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Noir - The Darkside

von

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Ein Auftrag

Ich senkte meinen Arm... und sah auf den leblosen Körper hinab. Der Mann der dort am Boden lag hatte keine Chance gehabt.

Noch bevor er seine Waffe ziehen konnte hatte ich ihm eine Kugel in die Brust gejagt. Das Blut dass aus seiner Wunde floss

tränkte seinen Anzug in ein dunkles Rot.
 

Ich schloss die Augen und musste an die vielen Menschen denken, die schon vor diesem Mann aus dem Leben geschieden waren. Durch meine Hand. Unzählige Leben hatte ich genommen. Aber mit welchem Recht? Durfte ich das tun? Weil ich....Noir war?
 

„Kirika!“
 

Ich öffnete meine Augen und drehte mich um. Mireille sah mich an und kam langsam auf mich zu.

Ich bewegte mich nicht und starrte sie nur an...wie ich es immer tat, nachdem ich meine Arbeit getan hatte...
 

„Wir sind hier fertig, lass uns verschwinden.“
 

Mit einem leichten Nicken antwortete ich Mireille und folgte ihr schließlich zu unserem Auto.

Dann stieg ich wortlos in den Wagen und sah aus dem Fenster. Ich fragte mich, wie lange es so noch weiter

gehen sollte. Wie vielen Menschen würde ich wohl noch das Leben nehmen?
 

„Mireille?“
 

Ich sah sie nicht an. Ich wollte nicht dass sie meine Unsicherheit und Angst in meinen Augen lesen konnte.
 

„Ja?“
 

„Warum? Ich meine wieso töten wir diese Menschen? Und Warum fällt es uns so leicht? Diese Leute haben

bestimmt auch Familie und Freunde...“
 

Mireille schien über meine Frage überrascht. Oder vielleicht hatte sie auch nicht damit gerechnet, dass ich plötzlich so

gesprächig war. Entweder dies oder sie wusste selbst keine Antwort darauf. Kurz warf sie einen Blick zu mir hinüber,

achtete dann aber wieder auf die Straße.
 

„Kirika... nicht alle Menschen sind gut. Diese Leute die wir als Auftrag bekommen, haben selbst genug Dreck und Blut an ihren

Händen kleben. Und du solltest dir keine Gedanken darüber machen. Das könnte dich eines Tages das Leben kosten. Über seine

Opfer nachzudenken ist nicht gut für unseren Job...“
 

Als Mireille das sagte klang es so kalt. Und etwas in mir wusste dass sie Recht hatte. Aber ein anderer Teil in mir schrie danach

damit endlich aufzuhören.
 

Mireille lenkte den Wagen in eine Seitengasse und stellte den Motor ab. Wir waren wieder „Zuhause“. Und hier brauchten wir

nichts anderes zu tun, als auf den nächsten Auftrag zu warten.
 

Wenig später standen wir vor der Tür zu unserem Apartment. Bevor Mireille aufschloss sah sie mich noch einmal kurz an.

Doch sie sagte nichts. Vermutlich wollte sie über die Sache von vorhin im Auto nicht mehr sprechen. Aber ich merkte

genau dass ihr etwas auf der Seele brannte. Ich konnte in ihren Augen lesen, dass sie sich Sorgen machte. Sorgen?

Um mich? Oder war es etwas anderes? Ich wollte sie danach fragen. Hielt es aber dann doch für besser nichts zu sagen.
 

Mireille schloss auf und lies mich zuerst hinein. Dann warf sie hinter sich die Tür ins Schloss und warf ihre Sachen einfach auf

eine Komode.
 

„Machst du uns einen Tee?“ fragte sie mich und verschwand anschließend zu ihrem Arbeitsplatz. Ohne etwas darauf zu antworten

lief ich also in die Küche, nahm zwei Tassen aus dem Schrank und setzte den Tee auf. Danach ging ich zu Mirelle an den Billiardtisch den sie als Schreibtisch umfunktioniert hatte. Als sie mich bemerkte wirkte sie etwas nervös und ich sah kurz auf den Monitor ihres Notebooks den sie eben erst eingeschaltet hatte. Darauf konnte ich ein Foto von einem Mädchen erkennen. Sie war etwa in meinem Alter und ich kannte sie. Mireille folgte meinem Blick und seuftzte kurz. An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen dass sie mir gleich etwas wichtiges sagen würde. Aber ich war mir irgendwie nicht ganz sicher ob ich es auch wissen wollte. Mireille sah mich wieder an und begann zu erzählen.
 

„Das Mädchen heisst Yumemi...“
 

„Mireille... sie geht in meine Klasse...“
 

Mireille riss die Augen auf und starrte mich kurz ungläubig an. Scheinbar wusste sie nun nicht wie sie weiter machen sollte.

Ich konnte allerdings schon ahnen, dass sie unser neuer Auftrag sein sollte. Mireille bekam einen mitleidigen Blick.

Doch für sie war das da am Bildschirm nur ein weiteres Opfer. Moment mal. Schätzte ich Mireille wrklich so kaltblütig ein?

Würde sie denn wirklich auch ein Mädchen dass so alt war wie ich selbst, töten?
 

„Kirika... sie ist...“
 

„Ich versteh schon.“
 

„Kirika, du musst das nicht tun. Dann werde ich diesmal allein gehen.“
 

Mit diesem Satz bekam ich meine Antwort. Hatte ich mich so sehr in Mireille getäuscht? Sie kann ein junges Mädchen einfach so

umbringen? Weil sie Geld einbringt? Auch wenn sie sie nicht kennt, kann sie ohne zu zögern abdrücken? Ich wollte mich mit eigenen Augen von der kaltblütigen Mireille überzeugen.
 

„Schon gut. Ich werde mitgehen...“ sagte ich nur. Mireille sah mich noch einmal unsicher an bevor sie weiter sprach. Sie erzählte

mir noch ein paar Einzelheiten. Aber ich hörte kaum zu. Meine Gedanken schweiften ab. Und erneut stellte ich mir die Frage, warum

ich so geworden war wie ich heute bin...
 

Das Mädchen das in meine Klasse ging war also unser neues Ziel. Sagte Mireille nicht, dass alle unsere Opfer selbst schlimme Dinge getan haben? Aber was sollte dieses junge Mädchen schreckliches getan haben, was den Tod verdiente ? Würde Mireille auch dafür eine Antwort haben? Ich wusste noch nicht wie ich damit umgehen sollte. Nie hätte ich gedacht, jemals jemanden aus meiner

näheren Umgebeung umbringen zu müssen. Konnte ich das denn? Ich würde es spätestens morgen Nacht erfahren...

Bleib bei mir!

Mireille sah nun schon zum dritten mal auf ihre Uhr. Sie wirkte auf mich etwas nervös. Auch wenn ich es nicht direkt wusste,

hatte ich das Gefühl, dass Mireille sich der Sache selbst nicht mehr sicher war. In wenigen Minuten sollten wir unser nächstes

Opfer treffen. Ein Mädchen in meinem Alter.
 

Sie war meine Klassenkameradin. Was würde sie sagen und denken, wenn ich plötzlich mit gezogener Waffe vor ihr stehe?

Würde sie weinen? Schreien und um Hilfe bitten? Und was würde ich dann tun? Könnte ich den Abzug wirklich betätigen?

All diese Fragen schossen mir durch den Kopf und ich konnte mir selbst keine Antwort geben. Ein Gefühl dass ich zuvor noch nie

so intensiv verspührt hatte machte sich in mir breit. Angst. Mein Herz ging schneller als sonst. Meine rechte Hand begann zu

zittern, in der ich meine Waffe hielt. Plötzlich wurde sie von einer anderen Hand umfasst und ich sah erschrocken zu Mireille.
 

„Beruhige dich Kirika.“
 

Sie sah mich mit mit einem sanften Lächeln an und ließ dann meine Hand wieder los. Ich hörte auf zu zittern und mein Herz

beruhigte sich wieder. Mireille sah noch einmal auf ihre Uhr und nickte mir dann zu. Es war soweit...
 

Wir schlichen uns durch den Garten des riesigen Grundstücks. Drückten uns dann an die Hauswand und schoben uns weiter bis

zur Hintertür. Dort machte sich Mireille am Schloss zu schaffen und man konnte kurz darauf ein leises klicken hören.

Die Tür öffnete sich und wir schlichen uns ins Innere des Hauses. Es verfügte über zwei Stockwerke. Nach einem Zeichen von

Mireille begab ich mich zur Treppe die nach oben führte. Sie selbst wollte die Zimmer unten überprüfen.

Noch immer machte ich mir Gedanken darüber, ob ich in der Lage war diese Mission zu erfüllen. Doch noch bevor ich zu einem Entschluss kam ging plötzlich das Licht im gesamten Haus an. Erschrocken blieb ich mitten auf der Treppe stehen und sah mich verwirrt um. War das eine Falle?
 

Eine Tür wurde lautstark zugeworfen und man hörte Schritte oberhalb der Treppe näher kommen. Ich sah nach oben und erblickte

das Mädchen!
 

„Dass du mich zu so später Stunde noch besuchst? Ich freue mich Kirika! Ich wollte dich schon lange mal zu mir nach Hause

einladen!“
 

Mit dieser Situation hatte ich nicht gerechnet und wusste desshalb auch nicht was ich tun sollte. Mir fiel die Waffe in meiner

rechten Hand ein und versuchte sie unauffällig hinter meinem Rücken zu verstecken. Doch ich hielt mitten in der Bewegung inne,

als mein Blick auf die Hand des Mädchens fiel. Sie hatte ebenfalls eine Waffe in der Hand! Ich riss die Augen auf und starrte sie an.
 

„Yumemi?“ brachte ich nur leise hervor.
 

„Bist du überrascht? Du bist nicht die einzige mit einem mysteriösen zweiten Leben. Ich weiss natürlich über dich bescheid.

Und ich war auf die heutige Nacht selbstverständlich vorbereitet!“
 

Noch als sie den letzten Satz aussprach sah ich fast wie in Zeitlupe ihre Hand mit der Waffe nach oben schnellen aus der sich

auch sofort ein Schuss löste. Wie im Traum starrte ich sie an und wurde erst durch den Schmerz der sich in meinen Körper

ausbreitete in die Realität zurück geholt. Alles ging so schnell.... zu schnell. Das war mir noch nie passiert.

Doch bevor ich über meinen Fehler nachdenken konnte wich die Kraft aus meinen Beinen und die Sicht vor meinen Augen

verschwamm. Ich taumelte nach hinten und fiel seitlich die Treppe hinunter. Während ich stürtzte sah ich das geschockte

Gesicht von Mireille....
 

„Kirika!!“
 

Mireille fing mich auf und fiel zusammen mit mir auf die Knie. Sie nahm mein Gesicht zwischen ihre Hände und rief immer wieder

meinen Namen. Dann wendete sie den Blick von mir ab und sah zu dem Mädchen hinauf. Sie stand noch immer oben an der Treppe

und hatte ein Lächeln auf den Lippen. Sie kam langsam die Stufen hinunter und lachte plötzlich.
 

„Das ist ein wirklich rührendes Bild! Über dich bin ich natürlich auch informiert, Mireille! Ihr seid direkt in eine Falle gelaufen.

Der Auftrag den ihr erhalten habt, was denkst du wohl wer ihn euch geschickt hat? Genau! Das war ich. Ein so unschuldiges

Mädchen wie ich. Ihr seid nicht die einzigen Auftragskiller. Im Untergrund wird schon länger über euch geredet.

Und meine Organisation möchte Noir aus dem Weg räumen!“
 

Mireille war verwirrt. Noch einmal sah sie mich an und drückte mit einer Hand auf meine Wunde. Die Kugel von Yumemi traf mich

am Bauch. Und langsam konnte ich den Geschmack von Eisen und Blut in meinem Mund wahr nehm. Plötzlich hatte sie Tränen in

den Augen. Zum ersten mal sah ich sie weinen. Aber warum weinte sie um mich?
 

„Halte durch Kirika! Du darfst noch nicht sterben!“
 

Die Schritte kamen wieder näher und Yumemi stand nun direkt neben Mireille. Sie hielt ihr ihre Waffe an den Kopf. Meine Hand umschloss die Beretta fester. Aber ich hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu meine Hand zu heben. Nun kamen auch mir die

Tränen. Ich wollte Mireille beschützen! Genau in diesem Moment wurde mein Blick immer dunkler. Und dann war alles schwarz...
 

„Ohje... sieht so aus als hätte die Kleine es nun hinter sich. Schade. Eigentlich wollte ich es sie miterleben lassen, wie ich dich

ausschalte. Da war ich wohl etwas zu langsam...“
 

Mireille riss die Augen auf und biss sich auf ihre Unterlippe. Ihre Wut machte der Trauer für einen kurzen Moment platz.

Sie schlug Yumemi blitzschnell die Waffe aus der Hand und griff mit ihrer anderen Hand nach ihrer eigenen.

Zwei Schüsse lösten sich. Eine der beiden Kugeln traf Yumemi ins Bein, die noch versucht hatte hinter der Treppe in Schutz zu

gehen. Mireille lies ihr keine Gelegenheit um zu entkommen und sprang Yumemi hinterher.

Mireille bekam sie an den Haaren zu fassen und warf sie auf den Boden.
 

„Dafür wirst du bezahlen!“ schrie sie Yumemi an und hielt ihr den Lauf der Waffe an die Stirn.
 

„Doch bevor ich dich zur Hölle schicke wirst du mir sagen für welche Organisation du arbeitest!“
 

Das Mädchen schloss kurz die Augen und lächelte wieder.
 

„Ich habe Kirikas Gesichtausdruck genossen... als sich meine Kugel in ihren Leib bohrte.“
 

Das war zuviel für Mireille. Ohne nachzudenken drückte sie ab. Und das grinsen von Yumemi starb zusammen mit ihr selbst.

Mireille war es nun egal. Sollte sie das Geheimnis um die Organisation eben mit ins Grab nehmen. Sie würde früher oder später heruasfinden, für wen sie gearbeitet hatte..
 

Ich wusste nicht wo ich war oder wie viel Zeit vergangen war. Doch ich hörte plötzlich eine Stimme die weit entfernt klang.

Es dauerte nicht lange, da erkannte ich dass die Stimme zu Mireille gehörte.
 

Verzweifelt versuchte ich die Augen zu öffnen. Es war sehr schwer aber letztendlich schaffte ich es doch.

Und ich sah in zwei wunderschöne blaue Augen.
 

„Kirika...“
 

Mireilles Stimme klang heißer. Sie hielt mich in den Armen und vereinzelte Tränen tropfen auf mein Gesicht.

Mit größter Mühe schaffte ich es meine Hand zu heben und streichelte ihre Wange.
 

„...ist...schon gut...Mireille...“
 

Ich versuchte zu lächeln so gut ich konnte. Ich wollte nicht dass sie traurig war. Nicht wegen mir.

Denn ich hatte meine Sünden noch lange nicht vergessen. Ich war es der ihre Familie damals getötet hatte.

Ich war es nicht wert, dass ausgerechnet Mireille um mich weinte.
 

„Mireille... es tut mir...leid.. alles...“
 

Noch bevor Mireille etwas antworten konnte sank meine Hand langsam zu Boden.

Ich würde nun nie wieder, einem Menschen das Leben nehmen...



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  hunny123
2014-08-10T15:17:56+00:00 10.08.2014 17:17
Ich mag die kurze FF und auch die Erzählform aus Kirikas Perspektive und deren Gedanken. Die Handlung ist in sich schlüssig und ich finde die beiden Hauptcharaktere hast du super getroffen. Das Ende passt richtig gut (auch wenn ich es ziemlich traurig finde, dass Kirika stirbt), weniger Worte sagen manchmal viel mehr aus, als zu viel drum herum Gerede. Sehr schöner Spannungsbogen :)


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