Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 97: 30.3.2024: bland - Archiv ------------------------------------- „Sie sollte in den nächsten Tagen blande Kost, also eher Mildes essen, um ihren Körper noch etwas zu schonen“, schloss der Arzt seinen Koffer und trat Adelheid entgegen. Die ganze Untersuchung über hatte sie unruhig im Türrahmen gestanden und ihn beobachtet. „Keine Sorge, es geht ihr bald wieder gut“, legte er eine Hand auf ihre, die so fest ineinander geschlungen waren, dass das Weiße ihrer Knöchel hervortrat. Noch immer schien sie besorgt. „Glücklicherweise ist es ein blander Krankheitsverlauf und es besteht auch nicht die Gefahr einer Ansteckung. Sie können Ihrer Schwiegermutter also problemlos Gesellschaft leisten, wenn Sie möchten. Jetzt schläft sie erst mal.“ Adelheid nickte und mit dem Anflug eines Lächelns führte sie den Arzt zur Wohnungstür. „Vielen Dank, dass Sie extra vorbei gekommen sind“, gab sie ihm noch einmal die Hand zum Abschied. „Dafür bin ich da“, lächelte er und zögerte, ehe er ging. Adelheid schaute ihn fragend an. „Gibt es noch etwas?“ Nun wurde sie doch wieder etwas unsicher – hatte er ihr doch etwas verschwiegen? „Wenn es nicht zu persönlich ist – wie geht es Ihnen denn inzwischen?“, fragte er und sah, wie Adelheid reflexartig zum Ehering an ihrem Finger griff und ihn leicht drehte. „Danke, gut“, zwang sie sich ein Lächeln auf und schaute hinüber zur Kommode, auf der einige Fotos standen. Der Arzt folgte ihrem Blick. „Es ist jetzt bald ein Jahr her, nicht wahr?“, hörte sie und nickte. Für sie war es immer noch so, als habe sie gerade erst von der Polizei erfahren, dass ihr Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen war. „Ich finde es bewundernswert, dass Sie sich so aufopferungsvoll um ihre Schwiegermutter kümmern“, meinte der Arzt und Adelheid zuckte die Schultern. Es gab ihrem Leben wenigstens eine Aufgabe und wo sollte Gudrun auch hin? Ins Altersheim vielleicht? Nein, das hätte Adelheid sich auch nicht für sich selbst gewünscht. „Ich glaub, die Gesellschaft tut uns beiden gut. Als sie von Ferdinands Tod erfuhr, ist sie um Jahre gealtert – da wollte ich sie nicht allein in ihrer Wohnung lassen und um ehrlich zu sein: Die paar Wochen, bis sie bei mir einzog, waren die schlimmsten meines Lebens, weil es hier plötzlich so furchtbar still war. Ich bin froh, dass ich jetzt wieder jemanden bei mir habe“, rieb Adelheid sich den Nacken und schenkte ihrem Gegenüber ein ehrliches, wenn auch trauriges Lächeln. Der Arzt nickte verstehend und trat auf den Flur. „Falls noch etwas ist, melden Sie sich gern wieder. Auch falls Sie mal ein offenes Ohr brauchen“, lächelte er und ging dann zur Haustür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)