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Kartenspiel

immer ein Ass im Ärmel
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Deckblatt

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immer ein Ass im Ärmel
 

Prolog

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Er stand seelenruhig da. Direkt neben den großen Flachbildmonitoren in dem verdunkelten Sicherheitsraum, dessen einzige Lichtquelle die flackernden Bildschirme waren, und der sich durch eine angenehm erfrischende Kälte auszeichnete. Langsam beruhigte ihn diese kühle, leicht frostige Luft, sodass sich seine Gedanken allmählich zügelten und nicht wie wild im Kreis um ihn herum tanzten.

Das leise, aber dennoch geräuschintensive Surren der Rechner holte ihn dann zurück in die Wirklichkeit, erinnerte ihn an all die Pflichten, die vor ihm lagen und all die Aufgaben, die er noch zu erledigen hatte. Er konnte mit Stolz von sich reden, wollte weiterhin mit heraus gestreckter Brust durchs Leben schreiten und wusste somit auch, welche immense Last auf seinen Schultern lag.

In einer fahrigen Bewegung strich er sich eine lange blonde Strähne aus dem Gesicht, straffte seine erschlafften Glieder und machte sich anschließend daran, den besten Sicherheitsplan aufzustellen, den es in diesem Kasino je gegeben hat. Immerhin trug er die alleinige Verantwortung und das Event in gut zwei Monaten war sicher nicht nur ungemein wichtig für das prestigelastige Image ihres neuen Lokals, es war zudem auch wichtig für ihn. Für ihn ganz allein.

Karo Ass

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immer ein Ass im Ärmel
 

Kapitel 1

Karo Ass
 

Mit einem lauten Knall schlug Roland die Haustür hinter sich zu, demonstrierte sein wutgeballtes Erscheinen zudem durch heftiges, unrhythmisches Grunzen, und warf seine Bewerbungsmappe missbilligend in die nächstbeste Ecke. Direkt neben den Regenschirmständer.

Das durfte doch alles nicht wahr sein, schrie er laut in Gedanken und riss sich zudem den adretten Hut, den er von seinem jüngeren Bruder zum Geburtstag bekommen hatte, in einer zornigen Bewegung vom Kopf. Alles Luschen, alles penetrante, arrogante Weicheier. Woher solle er denn auch wissen, dass seine Bewerbung auf gut Deutsch scheiße war, wenn ihn jeder nur den gleichen Mist abtippen ließ, ohne auf seine persönlichen Wünsche eingehen zu wollen. Verdammte Eineurojobs. Aber nicht mit ihm. Das könne sich das vermaledeite Arbeitsamt, oder diese olle Mistagentur, wie auch immer der Schuppen nun hieß, gehörig abschminken. Er war gelernter Bankkaufmann! Mit zig Jahren Berufserfahrung! Und nicht irgendein Hundekotentferner von der Sondermüllreinigung.

Zähneknirschend manövrierte er seinen schweren, wutüberladenen Körper über die Türschwelle, direkt in die geräumige Einbauküche. Sein Bruder kümmerte sich wenigstens immer gut darum, dass der Dreck vom Vortag in der ewigen Versenkung, wie er es nannte, verschwand, sodass Roland dann stets seinem täglichen Unmut freien Lauf lassen, und sich beherzt an armen, wehrlosen Küchenutensilien auslassen konnte.

Ja, das war die Befreiung, nach der er sich sehnte, aber zuerst versuchte er sich durch das hastige Hinunterschlingen der eiskalten, frischen Milch aus dem Kühlschrank, ein wenig zu beruhigen. Seine wutentbrannte Kehle und seinen hungrigen Blutdurst stillen, nannte er es in Gedanken. Und es sollte sich dieses eine Mal wirklich auszahlen.
 

Immer noch leicht angefressen wegen seines erfolglosen, ernüchternden und zudem erniedrigenden Tages, hockte sich der klein gebaute Mann entmutigt auf den Boden, umklammerte den Milchkarton mit zittrigen Händen und versuchte sich darin zu erinnern, warum er überhaupt in dieser misslichen Lage steckte.

Schon seit gut fünf Wochen erlebte sein Haushalt jeden Tag aufs Neue diese Katastrophe. Seitdem er seinen Job verloren hatte. Seinen Job als Vorzeigebankangstellter, der immer ein Lächeln für seine Kunden übrig hatte, von den Kollegen geehrt und bewundert wurde, und sicher niemals auch nur den kleinsten Fehler gemacht hatte. Ein talentierter Geschäftsmann eben.

Doch vor gut einem Monat musste die kleine, unabhängige Bank für immer schließen und ihre Angestellten wie einen räudigen, dreckigen Köter vor die Tür setzen.

Und das alles nur wegen einer bayrischen Oberschnepfe, Roland rümpfte seine Nase und kniff die Augen zornig zu dünnen, kleinen Ellipsen zusammen, diese penetrante Kuh und ihr Casino hatten ihm alles genommen, seinen Job, seine Freude, seine Finanzen und auch seinen Stolz. Päh, er und Reinigungsdienst, das ist ja wohl eine ungeheure Frechheit. Eine, die er dem törichten, geldsüchtigen Weib nie, aber auch nie verzeihen wird.
 

Also fasste er nun einen bemerkenswerten Entschluss, der sein Leben umstrukturieren, verändern und in die richtige Bahn lenken sollte. Mit Rache würde er beginnen, und oh ja, er würde sich gnadenlos, fürchterlich rächen wollen. Darauf könne Zenzie ihre dreckige Dirndlkollektion wetten.

In einer flüssigen Handbewegung griff der kleine Bremer zu dem schnurrlosen Haustelefon, das auf dem Kühlschrank thronte, wählte schwer grinsend eine vertraute Nummer, und stellte die angebrochene Milchpackung auf dem Tresen ab.

„Hallo Paul? Ja, hier ist Roland.“, seine Stimme klang ungewollt fies und zugleich euphorisch, „Hast du kurz Zeit, ich hätte da nämlich eine kleine Sache, die ich gerne mit dir persönlich besprechen würde.“

Karo 2

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Kapitel 2

Karo 2
 

Paul hatte sich gerade seine Nachmittagszigarette angesteckt, als ein völlig zerfurchter, jämmerlich aussehender Roland Lloyd vor seiner unscheinbaren Haustür in Berlin-Tempelhof stand. Die ganze Angelegenheit muss wirklich wahnsinnig wichtig sein, wenn der kleine Bremer innerhalb kürzester Zeit den weiten Weg in die Hauptstadt gekommen war. Nur, wie er es dann doch in weniger als drei Stunden geschafft hatte, das wollte Paul im Grunde nicht genauer erforschen und die Gesetzte der Physik bei dem belassen, was sie waren – Gesetzte der Physik.
 

Noch völlig außer Atem keuchte der quirlige Bremer wie ein nach Luft schnappender Hund laut auf, fasste sich nach Beruhigung suchend an seine bebende Brust und stützte sich mit dem anderen Arm erleichtert am Türrahmen ab.

„Was ist denn mit dir los?“, dem Berliner wäre glatt seine lodernde Kippe aus den Mund gefallen, wenn er sie nicht durch lässiges routiniertes Festhalten mit der Zunge gerettet hätte, „Du siehst ja aus, wie eine garstige Straßentöle. “

Uh, der wunde Punkt!

Zornig kniff Roland seine hellen Augenbrauen zu einem charmanten Killerblick zusammen, und hob missbilligend seinen Kopf, immer noch leicht außer Atem, sodass sich kleine vernebelte Dunstwolken um sein Gesicht bildeten.

„Darf ich vielleicht… erst mal… reinkommen.“, der kleine Norddeutsche versuchte seine Erschöpfung nun etwas unter Kontrolle zu bringen, erhob sich aus seiner bemitleidenswerten Position und stand Berlin nun in voller, gestreckter Größe gegenüber, „bevor du mich hier… so hinterhältig beleidigst?!“
 

Auch wenn dem Berliner große Fragezeichen ins Gesicht geschrieben standen, und er folglich nicht nachvollziehen konnte, warum der Bremer so schnippisch reagierte, signalisierte er seinem norddeutschen Freund durch eine lässige Handbewegung, dass dieser nun eintreten könne, wartete anschließend bis das immer noch keuchende Häufchen Elend über die Türschwelle gewandert war, und schloss dann die grüne Holztür mit einem sanften, geräuscharmen Klacken.

„So?“, durchbrach er die Stille, „willst was trinken?“

„Nein!“

Okay, also auch auf die höfliche Masche reagierte der halbwüchsige Roland heute etwas zickig. Gut zu wissen.
 

Paul schob seinen eigenen Körper nun am ungebetenen Gast vorbei um ins Wohnzimmer zu gelangen und mit dem fortzufahren worin er so abrupt gestört wurde. Wenn Roland etwas von ihm wollte, dann würde er schon irgendwann seinen Mund aufmachen.

Doch dieses irgendwann kam schneller als erwartet.

„Ich will ein Casino ausrauben.“

Bitte was?

„Ich will ein Casino ausrauben.“, wiederholte der Bremer seinen letzten Satz noch einmal, mit der gleichen Strenge und Überzeugung in seiner Stimme wie zuvor auch. Er sah den Hausherren direkt in dessen tiefblaue Augen, wich keinen Zentimeter von seiner zugegeben mehr als nur bizarren Aussage zurück und hatte in etwa denselben charmanten Ausdruck inne wie eine griechische Marmorstatue auch.
 

Nach einigen Momenten hereinstürmender Stille, konnte Paul seine Gedanken wenigstens so weit sortieren, dass sein Gehirn den unmittelbaren Befehl zum Sprechen weiterleitete: „Ich sag’s dir gleich – keine Chance!“

Auch wenn Paul Albrecht eine Legende war, der seinen Namen bereits außerhalb von Berlins Stadttoren hat stolz verkünden können, so war dem routinierten Meisterdieb der Realismus doch noch nicht ganz abhanden gekommen. „Gib’s lieber gleich auf und schlag dir solche Hirngespinste aus dem Kopf!“ Mit ihm jedenfalls konnte man bei so einer Aktion nicht rechnen. Wie auch, bei dem Sicherheitsstandard klingelten die Alarmglocken im roten Bereich, im ultraroten um genau zu sein. Also, keine Chance!
 

Jedoch sah sich der Bremer noch nicht aller existierenden Hoffnung beraubt und versuchte dementsprechend seinen alten Freund umzustimmen. „Warum denn nicht? Sag’s mir! Warum kann ich kein Casino ausrauben, wenn ich es nun mal will?!“

„Na, weil es nicht geht. Hast du dir schon mal Gedanken um die Überwachungssysteme gemacht? Das ist ne ganz andere Liga von der wir hier sprechen. Dorfkneipe gegen Weltraumdisko. Verstehste?“

„Aber, wenn ich es nun mal will?!“, man konnte fast verzweifeln in Anbetracht der Naivität und Sturheit des kleinen Bremers. In den kurzen Beinen steckte doch eine ganze Menge Mumm, oder Dummheit je nachdem wie man es sah. Und aus Pauls Perspektive war das ganze Unterfangen mehr als nur wahnsinnig - es war schlicht weg lebensmüde!

Doch auch er wusste, wie dickköpfig sein ehemaliger Kollege sein konnte, wenn dieser sich etwas fest in den Kopf gesetzt hatte. Schon allein der Gedanke an den Autodiebstahl von vor 10 Jahren, ließ ihn da säuerlich aufstoßen. Also schlug er die Richtung ‘Resignieren‘ ein und wollte sein Interesse zumindest ein wenig unterstreichen, indem er den Grund für diese waghalsige Entscheidung erfragte, Roland und sich selbst in das geräumige Wohnzimmer beförderte und den hassüberfluteten Worten seines alten Freundes lauschte.
 

„Also, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, hat eine dicke, zudem noch potthässliche, bayrische Tussi ein luxuriöses Casino errichtet auf dem Grundstück, wo vorher eure Noname-Bank gestanden hat?!“

Roland nickte eifrig und wippte mit seinen Füßen hin und her: „Du hast penetrant vergessen – dicke, potthässliche, penetrante, bayrische Tussi!“

Paul kratzte sich unbeholfen am Kopf. „Ah, mein Fehler.“, er schien für einen Moment schweigend über die ganze Sache nachzudenken, drehte sich mit geschickten Fingern eine Zigarette und steckte diese anschließend laut seufzend an, „Ich denke, ich habe da jemanden, der dir, ach was, der uns helfen kann.“

„Hmm?“

„Wir brauchen ein starkes Team für so was. Das ist nichts, das man mal so eben im Alleingang erledigen kann. Und ich denke, ich kenne den einen Mann, der uns garantiert den erwarteten Erfolg versprechen kann.“, mit einem langgezogenen Grinsen zwinkerte Paul seinem Bremer Freund aufmunternd zu. Ja, er kannte definitiv die entsprechende Person für solche Fälle.

Karo 3

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Kapitel 3

Karo 3
 

„So, so, eine interessante Geschichte.“

Die Köpfe von Paul und Roland hoben sich erwartungsvoll und quasi synchron aus ihrer vom vielen Erklären ermüdeten Trance.

„Deshalb seid ihr Zwei also zu mir gekommen. Gerade zu mir, weil ich so speziell bin, nehme ich an?!“

Die rhetorische, selbstüberzeugte Frage ließ die Blicke jedoch wieder senken, sodass es beinahe den Anschien hatte als wären die dekorativen, kitschigen Kaffeetassen weitaus interessanter als dieses Gespräch.

Paul, dem das Rauchen wie gewohnt zumindest in dieser Umgebung nicht gestattet war, ergriff daraufhin kurzerhand das Wort, selbstverständlich mit den Gedanken im Hinterkopf eine kleine, kurze Pause mit einer süßen, schnuckeligen Zigarette verbringen zu dürfen.
 

„Ja, wir sind zu Dir gekommen, weil wir ein Team brauchen, ein Team aus Spezialisten.“, ungewollt war seine Stimme in die oberen Dezibelbereiche abgedriftet, und er spürte wie seine Hand nervös zu zucken begann. So was nannten die Leute also immer Entzugserscheinungen.

Nichtsdestotrotz wusste der Berliner, dass mit Gilbert Beilschmidt nicht zu scherzen war. Der mehrfach ausgezeichnete Diplomingenieur hatte nicht nur für unzählige staatliche Behörden wie zum Beispiel dem Bundesverfassungsgericht gearbeitet, er konnte zudem eine lange Karriere aufweisen in den Reihen der jeweiligen Landespolizei. Einen Job, den er laut eigenem Bemessen immer etwas fad und langweilig empfand. Der gewisse Nervenkitzel hatte ihm gefehlt, und genau aus diesem Grund wusste Paul auch, dass nur ein so verrückter, aber zugleich auch so verdammt genialer junger Mann wie Gilbert an diesem Unterfangen teilnehmen konnte. Nur er könne ihnen helfen ein Casino auszurauben.
 

„Jedoch muss ich euch enttäuschen.“, Gilbert lehnte sich entspannt in seinen gemütlichen, grauen Korbsessel zurück, „aber ihr geht die Sache schon von Grund auf verkehrt an.“

Plötzlich spitzten die beiden Gäste erwartungsvoll ihre Ohren, beugten sich etwas mit dem Oberkörper nach vorn, und beobachteten den weißblonden Mann aus weit aufgerissenen Augen.

„Aber ich denke, wenn ich die ganze Angelegenheit in die Hand nehme, dann werden das sicher auch Luschen wie ihr hinkriegen.“, das arrogante Grinsen auf seinem blassen Gesicht wurde größer und größer mit jeder Minute, in der er seine abgrenzende Position so hervorragend auf Kosten Anderer genießen konnte und er funkelte die beiden Großstädter auf ahnungsvolle Art und Weise an:

„Ein weiteres Mitglied für unsere bunte Truppe ist übrigens schon gefunden – Sag hallo zu deinen neuen Kollegen, Albi!“
 

Kaum waren die Worte gesprochen trat aus dem angrenzenden Raum eine unscheinbare Gestalt mit aschblonden, zerzausten Haaren. Kein Wort kam über seine Lippen. Und seine Miene blieb eisern wie das Gesicht einer Marionette. Einer sehr bemitleidenswerten, so sah es zumindest Roland.

„Er ist Experte in allen spitzen Dingen.“, stellte Gilbert den Neuankömmling vor, „Messer, Dolche, Schwerter, egal. Er kann es. Und zudem gibt es auch kein Schloss, das er bisher noch nicht knacken konnte.“

Sein unnatürlich breites Grinsen streckte sich nun zu einer fürchterlichen Fratze: „Keins!“
 

~
 

„Und ich sage es Ihnen gerne noch einmal: Wir arbeiten nur mit unserem privaten Sicherheitsservice.“, die rothaarige Frau hinter dem großen, kreisrunden Konferenztisch fluchte. Sie kochte förmlich über vor Wut. „Ich sag es Ihnen sicher auch noch die nächsten zehn Male, die sich mich hier in meinem Büro belästigen wollen: Unsere Sicherheit beruht auf dem höchsten, denkbaren Standard überhaupt!“

Die drei Personen, die ihren Unmut zu spüren bekamen, waren allesamt routinierte Polizisten, nicht frisch von der Akademie, sondern mit gravierender, nicht von der Hand zu weisender Praxiserfahrung. Man könne sicher Neulinge so anschreien, aber den Oberinspektor, der persönlich zusammen mit seinem besten Ermittlerteam gekommen war?
 

Leicht angefressen und im Stolz gekränkt, wandte sich die kleine Gruppe ab um die angespannte Szene nach minutenlanger, fehlgeschlagener Überzeugungskunst zu verlassen, doch der Größte unter Ihnen drehte sich noch einmal zu dem lodernden Weibsbilde um: „Glauben Sie meinen Worten, durch diese Ausstellung könnten sie sich wahrlich ihr ganzes, frisch aufgebautes Projekt ruinieren. Aber Sie wissen ja, was Sie tun – Guten Tag“

Die Hände tief in den graumelierten Mantel vergraben, schloss der große, blonde Mann zu seinen beiden Kollegen auf, murmelte einige Wortfetzen in seinen nicht vorhandenen Bart und schlug die Tür hinter sich mit einem lauten aber dennoch gerade noch höflich erscheinenden Knall zu.
 

„Boss?“, ein aus dem Hintergrund kommender Angestellter rief der Rothaarigen in bedrückender Stimmlage zu, „Waren das schon wieder die Bullen?“

Angesprochene ließ sich nur laut aufatmend in ihren Stuhl sinken: „Wer sonst würde hier so kurz vor der geplanten Übergabe aufkreuzen?!“

„Machen Sie sich keine großen Sorgen, Boss.“, in einer flüssigen Bewegung überreichte ihr ein großer, stattlicher ebenfalls blonder Mann einen harmlos aussehenden Aluminiumkoffer, „Das sind die gewünschten Unterlagen, wie abgemacht.“

„Gut Mäxle. Ich wollte mit Ihnen sowieso über das geplante Event sprechen.“

„Aber selbstverständlich.“
 

Die nur wenige Zentimeter kleinere Frau funkelte ihm prüfend aber zugleich auch anerkennend an, erhob sich von ihrem Platz und trat hinüber zu der großen Fensterfront, die ihr einen Panoramablick auf das anmutende Herz der kühlen Hansestadt im hohen Norden präsentierte.

„In wie weit sind die Vorbereitungen abgeschlossen?“

Sich flüchtig über die streng nach hinten gebundenen Haare fahrend, verfolgte Maximilian jede Bewegung seines Chefs aufmerksam. Obwohl er sich ihres eindeutigen Vertrauens sicher sein konnte, war Zenzie durchaus eine gefährliche, starke und unberechenbare Frau, mit der man es sich besser nicht verscherzen sollte. Er hatte das Gespräch mit dem Oberinspektor Ludwig gehört und innerlich gruselte er sich über den Zorn, den die junge Casinobesitzerin in ihre sonst so liebevolle Stimme gelegt hatte. Aber wie gesagt, die Bayerin war schon immer unberechenbar gewesen und ließ sich nur allzu ungern von anderen Leuten herumkommandieren.

Doch ein wenig beunruhigten ihn die Worte der Polizisten. Was, wenn wirklich jemand plante das Casino zu berauben?

Karo 4

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Kapitel 4

Karo 4
 

„Wir haben alles unter Kontrolle.“, mit einer Selbstüberzeugung in seiner Stimme antwortete der junge Mann seinem Boss auf die ihm gestellte Frage. Alles war bisher planlos abgelaufen, das Sicherheitspersonal stand, die Positionen waren gefestigt und alle Überwachungssysteme standen unter seiner vollkommenen Verantwortung. Er war sich sicher, dass das in ihn gesetzte Vertrauen nicht unbegründet war und er konnte mit Stolz von sich behaupten, keinen Cent an der falschen Ecke gespart zu haben. Sollten elende Diebe doch versuchen das Casino zu berauben. Sollten sie doch kommen, diese winselnden, ahnungslosen Idioten. Er jedenfalls, wusste dass allein der Klang seines Namens in der gesamten Szene ein schauerliches Zittern hervorrief. Selbst außerhalb des deutschen Staatsgebietes schreckten angesehene Sicherheitsfirmen beim bloßen Gedanken an seine Person auf.

Er, der besser unter dem Codenamen Mäxle bekannt war, hatte es bisher geschafft jede Bank und jedes Institut vor dem Abschaum der Gesellschaft zu bewahren und zu makellos sichern, auch wenn es ihm die Tageszeitungen manchmal verübeln wollten, dass seine so perfekte Art nichts weiter sei als eine aufgesetzte Maske. Vermaledeite Drecksreporter.

Dieses Mal werde er sich und allen beweisen, dass selbst etwas so Wertvolles wie die nationale, bayrische Bierkrugkollektion, deren Ausstellung die nachträgliche Eröffnungsfeier ihres Lokals sein sollte, in seinen Händen bleiben und bis Zurückgabe an den Freistaat in der sicheren Obhut des Casinos verweilen würde. Es handelte sich hierbei nämlich um keine gewöhnliche Sammlung, nein es war die glorreichste Ausstellung seit Menschen Gedenkzeiten gewesen, deren Wert sich in etwa an dem des berühmten Gemäldes der Mona Lisa orientierte. Also unschätzbar wichtig. Wenn auch nur ein noch so kleiner Dieb seine dreckigen Finger an das edle Porzellan zu legen gedachte, so hätte ihm Mäxle als routinierter Profi in Sachen Sicherheit eigenständig die hauchdünnen Finger zerbrochen. Aber ohne Rücksicht auf Verluste. Und ohne jegliche Gnade.
 

Sein Boss, Zenzie hatte trotz aller gegebenen Umstände darauf bestanden diese Ausstellung durchzuführen. Vor zwei Tagen hatte ihr neu eröffnetes Casino seine Türen für Besucher aus aller Welt geöffnet, da sollte doch so ein bisschen Heimatverbundenheit und Stolz nicht fehlen. Ihr war jeder Preis Recht gewesen. Und Mäxle nahm sich dieser herausfordernden Aufgabe mit breiter, herausgestreckter Brust gerne an. Es sollte ihm eine wahrliche Freude sein, die begeisterten Blicke aller Tageszeitungen auf sich spüren zu sehen. Und er würde seinen mehr als nur erwarteten Erfolg genussvoll auskosten.

Aber vorerst musste in den verbliebenen zwei Monaten alles, wie er so schön sagte, unter Kontrolle gebracht werden.

„Ich habe bereits mit Henriette und Georg gesprochen.“, er fixierte den zu sich gedrehten Rücken der älteren Frau, „Die Beiden sind über alles Weitere in Kenntnis gesetzt worden.“
 

„Sehr gut.“, die Bayerin richtete ihr knielanges schwarzes Etuikleid, strich sich kurz über ihre Brust und wandte sich dann zu ihrem Sicherheitschef um. „Und ich will, dass es auch dabei bleibt.“

Noch ehe sie das Gespräch und ihr dezentes Unbehagen vertiefen konnte, traten zwei weitere Personen durch den unscheinbaren Nebeneingang in den Konferenzsaal hinein.

„Zenzie“, erklang die Stimme einer jungen, hübschen Brünette, „die Tumulte im oberen Poolbereich sind so weit unter Kontrolle gebracht worden.“

Kurz warf sie dem blonden Mann, der hinter ihrem Boss stand einen prüfenden Blick zu, wandte sich dann aber desinteressiert von ihm ab. „Ein Spielchip hatte lediglich den Automaten geblockt.“
 

„Ah, vielen Dank Lore.“, die weitaus größere Frau, umklammerte den Griff des kalten Aluminiumkoffers und ging einige Schritte auf die eben Hereingetretene zu, „ich wollte mit Dir sowieso noch einmal unter vier Augen sprechen.“

Eine kurze, unangenehm wirkende Stille verteilte sich im ganzen Raum, ehe sich die Rothaarige zu Maximilian umdrehte: „Ich werde dann später auf einen ausführlichen Tagesbericht warten. Bitte wie immer auf die obere rechte Ablage meines Schreibtisches legen.“

Mit schnellen, kurzen Schritten wandten sich die drei Personen vom blonden Sicherheitschef ab, Zenzie eilte zielstrebig voraus, während ihre Stellvertreterin stillschweigend folgte. Nur einmal kurz schaute Maxiliman ihnen aufmerksam hinterher, ehe seine Augen zum schwarz gekleideten Mann wanderten, der dicht hinter den beiden Frauen mit langen, geräuschlosen Schritten anschloss, und er sich dann mit zielgerichteter Motivation wieder seinen eigenen Pflichten zuwandte.
 

Hätte er aber etwas mehr Aufmerksamkeit gezeigt, so wäre ihm vielleicht der abtrünnige, fiese Blick des persönlichen Leibwächters der Chefetage aufgefallen. Dessen Pupillen funkelten seltsam unter der unauffälligen Brille, hinter deren Kunstgläser er seine hellblauen Augen versteckte und dessen Gesicht ein imaginär böses Grinsen auf den Lippen trug, das mit einer unnachgiebigen Beständigkeit einen hinterhältigen, boshaften Plan verkündete oder gar ungeniert prophezeite.

Hätte Mäxle, dem sonst nie wesentliche Details in seinen Sicherheitsplänen untergegangen waren, doch wirklich nur einen zweiten, misstrauischen Blick auf den jungen Mann geworfen, dann wäre ihm dieser beunruhigende Umstand sicher aufgefallen. So aber konnte der junge Mann weiterhin heimlich an heimtückischen Plänen nagen und die beiden Drahtzieher des Casinos mit seinen abtrünnigen Blicken durchbohren.

Karol Chatten wäre sicher ins Visier des ehrgeizigen Sicherheitschefs gekommen, aber wie in so manchen ähnlichen Fällen auch blieb der zweite, misstrauische Blick aus. Und Maximilian sollte das später noch bitter zu spüren bekommen.

Karo 5

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Kapitel 5

Karo 5
 

Wie besessen grinste Gilbert, als seine Hände am Pullover des jungen Mannes herunter wanderten, sich fest in den flauschigen Baumwollstoff gruben und er sich selbst wie immer, trotz geringerer Körpergröße, als herausragend und großartig darstellte: „Das ist Hans!“

Noch einmal fuhren seine Finger über das graue, unscheinbare Oberteil und er drückte den Leib des Vorgestellten zusammen mit seinen eigenen Körper dichter an seine drei Kollegen heran.

„Hans ist Sprengstoffexperte und wird uns bei unserer kleinen, geplanten Sache unterstützen.“, der weißblonde Mann schmetterte den drei Übrigen ein perlweißes Lächeln entgegen, sodass diese nur leicht geblendet mit weit aufgerissenen Augen auf die Beiden starren konnten. Wen Gilbert aber auch alles kannte, das war wahrlich bemerkenswert.

Und dieses Mal präsentierte er der kleinen Truppe stolz und selbstbewusst ihr bereits fünftes Mitglied, Hans Schulte. Ein Mann aus dem Pott, der mit seiner züchtigen Vorstellung von Humor der ganzen Angelegenheit gleich einen persönlichen Stempel aufdrückte.
 

„Mensch, das ist ja der Wahnsinn. Klar bin ich dabei. Die Sache wird groß.“, irgendwie legte er seine seltsame Betonung auf die entsprechenden Silben der einzelnen Wörter, sodass sich der Rest der Gruppe fragte, ob es wirklich so schlau war einen Mann in ihre Reihen aufzunehmen, der kleine Dynamitstangen in seinen Hosentaschen gelagert hatte. Vielleicht war es auch nicht so klug hier zu rauchen, dachte Paul noch ganz aufmerksam wie er war, und ließ seine Zigarettenschachtel wieder in die Abgründe seiner Jackentasche wandern, ehe er sich hinter Roland zu Albrecht an die Wand lehnte.

„Der kann aber reden.“, meinte er daraufhin verschlagen und sprach in den Raum hinein. Irgendetwas interessierte den jungen Berliner an diesem unscheinbaren, mysteriös wirkenden Mann, den Gilbert gleich zu Beginn in ihre Pläne eingeweiht hatte. Seit seinem Beitritt in die kleine Spezialistengruppe hatte er jedoch kein einziges Wort gesprochen, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und einen mehr als eindeutigen Ausdruck auf sein Gesicht gelegt: Auf dass mich bloß keiner anspricht.
 

Paul jedoch ließ sich von so kleinen, nonverbalen Konversationen nicht aufhalten und redete unbedarft weiter auf den fast gleich großen Mann ein. Ein bisschen kleiner war er zwar schon, aber nicht so als würde es Paul etwas ausmachen. Er selbst zählte ja nicht unbedingt zu den Größten seiner Zeit und war froh mit Anderen auf gleicher Augenhöhe kommunizieren zu können.

Was ihn aber brennend an dem jungen Mann interessierte, war dessen Verbindung zu Gilbert. Sicher der weißblonde, leicht selbstbewusst geschädigte Egozentriker war nicht unbedingt der fieseste Zeitgenosse, aber diese merkwürdige Beziehung zwischen den Beiden kam Paul doch weitaus suspekter vor als anfangs angenommen. Oder vielmehr; er wunderte sich darüber dass es tatsächlich jemanden gab, der Gilbert und dessen Launen vierundzwanzig Stunden am Tag sieben Tage die Woche einfach so ertragen konnte. Wahrlich, da müsse es einen Trick geben, und Paul wollte diesen auch nun auch selbst in Erfahrung bringen.
 

„Ich stehe auf laute Feste. Und wenn die Stimmung so richtig wie eine Bombe hochgeht, dann hoffe ich zumindest dabei gewesen zu sein.“, die laute, krächzende Stimme des Ruhrpottmenschen, wie Paul Hans nun liebevoll in Gedanken nannte, drang zu den Beiden hervor und bestätigte einmal mehr die vorhergegangene Aussage des Berliners. Der konnte wirklich viel reden, wenn der Tag lang war.

Jedoch zeigte sich auf Albrechts Gesicht noch immer keine einzige Regung. Seine Zügen blieben starr, fast schon versteinert, aber Paul konnte in ihnen auch keine Abneigung gegenüber seiner Person erkennen und versuchte es erneut: „Aber es sieht aus als könnten wir wirklich ein kräftiges Team auf die Reihe stellen.“

Wieder keine Antwort.

„Noch eins, zwei Leute und wir können uns an die Arbeit machen.“

Die Mundwinkel blieben geschlossen.
 

Gut, was der Eine zu viel hatte, hatte der Andere zu wenig. Innerlich seufzte Paul laut auf, und entschied sich vorerst lieber die drei Möchtegernganoven gegenüber zu beobachten, die sich allesamt über eine Kiste TNT gebeugt hatten. Laut lachend erklärte ihnen Hans seine Vorlieben, die einzelnen Funktionen und Sprengweisen von Dynamit und – um Gottes Willen, hatte der Ruhrpottmensch grade wirklich gesagt er liebte die Arbeit in der Kanalisation?!

Na Prost, Mahlzeit. Sie waren wirklich eine wild zusammengewürfelte Truppe. Aber jedem das Seine, dachte Paul ganz vorsichtig und war insgeheim sogar froh sich nicht weiter seiner bildlichen Vorstellungskraft hingeben zu müssen als der Nordrhein-Westfale noch jubelnd hinzufügte:

„Ah, ich kenne übrigens auch noch jemanden. Jemanden der echt wahnsinnig gut in unser Team passen würde und der zudem sehr vertrauenswürdig ist.“
 

Das Grinsen auf den Gesichtern (fast) aller Anwesenden würde großer. Na, wenn das mal keine guten Nachrichten waren.

Karo 6

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Kapitel 6

Karo 6
 

„Ein Mädchen?“, Gilberts Gesicht sprach eine mehr als eindeutige Sprache, als er statt des erwarteten männlichen Muskelpakets in die großen, blauen Knopfaugen eines kleinen süßen Mädchens starrte. Ein übler Scherz, wer auch immer ihm da einen Bären hatte aufbinden wollen, Gilbert habe diesen Idioten mehr als nur durchschaut. Auf der Abschussliste hatte er ihn.

Grimmig ließ er seinen Blick hinüber zu Hans gleiten, der zusammen mit Roland über die verschieden Lehmschichten des Häuserbaus philosophierte. Na super, und dem hatte er auch noch seine Blueprints gegeben. Der könne was erleben, wenn er mit diesem winzigen Ding vor seiner Tür abgerechnet hatte.
 

Das kleine Mädchen hingegen schien von der mehr als nur unhöflichen Begrüßung wenig begeistert, richtete ihre Rucksackgurte und trat unerlaubt in das Innere des geräumigen Hauses ein. Bevor Gilbert lauthals protestieren konnte, quittierte sie seine vorhergegangene Beleidung mit einem gezielten Tritt gegen dessen linkes Schienbein und rümpfte sich neckisch die Nase. „Ich bin kein Mädchen, ich heiße Nicole.“

Schnell hob sie grüßend ihren rechten Arm, winkte den beiden im Wohnzimmer sitzenden Männern zu und setzte noch eins oben drauf: „Und außerdem solltest du wissen, wer ich bin.“

Sie grinste fast in gleicher verstörter Manier und schien den Hausherren in seiner herablassenden Art imitieren zu wollen, was diesem selbstverständlich gewaltig missfiel. Dumme, kleine, fiese Göre. Wie konnte die nur so viel Kraft haben. Und dann auch noch gegen sein bereits angeschlagenes linkes Schienbein treten, aua verdammt!
 

Zähneknirschend riss er sich zusammen und versuchte sich in dieses regellose Spiel einzugliedern: „Woher soll ich dich kleine Kröte bitte kennen? Ich habe normaler-…“

Der nächste Tritt. Dieses Mal aber gegen das andere Bein.

„Aus!“, meinte die kleine Nicole und hob tadelnd ihren Finger, „Villeroy mag keine Beschimpfungen.“ In einer flüssigen Bewegung hatte sie sich ihren Rucksack von der Schulter gerissen und dem kleinen darauf angenähten Plüschkopf sanft die Ohren zugehalten.

Gilbert, dem die ganze Sache nun nur noch mehr aufregte, grummelte wie ein wild gewordenes Tier und war kurz davor dieser Göre den Hals umzudrehen, als Hans in den Flur trat.
 

„Gut, dass du kommen konntest, Graf.“

Wie ausgewechselt strahlte ihn das kleine Mädchen mit einem zuckersüßen Lächeln an, kicherte kurz, und drückte ihren Plüschlöwen eng an ihren Oberkörper. „Aber selbstverständlich.“

Moment, in Gilberts Kopf begannen die eingerosteten Zahnräder ineinander zu greifen. Dieser Name sagte ihm etwas. Er riss seine Augen weit auf und es hatte den Anschein als habe der Blitz ihn getroffen.

„G-graf?“, stammelte er, sich unter den gigantischen Schmerzen im Bein windend, und hob zudem seinen linken Zeigefinger, der zitternd auf das kleine Mädchen gerichtet war, „DER Graf?“
 

Seine Kinnlade nahm eine unerwartete Talfahrt gen Boden, als ihn das Mädchen mit ihren großen, roten Plauschbacken anlächelte. „Copy-Graf?“, Gilberts Stimme genoss ebenfalls eine kostenlose Sonderfahrt und verabschiedete sich in die oberen Tonfrequenzen, „DER verdammte Copy-Graf? Die Legende des alles-Kopierers, der, dem alles gelingt? Sei es nun Geldwäsche oder gefälschte Papiere? Der, der die gesamte französische Polizei in einem genialen Streich ausgetrickst hat und ihnen ein Jahr lang auf der Nase herum getanzt ist? Der, der jeden Menschen auf der Welt zweimal existieren lässt? DER Copy-Graf?!?!?!“
 

Wild nach Luft schnappend, starrte Gilbert noch immer in ein freudestrahlendes, liebliches Gesicht, das ihn mit aller Aufmerksamkeit musterte: „Aber selbstverständlich.“

Es war als würde ihm jemand einen Tritt zwischen die Beine verpassen. Einen mit fünf Meter langen Anlauf. Ach was, einen Tritt in die Weichteile mit einen fünf Meter langen Anlauf und Pfennigabsätzen. Gottverdammte Ungerechtigkeit aber auch. Wie konnte dieses kleine, grinsende Etwas die überall gesuchte Geldwäscherlegende Copy-Graf sein, von der selbst die umgefallenen Reissäcke in China gehört hatten. Verdammt.
 

„Es ist kaum denkbar,“, sprach Hans mit einer Selbstverständlichkeit, „aber die kleine Nici ist wirklich wahnsinnig gut auf dem Gebiet. Ja, fast schon bombig. Ich hätte es sicher auch nicht geglaubt, wenn ich es nicht bereits mit eigenen Augen gesehen hätte.“

Stolz kuschelte sich die Saarländerin an ihren Stofflöwen, drehte eine kleine Pirouette und ließ sich dann von Hans liebevoll den Kopf tätscheln. Anscheinend gefiel es ihr so gnadenlos vom Diplomingenieur Beilschmidt unterschätzt zu werden. Aber dem würde sie es sicher noch zeigen.
 

„Ich hab Hunger.“, sie tänzelte geschickt am älteren Mann vorbei, und eroberte mit ihrem Charme erst einmal das Herz Rolands, ehe sie sich anschließend zuckersüß an Gilberts Designerküche ausließ.

Seine arme italienische Marmorgarnitur.

Diesen kleinen Wirbelwind konnte der Ostdeutsche bereits jetzt schon nicht leiden, regte sich zudem innerlich darüber auf, dass sein persönlicher, insgeheim bewunderter Superheld eine winzige Nervensäge war, und betrat zähneknirschend ebenfalls seine heiß geliebte Edelküche. Jetzt musste er schon einem Mädchen alles hinterher räumen. In seinem eigenen Haus. Na warte, die könne was erleben, wenn sie mit der Arbeit begännen.

Karo 7

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Kapitel 7

Karo 7
 

Mit einem lauten Piepen kündigte der Fahrstuhl seine Ankunft im zweiten Untergeschoss an. Ungeachtet seiner Umgebung, richtete der blonde austretende Mann die Ärmel seines schwarzen Mantels, ehe er sich schnellen Schrittes auf die einzige Tür im kahlen Gang zubewegte.

Noch einmal fuhr er sich über seine streng nach hinten gekämmten, blonde Haare, die er in einem festen Zopf zusammen gebunden hatte, ehe er sich mit herausgestreckter Brust in das Innere der Computerzentrale begab.
 

„Moin Chef“, begrüßte ihn die mechanisch klingende Stimme des Angestellten, der mit seinen Kopf förmlich in den flackernden, hell leuchtenden Monitoren versank. Eine Tasse heißen Tees dampfte neben ihm auf dem Armaturenbrett und deren Position gefiel Mäxle selbstverständlich überhaupt nicht.

„Georg, Sie wissen doch, es ist strengstens verboten im Cabinetraum Getränke oder Speisen zu verzehren.“, seine Stimme klang aber unerwartet verständnisvoll, wenn gleich sie trotzdem nichts an Strenge verlor, „Solche kleinen Faktoren können im Ernstfall eine unaufhaltbare Fehlerkette auslösen und dementsprechend sollten wir versuchen ihnen gleich entgegen zu wirken.“

Mit prüfenden Augen musterte Maximilian den ruhigen Computerspezialisten und verfolgte mit erwartungsvollen Blicken, wie der Norddeutsche die Tasse seines geliebten ostfriesischen Tees in einem schnellen Zug leerte.
 

„Wird nicht wieder vorkommen.“, Georg warf kurz entschuldigende Blicke hinüber zu seinem Chef und wandte sich anschließend ab, um weiterhin die unzähligen Monitore zu überwachen.

„Irgendwelche Vorkommnisse?“, fragte Maximilian nachdem auch er einige Sekunden dem Geschehen auf den Bildschirmen beigewohnt hatte.

Wie so oft auch war dem Süddeutschen auf seiner kleinen Wanderroute nicht sonderlich viel aufgefallen, aber gleichzeitig wusste er ja auch, dass Georg weitaus talentierter war die schwarzen Schafe mit einem einzigen Blick herauszufischen.

„Nein“, antwortete dieser monoton, „keine nennenswerten Vorkommnisse. Der Tumult auf Poolebene 5 konnte bereits aufgelöst werden. Auch dort ist nun alles bester Ordnung.“
 

Das war gut. Maximilian nickte eifrig, aber kaum erkennbar als er den Worten des Braunhaarigen lauschte. Dieser wiederum konnte die Reaktion überhaupt nicht sehen und platzierte im gleichen Moment die geleerte Teetasse auf einer entsprechenden Ablage neben sich. In seiner Pause wollte er den Pott dann zurück in die Angestelltenkantine bringen.

Der Größere scannte noch einmal kurz das Geschehen auf den flackernden Bildern, spürte wie sich die Kälte des abgedunkelten Raumes langsam in seinen Systemen bemerkbar machte, und blieb dann am untersten rechten Bildschirm hängen. Eine junge, überaus hübsche Frau war darauf zu erkennen, sie saß am fast leeren Pokertisch direkt neben dem Dealer und musterte ihre restlichen Gegenspieler. Wie immer also hatte sich Jette unter die Leute gemischt und hielt Ausschau nach verdächtigen Personen, oder war aber auch einfach nur vor Ort um eventuelle Tumulte zügig im Keim ersticken zu können. Die gebürtige Hamburgerin, so wusste Maximilian, war ein wesentlicher Aspekt seines Sicherheitsplans.

Durch ihre Hilfe könne man auch direkt mit den Leuten agieren, ohne unnötig Aufmerksamkeit zu erregen. Zudem war sie eine ansehnliche, sehr reife Frau, die ihre entsprechenden Reize gerne mal dezent zum Einsatz brachte. Und er vertraute ihr. Denn sie hatte dieses gewisse Etwas in ihren strahlend grünen Augen, das ihn merkwürdig anfunkelte wann immer er sie ansah.
 

Ja, Henriette war wirklich ein nicht unbedeutender Bestandteil seiner Arbeit. Und eines war sicher, sie war eine verdammt harte Nuss, deren Schale nicht so leicht zu knacken war und die sich mit Leib und Seele für dieses Casino einsetzte. Immerhin war das “Blauweiß“ für all seine Angestellten wie ein zu beschützendes Kind, quasi deren zu Hause.

Maximilian kniff kurz die Augen zusammen, drehte sich dann aber abrupt zur Tür um und belehrte Georg weiterhin aufmerksam zu sein. „Sollte sich etwas Unerwartetes ergeben, bitte ich darum umgehend in Kenntnis gesetzt zu werden.“ So schnell er gekommen war, hatte er auch genau so rasch seinen langen, schlaksigen Körper wieder über die Schwelle hinweg nach draußen manövriert. Ja, das “Blauweiß“ war wirklich alles für ihn und auch seine letzte Chance.

Karo 8

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Kapitel 8

Karo 8
 

„Jetzt sind wir vollständig.“, Gilberts voreingenommene Stimme erfüllte mal wieder den gesamten Raum, sodass der weißblonde Mann einmal mehr durch seine unbestechlichen, und zudem auch noch sehr charmanten und lieblichen Reize hervor stach. Das breite Sonntagsgrinsen auf seinen Lippen wurde immens größer als er der Gruppe stolz eine winzige Notiz in der Mitte ihres kleinen, unscheinbaren Ecktisches präsentierte.

„So sieht unsere Beute aus!“, verkündete er selbstbewusst und pochte mit dem Zeigefinger auf und ab wippend auf dem losen Zettel vor sich herum.
 

Alle Anderen am Tisch waren derweil ein wenig überfordert. Noch immer lagen ihre Blicke auf dem unauffällig, ziemlich bäuerlich dreinschauenden Mann, der direkt neben Gilbert auf einem Barhocker Platz genommen hatte. Und der sollte die grandiose Ablenkung sein?

Paul rümpfte sich missbilligend die Nase. Den würde man ja nicht mal mit zehn Neonlampen um den Hals bemerken, wenn er durch eine dunkle, lichtquellenentzogene Straße laufen würde. Selbst wenn er dabei auf einem Bein hüpfte, und den Lumberjack-Song von Monty Python anstimmen würde, wäre dieser Mann sicher kein wenig mit dem Wort “Ablenkung“ in Verbindung zu bringen. Ein richtiger Dorftrottel eben.
 

Während Gilbert nun weiter unbeirrt in den leeren Raum sprach, musterten die fünf Verbliebenen ihr neuestes Mitglied von Kopf bis Fuß.

Fast so gesprächig wie dieser Albrecht dachte Paul noch bei sich, als er einen flüchtigen Seitenblick zu dem am hinteren Ende des Tisches sitzenden Mann warf. Anscheinend war dieser aber damit beschäftigt das kleine Teelicht, das er der Mitte ihrer gemütlichen Sitzecke entwendet hatte, fachgerecht mit seinem Taschenmesser zu bearbeiten.

Ja, sie waren schon eine bunte Truppe, das musste man ihnen lassen.
 

Nicoles Füße baumelten wild in der Luft umher, während sie auch den Kopf ihres Plüschlöwen zu dem merkwürdigen Dorftrottel neben Gilbert drehte. „Guck mal Villeroy“, sprach sie mit lieblicher Stimme, „der Mann hat Stroh im Haar.“ Einerseits war es nicht ersichtlich, ob sie diesen Umstand nun als aufregend oder als Undercover-Tarnung deuten sollte. Aber am Ende entschied sie sich einfach ganz süß zu kichern und ihren Rucksack eng an ihre Brust zu drücken. Wahrscheinlich unterschätze man ihn einfach genauso wie man auch sie immer nur als kleines süßes Schulmädchen sah.
 

„Und ich sage euch“, Gilberts überdehnte Stimme riss ganz langsam wieder die Aufmerksamkeit aller auf sich. Der Dorftrottel war halt doch nicht so interessant.

„Das ist genau das, was wir wollen.“, der Zeigefinger des Ostdeutschen hämmerte erneut wie vom Wahnsinn getrieben auf dem kleinen, hilflosen Zettel herum, „Der güldene Bierkrug aus Neuschwanstein.“

Wie? Was? Wo?

Hä?

Die Blicke auf den Gesichtern aller Anwesenden sprach eine eindeutige Sprache. Das bunte Treiben im dem kleinen Pub, in dem sie saßen, drohte sie urplötzlich zu zerdrücken. Was um Himmels Willen redete dieser eingebildete Möchtegernbösewicht und Ingenieur da nur?
 

„Ähm“, Roland war der erste, der sich aus seiner lähmungsartigen Trance befreien konnte, „Gilbert, ich will ja nicht unhöflich sein, aber wir wollen das Casino dieser dicken, potthässlichen, penetranten, bayrischen Tussi ausrauben und keine bizarren Sammlerstücke mitgehen lassen!“

Oder hatte er da etwa irgendwas falsch verstanden? Sich eventuell verkehrt ausgedrückt?

Doch im gleichen Atemzug erklang Gilberts langgezogenes Schnaufen, das den Bremer vom Gegenteil überzeugte: „Keine Sorge die dicke, potthässliche, penetrante, arrogante, bayrische Tussi wird schon noch ihr Fett weg kriegen. Aber wie gesagt, ohne meine geniale Planung würdet ihr alle richtig auflaufen.“
 

Interessiert hoben alle ihre Köpfe und ließen die Augenbrauen unfreiwillig den Ansatz ihrer Haare küssen.

„Aber von dieser Genialität habe ich noch nichts mitbekommen.“, versuchte es Roland erneut.

„Na ganz einfach, weil du nicht meine herausragende Intelligenz besitzt. Das sieht doch jedes Kind.“, als diese egozentrischen Worte den Mund des Weißblonden Mannes verlassen hatte, fiel es Paul auch wie Schuppen von den Augen. Da steckten also seine vorhin angesprochenen Neonlampen. Um Gilberts egoistischen Hals.

„Hört wer redet“, mit einem leicht säuerlichen Blick umklammerte Nicole ihren Strohhalm und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Erdbeermilchshake.
 

Oho, der erste Streit. Wenn man jetzt nur eine kleine Zigarette rauchen könnte. Paul sah sich wehleidig in der gemütlichen Gaststätte um. Dämliches öffentliches Rauchverbot aber auch. Wie sollte er sich jetzt aus dieser angespannten Situation nur zurückziehen können?

Seine Rettung fand sich dann aber schneller als erwartet. Hans, der überraschende Messias, ließ sein Bierglas laut klackend auf das harte Holz des alten Eichentisches schlagen und versuchte die Angelegenheit zu entschärfen. Anscheinend gefielen ihm Explosionen nur mit greifbarem Sprengstoff wirklich gut. Und das wiederrum machte ihn fast schon sympathisch. Trotz allem ersetzte dies immer noch keine gute, entspannende, versöhnliche Mittagszigarette.

„Wir sollten uns doch alle zuerst einmal anschauen, was das überhaupt für ein Krug ist. Vielleicht steckt da ja ein bombiger Gewinn hinter?!“
 

Der gute Ruhrpottmensch hatte Recht, oh klar. Was es manchmal aber auch für wertvolle Schätze auf dieser Welt gab. Immerhin hätte sicher kein Mensch, pardon kein normaler Mensch, Geld für eine Handtasche aus alten Cola dosen bezahlt. Und doch, die Realität hatte es einmal mehr bewiesen. Es gab solche Leute, die anschließend stolz verkündeten ein “Designer-purse“ zu tragen.

Aber wie dem auch sei, der Satz zeigte seine geplante Wirkung. Es wurde wieder still.

Gilbert räusperte sich kurz, ehe er seinen Finger auf das Abbild des ominösen güldenen Bierkruges legte. „Auch wenn ihr es kaum glauben werdet, aber das Ding hat mehr Wert als all unsere Jahreseinkommen zusammen, und“, sein meisterliches Grinsen kehrte zurück auf seine Lippen, „und mit dem Erlös werden wir reiche Leute sein.“
 

„Schön und gut“, Roland schien immer noch nicht vollkommen überzeugt, „Aber warum klauen wir nicht einfach alles?“

„Das“, Gilberts Augen funkelten sonderbar geheimnisvoll, „liegt daran, dass wir mit dem Diebstahl eines kleinen, aber verdammt wertvollen Gegenstandes weitaus mehr Chancen auf Erfolg haben, als wenn wir viel Zeugs klauen, das wir gar nicht in unserem Lager unterbringen können.“
 

Ok, das leuchtete auch ein. Aber eine Sache blieb trotz allem offen.

„Und was soll der Bauer dann in unserer Gruppe?“, Roland deutete ganz ungeniert direkt auf das Gesicht des Mannes ihm gegenüber.

Kurz folgte Gilberts Blick der ihm gezeigten Richtung ehe er sich davon kaum irritiert zurück auf die hölzerne Bank hinter sich schmiss, „Ach Fitz – der kümmert sich um das Hausmädchen des ‘Blauweiß‘. Ganz persönlich.“

Karo 9

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Kapitel 9

Karo 9
 

Nur spärlich fiel das dunkel schimmernde Licht der orangefarbenen Tischlampe auf die Unterlagen, die sich in wilder Unordnung auf dem Schreibtisch verteilt hatten. Allessamt belanglose Anzeigen, die nur genügsam abgearbeitet wurden und Teil der erbitterten, grauen Realität waren, in der sie sich gefangen sahen.

Bernd sortierte den vor sich liegenden Stapel ganz rigoros nach eigenem Ermessen, teilte ihn in zwei unterschiedlich große Teile auf und wollte die wesentlich belanglosere Hälfte seiner Partnerin Krüss auf die Schreibstischablage legen. Gut, dass er sich wenigstens die etwas interessanteren Fälle heraussuchen konnte, da hatte er zwischen den ganzen garstigen Rentnern, die sich gegenseitig verklagten, wenigstens ein bisschen Freude an seinem Job.

Während er noch über der zehnten Ruhestörungsanzeige hing, betraten erst seine Partnerin und dann der Oberinspektor persönlich das kleine Doppelbüro, dass er sich mit der Kollegin Krüss teilte. Beide schienen ziemlich aufgewirbelt und hatten die Stirn in zweifelnde Besorgnisfalten gelegt als sie den Blick auf den sitzenden Mann warfen.
 

„Bitte bringen sie die Anhäufung alltagstauglicher Arbeit umgehend zu Müller auf die Ablage.“, sein Chef hatte ihn erst etwas missbilligend gemustert, bevor er den Blick über die wirre Ansammlung von losen Zetteln warf, „Es ist ein wichtiger Fall dazwischen gekommen.“

Juhu, endlich Action.

Innerlich freute Bernd sich, dass seine von jämmerlicher Tristheit bevölkerten Leiden endlich ein versöhnliches Ende gefunden haben und schob den Stapel, weites gehend ungeachtet der Konsequenzen hinüber zum oberen Rand des Tisches. Selbstverständlich hatte der Inspektor Ludwig mit seiner Bitte dies ‘umgehend‘ zu erledigen gemeint, dass der gebürtige Thüringer nach Ablauf des folgenden Gespräch die lästige, quälend langweilige Arbeit von sich stülpen konnte.

Jetzt hieß es erst einmal geduldig abwarten und zuhören.
 

„Kollegin Krüss, Kollege Cranach.“, die Stimme des Chefs war wie immer von tiefer, durchgezogener Männlichkeit geprägt und ließ sowohl die zarte junge Kommissarin als auch den erfahreneren Polizisten Bernd ein wenig von Neugier und Ehrfurcht aufschrecken.

Kurz fiel der Blick des Thüringers hinüber zu seiner zierlichen Partnerin. Sie hatte sich, mit verschränkten Armen, an ihren Schreibtisch gelehnt und verfolgte mit ihren Blicken die Lippenbewegungen des Chefs.
 

„Mir persönlich lässt das Casino “Blauweiß“ keine Ruhe.“, setzte der Oberinspektor fort, „Ich denke wir werden die Ermittlungen im Stillen und ohne Einverständnis der Besitzerin wieder aufnehmen, zumindest so lange bis das geplante Event ohne besondere Vorkommnisse zu den Akten gelegt werden kann.“

Na toll, doch keine Action.

Fast schon enttäuscht ließ Bernd seinen Blick gen Boden fallen. Aber immer noch besser als der olle Papierkram, versuchte ihm seine innere Stimme Mut zu zusprechen.

„Also wird das eine reine Sicherheitskontrolle?!“, er musste einfach nachharken und sicher gehen. Wer weiß vielleicht versprach die ganze Sache ja dennoch ganz interessant zu werden.
 

„Nein.“, seine junge Kollegin meldete sich zu Wort und beantwortete ihm die Fragestellung, „Es wird vielmehr eine Sicherheitskontrolle in zivil.“

Als ob das nun unbedingt besser wäre.

Noch immer wenig angetan erhob sich der Thüringer von seinem Platz und stützte sich mit den Ellenbogen auf seinem Schreibtischstuhl ab. „Also schauen wir uns nur um und gucken danach, ob sich was Ungeahntes in dem Schuppen rumtreibt?“

Wieder eine Frage. Und wieder war es Anna, die ihm eine Antwort lieferte.
 

„Nein, nicht nur. Es gibt nämlich Hinweise auf einen geplanten Überfall.“

Oho, now we are talking. So sah die ganze Angelegenheit schon wesentlich freundlicher aus, und schien sich fast wie ein süßes Dessert auf der Zunge des jungen Polizisten zu verteilen. Es zerfloss quasi in seinem Mund.

„Kollegen.“, Ludwig, der den heimlich lechzenden Gesichtsausdruck seines Schützlings aufgrund jahrelanger Instinkte sehr gut einordnen konnte, verschärfte die Anspannung in der Luft noch einmal, „Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen, aber wir haben die anonyme Mitteilung erhalten, dass der Graf an dem geplanten Unternehmen teilhaben wird, was selbstverständlich Grund zur allgemeinen Besorgnis ist.“
 

Der Graf. Das änderte selbstverständlich Einiges. Auch wenn die bayrische Besitzerin einzig und allein ihrem eigenen Sicherheitspersonal Vertrauen schenken wollte, so war allein das Erwähnen dieses Namens Grund genug das Sicherheitspersonal mindestens zu verdoppeln, wenn nicht sogar zu verdreifachen. Oberinspektor Ludwig ergriff das erdrückende Gefühl, dass ohne sein Mitwirken ein ziemlich unerfreuliches Ende auf das “Blauweiß“ herabregnen würde und irgendwie nagte nicht nur der Name des Grafen an seinem unbehaglichen Gefühl der Vorahnung. Da war noch etwas anderes. Jemand, den er ebenfalls sehr gut kannte und dessen Name ein ähnlicher schreckhafter Schatten war. Doch wahrscheinlich sollte er das früher herausfinden, als ihm lieb war.

Karo 10

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Kapitel 10

Karo 10
 

Warum mussten selbst Tage, an denen man offiziell als arbeitslos gemeldet war, so verdammt anstrengend sein? Nicht, dass Roland sich über seine neue Beschäftigung irgendwie beschweren wollte, eher im Gegenteil seine von Rachsucht getriebenen Pläne hatten in Form insgeheim erprobter, allabendlicher, diabolischer Lachtriaden einen bereits sehr beglückenden Höhepunkt gefunden, sodass einzig und allein die blanke Ungeduld an dem kleinen Bremer nagte.

Wann könne er diese bayrische aufgedunsene Maß Bier nur endlich die Leviten lesen? Ihr die eindeutig viel zu dicken, nein fetten Hammelbeine langziehen?

Sich endlich für alles, was ihm angetan wurde rächen, Gottverdammter?
 

Mit einer fast schon zu abrupten Bewegung hatte der Norddeutsche die beschauliche Haustür aufgerissen und war über die Schwelle hinweg in den Flur getreten. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, aber die Uhrzeit, die ihm der vernunftbehaftete Schulterengel in Kombination mit der kontinuierlich tickenden Armbanduhr rhythmisch ins Ohr flüsterte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Sicher musste es seinem kleinen Bruder schon verdammt merkwürdig vorkommen, dass dessen gesetzlicher Vormund wie vom pubertären Mädchengenen getrieben des Nachts monströs irrsinnige Gelächter in die Fasern seines Naturhaarkissens schleuderte, aber dass der 25-Jährige nun jeden Abend erst weit nach Mitternacht in die Hansestadt zurückkehrte, musste selbst einem jungen Zehntklässler wie ein misstrauenserregenden Umstand erscheinen.
 

Gut, dass Roland aber den Schutz lärmdämmender Plüschsocken für sich entdeckt hatte (nach Absprache mit Chef Gilbert versteht sich) und so schlich er an der Zimmertür Heins vorbei und kämpfte sich Schritt für Schritt näher an das Ende des langen kahlen, mit Dielen ausgelegten Flures, heran.
 

„Was machst du da?“

Ruckartig hielt der kleine Bremer inne, kniff die Augen wie im Unglauben des plötzlich einfallenden Flurlichtes zusammen und spürte wie sein Herzschlag für ein Sechzehntel einer Sekunde ausblieb. Wenigstens einmal sollte Gott seine Bitte in Form von „Scheiße scheiße scheiße scheiße“ in Alltagssprache übersetzen und ihm seinen Wunsch erfüllen.

„Roland?“

Mist, es gab ihn also doch nicht. Also, Pobacken zusammen kneifen und durch.
 

In einer flüssigen Drehung hatte sich der Angesprochene so vor seinem körperlich zwar größeren aber dennoch jüngeren Bruder platziert, versuchte seine Haltung so würdevoll aufrecht zu erhalten wie eben nur möglich, und räusperte sich in Anbetracht der makaberen Umstände, die ihn irgendwie in einem verdammt schlechten Licht dastehen ließen.

„Es ist nicht so wie es aussieht!“, versuchte er es mit der Standardeinleitung für solche Gespräche. Nur merkwürdig, dass es normalerweise die Teenager waren, die sich so vor ihren Eltern verteidigen wollten. Ironie des Schicksals.
 

„Nach was bitte soll es denn aussehen?“, die prompte Gegenfrage, die fast keinerlei Anzeichen von erhöhter Müdigkeit in sich trug, zumindest nicht minder monoton als gewöhnlich klang, kam sofort. Da flog sie also hin, die schöne Ausrede aus Jugendzeiten. Also, auf ein Neues.

Fast schon wollte der Ältere von seiner ominösen Situation ablenken, und die Schuld auf den Sechzehnjährigen abwälzen, der anscheinend die ganze Nacht stundenlang auf seinen großen Bruder gewartet hatte. Nie machten Geschwister das, was man von ihnen verlangte, gottverdammte Ungerechtigkeit aber auch.
 

„Na ja, ich bin auf jeden Fall nicht nachts am Bahnhof unterwegs und klapper die Beate Uhse Läden ab.“, super nun hatte sein so erwachsenes, verantwortungswiderspiegelendes Argument noch ein paar überschränkte Arme als glorreiche Unterstützung dazugewonnen. Sehr überzeugend, das musste man ihm lassen. Als ob das die zu Furchen geformten misstrauischen, aber dennoch sorgevollen, Augenbrauen seines Bruders wieder liften würde. Sicher.
 

„Du musst dich nicht rausreden“, seltsamerweise blieb der Ausdruck des Jüngeren starr wie das Gesicht des Blechmanns, dem das Herz fehlte und es kam Roland fast so vor, als habe eine transzendente Kraft die imaginäre Heizung ihrer Wohnung um einige Grad kälter gestellt, „Ich weiß genau, was ihr treibt.“

Jetzt war es also schon um ihre schönen Pläne geschehen. Sicher, ein Casino ausrauben zu wollen war keine noble, vom allgemeinen Menschenverstand unterstützte Geste des unabdingbaren gesellschaftlichen Zusammenlebens, aber seinen eigenen Bruder schamlos anzulügen, das konnte Roland nicht ertragen. Er könne ebenso gut gleich den Kopf durch die Schlinge legen, oder wahlweise auch mit Zementschuhen in die Weser springen. Nur schade um die schönen weißen Plüschsocken.
 

„Hör mal Hein.“, der Bremer senkte betroffen seinen Kopf, das Geständnis und die Absicht ihre Pläne sofort wie die Flinte ins Korn zu werfen, auf seinen Lippen. –

„Ich kenne jemanden, der euch helfen kann.“, Heins signifikante Unterbrechung ließ die erst ungläubigen, dann aber freudetrotzenden Halleluja-Gesänge in Scharen erklingen, sodass der Ältere hoffnungsvoll die Augen zu großen tellerbreiten Kreisen aufriss; „Ehrlich?“

Es gab ihn also doch.

Karo Bube

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Kapitel 11

Karo Bube
 

Irgendwie war es kaum verwunderlich, dass Hein die Pläne seines älteren Bruders durchschaut hatte. Wer schon ein detailreiches, strukturiertes und veranschaulich gegliedertes Tagebuch führte, dieses zudem noch wie auf einem Silbertablett präsentierend offen auf dem Küchentisch liegen ließ und das Wort Casinoüberfall mindestens drei Mal rot umrandet hatte, dem geschah das im Grunde auch nur ganz Recht.

Roland war durchschaut, quasi demaskiert. Entlarvt. Seiner geheimen Identität beraubt und vor allem er konnte sich aus dieser Misere nun nicht mehr rausreden.
 

„Otto - mein großer Bruder.“, mit zusammengekniffenen Augen, und halb verschränkten Armen stellte Hein dem Älteren einen freundlichen, motiviert drein blickenden Jungen vor, der komischerweise ebenfalls weit über Rolands weiße Haarpracht hinweg gucken konnte. Die Jugend mutiert immer mehr, das hat man nun von der ganzen Computergesellschaft.

„Großer Bruder – Otto.“, nach Heins ausführlicher Vorstellung, näherte sich der 16-Jährige dem Bremer und reichte diesem wie es Sitte war erst einmal seine rechte Hand, „Moin!“
 

Wie groß mochte der wohl sein? Genauso wie Hein? Oder doch größer?

Ich sag‘s ja, dachte Roland insgeheim bei sich, die ganzen Strahlen können nur schädlich sein. „Und du bist jetzt in der gleichen Klasse wie Hein?“, skeptisch hob der Kleinere seine rechte Augenbraue und nahm die ihm dargebotene Hand etwas schüchtern entgegen.

„Parallelklasse.“

Ah ja. Stimmt ja, meist waren die aus dem anderen Klassenzimmer eh die besseren Freunde und durch die fehlende Nähe wuchs die wahre Verbundenheit schlussendlich auf ein mehr als befriedigendes Maximum an.

„Und du kennst dich mit Computern aus?“
 

„Experte im Rekonfigurieren und Reprogrammieren!“, das schelmische Lächeln ließ nicht lange auf sich warten und ganz im Stillen wünschte sich Roland, dass der besserwisserisch grinsende Junge nicht in die Details seiner Mutationsursache abwandern würde. Am Ende war das noch ansteckend, Hilfe.

„Okay, okay“, schnell lenkte der Bremer die Unterhaltung auf die sichere Schiene und nahm dem Jüngeren den sprichwörtlichen Wind aus den Segeln, „Und weißt du auch, auf was du dich hier einlässt?!“

Nun gesellte sich auch die zweite Augenbraue einige Zentimeter nach unten und unterstrich gekonnt Rolands misstrauischen und skeptischen Gemütszustand.

„Japp!“

Na, der hatte wohl eine Extraportion frische Eier zum Frühstück gehabt. Aber das gefiel dem 25-Jährigen. Ein junger, motivierter, talentierter und engagierter Schüler auf Abwegen. Genau das, was sie für ihre kleine, wild zusammengewürfelte Truppe gebraucht haben. Kriminalität fängt schließlich schon in den Kinderschuhen an, und wenn, dann richtig.
 

„Also gut, willkommen im Team, Oskar!“

„Otto!“

„Weiß ich doch, wollt nur testen.“

Rolands Arm wanderte voller Tatendrang hinauf zu der rechten Schulter seines neuen Partners in Sachen Casinoraub und bestätigte ihren mündlich ausgesprochenen Vertrag mit einem kräftigen Schlag auf die anvisierte Stelle. Die metaphorisch verlautete Unterschrift fand durch ein belebtes Lachen auf beiden Seiten ebenfalls ihren Weg in den binnen kürzester Zeit geschlossenen Pakt und einzig und allein der Rest des Teams musste noch über den Gewinn eines neuen Mitgliedes informiert werden.
 

„Aber irgendwie muss ich mich doch wundern“, Heins gänzlich eher selten laut verkündete Stimme unterbrach die beiden Möchtegernganoven in ihrer unbändigen Freude, „wie wolltet ihr denn ohne einen vernünftigen Hacker das Blauweiß ausrauben?“

Komisch, jetzt wo er das sagte. Rolands Gedanken überschlugen sich regelrecht. Ich glaube das wollte Gilbert persönlich übernehmen. Doch dieser Satz fand glückerlicherweise nie öffentliches Gehör, da man sich den Ostdeutschen mit dem leichten Hang zur exzessiven Selbstanbetung sicher nicht als Computergenie vorstellen konnte. Geschweige denn es überhaupt wollte.

Karo Dame

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Kapitel 12

Karo Dame
 

„Warum kommt es mir so vor, als würde ein handelsfreudiger Araber eine orientalische Teppichparty in meinem Mund feiern?“, Gilbert hechelte stoßweise gegen seine ausgestreckte, rechte Handfläche und versuchte krampfhaft den schäbigen, bereits seit Stunden vor sich hin dampfenden Mundgeruch durch heftiges Luftschnappen zu vertreiben.

„Eine sehr alte, gammelige orientalische Teppichparty!“, fügte Paul, der ihm im Transporter gegenüber saß etwas trocken und ein wenig zu neckisch hinzu. Als Antwort erhielt er nicht nur zwei wutüberströmt zusammengekniffene Augenbrauen, sondern auch ein zischendes Grummeln seitens des miesepetrig gestimmten Ostdeutschen.

„Das ist reine Nervosität!“, glückerweise war der allwissende Ruhrpottmensch in der Nähe, und knabberte an seinen dreckunterwucherten, fünf Millimeter zu langen Fingernägeln und lenkte so den Zorn ihres selbsterkorenen, prinzipiell immer Recht habenden Gaunergenies auf sich, „Völlig normal also.“

Ruhrpottmenschen – was waren sie nur für ein heilender Segen in dieser heruntergekommenen, herzlosen Welt.
 

Doch bevor Gilbert die geheime, als fahrenden Blumenwagen getarnte Basis zur wortwörtlichen Explosion bringen konnte, schoben sich zwei engagiert und motiviert wirkende Gesichter in die Menge. „Wir gehen jetzt rein, ja?“

Otto und Fritz wirkten so unschuldig und unauffällig wie jeder stinknormale Bremer Bürger auch, keine Spuren von Nervosität oder Anspannung, doch insgeheim wussten sie, dass der Erfolg des gesamten Teams nun an ihnen hing. Einzig und allein an ihnen und dem ersten planmäßigen Schritt.
 

Die drei über Perserteppiche philosophierenden Streithähne blickten ihren Gefährten aufmunternd ins Gesicht, ehe sie ihre Augen fast gleichzeitig auf den protzigen Haupteingang des “Blauweiß“ lenkten. Das getönte Fensterglas gab ihr Versteck nicht frei, aber sie wussten, dass es selbstverständlich einfach sicherer war, sich noch ein paar Häuserblocks entfernt einen anständigen Parkplatz zu suchen. Roland, der sich immerhin als Fahrer nützlich machte, besaß entsprechende Ortskenntnisse und zudem einen sanften, fast schon schleichenden Fahrstil mit der perfektionierten Profitechnik im seitlichen Einparken.

„Ok, wir setzen euch gleich zwei Straßen weiter ab, dann geht zuerst Fritz in das Gebäude, eine halbe Stunde später, dann du Oskar.“

„Otto“

„Ach ja, egal. Otto, dann eben“, Gilberts finsterer, angespannter Blick vorbei an einem Strauß gebundener Primeln musterte den jungen Sechzehnjährigen und gab ihm präzise, nadelstichähnliche Anweisungen. „Und lass dich bloß nicht erwischen mit deinen 15 Jahren.“

„16!“

„Ach Mensch, egal, Hauptsache die kriegen dich nicht, bevor du fertig bist.“
 

~
 

Ein normaler Arbeitstag. Wie jeder andere auch. Vormittags war es entsprechend leer und ruhig, einige verkaterte Seelen hatte sie mit Hilfe der Nachtwärter aus dem Gebäude auf die ziemlich abgenutzten und sicherlich mehr als nur unbequemen Fußgängerwege befördert, aber das war mittlerweile schon alltäglicher Kleinkram. Fast so schön wie Martini-trinkende Möchtegern James Bonds, die jede Nacht neben ihr und ihrem Dekolleté böse, ganz fiese, ja fast schon diabolische Gegenspieler ausstechen wollten.

Sicher, genau das hatte sie sich unter ihrem neuen, aufregenden Leben vorgestellt. Hamburg, das war nichts weiter als eine graue, farbenleere Stadt mit unzähligen nutzlosen Brücken, noch nutzloserem Wasser und ohne jegliche Perspektiven. Aber hier, in Bremen, im “Blauweiß“, da gab es Spiel, Musik, Leidenschaft, Intrigen, und vor allem Geld. La dolce vita, wenn man so wollte.

Als ob.
 

Realität trifft einen oft härter als erwartet. Meist bringt sie dann auch noch ihre guten, alten Freunde mit: die zynisch lächelnde Illusion, und den harten Boden der Tatsachen. Alles alte Bekannte.

Mit einem stummen Seufzer blickte die Rothaarige träumerisch und sich selbst zur Motivation aufrufend durch den Saal. Kartenspiele, als ob das Leben nicht schon Risiko genug wäre.

Doch schneller als ihr lieb war, hatte sie sich unter die begrenzte Anzahl von Spielern gemischt und wollte an einer ausgedehnten, ziemlich lebhaft wirkenden Partie Texas Hold’em teilnehmen. Irgendetwas war hier nicht so wie an anderen Mittwochmorgen. Viel zu laut, und viel zu viele Menschen im Gewusel, und vor allem, ein viel zu glücklicher Spieler.
 

„Schon genug?“, ihr weiblicher, sechster Sinn sagte ihr, dass etwas mit dem komischen Mann in geschmackloser, eintöniger Bauernkluft nicht stimmte, der trotz riesiger, ja übernatürlich hoher Gewinne aus dem Spiel auszusteigen schien. Keine Antwort.

„Es würden hier sicher Viele eine Menge zahlen eine ebenso gute Glückssträhne zu erhaschen.“

Wieder keine Antwort,

„Vielleicht“, sie fuhr sich nachdenklich durch ihre seidig schimmernden Haare, „kann man ja etwas von dem Glück abhaben.“
 

Ja, diesen Kerl würde sie sich genauer ansehen. Vielleicht mochte er ja jeden Anderen getäuscht haben, nur sie als ehemalige, aber dennoch mit weitaus mehr Erfahrung und Menschenkenntnis ausgestattete und durchtriebene Anwältin könne man nicht so leicht in die Irre führen. Da war etwas faul am Bauernjungen mit Stroh im Haar und offensichtlicher Schweineduftnote. Sie konnte es wortwörtlich riechen.
 

„Wie wäre es mit einer Partie-“, spielerisch ließ sie ihre feminin funkelnden Augen tanzen und markierte den harmlos erscheinen Dorftrottel mit ihrem unwiderstehlichen Großstadtcharme, während sie ihren Kopf sinnlich und einladend zurückwarf, „du Hans im Glück?“

Karo König

Kartenspiel

immer ein Ass im Ärmel
 

Kapitel 13

Karo König
 

„Ey!“, schneller als es ihm lieb gewesen war, hatte sich eine stattliche, stark behaarte Hand auf seine Schulter gedrückt und riss ihn binnen kürzester Zeit mit fordernder, aber dennoch sanfter Gewalt in die entgegengesetzte Richtung, „was macht denn ein Bengel wie du hier?“

Jetzt nur nicht die Nerven verlieren und einfach mit dem vorher zu Recht gelegten Plan fortfahren…
 

Leicht nervös und verunsichert kratzte sich Otto nachdenklich am Hinterkopf. Obwohl er nicht sonderlich markant oder gar kindlich wirkte, hatte man ihn dennoch innerhalb weniger Minuten ausfindig machen können und stellte ihn nun, ganz unverblümt zur Rede.

„Nun ja, ähm, ich“, mit gespielt stottriger Stimme besah sich der Teenager sein grimmig dreinblickendes Gegenüber und zupfte unauffällig an dessen unterem linken Ärmel, „ich wollte doch nur mal gucken.“
 

„Das hat sich jetzt aber endgültig erledigt.“, war die prompte Gegenanalyse der bizarren Gesamtsituation und der kleine blonde, ziemlich enttäuscht wirkende Junge wurde kurzerhand am wortwörtlichen Kragen gepackt, zum Ausgang drangsaliert und schnellen Schrittes des Gebäudes verwiesen.

Sanft streichelte der kalte Wind die zu einem still ausgesprochenen Grinsen verzogenen Lippen und Otto richtete seine blaue Wollmütze mit eins, zwei Hangriffen ehe er sich peinlich berührt und hastig vom Casino entfernte.
 

„Null-Eins-Drei, was war denn das?“, die mechanische und gleichzeitig lieblose Stimme Georgs schallte durch den Kopfhörer des angesprochenen Sicherheitspersonals, das augenblicklich mit einem gleichgültigen Schulterzucken antwortete: „Nur wieder so ein lausiger Teenager. Vermutlich eine erneute Mutprobe oder vergleichbar dumme jugendliche Leichtsinnsaktion.“

Innerlich seufzte die gesamte Computerzentrale angenervt und zugleich seltsam erleichtert auf, es war doch irgendwie immer das Gleiche. Die Jugendlichen hatten heutzutage einfach keinerlei Anstand oder Perspektive mehr. Ein Casino mitten in der Stadt schien da wie ein unerreichbares Himmelstor, das nur die Coolsten der Coolsten durchschreiten durften. Der gewisse Nervenkitzel quasi.
 

Den Teebecher in seiner rechten Hand jonglierend fügte der Niedersachse einen weiteren Strich seiner imaginär geführten Liste hinzu. Nummer vier diese Woche, bereits der zwölfte Teenager des Monats, wenn das so weiter ginge, bräuchten sie bald eine gesonderte Ausweiskontrolle am Eingang.

Wie all diese Halbwüchsigen Möchtegernglücksspieler überhaupt erst in das Gebäude hinein gekommen waren, war sowieso ein ziemlich unerfreulicher Umstand, den es schnellstmöglich zu beseitigen galt. Immerhin versuchten täglich um die zehn Pickel-Proleten, Mitesser-Gangster und Akne-Angeber das ‘Blauweiß‘ zu betreten, und dieser Junge von eben war erneuter Beleg dafür, dass es trotzdem dem einen oder anderen frechen Balg gelang.
 

„In Ordnung, achten Sie auch künftig darauf, dass solche Vorfälle nicht wieder auftreten.“, entspannt lehnte sich Georg in seinen Drehstuhl zurück, besah sich die unzähligen Überwachungsmonitore und nickte dem Angestellten reflexartig zu. Obwohl dieser sein Handeln sicher nicht hätte sehen können, spürte der Computerspezialist, dass es besser sei künftig besonders jüngere Leute vom Casino fern zu halten. Der Jugendschutz war da noch ihr geringstes Problem.

„Einen Bericht fertigen Sie bitte am Ende ihrer Schicht an und reichen diesen beim Herrn Reichenbach ein.“
 

Auch der Angestellte nickte nur beiläufig, entschied sich aber keine weiteren Äußerungen zu tätigen und einfach stillschweigend seine Pflichten wieder aufzunehmen.

Niemand hatte dem Vorfall eine gewisse suspekt dubiose Beinote zugeordnet oder wäre gar davon ausgegangen, dass ein kleiner Junge das ‘Blauweiß‘ innerhalb weniger Minuten so schnell all seiner Sicherheitssysteme beraubt hatte, wie es in der Realität der Fall war.
 

Ottos Lächeln jedoch war bis zur Rückkehr zum Blumenwagen nicht aus seinen Gesichtszügen gewichen und mit einem siegessicheren, ausgestreckten Daumen löste er die Anspannung der im Transporter sitzenden Personen in einem Schlag auf.

„Alles bestens“, der junge Sechzehnjährige wandte sich freudestrahlend seiner heiminternen, mitgebrachten Ausstattung zu, schien wahllos unzählige Knöpfe und Schalter zu bedienen und präsentierte den übrigen Anwesenden kurz darauf stolz die Ergebnisse seiner Infiltrationsmaßnahme.

„Und hier sehen Sie jetzt den Eingangsbereich“, ein leises Surren kommentierte Ottos Aussage und es erschien ein überaus scharfes, sehr klares Bild des benannten Raumes.
 

„Du bist n Genie, wenn ich das sagen darf.“, Hans war der Erste der in einem ekstatischen Lachen den anfänglichen Erfolg ihres Teams feierte. Nachdem auch Gilbert und Roland beide freudestrahlend und jauchzend die Aufzeichnungen in sich aufgenommen hatten, beglückwünschte auch Paul durch ein genüssliches Lächeln ihren feierlichen Eintritt in die offiziell hochwertigen kriminalistischen Sphären. Der Rauch seiner Zigarette stimmte bedingungslos und harmonisch zu, „Hoffentlich hatte dieser Fritz einen ebenso guten Start“

Pik Ass

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immer ein Ass im Ärmel
 

Kapitel 14

Pik Ass
 

Sie hatte es eigentlich schon immer gewusst. Die wirklich wichtigen und bedeutsamen Dinge im Leben sollte man am besten selbst erledigen, wenn man gleichzeitig auch will, dass alles so funktioniert, wie man es sich im Endeffekt auch vorstellt.

Ihr Seufzen war ergiebig und zog sich in einer imaginären, ziemlich langen Kreisbahn einmal durch den gesamten Raum, hallte in ihren eigenen Ohren wider und erinnerte sie daran, wie lästig solche zweckmäßigen Arbeiten doch insgeheim waren. Sicher, als Zenzie sie gefragt hatte, ob sie nicht an ihrer Stelle diese so wichtige Aufgabe übernehmen würde, hatte sie noch voller Stolz, Zuversicht und Übereifer mit einem fast schon blitzartigen Ja geantwortet. Doch nun, da sich ihre Arbeit in ein elendig langes, nie endendes Wartemanöver verwandelt hatte, sah sie die ganze Angelegenheit nicht mehr allzu euphorisch.
 

Im hinteren Teil des Aufenthaltsraumes erspähte sie ihrer Meinung nach erst nach halben Ewigkeiten einen kleinen länglichen Spiegel, den sie urplötzlich und unumgänglich für sich in Anspruch nahm. Das beschwerliche Warten hatte immerhin ihren Pony ziemlich im Schweiß aufgeweicht. Ihre Haare allgemein sahen irgendwie nicht mehr so frisch aus wie zu Beginn des Tages, und auch ihr Gesicht hatte in Anbetracht der verschwendeten Zeit ganz schön gelitten. Wie sie schließlich nach kurzer Inspektion enttäuschend feststellen musste, hatte sie ihre Taille auch anders in Erinnerung gehabt. Irgendwie dünner.

Sich selbst vorm Spiegel hin und her drehend, stöhnte sie erneut herzzerreißend auf und wandte sich anschließend ein wenig lustlos vom verheißungsvollen, prinzipiell immer lügenden Wandspiegel ab. Mal sehen, was die Waage diesen Abend sagt.
 

Das Geräusch einer sich öffnenden Tür erregte dann innerhalb weniger Sekunden ihre gesamte Aufmerksamkeit. Na endlich.

„Entschuldigen Sie bitte die Verspätung.“, eine blonde Frau etwa in ihrem Alter betrat zusammen mit ihrem Kollegen ein wenig nervös, aber auch respektvoll den kleinen Raum, „Wir waren mit-“

„Das ist schon in Ordnung.“, unterbrach Loreley sie in Windeseile, ihren angestauten Zorn unterdrückend, „Aber am besten wäre es nun keine unnötige Zeit mehr zu verschwenden.“
 

Sie eilte schnelles Schrittes voraus, drückte ihren eigenen Körper an den Beiden vorbei und begann hastig sprechend mit ihren Ausführungen: „Da diese Order von ganz oben kommt, also von Frau Eichinger persönlich, sind alle Anweisungen im Normal- als auch im Ernstfall unumgänglich und mit nötigen Respekt vor ihrem Inhalt zu befolgen. In der Priorität stehen sie über allen Anweisungen, die vom Sicherheitschef oder seinen Stellvertretern ausgesprochen werden. Das gilt insbesondere auch für den ersten Mittwoch in zwei Monaten.“
 

Ihre Stöckelschuhe huschten über den roten, edel glänzenden Samtteppich der Halle, und während sie sprach, führte sie sich und die beiden Angestellten durch sämtliche Gänge des Casinos. Mit forschen Blicken suchte sie die zwei Gesichter ab, und erhielt als Antwort lediglich ein stummes, aber unmissverständliches Nicken.

„Nur Anweisungen, die von Frau Eichinger persönlich oder von mir an ihrer Stelle weitergeleitet werden, können sich über den momentanen Sachverhalt stellen.“

An zahlreichen Sicherheitshotpoints vorbeischleusend, kam die Gruppe anschließend geschlossen im Kellerbereich zum Stehen.

„Tresor II b, Schleuse fünf: Das ist der Ort an dem der Safe übergangsweise gelagert werden soll, bevor die Ausstellung beginnt. Wie Sie ja wissen, erhalten wir zahlreiche Ausstellungsstücke erst am Tag der jeweiligen öffentlichen Präsentation.“, Loreleys Augen suchten erneut das einvernehmliche Verständnis in den Gesichtern der Angestellten, „Und ihre Aufgabe wird es nun sein, den sicheren Weg vom Erhalt des betreffenden Safes bis hierher zu gewährleisten.“
 

Stille und ein Gefühl von Verantwortungsbewusstsein legte sich eng um die Köpfe der beiden ganz in schwarz gekleideten Casinobeschäftigten, die ihre eigenen Blicke jedoch kontinuierlich und beständig aufrecht erhielten. „Aber selbstverständlich.“, wieder war es die Frau, die als Erste das Wort ergriff und ihren kleineren Kollegen somit in den Hintergrund verfrachtete. Margarethe und Leopold waren die zwei ansehnlichsten und fehlerfreisten aller Angestellten, die trotz der erst ziemlich kurzen Existenz des Spielhauses, bereits mehrmals individuelle, undabdingbare Aufgaben übernommen hatten.

Es war also kein Wunder, dass grade diese Beiden von Zenzie auserwählt worden waren den güldenen Bierkrug von Neuschwanstein zu überwachen. Auch wenn die ausgereiften Systeme von Maximilian Reichenbach sicher ihren eigenen, wertvollen Beitrag leisteten, so musste man sich, wie die Bayerin ständig zu sagen pflegte, manchmal doppelt absichern.
 

„Der erste Testlauf beginnt heute Nachmittag.“, Loreley nickte beiläufig und nestelte am Blusenkragen, „Dann wird das Intervall je nach Bedarf festgesetzt, aber pauschal sollte jeden Tag mindestens ein Probelauf durchgeführt werden.“

Ihr liebliches Gesicht war streng, ließ keinen einzelnen Schatten von Freundlichkeit durchschimmern.

Ja, sie wusste, dass in diesem Projekt mehr steckte als bloß Ruhm und Geld. Und Zenzie sollte man nicht enttäuschen. Niemals.

Pik 2

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immer ein Ass im Ärmel
 

Kapitel 15

Pik 2
 

Die Scheiße blieb mal wieder an ihm hängen. So wie immer. Eigentlich war das schon sein ganzes Leben lang so gewesen. Als drittes Kind von Fünf, da taumelte man stets im unscheinbaren Mittelfeld. Man musste einstecken, durfte nicht austeilen und fühlte sich irgendwie immer ein wenig fehl am Platz. Aber Hans hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Oder gelinde gesagt: er hatte gelernt mit seiner Situation am besten umzugehen. Solange, bis er es sogar ganz praktisch fand, nicht immer im Vordergrund stehen zu müssen. Das einfache Leben mit all seinen übersichtlichen Kleinigkeiten und seinen berechenbaren Arbeiten, das war es, was ihn insgeheim glücklich machte.

Arbeit, die man anfassen konnte, nannte er das immer.
 

„Ich bin drin“, über eine interne Funkleitung hinweg meldete sich der Nordrheinwestfale bei der Zentrale ihres gemeinsamen Unternehmens. Eigentlich war Hans nicht an Geld oder materiellen Kostbarkeiten interessiert, lediglich die Neugier hatte ihn angesprochen am besagten Projekt teilzunehmen. Der Wunsch nach Abenteuer, Spannung und Adrenalin. Purer Nervenkitzel, wenn man so wollte.
 

Seine mit harter Sohle bekleideten Schuhe glitten am begehbaren Rand des untersten Ganges entlang und mit einer dämmerig leuchtenden Kopflampe erhellte er den Weg vor seinen Füßen. Der beißend unangenehme Geruch machte ihm kaum etwas aus, im Gegenteil er hatte sich die Arbeit in der Kanalisation sogar eigens auferlegt.

Wenn ein Anderer die Zugänge inspizieren würde, so wisse er doch nicht, ob es überhaupt angebracht wäre die tragenden Kellersäulen zu sprengen; hatte er noch wenige Tage zuvor in zahlreichen Diskussionen während ihrer Planungsphase behauptet. Dass es ihm in Wirklichkeit darum ging, nicht tatenlos zuzusehen und einfach illegal billigen Sprengstoff zu liefern, das wusste keiner. Oder zumindest nahm er das an.
 

„Gut, dann verfahren wir einfach weiter nach Plan.“, die kindliche Stimme Ottos hallte durch die Kopfhörer seines UKWs, „jede halbe Stunde ein kurzes Feedback.“

„Du bist dir aber auch sicher, dass die Leitung absolut abhörsicher ist?“, während seine rechte Hand langsam an den alten, feuchten und mit Schimmel bewachsenen Wände entlang wanderte; er seinen Körper so Stück für Stück nach vorne manövrierte, drehte und wendete er das kleine schwarze Gerät mit äußerst skeptischen Blicken.

„Ganz sicher“, Ottos warme, sehr geduldige Stimme versicherte ihm erneut, dass es zumindest jetzt noch keinerlei Befürchtungen gab. Im gleichen Atemzug ertönte im Hintergrund das Geräusch der sich öffnenden Wagentür und die aufgekratzte Stimme ihres Oberchefs prallte ihm anschließend erbarmungslos entgegen.
 

„Aber hallo? Was gibt’s denn da noch lange zu bereden? Hans, nu los, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“

Na super, dem war mal wieder eine miesepetrig gestimmte Laus über die Leber gelaufen. Oder die Katze vom Nachbarn hatte erneut unerlaubterweise seine private Hühnerfarm aufgesucht und ein weiteres hilfloses Küken einfach gewissenlos entführt. Diese Katze aber auch, wie konnte sie es nur wagen.

Mit einem Grinsen kämpfte sich der groß gebaute Mann mühsam voran, „Ich tue mein Möglichstes.“
 

„Na, das will ich aber auch hoffen.“, Gilbert schnaufte, seine rasende, in die oberen Tonfrequenzen abwandernde Stimme klang kalt und wenig begeistert. Es muss ihm also doch etwas Unangenehmes zugestoßen sein.

„Ja Hoffen ist immer gut, aber Kontrolle anscheinend besser“, Hans hingegen nahm das Ganze mit Humor. Es machte ihm manchmal sogar ersichtlichen Spaß ihren leitenden Ingenieur so ergiebig und wirkungsvoll ärgern zu können. Und im Gegensatz zu den meisten Anderen fürchtete er auch die Konsequenzen nicht.

Ein ausgedehntes, aber dennoch schnippisches Schnaufen war die darauffolgende Antwort aus dem Blumenwagen und Hans versuchte sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Seine geliebte handfeste Arbeit.
 

„Mal wieder Ärger mit dem Architekten?“, Otto konnte sich einen kurzen nachfragenden Kommentar hinsichtlich der Verfassung ihres Chefs nicht verkneifen und wandte sich umgehend direkt an den Betroffenen.

„Dieser verflucht dämliche reiche Oberschnösel, dieser.“, Gilberts Lautstärke war beachtlich, für eine Mittagspause eh viel zu unangemessen und überhaupt wie konnten Nasenflügel und Augenlider gleichzeitig im unnatürlichen Rhythmus auf und ab springen? Dass sein Gehirn diese Multitasking Aufgabe überhaupt zu Stande brachte?!

„Aber was soll man schon anderes von gelackten, überpenetranten Zeichnerpussies erwarten?“, er ließ seinen angestauten Unmut erbarmungslos freien Raum und preschte die einzelnen unschönen Worte ziellos durch den gesamten Van, „Dieser dämliche Brillenheini mit seinen Ideen. Pah, der hätte in Bauwesen mal ein bisschen mehr die Glotzer aufmachen sollen und sich nicht nur auf ‘die ästhetische Komponente des individuellen Entwurfs‘ verlassen und somit sein gesamtes Gehirn ausscheißen sollen. Dieser dämliche Österreicher.“
 

„Herr Edelstein ist nun mal für seine skurrilen, aber dennoch klangvollen Entwürfe bekannt.“

„Mir doch egal!“, Gilbert ignorierte Ottos hauchzarten, aber dennoch irgendwie auch berechtigten und realitätsnahen Einwurf kurzerhand und besann sich wieder der Dinge, die er am besten konnte. Sich über reiche Schnösel aufregen. „Breitgesessene Architektenärsche, die eine Baustelle – wenn überhaupt- nur aus Gerüchten kennen, haben mir, der vollendeten Perfektion in Menschengestalt aber nicht zu sagen, wie ich meinen Job zu machen habe. Denn ich habe kluger und überlegter weise nun mal was Großartiges und Vernünftiges studiert und weiß, wie man gottverdammte Torfbrandklinker von Zementklinkern unterscheiden kann.“
 

„Wohl wahr.“, sanft den Ausführungen ihres Chefs lauschend, lehnte sich Otto genüsslich zurück und streichelte mit seiner rechten Hand liebevoll über sein leicht herabgesenktes Kinn, „wohl wahr.“

„Und wenn ich noch einmal diesen – Moment?!“, Gilberts Augen weiteten sich im Unglauben als er urplötzlich in all seinen Schimpftriaden inne hielt, „woher weißt du das überhaupt?!“
 

Otto grinste: „Tja….“



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  Phillia
2012-12-20T23:50:35+00:00 21.12.2012 00:50
wann gehts weiter :(
Von:  moi_seize_ans
2010-09-15T17:55:29+00:00 15.09.2010 19:55
Hans gibt's jetzt auch mit ohne p und h.
Doofer Schusselfehler, warum nur passiert er mir so oft? xD Aber, ungewollter Humor ist bekanntlich der Beste, oder. :D
Von:  Phillia
2010-09-15T17:24:36+00:00 15.09.2010 19:24
Zunächst einmal: ich denke nicht, dass Hans ein "Westpfahle" ist ;) Du schreibst ihn so klasse. Voll in seinem Element. Arbeit zum Anfassen. Ein echter Mann, rawr ;3 Man macht immer alles am besten selbst... und das haben auch andere schon festgestellt hehe! XD
Gilbo ist auch in seinem Element, nur leider dabei nicht so produktiv wie Hans, höhö... Gott, ich liebe es, wenn er so über andere (vorzugsweise Roddi) herzieht. I lol'd. 8D
Und: SPANNUNG. :|

Von:  Phillia
2010-09-15T16:57:39+00:00 15.09.2010 18:57
Sooo, das ist also die Aufgabe von Sachsen-Anhalt... :3 Habe ich schon erwähnt, wie toll ich Lores Rolle finde? :D Dieses Hadern mit dem Gewicht, das ist ... lustig. XD"
Und wieder wächst die Spannung rrrgh. :/ Mehr als Ruhm und Geld.... was ist das bloß? Ich will's wissen. Aber du wirst es nicht verraten.
Noch nicht.
Mach bloß schnell hastig ne x3

(yadda yadda I heart deinen Schreibstil 'n stuff, bist eja gewöhnt.)
Von:  Phillia
2010-09-09T13:03:26+00:00 09.09.2010 15:03
Karo ist vorbei ♥
Ha, diese Diebe sind so verdammt klug... ich liebe solch ausgetüftelte Pläne, die schief zu gehen scheinen, bei denen man dann aber doch bemerkt, dass alles irgendwie trotzdem "just as planned" läuft. X3 (Ich liebe das Detail mit der stark behaarten Hand!! 8D Außerdem die ganze Sache mit den gelangweilten Jugendlichen... top! So viel Liebe zu diesen kleinen Nebensachen, die das ganze so herrlich real wirken lassen.)

Ich möchte Pickel-Prolet zur Wahl des Neologismuses des Jahres aufstellen. :|
Von:  Phillia
2010-08-13T16:49:00+00:00 13.08.2010 18:49
ahhhh moi, warum sagt mir niemand, dass ein neues Kapitel da ist ;A;
Erstmal: klasse. Zweitens: ich verstehe NICHT warum Otto reingeschickt wird, der noch 5 Jahre zu jung ist für ein Kasino. Das ist doch echt doof. Klar wirkt er unschuldig. Aber trotzdem... echt doof. Wenn der erwischt wird, pah...
Drittens: was ist DAS denn für ein erster Schritt... ich dachte, sie sollten sich einfach umgucken, aber warum gewinnt Fritz jetzt so extrem? Mysteriöse Plottwists sind mysteriös...
Ach Jette. Zerstörte Hoffnungen. So sad.


Ich liebe deinen Schreibstil... absolut... <3 So herrlich...
Von:  JJasper
2010-07-29T11:14:04+00:00 29.07.2010 13:14
Pff...total süß, dass Roland denkt, die Jugend mutiere. xD
Er ist einfach zu klein, er muss sich mal damit abfinden. >:I

Hat mir wie imemr sehr gefallen <3
Von:  Phillia
2010-07-28T11:12:39+00:00 28.07.2010 13:12
Man kann sich deine Szenen immer so ~perfekt~ vorstellen! Also, das geschieht alles so richtig echt wirklich in der Wirklichkeit, irgendwie, also voll realistisch und so! Ja weißte! ... ich bin dumm, haha.
Auf jeden Fall: Mann >u< Jetzt ist Karo schon bald vorbei~ die Bilder haben angefangen, huh~
Ich freu mich ♥

Und es war ganz herrlich lustig. Poki kann bezeugen, dass ich mehrmals laut loslachen musste /D Deine Dialoge und deine Ausdrücke... so gottverdammt göttlich...
Von:  Phillia
2010-07-21T19:19:27+00:00 21.07.2010 21:19
Oha, Stress! Oder doch nicht Stress?! Nein, kein Stress! Hach... ist doch toll, solch wunderbare kleine Brüder zu haben, die auch verstehen, wenn man eben mal ein Casino ausrauben will :Db Ich liebe es, wie du Interaktionen schreibst 8>3<8

Von:  Phillia
2010-07-21T18:35:37+00:00 21.07.2010 20:35
Ahhh, ja, die Polizisten... Warum kann ich nur den Eindruck nicht abschütteln, dass die drei irgendwie, nunja, unfähig sind... <3 aber das ist in Ordnung, Fanfictions brauchen unfähige Polizisten 8D
Ach, "der Graf", da muss ich immer an eine gewisse Lieblingsband von mir denken und kann's gar nicht mehr so wirklich ernst nehmen, tihi.
Und wieder mal baust du meisterlich Spannung auf, und ich liebe es, ich liebe es so sehr und mann du musst weiterschreiben, meine Liebe >§<


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