Version 1
Boutique
(Harrys POV)
Worauf hatte ich mich da nur wieder eingelassen?
„Harry?“
Ich muss völlig wahnsinnig sein.
„Harry?“
Von allen guten Geistern verlassen, dass ich mir das hier antue!
„Potter, hörst du mir überhaupt zu?!“
„Was? Erschrocken sehe ich auf und blicke direkt in ein Paar silberblau funkelnde Iriden. Ich hatte überhaupt nicht wahrgenommen das Draco mich angesprochen hat, sosehr war ich damit beschäftigt in Selbstmitleid zu ertrinken. Und jetzt steht mein Freund neben mir und sieht mich abwartend an, wartet darauf, das ich auf seine Frage antworte, aber wie war die noch mal? Ach verdammt! Was zum Teufel mache ich hier überhaupt?!
Ich hatte ihm vor ein paar Wochen,
versprochen mit ihm shoppen zu gehen.
Und jetzt versucht er mich zu testen,
mit Jacken und Westen, die ihm sicher nicht stehen.
„Ich hab dich gefragt, ob du das blaue oder das schwarze Hemd besser findest. Aber du hörst mir gar nicht zu!“, setzt er hinterher, als ich in nur hilflos anstarre, dabei schiebt er seine Unterlippe schmollend vor und zieht einen zuckersüßen Schmollmund.
„Doch doch, ich hab nur überlegt, welches dir besser steht.“, beteure ich meine Unschuld und versuche damit verzweifelt meine Hals aus der Schlinge zu ziehen.
Gehetzt blicke ich zwischen den beiden Hemden hin und her. Beide von Armani, wie mein mittlerweile zwangsläufig darauf geschultes Auge sofort erkennt. (1) Die Marke ist extrem wichtig, sollte ich es wagen bei einem No-Name-Hemd zuzusagen, wäre ich gleich abgeschrieben, aber so muss ich mir noch etwas einfallen lassen.
Wenn ich jetzt sage: "Find' ich gut."
wird er puterrot vor Wut,
so blöd bin ich nicht.
Am Anfang heuchelt man Kritik,
erst so beim Siebten ruft man: "Schick!",
so bleibt man glaubwürdig
„Also, das Weiße hat einen seltsamen Schnitt, ich glaube nicht, dass dir das steht, darin siehst du gestaucht aus.“, gebe ich zu bedenken, obwohl ich finde, dass in diesem Geschäft ein Hemd wie das andere geschnitten ist. „Und diese Grün ist nicht die richtige Farbe für dich, das harmonisiert nicht mit deinen Augen.“
„Meinst du?“, kritisch beäugt Draco erneut die beiden Objekte seiner Wahl. In der Zwischenzeit gehe ich zielstrebig zu einem in der Nähe gelegenen Regal und ziehe dort ein drittes Hemd heraus. Diese hat Draco mindestens schon siebenmal herausgezogen, minutenlang beäugt und wieder weggehängt, ein sicheres Zeichen, das es ihm im Grunde gefällt.
„Nimm das hier! Das ist toll!“. Mit diesen Worten halte ich ihm das dunkelblaue Teil unter die Nase.
„Na ich weiß nicht, bist du sicher?“ Wählerisch betrachtete er das Hemd und kaut dabei überlegend auf seiner Unterlippe rum.
„Aber ja. Probier es einfach mal an!“, dränge ich ihn und schiebe ihn sanft aber bestimmt in die Umkleidekabine, in der er nach einem letzten zweifelnden Blick verschwindet.
Erleichtert atme ich auf, das ging ja noch mal gut. Es ist ja nicht so, als hätten wir diese Spielchen zum ersten Mal gehabt, nein, wo denkt ihr hin. Draco hat sicherlich schon die Hälfte des Bestandes an Kleidungsstücken anprobiert, aber an allem hat er etwas auszusetzen. Einmal ist es zu eng, dann zu weit, oder es sitzt nicht richtig, die Farbe ist zu grell, oder zu blass, der Stoff zu rau, zu kratzig, oder zu glatt, das hatten wir alles schon und langsam bin ich wirklich am verzweifeln.
Wie komm' ich raus aus der Boutique - ohne Krieg?
Wie komm' ich raus aus diesem Laden - ohne Schaden?
Wie komm' ich raus aus der Boutique - ohne Krieg?
Wie komm' ich bloß aus diesem Kaufhaus - ohne Zoff raus?
Was gäbe ich jetzt dafür, wenn sich Lord Voldemort in die Männerabteilung verlaufen würde, ich ihn stellen könnte, wir uns duellieren, er würde abhauen, -weil ich ihn sowieso platt mache (2)- und ich müsste ihn verfolgen. Traumhaft, aber leider hat der scheinbar gerade etwas Besseres zu tun. Zu dumm aber auch. Obwohl, ich würde mich im Grunde genommen schon zufrieden geben, wenn hier eine Hauselfe Amok laufen würde. Ich als Auror müsste die dann natürlich gleich schnappen und ins Zauberministerium verfrachten und käme somit endlich hier raus.
Mhmmm, ich könnte auch einfach selbst zum Amokläufer mutieren, es wird sowieso nicht mehr lange dauern bis ich ausflippe und am Rad drehe, der Rest folgt dann ganz automatisch.
Als sich die Umkleidetür öffnet, werde ich wieder einmal grausam aus meiner heilen Fantasiewelt gerissen. Draco ist fertig mit umziehen, aber er hat das blaue Teil zu meiner Enttäuschung schon gar nicht mehr an, was bedeutet, dass es ihm doch nicht zugesagt hat. Verdammt! Ich hatte wirklich die Hoffnung, es wäre das Richtige. Mist!
„Das passt auch nicht.“, meint Draco nur achselzuckend, hängt es zurück und sieht sich weiter um. Ich als Freund trabe grummelnd hinterher. Natürlich grummele ich leise, so dass Draco es nicht hört, sonst macht er wieder ein riesiges Theater. Ach verdammt, es war viel einfacher als er noch nicht mein Freund war. Mit Malfoy als Feind konnte ich umgehen, bei Merlin, wenn ich daran denke, was wir uns alles an Beleidigungen an den Kopf geschmissen haben, und jetzt? Eine falsche Bemerkung und er schmollt und dann schlafe ich auf dem Sofa, welches verdammt unbequem ist. Warum musste ich mir aber auch ausgerechnet einen Malfoy als Partner aussuchen?
„Harry?“ Ruft es hinter einem Stapel Rollkragenpullover hervor.
Uhm, was hat er jetzt schon wieder gefunden? Schnaubend umrunde ich den Stapel und entdecke den Blonden vor einem sehr teuer aussehenden Kleiderständer mit bestimmt noch teureren Hemden. „Wie findest du das?“, ertönt sofort die obligatorische Frage als ich bei ihm ankomme und er hält mir ein weiteres, identisch aussehendes Hemd vors Gesicht.
Also auf ein Neues...
Ich bleibe krampfhaft bei der Sache,
und mache ein interessiertes Gesicht.
Ich glaub' er hat sich jetzt entschlossen,
ist total verschossen in so ein albernes Nichts.
Nach weitern 40 Minuten des hin und her Laufens, des in die Kabine rein und wieder Rausgehens hat Draco sich anscheinend endlich entschieden. Gott sei Dank! Ach was, ich danke allen Göttern: Buddha, Allah, Jesus, Odin, Zeus, Jupiter und was da oben noch so rumschwirrt. Danke!!!
Noch immer betrachtet sich Draco kritische im Spiegel vor der Kabine. Dreht sich nach rechts, nach links, dreht sich ganz herum und betrachte über die Schulter hinweg seine Kehrseite. Ich muss zugeben ich bin fasziniert davon, was er alles für Verrenkungen drauf hat, ob er das beim Sex auch mal macht?
Nachdem er sich wieder umgezogen hat und aus der Kabine tritt, drückt er mir das Hemd in die Hand, um nach seiner Brieftasche zu suchen, welche er, oh Wunder, nicht dabei hat.
„Harry? Könntest du vielleicht...?“, fragt er mit seinem verführerischen Augenaufschlag und ich kann nicht anders als schwer zu schlucken und gottergeben einzuatmen.
Ich denk', schiel' bloß nicht auf den Preis,
weil er sonst sofort weiß,
was hier läuft mit dir.
Sonst wird er bockig reagier'n,
hundert Sachen anprobier'n,
und wir übernachten hier.
Mich extrem am Riemen reisend, um nicht den Rest meines Lebens in diesem Laden verbringen zu müssen, zwinge ich irgendwie meine Mundwinkel dazu nach oben zu wandern und bringe so ein verkrampftes Lächeln zustande.
„Aber natürlich Schatz!“ Was sind schon...ich schaue nun doch auf den Preis...499 Galleonen!!! Aus was ist dieses Hemd gefertigt? Aus dem Kokon der seltenen Maulbeerseidenraupe? Sehe ich aus wie Dagobert Duck oder was? Gerade will ich meinem Freund ins Gesicht schleudern, ob er noch alle beisammen hat, aber als ich seinem erwartenden, hoffnungsvollen Dackelblick begegne überlege ich es mir anders. Man(n) will schließlich auch mal wieder nach Hause, und wenn es geht die Nacht nicht auf dem Sofa verbringen. Also schlucke ich meine boshafte Bemerkung herunter. Was macht man nicht alles für einen friedlichen Abend zu zweit?
Wie komm' ich raus aus der Boutique - ohne Krieg?
Wie komm' ich raus aus diesem Laden - ohne Schaden?
Wie komm' ich raus aus der Boutique - ohne Krieg?
Wie komm' ich bloß aus diesem Kaufhaus - ohne Zoff raus?
„Gut Draco, willst du sonst noch was?“
Bitte sage nein, sag einfach nur nein und lass uns aus dieser Klamottenhölle verschwinden.
„Nein, das wäre dann alles.“, lächelt er glückselig und ich kann ein erleichtertes Schnauben nicht unterdrücken.
Jetzt schnell zur Kasse mit dem Ding,
"Ist das das was dahinten hing?"
ruft der Verkäufer laut,
"Das hat 'en Kunde vorbestellt,
das wird auch nicht mehr hergestellt,
ich hab schon nachgeschaut."
Sprachlos starre ich den Verkäufer an. Das meint er jetzt nicht Ernst, oder? Das darf nicht wahr sein, das kann er mir doch nicht antun. Bitte, weck mich einer aus diesem Alptraum auf.
„Tut mir wirklich Leid meine Heeren, aber als Entschädigung kann ich ihnen beim Kauf von drei Artikeln einen Rabatt von 40% anbieten.“, lächelt der Verkäufer freundlich oder ist es mehr hinterhältig, oder gar schadenfroh? Ich bin mir nicht ganz sicher, jedenfalls würde ich am liebsten mit seinem schmierigen Grinsen den Boden wischen. Drei Artikel? Ich komme hier nie wieder raus. In tausend Jahren wird man mein bleiches Skelett bei archäologischen Ausgrabungen in der Herrenabteilung eines Kaufhauses finden. Todesursache: Jämmerliches Zugrundegehen beim SHOPPEN! Ein erniedrigender Tod!
„40%?! Hast du das gehört Harry?“, jubiliert Draco neben mir.
Ja hab ich. Kann mal jemand einen Avada Kedavra auf mich hetzten? Ich will nicht mehr!
„Komm mit!“, fordert mich mein Freund auf, hakt sich bei mir unter und schleift mich zurück zu den Regalen, bei denen wir heute Morgen schon einmal begonnen haben, das war vor knapp acht Stunden!
„Ich glaube ich probiere doch noch einmal das Dunkelblaue an.“
„AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!“
Wie komm' ich raus aus der Boutique - ohne Krieg?
Wie komm' ich raus aus diesem Laden - ohne Schaden?
Wie komm' ich raus aus der Boutique - ohne Krieg?
Wie komm' ich bloß aus diesem Kaufhaus - ohne Zoff raus?
ENDE ;P
(1) Ja, auch in der Zauberwelt gibt es Armani Hemden zu kaufen. Ist doch klar, das sich Draco nicht mit weniger als dem Besten zufrieden gibt, oder? ^^
(2) Hihi, enormes Selbstvertrauen hat Harry entwickelt, nicht wahr? ;P
So, ich hoffe es hat euch gefallen.
Wer sich jetzt fragt, warum ich das Rating so hoch gesetzt habe, dem könnte ich einfach sagen, um die armen Männer der Welt zu schützen, die sich eventuell hierher verirren und allein beim Lesen schon Panikzustände bekämen. Aber das wäre nur die halbe Wahrheit. *grins*
Tatsächlich bin ich beim Schreiben so oft abgeschweift, und habe Sachen geschriebne, die gar nicht mehr zum Songtext gepasst haben. Zum Löschen war es aber zu schade, daher habe ich beschlossen eine Variante der „Boutique“ zu schreiben, ohne Songtext. Was dabei raus gekommen ist seht ihr im nächsten Kapitel. Ich sage dazu nur soviel, es wird heißer als diese Kapitel und Harry kommt auch auf seine Kosten...*evilgrins*
LG
Euer Chaosküken
Boutique Version 2
[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]
