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Pokémon - Die Hoenn-Abenteuer

Road to be a Pokémon Master
von

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The 2nd Special: Die Entstehung der Pokémon Force

Ein kleiner Rückblick: Schon einige Monate ist es her, seit unser Held der Geschichte, Takeshi Rudo, sein neues Zuhause in Hoenn, Wurzelheim, verlassen hat, um ein Pokémon-Meister zu werden. Stets begleitet von seinem treuen Pokémon Hydropi, das sich später zu Moorabbel weiterentwickelte, erlebte er die spannendsten Abenteuer und fing sich viele neue Pokémon. Nicht zuletzt aber auch durch seine Freunde, die er auf seiner Reise kennen lernte. Zum einen Jeff, den Wasser-Pokémon-Trainer, den Takeshi in Faustauhaven traf, und Kira, den Feuer-Pokémon-Trainer, den beide zusammen in der Nähe von Bad Lavastadt kennen lernten. Seitdem sind die drei unzertrennlich und die besten Freunde. Takeshi ist mittlerweile schon im Besitz von ganzen 5 Orden, was ihn nur noch 3 Orden von der Qualifikation an der Hoenn-Liga trennt. Dabei wird er stets von dem einen Wunsch angetrieben...der Beste zu sein. Doch es gibt dabei 3 ganz besondere Trainer, die Takeshi immer wieder fordern und bis an seine Grenzen stoßen lassen. Zum einen seine gute Freundin Maike, die Tochter von Professor Birk, mit der Takeshi sich damals in Wurzelheim das Versprechen gab, dass sie beide eines Tages Pokémon-Meister werden würden. Zwar ist Maike Takeshis Rivalin, doch beide mögen sich insgeheim wirklich sehr und die Freundschaft zwischen den beiden fördert diese Sympathie natürlich nur noch mehr. Doch auf der anderen Seite sind da Takeshis ärgste Rivalen, gegen die er jedes Mal aufs Neue all seine Fähigkeiten aufbringen muss, um überhaupt eine Chance zu haben. Bei diesen zwei Rivalen von Takeshi handelt es sich um keine geringeren als um Tojo, den altägyptischen Jungpharao von Nagan, dessen Geschichte im ersten Special genauestens erzählt wurde, und um Shio, den mysteriösen, verschlossenen Jungen aus der Organisation, die sich Pokémon Force nennt.

Diese Geschichte schließt nahtlos an die Ereignisse von Episode 80 an, in der Shio im Kampf gegen Tojo ein Unentschieden hinnehmen musste. Seitdem sind 2 Tage vergangen.
 

Zur Zeit befinden sich Shio und sein Freund Yuji auf Route 110, nicht mehr weit entfernt von ihrem eigentlichen Ziel Graphitport City, wo sie in das Trainingslager von Shios Vater müssen, in dem eine Konferenz der Pokémon Force-Organisation stattfinden wird. Diese Konferenz findet alle 4 Monate statt, und soll dem Kopf der Organisation, Shios Vater, zeigen, was alle Mitglieder im Laufe der Zeit erreicht haben.

Doch im Moment sind sowohl Shio als auch Yuji in jeweils einen Pokémon-Kampf gegen etwas jüngere und unerfahrenere Trainer verwickelt. Shio steht gerade zusammen mit seinem Scherox einem kleinen Jungen mit einem Blanas gegenüber, während Yuji mit seinem Kecleon gegen das Kicklee eines ebenfalls jungen Trainers kämpft.

Shio stand völlig gelangweilt mit verschränkten Armen da, ohne auch nur einen Blick auf das Kampfgeschehen zu richten, da Scherox ohnehin gerade am Gewinnen ist.

„Du böser Grobian. Dir zeigen wir es...Los, Blanas! Noch einmal Kugelsaat!“, rief der kleine Junge nun böse, woraufhin sein Blanas energisch schrie: „Blaaa!“ Aus Blanas Blatt am Kopf kamen urplötzlich Unmengen von Kugeln herausgeschossen, die rasend schnell auf Scherox zuflogen. Erst jetzt richtete Shio einen kleinen Blick aufs Kampfgeschehen und sagte mit verächtlichem Ton: „Hm? Jämmerlich...Scherox?“ Auf diese eher nach eine Frage klingenden Aufforderung sagte Scherox energisch: „Rox! Scherox!“ Daraufhin löste sich Scherox wie in Luft auf und war verschwunden, wodurch die Kugelsaat-Attacke voll ins Leere ging. Scherox tauchte nun aus dem Nichts genau hinter Blanas wieder auf, weswegen der Junge erschrocken rief: „Ahhh! Es ist hinter dir, Blanas.“ „Blana? Blanas?“, fragte Blanas daraufhin starr vor Angst.

Mit ziemlich gelangweilt klingender Stimme sagte Shio daraufhin: „Scherox...Metallklaue!“ Blanas drehte sich nun schnell um, doch dies reichte zeitlich nicht mehr, um Scherox’ Angriff auszuweichen. Die rechte Klaue von Scherox begann zu leuchten, und dann rammte es mit aller Wucht seine Klaue in Blanas Bauch, wodurch dieses voll gegen einen Baum krachte und K.O. ging. „Blanas! Neeeiiin!“, schrie der Junge nun verzweifelt und traurig zugleich, während Shio die Augen schloss und mit ernster Stimme sagte: „Damit die Leute auf der Welt in Frieden leben...“ Daraufhin richtete Shio einen spöttischen Blick auf den kleinen Jungen und sagte auf niederschmetternde Weise: „Und jetzt zu dir, Kleiner. Mach dich am besten vom Acker! Du hast doch gesehen, dass du eine Niete bist. Gib das Training für immer auf! Du bist nur ein kleiner Schwächling, der es mit seinen ebenso schwachen Pokémon niemals zu etwas bringen wird. Als wir mit dem Kampf begonnen haben, hast du irgendwas von wegen Pokémon-Meister geschwafelt. Tse, nichts als Illusionen...Du hast jetzt gesehen, dass es Leute gibt, die eine Kraft haben, von der du nicht mal zu träumen gewagt hättest. Na los! Lass das Pokémon-Training! Was hast du schon davon? Dein schwaches Blanas würde dich eh nur wieder enttäuschen. *Stimme heb* Als Trainer hast du KEINE ZUKUNFT.“

Der Junge bekam auf einmal Tränen in den Augen und rannte weinend davon, ohne sein Blanas mitzunehmen, wobei er voller Trauer rief: „Wuuäähh! Doofes Blanas. Jetzt werde ich niemals ein guter Trainer. Ich gebe es für IMMER auf.“ Als Blanas wieder aufwachte, war sein kleiner Trainer schon längst weg. Auch Blanas hatte nun Tränen in den Augen, während Shio mit einem leisen, zufriedenen Lachen sagte: „Hehehe...Was dich betrifft, Blanas...Du kannst nun gehen, wohin du willst. Du bist wieder ein freies Pokémon. Glaub mir! Geh, wohin du willst, aber lass dich nie mehr von einem Menschen fangen! Du hast die heilende Mission der Pokémon Force jetzt schon hinter dir. Doch bis wir die ganze Welt geheilt und die Rassen Menschen und Pokémon getrennt haben, ist es noch ein sehr langer Weg. *seufz*“ Blanas rannte nun heulend davon.
 

Unterdessen im Kampf zwischen dem anderen Jungen und Yuji:

Energisch befahl der Junge seinem Pokémon „Los, Kicklee! Sprungkick!“, woraufhin Kicklee in Richtung Kecleon sprang und zum Tritt ausholte. Dann schleuderte es mit voller Wucht seinen Fuß nach vorne, als Yuji plötzlich rief: „Mach dich unsichtbar, Kecleon!“

Kecleon, das chamäleonähnliche Pokémon, machte sich nun praktisch unsichtbar. Doch dies wirkte nur so, weil es sein äußeres Erscheinungsbild lediglich an die Umgebung anpasste. Da der gegnerische Trainer allerdings noch unerfahren war, bemerkte er nicht, dass bei dieser speziellen Fähigkeit eines Kecleons trotzdem noch der rote Strich auf seinem Bauch sichtbar bleibt. Kicklee trat, da es ebenso irritiert wie sein Trainer war, also voll ins Leere, während Kecleon sich nun von hinten anschlich. Sichtlich zufrieden rief Yuji daraufhin: „Hahaha! Schlitzer!“ Kecleon machte sich nun wieder sichtbar, und fuhr seine scharfen Krallen aus. Dann schlitzte es damit an Kicklees ganzem Rücken entlang, was Kicklee so sehr wehtat, dass es ohnmächtig umfiel und davor noch leise sagte: „Kick...lee...“
 

Enthusiastisch sprang Yuji nun in die Luft und sagte: „Jaappaa! Tja, mein Süßer...Hast du gesehen? Das war ne reife Leistung...von mir, hahaha! Du taugst schließlich zu gar nichts. Na los, hopp, hopp! Verschwinde schon! Und denk bloß nicht, du hättest das Zeug zu einem Trainer! Du bist nur ein elender Verlierer, Schätzchen. Versuch’s in 30 Jahren noch mal, hahahaha! Dein Kicklee kannst du gleich hier in der Wildnis lassen. Als wildes Pokémon ist es besser dran.“

Auch dieser arme, kleine Junge, der Opfer von Shios und Yujis überragenden Kampffähigkeiten und ihrem Psychogequatsche wurde, fing nun zu weinen an und rannte weg, während er rief verzweifelt rief: „Ahhh! Das ist doch bescheuert. Pokémon sind doof...Ich hasse dich, Kicklee. Nie wieder Pokémon.“ Kicklee blieb also, wie auch Blanas, völlig allein zurück.
 

Yuji schaute dem Jungen indessen mit einem teuflischen Lächeln hinterher und sagte lachend: „Hahaha! Ich liebe diesen Psychoterror. Tut mir ja irgendwie auch Leid, dass gerade die richtig kleinen Kinder so oft von uns fertig gemacht werden, aber was soll man machen? Wir sind eben die Pokémon Force.“ „Lass bloß keine Zweifel aufkommen, Yuji!“, forderte Shio darauf, woraufhin er mit ernster Miene fortfuhr: „Wir machen alles richtig. Man muss das Übel an der Wurzel packen! In unserem Fall ist das die Jugend. Wenn wir eines Tages, und sollte es auch noch so viele Jahre dauern, die Jugend der ganzen Welt davon überzeugt haben, dass Menschen und Pokémon unabhängig voneinander leben sollten, dann wird es bald kein Zusammenleben dieser beiden Rassen mehr geben. Denn die alten Leute, die noch Pokémon besitzen werden, werden kein großes Problem mehr darstellen, sobald sie sterben. Mein Vater ist ein genialer Mann. Er hat alles von Anfang an genauestens geplant. Wenn wir uns weiterhin, wie bisher, größtenteils die Jugend vorknöpfen, dann werden wir schon bald unser großes Ziel erreicht haben. Jeder, der noch nicht erwachsen ist, läuft Gefahr, durch unsere kämpferischen Fähigkeiten in einem Pokémon-Kampf so extrem gedemütigt und durch unser Eingerede auf die Psyche so verzweifelt zu werden, dass diese Person freiwillig nichts mehr mit Pokémon zu tun haben will...Wir selbst sind zwar auch noch Kinder, aber wir sind sehr viel reifer als andere in unserem Alter und unsere Fertigkeiten als Trainer übersteigen jetzt schon das, was viele erwachsene Trainer drauf haben. Hehehe...Hahahaha! Zum Schluss, kurz vor der Konferenz, haben wir noch mal gute Arbeit geleistet. Aber jetzt lass uns gehen, Yuji!“

Yuji: „Jaappaa! Graphitport City wartet auf uns. Unsere Heimatstadt und Geburtsstätte unserer geliebten Pokémon Force.“
 

Und so machten sich Shio und Yuji also wieder auf den Weg. Etwa eine halbe Stunde verging, bis sie schließlich durch das nördliche Stadttor von Graphitport City traten und ihr Ziel endlich erreicht hatten. Sofort schlugen sie den Weg nach Westen ein, denn das Trainingslager der Pokémon Force liegt etwas abseits von der eigentlichen Stadt in einem längst lahmgelegten Industriegebiet. Doch auf dem Weg dorthin schauten sich Shio und Yuji freudig um. Mit einem ganz sanften Lächeln, wie man es von dem sonst so seriösen Shio überhaupt nicht kennt, schaute er sich fröhlich um und grüßte freundlich jeden aus Graphitport City, den er kannte. Zwar hat sein Vater sich durch seine Vergangenheit keinen Namen gemacht, doch Shio war schon früher immer ein lieber Junge, den viele aus der Stadt kannten und gern hatten.

Fast schon träumerisch schwärmte Shio vor sich hin: „Ach ja...Graphitport City ist zwar eine Handelsstadt, aber die Atmosphäre hier wirkt immer so beruhigend...Liegt wohl auch daran, dass es am Meer liegt. Es ist so friedlich...“ „Ohohoho...“, lachte Yuji jedoch auf einmal, während er ganz dämlich dreinschaute, bis er schließlich fortfuhr: „Du wirst ja auf einmal so sentimental, Shioleinchen. Hahaha! Dass du auch ne sanfte Seite hast...“ Seufzend erwiderte Shio darauf: „Oh Mann...Sei doch einfach ruhig, Yuji!“

Yuji: „Hehehe...Früher warst du auch noch netter...Aber egal...Du wirkst auf einmal so fröhlich. Bist du froh, wieder hier zu sein oder was?“ Mit nachdenklicher Miene schwenkte Shio mit seinen Blicken umher und erwiderte: „Ja, ich glaube schon. Ich habe mein Leben hier verbracht, bis mein Vater die Pokémon Force ins Leben rief...Das war der Beginn unserer langen Reise, Yuji. Ich finde es schön, nach langen Reisen immer mal wieder hierher zurückkehren...Auch wenn meine Familienverhältnisse vor etwa 2 Jahren am Tag unseres Aufbruchs nicht gerade toll waren...“
 

Shio schien auf einmal ganz geknickt und schaute traurig auf den Boden, während er vorwärts ging. Seine grauen, schräg abstehenden Haare verdeckten dabei seinen traurigen Blick. Ziemlich besorgt darüber, fragte Yuji: „Hey! Ist alles okay bei dir, Shio?“ Zögerlich entgegnete Shio: „Ja, ja...Mir...geht’s gut. Komm! Beeilen wir uns! Es ist nicht mehr weit.“

Immer noch mit nach unten gerichtetem Blick fing Shio auf einmal an, loszurennen und zwar weiter in Richtung Westen. Yuji nahm ebenfalls die Beine in die Hand und rief Shio vergebens hinterher, dass er nicht so schnell rennen und warten solle. Einige Zeit verging, bis Shio und Yuji schließlich in dem abgelegenen Industriegebiet ankamen. Dort befanden sich unzählige, riesige Einrichtungen und Anlagen, die sehr futuristisch aussahen. Ebenfalls auffällig war, dass fast überall Kampfplätze für Pokémon-Kämpfe waren, die vermutlich dem Training der Pokémon Force-Mitglieder dienen sollten. Auf allen Plätzen verteilt waren junge Mitglieder der Organisation, die ihre Fähigkeiten als Trainer in Kämpfen mit anderen Organisationsmitgliedern erprobten.

Shios Blick wurde nun wieder sehr ernst, denn er wusste, dass er nicht zum Spaß hier war. Zusammen mit Yuji begrüßte er die meisten Mitglieder der Pokémon Force im Vorbeigehen mit einem kurzen „Hallo“, während einige der anderen Mitglieder sich sogar kurz vor den beiden höflich verneigten, um ihren Respekt vor den ranghöchsten Mitgliedern der Pokémon Force zu offenbaren. Shio und Yuji verschwanden nun in dem größten der vielen Gebäude.

Drinnen angekommen, begaben sie sich zu einer Rezeption, um sich Auskunft darüber geben zu lassen, wo sich Shios Vater aufhält. Sie bekamen die Antwort, dass dieser sich im 7. Stock des insgesamt 10-stöckigen Hauptgebäudes des Pokémon Force-Hauptquartiers aufhalte. Sofort begaben sich die zwei also zum nächsten Fahrstuhl. Als sie hineingingen, drückte Shio den Knopf für den 7. Stock. Nachdem sich die Fahrstuhltür geschlossen hatte, lehnte sich Shio mit dem Rücken gegen die Wand, schloss die Augen und verschränkte die Arme.

Yuji: „Hm...Dein Vater wird sich sicher freuen, dich wiederzusehen.“ Mit ziemlich verbissener Stimme meinte Shio daraufhin: „Anfangs vielleicht...Aber sobald er mit Hilfe meines Poké-Scanners herausfindet, dass ich 4 Mal unentschieden gekämpft habe, wird er schockiert sein...Rrhh...Diese Scheiße habe ich nur Takeshi und Tojo zu verdanken.“
 

Der Lift kam nun im 7. Stock an, und die beiden stiegen aus. Anschließend gingen sie durch einen langen Gang, bis sie schließlich am Ende des Ganges auf eine Tür stießen. Nachdem die zwei die Tür geöffnet hatten und eingetreten waren, befanden sie sich in einem weiteren, langen Gang, dessen Wände, die Decke und der Boden nur aus durchsichtigem, aber belastbarem Glas bestanden. Diese Glasfassade war von Nöten, weil etwa 10 Meter unter diesem schleusenartigen Glasdurchgang eine riesige Trainingshalle war, die man somit, wenn man in diesem Gang stand, komplett überblicken konnte.

Shio und Yuji gingen durch den Gang, während sie zur Seite durch das Glas schauten und viele Mitglieder der Pokémon Force in der Trainingshalle mit ihren Pokémon trainieren sahen. Etwa in der Mitte des Ganges blieben sie neben einem schlanken Mann stehen und schauten, wie er, herab zu den Trainingsplätzen. Der Mann, neben den sich Shio und Yuji gestellt hatten, hatte schwarze, schräg abstehende Haare und einen kleinen Bart am Kinn. In Hinsicht auf seine Klamotten trug er ein graues, eng anliegendes Hemd, auf dem ganz fett mit einem violetten Farbton geschrieben stand: PF. Dieses PF stand für Pokémon Force. Über diesem grauen Hemd trug er eine schwarze, offene, lockere Weste, während er an seinen Händen schwarze, eng anliegende Handschuhe anhatte, so ähnlich wie bei Shio, bei denen jedoch die Hälfte jedes Fingers nackt herausschaute, weil es keine vollständig zugenähten Handschuhe waren. Außerdem trug der Mann eine graue, eng anliegende Hose und schwarze Schuhe.
 

Ohne auch nur einmal zur Seite geschaut zu haben, schien der Mann zu wissen, welche Personen sich da gerade neben ihn gestellt hatten, weswegen er schließlich mit einem zufriedenen Lächeln sagte: „Hehehe...Na, wenn das mal nicht meine Topmitglieder Shio und Yuji sind...“ Mit einem völlig begeisterten Blick drehte sich Yuji nun in die Richtung des Mannes, stellte sich ganz gerade hin und hielt sich seine gestreckte, rechte Hand schräg an den Kopf, so wie Matrosen, die ihren Schiffskapitän begrüßen.

Total förmlich sagte Yuji nun: „Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Herr Fukiyama. Wir sind wieder da, wie Sie sehen.“ Daraufhin sagte der Mann ganz bescheiden: „Na, na...Nicht so förmlich, Yuji! Du weißt, ich habe all meinen Mitgliedern erlaubt, mich bei meinem Vornamen zu nennen! Jeder hier darf mich Daisuke nennen. Bei unserer Mission spielt es keine Rolle, wer erwachsen ist und wer nicht. Es geht einzig und allein darum, dass wir alle unseren Job gut machen, auf Förmlichkeiten lege ich keinen großen Wert, solange wenigstens der Respekt vorhanden ist. Und was ist mit dir, Shio? Willst du mich etwa gar nicht begrüßen?“

Shio schaute immer noch ernst nach unten in die Trainingshalle, bis sich schließlich sein Blick zu Daisuke wandte, er ein sanftes Lächeln auflegte und sagte: „Hallo.....Vater.“
 

Nun wissen wir es also. Der Mann, neben dem Shio und Yuji stehen, ist kein geringerer als Daisuke Fukiyama, Vater von Shio und Gründer der Pokémon Force.

Freudig sagte Daisuke nun: „Hehe...Hallo, mein Sohn. Ich hoffe doch stark, dass ihr auf eurer Mission erfolgreich wart. Ihr seid meine beiden Toptrainer, ihr werdet ein Beispiel für all unsere Mitglieder sein, sowohl für die neuen als auch für die, die schon länger dabei sind und die euch trotzdem nicht das Wasser reichen können.“ „Gh, gh...“, knurrte Shio nun verunsichert vor sich hin, weil es ihm peinlich war, so gelobt zu werden, obwohl er nach seiner eigenen Ansicht gegen Takeshi und Tojo völlig versagt hatte.

Fordernd sah Daisuke die beiden nun an und sagte: „Shio, Yuji...Begebt euch schon mal in den großen Konferenzraum im obersten Stockwerk! In etwa einer Stunde wird die Konferenz beginnen. Ich werde solange Durchsagen machen und alle Mitglieder in dem gesamten Trainingslager aufrufen, sich umgehend in den Konferenzraum zu begeben. Unsere Organisation ist stark gewachsen, es könnte also eng werden. Mittlerweile haben wir 5000 Mitglieder, fast alles junge, aber auch etwas ältere Trainer. Hehehe...Wenn sich in dem Tempo noch mehr Mitglieder unserer Pokémon Force anschließen, dann wird unser Traum eines Tages Wirklichkeit. Die Rassentrennung von Menschen und Pokémon...“

„So ist es, Vater. Nur so kann die Welt in absoluter Harmonie und Frieden existieren.“, stimmte Shio seinem Vater absolut zu, der daraufhin zufrieden sagte: „So ist es richtig, mein Sohn. Auch deine Mutter wird eines Tages einsehen, dass wir Recht hatten, und dann wird sie zurückkehren. Verlasse dich darauf, Shio! Und nun geht!“ „Ja, Vater...“, erwiderte Shio förmlich, während er ganz enttäuscht zu Boden sah.
 

Yuji und Shio gingen nun aus dem Gang heraus, um sich wieder zu dem Fahrstuhl zu begeben. Dabei bemerkte Yuji erneut, dass Shio sehr geknickt zu sein schien, weswegen er verunsichert fragte: „Hey! Was ist los mit dir? Du wirkst schon wieder so bedrückt.“

Shio: „Es ist nur...Ach, vergiss es einfach, okay, Yuji?“ „Wenn du meinst...“, erwiderte Yuji unzufrieden, weil er genau wusste, dass Shio selten bis gar nicht über seine Gefühle sprach. Die beiden stellten sich nun in den Fahrstuhl und fuhren bis ganz nach oben in den 10. Stock.

Unterdessen begab sich Daisuke, Shios Vater, in einen Kontrollraum mit großen Fensterscheiben. Von da aus konnte er das gesamte Trainingslager der Pokémon Force überblicken. Mit einem speziellen Megafon, dessen Lautstärke so groß war, dass man eine Durchsage im gesamten Trainingslager hören konnte, gab Daisuke nun eine Durchsage durch, und forderte alle Pokémon Force-Mitglieder auf, sich umgehend in den 10. Stock des Hauptgebäudes zu begeben, damit die alle 4 Monate stattfindende Konferenz stattfinden konnte, zu der alle Mitglieder natürlich schon, wie auch an den vielen Trainingsplätzen zu sehen war, stundenlang vorher angereist waren.

Einige Zeit verging, und alle Mitglieder der Pokémon Force stürzten sich ins Hauptgebäude. Während diese mit Fahrstühlen und Treppen auf dem Weg zum 10. Stock des Gebäudes waren, befanden sich einzig und allein Shio und Yuji in dem riesigen Konferenzraum. Dieser Raum war riesig, verfügte aber über keinerlei Einrichtungsgegenstände wie Tische oder Stühle, um ausreichend Platz für alle Pokémon Force-Mitglieder zu gewährleisten. Dennoch gab es zwei Besonderheiten an diesem Raum. Zum einen befand sich ganz hinten im Raum ein großes, bühnenartiges Podium, in dessen Mitte ein altarähnlicher Tisch mit einem Mikrofon stand. Von dort aus würden vermutlich Ansagen an die Mitglieder gerichtet werden. Die weitere Besonderheit dieses Raumes war, dass der Raum fast schon 20 Meter hoch war und dass die Decke des Raumes eine gewaltige, runde Glaskuppel war.

Während Shio und Yuji wartend herumstanden, betrat nun Daisuke den riesigen Konferenzraum, noch bevor die anderen Mitglieder eintrafen. Langsam ging er auf die beiden zu, bis er neben Shio stehen blieb und forderte: „Ihr beiden...kommt mit! Ihr werdet die Konferenz das erste Mal zusammen mit mir auf dem Podium erleben. Schließlich...seid ihr ja meine ranghöchsten Mitglieder, hehehe...“ „Was? Ist das dein Ernst, Vater?“, fragte Shio nun erstaunt, worauf Daisuke erwiderte: „Natürlich. Seit den Vorfällen von damals und meiner blamablen Trainerkarriere beliebe ich kaum noch zu scherzen. Also los!“ Mit einer total dämlichen Grimasse und völlig pathetischer Stimme rief Yuji daraufhin euphorisch: „Uuuooohhh! Das ist ja suuupeeer! Ohohohoho!“ Etwas irritiert nahm Shio ein wenig Abstand von Yuji und guckte fast schon etwas angeekelt, wobei er ganz leise vor sich hin sagte: „Oh Mann...So ein Hohlkopf. Yuji wird von Tag zu Tag dämlicher. Äh, hehehe...“
 

Zusammen begaben sich also Daisuke, Shio und Yuji zu dem Podium und betraten es an den seitlich gelegenen, kleinen Treppchen. Nur wenige Sekunden vergingen, bis schließlich die ersten Mitglieder der Organisation in den Konferenzraum eintraten. Etwa eine halbe Stunde dauerte es, bis sich schließlich alle Mitglieder in dem riesigen Raum eingefunden hatten. Insgesamt waren es tatsächlich um die 5000 Mitglieder, die aufgrund der Größe des Konferenzraumes dennoch alle hineinpassten. Alle standen in Massen da, tuschelten untereinander und drängelten etwas, weil es bei 5000 Leuten in nur einem Raum doch etwas eng wurde. Dieser Massenauflauf von Menschen erinnerte stark an ein ausverkauftes Konzert, doch der Konferenzraum, der aufgrund seiner Breite und Höhe ausreichte, glich schon fast so einer Konzerthalle.

Auffällig war, dass alle Mitglieder der Organisation die gleichen Klamotten anhatten, wie Shio: Ein eng anliegendes Hemd und eine eng anliegende Hose mit grau-violetter Färbung, sowie die violetten, ebenfalls eng anliegenden Handschuhe, bei denen in der Innenfläche dick mit grauer Färbung PF stand. Nur Yuji tanzte natürlich aus der Ruhe, da er schon immer, auch seit der ersten Begegnung mit Takeshi, nur mit einem ärmellosen, weißen T-Shirt und einer kurzen, grünen Hose gekleidet herumläuft.
 

Während Shio und Yuji, beide ernst schauend und mit verschränkten Armen, rechts neben dem altarähnlichen Tisch mit dem Mikrofon auf dem Podium, welches im gesamten Raum nicht zu übersehen war, standen, stellte sich Daisuke genau vor diesen Tisch, um das Mikrofon zu benutzen und somit die Konferenz zu beginnen. Er näherte sich langsam mit dem Mund dem Mikrofon, bis er schließlich mit seiner Rede begann, welche jedoch einen seltsamen Anfang hatte und ein bisschen an das „Amen“ in einem Gottesdienst erinnerte.

„Damit die Leute auf der Welt in Frieden leben...“, sagte Daisuke mit ruhiger, entspannter Stimme ins Mikrofon. Daraufhin sprachen alle 5000 Mitglieder, inklusive Shio und Yuji, ebenfalls ganz laut aus: „Damit die Leute auf der Welt in Frieden leben...“

Daisukes Gesicht zierte nun für einen kurzen Augenblick ein fieses Lächeln, das vermutlich daher entstand, weil er es genoss, die Kontrolle über 5000 Mann zu haben, die ihm gehorchten und nachsprachen, wie einem Pastor in einer Kirche.
 

Doch bald wurde sein Blick wieder ernst, bis er schließlich sehr förmlich und sachlich fortfuhr: „Ich begrüße euch alle, Mitglieder unserer geliebten Organisation, der Pokémon Force. Wir haben uns heute alle zusammengefunden, um unsere alle 4 Monate stattfindende Konferenz abzuhalten, welche die Ergebnisse eurer Arbeit der vergangenen 4 Monate zusammenfassen und archivieren soll. Wie ihr alle wisst, hat unsere Organisation vor 2 Jahren ihren Anfang genommen und sich ein sehr hohes Ziel gesetzt...Die Rassentrennung von Menschen und Pokémon. Wir wissen alle, dass Pokémon Menschen nur enttäuschen, wenn sie zusammen sind...Doch die Pokémon enttäuschen nicht nur die Menschen...Auch wir Menschen enttäuschen wiederum die Pokémon. Das Zusammenleben dieser beiden Rassen hat sich als sinnlos und unvorteilhaft erwiesen, wie ihr alle an meinem Beispiel gesehen habt. Ich wollte ein erfolgreicher Pokémon-Trainer werden, bin aber auf übelste Weise gescheitert und befand mich am Rande des Abgrunds. Ich stand an der Grenze zur absoluten Armut, bis ich schließlich zu meiner Familie zurückkehrte. Liebe Mitglieder, bedenkt alle! Was haben schon die zielstrebigen Pokémon-Trainer dieser Welt vom Training, wenn es immer nur einen Sieger geben kann? Wir wissen schließlich alle, dass sich nur einmal im Jahr in jeder Region die Pokémon-Liga trifft, um am Ende einen EINZIGEN Pokémon-Meister hervorzubringen. Und wer es nicht mal schafft, Meister zu werden, braucht es gar nicht erst in Erwägung zu ziehen, sich den Top Vier einer Region entgegen zu stellen, weil dies für solch größenwahnsinnige Trainer nur zur größten Demütigung ihres Lebens führen würde. Jeder hier weiß, wie schmerzvoll Niederlagen sind, besonders, wenn sie sich immer mehr häufen. Sie führen dazu, dass man depressiv wird...Und dass das eigene Selbstvertrauen stark darunter leidet, braucht man schon gar nicht mehr zu erwähnen. Dies alles schwächt die Psyche des Menschen. Und auch die Pokémon eines Menschen können nicht glücklich sein, wenn sie die Erwartungen ihres Trainers nicht erfüllen können. Tatsache ist also: Die Pokémon können die Erwartungen der Menschen nicht erfüllen, genauso wenig, wie die Menschen die Erwartungen der Pokémon erfüllen können. Dies hat zur Folge, dass beide Rassen eine Antisympathie aufbauen, die beiden nur schadet. Doch dabei könnte die Welt so viel friedlicher aussehen, was meint ihr?“
 

Mit seinen Aussagen fand Daisuke sehr großen Anklang bei den Mitgliedern, die ihm alle begeistert zustimmten. Es kamen viele Rufe von Mitgliedern, die zum Beispiel sagten „Richtig, Herr Fukiyama.“, „So ist es.“, oder auch „Nur getrennt werden die beiden Rassen in Frieden leben können“.

Als Daisuke den letztgenannten Satz hörte und einen 15-jährigen Jungen mit braunen, langen Haaren in der Menge entdeckte, der diesen Satz gerufen hatte, zeigte er mit dem Zeigefinger auf den Jungen und sprach erneut ins Mikrofon: „Das ist es. Ganz richtig, mein Junge, du hast es auf den Punkt gebracht. Nur, wenn die Rassen „Mensch“ und „Pokémon“ getrennt voneinander leben, können sie glücklich werden. Wie ich, der diese Organisation ins Leben gerufen hat, wisst ihr alle, dass wir unsere Mitmenschen und auch die Pokémon lieben. Wir wollen niemandem etwas Böses. Im Gegenteil. Unsere Mission soll die Welt heilen, selbst wenn es noch Jahrzehnte dauern sollte, bis wir diese kranke Welt geheilt haben. Dass unsere Mission alles andere als schlecht gemeint ist, sieht man auch daran, dass wir böse Menschen bekämpfen, die ihre Pokémon für ihre egoistischen Absichten ausnutzen. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz unserer Pokémon Force am Schlotberg vor einigen Wochen. Stellvertretend für unsere gesamte Organisation haben unsere Topkämpfer Yuji und mein Sohn Shio dort gegen Team Aqua gekämpft und entscheidend dazu beigetragen, dass Team Aqua den Schlotberg nicht inaktivieren konnte, was eine schreckliche Klimaveränderung im Westen Hoenns verursacht hätte. Ich bitte dafür um einen Applaus.“
 

Daisuke ging einige Schritte zurück und legte seine Hände auf die Schultern von Shio und Yuji. Unterdessen brach Jubel in der ganzen Menge aus, und alle riefen begeistert die Namen der beiden.

Daisuke näherte sich nun wieder dem Mikrofon und setzte seine Rede fort: „Doch auch weiterhin werden mein Computerspezialistenteam und ich versuchen, uns in die Geheimdaten von bösen Untergrundorganisationen, wie Team Aqua, zu hacken, um früh genug ihre Absichten herauszufinden und unsere Pokémon Force zur Verhinderung ihrer Pläne einzusetzen. Liebe Mitglieder der Pokémon Force...Es ist noch ein weiter Weg zur Erfüllung unseres Traumes. Doch diese Konferenz soll uns allen wieder einmal zeigen, wie viel wir unserem Traum näher gekommen sind. Die Daten und Ergebnisse eurer Mission, die eure Poké-Scanner gesammelt haben, werden wieder gesammelt und in unseren Computersystemen verzeichnet. Ich bitte euch nun alle, eure Poké-Scanner in die Hand zu nehmen und die Hand nach oben zu strecken.“
 

Alle im Raum versammelten Mitglieder der Pokémon Force krempelten nun ihre eng anliegenden Hemden am Unterarm etwas nach oben, damit ihre Arme frei wurden. An einem Arm jedes Mitglieds war ein kleines, silbernes, elektronisches Gerät - ein sogenannter Poké-Scanner - angebracht, das von der Form her einer Uhr ähnelte. Jedes Mitglied drückte nun auf einen roten, speziellen Knopf an dem Poké-Scanner, wodurch dieser sich vom Arm löste.

Unterdessen holte Daisuke einen extra vorbereiteten Tisch mit Rollen herbei, auf dem ein Hightech-Computer mit einem Beamer stand. Eine ganz hinten an der Wand befestigte Leinwand diente dazu, das vom Beamer projizierte Bild des Computerbildschirms so groß anzuzeigen, dass jeder in dem riesigen Konferenzraum es auch von weitem sehen konnte.

Daisuke tippte nun wie wild auf der Tastatur herum. Shio und Yuji beugten sich derweil etwas über ihn und starrten interessiert auf den Bildschirm.

„Wow...Ist ja ein scharfes Gerät.“, staunte Yuji beeindruckt, worauf Daisuke lachend erwiderte: „Hehehe...Nicht wahr? Das ist die neueste und beste Computertechnologie, die die Devon Corporation aus Metarost City zu bieten hat. Mit diesen Hightech-Computern stehen uns jegliche Möglichkeiten offen. Passt gut auf!“
 

Daisuke gab nun einen Befehl in den Computer ein, was zur Folge hatte, dass sich eine kleine Luke in dem riesigen Konferenzraum öffnete. Heraus kamen in rasender Geschwindigkeit unzählige kleine Roboter geflogen. Es dauerte etwas, bis schließlich ganze 5000 dieser Roboter aus der Luke geflogen kamen. Alle 5000 Pokémon Force-Mitglieder richteten nun ihre Hände mit ihren Poké-Scannern nach oben, während jeweils einer der Roboter mit kleinen Greifarmen den Poké-Scanner eines jeden Mitglieds abnahm und damit wieder in der Luke verschwand. Nachdem die kleinen Roboter alle Poké-Scanner in ihre kleinen Greifarme gelegt hatten, flogen sie alle in die Luke, aus der sie gekommen waren, bis diese sich wieder schloss.

Verwundert schauten Shio und Yuji zu der verschwundenen Luke, bis Shio schließlich perplex sagte: „Äh? Das verstehe ich nicht...Wa...warum haben die PF-Roboter nicht auch die Poké-Scanner von Yuji und mir mitgenommen? Sollen unsere Daten nicht ausgewertet werden?“ „Das erkläre ich euch gleich, ihr beiden.“, vertröstete Daisuke seinen Sohn zunächst, begab sich wieder zum Mikrofon und sprach laut hinein: „Vielen Dank für euer schnelles Handeln. Wie bei jeder Konferenz transportieren die kleinen PF-Roboter nun eure Poké-Scanner zu den speziellen Computerteams unserer Organisation. Mit ihren Hightech-Computern der Devon Corporation werden sie die Daten im Nu auswerten. Da dies eine Weile dauert, habe ich mir etwas interessantes ausgedacht. Wie ihr alle wisst, sind mein Sohn Shio und Yuji die ranghöchsten Mitglieder, abgesehen von mir als Gründer, der Organisation. Sie waren nicht nur die ersten Mitglieder der Pokémon Force...Nein, sie sind auch mit Abstand die stärksten Trainer unter euch allen. Daher möchte ich diesmal zum aller ersten Mal ihre mehr als perfekten Ergebnisse öffentlich auf unserer Konferenz vorstellen.“
 

Erschrocken über das, was Daisuke vorhatte, flüsterte Yuji „Oh, oh...Das ist gar nicht gut, Shio.“, woraufhin Shio geschockt sagte: „Gaahh! Wa...was...was hat mein Vater gesagt? Öffentlich vorstellen? Auf der versammelten Konferenz? NEIN! Das darf nicht geschehen!“

Unterdessen setzte Daisuke seine Rede weiter fort: „Viele in unserer Organisation sind begabt, einige andere weniger. Wir werden vermutlich nach Auswertung der Daten viele gute und viele durchschnittliche Ergebnisse bekommen. Aber die Hauptsache ist, dass ihr alle, liebe Mitglieder, immer stärker werdet und immer mehr Siege erringt, um die unwissenden Trainer dieser Welt zu überzeugen, dass das Zusammenleben zwischen Menschen und Pokémon sinnlos ist. Ihr wisst genau, was eure Poké-Scanner alles aufzeichnen. Sie enthalten die Anzahl eurer absolvierten Kämpfe, die Anzahl eurer Siege, die Anzahl eurer Unentschieden, die Anzahl eurer Niederlagen und die Anzahl der Trainer, die noch am Ort des Kampfes eine Aussage gemacht haben, dass sie nie wieder etwas mit Pokémon zu tun haben wollen. Natürlich ist es für mich das wichtigste, dass ihr siegt. Ob die Trainer noch an Ort und Stelle zugeben, dass sie voll und ganz auf Pokémon in ihrem Leben verzichten wollen, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Schließlich kann man nicht jeden Trainer von unserem Ziel überzeugen. Ob man das schafft, hängt einzig und allein davon ab, wie einsichtig die Trainer, gegen die wir kämpfen, sind. Auch wenn noch keiner von euch perfekt ist...Ich zeige euch nun die Ergebnisse unserer besten Mitglieder, damit ihr euch alle ein Beispiel an Shio und Yuji nehmen könnt. Und damit ihr sehen könnt, wie gut ein Trainer werden kann.“
 

Daisuke drehte sich nun zu Shio und Yuji um und legte ein sanftes Lächeln auf, wobei er forderte: „Hehe...Eure Poké-Scanner, bitte! Ihr werdet ein perfektes Beispiel abgeben. Ihr habt seit Geburt unserer Organisation nur gesiegt. Die anderen werden beeindruckt von euch sein, auch wenn sie das ohnehin schon sind.“

Etwas verunsichert schaute Yuji zu Shio, der wiederum beschämt wegguckte. Dabei nahm Yuji seinen Poké-Scanner von seinem Arm ab und gab ihn Daisuke.

Daisuke: „Danke, Yuji. Shio, mein Sohn. Was ist los? Du sollst mir deinen Poké-Scanner geben!“ „Gh, gh...“, grummelte Shio derweil aus Angst und Nervosität verbissen vor sich hin. Ohne seinen Vater dabei anzusehen, krempelte Shio seinen rechten Ärmel etwas nach oben und machte seinen Poké-Scanner ab. Diesen legte er dann in die Hand seines Vaters. Ohne ein Wort zu sagen, drehte sich Daisuke wieder um und ging zu seinem Computer. Dann verband er die Schnittstellen der beiden Poké-Scanner mit zwei Schnittstellen des PCs. Anschließend gab er einige Dinge in den PC ein. Die einzelnen Schritte konnten alle Mitglieder im Konferenzraum nachvollziehen, da der Bildschirm des PCs ja durch den Beamer an die riesige Leinwand projiziert wurde.

Nachdem er fertig war, begab sich Daisuke zu dem alterähnlichen Tisch, um das Mikrofon abzumachen, damit er dieses bis zu seinem Computertisch ziehen konnte. Danach sprach er wieder in das Mikrofon zu allen im Konferenzraum versammelten Mitgliedern: „So, liebe Mitglieder, es ist soweit. Ein Knopfdruck, und wir sehen die Ergebnisse der letzten 4 Monate von Yuji. Und zack!“
 

Daisuke drückte nun den Enter-Knopf auf der Tastatur. Dies hatte zur Folge, dass durch den Beamer auf der Leinwand plötzlich eine Art Profil von Yuji erschien. Die gesamte linke Bildschirmhälfte wurde durch ein großes Bild von Yuji eingenommen, auf dem er dämlich grinste, während rechts oben ganz klein einige Daten zu Yuji standen, wie Geburtstag, Geburtsort usw. Doch dann tauchten auf einmal weitere Wörter auf der rechten Bildschirmhälfte auf, die Daisuke sofort vorlas und ins Mikrofon sprach: „Okay. Schauen wir mal, welche Daten der Poké-Scanner von Yuji gesammelt hat! Aha...Yuji hat in den letzten 4 Monaten 467 Pokémon-Kämpfe bestritten. Unter diesen 467 Kämpfen gab es weder ein Unentschieden noch eine Niederlage, sprich Yuji hat jeden seiner vielen Kämpfe der letzten 4 Monate gewonnen. Eine reife Leistung. Sehen wir nun, wie viele der Trainer noch an Ort und Stelle sagten, nie wieder etwas mit Pokémon zu tun haben zu wollen...346! Unglaublich...Ein perfektes Ergebnis. Seht ihr, liebe Mitglieder? 346 von 467 besiegten Pokémon-Trainern wurden von nur einem einzelnen Mitglied unserer Organisation durch einen Kampf davon überzeugt, das Pokémon-Training für immer aufzugeben. Ich bin stolz, euch solch ein prächtiges Ergebnis vorstellen zu dürfen.“
 

Jubel brach nun in der Menge aus und viele der Mitglieder riefen energisch: „Yuji! Yuji! Yuji! Yuji ist der beste.“ Daisuke stand derweil auf und entfernte Yujis Poké-Scanner von dem Computer. Danach gab er Yuji den Scanner zurück und sagte voller Stolz ins Mikrofon: „Yuji. Deine Ergebnisse sind phänomenal. Du gehörst nicht umsonst zur absoluten Elite unserer Organisation. Möchtest du noch etwas zu den anderen Mitgliedern sagen?“ Daisuke hielt nun Yuji das Mikro hin, der daraufhin dämlich zu grinsen und ebenso dämlich zu lachen anfing: „Ohohohoho! Peace, Freunde. Nehmt euch ein Beispiel an mir und trainiert fleißig weiter, damit wir alle gemeinsam die Welt heilen und das Zusammenleben von Menschen und Pokémon verhindern können!“

Erneut brach Jubel aus und alle feierten Yujis unglaubliche Ergebnisse.

Shio, dem inzwischen Angstschweiß an der Stirn herunterlief, stand wie zu Stein erstarrt da und schaute total geschockt, während sein Vater sich wieder an den PC setzte.

Shio: „Ahh...Gh, gh...“ Yuji schaute seinen Freund nun besorgt an und sagte: „Hey, Shio! Willst du nicht lieber heimlich den Konferenzraum verlassen? Dein Vater wird jeden Moment deine Ergebnisse veröffentlichen...Und wenn er deine 4 Unentschieden sieht, wirst du vor unserer gesamten Organisation bloßgestellt.“ Doch Shio schüttelte entschlossen den Kopf und erwiderte: „Nein! Ich werde nicht gehen. Ich muss das wie ein Mann durchstehen, auch wenn’s hart wird! Ich muss wohl oder übel in den sauren Apfel beißen! Abhauen bringt nichts. Wir stehen hier auf dem Podium, und jeder einzelne sieht uns. Wie würde denn das aussehen, wenn ich einfach vom Podium springe und mich durch die Menge drängle, um die Kurve zu kratzen? Mein Versagen muss ich mit Würde tragen!“ „Wie du meinst...Hoffen wir, dass dein Vater es leicht nimmt...Es sind ja nur 4 Unentschieden...“, meinte Yuji daraufhin, bis er schließlich einen lauten, tiefen Seufzer ausstieß.
 

Daisuke tippte nun erneut auf seiner Tastatur, um die Daten von Shio aufzurufen. Doch bevor er das Aufrufen der Ergebnisse mit der Enter-Taste bestätigte, sprach er erneut durch das Mikrofon zu allen Mitgliedern: „Liebe Mitglieder. Das Ergebnis von Yuji war einfach umwerfend. Doch ich freue mich, euch nun die Ergebnisse meines Sohnes Shio präsentieren zu können. Auch wenn er und Yuji zusammen die ranghöchsten Mitglieder der Pokémon Force sind, so ist Shio trotzdem die unumstrittene Nummer 1 unserer Organisation. Der beste Kämpfer, den wir zu bieten haben. Seht und staunt über die Ergebnisse meines brillanten Sohnes!“

Daisuke drückte nun die Enter-Taste, sodass durch den Beamer das Bild des Computerbildschirms auf die riesige Leinwand reflektiert wurde. Links war zuerst das Bild von Shio zu sehen, sowie oben rechts in kleiner Schrift einige persönliche Daten, wie es auch bei Yuji der Fall gewesen war. Durch einen weiteren Druck auf die Enter-Taste tauchten anschließend die Daten auf, die wirklich von Interesse waren. Anfangs noch begeistert, schaute Daisuke zur riesigen Leinwand, nahm das Mikrofon in die Hand und sprach: „Brillant. Wie wir alle anhand der Daten sehen, hat Shio ganze 613 Pokémon-Kämpfe in den letzten 4 Monaten absolviert. Das sind fast 150 Kämpfe mehr, als Yuji hatte. Wie wir sehen können, ist es ihm gelungen, durch diese 613 Kämpfe 532 Trainer zu überzeugen, nie wieder mit Pokémon etwas zu tun haben zu wollen. Was für ein brillantes Ergebnis. Schauen wir uns nun die Kampfergebnisse an! Aus den 613 Kämpfen ist Shio ganze...Äh? *geschockt* ga...ga...ganze 609 Mal als Sieger hervorgegangen. *ironisch* Was für ein tolles Ergebnis...Die...die restlichen 4 Kämpfe sind...unentschieden ausgefallen...“

Enttäuscht und beschämt schaute Shio zur Seite, während im gesamten Konferenzraum Totenstille herrschte. Mit einem unangenehmen Gefühl meinte Yuji derweil: „Aijaijai, jetzt haben wir den Salat...“
 

Obwohl Shio natürlich trotzdem mit seinen Ergebnissen die absolute Nummer 1 war und selbst Yuji mit dessen Ergebnissen alt aussehen ließ, war jedes einzelne Mitglied der Pokémon Force überrascht und schockiert über die Tatsache, dass Shio, der in den Augen aller Mitglieder als unschlagbar galt, seit der letzten Konferenz 4 Kämpfe nicht für sich entscheiden konnte und sich mit einem Remis zufrieden geben musste. Am geschocktesten von allen war natürlich Daisuke selbst, der nicht fassen konnte, was Shio widerfahren war.

Mit zögerlicher Stimme, aber voller Ironie, die Daisuke nach außen hin aber als glaubhaft vermittelte, sagte er nun: „Mit dem Ergebnis, ähm...ist Shio natürlich weiterhin die absolute Nummer 1 unserer Organisation...Ich bitte...um einen Applaus...“

Alle Mitglieder der Pokémon Force klatschten nun, doch jeder in dem Raum wusste insgeheim genau, dass dies nur reine Formsache und kein Klatschen war, das Shio verdient hätte. Aufgrund seines hohen Status in der Organisation sollte gerade Shio das beste Vorbild für alle sein, doch diese 4 Unentschieden, die Shio in der letzten Zeit gegen Takeshi und Tojo hinnehmen musste, ließen ihn für seine Verhältnisse als Versager dastehen. Obwohl die ganze Zeit allein für ihn geklatscht wurde, stand Shio völlig apathisch da, unfähig, etwas auf dieses heuchlerische Verhalten all seiner Kameraden und Kollegen zu erwidern.

Unterdessen entfernte sein Vater Shios Poké-Scanner vom PC, ging zu Shio und legte ihm diesen in die Hände. Während Shio völlig schockiert und enttäuscht nach unten auf den Boden starrte, guckte sein Vater ihn mit einem unglaublichen Zorn und mit völliger Verachtung an. Da er dabei allen anderen Mitgliedern mit dem Rücken zustand, konnte ihn niemand so sehen. Ganz leise sagte Daisuke nun zu Shio: „Rrrhhh...Dein Ergebnis ist erbärmlich. Mit diesem Schock hast du jetzt alle demotiviert. Das klären wir noch später, Shio...“

Während Daisuke sich wieder den anderen Mitgliedern zuwandte, fasste Yuji Shio an der Schulter und fragte besorgt: „Shio! Ist alles okay mit dir?“ Doch Shio brachte kein einziges Wort heraus. Geschockt wandte sich Yuji von ihm ab und dachte: „Oh Mann...Der ist ja völlig weggetreten...Shio ist sonst das Selbstbewusstsein in Person. So verzweifelt hab ich ihn noch nie gesehen. Hat er Angst vor seinem Vater oder woran liegt es?“
 

Daisuke sprach währenddessen wieder in das Mikrofon und sagte: „Liebe Mitglieder...Nun habt ihr also gesehen, wie perfekt ein Ergebnis eines Pokémon Force-Mitglieds aussehen kann. Natürlich erwarte ich von keinem von euch, ebenfalls so gut zu werden. Doch ich erwarte, dass ihr weiter hart trainiert und eure Fähigkeiten als Trainer verbessert, damit ihr auch den immer stärker werdenden Pokémon-Trainern da draußen in der Welt gewappnet seid. Die Daten eurer Poké-Scanner werden nun von unseren Computerspezialisten ausgewertet. In der Zeit könnt ihr euch wieder auf die Trainingsplätze begeben und trainieren. Ihr werdet dann nacheinander aufgerufen und zur Rezeption gebeten, wo ihr einige Unterlagen mit euren Ergebnisse inklusive eurem Poké-Scanner erhaltet. Hiermit...ist die Konferenz beendet. Wir alle sehen uns heute in 4 Monaten um 15:00 Uhr wieder. Damit die Leute auf der Welt in Frieden leben.“ Ein weiteres Mal, wie auch am Anfang, sprachen alle Mitglieder die letzten Worte Daisukes nach und sagten alle laut: „Damit die Leute auf der Welt in Frieden leben.“

Nun endete also die Konferenz und alle Mitglieder, bis auf Daisuke, Shio und Yuji, verließen den riesigen Konferenzraum. Es dauerte eine Weile, bis schließlich alle den 10. Stock verlassen hatten.
 

Nachdem nun auch endlich der letzte mit dem Fahrstuhl hinabgefahren war, ging Daisuke mit einem völlig neutralen, nicht zu deutenden Gesichtsausdruck auf Shio zu, welcher immer noch beschämt auf den Boden starrte. Daisuke blieb anschließend genau vor ihm stehen und sah mit einem verachtenswerten Blick auf seinen Sohn herab, bis er schließlich mit strenger Stimme forderte: „Sieh mich an, Shio!“

Einige Sekunden vergingen, bis Shio schließlich ganz langsam, Stück für Stück, den Kopf anhob und seinem Vater ins Gesicht schaute. In nur Sekundenbruchteilen hatte er seinem Vater den ungeheuren Zorn und seine Empörtheit vom Gesicht ablesen können. Trotzdem behielt Shio, der schon die ganze Zeit geradezu apathisch herumgestanden hatte, die Fassung und schaute seinen Vater ernst an.

Doch dann geschah etwas, womit weder Shio noch Yuji gerechnet hatten. In Windeseile holte Daisuke mit der Hand aus und verpasste seinem Sohn eine Ohrfeige. In dem Moment, in dem Daisukes Hand Shios Gesicht berührte und sein Kopf durch den Schlag zur Seite flog, hatte Shio einen mehr als geschockten Gesichtsausdruck. Ohne Worte nahm sein Freund Yuji dies hin, unwissend, was er tun sollte. Denn schließlich wollte er sich nicht gegen seinen Chef auflehnen.

Verbissen und verachtungsvoll sagte Daisuke daraufhin: „Rrhh...Du bist eine Schande für die Pokémon Force, Shio. Ich dachte immer, ich könnte dir vertrauen. Damals war dein Potenzial erstaunlich. Ich wusste genau, dass du es zu dem Profi-Trainer schaffen würdest, der ich immer werden wollte. Du bist die Nummer 1 unserer Organisation geworden, nachdem ich dich damals einem harten Training unterzogen habe. Ich war immer stolz auf dich. Doch jetzt kann ich es wohl kaum noch sein. Du weißt ganz genau, dass jeder hier bessere Ergebnisse von dir als von Yuji erwartet hat. Natürlich hast du mehr Kämpfe als Yuji gewonnen, schön und gut. Aber du hast es zugelassen, dass du 4 Mal unentschieden gekämpft hast...Das ist eine Schande. Du hast sowohl deine als auch meine Ehre damit in den Dreck gezogen. Wie konntest du nur, Shio?“ „Es...es tut mir Leid, Vater.“, stammelte Shio daraufhin beschämt, worauf Daisuke unzufrieden entgegnete: „Du weißt, dass es mit einer Entschuldigung nicht getan ist.“

Shio starrte nun wieder entmutigt zu Boden, während sich Daisuke beschämt die rechte Hand vor das Gesicht hielt und sagte: „Oh Mann...Das ist wirklich unfassbar. Weißt du, wie geschockt ich war, als ich diese Zahlen auf der Leinwand sah? Ich dachte, jetzt kommt etwas großartiges. Tse...und dann das. Ich dachte, du wärest längst ein perfekter Trainer, aber da habe ich mich wohl getäuscht.“

Shio, auf einmal voller Tatendrang und Selbstbewusstsein, schaute seinen Vater urplötzlich ehrgeizig und ernst an, während er sagte: „Auch wenn ich vielleicht noch nicht perfekt bin. Ich verspreche dir, Vater, ich werde die Nummer 1 in Hoenn. Zuerst werde ich die Typen besiegen, denen ich diese Unentschieden zu verdanken habe, und dann bin ich wieder die Nummer 1.“ „Das ist die richtige Einstellung. Bloß niemals unterkriegen lassen! Aber sag, Shio! Wer waren sie?“, wollte Daisuke daraufhin wissen, worauf Shio verwundert fragte: „Wen meinst du?“ „Na, die Trainer, gegen die du unentschieden gekämpft hast.“, erwiderte Daisuke.

Shio erklärte daraufhin: „Es sind zwei Jungs, gegen die ich jeweils 2 Mal unentschieden gekämpft habe. Der eine ist ungefähr so alt wie ich. Sein Name ist Takeshi Rudo.“ „Takeshi Rudo? Noch nie gehört. Von so einem Niemand lässt du dich demütigen?“, fragte Daisuke nun erstaunt, woraufhin Shio jedoch mit ernster Miene sagte: „Urteile nicht zu schnell, Vater! Er ist unglaublich stark. Dass Team Aquas Boss Adrian am Schlotberg aufgehalten und sein Plan der Inaktivierung des Vulkans vereitelt wurde, ist Takeshis Verdienst.“ Ungläubig fragte Daisuke nun „Was? Er hat den Boss von Team Aqua aufgehalten?“, worauf Shio erwiderte: „Ja, aber nicht nur das. Er ist ein aufstrebender Pokémon-Trainer und besitzt bereits 5 Arena-Orden der Hoenn-Region. Und bei jeglichem Sinn für Realismus, Vater...Einen Arenaleiter würde ich niemals unterschätzen und erst recht keinen Trainer, der einen Arenaleiter schlagen konnte.“

Daisuke: „Hm...So gesehen hast du natürlich Recht, mein Sohn. Diese Tatsache will ich wirklich nicht unterschlagen. Dieser Takeshi muss wirklich einiges auf dem Kasten haben! Und wer ist der andere Kerl?“ Daraufhin schüttelte Shio jedoch ratlos den Kopf und entgegnete: „Über ihn weiß ich leider so gut wie gar nichts. Ich weiß nur, dass er älter als ich ist und Tojo heißt. Ich glaube noch nicht mal, dass er sich Orden erkämpft...Er ist ein sehr seltsamer, verrückter Typ...Manchmal könnte man fast meinen, er sei krank. Ich weiß nicht, was ihn so mächtig macht...“ „Tojo, sagst du?“, fragte Daisuke zur Bestätigung noch einmal nach, bis er plötzlich begann, sich nachdenklich ans Kinn zu fassen und umherzuschauen. Nach kurzer Zeit fuhr er schließlich fort: „Hm...Takeshi und Tojo. Vielleicht lässt sich durch unser Computerspezialistenteam etwas über die beiden in Erfahrung bringen. Aber wie auch immer...Ich hoffe, du hast den Ehrgeiz, erneut gegen sie anzutreten, um dich zu rächen. So stark wie sie sind, werden sie sich wohl kaum von unseren Idealen überzeugen lassen, dennoch verdienen sie nach diesen Demütigungen, die sie dir zugefügt haben, keine Schonung. Denen wird es noch Leid tun, sich mit einem Mitglied der Fukiyama-Familie angelegt zu haben. Shio, weißt du sonst noch irgendetwas über die beiden? Was sie vorhaben, oder wo sie hinwollen?“ Shio erklärte daraufhin: „Also, über Tojo kann ich rein gar nichts sagen. Aber Takeshi müsste sich zur Zeit in Metarost City befinden. Jedenfalls war er auf dem Weg dorthin, als Yuji und ich ihm vor zwei Tagen begegnet sind. Allerdings wäre es sinnlos, dort nach ihm zu suchen. Ich bin sicher, dass er sich, bevor wir dort eintreffen würden, schon auf den Weg nach Baumhausen City gemacht hat. Da er schon 5 Orden besitzt, muss das bestimmt sein nächstes Ziel sein!“

Daisuke: „Gut, Shio. Dann verfolge ihn! Lass ihn nicht davon kommen! Da ihr von hier aus startet, könntet ihr vor ihm da sein und ihm auflauern. Euer Weg ist kürzer als seiner. Also, schnappt ihn euch!“ „Jawohl, Vater.“, nahm Shio diese fast schon befehlsartige Aufforderung ohne Widerworte hin, während Yuji bestätigend sagte: „Okeydokey.“

Shio: „Dann werden wir uns jetzt umgehend auf den Weg machen. Wir sehen uns in 4 Monaten wieder, Vater. Und bis dahin habe ich diese beiden Kerle fertig gemacht. Das verspreche ich dir. Komm, Yuji! Wir gehen.“ „Ja, okay. Ich bin schon da, juhu!“, erwiderte Yuji daraufhin vorfreudig.
 

Shio und Yuji gingen nun an Daisuke vorbei, doch dieser erhob noch ein letztes Mal das Wort. Doch bevor er anfing zu sprechen, schaute er etwas schockiert seine Hand an, mit der er Shio geschlagen hatte. „Shio!“, hallte es von Daisuke auf einmal laut durch den Konferenzraum, woraufhin Shio seinen Kopf mit einem emotionslosen Blick leicht zur Seite neigte und fragte: „Hm? Gibt es noch etwas?“ Mit einem unangenehmen Gefühl und zögerlicher Stimme erwiderte Daisuke darauf: „Die Ohrfeige...tut mir Leid. Du weißt, dass ich sonst nie so bin. Ich meine, so gemein und aggressiv.“

Shio schüttelte daraufhin den Kopf und entgegnete fast schon gleichgültig wirkend: „Schon in Ordnung. Ich hab mich an deinen veränderten Charakter längst gewöhnt. So bist du eh erst geworden, seit du wiedergekommen bist und unsere Familie zerstört hast...“

„Ah...Shio, warte!“, rief Daisuke nun entsetzt darüber, dass Shio so von ihm zu denken schien. Völlig aufgebraust drehte sich Daisuke um und wollte Shio noch aufhalten, doch dieser rannte mit Yuji zusammen auf den Fahrstuhl zu. Daisuke wusste, dass es sinnlos wäre, Shio noch hinterherzulaufen, daher rief er nur noch laut hinterher: „Shio! Du weißt genau, dass deine Mutter zurückkehren wird, wenn unsere Mission vollbracht ist, und dann wird alles wieder wie früher. Sie wird einsehen, dass ich Recht hatte.“

Just in diesem Moment waren Shio und Yuji schon in den Fahrstuhl gestiegen, dessen Tür sich schloss. Shio, traurig und verzweifelt schauend, hielt sich jedoch die Ohren zu und sagte total aufgelöst: „NEIN! Nichts als Lügen. Sie wird niemals zurückkehren. Vielleicht können wir eines Tages die Welt heilen, aber wir werden niemals die alten Wunden der Vergangenheit heilen können.“

Yuji stand völlig hilflos neben Shio, ohne zu wissen, wie er seinen besten Freund beruhigen konnte. Shio war seit seinem ersten Auftreten in unserer Geschichte ein seriöser und nicht zu erschütternder Kerl, doch irgendwelche negativen Ereignisse aus der Vergangenheit lassen nun all seine Gefühle aus ihm herauskommen, ohne dass er sich dagegen wehren kann.
 

Nachdem Shio und Yuji im Erdgeschoss angekommen waren, rannte Shio sofort aus dem Hauptgebäude, während Yuji ihm mit größter Mühe hinterher lief. Ohne sich beim Vorbeilaufen an den Trainingsplätzen von anderen Mitgliedern zu verabschieden, rannte Shio einfach weiter, während Yuji noch wild mit seinen Händen rumfuchtelte und den anderen Mitgliedern das Victory-Zeichen zeigte. Erschöpft atmend rief er ihnen dabei zu: „Hh...hh...hh...Ist das anstrengend. Peace, Freunde. Immer weiter fleißig trainieren! Wir sehen uns in 4 Monaten. Und wer nicht artig war und ordentlich trainiert hat, kriegt von mir den Popo versohlt. Jiiihaaa! *überrascht* Äh? Wuuoohh!“

Da er sich nicht aufs Laufen, sondern mehr auf das Verabschieden konzentriert hatte, stolperte Yuji, tollpatschig wie er war, über einen Stein, wodurch er unsanft auf den harten Boden knallte. Doch sofort stand er wieder auf, rannte weiter hinter Shio her und rief: „Shio, warte doch auf mich!“ Die anderen Mitglieder der Pokémon Force guckten derweil nur noch verdutzt Yuji hinterher, der zwar ein sehr guter Trainer in ihren Augen war, aber auch, wie immer, eine totale Macke hatte.
 

Einige Zeit verging und Shio war durch ganz Graphitport City gelaufen. Yuji hatte dabei die größte Mühe, hinterher zu kommen. Nachdem sie die gesamte Stadt abgelaufen waren, kamen sie schließlich am Strand von Graphitport City an, wo sich Shio erschöpft auf den Rücken fallen ließ und verschnaufte.

Shio: „Ahhh...ahh...ah...Hhh...Hh...“ Yuji kam nun ebenfalls an und ließ sich genau neben Shio in den Sand fallen, wobei er voller Anstrengung keuchte: „Ahhhhh! Ein Königreich für ein Getränk. Ich bin fix und alle. Du solltest Ausdauersportler werden, Shio! Du hängst ja jeden ab.“ „Ha...ha...Sehr witzig.“, entgegnete Shio genervt, woraufhin Yuji ihn ernst ansah und fragte: „Die Sache von damals mit deiner Mutter nagt wohl immer noch an dir, oder, Shio?“ Shio schaute daraufhin nachdenklich zum Himmel hinauf und erwiderte: „Hm...Sei mir bitte nicht böse, Yuji! Aber ich möchte jetzt nicht darüber reden. Das reißt nur alte Wunden wieder auf. Lass uns einfach nur ein bisschen abschalten! Das haben wir uns nach den letzten Monaten echt verdient...Genießen wir den Sonnenuntergang und dösen ein bisschen! Okay? Hm? Yuji?“

Verdutzt schaute Shio zu Yuji und bemerkte, dass dieser einfach eingenickt war. Empört rief er daraufhin: „Uuaahh! Waaas? Wie kann er es wagen, zu pennen, wenn ich mit ihm rede? Hahaha! Yuji, du bist echt ne Knalltüte.“ Ganz sanft drückte Shio nun aus Spaß seine Faust in Yujis Backe, ohne ihm aber ernsthaft wehzutun, wobei Shio herzhaft zu lachen begann und eine Weile gar nicht mehr aufhören konnte.

Shio: „Hahahaha! Oh Mann...Ich habe echt den durchgeknalltesten Freund der Welt...Hahahaha! Wow, wann habe ich wohl das letzte Mal so herzlich gelacht? Das Lachen, das ich im Kampf benutze, um meinen Erfolg zu genießen, kommt wohl kaum von Herzen...Hm...Wenn ich doch nur wieder so lachen könnte, wie früher, als die Welt für mich noch in Ordnung war.....“

Shio und Yuji lagen nun einfach im Sand, die Dämmerung und den wunderschönen Sonnenuntergang genau im Blick. Während Yuji schlief, versank Shio in tiefe Gedanken über seine Vergangenheit. Und genau dieser Vergangenheit wollen wir uns nun widmen. Was geschah wirklich damals, und wie entstand die Organisation von Daisuke Fukiyama, die sich Pokémon Force nennt? Seid gespannt und erfahrt, wie es wirklich zur Entstehung der Pokémon Force kam!
 


 

Es war vor 6 Jahren. Shio, der Junge, den wir bisher nur als begnadetes, talentiertes Mitglied der Pokémon Force kennen, war zu der Zeit gerade mal erst 6 Jahre alt. Zusammen mit seinem Vater Daisuke und seiner Mutter Nojiko machte Shio einen kurzen Urlaubstrip in die Johto-Region. Dort spannten sie ein wenig in Dukatia City im Westen Johtos aus.

Während Nojiko völlig begeistert in Dukatia City den Radioturm besichtigte, machten Daisuke und der 6-jährige Shio einen kleinen Abstecher nach Norden auf Route 35 zum berühmten Nationalpark. Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag findet dort nämlich, auch heutzutage noch, der sogenannte Käfersammler-Contest statt. Da Shio zur damaligen Zeit noch kein Pokémon besaß, war sein Vater extra mit ihm zum Nationalpark gegangen, damit dieser dort sein erstes Pokémon fangen konnte. Daisuke selbst besaß erst seit einigen Monaten ein Pokémon, nämlich ein Flemmli, da er bereits seit langem plante, seine Familie bald für einige Zeit zu verlassen, um ein erfolgreicher Pokémon-Meister zu werden. Doch diesen Entschluss wollte er erst nach diesem letzten gemeinsamen Urlaub mit seiner Familie in die Tat umsetzen.

Nachdem der Ansager des Wettbewerbs den vielen Teilnehmern Glück gewünscht und sie ihn den Nationalpark eingelassen hatte, stand Daisuke noch mit dem kleinen Shio vor dem Eingangstor. Er ging auf dessen Augenhöhe hinunter und fasste Shio an die Schultern, während er sagte: „Shio, du bist noch jung. Aber je eher du mit dem Pokémon-Training anfängst, desto besser wirst du werden. Ich hoffe, ich zwinge dir das hier nicht auf...“

Shio schüttelte daraufhin jedoch fröhlich lächelnd den Kopf und erwiderte: „Hahaha! Nein, Papa. Ich will unbedingt ein eigenes Pokémon haben. Die ganze Welt ist voll von diesen süßen Taschenmonstern. Hahaha! Ich werde ein echter Pokémon-Trainer, so wie du, wenn du losziehst.“ Mit einem stolzen Lächeln entgegnete Daisuke nun: „Gut...Der Ansager hat die Regeln genau erklärt. Du darfst nur ein Pokémon für den Kampf mit in den Park nehmen und auch nur eines deiner gefangenen Pokémon im Nationalpark behalten. Suche dir am besten ein starkes und seltenes! Da du ja in dem Park dein aller erstes Pokémon fangen willst, werde ich dir dafür mein Flemmli, das ich vor einigen Monaten von Professor Birk bekommen habe, ausleihen. Flemmli, los!“

Daisuke warf nun einen Pokéball nach oben in die Luft, aus dem ein süßes, kleines rot-orange gefärbtes kükenähnliches Pokémon namens Flemmli herauskam, das quietschfidel rief: „Flemm! Flemmli!“ Erwartungsvoll sah Daisuke sein Pokémon daraufhin an und sagte: „Flemmli, hör gut zu! Mein Sohn will sich sein erstes Pokémon fangen. Und du musst ihm dabei helfen! Hör auf jeden seiner Befehle, wenn er dich zur Hilfe holt! Als Feuer-Pokémon bist du gut für diesen Käferwettbewerb geeignet.“ Fröhlich nickte Flemmli nun und sagte noch einmal lautstark „Flemmli!“.

Daraufhin wandte sich Daisuke noch einmal seinem Sohn zu und sagte: „Denk dran, Shio! Fang dir ein seltenes Pokémon! Dann hast du gute Chancen, den Wettbewerb zu gewinnen.“ Ganz bescheiden erwiderte Shio jedoch darauf: „Ach, Papa. Mir geht es nicht um den Wettbewerb. Ich will die Siegerehrung auch gar nicht sehen. Ich will nur...hahaha...mein eigenes Pokémon.“ „Hehehe...Gut, wie du meinst. Flemmli, zurück!“, sagte Daisuke anschließend, holte Flemmli in den Pokéball zurück und legte diesen in Shios Hände.

Motivierend und voller Hoffnung versuchte Daisuke nun, seinem Sohn Mut zu machen: „Ich weiß, dass du es schaffen wirst, Shio. Also dann...Schnapp dir ein Käfer-Pokémon! Aber bedenke eins, mein Junge! Ich habe mein Flemmli noch kaum trainiert. Es beherrscht nur die Attacken Heuler, Glut und Schnabel.“ Mit einem entschlossenen Nicken erwiderte Shio darauf: „Gut. Ich werde daran denken, Papa. Hahaha! Los geht’s!“
 

Voller Vorfreude auf die Käfer-Pokémon rannte Shio nun völlig allein durch das Eingangstor, während sein Vater nur da stand und ihm hinterher winkte. Unterdessen kam jedoch Shios Mutter von ihrer Besichtigung des Radioturms von Dukatia City zurück und gesellte sich zu ihrem Mann, der noch Shio hinterher schaute. Sie kam in einer hellblauen Bluse aus Seide, während sie unten rum eine eng anliegende, dunkelblaue Jeans trug, die perfekt ihre gute Figur betonte. Nojiko hatte lange braune Haare, blaue, treue Augen, und sie hatte sich schön geschminkt mit Lidschatten und einem roten Lippenstift.

„Hallo, Schatz.“, sagte Nojiko zur Begrüßung mit liebreizender Stimme und gab Daisuke einen sanften Kuss auf die Wange, welcher daraufhin sagte: „Ah...Hallo, Liebling. Na, war der Radioturm interessant?“ „Und ob. Ihr hättet wirklich dabei sein sollen! Aber es war ja klar, dass Pokémon unseren kleinen Racker mehr fesseln, hahaha!“, erwiderte Nojiko nur allzu verständnisvoll dafür, dass Shio unbedingt an dem Käfersammler-Contest teilnehmen wollte. Daisuke bekräftigte ihre Aussage daraufhin mit einem zufriedenen Lächeln: „Du sagst es, Liebling. Hahaha! Aber ich bin sehr stolz auf Shio. Wenn er es schafft, hier ein Pokémon zu fangen, dann wird er auch ein Trainer. Und wenn er schon früh mit dem Training anfängt, dann könnte er vielleicht ein ganz Großer werden. Jedenfalls hoffe ich das für ihn...“

Erneut gab Nojiko ihrem Mann einen liebevollen Kuss auf die Wange und sagte dann: „Mach dir keinen Kopf, Schatz! Unser Junge ist doch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Er fängt sich bestimmt ein Pokémon und hat dann eine große Zukunft vor sich. Glaub mir!“
 

Und so blieben Shios Eltern, Hoffnung in ihn setzend, am Eingangstor des Nationalparks zurück, während Shio bereits eifrig in einem Gefecht mit einem Raupy war. Nachdem er dieses erblickt hatte, holte er sofort den Pokéball von Daisuke heraus und warf ihn gewaltvoll, während er rief: „Flemmli, los!“ Verwundert schaute das Raupy Shio und den herankommenden Pokéball an und sagte: „Rau? Raupy?“ Shios Pokéball öffnete sich nun und heraus kam das kleine, süße Flemmli, welches kampfeslustig rief: „Fleeemm! Flemmli!“

„Flemmli, greif dieses Raupy mit Glut an!“, befahl Shio nun entschlossen. Flemmli reagierte sofort und feuerte aus seinem Mund unzählige, kleine Feuerkügelchen ab. Diese rasten in großem Tempo auf das ahnungslose Raupy zu, doch auf einmal kam von der Seite aus unerwartet ein Pokéball angeflogen, der Raupy am Kopf traf und es in den Ball sog. Einige Sekunden wackelte der Pokéball und der weiße Knopf am Ball leuchtete rot. Doch dann hörte das Wackeln des Pokéballs auf, ebenso das Leuchten des Knopfes.

Empört schrie der kleine Shio daraufhin: „Hey! Das war mein Raupy. Was soll das?“ Entsetzt sah Shio nun zu einem arrogant schauenden Jungen mit schulterlangen, braunen Haaren, der sich langsam auf den Pokéball zu bewegte und ihn aufhob, während er mit einem fiesen Lächeln meinte: „Hehehe...Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, du Hosenscheißer. Das Raupy gehört jetzt jedenfalls mir, hahaha! Viel Glück noch.“ „Rrhh...Wie gemein...Du fieser, böser Grobian...Komm, Flemmli!“, grummelte Shio nun unzufrieden und grimmig vor sich hin.
 

Und so machte er sich wieder auf die Suche nach weiteren Käfer-Pokémon. Doch irgendwie schien es nicht sein Tag zu sein. Jedes Mal, wenn er ein Pokémon traf und es mit Flemmli schwächte, nutzten miese Schmarotzer wie der Junge zuvor die Situation schamlos aus, um Pokébälle auf die von Shio und Flemmli geschwächten Pokémon zu werfen und sie einzufangen. So kam es schließlich, dass Shio über mehrere Stunden hinweg nichts gefangen hatte. Aufgrund der vielen hinterlistigen Trainer hatte er die Chancen verpasst, ein Safcon, ein Hornliu, ein Kokuna, ein Bibor und ein Smettbo zu fangen. Erschöpft suchten die beiden weiter, bis sie plötzlich ein Rascheln in einem Busch wahrnahmen.

„Huch? Wer ist da?“, fragte Shio erschrocken, als urplötzlich aus dem Busch ein riesengroßes Pinsir heraussprang, das wild mit seinen Hörnern herumwackelte und alles zermalmen wollen zu schien, was ihm in die Quere kam. Doch Shio hatte keine Angst und guckte Pinsir sehr selbstbewusst an, bis er schließlich verbissen sagte „Rrhh...Das ist unsere Chance. Pinsir ist selten. Also, Flemmli, Glut!“ Flemmli: „Flemm! Fleeemmliii!“

Flemmli sprang nun nach oben, öffnete den Mund und richtete ihn auf Pinsir, das nur noch überrascht nach oben schauen konnte. Aus Flemmlis Mund kamen daraufhin Unmengen von kleinen Feuerkugeln, die rasend schnell auf Pinsir zuflogen. Pinsir konnte nur noch starr dastehen. Doch bevor die Attacke Pinsir treffen konnte, wurden die Glutkugeln auf einmal wie aus dem Nichts von irgendetwas abgeblockt, sodass sie in eine ganz andere Richtung flogen. „Hui...Was war das?“, fragte Shio zurecht irritiert.

Vor Pinsir tauchte auf einmal ein Sichlor auf, welches die Glutkugeln mit einer seiner Scheren abgewehrt und dabei den Ruckzuckhieb eingesetzt hatte, weswegen man es zuvor nicht hatte sehen können. „Sich! SICHLOR!“, rief Sichlor nun fordernd, woraufhin Pinsir es verwundert ansah und sagte: „Pin? Pinsir!“ Es schien wie ein Befehl, was Sichlor gerade zu Pinsir gesagt hatte. Daraufhin machte sich Pinsir schnurstracks aus dem Staub, während Sichlor noch da stand und Shio böse anguckte.

Shio: „Dieses Sichlor hat Pinsir beschützt...und hat deshalb auch unsere Attacke abgewehrt...Irgendwie gefällt mir dieses Sichlor, auch wenn es uns so böse anguckt. Was meinst du, Flemmli?“ Fragend schaute Flemmli nun zu Shio hoch, während dieser Sichlor völlig fasziniert anschaute. „Flemm? Flemmli?“, sagte Flemmli nun ratlos, während Sichlor auf einmal lautstark zu schreien begann: „Sich...Sichlooor!“ Sichlor schlug nun mit seinen Flügeln und flog in Windeseile davon, sodass Shio erneut mit leeren Händen da stand.

Niedergeschlagen fiel er auf die Knie und schaute ganz traurig aus, während er enttäuscht sagte: „Och, Menno...Jetzt ist Sichlor auch verschwunden...Wie sollen wir denn so ein Pokémon fangen?“
 

Weitere Stunden vergingen, bis schließlich im gesamten Nationalpark laute Durchsagen gemacht wurden, dass der Wettbewerb nur noch 10 Minuten lang laufen würde. Völlig niedergeschlagen über seinen Misserfolg ging Shio geknickt mit Flemmli in die Richtung, in der sich irgendwo der Ausgang befinden müsste.

Shio: „Na toll...Wir haben alles versucht. Aber haben trotzdem kein Pokémon gefangen...Das ist nur die Schuld von diesen bösen Trainern...*schnüff* Wie gemein...“

Erneut ertönte eine Durchsage durch die überall hängenden Megafone: „Liebe Teilnehmer des Käfersammler-Contests. Nur noch 8 Minuten bis Ende des Wettbewerbs.“

Shio starrte daraufhin eines der Megafone, das an einem großen Mast befestigt war, an und stammelte pessimistisch: „Das war’s dann...In 8 Minuten fangen wir eh kein Pokémon mehr...“

Während Shio weiter traurig vor sich hin watschelte, hörte er hinter sich plötzlich die Stimme eines Pokémon, welche auf herausfordernd klingende Art sagte: „...Siiichlooor!“

Shio, erschrocken durch die Stimme, drehte sich um und erblickte völlig erstaunt ein Sichlor, weswegen er völlig verblüfft sagte: „Was? Sichlor? Bist du das Sichlor von vorhin, das Pinsir beschützt hat?“ Mit einem halben Lächeln schaute Sichlor Shio nun an und nickte, woraufhin Shio mit einem vorfreudigen Lächeln fragte: „Hey! Willst du vielleicht mit mir kämpfen?“

Sichlor nickte erneut, während Shio überglücklich sagte: „Wow, das ist toll. Los, Flemmli! Das ist unsere Chance.“ Flemmli stellte sich nun selbstbewusst vor Shio.
 

Anschließend zeigte Shio mit dem Finger auf Sichlor und befahl: „Glut-Attacke, los!“ Nach dem Befehl von Shio feuerte Flemmli sofort unzählige Glutkügelchen aus dem Mund, welche schnurstracks auf Sichlor zuflogen. Doch dieses setzte im Gegenzug einen Ruckzuckhieb ein, wodurch es den Glutkügelchen im letzten Moment auswich. Mit unglaublicher Geschwindigkeit näherte sich Sichlor Flemmli, ohne dass Shio und Flemmli seinen Bewegungen mit den Augen folgen konnten. Plötzlich tauchte Sichlor vor Flemmli wieder auf und verpasste ihm eine Schlitzer-Attacke, wodurch es mit einigen Wunden zu Boden fiel und laut schrie: „Fleeemmliii!“ Besorgt und geschockt zugleich, rief Shio darauf: „Ahhh! Wir dürfen nicht verlieren, Flemmli! Komm wieder hoch!“

Bemüht raffte sich Flemmli wieder auf, musste aber sofort erschrocken feststellen, dass Sichlor wieder mit einem Ruckzuckhieb im Anmarsch war.

Krampfhaft dachte Shio über eine Strategie nach und sagte zögerlich: „Ähm...Was jetzt? Hm...Ah, genau. Setz Heuler ein!“ Flemmli schrie nun so laut es konnte, wodurch Sichlors Angriffs-Wert sank. Als Sichlor dann genau vor Flemmli auftauchte, schrie Shio lautstark: „Spring nach oben!“ Es war genau die Reaktion, die gefragt war, um Sichlors Attacke auszuweichen, denn dieses hatte bereits wieder mit einer seiner messerscharfen Scheren zugeschlagen, doch Flemmli sprang im letzten Moment und konnte somit der Attacke ausweichen.

„Jetzt, Schnabel!“, legte Shio anschließend gleich noch einen Befehl hinterher. Sichlor, noch völlig perplex, da es Flemmli verfehlt hatte, wurde nun Opfer von Flemmlis Schnabel-Attacke. Immer und immer wieder pickte Flemmli mit seinem Schnabel auf Sichlors Bauch und Kopf herum, bis dieses unter Schmerzen noch mal zum Schlag ausholte und Flemmli mit einer Schlitzer-Attacke hoch in die Luft schleuderte. Flemmli war bereits fast besiegt, hatte die Attacke aber überstanden, da Sichlors Angriffs-Wert zuvor durch die Heuler-Attacke gesunken war. Sichlor, als Käfer-Pokémon Flug-Attacken unterlegen, stand nun wankend da und schaute nach oben zu Flemmli.

Shio schrie derweil energisch: „Das ist unsere Chance, Flemmli. Setz Glut ein!“

Flemmli: „Fleeemmliii!“ Flemmli öffnete ein letztes Mal den Mund, um mehrere Glutkügelchen nach unten abzufeuern. Sichlor, welches zu geschwächt war, um auszuweichen, stand nur da und versank im Hagel der Glutkügelchen, die eine kleine Explosion zur Folge hatten und Rauch aufwirbelten. Flemmli landete indessen K.O. am Boden, weswegen Shio sofort zu Flemmli rannte und es besorgt anschaute.

Shio: „Hey, Flemmli! Ist alles in Ordnung? Nanu?“ Shio bemerkte nun, dass der Rauch sich allmählich gelegt hatte und Sichlor völlig erledigt am Boden lag. Sein Körper sah ziemlich angesengt aus. Doch Sichlor war immer noch bei Bewusstsein und schaute Shio mit ernster Miene mitten ins Gesicht. Die beiden sagten für eine Weile rein gar nichts und guckten sich einfach nur an. Just in diesem Moment verspürten sowohl Shio als auch Sichlor eine Art Sympathie füreinander.

Shio, der sich auf einmal Gewissensbisse machte, Sichlor in solch einen harten Kampf verwickelt zu haben, sagte nun besorgt: „Sichlor! Ich wollte dich nicht ernsthaft verletzen, glaub mir! Du brauchst sofort Hilfe. Keine Sorge! Ich werde Hilfe holen.“ „Siiich...lor...“, hauchte Sichlor derweil völlig erschöpft. Es atmete schwer und schaute nun den Pokéball an, den Shio in der Hand hielt. Shio bemerkte dies und guckte infolgedessen selbst den Pokéball an, den er für den Fang von Käfer-Pokémon bei diesem Wettbewerb erhalten hatte. Einige Sekunden später schaute er wieder das am Boden liegende Sichlor an, welches Shio ebenfalls anschaute und nun einfach zu nicken begann. Es schien ein Zeichen dafür zu sein, dass es von Shio gefangen werden wollte.

Zögerlich sagte Shio daraufhin: „Sich...lor...Na gut, dann werden wir beide eben Freunde werden. *energisch* Pokéball, looos!“ Shio warf nun den Pokéball auf Sichlor, welches bei Berührung mit dem Ball sofort in diesen hineingesogen wurde. Der weiße Knopf am Pokéball leuchtete nun rot und der Ball selbst wackelte mehrmals. Angespannt wohnte Shio diesem Ereignis bei. Doch dann auf einmal wurde der rot leuchtende Knopf wieder weiß und der Pokéball hörte auf zu wackeln. Sofort rannte Shio zu dem Pokéball, hob ihn auf und schrie dann euphorisch: „Jaaaaa! Ich habe mein erstes eigenes Pokémon gefangen. Sichlor, wir werden sicher gute Freunde werden, hahaha!“ Shio holte nun das erschöpfte Flemmli in seinen Pokéball zurück und machte sich auf den Weg dorthin, wo er seinen Vater vor dem Wettbewerb verabschiedet hatte.
 

Als er dort ankam, sah er von weitem Daisuke und Nojiko stehen, die ihm zuwinkten. Shio rannte nun los und streckte seinen Pokéball mit Sichlor zum Himmel, wobei er seinen Eltern lautstark zurief: „Mama, Papa, ich habe ein Sichlor gefangen.“

Shio kam nun bei seinen Eltern an, die sich sofort bückten und die Arme nach ihrem Sohn ausstreckten. Freudestrahlend fiel Shio seinen Eltern in die Arme, die ihn nun ganz fest drückten. Überglücklich sagte Nojiko nun „Oh, Shio. Das ist großartig. Ich habe keinen Moment an dir gezweifelt, mein kleiner Spatz.“, woraufhin Daisuke voller Stolz sagte: „Super gemacht, Shio. Ich bin sehr stolz auf dich. Ein Sichlor ist ein tolles und seltenes Pokémon. Ich bin sicher, du hast eine große Zukunft als Trainer vor dir.“ „Hahaha! Danke. Das hab ich nur euch und Flemmli zu verdanken, hahahaha!“, entgegnete Shio darauf bescheiden.

Und so hatte unser kleiner Shio also sein erstes Pokémon gefangen: ein Sichlor.
 

Wenige Tage später war der Urlaub der Familie Fukiyama in Johto auch schon vorbei und sie reisten mit dem Schiff, der bekannten MS Aqua aus Johto, zurück nach Hoenn geradewegs zum Hafen von ihrer Heimatstadt Graphitport City. Dort verbrachten sie gemeinsam noch ein paar wunderschöne letzte Tage, bis schließlich der Tag gekommen war, an dem Daisuke aufbrechen wollte, um ein großer Pokémon-Meister zu werden. Schließlich machen sich nicht nur junge Trainer oft zu einer Reise auf, sondern vor allem auch Erwachsene.

Daisuke, etwas angezogen wie ein Wanderer, hatte einen großen, blauen Rucksack auf und war startklar. Er stand zusammen mit seiner Frau Nojiko, Shio und dessen Sichlor an der Haustür, um sich zu verabschieden. Sanft streichelte Daisuke nun Nojikos Wange und war den Tränen nahe, genauso wie sie selbst. Shio liefen schon die ganze Zeit Tränen und er schniefte in einer Tour.

Liebevoll schaute Daisuke seine Frau nun an und sagte, während er immer noch mit den Tränen rang: „Leb wohl, Liebling! Es tut mir so Leid, dass ich euch nun für lange Zeit verlassen werde...Aber glaub mir! Mir fällt das keineswegs leicht. Ich wollte schon immer ein Pokémon-Trainer werden, konnte mich als kleiner Junge aber unter der strengen Erziehung meiner Eltern nicht durchsetzen. Deshalb muss ich nun eben als Erwachsener die Reise antreten, von der ich als kleiner Junge immer geträumt habe!“ Nojiko, der mittlerweile die Tränen liefen, schüttelte daraufhin entschlossen den Kopf und erwiderte mit Verständnis: „Das macht doch nichts, Schatz. *schnüff* Wir wollen deinem größten Traum nicht im Weg stehen, und du bist ja keineswegs für immer weg.“ „Ganz genau. So ist es.“, bestätigte Daisuke die Aussage seiner Frau, um dem ganzen wenigstens etwas positives abzugewinnen.
 

Shio schaute seinen Vater derweil todtraurig an und sagte schniefend: „Pa...Papa! Kannst du nicht doch bleiben? Bitte geh nicht weg! Ich werde dich sonst schrecklich vermissen.“

Daisuke schaute seinen Sohn daraufhin gerührt an und erwiderte: „Shio, mein Kleiner. Junge, ich werde dich auch vermissen. Aber ich muss tun, was mein Herz mir sagt! Ich muss ein begnadeter Trainer werden! Und dann will ich endlich ein Pokémon-Meister werden und überall angesehen sein. Das ist es, was ich mit dieser Reise wahr zu machen versuche. Es tut mir so Leid...Lebt wohl!“

Daisuke küsste nun Nojiko ein letztes Mal leidenschaftlich. Nach dem Kuss bückte er sich hinunter zu Shio und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, woraufhin er mit einem teils glücklichen, teils traurigen Blick sagte: „Mach’s gut, mein Sohn! Und du auch, Sichlor! Sei Shio ein treuer Partner und werdet gemeinsam stark! Shio, ich verspreche dir, ich werde ein Pokémon-Meister, und wenn das geschehen ist, werde ich zurückkehren, und dann ist es an der Zeit, dass du als mein Nachfolger der nächste Pokémon-Meister wirst und auf Reisen gehst. Verlasse dich auf mich, mein Sohn! Dein Papa lügt niemals.“

Und so brach Daisuke also zu seiner großen Pokémon-Reise auf und drehte sich dabei noch mal um, um seiner Frau und seinem Sohn zuzuwinken.

Nojiko: „Leb wohl, Schatz! ICH LIEBE DICH.“

Shio: „KOMM BALD ZURÜCK!“ Sichlor: „Sich...SIIICHLOOOR!“
 

Einige Stunden vergingen nun und Nojiko und Shio hatten sich wieder beruhigt. Während Nojiko einkaufen ging, trainierte Shio vor der Haustür mit seinem Sichlor. Doch die beiden waren so sehr in das Training vertieft, dass sie sich total erschreckten, als sie plötzlich ein Knacken hörten, das dadurch entstand, dass jemand auf einen Ast getreten war.

Shio: „*panisch* Waaahhh! W...wer ist da?“

Der kleine Shio drehte sich nun verunsichert um und sah einen kleinen Jungen wenige Meter vor sich, der bei dem heißen Wetter einen Strohhut trug und ansonsten nur einen blauen Hosenträger und weiße Sandalen anhatte. Unter dem Hut hatte er nicht viele Haare, und er schaute Shio ziemlich bescheuert an. Doch plötzlich sprang der Junge wie wild hin und her, streckte die Hände zum Himmel und schrie: „Heeey! Heyho! Wie geht’s, Shio?“

Shios entsetztes Gesicht wandelte sich schnell in ein freudestrahlendes Gesicht um, bis er schließlich sagte: „Hahaha! Du bist es, Yuji. Hallo. Ich habe grade mit Sichlor trainiert.“
 

Bei diesem Jungen handelte sich also tatsächlich um Yuji in Miniaturausgabe, wie auch Shio, vor 6 Jahren, als beide noch 6 Jahre alt waren.
 

Yuji ging nu