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Where The Heart Is

Aktuell: Lucy & Erza
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielleicht hätte ich nicht gerade mit diesem OS beginnen sollen, aber er juckt mich schon eine Weile in den Fingern. Ein anderes Thema wäre vielleicht trotzdem besser gewesen als Einstieg - erste Schritte, erstes Wort oder sowas. XD" Nicht das hier.

Sting ist so 2-3 Monate alt.

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich ... weiß nicht, wo das hergekommen ist. Sollte eigentlich nur eine kleine humorvolle(?) Story über Lucy sein, die sich damit abfinden muss, dass das Leben ihrer Freunde weitergeht und ihres eine andere Richtung einschlägt, aber Erza hatte andere Pläne. Ups.
(This is a mess.)

Spielt Mitte Oktober nach Stings Geburt.

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Vorwort zu diesem Kapitel:
War eigentlich nicht das, was ich für diese Stelle geplant hatte, aber whatever.

Ist eine kleine Einstimmung auf The girl who dreamed of strength und es gibt ganz neue Charaktere, die bisher noch nicht aufgetaucht sind. XD Entstanden ist die Story auch für die Monatschallenge im 'Gilde der Fairy Tail Autoren'-Zirkel, Thema war 'Vorsätze'.
(Was die zeitliche Einordnung betrifft, der OS spielt fast genau vier Jahre nach TGALG. Levy ist hier 17, btw.)

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Am Anfang habe ich ja gesagt, dass ein paar der Storys länger werden. Das hier ist eine davon, auch wenn das nicht wirklich so geplant war. XD" Entstanden ist es aus einer Spontanidee und ich bin nicht ganz zufrieden damit, weil es auch nicht so rausgekommen ist, wie ich das am Ende wollte, aber nun gut... Ich hab jetzt echt keine Lust mehr, mich weiter damit herumzuschlagen und ich denke, trotz allem ist es noch annehmbar bis gut. :)

Ihr wollt gar nicht wissen, wie viel Brautmode ich mir hierfür angetan habe. Alle auftauchenden Kleider hab ich nach Fotos beschrieben, das heißt, es gibt sie alle. :) Ich hab allerdings keine Ahnung, ob man Brautkleider wirklich einfach so anprobiert oder was, aber hier macht man das halt so. XD"

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich wieder ein neuer OS. :D Ich hab noch drei weitere angefangen auf meinem PC herumliegen und diverse Ideen, die mich richtig in den Fingern jucken. Aber irgendwie bin ich nicht zum Schreiben gekommen. (u.a. weil a) ich Black Magic beenden wollte und b) mir die rechte Motivation fehlte...)

Dieser OS hier ist eine Vorbereitung auf The Girl Who Dreamed Of Strength, Levys erster Tag an der Uni. :) Ich hoffe, bald zu ihrer Geschichte zu kommen und peile im Moment das Wochenende für das 1. Kapitel an. Wobei ich noch nicht weiß, ob ich dann auch gleich hochlade. Hat hier eigentlich jemand Interesse daran? ^^"

Anyway...
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß nicht, vor ein paar Tagen hat's mich gebissen und ich musste diese kleine Story hier schreiben. :) Die Idee ist schon länger da und sie gehört zu den Hochzeitsvorbereitungen-OS, spielt also etwa 2,5 Jahre nach TGALG.
Viel ErLu-Broship! :) Und mal wieder Lucys PoV. Ich schwöre, ich hab auch die eine oder andere Story für Natsu geplant. ^^" Irgendwann komme ich da auch noch hin, aber Lucy geht mir doch sehr leicht von der Hand.

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1. Geschichte, in der es laut ist

Ohrenbetäubendes Gebrüll zerfetzte die eben noch so himmlische, lang erwartete Stille. Lucy zuckte zusammen und hielt mitten im Schritt inne. Sie fühlte sich so müde wie noch nie, eine Erschöpfung, die ihr tief in den Knochen saß und das Ergebnis von mehreren durchgemachten Nächten war. Sie war den Tränen nahe und wollte sich einfach nur hinlegen und eine ganze Woche schlafen. Aber ihr waren offensichtlich nicht einmal die vier Stunden gestattet, die sie noch hatte, bis ihr Wecker klingelte und sie in die Schule musste.
 

Natsu streckte den Kopf aus seinem Zimmer, in dem er erst vor fünf Minuten verschwunden war, und starrte sie verpennt an. Er sah so müde aus, wie sie sich fühlte, und schien etwas sagen zu wollen. Allerdings stierte er sie bloß an, die Haare in alle Richtungen abstehend, tiefe Schatten unter den Augen, nur in seiner Pyjamahose, und öffnete den Mund stumm, so dass er an einen Fisch erinnerte.
 

Hinter ihr wurde das Gebrüll noch lauter und wehleidiger und dennoch war sie versucht, einfach davonzugehen. Sie konnte einfach nicht mehr, sie war völlig am Ende – am Ende ihrer Geduld, ihrer Ausdauer und ihrer Kräfte. Selbst ihre Befürchtungen hielten sich inzwischen in Grenzen, obwohl sie zu Beginn völlig am Rad gedreht hatte vor Sorge.
 

Denn die schlaflosen Nächte waren nicht auf Partys zurückzuführen und nicht einmal auf das Lernen für die Prüfungen, das sie beide noch bitter nötig hatten, sondern auf klägliches Babygeschrei. Aber wenn das so weiterging, wären schlechte Noten ihren kleinsten Sorgen, denn dann würden sie nicht an irgendwelchen Prüfungen teilnehmen, weil sie längst wahnsinnig geworden wären. Am liebsten hätte sie auch geschrien.
 

„Willst du nicht…?“, begann Natsu, aber sie wandte sich schon um, auch wenn sie ihm am liebsten ins Gesicht geklatscht hätte, dass er sich doch auch mal kümmern könnte. Als wäre er nicht jede Minute an ihrer Seite gewesen.
 

Stattdessen schlurfte sie im dämmrigen Schein des Nachtlichts zur Wiege zurück und starrte für einen Moment stumm auf das kleine Menschlein hinunter, das darin lag. Man konnte gar nicht glauben, dass so ein winziges Wesen derartig viel Krach machen konnte!
 

Mit einem Seufzten nahm sie Sting samt Decke aus der Wiege und in die Arme. Eines der Ärmchen hatte er befreit, so dass seine winzige Faust jetzt heftig in der Luft herumwedelte. Er war ganz rot im Gesicht, aber ob vom Schreien oder dem Fieber, das jetzt eigentlich wieder abklang, wusste sie nicht.
 

„Ja, Mama ist ja da.“, nuschelte sie, aber die Worte waren so undeutlich, dass sie sich fragte, ob sie überhaupt zu verstehen waren. Sie tastete nach der Stirn des kleinen Jungen, aber er fühlte sich nicht wärmer an als vorher. Ein bisschen Fieber also, aber noch alles im grünen Bereich. „Du kannst dich wieder beruhigen. Schschsch.“
 

Sie wiegte ihn hin und her, aber sie befürchtete, dass es die Anspannung in ihrer Stimme spüren konnte. Sting jedenfalls war nicht sehr beeindruckt von ihren Beruhigungsversuchen und schrie einfach weiter, als hätte er gar nicht bemerkt, dass sie da war und ihn hielt. „Bitte, schlaf doch einfach ein.“, flehte sie. „Das ist besser für uns alle, glaub mir!“
 

Sie bemerkte kaum, wie Natsu hereinkam. Erst als er diverse Ablenkungsversuche mit Spielzeug, Schnuller und Grimassen startete, wandte sie sich ihm zu. Doch all das half ebenfalls nichts, denn Sting zeigte sich wenig beeindruckt davon. Am liebsten würde sie ihm das Baby in die Hand drücken und einfach verschwinden, aber tatsächlich ging es ihm nicht anders als ihr.
 

„Kannst du ihn nicht irgendwie abstellen oder so?“, fragte Natsu und vermutlich sollte es ein Witz sein, doch sein Tonfall war brüsk und schroff.
 

„Man kann ein Baby nicht einfach so abstellen, Natsu!“, protestierte sie und merkte selbst, wie schrill ihre Stimme klang. Erkannte er denn nicht, wie sehr sie gern genau das machen würde?! Dann wäre wenigstens einmal Ruhe!
 

„Das weiß ich selbst!“, raunzte er zurück. „Gib ihn mir, vielleicht schläft er dann besser ein.“
 

„Das glaubst du doch wohl selber nicht! Du hast ihn vorhin aufgeweckt! Aufgeweckt!“ Wobei ‚vorhin‘ schon ein paar Stunden zurücklag und der zweite Versuch gewesen war, das Baby ins Bett zu bringen. Das Baby, das immer noch schrie und schrie und schrie.
 

Natsu schrie jetzt auch: „Das war nicht allein meine Schuld! Außerdem wäre er sowieso von allein wieder aufgewacht!“
 

„Aber vielleicht auch nicht! Vielleicht hätte er geschlafen und wir auch! Ich will ins Bett!“ Genervt verdrehte Lucy die Augen und nahm ihr Wiegen und Schaukeln wieder auf. Normalerweise liebte Sting die stetigen, gleichmäßigen Bewegungen, so dass er rasch einnickte. Normalerweise war er ein braves Baby, schlief viel, meckerte wenig, war schon zufrieden, wenn er von einem von ihnen herumgetragen wurde, ein kleiner Sonnenschein halt.
 

Aber hin und wieder hatte er Phasen und die letzte Woche war der reinste Horror gewesen – in der Schule Klausuren und erhöhtes Arbeitspensum, in der Werkstatt höchster Betrieb und das Baby war krank. Der Kinderarzt hatte ihnen ein paar Medikamente gegeben und gesagt, sie müssten das einfach durchstehen. Aber der hatte gut reden! Der musste sich ja auch nicht vier Nächte in Folge mit dem kleinen Schreihals auseinandersetzen, der einfach nicht schlafen wollte, obwohl er es bitter nötig hatte. Und sie auch.
 

Natsu, ebenso übermüdet wie sie, verlor komplett die Geduld. Mit einer wütenden und zugleich frustrierten Geste landete der Plüschaffe auf dem Boden. „Aber er tut es im Moment halt nicht! Mach doch was!“
 

„Was soll ich denn bitte tun?!“, fauchte sie. „Ich kann auch nicht zaubern!“
 

„Ich habe doch keine Ahnung! Mach nur, dass er still ist!“
 

„Will ich ja!“ Sie schluchzte wütend auf und bemerkte erst jetzt, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. „Aber nichts, was ich tue, hilft! Warum kommst du eigentlich auf keine brillanten Ideen!“
 

„Was genau willst du von mir?! Ich-!“
 

„Hört auf zu streiten!“, donnerte eine tiefe Stimme dazwischen und sie zuckten zusammen, um sich umzudrehen. Einzig Sting störte sich nicht daran und schrie munter weiter. Igneel stand im Türrahmen, angetan mit einem alten T-Shirt und einer Jogginghose. Eigentlich mischte er sich nicht ein, wenn es um Sting ging, etwas, worüber sie sich von Anfang an geeinigt hatten. Nur, wenn sie ihn um Rat fragten oder für die eine oder andere Gelegenheit einen Babysitter brauchten, sprang er mit Freuden ein.
 

Jetzt kam er mit zwei Schritten zu ihnen und knallte Natsu etwas vor die Brust. „Hier.“ Der fing den Gegenstand auf, ein kleiner Plastikbeutel voller … Ohrenstöpsel? Verwirrt starrten sie den Mann an, der mit den Augen rollte: „Benutzt die, dann könnt ihr schlafen. Gib mir den kleinen Quälgeist und geht ins Bett.“
 

„Wi-wirklich?“, stotterte Lucy und ließ sich ihren Sohn ohne weitere Proteste aus den Armen nehmen. Eigentlich sollte sie ablehnen, das alleine machen und Igneel nicht damit stören, aber sie war einfach so müde.
 

„Ab, ehe ich es mir anders überlege.“, befahl Igneel und machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür. Das Baby in seinen Armen schrie immer noch.
 

Doch sie ließen sich das nicht zweimal sagen. Sie rannten geradezu ins Bett und Lucy machte sich kaum die Mühe, den Morgenmantel auszuziehen. Einfach nur erleichtert kroch sie neben Natsu unter die Decke, stopfte sich ein paar Stöpsel in die Ohren und war eingeschlafen, kaum dass ihr Kopf das Kissen berührt hatte.
 


 

~~*~~✿~~*~~
 


 

Sonnenlicht, das durch das Fenster strömte, weckte sie. Natsu bewegte sich neben ihr und rollte sich auf die andere Seite, aber sie setzte sich abrupt auf. Sie fühlte sich ausgeruht und wach, sehr viel mehr, als sie es erwartet hatte. Außerdem stand die Sonne schon viel zu hoch am Himmel…
 

Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte, warum, denn selbst wenn sie jetzt sofort hinausrennen und zur Schule fahren würden, vor der Mittagspause würde sie nicht ankommen. Seltsam gelassen und noch träge genug, um nicht sofort deswegen in Panik auszubrechen, strich sie sich die Haare aus der Stirn. Sie war im Moment einfach nur froh, dass kein schreiendes Kind es war, das sie geweckt hatte.
 

Warum hatte sie den Wecker eigentlich nicht gehört…? Ach ja… Die Ohrenstöpsel. Noch schlaftrunken zog sie die Übeltäter aus den Ohren und legte sie auf dem Nachttisch ab.
 

Erst nach einigen Augenblicken fiel ihr auf, dass es still im Haus war, als hätte es nicht gestern Nacht jemand zusammengebrüllt, dass die Wände gewackelt hätten. Etwas verwirrt kletterte sie aus dem Bett, ohne sich um Natsu zu kümmern, der sich nicht stören ließ, sammelte ihren Morgenmantel vom Boden aus und torkelte aus dem Raum.
 

War Igneel mit seinem Enkel rausgegangen…? Aber sie fand die beiden in der Küche beim Fenster. Igneel sah übernächtigt aus, aber Lucy tat es nicht leid, dass er sein Angebot gemacht hatte, nicht wirklich. In den Armen hielt er ein in eine Decke gewickeltes Bündel, aus dem nur ein kleiner Kopf und ein Paar Hände herausschauten, die um den Zipfel eines Kirschkernkissens gekrallt waren. Stings Augen waren geschlossen und er atmete tief und gleichmäßig.
 

„Er schläft?!“, entfuhr es ihr überrascht-erfreut und sie hätte am liebsten gejauchzt.
 

Igneel legte sich den Finger auf die Lippen. „Noch nicht lang. Es hat wirklich lange genug gedauert. Weck ihn nicht auf.“ Sein liebevoller Blick haftete für einen Moment auf Sting, ehe er aufsah. „Ich hab euch an der Schule krankgemeldet. Heute ist eh Donnerstag und Erza hat versprochen, morgen mit euch den Stoff durchzugehen.“
 

Lucy wollte den Mund öffnen um zu protestieren (so kurz vor den Prüfungen konnte sie keinen Unterricht verpassen, zumindest nicht mehr, als sowieso schon!), aber er bedachte sie mit einem strengen Blick. „Keine Widerrede. Ihr braucht ein paar Tage Ruhe und ich weiß echt nicht, wie lange das noch anhält. Scheint eine Kombination von Dingen zu sein, die euren kleinen Quälgeist wachhält. Und jetzt nimm ihn mal, damit ich Kaffee machen kann.“
 

Widerspruchslos ließ Lucy sich ihren Sohn geben, der sich im Schlaf sofort an sie schmiegte, ein vertrautes Gefühl, das ihr immer ganz warm ums Herz werden ließ. Lächelnd blickte sie auf ihn herunter. Wenn er nicht gerade schrie und sie nächtelang nicht schlafen ließ, erinnerte sie sich wieder daran, wie perfekt er war.
 

Vorsichtig tastete sie nach seiner Stirn, die sich ganz normal anfühlte. Vielleicht war das Fieber in der Nacht endgültig gebrochen? Das war ihre große Hoffnung, dann würde sich die Lage auch wieder normalisieren! Dieses verlängerte Wochenende würde ihr dafür ganz recht kommen.
 

„Er mag es im Moment anscheinend nicht, wenn er alleine ist.“, bemerkte Igneel, während er Wasser in die Kaffeemaschine goss. „Behalt ihn einfach nur bei dir.“
 

Sie nickte schwach und blickte zu ihm auf. „Danke. Ich glaube, du hast uns gestern das Leben gerettet.“
 

Igneel zwinkerte ihr grinsend zu. „Wofür sind Großväter da?“ Dann warf er einen kurzen Blick zur Tür und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. „Und wehe du sagst Natsu, dass ich mich so bezeichnet habe, sonst liegt er mir ewig damit in den Ohren.“
 

Lucy lachte. (Aber leise, damit sie das Baby nicht weckte.)

2. Geschichte, in der dumme Ideen ausgebreitet werden

Lucy war neidisch.
 

Sie versuchte sich zu beherrschen, so dass man ihre missgünstigen Gedanken nicht von ihrem Gesicht ablesen konnte, und versuchte sich auf das Interesse konzentrieren, das bei den lebhaften Schilderungen ebenfalls aufkam. Immerhin ging es hier nicht um etwas, das auf sie hoffentlich auch noch zukam, sondern auch um das Leben ihrer besten Freundin und sie wollte daran Anteil nehmen.
 

Aber sie konnte das Gefühl von Neid nicht vollständig unterdrücken. Immer wieder fragte sie sich, was sie gemacht hätte, wenn ihr Leben nach Plan verlaufen wäre, wie ihre Woche verlaufen wäre, was sie alles erlebt und wen sie kennen gelernt hätte. Es wäre sicher aufregend gewesen! Doch stattdessen war sie Zuhause gewesen und hatte die Wäsche zusammengelegt, ein wenig im Garten gearbeitet und sich um Papierkram gekümmert…
 

Ihr Blick wanderte von Erzas strahlendem Gesicht hinüber zu der Decke, die sie auf der Terrasse ausgebreitet hatte. Darauf warf ihr Sohn seine Bauklötze herum, um sich daran zu erinnern, warum sie hier war und nicht dort. Natürlich war es schön, mit ihm Zuhause zu sein und ihn ständig um sich zu haben!
 

(Nebenbei kümmerte sie sich selbstverständlich um den Haushalt und erledigte ihre Aufgaben im Büro der Werkstatt, denn Natsus mickriges Ausbildungsgehalt reichte natürlich hinten und vorne nicht, obwohl sie keine Miete zahlen mussten. Doch Sting war auch zu diesen Zeiten stets bei ihr oder zumindest nur ein paar Türen entfernt.)
 

Es war wunderschön, nach den Anstrengungen und den vielen Stunden, die sie in der Schule oder über ihren Büchern verbracht hatte, so viel bei ihm sein zu können und jeden seiner Entwicklungsschritte mitzuerleben. Sie freute sich jedes Mal mehr als er, wenn er etwas Neues lernte. Sie schmolz beinahe dahin, wann immer er sie anlächelte (und sie konnte schon das patentierte Dragneel-Lächeln sehen.) Sie las ihm vor und spielte mit ihm und brachte ihn ins Bett und tröstete ihn und war einfach immer da. In den langen Sommerferien hatte auch Natsu das voll und ganz genossen.
 

Aber ihre Freunde gingen jetzt alle studieren! Und sie war einfach. So. Neidisch!
 

Ein Studium, an die Universität gehen und unter Gleichgesinnten lernen war schon immer ein Traum von ihr gewesen, aber das machte es nicht leichter. Denn auch wenn sie sich bewusst dafür entschieden hatte, es aufzuschieben (weil Baby und so), half ihr dieser Gedanke nicht sehr, über den Neid hinwegzukommen.
 

Trotzdem musste sie sich jetzt erstmal mit Erzas Erzählungen zufriedengeben, die ihr gerade von jeder Kleinigkeit ihrer ersten Woche an der Uni berichtete. Sie benutzte dafür ihre Hände in weit ausholenden Gesten und schilderte alles in den schillerndsten Farben, was es für Lucy nicht einfacher machte, ihre missgünstigen Gefühle zu unterdrücken.
 

Nicht, dass sie Erza ihre Freude und ihren Spaß absprechen wollte, das wäre unfair. Die Rothaarige hatte hart dafür gearbeitet. Und sie meinte es absolut nicht böse. Sie war nur so mitgerissen von ihrer eigenen Begeisterung und dem Elan, den sie für das Studium und ihr Fach aufbrachte, dass sie gar nicht daran dachte, dass Lucy sie in diesem Abenteuer eigentlich hatte begleiten wollen.
 

„…gar nicht so trocken, wie alle immer behaupten!“, verkündete sie gerade. „Und der Prof ist ein total lustiger Vogel. Das wird ein tolles erstes Semester, das kann ich spüren.“ Erza grinste bei dem Gedanken daran bis über beide Ohren. Dann wechselte sie so abrupt das Thema, dass Lucy kaum hinterherkam. „Gestern habe ich mich mit Gray in der Mensa getroffen. Das Essen dort ist ein wenig teurer als an der Schule, allerdings kann man es tatsächlich auch essen! Es schmeckt sogar! Mir zumindest, Gray hatte daran natürlich etwas auszusetzen.“
 

Sie lachte und auch Lucy fiel ein. Sie konnte es sich ziemlich gut vorstellen – Gray aß zwar, was man ihm vorsetzte, aber es gab nur wenige Köche, die wirklich Gnade vor seinen Augen fanden.
 

„Außerdem habe ich die Schwertkampfgruppe der Uni ausgecheckt. Ein paar von ihnen sind gar nicht schlecht.“ Das war hohes Lob von Erzas Lippen und Lucy wartete darauf, dass sie weiter drauf einging. Sie sprach viel zu gerne über dieses Thema.
 

Doch stattdessen richtete sich ihr Blick verträumt in die Ferne und ein sanfter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Wenn Lucy es nicht besser wüsste, würde sie sagen, ihre Freundin hätte sich verguckt. Aber Erza, trotz all ihrer romantischen Anwandlungen, hatte noch nie vorher wirklich Interesse an einer anderen Person gezeigt, egal, wie viele Jungs sie angehimmelt hatten. Sollte sich das jetzt etwa ändern?
 

„Jemand ganz bestimmtes?“, neckte Lucy milde und spähte wieder zur Decke hinüber, wo Sting das Interesse an den Bauklötzen verloren hatte und mit seinem Drachen kuschelte. Anscheinend wurde er müde, aber auch kein Wunder, es war schon fast Zeit für sein Mittagsschläfchen.
 

Erza zuckte ertappt zusammen und strich sich verlegen eine Strähne hinter die Ohren. „Ach…“, winkte sie betont gleichmütig ab und täuschte Lucy damit keine Sekunde lang. „Ich-ich denke einfach, es ist an der Zeit für mich, meine eigenen Erfahrungen zu machen.“ Jetzt wurde sie rot und wandte den Blick ab. Offensichtlich fühlte sie sich ein wenig beschämt, aber sie wäre nicht Erza, wenn sie sich davon beeindrucken ließ. „Ich meine, ich habe während meiner Schulzeit all das verpasst, weil ich immer so auf andere Dinge konzentriert war, und jetzt…“ Sie verstummte und die Röte in ihrem Gesicht verstärkte sich.
 

„Du weißt, dass du das nicht erzwingen musst.“, wies Lucy sanft auf und runzelte die Stirn. Wo würde das hinführen? Hoffentlich kam Erza jetzt nicht auf dumme Ideen… „Dann bist du halt noch Jungfrau, na und? Kein Grund zur Panik, du bist noch nicht einmal zwanzig.“
 

„Aber bald!“, entfuhr es Erza und klang dabei beinahe panisch. „Und alle anderen um mich herum sind schon so erfahren! Gray hat schon wieder eine neue Freundin und du und Natsu, ihr habt sogar ein Kind! Und ich… Ich bin noch nicht mal geküsst worden…“ Die Worte wurden immer leiser und undeutlicher, bis Erza sie vor sich hin nuschelte.
 

Mit einem Schlag wurde Lucy klar, dass sie hier nicht die einzige Person war, die neidisch war. Erza mochte studieren gehen, doch dafür hatte Lucy ihr einige andere Dinge voraus, und diese Erkenntnis riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Ihre beste Freundin erschien immer so erfahren und bestimmt, so dass man automatisch davon ausging, dass sie in jeder Lebenslage wusste, was zu tun war.
 

Der Gedanke, dass sie auf dem einen oder anderen Gebiet eben doch unerfahren war, war … seltsam. Das war Lucy schlichtweg noch nie in den Sinn gekommen. So gesehen war es allerdings logisch. Auf diesem bestimmten Gebiet war es Lucy, die gute Ratschläge geben konnte, auch wenn ihre eigenen Beziehungserfahrungen sich im Grunde auf Natsu und ein paar Liebeleien zwischen Halbwüchsigen beschränkten, die nie über unschuldige Küsschen hinausgegangen waren. Aber das war weit mehr, als Erza vorzuweisen hatte.
 

Leider war Lucys Hirn ob dieser überraschenden Erkenntnis ziemlich leer. Sting kam ihr zu Hilfe, indem er sich auf und davonmachte und zielstrebig auf die Treppe zu krabbelte, die hinunter in den blühenden Garten führte. Der übte schon immer eine Faszination auf ihn aus, Müdigkeit hin oder her.
 

Erschrocken sprang Lucy auf und fing ihn ein, indem sie ihn vom Boden aufhob. „Wo willst du denn hin, mein Liebling?“, wollte sie wissen, halb scheltend, halb amüsiert, und presste ihm einen prustenden Kuss auf die Wange, was ihn zum Glucksen brachte. „Du weißt doch, dass du nicht in den Garten darfst.“ Er griff nach ihren Haaren, wie er es gerne tat, und deutete zum Garten hinüber. „Nein, da gehen wir jetzt nicht hin. Tante Erza hat Sorgen.“ Sie ging mit ihm zum Tisch zurück und er schien ganz zufrieden damit zu sein, mit ihren Haaren zu spielen, so dass sie sich wieder auf Erza konzentrieren konnte.
 

Die hatte sich inzwischen wieder gefangen und lachte jetzt ihren Patensohn an. „Na du. Dir geht’s hier auch gut, oder? Auch wenn du nicht in den Garten darfst, du armer Kerl.“ Sie grinste, bekam aber nur unverständlich aneinandergereihte Silben als Antwort. „Keine Sorge, bald wirst du große Reden schwingen.“, versicherte sie ihm und beugte sich vor. „Aber jeder muss mal klein anfangen. Kannst du schon ‚Erza‘ sagen?“
 

Sting konnte es natürlich nicht. Er plauderte inzwischen schon ganz geschäftig vor sich hin, aber es war nur sinnloses Geplapper. Von was Lucy allerdings überzeugt war, war, dass er sie verstand, zumindest einfache Sätze. Sprechen konnte er allerdings noch nicht und Erza war nicht die einzige, die versuchte, echte Wörter aus ihm herauszukriegen. So oft, wie sie Natsu („Kannst du schon ‚Papa‘ sagen? Oder ‚Mama‘?“) schon dabei erwischt hatte, konnte sie gar nicht mehr zählen.
 

„Kaum.“, erklärte Lucy ihr, die sich längst an die erfolglosen Versuche ihres Freundes gewöhnt hatte. „Ich glaube, dieser Knirps wird zuerst laufen. Ich hab gelesen, dass Kinder sich auf eines der beiden Dinge konzentrieren.“
 

Aber ihre Freundin ließ sich davon nicht beirren. „Sag ‚Erza‘.“, forderte die Rothaarige Sting auf, doch der starrte sie nur einen Moment an, ehe er sich an seine Mutter schmiegte.
 

„Lass ihn mal, er ist müde.“, bat Lucy und setzte ihn bequemer auf ihr Bein. „Gib mir den Drachen?“
 

Enttäuscht wandte Erza sich ab, sprang aber sofort auf, um das gewünschte Spielzeug zu holen, das auch dankbar angenommen wurde. Sting, offensichtlich bereit einzuschlafen, kuschelte sich mit dem Plüschtier im Arm an seine Mutter und legte den Kopf an ihre Schulter. Für den Moment schien es ihm zu reichen, einfach bei ihr zu sein, also konzentrierte sie sich wieder auf ihre Freundin.
 

Sie griff nach Erzas Hand und drückte sie. „Du weißt schon, dass du dich für nichts schämen musst, oder? So etwas passiert, wenn es passiert.“
 

Eine steile Falte erschien zwischen Erzas Brauen und sie wirkte absolut nicht überzeugt. „Es ist nur… Ich fühle mich … unzulänglich.“, gab sie zu. „Ich kann einfach nicht mitreden und… Das ist schei…!“ Abrupt verstummte sie und warf einen schuldbewussten Blick auf ihren Patensohn. „…voll blöd.“, endete sie zahmer.
 

Doch einen Moment später richtete sie sich schon wieder gerader auf. „Darum habe ich beschlossen, dass ich dieses Defizit in diesem Jahr aus dem Weg räume!“, erklärte sie in einem entschiedenen Tonfall und es fehlte nur noch, dass sie die Faust hob, um ihre Entschlossenheit zu unterstreichen. Sie klang, als würde sie eine Mission daraus machen wollen, anstatt es zur rechten Zeit am rechten Ort mit dem richtigen Mann einfach geschehen zu lassen.
 

Lucy starrte sie an. Sie konnte nicht glauben, dass Erza, ausgerechnet Erza, die schwärmerische Romantikerin, die von der einzigen, wahren, großen Liebe träumte, so etwas von sich gab. „Du… Du weißt schon, dass es für sowas keine Liste gibt, die man abhaken kann?“, versuchte sie ihre Freundin von der wilden Idee abzubringen.
 

„Du darfst so etwas nicht erzwingen, sonst bereust du es bis an dein Lebensende.“ Sie leckte sich über die Lippen und versuchte, die richtigen Worte zu finden. Das war gar nicht so einfach! „Ich meine, deine Jungfräulichkeit solltest du nicht einfach so wegwerfen, das ist etwas Besonderes. Und wenn das noch ein wenig dauert, na und, was soll’s? Zumindest hast du dann diesen Moment mit einer besonderen Person verbracht, mit dem Richtigen, und nicht jemand x-beliebigen.“
 

Lucy wusste, dass sie ihre eigenen romantischen Anwandlungen hatte und die Realität ihnen oft nicht entsprach. Aber sie erinnerte sich noch gut an ihr eigenes erstes Mal (nicht nur, weil eine gewisse Person dabei gezeugt wurde, die jetzt langsam in ihren Armen einnickte), das sie mit dem Mann verbracht hatte, den sie liebte, und sie konnte es sich nicht anders vorstellen.
 

Mit niemand anderem wäre es so perfekt geworden, auch wenn sie am Anfang ziemlich viel herumgeeiert hatten, ehe sie den richtigen Rhythmus miteinander gefunden hatten. Aber gehörte das nicht dazu? Das Lernen und Lachen und Fehler machen? Das Einander noch einmal kennenlernen auf diese neue, intime Weise?
 

Und dass Erza sich das jetzt selbst nehmen wollte aus dem fehlgeleiteten Wunsch heraus, wie alle anderen zu sein, zu den ‚Coolen Mädchen‘ zu gehören und ein Defizit aufzuholen, das gar nicht existierte. Was war bloß in sie gefahren, dass sie ausgerechnet jetzt damit anfing? Während der Schulzeit hatte sie sich nie für das andere Geschlecht interessiert, nicht so wie andere oder auch Lucy selbst.
 

Aber hatte Lucy überhaupt das Recht, ihr die Sache auszureden? Erza war durch und durch erwachsen, war in ein Studentenwohnheim gezogen, kümmerte sich um sich selbst, studierte und war sowieso immer sehr erwachsen gewesen. Mehr als gute Ratschläge geben war nicht drin. Die Rothaarige musste selbst wissen, was sie damit anfing. Oder?
 

„Du hast gut reden.“, murrte Erza währenddessen übellaunig, aber sie wirkte eher bedrückt als wütend. „Wir kriegen nicht alle unsere ‚Große Liebe‘ auf einem silbernen Teller vorgesetzt so wie du.“
 

Lucy zuckte zusammen und zog automatisch ihren Sohn enger an sich. „Silberner Teller? Nach allem, was ich durchgemacht habe, um hierher zu kommen?“, knurrte sie ungehalten und Sting bewegte sich unruhig. Sofort wandte sie sich ihm zu und drückte ihm einen Kuss auf das blonde Haar. „Schsch, ist alles gut.“, beruhigte sie ihn. Sie warf ihrer Freundin einen bösen Blick zu, die ausnahmsweise schuldbewusst aussah.
 

„Ich meinte das nicht so.“, entschuldigte Erza sich. „Ich meinte… Du und Natsu, ihr habt euch getroffen und es hat sofort gefunkt. Zack! und die Chemie hat gestimmt! Da hat einfach alles gepasst.“
 

Lucy schnaubte belustigt. „Wenn du meinst… Ich glaube, wir haben den Luigi-Zwischenfall in unterschiedlicher Erinnerung.“
 

Erza winkte ab. „Ach, auch bei den harmonischsten Paaren fliegen mal die Fetzen.“
 

Lucy verkniff es sich, sie darauf hinzuweisen, dass Natsu und sie damals kein Paar gewesen waren, ja, sich kaum eine Stunde gekannt hatten. Von solchen Kleinigkeiten ließ Erza sich nicht beirren.
 

„Was ich damit sagen will, ist, dass jeder von Anfang an sehen konnte, dass ihr wie geschaffen füreinander seid.“, erklärte Erza. „Und nicht jeder hat dieses Glück, diese Person schon so früh und so einfach zu finden wie ihr beide euch. Andere suchen bis an ihr Lebensende und finden sie doch nicht.“
 

„Du wirst den Richtigen schon noch finden.“, versuchte Lucy ihre beste Freundin zu trösten, doch die wandte sich nur ab und zog die Schultern hoch. „Aber dann will er eine erfahrene Frau, die ihn auch im Bett zufriedenstellen kann, und kein unerfahrenes Mädchen, das noch nie einen nackten Mann gesehen hat. Und darum werde ich dafür sorgen, dass ich das nicht mehr bin!“
 

„Ach, Erza…“ Lucy seufzte. Anscheinend gab es an diesem Entschluss nichts mehr zu rütteln. Wo das wohl hinführen würde…? „Den Richtigen wird es nicht interessieren, wie viel Erfahrung du im Bett hast.“
 

Erza blickte sie für einen Moment stumm an, für einen Moment, während dem sie sehr jung und sehr verletzlich wirkte. Als würde sie an Lucys Worten zweifeln oder bereits daran glauben, dass sie eine der Personen war, die auf ewig suchen würden.
 

Sie hatte schon immer viel Energie darin hineingesteckt, perfekt zu sein – perfekte Noten, perfekte Medaillen, perfektes Leben. Und Lucy fragte sich auf einmal, wie viel darauf zurückzuführen war, dass sie ihre Eltern nie gekannt hatte, von einer Pflegefamilie in die nächste geschoben worden war, ungewollt, ungeliebt. Erst bei Makarov hatte sie ihren Frieden gefunden, doch da war der Schaden schon angerichtet.
 

Erza sprach nie über ihre Vergangenheit, über die Zeit vor Makarov. Niemals und Lucy war es noch nie aufgefallen. Plötzlich fühlte sie sich selbstsüchtig. Während sie sich darüber beklagte, etwas später als ihre Freunde mit ihrem Studium beginnen zu müssen (irgendwann, irgendwie würde sie es schon hinbekommen!), kämpfte Erza mit solchen Problemen und ihr war es nie aufgefallen.
 

Aber die Rothaarige schien nicht mehr darüber sprechen zu wollen, denn ihr Gesicht wirkte für den Bruchteil einer Sekunde verschlossen, ehe sich ein erfreutes Lächeln darauf ausbreitete. „Hey, habe ich dir schon erzählt, dass Silver mich noch eine zweite Klasse unterrichten lassen will? Das sollte noch in meinen Stundenplan passen und…“ Damit lenkte sie vom Thema ab und Lucy ließ sie gewähren.
 

Erza wollte offensichtlich nicht mehr darüber sprechen. Sie war erwachsen. Sie wusste, was sie tat. Sie hatte sich auch noch nie in ihre Pläne reinreden lassen. Dieses Mal würde es nicht anders sein und sie würde tun, was sie wollte, ganz egal, wer ihr welche guten Ratschläge gab. (Einig auf Makarov hörte sie. Manchmal.)
 

Lucy nahm sich vor, Gray zu bitten, ein Auge auf die gemeinsame Freundin zu haben, und hoffte, dass sie bei ihrer verqueren Mission nicht zu sehr verletzt wurde. Diesmal war das Potential dafür außergewöhnlich hoch. Hoffentlich geriet sie nicht an jemanden, der sie ausnutzen würde, der ihr etwas Wertvolles nahm, ohne etwas zurückzugeben.
 

Darum schwor Lucy sich, da zu sein, wenn sie es musste, mit Worten, mit einer helfenden Hand oder einer Faust, wenn sie musste, und ihr dabei immer wieder Mut zuzusprechen. Irgendwann würde der Richtige für Erza schon auftauchen.

1. Erlebnis, in dem eine neue Seite aufgeschlagen werden soll

Levy, wo bleibst du denn?“ Die Stimme ihrer Mutter drang nur gedämpft zu ihr in den Keller und riss sie aus der Erwägung, ob sie lieber Salzbrezeln oder Gummibärchen essen wollte.
 

„Ich komme gleich!“, rief sie über ihre Schulter. Nach kurzem Zögern schnappte Levy sich einfach beides – immerhin war nur einmal im Jahr Silvester! Da konnte man sich schon mal etwas gönnen – und machte sich wieder auf den Rückweg nach oben. Die vertrauten Klänge einer Jazzband kamen ihr aus dem Wohnzimmer entgegen, als sie die Kellertür aufstieß, gemischt mit dem Gewirr von Stimmen.
 

„Hast du dich auf dem Weg nach unten verirrt?“, wollte ihr Vater wissen, der in seinem Ohrensessel saß, das gutmütige Gesicht halb hinter seinen Karten versteckt. Kent McGarden war ein kleiner, gemütlich aussehender Mann mit Bauchansatz und dem zerzausten, blauen Haar, das sie von ihm geerbt hatte.
 

„Ich konnte mich nicht entscheiden.“, gab sie zu und hielt beide Tüten hoch. „Also gibt’s jetzt einfach die doppelte Portion.“
 

Sofort hellten sich die Gesichter der beiden Jungs auf, die nebeneinander auf dem Sofa hockten – beide hochgewachsen und schlank, beinahe schon dürr, der eine mit einem spitzen Kinn und orangeroten Borsten, der andere mit einem eher kantigen Gesicht und zurückgekämmten, schwarzen Haaren.
 

Jet und Droy waren schon seit dem Kindergarten ihre besten Freunde, obwohl sie etwas älter waren, und traditionell verbrachten sie Silvester zusammen, jedes Jahr reihum. Levy war schon in Sorge, gewesen, dass es dieses Mal nicht klappen würde, da ihre Wege im vergehenden Jahr so auseinandergegangen waren. Immerhin hatten die beiden ihre Ausbildungen angefangen, neue Freunde gefunden und andere Prioritäten als sie.
 

Levy dagegen machte ihren Abschluss erst im nächsten Jahr und würde danach gleich an die Universität von Magnolia wechseln. Aber sie hätte sich gar keine Sorgen zu machen brauchen, dass Jet und Droy diese Nacht lieber auf einer Party oder dergleichen verbringen wollten, denn sie hatten mit Freuden zugesagt, als sie angefragt hatte.
 

„Tolle Idee!“, lobte Droy sofort und Kent erhob sich schmunzelnd. „Ich sag mal deiner Mutter Bescheid, dass wir zwei Schüsseln brauchen.“ Damit verschwand er durch die geweißelte Holztür in die Küche.
 

Levy ließ die Tüten auf den Tisch fallen und sich selbst zwischen die Jungs auf das Sofa. „Schön, dass ihr heute kommen konntet.“, sagte sie. „Ohne euch macht es nur halb so viel Spaß.“
 

„Wie könnten wir nicht?“, verlangte Droy zu wissen. „Sonst hätte irgendwas gefehlt.“
 

„Zumal wir schon viel zu lang nicht mehr alle drei zusammen waren.“ Jet lehnte sich zurück und runzelte die Stirn. „Dabei haben wir früher alle Nase lang was unternommen. Warum tun wir das nicht mehr?“
 

„Weil jetzt jeder sein eigenes Leben hat und wir uns nicht mehr in der Schule treffen?“, schlug Levy vor, die diese Entwicklung selbst bedauerte. Früher einmal waren sie in die gleiche Klasse gegangen, aber damit war es schon seit einiger Zeit vorbei. Trotzdem hatten sie sich immer in den Pausen und Freistunden getroffen, soweit es ihnen möglich war. Aber auch das war Vergangenheit, seit die beiden von der Schule abgegangen waren.
 

Jet boxte sie leicht gegen die Schulter. „Aber uns verbindet doch viel mehr als die blöde Schule.“
 

„Genau!“, pflichtete Droy ihm bei. „Wir müssen halt den Arsch hochkriegen, Termine werden wir schon finden. Wir sollten uns das vornehmen, heute ist der richtige Tag dafür.“
 

Jet richtete sich lebhaft wieder auf. „Jede Woche mindestens einmal treffen sollte drin sein, oder?“
 

„Okay! Ein weiterer Punkt auf meiner Liste!“, stimmte Levy begeistert zu. Ein Punkt, bei dem es ihr nicht schwerfallen würde, ihn zu erfüllen.
 

Das brachte ihr fragende Blicke ein. „Du hast eine Liste?“, wollte Jet dann neugierig wissen und Droy hakte nach: „Was steht denn drauf?“
 

Einen Moment war Levy versucht kichernd „Das verrate ich euch nicht!“ zu rufen, aber stattdessen erklärte sie verlegen: „Sie ist gar nicht so lang. Ich hoffe, ich kann die Punkte darauf trotzdem erfüllen.“
 

„Keine Sorge!“, versicherte Droy ihr sofort. „Du kriegst das hin! Immerhin bist du Levy!“
 

„Die Frau mit dem Plan!“, fügte auch Jet aufmunternd hinzu und Levy wurde rot. Das Vertrauen, das die beiden stets in sie setzten, war unendlich und immer wieder kam sie sich ungenügend vor. Sie konnte keine Berge versetzen, sie war auch nur ein Mensch. Aber sie musste es zumindest versuchen, richtig?
 

„Zuerst hab ich mir fest vorgenommen, in der Uni genauso erfolgreich zu sein wie in der Schule.“ Das hieß, büffeln bis zum Abwinken, keine Sekunde Unaufmerksamkeit im Unterricht, lauter Bestnoten nach Hause bringen… Es war anstrengend, ja, aber es lohnte sich! Und sie liebte es!
 

„Levy…“, erklärte Jet langsam und düster. Erschrocken blickte sie ihn an – was stimmte damit nicht? Doch er sprach schon weiter: „Der Punkt ist langweilig! Davon geht hier jeder aus, du kleines Genie. Nächster!“ Droy lachte laut heraus und nach einem Moment grinste auch Jet.
 

Levy warf ihnen böse Blicke zu, aber nach einem Moment musste sie ihnen zugestehen, dass sie recht hatten. Leise in sich hineinlächelnd hob sie zwei Finger. „Außerdem will ich anfangen, einen Sport zu machen. Ich konnte das bisher ja nicht und hab gar nicht daran gedacht, aber das fiel mir letztens ein. Ich weiß nur noch nicht, was genau.“
 

„Du könntest mit zum Traillaufen kommen!“, schlug Jet sofort vor und seine Augen wanderten träumerisch in die Ferne. „Wir können uns gemeinsam Touren überlegen und losziehen!“
 

Er war immer begeistert dabei, jemanden für seinen Lieblingssport zu werben, aber Levy brauchte kein Hellseher zu sein, um seine tatsächlichen Gedanken zu erraten. Vermutlich sah er sie beide schon als die Akteure in einer romantischen Komödie. Wie Levy über das neue Hobby neue Seiten an ihm entdeckte, sich Hals über Kopf in ihn verliebte und sie beide nach einigen lustig-überspannten Verwicklungen zusammenkamen. Happy End.
 

Aber das war natürlich Blödsinn.
 

Nachdem sie ihm und dann Droy vor ein paar Jahren beiden kurz nacheinander einen Korb gegeben hatte, hatte sich das Thema wieder erledigt gehabt. Beide waren sie groß genug gewesen, um ihre Freundschaft zu Levy und zueinander nicht darunter leiden zu lassen, das rechnete sie ihnen hoch an. Auch wussten sie, dass es ihr unangenehm war, also bemühten sie sich, es nicht weiter zu Sprache kommen zu lassen. Aber hin und wieder kam es doch mal durch. Wie jetzt zum Beispiel.
 

Um Droy nicht auch irgendeinen verrückte Idee vorbringen zu lassen (dabei machte er gar keinen Sport!), sprach sie mit rotem Kopf schnell weiter: „Außerdem will ich mehr Freunde finden!“ Jetzt zogen sie lange Gesichter. Das hatte ihnen wohl den Wind aus den Segeln genommen.
 

„Sind wir dir denn nicht mehr genug?!“, protestierte Droy und er klang ehrlich verletzt.
 

Levy blickte ihn erschrocken an. „Nein! Natürlich nicht! Ihr seid meine besten Freunde und das wird sich niemals ändern!“
 

„Aber?“, hakte Jet nach.
 

Levy hob die Hände. „Naja, kann ich nicht noch andere Freunde haben?“
 

Jetzt blickten die beiden ziemlich betreten aus der Wäsche und Jet wurde sogar rot.
 

Sie lachte, um die Stimmung wieder zu heben. Mit der Aussage hatte sie den beiden kein schlechtes Gewissen machen wollen! Im Gegenteil, sie meinte, was sie gesagt hatte – Jet und Droy waren nicht ersetzbar für sie, nicht nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten. „Es ist ja nicht eure Schuld, dass ich es bis jetzt nicht hingekriegt habe, mehr Freunde zu finden.“
 

Das war ihre ganz eigene. Nicht nur, dass sie immer etwas jünger als die anderen in ihrem Jahrgang gewesen war, sie war auch noch ziemlich schüchtern und das ständige, medizinisch bedingte Fehlen hatte auch nicht beigetragen, um ihre Mitschüler ihr gegenüber aufzuwärmen. Zumal sie sehr rasch das Prädikat Streber abbekommen hatte.
 

Und außerhalb der Schule…? Für sie war es schon anstrengend genug gewesen, überhaupt die Schule zu überleben, da konnte sie nicht auch noch ständig irgendwie raus. Sport war immer flachgefallen, das hätte sie wortwörtlich umgebracht, sie hatte keinen musikalischen Knochen im Leibe und die meisten ihrer Hobbys waren eher einzelgängerisch. In den letzten zwei Jahren hatte es wegen der Operation sowieso einige Umstellungen gegeben, daran, Kontakte zu knüpfen, war also gar nicht zu denken gewesen.
 

Aber das würde sich jetzt ändern! All ihre medizinischen Probleme gehörten der Vergangenheit an (okay, okay, ein paar Medikamente hatte sie noch zu nehmen und überanstrengen durfte sie sich auch nicht, aber das war alles nicht der Rede wert) und sie würde in eine facettenreiche Umgebung mit lauter verschiedenen Leuten eintreten, die alle in einer Altersgruppe steckten, die zehn Jahre umfasste. Außerdem würde sie in ihren Kommilitonen sicher einige finden, die ihre Interessen teilten! Immerhin studierten sie alle dasselbe!
 

„Aber vergiss uns über deine nigelnagelneuen Freunde nicht, hörst du!“, verlangte Droy.
 

„Wir haben eben ausgemacht, uns jede Woche zu treffen.“, war Jet ausnahmsweise einmal logisch und Levy knuffte den Schwarzhaarigen in die Seite. „Natürlich nicht!“
 

„Dann ist ja gut.“ Zufrieden verschränkte Droy die Hände hinter dem Kopf.
 

Für einen Moment verfielen sie in Schweigen, während sie alle ihren eigenen Gedanken nachhingen. „Wo bleiben eigentlich deine Eltern?“, wollte Droy dann wissen.
 

„Vermutlich turteln sie in der Küche.“, murmelte Levy, der das wie frischverliebte Verhalten ihrer Eltern manchmal peinlich war, zumindest wenn sie sich in aller Öffentlichkeit so aufführten. Dabei beneidete sie sie insgeheim ein wenig darum, eine so harmonische, starke Beziehung zu führen, und wünschte sich, auch einmal einen solchen Partner zu finden.
 

„War das deine ganze Liste?“, fragte Jet. „Ich meine, drei Punkte ist nicht sehr viel.“
 

„Vier jetzt.“, warf Droy ein.
 

„Vier.“, gestand Jet ein. „Auch kein großer Unterschied.“
 

„Ne-nein, eigentlich nicht.“, gab Levy zu und sank tiefer in das Sofa, während sie fühlte, dass ihr Gesicht heiß wurde. Sie schnappte sich ein Kissen, um die aufsteigende Röte dahinter zu verbergen.
 

Warum hatte sie das gesagt? Eigentlich wollte sie diesen Punkt auf ihrer Liste nicht eingehen, schon gar nicht mit diesen beiden. Nicht nur, dass sie bei dem Thema immer noch rot wurde, wie sie auch jetzt wieder mal demonstrierte, sie wollte die beiden auch nicht verletzen. Irgendwann wird es sowieso dazu kommen, schalt sie sich. Auf keinen Fall würde sie sich in einen der beiden verlieben! Aber irgendwann ganz sicher in jemand anderen und dann würden sie sowieso über diese Angelegenheit sprechen müssen.
 

„Und?“, fragte Droy neugierig, als sie nicht antwortete.
 

„Ich… öh…“, stotterte sie und die erwartungsvollen Blicke der beiden machten ihr die Sache nicht gerade einfacher. „I-ich will mi-mich endlich mal richtig ver-verlieben.“, gestand sie dann nuschelnd.
 

Jet und Droy starrten sie vom Donner gerührt an und brachten kein Wort heraus. Ihren Gesichtsausdrücken konnte man aber ganz genau ablesen, was sie von diesem Vorsatz hielten.
 

Verlegen sprang Levy auf und ging zum CD-Spieler hinüber, der schon vor einer Weile verstummt war. „Ich mei-meine, ich war noch nie verliebt und so!“, platzte es aus ihr heraus. „Und ich will das auch mal erleben!“ In ihren Büchern las sie immer darüber, wie großartig das war, wie wundervoll…!
 

Aber ihr selbst war es noch nicht vergönnt gewesen, den Richtigen zu treffen. Das mochte auch ein wenig an ihrem (zwangsweise) einsiedlerischen Lebensstil liegen, aber das war ja noch kein Grund, jetzt zu verzweifeln. Nächstes Jahr würde sie das ändern – und irgendwie ging es ja auch Hand in Hand mit dem vorherigen Punkt auf ihrer Liste. Wenn sie mehr Freunde fand, würde sie mehr rauskommen und mehr Leute treffen und mehr Freunde. Und vielleicht war darunter auch derjenige welcher.
 

„Du… Du wirst schon jemanden finden.“, bot Jet an, doch in seiner Stimme fehlte die rechte Begeisterung. Droy nickte stumm, aber er erwiderte ihren Blick nicht.
 

Trotzdem entschied sie, es als Unterstützung zu nehmen. „Danke, Jungs! Dass ihr an meiner Seite seid, bedeutet mir viel!“
 

„Aber das heißt nicht, dass wir jeden einfach so an deiner Seite akzeptieren.“, schränkte Droy ein und hob eine Faust. „Lass dir das schon mal gesagt sein, dass wir ihn sorgfältig durchleuchten und jeder Auffälligkeit nachgehen werden!“
 

„Genau!“, stimmte Jet entschlossen zu.
 

Levy sackte in sich zusammen. Sie hatte es schon vor Augen, dass die beiden ihren eventuellen zukünftigen Freund in eine Ecke drängten und ihn bedrohten. Ob sie je die Chance hatte, jemanden von sich zu überzeugen, wenn die zwei ständig dazwischenfunkten…? Sie war ihnen ja dankbar um die Sorge, aber sie konnten es wirklich übertreiben.
 

„Das ist wirklich nicht nötig, Jungs.“, versuchte sie sie zu überzeugen. „Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen.“
 

Die Antwort war nur ein Paar mitleidiger Lächeln. „Lass das nur unsere Sorge sein, Levy.“, erklärte Jet und Droy versprach: „Wir passen auf dich auf.“
 

Sie lächelte unsicher, aber zum Glück kam sie um eine Antwort herum, denn ihre Eltern wählten genau diesen Moment, um ins Wohnzimmer zurückzukommen. Kent trug eine Platte mit geschnittenem Obst und seine Frau zwei leere Schüsseln für die Snacks. Das runde Gesicht ihrer Mutter war leicht gerötet vom Wein, dem sie an diesem Abend großzügig zugesprochen hatte (einmal im Jahr war ihr das ja wohl gestattet), und sie strahlte über das ganze Gesicht. „Wer will Obst?“
 

Rasch wandte Levy sich wieder der Musikanlage zu, um die CD zu wechseln und ihren eigenen Gedanken wieder zu ordnen. Hinter ihr hörte sie das Rascheln der Plastiktüten und das plätschernde Gespräch über Essen und Feuerwerk und Levy starrte für einen Moment blicklos auf die CD in ihren Händen.
 

Den letzten und wichtigsten Punkt auf ihrer Liste hatte sie nicht verraten: Selbstständiger werden.

3. Geschichte, in der ein Brautkleid gekauft wird

Erza, bitte denk daran, dass wir ein Budget haben.“ Abgelenkt warf Lucy einen Blick zu ihrer Freundin, die schon ein ganzes Stück vor ihr marschierte. Gleichzeitig versucht sie, Sting in die korrekte Richtung zu lenken, aber der kleine Junge war ein größerer Wirrkopf als sein Vater und wurde ständig von etwas Neuem abgelenkt.
 

Erzas Faltenrock wippte bei jedem ihrer Schritte und als sie jetzt herumfuhr, wirbelte er dramatisch hoch. „Aber diese Gelegenheit hast du nur ein einziges Mal in deinem Leben!“, verkündete sie. „Du musst sie ergreifen!“
 

Erza war Feuer und Flamme für ihre neueste Mission: die Hochzeit von Natsu und Lucy. Obwohl diese beide dankbar für die tatkräftige Unterstützung waren, war Erzas Tendenz dazu, über das Ziel hinauszuschießen, nicht verschwunden. (Das beunruhigte sogar Natsu – wenn es um Erzas Anwandlungen ging, bewies selbst er erstaunlich viel gesunden Menschenverstand.) Ein echtes Schloss als Location hatten sie ihr jedenfalls schon ausreden müssen.
 

Lucy bedauerte dies sehr – als Kind hatte sie immer von einer echten Märchenhochzeit geträumt inklusive Schloss, Kutsche mit weißen Pferden davor, Tauben, die bei dem Kuss gen Himmel losgelassen wurden, ein Orchester, das alles mit zauberhafter Musik untermalte… Geld hatte damals keine Rolle gespielt, weil ihr Vater davon ja im Übermaß besaß.
 

Jetzt reute es sie am meisten, dass Jude nicht dabei sein würde.
 

Trotz allem, was vorgefallen war, er war noch immer ihr Vater, sie liebte ihn und sie heiratete nur ein einziges Mal. Sie hätte ihn gerne dabei gehabt. (Einer der wichtigsten Punkte ihrer Kindheitsvorstellung war gewesen, an seinem Arm den Mittelgang hinunterzugehen, nach vorne zum Altar, wo ihr Bräutigam auf sie wartete. Daraus wurde jetzt wohl nichts mehr…)
 

„Aber davon werden die Sachen auch nicht billiger.“, protestierte Lucy. Im Gegenteil… Ihr schauderte bei dem Gedanken daran, wie viel Geld sie für diesen einen Tag ausgeben würde und für Dinge, die sie nur ein einziges Mal brauchen würde. Trotzdem gab es einige Dinge, auf die sie auf keinen Fall verzichten wollte. Und das Brautkleid stand ganz oben auf dieser Liste.
 

Das Kleid, für das Erza und sie jetzt unterwegs waren. Und Sting nicht zu vergessen, wegen dem sie nur sehr langsam vorankamen. „Hund, Mama!“
 

Lucy folgte dem Fingerzeig mit dem Blick und antwortete: „Ich sehe ihn, mein Schatz. Willst du, dass Tante Erza dich trägt?“
 

Sofort wandte der Junge sich ihr zu und freute sich. „Jaaah!“ Er strahlte über das ganze Gesicht und wenn Erza je vorgehabt hatte zu widersprechen, erstarb damit jeder Protest. Stattdessen drückte sie nur Lucy ihre Handtasche in die Arme und hob Sting hoch, der es sich gern gefallen ließ. Er schlang die Arme um Erzas Hals und sah sich mit großen Augen um. Es war immer wieder lustig zu sehen, wie sehr er sie um den kleinen Finger gewickelt hatte.
 

Jetzt kamen sie eindeutig schneller voran und bald darauf erreichten sie Atelier Stella, das bekannteste und beste Geschäft für Brautmode, das Magnolia zu bieten hatte. Hier kaufte im Grunde jeder ein, der Rang und Namen hatte und sich sein Brautkleid nicht direkt von einem Designer entwerfen ließ. Aber auch Leute, die weniger gut bei Kasse waren, konnten hier etwas finden.
 

Igneel hatte sie und Natsu schon bald nach der Verlobung beiseite genommen und ihnen erklärt, solange sie nicht völlig über die Strenge schlugen, sollte Geld kein Problem sein. Vielleicht sollten sie kein zu großes Hochzeitsgeschenk erwarten, aber darum machte Lucy sich absolut keine Sorgen.
 

Aus diesem Grund hatte Lucy auch nicht widersprochen, als Erza sie auf direktem Wege hierher führte. Die Front des Ladens war edel in Weiß gehalten und der Name stand mit goldenen, geschwungenen Buchstaben über der altmodisch-schicken Tür. Es gab drei große Fenster, in denen die Auslage vor einer dunkelblauen Stoffkulisse angerichtet waren.
 

Im größten davon befand sich nur ein einziges, großartiges Brautkleid auf einem Mannequin mit allen Schikanen – Schleppe, Stickereien, Spitze und einem weiten Satinrock. Ansonsten befand sich nur noch Dekoration im Schaufenster. Die anderen beiden boten etwas mehr Ware – Schuhe, Schleier, Schmuck und zwei süße, weißrosa Kleidchen für Blumenmädchen.
 

Für einen Moment bedauerte Lucy, dass Sting ein Junge war, aber dann schob sie den Gedanken beiseite und trat ein. Eine leise, melodische Klingel über der Tür kündigte ihre Ankunft ein und sanfte Musik empfing sie. Es roch angenehm sanft nach Vanille und Kaffee und die Atmosphäre wirkte beruhigend. Trotzdem schlug ihr Herz mit einem Mal erwartungsvoll bis zum Hals.
 

Der Laden war noch größer und vor allem tiefer, als er von außen wirkte, und ganz in altrosa und lavendel gehaltene Trennwände unterteilten ihn in kleinere Abschnitte. Eine Handvoll Sofas mit Rosenüberzug sowie Spiegel waren an strategischen Stellen verteilt und ein paar Bilder an den Wänden brachten etwas Farbe herein.
 

Durch das Oberlicht und goldene Strahler war der große Raum hell und freundlich. Rechts befand sich eine Wand voller Nischen und Vorsprünge, auf denen Schuhe standen, und ganz im Hintergrund war eine kleine Schmuckabteilung abgetrennt worden. Darüber hinaus gab es überall Ständer mit dutzenden von weißen Kleidern sowie einige Mannequins, allerdings weniger, als Lucy erwartet hatte. Alles wirkte sehr geräumig und offen. Zwischendurch blitzte auch einmal Farbe auf, wenn ihr Blick auf ein Gestell mit Kleidern für Brautjungfern fiel.
 

Kurz entschlossen ging Lucy auf den Verkaufstresen zu, hinter der eine junge, perfekt gestylte Frau stand und ihnen ein einnehmendes Lächeln schenkte. „Willkommen im Atelier Stella!“, begrüßte sie sie zuvorkommend. „Eine unserer Verkäuferinnen wird sich sofort um sie kümmern. Darf ich Ihnen in der Zwischenzeit einen Kaffee oder etwas anderes anbieten oder wollen Sie sich schon mal ein wenig umsehen?“
 

Ehe Lucy antworten konnte, trompetete Sting: „Kekse!“ Natürlich hatte er die Kommode mit dem Kaffeeautomaten, einer Ansammlung von kleinen Flaschen und dem großen Teller voller Cookies, die halb hinter der Theke stand, sofort entdeckt.
 

Die Verkäuferin schmunzelte belustigt und wandte sich sofort um, um einen der Kekse zu nehmen. „Hier, bitte schön, junger Mann.“, sagte sie, als sie ihn an das Kind weiterreichte.
 

Stings Gesicht hellte sich noch weiter auf. „Keks, Mama!“
 

„Dankeschön.“, sagte Lucy zu der Frau. „Wir schauen uns erstmal kurz um, wenn das in Ordnung ist.“
 

„Natürlich.“
 

Erza setzte ihren Patensohn wieder auf den Boden und er hängte sich sofort an Lucys Hand, als sie sie ihm hinstreckte und neben ihm in die Hocke ging. „Du darfst hier nichts anfassen, okay?“ Sting, den Mund voller Keks, starrte sie aus großen Augen an und nickte ernsthaft.
 

Trotzdem behielt sie ihn an der Hand, ehe sie Erza folgte, die sich schon mit sichtbarer Begeisterung auf das Angebot stürzte. „Hier, was hältst du davon?“ Sie deutete auf das nächstbeste Mannequin, das in einem geradezu schlichten Kleid aus Spitze und Tüll steckte. Nur am Herzchenausschnitt gab es einige aufregende Stickereien aus Perlen und Strass und statt eines Gürtels gab es eine Satinschärpe in dunklem Violett.
 

„Es ist süß…“, gab Lucy zu, aber so wirklich überzeugt war sie davon nicht.
 

Erza kam nicht aus dem Takt und ging sofort zum nächsten Kleid weiter, ein Traum aus elfenbeinfarbener Spitze und Satin mit kurzer Schleppe und schlanker Silhouette. Erwartungsvoll blickte sie zu ihrer Freundin hinüber.
 

„Das ist hübsch.“, gab Lucy zu, aber sie konnte sich nicht darin sehen. Tatsächlich fühlte sie sich mit einem Mal überfordert. Zwei Tage lang hatte sie sich darauf gefreut, hierher zu kommen und sich ein Kleid auszusuchen, ein Kleid für den Tag, an dem sie ihren perfekten Mann heiraten würde. Erza und sie hatten bis spät in die Nacht gemeinsam über ihrem Laptop gesessen und sich so viele verschiedene Inspirationen aus dem Internet geholt, dass ihr Kopf davor geschwirrt.
 

Aber jetzt, da sie hier war, wollte sie einfach nur das Richtige finden und sofort wieder verschwinden. Das Angebot hier war ihr auf den ersten Blick ein wenig karg vorgekommen, aber jetzt war es viel zu viel. Wie sollte sie unter all diesen Kleidern das richtige finden, das, das perfekt für sie war? Wie konnte sie entscheiden, dass es dieses war und nicht jenes oder das da drüben?!
 

„Lucy?“ Erzas Stimme riss sie aus den Gedanken und sie warf ihrer Freundin ein entschuldigendes Lächeln zu.
 

„Ich… Es ist nur so viel.“, gab sie zu und Erza nickte verständnisvoll. Sie legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz. „Du musst dich noch nicht jetzt entscheiden, ein paar Wochen haben wir ja noch Zeit.“, sagte sie. „Wir können jetzt erstmal schauen und du kannst vielleicht das eine oder andere, das dir besonders gefällt, ausprobieren. Ich mache Fotos, dann können wir später vergleichen. Was sagst du?“
 

Lucy atmete tief ein und ließ die beruhigenden Worte auf sich wirken. Dann nickte sie und rieb sich kurz über das Gesicht. „Du hast natürlich recht. Es ist nur… Es soll alles perfekt sein, weißt du?“ Zumindest alles, das in ihrer Macht lag.
 

Erza schlug ihr einmal auf die Schulter und nickte. „Dafür werden wir sorgen. Keine Sorge, wir finden dein perfektes Kleid!“
 

Ein höfliches Räuspern riss ihre Aufmerksamkeit auf die eine Frau mittleren Alters, die etwas entfernt stand. Sie trug ein schickes Kostüm in Schwarz und ihr Gesicht war so perfekt geschminkt, dass selbst Lucy neidisch wurde. Das Namensschild an ihrem Kragen wies sie als Verkäuferin aus und als sie bemerkte, dass sie ihre Aufmerksamkeit hatte, trat sie zu ihnen.
 

„Guten Tag, ich bin Aubrey.“, stellte sie sich vor und reichte erst Erza, dann Lucy die Hand. Sting bedachte sie nur kurz mit einem stirnrunzelnden Blick, als befürchtete sie, dass er mit schmutzigen Fingern an ihre wertvolle Ware ging. Auf der einen Seite konnte Lucy das verstehen, auf der anderen hatte sie nicht vor, das zuzulassen.
 

Aber die Frau überging den Moment einfach und lächelte professionell. „Ich werde mich um Sie kümmern und dafür sorgen, dass wir alle Ihre Wünsche miteinbezogen werden. Sie werden hier das perfekte Kleid für Ihren großen Tag bekommen. Wir haben ein weites Angebot an Kleidern und können, wenn Sie bereits ein spezielles Kleid von einer unserer Marken ins Auge gefasst haben, es natürlich auch bestellen.“
 

„Mama, nochmal Keks?“, mischte sich Sting ein und starrte aus bittenden Augen zu Lucy hoch. Es war ziemlich schwer, seinem Blick zu widerstehen; diese Mischung aus kobaltblauen Hündchenaugen und niedlichem Kindergesicht hatte schon härtere Leute aus Lucy nachgeben lassen. Allerdings hatte sie Übung darin. (Wie viele Mädchenherzen er mit diesen blauen Augen, vor allem kombiniert mit dem patentierten Dragneel-Lächeln, irgendwann einmal brechen würde, wollte sie jetzt noch gar nicht wissen.)
 

„Vielleicht später, mein Schatz.“, antwortete sie und kramte kurz in ihrer Tasche, um sein Lieblingsstofftier herauszuziehen. „Willst du Drachi haben?“ Sein Gesicht hellte sich auf und er griff danach, ausreichend abgelenkt.
 

Aubrey hatte die Szene mit einem kleinen Lächeln mit angesehen. „Was für ein hübscher, kleiner Kerl. Wird er sich hier auch nicht langweilen?“
 

Lucy hob die Schultern. Sie hatte nicht wirklich eine Wahl gehabt, ansonsten hätte sie ihren Sohn für diesen Shoppingtrip anderswo gelassen. „Alle unsere Babysitter sind gerade nicht zu greifen und sein Vater ist gerade geschäftlich unterwegs.“
 

Aubrey nickte, als würde sie dieses Problem nur zu gut verstehen, und wandte sich mit einem breiten Lächeln an Erza. „Aber es ist trotzdem gut, dass Sie Unterstützung mitgebracht haben. Auch wenn die meisten unserer Kundinnen neben ihrer besten Freundin auch ihre Mutter mitbringen.“
 

Die beiden jungen Frauen wechselten einen Blick und Lucy erklärte: „Ich bin es, die ein Kleid sucht.“ Sie fügte nicht hinzu, dass ihre Mutter tot war, das ging die Verkäuferin nun wirklich nichts an.
 

Aubreys Lächeln wankte und wurde eine Spur schmaler, während ihr Blick erneut zu Sting huschte und dann Lucy ins Auge fasste. Die brauchte keine Telepathin zu sein, um ihre Gedanken zu lesen. So jung und schon ein Kind? Und noch nicht einmal verheiratet?! Sie fühlte, wie sich ihre Hand ärgerlich zur Faust ballte, und versuchte rasch, sich zu entspannen.
 

„Also gut.“, sagte die Verkäuferin nach einem zu langen Moment und ihre Stimme klang merklich kühler. „Was haben Sie denn für Vorstellungen betreffend Ihres Kleides?“
 

Lucy blinzelte und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann schloss sie ihn wieder. Es kam selten vor, doch hin und wieder begegnete sie Leuten, die sie offen dafür kritisierten, so jung schon ein Kind zu haben. Vielleicht lag es daran, dass sie ziemlich erwachsen aussah. Daher wusste sie nicht genau, wie sie jetzt reagieren sollte – zumal die Frau nicht einmal was gesagt hatte, auch wenn ihre urteilenden Blicke laut genug sprachen.
 

Erza kam ihr zu Hilfe. „Wir haben schon darüber geredet. Ein echtes Märchenhochzeittraumkleid muss es sein, strahlend Weiß!“ Sie deutete auf das Mannequin, neben dem sie noch standen. „Mit Schleppe und viel Spitze, ein Kleid wie für eine Prinzessin.“
 

Aubrey zog skeptisch eine feine Augenbraue hoch und warf Lucy einen weiteren Blick zu. „Nun denn, ich werde sehen, was ich habe und Ihnen einige Exemplare vorschlagen. Sie können sie dann gleich anprobieren.“
 

Nachdem Lucy ihr ihre Maße mitgeteilt hatte (was ihr eine skeptisch hochgezogene Augenbraue eingebracht hatte; glaube die Frau etwa, sie log sie an?), damit sie gleich die richtige Größe aussuchen konnte, entfernte Aubrey entfernte sich mit raschen Schritten. Lucy starrte ihr einen Moment mit zusammengezogenen Brauen hinterher, wie sie einen der Ständer ansteuerte. Anscheinend hatte die Frau beschlossen, professionell zu bleiben und ihre eigenen Vorurteile nicht in den Weg eines potentiellen Verkaufs kommen zu lassen.
 

Sie blickte zu Erza hinüber, doch die hatte ihre Aufmerksamkeit bereits ihrem Patensohn zugewandt und ging jetzt neben diesem in die Hocke. „Du bleibst für die Zeit, in der deine Mama sich in eine Prinzessin verwandelt, bei mir, okay?“ Sting blickte von seinem Drachen auf und sah dann verwirrt von ihr zu seiner Mutter. Die warf ihm einen aufmunternden Blick zu, so dass er ohne weitere Widersprüche Erzas Hand ergriff, als diese sie ihm hinstreckte. Langsam gingen sie tiefer in den Laden, bis sie einen noch unbesetzten Diwan fanden bei den Umkleidekabinen fanden.
 

„Kommen Sie, ich habe etwas für Sie gefunden. Probieren Sie es an.“ Aubrey tauchte so plötzlich wieder auf, dass Lucy erschrocken zusammenzuckte. Sie hielt ein langes, weißes Kleid über dem Arm und packte die Blondine am Oberarm, um sie mit sich zu ziehen. Oder vielleicht war ‚zerren‘ das richtige Wort. „Sie kommen hier schon zurecht, oder?“, wollte sie von Erza wissen, die eben Sting auf den Diwan setzte. Sie wartete kaum auf eine Antwort, sondern schob Lucy in eine Umkleidekabine. „Wenn Sie Hilfe brauchen, sagen Sie Bescheid.“
 

Überrumpelt ließ Lucy sich mitschleifen und griff automatisch zu, als die Frau ihr das Kleid in die Arme drückte. Fast würde sie glauben, dass man sie so schnell wie möglich wieder loswerden wollte… Aber in Anbetracht der Tatsache, dass man sie hier nicht sehr willkommen fühlen ließ, hatte sie auch gar nichts gegen diesen Plan.
 

Sie schlüpfte aus ihren Schuhen, dem Top und den kurzen Shorts und suchte sich dann einen Weg in das Kleid hinein. Es war überraschend unkompliziert, da es am Rücken mit einem hinter Strassknöpfen verborgenen Reißverschluss geschlossen wurde, trotz der Tatsache, dass praktisch alles oberhalb ihres Hinterns nur mit einer hauchdünnen Schicht an durchsichtigem Stoff und ein bisschen Spitze an den Rändern bedeckt war.
 

Allerdings… Nach etwa einer Minute gab sie den Kampf auf, den Reißverschluss selbst schließen zu wollen und räusperte sich. „Ähm… Entschuldigung, können Sie mir kurz helfen?“
 

Als keine Antwort kam streckte sie den Kopf aus der Kabine und sah sich nach Aubrey um, die ein Stück entfernt stand und mit einer anderen Verkäuferin plauderte. Erza zog fragend eine Augenbraue hoch, als sie Lucy bemerkte, doch die verzog nur ärgerlich den Mund.
 

Leider nahm Sting ihre Freundin gerade völlig in Beschlag, so dass diese nicht kurz hereinschlüpfen und ihr zur Hand gehen konnte. Wer wusste schon, was dem kleinen Racker einfiel, wenn sie ihn alleine ließen? Darauf wollte sie es jetzt wirklich nicht ankommen lassen, auch wenn er sich bis jetzt mustergültig aufführte.
 

„Ähm, Aubrey…“ Warum hatte sie ausgerechnet diese Hexe abgekriegt, die erst nach dem zweiten Rufen reagierte und vermutlich auch nur, weil ihre Kollegin sie auf Lucy aufmerksam machte? „Ich bräuchte kurz Hilfe.“
 

Die Frau nickte, warf ihrer Mitarbeiterin einen leidgeprüften Blick zu und kam herüber. „Ich kriege den Reisverschluss so nicht zu.“, erklärte Lucy, nachdem einen Moment gar nichts geschah, und trat zurück, damit die Verkäuferin ebenfalls Platz hatte.
 

Aubreys Hände waren gröber, als sie es hätten sein müssen, aber Lucy verbiss sich jede Bemerkung. Auf diese Art wurde einem auch jeder Spaß verdorben! Dabei hatte sie sich so darauf gefreut, das Kleid kaufen zu gehen! Es hätte ein vergnüglicher Mittag mit ihrer besten Freundin und ihrem Sohn werden sollen. Und jetzt sowas!
 

Nachdem Aubrey wieder zurückgetreten und in den Verkaufsraum verschwunden war, holte Lucy tief Luft und schluckte ihren Ärger herunter. Was ging diese alte Hexe ihr Privatleben und ihre Familie an! Die war doch nur neidisch, weil sie so etwas Wunderbares nicht hatte! Lucy ballte die Fäuste und atmete erneut langsam ein und aus, bis sie sich beruhigt hatte, ehe sie die Umkleidekabine ebenfalls verließ.
 

Erza hatte Sting inzwischen auf den Schoss gezogen und beide sahen sie Lucy gespannt entgegen. Über Erzas Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und Stings Augen wurden groß, als er sie sah. „Schön, Mama!“
 

Auch Erza nickte eifrig und deutete zum Spiegel. „Das sieht toll aus! Wie gefällst du dir darin?“
 

Lucy gestattete sich, von ihrer Begeisterung mitgerissen zu werden, und raffe den Rock, um vor den besagten Spiegel zu treten. Es war seltsam, schoss es ihr durch den Kopf, als sie ihr Abbild aus großen Augen betrachtete, sich selbst auf diese Art zu sehen. Das Weiß und der typische Stil, der eindeutig sagte, dass es ein Brautkleid war, ließen die Realität, dass sie Natsu heiraten würde noch deutlicher werden als bisher schon. Dabei kehrten ihre Gedanken immer wieder dazu zurück, zu dem wundervollen Moment unter dem Sternenhimmel, als er ihr den Antrag gemacht hatte, und zu der Tatsache, dass sie Natsu heiraten würde!
 

Es war nicht das erste wirklich schicke Kleid, das sie trug. Im Gegenteil, als Tochter ihres Vaters hatte sie sich schon oft wie eine Prinzessin fühlen dürfen; mit großartigen Ball- und wunderbaren Abendkleidern kannte sie sich aus. Aber dieses feine, reinweiße Kleid aus Spitze, Satin und Tüll war doch etwas ganz anderes. Es waren die Gefühle, entschied sie, das Glück und ihre überschäumende Freude darüber, dass sie Natsu heiraten würde.
 

Sie ließ den Rock wieder los und strich ihn glatt, ehe sie, den Blick nicht von ihrem Spiegelbild abwendend, sich leicht drehte. Der Rock war bis zur Mitte ihrer Oberschenkel enganliegend, so dass ihre Kurven und die schlanke Taille betont wurden. Darunter fächerte er weiter aus, was sehr elegant wirkte.
 

Die Spitze, die das Kleid komplett überzog, wurde weniger dicht, so dass der Blick auf den cremefarbenen Unterrock freigegeben wurde, und der Saum streifte über den Boden und ging nach hinten in eine kurze Schleppe über. Der Rücken war mit Spitze eingefasst und wie Aubrey ihr versicherte, „offene Rücken sind jetzt gerade in Mode.“
 

Die Träger bestanden ebenfalls aus Spitzenstoff und gingen in einen tiefen Herzchenausschnitt über, der wirklich süß war, aber bei ihrer Oberweite beinahe zu obszön wirkte. Außerdem spannte er etwas. (Das wäre zwar das kleinste Problem, zur Schneiderin müsste sie sowieso, wie alle Internetseiten versichert hatten, aber so ganz begeistert war sie davon nicht.)
 

Sie zupfte daran herum, nicht zufrieden damit. Ansonsten war das Kleid wunderschön und das teure Material fühlte sich weich und seidig auf ihrer Haut an. Mit den Händen strich sie erneut über den Rock und versuchte ein paar Schritte. Durch den engen Rock war es ihr unmöglich, weit auszugreifen, aber das Kleid selbst umfloss sie wie Wasser. Sie hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlte, etwa so Hochwertiges und meisterhaft Hergestelltes zu tragen!
 

„Hm.“, machte sie und Aubrey nahm dies als Zeichen, zu ihr zu treten. „Es steht Ihnen wunderbar.“, erklärte sie. „Mit dieser Figur, die Sie sich trotz Kind bewahrt haben, können Sie beinahe alles tragen, darum brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.“ Sie zupfte den Träger auf Lucys Schulter zurecht und trat wieder einen Schritt zurück.
 

„Die Lieferzeit bei den meisten unserer Kleider beträgt fünf bis sieben Monate.“, ratterte sie neben ihr herunter. „Wir bestellen nur be…“
 

„Sieben Monate!“, unterbrach Lucy entsetzt und schluckte.
 

„Natürlich.“, antwortete die Frau pikiert. „Unsere Kleider sind handgefertigt aus den auserlesensten Stoffen und nur mit den besten Materialen hergestellt. Das dauert nun mal seine Zeit.“
 

„Aber… aber unser Termin ist Anfang September!“
 

Aubrey zuckte mit den Schultern. „Das ist eine ganz normale Lieferzeit.“, erklärte sie und warf einen scheelen Blick zu Sting hinüber, der sich wieder mit Drachi beschäftigte und leise mit dem Stofftier sprach. „Und Sie haben damit sowieso schon viel zu lange gewartet.“
 

Lucy schnappte nach Luft, für einen Moment wusste sie nicht, was sie dazu sagen sollte. Die meisten Leute, mit denen sie irgendwie über die Hochzeit sprach, fragten sie, ob sie nicht lieber noch etwas warten wollte, immerhin wären sie und Natsu noch so jung…
 

„Was soll das denn bedeuten?“, mischte sich Erza scharf ein und baute sich mit in den Hüften gestützten Händen neben ihnen auf. Sie hatte die Augenbrauen zusammengezogen und brachte dadurch einen wahrhaft finsteren Blick zustande.
 

„Nun…“, begann Aubrey und machte eine Handbewegung, als sei die Antwort auf diese Frage offensichtlich. „Bei den meisten Leuten kommt das Kind nun mal doch nach der Hochzeit, zumal Sie noch so jung sind. Vielleicht sollte ich mich gar nicht wundern, dass Sie das Kleid so schnell benötigen.“ Sie hob die Schultern und sprach schon weiter, ehe Erza sich noch weiter aufregen konnte. „Sie scheinen sowieso nicht so zufrieden damit zu sein. Ich wüsste noch ein Kleid, das würde vielleicht eher ihren Vorstellungen entsprechen. Sie können dieses schon mal ausziehen.“ Damit eilte sie davon.
 

Lucy starrte ihr nach und raffte den Rock wieder hoch. „Lass es sein.“, befahl sie Erza, die aussah, als wollte sie der Verkäuferin hinterherjagen und sie wieder einfangen. So schnell war ihre gute Laune wieder verfolgen! „Sorg lieber dafür, dass Sting keinen Blödsinn anstellt.“
 

„Du solltest dich nicht so von der behandeln lassen.“, verlangte die Rothaarige, warf aber gehorsam einen Blick über die Schulter zu ihrem Schützling, der im Moment aber noch friedlich war. „Wir finden schon einen anderen Laden!“
 

„Lass gut sein.“, wiederholte Lucy und duckte sich in ihre Umkleidekabine, um das Kleid von den Schultern zu streifen. Einen Moment später räusperte Aubrey sich davor und reichte ihr ein anderes Kleid hinein. Das alte nahm sie gleich wieder mit.
 

Lucy warf einen kritischen Blick auf das elfenbeinfarbene Gewand, das sehr viel größer aussah als das andere, und stieg dann hinein. Erneut musste sie sich helfen lassen und erneut fand das Kleid Gnade vor Erzas Augen. Sting war nicht mehr ganz so interessiert an den Ereignissen und ließ lieber Drachi über die Sofalehne hüpfen.
 

Lucy verschränkte die Finger ineinander und musterte sich im Spiegel. Dieses Kleid war von einem völlig anderen Stil und man konnte es nur als prinzessinnenhaft bezeichnen. Nicht, dass sie etwas dagegen hätte…
 

Auch hier war der Rücken nur durch hauchfeines, durchsichtiges Organza bedeckt und sogar noch mit weniger Spitze verziert als bei dem anderen. Eine einsame Reihe Knöpfe zog sich das Kreuz hinunter. Das Oberteil lang eng an und war mit einer entzückenden Spitze bedeckt, die kleine Blumen formte. Durch den weniger tiefen Ausschnitt wirkte das ganze Dekolleté auch nicht so stark betont und deutlich sittsamer. Ein mit Schmucksteinen besetztes Gürtelband schloss das Mieder ab und darunter breitete sich der Rock zu einem wahren Traum aus Tüll und Spitze aus, der weit ausfächerte. Eine kleine Schleppe breitete sich hinter ihr aus.
 

„Das ist wirklich schön.“, sagte sie zu Aubrey, die abwartend danebenstand, den Kopf schief gelegt.
 

„Wie wäre es noch mit einem Schleier?“, schlug Erza vor und hüpfte auf ihrem Platz auf und nieder, was Sting, der auf ihren Knien saß, zum Kichern brachte. „So einem ganz langen, damit wir sehen können, wie es wirkt?“
 

Aubrey sah von ihr zu Lucy. „Sind Sie sicher, dass sie einen Schleier benötigen?“
 

Überrascht blickte Lucy sie an. „Er gehört doch dazu! Und warum denn nicht?“ Sie runzelte die Stirn. Wer hatte denn schon von einer Braut ohne Schleier gehört!? War das schon wieder eine von diesen kleinen Gemeinheiten…?
 

„Nun…“ Aubrey warf einen Blick zur Seite und Lucy ahnte Schlimmes. Hoffentlich hatte sie genug Selbstbeherrschung, der Frau nicht an die Kehle zu springen! Doch die sprach schon unbeirrt weiter, ihre Stimme unglaublich selbstgefällig. „Brautkleider und ihre traditionelle Herkunft haben eine Bedeutung, sie symbolisieren etwas. Und gerade der Brautschleier zeigt die Jungfräulichkeit an und…“
 

„Das ist ja wohl die Höhe!“, explodierte Lucy jetzt doch. Gerade hatte sie Erza ermahnt, Ruhe zu bewahren, da war es mit ihrer schon vorbei. Dabei störte es sie gar nicht, dass nach und nach alle im Laden ihre Aufmerksamkeit zu ihr wandten. Sollten die doch alle hören, wie unfair diese Hexe sie behandelt hatte!
 

„Die ganze Zeit schon tun sie so, als sei es eine Zumutung, dass ich überhaupt hier hereingekommen bin! Ihre prüden, längst überholten Moralvorstellungen aus dem letzten Jahrhundert können Sie sich sonst wohin stecken! Was glauben Sie denn, wie viel von den Frauen, die hier hereinkommen und ein Kleid wollen, tatsächlich noch Jungfrauen sind? Es werden die wenigsten sein, das kann ich ihnen versichern, Sie alte Hexe! Vielleicht hätten Sie einfach eine Kollegin fragen sollen, ob jemand für Sie einspringt, aber jetzt habe ich keine Lust mehr! Ich finde schon irgendwo ein Kleid und wenn ich dafür nach Crocus fahren muss, nur um keines von Ihnen zu kaufen! Das nächste Mal versuchen Sie zumindest, etwas professioneller zu sein!“
 

Sie raffte ihren Rock hoch und rauschte an Aubrey vorbei in die Umkleidekabine, die erschrocken einen Schritt zurückwich und ihr nachstarrte. Hatte die etwa geglaubt, Lucy würde alles mit sich machen lassen?!
 

So schnell hatte sie noch nie ein Kleid ausgezogen und sie ließ es einfach zu Boden fallen, wo sie stand. Konnte Aubrey sich doch damit herumschlagen und versuchen, die Knicke wieder zu entfernen! Sie hatte genug davon!
 

Kaum war sie wieder in ihre eigenen Kleider geschlüpft, stapfte sie nach draußen und nahm ihren Sohn hoch, der sich sofort an sie schmiegte. Das vertraute Gefühl seines kleinen Körpers und seiner Arme um ihren Hals beruhigte sie wieder etwas. „Kommt, wir gehen.“, sagte sie zu Erza und steuerte stramm auf die Ausgangstür an.
 

„A…Aber…“, stotterte die Verkäuferin hinter ihnen und machte einen Schritt auf sie zu, doch die Rothaarige trat ihr in den Weg. „Ich hätte nicht so viel Geduld gehabt.“, stellte sie klar und der Unterton in ihrer Stimme ließ alles Blut aus Aurbeys Gesicht weichen.
 

„Erza, jetzt komm schon, ich will keine Sekunde länger hierbleiben!“ Damit stieß Lucy die Tür auf und trat in die warme Sonne hinaus. Von diesem Laden jedenfalls hatte sie ein für alle Mal genug!
 

~~*~~♕~~*~~
 

Erza fand die Brautmodeboutique Ram & Heart erst über ihr Handy und dann in einer winzigen Seitengasse in einem der denkmalgeschützten Häuser, die es in Magnolia überall gab und die stets eng, klein und verwinkelt waren. Lucy war noch nie vorher hier vorbeigekommen.
 

Inzwischen war ihr zum Heulen zu Mute. Sie hatte auf Atelier Stella gebaut, immerhin gab es nur gute Kritiken über das Geschäft. Aber bei so einer Behandlung würde sie einen Teufel tun und dort auch nur einen Haargummi kaufen! Dann fuhr sie eben nach Crocus, na und?!
 

Trotzdem war der Tag eine völlige Pleite und eigentlich hatte sie gehofft, tatsächlich mit einem Kleid nach Hause zu gehen. Der Anblick von Ram & Heart half nicht, ihre Stimmung wieder zu heben. Schon von außen sah der Laden winzig aus. Und da sollte sie etwas finden…?
 

Die Schaufenster waren etwas ausgestellt und es gab nur zwei davon. In einem, auf dem mit geschwungener Schrift Brautmode war ein adrettes Brautkleid zu sehen, umgeben von einer Ansammlung Schuhen und einigen Schleiern, die über zwei nackten Ästen drapiert waren. Im anderen waren einige pastellfarbene Stoffe und ein niedliches Kinderkleidchen hergerichtet worden. Hier las die Schrift Schneideratelier.
 

„Also…“, begann Lucy zweifelnd und setzte Sting wieder höher auf ihre Hüfte. „So wirklich vielversprechend sieht das nicht aus.“
 

Erza zuckte mit den Schultern, aber so ganz überzeugt wirkte sie ebenfalls nicht. „Jetzt sind wir schon mal hier, jetzt schauen wir auch mal rein. Schlimmer kann’s ja nicht werden.“ Entschlossen ging sie auf die Tür zu und stieß sie auf.
 

Das Glockenspiel über der Tür kündigte ihr Eintreten ein und tiefer aus dem Laden erklang eine hohe Stimme: „E-entschuldigung, ich bin gleich da!“
 

„Lassen Sie sich Zeit!“, antwortete Erza laut, während Lucy sich neugierig umblickte. Dieser Laden war sehr viel kleiner als Stella, aber er wirkte zumindest sehr sympathisch und charmant.
 

Die Wände und die Decke waren weiß verputzt, doch die schweren Balken waren frei gelassen worden. Der Boden bestand aus hölzernen Dielen, die bei jedem Schritt knarrten und versteckt angebrachte Lichter tauchten alles in ein helles Licht. Eine Ecke war für das Schneideratelier vorgesehen, deutlich gemacht durch die drei Spiegel mit einem niedrigen Hocker davor und Regale mit Nähutensilien an den Wänden. Direkt daneben befand sich der Verkaufstresen.
 

Der Rest war mit Regalen und Ständern voller Kleider, Schuhe und Schleier vollgestellt, mit nur zwei bodenlangen Spiegeln dazwischen. Lucy zählte drei Mannequins mit schönen Brautkleidern, das war‘s. Nur ganz hinten befand sich eine freie Fläche vor zwei Umkleidekabinen. Ein antik wirkendes Sofa stand unter der Wand, dazu kamen noch ein paar im Halbkreis angeordnete Spiegel. Mehr hatte absolut nicht Platz in dem winzigen Laden, der sich redlich Mühe tat, einladend zu wirken.
 

Trotzdem war Lucy nicht überzeugt. Vielleicht war es nur die Enttäuschung, vielleicht hätte sie an einem anderen Tag herkommen sollen, wenn sie die negativen Gefühle überwunden hatte. Doch Erza hatte darauf bestanden, hierher zu kommen, anstatt in das große Kaufhaus vor der Stadt zu fahren, wo sie ebenfalls eine Brautabteilung hatten, denn „wer will schon ein Brautkleid von der Stange?“
 

Aber ehe sie Erza ihre Gedanken mitteilen konnte, öffnete sich die Tür hinten im Laden und eine junge Frau trat hindurch. Sie war hübsch auf eine niedliche Art, mit einem Lockenkopf voller rosafarbener Haare und großen, braunen Augen. Die kurvige Figur versuchte sie unter einem langen, weißen Sommerkleid zu verstecken und um den Hals trug sie ein Halsband aus weißer Spitze.
 

„Gu-guten Tag.“, begrüßte sie ihre Kunden mit einer höflichen Verbeugung. „Ich bin Aries. Wie kann ich Ihnen helfen?“
 

„Meine Freundin braucht ein Kleid für ihre Hochzeit.“, erklärte Erza bestimmt und etwas herausfordernd. Ihre hoch aufgerichtete Gestalt schien die Verkäuferin einzuschüchtern, denn sie wich einen halben Schritt zurück.
 

Lucy beschloss, sich einzumischen; ihr Gegenüber konnte ja nichts dafür, dass Aubrey so eine Kratzbürste gewesen war. „Wir waren gerade bei Stella, aber da habe ich nichts gefunden.“, erklärte sie.
 

„O-oh.“, machte Aries und ihr Blick huschte zur Seite. Vermutlich fragte sie sich gerade, was sie denn tun konnte, wenn das Atelier Stella nichts abwarf. „I-ich zeige Ihnen gern, was wir haben und wenn Sie nichts finden, kann ich gern noch etwas bestellen oder für Sie abändern. Bi-bitte.“ Sie machte eine einladende Handbewegung auf die Ständer mit den weißen Kleidern darauf.
 

Lucy nickte ergeben und stellte Sting endlich auf seine Füße. Mit der Zeit wurde er doch etwas schwer und sie hatte ihn jetzt ein ganzes Stück getragen. Sie verübelte es ihm nicht, dass er angefangen hatte zu jammern, war der Weg doch weit und der Tag lang gewesen. Auch jetzt wirkte er still und erschöpft, er fragte nicht einmal nach Drachi oder einem Keks.
 

Aries lächelte ihn an und winkte ihm zu, was ihr ein kleines Lächeln und eine antwortende Geste einbrachte. „Willst du etwas malen, während deine Mama sich Kleider anschaut?“
 

Sofort hellte sich Stings Gesicht auf. „Ja!“, stimmte er zu, plötzlich wieder energetischer, und kurz darauf war er versorgt mit ein paar Stiften und einigen großen Bögen Papier, auf denen er begeistert herumkritzelte, Drachi neben sich sitzend. Allein das hob Lucys Stimmung an und gab ihr genug Energie, die Kleider anzusehen, die die Verkäuferin ihr zeigte.
 

Erneut erklärte sie einer Verkäuferin, wie sie sich ihr Brautkleid vorstellte – Märchenhochzeitstraumkleid, wie Erza gesagt hatte – und Aries tat sich alle Mühe, ihren Anforderungen zu entsprechen. Die Auswahl hier war noch viel kleiner als im Atelier Stella, doch nicht weniger erlesen und mindestens ebenso hochwertig.
 

Aries war auch sehr viel zuvorkommender und herzlicher als Aubrey und deren Kolleginnen und versuchte, jedem von Lucys Wünschen zu entsprechen. Immer wieder tauchte sie zwischen ihre Ständer, nahm eines der Kleider herunter und hielt es Lucy hin. Manche riss sie gleich wieder kopfschüttelnd weg, andere hielt sie ihr hin, bis sie und Erza ein Urteil abgegeben hatten. Sie schien ganz genau zu wissen, wo sich was befand und holte sie ohne großes Suchen herbei. Ihr vorhin so verschrecktes Verhalten wurde verdrängt von der Begeisterung, die sie für ihren Job und ihre Produkte aufbrachte, und zwischen ihr und der begeisterten Erza kam Lucy kaum einmal zu Wort.
 

Deren Blick wanderte zwischendurch immer wieder zu ihrem Sohn, doch der war sehr zufrieden mit den Buntstiften, die Aries für ihn aufgetrieben hatte. Manchmal bekam sie sogar ein Kleid in die Hand und durfte sich damit vor den Spiegel stellen.
 

„Hier, wie wäre es damit.“, verlangte Erza und drückte ihr ein langes Kleid aus zartem Organza mit mehrlagigem, fluffig wirkendem Rock in die Hände. Das Oberteil wirkte gewickelt und hatte einen klassisch herzförmigen Ausschnitt. Dazu gab es einen Gürtel mit edler Verzierung aus Strass. Es war wirklich wunderschön; Lucy würde sich darin fühlen wie eine echte Prinzessin.
 

Sie nahm es entgegen und trat vor den mannshohen Spiegel, sich das Kleid vor die Brust haltend. Der Stoff fühlte sich weich und seidig unter ihren Finger an, als sie mit der freien Hand darüber strich, und der Rock bewegte sich leicht, als sie daran zupfte. „Vielleicht sollte ich es mal anprobieren?“, schlug sie den beiden Frauen vor, die sie gespannt ansahen, und Erza nickte sofort begeistert.
 

Lucy warf noch einen Blick in den Spiegel, auf das zauberhafte Kleid, und nickte entschlossen, bereits einen Schritt zur Seite machend. Sie konnte ja weitersuchen, wenn es ihr nicht gefiel, ausprobieren kostete nichts.
 

Doch dann fiel ihr Blick durch eine Lücke zwischen dem Spiegel und dem Ständer daneben auf ein viertes Mannequin, das sie vorhin nicht gesehen hatte, und sie erstarrte. „Das da.“, sagte sie, ohne den Blick von diesem absoluten Traumkleid zu nehmen, das das Mannequin trug und so gar nicht den vorherigen Vorstellungen entsprach. Aber es war einfach … perfekt.
 

„Ich nehme das da.“

2. Erlebnis, in dem Levy bereit ist für ein Abenteuer

Der lang ersehnte Tag war endlich gekommen! Endlich war es so weit, endlich konnte sie aufbrechen in die große, weite Welt, endlich würde sie ihre behütete Kindheit hinter sich lassen und endlich, endlich ging sie an die Universität!
 

Levy war so aufgeregt, dass sie beinahe in ihren Schuhen vibrierte, und so glücklich, dass sie das Dauerlächeln nicht von ihrem Gesicht kriegen konnte. Ihre Tasche war so voll mit Büchern, Schreibzeug und allem anderen, von dem sie dachte, dass sie es heute brauchen könnte, so dass der Träger in ihre Schulter einschnitt.
 

Es störte sie nicht einmal, von den anderen Leuten, die durch die langen, altehrwürdigen Gänge der Magnolia Universität eilten, herumgeschubst zu werden. Nicht sehr jedenfalls. Dazu war sie viel zu glücklich, hier zu sein!
 

Mit großen Augen sah sie sich um, obwohl sie eigentlich alles schon kannte. Immerhin war sie in Magnolia aufgewachsen und selbst sie war nicht umhingekommen, immer wieder einen Grund zu haben, um herzukommen. Auch die ersten Besprechungen für ihre große Operation hatten an der Uni stattgefunden, wenn auch in einem anderen Gebäude.
 

Aber es war doch etwas ganz anderes, die Universität als ein einfacher Gast zu betreten anstatt als echte Studentin, die die nächsten Jahre regelmäßig hier sein würde. An Seminaren und Vorlesungen teilnehmen, die Bibliothek aufsuchen und einfach nur mit Freunden abhängen – dem allen sah sie kaum beherrschter Freude entgegen.
 

Sie befand sich im Hauptgebäude der quer über die Stadt verteilten Universität, dem Kardia Palace, die sich unweit der Kathedrale befand und wie diese unter Denkmalschutz stand. Es war ein altes, ehrwürdiges Gebäude mit einer gigantischen Freitreppe, großen Löwenstatuen links und rechts davon, langen Säulengängen und hohen Räumen. Die Fliesen bestanden noch aus dem Originalmarmor, den vor zweihundert Jahren der Stadtherr hatte einbauen lassen, als er das Gebäude in Auftrag gegeben hatte. Über die Wände zogen sich verschnörkelte Ornamente, kunstvoller Stuck und herrliche Mosaike.
 

Natürlich sah man dem Gebäude die Gebrauchsspuren an, immerhin wurde es schon von vielen, vielen Generationen Studenten benutzt, die tagtäglich hier ein und ausgingen, sich durch die langen Gänge schoben und teilweise nicht sehr viel Rücksicht nahmen. Bänke und Heizkörper zogen sich an den Wänden entlang, an strategisch ausgewählten Plätzen waren Schwarze Bretter aufgehängt worden und überall waren Mülleimer verteilt, die leider nicht von jedem benutzt wurden.
 

Levy fand ihren Weg in die Aula zielsicher, obwohl sie durch einen der Nebeneingänge hereingekommen war. Es war ein großartiger, herrschaftlicher Raum, dem man seinen ursprünglichen Nutzen als fürstlicher Theatersaal noch ansah. Viele der großen Hallen des Palastes waren extra umgebaut worden zu typischen Vorlesungssälen, doch hier war das nicht einmal nötig gewesen, da die schrägen Sitzreihen und die Bühne schon vorhanden waren.
 

Sonne fiel durch die großen Fenster, die mit prächtigen Vorhängen bestückt waren, und das Wetter draußen spiegelte Levys Laune wieder, denn der Spätsommer zeigte sich von seiner besten Seite. Es wurde nur langsam kühl, aber Levy, die unter der Hitze des Sommers sowieso litt, störte das gar nicht.
 

Die Logenplätze, die über das obere Stockwerk zu erreichen waren, waren für besondere Gäste vorbehalten, aber das störte Levy nicht. Auch wenn sie hier unten ziemlich herumgeschoben wurde, so war sie doch lieber hier, mitten im Gedränge. Das machte es irgendwie realer für sie, dass sie endlich an die Uni ging.
 

Mit leuchtenden Augen blickte sie sich um und rückte ihre Tasche etwas zurecht. Es wimmelte im Raum schon von Leuten, größtenteils Studenten. Die meisten davon waren in ihrem Alter oder ein, zwei Jahre älter, frisch von der Schule ab und wie Levy selbst aufgeregt über diesen neuen Abschnitt in ihrem Leben.
 

Dazwischen mischten sich einige offizieller wirkende Personen, die teilweise sogar Namensschilder trugen und bei Fragen weiterhalfen. Außerdem tummelten sich ein paar weitere Erwachsene in der Menge, bei denen Levy sich fragte, ob sie Spätstudierende waren, Gäste oder Eltern, die ihre Sprösslinge begleiteten (sie selbst hatte es glücklicherweise geschafft, ihre Eltern dazu zu überreden, nicht mitzukommen, wenn auch nur gerade so). Zuletzt gab es noch eine Handvoll Leute, die ein paar Jahre älter waren als die Allgemeinheit, aber trotzdem offensichtlich ebenso ihr Studium begannen, wie zum Beispiel der junge Mann mit dem verschlossenen Gesicht und der auffälligen Tätowierung um das rechte Augen herum. Irgendwie kam ihr dieses Motiv bekannt vor…
 

„Blockier nicht den Weg!“, riss jemand hinter ihr sie harsch aus den Gedanken und schob sie grob aus der Tür.
 

Levy zog die Schultern hoch und stolperte hastig beiseite. „So-sorry.“, stotterte sie. Aber die beiden Jungs beachteten sie nicht weiter und schoben sich schon an ihr vorbei in den Saal, um ein paar Freunde mit großem Hallo zu begrüßen. Levy atmete tief ein, um sich wieder zu beruhigen, und bedauerte es, nicht selbst einige Freunde oder zumindest Bekannte zu haben, mit denen sie diesen Moment teilen konnte.
 

Sie kannte hier niemanden.
 

Ja, ein paar ihrer ehemaligen Klassenkameraden kamen jetzt ebenfalls an die Mangolia Universität, aber es waren gar nicht so viele, wie sie vermutet hatte. Die meisten hatten sich dazu entschlossen, auswärts zu studieren. Noch hatte sie kein bekanntes Gesicht entdeckt und sowieso hatte sie nie viel mit ihnen zu tun gehabt. Die wollten sie jetzt eh nicht dabeihaben.
 

Aber was soll’s!, machte sie sich Mut. Ich werde dieses Semester viele Freunde finden! Mit diesem Vorsatz machte sie sich auf den Weg weiter nach unten, um näher am Podium einen Platz zu finden.
 

Sich nach einem freien Stuhl umsehend, der ihr gemütlich erschien, wanderte sie langsam die breiten Stufen nach unten, bis sie direkt in jemanden hineinlief. Erschrocken quietschte sie auf und ließ ihre Tasche fallen, die mit einem lauten Rums! auf dem Boden aufkam, gemeinsam mit einem Handy, einem Block und einem Regen von Stiften.
 

„Da-das tut mir so leid!“ Erschrocken die Hände vor dem Mund zusammenschlagend blickte sie zu einer jungen Frau auf. Ihr Gegenüber hatte große braune Augen, langes blondes Haar und ein perfekt geschminktes, liebreizendes Gesicht, wie man es sonst nur auf einer Reklametafel fand.
 

„Macht nichts, ist ja nichts passiert.“, antwortete die Blondine beruhigend und bückte sich, um ihr Handy aufzuheben, ehe es zertrampelt wurde. „Ich hätte ja auch ein wenig aufpassen können.“ Sie lächelte entschuldigend und begann, ihre Stifte wieder einzusammeln.
 

Hastig ging Levy neben ihr in die Hocke und half ihr nervös. Ihr erster Tag und ihr geschah sofort so ein Missgeschick! Zum Glück schienen die einzigen, die sich daran zu stören schienen, die Leute zu sein, die um sie herumgingen.
 

Unauffällig musterte sie die Blondine aus dem Augenwinkel. Sie musste ein paar Jahre älter sein als die Allgemeinheit im Saal, aber das Funkeln in ihren Augen spiegelte sich in Levys wieder und verriet, dass auch sie eine der Neuimmatrikulierten war – auch sie war aufgeregt und glücklich darüber, hier zu sein.
 

Anders als Levy wirkte sie jedoch nicht wie eine Achtklässlerin, die sich verlaufen hatte. Ganz im Gegenteil, sie passte perfekt hier herein, von den Sohlen ihrer hochhakigen Stiefel, über die lockere, aber ungezwungen schicke Kleidung bis hin zu dem blonden Schopf, in dem nur einige Klammern in Sternenform steckten.
 

Dabei hatte sie sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihre Handtasche mit etwas Größerem auszutauschen, so dass sie Schreibmaterial und Stifte in den Armen mit sich herumtragen musste! Darüber hinaus wirkte sie erwachsen und strahlte eine souveräne Ruhe aus, als wäre das Chaos um sie herum kaum der Rede wert.
 

„Hier, bitte.“ Levy reichte ihr zögerlich die Stifte und fragte, ob sie sich vorstellen sollte. Aber vermutlich hatte diese junge Frau eh einen ganz anderen Studiengang als sie.
 

„Danke.“ Die Blondine antwortete mit einem strahlenden Lächeln und warf einen kurzen Blick auf ihr Handy. „Man sieht sich.“ Damit schob sie sich schon an Levy vorbei, deren Chance auf eine erste Bekanntschaft sich damit in Luft auflöste.
 

Was soll’s, dachte sie. Sie würde schon irgendwann den Mut finden, sich jemandem vorzustellen! Und von dieser Blondine trennten sie eh Welten.
 

Mit einem enttäuschen Seufzen nahm sie ihre Tasche wieder hoch und fand auch bald einen Platz etwas unterhalb der Mitte. Wohl wissend, dass sie ein wenig zu früh dran war und die Veranstaltung sowieso erst um Viertel nach beginnen wurde, sah sie sich neugierig um.
 

Inzwischen schien die Menge um sie herum nochmal um das Zweifache gewachsen zu sein und ihr kam es so vor, als sei sie die einzige, die völlig allein gekommen war. Alle schienen jemanden zu kennen, sprachen begeistert auf ihre Sitznachbarn ein oder standen und saßen in kleinen Grüppchen zusammen. Natürlich war das Blödsinn. Wenn sie genauer hinsah, erkannte sie noch weitere einsame Personen in all diesem aufgeregten Gewühl, aber sie gingen wie Levy einfach unter.
 

Sie seufzte. Vielleicht hätte sie sich neben so jemanden setzen können, vielleicht hätte sie sich dann getraut, ein Gespräch anzufangen oder vielleicht hätte man sie angesprochen. Irgendwie hatte sie sich das mit dem Neue Freunde Finden doch einfacher vorgestellt, als es sich jetzt herausstellte. Aber sie hatte schon immer Probleme gehabt, frei auf Leute zuzugehen und ihre abgekapselte Kindheit hatte ihr da nichts geholfen.
 

Betreten blickte sie auf ihre Finger hinunter. Vielleicht würde das leichter werden, wenn sie sich erst einmal in kleineren Gruppe befand? Einer Gruppe von Kommilitonen, die auch noch das Gleiche studierten wie sie und auf dem gleichen Stand starteten wie sie?
 

„Ist hier noch Platz?“, erklang eine freundliche Stimme direkt neben ihr und sie zuckte überrascht zusammen und fuhr auf.
 

„Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Das Mädchen neben ihr lächelte entschuldigend zu ihr herunter. Sie war etwa im gleichen Alter wie Levy, aber größer (was natürlich auch nicht sonderlich schwer war) und ihr kinnlanges, glattes Haar war schneeweiß. Ihr süßes Gesicht wurde von großen, blauen Augen dominiert und sie war schlank und sportlich, ihre Haut sonnengebräunt.
 

Trotz der schon recht frischen Temperaturen trug sie nur dunkelgrüne Hotpants und ein blaues Top mit einer zwinkernden Katze darauf. Beinahe erleichtert bemerkte Levy, dass sie einen großen, vollgestopften Rucksack dabeihatte. Sie hatte schon fast gedacht, dass sie die einzige war und war sich schon ein wenig blöd vorgekommen mit ihrer vollgestopften Tasche.
 

„Öh, ja, natürlich.“, antwortete sie ein bisschen verspätet und rutschte etwas zur Seite, auch wenn das überhaupt nicht nötig war. Ihre Tasche zog sie zwischen ihre Beine, wo sie niemanden störte.
 

Das andere Mädchen warf einen kurzen Blick darauf und grinste, während sie sich auf den Stuhl fallen ließ und ihren Rucksack vor sich abstellte. „Ich wollte auf alles vorbereitet kommen.“, erklärte sie und grinste verschmitzt. „Meine Schwester sagte, das wäre alles unnötig, aber ich wollte nicht hören und jetzt muss ich all das Zeug mit mir herumschleppen.“ Sie verdrehte die Augen.
 

„Besser zu viel als zu wenig.“, bekräftigte Levy ihren eigenen Gedankengang und die andere nickte. „Für alles vorbereitet!“ Sie ballte bekräftigend eine Hand zur Faust und lachte dann. Sie hatte ein herzliches ansteckendes Lachen, in das man unwillkürlich mit einfallen wollte.
 

„Ich bin übrigens Lisanna.“, stellte sie sich dann vor, während sie einen Block und einen Kugelschreiber aus ihrem Rucksack kramte. „Eigentlich wollte ich nach Crocus an die Uni, aber meine Geschwister meinten, es wäre besser wenn ich erstmal in der Nähe bleibe. Die Umstellung wird auch so schwer genug, Lis. Später kannst du immer noch nach Crocus oder nach Dawn City, wenn du lustig bist.“, ahmte sie nach, aber der liebevolle Unterton in ihrer Stimme nahm dem Spott alle eventuelle Bösartigkeit
 

Dann zuckte sie mit den Schultern. „Irgendwo haben sie ja recht, aber es wäre schon ein Abenteuer gewesen.“ Sie blickte verträumt zur großartig bemalten Decke hoch, auch wenn sie diese sicher nicht wahrnahm.
 

Levy hörte mit großen Augen zu – sie hätte sich niemals getraut, allein nach Crocus zu gehen! Auch wenn ihr die Gluckenhaftigkeit ihrer Eltern manchmal auf die Nerven ging, es war ihr doch ganz recht, dass die beiden darauf bestanden hatte, dass sie in Magnolia blieb, zumal die Uni beinahe einen besseren Ruf hatte als die in Crocus. Aber Crocus war nun mal Crocus, die Hauptstadt, die großartige Metropole, reich an Geschichten, an Vielfältigkeit und Kultur, so dass viele Leute dorthin strebten.
 

„Außerdem hat Magnolia das beste Literaturinstitut, also hat das am Ende den Ausschlag gegeben. Eigentlich ganz gut, sonst würde Mira nur jeden Abend anrufen. Manchmal benimmt sie sich wie eine Glucke.“ Sie warf einen Blick auf Levy und verstummte mit einem Mal. „Sorry, jetzt laber ich dich die ganze Zeit voll und das interessiert dich alles vermutlich gar nicht.“ Sie rieb sich verlegen lächelnd den Hinterkopf. „Ich halte jetzt meine Klappe.“ Damit legte sie ihren Block auf die kleine Schreibfläche vor ihr ab und blickte brav geradeaus.
 

Levy öffnete den Mund, aber kein Ton drang über ihre Lippen. Sie war es nicht gewöhnt, dass völlig Fremde so vertraut mit ihr sprachen und entsprechend überwältigt. Jetzt sitz nicht so stumm herum, du Fisch!, schalt sie sich selbst. War das nicht die Gelegenheit für einen ersten Kontakt?
 

Lisanna war zwar etwas gesprächig, aber sie wirkte freundlich und das kleine Lächeln war selbst jetzt nicht aus ihrem Gesicht verschwunden, so, als säße es permanent auf ihren Lippen. Sie strahlte eine natürliche Fröhlichkeit und Lebensfreude aus, die Menschen natürlich anzog und Levy beneidete sie darum. Vermutlich würde Lisanna nach Pergrande reisen können und innerhalb von zwei Stunden Freunde gefunden haben, die ihr das halbe Land zeigten.
 

Levy dagegen… Levy rang selbst jetzt mit sich, nachdem ihr so eine Steilvorlage gegeben worden war. Sie gab sich einen Ruck. „I-ich bin Levy.“, stellte sie sich vor. „Ich studiere auch Literatur.“
 

Lisanna wandte sich ihr sofort zu und ihr Gesicht hellte sich weiter auf. „Ehrlich? So ein Zufall! Was denn genau, vielleicht teilen wir ja nachher ein paar Kurse? Ich mache Literatur- und Sprechwissenschaft und Fioristik. Mal schauen, wie das so wird.“ Sie beugte sich zu Levy und flüsterte: „Ich überlege, noch Alvaranisch dazuzunehmen, aber das könnte etwas viel werden. Außerdem muss ich mir ja noch was für später aufheben.“
 

Levy kicherte und antwortete: „Die zwei hab ich auch und dazu Linguistik.“ Sie fügte nicht hinzu, dass sie mit dem Gedanken spielte, noch eine dritte Fremdsprache zu lernen – so etwas machte ihr Spaß und ging ihr leicht von der Hand und hier hatte sie die optimalen Gelegenheiten dafür.
 

Lisanna wirkte auch so beeindruckt. „Das soll ganz schön anstrengend sein.“
 

Levy hob die Schultern. „Hab ich auch gehört, aber ich konnte mich nicht entscheiden und ich war immer ganz gut damit, mit dem Stoff mitzuhalten. Mein Vater sagt, ich kann nachher immer noch ein Fach fallen lassen, wenn es doch zu viel wird.“
 

„Kluger Mann.“, nickte Lisanna gewichtig und lehnte sich zurück, um sich zu strecken. „Wohnst du auch auf dem Campus? Meine Schwester hat ihre Verbindungen spielen lassen und mir ein Zimmer im Studentenwohnheim besorgt. Damit ich mal lerne, wie es ist, einen Haushalt zu führen, sagt sie. Ich vermisse ihr Essen jetzt schon.“ Sie seufzte tief betrübt.
 

Levy wurde rot. „Ich wohne noch bei meinen Eltern.“
 

„Auch eine gute Entscheidung, so muss man wenigstens nicht selbst die Wäsche waschen. Hey, was hältst du davon, wenn wir uns heute Abend mal in den Kneipen umsehen? Oder morgen oder s? Ich meine, als alteingesessene Magnolianer kennen wir uns hier natürlich schon aus, aber so als Student fühlt man sich doch gleich ganz anders!“ Lisanna grinste über das ganze Gesicht, offensichtlich begeistert von ihrer Idee.
 

Levy dagegen musste sich beherrschen, nicht erschrocken dreinzublicken. Eine Kneipentour? Vertraut? Lisanna vielleicht, aber Levy war noch niemals auf diese Weise ausgegangen. Sie behielt das wohlweislich für sich. (Ansonsten würde die andere sie vielleicht als langweilig abstempeln und das wollte sie vermeiden, jetzt da es gerade so gut lief.)
 

Genauso handhabte sie es mit der Tatsache, dass ihre Eltern ihr vermutlich nicht erlauben würden, sich auf eine solche Unternehmung einzulassen. Viel zu gefährlich, würden sie sagen und denk an deine Gesundheit, Levy! Alkohol verträgt sich nicht mit deinen Medikamenten!
 

Aber warum nicht?
 

War es nicht genau das, was Levy gewollt hatte? Sie war achtzehn! Sie war jetzt Studentin! Da gehörte abends mal Ausgehen doch einfach dazu und theoretisch durfte sie sogar Alkohol trinken! (Praktisch nicht, wegen der Medikamente, aber sie wollte es ja auch gar nicht. Schmeckte ihr eh nicht und bei dem Geruch von Bier wurde ihr schlecht. Aber sie konnte ja auch einfach nur Lisanna begleiten!)
 

„Hey, Mädels.“, mischte sich von hinten jemand ein und sie blickten auf zu einem weiteren Neustudenten. Er hatte ein schmales Gesicht, das er durch den Kinnbart etwas mehr Männlichkeit zu verleihen versuchte, sandbraunes, halblanges Haar und dunkle Augen.
 

Neben ihm saß eine junge Frau mit einem delikaten, edlen Gesicht und einem Kopf voller grüner Locken. Sie trug einen kräftig pinken Lippenstift und kleine Spinnennetzohrringe und blickte ebenfalls erwartungsvoll-freundlich zu ihnen hinunter, während ein Lächeln ihre schmalen Lippen umspielte.
 

„Araña hier und ich haben zufällig zugehört“ der Student grinste verlegen, aber nicht allzu schuldbewusst „und hättet ihr etwas dagegen, uns unwissende Nicht-Magolianer mitzunehmen und uns ein wenig die Stadt zu zeigen? Zumal wir offenbar alle im gleichen Studiengang hocken… Ich bin übrigens Max.“
 

Lisannas Grinsen wurde sofort breiter. „Klar, warum nicht? Je mehr, desto besser! Und umso besser, so können wir uns schon mal kennenlernen! Was sagst du, Levy?“
 

Die lächelte nur unsicher. Irgendwie wurde ihr das gerade etwas viel, aber gleichzeitig überlegte sie sich schon fieberhaft, was für eine Ausrede sie ihren Eltern auftischen konnte. Sie fühlte sich aufgekratzt und seltsam beschwingt und beschloss, sich einfach fallen zu lassen und sich von Lisannas Schwung mitreißen zu lassen.
 

Sie kannte hier zwar niemanden, aber anscheinend ging es den anderen auch so, denn wie Araña gerade erzählte, hatte sie Max auch erst vor den Türen des Saals zum ersten Mal getroffen. Das war halt eine ganz neue Situation, ein ganz neuer Lebensabschnitt und ein ganz neues Abenteuer.
 

„Gerne!“, entschlüpfte es ihr, ehe sie es sich noch einmal überlegen konnte, und zu ihrem eigenen Erstaunen klang sie begeisterter, als sie es für möglich gehalten hatte. Wo nahm sie nur diesen Mut her, sich einfach so auf etwas einzulassen, das ihr so völlig fremd und neu war, das ihr früher aus rein körperlichen Gründen nicht einmal möglich gewesen war?
 

Was auch immer es war, es fühlte sich toll an!
 

„Auch wenn ich mich nicht so wirklich mit der Clubszene auskenne…“, gab sie zu, was ihr glücklicherweise keine verurteilenden Blicke einbrachte.
 

„Das können wir ändern!“, versicherte Lisanna ihr überzeugt, doch ehe jemand etwas hinzufügen konnte, ertönte ein lautes Räuspern, das durch die Lautsprecher verstärkt wurde und durch den Saal hallte. Einen Moment später begrüßte der Redner sie laut: „Willkommen an der Universität von Magnolia!“

4. Geschichte, in der Lucy etwas geborgt bekommt

Mach auf, mach auf!“ Erza hüpfte aufgeregt wie ein kleines Kind auf ihren Fußballen auf und ab und rieb sich die Hände. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als würde sie gleich ihr Geburtstagsgeschenk aufmachen können.
 

Stattdessen war es Lucy, die ein Paket bekommen hatte, auch wenn sie es zu ihrer besten Freundin hatte schicken lassen. Nur, um ganz sicher zu gehen – immerhin lebte sie mit Natsu zusammen und der durfte auf keinen Fall sehen, was in dem Karton war, nicht vor der Hochzeit.
 

„Ich hoffe, sie sind wirklich so toll wie auf den Bildern.“, gestand Lucy und ihr war etwas mulmig zumute. Nachdem Kleid und Schleier sie schon solche Nerven gekostet hatten, hoffte sie, dass zumindest dieser Part ihres Hochzeitsoutfits ohne Probleme über die Bühne gehen würde.
 

Und sie hatte sich wirklich angestrengt, um die perfekten Schuhe zu finden, hatte Läden abgeklappert, stundenlang Seiten im Internet durchforstet und überall herumgefragt. Sie hatte bereits ein Paar süßer, blauer Ballerinas in einem versteckten, kleinen Geschäft in Crocus gefunden, die für den Abend und das viele Stehen bequem sein würden.
 

Aber natürlich wollte sie auch ein Paar anständiger Pumps und schließlich war sie auch fündig geworden. Gestern waren sie endlich eingetroffen, wie Erza ihr sofort mitgeteilt hatte, und jetzt mussten sie nur noch passen und so perfekt aussehen wie auf den Bildern! Dass das nicht immer der Fall war, wusste sie leider nur zu gut, aber sie war zuversichtlich. Immerhin hatte die Marke einen guten Ruf und das war nicht das erste Mal, dass sie dort eingekauft hatte.
 

„Hier, Schere.“ Erza drückte ihr besagtes Gerät in die Hände und Lucy setzte es am Klebeband an. Kurz darauf öffnete sie vorsichtig das Paket, um einen edel aussehenden Schuhkarton in sattem Dunkelgrün herauszuholen. Das Logo der Schuhmarke war in Goldlettern darauf abgebildet und beinahe ehrfürchtig stellte sie die Box auf dem Tisch ab.
 

Dieses Paar Schuhe hatte sie eine schöne Stange Geld gekostet, aber auf der anderen Seite war das auch eine Investition fürs Leben. Ihre Hochzeit war vielleicht das erste Mal, dass sie sie anziehen würde, aber ganz sicher nicht das letzte. Vorausgesetzt, sie waren wirklich so toll und bequem, wie sie sein sollten.
 

Erza fegte das Paket vom Küchentisch und machte drängelnde Handbewegungen, beinahe noch aufgeregter als vorher. Lucy warf ihr einen amüsierten Blick zu und schüttelte den Kopf. Aber sie war auch gespannt darauf, die Schuhe endlich in den Händen zu halten und natürlich anzuprobieren, also nahm sie endlich den Deckel herunter.
 

Der Inhalt war mit dünnem Papier verdeckt und gepolstert, das Lucy jetzt vorsichtig zurückschlug. Darunter kamen zwei niedliche Peeptoepumps aus weichem Wildleder zum Vorschein. Sie waren komplett tiefblau eingefärbt und hatten echte Killerabsätze. Über die Zehen und den Spann zogen sich Riemchen, die je mit einer passenden Schleife verziert waren, der Grund, warum Lucy sich so in diese Schuhe verguckt hatte.
 

„Die sind in Echt noch toller als auf dem Bild!“, freute sich Erza begeistert und wedelte mit den Händen. „Probier sie an!“
 

Lucy folgte der Aufforderung und schlüpfte vorsichtig in die Schuhe. Ihre Füße glitten einfach genug hinein und als sie aufstand, wusste sie wieder, warum sie früher, als sie sich das noch leisten konnte, trotz allem am liebsten Designerschuhe von bestimmten Marken getragen hatte. Sie waren einfach besser. Bequem genug, um sie eine ganze Zeit lang zu tragen, trotz der Zehn-Zentimeter-Absätze, elegant, gut verarbeitet… Das war der Grund, warum sie es trotz dem hohen Preis gewagt hatte, diese Schuhe im Internet zu bestellen, ohne sie vorher anzuprobieren.
 

Sie ging ein paar Schritte und drehte sich dann zu Erza um, ohne überhaupt zu versuchen, das breite Lächeln aus dem Gesicht zu halten. „Sie sind toll!“, schwärmte sie und hob ein Bein, während sie über die Schulter spähte und ihren Fuß in dem tollen Schuh bewunderte. Die richtigen Schuhe ließen jedes noch so hässliche Bein hübsch erscheinen und ihre waren weit von Hässlich entfernt!
 

„Sie werden auch supersüß mit dem Kleid aussehen!“, bestätigte Erza entzückt. „Wenn du sie zurückschickst, machst du den größten Fehler deines Lebens.“
 

„Keine Sorge.“, antwortete Lucy und stöckelte über den Fliesenboden zur Tür und dann wieder zurück. „Nein, ich behalte sie. Das ist ein Punkt weniger auf meiner Liste.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Sogar auf zwei meiner Listen!“, freute sie sich. „Jetzt habe ich nämlich endlich auch etwas Blaues!“
 

Erza verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. „Hast du die anderen Sachen schon alle zusammen?“ Tatsächlich war sie es gewesen, die den alten Spruch aufgebracht und Lucy so lange damit beschwatzt hatte, bis diese nachgegeben hatte.
 

„Fast.“, erklärte Lucy und hob die Hand, um die Punkte daran abzuzählen. „Mein Kleid und alles, das ist etwas Neues. Ich nehme das Diadem meiner Mutter als etwas Altes. Sie hat es schon bei ihrer eigenen Hochzeit getragen.“ Lucy lächelte halb verträumt, halb traurig.
 

Laylas edle Hochzeitstiara war eine Spezialanfertigung für sie gewesen, eines der ersten wirklich teuren Dinge, die Jude nach seinem plötzlichen, geschäftlichen Erfolg gekauft hatte. Lucy hatte schon als Kind davon geträumt, sie bei ihrer eigenen Eheschließung zu tragen, wie ihre Mutter es ihr versprochen hatte. Sie würde sich das jetzt nicht nehmen lassen, auch wenn das erlesene Stück sie an ihren Vater erinnerte.
 

Aber Erza schien sich nicht mit diesem Gedanken aufhalten zu lassen, denn sie nickte nur, stieß ein unbestimmtes Brummen aus und schien einen Moment später zu einem Entschluss zu kommen. „Warte kurz hier.“, befahl sie und verschwand so rasch aus der Tür, dass diese gegen die Wand knallte.
 

Lucy starrte ihr verwirrt nach und konnte sie einen Augenblick später die Treppe hinaufpoltern hören. Verdutzt über den plötzlichen Abgang ließ sie sich wieder auf den Stuhl fallen und zog die Schuhe wieder aus. Nur, weil sie so toll waren, musste sie sie nicht jetzt gleich sofort zu lange anziehen. Immerhin sollten sie zur Hochzeit gut aussehen!
 

Beinahe andächtig stellte sie die guten Stücke auf dem Küchentisch ab und lehnte sich zurück. Der Kauf des Kleides war eine Katastrophe gewesen, auch wenn sie letzten Endes doch das Perfekte gefunden hatte und Aries aus der Schneiderei ihr in mehr als einer Sache aus der Patsche geholfen hatte.
 

Seitdem ging es eigentlich ganz gut voran mit ihren Vorbereitungen und nur mit kleineren Stolpern, auch wenn sie nicht gedacht hätte, dass es so anstrengend werden würde. An was musste man nicht alles denken! Sitzordnung, Einladungen entwerfen, Tische, Sitzgelegenheiten und Geschirr organisieren, Kuchen probieren…
 

Zum Glück hatten sie in ihren Freunden und ihrer Familie tatkräftige Unterstützung! Einzig Sting lief ihnen manchmal vor den Füßen herum – im wortwörtlichen und übertragenen Sinne – aber er war so süß dabei, dass niemand ihm lange böse sein konnte.
 

Im Moment befand Lucy sich in der Küche des dreyarschen Haushalts, ein erstaunlich großer und moderner Raum, der durch eine Glastür mit Sonne geflutet wurde. Da das ganze Haus erst letztes Jahr renoviert worden war, war alles neu und wirkte lange nicht mehr so altbacken wie in Lucys Jugendjahren.
 

Sie hatte hier schon so manchen Nachmittag oder auch Abend verbracht, gekocht, gelacht, sich unterhalten und einfach das Leben genossen. Bei Makarov war einfach jeder willkommen und es war immer etwas los; er hatte gerne Leute um sich. Je lebendiger, desto besser, versicherte er immer.
 

Das war einer der Gründe, warum Erza doch beinahe jedes Wochenende mindestens einmal hier aufschlug, obwohl sie im Studentenwohnheim lebte, um näher an der Uni zu sein. Oder vielleicht vermisste sie einfach die väterliche Fürsorge, die Makarov beinahe jedem angedeihen ließ, der in sein Haus trat.
 

Lucys Blick wanderte aus der Tür zu der kleinen Terrasse, die sich davor ausbreitete, gerade groß genug für einen Stuhl und einen kleinen Blumentopf voller Vergissmeinnicht. Dahinter war nur der Weg zu sehen, der um das Haus herum in den Garten führte, und eine bunte Rosenhecke, die Lucy schon immer bewundert hatte.
 

Sie blickte auf, als Erza endlich zurückkam. „Sorry, ich war sicher, dass es an dem anderen Platz war.“, gestand diese mit einem entschuldigenden Lächeln und ließ sich gegenüber ihrer Freundin auf den Stuhl fallen.
 

Dann stellte sie beinahe andächtig eine geschnitzte, hölzerne Schatulle auf den Tisch. Sie hatte etwa die Ausmaße eines Buches, also mit einer gewissen Größe, aber sehr niedrig, und war mit einem kleinen Schloss versehen. Ein paar Einlegearbeiten aus Messing ließen die Schnitzereien von Blumen noch edler wirken und ganz offensichtlich war sie schon älter.
 

„Ich möchte dir gerne etwas borgen.“, erklärte Erza, seltsam ernst und fummelte mit dem winzigen Schlüssel herum. Kurz darauf klickte das Schloss auf und sie öffnete den Deckel, ehe sie die Schatulle umdrehte, um Lucy einen Blick hinein zu ermöglichen.
 

Darin lagen eine Silberkette und ein Paar passender Ohrringe. Die einfachen Glieder der dünnen Kette hielten einen kunstvollen Anhänger, der trotz seiner Größe nicht klobig wirkte, sondern leicht und elegant, vermutlich, weil er aus mehreren kleineren Elementen bestand, die sich zusammenfügten wie die Ranken einer Pflanze. Winzige Perlen und in Silber eingefasste Diamanten formten Blätter und winzige Blüten und verteilten sich an den kleinen Bögen, die miteinander verbunden waren und drei versetzte Reihen bildeten. Die langen Ohrringe waren passend dazu gefertigt, baumelnde Blumen und zierliche Ranken, aber weder schwer noch plump wirkend.
 

„Sie gehörte Makarovs Frau und davor deren Mutter und so weiter.“, erklärte Erza und ihre Stimme war belegt von all den Gefühlen, die darin mitschwangen. „Er sagte, sie ist fast zweihundert Jahre alt. Als ich achtzehn wurde, hat er sie mir geschenkt, auch wenn ich seine Frau niemals kennen gelernt habe. Weil er keine andere Tochter hat.“ Sie blinzelte heftig und ihre Augen glänzten verräterisch. Diese Geste musste die Welt für sie bedeutet haben.
 

„Manchmal hole ich sie raus und schaue sie einfach an, bevor ich sie wieder wegpacke.“, gestand sie und Lucy ahnte, dass sie es nicht tat, um diese Kette zu sehen, sondern wegen dem, was ungesagt dahinter stand. „Ich hab noch nie eine Gelegenheit gefunden, sie zu tragen.“
 

„Aber… Willst du sie dann nicht selbst anziehen?“, entfuhr es Lucy, immerhin wäre eine Hochzeit, auch wenn es nicht ihre eigene war, die perfekte Gelegenheit dafür. Sie würde sicher das passende Kleid dafür finden.
 

Doch Erza schüttelte entschieden den Kopf. „Nein. Ich finde, du solltest sie tragen.“
 

Lucy konnte nicht verneinen, dass sie das Angebot gerne annehmen würde – diese wunderschöne Kette und die Ohrringe würden hervorragend zu ihrem Kleid und selbst Laylas Diadem passen. Trotzdem… Es war nicht richtig. Das war Erzas Schmuck und er bedeutete ihr offensichtlich viel.
 

„Aber-“, versuchte sie es noch einmal, immerhin hatte ihre beste Freundin es verdient, dieses Geschenk Makarovs stolz tragen zu können! Immerhin zeigte es doch, dass sie nach so langer Suche endlich einen Vater gefunden hatte.
 

Doch Erza klappte die Schatulle mit einem lauten Schlag zu und schnitt ihr damit das Wort ab. Ihre Augen funkelten unnachgiebig und sie hatte sich gerade hingesetzt, um ihrer Entschlossenheit Nachdruck zu verleihen. „Ich habe mich entschieden! Versuch nicht, mich zu etwas anderem überreden!“
 

„Aber warum?“, fragte Lucy verdutzt nach, die wusste, dass jetzt alles nichts mehr nutzen würde. Wenn Erza so aussah, würde niemand mehr sie umstimmen können. „Willst du es denn nicht selbst tragen? Du würdest wunderschön damit aussehen!“
 

Erza blinzelte, dann blickte sie auf die Schatulle hinunter, die sie immer noch mit den Händen umfasst hielt. „Nein… Doch… Ich…“ Sie zuckte mit den Schultern und holte tief Luft. „Ich bin da irgendwie gehemmt.“, gab sie zu mit einem schiefen Lächeln. „Ich habe das Gefühl, dass ich einen wirklich, wirklich außergewöhnlichen Anlass brauche, um diesem Schmuck gerecht zu werden und allem, für was er steht. Ich bin noch nicht beriet dafür.“
 

Unwillkürlich streckte Lucy die Hand aus und nahm Erzas starke Finger in ihre. „Das stimmt nicht, Makarov würde wollen, dass du-“
 

„Das weiß ich doch. Es liegt an mir, verstehst du?“ Erza schüttelte den Kopf und erwiderte den Händedruck, ehe sie Lucy wieder losließ. „Mach dir keine Sorgen, ich werde schon noch zu dem Punkt kommen. Aber noch habe ich ihn nicht erreicht.“ Sie blickte Lucy ernst in die Augen. „Aber du bist meine teuerste Freundin und darum möchte ich, du es trägst. Es würde mir viel bedeuten und ich glaube, Makarov würde es ebenfalls freuen.“
 

Lucy blinzelte die plötzlichen Tränen weg, die ihr in die Augen stiegen, ergriffen von Dankbarkeit und Liebe für diese wundervolle, selbstlose Frau, die sie ihre beste Freundin nennen durfte.
 

Hier hatte Erza etwas wirklich Besonderes, Außergewöhnliches, das nur ihr gehörte und große Bedeutung für sie hatte. Und trotzdem gab sie es weiter, wenn auch nur für einen Anlass. Ohne die Gelegenheit, es vorher selbst benutzt zu haben, ohne die Gelegenheit dafür selbst wahrzunehmen, aus welchem Grund auch immer. Aber dafür mit der Möglichkeit, einer Freundin einen Gefallen zu tun und eine Freude zu machen. Im Gegenteil, sie freute sich darüber, es tun zu können.
 

„Also gut. Danke.“ Ergriffen nickte Lucy lächelnd und nahm die Schatulle entgegen, als Erza sie ihr hinschob, mitsamt dem Schlüssel, den sie darauf abgelegt hatte. Ein zufriedenes Grinsen umspielte ihre Lippen.
 

Doch Lucy war noch nicht fertig. „Aber unter einer Bedingung: versprich mir, dass du sie spätestens zu deiner eigenen Hochzeit trägst.“
 

Erza stieß ein abfälliges Schnauben aus und winkte ab. „Das steht noch in den Sternen geschrieben, wann das stattfindet. Und ob überhaupt.“
 

„Natürlich wird es das.“, antwortete Lucy überzeugt. „Ich weiß noch nicht genau, was das für ein Mann sein wird, dem du dieses Versprechen geben wirst, aber ich bin sicher, er wird wundervoll sein und er ist irgendwo dort draußen und wartet auf dich.“
 

Für einen Moment starrte Erza sie an, ihr Gesicht unleserlich. Dann senkte sie mit einem Lächeln den Kopf, das sich ungebeten auf ihre Züge kämpfte. „A-also gut.“, antwortete sie. „Ich verspreche es.“
 

Für einen Augenblick saßen sie stumm nebeneinander, noch überwältigt von Gefühlen. Dann schlug Erza plötzlich auf den Tisch und wischte die überwältigende Stimmung einfach so weg. Das war eine Geste, die so typisch und unnachahmlich Erza war.
 

„Damit hast du sie alle zusammen – Something old, something new, something borrowed, something blue“ Sie kramte etwas aus ihrer Hosentasche und hielt es Lucy triumphierend unter die Nase. Es war eine kleine, bronzene Münze. „and a penny in your shoe!”
 

Lucy entschlüpfte unwillkürlich ein kleines Lachen, als Erza die Münze in ihren neuen Schuh fallen ließ.
 

„Damit kann ja nichts mehr schiefgehen!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat jemandem gefallen! (Und ich hoffe, Natsu und Lucy kamen jetzt nicht wie Rabeneltern rüber, aber so ein paar Nächte ohne Schlaf zehren an den Nerven...)

Gruß
Arian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Erza's got issues.
Nein, der Typ, den Erza kennen gelernt hat, ist nicht Jellal. (Ja, Jerza ist Endgame, aber Jellal hat momentan ein paar andere Probleme, es dauert noch (in universe) ein Paar Jahre, ehe er auf den Plan tritt.)
Ich hoffe, das Ende war nicht zu abrupt?

Hoffe, es hat gefallen. Bitte lasst mir einen Kommentar da, wenn ihr mir eine Freude machen wollt, und wir lesen uns nächstes Mal wieder! ^^
Gruß
Arian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab Levys Eltern Kent und Elaine genannt, weil ich dachte, dass die Namen schön zu McGarden passen. Ich weiß, es sind einige Andeutungen drin, die Fragen aufwerfen, nicht zuletzt das Ende, aber das werde ich alles in der Levy-Edition klären! :)

Ich hoffe, es hat gefallen. ^^

Gruß
Arian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
...
nicht den Kopf abreißen, ja? Ich werd das Kleid schon noch beschreiben (die Hochzeit steht nämlich/natürlich auch auf meiner Liste von Storys, die hier hereinkommen) und das war so eine perfekte Stelle zum Aufhören. ^^"

Ich glaube übrigens nicht, dass es wirklich viele Leute wie Aubrey gibt. ^^"

Gruß
Arian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
An manchen Stellen hatte ich das Gefühl, dass es ziemlich langweilig ist... Ich hoffe, der OS hat sich nicht zu lange gezogen. :)
In der Story hab ich erneut ein paar der Probleme angedeutet, die Levy hat und die sie in ihrer Story bewältigen muss. Außerdem habe ich ein paar Charaktere auftauchen lassen, die in ihrer Fic eine mehr oder weniger große Rolle spielen, und ich meine nicht (nur) Lisanna. :)

Ihr seid übrigens herzlich eingeladen, einen Kommentar zu hinterlassen. Das motiviert ungemein! ^^"

Gruß
Arian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffe, es hat gefallen. (Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es ziemlich langweilig war? ^^" Vor allem der Anfang...? Auf der anderen Seite sind das hier reine Slice of Life-Storys, die keinen großen Plot haben müssen...)

Die Übersetzung des Spruch (aus viktorianischer Zeit übrigens) ist 'Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes, etwas Blaues und einen Pfennig in deinem Schuh.'

Ich würde mich sehr über Feedback freuen!
Bis nächstes Mal! :)
Gruß
Arian
PS. Ich komme schon noch zur Levy-Story, keine Sorge. >.< Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Yosephia
2017-06-10T21:44:42+00:00 10.06.2017 23:44
Der OS ist süß! Klein aber fein. Dadurch dass wirklich nicht viel passiert, kann ich nicht sooo viel dazu sagen, aber das Lesen hat auf alle Fälle Spaß gemacht :D

Den ganzen Part mit den Schuhen fand ich aus ganz persönlicher Sicht sehr befremdlich, aber objektiv absolut passend für Lucy und Erza. Ich kann's halt absolut nicht nachvollziehen, wie man sich derartig für Schuhe begeistern kann, und besonders in SOLCHE Schuhe würde man mich nicht einmal kriegen, wenn man mir einen dreistelligen Betrag anbieten würde, aber es ist Lucy live und in Farbe, dass sie sich so viele Gedanken darum macht und dann so begeistert von den Schuhen ist und alles!
Erzas Begeisterung in dem Zusammenhang war auch echt witzig, hat auch prima gepasst. Klar, dass sie bei ALLEM, was mit dieser Hochzeit zu tun hat, mit Feuereifer dabei ist. Erza halt XD

Diesen ganzen Kram mit "Etwas Altes..." finde ich, ehrlich gesagt, immer noch komisch, aber da kommt bei mir der Hochzeitsmuffel durch und wieder muss ich sagen: Es passt einfach so hundertpro, dass Erza darauf abfährt und damit Lucy beschwatzt hat XD

Den Part mit dem Geborgten fand ich wirklich schön. Zum einen stellte ich mir die Kette und die Ohrringe wirklich hübsch vor - und zugegebenermaßen bin ich jetzt doch echt neugierig auf das Kleid XD - und zum anderen fand ich den emotionalen Aspekt dabei wirklich schön eingeflochten. Dass Makarov dieses kostbare Erbstück Erza gibt, ist so unglaublich lieb und freut mich sehr für Erza. Und es ist eine sehr bedeutungsvolle Geste, dass Erza dieses Erbstück Lucy borgt. Das zeigt wieder einmal, was für enge Freundinnen die Beiden hier sind! Auch Erzas Zögern, den Schmuck mal selbst zu tragen, finde ich persönlich sehr passend. Es klang für mich wirklich glaubhaft nach Erza, dass sie noch auf den "richtigen Moment" wartet.

Insgesamt war es eine süße, kleine Episode und ich freue mich total auf die nächste :D
LG
Yosephia
Von:  Yosephia
2017-04-04T14:45:20+00:00 04.04.2017 16:45
Ich fand den OS ganz und gar nicht langweilig! Er hat mich sehr an meinen ersten Uni-Tag erinnert - auch wenn der nicht mit so einer großen Veranstaltung angefangen hat, aber darüber haben wir ja schon geredet. Ich konnte mich wirklich gut in Levy hinein versetzen. Ihre Hemmungen, einfach mal eben so neue Leute anzusprechen, ihre Vorfreude auf das Lernen... Ich glaube, ich habe mich Levy noch nie so nahe gefühlt wie in diesem OS. (Obwohl du sie ja auch so schon immer exzellent triffst!)

Das Setting hast du wirklich toll in Szene gesetzt. Ich finde es toll, dass die Uni von Magnolia in einem historischen Gebäude stattfindet. Sowas hat ich in Potsdam auch und das vermisse ich an meiner jetzigen Uni sehr >_<
Auch die Atmosphäre hast du wirklich gut getroffen. Dieses ganze Gewimmel, die vielen unterschiedlichen Leute, das hat alles sehr gut gepasst!

Yay zu Jellals und Lucys Cameo-Auftritten :D

Und ein riesiges YAY für Lisanna! Sie ist echt total süß und genau das, was Levy braucht. Auch prima getroffen, dass sie gleich so drauflos plaudert, das ist einfach original Lisanna. (Ich meine, Juvia hat sie sich als Partnerin ja auch einfach so angeboten, als Juvia für die S-Class-Prüfung ausgewählt wurde, obwohl sie vorher kein Wort miteinander gewechselt haben. Lisanna ist einfach so^^b)

Alles in allem fand ich den OS wirklich sehr schön. Klar, es ist nicht wirklich viel passiert, aber er hatte irgendwie etwas Heimeliges und Aufregendes zugleich. So ein bisschen Aufbruchs- und Abenteuerstimmung, aber in einem Rahmen, dass es sehr gut zu Levy passt. Hat mir einfach rundum gefallen ^~^

Jetzt freue ich mich noch viel mehr auf die Levy-Edition! *~*
Von:  Yosephia
2017-02-20T09:31:50+00:00 20.02.2017 10:31
Okay, wir haben ja schon darüber geredet, dass dieser ganze Hochzeitsrummel nicht so meins ist, ABER bei Lucy sieht das natürlich ganz anders aus. Es ist absolut passend, dass Lucy sich als kleines Mädchen schon die perfekte Hochzeit ausgemalt hat (welches kleine Mädchen tut das nicht, sofern es nicht so verkorkst ist wie ich? XD").
Ein Wehmutstropfen in dieser Fic ist eindeutig der Gedanke an Jude. Lucy tat mir an der Stelle furchtbar Leid. Es ist ja nun auch schon ein paar Jahre her und Jude hat sich immer noch nicht überwinden können, ihr Friedensangebot anzunehmen und wieder an ihrem Leben teil zu haben. Sturkopf der :( Dieses Thema hast du jedenfalls wirklich gut aufgegriffen, ohne dass es gleich die gesamte Stimmung runter gerissen hat.

Ich nehme mal an, Erza ist Lucys Trauzeugin? (Oder die Brautjungfer? Sind das zwei unterschiedliche Paar Schuhe? Kein Plan ID") Und natürlich ist Erza Feuer und Flamme für das "Projekt". Ich musste ja echt schmunzeln, als das mit dem Schloss erwähnt wurde XD

Zum Glück hat Lucy auch noch Sting dabei, der ist das perfekte Mittel, um Erza ein wenig zu zähmen.
Und sowieso: Sting ist einfach sooooooooooooooooo süß! >///////<

Um ehrlich zu sein, kam mir das Stella gleich sehr aufgesetzt vor. So piekfein und nobel und irgendwie arrogant... Klar, dass er für Lucy und Erza zunächst dennoch viel versprechend aussieht, aber dann kommt Aubrey - und oh wow, die hast du wirklich gut dargestellt, ohne sie zu überzeichnen! Ihr Verhalten war sehr glaubwürdig. Dass sie so ins Stocken gerät und dann doch erst einmal versucht, den Anschein von Professionalität zu waren, hat gut gepasst. Aber das spitzt sich so nach und nach zu und dann platzt es eben doch aus Aubrey heraus. Lucys Antwort darauf war fast noch zu harmlos! >_>

Unterm Strich tut mir Lucy Leid, weil ihr damit die ganze Freude an der Sache verdorben worden ist. Dabei hat sie sich so eine richtige Traumhochzeit so wirklich verdient! >_< (Btw fand ich absolut süß, wie Lucy immer wieder ganz schwärmerisch daran gedacht hat, dass sie IHREN Natsu heiraten wird. NaLu ist in diesem 'verse der reinste Zucker! >//////<)

Und dann kommt Aries' Laden! Ein Unterschied wie Tag und Nacht zum Stella, aber mir persönlich gleich viel sympathischer. Und das nicht nur, weil Aries sich gleich so lieb um Sting kümmert >///<
Aries hast du sehr gut getroffen. Klar, im Manga ist sie immer nur schüchtern, aber ich glaube auch, dass sie so richtig aus sich heraus gehen kann, wenn es dann um etwas geht, was sie so richtig begeistert. Und Aries als Schneiderin finde ich sowieso sehr passend. Hatte ich ja auch schon mal :D

Aries' Herangehensweise ist auch ganz anders als die von Aubrey, finde ich wirklich toll. Da blüht Erza auch gleich so richtig auf und die gute Lucy kommt kaum zu Wort XD

Und dann sieht sie DAS Kleid! Finde ich sehr passend, dass es ein Zufallsfund war :D
Und ich bin schon sehr gespannt auf die Hochzeitsstory ^-^

Was die Beschreibungen der Kleider betrifft, fand ich sie allesamt sehr anschaulich. Auch für jemanden wie mich, der sich mit Kleidern so gut wie gar nicht beschäftigt hat, waren sie sehr gut verständlich. Nicht zu knapp, aber auch nicht zu ausufernd und auch keine reine Aneinanderreihung von Kleiderbeschreibungen. Der Schwerpunkt lag hier doch eher beim Auf und Ab der Gefühle - und nach dem, was ich letztes Jahr von meiner Freundin mitgekriegt habe, gehört dieses Auf und Ab beinahe zwangsläufig zu den Hochzeitsvorbereitungen dazu.
Alles in allem einfach super! *~*
Von:  Yosephia
2017-02-05T17:25:10+00:00 05.02.2017 18:25
Yay, Levy! *___*
Ich maaaaaaaaaaag deine Levy! Sie ist immer so süß und lieb und versucht immer, Rücksicht auf Jet und Droy zu nehmen, ohne sich dabei sonstwie zu verbiegen, indem sie ihnen falsche Hoffnungen macht. Und gleichzeitig hat sie eben auch Biss, ist eben eine kleine Kämpferin. Das alles bringst du immer so schön unter, einfach toll!

Der OS an und für sich war auch wirklich schön. Eine tolle Umsetzung des Prompts und natürlich auch gleich eine tolle Einstimmung für die Levy-Edition, auf die ich mich ja auch schon wie verrückt freue!

Die Freundschaft zwischen Levy, Jet und Droy hast du wirklich sehr schön in Szene gesetzt. Schön, wie die Drei den Kontakt zueinander halten, obwohl sie jetzt so unterschiedliche Wege gehen. Klar, dass das in der Anfangszeit noch nicht ganz so gut geklappt hat, das ist ja eine Umstellung für sie alle. Umso schöner, dass sie so eine Tradition haben, zu der sie doch wieder zueinander finden. Und ich kann mir sogar ganz gut vorstellen, dass sie diesen Vorsatz umsetzen können.

Und das war natürlich die perfekte Überleitung zum Leitthema des OS, wirklich sehr geschickt eingefädelt!
Levys Vorsätze sind nur allzu verständlich und die jeweiligen Reaktionen ihrer beiden Freunde darauf haben auch absolut gepasst. Ich musste echt schmunzeln, als sie den ersten Vorsatz als langweilig abgetan haben, aber irgendwie haben sie ja Recht XD
Neugierig bin ich ja bei der Sache mit dem Sport. Was Levy da wohl für sich finden wird? Vielleicht ergibt sich das durch ihre neuen Freundschaften?
Eben der Punkt mit den Freundschaften war irgendwie ein bisschen traurig. Die warme Levy hat es wirklich nicht leicht gehabt bisher, aber in diesem Jahr wird es sicher besser für sie, jawoll!
Den Vorsatz mit dem Verlieben fand ich da auch sehr passend. Klar, ein bisschen naiv - sowas kann man ja nicht erzwingen, also wirkt es schon etwas fehlplatziert auf einer Vorsatzliste -, aber für das Alter und mit den bisherigen Erfahrungen absolut passend und verständlich. Jetzt bin ich sehr gespannt auf die Gajeevy-Entwicklung, auch wenn ich weiß, dass das noch ne ganze Weile hin ist. Kriegt Levy zwischendrin eine andere Möglichkeit, um Erfahrungen zu sammeln? :D

Und dann der letzte Punkt... Der große Haken, der wohl außer Levy niemandem bewusst ist und der der große Aufhänger für die Levy-Edition wird. Fand ich absolut passend, dass Levy diesen Punkt nicht laut aussprechen konnte. Das ist ja auch ein gewaltiger Schritt, der ihr sicher auch nicht leicht fallen wird. Zum Glück hat sie bald tatkräftige und verständnisvolle Unterstützung dabei!

Kent und Elaine stelle ich mir sehr süß als Pärchen vor und sie passen sehr schön als Levys Eltern. Und auch Jet und Droy hast du charakterlich super getroffen.

Insgesamt also ein wirklich toll gelungener OS! *~*
Von:  Yosephia
2017-01-25T23:36:51+00:00 26.01.2017 00:36
Oje, wenn das mal gut geht... :(
Ach, wenn Erza sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat - und sei es auch eine noch so große Dummheit -, ist sie davon echt nicht mehr abzubringen! Original wie im Manga, absolut IC!

Aber von Anfang an: Ich finde es absolut glaubwürdig, dass Lucy, so sehr sie auch in ihrer Mutterrolle aufgeht, sich auch nach dem Studentenleben sehnt. Das hat sie sich in TGALG auch immer wieder wünscht und sie hat sich ja auch richtig ernsthafte Gedanken gemacht, was sie studieren will. Das war ihr eine echte Herzensangelegenheit, aber dann kam halt Sting. Und wahrscheinlich würde es auch finanziell sehr knapp - wenn nicht sogar zu knapp - werden, wenn sie mit dem Studium anfangen würde, solange nur Natsus Ausbildungsgehalt rein kommt.

Daher ist auch nur allzu verständlich, dass Lucy eben auch Neid auf ihre Freunde verspürt. Das macht sie ja nicht zu einem schlechten Menschen. Den Spagat hast du wirklich gut hingekriegt, dass man Lucys Gefühle nachvollziehen konnte, ohne dass sie gleich wie eine missgünstige Zicke rüber kam!

Die Wendung des Gesprächs war ziemlich überraschend für mich, aber letztendlich hat es irgendwie auch gut gepasst, weil es Lucy bewusst gemacht hat, dass jeder sein eigenes Päckchen zu schleppen hat. Sie kann (noch) nicht studieren, aber dafür hat Erza eine Krise der ganz anderen Art, die für Lucy einfach dadurch, dass sie ihren Natsu ja wirklich schon sehr früh und recht einfach gefunden hat, nie aufgekommen ist.

Es ist schön und typisch, dass Lucy sich gleich Sorgen um Erza macht und versucht, ihre Freundin zur Besinnung zu bringen - auch wenn das leider ein Kampf gegen Windmühlen ist. Ist aber auch eine echt knifflige Situation. Mehr als Ratschläge kann man da ja auch nicht anbringen und wahrscheinlich ist Lucy auch schon klar, dass Gray da auch nicht sehr viel mehr als sie ausrichten kann :(

Insgesamt ist es ein sehr stimmiger OS mit einer flüssigen Gesprächsentwicklung und schönen Detail-Einschüben (das Dragneel-Lächeln! *~* und die "Sprecherziehung" XD). Das Lucy-Erza-Broship ist hier wieder sehr toll zum Tragen gekommen. Das hat mir ja schon bei TGALG immer wieder so begeistert!

Ich freue mich schon riesig auf den nächsten OS! ^-^
Yo
Von:  Yosephia
2017-01-11T00:01:02+00:00 11.01.2017 01:01
Oje, arme Lucy, armer Natsu, armer Sting :(
Ich habe es noch nie geschafft, eine Nacht durch zu machen, da möchte ich mir gar nicht ausmalen, wie mies es Natsu und Lucy ging. Kein Wunder, dass die Nerven bei den Beiden vollkommen blank liegen - und da sie Beide ordentlich Temperament ihr Eigen nennen können, ist es fast schon vorprogrammiert, dass es zwischen ihnen kracht >_<
Selbst innerhalb dieses Streits fand ich die einzelnen "Argumente" der Beiden jeweils passend. Natsus hilfloses "Mach' was!" klingt so voll und ganz nach Natsu halt!

Ein Glück greift Igneel ein und nimmt es auf sich, sich um Sting zu kümmern, damit Natsu und Lucy endlich mal eine Pause kriegen. Finde ich übrigens überhaupt nicht verwerflich. Eltern sind auch nur Menschen, die eben auch an ihre Grenzen stoßen können, und Natsu und Lucy haben ja in mehr als nur einer Hinsicht sowieso schon viel Stress an der Backe. Wenn Igneel ihnen nicht diese Pause verschafft hätte, wäre der Streit womöglich sogar eskaliert, hitzköpfig wie die Beiden un einmal sind >_<

Und Igneel ist so lieb, dass er die Nacht durchmacht und Natsu und Lucy krank meldet und sogar mit Erza schon abspricht, dass die beim Nachholen des Stoffs hilft. Da können Natsu und Lucy wirklich von Glück reden, dass sie Igneel haben!
Ich finde es auch sehr passend, dass Igneel sich per se nicht in Stings Erziehung einmischt. Natsu und Lucy müssen da ja ihre eigenen Erfahrungen machen und wenn sie wirklich katastrophale Fehler machen würden, würde er ja doch eingreifen, aber das steht wohl nicht zu befürchten!

Insgesamt finde ich, dass der OS eine schöne, runde Sache. Klein, aber fein!
Und der kleine Spaß am Ende war auch sehr passend! ^.^
Opa Igneel ist toll! *~*


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