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Studienfahrt der etwas anderen Art

YuKa-Zirkel Wichtelaktion 2016
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zuerst einmal möchte ich Knuddelkekswurmi danken, dass sie diese Aktion ins Rollen gebracht hat. Ohne dich, meine Süße, und deiner Initiative hätten wir diesen Spaß vermutlich jetzt nicht. :-* ♥ Und natürlich auch danke an alle, die bei der Wichtelaktion mitmachen! Ich freu mich auf eure Ergebnisse!

Jetzt zu dir, liebe Alexis-san: Ich wünsche dir viel Freude und Spannung beim Lesen; hoffentlich habe ich deinen Geschmack getroffen. Auf jeden Fall kommen Yuriy und Kai drin vor XD Ich hab auf tumblr ein paar „OTP Ideas“ durchforstet und habe 5 verschiedene Ideen zu einer verschmelzen lassen. Oder zumindest versucht. Vielleicht braucht ihr beim Lesen einen langen Atem. Ich hoffe trotzdem, dass es gefällt. Los geht’s! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein kleiner Bonus ;)
Ich dachte mir so, für alle, die ihr an der Aktion mitgemacht habt. Und auch im Besonderen für meine liebe Minerva, dir auch noch mal im Speziellen Frohe Weihnachten, danke für die liebe Whatsapp :-* ♥♥♥
(Und außerdem wollte ich meine Geschichte noch zuende erzählen, hihi :D) Komplett anzeigen

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One

 

„Euer Arbeitsauftrag ist folgender: Untersucht, worin Perikles die Vorteile der Staatsform Demokratie sieht. Wenn ihr damit fertig seid, tauscht ihr euch mit eurem Sitznachbarn darüber aus. Und als dritten Schritt interpretiert ihr die Intention des Redners Perikles, indem ihr den historischen Kontext berücksichtigt! Noch Fragen? Keine? Gut. Dann legt los!“

Es wurde ruhig im Klassenzimmer. Auch das letzte Getuschel erstarb bald nach einem mahnenden Blick. Erst nach etwa zehn Minuten fingen die ersten Schüler wieder an, sich gedämpft über den Inhalt der historischen Quelle zu unterhalten. Es war keine Intervention der Lehrkraft notwendig. Diese Aufgabenstellung war bereits methodisch ritualisiert. Dennoch hatten noch nicht alle Schüler ihre Interpretation beendet, als es schellte. Ratzfatz wurden die Bücher zu geklappt, die Taschen gepackt und die ersten rannten schon aus dem Klassenraum, während andere noch trödelten.

„Herr Ivanov, was ist heteronormativ?“

Skeptisch blickte Yuriy Ivanov eine kleine Gruppe von Schülern an.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass das im Text stand.“

„Nein, wir ... wollen das gern so wissen.“

Yuriy unterdrückte ein Seufzen. Seit Neuestem löcherten ihn seine Schüler ständig mit solchen merkwürdigen Begrifflichkeiten. Gut, sie waren in einem Alter, in dem sie sich für das ganze Thema zu interessieren beganen. Aber war er denn der einzige, den sie fragen konnten? Seines Wissens hatten sie an der Schule schließlich auch einen ganz frischen, sprachlich sehr versierten Lehrer – auch wenn er selbst ihn außer bei der Kurzvorstellung durch den Direktor noch nicht viel gesehen hatte. Warum frugen sie nicht ihn? Aber Yuriy Ivanov war – zwar erst seit kurzem, aber immerhin – Vollblutlehrer, und erklärte ihnen bereitwillig: „Unsere gesamte Gesellschaft ist heteronormativ geprägt, das heißt, die Grundannahme unserer Gesellschaft besteht darin, dass in romantischer und sexueller Hinsicht jeder Mann mit einer Frau zusammenkommt und umgekehrt. Dies ist die einzig anerkannte Norm. In dieser Grundannahme werden aber homosexuelle, asexuelle, bisexuelle, transsexuelle oder pansexuelle Menschen ausgeklammert bzw. negiert.“

Es sah nicht so aus, als hätte sich die Handvoll Schüler vor ihm auf einen solchen Minivortrag nicht vorbereitet.

„Schlagt das vielleicht noch mal zuhause nach, wenn ihr das unbedingt wissen wollt. Ich muss jetzt zur Konferenz. Und ihr in die Pause, also husch!“

Mit einer ausladenden Armbewegung scheuchte er die Kinder aus dem Klassenraum und hoffentlich auch auf den Schulhof hinaus.

 

 

Wenn es nur endlich zur Pause klingeln würde… Die Lautstärke war mal wieder unerträglich, aber er hatte Kopfschmerzen und keine Lust, eine seiner gefürchteten Wuttiraden loszulassen. Dann würde sein Schädel ganz mit Sicherheit platzen.

Endlich, der Pausengong! Jetzt konnte er die Quälgeister endlich loswerden!

„Herr Hiwatari, was ist homörotisch?“

Kai Hiwatari rieb sich die Nasenwurzel, indem er seine Brille nach oben schob. Nicht schon wieder so eine merkwürdige Frage. Warum wurde er eigentlich immer damit belästigt? Weil er der Neue im Kollegium war? Weil sie ihn testen wollten? Neulich hatten sie ihn nach Pansexualität gefragt. Wurden die Schüler an dieser Schule denn nicht aufgeklärt? Außerdem gab es doch das Internet, sollten sie sich da doch bei Professor Google schlau fragen. Aber nicht bei ihm! Allein das Wort, da fühlte er sich schon fast beleidigt. Es war ja nun nicht so, als würde er mit seiner Sexualität hausieren gehen, da niemanden anging, was er fühlte. Solche Fragen empfand er schnell als persönlichen Angriff, es ging ihm zu nahe und deswegen wurde er schnell bissig. Die Vergangenheit hatte ihm gezeigt, dass Angriff die beste Verteidigung war.

„Das braucht ihr nicht zu wissen“, meinte Kai schließlich nur kurz angebunden und verließ, fast fluchtartig, das Klassenzimmer.

 

- - -

 

Mehrere Wochen waren vergangen. Kai hatte sich, was die Orientierung betraf, gut an der neuen Schule eingewöhnt. Mit den Kollegen verstand er sich auf beruflicher Ebene ganz gut. Er hatte vier weitere Fachkollegen für sein sprachliches Unterrichtsfach, Englisch, und zwei weitere für Informatik. Mit diesen verlief die Zusammenarbeit sehr gut, wie Kai fand, und gerade in Englisch waren es junge Kollegen, die, entgegen der Kollegen an seiner alten Schule, wo er sein Referendariat gemacht hatte, neue Methoden verwanden, um die Schüler zu motivieren.

Allerdings, das musste Kai zugeben, spürte er auch manche Blicke innerhalb des Kollegiums, die ihn merkwürdig musterten. Und er glaubte auch, dass getuschelt wurde. Dabei kannte er gerade von denen nicht einmal die Namen. Er glaubte aber auch zu wissen, worum es dabei ging: Die Schüler waren nicht sondernlich gut auf ihn zu sprechen. Das hatte man ihm bereits zu Anfang seiner Ausbildung gesagt, und das war auch im Abschlussgespräch des Examen thematisiert worden: Seine Art, mit Schülern zu kommunizieren, war… nun, salopp gesprochen, sie ließ zu wünschen übrig. Fachlich machte er guten Unterricht, aber seine mürrische Art und Strenge führten dazu, dass er bei Schülern nicht sonderlich beliebt war. Das war aber nun seine Lehrerpersönlichkeit. Warum sollte er sich verstellen und mit den Schülern einen auf Kumpel machen? Er kannte seine Rolle – er war zugleich Berater, aber auch Richter. Er musste Noten vergeben und spätestens da half jede Kumpelei nichts mehr. Und auf diesen Spagat ließ er sich gar nicht erst ein. Kai wusste auch nicht so recht, ob er überhaupt beliebt sein wollte. Wenn er sich das an seinen beliebteren Kollegen ansah, dann hatte er gar keine Lust darauf. Viele der Lehrer und Lehrerinnen, die von den Schülern regelrecht geliebt wurden, hechteten regelmäßig aus der (wohlverdienten, wohlgemerkt!) Pause, das Butterbrot noch in der Hand, weil irgendwelche Schüler vor der Tür des Lehrerzimmers standen und weiß Gott welche Anliegen hatten. Besonders der junge Kunstlehrer mit den roten Haaren war ein perfektes Beispiel dafür, wie nachteilig die Beliebtheit war. Kai hatte ihn innerhalb der ersten großen Pause fünfmal aufstehen und zu Schülern gehen sehen. Und dass, obwohl in der Schule die interne Regelung galt, dass die erste große Pause den Lehrern zur Erholung vorbehalten war. Nicht ohne Grund hing an der Tür zum Lehrerzimmer ein Schild mit einem schlafenden Igel am Schreibtisch und der Bildunterschrift „1. große Pause – auch für Lehrer!“. Kai fand das Bild albern, aber sicher hatte sich ein Kunstlehrer das ausgedacht. Apropos Kunstlehrer. Jetzt in der zweiten Pause war er schon zweimal rausgerannt. Der Rothaarige, mit den vielen bunten Taschen. Kai wäre das ja viel zu anstrengend. Aber seinem Kollegen schien das nichts auszumachen. Woher nahm er bloß die Energie? Und immer diese gute Laune… furchtbar. Wie konnte man früh morgens und über den ganzen Tag verteilt so gut gelaunt sein? Ekelhaft. Wirklich.

„Gibt es ein Problem?“

Erschrocken sah Kai auf. Wie war der Rothaarige so schnell zu ihm gekommen? Heute trug er einen so genannten man-bun. Früher nannte man das einfach Dutt, dachte Kai bei sich und schüttelte schnell den Kopf.

„Sie sehen mich so böse an.“

„Nein, das hat nichts mit Ihnen zu tun, ich … war in Gedanken.“

Kai wandte sich ab und wieder seinem Kaffee zu.

 

 

Wow…

Yuriy war sprachlos. Dieser Hammermörderblick – er hatte schon fieberhaft überlegt, wie er seinen Kollegen, Herrn… Hiwatari?...  Ja, so hieß er, soweit sich Yuriy richtig erinnerte - wie er Herrn Hiwatari dermaßen verärgert haben könnte, dass ihm ein solcher Blick galt. Wenn er diesen Blick bei seinen Schülern anwandte, dann war das eine sehr effektive „Waffe“, um für Ruhe zu sorgen. Yuriy war beeindruckt und ein wenig eingeschüchtert zugleich.

Dennoch machte er sich nichts aus der kalten Abfuhr, die er gerade erfahren hatte. Herr Hiwatari schien eigenbrötlerisch zu sein, und vermutlich auch sehr introvertiert. Er war immer gefasst und um Professionalität bemüht. Yuriy hätte ihn aufgrund seines Auftretens eher in der Wirtschaft vermutet. Als Broker, oder Boss einer großen Firma oder… Na ja, Herr Hiwatari war jedenfalls jetzt Lehrer. Eigentlich bemühte Yuriy sich immer darum, mit jedem Kollegen ein wenig ins Gespräch zu kommen und jeden etwas kennen zu lernen, aber mit Herrn Hiwatari hatte das bisher noch nicht geklappt. Ihre Unterrichtszeiten waren zu unterschiedlich. War er im EG im Kunstraum, hielt sich Herr Hiwatari im 2. OG im Informatikraum auf. Und unterrichtete er Geschichte, war Herr Hiwatari… nicht da. Vermutlich hatte er dann Freistunden, in denen er sich in den Vorbereitungsraum zurückzog.

Wie dem auch sei, er würde sicherlich noch genügend Zeit haben, Herrn Hiwatari einmal näher kennen zu lernen. Die nächste Lehrerkonferenz stand ja schon vor der Tür.

 

- - -

 

„Herr Nitrowski hat sich bei Übungskursen für die Skifahrt leider das Bein gebrochen“, verkündete der Schuldirektor auf der Lehrerkonferenz mit ruhiger Stimme. Jetzt musste ein Ersatz für den Sportlehrer her.

„Gibt es jemanden unter Ihnen, der die Reisegruppe der Schüler begleiten will? Sonst müssten wir die Jahrgangsfahrt ins Skigebiet absagen. Das würde aber einen finanziellen Verlust für die begleitenden Lehrer als auch für die Schüler bedeuten, da die Buchung jetzt nicht mehr stornier werden kann, da der Unfall so kurzfristig passierte und das kein ausreichender Grund ist, die Buchung außerordentlich zu stornieren.“

Leises Gemurmel ging durch den Raum. Die Reaktion der Lehrer stand denen der Schüler, wenn in ähnlicher Situation, in nichts nach.

„Wer von Ihnen kann denn zufälligerweise Skifahren? Oder kennt sich zumindest theoretisch damit aus?“

Wieder ein Raunen.

„Wir könnten das ausnasen!“, rief plötzlich einer der Sportreferendare, die ohnehin mitfuhren. Und wie die Kinder tiipten sich mehrere Lehrer mit dem Zeigefinger an die Nase und riefen „Bin’s nicht!“

Das erntete Gelächter, wurde aber von einer Handgeste des Schuldirektors unterbunden.

„Ich bitte um eine ernsthafte Gesprächskultur, liebe Kollegen. … Herr Hiwatari?“

Kai hatte nur zögerlich die Hand gehoben. Schulfahrten waren nichts für ihn. Auch aufgrund der Tatsache, dass die Schüler ihn sicher nicht dabei haben wollten. Und dass viele der Lehrer, die diese Schüler begleiteten, eben die beliebten waren, und er mit ihnen kaum ein Wort gewechselt hatte. Das Kollegium war einfach insgesamt zu groß. Kai musste sich aber auch eingestehen, dass er nicht der Typ war, der großartig Freundschaften unter Kollegen suchte, und deshalb mit nur wenigen gesprochen hatte. Mit denen nämlich, mit denen er zusammenarbeiten musste oder wollte.

„Nun… in Anbetracht der… Notlage… biete ich an, mitzufahren? Wenn die Herren und Damen Kollegen einverstanden sind. Mein Ersthelferschein ist noch nicht allzu lange her, und… ich kann ganz gut… snowboarden.“

Das letzte sagte er etwas leiser. Er war zwar nicht schüchtern, aber das von sich preiszugeben war schon ein bisschen … neu für ihn. Seine Hobbies behielt er sonst lieber für sich. Auch wieder ein Negativpunkt für die Beliebtheitsskala.

„Wirklich? Na das ist doch ganz hervorragend. Dann zeigen Sie mir doch mal ein paar Tricks, wenn die Kinder im Bett sind!“

Yuriys Stimme klang federnd und lebensfroh, so wie er selbst. Kais Blick fiel sofort auf ihn und blieb auf ihm ruhen.

„Sie fahren auch mit?“

„In der Tat. Herr Nitrowski und ich haben uns ein Zimmer geteilt. Wir können die Einzelheiten später gemeinsam besprechen.“

Kai nickte nur. Sein eigener Wagemut hatten ihn gerade in Teufels Küche gebracht…

 

- - -

 

Es ging auf Weihnachten zu; die Fahrt war so angesetzt, dass Schüler und Lehrer nur noch 3 Tage zur Schule mussten, bevor es in die Winterferien ging.

„Hinsetzen! Jetzt wird durchgezählt!“

Die Schüler setzten sich im Bus auf ihre Plätze. Es war kalt geworden, und auch in ihrem anvisierten Skihort hatte es sehr oft sehr viel geschneit in den letzten Wochen, so dass dort die optimalen Bedinungen für Pistenfahrer, Langläufer und Snowboarder herrschten. Kai freute sich insgeheim doch ein bisschen auf die Fahrt. Er mochte den Schnee. Der Winter war seine liebste Jahreszeit. Dann senkt sich immer eine Stille auf die Welt, alles ruht und Mensch und Tier kommen zur Ruhe.

Momentan herrschte aber gar keine Ruhe. Zwar saßen die Schüler, schrien aber dennoch wild durcheinander. Kai quetschte sich durch den Schmalen Gang und zählte seine Schüler.

„24, 87, 49, 51…!“, rief ihm ein Witzbold entgegen und seine Umgebung lachte. Aber mit einem Blick hatte Kai ihn zum schweigen gebracht. Beinahe hätte der freche Schüler ihn in seiner Zählung verwirrt, aber er hatte schon immer gut mit Zahlen jonglieren können.

„48 Schüler…“, murmelte Kai und stiefelte wieder nach vorn zur Fahrertür des Busses.

In dem Moment kam Yuriy nach oben in den Bus und strahlte ihn an.

„Fehlt noch jemand?“

„Mit Ihnen nicht. .. Nur noch der Busfahrer.“

Yuriy grinste Kai ob des lahmen Witzes an. Der Versuch zählte ja.

„Na dann wollen wir mal sehen, wo der ist!“

Beide Junglehrer verließen den Bus.

„Ich bin übrigens Yuriy. Wenn wir schon das Abenteuer gemeinsam auf uns nehmen, und uns ein Zimmer teilen, können wir uns ja wenigstens duzen.“

„So lange es nicht ein Bett ist..“, meinte Kai.

Yuriy stutzte und hob eine Augenbraue. Sofort liefen Kais Ohren rot an und er wollte schon zu einer Entschuldigung ansetzen. Das hatte er eigentlich denken, nicht sagen wollen! Aber Yuriy lachte auf. Kai fiel auf, wie sehr seine Augen leuchteten, wenn er sich freute. Heute trug er einen schlichten Pferdeschwanz. Der Man-Bun gefiel Kai irgendwie besser… Und der komische Kinnbart passten auch nicht wirklich zu Yuriy…

„Kai!“, meinte er und streckte dem Rothaarigen die Hand entgegen.

Dieser nahm sie, schüttelte sie und nickte.

„Auf gute Zusammenarbeit!“

 

Die Fahrt dauerte lange. Die meisten Schüler waren eingeschlafen, als die Dunkelheit einsetzte. Yuriy und Kai hatten die beiden ersten Doppelsitze hinter dem Busfahrer für sich gebunkert. Zeitweilig hatte neben Yuriy das ein oder andere Mädchen gesessen, weil es über Reiseübelkeit geklagt hatte. Bei manchen hatte Kai mehr das Gefühl gehabt, dass sie einfach nur neben Yuriy sitzen wollten.

Im Moment hatte Kai neben sich und auf seinem Schoß einige Bücher ausgebreitet und machte sich Notizen. Auch Yuriy war in Arbeit vertieft. Aber er hatte aufgehört, weil er müde geworden war und seine Konzentration nachließ. Stattdessen beobachtete er Kai, wie dieser konzentriert Seite für Seite studierte.

„Planst du Unterricht, oder was machst du?“

Aufgeschreckt aus seinen Gedanken blickte Kai zu Yuriy herüber. Yuriy fiel auf, dass Kai viel jünger aussah, wenn er nicht immer so verbissen dreinschaute. Es juckte ihm in den Fingern. Während Kai zu einer Antwort ansetzte, holte Yuriy seinen Zeichenblock hervor.

„… Auch. Ich bin das Programm noch einmal durchgegangen, und ich wollte noch mal die Theorie zum Langlauf und den Skiern lesen. Ich bin da nicht so firm, muss ich zugeben…“

Yuriy legte den Kopf schief. Da schien jemand zum Perfektionismus zu neigen. Gut, das konnte er verstehen, schließlich war er in seinen Kunstwerken auch sehr oft davon besessen. Aber in den meisten Fällen war er eher vom Typ „Egal. Ich lass das jetzt so“.

„Learning by doing, würde ich sagen“, meinte er, während er die Konturen von Kais Gesicht festhielt. Mit raschen Zeichenstrichen nahm das Portrait, das er im Halbdunkeln anfertigte, Gestalt an.

„Schon. Aber wenn sich ein Schüler verletzt… Ich habe mir noch das Prozedere in einem solchen Fall von unserer Homepage geladen und ausgedruckt. Für den Fall der Fälle. Wer macht eigentlich die Sicherheitsanweisung?“

„Frau Liewschenko. Das ist deine erste Studienfahrt, oder?“

„Ja“, gab Kai zu, und drehte sich zu Yuriy um, indem er sich an der Rückenlehne aufstützte.

„Merkt man.“

„Als ob du schon so erfahren wärst, du bist doch kaum älter als ich!“

Das kam bissiger rüber als Kai es gemeint hatte. Yuriy schien gelassen.

„Kommt drauf an, welches Erfahrungsgebiet du meinst….“, grinste er schließlich leicht anzüglich und zwinkerte ihm zu. Kais Magen machte einen Hüpfer. Er schluckte, brummte und wandte sich wieder ab. Yuriy schmunzelte.

„Ich hab ein Praxisjahr vor dem Ref gemacht. Da hab ich zwei Klassenfahrten begleitet“, antwortete Yuriy auf die ungestellte Frage. Es machte ihm Spaß, Kai zu provozieren. Aber er wollte ihn auch nicht verärgern. Es gefiel ihm, mit dem Dunkelhaarigen zu reden. Die Unterhaltungen mit ihm hatten eine ganz eigene Dynamik, fand Yuriy. Er war mit seiner Skizze fertig.

„Was hast du gemalt?“, fragte Kai und nickte auf den Zeichenblock.

„Ach… nur Handübungen.“

Kai war zu sehr von dem verschmitzten Lächeln gefangen, als dass er die Antwort weiter hinterfragte.

 

- - -

 

Das Feuer im Kamin knisterte. Sie hatten alle einen langen, aufregenden und anstrengenden Tag hinter sich. Gestern, am ersten Morgen, hatten sie eine ausgiebige Winterwanderung durch die Schneelandschaft gemacht. Trotz der Minusgrade gefiel es den Jugendlichen. Einige hatten Schneeballschlachten angefangen, die von den Lehrern letztlich untersagt werden mussten ( - den Sportlehrern fiel das besonders schwer, und auch Yuriy hätte gerne an einer Schneeballschlacht teilgenommen). Da aber das Verletzungsrisiko durch versteckte Steinchen im Eis und Schnee ziemlich hoch war, stand Schneeballwerfen unter Strafe. Besonders Kai pochte auf Einhaltung des Verbots.

Heute hatten vereinzelte Lehrer die Skier in einem Selbstversuch angeschnallt – und den Schülern einerseits bewiesen, wie mutig sie waren, andererseits, wie man NICHT Ski fuhr.

Gegen Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, hatte sich der Jahrgang mit den Betreuungs- und Aufsichtspersonen im Gemeinschaftsraum zusammengefunden. Sie hatten Tische, Stühle, Sofas und Sessel aus dem Weg geräumt, um sich in einem Sitzkreis vor dem Kamin einzufinden. Die Gastwirtin verteilte heißen Kakao an alle. Kai nippte an seinem und wünschte sich, er könnte wenigstens einen „Schuss“ bekommen. So ein Zusammentreffen war nichts für ihn. Er saß neben seinem besten Schüler und Frau Liewschenko, die das morgige Tagesprogramm vorstellte. Als sie damit fertig war, sah sie Yuriy an.

„Herr Ivanov, Sie als Künstler, Sie möchten doch sicher einen kulturellen Beitrag leisten und die Schüler zum Denken anregen, oder nicht? In dieser gemütlichen Runde?“

Yuriy verschluckte sich fast an seinem Kakao.

„Uhmmmm…“

Er sah in die Runde. Hier verdrehten drei die Augen, andere wärmten sich fast apathisch an ihrer Tasse auf, wieder andere waren drauf und dran aufzuspringen und sich zur Toilette zu retten, um diesem schulischen Aspekt der Reise zu entkommen.

„Es ist ja bald Weihnachten… Wie wäre es, wenn jeder von uns… etwas Weihnachtliches vorträgt… Ein Gedicht oder … ein Beitrag, was zur Stimmung passt? Wir haben es uns jetzt gerade so gemütlich gemacht, da wäre es doch schade, aufzuspringen und die Geselligkeit zu zersprengen.“

Bei seinen letzten Worten ruhte sein Blick auf den drei Schülern aus seinem Geschichtskurs, von denen er wusste, dass sie bei der nächsten Gelegenheit zur Wodkaflasche griffen. Apropos Wodka… Sein Zimmergenosse sah auch so aus, als könnte er einen guten Schluck vertragen. Yuriy unterdruckte ein Auflachen. Kurz trafen sich seine und Kais Blicke, und es war Yuriy, der den Blickkontakt abbrach, weil er sonst wirklich gelacht hätte. Kais aufkeimende Verwirrung stand ihm wirklich ins Gesicht geschrieben!

„Und ich finde, Theresa beginnt“, beendete Yuriy seinen Vorschlag.

Reihum wurden nun Gedichte vorgetragen. Meist waren es Vierzeiler. Das Gedächtnis der Jugend hatte stark nachgelassen. Ein paar Schüler berichteten auch nur, wie sie dieses Jahr Weihnachten feiern würden. Kai rutschte etwas unruhig von einem aufs andere Knie. Er hörte den Kindern aufmerksam zu, aber bei den albernen Gedichten, teils selbst ausgedachten Blödsinn, konnte er nichts Schönes finden. Neidvoll beobachtete er Yuriy dabei, wie der sich auf jeden Schüler einließ, und seine Herzlichkeit und Authentizität war allgegenwärtig.

Und plötzlich war Kai selbst an der Reihe. Die Augen der Schüler ruhten auf ihm, teils neugierig, teils herausfordernd, teils gelangweilt. Vermutlich erwarteten sie wieder eine kurze, schroffe Antwort oder eine Abweisung des albernen Spektakels. Allerdings war Weihnachten Kais weicher Kern, immerhin fand das „Fest der Liebe“ in seiner Lieblingsjahreszeit statt.

„Von einem deutschen Dichter…“, fing er an und erntete dafür verwunderte Blicke. Leise, aber betont, drang seine Stimme durch den Raum:

Draußen ziehen weiße Flocken

Durch die Nacht, der Sturm ist laut;

Hier im Stübchen ist es trocken,

Warm und einsam, stillvertraut.

 

Sinnend sitz ich auf dem Sessel,

An dem knisternden Kamin,

Kochend summt der Wasserkessel

Längst verklungne Melodien.

 

Und ein Kätzchen sitzt daneben,

Wärmt die Pfötchen an der Glut;

Und die Flammen schweben, weben,

Wundersam wird mir zu Mut.

 

Dämmernd kommt heraufgestiegen

Manche längst vergeßne Zeit,

Wie mit bunten Maskenzügen

Und verblichner Herrlichkeit.

 

Schöne Fraun, mit kluger Miene,

Winken süßgeheimnisvoll,

Und dazwischen Harlekine

Springen, lachen, lustigtoll.

 

Ferne grüßen Marmorgötter,

Traumhaft neben ihnen stehn

Märchenblumen, deren Blätter

In dem Mondenlichte wehn.

 

Wackelnd kommt herbeigeschwommen

Manches alte Zauberschloß;

Hintendrein geritten kommen

Blanke Ritter, Knappentroß.

 

Und das alles zieht vorüber,

Schattenhastig übereilt –

Ach! da kocht der Kessel über,

Und das nasse Kätzchen heult.[1]*

 

Seine Zuhörer hatten gebannt gelauscht. Das letzte Verspaar erntete ihm einige Lacher. Kai drehte die Tasse mit dem nun mehr lauwarmen Kakao in seinen Händen. Er mochte dieses Gedicht. Und es war schön, es weitergeben zu können, vor allem, da er merkte, dass sein Vortrag auf angenehmes Interesse stieß. Das fühlte sich gut an.

Frau Liewschenko erklärte die Runde für beendet. Kais Gedicht war ein schöner Abschluss gewesen. Die Schüler wurden auf ihre Zimmer geschickt. Aufgrund der Anstrengung des Tages gelang dies auch ohne große Mühe.

Kai hatte sich von der Gastwirtin einen weiteren heißen Kakao eingießen lassen. Er stand auf der Veranda des Blockhauses, in dem sie übernachteten, und sah hinaus in das Schneetreiben.

Draußen ziehen weiße Flocken durch die Nacht…“, kam es plötzlich von links neben ihm.

„Hm.“

Wieder hatte Yuriy sich angeschlichen und ihn erschreckt, was Kai sich aber nicht anmerken ließ. Der Rothaarige kramte in seiner Jackentasche, schraubte den Verschluss eines Flachmanns ab und goss Kai ungefragt einen gutgemeinten Schuss ein.

„Du siehst aus, als könntest du einen Schluck vertragen.“

Dankbar nickte Kai und nahm einen kräftigen Schluck von dem mit Wodka, wie er feststellte, verfeinertem Kakaotrunk. Yuriy lehnte sich über den dicken Holzbalken, der die Veranda abschloss, und drehte sich auf den Rücken, um in den dunklen Himmel zu sehen. Kai beobachtete ihn dabei, sah, wie die Schneeflocken auf seiner weichen… bleichen, meinte er natürlich, bleichen… Haut schmolzen, wie sie sich in seinem fuchsrotem Haar verfingen. Er merkte gar nicht, dass er starrte, biss er sich selbst angestarrt fühlte.

Yuriys Blick war sehr intensiv. Kai fröstelte.

„Warum eigentlich das Gedicht?“

Kai nahm einen erneuten Schluck und sah wieder in die Nacht hinaus. Morgen würden sie sicher noch einmal 10-20 Zentimeter Neuschnee haben.

„Es ist… gemütlich. Es hat etwas von dieser ursprünglichen Ruhe der Weihnachtszeit, es zeigt das Schwelgen in Erinnerung, verbunden mit kindlicher Fantasie, welche dem Tanz der Schneeflocken folgt“, erklärte er Yuriy dann bereitwillig.

Yuriy nickte. Er wollte gerade antworten, als Kai noch etwas los wurde:

„Und eine Katze kommt drin vor.“

Verwirrt sah der Rotschopf Kai an.

„… Ich mag Katzen…“, murmelte Kai leise in seinen Kakaobecher, bevor er dessen Inhalt komplett leerte. Er wollte schon gehen, aber Yuriy hielt ihn auf, indem er eine Hand auf Kais Arm legte.

„Die letzten drei Tage haben wir mehr Worte miteinander gewechselt, als in den letzten Drei Monaten zusammen. Ich fänds schade, wenn das aufhörte.“

Yuriy ließ ihn wieder los, aber Kai spürte noch immer die Schwere und Wärme dessen Hand auf seinem Arm.

„… Ich auch.“

 

 

Sie machten es zu einem Ritual: für die restlichen Abende trafen sie sich nach der letzten Kontrolle der Betten und deren zugehörigen Schüler auf der Veranda. Yuriy hatte immer etwas Alkohol dabei, Kai fragte lieber nicht, woher er den hatte, und Kai brachte immer zwei Becher und entweder Kaffee, Tee oder Kakao mit, den er von der lieben Gastwirtin bekam, weil er sie nett darum bat. Sie saßen dann da, manchmal bis weit nach Mitternacht, genossen gemeinsam die Stille der Nacht oder redeten im gedämpften Ton über alles, was ihnen gerade durch den Sinn kam.

Yuriy spürte, dass Kai in seiner Gegenwart auftaute. Zugegeben, vielleicht lag es auch ein bisschen am Wodka, der die Auflockerung begünstigte. Aber Kai war gar nicht so der Typ „Stock im Arsch“, wie einige ihrer Kollegen ihn bezeichneten. Er war witzig, von der trockenen Sorte, und Yuriy könnte schwören, dass Kai auch sehr derb werden konnte, wenn er wollte. Aber soweit waren sie in ihrer Bekanntschaft noch nicht. In seinen Augen befanden sie sich erst am Anfang einer sehr guten Freundschaft, und Yuriy freute sich schon sehr darauf, noch mehr von und über Kai zu erfahren.

„Jetzt mal ehrlich, warum hast du dich entschlossen, die Fahrt hier mitzumachen? Doch wohl nicht, weil Not am Mann war. Das war doch nicht der einzige Grund, oder?“

Kai nahm noch einen Schluck aus seiner Tasse, goss sich Tee nach und bedeutete ihm mit einer kurzen Geste, ihm Wodka-Nachschub zu gewähren.

„Ehrlich gesagt… Wollte ich mal wieder raus in den Schnee. `S klang ganz verlockend… und die Gegend ist schön… und ich wollte mal wieder snowboarden.“

„Du hast dich aber bis jetzt noch kein Mal auf ein Brett gestellt“, stellte Yuriy fest.

„`S war ja auch immer was zu tun! Schüler beaufsichtigen, den weiteren Verlauf der Fahrt planen, und Schüler beaufsichtigen…“

„Den letzten Punkt hattest du bereits.“

„`s ja auch n wichtiger Punkt!“

An dieser Stelle entschied Yuriy, dass sie genug Alkohol getrunken hatten.

„Schnee hat was Tolles an sich“, fing Kai dann an, „weil er alles so leise macht. Wenn Schnee liegt, also lockerer Schnee, dann ist die Winterstille greifbar, als ob die Zeit still steht, weil alles ruht und sich erholt… real und metaphorisch. Darum ist der Winter… die schönste Jahreszeit.“

„Der Winter ist auch meine Lieblingsjahreszeit“, gestand Yuriy und lächelte ihn an.

„Dann haben wir ja was gemeinsam!“, freute sich Kai aufrichtig, worüber Yuriy leise lachen musste.

„Wir haben sogar noch was gemeinsam: Wir können beide snowboarden! Und morgen zeigen wir den Kiddies, dass man auch mit einem Brett viel Spaß haben kann. Die haben lang genug an Skiern geübt!“

Entschlossen stand Yuriy auf und hielt ihm die Hand hin.

„Deal?“

Kai starrte ihn einen Moment nachdenklich an, dann ergriff er Yuriys Hand.

„Deal!“

 

- - -

„Wow, das war so … Wuuuusch, und dann hat Herr Hiwatari so –Wiuuuummm! gemacht und dann … voll krass!“

„Ja, und dann hat der das voll gut erklärt!“

„Sogar Herr Ivanov hat was gelernt!“

Yuriy lauschte den Gesprächsfetzen, die während des Abendessens durch den Speisesaal zu ihm ans Ohr drangen. Er grinste insgeheim und freute sich. Für ihn stand fest, dass Kai, auch wenn dieser selbst es nicht einsah, darunter litt, dass er auf der Beliebtheitsskala eher im unteren Drittel anzutreffen war. Das hatte sich nach dem heutigen Tag sicherlich sehr verbessert.

„Mandarine?“

Er legte Kai das Obst aufs Tablett und setzte sich ihm gegenüber. Kai sah erschöpft aus, was weniger von der sportlichen Betätigung herrührte als davon, von so vielen Schülern mit Fragen bombardiert zu werden. Der plötzliche „Promiflash“ war wohl doch etwas zu viel für ihn gewesen. Stumm fing er an, die Mandarine abzupellen. Die Anspannung schien etwas nachzulassen.

Kai war zwar immer noch alarmiert, aber nachdem sich Yuriy zu ihm gesetzt hatte, wurde er allmählich ruhiger. Als wäre der Kunstlehrer, der in seiner gesamten Art das totale Gegenstück von ihm selbst war, irgendwie sein Ruhepol, sein Anker. Ein sehr attraktiver, intelligenter, talentierter Anker…

„Fuck.“

„Was?!“

Irritiert starrte ebenjener Anker Kai an. Hastig blicke er sich um, ob noch andere außer Yuriy seinen verbalen Klogriff mitbekommen hatten. Schien nicht der Fall zu sein.

„Entschuldige mich. Ich… war noch nicht duschen.“

Fluchtartig verließ er den Speisesaal und ließ einen verwirrten Kunst- und Geschichtslehrer zurück.

 

Für Kai stand spätestens jetzt fest, dass er einen „Crush“ für seinen Kollegen entwickelt hatte. Und er hasste sich dafür. Das würde alles kaputt machen. Er würde schon wieder umziehen müssen, sich eine neue Arbeitsstelle suchen müssen, weil Yuriy sicher alle anderen Kollegen auf seine Seite zog, wenn Kai es wieder vermasselte… so, wie es mit Takao gewesen war… Fuck, er wollte doch nicht an seinen Ex denken!

Und vor allem wollte er nicht die Freundschaft riskieren, die sich zwischen ihm und Yuriy anzubahnen schien. Er war einfach nicht beziehungsfähig. Außerdem wusste er auch nicht, ob Yuriy überhaupt auf die Art an ihm interessiert war, wie Kai an ihm.

Mit diesen Gedankenstrudeln trat Kai in die Dusche ein und versuchte sich selbst den Kopf gehörig zu waschen – wortwörtlich als auch metaphorisch.

Als er dampfend aus der Duschkabine stieg, war er mit sich selbst wieder soweit ins Reine gekommen, dass er sich befähigt fühlte, Yuriy gegenüberzutreten und sich „ganz normal“ zu verhalten. Er musste ja nur noch heute Abend überstehen, dann würden sie morgen Nachmittag abreisen. Heute Abend war nur noch eine interne kleine Feier der Lehrkräfte und Betreuer, sobald die Schüler alle sicher auf ihren Zimmern waren.

Kai hielt sich ein wenig zu lange mit der Zimmerkontrolle auf. Er zögerte ein Zusammentreffen unbeabsichtigt beabsichtigt hinaus. Auch, weil ihm derlei Festivitäten eher unangenehm waren. Er hatte sich nie dazugehörig gefühlt. Meistens, weil er nie irgendwo dazugehörte. Als ewiger Außenseiter lernt man, sich abzukapseln…

„Da sind Sie, Herr Hiwatari! Nun kommen Sie, kommen Sie, wir fangen doch nicht ohne Sie an!“

Herr Atou, ein Sportlehrer, zog ihn in den Gemeinschaftsraum, der erfüllt war von Stimmengewirr und mehr oder weniger gedämpften Unterhaltungen und Gelächter. Hier angekommen, vielmehr verschleppt, wurde er auch schon wieder stehen gelassen. Wie üblich. Dennoch sondierten seine Augen den Raum in der Hoffnung, einen vertrauten Rotschopf zu entdecken. Yuriy schien aber nicht da zu sein. Also machte Kai das in seinen Augen einzig Richtige: Er schlug den direktesten Weg zum Punschstand ein.

Nach dem zweiten Glas war es bereits erträglicher. Er stellte sich in einen Kreis dazu und gab nur hin und wieder zustimmende Laute von sich. So schien er wenigstens ansatzweise in der Runde akzeptiert. Aber Kai war erschöpft. Der Tag dauerte schon zu lange. Die Gespräche machten ihn schwummrig. Er wollte nur noch ins Bett, nichts mehr sehen und schon gar nichts mehr hören. Aber wenn er sich jetzt als erster verabschiedete, würde das wieder Gerede geben… und er hatte gehofft, durch die Teilnahme an der Fahrt wenigstens etwas an Gerüchten eingedämmt zu haben. Was auch immer für Gerüchte im Umlauf waren. Zumindest hatte er bewiesen, dass er ein Teamplayer war und auch einen fürs Team einstecken konnte.

„MISTELZWEIG!!!“, schrie plötzlich irgendjemand und plötzlich waren alle Augenpaare amüsiert auf ihn gerichtet. Und auf die Person neben ihm. Er drehte seinen Kopf leicht. Neben ihm stand Frau Liewschenko, mit geröteten Wangen, ob vor Freude, Scham, oder Alkohol gerötet, konnte er nicht sagen. Jemand hatte mit einem Stock oder einer Angel wahllos Mistelzweige über verschiedene Kollegen gehalten, und jetzt war auch er Opfer dieses Späßchens geworden. Kai wurde ganz anders. Er klammerte sich an seinen Punsch und suchte fieberhaft nach einer plausiblen Ausrede, an der Tradition nicht teilzunehmen, die ihn aber nicht als Aussätzigen stigmatisierte. Ringsum ertönten Singchöre, die „Küssen, Küssen!“ proklamierten. Kai wollte nicht. Er wollte weder seine Kollegin noch sonst jemanden küssen, nicht vor so vielen Menschen, nicht hier, nicht so.

„Hey… hört mal… das ist nicht fair, ja? Offensichtlich ist Herr Hiwatari mehr als unbehaglich zumute und möchte das nicht. Wie wäre ein anders Mistelpärchen?!“, schlug Yuriy vor.

Kai war für einen Moment unendlich erleichtert. Doch dem Vorschlag folgten Buhrufe und scherzhaft gemeinte Seitenhiebe. Also ergriff Yuriy die Initiative, griff seine Kollegin um die Hüfte und drückte ihr einen dicken, schmatzenden Kuss auf die Lippen. Kai sah beschämt zur Seite und auf den Boden, während die übrigen Feiernden Yuriy und den Mistelzweigkuss feierten. Schließlich löste sich der Pulk um Kai auf.

„Hey.. Alles okay?“

Kai wandte sich ab, drehte Yuriy den Rücken zu, weil er nicht wollte, dass Yuriy die wütenden und ohnmächtigen Tränen sah, die er nicht länger zurückhalten konnte. Die Art, wie er sich dabei verkrümmte, erweckten Yuriys Beschützerinstinkte ein weiteres Mal.

Kai spürte nur, wie jemand ihm eine Jacke über die Schulter legte und ihn am Arm nach draußen führte. Er war einer Panikattacke nahe. Mittelpunkt peinlicher Eskapaden zu sein war nicht seine Stärke. Dass außerdem unbegründete Eifersucht in ihm aufgeflammt war, als Yuriy ihre Kollegin geküsst hatte, trugen ebenfalls nicht dazu bei, dass Kai rational denken konnte.

„Hier.“

Wortlos trank Kai von dem ihm dargereichten Getränk.

„Das ist ja nur Tee!“

Er hörte Yuriy schnaubend lachen.

„Du scheinst mir genug Alkohol gehabt zu haben. … Was war da eben los?“

Kai zuckte mit den Schultern und zog die Jacke wieder enger an sich.

„…bin nicht so der Partyknutscher…“

„Hätte ich jetzt gar nicht vermutet.“

Der Sarkasmus lauerte breit auf Yuriys Aussage. Das machte Kai irgendwie wütend.

„Ich küsse nur Menschen, die ich liebe, okay? Mag für deinen künstlerischen Freigeist schwer zu begreifen sein, ist aber so!“

„Wow. Direkt da, wo’s weh tut“, bemerkte Yuriy nur trocken. Er musste das jetzt aus Kai herauskitzeln, musste ihn provozieren, denn Yuriy wusste, dass Kai das sonst nur in sich hineinfressen würde. Und das war für keinen von ihnen gut. Also stellte Yuriy sich Kai.

„Mein künstlerischer Freigeist ist also für dich… ein Flittchen? Because I kiss and don’t tell?!“

„… So war das nicht gemeint…“

Kai rückte ein Stück von Yuriy weg. Sie saßen zu nah nebeneinander. Aber Yuriy rückte immer wieder auf, bis Kai am Ender der Holzbank angekommen war. Jetzt aufzustehen kam ihm aber auch albern vor. Trotzig hielt er schließlich Yuriys Blick stand. Sie hatten das Aufrückspiel mehrere Minuten schweigend gespielt. Kais Herz klopfte laut. Er war aufgeregt. Einerseits wütend, auf sich, und auf Yuriy wegen dessen Dreistigkeit, andererseits war Yuriy ihm so nahe, dass er seine Körperwärme spürte. Und sein alkoholvernebeltes Hirn war insofern lahmgelegt, dass es sich, Hand in Hand mit seinem Herzen, nach Berührung und körperlicher Nähe sehnte. Eben all jenem, dem er in der Dusche noch abgeschworen hatte.

Yuriy suchte indes in Kais Gesicht Anhaltspunkte nach Ablehnung, fand aber nur leichte Verwirrung. Er spürte die sexuelle Anspannung, die sich zwischen ihnen immer weiter aufzuladen schien.

Beinahe zeitgleich packten sie einander, Kai Yuriy am Kragen, Yuriy umfasste mit seinen großen Händen Kais Gesicht. Ihre Lippen krachten hart aufeinander, mussten sich erst finden. Ihr erstes Zusammentreffen war stürmisch, kraftvoll und unnachgiebig von beiden Seiten. Sie lösten sich für einen kurzen Moment, sahen einander in die Augen – und begannen von vorn, diesmal sanfter, dennoch voller Verlangen. Kai glaubte, noch nie in seinem Leben so geküsst worden zu sein. Yuriy war sich dessen sicher, dass Kai für ihn der erste mit solcher Leidenschaft war.

„Heißt das etwa, du liebst mich?“, fragte Yuriy atemlos.

„Halt die Klappe und küss mich noch mal, dann überleg ich mir das vielleicht!“

In dem dritten Kuss lag ein Versprechen.

Und Schnee fiel leise auf die Welt herab, hüllte die Natur in Schweigen.

 

[1] Heinrich Heine – Altes Kaminstück

Bonus

Es war kalt geworden. Sehr kalt. Die Schneeflocken rieselten unablässig aus dem dunklen Himmeln herab. Wind kam auf, ließ Äste knacken. Unter der Last des Schnees bogen sich die Zweige. Mit einem lauten Knacken brach ein faustdicker Ast durch und landete mit einem dumpfen Geräusch in die mittlerweile meterhohe Schneedecke.

Erschrocken fuhren Kai und Yuriy auseinander. Ihre Lippen waren rau und brannten, ihre Wangen waren, wie ihre Nasen, gerötet vor Kälte. Ihre Finger waren steif gefroren, was sie in der Hitze des Gefechts nicht bemerkt hatten. Yuriys Atem ging flach, sein Herz pochte schnell und hart gegen seine Brust. Kai ging es nicht anders. Atemlos starrte er in Yuriys eisblauen Augen, die in der sie umgebenden Dunkelheit und dem flackernden Licht der Außenlaternen hell schimmerten.

„Lass uns reingehen…“, schlug Yuriy vor. Kai nickte. Sein ganzer Körper kribbelte, so sehr fühlte er sich von Yuriy angezogen. Etwas ungelenk stand er auf. Jetzt erst bemerkte er seine kalten Füße und den eisigen Wind, der ihnen den Schnee ins Gesicht wehte. Er zog die Jacke – offensichtlich Yuriys, sie war ihm zu groß – enger um sich und hielt sich nicht damit auf, sie ordentlich anzuziehen. Stattdessen drängte er Yuriy voran, endlich ins Warme zu kommen. Gemeinsam stolperten ins Innere der Blockhütte und schlossen die Tür hinter sich.

Kai rieb sich die Hände. Durch die plötzliche Wärme prickelte seine Haut. Wie lange waren sie draußen gewesen? Er musterte Yuriy. Der zitterte mit dem ganzen Körper. Entsetzt stellte Kai fest, dass er keine Jacke trug.

„Komm.“

Er nahm den Rothaarigen bei der Hand. Wie automatisch verschränkten sich ihre Finger, auch wenn sie noch taub vor Kälte waren. Schnell eilte er in ihr gemeinsames Zimmer. Dort angekommen, parkte er Yuriy auf dessen Bett und legte ihm dessen Jacke um. Dass sie dafür einander loslassen mussten, quittierte Yuriy mit einem leisen empörten Laut, der Kai nicht entgangen war und ihn lächeln ließ. Rasch legte er ihm auch noch eine Wolldecke über die Beine. Während er sich so um den Kunstlehrer kümmerte, wurde ihm selbst schon wieder wärmer.

Kai nutzte den überaus praktischen Wasserkocher, der in allen Zimmern der Lehrkräfte obligatorisch installiert war, und kochte ihnen einen heißen Tee. Während die Kräuter im Wasser zogen, setzte Kai sich neben Yuriy und drückte ihm eine Tasse in die Hand. Schweigend saßen sie da und starrten jeweils in die dunkle Flüssigkeit. Draußen vor dem Fenster wurde der Wind immer stärker. Er jaulte um die Ecken und trieb das Schneegestöber voran.

„Ich-“, fingen beide zeitgleich an, stoppten und lachten peinlich berührt auf.

Wieder Schweigen. Yuriy überlegte fieberhaft, was er sagen sollte. Das war schon immer sein Problem gewesen: erst zu handeln und dann zu denken. Aber hatte nicht auch Kai den Kuss – oder die Küsse – mitinitiiert? Wie dem auch sei, irgendwie mussten sie darüber reden. Immerhin zitterte er nicht mehr. Er nahm einen großen Schluck Tee und fühlte, wie die heiße Flüssigkeit ihn von innen erwärmte.

Auch in Kais Zehe war das Gefühl zurückgekehrt. Der Dunkelhaarige stellte seine Tasse auf dem Nachtschränkchen ab und zog einen Fuß hoch aufs Bett, um sich Yuriy zuwenden zu können.

„Danke Yuriy. Für vorhin.“

Angesprochener hob beide Augenbrauen fragend in die Höhe und nippte von seinem Tee.

„Ich … hab’s nicht so mit Mistelzweigen, ausgelassenen Vorweihnachtsfeiern… und so.“

Yuriy nickte verstehend. Weil er schwieg, fuhr Kai fort: „Meistens bin ich lieber allein zuhause. Wo es ruhig ist und friedlich, wo mein Partner ist, und meine Katze…“

Yuriys Stimmung kippte. Sein Kiefer spannte sich an und seine Lippen pressten sich fest aufeinander. Das konnte nicht sein Ernst sein!

„Aber meine Wohnung ist leer, einen Partner habe ich schon länger nicht mehr und meine Katze ist tot…“

Als diese Worte draußen waren, fühlte Kai sich einfach nur elend. Weil er Yuriy, einem Fast-Fremden sein Innerstes offenbart hatte – und weil er sich jetzt selbst an seine bisher furchtbarste Zeit erinnert hatte, die er eigentlich vergraben hatte wollen. Takao hatte ihn tief verletzt. Kai hatte gedacht, Takao würde ihn verstehen, könnte hinter seine Fassade blicken und ihn wirklich verstehen. Stattdessen hatte Takao versucht, ihn, Kai, zu „reparieren“, ihn gesellschaftsfähig zu machen, und hatte ihn als „Trophy-Wife“ überall herumgeführt, weil Kai mit einem super Abschluss von der Uni abgegangen war und hervorragende Leistungen vorweisen konnte. Jedenfalls hatte Kai sich so gefühlt. Das war auch einer der vielen Streitpunkte in ihrer Beziehung gewesen. Und zu allem Überfluss war, während seine Beziehung mit Takao in die Brüche gegangen war, seine Katze, die er als kleines Kätzchen bekommen hatte, schwer erkrankt und er hatte sie einschläfern lassen müssen. Er spürte, dass ihn dieser Verlust immer noch tief traf, obwohl das alles schon über ein halbes Jahr her war, und die Trauer über den Verlust seines verschmusten Fellfreundes sehr viel unerträglicher war als das Beziehungsende mit seinem Ex.

Yuriy sah ihm diesen Schmerz an. Sein vorheriger Ärger war genauso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. Er stellte seine Tasse ab, rutschte näher an Kai heran und ohne zu fragen breitete er seine Arme aus und zog ihn an sich. Überrascht über Yuriys Handeln spannte Kai sich unwohl an und beide verharrten in einer für beide irgendwie sehr unbeholfenen Umarmung. Bis Kai schließlich leicht hilflos lachte, weil er sich so lächerlich vorkam.

„So geht das nicht“, murmelte er.

„Du hast Recht.“

Es gab Geraschel, das Bett wackelte und knarzte und Kai fand sich plötzlich auf dem Rücken liegend auf dem Federbett wieder, den Kopf auf Yuriys Oberarm gebettet, und über sie beide hatte der Rothaarige die Wolldecke ausgebreitet. Er kam sich immer noch komisch vor, aber von seiner jetzigen Position konnte er Yuriys Herz klopfen hören. Das beruhigte ihn, weil es ihm sagte, dass der andere ebenso aufgeregt und verwirrt war wie er selbst. Also drehte er sich, um in eine bequeme Position zu gelangen, bis seine Wange vorsichtig auf Yuriys Brust landete. Dessen Atem ging jetzt auch wieder schneller. Kai spürte ihn zögern, aber kurz darauf lag eine warme Hand auf seinem Rücken. Dadurch ermutigt, schlang auch Kai den Arm um Yuriys Oberkörper. Das fühlte sich jetzt für beide viel besser an. Sie lagen eine Weile so da, lauschten dem Atem und dem Herzschlag des jeweils anderen.

„Bist du eingeschlafen?“, wisperte Yuriy etwas später.

„Nh-nh…“, murmelte Kai, indem er seine Worte mit einem leichten Kopfschütteln unterstrich.

Schließlich hob er den Kopf und sah Yuriy wieder an. In dessen fragenden Blick verlor er sich ein weiteres Mal: Seine Iris hatte die Farbe des klaren Himmels eines Wintertages, und obwohl es eigentlich eine kalte Farbe war, wirkte Yuriy warm. Langsam näherte Kai seine Hand Yuriy, der es stumm geschehen ließ, und strich ihm einige Strähnen aus dem Gesicht, um im Anschluss sanft über seine Wange zu streicheln. Beiden war klar, dass sie eine besondere Verbindung hatten. Allerdings wussten sie beide nicht so recht, ob diese Verbindung auch über die Studienfahrt hinaus bestehen würde. Ob es nur eine Laune war, die sie beide hier zusammengebracht hatte… Wortlos brachen beide den Blickkontakt ab.

Plötzlich zerstörte eine ohrenbetäubende Sirene ihren trauten Frieden. Sie zuckten zusammen. Eine Durchsage teilte den gesamten Gästen mit, dass es sich um keine Übung hielt: „Aufgrund des andauernden Schneefalls besteht ein erhöhtes Risiko, von der Hauptverkehrsstraße abgeschnitten zu werden. Die Lehrkräfte werden gebeten, sich mit der Herbergsleitung in Verbindung zu setzen. Die Schüler verbleiben bitte in ihren Zimmern!“

Beide Junglehrer richteten sich auf und anschließend ihre Kleider. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Bei der Herbergsleitung angekommen, trafen sie auch auf die anderen Betreuer. Ihnen wurde mitgeteilt, dass die Schüler besser jetzt noch in das tiefer gelegene Tal gebracht werden sollten, da die meteorologische Situation sich voraussichtlich verschlimmern würde und die Busse sehr wahrscheinlich nicht mehr fahren könnten, wenn sie noch länger warteten. Man entschied, eine weitere Durchsage zu tätigen, in der die Schüler aufgefordert wurden, ihre Koffer zu packen. Die Lehrer und Lehrerinnen teilten sich auf und sorgten für einen möglichst reibungslosen Ablauf der Evakuierung der Schüler.

Die Busse standen auf dem Parkplatz. Sie waren eingeschneit worden, aber der Herbergsvater hatte mit einigen Helfern und einem Schneepflug deren Fahrtwege soweit freigeräumt, dass sie zumindest die nächste größere Straße erreichten und auf der Talfahrt weitestehend risikoarm fahren konnten. Aufgrund der Witterungsbedingungen mussten aber die Lehrkräfte und die Herbergsleitung trotz bester Bemühungen die Abfahrtsvorbereitungen einstellen. Nur drei von vier Bussen hatten es geschafft, rechtzeitig abzufahren. Zurück blieben 35 Schüler und Schülerinnen und mit ihnen vier Lehrer, darunter Yuriy und Kai. Als erfahrene Winterurlauber hatten sie die Organisation der Abtransporte unterstützend geleitet. Zum Glück bedeutete das aber noch nicht den Abschnitt von jeglicher Zivilisation, da sie jetzt die Schulleitung informiert werden musste, die wiederum die Eltern der betreffenden Schüler von der Angelegenheit in Kenntnis setzen musste.

„Es ist wirklich kein Grund zur Sorge, ihr müsst jetzt nicht weinen. Wir kommen schon wieder weg. Wenn es weniger schneit, können wir fahren. Das passiert manchmal in den Bergen“, tröstete Yuriy eine Gruppe weinender Mädchen, die, aus dem Schlaf gerissen und von dem allgemeinen Durcheinander verwirrt, verängstigt waren. Auch die anderen beiden Betreuer kümmerten sich um die Schüler, die zurückgeblieben waren, und halfen bei der Ausgabe von Kakao und zusätzlicher Decken. Kai dagegen hatte die Aufgabe übernommen, mit der Schulleitung in Kontakt zu treten. Das lag ihm näher als das Trocknen von Tränen.

„Und?“

Yuriy stellte sich zu ihm. Alle Schüler waren wieder auf ihren Zimmern. Auch ihre Kollegen hatten sich verzogen, sie waren übermüdet.

„Sie kümmern sich um alles. Aber die meteorologische Lage hat sich nicht gebessert. Wir sind eingeschneit. Vor übermorgen ändert sich das Wetter auch nicht.“

Kai sah Yuriy an. Zum ersten Mal erkannte er Erschöpfung an ihm.

„Vorräte?“

„Ausreichend. Noch besteht kein Grund zur Sorge, dass wir Kannibalen werden müssen“, scherzte Kai müde. Yuriy stieß ihn in die Seite.

„Sag das nicht so laut, sonst heulen die Mädels wieder!“

Kai grinste.

„Und DU kannst sie dann trösten, ich mach das kein zweites Mal!“, drohte Yuriy ihm, was ihm das Grinsen sofort aus dem Gesicht wischte. Das wiederum brachte Yuriy zum Lachen.

 

 

 

- - -

 

 

„Ist euch aufgefallen, dass Herr Ivanov und Herr Hiwatari ständig zusammen stehen?“

„Ja, und dann lacht Herr Ivanov sogar über Sachen, die Herr Hiwatari sagt.“

„Bestimmt nur, weil Herr Ivanov höflich sein will.“

Dennoch staunten eine Handvoll Schüler über das offensichtlich gute Verhältnis ihrer beiden Lehrer zueinander.

 

 

Sie waren bereits den zweiten Tag lang eingeschneit. Langsam stellte sich unter den Schülern Hüttenkoller ein, nachdem sich die Aufregung über die verlängerte Klassenfahrt gelegt hatte. Sie wollten doch gerne nach Hause, da sich auch nicht voraussagen ließ, wann genau das geschehen konnte.

Auch die Lehrer wurden durch die unfreiwillige Verlängerung der Klassenfahrt ihren Schülern gegenüber zunehmend gereizter. Yuriy konnte das von den vieren aber am besten unterdrücken. Er animierte die Lehrer dazu, möglichst noch viel von der Landschaft hier zu nutzen. Denn wenn sie schon einmal hier waren, konnten sie den Aufenthalt auch genießen. Und solange die Kinder beschäftigt waren, konnte sich keine Meuterei einstellen. So sah er das zumindest.

„Heute teilen wir uns in vier Gruppen auf. Leute mit Bock auf Winterwanderung gehen zu Frau Kuzew, Skilanglauf zu Herrn Atou, das Bilden eines Iglus lernt ihr bei mir, und wer noch mal Lust auf Snowboarden hat, findet sich bei Herrn Hiwatari ein.“

Bei der Einteilung der Schüler achtete Yuriy darauf, dass alle gerecht verteilt waren. Als er an Kai vorbei ging, zwinkerte er ihm kurz zu. Kai verdrehte die Augen, lächelte aber. Doch kurz darauf war er schon wieder der gestrenge Herr Hiwatari: „Jeder nimmt sich jetzt gesittet ein Board! Und wer sich nicht an die Abmachungen hält, geht auf sein Zimmer. Verstanden?!“

 

 

 

Am dritten Morgen war den Schülern frei gestellt, was sie taten, solange sie sich in der Nähe der Blockhütte aufhielten. Die meisten blieben im Innern. Wenigstens hatte der Schneefall aufgehört, und wenn jetzt noch leichtes Tauwetter einsetzte, würden sie am nächsten Tag fahren können.

Kai hatte vor Yuriy heute das Zimmer verlassen und einen ausgiebigen Spaziergang in der näheren Umgebung ihrer Unterkunft unternommen. Seit dem Abend mit dem ungelenken Versuch einer Umarmung waren er und Yuriy sich nicht wieder näher gekommen. Allerdings hatte Yuriy ihn ständig verbal zu einem schlagfertigen Austausch herausgefordert. Selbst die anderen beiden Lehrkräfte wunderten sich darüber, wie aufgeweckt ihr Kollege „Stock-im-Arsch“ sein konnte.

„Zeigst du mir heute den Butternose Roll?“

Yuriy hatte zwei Boards im Arm und kam auf Kai zugestapft.

„Den kannst du doch. Den muss ich dir nicht mehr zeigen.“

Kai rieb seine Arme. Er war durchgefroren.

„Awww, komm schon. Oder diesen einen da, den du gemacht hast, als keiner geguckt hat!“

„Aber du hast das naütrlich gesehen.“

„Natürlich!“

Grinsend erwartete er Kais Zustimmung. Kai nahm ihm die Bretter ab und steckte sie in den Schnee.

„Wenn du mir einen heißen Kaffee rausbringst… zeig ich dir alles, was ich kann.“

Yuriys Grinsen breitete sich über sein ganzes Gesicht aus.

„Pass auf mit dem, was du mir anbietest.“

„Wa-?! Yuriy!!“

Aber Yuriy war schon lachend wieder in der Herberge verschwunden. Dass er aber auch jede Aussage irgendwie zweideutig drehen konnte!, fluchte Kai innerlich. Kurz darauf kehrte der rothaarige Witzbold mit zwei dampfenden Bechern Kaffee zurück. Dankend nahm Kai einen von Yuriy im Empfang.

„Was du meinst, ist der Backside 180 Manual Backside 180 Nosetap Revert. Am besten fährst du mit ordentlich Speed an, einerseits, um den Manual richtig halten zu können, andererseits, um noch genügend Power für den Backside 180 Nosetap zu haben. Also, erst mal Gas geben, dann den Backside 180 pullen, auf dem Tail landen, die Nose hochziehen und den Tailpress durchziehen. Soweit, so gut. Was jetzt kommt ist eine Oberkörperverdreherei erster Güte. Du poppst einen Backside 180 vom Tail weg, aber da das ja schon ein bisschen zu einfach wäre, "tapst" du im Flug mit der Nose den Boden, bevor du komplett landest. Für den gelungenen Abschluss mit einem Revert solltest du eher auf der Zehenkante landen. Danach mit den Armen kräftig gegenrotieren, sprich im Uhrzeigersinn bewegen, während die Beine die Nose wieder nach vorne bringen.“

Yuriy hatte aufmerksam zugehört, aber in der Theorie klang das alles doch sehr kompliziert.

„Wenn deine Schüler dich jetzt hätten hören können“, murmelte er leise, aber von Kai ungehört, da dieser seinen Becher leerte und auf die Fensterbank stellte.

„Also, wenn du den stehst, kannste dich getrost als Dude bezeichnen und die Hose eine Kante tiefer tragen!“

Jetzt war es an Yuriy, verdutzt und sprachlos Kai anzustarren. Diesmal grinste Kai ihn breit an. Dann nahm er sich ein Board und stapfte zur Piste, dicht gefolgt von Yuriy, der nun wirklich von Kais Witz und Schlagfertigkeit beeindruckt war.

 

 

 

„Habt ihr Herrn Ivanov gesehen?“

„Der ist mit Herrn Hiwatari auf der Skipiste.“.

Allein diese Tatsache hatte die Neugier der Schüler geweckt. In Grüppchen gesellten sie sich ebenfalls zur Abfahrt. Einige schnallten sich sogar wieder Skier um.

Sie kannten Herrn Hiwatari nur als den grummeligen, miesepetrigen Englischlehrer. Daher konnten sie sich nicht vorstellen, warum jemand freiwillig mit ihm abhängen wollte.

„Nein, vom Tail weg, und dann die Nose tappen!“, rief Kai Yuriy zu, der schon wieder etwas weiter unten fuhr. Kai kurvte auf seine Höhe.

„Zeigs mir noch mal“, bat der Rotschopf.

Kai nickte und legte ein weiteres Mal los. Die Schüler staunten nicht schlecht. Herr Hiwatari war ja doch ein bisschen cool!

Selbiger sah nun hoch zu Yuriy, der den Trick ein weiteres Mal ausprobieren wollte. Er fuhr an, nahm an Geschwindigkeit zu, zog das Board an, ruderte mit den Arm, drehte seinen Oberkörper – ein gellender Schrei zerriss die gebannte Atmosphäre. Eine Skianfängerin war vom Weg abgekommen und mit ihm zusammengestoßen. Die Zeit schien still zu stehen. Starr vor Schreck sahen die Schüler zur einzigen Bezugs- und Autoritätsperson, Kai. Dessen Miene war eine starre Maske. Er setzte sich in Bewegung, schnallte das Snowboard ab und erklomm die Abfahrt durch den tiefen Schnee.

„Ruft die Herbergsleitung! Holt den Erste-Hilfe-Koffer!“, bellte er seinen Schülern zu, die sofort den Befehl befolgten.

Endlich hatte er Yuriy und das Kind erreicht. Skier und Snowboard waren miteinander verheddert, und das Mädchen weinte bitterlich. Yuriy stöhnte nur und versuchte sich aufzurichten, was ihm nicht ganz so gelang.

„Shhh, bleib liegen.“

Kai öffnete die Ösen an den Schneeschuhen und befreite beide von den Wintersportgeräten.

„Herr Hiwatari-iii…“, schluchzte das Mädchen, „m-mein Arm steht-steht so komisch ab… Muss das so?!“

Kai schluckte und entwirrte den Haufen an Gliedmaßen, bis jeder Körper wieder für sich lag.

„Nein, Emilia, das muss nicht so. Aber wir bringen dich zu einem Arzt, der bringt deinen Arm wieder in Ordnung.“

Es sah so aus, als hätte sie sich etwas ausgerenkt oder gebrochen. Kai konnte das nicht beurteilen. Zum Glück kam der Herbergsleiter, der die Notrettung schon informiert hatte. Kai hob das Mädchen aus dem Schnee und übergab sie in dessen Obhut.

„Bei mir steht nichts ab… glaube ich“, meldete sich Yuriy zu Wort. Sofort war Kai wieder an seiner Seite.

„Warte, bevor du aufstehst.“

Kai nahm ihm die Schneebrille und den Helm ab. Vorsichtig ertastete er Yuriys Kopf, dann seine Gliedmaßen. Schließlich hielt er ihm die Hand zum Aufstehen hin und half ihm auf die Beine. Durch die schnelle Bewegung wurde Yuriy wieder schwindelig. Kai fing ihn auf und sackte ein bisschen im Schnee ein.

„Du musst dich von den Sanitätern untersuchen lassen.“

Kai stützte ihn auf dem gesamten Weg zurück zur Blockhütte.

„Ich will nicht.“

„Du musst.“

„Die sind aber immer so garstig!“, jammerte Yuriy.

„Die wollen dir nur helfen!“

„Jetzt bist du auch noch garstig!“

Kai seufzte. Sie wurden begleitet von Herrn Ivanovs Fanclub, und Kai hoffte, dass Yuriys Kopf nicht so viel abbekommen hatte, wie es schien.

„Du bist schwer, hilf mal ein bisschen mehr mit!“

„Sag ich doch, garstig….“

 

 

- - -

 

 

Dem Herr-Ivanov-Fanclub war nicht entgangen, wie sorgenvoll Kais Miene war, während er sich um Yuriy gekümmert hatte, oder wie umsichtig er mit ihm umgegangen war, oder wie nachsichtig er in Bezug auf Yuriys verbale Ausfälle reagiert hatte.

„Und deshalb postulieren wir: We ship them! OTP und so! Die bringen wir zusammen!“

Spätestens auf der Rückfahrt würden sie das in ihre Fanclub-Agenda aufnehmen. Vielleicht war Herr Hiwatari ja doch nicht so strikt und miesepetrig, wer er immer tat…

 

- - -

 

Der letzte Bus war abgefahren. Die Straßen waren geräumt worden, und die Studienreisenden traten nun ihren Heimweg an.

Das Kind, mit dem Yuriy zusammengestoßen war, hatte sich den Arm gebrochen und war noch mit dem Hubschrauber ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht worden. Yuriy hatte sich außer einigen blauen Flecken nichts getan. Der Notarzt vermutete eine leichte Gehirnerschütterung und hatte daher Bettruhe verordnet.

„Danke, dass du dich für mich eingesetzt hast…“

Kai hatte den Rest des Tages damit verbracht, es durchzuboxen, dass sie beide nicht mit zurückfahren mussten. Er hatte sich schließlich mit dem Verweis der Reiseübelkeit durch die Gehirnerschütterung durchsetzen können, mit der zusätzlichen Verpflichtung, dass er als Aufsichtsperson bei Yuriy bliebe.

Es war Abend, und es schneite wieder.

„Manus manum lavat…“

„Bitte?!“

„Eine Hand wäscht die andere.“

„Du kannst meinem lädierten Kopf doch nicht mit Latein kommen.“

„So lädiert kann der gar nicht sein.“

Yuriy grinste und klopfte neben sich. Kai schüttelte den Kopf. Statt zu Yuriy zu gehen, ging er um sein eigenes Bett herum und schob es unter dem Quietschen der Bettpfosten an Yuriys Bett heran, bis sie eine Art Doppelbett hatten. Dann erst kletterte er zu Yuriy unter die Decke.

„Du hast mich erwischt. So schlimm ist es wirklich nicht. Ich hab ein bisschen simuliert.“

„Hmhmmmm… hab ich gemerkt.“

„Mir ist kalt…“

Kai rückte näher an Yuriy heran und stützte sich auf einem angewinkelten Arm ab. Mit einem strengen Blick bedachte er ihn.

„Den Nosetap Revert üben wir noch mal. Das kannst du besser. Aber erst, wenn du wieder gesund bist.“

Sein strenger Blick löste sich auf und er neigte sich vor, näselte sanft mit ihm und seiner kalten Nase, bevor er ihm sachte die Lippen aufdrückte.

Yuriy lächelte ein bisschen liebestrunken und kuschelte sich tiefer in die Bettdecke und näher an Kai, bevor er wieder zu ihm aufsah.

„Bist du denn wenigstens jetzt ein bisschen in mich verliebt?“

Kai rollte mit den Augen, lächelte aber und gab ihm einen weiteren, langen Kuss.

„Mit oder ohne Mistelzweig… ich küsse NUR Menschen, die ich liebe…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe sehr, die Story hat euch gefallen. Ich bin in Zeitprobleme geraten, leider. Ich hoffe dennoch, die handlung ist nachvollziehbar.
Ach ja, und sorry, dass ich Takao als Kais Ex genommen habe, ich hatte auf der Suche nach Titelbildern für die Story im Netz gestöbert, aber dabei vornehmlich KaixTakao-Bilder entdeckt… ich dachte, als Ex kann der dann wohl herhalten XD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, die Interaktion der beiden ist nicht zu krass eskaliert... Es sollte extra ein bisschen awkward sein, aber ich wollte auch ein happy end, mit Winter und Spaß und Freundschaft und Liebe... ich hoffe mit dem Bonus ist es mir gelungen.

Danke noch mal an alle die mitgemacht haben,
und danke an alle, die diese Story gelesen haben - wo doch die eigentliche "Action" erst im Bonuskapitel passiert. Hoppala XD Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  FreeWolf
2020-04-01T22:24:14+00:00 02.04.2020 00:24
Du HAST ja schon einen Lehrer!Yuriy! Und du SAGST nichts! :O
Von:  Minerva_Noctua
2017-03-09T17:21:40+00:00 09.03.2017 18:21
Hi!

Awww, danke und wie schön! Ich könnte mich hauen, dass ich die Geschichte erst heute gelesen habe.
Das Bonuskapitel ist gut gelungen und sehr vielseitig. Mir tut es für das Mädchen mit dem gebrochenen Arm leid, ansonsten fand ich die Beobachtungen, dass Kai und Yuriy sich gut verstehen und näher kommen wirklich toll:)
Am liebsten würde ich noch mehr über sie erfahren, aber das Ende ist schon recht gut gewählt und durch den bonus auch runder als im vorherigen Kapitel.
Echt Wahnsinn wie viel du in der kurzen Zeit geschrieben hast und vielen Dank für deinen Einsatz:) Diese Geschichte hat mir den Tag ehrlich aufgehellt und mir Freude bereitet:-*

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  Minerva_Noctua
2017-03-09T17:15:35+00:00 09.03.2017 18:15
Hallo Liebes!

Ich bin mega spät dran, ich weiß. Aber dafür hat mich dieses Kapitel letzte Nacht durchgebracht, nachdem ich seit 2 Uhr morgens bereits wach bin. Ich kann mich kaum erinnern, wann ich die letzte AU mit den Beiden gelesen habe. Es war sehr nett und erfrischend. Yuriy war mir sehr sympathisch und ich konnte ihn mir sehr sehr gut als Kunstlehrer vorstellen:D
Kai's Verhalten hat mir auch sehr gut gefallen, obwohl ich mich ein paar Mal gefragt habe, warum er Lehrer geworden ist.
Tyson als Ex-Freund ist völlig in Ordnung. Ich könnte mir vorstellen, dass er versuchen würde Kai umzuerziehen. Dass ein Beziehungsende so arg eskaliert, dass Kai das Kollegium wechselt, kann (und vor allem will) ich mir weniger vorstellen. Aber ich begründe mir das einfach so, dass Kai womöglich schneller zurückgeschreckt ist als ein anderer es getan hätte. Vielleicht würde er sich irgendwann sogar mit Tyson versöhnen.
Das Verhalten der Schüler hat mir auch sehr gefallen und oh, ich würde bei einer Lehrerkonferenz ja zu gern mal Mäuschen spielen.
Die Idee und Umsetzung hat mir also sehr gefallen und allgemein ist es schön mal wieder was von dir zu lesen:)
Zu den Rechtschreibfehlern etc. hat sich Knuddelkekswurmi ja schon geäußert, also bin ich jetzt faul und überspringe das...
Vielen Dank für diese schöne, lange Geschichte:)
Das Gedicht war auch toll. Ich wünschte, ich könnte noch was auswendig.

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  Alexis-san
2017-01-04T23:38:32+00:00 05.01.2017 00:38
Huhu
Dann melde ich mich auch zu Wort ^^"" Und allem voran Dankeschön :)
Ich mag die Geschchte wirklich.
Yurij als Kunstlehrer ist wirklich eine lustige Idee :)
Überhaupt beide als Lehrkräfte: finde ich grandios. Und ich kann Kai schon gut nachvollziehen, dass er sein Privatleben lieber aus seinem Beruf raushält.
Und Takao als Ex - das geht schonklar so. Yurij passt eh besser zu ihm.

Danke dass du dir soviel Mühe gegeben hast. <3

Liebe Grüße (und frohes neues Jahr)
Alexis


Von:  Knuddelkekswurmi
2016-12-28T21:18:22+00:00 28.12.2016 22:18
Jetzt zu dir meine liebe Larka :D.

Da Alexis-san wenig Wünsche hatte, konntest du dir ja freie Wahl lassen.
Ich finde deine Idee wirklich sehr schön.
Auch wenn ich sehr schmunzeln musste, bei der Tatsache, dass Yu und Kai Lehrer sind XD.

Lustig nur, dass bei Kai in der Klasse Lautstärke herrscht. Ich dächte, er hätte die Kinder besser unter Kontrolle. Aber man konnte am Absatz sofort erkennen, wer gemeint war XD.

Yuriy als Kunstlehrer! Also da konnte ich ja nicht mehr. Yuriy als "Hippi" mit bunten Klamotten und vielen Taschen. Zumindest kam mir dieses Bild beim Lesen sofort in den Kopf. Niedliche Vorstellung. Ich wäre jederzeit für ein verdeutlichendes FA zu begeistern ;D.

Das mit dem "ausnasen" wer mit in den Urlaub "muss", das fand ich sehr niedlich. Das kannte ich noch nicht XD.

Ich mag deinen Kai. Er ist selbstbewusst, schert sich nicht um andere Meinungen, aber ist dennoch still und leise für sich. Allerdings kann er auch anders. Diese Seiten gefallen mir sehr. Und natürlich auch dein aufgeweckter Yuriy. Wirklich solle Darstellung der Charaktere.

Ich hätte übrigens nicht Theresa sein wollen, geschweige denn ein anderer Schüler. Ich bin für sowas auch nicht zu haben. Ich kann auch kein Gedicht mehr ^^°.
Aber das Gedicht von Kai, das kenn ich. Das KANN ich zwar nicht, aber ich kenne es. Und ich finde es sehr schön, dass du dieses genommen hast. Das gefällt mir auch. Weil es eben nicht so hochtrabend und religiös ist, sondern eine angenehme warme Stimmung bringt. "Und eine Katze kommt drin vor." XD! Ja, so hätte ich auch argumentiert. Ich mag, dass du Kai diese Katzenliebe als Eigenschaft gibst.

Aha, die Kunstlehrer. Doch nich so unschuldig. Einfach mal n Flachmann dabei, so so. XD

Kai konnte also sehr derb werden...hrrrr...das weckt Fanasien XD. Du meintest es aber bestimmt anders, als ich wieder denke ^^°.
Oh und wie Kai besoffen ist! Das ist ja ein Traum XD. Wirklich so toll. Ich musste sehr lachen!

Ich hab übrigens kein Problem damit, dass Takao der Arsch ist XD. Also der Ex. Wird eh nur nebenbei erwähnt. Find ich gut.
Oh und es kam ein Mistelzweig vor :D. Das freut mich auch, weil es ja Teil meiner FF war.

Yuriy spielt den Held, das kann er gut! Sehr schön. Wieder mal sehr gelungene Darstellung der Charaktere. Du zeigst viele verschiedene Facetten auf, sodass der Charakter sehr deutlich beschrieben wird. Ich finde es auch gut, dass du Kais verletzliche Seite darstellst. Ich kann das sehr gut nachvollziehen mit der Panikattacke. Ich mag selber auch nicht im Rampenlicht stehen. Das kann wirklich erheblichen Stress auslösen. Gut, dass Yuriy da war. Mir gefällt auch die Aussprache danach sehr. Du hast Witz und Humor reingebracht und dennoch die stressige Situation gut gelöst.

Das Ende ist dir sehr gut gelungen. Es ist auch nicht übertrieben oder kitschig. Kai hat Alkohol getrunken und Yuriys Freigeist ist ja eh ein Flittchen XD. Das ist ziemlich realistisch. Auch von den Stimmungsschwankungen her.
Ja ich weiß, wovon ich rede XD.

Grammatikalisches:

-" Gut, sie waren in einem Alter, in dem sie sich für das ganze Thema zu interessieren beganen."
> "Beganen" mit doppel "n".

-"[...] auch wenn er selbst ihn außer bei der Kurzvorstellung durch den Direktor noch nicht viel gesehen hatte. "
> Hier musste ich drei mal lesen. Vllt klingt es besser, wenn du schreibst " auch wenn er ihn selbst außer...". Ich hab bei dem "er" und "ihn" und "selbst" ein bisschen gestockt.

-"Die Schüler waren nicht sondernlich gut auf ihn zu sprechen."
> Da ist ein "n" zu viel bei "sondernlich".

-"[...] da die Buchung jetzt nicht mehr stornier werden kann, da der Unfall so kurzfristig passierte [...]"
> Hier fehlt ein "t" hinter "stornier".

-"Und wie die Kinder tiipten sich mehrere Lehrer mit dem Zeigefinger an die Nase und riefen „Bin’s nicht!“"
> Ein "i" zu viel und ein "p" zu wenig :).

-"Seine Hobbies behielt er sonst lieber für sich."
> Hier nur eine Anmerkung: Im Englischen wird es zwar so geschrieben, aber im Deutschen kann man auch "Hobbys" schreiben. Ich glaube hier hat man die Wahl.

-"Skihort"
> Hier war ich nicht sicher, ob du einen Hort meintest, oder das "h" einfach dazwischen gerutscht ist und du den Skiort meintest.

-" Yuriy unterdruckte ein Auflachen. "
> Das "u" ist so allein, gib ihm doch zwei Kameraden in Form von Punken ;D.

Eigentlich dachte ich , da war noch ein Satz, der für mich verwirrend viele "nicht" drin hatte, aber den hab ich jetz entweder verstanden beim zweiten Mal lesen, oder er war im Bonus Kapitel XD. Ich werde es sehen.

Ich hoffe mein Kommentar ist nicht zu viel und du kannst damit was anfangen.
Eine großartige FF! Mit viel Schweiß, Liebe und Zeitaufwand.
Vielen Dank, dass du bei der Wichtelaktion mitgewirkt hast und (mindestens) einen Menschen glücklich gemacht hast! Vielen lieben Dank :*.

Liebe Grüße vom
Knuddelkekswurmi
Von: abgemeldet
2016-12-27T06:12:00+00:00 27.12.2016 07:12
*schwärm*
der Bonus war heute morgen eine wirklich überraschung und ich konnte es mir nicht nehmen, diesen gleich zu lesen :)
eine sehr schöne geschichte und ich hoffe, dass die beiden auch nach ihrem Skiausflug noch zusammen bleiben und es nicht nur eine liebelei war ;)
bei der erklärung von kai mit der Snowboard-Szene war ich zugegebener maßen etwas verwirrt. ich habe nur bahnhof verstanden *lach* aber ich bin ja auch ein absoluter laie haha
es hat spaß gemacht die geschichte zu lesen :)
weiter so!

liebe grüße
nemesis
Von:  kikoxd
2016-12-25T17:34:01+00:00 25.12.2016 18:34
Sehr schöne kurze Geschichte.
Mehr erfährt genug, so dass sich den Rest die eigene Fantasie "zusammen spinnt"

Würde gern mehr von solchen oder auch dieser Geschichte lesen 😁

Liebe Weihnachtsgrüße

Velvet
Antwort von:  kikoxd
25.12.2016 18:34
Sorry falscher Name 😄

Weihnachtsgrüße von Kiko
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
26.12.2016 22:49
Vielen Dank für deinen Kommentar :)
Vielleicht hast du ja Lust, das Bonuskapitel zu lesen, da geht die Geschichte weiter.
Auch dir fröhliche Weihnachtsgrüße :)
Antwort von:  kikoxd
27.12.2016 01:51
ohhh, tolles Bonus Kapi.
Sehr schön ^^ aber jetzt will ich noch mehr davon hören XD
Von: abgemeldet
2016-12-25T07:17:59+00:00 25.12.2016 08:17
eine schöne geschichte am morgen vertreibt kummer und sorgen :)
eine wirklich sehr schöne story. es hat sehr viel spaß gemacht sie zu lesen!
und yuriy mit einem dutt, eine lustige und zugleich süße vorstellung =^.^=

dein wichtelpartner wird auf jeden fall auf seine kosten kommen :)

liebe grüße und frohe weihnachten :*


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