Kuroo sprach erst, als die Tür hinter den beiden zugefallen war und Hinatas Plappern in der Ferne verhallte. Morisuke wollte gar nicht darüber sprechen, deshalb warf er seinem Captain einen säuerlichen Blick zu, den der – wie immer – einfach ignorierte.

„Das sagst du über jeden von uns, Kuroo“, erinnerte Kai ihn. Es klang leicht und amüsiert, und so, als wäre gar nichts dabei. So, wie Kai immer klang, und mit jedem Mal, dass sie hier zusammen hockten, bekam Morisuke mehr und mehr den Eindruck, dass der Kerl einfach bis in alle Ewigkeit so bleiben würde.

Kuroo stieß sich lachend vom Fensterbrett ab und machte ein paar Schritte in die Raummitte. Er gestikulierte lebhaft.

„Ich bin auch immer noch erstaunt! Ernsthaft. Ich hätte echt erwartet, dass ihr längst abdankt. Ist doch nur natürlich, ne? Machen die Meisten. Guckt euch Oikawa an. Oder die ganzen Shinzen-Typen.“

 

Morisuke wollte sich die aber nicht angucken.

 

„Ich kann es verstehen“, seufzte Suga leise. Sein Lächeln sah müde aus. „Irgendwann ist doch genug, oder? Aber Daichi ist auch noch nicht bereit.“

„Suga-Kun…“

„Es ist schon okay! Nur manchmal fühlt es sich echt an, als wäre langsam genug.“

Es war ein Gefühl, das Morisuke nicht so recht nachvollziehen konnte. Irgendwann vielleicht. Gerade hatte er eher das Bedürfnis, zu Lev rüber zu gehen, der mit Shibayama und Inuoka irgendwo Party machte, und ihn zum Training zu treten.

„Aber“, begann Kuroo. Er grinste immer noch und sein Gestikulieren wurde nur ausschweifender. Es war kein gutes Grinsen. Es war dieses Bro, wir werden jetzt Unheil stiften-Grinsen, das für die meisten Trainingscamp-Eskapaden verantwortlich war. Es war das Grinsen, auf das ein Spruch wie „Mensch, Yakkun, wärst du noch kleiner, wär ich auf dich draufgetreten“ folgte. 

 

„Das größte Problem, im Endeffekt, wäre es, der Letzte zu sein! Ich mach das sicher nicht mit. Ihr schafft das auch ohne euren geliebten Captain, oder?“

 

Manchmal war es auch das Grinsen, das nur da war, um zu verbergen, dass dahinter etwas ganz anderes lag.

Morisuke hasste es.

Er stand auf, ruckartiger als nötig.

„Niemand braucht dich, Kuroo.“

„Ouch, Yakkun.“

Kuroos Worte klangen total unbeeindruckt – ich weiß es besser, sagte ihr Tonfall. Morisuke wollte nichts davon hören, also stapfte er aus dem Raum und  machte sich auf die Suche nach seinem riesigen Problemkind, das schon lange nicht mehr schlecht genug war, um krampfhaftes Extratraining zu rechtfertigen – etwas, das Morisuke trotzdem nicht davon abhielt, ihn zu zwingen.

 

Als er Lev fand und in die Sporthalle geschleift hatte, war alles Training trotzdem vergessen, irgendwo zwischen warmen Händen und harten Küssen.

 

Er wollte wirklich noch nicht darüber nachdenken.

IV. 113 Days Later

Es war leichter geworden, seit sie beim Polizeirevier eingebrochen waren.

 

Morisuke grinste unwillkürlich, als nicht weit von ihm ein Körper leblos zu Boden sackte, ohne dass er einen Finger rühren musste. Erleichterung ließ seine Knie für einen Moment schwach werden, ehe er sich wieder zusammenriss. Direkt vor seinen Füßen lag eine zweite Gestalt, ein ehemals hübsches, rotes Abendkleid nur noch ein schmutziger, zerfetzter Lumpen über einem Körper, der nicht weniger verwahrlost und kaputt aussah.

Er war froh, dass er sich nicht mit beiden gleichzeitig hatte beschäftigen müssen.

„Headshot!“, tönte es aus Richtung Inuoka und Shibayama – synchron, wie immer. Die beiden wedelten enthusiastisch mit Baseballschläger und Polizeiknüppel; ein groteskes Stöhnen zu ihrer Linken ließ sie augenblicklich wieder zusammenfahren, und sofort war die Freude wieder verschwunden. Morisuke schüttelte mit einer ruckartigen Bewegung den gröbsten Dreck von seinem Eisenrohr ab.

 

Es war aber auch viel zu früh zum Feiern.

 

Sein Blick huschte über das Schlachtfeld, das vor ihm lag. Eine breite, offene Straße, ein riesiger Supermarkt, in dem sie Vorräte zu finden hofften. Der Boden war gepflastert mit den leblosen Körpern der Zombies, die bisher niedergestreckt worden waren, einige Leichen waren so alt, dass sie schon längst deutlich verwesten – es war nicht, als hätte der Albtraum erst gestern begonnen. Auf den ersten Blick schien es, als hätten sie gerade gute Karten. In der Ferne kamen noch ein oder zwei Zombies heran. Nichts Großes.

Inuoka und Shibayama hatten ihren aktuellen Gegner problemlos unter Kontrolle. Von Hinata und Lev, die als Vorhut schon im Supermarkt waren, hörte man seit einer Weile nichts mehr; kurz, nachdem sie den Supermarkt gestürmt hatten, waren da noch Jubelschreie und Hinata-typisch hilfreiche Ausrufe wie „Woah!“ und „Bämm!“ gewesen, doch als sie scheinbar weiter in den riesigen Laden vorgedrungen waren, war es stiller geworden. Wie es aussah, lief alles genau nach Plan.

Aber in der Nähe waren Seitengassen und dunkle Ecken, in denen sich jederzeit noch etwas verstecken könnte. Weitere Häuser. Keller. Überall Schlupfwinkel. Überall noch ein kleiner Fleck im Schatten, aus dem ein weiteres Monster hervorschlurfen konnte, wenn sie es am Wenigsten erwarteten.

Wie sollten sie das alles kontrollieren und im Auge behalten? Je schneller sie wieder weg waren, desto besser. Handgemenge lockten diese Viecher auch nur an. Morisuke schnaubte wütend.

 

Die kleineren Läden waren sicherer.

Leider wusste das inzwischen jeder.

Und wenn er die Wahl hatte zwischen Bandenkrieg mit Überlebenden oder einer Prügelei mit Untoten… er schlug lieber nieder, was ohnehin schon unter die Erde gehörte.

 

„Shibayama! Inuoka! Ich überlass euch den Rest hier, ist das okay?!“

„Klar! Wir kommen parat, alles gut! Und außerdem–“ – „–ist Kenma-San auch noch da!“ 

Morisuke warf instinktiv einen Blick auf das Hausdach, auf dem Kenma Position bezogen hatte. Von hier unten aus sah er ihn nicht, dafür war die Distanz zu groß, aber er war sich ziemlich sicher, dass Kenma mit Argusaugen darüber wachte, dass kein Untoter in eine Position kam, in der er ernsthaft gefährlich werden konnte.

 

Die Tatsache, dass sie bei ihrem Ausflug zum nächsten Polizeirevier nicht nur die erhofften Polizeiwaffen gefunden hatten, sondern ein paar Soldaten samt Bewaffnung, hatte ihnen das Leben enorm erleichtert. Ein Scharfschützengewehr war Gold wert, vor allem, weil Kenma ein erschreckendes Geschick mit der Waffe bewies. Nach den ersten Versuchen hatte er sich eine Zielgenauigkeit angeeignet, die beinahe gruselig war – und hatte ihnen damit mehr als einmal den Hintern gerettet.

 

(Zusätzlich – Dächer waren erstaunlich sicher vor den Untoten, weil sie wenig Geschick darin zeigten, Treppen hinaufzumarschieren. Wenn man die Aufgänge effektiv blockierte, konnte man locker einen ganzen Tag auf einem Dach aussitzen, bis die Bande unten sich hochgekämpft hatte. Für Kenma war es perfekt. Er war einfach kein Nahkämpfer, und Morisuke war froh, dass es inzwischen keinerlei Notwendigkeit mehr gab, ihn als solchen zu missbrauchen.)

 

 
 

***

 

 

Das Innere des Supermarkts war muffig, es roch nach Verwesung und fauligen Nahrungsmitteln, und das obwohl nahezu alle Fenster längst eingeschlagen waren. Morisuke verzog angewidert das Gesicht, während er mit einem extra großen Schritt über eine Pfütze aus unangenehm an menschliche Innereien erinnernden Matsch trat.

„Lev! Hinata!“

„–! Yaku-San! Hier!!“

Hinatas Stimme kam von rechts, irgendwo Richtung Obst und Gemüse. Von Lev hörte Morisuke nichts, also ging er davon aus, dass der Kerl schon weiter hineingekommen war – so viel zu „und wehe ihr trennt euch“! – und folgte dem Ruf.

 

Der Junge saß auf dem Boden in einem Gewirr, das entfernt an treibende Kartoffeln erinnerte. Er grinste schief, untypisch erschöpft, und als er näher hinsah, entdeckte Morisuke unter dem wirren, karottenroten Haar einen blutigen Kratzer an Hinatas Stirn.

„Hey. Ist alles okay?“

Hinata lachte. Nicht ganz glücklich.

„Ja, alles gut! Ich bin nur whoosh! ausgerutscht und hingefallen! Lev hat gesagt, ich soll kurz Pause machen und dann hinterherkommen!“

Was, wie Morisuke eh schon festgestellt hatte, mit anderen Worten bedeutete, Lev, dieser Idiot, hatte beschlossen, es sei eine kluge Idee, allein in einen Supermarkt voller toter Winkel zu marschieren und sich mit einer unbekannt großen Anzahl Untoter anzulegen. Er unterdrückte einen wütenden Fluch, aber auch nur, weil er das Kind auf dem Boden nicht verschrecken wollte. Es war ja nicht Hinatas Schuld; jeder von ihnen verletzte sich mal.

„Geh raus zu den Anderen. Ich kümmer mich um Lev.“

 

Hinata sah nicht glücklich mit der Entscheidung aus, aber er gehorchte. Er humpelte mehr, als dass er tatsächlich lief. Nur ein verstauchter Knöchel, hoffentlich. Wo sollten sie auch einen Arzt hernehmen in so einer Situation…

Morisuke schob den Gedanken stur beiseite. Er wartete einen Augenblick, bis er wirklich sicher war, dass Hinata nicht gleich wieder umfiel, dann wandte er sich um und stapfte weiter in den Supermarkt hinein.

 

Lev neigte dazu, eine Spur von Zerstörung und toten Zombies zu hinterlassen, wo immer er unterwegs war – es konnte nicht so schwer sein, ihn zu finden.

 

Es war auch nicht so schwer.

Morisuke fand ihn zwischen zwei Regalen voller irgendwelcher obskurer ausländischer Lebensmittel, die er schon dann nicht würde probieren wollen, wenn er sich sicher war, dass sie noch essbar waren.

Ihn, und einen untoten High-School-Schüler, der noch unangenehm gut in Schuss war dafür, dass seine Lebensuhr abgelaufen war. Morisuke packte das Eisenrohr in seiner Hand fester.

„Lev, was hab ich dir zu Alleingängen gesagt?!“, blaffte er wütend in den Gang hinein. Mit zwei großen Schritten war Lev neben ihn, und für jemanden, der später noch eine gehörige Tracht Prügel bekommen würde, grinste er viel zu breit und glücklich.

„Morochka!“

Morisuke stieß ihm einen Ellenbogen in die Seite.

„Spar dir das Gesülze und beweg dich! Wo der herkommt, sind unter Garantie noch mehr.“

 

Die Frischen kamen nie alleine. Das und die Tatsache, dass ihre Körper noch gelenkiger und agiler waren, machten sie zum Worst Case Scenario.

 

 
 

***

 

 

„Morochka war echt cool dafür, dass er nicht das Ass ist.“

 

Morisuke musste nicht hinschauen, um zu hören, wie verdammt gönnerhaft Lev wieder einmal grinste. Er verschränkte nur unzufrieden die Arme vor der Brust und starrte seinen Freund finster an, während Shibayama und Inuoka an seinen Lippen hingen wie zwei kleine Kinder, die schon ewig auf Vatis Gutenachtgeschichte warteten.

 

(Lev war gut im Geschichtenerzählen. In einer anderen Welt wäre er ein hervorragender Kindergärtner gewesen. Oder Vater. In dieser Welt beugte er höchstens ein paar Albträumen und weiterem psychischen Schaden vor mit der Ablenkung, die er bot. Vergeudetes Talent, irgendwie, und im Stillen waren sie trotzdem geschlossen froh darum.)

 

Er schloss die Augen, während er mehr halbherzig zuhörte, wie Lev in den buntesten Farben davon erzählte, wie sie die Gruppe Teenager-Zombies erledigt hatten.

Sie waren kaum älter gewesen als sie selbst – wenn überhaupt! Hatten sich irgendwo hinten im Mitarbeiterbereich des Supermarkts verschanzt gehabt. Schon eine Weile. Im Pausenraum war eine halbherzige Schlafstatt errichtet gewesen, ein Haufen leerer Dosen in Müllsäcken. Ein Plüschbär, der vermutlich einem der Mädchen gehört hatte.

Direkt an einer Nahrungsquelle zu leben war bestimmt gut gewesen, solange es gehalten hatte.

Aber jeder wusste, dass das früher oder später schief ging. Die Zombies hatten ein Talent dafür, die Orte zu finden, die Menschen anzogen. Altes Weltverständnis, das nicht ganz abgestorben war? Morisuke wusste es nicht, er wusste nur, es war so. Besonders große Supermärkte, Einkaufszentren, Restaurants – Nahrungsquellen waren extrem gefährdet. Kleinere Familiensupermärkte, winzige Imbissbuden und Tante-Emma-Lädchen waren dagegen eher sicher, nicht nur, weil sich weniger Untote herverirrten, sondern auch weil es weniger Schlupfwinkel gab, die sie zur Gefahr machen konnten.

Ins Krankenhaus wagte sich seit alles begonnen hatte sowieso gar niemand mehr. Da waren die meisten von ihnen, waren doch zumindest am Anfang noch viele Infizierte zur Versorgung dorthingebracht worden, ehe langsam erst begriffen wurde, was eigentlich geschah.

 

Wie lange war es her? Morisuke hatte es gar nicht mehr im Kopf. Nach einigen Tagen hatte er beschlossen, dass es Schwachsinn war, Tage zu zählen, also hatte er aufgehört. Kenma tat es noch, glaubte er. Lev tat es, weil er ein entsetzlicher, sentimentaler Schwachkopf war.

Lev hatte ihm auch ernsthaft noch ein Geburtstagsgeschenk besorgt, obwohl niemand in einer untergegangenen Welt noch Geburtstag feierte.

„Aber gerade deshalb ist es doch wichtig, Morochka. Jetzt freuen wir uns umso mehr, dass wir leben.“

Seine Erklärung war genau wie er – idiotisch.

Jetzt hatten sie keine Zeit mehr für so einen Unfug.

 

(Lev hielt trotzdem an Feiertagen fest. Es tat der Gruppe gut, deshalb meckerte Morisuke nicht laut.)

 

Kenma verkündete irgendwann um den Zeitpunkt herum, als Lev gerade schilderte, wie cool er gewesen war, als er zwei Zombies mit einem Schlag niedergestreckt hatte – „Woah! Du bist eben nicht umsonst das Ass!“, rief Shibayama begeistert aus –, dass er schlafen gehen wollte.

„Ich komme mit!“, verkündete Hinata sofort.

„Shouyou, du kannst hier bleiben und dir die Geschichte anhören.“

„Ich will aber lieber bei Kenma sein!!!“

Kenma hätte vermutlich lieber seine Ruhe gehabt, aber er widersprach nicht mehr, und bald entfernten sich die Schritte der beiden wenig synchron von der Gruppe.

 

Es war schwer geworden, nein zu sagen. Man wusste nie, ob man noch die Gelegenheit bekommen würde, es zu revidieren.

Morisuke hatte auch lange nicht mehr nein gesagt.

 

(Lev hatte so herrlich dumm geguckt, als er tatsächlich eingewilligt hatte, mit ihm zusammen zu sein.)

 

Er hatte es nicht bereut.

 

 
 

***

 

 

Bis Shibayama und Inuoka sich ebenfalls verabschiedeten, verging noch eine halbe Ewigkeit. Morisuke blieb einfach sitzen, wo er saß, still. Ausnutzend, dass Lev zur Abwechslung einmal still war, jetzt, wo da niemand mehr war, vor dem er mit seinen großen Leistungen prahlen konnte. Außerdem mochte Morisuke den Platz auf dem Schuldach. Von hier oben wirkte die Welt beinahe noch normal.

 

(Die Schule, entgegen erster Befürchtungen, war ein guter Platz gewesen, um zu bleiben.

Sie hatten einen möglichst schmalen Weg vom Schuleingang bis zum Dach freigelassen und alles andere penibel verbarrikadiert, damals noch mit Hilfe der halben Schulgemeinschaft. Die meisten waren inzwischen gegangen, einige geblieben, es gab eine funktionierende Arbeitsteilung. Einige schmissen den Haushalt, kümmerten sich darum, dass zumindest ihr Teil der Schule nicht total verwahrloste. Sie übernahmen auch die Nachtwachen. Der Rest war immer wieder in Gruppen unterwegs, um Vorräte zu holen, nach Informationen zu suchen, oder Kontaktaufnahmen zu versuchen.

Manchmal verlor man einen Kameraden in der Schlacht. Manchmal kamen neue Kameraden hinzu. Aber alles in allem war es stabil, wie es war.)

 

„Morochka, schläfst du?“

Vorbei war es mit der Ruhe. Morisuke gab einen vagen, brummenden Laut von sich, öffnete blinzelnd die Augen wieder. Es war stockfinster inzwischen. Ohne die künstliche Stadtbeleuchtung sah man die Sterne erstaunlich gut, der fast volle Mond warf helles, kaltes Licht auf die Erde.

„Ich war die ganze Zeit wach, du Idiot.“

„Oh. Aber du warst so still.“

„Es kann nicht jeder so fixiert darauf sein, sich den Mund fusselig zu reden!“

„Aber es war gut! Das musst du zugeben, Morochka.“

Morisuke musste gar nichts zugeben, auch wenn er irgendwo vielleicht wusste, dass Lev nicht ganz falsch mit seinem Mist lag. Er knuffte den Anderen in die Seite  und stand auf, trat ein paar Schritte weiter aufs Dach hinaus, den Blick in den Himmel gehoben.

„Du hast ne Menge Fakten verdreht.“

 

Ein Paar Arme legte sich um ihn, dann lag ein Kinn auf seinem Kopf. Morisuke verzog die Mundwinkel unzufrieden. Er trat blindlings nach hinten, aber irgendwann hatte Lev gelernt, wie er ihm ausweichen konnte.

Manchmal zumindest.

Manchmal war immer noch zu oft.

„Geschichten sind ja gar nicht da, um realistisch zu sein. Sie sollen unterhalten! Und das hat doch großartig geklappt.“

„Sieht das für dich wirklich aus, als wäre es der richtige Zeitpunkt für Unterhaltung?“

„Hmhm. Du weißt das auch, Morochka. Ohne Spaß würden wir doch morgens alle nicht mehr aus dem Bett kommen und weiterkämpfen wollen.“

 

In Maßen hatte Lev wohl Recht. Es war leichter, wenn man nicht nur stur aufs Kämpfen und Überleben fixiert war. Freunde hatte. Späße machen konnte.

„Zu viel ist trotzdem Zeitverschwendung“, beharrte er mit einem Seufzen. „Wir haben nicht den Luxus, den halben Tag dumme Geschichten erzählen zu können, wenn eigentlich tausend andere Dinge noch anstehen.“

„Tausend andere Dinge sind morgen auch noch da! Aber die Geschichten vielleicht nicht.“

„Und wir auch nicht.“

Er spürte Levs Schulterzucken hinter sich.

 

„Dann ist es doch auch schon egal.“

 

Strenggenommen war alles egal, was sie taten. Selbst wenn es nicht aussichtslos war, dass es irgendwann ein Ende dieses Albtraums gab, es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sie ihn erleben würden. Spätestens, wenn kein Supermarkt mehr in der Nähe war, in dem sie noch Nahrung fanden. Wenn es keine Konserven mehr gab, die essbar genug waren. Wenn die Zombies doch noch genug Intelligenz lernten, um krude Barrikaden zu überwinden.

Wenn irgendjemand einfach eine große, schwere Bombe über den infizierten Gebieten abwarf, damit man sichergehen konnte, die Gefahr gebannt zu haben. Ohne böse Überraschungen.

 

Wo er so darüber nachdachte, stellte Morisuke mit fast morbider Faszination fest, dass es ihm inzwischen völlig egal war, wie aussichtslos ihr Leben geworden war.

 

Er lebte es gern, genauso aussichtslos, wie es war.

Selbst das Zombietöten war zu einer Routine geworden, die ihn längst nicht mehr negativ berührte. Es war wie Angeln. Oder einen Käfer zertreten – eine Existenz, die der eigenen so fremd und fern war, dass man kein Mitgefühl für sie aufbrachte.

Und auch wenn er das nicht laut zugeben mochte, vielleicht war es gar nicht so schlecht, ab und zu einen lächerlichen Feiertag zu haben, den man feiern konnte. Auch wenn dann tagelang noch Lametta in allen Schulfluren lag, oder glitzerndes Konfetti in jeder Ritze.

 

„Hey, Lev.“

„Hm?“

Morisuke blinzelte in den Himmel hinauf. Öffnete den Mund. Schloss ihn wieder.

„Da oben ist der Balletttanzende Russe.“

 

Lev lachte herzlich auf, der Laut schlecht erstickt an Morisukes Schulter.

„Ich hab dir doch gesagt, das ist ein Eiskunstläufer!“, schnaubte er nach ein paar Minuten erheitert.

„Nein. Ballett. Ganz sicher.“

Es war das einzige (nicht existente) Sternbild, das Morisuke sich gemerkt hatte. Weiß der Geier warum. Es gehörte so selbstverständlich dazu, dass Morisuke es gar nicht weiter hinterfragte. Die Vorstellung von Lev im Tutu war eben verdammt eindrücklich.

 

„Morochka, ich hab auch was gefunden.“

Da konnte jetzt nichts Gutes kommen. Morisuke verlagerte vorsorglich schon einmal sein Gewicht, damit er besser nach Hinten austreten konnte.

„Was?“

„Siehst du das? Links neben dem Balletttanzenden Russen? Dieser kleine Haufen Sterne da?“

Klein. Es fing ja wirklich schon gut an…

„Hm?“ – „Das ist das Balletttanzende Reisbällchen.“

 

Morisuke trat zu. Fest genug, dass Lev tatsächlich winselnd vor Schmerz von ihm abließ. Aber schon, als er voller Empörung zu dem Kerl herumwirbelte, lachte Lev wieder, ein lautes, fröhliches Lachen voller Lebenslust und Liebe.

Es war ansteckend.

Morisuke wollte nicht lachen, aber er lachte. Lachte, bis ihm der Bauch wehtat, und die Vorstellung von einem Reisbällchen in rosa Tüllröcken half ihm nicht gerade dabei, sich wieder zu beruhigen.

Alles sinnlos.

 

Aber es war wunderbar so.

 

„He, Lev.“

„Hm?“

 

„Ich liebe dich.“

V.IV. Return

Weshalb er Kuroos Einladung, bei ihm zu übernachten, angenommen hatte, war Morisuke inzwischen selbst unverständlich. Er hätte einfach nach Hause gehen sollen, nachdem sie aus der Bahn gestiegen waren, die sie vom Trainingscamp zurückgebracht hatte.

Stattdessen stand er jetzt hier, mitten in der Nacht, war längst todmüde und wollte schlafen, und starrte stattdessen seit einer gefühlten halben Stunde schweigend aus dem Fenster in den lichtverschmutzten, gelblichen Himmel, an dem kaum ein Stern zu sehen war.

„Es ist immer wieder schade“, kommentierte Kuroo plötzlich neben ihm. Morisuke zuckte zusammen von der unerwarteten Ansprache, wandte sich zu seinem Freund um, der wehmütig grinste.

„Von hier aus sieht man den balletttanzenden Russen einfach nicht.“

Morisuke knurrte und trat Kuroo seitlich gegen das Schienbein. Er wollte den balletttanzenden Russen auch nicht sehen! Auch wenn er zugeben musste, dass die Erinnerung irgendwie nach wie vor liebenswert war. Lev war so begeistert gewesen.

 

„Der ganze Kindergarten hat den Schwachsinn adaptiert wegen euch. Lev fand das super.“

„Bokuto auch!“, gab Kuroo lachend zurück – ein Lachen, das ein bisschen so klang wie ein mies schauspielerndes Schluchzen. Kein gutes Thema. Dabei war es schon eine Weile her, dass Bokuto und Akaashi gegangen waren.

Aber… Morisuke verstand es. Auch wenn er selten sentimental sein wollte, in einigen Dingen war er es dann einfach doch.

 

Die Stille kehrte zurück. Er hätte den Abend lieber bei Lev verbracht, auch wenn das bedeutete, dass der Familienhund Vassi ihn belagerte und nicht mehr in Ruhe ließ. Irgendwie war er ja doch süß, solange Lev nicht betonte, wie ähnlich sie sich seien.

Morisuke war kein kleiner, runder Flauschball!

Er war nicht einmal klein, verdammt!

Nicht so klein zumindest. Noch so eine Sache, die Lev einfach nicht lernte. Genauso, wie die Tatsache, dass Spitznamen nicht in die Öffentlichkeit gehörten, aber inzwischen hatte Morisuke aufgegeben, sich darüber zu ärgern. Vergeudete Lebenszeit, es half ja eh nicht.

 

Und, auch wenn er es nie zugeben würde, inzwischen mochte er den Namen.

 

„Weißt du, es passt zu dir.“

Als Kuroo wieder sprach, war noch eine weitere halbe Ewigkeit vergangen. Er plauderte. Morisuke war nicht nach plaudern. Nach wehmütig sentimentalem Blabla und In-Erinnerungen-Schwelgen, um hinauszuzögern, was unvermeidlich zwischen ihnen stand wie der sprichwörtliche rosa Elefant.

Er hatte wirklich keine Lust, und er konnte sich zumindest einreden, dass das der Grund war, weshalb seine Antwort schroffer ausfiel als nötig:

 „Du hast das vorhin ernst gemeint, oder?“

„Hmhm. Hier ist Ende für mich. Also, für uns.“

Kuroo lachte. Morisukes Mundwinkel zuckten unzufrieden, und einen Moment gab er sich dem Gedanken hin, wie es beim nächsten Mal sein würde, wenn er hierher zurückkehrte.

Ohne Kuroo.

Ohne diesen Idioten, der ihm sein Leben zur Hölle machte und dabei ganz nonchalant und selbstverständlich zu seinem besten Freund wurde.

Da würde eine Kuroo-förmige Lücke sein, all die Zeit. So oft sie auch wieder herkommen würden. Wie oft?

 

Tröstlich war nur der Gedanke, dass er niemals mit einer Lev-förmigen Lücke leben müsste.

 

„Allein entscheiden ist ja nicht.“

Der unverhoffte Nachsatz ließ Morisuke seufzen.

„Ich versteh nicht, wie ihr darüber reden könnt.“

„Das kommt mit der Zeit. Passiert dir auch noch.“

Morisuke schnaubte, ein vehementer, wortloser Widerspruch. Kuroo sah ihn nur an, auf diese elende, wissende Art, die nach diesem Mal nie wieder zurückkommen würde.

 

„… Und Kenma?“

Stille. Ein Schatten huschte über Kuroos Gesicht, aber dann schüttelte er den Kopf, der düstere Blick verschwand und zurück blieb gelassene Überzeugung.

„Der Chibi passt gut auf ihn auf, passt schon. Gab genug Gelegenheiten, wo wir nicht dauerhaft aufeinander kleben konnten, und er trotzdem gut überlebt hat. Wird schon schief gehen. Ich meine… Weißt du noch damals? Als wir Titanen jagen waren? Da hat’s auch geklappt!“

Morisuke wollte sich nicht erinnern. Er lachte trotzdem auf.

„Lev war doch selbst fast einer.“

„Du übertreibst! Aber es war gut.“

„Gibt besseres. Es war nicht appetitlich, von einem Monster gefressen zu werden.“

Erinnerungen, auf die Morisuke echt irgendwie verzichten könnte. Aber irgendwie gehörten sie auch dazu. Und wenn er dann daran dachte, wie schön es eigentlich gewesen war, sich abends in der Kneipe zu treffen und mit der Wachgarnison über ihre Abenteuer draußen in der Wildnis zu reden, dann war es doch irgendwie… es hatte so viel Spaß gemacht! Und obwohl es hart gewesen war, war es eines der Leben, in denen Kenma am Häufigsten gelacht hatte.
 

Wenn man jeden Tag fürchten musste, dass der eigene Freund nicht mehr von seinen Aufklärungsmissionen zurückkam, war es wohl irgendwie leichter, Glück zu leben, wenn es da war. Sie waren alle so gewesen.

 

„Ich hab’s trotzdem gemocht“, kommentierte Kuroo, „Auch wenn ich plattgetreten wurde.“

„Hm. War ein gutes Leben.“

 

Sie waren alle gut gewesen. Egal ob Cheerleading, Eiskunstlauf, riesige Monster oder irre Zauberwelten.

 

Nur auf Levs dämlichen Yaku-Radar würde er für immer verzichten können!

 

„… He Yakkun.“

Wieder war es Kuroo, der die Stille durchbrach. Morisuke stieß unzufrieden die Luft aus. Er wollte Stille. Oder, dass Kuroo zum Punkt kam, aber so, wie er den Idioten inzwischen kannte, würde er einfach nie zum Punkt kommen.

Er würde einfach beim nächsten Mal nicht  mehr da sein, wenn sie herkamen. Er nicht. Daishou nicht. Und Morisuke würde ewig angepisst sein, weil er ihm nicht einmal mehr einen letzten Arschtritt zum Abschied verpassen hatte können.

„Was willst du?“

„Ich bin fast neidisch.“

Jetzt wandte er sich zu Kuroo um, hob die Augenbrauen. Der Kerl zog den Ausschnitt seines Schlafshirts runter, bis die oberen Striche seiner eigenen Botschaft auf seiner Brust erkennbar wurden. Er wusste, was dort stand – ein halber Roman, verglichen mit den wenigen Worten, die er selbst trug. Morisukes Augenbrauen wanderten noch weiter.

„Hä?“

 

„Es sind gute letzte Worte.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer ernsthaft glaubt, die Wörter™ stehen an fragwürdigeren Stellen als einem Handgelenk, sollte sich gepflegt schämen gehen. :) ♥ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  Ur
2017-09-17T10:24:36+00:00 17.09.2017 12:24
Liebe Mei,

ich danke dir für deine auf-den-letzten-Drücker-Teilnahme-trotz-Krankheit und freue mich natürlich wie ein Honigkuchenpferd darüber, dass Aphrodi es geschafft hat, dich von Lev/Yaku zu überzeugen :D Ich mag die beiden sehr gerne, wie du ja weißt, und deine FFs mag ich auch und wenn dann beides zusammen kommt – YAY! ;)

Ich musste mich am Anfang erstmal n bisschen durch die Kapitelaufteilung wühlen :‘D Aber nachdem ich es dann geschafft hatte, hab ich mich über deine gewählten AUs sehr gefreut. Ein Hoch auf ein Bleach-AU! Hach, es würde mich ja auch brennend interessiere, für welche Division du Lev angedacht hast. (Wegen dir bin ich gerade wahnsinnig in Bleach-Stimmung. Wie konntest du nur D: )

Über Androiden hab ich noch nie vorher was gelesen, aber ich mag total gerne das Konzept von Maschinen, die versuchen, menschlicher zu werden. Macht einen irgendwie auch ein bisschen traurig :‘( Das Konzept von Spitznamen war total passend dafür und wie Yaku am Ende mit der „Beleidigung“/(dem Spitznamen, ha :D) rausplatzt, war sehr schön!

Das Reisbällchen und der russische Balletttänzer waren auch erstaunlich herzerwärmend – vor allem dafür, dass ich Zombies nicht ausstehen kann :D Lev als Geschichtenerzähler fand ich sehr schön <3

Jetzt muss ich noch ein Geständnis ablegen: Ich fürchte, ich habe das Konzept des Soulmate-AUs nicht vollständig durchschaut D: Da hatte ich leider einen totalen Knoten im Gehirn – ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich einfach n bisschen blöde bin, oder daran, dass du vielleicht so sehr in dem Universum drinsteckst (du hattest ja erwähnt, dass du das schon länger im Kopf hast, wenn ich mich recht entsinne), dass da vielleicht die ein oder andere Erklärung hier und da fehlte?

Ich glaube, ich geh jetzt erstmal ein paar Folgen Bleach gucken :‘D

Vielen Dank für das Lesevergnügen <3

LG, Ur
Von:  Hampelmann
2017-08-15T21:38:36+00:00 15.08.2017 23:38
;_______;

Ich weine um sie alle!!! ;___________;
Was wohl Bokutos letzte Worte gewesen waren? Hey hey hey, das war cool!
Von:  Hampelmann
2017-08-15T21:37:10+00:00 15.08.2017 23:37
Lev und seine Feiertage! Das ist ja super süß - und ich finde absolut logisch und nachvollziehbar, Yaku soll sich nicht so anstellen!!! Jawohl.
Und das Reisbällchen. Dass es mich gekillt hat brauch ich dir nicht zu sagen, das hast du gut gehört xDDDDDDDDDD Über den Russen habe ich nie lachen können, aber das Reisbällchen? ♥ Herrlich.
Und da kam die große Liebeserklärung. Oder eher, die kleine. ♥ Die beiden sind schon ein echt süßes Pärchen ♥♥♥
Von:  Hampelmann
2017-08-15T18:53:08+00:00 15.08.2017 20:53
Ich mag das Feeling von Alles das Gleiche/Unveränderlichkeit gegenüber von den krassen Veränderungen, die diese Welt einfach mit sich bringt. Es ist ziemlich cool, dieses Spiel von lockerem Alltag und Melancholie... (ich will weinen! >.<)
Da sind da so echt lustige Momente, oder Lev die Nudel (der bestimmt super Nudelbalett tanzen könnte!!!), und im nächsten Satz auf einmal ist die Stimmung ganz ganz unten - aber es ist okay, es ist die Welt, und dann kommt es auch wieder hoch von einem Satz auf den anderen...
Wie auch Kuroo und sein Grinsen! xDDD Die Beschreibung ist einfach herrlich lustig - und das in so einer Szene. Die ganze Welt ist eine emotionale Achterbahnfahrt eh.
UND ICH WILL WEINEN! ;_;
Von:  Hampelmann
2017-08-15T14:23:47+00:00 15.08.2017 16:23
Ist. Das. SÜSS! ♥
Das Feeling in diesem AU ist unglaublich beeindruckend - du hast wirklich Maschinen geschrieben in allem, was gesagt, gedacht, getan wird, ich finde das mega cool! (Hat ein bisschen Nier-Feeling ♥) Es ist dir super gelungen.
Und auch hier wieder, die Charaktere funktionieren wunderbar, sind immernoch sie selbst, wenn auch mit mehr elektronischen Anteilen als gewohnt ;)
Und das Ende. Das Ende! xD Spitzname. Unbewusst autorisiert. Es ist genial! Und so herrrlich Yaku-Typisch dass man fast meinen könnte, er wäre tatsächlich eine Maschine... ôo

Von:  Hampelmann
2017-08-14T20:42:18+00:00 14.08.2017 22:42
Nicht nur Yaku wüsste gern, was in Kenmas Kopf vorgeht o.o
Da müssen ja wirklich schlimme Wörter auf ihn warten, wenn er so ein Drama macht.
(Und Kuroo genauso. Haaach, diese Kinder! ;____________________; ICH WILL SIE KUSCHELN!!! ;______________; und drücken. Und alles besser machen.)
Von:  Hampelmann
2017-08-14T20:39:04+00:00 14.08.2017 22:39
Haaaaaaahahahahaha :D
Ich liebe dieses Universum einfach ♥ Irgendwann...
Hm.
Und Lev ist schon wieder so wunderbar dumm und selbstzerstörerisch. Heh, diesmal hatte Yaku ja sogar einen "echten" Grund, Lev wegzuschicken! Und trotzdem. Tja, wo die Liebe hinfällt :D

Von:  Hampelmann
2017-08-14T20:27:21+00:00 14.08.2017 22:27
*schämt sich überhaupt nicht - auch wenn natürlich der erste Gedanke gar nicht Jugendfrei war*
Heh, aber das wäre doch bestimmt mal voll das Konzept... von... Soulmate-Wörtern... auf dem...
...
Vielleicht auch nicht.
Kuroo und Yaku sind einfach liebe in Interaktion xD Dass Kuroo immer genau die richtigen Worte findet, um Yaku an die Decke zu jagen ♥ es ist herrlich.
Lev könnte einem fast Leid tun. Fast.
Von:  Hampelmann
2017-08-07T16:53:00+00:00 07.08.2017 18:53
Lev ist einfach so herrlich dämlich! ♥ Und persistent. Und das ist gut, weil sonst würde er Yaku nie rumkriegen, huh? Und wir wissen doch alle, dass Yaku das in Wahrheit...
*hört hier lieber auf zu reden, ehe Yaku in die Luft geht*
Ich find es sau cool! Die Charaktere sind absolut wiederzuerkennen, trotz AU, und ich stelle mir gerade sehr amüsiert vor, wie Yaku mit einer unsichtbaren Gestalt Volleyball spielt :D Der Geist von Nekoma!



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