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Decision

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von

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Part I

Fünf ewig lange Minuten saß ich regungslos, mit angezogenen Beinen und dem Kopf auf die Knie gestützt, auf der Bank in unserer Kabine und lauschte den Geräuschen, die gedämpft durch die Wände drangen, bis schließlich eine wahrhafte Explosion an Geschrei stattfand und mir klar wurde, dass das Spiel endlich vorbei war. Dem Jubel nach zu urteilen, der das ganze Santiago Bernabéu Estadio erfüllte, hatte Real Madrid gewonnen – was eigentlich auch nicht anders zu erwarten gewesen war, selbst, wenn ich das Spiel nicht mehr bis zum Ende mit angesehen hatte.

Mir schwebte noch immer die rote Karte vor Augen, die mit das Letzte war, was ich vom Spiel noch in Erinnerung hatte und bestimmt auch das Einzige, was mir von diesem Abend übrig blieb. Ich hatte ziemlich unprofessionell die Kontrolle über meine Gefühle verloren und somit dem Team auf erhebliche Weise weit über dieses Spiel hinaus geschadet. Das enttäuschte Gesicht Raúls werde ich wohl niemals vergessen, als sich unsere Blicke kurz trafen und er fassungslos und mit zusammengepressten Lippen langsam den Kopf schüttelte. In seinen Augen flackerte Fassungslosigkeit auf, bevor er sich mit starrem Gesichtsausdruck von mir abwandte und mein Herz für einen schmerzhaften Moment stehen blieb.

Ich hatte das Team im Stich gelassen, aber vor allem – was in meinen Augen auch erheblich schlimmer war – hatte ich meinen Kapitän verärgert und enttäuscht. Von allen Menschen, die ich jemals so behandelt hatte, war Raúl der Letzte, dem ich das auch wirklich antun wollte. Nicht nur, weil er der wahre Kapitän dieses Teams war, sondern vor allem, weil ich einzig und allein sein unverwechselbares Lächeln sehen wollte, von dem ich mir gerne einbildete, er würde es nur mir schenken. Doch heute würde ich das bestimmt nicht mehr sehen...
 

Schritte hallten auf dem harten Boden draußen und ich hörte das vertraute Geräusch von Stollen auf Fließen, bevor schließlich dann Stimmen die Geräuschkulisse erheblich steigerten und ich die Sekunden rückwärts zählte, bis der Erste von dem Team die Tür aufstieß. Fünf... Den Stimmen nach zu urteilen war ein Brasilianer einer der Ersten, die mich zusammengekauert auf der Bank sehen würden. Vier... Dabei wollte ich unbedingt zuerst mit Raúl sprechen. Drei... Mich für meine Unachtsamkeit entschuldigen, wie damals Sergio nach dem Spiel gegen Atlético. Zwei... Aber Raúl würde heute wohl kein Wort mehr mit mir wechseln. Eins... Er war zu enttäuscht, das konnte ich nach so vielen Jahren an seiner Seite mit Gewissheit sagen. Null... Die Tür schwang auf und die Spieler betraten die Kabine. Sie mussten mich gesehen haben, aber ihr Lachen erstarb nicht. Sie freuten sich einfach nur über ihren Sieg, das gewonnene und gut geführte Spiel, die insgesamt doch annehmbare Abwehrleistung und den unübersehbar hervorragenden Sturm. Die unterschiedlichsten Sprachen hallten in dem Raum wider und schlugen, aufgrund ihrer Fröhlichkeit, förmlich auf mich ein. Mir war nach allem zumute, aber bestimmt nicht danach zu lachen.

Ich wartete zwar mit zitternden Fingern und wild schlagendem Herzen, aber dennoch sehnsüchtig darauf, dass mich jemand ganz Bestimmtes – wenn nötig auch mit Gewalt – dazu zwang zu ihm aufzusehen und mein Handeln zu erklären. Ihm eine Erklärung dafür zu geben, warum ich nach zehn Jahren noch immer nicht dazu in der Lage war meine Gefühle auf dem Spielfeld zu vergessen und mich nur auf das Spiel zu konzentrieren. Ich wünschte mir nichts mehr, als dass Raúl neben mir saß und sich mit mir beschäftigte – nur mich wahrnahm, auch, wenn es aus diesem unerfreulichen Anlass war.
 

I am so unlike you in so many ways

I know I’m just a copy that carries on the stain
 

Doch die schnellen Schritte blieben aus, niemand näherte sich mir und schrie dabei lauthals meinen Namen. Stattdessen hörte ich, wie neben mir Kleidung raschelte und jemand leise seufzte. Derjenige legte aufmunternd seine Hand kurz auf meinen Kopf und ich sah nun doch hoch, um zu wissen, wer mich da einfach anfasste. Zu allem Überfluss war es auch noch ausgerechnet er. Von allen Menschen, die mich hätten trösten können, saß natürlich genau er neben mir und versuchte mich aufzumuntern. „Was war da draußen los, Guti?“ Ich legte den Kopf wieder auf meine Knie und seufzte laut. Eigentlich hatte ich keine große Lust mich darüber mit Iker zu unterhalten, aber ich wollte in meiner jetzigen Situation nicht auch noch unhöflich sein, also antwortete ich ihm nach kurzem Zögern schließlich: „Ich habe die Kontrolle verloren, meine Gefühle sind mit mir durchgegangen. Es tut mir Leid, ich weiß, dass das total bescheuert war. In Zukunft werde ich versuchen mich zu beherrschen.“

Ich leierte die Worte herunter, die man in der Lage von mir erwartete und erntete die entsprechende Reaktion. Iker fuhr mir noch einmal über die Haare und flüsterte noch etwas, was nach Das solltest du wirklich klang, bevor er ebenfalls seufzte und dann in voller Lautstärke beteuerte, dass Fehler jedem passierten und ich mir deswegen keinen allzu großen Kopf machen sollte. Die Mannschaft würde das auch ohne mich schaffen. Es waren nette Worte, aber sie wirkten so verdammt fehl am Platz. Ich wusste nicht genau, ob es an Iker selbst lag oder einfach daran, dass ich diese Worte auf keinen Fall hören wollte, aber ich hasste sie abgrundtief. Jemandem zu sagen, dass man es auch ohne ihn schaffte, bedeutete, dass man ersetzbar war und deswegen nicht gerade wichtig. Seltsamerweise hatte es mir nie etwas ausgemacht, wenn Raúl mir solche Dinge sagte; aus seinem Mund wirkte es wirklich wie eine Aufmunterung. Aber Iker gab mir so nur das Gefühl, dass ich nicht gebraucht wurde, dass jeder meinen Platz einnehmen könnte. Und das machte mich sogar so verdammt wütend, dass ich Raúl für einen Moment vollkommen vergaß. Zumindest, bis...
 

Wo ist er? Lasst mich durch, verdammt! Guti?!
 

Sofort fing mein Blut an in den Adern zu kochen, mein Herz schlug so laut, dass ich schon befürchtete jeder im Raum würde es hören können. Das zittrige Gefühl, das ich vorher nur in den Fingern gespürt hatte, breitete sich nun auf meinen ganzen Körper aus und ich bekam unwillkürlich eine Gänsehaut, als Raúl meinen Namen durch die ganze Kabine brüllte. Ich legte meine Hände in meinen Nacken und rückte noch tiefer in die Ecke des Raumes zurück, aber Raúl fand mich natürlich sofort. Ich konnte genau verfolgen, wie sich seine Schritte rasend schnell näherten, er – wahrscheinlich mit den Händen in die Hüften gestemmt – nun neben mir stand und darauf wartete, dass ich ihn ansah. Aber ich konnte einfach nicht. Allein bei dem Gedanken an seinen enttäuschten Blick, der immer mal wieder von Wut unterwandert wurde, blieben mir all die zurechtgelegten Worte im Hals stecken. Raúl konnte ich nicht einfach so mit Es tut mir Leid, ich werde mich bestimmt bessern abspeisen; er schluckte nicht blindlings alles, was man ihm vorsetzte. „Was ist, willst du mir nicht in die Augen sehen?“ Ich kniff meine Augen zusammen und wünschte mir, dass sich ein großes Loch im Boden auftun und mich verschlucken würde. Raúl klang ja schon so verärgert, wie würde er erst mit mir verfahren, wenn wir von Angesicht zu Angesicht miteinander sprachen? Ich hörte, wie jemand neben Raúl trat und, noch laut genug, dass auch ich es verstand, flüsterte: „Lass ihn ganz, wir brauchen ihn am Dienstag gegen Lyon wieder.“ Raúl schob Iker schnaubend von sich und durch die kleine Lücke zwischen meinem Bein und meinem Arm konnte ich erkennen, dass mein Kapitän sich nun neben mich kniete. „Hey, Princesa, sieh mich bitte an, wenn ich mit dir spreche“, flüsterte er nun in sanftem Ton in mein Ohr und bescherte mir die zweite Gänsehaut innerhalb weniger Minuten. Ich wusste nicht recht, ob ich diesem plötzlichen Stimmungswechsel trauen konnte und entschied mich deswegen erst einmal dafür in meiner jetzigen Position mit ihm zu sprechen. Später war noch immer Zeit ihn anzusehen und dabei dieses wahnsinnig warme Gefühl in der Brust und die kindische Nervosität zu bekommen.
 

„Ich... Raúl... es... keine Ahnung, was da draußen mit mir passiert ist, aber ich fühle mich schrecklich, dass ich dich so im Stich gelassen habe. Die rote Karte war vollkommen überflüssig und nun bin ich gegen Valencia machtlos, wenn ihr spielt. Ich... es macht mich fertig zu wissen, dass du im nächsten Spiel auf die Pässe eines anderen angewiesen bist, wo wir doch gerade in dieser Saison bisher zu dem Dreamteam im offensiven Mittelfeld geworden sind. Ich habe dich, als auch das ganze Team enttäuscht und meine Reaktion auf dem Feld ist nicht entschuldbar. Ich meine, das Foul war total überflüssig... ich weiß auch nicht, warum plötzlich mein Ellenbogen ein Stück nach hinten gerutscht ist und den Typ im Gesicht getroffen hat. Es war eigentlich gar nichts zu spüren und ich wusste nicht einmal, dass ich ihn überhaupt berührt hatte, aber als ich dann die rote Karte sah, da... wurde mir bewusst, wie enttäuscht du sein musst. Ich war ein Idiot und habe damit allen hier geschadet. Sag, was du willst, aber bitte sprich nicht die üblichen Worte aus.“ Eine lange Pause entstand und ich sah, dass Raúl sein Gewicht ein wenig verlagerte, bevor er seufzte und mich geduldig fragte, welche Worte ich denn nicht hören wollte. Während viele unserer Kollegen nun die erlösende Dusche nehmen wollten und sich der Raum wieder nach und nach leerte, antwortete ich brav auf Raúls Frage. „Sag bitte nicht, dass Fehler jedem passieren und dass mein Verlust zwar schmerzhaft, aber doch nicht unüberwindbar ist. Irgendjemand wird mich schon ersetzen können.“ Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich glaubte ein leises Lachen von Raúl vernehmen zu können, was es mir leichter machte mich ein wenig zu entspannen. Offenbar war er nicht darauf aus mir den Kopf abzureißen. „Was immer du willst, Princesa, aber bevor deine Hände an deinem Nacken anwachsen, solltest du noch wissen, dass ich heute gelb gesehen habe.“ Was? Hatte ich da gerade richtig gehört? Verwirrt hob ich den Kopf, um einem lächelnden Raúl in die dunklen Augen zu sehen. „Du hast was?“ Er grinste nun von einem Ohr zum anderen und zwinkerte mir zu, was dieses warme Gefühl in mir dazu veranlasste einen Purzelbaum zu schlagen, nur, um dann von Schuld erdrückt zu werden. „Ja, weißt du... Gefühle kann man nicht einfach so abstellen. Manchmal übermannen sie einen einfach und man kann absolut nichts dagegen unternehmen. Ich war sauer und frustriert, dass man dich vom Feld geschickt hat und na ja – du weißt ja, wie wichtig du für mich da draußen bist – ich war wohl etwas zu ungestüm. Kann passieren und genau deswegen habe ich kein Recht dazu, dich für den Fehler zu bestrafen. Ich bin mir sicher, dass du das alleine schon genug gemacht hast.“
 

But we make the same mistakes

Cause we are one and the same
 

Verwirrt starrte ich in die endlosen Tiefen von Raúls Augen und spürte, wie mein Herz anfing zu rasen. Zudem bildete sich ein Schweißfilm auf meiner Stirn, bei dem es nur eine Frage der Zeit war, bis er ihn entdeckte. „Ich... du... oh Gott. Wenn ich die Rote nicht bekommen hätte, dann“, fing ich hilflos an zu stottern, aber Raúl unterbrach mich kopfschüttelnd. „Gib dir dafür nicht auch noch die Schuld. Gelbe Karten regnen häufig auf Fußballer herab, lass mir die eine doch mal.“ Er zwinkerte wieder und legte seine rechte Hand auf die linke Seite meines Halses. Sofort schoss mir das Blut in die Wangen und ich wandte schnell den Kopf ab, damit er diese peinliche Sache nicht mit ansehen konnte. „Hey, Princesa. Wir sind noch nicht fertig miteinander.“ Um seine Worte zu unterstreichen legte er seinen Zeige- und Mittelfinger unter mein Kinn und zog mein Gesicht mit sanfter Gewalt wieder in seine Richtung. Wenn er nur wüsste, was er mir mit solch einer Berührung alles antat. Und warum zum Teufel nannte er mich immer Prinzessin, wenn wir unter uns waren? Da hatte Raúl so viele Spitznamen für mich zur Verfügung und flüsterte dann ausgerechnet Princesa in mein Ohr.
 

„Es tut mir trotzdem Leid.“ Er nickte und schenkte mir ein verzeihendes Lächeln, was die Schuldgefühle in mir aber trotzdem nicht vollständig vertreiben konnte. Für Raúl war eine gelbe Karte beinahe genauso schlimm, wie eine Rote und er hätte niemals so hart an einen Ball kommen müssen, wenn ich diese Aufgabe selbst unternommen hätte. Und diese Karte würde Raúls Handlungsfreiheit in den nächsten Spielen extrem beeinträchtigen, was hieß, dass er wohl nicht weitere Tore schießen konnte. Und genau die brauchte er doch so dringend, denn anders würde man im Nationalteam nicht auf ihn aufmerksam werden. Und jetzt kniete Raúl hier vor mir und spielte mir eine heile Welt vor, indem er mich glücklich anlächelte und meinen Hals sanft festhielt, um mit dem Daumen über meine Wange zu streichen, wo ich doch genau wusste, dass diese angebliche heile Welt nichts weiteres als ein großes Lügengebilde war. Es wurmte ihn, dass ihn sein zweiter Kapitän so dermaßen im Stich gelassen hatte und er nun das Nationalteam in seinen Gedanken ganz weit nach hinten schieben musste, da aus Toren in der nächsten Zeit wohl nichts mehr werden würde. Und das alles war allein meine Schuld. Ich hatte meinen Kapitän in eine Lage versetzt, in der er nur noch defensiv reagieren konnte und das war leider nicht gerade seine Stärke. „Ach, Princesa. Hör sofort auf damit”, herrschte er mich mit lauter Stimme an und festigte seinen Griff um meinen Hals ein wenig – natürlich, ohne mir auch nur im Entferntesten wehzutun. Ich sah ihn verständnislos an, da ich wirklich nicht nachvollziehen konnte, was er damit meinte, aber keine Sekunde später zauberte Raúl ein Lächeln auf meine Lippen, indem er meine Frage von selbst beantwortete. „Es ist wirklich in Ordnung. Weißt du, so langsam kann ich mit dem Gedanken leben, ohne dabei gleich den Drang zu verspüren weinen zu müssen. Die Seleccion interessiert mich nicht mehr vordergründig – Real ist jetzt meine Welt und du weißt genau, wie sich das anfühlt. Also lass uns das gemeinsam durchziehen, schließlich sitzen wir in ein und demselben Boot.“ Ja, das war allein unser Ding. Etwas, was nur wir beide fühlten und miteinander teilen konnten. Unschwer sich vorzustellen, dass mich seine Worte mehr als nur stolz machten. Raúl stöhnte plötzlich laut und ließ sich unsanft auf den Boden plumpsen, wo er seine Beine ausstreckte und ich nur daran denken konnte, wie kalt mein Hals jetzt, ohne seine wärmende Hand, wieder war.
 

All that lies in me

All that dies in me

How can I live without you?

Part II

Offenbar dachte Raúl noch immer, dass ich dieser roten Karte mehr Beachtung schenkte, als sie verdient hatte, denn er rutschte auf dem kalten Boden näher zu mir. Erst jetzt fiel mir auf, wie atemberaubend er nach einem Spiel doch aussah. Seine nassen Haare hingen ihm mitunter über die Augen, aber er störte sich überhaupt nicht daran, dass sein Blickfeld durch sie getrübt wurde. Mich selbst haben die lange Haare am Ende so sehr genervt, dass ich sie mir wieder hatte schneiden lassen, aber bei Raúl konnte ich mir absolut nicht mehr vorstellen, wie er noch vor drei Jahren mit der Kurzhaarfrisur ausgesehen hatte. Die längeren Haare betonten sein Gesicht sowohl im nassen, als auch im trockenen Zustand und diese Tatsache machte mich manchmal sogar ein wenig neidisch. Sein Trikot war beinahe vollständig schweißnass und klebte an seinem muskulösen Oberkörper. Wie gern hätte ich jetzt Raúls Worten Folge geleistet und meinen Gefühlen einfach kopflos freien Lauf gelassen, ihm über die Wange gestrichen und meine Finger durch seine dunklen Haare gleiten lassen. Ihm einen erlösenden Kuss auf die Lippen gegeben, der mir endlich die Gewissheit geben würde, dass sie genauso verführerisch schmeckten, wie sie aussahen. Ein bisschen zu spät bemerkte ich, wie ich die Hand tatsächlich zaghaft nach Raúl ausstreckte und zog sie blitzschnell zurück. Mein Gott, was zum Teufel bildete ich mir eigentlich ein? Raúl war in festen Händen und das schon immer. Früher war es Figo gewesen, heute Iker. Aber im Grunde war Raúl niemals auch nur in meiner Reichweite gewesen, obwohl wir seit etwas mehr als zehn Jahren zusammen arbeiteten, gute Freunde waren und auch außerhalb von Real viel miteinander zu tun hatten. Ich konnte heute gar nicht mehr sagen, wann genau ich in Raúl mehr sah als meinen Teamkollegen, aber es war mittlerweile so viel mehr als nur das. Und obwohl er mir tagtäglich so nah war, konnte er nicht weiter von mir entfernt sein.
 

All that lies in me

All that dies in me

How can I live without you?
 

„Alles in Ordnung?“, fragte er nun leicht beängstigt, da ich mich nicht mehr bewegt hatte und legte mir zu allem Überfluss auch noch seine Hand auf die Stirn. Einem Reflex folgend stieß ich sie beinahe sofort wieder weg, woraufhin er mich fragend ansah. „Guti?“ Vier Buchstaben. Vier verdammte Buchstaben, die mein Denkvermögen in Urlaub schickten und mich dazu veranlassten wieder nach seiner Hand zu greifen. Plötzlich war es mir nicht mehr genug bei Gruppenumarmungen zu versuchen direkt in Raúls Arme zu laufen. Ich war es leid darauf zu warten, dass ein Pass von mir Raúl zu einem Tor verhalf. Mir war es vollkommen egal, dass er in seiner Beziehung mehr als nur glücklich war und ich durch meine Taten womöglich alles zerstörte, was ich die letzten Jahre mühsam zu Raúl aufgebaut hatte. Aber ich musste es einfach tun, bevor... „Guti? Was machst du da?“ Seine Stimme war kaum lauter als ein gehauchtes Flüstern und wurde beinahe von dem Gebrüll unserer Teamkollegen in den Duschräumen übertönt. Ich antwortete ihm nicht sofort, sondern nahm seine Hand in meine eigene und legte die Finger meiner anderen Hand auf seine Wange. Mein Herz schlug mindestens fünfmal so schnell, wie nach einem Sprint über den ganzen Rasen und an Raúls aufgerissenen Augen und dem heftigem Heben und Senken seines Brustkorbs konnte ich erkennen, dass auch seines unkontrolliert gegen die Brust hämmerte. Unsere Nasenspitzen kamen einander nun immer näher und so langsam konnte ich auch meinen Atem nicht mehr im Zaum halten. „Sag es“, war alles, was ich beim Anblick seiner großen, unwissenden Augen noch hervorbrachte und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Raúl verwirrt blinzelte und den Mund öffnete. „W-was?“ Dass du mich willst. Dass du mich im Grunde schon immer wolltest. Dass ganz allein ich dir auf diesem Planeten am wichtigsten bin. Entscheide dich für mich, entscheide dich einfach nur für mich...
 

„Sag mir die Worte, die ich verdiene“, wisperte ich, zog seinen Kopf ein wenig näher und lächelte, als meine Finger durch die Haare in seinem Nacken fuhren. Sie waren viel weicher und samtiger, als ich ursprünglich vermutet hatte. „Ich... ich verstehe nicht ganz.“ Er sah mir mit seinen unschuldigen Augen einfach nur ins Gesicht und machte keinerlei Anstalten meinem Griff zu entfliehen – auch, wenn sich unsere Nasen nun beinahe berührten. „Bitte“, flehte ich ihn an von selbst darauf zu kommen, denn nur, wenn er von sich aus die Worte sagte, dann bedeuteten sie auch etwas. „Du bist unersetzlich für mich und das weißt du auch. Ohne dich bin ich nicht komplett. Ich brauche dich jede Minute, Guti.“ Er lächelte mich liebevoll an und obwohl das genau die Worte waren, die ich von ihm hören wollte, so wusste ich, dass er dabei nur an Fußball dachte. Er empfand viel für mich, aber nichts davon hatte auch nur im Entferntesten mit Liebe zu tun. Raúl sah in mir einfach nur Guti – seinen Kollegen und Freund. Obwohl ich das schon seit so vielen Jahren tief in mir wusste, wollte – nein, konnte ich einfach noch nicht aufgeben. Nicht hier, nicht jetzt. Ich war mittlerweile dreißig Jahre alt und meine Chancen Raúl eines Tages in meinen Armen halten zu können waren geringer, als ein Sechser im Lotto, aber solange nur der geringste Funken an Hoffnung dafür bestand, dann würde ich auch noch weitere zehn Jahre warten – oder einfach so lange, wie nötig war. Ich lächelte Raúl traurig an, hauchte ihm ein Das meinte ich nicht entgegen und bewirkte damit, dass er sich endlich wieder bewegte. In Zeitlupe hob er die Hand und legte sie vorsichtig in meinen Nacken, um meinen Kopf so weit nach vorne zu ziehen, dass meine Stirn auf seiner ruhte. Es war wohl einer der schönsten Momente meines Lebens und genau deswegen kam ich mir auch so pubertär vor, als ich allen Ernstes daran dachte, bei dieser Gänsehauterregenden Berührung das Weinen anzufangen. Aber Raúls unmittelbare Nähe und die Gewissheit, dass er mir gleich wieder durch die Finger rutschen und verschwinden würde, ließ es nicht zu, dass ich die Tränen aufhalten konnte. Schon so oft musste ich in meinem Leben Raúl ziehen lassen und auch dieses Mal würde es nicht anders enden. Vielleicht war es die Gewissheit darüber, die mich in hemmungsloses Schluchzen ausbrechen ließ. Womöglich lag es aber auch einfach nur daran, dass ich pausenlos den herrlichen Duft meines Kapitäns einatmete – eine Mischung aus Schweiß und dem Hauch seines Aftershaves, die mir alle Sinne vernebelte –, seinem etwas schwereren Atem lauschte und sehnsüchtig darauf wartete, dass er doch noch erkannte, was ich von ihm hören wollte.
 

„Du weißt genau, was ich hören will“, würgte ich, am ganzen Körper zitternd, zwischen heftigen Schluchzern hervor und schloss die Augen, um Raúls emotional geladenem Blicken endlich zu entfliehen. Ich hörte einen hilflos klingenden Seufzer und spürte, wie die schlanken, wundervoll gebräunten Finger über meine Wangen strichen, um meine Tränen abzufangen. Als er mir nach einer sehr langen Pause, in der ich dem Gebrüll der Jungs unter der Dusche lauschte, wieder auf meine Bitte antwortete, musste er erst schlucken, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden und seine Stimme klang den Tränen schon sehr nahe. Am Ton seiner zittrigen Stimme erkannte ich, dass er sich wirklich Gedanken über seine nächsten Worte gemacht hatte und er sehr wohl erkannte, worum es mir die ganze Zeit eigentlich ging. „Guti...“ Er machte wieder eine lange Pause, in der mein Herz so heftig gegen meine Brust hämmerte, dass sogar Raúl es spüren musste. Aber die Tatsache, dass er mich bei meinem Namen genannt hatte machte mir deutlich, dass seine Worte nun entgültig sein würden. Bitte, egal, was du jetzt sagst... Schleudere mir nicht mitten ins Gesicht, dass du mir die Worte nicht sagen willst. „Du weißt genau, dass ich dir das nicht sagen kann.“ Das wusste ich natürlich, und dennoch... es gab nichts auf der Welt, was ich mir sehnlicher wünschte. Die wohltuende Wärme auf meiner Stirn verschwand schlagartig und ich wollte schon die Augen öffnen, um sicher zu gehen, dass Raúl mich nun nicht von sich stieß, als er plötzlich seine Lippen auf meine Stirn legte und mir so den einzig möglich innigen Kuss gab, den ich wohl jemals von ihm bekommen würde. Es war, als würde Raúl mit dieser Berührung all meine körperliche Anspannung lösen und als ich mich vollkommen in seine Umarmung fallen ließ, drangen immer mehr Tränen aus meinen Augen und liefen über seine Finger. In unregelmäßigen Abständen verwischte er das Wasser auf meinen Wangen, die Lippen noch immer beschützend auf meiner Stirn ruhend. Eigentlich war es ja beinahe lächerlich, wie ich hemmungslos schluchzend in Raúls Armen hing – wir beide in unbequemer Haltung auf den kalten Fließen sitzend und Raúl, der mich mit klammerndem Griff um meinen Nacken auf die Stirn küsste, als wären wir an dem Punkt miteinander verwachsen. So lächerlich es auch sein mochte, dieser eine Moment löste in mir so viele Gefühle aus, die ich einfach nicht beschreiben konnte. Natürlich war ich glücklich, dass er mir endlich so verdammt nahe war, nachdem ich ihn zehn lange Jahre umworben hatte, aber andererseits fühlte ich mich der Situation auch einfach hilflos ausgeliefert. Ich hatte keinerlei Chancen das hier in irgendeiner Weise festzuhalten. Es war ein Moment, wie jeder andere auch. Er würde bald enden, man vergaß, was passiert war und nach einer Weile ging man so miteinander um, als wäre niemals etwas vorgefallen. Wie also konnte ich diesen Augenblick für die Ewigkeit festhalten?
 

Erneut überkam mich der Drang meinem Frust durch Tränen Ausdruck zu verleihen und natürlich schaffte ich es nicht, ihm ernsthaft zu widerstehen. Raúls Duft, der mir kontinuierlich in die Nase stieg, die weichen Lippen auf meiner Haut und seine Arme, die mich praktisch aufrecht hielten, blockierten mein ganzes rationales Denken. Wie oft hatte ich mir das hier schon ausgemalt? Sicherlich mit einem anderen Dialog, aber das war momentan nebensächlich. Und wie häufig hatte ich diese Szene in meiner Phantasie erweitert? Doch noch war es nicht zu spät Raúl endlich die erlösenden Worte sagen zu hören, wenn ich ihn nur darum bat... er konnte mir nichts abschlagen und vielleicht war das die Chance für mich. „Sag es... bitte.“ Er beendete den Kuss und legte meinen Kopf in seine Halsbeuge, während er stockend ein- und ausatmete. Raúl suchte nach Worten und strich mir so lange behutsam über den Hinterkopf, wobei er die Finger jedes Mal tief in meine Haare vergrub. „Ich will dich nicht anlügen.“ War das denn jetzt noch relevant? Was würde diese Lüge denn schon ändern? Raúl war mit Iker zusammen und darüber hinaus auch sehr glücklich in dieser Beziehung. Alles, was ich hatte, war das gemeinsame Training, die wenigen Berührungen, die immer zufälliger Natur waren und sein Anblick, wann immer er vor mir auftauchte. Und, um ehrlich zu sein, war das nicht gerade sehr viel. „Sag es trotzdem“, flehte ich ihn verzweifelt durch erneut aufkommende Schluchzer hindurch an und schien nun endlich sein Herz erweicht zu haben. Ich konnte hören, wie es anfing zu rasen und sich sein Atem erheblich beschleunigte, als er sehr deutlich und mindestens ebenso gefühlvoll wirklich die Worte in mein Ohr flüsterte, die ich seit unserer ersten Begegnung von ihm hören wollte. „Ich liebe dich, Princesa.“ Oh Gott... Wie konnte etwas so Wundervolles nur so verdammt niederschmetternd sein? Raúl hatte mir, ohne mich dabei anzulügen, das gesagt, wonach sich jeder Zentimeter meines Körpers sehnte und doch zerstörte er zugleich all meine Hoffnungen. Und das nur, indem er mich bei dem Spitznamen nannte, den er mir einmal gegeben hatte. Trotz der Umstände hätte das alles hier so perfekt sein können, wenn er mich nur Guti genannt hätte. Ich öffnete die Augen wieder und sah, wie hinter Raúl der Dampf aus dem Duschkabinen stieg... viel Zeit blieb uns nicht mehr, bis die Anderen wieder zurück kamen. Die lauten Stimmen, die alle durcheinander redeten waren nicht zu überhören und mit einer unstillbaren Wut im Bauch fiel mir nur ein Mensch ein, der wohl gerade mit am lautesten lachte. Raúls langjähriger Freund Iker... Der Mann, der jeden Tag das mit Raúl machen durfte, wovon ich höchstens träumen konnte. Aber das hier war unser Augenblick und deswegen stellte ich, mit einem schmerzhaften Ziehen in der Brust, eine Frage, die Raúl keinesfalls einengen sollte, die mir aber nun besonders stark auf der Zunge brannte. „Wie sehr?“
 

I am your mirror image

Of all you left behind

You made me what I am

And who the hell am I?

Part III

Obwohl ich den Platz an Raúls beschützend wirkender Halsbeuge niemals freiwillig verlassen hätte, so hob ich doch den Kopf, um ihm wieder in die Augen sehen zu können und ich musste überrascht feststellen, dass er meinem Blick nicht auswich, selbst dann nicht, als er leise seufzend meinen Namen flüsterte und ich meine Frage etwas lauter und drängender wiederholte. Er nahm sich lange Zeit, um zu antworten und legte mir in der Schweigepause die Hände auf meine Schultern. Als er dann endlich auf meine Frage einging klang er beinahe schon verzweifelt. Erneut rollte ihm der Name Guti über die Lippen und ich konnte ihm ansehen, dass er seine Worte sorgfältig abwog, um mich nicht zu verletzen. „So sehr ich einen meiner engsten und besten Freunde lieben kann.“ Engste und beste Freunde. Also stand ich irgendwo zwischen Figo und Sergio – sozusagen hatte ich den dritten Platz in seinem Herzen inne. Das war nicht schlecht... nein, eigentlich war es sogar sehr vielversprechend. „Versprich mir, dass daraus irgendwann mehr, aber niemals weniger wird.“ Ohne es überhaupt zu merken hatte ich meine Finger bei diesen Worten auf Brusthöhe in sein Trikot gekrallt und er legte mir nun beruhigend seine Hände auf meine, um den Griff wieder etwas zu lockern. „Das kann ich nicht und das weißt du auch.“ Raúl nahm behutsam meine Hände in seine eigenen und deutete an, dass wir erst mal wieder aufstehen sollten. Also ließ ich mich unfreiwillig von ihm auf die Bank dirigieren und fröstelte ein wenig, als er für einen Moment vollkommen von mir abließ, um sich zuerst die Schuhe und dann das Trikot auszuziehen. Wie immer trug er darunter ein weißes Unterhemd, das er nun aus der kurzen Hose kramte und es glatt strich. Die ganze Zeit über hing mein Blick wie hypnotisiert an seinem Gesicht, das – der Situation entsprechend – sehr ernst und gleichzeitig doch unglaublich sanft wirkte. Der Kapitän der Königlichen Weißen hatte wieder einmal vollkommen seiner Rolle nach gehandelt und trotzdem war er die ganze Zeit über auch mein Freund gewesen. Raúl hatte mir gesagt, was ich hören wollte, aber dennoch seine persönliche und ehrliche Meinung hinzugefügt, weswegen ich ein wenig hoffnungsvoll fragte: „Ist das denn ein gutes Zeichen?“ Er sah mir wieder in meine blauen Augen und lächelte mich zufrieden nickend an. „Es ist zumindest schon mal kein Schlechtes.“ Das war jetzt doch definitiv mal eine gute Sache. Als ob er mir meine nächste Frage an der Nasenspitze ablesen könnte, drehte er sich vollkommen zu mir zurück und zog mich am Nacken erneut nach vorne, so dass meine linke Wange nun an seinem durchtrainierten Bauch ruhte. „Guti, nichts und niemand wird uns jemals auseinander bringen können. Das verspreche ich dir!“ Mistkerl... Wieso brachte dieser Mann es fertig mich mehrmals an einem Abend und auch noch so oft hintereinander zum Weinen zu bringen? Und warum machte es mir seltsamerweise überhaupt nichts aus, dass er das von der ersten bis zur letzten Träne beobachten konnte? Einen winzigen Moment gönnte Raúl die Berührung mit seinem Bauch noch, bevor er meinen Kopf wieder behutsam von sich schob und mir ein letztes Mal mit seinen Daumen die Tränen aus meinem Gesicht wischte. „Die stehen dir nicht“, wisperte er mit einem gutmütigen Lächeln, „lächelnd gefällst du mir außerdem viel besser.“
 

All that lies in me

All that dies in me

How can I live without you?
 

Er nickte mir zu und deutete damit an, dass wir so langsam auch mal ans Duschen denken sollten, weswegen ich ebenfalls aus meinen Schuhen schlüpfte und mein dreckiges Trikot auszog. Als ich es zusammenlegte und hörte, wie Raúl leise fluchend in seiner Tasche nach dem Duschgel suchte, sammelte ich ein letztes Mal all meinen Mut zusammen. „Raúl?“, nuschelte ich seinen Namen vor mich hin und hatte sofort seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, wie sich dieses Gespräch in Zukunft auf unsere Beziehung auswirken würde, aber es war sicherlich noch nicht alles ausgesprochen worden, was in diesem Moment zu Tage hätte kommen müssen. „Glaubst du... also... ich meine...“ Zum Teufel noch mal, war das schwer diesen einfachen, blöden Satz laut auszusprechen, der mir schon seit Jahren auf die Seele drückte. Ich musste ihn doch nur aussprechen und schon wusste ich, ob es sich überhaupt noch lohnte mein Herz jemandem zu schenken, der im Grunde niemals mir gehören würde. Raúl setzte sich abwartend auf die Bank und sein Blick, der mit meiner Hinteransicht Vorlieb nehmen musste, jagte mir einen angenehmen Schauer den Rücken herunter. Da ich bei seiner Antwort in seine Augen – und somit die Reaktion – sehen wollte, blickte ich ihn über meine Schulter hinweg an und atmete noch ein Mal tief durch. „Hätte aus uns jemals–?“ Ich kam niemals dazu die Frage vollständig auszusprechen, denn in dem Moment wurde die Tür der Duschräume aufgestoßen und unsere Mannschaftskollegen strömten in den Raum hinein. Bevor einer von uns überhaupt reagieren konnte, schrie das braunhaarige Küken Madrids schon den Namen unseres Kapitäns. „Raúl! Raúl, sag, wie war ich heute?“ Der wohl meistgefragteste Mann heute Abend warf mir noch schnell einen Blick zu, den ich beim besten Willen nicht deuten konnte und grinste dann Sergio an. Anerkennend legte er zudem eine Hand auf die Schulter unseres jungen Kollegen, der in Begleitung Ikers – beide mit einem Handtuch bekleidet – vor uns stand und Lob hören wollte, was er sofort bekam und darüber hinaus auch ebenso sehr verdiente. „Großartig, Corderillo. Dein frühes Kopfballtor war einsame Spitze, wo auch immer du herkamst, dein Timing jedenfalls war einfach perfekt!“ Sergio grinste von einem Ohr zum anderen und strich sich die frisch gewaschenen, dunklen Haare aus dem Gesicht.

Während unser kleines Schäfchen [Raúl hatte ihn vor ungefähr einem Jahr einmal so getauft, als Sergio sich beim Lachen verschluckte und daraufhin aus Versehen wie ein Schaf blökte. Seitdem wurde er diesen Spitznamen einfach nicht mehr los. Eigentlich beinahe wie bei mir, nur dass Princesa niemand anderes sagte, als Raúl... und ehrlich gesagt würde ich auch jeden anderen umbringen, wenn er mich mit einem weiblichen Spitznamen betiteln würde.] mit seinem neun Jahre älteren Freund beschäftigt war, musterte Iker mich mit missmutigen Blicken. Er blieb nach einer Weile bei meinen Augen hängen und zog für ungefähr eine Sekunde die Augenbrauen skeptisch hoch – ich war mir ziemlich sicher, dass er wusste, was geschehen war und dass er, trotz Raúls Treue, in mir eine Bedrohung für seine Beziehung sah –, bevor er Raúl besitzergreifend einen Arm um die Hüfte legte und seinen Kommentar endlich abließ. „Ich sagte dich, du sollst ihn heil lassen. Er sieht ja total fertig aus mit den zerzausten Haaren und...“ Er musterte mich noch einmal mit zusammengekniffenen Augen und sprach dann etwas aus, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Sag mal Guti, hast du etwa geweint?“
 

Wieder stiegen mir Tränen in die eh schon schmerzhaft geröteten Augen, diesmal aber eher aus Wut und Frustration. Sergio überlegte kurz, bevor er sich dazu entschloss mein Gesicht nun auch genauer zu studieren, was mich dazu brachte mir so schnell wie nur möglich eine gute Entschuldigung für meine Augen einfallen zu lassen, aber Raúl kam meinem lahmen Denkvermögen zuvor und rettete mich, wie so oft, vor den beiden. „Quatsch, er ist einfach nur müde, ganz genau wie ich.“ Und tatsächlich... Ein intensiver Blick in die schokoladenbraunen Augen verriet, dass sie ebenfalls ziemlich gerötet waren. Entweder stimmte Raúls schnelle Ausrede oder er hatte – bei dem Versuch mir meine Seele zu retten, indem er mir Dinge gestanden hatte, die eigentlich niemals über seine Lippen hätten kommen dürfen – Tränen vergossen, die mir entgangen waren. Er wand sich nun aus Ikers fast schon klammernder Umarmung und hob sein Duschgel von der Bank auf. „So, Kinder. Princesa und ich, wir werden jetzt erst einmal duschen gehen. Macht Platz, ihr wohlduftenden Wesen für das nach harter Arbeit stinkende Traumpaar und stört uns gefälligst nicht – wir müssen ein dringendes Gespräch unter Kapitänen führen.“ Damit schnappte er sich meinen Arm und zog mich, halbangezogen, wie ich noch war, hinter sich her in den angrenzenden Duschraum [Im Hintergrund hörte ich noch, wie Sergio scherzend zu Iker meinte: „Raúl probiert seiner kleinen Prinzessin jetzt bestimmt den gläsernen Schuh an.“ Ikers Reaktion auf diese – für Jungs in Sergios Alter sehr typische – Bemerkung war, dass er in einem Tonfall, der Erstaunen und Langeweile harmonisch vereinte, antwortete: „Weißt du, manchmal denke ich, dass du wirklich so dämlich bist, wie du aussiehst.“ Beinahe gleichzeitig brachen beide in Lachen aus und während sie sich gegenseitig foppten, machten sich die Zwei auf den Weg zu ihrem Platz.], wo er mich gedankenverloren lächelnd wieder losließ und sich eine Stelle zum Duschen aussuchte. Zwei Plätze neben mir zog er sich dann erst die Socken und dann das Unterhemd, sowie die kurze, mit Grasflecken übersäte Hose aus und stand nur noch in Unterhose bekleidet da. In dem Moment, in dem er den Duschhahn aufdrehte und nach der Unterhose griff, wandte ich schnell mein Gesicht ab. Es erschien mir einfach nicht richtig ihn jetzt mit meinen Blicken abzutasten und außerdem wollte ich in dieser Situation nicht zeigen, wie sehr mir seine körperliche Nähe fehlte und wie erregend sie jetzt gerade für mich war. Meinen Gedanken konnte ich allerdings keine Grenzen setzen, weswegen ich das Wasser auf einskalt stellte, meine Augen zusammenkniff und meiner Phantasie für wenige Minuten freien Lauf ließ.
 

Do you think of me?

Do you dream of me?

I always dream about you
 

Auch, wenn ich Raúl jetzt nicht mit einen Augen sah, so wusste ich doch ganz genau, welche Bewegung er gerade ausführte. Ich hatte ihn schon so oft beim Duschen beobachtet, dass ich sogar wusste, wann er blinzelte, denn Raúl duschte immer nach demselben Prinzip. Zuerst stellte er das Wasser an, zog dann sein letztes Kleidungsstück aus und hob so lange seine linke Hand unter das Wasser, bis es die gewünschte Temperatur hatte. Erst dann trat er einen Schritt nach vorne und schloss die Augen, um den Kopf zu heben und so das Wasser auf seinem Gesicht zu spüren. Nach einigen Augenblicken vernahm ich das mir bekannte Geräusch von Händen, die leise gegen die kalten Fließen der Wand klatschten, weswegen ich wusste, dass Raúl mittlerweile bei dem Schritt angekommen war, bei dem er sich nach vorne lehnte, damit das warme Wasser auch seinen Rücken herunterlaufen konnte, denn auf eines konnte man sich immer verlassen, wenn Raúl nach einem Spiel oder dem Training duschte: Er drehte sich niemals um. Eigentlich genoss er jetzt immer das herrlich warme Wasser, das seinen Körper herunter lief und sich vor allem in seinen dunklen, kinnlangen Haaren sammelte, die nur widerwillig der Last der kristallklaren Flüssigkeit nachgaben und das Wasser auf seine Schultern tropfen ließen. Wenn er genug davon hatte, öffnete er das erste Mal wieder die Augen und griff nach seinem Duschgel Dark Phoenix. In den letzten zehn Jahren hatte Raúl niemals ein anderes Gel angenommen, selbst, wenn seines rein gar nichts mehr hergab. Er drückte, mit einem verspielten Lächeln auf den Lippen, so lange auf die schwarze Verpackung, bis seine Hand beinahe vollständig von dem dunkelblauen Gel bedeckt war. Obwohl Raúl Rechtshänder war verrieb er das Duschgel immer mit der linken Hand auf seinem ganzen Körper und das war auch das einzige, was bei seinem kleinen Duschritual immer variierte. Manchmal ließ er sich verdammt viel Zeit beim Einseifen und an manchen Tagen konnte er gar nicht schnell genug aus der Dusche verschwinden. Heute allerdings hatte er wohl alle Zeit der Welt, denn er holte sich die zweite Portion an Duschgel erst ein paar Minuten später. Während ich daran dachte, wie Raúls dunkler gefärbte Haut erst mit dem blauen Gel eingerieben und dann wieder davon befreit wurde, machte ich mich daran auch das zu tun, weswegen ich überhaupt hier war. Ich meine, wie auffällig war es denn neben Raúl unter kaltes Wasser zu stehen und mich nicht zu waschen? Damit konnte ich mir ja gleich ein Schild um den Hals hängen, auf dem in großen Neonbuchstaben Du machst mich so wahnsinnig, dass ich nicht einmal mehr mit dir zusammen duschen kann! prangte. Vielleicht hatte Raúl nur darauf gewartet, dass ich endlich aus meiner Starre erwacht war, denn plötzlich schaltete er den Hahn ab und ich hörte durch das Plätschern des Wassers, wie er sich leise seufzend das Handtuch um die Hüfte band und dann mit zögernden Schritten auf mich zukam.
 

Why, yo no entiendo porque

I know that our lives are the same

Y mi vida is just a guessing game

A dirty stain that I cannot play

Part IV

A/N: Entschuldigt die lange Wartezeit, aber ich hatte einfach keine Zeit bei all dem Unistress auch noch an Mexx zu denken *um Verzeighung bitt* Hier also der letzte Teil von "Decision". Danke fürs Lesen und viel Spaß noch *alle wuschelz*
 

Sofort drehte auch ich den Wasserhahn zu und legte mir das Handtuch um. Raúl wartete extra, bis ich wirklich damit fertig war, bevor er seine Hände auf meine Schulterblätter legte, sie ganz langsam über meine Brustmuskeln wandern ließ und mich von hinten in eine feste Umarmung zog. Ich konnte das breite Grinsen auf seinem Gesicht tatsächlich in meinem Nacken spüren, als er registrierte, wie kalt mein Körper war – Raúl war schließlich nicht auf den Kopf gefallen und wusste sofort, warum ich mir gerade nur mit Mühe das Zittern verkneifen konnte. Aber sein warmer Oberkörper schaffte in nicht allzu langer Zeit wenigstens meinen Rücken ein wenig zu erhitzen. Dass mein Gesicht momentan der wohl heißeste Ort meines Körpers war, lag daran, dass mir die Hitze einfach so in die Wangen schoss, als Raúl mich ganz langsam auf der Stelle umdrehte und wir uns wieder gegenseitig in die Augen sahen – die Nasenspitzen kaum einen Zentimeter voneinander entfernt. Ich wollte etwas sagen, die gespannte Stimmung zwischen uns lockern, aber Raúl legte mir sofort seinen Zeigefinger auf die Lippen und zog ihn erst wieder weg, als ich ihm mit einem Nicken zu verstehen gab, dass ich auf keinen Fall den Mund öffnen würde. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er genau hinsehen sollte und schloss deswegen seine Augen, während ich aus den Augenwinkeln registrierte, dass sein Brustkorb sich unmenschlich schnell hob und senkte. Bevor ich wusste, was überhaupt mit mir geschah, klammerte Raúl sich an mich, legte eine Hand in meinen Nacken und verhinderte so, dass ich im nächsten Moment erschrocken den Kopf abwandte, als er mir aus heiterem Himmel einen richtigen Kuss auf die Lippen gab. Einen, der sich tief in mein Gedächtnis brannte und der mich dazu veranlasste ebenfalls die Augen zu schließen, um mich ganz dem Kuss hinzugeben. Auch, wenn Raúl penibel darauf achtete nicht seine Zunge zu benutzen, so konnte ich dennoch nicht darüber klagen, dass es dem Kuss an Intensität oder Gefühlen fehlte – im Gegenteil... Ich schaffte es erst wieder die Augen zu öffnen, als Raúls Wärme von meinem Körper verschwand und nur ein sanftes Kribbeln dort hinterließ, wo er mich berührt hatte. Zu meiner Überraschung sah er mir mit wehmütigem Blick in die Augen und ich hätte schwören können, dass ihm eine einsame Träne das Gesicht herunter lief, als er mir die Antwort auf eine Frage gab, die ich niemals ganz stellen konnte. „Wir beide hatten mehr Chancen, als du glaubst, mi Princesa.
 

Und ich hatte keine Einzige davon wahrgenommen...
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

„Wann müssen wir Morgen noch einmal da sein? Ich krieg den Trainingsplan einfach nicht in meinen Kopf.“ Sergio musste gerade das Gelächter von Raúl und Iker über sich ergehen lassen, als ich die Tür nach draußen hinter mir schloss und erst einmal gehörig fror, da mir in dem Moment ein eisiger Wind ins Gesicht schlug. Und dabei hatte ich meine Haare noch gar nicht getrocknet. Ein Blick auf Raúls Haare, die durch eine dunkle Wollmütze abgedeckt wurden, verriet mir, dass auch er nicht mehr daran gedacht hatte, nachdem er aus der Duschkabine verschwunden war. Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass er und Iker schon weg sein würden, wenn ich mit dem Anziehen fertig war, aber warum sollte Fortuna mich auch nur ein Mal in meinem Leben mögen? Seufzend zog ich den Reißverschluss meiner schwarzen Jacke zu und machte mich auf den Weg zu meinem Auto, das am anderen Ende des Parkplatzes stand. „Morgen um vierzehn Uhr, wie immer. Mann, Corderillo... manchmal denke ich, dass du“, fing Raúl lachend an und Sergio unterbrach ihn mit beleidigtem Gesichtsausdruck. „Ich weiß schon. Manchmal denke ich, du bist genauso bescheuert, wie du aussiehst. Iker hat mir das heute schon gesagt“, maulte der Junge und erntete einen verständnislosen Blick seines älteren Freundes. „Hat Ikerito das wirklich gemacht? Was für ein böser Torwart...“, tadelte Raúl seinen Lebensgefährten, der nun einen sanften Klaps auf die Brust kassierte und deswegen gespielt beleidigt die Umarmung löste. „Eigentlich wollte ich sagen, dass ich manchmal denke, du könntest einen Terminplaner gut gebrauchen. Ich bin nämlich nicht so gemein, wie Ikerito.“ Alle drei fingen an zu lachen und ich hatte schon die Hoffnung, dass mich niemand bemerken würde, da ich nur noch wenige Meter von meinem Auto entfernt war. Aber natürlich trat Fortuna gerne nach, wenn man schon am Boden lag. „Hey, Guti“, rief Sergio nach mir und murrend drehte ich mich zu der Gruppe um. „Raúl und Iker nehmen mich mit, dann musst du keinen Umweg fahren.“ Ach ja, ich wollte ihn ja nach dem Spiel nach Hause bringen. Na ja, wenn er nicht hier gestanden hätte, dann wäre ich wirklich ohne ihn losgefahren. Sergio war momentan der Letzte, an den ich einen Gedanken verschwendet hätte. Jedenfalls starrten mich, dank des kleines Schäfchens, jetzt alle drei an und mich überkam das dringende Bedürfnis mich zu übergeben, wenn ich in Ikers Augen blickte. Genau wie ich hatte nämlich auch er den liebevollen Blick und das charmante Lächeln Raúls bemerkt, die dieser mir zuwarf und legte deswegen wieder beschützend den Arm um die schmale Taille seines Partners, der einen Moment lang verwirrt zwischen mir und Iker hin und her sah, bevor er sich mit sanfter Gewalt, aber doch entschieden aus der Umarmung wand. Den vor Zorn funkelnden Blick, den Raúl Iker daraufhin entgegenschleuderte würde ich niemals wieder vergessen. Nicht nur, weil ich dadurch die stechend kalten und verabscheuenden Augen, die mich vorher taxiert hatten, ignorieren konnte, sonder auch, weil Iker klar wurde, dass er Raúl damit seiner Reaktion verletzt – vielleicht sogar ein wenig enttäuscht – hatte.
 

But I follow your steps

In the same way that you just

Walked away and pushed away

The fact that I will not live
 

„Ist gut, aber der Umweg hätte mir nichts ausgemacht, ehrlich“, rief ich Sergio zu und atmete tief durch, um die Übelkeit irgendwie wieder loszuwerden. Und, um die unübersehbare Lüge, die ich gerade ausgesprochen hatte, vor mir selbst zu vertuschen. Sergio winkte ab und stieg dann in das schwarzen Kleinbus. Als Iker sich ein wenig zu Raúl herunterbeugte, um dem irgendetwas Versöhnliches ins Ohr zu flüstern, beschloss ich endlich mein eigenes Auto aufzusuchen, um hier so schnell wie nur möglich zu verschwinden. Natürlich traf ich – wegen meinen heftig zitternden Händen – selbst nach drei Anläufen das Schlüsselloch nicht und musste mir deswegen mit anhören, wie Raúl für das letzte Mal heute Abend in die Rolle des Kapitäns schlüpfte. „Von meiner privaten Meinung einmal abgesehen muss ich zugeben, dass du heute Abend in acht Situationen gezeigt hast, was für ein hervorragender Torwart du bist. Eigentlich ist hervorragend untertrieben... du bist tatsächlich einer der besten Torhüter der Welt.“ Gott, bei den Worten hätte ich mich am liebsten tatsächlich übergeben. Mochte ja stimmen, dass Iker wirklich so verdammt gut war, aber deswegen musste Raúl das doch nicht auf offener Straße sagen und schon gar nicht so laut, dass ich nicht darum herum kam es auch mit anzuhören. Nach der Sache in der Dusche wollte ich eigentlich überhaupt nichts mehr hören und schon gar nicht noch einmal in meinem Leben Iker sehen. Verzweifelt schloss ich kurz die Augen, um mir in aller Ruhe einen Schlüssel vorzustellen, der in das dazugehörige Loch passte, um hier endlich abzuhauen, denn das Ganze wurde noch schlimmer. Ich verfluchte Fortuna aufs Übelste und schwor sie so richtig zu verprügeln, sollte sie mir jemals begegnen, als die Liebeleinen immer schlimmer wurden. Nicht aufgrund der Worte, die sie miteinander wechselten, sondern wegen ihrer schweren Bedeutung, die mir noch einmal klarmachte, welchen Platz ich in ihrer Beziehung hatte: nämlich gar keinen. „Welcher Welt denn?“, wollte Iker nun wissen und ich verfehlte ein weiteres Mal das viel zu kleine Schlüsselloch. Ich würde hier niemals wegkommen, wenn das so weiterging. Raúl lachte im Hintergrund und beinahe wäre der verdammte Schlüssel rein gegangen. „Na, von meiner natürlich.“ Irgendwie konnte ich einfach nicht verhindern, dass mir bei Raúls Worten mein Schlüsselbund aus den Händen glitt und klirrend zu Boden fiel. Was war das nur für ein verhexter Abend? „Steig schon mal ein, ich komm gleich nach“, unterbrach Raúl zum Glück die Turtelei und schickte Iker ins Auto, um dann zu mir zu joggen. Vollkommen gegen meinen Willen blieb ich, wo ich war und wartete darauf, dass er vor mir stehen blieb. Er lächelte mich herzerweichend liebevoll an und strich mir über meine Wange. „Du solltest dir eine Mütze anziehen“, flüsterte er fürsorglich und zog sich seine dunkelgrüne Mütze vom Kopf, um sie mir dann sorgfältig über meine nassen Haare zu streifen.
 

Do you think of me?

Do you dream of me?

I always dream about you
 

„Wir beide hatten mehr Chancen, als du glaubst, mi Princesa.“ Raúl versuchte noch mich zu halten, aber ich brach zu schnell zusammen, als dass er rechtzeitig hätte reagieren können. Zum wiederholten Mal schossen mir Tränen in die Augen und ich versuchte mit aller Macht sie zurück zu halten. Am ganzen Körper zitternd saß ich zusammengekauert auf dem nassen Boden und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Dieser eine Satz, der all meine Gefühle auf den Kopf stellte, hatte mich ziemlich unerwartet genau da getroffen, wo ich eh schon sehr verwundet gewesen war. Wie zum Teufel konnte Raúl mir das sagen, nachdem er mich geküsst und mir damit noch mehr Hoffnungen auf ein gemeinsames Leben mit ihm gemacht hatte. „Guti...“ Er kniete sich zu mir auf den Boden und während er versuchte mich zu beruhigen, indem er in regelmäßigen Abständen über meine Haare strich und meinen Kopf an seine Brust anlehnte. Wie hatte ich all meine Chancen übersehen können? Und warum hatte ich nie gemerkt, dass überhaupt eine bestand? Ich könnte heute Abend zusammen mit Raúl in einem Bett liegen, ich wäre derjenige, der ihn nachts zudecken durfte, wenn er seine Decke von sich gestrampelt hatte. Ich würde mit ihm zusammen José und Gonzo spazieren führen. Ich hatte unzählige Chancen den Platz an seiner Seite einzunehmen... Aber da war nicht ich, sondern Iker. „Erzähle mir bitte die größte Chance, die ich hatte“, flehte ich ihn schluchzend an und schämte mich in Grund und Boden, dass ich schon wieder wie ein pubertierender Teenager weinte. Raúl hob meinen Kopf an und zwang mich dazu ihm in die Augen zu blicken. Er sah in diesem Moment unglaublich zerbrechlich aus, was mich ein wenig verwirrte. Noch nie zuvor hatte ich ihn so gesehen – es war seltsam ihn genauso leiden zu sehen. „Weißt du noch... ich glaube es war vor zehn Jahren, als du mich in einem Trainingsspiel das erste Mal so richtig böse gefoult hast?“ Ich nickte langsam, als die Erinnerung an den Tag zurückkehrte. Das war das erste Mal gewesen, dass ich ihn angesprochen hatte, um mich für mein Foul zu entschuldigen. „Ich kann nicht sagen, warum ich plötzlich einen Faible für dich entwickelte, aber als ich eines Tages sah, wie du dir dein Trikot mit stolzem Gesicht angezogen hast, da fiel mein Blick auf deine Nummer.“ Meine Nummer? Was sollte das denn für eine Chance gewesen sein? Wenn meine größte Chance eine dämliche Zahl war, dann war es kein Wunder, dass ich sie nie hatte sehen können. „Ich wollte unbedingt eine Nummer, die mit deiner zu tun hat. Kindisch, ich weiß, aber ich war damals doch erst neuzehn und na ja, dir ist das nie aufgefallen, wie sehr ich mich über meine 7 gefreut habe. Aber hättest du mich damals angesprochen...“ Er musste nicht weiter sprechen. Ich verstand auch so, dass ich meinem Glück selbst im Weg gestanden hatte. Ein einziges Wort und ich würde heute nicht weinend und an Raúl geklammert auf dem Boden sitzen und den Wunsch hegen die Zeit zurück drehen zu dürfen.
 

All that lies in me

All that dies in me

How can I live without you?
 

„Damals hast du auch angefangen mich Princesa zu nennen...“, fiel mir plötzlich wieder ein und ich hätte mich selbst ohrfeigen können. Wie deutlich hatte Raúl denn noch werden sollen? Die Erkenntnis traf mich wie ein verdammt harter Schlag ins Gesicht. Raúl hatte vor seiner Beziehung zu Figo oft genug versucht zu mir durch zu dringen und ich war damals einfach zu dämlich gewesen es zu verstehen und hatte deswegen eigenhändig meine Zukunft versaut. „Ich muss ja so blind gewesen sein“, wisperte ich fassungslos und Raúl nickte traurig, während er sich auf die Lippe biss und nicht verhindern konnte, dass ihm erneut eine Träne die Wange herunterlief. „Es ist zu spät, nicht wahr?“ Raúl sah mir einen Augenblick in die Augen, bevor er schniefend den Blick abwand und erneut nickte. „Du bist zehn Jahre zu spät... und die kann uns niemand mehr zurückgeben.“ Nein... Verzweifelt fiel ich ihm um den Hals und versuchte ihn so lange, wie nur möglich in den Armen zu halten; diesen Moment in eine Ewigkeit zu verwandeln. Aber Raúl erkannte, dass mich das nur noch näher an den seelischen Abgrund brachte und löste sich deswegen von mir. Dennoch nahm er mir den letzten Schritt über die Klippe leichtfertig ab, indem er mir noch einmal einen Kuss auf die Lippen gab und sich somit für immer und endgültig von mir verabschiedete. Er stand auf und ging zur Tür, hinter der Iker bestimmt schon sehnsüchtig auf ihn wartete. Mit einer Hand auf dem Griff sah er noch einmal zu mir zurück und wisperte so leise, dass ich mich wirklich anstrengen musste ihn zu verstehen, etwas in meine Richtung, was mir buchstäblich das Herz brach. „Ich wünschte wirklich, dass du heute auf der anderen Seite der Tür auf mich warten würdest.“
 

„Du erkältest dich sonst noch, wenn du später deinen Nachtspaziergang zum Nachdenken machst“, murmelte er, während er überprüfte, ob mein Schal auch richtig saß und meine Jacke zu war. Wie hatte ich nur behaupten können, dass Raúl vergaß, was passiert war – dass es für ihn nur ein weiterer Augenblick unter vielen gewesen war? Wo er noch nicht einmal die Tatsache vergessen hatte, dass ich nachts spazieren ging und ich ihm das vor einer Ewigkeit einmal beiläufig erzählt hatte. Ich wollte etwas sagen und öffnete deswegen den Mund, aber ich brachte einfach keinen Ton heraus. Meine Stimme versagte und ich hatte das Gefühl innerlich zu erfrieren... bis Raúl meine Hand nahm und sie kurz zwischen seinen warm rieb. „Du musst mehr auf dich Acht geben, Princesa.“ Ich versuchte den riesigen Kloß in meinem Hals loszuwerden, aber scheiterte auch an dieser einfachen Aufgabe. „Schlaf gut und träum etwas Schönes“, verabschiedete Raúl sich von mir und wusste dabei genau, dass nur ein einziger Mensch meine Träume beherrschte. Er drehte sich von mir weg und meine Hand, die er bis eben noch gehalten hatte, verweilte kurz reglos in der Luft, bevor ich ihn am Arm zurückhielt. „Was... was wird jetzt...?“ Ich schaffte es noch nicht einmal mit meiner plötzlich heiseren Stimme eine einfache Frage zu stellen, aber zu Glück wusste er, worum es mir ging. Raúl atmete tief durch und lächelte dann. Er griff nach meiner Hand, die sich noch immer in seine Jacke krallte und legte sie vorsichtig auf die linke Seite meiner Brust, bevor er sich nach vorne beugte und mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange gab. „Nichts... es wird nichts passieren...“ In seinen Augen stand überdeutlich das fehlende Leider geschrieben, aber er brachte es nicht über sich es auch noch auszusprechen. Mit gesenktem Kopf ging er zu seinem Auto zurück, setzte sich ans Steuer und ließ mich auf dem verlassenen Parkplatz vollkommen allein.
 

All that lies in me

All that dies in me

How can I live without you?
 

How can I live © Ill Niño



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von: abgemeldet
2007-12-08T13:22:29+00:00 08.12.2007 14:22
Wow! du schreibst wirklich sehr gut und die Geschichte ist einfach nur der Hammer!
Von:  Zinha
2007-07-12T20:32:50+00:00 12.07.2007 22:32
WOW! Ich liebe diese Geschichte!
Endlich hat jemand das Potenzial von Guti *Held meiner Jugend* erkannt.
Wirklich klasse! WOW!

HALA MADRID! HALA GUTI!
Von:  SherlocKai
2007-05-09T19:55:43+00:00 09.05.2007 21:55
*angeschliddert komm*
Bin dahaaaa XD

Also... Dieser Kommi wird kurz. Wahrscheinlich. Und zwar, Weil dieses Kapitel einfach nur noch geil ist. Von vorne bis hinten. Besonders die Szene auf dem Parkplatz.

Ich kann gar nicht sagen, was mir da am besten gefallen hat, weil diese ganze Schlusssequenz meine absolute Favostelle der ganzen Fanfic ist.

Einerseits macht sie einen traurig, weil Guti ja so gar nicht das bekommt, was er will, andereseits ist sie Balsam für die Seele, weil Raúl am Ende einfach nur noch so lieb zu dem armen Kerl ist. (Damit ist die Sache mit der Mütze gemeint)

Was diese Kapitel angeht, so darfst du dich damit rühmen, das beste geschrieben zu haben, das ich je gelesen habe.

Auch heute noch sitz ich jedes Mal vorm Bildschirm, mit offenem Mund und Tränen in den Augen, weil das einfach zu gut geschrieben und zu schön ist, um wahr zu sein.

Ich hoffe, dass ich in Zukunft wieder mehr zu lesen bekomme (Ich weiß ja, dass du wieder viel schreibst) und ich bald wieder so etwas geniales lesen darf.

*umknuddel*
Von:  SherlocKai
2007-05-09T19:49:43+00:00 09.05.2007 21:49
Tadaaaaaaaaaaaaaa!
Nach Jahren des Wartens, ist es endlich soweit. Der Große "KaiKai gibt Kura Kommis"-Marathon beginnt. ... Hey... Das wort war jetzt geil XD *voll hyper ist, weil gerade zigtausend FFs freigeschalten hat und jetzt erst mal die ganzen Janiine-Mary Sues verarbeiten muss*

Also: Eigentlich muss ich dir ja nicht mehr sagen, wie grandios "Decision" ist. Für mich, wie schon mal gesagt, die beste Fußball-FF ever.
Und dieses Kapitel ist einfach nur... *_____*
Besonders gefallen hat mir, wie du beschrieben hast, wie Sergio zu seinem Namen kam. Ich lach mich wirklich jedes Mal wieder tot, wenn ich das lese, weil das einfach... schon fast für Sergio zu doof ist. (Auch wenn so rein realitätstechnisch nichts zu ddof für das Schaf ist.)

Gaaaaaaanz besonders angetan hat es mir aber diese Stelle:
„Sag mal Guti, hast du etwa geweint?“
Wieder stiegen mir Tränen in die eh schon schmerzhaft geröteten Augen, diesmal aber eher aus Wut und Frustration.
Was diese FF angeht, so hätte ich Iker nicht soviel Einfühlungsvermögen zugetraut, gerade weil er hier so... besitzergreifend und notorisch eifersüchtig ist. Aber es hat mich berührt.
Und auch das Guti dann so frustriert ist. Das passt sehr gut, weil wer will schon von dem Freund seiner großen Liebe darauf aufmerksam gemacht werden, dass man sich gerade wie die letzte Heulsuse aufführt.

Natürlich muss ich auch noch erwähnen, dass ich die Unterhaltung zwischen Iker und Sergio absolut zum Schießen finde und ich mich immer wieder gern dran erinner, wie du mich in Grammatik mal gefragt hast, was Sergio denn dummes sagen kann, damit Iker so antwortet. XD

Hach, diese Kapitel ist einfach toll *.*
*gleich zum nächsten renn, weil jetzt in so einem Kommiwahn ist*
Von: abgemeldet
2007-03-23T17:40:28+00:00 23.03.2007 18:40
als ich vorhin gesehn hab, dass du ein neues kapitel und leider auch das letzte dieser geschichte geladen hattest, hab ich mich gefreut wie ein schneekönig. jetzt aber weiss ich nicht mehr so genau, ob es eine gute idee war, das letzte kapitel zu lesen. ich bin total gerührt, traurig, bewegt, berührt... alles gleichzeitig! herrgott, du hast meinen gefühlshaushalt mit einem einzigen kaptitel komplett durcheinander gewirbelt! wie kann man nur so geil schreiben, sowas trauriges in so schöne worte packen, einfach so gefühlvoll beschreiben, was die beiden durchmachen. ich war kurz vorm weinen. ich schwör, es hat in meinen augen geglitzert! das ist mit abstand das schönste und wundervollste, was ich gelesen hab. mir fehlen die worte. beim lesen bin ich atemlos geworden. ich dachre, nein, so kann das nicht enden! der kuss! so eine wunderbar romantisch und gleichzeitig unendlich traurige kussszene hab ich noch nie gelesen. überhaupt ist das ganze kapitel unbeschreiblich gut geworden. deine rückblenden passen supergut dazu.
schade, dass die geschichte schon zu ende ist. ich würd gern mehr von den beiden lesen. die passen so wunderbar zusammen.
Von: abgemeldet
2007-01-07T21:01:57+00:00 07.01.2007 22:01
wunderschön. einfach nur wunderschön geschrieben, fällt mir dazu ein. so gefühlvoll, realistisch, kein bisschen kitschig. alles passt. die stimmung, die dialoge, die handlungen. einfach zu lesen. man kann sich gut in guti hinein versetzten. überhaupt... kann ich mir die situation so gut vorstellen. diese geschichte ist wundervoll. ich hab schon lange nicht mehr sowas schönes gelesen.
leider gibts bis jetzt ja nur drei teile. ich hoffe, es bleibt nicht dabei.
noch mal ein riesenkompliment an dich. die geschichte ist ein juwel.
Von:  SherlocKai
2006-12-16T12:12:08+00:00 16.12.2006 13:12
*reintaps* ... *les*
;_______; Jetzt muss ich ja schon wieder weinen. Das ist so traurig und jedesmal, wenn ich es les, muss ich heulen, weil es so schön traurig ist.

Alsooooo: Die ganze Beschreibung von Raúl hier rein zuschreiben würde den Rahmen sprengen, aber ich fand es toll wie du ihn beschrieben hast. An einer Stelle musste ich zwar lachen (Die längeren Haare betonten sein Gesicht sowohl im nassen, als auch im trockenen Zustand), ich denke, du weißt wieso ^^, aber das ändert nichts daran, dass die Beschreibung sehr gut ist.

> „Sag es“, war alles, was ich beim Anblick seiner großen, unwissenden Augen noch hervorbrachte und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Raúl verwirrt blinzelte und den Mund öffnete. <
Ich liebe diese Stelle, weil sie Gutis Verzweiflung so unglaublich toll ausdrückt. In diesem "Sag es" steckt meiner Meinung nach so viel Verzweiflung und ich könnte schon an dieser Stelle in Tränen ausbrechen.

> Er lächelte mich liebevoll an und obwohl das genau die Worte waren, die ich von ihm hören wollte, so wusste ich, dass er dabei nur an Fußball dachte. <
;.; ... ;________; Das war ja die Stelle, bis zu der ich die FF kannte, bevor du sie fertig geschrieben hast. Und sie klingt so... so... so hoffnungslos und niederschmetternd. An der STelle denkt man sich teilweise "Raúl, du Arsch! Jetzt knuddel ihn schon!!" Das ist so ein richtiger "Guti-Tröstknuddel"-Moment und ich hab, als ich diese Stelle das erste Mal gelesen habe, geheult wie ein Schlosshund, weil es so grausam und schön zugleich war.

>Ich lächelte Raúl traurig an, hauchte ihm ein Das meinte ich nicht entgegen und bewirkte damit, dass er sich endlich wieder bewegte. In Zeitlupe hob er die Hand und legte sie vorsichtig in meinen Nacken, um meinen Kopf so weit nach vorne zu ziehen, dass meine Stirn auf seiner ruhte. <
Ich weiß wirklich nicht, wieso gerade diese Szene, eine meiner absoluten Lieblingsszenen ist, aber es ist so. Ich kann mir das alles so bildlich und es zerreißt einem fast das Herz. Man weiß, dass es vorher nicht das war, was Guti wollte und nun scheint es, dass er es endlich bekommt, aber ich weiß ja, dass dem nicht so ist... und das macht diese Stelle so verwirrend, hoffnungsvoll und irgendwie auch widersprüchlich zum Rest.

Ab da finde ich eigentlich alles nur noch mitreißend... es ist, wie in einem Strudel, der einen immer weiter mit hinabzieht. Man hat das Gefühl, an Gutis Stelle zu sein, (ich zumindest) und man leidet so arg mit ;.;

Ganz besonders hat mich dabei diese Stelle berührt.
> „Ich liebe dich, Princesa.“ Oh Gott... Wie konnte etwas so Wundervolles nur so verdammt niederschmetternd sein? Raúl hatte mir, ohne mich dabei anzulügen, das gesagt, wonach sich jeder Zentimeter meines Körpers sehnte und doch zerstörte er zugleich all meine Hoffnungen. Und das nur, indem er mich bei dem Spitznamen nannte, den er mir einmal gegeben hatte. Trotz der Umstände hätte das alles hier so perfekt sein können, wenn er mich nur Guti genannt hätte. <
Das ist beinahe schon zu gemein, aber durch die "Princesa" klingt es auch wieder so... so süß und beschützend von Raúl. Dass Guti deswegen erst nen richtigen Koller kriegt ist verständlich ist wieder ein Teil der ganzen emotionalen Berg- und Talfahrt, durch die du einen in dieser FF schickst. Ständig denkt man "jetzt gleich!!! Gleich liegen sie sich knutschend in den Armen" und kurze Zeit später holst du einen wieder auf den Boden der Tatsache zurück. Und das ist genau das, was ich an dieser Fanfic so liebe. Man wird so durchgeschüttelt, dass man gar nimmer weiß, wo oben und wo unten ist und man leidet nur noch mit.

Dieses Kapitel ist so... gemein, mitreißend, liebevoll und herzerweichend. Mir gehen schon fast die Worte aus um das alles zu beschreiben.

Ich hoffe, das neue Kapitel kommt bald und hoffentlich schaffe ich es dann mal pünktlich zu kommentieren. *schlechtes Gewissen hat, weil das schon wieder so lange gedauert hat*

*knuddel*
Kai
Von:  SherlocKai
2006-11-30T22:35:31+00:00 30.11.2006 23:35
Hallöli ^^
Du weißt wie toll ich diese FF finde. Hab dich ja lange genug genervt, sie endlich fertig zuschreiben ^.^°y
Und nun ist sie hier und die Charakterbeschreibung ist so geil und und und... waaaaah. Ach ich hoffe, dass bald auch der Rest on ist.

Aber nun zum... Technischen (?)

Ich finde es wirklich sehr gut, dass du die Lyrics noch eingefügt hat. Die passen nämlich wirklich verdammt gut und ich finde das Lied so unglaublich, dermaßen... hammer, dass ist schon nimmer normal. *das letzte mal bei "D.L.N" dieses Gefühl hatte*

Besonders gut hat mir übrigens der Absatz gefallen, in dem er runterzählt, bis die anderen in der Kabine sind. Das kam so... weiß nicht... kann man da " stakkato-mäßig" sagen? Halt so, wie man sich in Momenten fühlt, wenn etwas bevorsteht, das man fürchtet. Zumindest bei mir läuft dann auch alles so blitzlichtgewitterhaft ab und es hat eigentlich alles gar keinen Zusammenhang mehr. Ich finde jedenfalls, dass das sehr gut rübergekommen ist.

> „Wo ist er? Lasst mich durch, verdammt! Guti?!“ <
Diese Zeile liebe ich. Ich hab nämlcih, als ich sie das erste Mal gelesen habe, gedacht, dass Raúl jetzt angerauscht kommt und Guti tierisch zur Sau macht. Aber Raúl wäre ja nicht Raúl (zumindest so wie du ihn schreibst - was im Übrigen einsame Spitze ist), wenn er sowas machen würde. Statt dessen geht er mit viel Einfühlungsvermögen an die Sache ran.

Und dann war da noch die Sache mit der "Princesa". Ich finde es so toll, dass Guti diesen Spitznamen hat. Nicht, weil ihn das irgendwie verweichlicht darstellt oder ihn gar ganz zur Frau degradiert, sondern, weil das sowas Beschützendes an sich hat.

Ich freue mich schon wahnsinnig aufs das nächste Kapitel, weil ich dann wohl wieder heulen werd. Also sieh zu, dass es online kommt.

Und auch vielen Dank, dass du mir das alles gewidmet hast. Hätte nicht gedacht, dass du das wirklich machst. *rötel*

Bis dann also.
*knuddel*
Kai


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