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Burglar Cat & Devil Child

von

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Abuse

Missbrauch – Wie kann ein Wort nur so viele Bedeutungen haben? Mehr als es mir lieb ist. Wie können wir Menschen missbrauchen? Physisch und psychisch, richtig? Im ersten Augenblick denken viele sofort an Vergewaltigung oder dergleichen.
 

Was passt in meinem Fall? Im Grunde missbrauche ich eine unserer wichtigsten Empfindungen – Die Liebe.
 

Sanji, unser Schiffskoch, er liebt mich abgöttisch. Jeden Tag trägt er mich auf Händen, erfüllt mir jeden meiner Wünsche. Ins Feuer würde er für mich gehen. Wenn ich Nähe brauche, ist er zur Stelle, hält mich fest in seinen starken Armen, gibt mir was ich benötige.
 

Und ich? Ich fühle keine Liebe, kein richtiges Verlangen. Er ist,…einfach da, ein Ersatz für die Person, der mein Herz gehört und immer gehören wird. Lieber einen Mann, der mich liebt, als eine Frau, die mich nie mehr als eine gute Freundin sehen wird.
 

Er hat eine bessere Freundin verdient. Eine Frau, die ihn genauso liebt, wie er es macht, die ihn all das gibt, was er mir zukommen lässt. Manchmal, wenn er neben mir einschläft, betrachte ich ihn und frage mich, ob er nicht doch weiß, wie ich empfinde. Ob er es nicht einfach akzeptiert und die gemeinsame Zeit genießt. Wer weiß.

Bashfullness

Mein wahres Ich zu kennen, sehe ich als Art Kunst an. Nicht jeder ist dazu imstande. Nur Auserwählte dürfen sich wahrlich glücklich schätzen.
 

Viele sehen mich, wie sie es gelesen und gehört haben: Kaltblütig, wortkarg, gefährlich, unantastbar.
 

Eine Lüge, die ich mir selbst auferlegt habe. Mein Schutzwall vor dem Bösen dieser Welt. Sollen sie denken, ich sei introvertiert und desinteressiert.

Ich selbst, denke anders. Denn ich kenne die Wahrheit.
 

Im Grunde sitzt auch in mir die Angst gegenüber Fremden. Eine Schüchternheit, die sich erst nach und nach löst. Eine Seite, die nur meine Freunde, meine kleine Familie kennen, sehen darf.

Confrontation

„Warum verstehst du mich nicht?“, kritisierte Nami ihre Geliebte, die es sich am Sofa bequem gemacht hatte und indes versuchte die Situation – so gut es eben ging – unter Kontrolle zu halten.
 

„Tu ich doch. Du bist es, die nicht mit sich reden lässt. Zwar ist dein Einwand berechtigt, aber findest du nicht, dass du die Situation falsch betrachtest? Wir reden hier von unseren Freunden und nicht einer x-beliebigen Person. Ich bin dieses Versteckspiel leid, Nami. Ich möchte offen zu unserer Beziehung stehen.

Wenn wir alleine sind, meine Güte, du bist ein anderer Mensch, du zeigst mir deine Gefühle, deine innerste Welt, du gibst mir das Gefühl, das Wichtigste der Welt zu sein, geliebt zu werden! Kaum sind die Jungs dabei, siehst du mich kaum an, distanzierst dich, sprichst das Nötigste, generell über belanglose Dinge. Anfangs, wo wir noch nicht wussten, ob unsere Liebe hält, da war ich derselben Meinung. Aber jetzt? Nami, wir sind seit über einem halbes Jahr liiert.

Warum bist du regelrecht eingeschüchtert, wenn nicht gar paranoid! Wir sitzen näher beieinander, unsere Finger berühren sich, wenn ich dir etwas reiche, was machst du? Du denkst sofort sie wissen über unsere Beziehung Bescheid. Warum diese Scheu? Aus Angst auf Unverständnis zu stoßen oder willst du nicht zu dem stehen, was du bist, was du fühlst?“
 

Robin nahm einen tiefen Atemzug, strich sich dabei eine widerspenstige Strähne zurück. Diese Gespräche häuften sich. Im Grunde fiel es der Schwarzhaarigen nicht allzu schwer eine Fassade aufzubauen, sich hinter einer Maske zu verstecken, doch nicht in dieser Hinsicht. Nein, ihre Liebe wollte sie nicht leugnen, vor niemanden.

Nami war es, die dieses Thema irgendwann ansprach und es geklärt haben wollte. Sie fand es an der Zeit sich zu outen, die Karten endgültig auf den Tisch zu legen. Und wie endeten ihre Versuche? Wenn sich eine Situation ergab, war sie die erste, die den Schwanz einkniff.

Die Schwarzhaarige hatte unlängst den Punkt erreicht, an dem sie ihre Gefühle zeigen und nicht mehr verheimlichen wollte und Nami? Nein, lieber die sichere Variante hinter verschlossener Tür.
 

„Ich erwarte nicht, dass wir sonst was machen, wenn sie uns Gesellschaft leisten. Ehrlich nicht. Ich möchte einfach neben dir sitzen, dich berühren können, ohne Rücksicht darauf nehmen zu müssen, ob wir uns verraten oder nicht“, fügte Robin sanft hinzu, hoffend, dass sich Nami nicht zu sehr angegriffen fühlte.
 

„Das letzte halbe Jahr verlief doch prima, warum etwas zerstören?“, fauchte Nami in Rage und hatte die Arme in abwehrender Haltung vor ihrer Brust verschränkt.
 

„Zerstören? Du denkst, dass das unsere Beziehung gefährden könnte? Wenn du auf diese Weise darüber denkst, dann belassen wir es dabei. Irgendwann musst selbst zur Besinnung finden“, bemerkte die Schwarzhaarige, schaffte es in diesem Moment jedoch nicht neutral, ruhig zu klingen.

Sinnlos, dachte sich Robin und erhob sich. Wehmütig suchte sie nach Augenkontakt, dem die jüngere Frau vehement ausweichte. Verzweifelte kicherte die Schwarzhaarige. Anstatt einen weiteren Versuch zu starten, trat Robin den Rückzug an.
 

„Irgendwann wird es zu spät sein“, wisperte die Schwarzhaarige und trat aus dem gemeinsamen Zimmer.
 

„Abhauen ist und bleibt deine Stärke, nicht wahr?!“, hörte sie noch und massierte sich dabei angestrengt den Nasenrücken. Im Grunde keine Lüge, doch dieser Moment ließ ihr keine andere Reaktion zu. Auch sie hatte Grenzen und irgendwann konnte sie diese nicht mehr überqueren. Nami und ihr Dickkopf. Ein Kampf, der an den Kräften zerrte. Nach all den Versuchen hatte sie diese jedoch nicht mehr.
 

Rat- und rastlos zugleich bewegte sich Nami quer über die Thousand Sunny. Das Gespräch lag ein paar Tage zurück und die Beziehung hatte einen tiefen Einschnitt erlitten. Die Frauen vermieden jegliche Konfrontation.

Sie will mich nicht verstehen, sprach sie immer wieder zu sich selbst. Natürlich stand Anomalität auf diesem Schiff an der Tagesordnung und dennoch wog die Angst vor der Reaktion schwer. Was, wenn Robin ihre Freunde falsch einschätzte? Niemand konnte wissen, wie die Jungs auf diese Lebensweise reagierten.

Und doch, waren es nicht sie selbst, die ohne jegliche Vorurteile durchs Leben schritten? Die sich selbst ein Bild vom Geschehen machten, die stets hinter einander standen und ihr Leben füreinander aufs Spiel setzten?
 

Gefrustet begab sich die Navigatorin in die Kombüse, wo sie Sanji erwartete, der sich an einer neuen Köstlichkeit austobte. Mit Salven aus Liebesgeständnissen begrüßte er die junge Frau und umgarnte diese, etwas, was ihr seit langem Unbehagen bereitete. Und doch stieß sie ihn nicht von sich, ließ ihn gewähren anstatt die Wahrheit offen zu legen.

Irgendwie genoss sie die Aufmerksam, die ihr zu Teil wurde und doch war es die der falschen Person. Ihr war aufgefallen, dass Robin diese Art missfiel. Zwar schwieg sie, doch stand es ihr ins Gesicht geschrieben. Ihr Blick veränderte sich zunehmend und ihre Muskeln schienen sich anzuspannen. Und nie hatte diesbezüglich je ein Wort ihre Lippen verlassen.

Warum auch? Nami hatte ihren Willen durchgesetzt. Kein Sterbenswörtchen in der Gegenwart der männlichen Besatzung. Keines. Keine Geste, keine Blicke, keine lieblichen Worte, keine Berührungen, nichts. Warum aber sehnte sie sich innerlich trotz allem danach?

Dummkopf!
 

„Was hast du, Namilein?“, fragte der Koch und besah sich die Navigatorin, die keine Antwort von sich gab.

„Robin und du, hatte ihr eine Meinungsverschiedenheit?“, fügte er hinzu und stellte indes das Teeservice ab, füllte zwei Tassen, wobei er ihr eine reichte, die diese dankbar annahm.
 

„Wie man‘s nimmt“, entgegnete Nami gepresst. Was sollte sie ihm sagen? Schnell eine Lüge auftischen, die ihr den Kopf rettete oder doch endlich die Wahrheit?
 

„Sag schon, du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst“, sprach er ruhig und besonnen, eine Art, die der Koch nur selten durchschimmern ließ. Viel mehr liebte er die Rolle des Liebestollen.
 

„Ja, klar,…“, lachte sie verzweifelt und umfasste die Tasse, dessen Wärme auf ihrer Haut brannte.
 

„Nami“, wisperte der Smutje und drückte sanft ihre Schulter.

„Was ist los?“ Mit sich hadernd wog sie die folgenden Worte ab.
 

„Könntest du mich jemals verachten?“ Erwartungsvoll betrachtete sie ihn. In diesem Moment fühlte sie sich verletzlicher, ängstlicher denn je, nicht wissend, warum sie es als ein so großes Problem ansah.
 

„Bitte was?“ Mit hochgezogener Braue schüttelte er energisch mit dem Kopf.

„Warum sollte ich? Nichts was du tust, könnte dich in ein anderes Licht werfen. Egal was ist, ich werde immer hinter dir stehen und dir ein Freund sein“, fügte er rasch hinzu. Nami nickte und schwieg einen Moment lang.
 

„Was wäre, wenn ich dir sage, dass,…“, brach Nami ab. Wutentbrannt schlug sie mit ihrer zitternden Faust auf die Tischplatte, wodurch die Tassen ins Wanken kam.

„Ich fühl mich wie ein Feigling, der sich seinen Ängsten nicht konfrontieren will.“ Die Wut verpuffte und sie fühlte sich zurückversetzt in jene Zeit, in der sie für ihre Diebstähle in ihrer Heimatstadt zur Verantwortung gezogen wurde. Ja, wie ein Kleinkind, welches sich nicht stellen wollte.
 

„Wie lang möchtet ihr eure Gefühle noch vertuschen? Gib zu, dass ihr euch liebt.“ Wie vom Blitz getroffen, schoss sie in die Höhe. Sanji hingegen verweilte in derselben Position, kramte eine Zigarette hervor und zündete sie genüsslich an.

„Überrascht?“, feixte der Smutje und lächelte spitzbübisch.
 

„Was?“ Überrumpelt versuchte Nami die Fassung zu bewahren und zu retten, was es noch zu retten gab. Woher wusste er davon? Hatte er die Information von Robin?
 

„Nami,…, wir wissen, was zwischen euch vor geht. Okay, wir vermuten es. Und da mir aufgefallen ist, dass ihr euch vehement aus dem Weg geht, da dachte ich erneut darüber nach. Vielleicht kann ich dir ja helfen, also wenn du mich lässt.“ In ihren Augen wirkte er zu gelassen. Alle sollten bereits Bescheid wissen?
 

„Woher? Wir, wir haben uns normal verhalten, haben getan,… Wie kommt ihr auf diese Idee?!“
 

„Wahnsinn wie du dir widersprichst. So kenne ich dich gar nicht. Wann hast du die Gabe verloren zu dir selbst zu stehen? Selbst jetzt willst du alles verleugnen“, sprach der Koch und tötete die Zigarette aus.

„Um ehrlich zu sein, ihr wirkt gespielt. Robin handhabt die Situation übrigens weitaus besser als du. Auf mich wirkst du wie ein offenes Buch. Du achtest penibel auf jegliche deiner Aktionen. Sehr unauffällig.“ Er zuckte mit der Schulter und deutete auf den leeren Stuhl, woraufhin sich Nami erneut setzte und sie diese Nachricht sichtlich verdaute.
 

„ Angst.“
 

„Bitte?“
 

„Ich hatte Angst. Ich sehe doch, wie andere auf dieses Thema reagieren. Wer sagt mir, dass ihr es nicht ebenfalls als abstoßend empfindet? Klar, unsere Bande unterscheidet sich extrem von anderen, aber dennoch, ich hatte Panik davor, wie ihr in Zukunft über mich, uns, denken würdet. Und du erst.“
 

„Lass mich meine Sorge sein, okay? Ich vergöttere euch, alle Frauen. Doch nie würde ich eurem Glück im Wege stehen, wenn ich wüsste, dass es euch damit besser geht. Ich trage euch gern auf Händen, umschwärme euch, doch habe ich je versucht euch zu einer Beziehung mit mir zu zwingen? Nein, weil ich weiß, wo meine Grenzen liegen. Nie würde ich unsere Freundschaft aufs Spiel setzen.

Eigentlich war mir von Anfang an klar, dass ich in dieser Hinsicht auch nicht den Hauch einer Chance hätte. Dann auch noch eure Blicke füreinander. Die letzten Monate über sah ich, dass euch weitaus mehr verband. Ich habe bereits darauf gewartet, dass ihr es aussprecht, vergebens. Und plötzlich merkte ich nichts mehr von alledem.

Du hast nicht das Zeug zu einer guten Schauspielerin. Warum habt ihr nichts gesagt? Selbst dir müsste Robins Reaktion aufgefallen sein, wenn ich um dich herum geschwirrt bin. Sie wäre liebend gerne dazwischen gegangen. Und wir alle kennen unsere Robin nur allzu gut. Wenn sie ihre Ruhe, Gelassenheit, ihre Unantastbarkeit dermaßen fallen lässt, wenn es um dich geht,… Nami, DAS spricht Bände!“ Diese Ansprache hatte gesessen. Regungslos und mit offenem Mund starrte sie ihren Freund an.
 

„Wie, wie steht der Rest dazu?“, fragte sie vorsichtig nach.
 

„Nicht so, wie du es dir denkst. Ihnen ist es egal. Jedenfalls solange die Bande nicht irgendwann in zwei Lager gespalten wird oder es generell einen negativen Aspekt ausübt. Was, wenn ihr euch im Schlechten trennt und die Bande das nicht verkraftet? Wir wollen keine von euch verlieren. Das ist der einzige Punkt, der zu Diskussionen geführt hat.

Und wenn du mich fragst. Sollte es irgendeine Person geben, die euch dumm kommt, ihr habt uns alle hinter euch.“ Aufmunternd umfasste er ihre Hand, drückte diese sanft und lächelte. Merklich spürte die Navigatorin wie all die Angst und Anspannung von ihr abließ. Freudig und recht untypisch für sie viel sie ihm um den Hals.
 

„Danke“, flüsterte sie ihm ins Ohr und gab ihm einen Kuss auf die Wange, ehe sie sich zurück in den Stuhl sinken ließ. Etwas verlegen strich er sich über seinen Nacken.

„Ich brauch deinen Rat“, fing sie an nachdem sie von ihrem Tee trank und den Rand mit ihren Fingern umspielte.

„Wenn es nach ihr ginge wäre es längst offiziell. Mittlerweile sind wir soweit zu sagen, dass es auf Dauer funktioniert. Was, wenn es nun jedoch zu spät ist? Ich habe sie verletzt. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als endlich die Wahrheit zu sagen. Und seit unserer letzten Unterhaltung herrscht Funktstille.“
 

„Dein Problem hat sich gerade in Luft aufgelöst. Also los, geh zu ihr, spricht mit ihr, hopp.“ Noch während er sprach, zog er sie auf die Beine und bugsierte sie zur Türe.

„Am Abend gibt’s ein leckeres Essen, nur für euch, und nun hopp“, fügte er noch hinzu und schloss die Türe, ehe er sich gegen diese lehnte und seufzte. Natürlich entsprachen seine Worte der Wahrheit. Und doch gab es diesen kleinen Teil, tief in seinem Herzen, der hoffte. Manchmal mussten die eigenen Gefühle einfach zurückgesteckt werden. Sanji ließ seinen Kopf kreisen, ehe er ein freudiges Gesicht aufsetzte, die Gedanken zur Seite schob und sich an das Essen machte.
 

× ×
 

Nie hätte ich mir erträumt, dass ich der Liebe wegen meine Gewohnheiten fallen lasse, dachte sich die Schwarzhaarige, die in der Bibliothek saß. Die Liebe hatte eine Veränderung mit sich gebracht. Ihr Innerstes glich einem Sturm, der nicht abzuklingen vermochte, der ihre Gedanken in anderen Bahnen lenkte.

Niemals zuvor hatte sie eine Regung wie Eifersucht empfunden, die sie nun jedes Mal ereilte, wenn der Koch ihre Freundin mit Liebesparolen umgarnte. Selbst ein Teufelskind war in der Lage zu lieben und Dinge zu tun, die sie unter anderen Umständen nie getan hätte.

Die neue Lebensweise brachte Kummer und Verunsicherung mit sich und doch zugleich war es die schönste Zeit, die sie jemals hatte erleben dürfen. Geliebt zu werden, nicht nur auf freundschaftliche Basis, nein, auch auf eine Art und Weise, die ihre Seele mehr denn je ausfüllte.

Für diese Frau war sie bereit ihre Hülle zur Gänze fallen zu lassen, jegliches Geheimnis zu offenbaren. Nami gegenüber hatte sie sich mehr denn je geöffnet und als Gegenzug wollte sie eine einzige Sache: Sich nicht länger verstecken zu müssen. 20 Jahre reichten ihr, aber,…
 

Schwungvoll erhob sich Robin, klemmte das Buch unter ihren Arm und begab sich auf den Weg in die Kombüse. Ein heißer, frischer Kaffee und die Welt sah mit Sicherheit anders aus. Vielleicht sollte sie die Navigatorin in ein klärendes Gespräch verwickeln.

Lieber versteckte sie sich, als gar keine Beziehung zu führen. Nach und nach stand fest, dass sie kein Leben wünschte, in dem die junge Frau nicht an ihrer Seite verweilte. Kompromisse gehörten genauso zur Liebe wie zum Leben selbst.

Als sie über das Schiff schlenderte, betrachtete Robin den Wellengang, genoss den Wind, der ihr Haar umspielte und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Ein herrlicher Tag auf hoher See, warum ihn sich nicht noch mehr versüßen?
 

„Robin!“, rief ihr Nami entgegen, die aus ihrer gemeinsamen Kajüte trat und die Archäologin in ihrer Bewegung inne halten ließ. Starr blickten sich die Frauen an. Die Jungs, die am Deck tobten, unterbrachen ihr Handeln und beobachteten ihre Freundinnen. Nami, die deren Anwesenheit registrierte, grinste verschmitzt und holte tief Luft.
 

„Soll es doch die ganze Welt erfahren. Ich liebe dich, Robin!“, posaunte Nami lautstark und lachte. Fassungslos stand Robin an Ort und Stelle. Nach und nach entglitten ihr die Gesichtszüge, spürte, wie ihre Knie weich wurden und ein Kribbeln sich in ihrem Bauch breit machte.
 

„So viel zum Thema sie solle vorerst in Ruhe mit dir reden“, sprach Sanji, der gerade aus der Kombüse trat und sich eine Zigarette ansteckte.
 

„Endlich ist es draußen“, bemerkte Lysop, der die Augen verdrehte und sich erneut seiner neuesten Erfindung widmete.
 

„Und ich liebe Fleisch“, lachte der Kapitän freudig, was ihn dazu bewog sich schleunigst auf den Weg zum Kühlschrank zu begeben.

„Sanji, ich hab Hunger!“
 

„Versteh einer die Frauen“, gähnte Zorro, kratzte sich am Hinterkopf und döste vor sich hin.
 

„Darf ich dennoch eure Höschen sehen?“, flötete Brook und tauchte direkt hinter Nami auf, die ihm gekonnt eine Kopfnuss verpasste.
 

„Sorry, mein Lieber, dieses Recht hat sich nur eine Person erworben“, neckte die Navigatorin und zwinkerte ihrer Freundin zu, die sich sichtlich peinlich berührt fühlte. Mit der Handfläche verdeckte Robin ihre Augen und fühlte wie ihr Körper bebte.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte der Koch besorgt, ehe er ein Lachen vernahm, welches direkt von Robin kam. Sie strich sich eine Freudenträne aus den Augen. Nein, damit hatte sie nicht gerechnet.
 

„Ja, wenn du mich nun entschuldigst.“ Mit schnellen Schritten verminderte sie die Entfernung zur Navigatorin, packte diese am Handgelenk und zog sie schelmisch grinsend mit sich in die Kajüte.
 

„Was hat das denn zu bedeuten?“, fragte Chopper auf seine kindliche Weise und hörte wie sich Franky räuspernd an der Wange kratzte.
 

„Erklär ich dir, wenn du älter bist,…“
 

Irgendwann müssen wir uns alle unseren Ängsten stellen, sie konfrontieren und im Nachhinein fragen wir uns meist: Wovor habe ich mich eigentlich gefürchtet?

Disgust

„Robin!“, kreischte Nami entsetzt. Der Ekel stand ihr ins Gesicht geschrieben. Merklich stach ihr der modrige Geruch in die Nase, der ihren Würgereiz beträchtlich strapazierte.
 

„Ignorier es einfach“, erklärte die Archäologin nüchtern und hantierte an der bereits verwesten Leiche.
 

„Dann mach etwas gegen diesen widerlichen Gestank!“ Nami hielt sich die Nase zu.

„Wo hast du das Ding gefunden?“
 

„Im Moor. Wer weiß wie lang diese Frau an diesem Ort verweilte. Bist du nicht erpicht darauf zu erfahren, welche Geschichte sie mit sich bringt?“ In den Augen der Schwarzhaarigen spiegelten sich Neugierde, Euphorie, was Nami eher als makaber empfand.
 

„Schön,…, dann bring sie wieder zurück! Hat man dir nicht beigebracht, dass man mit Leichen nicht spielt? Störung der Totenruhe, schon mal gehört?“ Mit einem Glucksen zuckte die Schwarzhaarige mit der Schulter. Im Gegensatz zu ihrer jüngeren Freundin, gab es nichts, was sie hierbei als abstoßend empfand.
 

„Uh, ich schiebe es auf die nicht vorhandene Erziehung“, witzelte Robin, etwas – so empfand es Nami – das die Frau viel zu selten tat.
 

„Ha, ha. Ich hau ab.“
 

An solch einem Tag verabscheute Nami die Arbeit ihrer Zimmergenossin mehr denn je. Und doch, irgendwie zeigte es ihr, wie verbunden sich die Schwarzhaarige zu dieser Tätigkeit fühlte. Kein Scham, keine Ignoranz, nein, sie fühlte und zeigte stets Ehrfurcht und Respekt. Sei es einer Leiche oder einer alten Ruine gegenüber.

Als Nami kopfschüttelnd ihre gemeinsame Kajüte betrat, schreckte diese zurück und schrie lautstark vor Entsetzen auf.
 

„Ich hätte ihr wohl von den Schrumpfköpfen erzählen sollen“, gluckste Robin.

Escape

Worte in der Dunkelheit lassen mich aufhorchen.
 

Nein, bitte nicht. Ich hab euch nichts angetan, warum habt ihr mich verraten?
 

Mein Herzschlag pulsiert in meinen Ohren, ich spüre den ausbrechenden Angstschweiß, fühle merklich wie mein Körper von einem Zittern übermahnt wird. Kraftlos setzen sich meine Beine in Bewegung als ich mich aus dem Fenster fort mache. Kein Blick zurück, nur die kalte, regnerische Nacht vor mir.
 

Lauf, lauf schneller, halt nicht an! Meine innere Stimme, sie hält mich bei Verstand, am Leben.
 

Ich stolpere, verlier den Halt. Die nasse Erde tränkt meine Kleidung, mein Blick hebt sich und da, da steht sie. Die Gestalt, die mich in meinen Träumen ereilt.
 

Bist du wonach ich mich sehne? Bist du meine gehoffte Rettung?
 

Nach Hilfe bittend strecke ich der Unbekannten meine Hand entgegen.
 

Nimm sie, bitte, ich fleh dich an, hol mich aus meinem Alptraum.
 

Ein Lächeln, eine orangene Strähne, eine zierliche Hand, die meine nimmt. Wortlos zieht sie mich auf die Beine, säubert mein Gesicht von dem Schmutz. Gemeinsam, meine Hand haltend, nimmt sie mich mit.
 

Stumm betrachte ich die orangehaarige Frau, die neben mir schläft, die mich wärmt, mir Liebe schenkt, die mich aus meinem Käfig hat ausbrechen lassen.
 

„Danke.“

Fragile

Aufgelöst erwachte Nami aus ihrem Traum. Einem Traum, der nichts mit den bisherigen zu tun hatte und doch eine ihrer derzeitigen Ängste beinhaltete.
 

„Alles in Ordnung, Nami?“, fragte eine ihr bekannte Stimme. Als die Angesprochene einen Blick zur Seite wagte, erkannte sie Robin, die neben ihrem Bett stand und die jüngere Frau besorgt betrachtete.
 

„Nein, ja,… es ist nicht allzu schlimm, keine Sorge.“ Nickend nahm die Schwarzhaarige an der Bettkante Platz und überschlug die Beine.
 

„Verstehe, du möchtest es mir nicht erzählen“, stellte Robin fest und lächelte. Nami dachte einen Augenblick lang nach ehe sie den Kopf schüttelte.
 

„Ich bin mir nicht sicher.“ Weiterhin zierte ein Lächeln ihre Lippen, als sie die Hand der Navigatorin einen Moment sanft drückte und ihr in die Augen sah.
 

„Ich zwinge dich nicht, okay? Ich wollte mich nur vergewissern, dass es dir gut geht.“ Mit diesen Worten erhob sich die Archäologin und wandte sich zum Gehen, als Nami ihre Hand ergriff.
 

„Klingt verrückt, doch, bleibst du bei mir? Ich möchte nicht allein sein.“ Überrascht weiteten sich Robins Augen, doch anstatt etwas zu sagen, nickte sie bloß schweigend. Nami rutschte beiseite und betrachtete die Schwarzhaarige als sie sich zu ihr ins Bett gesellte.
 

Robin wirkte angespannt, als Nami ihren Kopf an deren Schulter bettete und zögerlich den Arm um den Körper der älteren Frau schlang. Es dauerte, doch nach und nach schien sich Robin zu entspannen, was Nami ein Lächeln bescherte.
 

„Du bist nie allein“, wisperte die Schwarzhaarige und hielt Nami beschützend in ihren Armen.

Green - Eyed

„Weißt du, dass ich dich heute zum ersten Mal eifersüchtig erlebt habe?“, meinte Nami, die es sich im Bett bequem machte und Robin dabei beobachtete, wie sich diese zum Schlafen umzog. Die Archäologin schlüpfte in ihre Shorts und zuckte mit der Schulter.
 

„Wie kommst du zu dieser Annahme?“, entgegnete die Schwarzhaarige, deren Blick leicht nachdenklich wirkte.
 

„Ich bitte dich, deine Gestik sprach Bände.“ Robin setzte ein verführerisches Lächeln auf und legte sich neben ihre Freundin, die sich an die ältere Frau schmiegte.
 

„Wenn du das sagst“, flüsterte die Schwarzhaarige und küsste Nami aufs Haar.

„Du musst dich irren. Ich war nicht eifersüchtig, ich sehe auch keinerlei Grund dazu. Oder möchtest du mir sagen, dass ich diesen schäbigen Kerl als Konkurrenz ansehen sollte?“ Nami überdrehte die Augen und stieß einen Seufzer aus.
 

„Du nimmst mich nicht ernst, oder?“ Robin gluckste, umfasste Namis Kinn und hob ihren Kopf ein wenig an, wodurch sie dieser in die Augen blicken konnte.
 

„Sehr sogar“, gab Robin belustigend von sich. Nami wandte ihren Kopf ab und spielte, auf theatralische Art und Weise, die Beleidigte.
 

„Du kannst sagen, was du willst, die Eifersucht stand dir ins Gesicht geschrieben.“ Robin hob eine Augenbraue und drehte sich zur Seite, stützte den Kopf mit ihrem Arm ab.
 

„So, so. Womit begründest du diese?“
 

„Wie schnell du bei mir warst und demonstrativ den Arm um meine Hüfte legtest und vor allem, dein Blick sprach Bände, Süße. Ich hab nur noch darauf gewartet, dass du ihm das Genick brichst“, erklärte Nami und strich ihrer Freundin die Haare zurück. Robin zögerte einen Moment und wandte den Blick zur Seite.
 

„Junge Dame, du interpretierst viel zu viel.“ Nami lachte auf und küsste die Schwarzhaarige.
 

„M-hm, nein. Ich weiß, was ich da gesehen habe. Was ist so schwer dabei, zu den eigenen Gefühlen zu stehen? Selbst ein ‚Ich liebe dich‘ kann mittlerweile deine Lippen verlassen.“
 

„Wenn du nicht bald schläfst, dann gehe ich in die Bibliothek. Schließlich möchtest du stets allein einschlafen. Gute Nacht“, sprach Robin als sie das Licht löschte. Nami schmunzelte in die Dunkelheit hinein, bettete den Kopf auf Robins Schulter und fuhr mit dem Zeigefinger die Konturen ihres Schlüsselbeines nach.
 

„Gute Nacht“, säuselte die Navigatorin und spürte, wie die Schwarzhaarige beinah beschützend die Arme um sie gab und die jüngere Frau leicht an sich drückte.
 

Robin war eifersüchtig gewesen, sehr sogar. Eine Tatsache, mit der sie nicht umzugehen vermochte. Eifersucht war ihr neu. Nie zuvor hatte sie einen Menschen an ihrer Seite gehabt, bei dem sie diese Gefühlsregung gefühlt hatte. Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, dann verspürte sie etwas wie Freude, da es ihr den Beweis gab, wie sehr ihr Nami am Herzen lag.
 

„Als ob ich dieser Person nur das Genick brechen würde“, murmelte sie und lachte leise auf.

Homecoming

„Fertig. Dein Körper hat sich gut erholt, dennoch, die nächsten Tage über ist weiterhin Schonung angesagt“, erklärte der Schiffsarzt, als er seine Utensilien verstaute und noch einen letzten Blick auf den Körper der Frau warf. Diese lächelte ihrem kleinen Freund entgegen und streifte sich schließlich ihre Bluse über.
 

„Meinst du nicht, dass du die Fürsorge nicht zu ernst nimmst?“, entgegnete die Schwarzhaarige, als sie sich erhob. Hastig schüttelte der Doktor den Kopf.
 

„Nein, du hast einiges abbekommen. Als Arzt ist es meine Aufgabe, dass es euch an nichts fehlt.“ Um mit ihm auf Augenhöhe zu sprechen, ging sie in die Knie und strich ihm verspielt über seinen Hut.
 

„Ich gebe auf. In dieser Hinsicht lässt du nicht mit dir sprechen, richtig?“ Als er nickte, sprach sie lächelnd weiter.

„Danke, Chopper.“ Peinlich berührt, tänzelte Chopper daraufhin vor sich hin und nuschelte unverständliche Wortfetzen, ehe er abrupt inne hielt und Nico Robin mit großen Augen ansah. Konfus hob diese eine Augenbraue.
 

„Weißt du, dass ist das erste Mal, dass du mich beim Namen genannt hast“, bemerkte Chopper und glaubte einen Moment Verwunderung im Gesicht der älteren Frau gesehen zu haben.
 

„Tatsächlich.“ Keine Frage, vielmehr eine Feststellung, die sie selbst überraschte. Nachdenklich erhob sie sich und griff sich an die Rippe, die zwickte. Perplex starrte sie hinab, als sie spürte, wie Chopper sie an der freien Hand festhielt und betrübt zu Boden blickte.
 

„Du verlässt uns doch nicht wieder, oder?“, fragte er zögerlich und mit traurigem Unterton. Bei diesem Szenario spürte sie einen kleinen Kloß, der sich in ihrem Hals bildete, ehe sie ihre Fassung wiederfand und das Rentier lächelnd hoch hob. Mit einem aufrichtigen Lächeln, welches aus tiefsten Herzen kam, lehnte sie ihre Stirn an die seine.
 

„Zum x-ten Mal: Nein. Wir sind eine Familie und das hier, das ist unser Zuhause.“

Intermission

„Hallo?“, vernahm die orangehaarige Navigatorin, die sie sich von ihren Unterlagen aufrichtete und sich lächelnd in jene Richtung wandte, aus der sie zuvor die Stimme vernommen hatte. Der ältere Mann erwiderte das Lächeln und hielt ein Teeservice hoch.

„Zeit für eine Pause?“, fragte er und marschierte eifrig zum Tisch, wo er den Tee servierte und sich ihr gegenüber setzte.
 

„Gern“, erwiderte Nami und gab ihre Unterlagen beiseite. Sie mochte ihn, er war zuvorkommend und in einer gewissen Hinsicht recht fürsorglich. Er half ihr durch die ersten Wochen, worüber sie dankbar war.
 

„Du bist wirklich fleißig“, bemerkte Haredasu und blickte auf die Bücher und Dokumente, die er ihr zur Verfügung gestellt hatte.
 

„Natürlich, wenn ich uns sicher von Insel zu Insel bringen möchte, muss ich die Gefahren kennen. In gewisser Hinsicht verspüre ich eine Erleichterung, dass ich ausgerechnet hier gelandet bin.“ Immer wieder nickte der Mann, während er genüsslich seinen Tee schlürfte. Glucksend beobachtete sie ihn und schüttelte den Kopf.
 

„Ich sehe schon, dir geht es von Tag zu Tag besser, das freut mich.“ Nami schmunzelte und blickte nach draußen. Ihr Blick wurde weich und träumerisch.
 

„Ja. Ich hab mich mit der Situation abgefunden und vielmehr freue ich mich auf die Zeit hier, ohne außer Acht zu lassen, dass es jemanden gibt, der auf mich wartet.“ Haredasu legte den Kopf schief und stellte seine Tasse ab.
 

„Nur jemanden?“ Nami nickte und nahm einen Schluck zu sich.
 

„Natürlich die gesamte Bande, doch eine Person liegt mir besonders am Herzen. Ihretwegen halte ich alles durch, selbst, wenn sie nicht direkt in meiner Nähe verweilt. Es ist, als ob ich sie bei mir spüre. Verstehst du?“ Eifrig nickte er abermals hintereinander.
 

„Ihr scheint euch sehr nahe zu stehen.“
 

„Sehr sogar. Ich liebe sie und die zwei Jahre, die wir uns nicht sehen, ich weiß es, werden nichts daran ändern. Diese Beziehung ist nicht vorbei, sie lebt weiter und ist im Grunde genommen lediglich,…“ Gemächlich erhob sich die Navigatorin und stellte sich ans Fenster, stützte sich mit einer Hand an der Glasscheibe und besah sich verschmitzt den strahlendblauen Himmel, während der alte Mann lauschend darauf wartete, dass sie weitersprach.

„Unterbrochen.“
 

Uns werden zwei Jahre gestohlen, doch was ist diese Zeit gegen jene, die wir bereits hatten und jene, die vor uns liegt? Nichts, nicht wahr? Ich akzeptiere diese Umstände, denn ich weiß, dass es sich lohnt, denn du wartest auf mich, wie ich auf dich.

Jerk


 

POV – Robin
 

Sie sieht mich nicht.
 

„Und? Wie hast du die Nacht verbracht?“, fragte Nami neugierig nach. Sie liegt neben mir auf der Liege und nippt an ihrem Drink. Sie scheint müde zu sein, obwohl sie den ganzen Vormittag geschlafen hat. Ich habe mitbekommen, wann sie sich zurück an Bord geschlichen hatte. Es war in den frühen Morgenstunden.
 

„Gearbeitet, geschlafen“, antworte ich knapp und versuche mich auf das Buch in meinen Händen zu konzentrieren. Sie schiebt ihre Sonnenbrille nach unten und mustert mich eindringlich.
 

„Du solltest dich mal gehen lassen, wirklich“, ermahnt sie ernst und ich ahne, dass eine Standpauke folgen wird. Um diese zu unterbinden, schlage ich das Buch zu und setze mich auf.
 

„Was ich tue und was nicht, ist meine Entscheidung. Ich sehne mich momentan nicht danach mich wildfremden Männern an den Hals zu werfen. Belass es dabei.“ Sie verzog das Gesicht zu einer schmollenden Miene.
 

„Möchtest du mir damit etwas sagen?“ Ich sehe das Funkeln in ihren Augen. Innerlich stoße ich einen tiefen Seufzer aus.
 

„Nein, habe ich nicht vor.“ Damit erhebe ich mich und trete an die Brüstung. Für solche Gespräche habe ich in letzter Zeit keinen Nerv. Nami versteht nicht worum es hierbei geht. Als habe sie ein Brett vor dem Kopf, welches ihr das Wesentliche versperrt. Oftmals kommt sie nachts erst spät zurück und vergnügt sich in der Stadt, mit irgendeinem Widerling, der sie nicht verdient hat.
 

„Robin“, höre ich sie wispern. Sie steht dicht hinter mir. Ein Blick über die Schulter zeigt mir, dass sie mich besorgt ansieht.
 

„Rede mit mir. Seit Wochen bist du merkwürdig. Was beschäftigt dich?“ Ich wende meine Aufmerksamkeit wieder dem Meer zu, lausche dem sanften Wellengang, der gegen das Schiff schlägt. Zu sagen, was ich tief in mir fühle, fällt mir schwer. Ich erkenne immerhin, dass ich keine Chance bei ihr habe. Wir sind Freundinnen, nicht mehr, nicht weniger. An manchen Tagen muss ich die Scherben aufsammeln, die ihre nächtlichen Besucher hinterlassen haben. In solchen Momenten kämpfe ich mit mir selbst. Möchte ihr sagen, dass ich in sie verliebt bin. Ich wäre die bessere Wahl, denn ich gehe nicht fort, ich bin nicht nur an einer Nummer interessiert.
 

„Nur, weil ich ruhiger bin, heißt es nicht, dass ich mir den Kopf zerbreche.“
 

„Du lügst“, kommt es auf Anhieb und sie stellt sich direkt neben mich, stützt sich ab und schließt einen Moment die Augen. Von der Seite aus, mustere ich unsere Navigatorin. So wie sie. Sie selbst belügt mich. Ihre Taten sind kein Zeitvertreib, kein Spaß für eine Nacht. Nicht immer. Manchmal denke ich mir, sie leidet an Liebeskummer. Wenn sie zerbrochen neben mir sitzt und weint, dann spüre ich, dass da weitaus mehr dahinter steckt, als sie mir mitteilt.
 

„Finde es heraus“, wispere ich, schenke ihr ein trauriges Lächeln und ziehe mich in unsere Kajüte zurück.
 

Vielleicht bin ich ein Idiot, da ich ihr nicht sage, wie ich mich fühle.
 


 

POV – Nami
 

Ich bin nicht mehr als eine Freundin.
 

Wie in Trance sehe ich ihr hinterher, bin so dumm und lasse sie ziehen, anstatt sie festzuhalten und sie zum Reden zu zwingen. Was verschweigt sie mir? Wir unterscheiden uns in vielerlei Hinsicht. Meine Gefühle trage ich oftmals auf der Zunge. Ich verstecke mich nicht hinter einer Fassade. Einem Schutzschild, welches niemand durchdringt. Robin tut es. In all der Zeit, die wir zusammen unterwegs sind, habe ich selten einen Einblick gewährt bekommen. Umso schwerer fällt es mir in letzter Zeit zu verstehen, was in ihr vor sich geht.
 

Gemächlich gehe ich zu meinen Orangenbäumen, lasse mich auf der Schaukel nieder, wippe ein wenig. Sie sieht es nicht. Diese Nächte bieten mir einen freien Kopf. Ich lasse mich für ein paar Stunden fallen. Mit allen schlafe ich nicht.
 

Sie denkt es sich.
 

An manchen Abenden lerne ich Männer kennen, mit denen ich tatsächlich Gespräche führe. Die mir ein Ohr schenken und versuchen Tipps zu geben.

Manchmal wünsche ich mir, sie sagt, ich solle in den Bars bei ihr bleiben. Gemeinsam mit ihr zurück zum Schiff gehen. Nachts, wenn wir auf hoher See sind, liege ich wach und versuche einen Blick zu erhaschen. Ich sehne mich nach ihrer Nähe, möchte mich zu ihr legen, ihre Wärme spüren.

Ich suche das Abenteuer nicht um mir etwas zu beweisen oder mich mit ihnen zu amüsieren. Ich ersehene mir eine bestimmte Reaktion ihrerseits, die mir zeigt, dass ich nicht auf verlorenem Posten bin.
 

Zeig mir einfach, dass es dich stört. Zeig mir einfach, dass es dich kümmert, wenn ich mich mit Fremden unterhalte. Zeig mir, dass du Gefühle für mich hast, die weit über Freundschaft hinausgehen. Tu es einfach.
 

Ich bin ein Idiot, wenn ich daran glaube, dass sie dasselbe fühlt wie ich.

Kill-Joy

„Party!“, ruft Ruffy lauthals und streckt die Arme in die Luft. Wir stimmen mit ein und freuen uns auf einen entspannten, lustigen Abend. Nach all den Abenteuer, die wir hinter uns haben, steht uns diese Feier zu. Die Stimmung ist dementsprechend gelassen. Wir stoßen gemeinsam an und mein Blick schweift durch die Runde, wodurch sich ein Lächeln auf meinen Lippen breit macht.
 

Leider hält es nicht lange, denn als ich in die Ecke der Kombüse sehe, erstirbt es. Diese Frau treibt mich in den Wahnsinn. Seit Wochen ist sie an Bord und zeigt sich alles andere als interessiert. Vielmehr distanziert sie sich. Von uns allen. Selbst, wenn wir feiern. Als gehöre sie nicht zu dieser Mannschaft. Ich behalte sie im Blickfeld, mustere diese Schwarzhaarige.

Ständig sitzt sie in der Ecke, in der Hand eines ihrer Bücher und wirkt als sei sie nicht anwesend. Ihr Körper ja, aber ihr Innerstes scheint in weiter Ferne. Zwar erwische ich mich ab und an dabei mich zu fragen, was in ihr vor sich geht, aber wie soll ich etwas in Erfahrung bringen, wenn sie nicht dazu bereit ist, sich mittzuteilen.
 

Ich erkenne ein amüsantes Lächeln auf ihren Lippen. Sie hat mich erwischt, ihre Augen spähen in meine Richtung und ich fühle mich unwohl dabei, wenn sie mich mit diesem durchdringenden Blick ansieht. Als wäre sie in der Lage bis in meine tiefsten Gedanken vorzudringen. Ich schlucke schwer und sehe schnell zur Seite. Wie ein kleines Kind das bei einer Dummheit ertappt worden ist. Ich nehme mir mein Getränk zur Hand und verlasse diese Runde, vorerst. Draußen angekommen, trinke ich davon und setze mich auf das Geländer. Nachdenklich lasse ich die Füße baumeln. Keine Ahnung warum, doch sie ist ein Stimmungskiller. Ich verstehe nicht, warum sie sich auf meine Laune auswirkt. Im Grunde kann es mir egal sein, wie sie sich verhält. Dennoch stört mich ihr verhalten. Binnen weniger Sekunden kann meine Stimmung fallen. Obwohl ich feiern und lachen möchte, ein Blick auf ihre desinteressierte Miene und alles scheint vergessen.
 

„Warum bist du geflohen?“, haucht mir eine raue Stimme ins Ohr. Ich zucke zusammen, verliere den Halt und drohe nach hinten zu kippen. Verhindert wird dies durch einen Widerstand, der sich als Robins Körper herausstellt. Es ist nicht zu übersehen, dass ich sie mit meiner Reaktion erheitere.
 

„Ach, bin ich das?“, erwidere ich und versuche halbwegs gleichgültig zu wirken. Sie belächelt mich. Natürlich hat es nicht funktioniert. Ich spüre ihren Körper dicht an meinem, erkenne ihre Hände, sie jeweils seitlich neben mir abgestützt sind. Was bezweckt sie damit? So nah ist sie mir in all der Zeit noch nie gekommen.
 

„Und ob du das bist. Ich bin überrascht, wie schnell du die Fassung verlierst, wenn ich dich direkt ansehe“, feixt Robin und ich spüre, wie sich eine leichte Gänsehaut ausbreitet.
 

„Übertreib nicht. Ich habe lediglich nicht daran gedacht, dass du mich bemerkst“, gebe ich nüchtern von mir. Diese Worte sind nicht weit hergeholt. Sie wirkt unerreichbar, nicht anwesend. Woher soll ich wissen, dass sie uns, mich registriert?
 

„Du denkst nicht daran, dass ich zwar wirke, als sei ich in meiner eigenen Welt, aber dennoch erkenne, was um mich herum geschieht. Ich bemerke deine verstohlen Blicke oder wie vorhin, dein offensichtliches Anstarren.“ Sie gluckst und bettet ihr Kinn auf meiner Schulter. Mein Mund trocknet aus, mein Herzschlag wird schneller. Ich habe keine Antwort parat.

„Ich schätze du vermutest, dass ich mich nicht für euch interessiere. Eine Kleinigkeit solltest du über mich wissen. Ich bin nicht der Typ, der seine Laune hinaus posaunt, der lautstark feiert. Vielmehr bin ich der stille Beobachter, der sich mitfreut.“ Ich höre aufmerksam zu und ehrlich gesagt, hilft es mir in einem gewissen Punkt weiter. Ich kann ihre Taten halbwegs nachvollziehen. Trotzdem unsicher dem gegenüber, das sie hier abzieht. Wir schweigen einen Moment und ich lasse diese Nähe zu, die ich tatsächlich als angenehm empfinde. Ich besehe mir das Deck, höre das laute Grölen der Jungs, lasse die Gesamtsituation auf mich wirken.
 

„Auf den ersten Blick ja, da denke ich das. Du nimmst eine Rolle ein, die einem die Stimmung zum Feiern nimmt. Ich kenne es nicht, wenn ein Part von uns abseits sitzt und sich abwehrend gibt. Da darfst du mir nicht verübeln, solche Gedanken zu hegen“, murmle ich schließlich und merke, wie ich mich irgendwann unbewusst gegen sie gelehnt habe. Robin lehnt den Kopf zur Seite, sieht mich direkt an, ich spüre ihren Blick, der auf mir ruht. Mit Argusaugen beobachtet sie mich, ohne sich mit der Antwort zu beeilen. Minuten verstreichen in denen es sich nicht ändert. Es ist zermürbend.

„Dein Schweigen kann äußerst verunsichernd wirken, weißt du das?“
 

„M-hm, ist mir bewusst. Jedoch bist du die einzige Person an Bord, die es stört. Dahingehend eröffnest du mir die Türe für Spekulationen.“ Ich werde nervös und bekomme ein nervöses Kribbeln in der Bauchgegend.
 

„Keine Ahnung wovon du sprichst“, nuschle ich vor mich hin und versuche jeglichen Augenkontakt zu vermeiden. Robin lacht leise auf, löst mit einer streichenden Bewegung von mir ab.
 

„Vielleicht entsprechen deine Worte der Wahrheit, aber nicht mehr lange.“ Bevor sie erneut in der Kombüse verschwindet, dreht sie sich ein letztes Mal zu mir und sieht mich verführerisch an.
 

„Zuerst sollte ich wohl dafür sorgen, dass mich das Objekt meiner Begierde nicht für einen totalen Langweiler hält.“ Mir stockt der Atem und dieses Mal kämpfe ich erst recht damit, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ist das wirklich gerade passiert?

Letter

Liebe Robin.

Nein.
 

Liebste Robin.

Nicht besser.
 

Meine Liebe.

Mit Sicherheit nicht. Nachdenkend kniff sie die Augen zusammen.
 

Hey Robin.

Nie im Leben! Entnervt stöhnte Nami auf, nahm sich ein neues Blatt zur Hand und lehnte sich zurück, während sie nervös mit dem Federstift spielte. Wie war sie bloß auf diese bescheuerte Idee gekommen? Anstatt auf ein persönliches Gespräch zurückzugreifen, wofür sie zu feige war, dachte sie an einen Brief. Das Problem dabei, sie konnte sich nicht für einen Anfang entscheiden. All diese Floskeln waren ihr definitiv zuwider. Angestrengt starrte sie das unbeschriebene Blatt nieder.
 

„Schwierigkeiten mit der Formulierung?“, hörte sie eine Stimme.
 

„Oh ja.“
 

„Wie wäre es mit: An meine angebetete Schönheit, die mich mit ihrer mysteriösen, eleganten, bezirzenden, atemberaubenden Ausstrahlung in den Bann gezogen hat, die mich so sehr einschüchtert, dass ich es nicht wage, sie auf direktem Wege anzusprechen.“ Wie vom Blitz getroffen, hielt Nami inne, ließ den Federkiel fallen. Sichtlich fühlte sie sich ertappt und ihre Gesichtszüge entglitten ihr. Vorsichtig und hart schluckend, drehte sie sich in Zeitlupe um und erkannte eine vor sich hin lächelnde Robin, die sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand über ihre Schulter gebeugt hatte und sich das Geschriebene besah.

Mistress

Das Wasser kühlt sich allmählich ab, sauber fühle ich mich längst nicht.
 

Weiterhin spüre ich seinen Körper auf meinem. Unseren Schweiß, der sich miteinander vermischt. Seine lüsternen Worte, sein Stöhnen in meinen Ohren. Egal, was ich probiere, es fällt nicht ab von mir.
 

Obwohl ich es als verachtend empfinde, lasse ich mich jedes Mal auf diese Spiel ein. Die anfängliche Ektase schwindet rapide und gegen Ende hin ist es nicht mehr als ein Schauspiel, das mich dreckig zurücklässt. Mir das Gefühl gibt nur eine einfache Mätresse zu sein.
 

Warum allerdings sehe ich seit Whiskey Peak dieses eine Gesicht vor mir?

Nap

Gähnend schlenderte Nami am Deck entlang. Die halbe Nacht hatte sie durchgearbeitet und suchte nach einer Möglichkeit den entgangenen Schlaf nachzuholen. Müde nahm sie die Treppe und horchte. Das Deck war in Stille gehüllt. Fraglich war wie lang.
 

Drinnen angekommen, lächelte sie. Robin lag auf Namis Bett, ein Buch in der Hand und ein Bein angewinkelt. Schmunzelnd blickte sie auf und klopfte auf die Matratze. Nami folgte dem Wink.

Sie stieg zu dieser aufs Bett und sah wie die Schwarzhaarige einen Arm in die Höhe hielt, wodurch Nami den Kopf auf deren Brust platzieren konnte. Kaum hatte sie sich an die Ältere geschmiegt, spürte sie wie der Arm sich um ihren Körper legte und näher drückte.
 

„Ruh dich aus“, sprach sie sanft. Nami schloss die Augen, nahm einen Kuss auf ihre Stirn wahr, der sie wohlig aufseufzen ließ.
 

„Ich liebe dich“, murmelte Nami, ehe sie in den Schlaf hinab glitt.

Obscurity

Panisch erwachte Nami aus einem ihrer gewohnten Alpträume. Ihre Atmung verlief hektisch. Ihre Augen weit aufgerissen, ihr Mund geöffnet, trocken. Unweigerlich strich sie sich über die Wange, sie weinte. Ängstlich verkrampfte sich ihr von Schweißperlen bedeckter Köper bei der Berührung zweier Hände, die sich um ihren Leib schlangen. Behutsam drückten diese sie gegen einen anderen Körper, fühlte die Wärme, die dieser ausstrahlte.
 

„Alles ist gut, ich bin da“, beruhigte sie eine sanfte, liebevolle Stimme, während sich Namis Finger in das Oberteil der Schwarzhaarigen krallten. Purer Reflex. Diese hielt sie weiterhin, wiegte den Körper behutsam hin und her. Minuten verstrichen, in denen niemand ein Wort sprach, lediglich Namis Schluchzen durchbrach die Stille. Nach und nach verebbte das Geräusch, Namis Körper entspannte sich. Einen Moment platzierte die Navigatorin ihr Ohr an Robins Brust, lauschte deren beruhigendem Herzschlag.
 

„Ich war ein Narr. Sie war meine Mutter, warum habe ich sie nie so genannt?“, wisperte sie gepresst, versuchte erneute Tränen zu unterdrücken. Robin löste den Griff, drückte die jüngere Frau von sich hinweg, nur um deren Gesicht in ihre Hände zu legen und küsste die Tränen fort.
 

„Brauchtest du nicht, sie wusste, wie du zu ihr stehst. Sie fühlte sich stets als deine Mutter.“

Photography

„Was machst du?“, fragte die Schwarzhaarige, als sie einen Blick über Namis Schulter machte. Diese saß bereits eine Weile im Schneiderschnitz auf ihrem Bett und lachte vor sich hin. Neugierig erhaschte Robin einen Blick auf das Objekt in ihrer Hand. Überrascht hob sie die Augenbrauen an.

„Das gibt es noch?“ Glucksend drehte die Navigatorin ihren Kopf zur Seite um ihre Freundin betrachten zu können.
 

„Als ob das je verloren geht“, meinte sie daraufhin und blätterte um. Das Fotoalbum entstand kurz bevor ihre zweijährige Trennung kam. Nami hatte immer wieder Fotos, deren Erinnerungen gesammelt. Lächelnd lehnte sich Robin gegen die Orangehaarige und bettete den Kopf auf deren Schulter.
 

„Gibt es eigentlich ein Foto auf dem Zorro lächelt?“, bemerkte Robin und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Jedes Bild, auf dem er zu sehen war, zeigte eine ernste, manchmal genervte Miene. Nami verzog nachdenklich ihr Gesicht.
 

„Ich glaube, da habe ich vorhin ein Foto gesehen, wo er vollkommen ruhig und entspannt aussah.“
 

„Er hat nicht zufällig geschlafen?“, feixte die Schwarzhaarige und vergrub ihr Gesicht in Namis Haar.
 

„Korrekt. Also zählt es nicht.“ Gemeinsam besahen sie sich das Album, ehe die letzte Seite ein Bild offenbarte, an das sie gar nicht mehr gedacht hatten. Es zeigte die beiden, wobei sich Robin am Liegestuhl befand, in der Hand ein Buch, während Nami sich an den Lehnen abstützte und ihre Freundin küsste.
 

„Wann?“, fragte Nami und versuchte sich angestrengt daran zu erinnern.
 

„Wir waren an der Red Line angekommen und verbrachte einen ruhigen Tag. Keine Sorgen, kein Vorwissen auf unsere Niederlage, keine Marine, nichts. Wir hatten unsere Ruhe, lachten, feierten. Ich kann mich daran erinnern, als wäre es gestern. Der Kuss dauerte nicht lang oder war das Produkt einer spannend Vorgeschichte“, erklärte sie, wobei sie gegen Ende lachte. Verträumt betrachtete sie Nami, schlang die Arme um deren Bauch und drückte sie sanft an sich.

„Du wolltest ein paar Runden schwimmen gehen, bevor du gegangen bist, hast du mich geküsst. Ich spürte dein Lächeln. Da entstand dieser Schnappschuss.“ Verlegen kratzte sich die Orangehaarige am Nacken.
 

„Das hast du dir gemerkt?“, flüsterte sie, wobei sie sanft über das Foto strich.
 

„Ja, und noch weitaus mehr. Außerdem, wie könnt ich einen Moment vergessen, indem ich dich im Bikini beobachten kann“, neckte Robin, was Nami empört das Gesicht verziehen ließ.
 

„Hey!“, lachte die Navigatorin. Robin grinste verschmitzt, ehe sie einen Blick auf das Album warf.
 

„M-hm, auf dieser Seite ist noch Platz. Wir wäre es mit einem Neuen?“, raunte sie ins Ohr der Navigatorin, die eine Gänsehaut verspürte.
 

„Jederzeit“, säuselte Nami verliebt und stahl der Schwarzhaarigen einen Kuss, ehe sie sich breit grinsend zurücklehnte.

„Nur dieses Mal ohne Beobachter.“

Queer

„Danke“, murmelte die Navigatorin und erhob sich. Sie nahm den leeren Teller und brachte ihn zur Spüle. Ohne den Jungs einen letzten Blick abzugewinnen, verließ sie die Kombüse und latschte über das Deck in Richtung Bibliothek, wo Robin mit Sicherheit verweilte. Im Grunde ergriff sie die Flucht.

Eine Woche war bereits vergangen und die Situation hatte sich nicht gebessert. Die Enttäuschung saß tief. Natürlich machte es ihr nichts aus, wenn jemand Zeit benötigte um es als Normalzustand anzusehen, doch die Reaktion, die sie bei ihren Freunden gesehen hatte, war nichts womit sie anfangs rechnete. Keine Form der Akzeptanz, von Verständnis. Vielmehr stand das Entsetzen im Vordergrund. Angestrengt rieb sie sich den Nacken. Bevor sie die Tür öffnete, hielt sie inne und atmete die frische Seeluft ein, spürte den leichten Wind. Es könnte so einfach sein. Geschlaucht trat sie ein, schloss die Türe leise und lehnte sich an das Holz.
 

„Keine Veränderung?“, hörte sie die Stimme der Schwarzhaarigen. Schweigend schüttelte Nami den Kopf, verharrte an Ort und Stelle. Robin klappte das Buch zu, legte es zur Seite und trat näher zu ihrer Freundin.
 

„Gib ihnen Zeit“, meinte sie weiter und hielt vor Nami inne, betrachtete diese. In den letzten Tagen wirkte sie zerbrechlich, einfach nicht sie selbst. Eigentlich verständlich. Sanft zog sie die jüngere in eine Umarmung, die diese ohne Gegenwehr zuließ. Während eine Hand an ihrem Rücken ruhte, strich die zweite durch Namis Haar. Erst nach und nach spürte sie, wie sich Nami entspannte und die Geste erwiderte, fühlte die Arme die sich um Robins Körper schlangen, Namis Gesicht an ihrer Schulter.
 

„Was ist, wenn es nichts bringt?“, wisperte die Navigatorin und schloss die Augen, genoss die Berührungen ihrer Freundin.
 

„Dann lassen wir uns etwas einfallen, ganz einfach.“ Nami schnaufte. Daran glaubte sie nicht wirklich. Die Bande hatte gezeigt, wie sie zu dieser Offenbarung stehen und sollten sie es nicht akzeptieren, dann gab es kaum eine Lösung. Jedenfalls keine, die Nami zufrieden stimmte.
 

„Es ist verletzend. Die Stimmung ist katastrophal. Ich sehe ihre verstohlenen Blicke. Dann auch noch ihr Schweigen. Das ist nicht normal“, erzählte Nami und trat ein wenig zurück um Robin in die Augen sehen zu können.

„Ich halt das nicht lange aus.“ Die Schwarzhaarige ließ den Kopf sinken, wodurch sich ihre Stirnen berührten.
 

„Solange wir zusammenhalten“, wisperte diese und Nami rang sich ein Lächeln ab. Sie nahm Robins Gesicht in ihre Hände und küsste diese.
 

„Immer.“
 


 

× ×
 

„Ihr seid was?!“, kam es im Chor. Entgeisterte Gesichter machten sich breit.
 

„Ein Paar“, wiederholte Robin ruhig und besonnen. Nami, die neben ihr saß, musste merklich darauf achten, nichts Falsches zu sagen. Nach einer längeren Erklärung fand sie diese Frage für sinnlos. Während Robin versuchte nicht aus ihrer Rolle zufallen, saß Nami wie auf Kohlen. Seit vier Monaten verheimlichten sie ihre Beziehung vor den Jungs. Sie wollten abwarten, bis sie sich tatsächlich sicher waren. Nachdem sie in letzter Zeit öfter darüber sprachen, setzten die beiden alles auf eine Karte. Sie waren das Versteckspiel leid. Nami spielte mit ihren Fingern, sie musste sich ablenken, als sie sich die Reaktion der anderen besah. Kurzes Schweigen trat ein, die Jungs tauschten untereinander Blicke aus. Einzig Ruffy schien nicht richtig zu verstehen, was sie damit meinten.
 

„Und weiter?“, fragte er schließlich und man sah ihm die Fragezeichen an, die sich in ihm breit machten.
 

„Denk mal nach. Sie sind zusammen, wie normalerweise ein Mann und eine Frau.“
 

„Ja, und das soll nun ein Problem sein?“, hinterfragte er weiter und verstand nicht, warum der Rest so überrascht war. Nami spürte einen Kloß, der sich in ihrem Hals bildete.
 

„Weil es eines ist“, meinte Sanji harsch und versuchte sich eine Zigarette anzuzünden, wobei ihm das Streichholz brach. Getroffen weiteten sich Namis Augen, verhakte ihre Finger gänzlich ineinander und übte einen unangenehmen Druck auf diese aus.
 

„Wie bitte?!“ Sanji sah zu ihr, beinah angewidert nahm er sie ins Visier.
 

„Als ob das normal ist. Ich bitte dich! Ihr seid beide Frauen, das ist,…“, er brach ab und schüttelte fassungslos den Kopf. In seinen Augen handelte es sich um einen kranken Scherz.
 

„Wie kommst du zu dieser Annahme?“, entgegnete Robin emotionslos, während Nami keine Antwort wusste. Damit hatte sie nie und nimmer gerechnet. Anders als sonst geriet sie nicht in Rage, vielmehr fühlte sie sich von dieser Aussage zurückgestoßen.
 

„Eben, weil es so ist“, kam es und Robin gluckste.
 

„Findest du keine passende Begründung? Wenn das alles ist, dann belass es dabei.“ Von der Seite aus betrachtete Nami ihre Freundin, deren Ausstrahlung bedrohlich wirkte. Sanji schwieg einen Moment. Auf diese Weise hatte er die Schwarzhaarige lange nicht gesehen, höchstens in Gegenwart eines Feindes.
 

„Sag auch mal was!“, forderte er die restliche Besatzung auf, die betroffen seinem Blick auswich.
 

„Was sollen sie sagen? Sprich dich aus. Für mich hat es den Anschein, als stört dich nur eine einzige Sache und zwar die, dass du dir endgültig eingestehen musst, dass du keine Chance bei uns hast“, argumentierte Robin forsch und sah, wie ihm die Gesichtszüge entglitten.
 

„Robin“, wisperte Nami und fasste diese am Oberarm, signalisierte dieser, dass sie sich zurückhalten sollte. Sanji, gereizt und baff zugleich, ließ sich auf den Stuhl zurückfallen, suchte sichtlich nach dem passenden Konter.
 

„Unrecht hat er damit nicht“, mischte sich schließlich Franky ein, der die Arme verschränkt hielt und mit der Zunge schnalzte. Ihm missfiel das Ganze.
 

„Wenigstens einer, der auf meiner Seite steht“, maulte der Koch und hob die Arme in die Luft. Mit jeder Sekunde fühlte sich Nami unwohler und wollte verschwinden. Was geschah hier? Robin unterdessen behielt ihre Ausstrahlung aufrecht und Franky hatte das Gefühl, einen Funken in ihren Augen aufblitzen zu sehen, der mit Sicherheit nicht gut zu heißen war.
 

„Jetzt mal im Ernst. Wie stellt ihr zwei euch das vor? Das kann nicht gut gehen und normal ist es für mich sowieso nicht“, fügte der Cyborg hinzu.
 

„Dafür ein sprechendes Rentier, ein Skelett, ein Gummimensch? Ah ja, wenn wir dabei sind, sieh dich an. Für viele Menschen ist dein Erscheinungsbild ebenfalls alles andere als normal“, zischte Robin abwertend.
 

„Streitet euch nicht“, gab Chopper geknickt von sich, dem diese Situation alles andere als gefiel. Er mochte es nicht, wenn sie untereinander auf diese Weise sprachen.
 

„Wir haben nicht angefangen“, entgegnete Robin, wobei sie versuchte ihren aufkommenden Ärger nicht auf den Kleinen zu übertragen.
 

„Ihr musstet uns ja die fröhliche Botschaft mitteilen“, brummte Franky, der die vorige Aussage noch immer zu verdauen hatte.
 

„Oh Verzeihung. Wir dachten auch, wir könnten uns euch anvertrauen. Immerhin haben wir dieses Versteckspiel satt, ist es denn so unverständlich?“ Allmählich gewann Nami ihre alte Art zurück. Das Gespräch brachte nicht viel, so viel war Nami klar. Lauthals knallte Zorro förmlich seine Flasche auf den Tisch und wischte sich über den Mund.
 

„Ist ja nicht auszuhalten. Ganz ehrlich, mir geht es ziemlich am Arsch vorbei, was ihr in eurem Zimmer veranstaltet. Mir geht es vorwiegend um das mannschaftliche Klima und das wird dadurch merklich beeinflusst. Euch ist schon klar, dass wir auf hoher See sind und ständig Gefahr laufen auf Feinde zu treffen, oder? Wir brauchen keinen Stunk, der uns am Ende den Kragen kostet.“
 

„Was willst du damit sagen?“, fauchte Nami und starrte den Schwertkämpfer an.
 

„Dass das auf Dauer nur Schaden mit sich bringt“, äußerte er trocken und schien sich von ihr nicht einschüchtern zu lassen. Zorro kannte ihr Wesen nur zu gut.
 

„Sonst noch wer?!“, forderte sie harsch und besah sich Lysop und Brook, die beide zur Seite sahen. Aus ihren Mienen konnte sie schwer lesen, ob sie gegen die Einwände waren oder dafür.

„Was sagt unser Kapitän dazu?“, provozierte sie und hörte sein Seufzen.
 

„Mir ist alles egal, ich will nur keinen unnötigen Streit.“
 


 

× ×
 

Der Tag verlief ruhig, zu ruhig für die Verhältnisse an Bord. Während Robin versuchte dem Ganzen keine allzu große Aufmerksamkeit zu schenken, konnte Nami den Gedanken nicht abwimmeln. Etwas lag in der Luft und das bereitete ihr Kopfzerbrechen. Jegliche Abweichung vom normalen Rhythmus fiel auf und hatte stets einen Hintergedanken, der meist im Chaos endete.
 

„Genieß es lieber“, bemerkte Robin, die ihre Freundin von der Seite aus beobachtete. Nami stieß einen tiefen Seufzer aus.
 

„Wie soll ich das bitte machen? Du kennst diese Idioten“, kam es genervt und leicht verzog sie ihr Gesicht. Sie brauchte keine Katastrophe, nicht nach dem sie sich auf diese Weise aufführten.

„Außerdem habe ich einen Grund um sie härter als sonst ranzunehmen und ich kann an ihnen meine angestaute Wut auslassen.“ Robin konnte nicht mehr antworten, denn ein Klopfen an der Türe ließ sie inne halten. Skeptisch sahen die Frauen in jene Richtung und warteten ab. Vorsichtig lugte Chopper durch den Spalt hindurch. Er schien eingeschüchtert. Robin warf ihrer Freundin einen mahnenden Blick zu. Anscheinend hatte der Kleine ihre Worte gehört, die sie nicht gerade leise von sich gegeben hatte. Die Navigatorin räusperte und erhob sich aus dem Stuhl, ging auf den Arzt zu.
 

„Was gibt es denn?“, fragte sie sanft, öffnete die Türe gänzlich und ging vor ihm in die Knie um mit Chopper auf Augenhöhe zu sein.
 

„Ich soll euch holen, die anderen warten in der Kombüse auf euch“, murmelte er zögernd und fühlte sich ein wenig unwohl. Ihm war bewusst, dass Nami in den letzten Tagen reizbarer denn je war. Hinsichtlich der Situation fühlte er sich mitschuldig, immerhin hatte er nicht dagegen gesprochen, sondern sich viel mehr aus der Affäre gezogen. In seinen Augen kein eleganter Schachzug.
 

„Tatsächlich?“, bemerkte Robin trocken und schlug das Buch zu.

„Dürften wir den Grund erfahren?“ Unsicher blickte Chopper zwischen Robin und Nami hin und her. Beide wirkten nicht gerade erfreut.
 

„Kommt mit, dann seht ihr selbst.“ Nami war alles andere als überzeugt, eine weitere Diskussion brauchte sie momentan nicht über sich ergehen zu lassen. Schließlich war es Robin, die sich erhob und neben der Navigatorin innehielt, ihr eine Hand auf die Schulter legte.
 

„Hören wir an, was sie zu sagen haben.“ Sie verspürte eine gewisse Neugierde. Selten trommelten die Jungs alle zusammen. Höchstens, wenn es um einen Feind ging.

„Könnte wichtig sein.“ Nami verdrehte die Augen und richtete sich dabei auf.
 

„Das hoffe ich für sie“, murrte sie und folgte dem Rentier, welches sich sogleich in Bewegung setzte. Die Navigatorin verschränkte die Arme und zeigte offen ihre Gefühle. Im Gegensatz zu Robin. Diese setzte ihr Pokerface auf, das es Nami nicht gerade leicht machte zu erahnen, wie ihr Innenleben in diesem Moment aussah. Chopper öffnete die Türe und lief sofort zu den anderen, die es sich bereits bequem gemacht hatten. Nami schnalzte mit der Zunge und verzichtete darauf sich zu ihnen zu gesellen. Sie lehnte sich an die Theke und besah sich die Runde. Robin selbst zeigte sich ausdruckslos, nahm jedoch auf ihrem Stuhl Platz.
 

„Ich höre“, knurrte die Navigatorin. Schweigen. Lysop sah verlegen zu Boden, strich sich über den Nacken. Chopper hatte Platz genommen und sah sich erwartungsvoll um. Ruffy selbst schien nicht zu wissen, warum dieses Gespräch großartig stattfinden musste. Die restlichen Jungs tauschten untereinander Blicke aus, ehe ein Seufzen von Sanji zu vernehmen war.
 

„Wir“, fing er an und sah noch mal zu Zorro und Franky.

„Wir möchten uns entschuldigen. Es war nicht richtig von uns auf diese Weise zu reagieren.“ Er kratzte sich am Hinterkopf und hoffte auf Unterstützung der anderen.
 

„Ja, wir haben einen Fehler gemacht, das ist uns klar geworden“, nuschelte Zorro, der es sichtlich nicht gewohnt war, sich bei jemandem zu entschuldigen.
 

„Wirklich?“, sprach Nami sarkastisch aus.
 

„Nami,…“
 

„Nichts Nami. Nichts da.“
 

„Hey, wir versuchen echt uns zu entschuldigen!“, brummte Zorro genervt, wodurch er einen Schlag auf den Hinterkopf erhielt.

„Was soll der Dreck?“, fauchte er den Koch an.
 

„Hör auf damit, lass sie. Es ist ihr gutes Recht“, entgegnete er und versuchte die Situation unter Kontrolle zu behalten. Franky seufzte auf.
 

„Wir können uns vorstellen, dass es keine einfache Entscheidung war, es uns mitzuteilen. Wir waren geschockt und haben alles falsch aufgenommen. Wir hätten von Anfang an hinter euch stehen sollen. Was ich, das was wir gesagt haben, ist euch gegenüber nicht fair gewesen. Auch nicht wie die letzten Tage abliefen. Wenn ihr glücklich seid, dann akzeptieren wir das“, meldete sich Franky zu Wort, der die Flasche Cola in seiner Hand nervös drehte. Nami blickte zu Boden, suchte nach den passenden Worten. Am Ende war es Robin, die weitersprach.
 

„Ja, wir haben lange darüber nachgedacht, ob wir es euch erzählen sollten oder nicht. Immerhin geht es hierbei auch um diese Crew. Daher hat es uns beide verletzt, wie ihr reagiert habt. Ich verlange nicht, dass ihr Freudensprünge macht, doch Verständnis ist nie deplatziert. Ich kann eure Entschuldigung akzeptieren, doch vergesse ich diesen Vorfall nicht allzu schnell.“ Sie nickten als Antwort und warteten darauf ab, was Nami zu sagen hatte. Diese schnaubte verächtlich und stemmte die Hände in die Hüfte.
 

„Ich sag euch eines, das kostet! Jeder von euch bekommt eine mörderische Schuldenerhöhung, die getilgt wird, ist das klar?“ Perplex starrten die Jungs zu ihrer Navigatorin.
 

„Das ist alles?“, murmelte Zorro, der sich jedoch zurückhielt. Dieses Weib schaffte ihn. Zusammen mit den restlichen würde er womöglich sein ganzes Leben sparen müssen um mit ihr quitt zu sein. Dennoch nickten die Jungs, besser als nichts.
 

„Sehr gut“, meinte Nami mit einem breiten Grinsen und gesellte sich schließlich zu den anderen. Diesen Vorfall würde sie selbst nicht allzu schnell hinter sich lassen, es hatte eine Wunde hinterlassen, doch die Jungs waren ihre Familie und so lange sie sich darauf einließen, konnte sie nicht allzu lange wütend sein. Wer weiß, wie sie darauf reagiert hätte, wenn es um zwei der Jungs ginge. Robin zwinkerte ihr zu und Nami war sich sicher, dass diese Beziehung länger halten würde, vielleicht sogar bis zum bitteren Ende.

Rage

„Diese Idioten! Die können mich mal Kreuzweise!“, fluchte Nami und stampfte wütend durch den Raum. Innerlich seufzte Robin auf. Ihre Freundin war in Genie darin sich künstlich in Rage zu versetzen. Je nach ihrer Verfassung reichten Kleinigkeiten aus.

Glucksend erhob sich die Schwarzhaarige, holte rasch auf und drückte die jüngere Frau an sich. Wie immer hielt es sie nicht ab weiterzusprechen. Erst als Robin sie in einen Kuss verstrickte, verebbte das Gejammer. Augenblicklich entspannte sich Nami, gab die Arme um den Nacken der Schwarzhaarigen und ließ von den vorigen Gedanken ab.
 

„Besser?“, wisperte Robin neckisch, sah wie Nami errötete.
 

„Besser.“

Seperate

„Warum zögern wir?“ Mein Mundwinkel zuckt. Will ich lachen oder weinen?

Wann sind wir an diesen Punkt gelangt? Sind vom herkömmlichen Weg abgekommen?
 

„Vielleicht klammern wir uns an die Gewohnheit, einen Gedanken, was auch immer.“ Meine Stimme zittert.
 

„Vermutlich.“ Diese Atmosphäre schafft mich.
 

„Eine Trennung ist momentan unausweichlich.“ Wir fühlen uns innerhalb dieser Beziehung nicht mehr wohl. Wir beide wissen es. Anfangs haben wir es verleugnet, danach haben wir versucht es zu kippen. Erfolglos. Trotzdem bricht es mir das Herz.
 

„Es ist…“
 

„Aus“, beende ich Robins Satz. Wir sehen uns in die Augen, spüren, denken dasselbe.

Manchmal reicht Liebe nicht.

Two-faced

Kampfesrausch lag in der Luft, erreichte allmählich seinen Höhepunkt. Ihr Blick, eiskalt, ohne die Spur von Zögern, gar Erbarmen. Ihre Ausstrahlung war bedrohlich, angsteinflößend. Körper fielen leblos zu Boden. Ihr eigener blieb sichtbar angespannt. Jedoch ließ sie die Arme langsam, bedacht, kontrolliert sinken, besah sich die Umgebung.
 

Nachdenklich tippte sich die junge Navigatorin aufs Kinn und beobachtete die Schwarzhaarigen, die sich einmal mehr in ihren Büchern vertiefte. Mehrere lagen aufgeschlagen vor ihr und immer wieder machte sie sich Notizen. Woran sie genau forschte, konnte Nami nicht erahnen. In diesem Moment schien diese Information nicht relevant. Vielmehr studierte sie die Züge der Frau, ihre Körperhaltung, den gleichmäßigen Atmen. Selbst, wenn diese schrieb, wirkte es elegant.

Kopfschüttelnd lehnte sich Nami zurück, überschlug die Beine und gab die Arme über die Sofalehne. Ihr Bein wippte, während ihre Gedanken sich im Kreis drehten. Wenige Sekunden spürte sie den Blick der Schwarzhaarigen auf sich. Ihre Augen fixierten die Navigatorin, ohne dass sie die Position des Kopfes merklich veränderte. Nami lächelte.
 

Nami stand regungslos in nächster Nähe. Vom eigenen Kampf erschöpft, atmete sie schwer, dennoch galt ihre Aufmerksamkeit der Archäologin, die alle mit Argusaugen absuchte. Erst als alles gesichert war, erkannte Nami, wie sich deren Muskeln entspannten und sich der Oberkörper der Schwarzhaarigen in ihre Richtung wandte. Ein sanftes Lächeln zierte die Lippen der anderen, ihre Augen gutmütig, gefühlvoll.
 

„Komm, schließen wir zu den Jungs auf“, sprach sie liebevoll, aufmunternd.
 

„Du hast wahrlich zwei Gesichter“, unterbrach Nami seufzend die Stille.
 

„Bitte?“
 

„Nicht wichtig, lediglich ein Gedanke.“

Unatainable

Das Herz blendet, wenn es verliebt ist. Jegliche Gesten, Berührungen, Worte jener Person, die es auserwählt hat, werden in ein anderes Licht geworfen. Die Hoffnung keimt auf und quält dich.
 

„Geh ein Risiko ein, bevor zu spät sein könnte“, haben sie mir geraten. Die Naivität hat mich gepackt, ich schenkte diesen Worten meinen Glauben.
 

„Dein Verstand zeigt nicht stets den richtigen Weg“, habe ich viel zu oft gehört.

Verstand und Herz. Zwei Gegensätze, die sich gerne widersprechen. Am Ende habe ich gelernt, mich nicht auf die Ratschläge anderer zu verlassen. Nicht, wenn es um die Liebe geht. Vielmehr hat sich gezeigt, dass es nichts Verwerfliches ist, sich seinem Verstand hinzugeben. Unser Herz zeigt uns unsere tiefsten Sehnsüchte. Versteckte Empfindungen, die gestillt werden möchten.
 

Der Verstand agiert anders. Er zeigt die Realität, die bittere Wahrheit. Von Anfang an wählt er manchmal, ob bewusst oder unbewusst, den richtigen Weg aus. Ob es uns gefällt oder nicht. Er lässt sich nicht von Empfindungen anstecken, lädt uns förmlich dazu ein eine innere Rebellion zu starten.

Und doch lassen uns die Naivität, das verliebte Herz all die Zweifel über Bord werfen und schlagen einen neuen Kurs ein, ohne zu fragen, ohne dem Verstand Gehör zu schenken.
 

In meinem Fall habe ich wahrlich auf das falsche Pferd gesetzt. Obwohl ich versucht habe mich zu wehren, habe ich meinem Herzen das Kommando überlassen. Ein Fehler.

Robin ist zu allen gleich, ich bin keine Ausnahme, nichts Besonderes. Für mich bleibt sie unerreichbar, egal wie nah wir beieinander sind.

Vibes

„Die stellen sich ganz schön an“, bemerkte Zorro, der herzhaft gähnte und die Arme vor der Brust verschränkte.
 

„Das Knistern ist kaum zu übersehen.“ Franky neigte den Kopf zur Seite, schnalzte mit der Zunge, ehe er fassungslos den Kopf schüttelte.
 

„Sollten wir ihnen einen Deckanstoß geben?“, fragte Sanji. Die Jungs sahen sich an. Ein lautstarkes Gelächter folgte.
 

„Nein“, sprachen sie zeitgleich und spürten einen Augenblick lang die skeptischen Blicke, die ihnen die Frauen zuwarfen. Erst als sich diese erneut in ein Gespräch vertieften, kam das Grinsen zurück.
 

„Irgendwann werden sie selbst erkennen, dass sie etwas für einander empfinden. Mit Sicherheit.“

War-weary

„Ich bin diese Kriegsspielchen leid“, murmelte sie, vergrub das Gesicht in Robins Halsbeuge, die im Schein der Lampe ihr Buch fertig las.
 

„Leider ist es kein Spiel“, entgegnete die Älter und blätterte auf die nächste Seite.
 

„Du weißt, wie ich das meine“, nuschelte Nami und schloss die Augen, atmete schwerfällig durch.
 

„Von Anfang an hast du gewusst, worauf du dich einlässt. Damit musst du leben, wir alle tuen es.“ Ein Brummen ertönte.
 

„Ich doch auch, aber sehnst du dich manchmal nicht nach einem ruhigen Leben? Zurückgezogen? Keine Marine, Regierung oder sonstige Bedrohung?“ Ihre Fingerspitzen zogen leichte Kreise am Bauch der Schwarzhaarigen.
 

„Wünsche können wahr werden“, bemerkte Robin aufmunternd und schlang einen Arm um die Taille ihrer Freundin, drückte sie beschützend an sich. Nami sah auf, verstand nicht, wie man bei jedem Gespräch diese Ruhe ausstrahlen konnte. Sie war es einfach Leid ständig unter dieser Anspannung zu leben. Selbst, wenn kein Feind in der Nähe war, gab es diesen Gedanken, der sich im Hinterkopf einpflanzte.
 

„In dieser Sache wohl kaum. Ich fühle mich kraftlos. Ein Kampf nach dem anderen. Anstatt einfacher, werden unsere Gegner von Tag zu Tag stärker, gefährlicher.“ Vielleicht machten sich nicht alle darüber einen Kopf, doch sie tat es und in manchen Momenten verspürte sie auch Angst. Die Angst davor, dass es irgendwann schief ging. Robin hielt im Lesen inne und legte das Buch auf die Matratze. Ihre, nun freie, Hand strich durchs Haar der anderen.
 

„Ich weiß. Irgendwann haben wir dieses Leben. Irgendwann haben wir alles überstanden, das verspreche ich dir“, wisperte Robin ernst. Nami lachte leise auf.
 

„Versprich nichts, dass du nicht halten kannst“, murmelte sie zurück und war nicht sonderlich überzeugt. Sie führten einen ständigen Krieg, dem sie nicht einfach entkommen konnten. Robin lächelte schwach.
 

„Tue ich nicht. Ich möchte dich lediglich glücklich, in Sicherheit sehen, dafür bestreite ich jeden Kampf. Und wenn du ein Leben in Frieden möchtest, dann werde ich dafür sorgen. Mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen.“ Wie lange es dauerte um das zu gewährleisten, konnte sie selbst nicht erahnen. Erstrebenswert war es allemal, denn innerlich sehnte sie sich selbst danach.
 

„Keine Feinde, kein bekriegen, keine Angst mehr. Nur du und ich“, sprach Nami vor sich hin. Dieser Gedanke war zu schön um wahr zu sein.
 

„Nichts ist unmöglich, war es noch nie. Es kann in Erfüllung gehen.“
 

„Solange du an meiner Seite bist.“
 

„Bin ich das nicht immer?“
 

„Ja.“

Xenophobia

„Du kannst äußerst einschüchternd sein.“ Perplex sah Robin zu ihrer Freundin.
 

„Wenn es die Situation erfordert, ja“, entgegnete sie ruhig.
 

„Tatsächlich?“ Robin erkannte den verspielten Unterton.
 

„Die Zeit hat mir beigebracht, mich von Menschen fernzuhalten. Ich lernte eine Seite kennen, die mich nicht gerade zu einem gesellschaftsliebenden Menschen machte. Hass kam hervor. Auf alles und jeden. Das Fremde war automatisch mein Feind.“
 

„Oh, dann provozierte dich die bloße Anwesenheit des Mannes?“ Robin ging ein Licht auf. Darauf hatte sie es abgesehen, nicht auf dieses Thema an sich. Nami grinste schelmisch.
 

„Nein.“ Robin lachte auf.

„Er sich an dich ran gemacht.“

Yell

Langsam öffnete Robin die Augen. Desorientiert blinzelte sie. Ihr Körper fühlte sich schwach an. Als sie versuchte sich aufzurichten, spürte sie eine Hand, die sie zurück auf die Matratze drückte.
 

„Bleib liegen und ruh dich aus“, sprach Nami bestimmend.
 

„Was ist passiert?“ Robin konnte sich nur schemenhaft erinnern. Ihr Kopf schmerzte.
 

„Die Wucht der Explosion hat dich überrascht, du verlorst das Gleichgewicht, schlugst auf und du bist ins Meer gefallen.“
 

„Oh…“
 

„Ich habe deinen Schrei gehört und bin hinterher. Plötzlich verspürte ich diese Kraft, die mich dich retten ließ.“
 

„Adrenalin.“
 

„Vielleicht.“ Sanft platzierte sie einen Kuss auf Namis Handrücken.
 

„Danke.“

Zenith

„So gesehen können wir sagen, dass wir am Höhepunkt stehen, oder?“, fragte Lysop in die Runde, woraufhin sein Kapitän lauthals auflachte.
 

„Welches Abenteuer gehen wir als nächstes an?“ Eine Aussage, die ihm schnurstracks eine Kopfnuss einheimste.
 

„Du kannst es echt nicht lassen, oder?“, fauchte Nami und setzte sich kopfschüttelnd zur Archäologin, die sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Amüsiert nippte sie an ihrem Glas.
 

„Ein Höhepunkt kann eine steile Talfahrt mit sich bringen“, bemerkte Sanji, der sich nachdenklich über das Kinn strich. Die Crew besah sich ihren Smutje. Was, wenn es der Wahrheit entsprach?
 

„Mit unseren Aktionen haben wir uns genügend Feinde aufgehalst, so viel ist sicher“, bemerkte Franky, der sich eine Flasche Cola öffnete, diese jedoch einen Moment zwischen den Händen drehte. Nicht gerade ein schöner Gedanke.
 

„Wir metzeln alles nieder, was uns in den Weg kommt?“ Zorro zuckte mit der Schulter. Ihn konnte diese Aussage nicht einschüchtern. Feinde gehörten zum Alltag. Daran war er gewöhnt. Sollten sie doch kommen und sehen, was sie davon hatten.
 

„Die, die Respekt haben, lassen uns von nun an in Ruhe. Andere hingegen wollen unseren Kopf umso mehr, yohoho.“ Nach all den Errungenschaften hatte er sich nichts anderes erwartet.
 

„Und wenn sie uns bis ans Ende jagen und wir eines Tages nicht mehr zusammen sind?“ Chopper wirkte alles andere als erfreut. An so etwas wollte er nicht denken. Robin strich ihm fürsorglich über die Schulter.
 

„Die Zukunft ist ungewiss und sollte der Tag kommen, an dem wir uns trennen, so haben wir die Erinnerungen. An das hier. Doch, wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich nicht daran, dass das so schnell geschieht. Solange wir nicht überheblich werden und unsere Freundschaft“, brach sie einen Augenblick ab, betrachtete Nami lächelnd von der Seite aus.

„Sowie unsere Liebe im Herzen bewahren, überstehen wir auch weiterhin alle Gefahren, die auf uns lauern.“ Einen Augenblick herrschte Stille. Nami legte ihre Hand auf Robins, drückte diese leicht. Gerade als sie der Schwarzhaarigen einen Kuss geben wollte, ertönte Zorros Stimme.
 

„Gott, bringt mich um. Dieser Kitsch ist ja nicht auszuhalten“, brummte dieser genervt und verdrehte demonstrativ die Augen. Nami hielt inne, biss den Kiefer aufeinander und eine Ader stach markant hervor.
 

„Halt die Klappe, du Idiot! Ich kann nichts dafür, dass du für Gefühle zu dumm bist!“ Ein energischer Wortwechsel entstand, den die Crew aufmerksam verfolgte. Robin lachte, trank erneut vom Wein. Nach all den Jahren hatte sich nichts geändert.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Liebe Dark, wie gewünscht habe ich beide Sichtweisen verwendet. Leider konnte ich deinem anderen Wunsch nicht entsprechen und es ist kein Happy End geworden °° Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Fertig~
Vielen Dank an alle, die die Reihe gelesen bzw. kommentiert haben ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (88)
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Von:  Dark777
2013-10-27T09:58:44+00:00 27.10.2013 10:58
Ein gelungener Abschluss. Über die Zukunft der Crew habe ich mir auch schon eine Menge Gedanken gemacht, Chopper spricht mir da aus der Seele. Es ist kein "sicheres" Ende, im Sinn von alles wird gut. Dennoch zeigt das Ende dieser Story nicht das Ende der eigentlichen Geschichte. Du zeigst hier, dass die Crew auch viele weitere Abenteuer bestehen wird, du diese nur nicht weiter "dokumentierst". Ach, ich weiß auch nicht so recht wie ich das beschreiben soll. Ok, kurz und knackig.............der Abschluss ist dir wirklich gelungen :-).

V(~_^)
Von: abgemeldet
2013-10-02T15:09:01+00:00 02.10.2013 17:09
So süß :D
Zorro hat bestimmt richtig Prügel kassiert xD
Von:  HathorCat
2013-10-02T11:52:11+00:00 02.10.2013 13:52
haha xD
das kapitel war wirklich ein krönender abschluss^^
es hatte irgendwie von allem etwas^^

echt schade, dass das alphabet nicht mehr buchstaben hat.. obwohl.. wo sind ö, ä, ü? XD
Von:  fahnm
2013-10-01T21:37:24+00:00 01.10.2013 23:37
Zorro ist ein Stimmungstöter.
Gerade wo es so schön war.^^
Von:  fahnm
2013-09-29T20:22:55+00:00 29.09.2013 22:22
Wie Süß^^

Von: abgemeldet
2013-09-29T13:44:56+00:00 29.09.2013 15:44
Meinem Geschmack nach viel zu kurz, aber dennoch süß zwischen den beiden :D
Von:  Dark777
2013-09-29T13:35:36+00:00 29.09.2013 15:35
Also hiervon hätte ich eindeutig wieder mehr lesen können >_<! Was für eine Explosion? Wie ist es dazu gekommen? Und vor allem, wie geht es weiter *_*?! Wieder eine schöne Momentaufnahme des alltäglichen Wahnsinns bei den Strohhüten. Dieses "Vielleicht." als Antwort auf "Adrenalin."...........die Liebe kann offensichtlich auch 'ne Menge Power spenden ;-). Mich würde echt mal interessieren, ob die sonst so schlaue Robin DAS rausgehört hat.

V(~_^)
Von:  fahnm
2013-09-23T21:13:25+00:00 23.09.2013 23:13
Nami kann so süß sein.
Aber sie manchmal ein echter Teufel.
Von:  Dark777
2013-09-22T16:23:17+00:00 22.09.2013 18:23
Oh man, das Kapitel ist so ganz anders, als ich es mir von der kurzen Beschreibung her vorgestellt habe XD! Süß, wie Robin in dem letzten Satz alles erklärt ^-^.

V(~_^)
Von:  Dark777
2013-09-22T16:19:05+00:00 22.09.2013 18:19
Das habe ich mich schon immer gefragt. Wie zum Henker halten die Strohhüte die ständigen Bedrohungen nur aus? Ein Kampf folgt auf den anderen und nach der katastrophalen Niederlage beim Archipel ist es nur verständlich, dass man langsam paranoide Neigungen annimmt. Um diesem Leben wirklich zu entkommen, müssten sich Nami und Robin eine entfernte Insel suchen und dort unter falschem Namen häuslich werden oder sterben........beides klingt nicht sehr erfüllend bzw. verlockend -_-. Wie immer sehr schöne Momentaufnahme :-).

V(~_^)


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