Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 63: 28.2.2024: Soufflé ------------------------------ „Setz dich gerade hin“, hörte Miriam leise die Stimme ihrer Mutter im Ohr und kam widerwillig ihrer Aufforderung nach. Der Besuch bei ihrem Bruder Thomas fühlte sich zäh wie Gummi an und die Zeiger der Uhr schienen angetackert. „Versuch wenigstens ein bisschen interessiert zu wirken“, wendete sich nun auch der Vater an das Mädchen, als Thomas und seine Freundin aus dem Esszimmer verschwanden, um den nächsten Gang vorzubereiten. Miriam verdrehte die Augen. „Es ist stinklangweilig und ich mag sie nicht“, murrte sie und funkelte ihren Vater böse an, als er sie in die Seite knuffte. „Er hat uns eingeladen, damit wir Isabella kennen lernen können. Sei nicht so unhöflich.“ „Oh, das duftet aber gut!“, ertönte da auch schon die Stimme ihrer Mutter, als die beiden Gastgeber zurückkehrten und auftischten. „Ich habe eine Erdbeersoufflé gebacken. Es ist nicht ganz so geworden, wie ich es haben wollte, aber ich hoffe, es schmeckt trotzdem“, säuselte Thomas` Freundin und beim Verteilen der Törtchen vermischten sich der Duft gebackener Erdbeeren mit dem Duft ihres schweren Parfüms. „Miriam, hilfst du mir kurz mit der Soße?“, sprach Thomas seine kleine Schwester plötzlich zur Überraschung aller an. „Äh, klar“, erhob sich der Teenager, während Thomas seine Freundin davon abhielt, zu intervenieren. „Setz dich schon mal, Schatz“, gab er ihr einen Kuss auf die Wange, wobei man ihr das Unbehagen sehr deutlich ansehen konnte. Schließlich war sie die Gastgeberin! Widerwillig nahm sie Platz, während Miriam fast schon federnd ihrem Bruder folgte. „Cool, dass wir auch mal ein bisschen allein sind!“, freute sie sich, aber da fuhr Thomas auch schon zu ihr herum. „Was hast du für ein Problem?!“, zischte er sie an und Miriam zuckte zusammen. „Wie..?“, stammelte sie und musterte erschrocken seinen kühlen Blick. So kannte sie ihn gar nicht. „Meinst du, ich merke deine abwehrende Haltung nicht? Du verdrehst ständig die Augen, wenn Isabella etwas sagt und ziehst eine Miene wie sieben Tage Regenwetter!“, stemmte er die Hände auf die Hüften und hielt Miriam mit den Augen fixiert. Das Mädchen war den Tränen nahe. Früher hatten sie beide so eine gute Beziehung gehabt und jetzt fühlte es sich an, als stünde ein völlig Fremder vor ihr. Wo war das Lockere und Lustig geblieben, das sie früher so an Thomas geliebt hatte? Seit er mit Isabella zusammen war, hatte er regelrecht einen Stock im… „Arsch!“, platzte es aus Miriam raus und seine Augen weiteten sich. „Seit wann bist du so ein aufgeblasener Gockel geworden?! Fehlt nur noch ne schwarze Hose, dann siehst du aus wie ein Pinguin! Ich komm mir vor wie im Restaurant und nicht wie bei einem entspannten Besuch bei meinem Bruder! Wir haben uns monatelang nicht gesehen und ich hatte mich echt auf den Tag mit dir gefreut, aber ich erkenn dich fast nicht wieder! Und nein, ich mag deine Freundin nicht! Sie ist arrogant und genauso aufgeblasen wie ihre Soufflés. Außerdem krieg ich von ihrem Parfüm Kopfweh! Was findest du bloß an so einer?! Die passt doch überhaupt nicht zu dir!“, platzte aus Miriam heraus, was sie seit Stunden versucht hatte runter zu schlucken. Sie hatte keine Lust mehr, die Enttäuschung über seine Veränderung weg zu lächeln. „Wie kannst du so über sie reden? Du hast ihr doch gar keine Chance gegeben, sie richtig…“, begann Thomas aufgebracht, aber dann sah er seine Freundin in der Tür stehen und verstummte. Fast schon ertappt starrte er zu ihr und lief rot an. „Ist… alles in Ordnung?“, hatte Isabella wieder ihr gekünzeltes Lächeln aufgesetzt, obwohl ihre angespannte Körperhaltung nur allzu deutlich zeigte, dass sie zumindest einen Teil des Gesprächs kannte. Thomas ging zu ihr und legte die Hände an ihre Oberarme. „Tut mir leid, meine Schwester ist in der Pubertät – du weißt ja, wie das manchmal ist. Sie kriegt sich gleich wieder ein“, redete er ihr beschwichtigend zu und rieb ihr die Arme. Jetzt war für Miriam das Maß voll. „Sag ruhig die Wahrheit! Ich kann sie nicht leiden und dich inzwischen auch nicht mehr!“, blaffte sie ungeachtet der geschockten Gesichter und dessen, dass nun auch ihre Eltern hinter Thomas und Isabella auftauchten. „Viel Spaß noch, ich geh jetzt nach hause!“, schob sie sich an ihnen vorbei und verschwand aus der Wohnung. Der Fußweg war nicht allzu weit und würde ihr ganz gut tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)