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Gib dich nicht auf

[Kai x Hiromi]
von

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Vorsicht 2.2

„Sir?“
 

Kai fuhr erschrocken hoch, als die weibliche Stewardess ihn vorsichtig an der Schulter schüttelte. Er sah müde zu der blonden Frau auf und wartete auf weitere Sätze ihrerseits.
 

„Wir landen in zehn Minuten. Würden Sie sich bitte anschnallen und den Sitz in die Senkrechte bringen?“, fragte sie höflich und Kai nickte eher benommen.
 

Die Frau zog derweil wieder von dannen und machte auch andere Passagiere auf den Landeanflug aufmerksam.
 

Er seufzte und sah aus dem kleinen ovalen Fenster. Man konnte schon langsam die Reisfelder sehen und andere Anbauten. Kleinere Dörfer, hohe Gebirge. Die Nacht war klar. Nur die vielen, funkelnden Sterne konnte man am Firmament erkennen. – Ein Ambiente, wie es auch nur Japan haben konnte.
 

Die Durchsage des Fliegers war im Passagierraum erneut zu hören. Der Pilot kündigte noch einmal die Landung in Tokyo an und wiederholte das übliche Gerede noch auf diversen anderen Sprachen.
 

Um nicht noch einmal von der Stewardess getadelt zu werden, beschloss Kai dann doch endlich einmal sich wieder gerade hinzusetzen und den Gurt anzulegen.

Es würde mit Sicherheit nicht mehr lange dauern, bis er wieder japanischen Boden unter den Füßen hatte…
 


 

Und wie er es gedacht hatte. Die angebliche Ankunft sollte normalerweise gegen 21.00 Uhr erfolgen. Jetzt allerdings waren nochmal satte 40 Minuten obendrauf gekommen. Bestimmt hatte es am Startvorgang gelegen…

Die japanische Zeit betrug also zirka 3.40 Uhr nachts.
 

Und verdammt, er könnte Yuriy verfluchen! Schön und gut, dass er ihm das Ticket besorgt hatte und auch schön, dass er sich in seine Angelegenheiten einmischte. An alles dachte er… nur an eines nicht!
 

Geladen und auch irgendwie frustriert nahm er sein Smartphone und wählte die Nummer des rothaarigen Russen. Kurz vor zehn Uhr abends müsste er eigentlich noch wach sein.
 

„Gnade ihm Gott, wenn er’s nicht ist.“, murmelte er leise und hielt sich das mobile Gerät an sein rechtes Ohr.
 

Lange hörte man das Freizeichen, bis endlich abgehoben wurde. Die andere Stimme am anderen Ende brauchte aber offenbar eine Zeitlang um endlich mit der Sprache heraus zu rücken. Man hörte zu aller erst etwas Rascheln und diverse Stöhngeräusche.
 

„Jaa? Wer stört?“, konnte Kai müde auf Russisch hören. – Offensichtlich hatte er noch nicht einmal aufs Display geschaut.
 

„Ich, wenn’s genehm ist.“, sagte Kai zynisch und als ob Yuriy den Anrufer nun erkannte, wurde er sofort etwas heller in der Stimme.
 

„Kai! Was für eine Überraschung! Und? Gut gelandet?“
 

„Mehr oder weniger. Hör mal, ich hab da eine Frage.“, begann er erst ruhig, doch innerlich brodelte er, „Hast du nur den Flug gebucht?“
 

„Ehm… ja? Wieso? Stimmte etwas nicht damit? Lag es vielleicht an der 2. Klasse? Falls ja, dann… sorry. Du weißt ja, die 1. Klasse ist immer so teuer.“
 

„Nein.“, sagte er knapp und gepresst, „Das meinte ich nicht. Hast du vielleicht Mal daran gedacht, dass ich auch eine Übernachtungsmöglichkeit brauche?“
 

„Ach das… ja weißt du. Ich dachte du gehst gleich zu ihr und-“, begann er heiter zu erzählen und Kai konnte sich sein dreckiges Grinsen bildlich vorstellen.
 

„Hast du dir das tatsächlich so vorgestellt?!“, unterbrach er ihn zischend, „Denkst du, ich fahr zu ihr nach Hause, sag was Sache ist und frage anschließend, ob ich bei ihr auf der Couch schlafen kann?! Bist du total bescheuert?!“
 

„Die direkte Art hat schon immer bei den Frauen gezogen.“
 

Der gebürtige Japaner musste sich stark zusammenreißen, um nicht laut und ausfallend zu werden. Immerhin stand er noch vor dem Flughafengebäude und somit in aller Öffentlichkeit.
 

„Kein Wunder, dass du langfristig keine abkriegst.“, zischte er erneut, jedoch gezügelt in seiner Stimme.
 

„Hey! Ich genieße mein junges Leben. Das ist etwas völlig anderes. Außerdem musst du das gerade sagen. Trauerst einer Frau drei Jahre hinterher, die du eigentlich ganz easy haben könntest.“
 

„Wie dem auch sei.“, beendete er diesen Leitfaden des Gesprächs, „Hättest du mir nicht einfach eine Pension mitbuchen können?!“
 

„Kannst du dir nicht einfach jetzt eine suchen? In Tokyo gibt’s die doch wie Sand am Meer.“, erwiderte er eher gelangweilt.
 

„Würde gehen, aber du vergisst gerade, dass es in Japan gleich vier Uhr nachts ist!“
 

Eine kurze Stille trat ein, bis man wieder das Rascheln hörte. Wahrscheinlich lag er schon im Bett und hatte sich soeben aufgesetzt.
 

„Scheiße, die Zeitverschiebung! Die hatte ich glatt vergessen…“
 

Vergessen? Vergessen! Wenn Kai wieder zurückflog, dann würde er sich kurz Mal vergessen und ihn umbringen. Definitiv.
 

„Kannst du nicht bei einer deiner Freunde unterkommen? Takao vielleicht?“
 

„Niemals.“, zischte der Japaner schnell und unumstößlich.
 

„Was ist eigentlich mit ihm und dir genau vorgefallen? Das hast du mir nie erzählt. Ist es immer noch wegen der Niederlage im Finale der Weltmeisterschaft?“
 

„Wie? So ein Quatsch. Das… das hat einfach persönliche Gründe. Außerdem hat es dich nichts anzugehen!“
 

„Ist ja gut… ist ja gut.“, murmelte er abwesend, „Und was ist mit Rei und Makkusu?“
 

„Soweit ich weiß, sind beide wieder in ihre Heimatländer gereist.“
 

„China und USA, huh? Na gut. Der kleine Giftzwerg, der ständig mit Takao rumgehangen hat, fällt ja dann auch flach und wenn dazu noch Hiromi ausfällt…“, sagte er worauf er leicht lachen musste, als er Kai schwer atmen hörte, „Was ist mit der Brillenschlange?! Ehm… wie hieß der nochmal?“, fragte der Rothaarige und Kai konnte im Hintergrund ein schnipsendes Geräusch vernehmen.
 

„Kenny.“
 

„Ja, genau der! Komm schon, Kai. Mit dem liegst du ganz sicherlich nicht im Clinch.“
 

„Das nicht, aber…“
 

Nein, mit Kenny hatte er noch nie Probleme gehabt. Er war zwar manchmal ein wenig eigen, aber sonst ganz okay. Und vor allem stellte er keine dummen Fragen. Mit Sicherheit besaß der Braunhaarige mehr Feingefühl, wie sonst einer.
 

Dennoch hatte er ein wenig Angst vor der Begegnung. Nach all den Jahren sollte er plötzlich vor seiner Haustür stehen und um Asyl bitten? Er war echt weit gesunken.
 

„An deiner Stelle würde ich es mir überlegen. Oder du pennst eine Nacht unter der Brücke.“, scherzte der Russe und wieder hörte er sein Lachen. – Ätzend.
 

„Ist okay. Vielen Dank, für dein Nichtstun!“
 

„Ey!“, hörte man nur noch, bevor Kai ruckartig das Gespräch abwürgte.
 

Missmutig verstaute er sein Smartphone wieder in der Hosentasche, bevor er sich müde über sein Gesicht fuhr. Noch einmal kurz durch die Haare mit der einen Hand und schon schulterte er sich seine Sporttasche.
 

Auf ging‘s,… zu einem der ehemaligen Blade Breakers. – Kenny.
 


 

Je weiter er aus dem Industriegebiet herauskam, desto zunehmend leiser wurde es auf den Straßen. Das Zentrum hatte er absichtlich umgegangen. Dort war selbst nachts immer etwas los und er hatte keine Lust durch angeheiterte Menschenmassen zu pilgern.
 

Normalerweise hätte er sich auch ein Taxi nehmen können. Geld hatte er zuvor in der Einkaufsmeile des Flughafens umtauschen lassen. Nicht allzu viel, aber gerade so, dass er locker eine Woche damit auskam.

Aber ihm war die angenehme Luft gerade Recht. So konnte er seine Gedanken noch einmal überarbeiten und sortieren.
 

Er fand es merkwürdig endlich wieder heimatlichen Boden berühren zu können. Hatte er damals gedacht, nie wieder hier hin zurückzukehren. Es waren einfach zu viele Ereignisse geschehen, die er eigentlich tief in einer Truhe verschlossen hatte und gewollt war, diese nie mehr heraus zu lassen. Und jetzt? Jetzt hatte er die Konfrontation direkt vor der eigenen Nase.
 

Apropos… direkt vor der Nase…
 

Kai blieb stehen und sein Körper wandte sich zu seiner rechten Seite. Er stand nun vor dem kleinen Imbiss, den Kennys Eltern anscheinend immer noch betrieben. Die Rollläden waren allesamt bis auf den Boden heruntergelassen worden. Kein Licht brannte. Es war eine beängstigende Totenstille in dieser Gasse.
 

Der Graublauhaarige trat näher an die Haustür und suchte die Klingel der Personen. Als er ihn jedoch gefunden hatte, konnte er sich nicht wirklich dazu entschließen diesen auch zu betätigen.

Es war mittlerweile nach vier Uhr und er bezweifelte, dass er freundlich begrüßt werden würde, wenn er jetzt um diese Uhrzeit klingeln würde.
 

Aber was genau blieb ihm anderes übrig? Wenn er wirklich nicht unter der Brücke schlafen wollte, dann war Kenny der einzige Joker, den er hatte. – Dafür aber dann das gesamte Haus aufwecken?
 

Unentschlossen holte er erneut sein Smartphone heraus und wischte mit seinem Finger über den Display. Auf der richtigen Desktopseite berührte er dann das Icon des Internet Explorers.
 

Um eben nicht das gesamte Haus aufzuwecken, hoffte er Kennys Handynummer im Online-Telefonbuch zu finden. Er selber hatte sie leider nicht mehr.

Allgemein hatte er keine Nummern seiner ehemaligen Freunde. Aufgrund dessen, dass er sich so ein Kommunikationsgerät erst zugelegt hatte, als er sich in Russland niedergelassen hatte.

Ivan und Bryan hatten ihn schlussendlich dazu überredet sich so eines zu kaufen. Es diente ja ausschließlich dafür, dass man sich rechtzeitig untereinander verständigen konnte. Nun ja. Im Nachhinein hätte er es lieber nicht getan. Die ersten Wochen mit dem neuen Smartphone hatte er immer wieder fragwürdige Kurznachrichten und Anrufe bekommen. Vor allem die Anrufe hatten ihn gestört, da diese meistens mitten in der Nacht ankamen… - Irgendwann hatte er das Teil dann auf lautlos gestellt und am darauffolgenden Tag hatte er erfahren, dass Yuriy hinter den ganzen Aktionen steckte, um sich offenbar einen Spaß zu erlauben.
 

„Ah.“, kam es von Kai, als er tatsächlich einen Kenny Saien gefunden hatte.
 

Schnell hatte er mit ein paar wenigen Bewegungen die Nummer kopiert, den Android Browser geschlossen und diese ins Eingabefeld eingefügt. Ohne zu zögern tippte er auf das grüne Hörersymbol und hielt sich sein Handy ans Ohr.
 

Erst beim zweiten Freizeichen fiel ihm auf, dass er gar nicht wusste wie er eigentlich anfangen sollte. Ein ‚Hi Kenny. Ich bin’s Kai. Kannst du Mal die Tür aufmachen? Ich steh grad davor und möchte ungern deine Eltern aufn Plan rufen.‘ wäre sehr unangebracht.
 

Doch genau konnte er sich das leider nicht mehr überlegen und zusammenreimen. Denn schon nach dem vierten Dröhnen schien er abzunehmen.
 

„Oh manno, man. Wer ruft denn um diese Uhrzeit noch an…“, hörte der Graublauhaarige den anderen Gesprächspartner müde aufstöhnen, „Bitte, sag mir nicht dass du es bist, Takao…“
 

„Nein.“, antwortete er und fand den Anfang dieses Telefonats noch nicht einmal unsagbar schlecht.
 

„‘Tschuldigung…wer ist da?“, nuschelte er wohl im Halbschlaf.
 

Okay,… dass er ihn aufgrund seiner Knappheit nicht gleich erkannt hatte, machte die ganze Sache dann doch etwas schwerer.
 

„Kai.“, sagte er erneut knapp und deutlich schnell.
 

„Ach so…Kai… … was KAI?! Eh…“
 

Soeben hatte wohl sein Gehirn wieder angefangen richtig zu arbeiten. Es sei ihm gegönnt um diese Uhrzeit.
 

„Sorry, für die späte Störung.“
 

„Eh… ach, macht doch nichts… bist… bist du’s wirklich?“
 

Am liebsten würde er es verneinen und wieder auflegen. Aber er erinnerte sich schnell daran, weswegen er hier sein musste und nun eben eine Übernachtung brauchte. War ja nur für diese eine Nacht…
 

„Wer soll’s denn sonst sein?“
 

Diese Scheinfrage schien ihn überfordert zu haben, denn es kam keine Antwort zurück. Also beschloss der junge Mann noch einen Schritt weiterzugehen.
 

„Hör mal, Kenny… tut mir wirklich leid für den späten Anruf, aber ich sitz zurzeit in einer ungewollten Situation.“
 

„Und die wäre?“
 

„Müssen wir das am Telefon besprechen? Ich steh gerade vor dem Imbiss und es wäre nett, wenn du mich eben Mal reinlassen könntest.“
 

Ohne eine weitere Antwort des Ex-Blade Breakers wurde das Telefonat abgebrochen. Hatte er ihn mit dieser Frage jetzt überrumpelt? Hätte er es doch anders angehen sollen? – Aber vermutlich wäre alles, was er hätte sagen können, irgendwie schräg bei ihm angekommen.
 

Doch plötzlich wurden die Rollläden in einem Affenzahn hochgezogen und die Tür des Imbisses öffnete sich.
 

Kai sah nun selbst überrascht aus. Damit hätte er nun wirklich nicht mehr gerechnet.
 

„Du bist echt hier…“, sagte der Braunhaarige leicht verdutzt und schüttelte langsam den Kopf, als ob er es nicht glauben konnte.
 

„Denkst du ich mach‘ mir daraus einen Spaß?“
 

„Nein, nein. Nicht doch.“, erwiderte er nun vehement und lachte verhalten, „Komm erst einmal rein und dann erklärst du mir erstmal alles.“
 

Kai nahm eher unbeteiligt seine Tasche und verstaute sein Handy abermals wieder in seiner Jeanshose. Langsam, als hätte er genügend Zeit, schritt er dem nun erwachsenen jungen Mann hinterher, als dieser ihn durch den Imbiss navigierte.
 

Im Wohnraum angekommen zog er seine Schuhe aus, während Kenny ihm andeutete, dass er ja bloß leise sein sollte, damit seine Eltern nichts mitbekamen. Es schien so, als wäre seine Mutter immer noch die Furie von damals geblieben.
 

Auf ganzer Linie waren sie leise gewesen und erreichten endlich das kleine, aber doch bequeme Zimmer des Braunhaarigen. Nachdem er hindurch war schloss der andere vorsichtig die Tür, die jedoch ein bisschen knarrte. Doch es schien keiner davon wach zu werden und somit war zumindest die erste Hürde geschafft…
 


 

* * *
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wieder einen wunderschönen guten Morgen ;)
Ja, dieses Kapitel beeinhaltet viele Telefonate xDD Das war eigentlich gar nicht geplant...
Auch der frühzeitige Aufenthalt bei Kenny... war nicht geplant gewesen xD Kai sollte normal erst später auf ihn treffen, aber... shit happens... ich hab nämlich auch die Zeitverschiebung vergessen X'DDD - Demnach musste der "Chef" also hier ran :P
Ich werde wohl jetzt ein wenig von meiner ehemaligen Storyline abweichen - nur minimal - um dann wieder auf meine Spur zu kommen. Ansonsten ist alles fürn Arsch x'D

Ich hoffe euch hat dieses Kapitel dennoch gefallen, auch wenn diesmal (glaube das erste Mal oô) keine Vergangenheitsszene drin vorkam. Aber das ändert sich bald wieder ;) Definitiv stehen ja noch einige aus, um das Puzzle rund um das Dreieck Takao, Kai und Hiromi zu lösen^^

Bis auf bald und
ich freue mich über euer Feedback ;)
Lg eure KatieBell :3
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2016-01-19T22:10:56+00:00 19.01.2016 23:10
Ich find das echt lustig das Yuriy vergessen hat ein Hotel oder so zu buchen xD (bzw das du die zeitverschiebung auch vergessen hast und es nun dazu gekommen ist)
Toll wie Yuriy ihn einfach aufzieht und sich einen Spaß daraus macht, einfach nur köstlich. Genauso wie er dann über seinen Schatten springt und wirklich zu Kenny nach Hause geht und ihn anruft.
Mich hat es überhaupt nicht gestört das so viele telefonate drin vorkamen, hat alles super gepasst so :D
Bin gespannt was Kai, Kenny so erzählt und anderes herum. Genauso was da in diesem Puzzle rund um das Dreieck von Takao, Kai und Hiromi noch raus kommt, ich hoffe ncht das Takao und Hiromi zusammen sind :O :X


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