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Behind your false Live

~~ Lügen und Wahrheit
von

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Goldene Augen - Sinnliche Lippen

Allmählich neigte der lange anstrengende Tag sich dem Ende. Ein kühler Wind strich um die Häuserecken und ließ lose Fensterrahmen erzittern. Die letzten Blüten verschlossen sich und eine unheimliche Stille legte sich über das Land, welches noch gerade eben seinen alltäglichen Geschehen nachgegangen war…
 

Eine tiefe Dunkelheit breitete sich aus, überzog den Himmel mit Sternen und ein wunderschöner Mond nahm den Platz der Sonne ein, strahlte hell vom Firmament. Und durch den Schatten der Nacht blitzten rote Augen auf…
 

Es knackte im Gebüsch, was die Aufmerksamkeit einer jungen Frau auf sich zog. Ihr stechend scharfer Blick fixierte die Finsternis und sie sah sich prüfend um. Ihre Hand schlang sich um etwas längliches, was sie halb hinter sich versteckte. Sie ging ein paar Schritte zurück, als sich plötzlich ein blutverschmiertes Wesen auf sie stürzte.
 

Mit einer großen Wucht wurde sie gen Boden gedrückt, entsetzlich schlechter Atem kam ihr entgegen, der nach Blut und rohem Fleisch roch. „Nur ein kleiner Rat. Du bräuchtest dringend ein paar Tick Tack!“, knurrte die junge Frau und warf das Wesen der Nacht von sich. Gerade als es sich wieder aufrichten wollte zog sie eine längliche, im Mondenschein silbern glänzende, Waffe hervor und ließ ein paar Schuss ab. Mit einem dumpfen Knall fiel der leblose Körper zu Boden und zerfiel allmählich zu Staub. Die junge Frau pustete eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drehte sich um, um zurück zu ihrer Familie zu gehen, als sie es sah…
 

„UARGH!!!“ Mit einem lauten Schrei erwachte Cecilia aus dem Schlaf. Ihr Pyjama war schweißgetränkt und klebte an ihren schlanken Körper. Ihre Hände fanden den Weg zu ihren Kopf, den sie in ihre Handflächen bettete. Schon wieder dieser Traum… Und sie würde ihn nie loswerden… Sie würde nie vergessen, was damals geschehen war, damals, als ihre Mutter noch lebte und ein gefährliches Doppelleben geführt hatte. Sie hatte nie etwas geahnt, wusste nichts von den Gefahren, die draußen lauerten…

Eine Hand löste sich und fand den Weg zu dem vertrauten Kreuzanhänger, der still an ihren Hals baumelte. Irgendetwas hatte sie damals gerettet, irgendwas… Sie schloss ihre Augen und sah alles noch mal ganz genau vor sich:
 

Sie, umgeben von Wesen, die sie nicht kannte, übergroße Hunde, oder Wölfe. Ihre Mutter lag regungslos am Boden und einige dieser Wesen waren über sie hergefallen und rissen sie in Stücke, die sie hungrig und gierig verschlungen. Zurückgedrängt an eine kalte, raue Wand spürte sie den heißen Atem der Bestien. Einer holte zum Schlag aus, der sie jedoch nie erreicht hatte…
 

Die Erinnerung verschwamm ab diesen Zeitpunkt. Als sie erwachte wusste sie nur, dass sie allein war. Es waren keine leblosen Körper von ihrer Familie mehr da, nichts, was an sie erinnerte. Das Haus war niedergebrannt und alles weg… Nur ein kleines Kruzifix lag in einer Pfütze, wo eine Blutlache hätte sein sollen. Es war jenes Kruzifix, welches sie jetzt um den Hals trug.
 

Ihr Blick schweifte ab, hinaus in die Finsternis. Sie wusste, dass sie da draußen auf sie warteten. Noch hatte sie es nicht erkannt, ihre Gabe… Doch sie spürte, dass sie draußen etwas rief. Anfangs war es ein leises Flüstern gewesen, jetzt war es zu einem klaren Ruf herangereift. Seufzend erhob sich Cecilia aus ihrem Bett und schritt zum Balkon, der in die tiefe Nacht rausragte. Ihr Blick war auf dem Park draußen geheftet, der sich vor ihrem Wohnviertel erstreckte. Nicht weit entfernt von diesem erhob sich ein mächtiges Gebäude, das von einem reichen Mann bewohnt wurde…
 

„Cecilia….“
 

DA!!! Wieder!!! Wie ein Hauch, ein Wort, ein Name, zu ihr getragen mit dem Wind, welches deutlich nach ihr verlangte. Cecilia öffnete den Balkon und trat in die Nacht hinaus. Sie befand sich im 7. Stock, wenn sie jetzt was falsches tun würde, so würde sie hinunterfallen auf den Asphalt, der durch den Regen mit Nässe überzogen, somit aber nicht weicher war. Plötzlich begann das Kruzifix zu leuchten, es schien auf irgendwas zu reagieren. Und als sie hinaus in die kühle Dunkelheit sah erblickte sie wunderschöne Augen, die sie traurig ansahen. Schmerzgetränkt waren sie, von einen Ereignis, das ihm ein Leben lang verfolgen würde. In dem Moment, in dem sie sich von diesem Mann losriss, wurde sie nach innen, wie durch eine Druckwelle, geschmissen. Der Mann war weg, aber sie hatte noch immer das Gefühl er sah sie mit diesen unendlich traurigen Blick an…

Sehnsucht des Schicksals

Die wachen Augen einer hoch gewachsenen Person waren auf das andere Ende der Stadt gerichtet. Sie hatten jemanden gesichtet. Jemanden, der geheimnisvoll und merkwürdig war. Sie hatte kein Licht in ihren Augen, sie waren leer und traurig, einsam und dennoch so wunderschön…
 

Er wandte sich dem Glas ab, an dem der Regen abperlte, wie an einer Mauer. Doch diese traurigen Augen verließen seinen Sinn nicht…

So sehr es auch versuchte, er schaffte es nicht. Mürrisch erhob er sich in die Luft, ließ sich den angenehm kühlen Nachtwind um die bleiche Nase wehen. Ja, so war es schon besser. Leise landete er im Schatten eines Parks, als er plötzlich schnelle Schritte vernahm. Schwere, bösartige Schritte, nicht die der Art, der er angehörte, sondern eine bösartigere Art. Seine goldenen Augen durchsuchten die tiefe Dunkelheit und er fand das, was er befürchtet hat. Genau da, wo er diese Augen gesehen hatte, da sah er jetzt auch einen dieser schrecklichen, blutrünstigen Bestien: Werwölfe. Sie schienen auf ihre Beute zu lauern. Einer von ihnen gehörte zu denen, die vor einigen Jahren die große Jägerin getötet haben und mit ihr, ihre gesamte Familie. Aber was suchten sie hier bei diesen Augen?
 

Bevor er weiter denken konnte zogen sich die Werwölfe plötzlich zurück und man vernahm das Klingen des Fahrstuhls. Und heraus traten wieder diese unvergleichlich schönen, aber dennoch einsamen Augen. Ihre Blicke fielen auf den leeren Briefkasten, der anscheinend schon längere Zeit nicht mit Briefen gefüttert worden war. Seufzend schritt die hoch gewachsene schlanke Person aus dem Vorraum, hinaus in die kühle Nacht, dessen Wind sie gleich in eine kalte Umarmung schloss. Das Blinken eines Wagens verkündete, das sie diesen nehmen würde um an ihr Ziel zu gelangen. Ihre Reifen quietschten, als sie davon fuhr. Sein Blick wurde unruhig, er hatte mitbekommen, dass sie das Opfer war, auf das es die Werwölfe abgesehen hatten, aber wie sollte er sie schützen?
 

Am Tage wagte sie kein Angriff, das war klar. Zu viel Aufmerksamkeit und Aufregung. Er entschloss ihr Schatten zu werden um herauszufinden, warum gerade sie. Denn er zweifelte, dass es nur Nahrungsgründe waren. Denn dann hätten sie ihr Opfer bereits jetzt angefallen und nicht abgewartet.
 

Während Cecilia ihren Wagen zur Klinik lenkte, bemerkte sie, wie eine merkwürdige Müdigkeit sie überfiel und ihre Sinne vernebelte. Sie kniff die Augen zusammen und öffnete sie dann, nur um rechtzeitig das Lenkrad rum zu reißen um nicht gegen eine Laterne zu fahren. Sie wollte zwar zur Klinik, aber nicht als Patient. //Beruhige dich Cecilia….//, mahnte sie sich an. Doch wieder überfiel sie ein Schauer der Müdigkeit und ihr Kopf wurde ihr schwer, so dass er gegen das Lenkrad knallte. Etwas Blut rann über ihren Seitenscheitel und tropfte zu Boden, bevor sie in die angenehme Umarmung der Ohnmacht glitt…
 

//BLUT!!!//, schoss es den jungen Mann durch den Kopf, als er nicht weit von den improvisierten Parkplatz von Cecilia landete. ER lenkte seine Schritte zu den Wagen, der still da stand, dessen Motor aber noch lief.

Er spürte die Präsenz von etwas mächtigen, dessen er sich besser nicht nähern sollte, weshalb er auf das Dach gegenüber flog um das Auto von dort im Auge zu behalten.
 

Cecilia fühlte sich merkwürdig leicht. Ihr Körper schien nicht mehr an den Fahrersitz gebunden zu sein, denn sie spürte den Gurt nicht, der sie hielt. Sie öffnete vorsichtig ihre Augen und blickte in tiefe Dunkelheit.

//Wo… wo bin?//, fragte sie sich gedanklich und ließ ihren Blick streifen. Ein einsames Objekt durchtrennte die Finsternis. Als Cecilia sich hinbewegen wollte, bemerkte sie, dass es auf sie zukam. Es war jene Spieluhr, die ihr einst als Einzige von ihrer Familie geblieben war. Doch wie kam es hier her? Und sie selbst?
 

„Das Schicksal ruft dich…. Cecilia….“, ertönte eine weibliche bekannte Stimme. „Das Böse, was ich einst geschlagen habe ist wieder am Erwachen und bedroht die ganze Welt… Dir ist es gegeben es aufzuhalten… Du bist die nächste in der Rangfolge der Schattenjägerinnen…“
 

Schattenjägerinnen? Hatte ihre Mutter ihr nicht immer davon erzählt? Mächtige Personen waren es, denen die Macht gegeben war das Dunkle Böse, welches die Welt in Finsternis stürzen wollte, zu verbannen. Es waren immer Frauen. Allmählich begriff sie, warum ihre Mutter einst von solchen Dämonen vernichtet worden war… Ihre Zeit war abgelaufen…
 

Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, ein großer Wirbel schien sie zu sich zu saugen. Sie versuchte sich noch festzuhalten, aber ohne Erfolg. „DIE SPIELUHR….. SIE IST DER SCHLÜSSEL!!!“, vernahm Cecilia noch, bevor sie wieder aus ihrer Ohnmacht erwachte und sich der Kopfschmerzen bewusst wurde, die in ihren Kopf hämmerten, wie Presslufthammer auf der Straße…
 

//Ein beinahe Autounfall, Platzwunde am Kopf und Kopfschmerzen… Welch toller Schichtbeginn! Nicht zu vergessen der wunderbare Traum…//, dachte sie sarkastisch und lenkte den Wagen nun endlich zielsicher, wenn auch mit einiger Verspätung auf das Krankenhausgelände. Gefolgt von einen Schatten, dessen goldene Augen weiterhin auf sie ruhen würden. Mittlerweile spürte er, das hier etwas am Laufen war, das die Welt verändern würde und das diese junge Frau, die sehr attraktiv aussah und etwas aus in ihn auslöste eine große Rolle spielen würde…
 

Er sah noch beruhigt zu, wie ihre Erscheinung im Korridor der Klinik allmählich verschwand. Ihr leuchtend rotes Haar schien noch wenige Augenblicke in der Dunkelheit zu leuchten, bevor der Glanz allmählich verblasste und ganz verschwand….

Schatten der Nacht

Mit einen ihrer beiden Hände versuchte Cecilia das Gähnen, welches sie erfasst hatte, zu verstecken, indem sie diese davor hielt. Besonders Ereignisreich war die Schicht nicht wirklich verlaufen. Der ein oder andere Betrunkene hatte sich hier eingefunden, zusätzlich zu den wenigen Schnittwunden, die durch eine Prügelei entstanden waren gab es nichts spektakuläres. Bis jetzt…
 

"Puls abfallend, schlechter Allgemeinzustand, die Blutungen sind kaum zu stoppen…“ Die Worte des Notarztes hallten die leeren Gänge entlang und schnelle Schritte folgten ihm in den Untersuchungsraum. Cecilia warf einen schnellen Blick auf den kleinen Jungen, der soeben eingeliefert worden war. Er war blutverschmiert und schlimm zugerichtet. Eine Gänsehaut ergriff sie, diese Zurichtung, die kannte sie…
 

Eine ältere Dame hatte versucht die Wiege mit dem Patienten zu verfolgen, doch sie war zu langsam und stand nun verloren auf den Gängen des Krankenhauses. Cecile seufzte und nahm sich ihrer an, daher es momentan eh nichts besonderes zu tun gab. Sie sah sehr blass aus, verzweifelt. Zweifelsohne stand sie unter Schock. "Kommen Sie!“, sprach Cecilia mit ruhiger Stimme und lenkte die Frau in ein Behandlungszimmer, wo sie sie auf die Liege platzierte. Mit ihrer Lampe prüfte sie Augenreflexe und nahm ihren Puls auf, der raste. "Was ist passiert?“, fragte sie ruhig und blickte sie verständnisvoll an.

"Rote Augen… Blut… fletschende Zähne… kein Entkommen…“ Die Zusammenhanglosen Worte hätten einen Außenstehenden vielleicht wenig gebracht, aber Cecilia stand da, sah die Frau an und wusste ganz genau, wovon sie sprach. Sie schluckte ihre Angst herunter und strich ihrem Gegenüber über den Arm, wo sie eine Bisswunde feststellte. "Ich kümmere mich darum!“, meinte sie ruhig und legte sich Verbandsutensilien, sowie Tupfer und Pinzette bereit. Dann zog sie sich die Gummihandschuhe über. Vorsichtig säuberte sie die Wunde, ganz darauf konzentriert wie immer gute Arbeit zu leisten, aber irgendwie war sie nicht bei der Sache, ihre Gedanken schweiften ab, zurück zu den Traum, zu dem Geschehen, das sich vor Schichtbeginn ereignet hatte. Sie hatte zwar keine Kopfschmerzen mehr, aber irgendwas war da passiert. Nur konnte sie nicht definieren was. Hinzu kam, das sie sich beobachtet fühlte. Schon den ganzen Abend über spürte sie einen liebevollen Blick auf sich ruhen, aber immer, wenn sie sich umsah, war da niemand. Kopfschüttelnd verband sie die Wunde mit großer Sorgfalt und schmiss die gebrauchten Utensilien in den Müll. „Ich geh mal nach ihren Enkel schauen…“

Sie drehte sich um und wollte den Raum verlassen, als sie am Arm zurück gezogen wurde. Verwirrt drehte sich Cecilia um und sah die alte Dame irritiert an. „Was ist? Ich bin gleich wieder da, keine Angst. Ihnen passiert hier nichts!“
 

„Du bist eine der Auserwählten…“, sagte sie schwach und ihre Augen strahlten, wie die eines kleinen Kindes, was gerade seine Weihnachtsgeschenke auspackte. „Du kannst sie aufhalten, das Gleichgewicht wieder hervorbringen, welches arg ins Schwanken geraten ist. Es ist dein Recht und deine Pflicht!“
 

Erschrocken sah ich sie an, meine Augen weit aufgerissen. Bedächtig schüttelte ich den Kopf. //Sie muss durch den Vorfall sehr schockiert sein… Das sie denkt, das ich etwas anderes als ein Mensch sein könnte, der anderen hilft… Das ist doch Unsinn!// Vorsichtig entledigte sie sich des Griffes und verließ den Raum, lehnte sich gegen die Tür und starrte die Wand an. //Das kann nicht sein… das DARF nicht sein. Ich bin nicht mehr Mensch als alle anderen.// Von dieser Erkenntnis entschlossen ging sie Richtung OP, als sie eine Bewegung im Gang wahrnahm. Ein kalter Schauer rannte ihr über den Rücken und verursachte eine Gänsehaut. //Welches Spiel wird hier gespielt?// Leicht gereizt wohl auch wegen der Vorkommnisse gerade wendete sie und ging Richtung Ausgang, wo sie die Schatten weiter agieren sah.
 

„Du bist eine der Auserwählten! Du kannst sie aufhalten…“, schoss es ihr in diesem Moment wieder durch den Kopf. „Wen kann ich aufhalten…?“, flüsterte Cecilia und schritt weiter unbeirrt hinaus in die Nacht, wo sie die Schatten gesehen hatte. Ihr prüfender Blick durchstreifte die Nacht. Erstaunlicher weise sah sie sehr gut und ihre Augen gewöhnten sich unnatürlich schnell an die Dunkelheit, die heute Nacht herrschte. „Wer ist da?“, verlangte sie zu wissen und sie hatte Mühe ihre Stimme autoritär klingen zu lassen.
 

„Ich wusste schon immer, das ich dich irgendwann wieder sehen würde…“ Erschrocken über die unerwartete Antwort schaute Cecilia nach rechts. Im sicheren Schatten einer großen Eiche stand ein junger Mann. Sein langes schwarzes Haar war zu einem losen Zopf zusammen gebunden und seine unglaublich klaren bernsteinfarbenen Augen ruhten auf mir. Sie wirkten warm und auf irgend eine bestimmte Art und Weise vertraut. Der lange schwarze Mantel, welchen er trug berührte fast den Boden und sein eleganter Kleidungsstil ließ ihn zeitlos erscheinen. Wenn Cecile nur wüsste, WIE zeitlos er war…
 

„Wer seid ihr?“, verlangte sie zu wissen, änderte bei dem Satz ihre Position und stützte sich mit einer Hand in die Hüfte rein. In Erwartung einer Antwort sah sie ihn weiter an, als er… //WAH!!!// Erschrocken setzte Cecilie einige Schritte rückwärts um ein paar Zentimeter zwischen sich und den Fremden zu bringen. //Wie kann das sein? Gerade eben stand er dort drüben, gute 150 Meter von mir entfernt und nach nur einen Wimpernschlag steht er vor mir! Hätte ich ihn nicht kommen sehen müssen? Hätte ich seine Schritte nicht vernehmen müssen?//
 

Als Ergebnis über dieses Geschehnis wurde sie unsicher und so fühlte sie sich auch. Doch diese Unsicherheit, geschweige denn die paar Zentimeter zwischen ihnen hielt den jungen Mann nicht davon ab, seine Hand auf ihre Wange zu legen und sie traurig anzusehen. Traurig, mit einem sehr merkwürdigen Glanz darin. Sie war kalt, wenn er noch lebte, musste er sehr unterkühlt sein. Sie schluckte und versuchte ruhig zu atmen. Dabei nahm sie seinen Geruch wahr, der an Schokolade erinnerte, herber Zartbitterschokolade. Seine verführerischen Lippen mussten unweigerlich alle Personen des weiblichen Geschlechts anziehen, wenn es nicht bereits sein Blick oder sein Geruch getan hatte. Sie versuchte ihren Blick von ihm abzuwenden, aber sie schaffte es nicht. Stattdessen war sie von den Anblick seiner sinnlichen Lippen gefangen, rettungslos gefangen.
 

Gerade noch eben ein wenig auseinander stehend, war er, genauso schnell, wie vorher, ganz nahe bei ihr, sodass sie eigentlich seinen Herzschlag vernehmen hätte müssen… Sein Geruch umfing sie und verursachte Kopfschmerzen, welche der der Migräne sehr nahe kamen. Sie schloss die Augen um den Schmerz aus ihren Kopf zu bannen, als sie diesen Geschmack nach herber Schokolade schmeckte. Erschrocken riss sie die Augen weit auf. Ihr Atem verdreifachte sich, ebenso ihr Herzschlag. Fest in den Armen des Fremden liegend spürte sie die gerade, eben noch aus der Ferne, bewunderten Lippen auf den ihren. Ihr Kopf schmerzte nun nicht mehr nur, er fühlte sich an, als ob 100 Presslufthammer darin herumhämmerten und Krach und Lärm machten. Verzweifelt versuchte sie sich aus der Umarmung zu winden, legte ihre Hände auf seine Brust, die wie sie feststellen musste, sehr maskulin war. Sie erschrak, als sie bemerkte, das es keinen Herzschlag gab. Durch diese einfache Pose konnte sie ihn mit etwas Mühe von sich wegstoßen und sah ihn sehr sauer an. Am liebsten hätte sie ihm eine geknallt. Niemand küsste sie so einfach ohne sie zu fragen, geschweige denn sie richtig zu kennen.
 

Der Blick ihres Gegenübers wurde wieder traurig und nahm den Glanz an, den er bereits vor dem Kuss inne hatte. „Du kannst dich nicht mehr erinnern…“, stellte er traurig fest, allerdings ließ seine Stimmlage keinen Zweifel zu, das er sehr ernst und gefasst über diese Feststellung war. Er zeigte keinerlei Gefühlsregung, die nach einem solchen Kuss üblich gewesen wäre. Zumindest etwas hätte er so etwas zeigen sollen, wie Schamgefühl oder etwas ähnliches, aber nichts, keine Regung war auf seinem ebenmäßig schönem Gesicht zu sehen. Das verunsicherte Cecile nur noch mehr. Außerdem… Oh Gott, wie sie selbstsichere Männer hasste…
 

„Ich habe eigentlich ein sehr gutes Erinnerungsvermögen, aber Männer die überheblich und arrogant sind, wie Sie in Person streiche ich gerne!“ Cecile war offensichtlich genervt und diese Wut ließ sie nun an den Mann ihr gegenüber aus. Schließlich hatte er sie ja auch zu verantworten. „Ich an Ihrer Stelle würde sofort hier verschwinden!“, knurrte sie um ihre Wut zu untermauern, doch davon zeigte sich der junge Mann nicht wirklich beeindruckt. Stattdessen machte er noch einen Schritt auf sie zu und mit einer geschmeidigen und eleganten Bewegung umarmte er sie, bevor er wieder in die Nacht verschwand. „Ich werde dich beschützen… Elanor…“ Cecile zog eine der perfekt gezupften Augenbrauen hoch. „Elanor? Ich bin Cecile!“ Anscheinend hatte der Kerl sie mit jemanden verwechselt und sie würde ihn nie wieder sehen. Diese Gewissheit hätte sie wieder milde stimmen sollen, aber stattdessen fühlte sie dieselbe Trauer, wie er, als er sie das erste mal gesehen hatte. Was stimmte da nicht? „Elanor… ist dein anderer Name… der Name der Auserwählten… Der Kämpferin, die das Gleichgewicht zwischen Werwölfen und Homo sapiens hält. Das ist deine Pflicht… Und auch wenn deine Erinnerungen verblasst sind… das Buch der dunklen Pfade wird dir das zurück geben, was du vergessen hast!“ Seine Stimme verhallte, wurde vom Wind davon getragen und verschwand in der aufgehenden Sonne. „Das Buch der dunklen Pfade?“ Ich wiederholte den Titel immer und immer wieder. //Ich kenne diesen Titel… das war doch das Buch, was Mutter mir damals vorgelesen hat…// Mit schüttelnden Kopf betrat sie wieder die Gänge des Krankenhauses. Was sollte das? Was hatte ein Kinderbuch mit dem zu tun, wovon der junge Mann gefaselt hatte?

Du bist nicht wirklich du!

Cecile war genervt. Und das lag nun wirklich nicht daran, das ihre gerade abgelaufene Schicht ihr ganz schön zugesetzt hatte. Den Rest davon hatte sie damit zugebracht zu rätseln, worum es in dieser Geschichte noch gleich ging, doch die erlösende Antwort, die vielleicht etwas Licht in ihre Welt gebracht hätte, wollte und wollte nicht kommen. Und dann war da noch das, was vor ihrem Schichtbeginn geschehen war. Grummelnd packte sie ihre Sachen und schritt zurück zum Wagen, der sie nach Hause bringen sollte. Vielleicht hatte sie das Buch ja noch irgendwo zu Hause. Und mit dieser Suchaktion würde sie auch gleich 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen können. Sie würde nicht nur das Buch, sondern vielleicht sogar diese komische Spieluhr finden, die ihre Mutter damals immer um den Hals getragen hatte.
 

Doch wie lautet das bekannte Sprichwort doch gleich? Wenn man etwas sucht, findet man es nicht. Zwar werden 1000 andere Sachen gefunden, die man schon ewig vermisst hat, aber leider nicht das Objekt der Begierde. Wütend stampfte sie in ihre Küche, sie brauchte jetzt erstmal einen Kaffee. Als sie die Kaffeemaschine einschaltete, blieb ihr Blick an den blinkenden Anrufbeantworter hängen. Sie hatte in ihrer Eile, das Buch zu finden, ganz und gar vergessen gleich beim reinkommen darauf zu schauen. Seufzend betätigte sie die nervende blinkende Taste und lauschte den Worten des Mannes, der auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte.
 

„Cecile, ich habe lange nix mehr von dir gehört…“ Oha, dieser strenge und über alle Emotionen erhabene Ton konnte nur einem angehören. „Deswegen bitte ich dich inständig heute Abend zum Abendessen zu mir zu kommen. Ich will mit dir reden! Es ist wichtig und wehe du trägst nichts ordentliches!“ Das lange Pfeifen am Ende der Nachricht war eine richtige Erleichterung für Cecile. »Soll er doch gleich sagen, das er mich dann in eines seiner vielen Zimmer sperrt und mich nicht mehr raus lässt…«, dachte sie verbissen und hätte am liebsten das Telefonkabel rausgezogen um nicht mehr erreichbar zu sein. Doch dann würde er es auf dem Handy versuchen und schließlich vor der Tür stehen um sie persönlich in das große Anwesen zu zerren, was er sein eigen nannte. Ihr blieb also nichts anderes übrig als seiner Aufforderung folge zu leisten. „Wunderbar… dieser Tag ist echt erste Sahne!“, grummelte Cecile ironisch und nahm einen Schluck Kaffee. „Der kann ja nur besser werden!“
 

Ihr mürrischer Blick stellte fest, das es draußen inzwischen angefangen hatte zu regnen. Diese Feststellung stimmte sie nun noch mehr mieser. Seufzend setzte sie sich an das Klavier und spielte ein paar Noten um sich abzulenken, Ruhe zu finden und zu entspannen. Sie wollte einen freien Kopf haben, wenn sie heute Abend ihrem Vater gegenüber treten würde. Und wenn so ein doofer beinahe Unfall, wie gestern passieren würde, so wusste sie ganz genau, das er ihr die Schlüssel wegnehmen und ihr stattdessen die protzige Limousine samt Chauffeur geben würde. Dabei liebte sie ihre Unabhängigkeit doch so sehr. Und wenn sie diese behalten wollte, musste sie heute Abend makellos aussehen und ihm keinen Anlass zum Schimpfen geben. »Das er immer so… wie sagt man… streng und kühl rüber kommen muss. Es scheint als sei sein Hauptbedürfnis alles unter Kontrolle zu haben, selbst im Leben seiner Tochter!«
 

Mit diesem Gedanken suchte sie das Kleid für den heutigen Abend aus, als sie auf eine alte Kiste mit Bildern stieß. Sie war zwischen ihren Schuhen versteckt und wirkte ganz unscheinbar. Doch beim Öffnen dieser Box überfielen sie Geister der Vergangenheit und sie wurde wieder daran erinnert, warum sie denn gerade im Krankenhaus arbeiten wollte.
 

Das war alles, was sie von der Vergangenheit hatte. Bilder. Bilder von ihrer Mutter, wie sie am Strand entlang schritt. Ihr schöner Körper war immer mit irgendwelchen Wunden, Schrammen und Prellungen übersät, Hinweise darauf, das sie des Nachts ihrem Job, ihrer Berufung nachging, die ihr als Auserwählte aufgelegt worden war.
 

»Warum hat sie niemand geschützt? Warum war sie in jener Nacht alleine unterwegs? Gab es denn niemand, der sie hätte retten, der sie hätte schützen können? Warum ist das Leben nur so ungerecht zu ihr gewesen? Sie hat eine Last auf ihre Schultern genommen, die sehr schwer war und niemand war da, der ihr geholfen hat sie zu halten.«
 

Die bittere Erkenntnis darüber, das sie deswegen wahrscheinlich bereits in jungen Jahren ihre Mutter verloren hatte, ließ ihre Stimmung von wütend und sarkastisch auf traurig umschlagen. Es war niemand da, der mit angesehen hatte, wie sie in die Schule kam, wie sie groß wurde, die erste Liebe, die ersten Dummheiten, der übliche Krach mit der Mutter, welcher in der Pubertät üblich war. Sie hatte nichts davon erlebt. Natürlich hatte ihr Vater auch eine Rolle in ihrem Leben gespielt, aber er war eher passiv dabei, als wirklich aktiv. »Ich glaube es wird Zeit ihm das mal so zu sagen… Ihm die Wahrheit ins Gesicht zu sagen!«, beschloss Cecile und ihre Entschlossenheit war ihr Markenzeichen…
 


 

DING DONG!!! Das unangenehme Geräusch, welches die Klingel des Hauses verursachte ließ Cecile die Augen verdrehen. Aber das hier musste und wollte sie auch durchziehen. Relativ spät wurde die große Eichentür von einer Bediensteten ihres Vaters geöffnet, welche einen Knicks machte, als sie erkannte, das sie die Tochter des Hausherren war. Cecile konnte darüber nur lang und tief ausatmen. Sie mochte es nicht, aber hier wurde sie immer daran erinnert, das es nicht gut ankam, wenn sie selbstständig war und ihr Leben eigenständig lebte. Im großen Salon saß bereits der Mann, der sie missbilligend immer ansah. Und auch heute war er recht streng und musterte seine einzige Tochter mit bösem Blick. „Du scheinst Geschmack entwickelt zu haben!“ Cecile dachte sie hörte nicht richtig, war das gerade ein Lob gewesen? Hatte man ihm eine Gehirnwäsche verpasst? Ihr Vater schien ihre Gedanken erraten zu haben, jedenfalls machte er eine eindeutige Geste und lud sie ein sich ihm gegenüber auf das Sofa zu setzten. Nur widerwillig kam Cecile der Bitte nach. Sie wusste, das er jeden ihrer Bewegungen Achtung und genaueste Beobachtung schenkte. Dabei fiel ihr Blick auf die Kommode hinter ihm und Cecile entdeckte das, was sie heute annähernd den ganzen Tag gesucht hatte: Die Spieluhr. Zwar sprach ihr Herr Vater gerade, aber Cecile wäre nicht Cecile, wenn sie nicht einen Grund finden würde diese Spieluhr näher zu inspizieren. Ohne groß zu zögern erhob sie sich und besah sich die Spieluhr genauer. „Cecile! Ich rede mit dir!“, fuhr ihr Vater sie an, aber Ceciles Aufmerksamkeit war der kleinen Spieluhr gewidmet. „Die hat mal Mutter gehört…“, sprach sie nachdenklich und nahm sie auf die Handfläche, strich andächtig darüber. „Ja, sie hat mal ihr gehört, aber seit sie verstorben ist, lässt sie sich nicht mehr öffnen. Ich habe mich ihrer nur noch nicht entledigt, weil sie mir als Andenken dient.“ „Du redest so abwertend darüber, als ob sie nicht mehr wäre, wie ein lästiger Gegenstand!“, erboste sich Cecile und sah ihn erzürnt an. „Das kommt glatt so rüber, als ob die Mutter nie geliebt hast!“ „ICH HABE SIE GELIEBT!!“, erboste sich ihr Vater sauer und hatte sich bei diesem Satz vom Sofa erhoben. „Aber sie… sie hätte das alles nicht tun brauchen… nicht tun müssen! Sie war etwas besonderes, ja! Aber das hat sie letzten Endes umgebracht!“ Cecile sah ihn fragend an. Hatte er überhaupt eine Ahnung von dem, was seine Frau des nachts getrieben hatte, wenn er allein im Büro saß? Ob er wohl wusste woher die ganzen Verletzungen kamen? Er hatte nie Fragen gestellt, so weit sich Cecile erinnern konnte. „Und ich werde nicht zulassen, das auch du mir genommen wirst!“
 

Dieser Satz riss Cecile wieder aus den Gedanken, in denen sie versunken war. „Indem du mich aber so behandelst, wie du es die letzten Tage, ach was rede ich da… JAHRE getan hast, bezweckst du aber voll das Gegenteil“, wetterte sie los. „Du scheinst vergessen zu haben, das ich ein eigenständiger Mensch bin! Ich werde nicht zulassen, das du mich einsperrst, weil du Angst hast, das ich dasselbe erleide, wie Mutter!“ Cecile war auf 180, richtig wütend. „Und nur damit du es weißt! Ich werde mich deinem Willen nicht beugen! Ich werde kämpfen!“ Abrupt schmiss ihr Vater den Tisch um und funkelte sie böse an. „Du hast gar keine Ahnung mein Fräulein. Und nur damit du es weißt… DU LEBST EINE LÜGE!!“
 

Cecile gefror. „Was?“ Ihr Blick war fassungslos und ihr Körper war zu einer Eissäule erstarrt. „Sag das noch mal!“, bat sie mit zittriger Stimme und sie spürte, wie ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. „Dir wird dasselbe Schicksal auferlegt werden, ich sehe es dir an. Du hast schon früh damit angefangen… Du besitzt Gaben, die kein anderer hat. Damit du, wenn es an der Zeit ist, kämpfen kannst hat Eleanora, so war der wahre Name deiner Mutter, die Erinnerungen an deine Geschwister gebündelt und in deine verwandelt. Sie hat Verantwortungslos gehandelt. Sie hat dir das genommen, was du bist. Daran solltest du denken, bevor du dein Erbe annimmst!“ Cecile sah ihn arg schluckend an, ihr Herz raste. Was hatte ihr Vater da gesagt? Tränen traten in ihre Augen. „DU bist NICHT DU!!“
 

Cecile konnte nicht klar denken, ohne weiter einen klaren Gedanken fassen zu können stürmte sie aus dem Anwesen und raste mit ihrem Wagen davon, den Blick getrübt von Tränenbächen, die aus ihren Augen hervortraten. „DU bist NICHT DU!“ Immer und immer wieder hallten diese Worte in ihrem Kopf wieder, beraubten sie ihrer Aufmerksamkeit, sodass sie beinahe wieder einen Unfall gebaut hätte. Vor ihr stand wieder dieser merkwürdige junge Mann mit den goldenen Augen. „Nicht auch noch der… Den kann ich momentan echt nicht gebrauchen!“, knurrte sie wütend und verzweifelt. Wütend stieg sie aus und stampfte auf ihn zu. Als sie zu ihm sprach zitterte ihre Stimme noch immer. „Was erlaubst du dir? Beinahe hätte ich dich umgenietet!“, keifte sie, als er ihr wieder auf unerklärliche Weise so nahe kam und ihr etwas in die Hand legte: die Spieluhr ihrer Mutter. „Sie ist wieder in den rechtmäßigen Besitz zurück gekehrt.“ Immer noch wütend sah sie ihn an, als eine liebliche Melodie ertönte. Sie tröstete Cecile auf eine bestimmte Art und Weise und als sie ihre Hand öffnete fand sie die Spieluhr, welche geöffnet in ihrer Handfläche lag. „Ich werde dir etwas zeigen… Elanor!“, sprach der Fremde, ehe Cecile das Bewusstsein verlor, von der Musik der Spieluhr gefangen genommen…

Der Ursprung der Auserwählten

„Lang ist es her… Und der Ursprung dessen, was du bist ist beinahe gänzlich in Vergessenheit geraten. Die Menschen fürchten sich vor der Dunkelheit, zu Recht, wie du weißt. Sie versuchen ihre Angst abzulegen indem sie sich bewaffnen oder vergessen, was dort lauert. Und mit den Geschöpfen der Nacht vergessen sie auch, das es jemanden gibt, der sie vor alledem schützt!“
 

Seine Stimme hallte wieder. Cecile öffnete schwach die Augen, sie mussten in einem großen Raum sein, aber sie konnte nichts erkennen. Dunkelheit umgab sie und es war kalt, sehr kalt. Eine unangenehme Gänsehaut zog sich über ihren Rücken und den Rest des Körpers. „Wo sind wir?“, fragte sie und versuchte sich in der Dunkelheit zu orientieren. Hier war nichts. Alles war in tiefe Finsternis gehüllt.
 

„Das hier… ist die Vergangenheit. Der Grund, warum du existierst warum deine Mutter gestorben ist und die Begründung warum die Werwölfe sie getötet haben.“ Er klang nachdenklich, beinahe wieder traurig. Doch mit seinem Worten hatte er ihre Neugierde geweckt und er hatte ihre Aufmerksamkeit. Ihre wundeschönen Augen ruhten auf ihn, wie er neben ihr stand und in die tiefe Dunkelheit starrte. Er schien geistig abwesend, aber sie spürte, das er hier war, nicht nur physisch sondern auch psychisch.
 

„Hier liegt der Ursprung der Auserwählten. Schon Jahrzehnte lang haben die Menschen sich bekriegt, haben gegeneinander gekämpft und sich gegenseitig ermordet, weil sie dachten, das die Wesen der Finsternis ihre Nachbarn sind, nur in Menschengestalt. Sie haben nie begriffen, das es fast unmöglich ist für ein Wesen der Nacht eine menschliche Gestalt anzunehmen. Wenn sie in einen Körper gefangen sind, der nicht ihr richtiger ist, leiden sie Höllenqualen, weshalb sie auch gerade bei der Jagd ihre ursprüngliche Gestalt bevorzugen.“
 

Cecile lauschte seinen Worten und blickte weiter starr in die Dunkelheit, die sich vor ihr befand, als sich ein Lichtschimmer, weit von ihr entfernt, auftat und immer größer wurde. Es war angenehm warm und strahlte etwas aus, was sie sehr daran erinnerte, was sie nicht hatte: Warmherzigkeit. Das Bild veränderte sich und sie waren von einem Schlachtfeld umgeben, das an die jüngsten Kriegsfeldzüge erinnerte. Einzelne Banner lagen am Boden, waren blutgetränkt und der Himmel weinte, er war in ein dunkles grau gehüllt und einzelne Blitze zuckten über ihn hinweg, waren die einzige Lichtquelle an diesem grausigem Ort. Unbeirrt von der Veränderung der Lichtverhältnisse und der Umgebungssituation sprach er weiter und sah genau in den Lichtkegel, der sich vor ihnen aufgetan hatte.
 

„Sie haben die Menschen gejagt, sie als Beute angesehen, als Primitivlinge, weil ihre Instinkte abgestumpft und sie sich von Gefühlen verleiten ließen. Dabei haben sie vergessen, das sie einst von einen Menschen gerettet wurden. Es war die erste Auserwählte, die einen Werwolf rettete. Sie war stark und selbstbewusst und ahnte nicht, das sie den Zorn der Werwölfe nur noch schürte, weil sie ihnen zeigte, wie schwach sie wirklich waren. Gegenüber den Menschen litten sie, wenn sie Gefühle zeigten und sie verfluchten diese auf das sie nie wieder etwas fühlen würden. Ihnen wurde bewusst, das sie nicht schwächer waren als die Menschen und dafür hassten sie sie bis aufs Blut. In seinem Wahn hatte er nicht mal mitbekommen, wie sehr sie ihn liebte. Wie sehr er sie mit seinen Taten verletzte und ihre Seele zum Bluten brachte.“
 

Das Schlachtfeld verschwamm, ehe Cecile noch einmal blinzeln konnte. An dessen Stelle befand sich nun ein dunkler Wald, wovor eine junge Frau stand, die traurig und verletzt zum Wald sah und dann hinauf in den Sternenhimmel. Ihre Gedanken hallten in Ceciles Ohren wieder und sie spürte die Gefühle der jungen Frau, deren Name Elisabeth war..
 

»Es ist egal was ich sage, wonach ich mich sehne, wie oft ich ihn rufe… Er kommt nicht zu mir zurück… Niemand ist da… der mir hilft hieraus zu kommen… Ich hätte alles für ihn aufgegeben und nun stehe ich allein im Regen… Es hat keinen Sinn weiter zu rennen, weiter nach ihn zu rufen, ich stehe hier allein…«
 

Allmählich setzte ein leichter regen ein, der Elisabeth nass machte, bis er sie gänzlich durchnässte. Doch für sie war dieser Regen das, was sie sich ersehnt hatte. Der Regen, der all ihre Tränen wegwischte und versteckte. Sie fühlte die Kälte der Trauer und der Verzweiflung sie übermannen, sie festhalten. Elisabeth dachte sie hätte es schon so lange Zeit begriffen, doch jetzt wurde ihr klar, das sie erst jetzt die Erkenntnis gewann, das er nie mehr zurück kommen würde. Es spielte keine Rolle wie sehr sie danach fragen würde, wie sehr er ihr fehlte. Sie hatte nicht mehr das Recht ihn für sich zu beanspruchen. Er war ein Tier, nicht mehr der, indem sie sich verliebt hatte. Er würde nicht zurück kommen… Sie hatte ihn verloren… für immer… Und zwar in den Moment in dem er sich entschlossen hatte zurück zu kehren, obwohl es eine Lösung für das gab, was ihn erfasst hatte. Der Glanz ihrer Augen war verschwunden, diese Erkenntnis hatte sie endgültig gebrochen…
 

»Das ist nicht fair…«, dachte Elisabeth verzweifelt und blinzelte, wollte die lästige Träne wegdrücken, die ihr den Blick in den verregneten Abendhimmel verwahrte. »Ich weiß nicht mehr… wohin… ich bin allein… wieder allein, verdammt dazu allein zu sein… Für den Rest meines Lebens allein… Diese Welt ist ungerecht…sie lässt mich im Stich…«
 

Cecile wurde von den Emotionen Elisabeths überrannt. Sie spürte, wie sehr sie verzweifelte, wie sehr sie an der Erkenntnis nagte, das sie einen Monster das Überleben gesichert hatte. Die Stimme des Fremden Mannes rissen sie aus den Strudel der Gefühle und in die Geschichte zurück.
 

„In ihren Zorn und der Verletzung, die sie erlitten hatte, beschloss sie zu handeln. Sie wusste, das die Werwölfe niemals Ruhe geben würden, bis sie über die Menschen triumphiert hatten, sie unterworfen hatten. Sie wandte sich an den einzigen, den sie vertrauen konnte: sich selbst. Doch sie musste einsehen, das sie nicht die dazu notwendige Macht hatte. Zwar konnte Wut sehr berauschend sein, sie wusste aber auch, das dieses allein nicht ausreichen würde. Sie brauchte etwas, was sie stark machte und ihr die Kraft gab ihr Ziel über alle Generationen hinaus zu tragen, damit die Zeit sie überdauern würde, wie es auch die Werwölfe taten. Sie wollte die Menschheit mit einer Auserwählten absichern, das sie geschützt waren. Sie wandte sich an die, welche die Werwölfe genauso versuchten zu jagen, dabei aber ebenso wenig Erfolg hatten. Sie schloss sich mit ihnen zusammen… Und sie gebar ein Wesen, welches wir nur als »Rose des Lichtes« bezeichnen. Eine Tochter, halb Mensch, halb Vampir, mit den Kräften des Vampirgeschlechts ausgestattet, die von Generation zu Generation weiter gegeben wird. Ihre Macht hat die Zeit überdauert und lebt in dir weiter!“
 

Cecile wurde bleich. Sie sah noch, wie Elisabeth bei einem Vampir lag und ein kleines Kind umherlief, das wunderschön aussah. Zweifellos das Erbe des Vaters. Sollte das etwas heißen…?!
 

Doch sie konnte ihre Frage nicht zu ende stellen, denn der junge Mann sprach weiter.
 

„Doch das kleine Mädchen musste vor den Werwölfen versteckt werden und so wurde sie in eine menschliche Familie gegeben, immer unter den wachen Augen eines Angehörigen. Ab und an in der Geschichte kam es mal vor, das sie sich mit einem Vampir paarte und eine noch mächtigere »Rose des Lichtes« hervorbrachte, aber immer war sie dann nach ihrer Geburt unter den Menschen, damit sie, wenn die Zeit reif genug war, sie ihre Berufung als Auserwählte antreten konnte.“
 


 

Cecile sah stumm auf die junge Frau hinab, die gegen die Werwölfe kämpfte. Als das Bild langsam wieder verschwamm erinnerte sie sich an ihre Frage. „Soll das heißen… mein Vater hatte Recht? Ich bin nicht wirklich ich? Ich bin…“ „Eine »Rose des Lichtes« Die Tochter eines Vampires und eines Menschen! Ja!“, bestätigte er sie in ihren Verdacht und sah sie nachdenklich an. „Du hast die Aufgabe als nächstes gegen diese Dämonen zu kämpfen… Die Menschheit zu bewahren vor ein Leben in Knechtschaft gegenüber den Werwölfen. Elanor… Das ist dein Name bei uns Vampiren. Wir haben lang nach dir gesucht… Und um ehrlich zu sein…“ Er schluckte und sah sie aus seinen unglaublich schönen Augen heraus an. „Habe ich mich immer nach dir gesehnt… Meine Acushla…“, hauchte er. Cecile sah ihn an, sie verstand diese Sprache. „Liebling? Was…?“ Doch sie brauchte nicht lange um zu verstehen. „Ich… Ich bin…“ Das alles wurde ihr langsam zu viel. Nicht nur, das sie ein falsches Leben gelebt hatte, indem sie angenommen hatte, das sie durch und durch Mensch war. Nein, jetzt war sie zur Hälfte ein Vampir und zu allem Überfluss, so sah es zumindest aus bereits vergeben, Verlobt… Ihr Kreislauf und ihr Körper begannen gegen diese Erkenntnis zu rebellieren und es war der fremde, welcher sie wieder in einen tiefen Schlaf schickte. Er würde sie beschützen… Er würde immer bei ihr sein… bei ihr, seiner Acushla…
 

Cecile spürte nur noch, wie sich zwei bekannte starke Arme um ihren Körper schlangen und sie fortgetragen wurde. »Ich bin… eine Vampirin…«, dachte sie noch, ehe sich ihre Gedanken in der Dunkelheit verirrten…
 


 

Na meine lieben Leser^^
 

Wer hat damit gerechnet, was passiert ist? *muharrharrharr* Alle mal bitte den Finger heben, die das kommen sehen haben. Ich selbst muss eingestehen: das ist mir kurz zuvor eingefallen, als ich gerade am Schreiben war…
 

Ich hoffe euch hat es gefallen! Und sagt mir bitte, wenn euch was nicht gefällt oder wenn ihr Fragen habt^^ schreibt eine Mail oder meldet euch bei ICQ, meine Nummer ist im Profil gespeichert.



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