In einem anderen Land von Tasha88 ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- “Sehr geehrte Damen und Herren. Bitte schnallen Sie sich an. Bringen Sie Ihre Sitze in aufrechte Position, klappen Sie ihre Tische ein und verstauen Sie ihr Handgepäck. Wir setzen nun zum Landeanflug auf Phoenix an.” Mario tut, was gerade durch die Lautsprecher des Flugzeuges getönt ist. Er verstaut sein Buch in seiner Tasche und schiebt diese unter seinen Vordersitz, ehe er sich anschnallt und prüft, ob sein Sitz wirklich aufrecht ist. Dann sieht er neugierig aus dem Fenster. Glücklicherweise hat er einen Fensterplatz bekommen. Es ist bereits dunkel in Phoenix und man kann die hell erleuchtete Stadt erkennen. Schließlich kann man auch den Flughafen sehen sowie die angestrahlte Landebahn, auf der sie vermutlich gleich landen werden. Wieder wird Adrenalin in Mario ausgeschüttet. Phoenix - sein Zuhause für die nächsten sechs Monate. Und er freut sich darauf. Natürlich wird er seine Familie vermissen. Seine Freunde und auch seine Fußballmannschaft. Aber wie oft bekommt man die Chance, an einem Projekt an einer ausländischen Universität teilzunehmen? Diese Chance hat er einfach ergreifen müssen, als sie ihm angeboten wurde. Mit seiner Familie und seinen Freunden wird er über Anrufe, Nachrichten und Mails in Kontakt sein. Und Gregor wird sich um die Kickers kümmern. Er ist ein guter Vize-Kapitän, das ist ihm klar. Zudem haben sie einen guten Ersatztorwart für die Zeit, in der er nicht da ist. Ein Grinsen breitet sich auf seinen Zügen aus. Er weiß nicht, wie Gregor das genau gemacht hat, aber anscheinend hat Viktor nicht ablehnen können. Ob er ihn erpresst hat? Oder ob es tatsächlich ein reiner Freundschaftsdienst ist? Oder, was vermutlicher ist, Gregor hat so lange auf ihn eingeredet, dass Viktor nur zugesagt hat, es zu machen, dass dieser ihn endlich in Ruhe lässt. Ja, das klingt am plausibelsten. Zumindest traut er es seinem besten Freund zu. Und vielleicht hat seine Freundschaft zu Viktor auch noch etwas damit zu tun, dass der Ältere zugesichert hat, für ihn einzuspringen, bis er wieder da ist. Zwar werden solange keine Spiele gegen die Teufel stattfinden können, aber das ist machbar. Aber jetzt … jetzt stehen erst einmal sechs Monate in den USA an. Und er ist mehr als gespannt. Über eine Stunde später ist das Flugzeug gelandet, Mario konnte aussteigen, ist durch die Passkontrolle und hat seinen Koffer eingesammelt. Nun ist er auf dem Weg zur Ankunftshalle, wo er abgeholt werden soll. Fragend sieht er sich um, kaum dass er durch die Schiebetüre getreten ist, die dorthin führt. Ihm wurde gesagt, dass jemand in ihn Empfang nehmen würde. Aber wo … Da fällt ihm ein Schild auf. >Mario Hongo< steht darauf. Sein Empfangskomitee besteht aus einem jungen Mann, der in seinem Alter sein müsste. Er ist ein Stück größer als er, wirkt jedoch eher dünn. Die braunen Haare stehen in alle Richtungen ab und vor den blauen Augen sitzt eine Brille, durch die er sich fragend umsieht. Mario umfasst den Griff seines Koffers etwas fertig und zieht diesen hinter sich auf den jungen Mann zu. “Hallo”, begrüßt er ihn, als er bei ihm ankommt. “Ich bin Mario Hongo.” Mit einer Hand deutet er kurz auf das Schild. “Ah, Mario, schön, dass du da bist. Ich heiße Alex und bin dein Betreuer hier. Also Betreuer im Sinn von Ansprechpartner, Fremdenführer und all dem, was hier anfällt. Dein Fachbetreuer ist selbstverständlich der Professor an der Uni.” Mario nickt verstehend. Zwar hatte er Englisch an der Schule und kann es gut verstehen und auch schreiben, aber trotzdem muss er sich erst umgewöhnen. “Na gut, dann komm mal mit. Ähm, hast du all deine Sachen?” “Ja.” “Gut, dann hier entlang. Hattest du einen guten Flug?” “Ja, danke. Zwar lang, aber es hat relativ gut geklappt. Es gab ein paar gute Filme und das Essen war auch in Ordnung.” “Freut mich zu hören. Ah, wir fahren jetzt übrigens ins Wohnheim, wo dein Zimmer ist. An die Uni geht es dann morgen.” “Das klingt nicht schlecht. Ich hab zwar im Flugzeug eine Weile geschlafen, müde bin ich trotzdem.” “Wie lange war dein Flug denn?” “Oh, vierzehn Stunden. War heftig. Vor allem bin ich anderes gewohnt. Mehr Bewegung. Vierzehn Stunden zu sitzen und höchstens den Gang hoch und runter zu laufen, das ist einfach zu wenig.” “Glaube ich sofort. Wenn du magst, kann ich dir hier gerne ein paar Joggingrunden zeigen, wenn du magst.” “Klar, sehr gerne.” Das klingt sehr gut. Zufrieden nickt Mario, während er Alex auf dem Parkplatz zu einem Auto folgt. Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- “Guten Morgen.” Ein gut gelaunter Alex steht am nächsten Morgen vor Marios Zimmertüre, die blauen Augen funkeln verschmitzt hinter den Brillengläsern. Mario selbst sieht sehr verschlafen aus. “Morgen”, murmelt er und unterdrückt ein Gähnen, was ein Lachen von Alex zufolge hat. “Jetlag?” “Hmm …” Mehr als ein Brummen und ein Kopfschütteln kommt nicht als Antwort. “Na dann tut dir das hier vielleicht ganz gut. Du trinkst doch Kaffee, oder?” Marios Augen weiten sich, ehe er seinem Gegenüber den To-Go-Becher fast aus den Händen reißt. “Du bist der Beste!”, ruft er, ehe er ein Schluck des Getränks nimmt. Ein wenig Milch, ein wenig Zucker. Fast perfekt. “Das merke ich mir. Und du dir besser auch.” Alex grinst breit, ehe er mit seinem Kopf zur Seite deutet. “Können wir?” “Klar. Nur noch kurz.” Schnell kehrt Mario noch mal in sein Einbett-Zimmer im Wohnheim zurück, wo er sich seinen Rucksack schnappt, in den er noch sein Handy schiebt. Nachdem er sein Zimmer abgeschlossen und den Schlüssel verstaut hat, folgt er Alex. Dieser erklärt ihm geduldig die Gebäude und noch mehr Organisatorisches, was sich Mario gar nicht alles merken kann. “So, und das hier ist unser Gebäude. Da drinnen forschen wir. Wir sind eine ganz nette Truppe, ich denke, du wirst auch die anderen Leute mögen. Apropos andere: Wir haben zurzeit sogar noch eine weitere Japanerin hier. Vielleicht kennst du sie ja sogar.” Ein leises Lachen entkommt Mario. “Ich weiß ja, dass die USA riesig und Japan dagegen klein ist, aber wir haben auch über 125 Millionen Einwohner. Dass ich da die Japanerin kenne, die hier ist, ist so gut wie unmöglich.” Kurz hält Alex inne, ehe er schief grinst. “Okay, Punkt für dich. Das ist wirklich sehr unwahrscheinlich. Na dann, komm mit.” Er biegt von dem Flur, durch den sie gerade gelaufen sind, ab in einen Raum, in denen sich ein paar Tische mit Computern befinden, dazu noch einiges anderes Zeug. Ein paar junge Menschen stehen oder sitzen herum, sind miteinander beschäftigt. “Hey Leute”, ruft Alex laut und zieht damit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. “Der Neue ist da. Das hier ist Mario.” Er deutet auf den neben sich Stehenden, während die anderen zwei Anwesenden auf sie zukommen. “Und das hier sind Hailee und Jake.” Mario wird freudig begrüßt, als auf der anderen Seite des Zimmers eine weitere Türe aufgeht. Zwei weitere Personen kommen herein. Ein großer, dunkelhäutiger Mann und neben ihm … “Ah, das sind noch Brandon und …”, erklärt Alex bereits, kann aber nicht zu Ende sprechen, als eine Stimme ihn im Satz unterbricht. “Elsa?” Ungläubig blickt Mario die junge Frau an, die gerade im Zimmer erschienen ist. Fragend sieht sie auf. Ihre Augen weiten sich. “Mario?” Kurz blinzelt sie, dann kommt sie freudestrahlend auf ihn zu. “Oh Gott, Mario, das ist ja nicht zu glauben!” Sie legt ihre Arme um ihn und umarmt ihn. Perplex erwidert er das. Es ist nicht die Umarmung, die ihn überrascht, sondern vielmehr ihre Anwesenheit. Er hätte nicht damit gerechnet, jemanden hier zu kennen. Und noch weniger hat er mit ihr gerechnet! Lautes Lachen neben ihm lässt ihn den Kopf drehen, während Elsa zurücktritt. “Ah ja, die Wahrscheinlichkeit, dass du deine Landsfrau kennst, geht gegen null, oder wie war das?” Auch Mario grinst schief, doch an der Überraschung ändert das nichts. “Ja, damit hätte ich nicht gerechnet. Tatsächlich kommen Elsa und ich nicht nur aus der gleichen Stadt, wir waren sogar zusammen in der Schule. Und abgesehen davon, dass das schon krass ist, ist ihr Bruder mein bester Freund.” Er wendet sich Elsa zu. “Apropos Gregor. Er hat mit keinem Wort erwähnt, dass du auch hier bist.” “Frag mich mal.” Elsa schüttelt ihren Kopf. Auch in ihren Augen steht immer noch der Unglaube, dass es Mario ist, der vor ihr steht. “Er hat mir gegenüber auch nicht ein Wort darüber verloren, dass du in die USA gehst und ein Auslandssemester machst.” “Na dann. Wenn es für euch beide in Ordnung ist, dann kannst ja du ihm alles erklären und zeigen, Elsa. Ist je nachdem in der Muttersprache vielleicht einfacher. Was meint ihr beide?” Alex sieht die beiden japanischen Studenten an, die einen Blick wechseln. “Also wenn es für Elsa in Ordnung ist, warum dann nicht?” “Natürlich.” “Gut, dann übernimmst du das ab sofort, Elsa. Und wir geben dem Prof nachher Bescheid.” “Das machen wir.” Elsa schmunzelt, ehe sie sich wieder Mario zuwendet. “Na dann komm mal mit. Ich weise dich so weit ein und zeige dir alles.” ~~~ “Und jetzt erzähl doch mal, wie du hierher kommst. Du studierst Informatik oder habe ich das falsch im Kopf?” Fragend sieht Elsa Mario an, der zustimmend auf ihre Frage nickt. “Richtig. Mein Professor kam auf mich zu. Er hat von diesem Projekt erzählt und davon, dass sie hier noch einen Informatiker suchen, der das Programm mitentwickelt. Da er Kontakt mit Professor White hat, hat er mit ihm besprochen, dass er einen seiner Studenten her schickt. Er war es, der auf mich zukam und mich gefragt hat, ob ich Interesse hätte. Und wie hätte ich da auch Nein sagen können? Und wie war es bei dir, Elsa?” Die junge Frau zieht sich einen Schreibtischstuhl heran und lässt sich darauf sinken. Mario tut es ihr nach und sitzt gleich darauf neben ihr, sieht sie fragend an. “Ich studiere ja Sozialwissenschaften und damit ist das total mein Thema. Ich habe einen Aushang bei mir an der Uni gesehen und mich daraufhin beworben. Und ich hatte Glück. Von ein paar Hundert Bewerbern habe ich die Zusage bekommen. Und jetzt bin ich hier.” Sie stellt ihre Ellenbogen vor sich auf der Tischplatte ab, faltet ihre Hände darüber und sieht zu Mario hinüber. Kaum zu glauben, dass er hier ist. Das ist immer noch so unwirklich. Wer hätte denn auch damit gerechnet, dass hier nicht nur jemand auftaucht, den sie kennt und der noch dazu er ist. “Ich muss sagen, bis vorher war ich doch ein wenig nervös”, erklärt er in dem Augenblick. “Aber jetzt, wo ich weiß, dass du hier bist, bin ich sehr viel entspannter. Irgendwie macht es das leichter.” “Ja, irgendwie fühlt es sich wirklich so an.” Ein leises Lachen entkommt Elsa. “Seit wann bist du denn schon hier?”, fragt Mario sie dann. “Jetzt dann sechs Wochen. Und insgesamt werden es sechs Monate sein, also noch viereinhalb. Und wie lange bist du hier?” “Insgesamt dann auch sechs Monate. Also noch … sechs.” Elsa lacht auf seine Antwort. “Du kannst gut mit Zahlen umgehen, ich denke, das wird dir hier auf jeden Fall weiterhelfen. “Puh.” Mario streicht sich mit der Hand über die Stirn. “Da bin ich erleichtert.” Beide lachen, ehe Elsa ihm noch mehr erzählt. Es ist sicher schon eine Stunde vergangen, als sich die Türe öffnet und ein Mann eintritt. “Hallo miteinander”, dröhnt seine tiefe Stimme durch den Raum. Mario mustert ihn. Das scheint der Professor zu sein. Er müsste Anfang, Mitte vierzig sein. Er trägt einen Vollbart, der ebenso wie die braunen Haare schon von ein paar grauen Strähnen durchzogen ist. Er wechselt ein paar Worte mit Jake, ehe er auf Elsa und Mario zukommt. “Hallo Elsa.” “Hallo”. Die Angesprochene erwidert die Begrüßung, dann wendet er sich dem Neuankömmling zu. “Du musst Mario sein.” “Ja. Guten Tag Professor White. Ich freue mich hier zu sein und bin Ihnen sehr dankbar für die Chance, die Sie mir damit geben.” Ein tiefes Lachen ertönte aus dem vor ihm stehenden Mann, der seine Hand ausstreckt und Mario auf die Schulter klopft. “Also ich freue mich ja, dass du hier bist und uns unterstützt. Du darfst mich gerne Michael nennen, dass machen hier alle. Ich habe von Elsa gelernt, dass das in Japan wirklich anders gehandhabt wird, aber wenn sie es schafft, mich zu duzen, schaffst du das sicherlich auch.” Während Mario den Verantwortlichen des Projekts mit großen Augen ansieht, lacht Elsa neben ihm. Ihre Hand landet auf seinem Oberarm, drückt diesen einen Augenblick sanft. “Das bekommst du hin, keine Sorge, Mario. Du hast schon anderes geschafft, dann ist das hier doch eine Kleinigkeit.” Ein an ihn gerichtetes Zwinkern begleitet ihre Worte, ehe sie ihre Hand wieder sinken lässt. Michael mustert die beiden, während ein Schmunzeln seine Mundwinkel umspielt. “Jake hat gerade kurz gemeint, dass ihr euch bereits kennt?”, fragt er. Schon nicken beide. “Ja. Wir waren auf derselben Schule”, antwortet Elsa. “Und ihr Bruder ist mein bester Freund”, fügt Mario hinzu. “Was eigentlich mehr ausmacht als die Schule”, überlegt Elsa, ehe sie ihm sanft ihren Ellenbogen zwischen die Rippen stößt. “Das auf jeden Fall.” Mario schmunzelt ebenfalls. “Na dann. Wie als ob ich es geahnt hätte, als ich euch beide ausgewählt habe. Ich bilde mir das Ganze jetzt einfach mal ein, ja?” Michael zwinkert amüsiert. Dann deutet er auf Elsa. “Aber ihr seid nicht an der gleichen Universität in Japan, oder? Denn dann hätte ich dich sicherlich schon angesprochen.” “Nein, tatsächlich nicht”, antwortet sie. “Ich bin nach der Oberschule ein Stück weggezogen, um zu studieren. Unsere Uni hat das nicht angeboten.” “Ich bin zu Hause geblieben und an die ansässige Uni gegangen. Informatik ist ja nicht so selten. Gut für mich, so habe ich nicht so viel ändern müssen. Also noch bei meinen Eltern wohnen, meine Fußballmannschaft … so was halt.” “Stopp, Fußball.” Michael hebt seine Augenbrauen, sein Blick huscht von Mario zu Elsa. “Spielt dein Bruder nicht Fußball, oder wie war das noch?” “Richtig.” Die Angesprochene kichert. “Und der da”, sie deutet auf Mario, “ist sein Kapitän.” “Oh, wirklich?” Mit einer Hand streicht sich Mario durch die Haare am Hinterkopf. “Ja, das schon …” “Und wie machen die das jetzt ohne dich?” “Gregor, mein Vizekapitän …” “Und mein Bruder.” “Richtig. Mein bester Freund, der kümmert sich um alles. Er hat auch einen Ersatztorwart organisiert für die Zeit, in der ich hier bin. Aber der bekommt das schon gut hin. Also … beide. Mein Ersatz und Gregor, davon bin ich überzeugt.” “Klingt gut.” Michael nickt, ehe er über seine Schulter zeigt, wo einer der anderen Studenten steht. “Ich glaube, Jake oder Brandon sind hier in einer Fußballmannschaft. Also wenn du Sehnsucht hast oder bekommst, sprich ruhig einen von ihnen an.” Bei der Erwähnung einer Fußballmannschaft macht Marios Herz einen Satz. Kurz huscht sein Blick zu dem blonden Studenten, der auch sehr sportlich wirkt. Brandon wiederum ist riesig, ein rechter Hüne. Ihm würde er eher Football zutrauen, aber wer weiß. Er wird sie auf jeden Fall ansprechen. “Das wäre toll. Ich glaube, sechs Monate aufs Spielen zu verzichten wäre hart.” “Ach, die finden sicher ein Plätzchen für dich.” Michael wirkt zufrieden, dann wendet er sich erneut Elsa zu. “Alex meinte, dass er Mario an dich übergibt. Passt das für dich? Nur weil ihr euch kennt, musst du dich zu nichts verpflichtet fühlen.” Schon winkt sie ab. “Das passt schon. Gut sogar. Ich meine, wir kennen uns ja schon lange, zudem ist es auch ganz nett, ab und an in meiner Muttersprache zu reden. Solange Mario also kein Problem damit hat, dass ich mich seiner annehme …” Sofort schüttelt dieser seinen Kopf und entlockt Elsa ein Lächeln. “... und Alex nicht meint, dass ich ihm etwas wegnehme, mache ich das gerne.” “Scheint Alex nicht als schlimm anzusehen. Also gut, Mario gehört ab sofort in deinen Verantwortungsbereich, Elsa. Aber ich würde ihn jetzt trotzdem mitnehmen, dann kann ich mit ihm auch noch besprechen, was ich muss. Daher, hast du gleich Zeit, Mario?” Der nickt. “Natürlich.” “Gut, dann komm. Da hinten ist mein Büro. Da gehen wir jetzt hin. Meine Türe ist generell immer offen für euch. Und falls mal nicht, dann anklopfen, ja?” Elsa sieht den beiden hinterher, ehe sie ihren Kopf schüttelt. Das ist doch immer noch unglaublich … Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- “Und, wie gefällt es dir bisher?” Die sechs Studenten, die gemeinsam für das Projekt eingeteilt sind, sitzen in einem kleinen Diner zusammen um einen Tisch, vor sich Burger und Pommes. “Es ist natürlich etwas viel, aber es gefällt mir gut. Ich denke, ich kann es die nächsten sechs Monate gut hier aushalten.” Mario zwinkert ihnen zu, ehe er einen Schluck seines Wassers zu sich nimmt. “Das klingt auf jeden Fall gut. Also gut für uns. Wäre doch schade, wenn du gleich wieder heulend ins nächste Flugzeug nach Japan springst und nach Hause fliegst.” Jake nimmt sich eine seiner Pommes und schiebt diese in den Mund, während er zwinkert. “Also zwei Tage würde ich mir schon geben, ehe ich vor Heimweh zerfließe.” Auch Mario zwinkert, kann dabei ein Grinsen nicht unterdrücken. “Ach, das mit dem Heimweh kann unsere liebe Elsa hoffentlich unterdrücken.” Hailee tätschelt der neben sich Sitzenden das Knie, deren Wangen tatsächlich einen roten Schimmer annehmen. Das kümmert deren Freundin jedoch nicht. Sie nimmt die rotblonden Locken, fasst diese zusammen und befestigt sie mit einem Haargummi zu einem Dutt auf dem Hinterkopf. Ihre grünen Augen sind blitzend auf Mario gerichtet. “Ohne dass es rassistisch klingen soll, ihr habt ein ähnliches Aussehen. Beruhigt vielleicht schon ein wenig und wir sehen nicht alle so exotisch für dich aus, also Check. Muttersprache, Doppel-Check. Dazu kennst sie bereits lange und hast damit jemanden, mit dem du über deine Heimat und deine Freunde und Familie reden kannst, Dreifach-Check.” Elsa schüttelt schmunzelnd ihren Kopf, während Mario leise lacht. “Da könntest du vielleicht recht haben. Keine Ahnung, wie es laufen würde, wenn sie nicht hier wäre. Aber”, nun landet sein Blick ernst auf der Schwester seines besten Freundes, “ich bin sehr froh darüber, dass sie es ist.” Elsa blinzelt erstaunt, ehe sie ihren Kopf ein wenig senkt und ihn von unten her anlächelt. “Ansonsten werden wir so viel tun wie möglich, damit du dich die sechs Monate hier wohlfühlst.” Brandons Stimme erklingt tief und er schenkt Mario ein strahlendes Lächeln. “Das freut mich sehr. Und ich muss sagen, ich fühle mich von euch auch wirklich willkommen.” Ein dankbares Nicken folgt dem Angesprochenen, ehe ihm etwas kommt, was Michael erst heute Vormittag zu ihm gesagt hat. “Ah, um mein Heimweh noch zu schmälern”, bringt er hervor und erntet neugierige Blicke. “Michael meinte, dass einer von euch Fußball spielt?” Elsa kann nicht anders, als laut zu lachen. “Oh Mario, ich habe mir tatsächlich vorher noch überlegt, wie lange du es wohl ohne aushältst und war mir sicher, dass du es in den nächsten Tagen ansprechen wirst. Aber gleich heute Abend, am ersten Tag, nein, das hatte ich nicht erwartet.” Sie gluckst, während die anderen verwundert wirken. Das merkt sie, daher richtet sie ihre Aufmerksamkeit von Mario auf die anderen. “Ihr müsst wissen, als ich ihn damals kennengelernt habe, war er Kapitän einer Fußballmannschaft, die er gegründet hat. Und heute, ungefähr elf Jahre später, besteht diese Mannschaft immer noch und er ist auch immer noch der Kapitän. Und … im Gegensatz zu damals sind sie heute echt gut. Und jetzt ist er hier.” In dem Augenblick runzelt sie ihre Stirn und blickt Mario direkt an. “Ähm … Du bist hier? Wie machen die Kickers das jetzt? Also … sechs Monate ohne dich? Die sind doch hoffnungslos verloren. Mal abgesehen davon, dass du bisher der einzige Torwart warst, oder? Wobei ich auch nicht unbedingt auf dem aktuellen Stand von euch bin … Wobei, nein, vorher meintest du, dass du es Gregor überlässt? Und dass es einen Ersatztorwart gibt? Und hast du dir das mit meinem Bruder gut überlegt?” “Mach dir keine Sorgen, Elsa. Gregor macht seine Sache schon ganz gut und …” “Gregor? Und bei ihm soll ich mir keine Sorgen machen? Also spätestens jetzt … Der legt doch alles in Schutt und Asche. Ich darf das sagen, er ist mein Bruder.” Mario ist nicht der Einzige, der bei dieser Aussage lachen muss. Auch die anderen scheinen sich darüber zu amüsieren, dass Elsa ihrem Bruder nichts zutraut. Doch dessen bester Freund tätschelt ihr sanft den Arm. “Mach dir keinen Kopf. Er bekommt das schon hin. Zudem sind da noch zehn andere Kickers, die bekommen das hoffentlich … Vergiss es. Die sind alle zusammen der chaotischte Haufen, den ich kenne. Aber ich mache mir tatsächlich gar nicht so viele Sorgen, denn Viktor vertritt mich. Und er ist erwachsen genug, um sie unter Kontrolle zu halten.” “Viktor? Okay, ja, der bekommt das auf jeden Fall hin. Also keine Spiele gegen die Teufel in den nächsten sechs Monaten?” “Ganz genau.” “Und wie hast du das hinbekommen?” “Ich?” Mario grinst schief. “Das war dein Bruder.” Elsas Augen weiten sich zum wiederholten Male. “Gregor? Wie hat er das geschafft? Schuldet Viktor ihm etwas? Weil er Connys Freund ist? Erpressung?” Ein lautes Lachen folgt auf die Aufzählung. “Also ich habe gedacht, dass Viktor vermutlich nur zugesagt hat, dass Gregor endlich aufhört, ihn damit zuzulabern.” Auch Elsa muss lachen. “Oh, das passt zu den beiden, wirklich.” Ein Räuspern zieht ihre Aufmerksamkeit auf die anderen an ihrem Tisch Sitzenden. “Jap, das mit Heimweh sollte kein Problem sein. So angeregt, wie ihr beide euch unterhalten habt … in Japanisch”, erklärt Alex mit hochgezogenen Augenbrauen. Japanisch? Elsa und Mario blinzeln verwundert. Es ist ihnen gar nicht aufgefallen, dass sie während ihres Gesprächs in ihre Muttersprache gefallen sind. “Entschuldigt”, murmelt Elsa. “Ja, es tut uns leid”, stimmt Mario ihr zu. Schon winkt Alex ab. “Alles gut, ich bin ja froh, dass ihr zwei euch … ähm, versteht. Wenn man das so nennen kann.” “Das stimmt wohl. Aber Mario, wolltest du nicht etwas wegen Fußball fragen?” Jake sieht diesen an. Schnell nickt der Angesprochene. “Ja. Michael meinte, dass einer von euch Fußball spielt?” “Ja, Brandon und ich spielen”, antwortet Jake auf die Frage. “Ähm, meint ihr, dass ich vielleicht mal …” “Elsa sagte gerade, du bist Torwart?”, unterbricht Brandon ihn da bereits. Der Hüne beugt sich über den Tisch in Marios Richtung, der als Antwort nickt. “Mega, Torwarte kann man immer gebrauchen. Wir haben morgen Nachmittag Training. Bock mitzukommen?” Marios Nicken fällt heftiger als zuvor aus. “Das wäre super”, antwortet er. “Vermutlich hätte er nach Fußball mehr Heimweh als nach allem anderen”, entkommt Elsa amüsiert. Auf seinen Blick, zwinkert sie ihm zu. “Du bist Gregor sehr ähnlich. Und der würde durchdrehen. Ach, schon allein aus dem Grund würde er gar nicht ins Ausland gehen. Nachher müsste er aufs Spielen verzichten.” Ihre Aussage entlockt ihm ein Schmunzeln. “Ja, da könntest du recht haben.” Auf einmal richtet er sich auf. “Apropos Gregor. Eigentlich sollten wir ihn anrufen, oder? Mit Video … Ihn irgendwie veräppeln. Wie viel Uhr ist den gerade in Japan?” Eine Hand landet an seinem Kinn, während er fieberhaft versucht, auf die Uhrzeit zu Hause zu kommen. Noch ist er im Jetlag, der Kopf funktioniert nicht schnell genug. “Hier ist 19 Uhr, also müsste es dort jetzt 11 Uhr vormittags sein”, erklärt da schon Elsa, die eindeutig länger in Phoenix ist. “Dann sollte es doch jetzt passen, ihn anzurufen, oder?” Mario kommt eine Idee. Als Elsa nickt, beugt er sich zu ihr. “Okay, was hältst du denn von …” *Japan* Ein Handy klingelt und vibriert im Raum, ist jedoch nicht zu sehen … Es kann nur seines sein, oder? Fragend sieht Gregor sich um. Conny wird ihres mitgenommen haben, ein anderes liegt hier nicht herum. Aber wo bitte ist es? Kurz darauf fliegen Gegenstände durch den Raum, ehe er das Mobiltelefon unter seinem Bett hervorzieht. Er erhascht noch den Namen seines besten Freundes auf dem Display, ehe er es sich vors Gesicht hält und das Videotelefonat annimmt. Als seine Schwester auf dem Bildschirm auftaucht, blinzelt Gregor verwirrt, ehe er sie angrinst. “Hey Schwesterherz. Mensch, du bringst mich ganz durcheinander.” “Brüderchen. Warum das denn?” Sie lächelt ihn durch die Kamera an. “Ach, irgendwie habe ich gerade gedacht, dass ich Marios Name auf dem Bildschirm gelesen hätte, aber da hab ich mir nur was eingebildet. Vermutlich, weil er jetzt auch zu seinem Auslandssemester aufgebrochen ist.” “Ah, ist ja lustig. Aber gut, du hast dich nicht verlesen, Brüderchen.” Elsa grinst, ehe sie das Handy leicht dreht, sodass sie nicht mehr allein auf dem Bildschirm zu sehen ist. “Hey Kumpel.” Mario hebt grinsend seine Hand. Gregor verschluckt sich und hustet. Es dauert einen Augenblick, ehe er sich wieder beruhigt hat. “Was?”, entkommt ihm unglaublich. “Warum hast du mir eigentlich nie erzählt, dass Elsa ein Auslandssemester macht?” “Und mir nicht, dass Mario auch nach Phoenix fliegt?” Die beiden haben fragend die Augenbrauen hochgezogen. “Stop, ihr wollt mir aber nicht sagen …” Gregor ist immer noch perplex, “dass ihr beide … also dass ihr …” “Doch, ich denke schon, dass wir das sagen wollen.” Elsa nickt. “Ja, vermutlich schon. Was meinst du, wie überrascht ich war, dass ich hier ankomme, meinen Platz für die nächsten Monate gezeigt bekomme und dann kommt deine Schwester in den Raum.” Mario deutet auf die neben ihm Sitzende. “Tja, mir ging es nicht anders. Ich weiß, dass jemand Neues kommen soll und dann ist es Mario. Aber die Welt ist halt klein, nicht wahr?” Elsa wendet sich Mario an, der lächelt. “Ja, ist sie. Aber auch schön so.” “Ja.” Gregor beobachtet einen Augenblick, wie die beiden sich anlächeln, ehe er breit grinst. Okay, das ist … überraschend, und ja, vielleicht hat er tatsächlich vergessen, das ein oder andere beim jeweilig anderen zu erwähnen, aber er findet es lustig. Und die beiden … wer weiß, was da die nächsten sechs Monate noch so passieren kann … “Es tut mir wirklich leid, dass ich euch nichts gesagt habe. Aber zu meiner Verteidigung - ich habe keine Ahnung, wo genau ihr seid. Ich kann mir den Namen des Ortes einfach nicht merken.” Er hebt abwehrend eine Hand an. “Wo findet dieses Jahr die Weltmeisterschaft statt?”, fragt Mario trocken. Gregor stockt. “Also das … hat damit ja nichts zu tun, oder?” “Gregor, mach dir keinen Kopf. Hier wundert sich darüber keiner. Aber gut, so hatten wir beide eine schöne Überraschung.” Mario winkt ab und schon wirkt sein bester Freund erleichtert. “Sehe ich auch so. Aber glaube mir, Brüderchen. Wenn wir wieder kommen, dann haben wir beide uns gegen dich verbunden.” “Ach, verbindet ihr euch ruhig. Ist mir auch ganz recht.” Gregor zuckt mit seinen Schultern und nimmt erstaunt war, wie sowohl seine Schwester als auch sein bester Freund rot anlaufen. “Hab ich was Falsches gesagt?”, fragt er erstaunt und erst dann wird ihm klar, was er gerade gesagt hat. Kurz blinzelt er, ehe er laut lacht. “Das habe ich so nicht gemeint. Aber macht ihr, wie ihr meint. Ansonsten tut es mir echt leid, wenn ich euch jetzt abwürgen muss, aber ich muss gleich los an die Uni.” “Klar, wir telefonieren die Tage noch mal.” “Wir auch.” “Machen wir, dann viel Spaß euch noch und bis bald.” *Phoenix* Mario nimmt sein Handy von Elsa wieder entgegen und schiebt es zurück in die Tasche, nachdem sie das Telefonat mit Gregor beendet haben. Beide können nicht anders, als breit zu grinsen. Der Jüngere ist einfach eine Nummer für sich. Und während Elsa sich wieder dem Gespräch mit den anderen zuwendet, mustert Mario sie heimlich von der Seite. Gregors Aussage war irgendwie zweideutig. Sich mit ihr verbinden … Vielleicht können sie hier wieder Freunde werden, nein, ihre Freundschaft auffrischen trifft es besser - das wäre schön. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- “Gute Nacht und bis morgen!” “Bis morgen.” “Schlaft gut.” Nach einer guten Zeit und tollen Gesprächen im Restaurant, haben sich die sechs Studenten, die für die nächsten Monate ein Team sind, auf den Nachhauseweg gemacht. Hailee und Brandon verabschieden sich, da sie noch zu Hause wohnen und daher in eine andere Richtung müssen. Elsa, Mario, Alex und Jake gehen gemeinsam zu den Wohnheimen der Universität. “Alex und ich müssen da lang.” Jake deutet in die Richtung, in der ihr Wohnheim liegt. “Ähm … also wir …” Mario blickt sich fragend um, aber hier sieht alles so gleich aus. “Also ich habe keine Ahnung, wo ich hinmuss.” Alex lacht aus vollem Hals. “Da hast du heute Morgen aber nicht sonderlich gut aufgepasst.” “Wie denn auch? Ich habe voll den Jetlag. Ich glaube, heute war ich noch nicht zurechnungsfähig.” Als sich eine Hand in Marios Ellenbogenbeuge legt, sieht er neben sich, von wo Elsa ihn anblickt. “Keine Sorge, ich kümmere mich um dich. Wir beide sind im gleichen Wohnheim. Und deine Nummer weißt du hoffentlich noch. Ansonsten steht sie auf deinem Schlüssel.” “Nein, die Nummer weiß ich noch.” “Gut, dann lass uns gehen. Bis morgen noch mal.” Sie hebt ihre Hand zu den beiden Studenten, die nun in eine andere Richtung laufen. Sie selbst und Mario gehen zu ihrem Wohnheim. Kurz darauf stehen sie vor seiner Zimmertüre. Mario blickt seine Begleitung mit gerunzelter Stirn an. “Eigentlich sollte ich dich zu deinem Zimmer begleiten.” Ein Kichern erklingt auf diese Aussage. “Keine Sorge, Mario, ich bin schon groß. Zudem bin ich bereits ein wenig länger als du hier, ich weiß daher, wo ich hin muss.” “Ja, aber …” “Mario, wirklich. Ach, mein Zimmer liegt übrigens ein Stockwerk über deinem. Den Weg finde ich schon.” “Das glaube ich zwar, aber weißt du was?” Er dreht sich herum und greift, ohne darüber nachzudenken, nach Elsas Hand. “Das eine Stockwerk finde ich auch wieder zurück. Also tue ich jetzt, was ich als richtig empfinde und bringe dich bis zur Türe.” Erstaunt blinzelt Elsa, während er sie mit sich zieht, ihre Hand warm und sicher mit seiner umschlossen. “Das musst du nicht.” “Ich weiß. Aber ich will es. Fühlt sich richtig an. Also komm und sag mir deine Zimmernummer. Dann weiß ich, wo ich dich finde.” “Hmm … klopfst du dann nachts betrunken irgendwann gegen die Türe?” “Um dir meine ewig währende Liebe zu gestehen?” Mario blickt grinsend über seine Schulter zu Elsa, die ihm folgt, ihre Hand immer noch in seiner. Sie scheint diese nicht zurückziehen zu wollen. Ihre Wangen haben einen roten Schimmer angenommen. “Ich denke, erst mal werde ich nur vor deiner Türe stehen und dir sagen, dass ich mich verlaufen habe und nur noch zu dir finde. Und dann musst du mich zu meinem Zimmer bringen.” “Oder ich lasse dich auf dem Boden schlafen.” Ein erneutes Kichern entkommt Elsa, während sie die Treppen ein Stockwerk weiter nach oben laufen. “Oder das. Wobei mein Bett vermutlich bequemer wäre.” “Tja, wer betrunken ist, der muss nehmen, was er bekommt.” “Dann lieber nicht betrinken.” “Gute Idee.” Elsa zwinkert Mario zu und bleibt vor einer Türe stehen. “So, hier sind wir.” Auch Mario bleibt stehen. Dieser löst seine Hand von Elsas und schiebt beide Hände in die Hosentaschen. Er prägt sich ihre Zimmernummer ein, ehe er die Bewohnerin jenes Zimmers anlächelt, die gerade ihren Schlüssel hervorholt. “Du, ich finde es wirklich schön, dass du auch hier bist.” Das Lächeln breitet sich in Sekundenschnelle auch auf ihren Zügen aus. “Das finde ich auch, Mario. Also dann, gute Nacht. Oh, und ich hole dich morgen ab, ja? 8.30 Uhr. Sei fertig.” “Bin ich. Dann bis morgen, Elsa.” “Ja, bis morgen, Mario.” Er beobachtet noch, wie sie die Türe aufschließt. Gerade als sie eintritt, fällt ihm etwas ein. “Ich glaube, vor ein paar Jahren hätte es gut passieren können, dass ich nachts vor deiner Türe auftauche und dir betrunken meine Liebe gestehe … Schlaf gut, Elsa.” Und damit dreht er sich um und geht davon. Sein Herz hat einen viel zu schnellen Takt angenommen. Das hat er so schon lange nicht mehr gefühlt. Wie ist er jetzt überhaupt darauf gekommen, ihr das zu sagen? Ja, er war früher total in sie verknallt, aber er war sich sicher, dass das vorbei war. Er hatte inzwischen auch eine Freundin, in die er verliebt gewesen ist. Das hätte er gerade wirklich nicht machen sollen. Sie hatten noch viereinhalb Monate zusammen. Was, wenn diese Aussage diese Zeit nun total unangenehm machen würde? Verdammt. Elsa blickt ihm ungläubig hinterher. Ihr Herz hat einen viel zu schnellen Takt angenommen. Das, was er ihr da gesagt hat … Wäre er vor ein paar Jahren vor ihrer Türe gestanden, dann wäre sie ihm um den Hals gefallen. Aber heute? Mag er sie etwa? Obwohl sie keinen Kontakt mehr gehabt hatten in den letzten Jahren? Das war nur noch über Gregor gewesen. Langsam tritt sie in ihr Zimmer und schließt die Türe hinter sich zu. Hoffentlich verkomplizierte das alles jetzt nichts. Trotzdem … wieder erscheint ein Lächeln auf ihren Zügen. Sie findet es so toll, dass er hier ist. Sie hätte niemanden lieber bei sich als ihn. ~~~ 8.20 Uhr. Elsa greift nach ihrer Tasche und hängt sich das breite Band über die Schulter. Sie will noch schnell zwei Kaffee holen, ehe sie Mario abholt. Der Jetlag ist sicherlich hart. Es ist ihr noch bewusst, wie es bei ihr war und ein Kaffee hat da oft gutgetan. Daher wird sie schnell … Sie reißt ihre Türe auf, macht einen Schritt zurück und bleibt wie erstarrt stehen. Mit großen Augen sieht sie in den Flur hinaus. “Guten Morgen, Elsa.” Ein schiefes Grinsen ziert ihren Gegenüber. “Ich habe gedacht, ich hole uns beiden einen Kaffee, ehe wir losmüssen. Ich konnte die Zeit nicht ganz einschätzen, daher war ich viel zu früh dran. Ähm … ich war bei dem kleinen Wagen, der da draußen vor der Türe steht. So wie ich das sehe, müsste das der perfekte Standort sein, bei der Menge an Studenten, die hier vorbei kommen. Ähm”, Mario runzelt seine Stirn, “du magst doch Kaffee, oder? Gestern hast du welchen getrunken im Büro drüben und … Äh …” Er stockt mitten im Satz und sieht die ihm Gegenüberstehende verunsichert an. Hoffentlich ist das nicht zu viel und er verscheucht sie dadurch. Spätestens durch seine Aussage von gestern. “Kaffee! Du bist mein Retter, Mario! Ich wollte uns gerade auch einen kaufen gehen. Oh, und der Kaffeewagen vor der Türe, der ist super. Ich hole jeden Tag bei ihm ein Kaffee. Also damit hast du gar nichts falsch gemacht.” Ihre Augen sind leuchtend auf ihn gerichtet und Mario atmet erleichtert aus. Ihm war gar nicht klar, dass er die Luft angehalten hat. “Da bin ich froh. Ich habe zwar gestern gesehen, wie du dir deinen Kaffee richtest, aber so richtig gemerkt habe ich es mir nicht. Daher - der hier mit etwas mehr Milch und Zucker, der mit etwas weniger.” Er hebt die beiden Pappbecher in seinen Händen an. Sofort greift Elsa nach dem mit mehr von beidem. Sie nimmt einen Schluck und seufzt auf. “So gut wie perfekt, Mario. Aber”, ihre Augen öffnen sich und sehen ihn an, “wir besorgen dir bei Michael noch einen wiederverwendbaren To-Go-Becher. So hole ich meinen Kaffee immer und man kann Müll sparen.” “Das klingt gut.” Mario nickt und deutet anschließend mit seinem Kinn den Flur hinunter. “Gehen wir dann? Du musst mir den Weg zeigen. Irgendwann muss ich klar kommen.” “Ja. Spätestens die letzten sechs Wochen, in denen ich wieder in Japan bin und du noch hier ausharren musst.” Elsa läuft schmunzelnd los. Mario schließt zu ihr auf. “Ich vermute jetzt schon, dass ich dich vermissen werde, wenn du nicht mehr da bist.” “Oh, das vermute ich auch.” Elsa zwinkert ihm zu, ehe sie ihn mit ihrem Ellenbogen anstößt. “Aber das Gute: Wir werden uns in Japan auf jeden Fall wieder sehen.” “Das stimmt. Und damit das auch wirklich der Fall sein wird, zeig mir jetzt bitte den richtigen Weg, nicht dass ich mich verirren werde.” Ein Lachen entkommt Elsa, ehe sie wie am Tag zuvor nach seinem Ellenbogen greift. “Na dann komm mal mit. Und pass gut auf. Verloren gehen fände ich auch ziemlich doof.” ~~~ “Hey Elsa.” Hailee taucht neben ihrer Freundin auf, die gerade dabei ist, verschiedene Daten ihres Projektes in ihrem System einzuspeichern. “Ja?” Elsa sieht auf. “Gehen wir beide nachher was zu Mittag essen? Nur du und ich?” “Ähm, ich …” Kurz sieht Elsa zu Mario, der ebenfalls vor einem Computer sitzt, neben ihm Michael. Der Professor scheint die Aufgaben des Neuankömmlings mit diesem zu besprechen. “Die Jungs werden Mario sicher gut versorgen, mach dir da mal keinen Kopf. Klar hast du gesagt, du nimmst dich seiner an, aber das heißt nicht, dass du jetzt 24/7 seine Hand halten musst.” Wieder sieht Elsa die neben ihr Stehende an, ehe sie seufzt. Hailee wird nie mit ihrer Meinung hinterm Berg halten, so ist sie eben. “Okay. Mittagessen. Deans?” “Klar.” Hailee zeigt ihr einen hochgestreckten Daumen, ehe sie an ihren eigenen Arbeitsplatz zurückgeht. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- “So, jetzt erzähl mal.” Hailee reicht dem Kellner die Speisekarte zurück, ehe sie sich der ihr Gegenübersitzenden zuwendet. Elsa gibt ihre Speisekarte ebenfalls ab und nickt dem Kellner noch freundlich zu, ehe sie ihre Freundin anblickt. Mit Hailee hat sie sich seit ihrem ersten Tag verstanden. Sie beide haben sich schnell angefreundet und sie ist froh, dass sie jemanden hier hat, mit dem sie so gut klarkommt. Sicherlich wird sie ihr sehr fehlen, wenn sie wieder nach Japan zurückkehrt. Aber zum Glück dauert das noch ein bisschen. Natürlich hat sie ein wenig Heimweh und vermisst ihre Familie und Freunde zu Hause, aber sie weiß, dass sie so eine Chance nie wieder bekommen wird und dass es nur für eine gewisse Zeit ist, daher kann sie damit gut umgehen. “Was meinst du?”, fragt sie. “Mario. Freust du dich, dass er da ist? Ihr beide scheint euch ja ganz gut zu verstehen.” Schon spürt Elsa ihre Wangen warm werden. Schnell greift sie nach ihrem Glas Wasser und trinkt einen Schluck, um das zu überspielen. “Ja, natürlich. Es ist schön, ihn zu sehen. Ich meine, nicht nur, dass er ein bekanntes Gesicht ist, ich kenne ihn ja doch schon etwas länger.” “Mir ist da gestern auch etwas eingefallen”, erwidert Hailee, der Elsas Gesichtsfarbe nicht entgangen ist. “Ich habe dich doch schon mal gefragt, ob es da jemanden ganz Bestimmten für dich in Japan gibt.” “Gibt es nicht”, gibt Elsa sofort von sich. “Das weiß ich auch noch. Aber ich habe dich auch gefragt, ob es jemanden gibt, der dich interessiert.” Nun weiten sich Elsas Augen. Ihr scheint also auch noch mehr als bewusst zu sein, was sie damals geantwortet hat. “Du hast mit ja geantwortet. Und mir erzählt, dass du den besten Freund deines Bruders sehr magst. Mehr als magst.” “Hailee …” Diese sieht Elsa genau an, lässt sie nicht aus den Augen und nimmt jede noch so kleine Regung auf. “Und ist Mario nicht der beste Freund deines Bruders? Kombiniere ich das zufälligerweise richtig, wenn ich da jetzt eins und eins zusammen zähle? Du magst den besten Freund deines Bruders. Mario ist der beste Freund deines Bruders. Ergo magst du Mario. Also?” Und nun laufen Elsas Wangen hochrot an. “D-das … also das … ist …” “Hah!” Grinsend deutet Hailee mit ihrem Zeigefinger auf sie. “Er ist es wirklich!” Da Elsa kein Wort hervor bekommt sondern ihr Mund sich nur öffnet und schließt, ohne dass ein Ton hervorkommt, sieht sich ihre Freundin endgültig in ihrer Feststellung bestätigt. Doch noch ehe sie etwas Weiteres sagen kann, bringt der Kellner die von ihnen beiden bestellten Salate. Doch kaum dass der Kellner weg ist, lässt Hailee sich nicht mehr abhalten. Sie greift nach ihrer Gabel. “Also, was willst du jetzt machen?”, fragt sie, ehe sie ein Salatblatt aufspießt und es sich in den Mund schiebt, ihren Blick dabei nicht von ihrer Gegenüber nimmt. “Was soll ich denn machen?”, fragt Elsa zurück und zuckt mit ihren Schultern. “Na ja, er ist hier, du bist hier. Das solltest du nutzen. Erobere ihn.” Schon runzelt Elsa ihre Stirn. “Hailee. Ich habe keine Ahnung, wie er mich sieht. Ich bin die Schwester seines besten Freundes, mehr vermutlich nicht.” “Ach ja? Hatte sich da nicht fast mal was zwischen euch entwickelt?” “Das war in der Grundschule. Und auch in der Mittelschule, okay. Aber da waren wir wie alt? Mit fünfzehn sind wir auf die Oberschule gegangen und dann war es das irgendwie. Und das ist auch schon sieben Jahre her. Er hatte in der Zeit seitdem sogar Freundinnen. Also wenn er Interesse an mir gehabt hätte, dann hätte er da noch Chancen bei mir gehabt. Er hat allerdings keinerlei Andeutungen gemacht. Und ich habe keine Ahnung, ob er aktuell vergeben ist.” “Das lässt sich doch einfach herausfinden.” “Hailee, ich weiß nicht, ob …” “Ob was? Ob du etwas mit ihm anfangen sollst? Elsa, du wirst rot, wenn ich dich auf ihn anspreche. Gut zu verstehen scheint ihr euch ja, auch wenn ich teilweise kein Wort von dem verstehe, was ihr da redet. Vielleicht sollte ich doch mal japanisch anstelle von spanisch als Fremdsprache lernen.” “Bringt dir dann etwas, wenn du mich in Japan besuchst”, stimmt Elsa trocken zu. “Unter anderem. Oder auch, euch beiden zu lauschen.” “Da gibt es nichts, was sich zu belauschen lohnt! Wir reden über alltägliche Sachen. Und über meinen Bruder.” “Dann solltest du die Gesprächsinhalte wechseln. So was wie: Hey Mario, hast du eine Freundin? Nein? Ach, cool. Willst du mit mir ausgehen? So etwas ungefähr.” “Hailee.” “Ja, so heiße ich. Wobei ich mir überlege, meinen Namen zu ändern. So oft, wie du ihn in diesem Gespräch erwähnst, gefällt er mir langsam nicht mehr. Hört sich irgendwie seltsam an.” “Hailee …” “Genau das meine ich, hast du es auch gehört? Hailee, Hailee, Hailee … Je öfter man etwas sagt, desto komischer wird es …” “Hailee”, versucht Elsa erneut, das Wort zu ergreifen. “Ich mag Mario, ja. Ich denke, wir können auch wieder gute Freunde werden. Aber mehr sollte ich gar nicht erst versuchen, immerhin haben wir noch einige Monate hier zusammen zu verbringen. Wie komisch ist das, wenn er mir einen Korb gibt und ich dann monatelang mit ihm zusammen arbeiten soll. Das kann nicht gut gehen. Also lassen wir es, wie es ist. Vielleicht sind das auch noch irgendwelche kindlichen Schwärmereien von mir. Und mich sieht er inzwischen sicherlich anders.” “Hmm …” “Hailee, versprich mir, nichts Dummes zu machen.” “Ich verspreche überhaupt nichts.” “Was bedeutet, dass du auf jeden Fall etwas Dummes machen wirst!” Schon zuckt Hailee mit ihren Schultern und um nicht antworten zu müssen, schiebt sie sich schnell etwas von dem Baguette, das zum Salat serviert wurde, in den Mund. Ein Seufzen entkommt Elsa. In den letzten Wochen hat sie die junge Frau doch etwas näher kennengelernt. “Bitte, bitte, bitte.” Sie legt ihre Hände vor sich mit den Handflächen zusammen. “Mach nichts, was es peinlich werden lässt! Ich werde Mario nämlich auch zukünftig und nach diesem Projekt noch einigermaßen regelmäßig sehen und es wäre schön, dass ich das könnte, ohne dabei jedes Mal im Boden versinken zu wollen.” Ein Seufzen entkommt Hailee, die ihren Kopf schüttelt. “Schon gut”, gibt sie von sich. “Ich gebe mir Mühe, dir dein Leben nicht peinlicher zu machen, als es ist.” “Danke dafür, das ist …” Elsa stockt. “Hey, was soll das denn heißen?” Auf die Frage enthält sie jedoch nur noch ein Prusten. ~~~ “Wir sind zurück!”, hallt Hailees Stimme laut durch den Raum. “Ist bei dir zumindest nie zu überhören, Hailee.” Michaels Mundwinkel zucken, was man hinter seinem Bart gerade so erkennen kann. Das amüsierte Funkeln in seinen Augen ist noch sehr viel aussagekräftiger. “Ach, ohne mich wäre es hier auch wirklich langweilig.” Schon winkt die Studentin ab, ehe sie sich auf ihren Platz fallen lässt. “Auch das kann ich auf keinen Fall verneinen.” Michaels Stimme ist trocken. Elsa ist nicht die Einzige, die auf diese Aussage lachen muss. Mario, der neben Michael sitzt, lässt seinen Blick durch den Raum gleiten. Die Stimmung hier ist eigentlich perfekt. Er fühlt sich wohl, auch wenn es erst sein zweiter Tag ist. Das Miteinander scheint super zu sein. Alle verstehen sich recht gut, die Stimmung ist gelöst und immer wieder macht irgendjemand Witze. Und Michael ist ein Professor, wie er sie gerne öfter gehabt hätte. Seine Beziehung zu den anderen ist locker, sie scheinen gerne zu ihm zu kommen. So müsste es immer sein, das würde viel vereinfachen. In Japan ist es anders - dort sind alle Professoren mehr als nur Respektspersonen. Also nicht, dass Michael das nicht ist, aber der Umgang macht vieles aus. Vielleicht muss er eine seiner Vorlesungen besuchen. Auch wenn er keine Vorlesungspflicht während des Praktikums hat, kann er sicher in die ein oder andere gehen. Er fragt einen der anderen. Wie von selbst landet seine Augen auf Elsa. Diese sieht in dem Augenblick auf, so dass sich ihre Blicke treffen. Kurz huscht ein Lächeln über ihre Züge, ehe sie sich wieder dem Bildschirm vor sich widmet. “Also Mario, schau mal. Meinst du, es ist möglich, dass man im Programm eine Art Zwischenprogramm einfügt? Ich habe wirklich keine Ahnung. Was ich mir vorstelle ist, dass wenn man auf Schaltfläche X drückt, man die Daten hier”, Michael deutet auf eine Spalte der vor ihm liegenden Unterlagen, “sieht und dann auf Schaltfläche Y, diese Daten hier auftauchen. Und dann noch eine Schaltfläche Z, wo die Daten von XY gemeinsam aufgezählt werden.” Mario unterdrückt ein Schmunzeln. “Klar, gar kein Problem. Aktuell beschreibst du mir noch eine bessere Excel-Tabelle.” Schon winkt der Professor neben ihm ab. “Bleib mir mit Excel weg! Mit dem stehe ich auf Kriegsfuß.” “Was der Grund ist, dass wir hier alles in Excel eintragen!”, ruft Alex quer durch den Raum. “Und ich würde sagen”, erklingt Brandons tiefe Stimme, “bleib nicht mit Excel von Michael, sondern mit Michael von Excel weg.” “Hey, ich wollte euch doch nur einmal helfen”, wehrt dieser sich sofort. “Deine Hilfe hat fast dafür gesorgt, dass alle Daten, die wir wochenlang mühsam von Hand erfasst haben, gelöscht waren. Ich stimme Brandon zu”, Jake sieht über seinen Bildschirm zu Mario, “halte Michael von unseren Computerprogrammen fern!” “Ich denke”, gibt Mario überrascht von sich, “das bekomme ich hin.” Und dann tut er etwas, das er sich zu Hause mit einem japanischen Professor niemals getraut hätte. Er stellt seinen Fuß gegen dessen Schreibtischstuhl und schiebt ihn nach hinten, weg von seinem Computer. Kurz herrscht Stille im Raum, dann erklingt lautes Gelächter und Prusten. Michael klopft Mario mit seiner großen Hand auf die Schulter, während er sich mit seiner anderen eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischt. “Ich sehe, du passt gut in unser Team. Also noch einmal: Willkommen bei den Chaoten.” Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- “Schön, dass du mitgekommen bist, Mario.” Jake reicht diesem ein Glas, ehe er sich neben ihm auf das halbrunde Ledersofa fallen lässt, auf dem sein neuer Kollege bereit sitzt. “Klar. Danke, dass ihr mich mitgenommen habt”, erwidert Mario und hebt sein Glas an. “Hey, wir verbringen die nächsten Monate zusammen. Da gehört das ja auch irgendwie dazu.” Alex trinkt von seinem Glas, ehe er es auf den runden, kleinen Tisch stellt, der zwischen ihnen steht. Elsa lässt sich in ihren Ledersessel zurücksinken und schlürft aus ihrem Strohhalm von dem Cocktail, den sie sich bestellt hatte. Brandon lässt sich neben ihr in den zweiten Sessel fallen. “Wir verbringen generell viel Zeit miteinander, nicht wahr? Hast du ja auch von Anfang an mitmachen müssen.” Jake deutet auf Elsa, die daraufhin mit ihren Schultern zuckt. “Ich habe mich noch nie beschwert.” “Wäre ja noch schöner.” Brandon stößt mit seinem Fuß gegen ihren, Sneaker gegen Sneaker und grinst dabei breit, entlockt Elsa ein Lachen. “Ganz richtig. Gott, wie sollte ich es ohne Alkohol mit euch aushalten?” Sie hebt ihren Cocktail und erntet dafür weitere Lacher. “Also verstehe ich das richtig”, Mario beugt sich ein wenig vor, “dass ihr regelmäßig etwas miteinander macht?” “Ja, das schon.” Jake zuckt mit seinen Schultern. “Ich habe keine Ahnung, inwieweit wir zusammengekommen hätten, wenn wir uns nicht bei Michaels Projekt kennengelernt hätten. Aber wir haben uns getroffen und gefunden und sind seitdem unzertrennlich.” “Unzertrennlich ist jetzt vielleicht übertrieben, aber wir verbringen gerne Zeit miteinander und machen regelmäßig etwas miteinander. Schon mehrmals die Woche, nicht wahr?”, fragt Alex in die Runde. “Ja. Und da wir das auch immer noch gerne machen, zeigt wohl, dass wir uns noch nicht auf die Nerven gehen.” Brandon hebt sein Glas ebenfalls an. “Mal schauen, wie lange das noch gut geht”, ergreift nun auch Hailee das Wort. “Wir haben uns inzwischen auch ziemlich gut kennengelernt. Und da du nun auch zu uns gehörst”, sie beugt sich in Marios Richtung, “wollen wir auch dich noch besser kennenlernen.” “Und wie willst du das machen?”, fragt Mario, während er ein wenig schmunzeln muss. Darauf hat er gewartet. “Tja, wie wohl?” Hailee zwinkert ihm zu. “Wir stellen dir Fragen, um mehr von dir zu erfahren. Aber keine Sorge, du darfst auch uns Fragen stellen, um uns kennenzulernen.” Mario wiegt seinen Kopf von einer auf die andere Seite. “Klingt fair. Na gut”, er lehnt sich wieder nach hinten, lässt seinen Blick aber auf die junge Frau gerichtet, “was willst du wissen?” “Fangen wir doch mit dem normalen Zeug an. Name, Geburtstag, Wohnort, Hobbys.” Wieder lacht Mario, ehe er alles aufzählt. Anschließend deutet er auf Hailee. “Und ich will das jetzt von euch allen auch wissen. Also los.” ~~~ “Gut. Dann ist da noch eine Frage, die ich habe. Und die ich auch als ziemlich wichtig erachte.” Hailee hat ihre Worte zwar an Mario gerichtet, zwinkert daraufhin aber Elsa zu, die sich sofort in ihrem Sessel aufrichtet. Okay, jetzt kommt etwas Dummes. Ihre Freundin wird doch sicherlich nicht … “Hast du denn eine Freundin in Japan? Oder irgendwo anders?” Elsas Augen weiten sich, ehe sie sich wieder in ihren Sessel sinken lässt und diese ergeben schließt. Ein leises Stöhnen entkommt ihr, das keiner außer dem neben ihr Sitzenden zu hören scheint. Brandon runzelt seine Stirn, während er sie ansieht. “Nein, da gibt es niemanden.” Mario zuckt mit seinen Schultern. “Schon eine Weile nicht.” “Oh, wie … schade.” Die Worte klingen genau so falsch, wie sie gemeint sind. Mario legt seinen Kopf schräg. Was meint Hailee damit? “Dann hast du zumindest die Chance, hier in den USA jemanden kennenzulernen. Wer weiß.” Sie zwinkert ihm zu, was ihm ein amüsiertes Kopfschütteln entlockt. “Ich denke nicht, nein. Ich werde in sechs Monaten wieder nach Hause zurückkehren. Da etwas mit einer hier anzufangen ist nicht unbedingt sinnvoll.” “Hmm … außer eben …” Elsa steht abrupt auf und unterbricht ihre Freundin mitten im Satz. “Hailee, ich muss mal auf die Toilette. Kommst du mit?” Sie sieht diese mit blitzenden Augen an, ehe sie in die Runde grinst, auch wenn dieses Grinsen sehr schief ausfällt. “Ihr wisst ja, Frauen müssen immer zu zweit auf die Toilette.” Und schon greift sie nach dem Arm ihrer Freundin und zerrt diese mit sich. Die Männer sehen ihnen verwundert hinterher. “Das war … seltsam”, stellt Alex fest. “Ja, das kann ich tatsächlich unterschreiben. Sie ist seltsam.” Brandon runzelt seine Stirn zum wiederholten Male. “Elsa oder Hailee?”, fragt Mario verwundert, während er den beiden auch hinterher sieht. “Hailee. Eindeutig Hailee.” Jake zuckt mit seinen Schultern. “Ja. Elsa ist super. Sie ist nett. Würde sie nicht in ein paar Monaten nach Japan zurückkehren, würde ich sie um ein Date bitten. Aber da sehe ich es wie du, Mario. Es ist nicht wirklich sinnvoll.” Alex seufzt auf und erhebt sein Glas. “Darauf, dass ich irgendwann ein süßes Mädchen treffe, das nicht bald darauf fluchtartig das Land verlässt.” Während Brandon und Jake lachen, sieht Mario Alex nachdenklich an. Eigentlich darf es ihn nicht wundern, dass Elsa hier gut ankommt. Das hat er in Japan schließlich auch erlebt. Ein wehmütiges Lächeln überkommt ihn und er sieht in die Richtung, in die sie davon gegangen ist. Es ist wirklich schon lange her, dass er sie so betrachtet hat. In der Grund- und Mittelschule war er noch ziemlich in sie verliebt. Aber dann sind sie auf unterschiedlich Oberschulen gekommen. Die Jahre davor hatte er sich nicht getraut sie anzusprechen, doch da sie ja auch nie Andeutungen gemacht hat, scheint sie es ja nicht so gesehen zu haben wie er … Und dann hatte er Aiko kennengelernt. Mit ihr ist er etwas über zwei Jahre zusammen gewesen. Ein leises Seufzen entkommt ihm, ehe er sich erneut seinen Kollegen zuwendet. “Kann ich verstehen. Elsa ist toll. War sie schon immer.” “Oha.” Jakes Blick richtet sich auf ihn. “Sprichst du da etwas aus Erfahrung?” Mario zieht seinen Kopf ein wenig ein. “Kann schon sein. Ich kenne sie ja schon länger. Ich habe mitbekommen, wie sie sich die letzten Jahre entwickelt hat. Sie war ein hübsches Mädchen und wirklich süß. Heute ist sie eine schöne Frau. Und ich denke, nein, bin davon überzeugt, dass ihr Charakter immer noch so toll ist wie früher.” “Hmm …” Brandon legt seinen Kopf leicht schräg. “Wart ihr ein Paar?”, fragt er. Schon bekommt er ein Kopfschütteln als Antwort. “Nein, das sollte nie sein. Nicht, dass ich das früher nicht mal hätte wollen, ich habe sie sehr gemocht. Aber wir haben uns, mal davon abgesehen, dass ihr Bruder mein bester Freund ist, aus den Augen verloren. Was nichts daran ändert, dass sie ein toller Mensch ist.” “Ihr studiert aber nicht an der gleichen Uni, oder wir war das?”, fragt Alex und lehnt sich neugierig nach vorne. Wieder ein Kopfschütteln. “Nein, tun wir nicht. Sicher noch ein Grund, dass wir uns aus den Augen verloren haben. Wären wir an der gleichen Uni, würden wir uns sicherlich öfter treffen. Aber es ist, wie es ist.” “Schade drum.” Jake sieht Mario an. Dieser erwidert den Blick nickend. “Ja, ist es.” Noch ehe einer der vier etwas sagen kann, kommen ihre weiblichen Begleiterinnen wieder zurück. Hailee grinst breit in die Runde, während sie sich erneut zwischen Alex und Jake auf das Sofa sinken lässt. “Okay, da sind wir wieder. Und was jetzt? Eine weitere Runde?” Während Elsa daraufhin nur laut seufzt, lachen die anderen laut auf. Hailee ist eben, wie sie ist. ~~~ “Es tut mir wirklich leid, dass sie dich so ausgefragt haben, vor allem Hailee.” Elsa blickt den neben ihr Laufenden entschuldigend an. Dieser lacht leise und wieder einmal kopfschüttelnd. Sie sind gemeinsam auf dem Rückweg. Da der Jetlag Mario noch mitnimmt, ist er früher aufgebrochen. Elsa begleitet ihn, dass er den Rückweg auch findet. Zumindest ist es für sie eine willkommene Ausrede, auch schon nach Hause zu kommen. “Dafür musst du dich nicht entschuldigen, Elsa. Ich durfte ja auch Fragen stellen. Ist doch schön, alle kennenzulernen. Es scheint ja ein ganz guter Haufen zu sein.” Ein Lächeln erscheint auf ihren Zügen. “Das sind sie wirklich.” Sie blickt zum Nachthimmel hinauf. “Sie sind toll. Auch Michael.” Ihr Blick schweift zu Mario. “Er ist wirklich ein toller Professor und toller Lehrer. Wir haben Glück mit ihm.” “Das habe ich auch schon gedacht”, stimmt Mario ihr zu. “Ich habe überlegt, ob ich mal bei ihm in eine Vorlesung sitzen kann. Würde mich echt interessieren, wie er das macht.” “Oh, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.” Elsa überlegt. “Weißt du was, ich komme mit. Sollen wir die Tage mal gehen?” “Sehr gerne.” “Gut. Dann schau ich mal nach seinem Stundenplan und wir überlegen, was uns interessiert, ja?” “Sehr gerne.” Mario grinst die neben ihm Laufende an, die das erwidern muss, es gar nicht unterdrücken kann. Doch schließlich wendet sie ihren Blick wieder vor sich. “Aber ansonsten: ja, wir haben wirklich Glück mit diesem Team. Sie sind alle super und es macht Spaß, Zeit mit ihnen zu verbringen. Sowohl beim Projekt, als auch in der Freizeit. Es sind tolle Menschen und Freunde. Ich bin mir sicher”, wieder sieht sie ihn an, “dass auch ihr Freunde werdet.” “Das fände ich toll.” Mario bleibt stehen, greift nach Elsas Ellenbogen und hält sie so auf. Als sie ihn verwundert mustert, lächelt er. “Ich bin froh, auch schon Freunde hier zu haben … oder zumindest einen Freund.” Wieder erscheint ein Lächeln auf ihren Zügen. “Ich freue mich auch, einen Freund hier zu haben”, stimmt sie zu. “Also …” Nun wirkt er plötzlich zögerlich. “Ja?” Das Lächeln wandelt sich in ein schiefes Grinsen. “Ich fände es schön, wenn auch wir beide öfter etwas miteinander unternehmen. Du und ich, vielleicht auch mal nur zur zweit … Mit dir habe ich das Gefühl, dass ich kein Heimweh bekomme …” Elsas Wangen werden rot. “Das … ja, sehr gerne. Ich bin gerne da, um dein Heimweh zu mildern. Oder es ganz zu vermeiden.” “Das ist gut.” Mario seufzt erleichtert auf. “Was hältst du denn dann davon, wenn wir mal einen Film schauen? Gerne auf Japanisch …” “Auch das sehr gerne. Morgen?” “Morgen klingt gut.” Sie nehmen den Heimweg wieder auf, schweigen nun aber beide. Doch das Lächeln auf ihren Zügen zeigt, dass es ihnen gut geht und sie sich wohlfühlen. Sie sind froh, dass der jeweilig andere da ist. Es macht es schöner … Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Ein Klopfen ertönt an der Zimmertüre. Sofort springt die Bewohnerin des Zimmers auf und öffnet die Türe. “Hallo Elsa.” “Hallo Mario.” Der junge Mann tritt an ihr vorbei ins Zimmer hinein. “Hier, schau mal, was ich gefunden habe.” Überrascht nimmt Elsa die Tüte entgegen, die Mario ihr hinhält. Sie wirft einen Blick hinein und schon weiten sich ihre Augen. “Yakisoba?” “Ja. Und Tempura sowie ein paar Sushi. Ich habe ein Restaurant gefunden, dort bestellt und es gerade noch abgeholt.” “Du bist der Beste! Der Allerbeste.” Mit leuchtenden Augen tritt Elsa zu ihrer kleinen Küchenzeile, um die Tüte auszuräumen. Mario hängt seine Jacke an einen der Haken, die direkt hinter der Türe angebracht sind und an denen auch Elsas Jacken hängen. Die Zimmer hier im Wohnheim sind alle gleich aufgebaut. In seinem und Elsas Fall ein Einzelzimmer. Direkt links von der Eingangstüre geht es ins Bad, das mit einer Dusche, Waschbecken und Klo ausgestattet ist. Rechts hinter der Türe sind die Garderobenhaken. Neben der Türe zum Badezimmer ist eine kleine Küchenzeile eingebaut, mit einem Waschbecken und Abtropfgitter, zwei Herdplatten. Darunter ein kleiner Kühlschrank, darüber zwei Hängeschränke, aus denen Mario gleich darauf Teller herauszieht. Hinter dem kleinen Flur mit der Küchenzeile verbreitert sich der Raum. Ein Einzelbett, ein Schreibtisch mit Stuhl, ein Wandschrank und ein Regal finden hier Platz. Auch ein kleines Zweisitzer-Sofa steht auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes. “Du weißt nicht, wie sehr ich mich hierauf freue!” Elsas Hand streicht sanft über Marios Rücken, ehe sie das Essen in den Raum hinein trägt. Sie schiebt mit ihrem Fuß eine kleine Kiste vor ihr Sofa, die sie als Couchtisch verwendet und auf die sie das Essen stellt. “Setz dich schon mal, Elsa. Ich hole noch kurz was zu trinken.” Mario stellt die Teller auf den Schreibtisch, auf die Ecke, die man vom Sofa aus erreichen kann. Gleich darauf geht er zurück zur Küchenzeile, holt dort noch Gläser und Wasser zum Trinken. Er ist in den letzten Wochen so oft hier gewesen, dass er sich inzwischen gut auskennt. Und Elsa geht es mit seinem Zimmer ein Stockwerk tiefer genauso. Er tritt zum Sofa und lässt sich neben ihr nieder. Insgesamt ist er nun auch schon sechs Wochen hier in Phoenix und es gefällt ihm unglaublich gut. Nicht nur das Land, in dem er sich befindet oder das Projekt, an dem er mitarbeiten darf. Nein, die Menschen um ihn herum, die Personen, mit denen er seine Zeit verbringt - egal ob aufgrund des Projekts oder privat. Er ist dankbar dafür, diese Chance in seinem Leben bekommen zu haben. Und noch mehr darüber … Sein Blick gleitet zur Seite, haftet sich auf Elsa, die gerade die Teller mit den Leckereien belädt, die er mitgebracht hat. Es ist mehr als schön, dass sie hier ist. “Hier.” Sie drückt ihm einen beladenen Teller in die Hände, dazu ein paar Stäbchen. “Wo hast du das denn gefunden?”, fragt sie und ihr Blick liegt fragend auf ihm. Ein leises Lachen entkommt Mario. “Wenn du wüsstest.” “Jetzt sag schon.” Sanft stößt sie ihm ihren Ellenbogen in die Seite und entlockt ihm ein weiteres Lachen. “Okay, okay. Ich sag es dir ja schon. Einer aus der Fußballmannschaft hat mir erzählt, dass er vor Kurzem etwas Japanisches gegessen hat und dass es ihm geschmeckt hat. Ich wollte wissen, wo er es hat und er hat es mir verraten. Und ich wollte dich überraschen, daher habe ich es dir noch nicht erzählt. Jetzt hoffe ich aber noch sehr, dass es auch gut schmeckt.” “Oh, das hoffe ich auch. Da fällt mir auch etwas ein.” Sie hebt ihren Kopf. “Und was?” Ein schiefes Grinsen erscheint auf Elsas Zügen. “Die anderen haben mal gemeint, dass sie auch gerne japanisch essen wollen und ich kochen soll. Jetzt wo du da bist …” Ihre Hand wandert in seine Richtung, doch noch ehe sie ihn berühren kann, hat er sie bereits mit seiner aufgefangen und drückt sie leicht. “Gut, dann kochen wir wohl gemeinsam für die anderen.” “Das klingt super.” Elsa lächelt ihn an, ehe sie ihre Hand aus seiner zieht und nach ihren eigenen Stäbchen und ihrem Teller greift. “Aber jetzt ist erst mal das hier dran.” Zielgerichtet nimmt sie von den Nudeln auf und schiebt sie sich in den Mund. Genießerisch schließt sie ihre Augen und ein Aufstöhnen kommt über ihre Lippen. In Mario zieht sich alles zusammen. Dieser Ton trifft ihn im Innersten. Sein Blick richtet sich auf ihre Lippen und als ihre Zungenspitze plötzlich hervorblitzt, muss er schlucken. “Oh Gott, das ist echt gut, Mario.” Ihre Stimme reißt ihn wieder ins Hier und Jetzt zurück. Schnell sieht er vor sich und hofft, dass sie nicht mitbekommen hat, wie er sie angestarrt hat. Er mag Elsa, war früher auch in sie verliebt. Doch irgendwann sind diese Gefühle für ihn nur noch Kindheitsgefühle gewesen. Zwischen ihnen hatte sich nie etwas entwickelt. Irgendwann ist sie für ihn nur noch Gregors Schwester gewesen, auch wenn sie sich nach wie vor gut verstanden haben. Doch in den letzten Wochen hat er gemerkt, dass er Elsa wieder mit anderen Augen sieht. Sie ist so unglaublich hübsch, süß, schön. Er mag es, wie sie lacht, wie sie aussieht, wenn sie sich über etwas freut. Man kann sehr gute Gespräche mit ihr führen. Mit ihr wird es ihm nie langweilig. Und immer mehr kommt der Wunsch in ihm auf, sie einfach zu küssen, sie in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, was er empfindet. Doch … Vielleicht ist das so, weil sie für ihn einen Teil seines Zuhauses darstellt. Vielleicht hat er die Gefühle nur, weil sie beide hier in den USA sind. Er unterdrückt ein Seufzen und starrt auf seinen Teller. Nein, er wird das nicht tun. Wenn sie beide in Japan sind, will er sehen, wie es ist. Ob er dann immer noch so für sie empfindet. Sie auch dort treffen. Und wenn die Gefühle dann immer noch bestehen, will er es ihr sagen. Ihr sagen, dass er gerne eine Chance bei ihr hätte. So und nicht anders. Und auch wenn er die Entscheidung schon eine Weile getroffen hat, wünscht sich alles in ihm, nicht warten zu müssen. Doch das muss er jetzt eben. Und um an etwas anderes zu denken, hebt er seine Stäbchen und nimmt sich davon ebenfalls etwas von seinem Yakisoba, um gleich darauf begeistert die Augenbrauen hochzuziehen. Er kaut und schluckt, ehe er nickt. “Ja, das ist wirklich gut. Ich glaube, da sollten wir öfter was bestellen.” “Was hältst du denn davon”, Elsa stößt ihm wieder in die Seite, “wenn wir mal dort essen gehen? Also wenn das möglich ist.” “Ist es. Und ja, ich halte viel davon. Nächste Woche?” Marios Herz macht einen Satz. Es könnte fast ein Date sein … oder? “Oh ja. Vielleicht wollen die anderen auch mit. Wir sollten sie auch fragen.” Und schon zieht sich Marios Herz zusammen. Von wegen Date. Wobei es so sicherlich besser ist … “Dann sollten wir aber vielleicht erst für sie kochen, ehe wir mit ihnen zu jemanden gehen, der es richtig macht. Nachher stinkt unser Essen dagegen voll ab”, erklärt er im nächsten Moment. “Das stimmt. Oder sie wollen danach nie wieder, dass wir für sie kochen, was ja auch etwas Gutes hätte, oder was meinst du, Mario?” Und nun entkommt ihm ein lautes Lachen. “Elsa, du hast es faustdick hinter den Ohren.” Sie grinst ihn breit an. “Ich bin Gregors Schwester, schon vergessen.” Sein Blick richtet sich auf ihren. “Wie könnte ich das jemals …” Er sieht sie schlucken und etwas in ihrem Blick ändert sich, doch er verbietet sich, darüber nachzudenken. “Wobei ich sagen muss, dass ich die Zeit mit dir auch sehr genieße, ohne an Gregor denken zu müssen. Was ich tatsächlich wenig bis nie mache, wenn wir beide uns treffen.” “Na da bin ich ja froh.” Elsa zwinkert ihm zu, ehe sie sich nach vorne beugt und sich noch etwas zu essen auflädt. ~~~ Alle Spuren ihres Essens sind aufgeräumt. Oder verräumt, wie man es nennen will. Die Reste sind im Kühlschrank untergebracht, die Teller und Stäbchen gespült. Die leeren Schachteln im Mülleimer. Auf der zu einem kleinen Tisch umfunktionierten Kiste steht Elsas Laptop, auf dem inzwischen der zweite Film läuft. Sie haben es sich auf dem Sofa bequem gemacht, wie sie es die letzten Wochen auch häufig getan haben. Nicht immer sehen sie einen Film. Sie haben viel geredet, sich von den letzten Jahren erzählt, von dem, was sie noch erleben wollen. Deshalb weiß er viel von ihr. Von ihren Wünschen und Hoffnungen, so wie sie auch von ihm. Es ist schön, dass sie offen miteinander reden können. Und es vertieft seine Gefühle für sie immer weiter. Sein Blick richtet sich von dem Bildschirm auf die junge Frau, deren Kopf an seiner Schulter liegt und die wohl in den letzten Minuten eingeschlafen sein muss. Sie wirkt jünger, entspannt, wenn sie schläft. Vorsichtig hebt Mario eine Hand und streicht ihr eine Strähne ihrer braunen Haare aus der Stirn. Sie ist unglaublich hübsch. Er sollte sie eigentlich wecken, sich verabschieden und in sein eigenes Zimmer gehen, sodass sie in ihrem Bett schlafen kann. Doch er ist ein wenig eigennützig. Nur noch der Film voll, dann wird er sie wecken und sich wirklich verabschieden. Aber bis dahin wird er es genießen, sie so nahe bei sich zu haben. ~~~ “Elsa, Mario.” Hailees Stimme klingt durch den Raum und zieht so die Aufmerksamkeit der beiden Gerufenen auf sich. “Ja?” “Was gibt es?” Beide sehen fragend von ihren Plätzen zu der jungen Frau, die von ihrem Stuhl aufgestanden ist und sich ein wenig in die Richtung beugt, in der die beiden Japaner sitzen. “Wir haben uns etwas überlegt”, erklärt Hailee da schon. “Und was?”, fragt Elsa, die schon die Befürchtung hat, dass ihre Freundin irgendwelche dummen Dinge machen wird. Wäre nicht das erste Mal. “Wenn ihr schon hier seid, im schönen Arizona, dann müsst ihr auch unser berühmtestes Denkmal sehen.” “Denkmal?”, fragt in dem Moment Alex verwirrt hinter ihr, erhält aber nur ein Abwinken. “Meinst du etwa den Grand Canyon?”, fragt Mario aufgeregt. “Siehst du? Mario hat es auch so verstanden”, richtet Hailee über ihre Schulter an Alex, der nur den Kopf schüttelt und sich wieder auf seinen eigenen Stuhl fallen lässt. “Meinte sie, ja”, antwortet Jake an ihrer Stelle. “Okay, jetzt will ich es auch genauer wissen. Hailee?” Elsa sieht ihre Freundin an, die ihre Aufmerksamkeit wieder auf sie richtet. “Da Jake ja schon geantwortet hat, ja, der Grand Canyon. Wir haben überlegt, ob ihr nicht mit uns hochfahren wollt. Ein paar Tage übers Wochenende. Vielleicht Donnerstag bis Sonntag oder so, mal schauen.” “Das klingt gut”, erklingt Michaels Stimme, der sich ebenfalls im Raum befindet. “Möchtest du auch mit? Wir könnten einen Teamausflug daraus machen.” Hailee sieht ihren Chef an, der breit grinst. “So gerne ich ja sagen würde, meine Frau ist vermutlich nicht so begeistert, wenn ich sie mit drei Kindern, darunter einem Baby, allein lasse. Aber ich finde es eine gute Idee. Mein Vorschlag wäre, geht von Donnerstag bis Montag. Den Urlaub genehmige ich euch sofort. Ich kann es vermutlich auch als Betriebsausflug laufen lassen. Aber das schauen wir einfach noch genauer.” Jubel und Begeisterung erklingt in dem Raum. “Du bist echt der beste, Michael.” Jake grinst den Professor breit an, der auf sich deutet und zustimmend nickt. “Ich weiß. Sagt es mir trotzdem öfter.” “Können wir dich eigentlich mit nach Japan nehmen? Dich hätte ich gerne weiterhin als Professor.” Überrascht blickt Michael nun Mario an, ehe er lacht. “Das ist ein super Kompliment. Aber ich bin mir sicher, dass meine Frau da noch mehr dagegen ist, als gegen einen Wochenendausflug zum Grand Canyon.” “Schade. Aber ich habs versucht. Tut mir leid, Elsa.” Mario zwinkert dieser zu, die daraufhin ebenfalls lacht. “Schade drum, also dass du nicht mit zum Grand Canyon kommst, denn dass du nicht nach Japan willst, damit habe ich überhaupt keine Probleme, Michael”, richtet Hailee an diesen, ehe sie ihre Freunde ansieht. “Aber zumindest wir könnten mal planen, wann wir wollen. Oh, und Zimmer buchen. Die sind nämlich schnell ausgebucht.” “Dann lass uns buchen.” Unternehmungslustig lacht Elsa ihre Freundin an, die genauso begeistert aussieht wie sie. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- “Da, das ist das Hotel, das wir gebucht haben.” Hailee lehnt sich von der Rückbank zwischen den beiden Vordersitzen vor und deutet mit einer Hand in eine Richtung. Auch Elsa beugt sich neugierig nach vorne. Sie ist schon sehr gespannt auf ihren Kurztrip. Mit Schwung parkt Jake auf einem Parkplatz direkt vor dem Haupthaus der Hotelanlage, in dem sie die nächsten Nächte verbringen werden. Kaum dass er den Motor ausschaltet, parkt neben ihm ein weiteres Auto, in dem sich Mario, Alex und Brandon befinden. Sie alle steigen aus. “Wir melden uns kurz an und holen die Schlüssel für unsere Räume.” Hailee greift nach Jakes Hand und zieht diesen einfach mit sich. Das nimmt Elsa jedoch gar nicht wahr, sie blickt sich nur mit großen Augen um. Und sie sieht … nicht sonderlich viel, aber das wird sich sicherlich bald ändern. Es vergehen einige Minuten, ehe Hailee und Jake wieder zurückkommen. Erstere schwenkt die Schlüsselkarten hin und her. “Wir haben sie. Und jetzt alle wieder ins Auto, damit wir zu unserem Zimmer fahren können.” Wie gesagt sitzen alle gleich darauf wieder in den Autos und die beiden Fahrer, Jake und Brandon, lenken diese ein Stück weiter. Dort befinden sich einige Gebäude, teils einstöckig, teils zweistöckig. Vor einem der zweistöckigen Gebäude fährt Jake auf einen Parkplatz. Wieder hält Brandon direkt neben ihm. Ein paar Minuten später stehen sie alle vollgepackt vor dem Gebäude. Hailee steckt die Schlüsselkarte in den dafür vorgesehenen Schlitz und öffnet die Türe. “Hereinspaziert.” Das lassen sich die Freunde nicht zweimal sagen. Gleich darauf stehen sie in einer Art kleinem Wohn-Esszimmer mit Küche. Zwei Sofas, die schon bessere Tage gesehen haben, stehen sich gegenüber. An der Wand daneben einen Flachbildschirm. Die Küche ist eine kleine L-Zeile, davor ein Tisch mit sechs Stühlen. Es reicht für sie aus. Aber gut, diese Unterkunft ist auch für sechs Personen vorgesehen. Auf der Seite geht noch ein Zimmer ab und direkt am Eingang führt eine schmale Treppe nach oben. Dort müssten zwei weitere Schlafzimmer sein. “Wir schlafen oben”, ruft Hailee, greift nach Elsas Hand und zieht das Mädchen mit sich. “Wir auch”, erklärt Jake und deutet auf Mario, um ihm anzudeuten, dass er ebenfalls die Treppe hinaufgehen soll. “Oh, ähm, okay …” Mario ist kurz perplex, dann umgreift er seinen kleinen Koffer fester und trägt ihm gleich darauf die Treppe hoch, gefolgt von Jake. “Dann schlafen wir wohl hier unten.” Auf Alex Aussage zuckt Brandon mit seinen Schultern, trägt seine Reisetasche ohne ein weiteres Wort in das letzte Zimmer im Erdgeschoss. ~~~ Ein wenig später sind Alex und Elsa damit beschäftigt, die Sachen in der kleinen Küche einzuräumen, die sie dabei haben. Lebensmittel und Getränke, um nicht jeden Tag essen gehen zu müssen. Die anderen haben es sich auf den beiden Sofas bequem gemacht, denn eines muss man sagen: Auch wenn die Sofas schon älter und nicht mehr die Schönsten sind, bequem sind sie allemal. “So, also der Plan wäre es, heute Abend den Sonnenuntergang anzusehen. Dazu müssen wir später hier an diese Aussichtsplattform.” Jake hat auf dem Couchtisch, der zwischen den Sofas steht, eine Karte vom Grand Canyon ausgebreitet. “Dort können wir entweder mit dem Bus Shuttle fahren oder laufen.” “Ich bin für laufen. Wir saßen jetzt eine ganze Weile im Auto.” Ein Kichern ertönt von der Küche aus und schon blicken alle zu Elsa, die mehr als amüsiert wirkt. “Etwas anderes hätte ich von dir jetzt auch gar nicht erwartet, Mario. Aber ich stimme ihm zu”, ihr Blick geht von ihm zu Jake, “ich wäre auch für laufen. Ein wenig Bewegung kann nicht schaden.” “Hmm gut. Ich auch. Und der Rest von euch?” “Laufen.” Brandon hebt die Hand. Nun sind es nur noch Hailee und Alex, die beide ihr Gesicht verziehen. “Muss das denn wirklich sein? Wir laufen die nächsten Tage sowieso noch genug, oder?”, jammert Erstere. “Schadet dir sicherlich nicht, Hailee.” Schon dreht diese ihren Kopf. “Willst du mich etwa als dick bezeichnen, Jake?” “Würde ich niemals tun.” “Dann mache es auch nicht!” “Ich hab dich wirklich nicht als … Gott, ihr Frauen seid so schrecklich.” “Ich geb dir gleich ihr Frauen.” “Okay, okay. Wir laufen”, mischt sich Brandon ein und schiebt sich zwischen Hailee und Jake. Er hat keine Lust auf irgendwelche Streitereien. “Sonnenuntergang ist in ungefähr eineinhalb Stunden, das bedeutet”, er sieht auf seine Armbanduhr, ehe er wieder aufblickt, “wir haben noch eine dreiviertel Stunde, ehe wir losmüssen. Wie machen wir es mit dem Abendessen?” Ein Prusten entkommt Alex, der immer noch neben Elsa bei der Küche steht. “Ist ja klar, dass du nur ans Essen denkst. Mario an Sport, du an Essen. Ist wohl, wie es ist.” Auch Elsa kichert wieder leise. Auf Brandons finstere Miene lächelt sie ihn besänftigend an. “Wie wäre es, wenn wir den Pizzateig belegen? Den können wir dann schon in den Ofen schieben. Und wenn wir dann wieder zurückkommen, dann müssen wir den Ofen nur anschalten. Dauert so ungefähr fünfzehn bis zwanzig Minuten.” “Klingt gut.” Brandon streckt ihr einen nach oben zeigenden Daumen entgegen. “Gut, dann würde ich mal das Zeug rauslegen. Und”, Elsa dreht sich herum, öffnet den Backofen um hinein zu sehen, “es hat nur zwei Bleche. Das bedeutet, wir belegen alle und schieben zwei rein. Die anderen machen wir dann auf die Bleche, wenn die leer sind.” “Klingt wirklich gut.” Jake erhebt sich. “Habt ihr irgendwelche Sonderwünsche?” Auf Elsas Frage hebt Alex seine Hand. “Ja. Ich mag keine Pilze.” “Gut, Alex keine Pilze. Und sonst?” “Ich esse alles.” Mario zuckt mit seinen Schultern. “Ich auch.” “Ebenso.” Jake und Brandon schließen sich an. “Ich esse kein Fleisch, aber das weißt du ja.” Hailee zuckt mit ihren Schultern, erntet daraufhin ein Nicken. “Ich weiß. Gut, dann werfe ich etwas zusammen. Wenn mir jemand helfen will, dann freue ich mich.” “Bin schon da.” Hailee springt vom Sofa auf und tritt zu ihrer Freundin, um dieser zu helfen. ~~~ “Vielleicht wäre der Shuttle Bus doch keine dumme Idee gewesen”, murmelt Alex, der am Ende ihrer kleinen Gruppe läuft. “Hab ich doch gesagt!”, stimmt Hailee ihm sofort zu. “Vielleicht hattet ihr gar nicht so unrecht”, murmelt auch Elsa. “Elsa! Du wirst doch wohl nicht schwach werden.” Jake grinst sie an und stößt ihr sanft die Faust gegen die Schulter. “Niemals. Nur etwas … müde.” “Dann machen wir einfach, dass wir heute nicht so spät ins Bett kommen.” Jake legt ihr einen Arm um die Schultern und zieht sie an sich. “Ich finde, das hört sich nach einem guten Plan an … aber wir alle hier wissen, dass das nichts werden wird.” Mit einem schiefen Grinsen sieht Elsa den neben ihr Laufenden an. Der überlegt kurz, dann nickte er. “Da wirst du vermutlich recht mit haben.” “Ziemlich wahrscheinlich”, ruft Hailee hinter ihnen. Mario, der mit Brandon an der Spitze läuft, sieht über seine Schulter nach hinten. Elsa wirkt so gelöst und gut gelaunt, doch trotzdem … es gefällt ihm nicht, wie Jake einen Arm um ihre Schultern liegen hat. Es macht ihn eifersüchtig - und dazu hat er ja eigentlich gar nicht das Recht. “Alles gut?”, fragt Brandon neben ihm, der seinen Gesichtsausdruck mitbekommen hat. “Klar, alles gut”, winkt Mario schnell ab, ehe er nach vorne deutet. “Wie weit ist es denn noch?” “Nicht mehr weit. Vielleicht noch 500 Meter, dann sind wir da.” “Aber für den Rückweg können wir dann doch noch den Shuttle Bus nehmen, oder?”, erklingt Hailees Stimme flehend hinter ihnen. “Du bist doch nur faul”, antwortet Jake ihr, der seinen Armen bereits wieder von Elsas Schultern genommen hat. “Faul? Nein. Ich habe nur keine Lust mehr zu laufen.” “Immerhin ist sie ehrlich.” Elsa grinst ihre Freundin an, die genauso zurückgrinst. “Ganz genau.” “Immerhin.” Alex lacht laut auf, ehe er zu Brandon aufholt und mit diesem ins Gespräch kommt. Da Jake sich zu Hailee zurückfallen lässt, bleibt auch Mario einen Moment stehen. Als Elsa zu ihm aufschließt, hält er mit ihr Schritt. “Ich hatte auf jeden Fall vor, während meinem Aufenthalt in den USA hierher zu kommen. Wenn man schon in Arizona ist, ist das ein Muss. Aber es jetzt mit euch, mit dir zusammen zu erleben, das ist schon etwas Tolles.” “Ist es wirklich”, stimmt Elsa ihm zu, ehe sie ihn leicht in die Seite stößt. “Lass uns nachher ein paar Bilder machen, dann können wir sie unseren Eltern und auch Gregor schicken.” “Das klingt gut.” Mario nickt zustimmend, ehe er leise lacht. “Oh, Viktor schicke ich auch eines. Soll der doch neidisch werden.” “Neidisch? Worauf denn?” Fragend blickt Elsa ihn an. “Ach, dass ich hier bin, in den USA. Am Grand Canyon. Eine hübsche Frau an meiner Seite.” Kurz stockt er, ehe ein schiefes Grinsen auf seinen Zügen erscheint und er Elsa von der Seite her ansieht. Hoffentlich hat er nichts Falsches gesagt … auch wenn das eindeutig stimmt. Sie ist hübsch. Doch sie schmunzelt nur. “Gut, machen wir. Aber nur, wenn ich das Bild meinen Freundinnen ebenfalls schicken darf. Die meinten nämlich, dass ich mir einen heißen Beachboy suchen soll … so mitten in der Wüste.” Beim letzten Teil ihres Satzes seufzt sie auf. “Die haben echt nicht darüber nachgedacht, wo genau in den USA ich mich befinden werde …” “Aha, ja, Erdkunde ist so ne Sache …”, stimmt Mario zu. “Aber passe ich dann überhaupt ins Schema deiner Freunde?” Schon zuckt Elsa mit ihren Schultern. “Tja, wenn deren Beuteschema ein blonder Surfertyp ist … Meiner ist es nicht.” Ihre Augen huschen zu ihm, bemerken, dass er sie ansieht und schon laufen ihre Wangen hochrot an. “Ich … Also das soll … was ich sagen will, ist … dass … ähm …” Auch Marios Wangen weißen einen roten Schimmer auf und schnell sieht er nach vorne. “Von mir aus kannst du gerne ein Foto mit mir zusammen an sie schicken.” “Das … gerne. Ähm … ich … ich muss Hailee noch etwas fragen.” Schon bleibt sie abrupt stehen und dreht sich zu Hailee um, die angeregt mit Jake gesprochen hat, nun aber Elsa verwundert ansieht, deren Augen weit aufgerissen sind und die einen hochroten Kopf hat. “Ich glaube, da sollte ich mal …”, richtet sie an Jake, ehe sie zu ihrer Freundin tritt, deren Arm fest umfasst und sie einfach mit sich zieht. Mario sieht ihr noch ein wenig hinterher, ehe er seufzt. “Alles klar?” Jake bleibt bei ihm stehen. “Was? Ähm, ja, doch. Wenn man es als klar bezeichnen kann, dass ein Mädchen einen total verwirrt.” “Ach, verwirrt Elsa dich etwas?” “In mehr als einer Hinsicht. Aber völlig egal. Bei dir auch alles klar?” Mario sieht Jake an, der einen Moment verdutzt wirkt, ehe er laut lacht. “Ja, ist es. Und mir ist klar, dass du einfach nur von Elsa ablenken willst. Und da ich ein guter Freund bin”, er klopft Mario auf die Schulter, “werde ich dir den Gefallen tun und mich mit dir über etwas anderes unterhalten. Auch wenn es in mir brodelt zu wissen, warum sie dich so durcheinander bringt.” Ein schiefes Grinsen erscheint auf dem Gesicht des Angesprochenen. “Das will ich nicht einmal selbst. Beziehungsweise ich will mir keine Gedanken darüber machen, nicht hier, nicht in den USA. Das hat zu Hause noch genug Zeit.” “Schade. Ich bin mir nämlich mehr als sicher, dass ihr beide ein tolles Paar abgeben würdet.” “Du wolltest ein guter Freund sein, Jake. Also nein, wir reden darüber nicht und machen uns keine Gedanken. Denn auch ich will ein guter Freund sein, für sie.” “Hmm …” Jake mustert den neben sich Laufenden, ehe er leise lacht. “Okay, okay. Ich bin ein guter Freund. Für heute, vielleicht auch noch morgen und die nächsten Tage. Aber du kannst dir, leider, sicher sein, dass ich dieses Thema nicht sein lasse. Darüber werden wir uns noch genauer unterhalten.” Ein Seufzen entkommt Mario, ehe er nickt. “Ist mir klar. Aber heute bitte nicht.” “Gut, heute nicht.” Jake nickt, ehe er seinem Freund noch einmal auf die Schulter klopft. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Elsa und Hailee liegen in ihrem Bett und auch wenn sie eigentlich schlafen sollten, da sie morgen sehr früh aufstehen müssen, immerhin wollen sie den Sonnenaufgang betrachten, reden sie miteinander. “Ich bin echt fertig”, murmelt Elsa und legt ihren Kopf auf das Kopfkissen, unter dem sie ihre Arme verschränkt hat. “Ich auch. Von wegen nur eine kleine Wanderung. Wir waren stundenlang unterwegs. Und das haben die Jungs die nächsten Tage auch noch mal vor.” Ein Seufzen entkommt Elsa. “Mein Heimweh hält sich ja in Grenzen, doch an solchen Tagen vermisse ich unsere Badewannen in Japan.” “Stimmt es”, ertönt Hailees Stimme neugierig, “dass ihr in Japan keine Duschen habt?” Die neben ihr auf dem Bauch Liegende kichert leise. “Doch, natürlich haben wir Duschen. Inzwischen auch vermehrt nur noch Duschen. Bei uns ist es so, dass es eine Badewanne gibt, meistens ist die auch etwas größer. Es gibt auch eine Art Dusche, allerdings keine richtige Duschkabine, nur einen Abfluss im Boden und halt den Duschkopf. Mit dem wäscht man den Dreck ab, dann setzt man sich in die Badewanne. Und ganz ehrlich. Jetzt so ein warmes, schon fast heißes Bad, um die Verspannungen zu lösen. Das klingt einfach nur gut.” “Oh, das tut es wirklich.” Auch Hailee entkommt bei der Vorstellung ein leises Stöhnen. “Ich will das jetzt auch”, jammert sie gleich darauf und entlockt Elsa ein Kichern. Plötzlich hebt sie ihren Kopf, stützt sich dazu auf ihren Unterarmen auf. “Verdammt, die Jungs wollen das die nächsten Tage ja auch noch machen! Also wandern gehen!” “Bitte nicht.” Hailees Augen weiten sich, dann stöhnt sie auf, dieses Mal eher gequält, ehe sie ihren Kopf in ihr Kissen presst. “Ich mag nicht!” Doch dann reißt sie ihren Kopf wieder hoch. “Ich habe eine Idee!” “Und die wäre?” Elsa runzelt ihre Stirn. In letzter Zeit hatte ihre Freundin so viele dumme Ideen, dass sie ihr gerade nicht wirklich vertraut. “Hast du einen Bikini dabei?” “Nein. Warum?” Hailees Aussage verwirrt sie. Einen Bikini? Sie sind hier im Grand Canyon und Baden gehen war nicht eingeplant. Wäre es nicht so dunkel, würde sie die funkelnden Augen ihrer Freundin sehen können … “Unser Hotel hat einen Spa-Bereich! Und damit auch einen Innen-Pool. Lass die Jungs morgen wandern gehen und wir beide lassen uns verwöhnen.” “Das klingt zu gut, um wahr zu sein …”, murmelt Elsa. Unsicher, ob sie dem Ganzen zustimmen soll oder lieber nicht. “Ach komm schon, bitte, Elsa. Lass es uns machen. Wir haben es doch verdient, oder? Wir stehen morgen ganz früh mit ihnen auf. Dann sollen die wandern, wir lassen es uns gut gehen. Und am Sonntag haben sie ja noch mal eine Tour geplant, da sind wir dann wieder dabei. Bitteeee!” “Okay”, stimmt Elsa zu, da fällt ihr etwas ein. “Aber ich habe immer noch keinen Bikini dabei.” “Ach, ich bin mir sicher, dass wir im Hotel einen kaufen können. Und falls das nicht der Fall ist, kann vielleicht etwas von deiner Unterwäsche als Bikini durchgehen?” “Improvisieren könnte ich vielleicht hinbekommen …” “Gut, dann ist das geklärt. Aber das sagen wir den Jungs am besten erst, wenn wir frühstücken. Wir stellen sie einfach vor vollendete Tatsachen!” Hailees Stimme klingt begeistert und auch Elsa lässt sich von ihrer guten Laune anstecken. Warum eigentlich nicht? ~~~ “Da vorne ist es”, erklärt Brandon und deutet auf ein Schild, das den >Sunrise Point< anzeigt. “Na also.” Alex, der hinter dem Hünen läuft, gähnt mit weit aufgerissenem Mund, versucht es hinter seiner Hand zu verstecken, trotzdem sieht es jeder von ihnen. “Wehe, das sieht nicht unglaublich gut aus. Wenn sich das nicht gelohnt hat, dann habe ich den ganzen restlichen Tag schlechte Laune”, murrt Hailee, der das frühe Aufstehen eindeutig nicht gefallen hat. Elsa versteckt ihr Schmunzeln hinter ihrem Kaffeebecher, den sie sich vorher noch gefüllt hat. Ohne Frühstück raus und den Sonnenaufgang betrachten? Okay, ist machbar. Ohne Kaffee? Auf gar keinen Fall! “Und du? Geht es dir auch so?”, richtet Mario in dem Augenblick leise an sie. Schon dreht Elsa ihren Kopf, ehe sie ihn leicht schüttelt. “Bin ich müde? Ja. Wäre ich gerne noch im Bett? Auch ja. Aber halte ich das aus, ohne jeden anzumotzen? So was von ja. Dafür habe ich mir ja den hier gemacht.” Und schon hebt sie ihren Kaffeebecher an. Ein Schmunzeln erscheint auf ihren Zügen. “Wenn ich es noch richtig im Kopf habe, dürfte es dir nicht so viel ausmachen, oder? Ich meine, ihr Kickers habt oft genug vor dem Unterricht trainiert. Wart ihr da nicht auch schon vor sechs Uhr unterwegs.” Ein Nicken folgt als Teil der Antwort. “Oh ja. Aber die letzten Jahre nicht mehr. Zumindest nicht im Rahmen des Trainings. Dazu sind unsere Stundenpläne zu unterschiedlich.” “Doch du stehst sicherlich immer noch früh auf, zumindest das ein oder andere Mal.” Elsa hat ihre Augenbrauen hochgezogen und entlockt auch Mario ein Schmunzeln. “Ja, so sieht es wirklich aus. Du scheinst mich zu kennen.” “Zumindest lerne ich dich hier wieder kennen.” “Finde ich gut.” Das Schmunzeln wandelt sich in ein ehrliches Lächeln. “Ich auch.” Elsa erwidert das Lächeln, richtet ihren Blick jedoch wieder nach vorne, als sie einen lauten Ruf hören. “Wir sind da.” Sofort sehen sie zu Alex, der auf die Plattform deutet, von der sie gleich den Sonnenaufgang betrachten wollen. Ein paar andere Touristen sind ebenfalls schon da und warten auf die Sonne. Es ist zwar noch dunkel, aber ein wenig dämmert es bereits, zumindest wird es etwas heller. Elsa unterhält sich mit Brandon und Alex, ehe sie ein paar Schritte weiter nach vorne läuft. Es ist unglaublich. Sie ist froh, dass sie das hier sehen und erleben kann. Und sie ist gespannt. Der Sonnenuntergang vorgestern war schon wundervoll, wie wohl jetzt der Sonnenaufgang sein wird? Sie fröstelt etwas und reibt sich mit einer Hand über den Arm. “Ist dir kalt?”, erklingt neben ihr die tiefe und weiche Stimme, die sie wirklich sehr mag. “Etwas”, gibt sie mit einem kleinen Seitenblick zu. “Ich habe es nicht für so kalt gehalten. Aber da habe ich mich wohl geirrt.” Mario sieht sie einen Augenblick nachdenklich an, ehe Bewegung in ihn kommt. “Halt mal kurz”, erklärt er da schon und drückt ihr seinen eigenen Kaffeebecher in die Hand, ehe er seine Jacke öffnet. “Mario, du musst wirklich nicht …”, versucht Elsa ihn abzuhalten, doch keine Chance. Da zieht er bereits seine Jacke aus. Darunter trägt er einen Pullover, den er sich über den Kopf zieht und gleich nur noch im T-Shirt dasteht. Er klemmt sich das Kleidungsstück zwischen die Knie und schlüpft schnell wieder in seine Jacke, die er schließt, den Reißverschluss bis ganz nach oben zieht. Anschließend nimmt er den Pullover in eine Hand und seinen Kaffeebecher in die andere. Das Oberteil hält er Elsa entgegen. “Hier, zieh ihn an.” “Aber … Mario …” “Jetzt mach schon. So kalt ist es mir wirklich nicht. Es geht gut so. Ich bin anderes gewöhnt, immerhin trainieren wir bei Wind und Wetter draußen.” Elsa sieht ihn nachdenklich an, ehe sie langsam nickt. Sie nimmt den Pullover entgegen und streckt Mario stattdessen ihren Kaffeebecher hin, den dieser hält, damit sie sich anziehen kann. “Ich frage mich auch immer wieder”, erklärt Elsa, während sie den Pullover über ihren Kopf zieht, “wie ihr es schafft, auch bei Schnee in kurzen Hosen unterwegs zu sein.” Mario zuckt mit seinen Schultern, als er ihr ihren Kaffee zurückgibt. “Wir sind dauerhaft in Bewegung - im Normalfall. Da wird es nicht kalt.” “Hier bewegst du dich gerade aber nicht so”, murmelt Elsa, während sie den Kragen seines Pullovers bis zu ihrer Nasenspitze zieht. Sie mag es, seinen Geruch in der Nase zu haben. Am liebsten würde sie den Pullover für immer behalten … “Ach, ich halte es trotzdem aus. Und falls ich krank werde, dann pflegst du mich, oder?” Schon nickt sie. “Werde ich. Wäre trotzdem schön, wenn du nicht krank wirst.” “Ich gebe mein Bestes.” Sie sieht unglaublich süß in seinem Pullover aus, schießt es Mario durch den Kopf, während er sie beobachtet. Er streckt eine Hand aus, will nach ihr greifen, doch da ertönt ihre Stimme erneut. “Mario, schau nur! Die Sonne geht auf!” Im nächsten Augenblick schiebt sich Elsas Hand zwischen seinem Oberkörper und seinem Oberarm hindurch und hält sich an seinem Arm fest. Mit großen Augen sieht sie in die Richtung, in der die Sonne erscheint. “Wunderschön”, haucht sie ehrfürchtig. Marios Blick lieg auf ihr, sieht sie an. Sein Herz nimmt bei ihrem Anblick einen Schlag zu. “Ja”, flüstert er leise. Sie dreht ihren Kopf und schon treffen sich ihre Blicke. Schnell blickt Mario nach vorne und sieht starr zum Sonnenaufgang. Hoffentlich ist ihr nicht bewusst, dass er in dem Augenblick nicht die Sonne gemeint hat. Es ist ihm einfach so rausgerutscht. Das hat er gar nicht sagen wollen. Vielleicht denkt sie ja, dass er gerade auch nur zufällig zu ihr gesehen hat. Zumindest hofft er das. Mehr als nur ein wenig. Elsa sieht ihn immer noch mit großen Augen an und ihr Herz schlägt unglaublich stark in ihrem Brustkorb. Ist das “wunderschön” an sie gerichtet gewesen? Zumindest hat er sie angesehen. Aber … Nein! Schnell sieht sie zum Sonnenaufgang hin. Sie darf nicht Dinge in irgendetwas hinein interpretieren, nur weil sie es schön fände. Aber egal, an wen oder was das Wort gerichtet war, für diesen Sonnenaufgang trifft es zu einhundert Prozent zu. Der Himmel ist in verschiedene Farbschichten geteilt. Ganz weit oben ist es dunkel, man erkennt noch teilweise Sterne. Das Dunkel wird immer heller, blauer. In der Mitte, hinter dem Grand Canyon, kommt eine helle Stelle, die orange umrahmt wird. Und dort, wo das Orange und das Blau zusammentreffen, ist es lila. Zudem strahlt die Sonne die rotbraunen Felsen des Grand Canyon an, die dadurch regelrecht in diesen Tönen leuchte. Je höher die Sonne steigt, desto heller wird alles angestrahlt und desto mehr erkennt und sieht man. Es dauert nicht lange, dann steht die Sonne am Himmel, man kann nicht mehr hinsehen, da es in den Augen zu sehr brennt. Aber es ist ein Erlebnis, das sie nie wieder vergessen werden, da sind sich sowohl Elsa als auch Mario sicher. Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- “Okay, das war genau die richtige Entscheidung”, gibt Hailee von sich und schließt genießerisch die Augen. “Ja, finde ich doch auch.” Elsa kichert, während sie sich mit ihren Armen auf dem Rand des beheizten Indoor-Pools abstützt und darauf ihr Kinn ablegt. Das könnte viel öfter so sein. Hailee macht es genau anders herum. Sie hat ihren Kopf und Nacken am Rand abgelegt und lässt ihre Beine im Wasser schweben. “Morgen werden wir aber nicht noch einmal um eine Wanderung herum kommen”, seufzt Elsa und richtet sich auf, lässt ihre Füße auf den Poolboden sinken. Sie hält sich mit den Händen am Beckenrand fest und drückt sich daran nach hinten, ohne jedoch die Finger zu lösen. “Ich würde sagen, dann entspannen wir uns einfach genug für morgen.” Hailee lacht leise. “Das, oder wir bewegen uns noch ein wenig. Ein paar Bahnen schwimmen, was meinst du?” “Oh Elsa, du bist genau so anstrengend wie die Jungs.” Ein Jammern entkommt ihrer Freundin, während die von ihr Angesprochene nur lachen muss. “Ach, Bewegung schadet nicht.” Und schon drückt sich Elsa nach hinten vom Beckenrand weg. “Vorsichtig”, erklingt eine tiefe und weiche Stimme noch, doch da stößt sie mit ihrem Rücken schon an eine harte und sogleich weiche, wenn auch nasse Brust. Zwei Hände legen sich rechts und links auf ihre Hüfte. Vorsichtig sieht sie nach oben, trifft auf zwei dunkle Augen, die sie liebevoll ansehen. “Alles gut?” Seine Stimme, dazu sein Blick und nicht zu vergessen seine Nähe lassen Elsas Herz fast stehen bleiben. Er sieht sie immer noch an, nimmt seine Hände auch nicht weg. Festigt sich sein Griff nicht sogar oder bildet sie sich das nur ein? Ihr Herz nimmt ein irrwitziges Tempo auf und wenn sie gleich an einem Herzinfarkt stirbt, dann ist es eindeutig seinetwegen! “Ob Bewegung nicht schadet, da bin ich mir noch nicht so sicher”, ertönt links von ihr und schon schellt Elsas Kopf herum. Sie hat nicht bemerkt, dass Mario nicht der Einzige ist, der hinter ihnen aufgetaucht ist. Dieser lässt in dem Augenblick seine Hände sinken und macht einen Schritt nach hinten, nimmt etwas Abstand zu Elsa ein. “Ich stimme dir zu, Alex.” Hailee nickt auf dessen Aussage und lässt ihre Füße ebenfalls auf den Poolboden sinken. “Von mir aus können wir das hier morgen auch noch mal wiederholen. Seht ihr das nicht auch so?” Mit vorgestrecktem Kinn und amüsiert funkelnden Augen blickt sie ihre Freunde an. “Es ist zwar ganz nett, aber auf die Wanderung morgen freue ich mich schon”, erwidert Mario. “Ich mich tatsächlich auch”, stimmt Elsa ihm zu. “Wirklich? Warum das denn?” Alex runzelt seine Stirn. “So oft haben wir ja nicht die Chance, den Grand Canyon zu sehen. Und der hier”, mit einem Schmunzeln deutet Elsa auf den nun neben ihr Stehenden, “kann ohne Bewegung nicht. Also sollten wir ihn auspowern.” “Denkst du etwa, das powert mich aus?” “Dich eher als Gregor.” Kurz schweigt Mario, dann lacht er leise. “Okay, zählt. Aber trotzdem, auspowern finde ich ein wenig übertrieben …” “Also mir fällt noch etwas ein, wie du Mario auspowern könntest, Elsa.” Auf das süffisante Zwinkern ihrer Freundin färben sich Elsas Wangen hochrot. Sie blinzelt ungläubig. Das hat Hailee gerade nicht wirklich angedeutet! Sie dreht langsam ihren Kopf und sieht neben sich. Auch Marios Wangen haben einen Rotton angenommen, ehe er seufzt. “Gott, also das ist etwas, das ich an eurer Kultur nie verstehen werde.” “Was meinst du damit?” Alex sieht ihn verwundert an. “Ja, das würde mich doch auch interessieren. Also erkläre dich uns, Mario.” Hailee wedelt mit ihrer Hand etwas in der Luft herum, wobei einzelne Wassertropfen durch die Luft fliegen. “Ihr seid so … so …” Auch Mario hebt eine Hand und zeichnet damit gestikulierend Muster in die Luft. “Was ich sagen will ist, dass ich wirklich viel toll finde. Also hier in den USA, in eurem Land. Das Essen, die Leute. Alles ist so weit, alle sind echt freundlich. Aber eure Art und Weise ist oft so erschreckend. Nicht, dass ich mich als prüde bezeichnen würde, aber das bin ich hier in eurem Land wirklich. Ihr seid so offen und sprecht Themen an, was wir in Japan nie tun würden.” Kurz wechselt er einen Blick mit Elsa, die zustimmend nickt. “Das ist wirklich so.” “Was? Es ist für euch peinlich, dass wir über Sex reden?” Hailee legt ihren Kopf schräg und betrachtet amüsiert, wie sowohl Elsa als auch Mario schlucken müssen. “Nicht alle von uns reden über Sex”, murmelt Alex. “Tja, die einen reden davon, die anderen haben ihn. Und manche machen beides.” Schulterzuckend winkt Hailee ab. “Genau das meinte Mario.” Elsa deutet auf ihre Freundin. “Genau das”, stimmt nun der Genannte zu, ehe er nach Alex Arm greift. “Na komm, gehen wir weiter.” “Du willst nur dem Gespräch entfliehen.” “Richtig Hailee. Denn darüber rede ich im Normalfall nicht.” “Aber du hast ihn.” “Zurzeit nicht.” Und damit dreht sich Mario herum und zieht Alex mit sich. Elsa sieht ihm mit großen Augen hinterher. Was war denn das für eine Aussage? Hailee lacht laut, ehe sie ihren Kopf schüttelt. “Okay, das war aber schon alles andere als prüde. Der Satz hätte auch von mir kommen können.” “Aber echt …”, murmelt Elsa, die dem besten Freund ihres Bruders immer noch hinterher sieht. Das ist unerwartet gewesen. So kennt sie ihn gar nicht. “Aber ich kann dich verstehen, Elsa. Also weshalb du so für ihn schwärmst. Er ist wirklich heiß. Gott, diese Bauchmuskeln.” Schon richtet die Angesprochene mit noch größeren Augen ihre Aufmerksamkeit auf Hailee, die Mario hinterherblickt und dabei mit ihren Fingerkuppen auf ihr Kinn tippt. Sie betrachtet Mario, der gerade aus dem Pool aussteigt. Er trägt eine blaue Badehose, das ist alles. Man kann seinen trainierten Körper genaustens erkennen. Und dazu zählen eben auch die Bauchmuskeln, die sie gerade noch erwähnt hat. Auch Elsa blickt wieder zu ihm. Ihr Herz macht einen Satz und schlägt doppelt so schnell weiter. Er sieht wirklich unglaublich gut aus, das kann sie nicht bestreiten. “Hmm”, gibt sie von sich. “Hach, das macht meine müden und angestrengten Augen doch glücklich”, seufzt ihre Freundin und entlockt ihr damit ein Lachen. Endlich kann Elsa ihren Blick von Mario losreißen. Sie darf ihn nicht so anstarren, denn wenn er sie dabei ertappt, dann ist das ziemlich peinlich. “Du bist noch nicht so alt, dass deine Augen als müde und angestrengt gelten”, erwidert sie, ehe sie sich zu ihrer Freundin zurück an den Rand gesellt. “Hmm … aber egal wie, ich schaue mir das doch ganz gerne an.” Okay, einen kurzen Blick könnte sie schon noch mal riskieren, oder? Sie sind hier schließlich in einem Badehaus, wenn man das so nennen will. Zudem in den USA, da ist alles ein wenig anders. Ist doch klar, dass man dort eher spärlich bekleidet ist. Und waren es nicht die vier Männer, die kurzerhand entschieden haben, hier mit herzukommen, als sie von den Plänen von ihren Kolleginnen erfahren haben? Da müssen sie auch damit klarkommen, dass sie angesehen werden. Und auf diesen Gedanken und sich damit selbst gut zugeredet zu haben, dreht Elsa ihren Kopf über ihre Schulter. In dem Augenblick sieht Mario in ihre Richtung und zwinkert ihr schmunzelnd zu. Wieder laufen ihre Wangen rot an und schnell dreht sie sich zu Hailee, öffnet gerade den Mund, um etwas zu sagen, als sie bemerkt, dass ihre Freundin verträumt lächelt. Verwundert folgt sie deren Blick, der auf die vier Männer gerichtet ist, mit denen sie hier sind. Doch sie sieht nicht Mario an, sondern … Jake? “Hailee?”, fragt sie bereits im nächsten Augenblick. “Ja?”, erwidert diese langsam und dreht ihren Kopf zur Seite, um Elsa anzublicken. “Warum starrst du Jake so an?” Und nun geschieht etwas Unglaubliches. Etwas, das Elsa das erste Mal erlebt, seit sie hier in den USA und Teil des Projektes von Michael White an der University of Phoenix ist. Hailee wird rot. Elsas Augen weiten sich, als ihr das bewusst wird. Ihr Blick huscht noch einmal zu Jake, der sich immer noch im Gespräch mit Mario, Brandon und Alex befindet, die alle zusammen am Rand des Pools stehen. “Ähm … ich …”, bringt Hailee hervor, erntet so ein Stirnrunzeln. “Du stehst auf Jake?” “Das … ja … schon irgendwie.” “Irgendwie?” “Ja. Wir sind … also irgendwie … zusammen.” “Stopp.” Nun ist Elsa fassungslos. “Du und Jake seid irgendwie zusammen? Irgendwie? Wie kann man irgendwie zusammen sein? Und willst du mir ernsthaft sagen, dass zwischen euch etwas läuft und du mir das bisher mit keinem Wort gesagt hast, dich aber darüber lustig machst, dass ich für Mario schwärme?” “Das … ja … vermutlich … schon.” “Ich glaube es nicht!” Ungläubig reibt sich Elsa mit einer Hand über das Gesicht, ehe sie innehält. “Du willst mir sagen, ihr seid ein Paar, aber du hast es mir nicht gesagt. Warum das? Und wie lange eigentlich schon? Und wieso hast du es mir verschwiegen?” “Das …” Hailee scheint nach Worten zu suchen, ehe sie seufzt. “Okay, du hast das Recht dazu, jetzt wütend auf mich zu sein.” “Wütend ist das falsche Wort. Enttäuscht trifft es eher.” “Das ist fast schlimmer, Elsa. Aber gut. Wir sind seit ungefähr fünf Wochen zusammen. Wir haben uns schon immer gut verstanden und hey, er sieht ja auch gut aus. Wobei ich verstehe, wenn du keine Blicke für jemand anderen als deinen Mario übrig hast.” “Lenke nicht ab, Hailee.” “Will ich ja gar nicht … okay, ein bisschen vielleicht. Aber wo war ich? Ach ja, es hat sich irgendwie eingeschlichen, dass wir mehr Zeit miteinander verbracht haben. Und dann ist es passiert …” “Aber warum hast du nichts gesagt? Ich hätte dagegen null gehabt. Ich finde, ihr beide passt hervorragend zusammen!” “Wirklich?” Hailee sieht Elsa mit schon fast leuchtenden Augen an, was dieser ein Schmunzeln entlockt. “Ja, finde ich.” “Das ist schön zu hören. Der Grund, weshalb wir es noch nicht gesagt haben, ist ganz einfach. Wir arbeiten zusammen. Und wir hatten Angst, dass es unser Miteinander stört. Ich meine, wenn jetzt zwei von uns ein Paar sind, das bringt vielleicht alles durcheinander.” “Ernsthaft? Hailee, du versuchst mich, seit er hier ist, mit Mario zu verkuppeln! Und wie als ob damit irgendjemand ein Problem hätte, denn so hat es sich bisher nicht angefühlt, wenn einer von euch mal wieder einen Spruch bringt. Wie als ob es deshalb bei dir und Jake ein Problem geben würde!” “Denkst du das wirklich?” “Ja, das denke ich.” “Oh Elsa, vielen Dank!” Und schon schließt Hailee ihre Freundin fest in ihre Arme. Diese erwidert die Umarmung, schiebt sie dann aber auf Armlänge von sich und blickt sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Und warum hast du es mir nicht gesagt?” “Ehrlich gesagt”, Hailee wirkt zerknirscht, “ich dachte, dass du es vielleicht doof findest, wenn ich mit Jake zusammen bin und es zwischen Mario und dir halt nicht so läuft.” “Blödeste Aussage ever, Hailee. Ihr solltet ehrlich sein und es den anderen sagen. Wenn es irgendwann anders rauskommt, dann sind sie eher böse. Ansonsten denke ich nämlich, dass jeder von ihnen sich mit euch freuen wird.” Ein nachdenklicher Ausdruck liegt in Hailees Augen, als sie auf diese Aussage ihre Freundin mustert. Dann nickt sie. “Du hast vollkommen recht.” Im nächsten Augenblick greift sie nach Elsas Handgelenk und zieht ihre Freundin mit sich durch das Wasser zu den Männern, die sich inzwischen auch wieder im Becken befinden. Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Marios Blick huscht immer wieder zu Elsa, er kann es nicht verhindern. Sie sieht so unglaublich gut in diesem Bikini aus, den sie vorher erst gekauft hat. Zudem lässt die viele nackte Haut, die sie dadurch zeigt, ihn auf falsche Gedanken kommen. Vermutlich hat er deshalb vorher auch diesen dummen Spruch an Hailee abgelassen. Elsas Nähe macht ihn verrückt. Dazu erinnert er sich immer noch an das Gefühl von Elsas Haut an seinen Händen, seinen Fingerspitzen. Wenn er diese aneinander reibt, dann fühlt es sich an, als würde er sie wieder berühren. Und lieber würde er sie an sie ziehen. Noch einmal ihre Haut an seiner spüren. Gott, nein, er muss aufhören, so an sie zu denken, sonst wird das hier peinlich. Vielleicht sollte er … “Ich gehe wieder ins Wasser”, hört er sich sagen. “Bin dabei.” “Ich auch.” Alex und Brandon schließen sich ihm an. “Was ist mit dir?” Letzterer sieht Jake an, der noch am Rand steht und in den nun Bewegung kommt. “Bin auch dabei”, erwidert er und gleich darauf befinden sich alle vier im Wasser. Erleichterung überkommt Mario. So wird es hoffentlich nicht allzu peinlich für ihn. Und nun muss er aufhören, an sie zu denken, zumindest in dieser Hinsicht. Sie ist eine gute Freundin. Noch dazu die Schwester seines besten Freundes. Vermutlich tabu für ihn, oder? Oh Gott, sollte er noch mit Gregor darüber reden? Dass er wieder Gefühle für Elsa entwickelt? Vielleicht ist das eine gute Idee. Dieser kennt Elsa mit am besten, vielleicht würde er ihm sagen können, ob er überhaupt eine Chance hat. Ob es sinnvoll ist, wirklich zu warten, bis sie wieder zurück sind oder ob … Noch ehe er seine Gedanken zu Ende bringen kann - hätten sie überhaupt jemals ein Ende gefunden? - wird er überrascht. Und nicht nur er, vermutlich sie alle. Zwei schmale und hellhäutige Hände legen sich auf Jakes Schultern und im nächsten Augenblick drücke Hailee sich daran in die Höhe und lege ihre Beine um seine dessen Mitte, während sie sich an ihm festhielt. Jake, der selbst von dieser Aktion überrascht worden ist, taumelt einen Augenblick, ehe er sein Gleichgewicht wieder findet. Seine Hände legen sich unter ihre Beine und halten die junge Frau so fest. “Hailee”, gibt er ihren Namen überrascht von sich. “Ich habe gerade mit Elsa geredet”, richtet sie leise an ihn, beugt ihren Kopf weiter zu Jakes hinunter, “und sie meinte, dass sicherlich keiner ein Problem damit hätte.” Mario legt seinen Kopf fragend schräg. Was will Hailee damit sagen? Doch zumindest scheint es demjenigen klar zu sein, an den diese Worte gerichtet sind. Jakes Blick huscht über die bei ihm Stehenden, ehe er wieder Hailee anblickt. “Meinst du wirklich?” Sie nickt und ein Lächeln erscheint auf ihren Zügen. “Na gut, du entscheidest, was du willst. Und du weißt, ich bin dabei”, erklärt Jake da schon. “Gut. Ich will nämlich das.” Und damit legt Hailee, zur Überraschung fast aller Anwesenden, ihre Lippen auf seine. Marios Augen weiten sich ungläubig. “Was?” Brandon blinzelt, während er versucht, das zu erfassen, was da vor ihm passiert. “Wann genau ist das denn passiert? Und warum?” Alex fuchtelt wild mit seinen Armen um sich, trifft immer wieder die Wasseroberfläche, spritzt seine Freunde nass. Diese ignorieren es jedoch, starren weiterhin das Paar vor sich an. “Es theoretisch gehört zu haben, okay. Aber es zu sehen, das ist noch einmal etwas ganz anderes”, erklärt Elsa kopfschüttelnd, während sie sich zwischen das Paar und Mario stellt. Zweiterer macht ein paar Schritte zur Seite, dass sie Platz in ihrem kleinen Kreis findet. “Du wusstest davon?” Schon wird sie mit großen Augen angesehen. Elsa hebt ihre Hände mit den Handflächen in Alex Richtung und schüttelt ihren Kopf, ehe sie mit einem Daumen über ihre Schulter nach hinten deutet. “Nein. Hailee hat es mir gerade eben da hinten gesagt.” “Warum wussten wir bisher nichts davon?”, ertönt Brandons tiefe Stimme und er sieht seine Freunde an. “Das geht ja sicherlich schon ein wenig länger als seit gerade eben oder gestern.” Jake sieht über seine Schulter zu seiner Freundin, ehe er sich Brandon zuwendet. “Seit fünf Wochen.” “Schon fünf Wochen?”, lässt nun auch Mario von sich. “Ich habe überhaupt nichts gemerkt.” “Wir haben es halt für uns behalten. Wir dachten, dass es für unser Arbeitsklima und auch unserer Freundschaft besser ist, wenn wir es für uns behalten.” Jake zieht seine Schultern ein wenig hoch und wirkt unsicher. “Ach, das hätte uns nichts ausgemacht. Ist doch schön, wenn ihr beide euch gefunden habt”, winkt Brandon ab. “Das sehe ich genauso”, stimmt Mario ihm zu. “Hab ich es dir nicht gesagt, Hailee?”, fragt Elsa augenzwinkernd. “Hast du.” Auch Hailee zwinkert, ehe sie ihre Umarmung um Jake festigt. “Dass du das echt so gut für dich behalten konntest, sodass keiner es mitbekommen hat, Hailee, verwundert ich doch sehr.” Alex grinst die junge Frau an, die ihn verwirrend mustert. “Wie genau meinst du das?”, fragt sie und runzelt ihre Stirn. “Das du normalerweise den Mund nicht halten kannst.” “Hey!” Und schon strampelt Hailee auf dem Rücken ihres Freundes und vermutlich wird Alex nur deshalb von ihr gerettet, weil Jake sie festhält. Trotzdem schafft sie es, ihn nass zu spritzen, was von ihm mit einem Lachen aufgenommen wird. Daraufhin lacht auch Hailee. Sie weiß, dass er es nicht böse meint. Im Gegenteil, er hat nicht unrecht. Dass sie so lange nichts gesagt hat, ist schon ein Wunder für sie. Da fällt ihr etwas ein. Schnell wendet sie sich ihrer Freundin zu. “Elsa, jetzt da es alle wissen … Lass uns heute Abend einen Zimmertausch vornehmen. Nein, einen Teil-Zimmertausch.” Jetzt ist sie sich der Aufmerksamkeit ihrer Freundin sicher. “Wie meinst du das?” “Jetzt wo alle wissen, dass Jake und ich ein Paar sind, könnte ich mit ihm auf ein Zimmer.” “Aber …” Elsas Augen haben sich geweitet. Hailee und Jake in ein Zimmer? Das würde schlussendlich bedeuten, dass sie und … Ihr Blick huscht neben sich, wo Mario steht und genauso überfahren wirkt wie sie. “Hey, es ist doch nichts daran, wenn du und Mario ein Zimmer miteinander teilt. Ihr könnt Zeit miteinander verbringen und euch die ganze Nacht auf Japanisch miteinander unterhalten. Dann sehen wir euch auch nicht so komisch an. Ihr verbringt sowieso viel Zeit miteinander und seid Freunde. Das sollte an sich also kein Problem sein, oder?” “Bitte?” Auf diese Aussage kann Elsa nicht anders, als den Kopf zu schütteln. Kein Problem? Hailee hat das sicherlich extra so geplant! Warum sonst ist Jake mit Mario in ein Zimmer und nicht mit Brandon, der ansonsten mehr Zeit mit ihm verbringt? Sie dreht ihren Kopf aufgebracht zur Seite, sieht den dort Stehenden an und ehe sie es sich versieht, wechselt sie bereits ins Japanische. “Wir können uns jederzeit auf Japanisch unterhalten, dazu müssen wir nicht nachts in einem Bett schlafen! Und sie wollten es uns eigentlich auch noch gar nicht sagen, hätten die Nächte hier also sowieso getrennt voneinander verbracht. Warum also ist es jetzt notwendig, dass die beiden zusammen in einem Zimmer schlafen? Ist das nicht alles etwas übertrieben?” Elsa hat erwartet, dass Mario ihr zustimmen würde. Ist es nicht zu viel verlangt, dass sie beide in einem Bett schlafen? Immerhin sind sie beide Freunde. Und Hailee weiß von ihren Gefühlen für Mario aber auch davon, dass sie dem Ganzen nicht nachgehen will. Trotzdem kann ihre Freundin es nicht lassen, solche Dinge zu tun. Diese gehören für sie übrigens in die Kategorie “dumme Sachen”. Doch Mario reagiert nicht so, wie sie vermutet hat. Er zuckt nur mit seinen Schultern. “Du siehst das nicht so?” Elsa klingt schon fast schockiert. Seine Hand wandert auf seinen Hinterkopf, fährt sich dort über das feuchte Haar. “Ich kann verstehen, dass sie zusammen sein wollen. Die zwei Nächte können wir auch noch hinbekommen, oder? Es sind, wie gesagt, nur zwei Nächte. Einfach nur nebeneinander in einem Bett schlafen ist machbar. Oder machst du dir Sorgen, dass ich über dich herfalle? Das musst du wirklich nicht.” Elsas Herz stockt bei seinem letzten Satz. Das ist aussagekräftig genug, oder? Tränen schießen in ihre Augen und schnell sieht sie auf die Wasseroberfläche, sodass keiner es bemerkt. “Schon gut, du hast ja recht”, murmelt sie wieder auf Englisch. Sie dreht ihren Kopf in Hailees und Jakes Richtung. “Von mir aus machen wir es eben so. Ich muss mal auf die Toilette.” Und schon dreht sie sich herum und schwimmt zum Ausstieg des Pools, um gleich darauf zu verschwinden, darauf bedacht, dass niemand in ihr Gesicht sehen kann. “Das war seltsam, oder?”, fragt Alex verwirrt. “War es wirklich”, stimmt Brandon zu. “Ich geh ihr hinterher.” Hailee lässt sich von Jakes Rücken gleiten, wechselt noch schnell einen Blick mit ihm, ehe sie den gleichen Weg einschlägt. “Okay, was hast du zu ihr gesagt?”, wendet sich Alex da schon an Mario, der perplex seine Hand von seinem Kopf sinken lässt, durchgehend in die Richtung sieht, in die Elsa verschwunden ist. “Eigentlich nur, dass ich verstehen kann, dass Jake und Hailee gerne in einem Zimmer übernachten wollen und dass es ja kein Problem sein sollte, dass wir uns ein Bett teilen. Ich werde ja schon nicht über sie herfallen, es sollte also unbedenklich sein.” “Ihr Japaner seid also prüde, im Gegensatz zu uns”, greift Alex das Thema von früher an diesem Tag wieder auf. “Bitte? Was hat das denn nun damit zu tun?”, fährt Mario ihn schon fast an. “Nicht über sie herfallen? Klingt alles andere als prüde, da muss ich Alex recht geben”, mischt sich Jake ein. Mario sieht ihn verwundert an, doch auch Brandon nickt, daher seufzt er leise. “Okay. Entschuldige bitte meine Reaktion, Alex.” Er beugt seinen Kopf leicht vor dem Angesprochenen, während Jake ein Prusten entkommt. “Dieses Verbeugen immer ist wiederum für mich befremdlich.” “Das ist nur höflich”, entgegnet Mario sofort. “Vielleicht ist ja auch das mit dem nicht über sie herfallen Elsas Problem”, erklingt Alex Stimme nachdenklich. “Was? Wie kommst du denn darauf?” “Du sagst zu ihr, du willst nicht über sie herfallen und daher ist es kein Problem mit ihr ihn ein Bett zu liegen. Und schon wird sie so komisch und verschwindet. Also ich sehe da einen Zusammenhang. Vielleicht will sie sehr wohl, dass du über sie herfällst, Mario.” Dessen Wangen röten sich augenblicklich und er hebt beide Hände in die Richtung der anderen Jungen. “Nein. Nein, auf keinen Fall! Das … das kann gar nicht sein. Sie wird nicht … sie wird doch nicht …” “Magst du sie, Mario?” Brandons Stimme ist ruhig, zieht trotzdem alle Aufmerksamkeit auf sich. Die Wangen des Angesprochenen sind immer noch rot. “Du hast gesagt, du hast sie früher mal gemocht. Aber heute?” “Das … das ist nicht so einfach …” “Nicht einfach? Natürlich ist es das, Mario.” Jake schüttelt gespielt seinen Kopf. “Du magst sie oder du magst sie nicht.” “Ich mag sie ja schon, so ist es nicht. Sie ist eine gute Freundin.” Ein Prusten unterbricht Marios Worte. “Von wegen Freundin. So wie du sie immer ansiehst und in ihrer Nähe rum turnst. Du bist total in sie verschossen! Das sieht ein Blinder mit Krückstock!” Alex hält nicht mit seiner Meinung hinterm Berg. “Das … das ist …” “Eindeutig so, Mario.” Brandon sieht diesen mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der gibt seinen Widerstand auf und seufzt. “Es ist trotzdem nicht so leicht. Es ist schön, wenn wir uns hier gut verstehen, aber schlussendlich geht es für uns beide wieder zurück nach Japan. Und dann? Bevor ihr jetzt etwas sagt, dort ist es anders, auch wenn es unser Zuhause ist. Wir wohnen fast zwei Stunden voneinander entfernt, studieren beide noch und werden das auch noch ein Jahr lang. Keiner von uns kann gerade sagen, wie es danach weitergeht. Hier hingegen sehen wir uns jeden Tag und verbringen viel Zeit miteinander. Was, wenn diese Gefühle dem Ganzen geschuldet sind und es zurück in Japan ganz anders wird? Lieber warte ich das ab und sehe, wie es sich entwickelt.” “Tja, oder ihr nutzt es aus, hier diese Nähe zu haben und genießt eure gemeinsame Zeit, ehe ihr wieder zurück nach Japan und damit in euren Alltag kehrt.” Jakes Aussage triff Mario bis ins Mark. Er erstarrt. Eigentlich hat Jake recht, oder? “Wie viel Uhr ist es?” “Kurz vor sechzehn Uhr. Warum?” Alex sieht Mario fragend an. Dieser erwidert den Blick. “Weil ich telefonieren muss. Wir sehen uns nachher, ich gehe zurück in unser Haus.” Und schon dreht sich Mario um und macht sich ebenfalls auf den Weg aus dem Pool, betrachtet von drei verwirrten jungen Männern. Doch egal was, er muss jetzt dringend telefonieren. Wenn es hier sechzehn Uhr ist, dann ist es in Japan acht Uhr. Gut, es kann sein, dass sein bester Freund noch wach ist, aber wer sonst könnte ihn bei diesem Dilemma am besten helfen? Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- “Elsa?” Als Hailee ihre Freundin endlich einholt, hat diese die Tränen bereits nicht mehr zurückhalten können, die ihr nun über die Wangen laufen. “Oh Gott, Elsa, was ist los? Das ist doch hoffentlich nicht, weil ich die Idee mit dem Zimmer hatte?” Die Angesprochene schüttelt ihren Kopf und wischt sich die Tränen ab. “Nein. Es ist nur …” Sie stockt, weiß nicht, ob sie das sagen soll. Es laut auszusprechen, macht es endgültig real. Doch ändern würde es nichts, daher … “Er hat mir klar gemacht, dass er kein Interesse an mir hat.” Die Augen der bei ihr Stehenden weiten sich ungläubig. “Was? Das kann ich nun wirklich nicht glauben. Er steht doch total auf dich! Das sieht echt jeder!” Nun ist es Elsa, die ungläubig aufblickt. “Was?” “Das ist doch offensichtlich.” Hailee winkt ab. “Du hast es ihm angetan. Daher …” Elsa unterbricht sie mitten im Satz. “Hailee, es ist egal. Er hat mir gerade erklärt, dass es überhaupt kein Problem ist, mit mir ihn einem Bett zu schlafen und ich mir null Sorgen machen muss, da er kein Interesse hat.” “Das glaube ich kaum. Hat er es genauso gesagt? Mit diesen Worten?” Elsa stockt. “Also nicht direkt mit diesen Worten … aber falsch zu verstehen war daran nun wirklich nichts.” “Elsa …” “Hailee, bitte jetzt nicht. Ich gehe noch in die Sauna, danach mache ich mich auf den Rückweg zu unserem Haus.” “Soll ich mitkommen? Also in die Sauna … und dann auch zurück?” Elsa zieht ihre Mundwinkel hoch, doch es entsteht nur ein verzerrtes Grinsen. “Schon okay, Hailee. Geh du nur und schau nach Jake. Jetzt könnt ihr öffentlich zu euch stehen. Wir sehen uns einfach nachher.” “Aber …” Schon greift Elsa nach der Hand ihrer Gegenüber und drückt diese sanft. “Wirklich, Hailee, es ist okay. Ich will gerade nicht darüber reden und du musst dir deine gute Laune nicht von mir verderben lassen. Wir sehen uns nachher.” Sie wartet nicht ab, ob Hailee noch etwas sagt, sondern geht los. ~~~ Mario hat geduscht, das Chlor grob abgewaschen, sich umgezogen und ist nun auf dem Weg zu ihrer Unterkunft. Er drückt sein Handy an sein Ohr und lauscht dem Freizeichen, wartet darauf, dass sein bester Freund endlich das Telefonat annimmt. “Hey Alter”, ertönt gleich darauf Gregors Stimme. “Alles gut bei dir? Um die Uhrzeit hast ja noch nie angerufen. Ich wollte gerade kicken gehen.” “Gregor”, Mario hat seinem Freund gar nicht richtig zugehört, “meinst du mit Elsa und mir könnte es funktionieren, wenn wir wieder zurück in Japan sind?”, platzt es aus ihm heraus. Kurz herrscht Schweigen in der Leitung. “Mit dir und Elsa? Was soll da funktionieren? Eine Freundschaft? Natürlich.” “Nein, keine Freundschaft. Also, nicht nur. Nein, ich meine …” “Eine Beziehung?” Nun ist es Mario, der auf Gregors Aussage hin schweigt. “Ja”, antwortet er schließlich leise, bleibt mitten auf dem Weg stehen. “Ist zwischen meiner Schwester und dir etwas gelaufen?”, fragt sein Gesprächspartner, völlig vorwurfsfrei, einfach nur neugierig. “Das … nein.” “Also nichts.” “Ja.” “Und da könnte was laufen?” “Ja.” “Von ihrer Seite aus?” “Das weiß ich nicht. Aber ich hoffe.” “Aha.” “Gregor, ich … es geht nicht darum, irgendwelche Bedürfnisse zu befriedigen. Ich mag deine Schwester! Sehr sogar! Aber ich habe Angst … dass das halt nur …” Mario klingt fast verzweifelt, weiß nicht richtig, was er sagen soll. Doch sein bester Freund versteht ihn auch so. “Dass sich die Gefühle nur entwickelt haben, weil ihr jetzt gerade beide in den USA seid.” “Genau das.” Ein leises Stöhnen entkommt ihm, während Mario sich mit einer Hand über sein Gesicht fährt. “Ich mag sie, Gregor. Wirklich. Sie bedeutet mir unglaublich viel.” “Hast du dich wieder in sie verliebt?” In Gregors Stimme scheint ein Lächeln mitzuschwingen. “Ja.” Die Antwort ist erneut schlicht, aber es sagt alles aus, was es aussagen soll. “Dann sag es ihr, nicht mir.” “Aber was, wenn sie nicht … wenn sie nicht auch so empfindet? Dann sind die nächsten Monate nicht lustig. Es kann alles kaputt machen. Wir sollen die Zeit hier genießen. Sollte ich nicht warten, bis wir beide wieder in Japan sind? Dort schauen, ob die Gefühle noch bestehen? Was, wenn wir zurückkommen und das war es dann? Ich will nicht nur etwas für zwischendurch.” “Gehst du etwa davon aus, dass es nur für zwischendurch ist?” Mario lässt seine Hand sinken. Langsam schüttelt er seinen Kopf, auch wenn sein bester Freund es nicht sehen kann. “Nein.” “Gut. Warum dann die Zeit vergehen lassen, in der du so viel Zeit, wie nur möglich, mit Elsa verbringen kannst? Wenn ihr wieder hier seid, dann seid ihr an zwei unterschiedlichen Orten. Aber das ist auch machbar. So etwas nennt sich Fernbeziehung. Wobei ich guter Dinge behaupten kann, dass das bei euch ja nur noch etwas Temporäres ist. Elsa plant nach ihrem Studium wieder hierher zurückzukommen. Also?” Sie möchte zurückkommen? Und woher kennt Gregor solche Worte wie temporär? Okay, nein, darüber sollte er sich jetzt keine Gedanken machen. Gregor hat eine sehr intelligente Freundin, vielleicht ist da ja doch etwas hängen geblieben. “Und für dich …” “Falls du dir jetzt Gedanken machst, dass ich damit ein Problem haben könnte, wenn du mit meiner Schwester zusammen wärst, dann kann ich dich beruhigen. Für mich würde sozusagen ein langgehegter Traum in Erfüllung gehen.” Ein Prusten ertönt. “Ne, so weit gehe ich jetzt nicht. Ich hatte nur früher immer gehofft, dass ihr beide ein Paar werdet. Ist nie passiert. Also gerne jetzt. Meinen Segen hast du. Kümmere dich halt gut um sie.” Ein Lächeln erscheint auf Marios Zügen. “Werde ich … wenn sie es denn mag.” “Gut. Ich freue mich auf Neuigkeiten.” “Du bist der Erste, der es erfährt.” Kurz fällt Mario ein, dass es wohl auch noch andere Leute geben wird, die vor Gregor Bescheid wissen. “Also der Erste aus Japan.” “Damit kann ich leben.” “Na Gott sei Dank.” Mario lacht leise. Das Telefonat mit Gregor hat Wunder gewirkt. Es geht ihm wirklich schon besser. Sein bester Freund findet immer die richtigen Worte. Also war es auch genau die richtige Idee, ihn anzurufen. “Und Danke auch an dich.” “Klar, immer doch. Na dann, erzähl mal. Was machst du heute noch? Hast du schon gemacht? Ey, keine Ahnung. Das mit dem Zeitunterschied habe ich immer noch nicht drauf.” “Erzähle ich gerne. Aber erzähl du mir erst noch, wie es bei euch läuft. Und wie macht sich Viktor? Tragt ihr noch weiße Trikots oder schon rote? Und habt ihr schon irgendwelchen krassen Tricks drauf, wie einen, ähm, Kickersdreher oder so, mit dem wir zukünftig alle Gegner nur so vom Feld fegen werden?” Nun ist es Gregor, der mehr als laut lachen muss. “Das noch nicht. Und ich bin mir nicht immer sicher, ob Viktor seine Zusage nicht schon längst bereut …” “Irgendwann musst du mir noch verraten, wie du ihn dazu überredet hast, für mich einzuspringen.” Mario kann das Grinsen nicht mehr unterdrücken, während er beschwingten Schrittes den Gang zu seiner Unterkunft wieder aufnimmt. “Betriebsgeheimnis. Ich weiß ja nicht, ob ich das nicht noch einmal irgendwann einsetzen muss.” “Tja, irgendwann werde ich es erfahren, Gregor, irgendwann.” “Na dann bin ich ja mal gespannt” ~~~ Er hatte noch ein paar Minuten mit Gregor telefoniert, ehe er bei ihnen in der Unterkunft schnell unter die Dusche gesprungen und sich richtig vom Chlor befreit hat. Anschließend hat er schon mal seine Sachen zusammengeräumt, falls er wirklich gleich zu Elsa ins Zimmer ziehen würde. Wenn es für sie denn in Ordnung ist. Anschließend ist er nach unten in die Küche gegangen und hat angefangen, das Abendessen vorzubereiten. Da sie einen Essensplan gemacht und alles mitgebracht haben, ist das kein allzu großer Aufwand. Und er muss sich noch überlegen, wie er ihr sagen sollte, dass er sie mag. Mehr als nur mag, dass er sich in sie verliebt hat. Nach vielen Jahren wieder. Während er das Gemüse wäscht und anschließend schneidet, liegt ein fast schon verträumtes Lächeln auf seinen Lippen. Er kann nicht anders, wenn er an Elsa denkt - und das kann er auch nicht lassen, sie beherrscht seine Gedanken. Sie bedeutet ihm so viel. Kurz darauf hört er die Türe aufgehen und schon ertönt ein heilloses Durcheinander an Stimmen. “Hey, ich bin hier”, ruft er, als bereits Brandon und Alex in die Küche kommen. “Oh, du hast schon angefangen zu kochen. Mega.” Ersterer nickt zufrieden, verschwindet dann in sein Zimmer. “Was hast du denn vor zu kochen? Es sollte doch Grillgemüse geben.” Alex blickt auf das klein geschnittene und akkurat gehackte Gemüse. “Oh, ähm …” Auch Mario sieht es verwundert an. Ihm ist gar nicht aufgefallen, dass er es so klein geschnitten hat. Kurz blinzelt er, überblickt, was er da hat, ehe er schief grinst. “Ich glaube, heute gibt es Yakisoba. Gebratene Nudeln mit Gemüse nach japanischem Rezept.” Elsa, die gerade auch in die Küche gekommen ist, sieht ihn mit großen Augen an. Ein kurzes Lächeln huscht über ihre Züge. Er weiß noch, wie sehr sie Yakisoba mag, auch wenn es nur ein einfaches Rezept ist. “Soll ich dir helfen?”, fragt sie und tritt einen Schritt auf ihn zu. Marios Herz macht einen Satz. Er bräuchte zwar keine Hilfe, aber so kann er Zeit mit ihr verbringen. “Ja, gerne.” “Gut. Dann bringe ich kurz noch meine Sachen weg und komme gleich wieder zu dir.” “Mach in Ruhe, ich muss erst mal noch Nudeln kochen.” Es vergehen nur ein paar Minuten, dann taucht sie neben ihm auf. Sie nimmt gerade ihre Haare zu einem hohen Zopf zusammen und befestigt diesen mit einem Haargummi. “Was kann ich machen?” “Schaust du nach den Gewürzen?”, weist Mario sie an, während er gerade das Gemüse in einer Pfanne schwenkt. “Natürlich.” Sie beugt sich über den Korb, den sie mitgebracht haben. Schon zieht sie verschiedenes Zeug heraus. “Wir müssen improvisieren. Ich war in Gedanken versunken und habe nicht darauf geachtet, als ich das Gemüse geschnitten habe.” Mario zuckt zusammen, als Elsa plötzlich neben ihm steht und seine Hände hochnimmt, um diese zu betrachten. “E-elsa?”, bringt er hervor. Schon laufen ihre Wangen rot an und sie lässt seine Hände wieder los. “Entschuldige bitte. Ich wollte nur sichergehen, dass du dich nicht geschnitten hast … Also wenn du einfach drauf losschneidest, ohne aufzupassen …” Ein Lächeln erscheint auf seinen Zügen. “Hast du dir etwas Sorgen um mich gemacht?” “Bilde dir nur nichts ein”, murmelt sie und widmet sich schnell wieder den Gewürzen. “Mein Bruder würde mir nur den Hals umdrehen, wenn ich es zulasse, dass sein wertvoller Kapitän und Torwart ausgerechnet seine Hände verletzt …” “Ich soll dir übrigens Grüße von Gregor ausrichten. Ich habe vorher noch mit ihm telefoniert.” Erstaunt dreht Elsa ihren Kopf und sieht Mario wieder an. “Du hast mit ihm gesprochen?” “Ja. Ich”, kurz überlegt Mario, ob er das so sagen kann, entscheidet sich dann aber dafür, “habe seinen Rat gebraucht.” Er wird ernst und legt ihr eine Hand sanft an den Ellenbogen. “Es tut mir leid, wenn ich dir vorher irgendetwas gesagt habe, das dich verletzt hat. Wenn du dir das Zimmer die nächsten Tage nicht mit mir teilen willst, dann habe ich dafür wirklich Verständnis.” Als Elsa aufsieht und ihre Blicke sich treffen, macht sein Herz einen Satz. Sie lächelt, auch wenn ihre Augen nicht so sehr leuchten, wie sonst oft. Und eigentlich, das wird ihm in diesem Moment klar, will er, dass ihre Augen immer leuchten. “Das Gemüse”, richtet sie an ihn und stößt ihm in die Seite. Schon reißt Mario seinen Kopf herum und schiebt schnell mit dem Pfannenwender durch das Gemüse, das unten herum tatsächlich schon sehr dunkle Farbe angenommen hat. Nicht mehr viel und es wäre verbrannt … “Danke”, murmelt er, ehe er nach den Gewürzen greift, allem voran der Soja-Soße, die Elsa auf die Arbeitsfläche gestellt hat. “Ich will ja auch etwas davon haben”, erwidert sie, ehe sie nach den Nudeln sieht, die er gekocht hat. “Spaghetti?” “Ja … wie gesagt, ich muss improvisieren.” “Also auf die Yakisoba bin ich gespannt.” Ein Schmunzeln liegt auf Elsas Lippen. “Nennen wir es einfach italienische Yakisoba”, erklärt Mario in dem Augenblick, entlockt ihr ein leises Lachen. “Ich bin gespannt.” “Frag mich mal.” Schmunzelnd geht Mario wieder mit dem Pfannenwender durch die Pfanne. Im nächsten Augenblick erstarrt er und dreht seinen Kopf geht zur Seite. Elsas Blick ist jedoch stur auf die Pfanne gerichtet. “Von mir aus können wir das mit dem Zimmertausch machen. Sind ja nur zwei Nächte, das bekommen wir schon hin.” Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Es sind nur zwei Nächte. Das würden sie schon hinbekommen. Diese Worte schießen Elsa durch den Kopf, hat sie erst vor ein paar Stunden an Mario gerichtet. An denjenigen, der nun neben ihr in dem dunklen Zimmer im Bett liegt. Als sie dieses noch mit Hailee geteilt hat, ist es ihr nicht so klein vorgekommen. Aber jetzt? Es ist winzig! Jede Bewegung von Mario spürt sie durch die Matratze hindurch bis zu sich. Und auch sein leises Atmen ist zu vernehmen. Jedes Mal, wenn sie sich sagt, dass sie jetzt einfach die Augen zu macht und schläft, wird sie sich seiner Nähe noch bewusster als zuvor. Und das ist kaum machbar. Dazu gibt es hier nur eine große Bettdecke. Die müssen sie dementsprechend miteinander teilen. Noch mehr, dass ihr Herz zum Rasen bringt. “Elsa?”, flüstert er leise und sie versteift sich. “Mario?”, erwidert sie ebenso leise. Wieder dreht er sich und die Matratze wird unter ihm nieder gedrückt, lässt sie sogar ein wenig in seine Richtung rutschen. Schon spürt sie, wie ihre Wangen zu brennen beginnen. “Bist du froh, dass du hier bist?” Elsas Herz nimmt einen seltsamen Takt an. Hier? Mit ihm? In diesem Bett? Ist sie froh darüber? Ihr Herzschlag wird noch schneller. “Also hier in den USA, bei Michaels Projekt.” Und schon beruhigt sich Elsas Herz wieder - so gut es geht, wenn man mitten in der Nacht neben seinem Schwarm liegt. In einem gemeinsamen Bett … Doch über dieses Thema kann sie einigermaßen unverfänglich reden. “Ja, ich bin froh darüber. So eine Chance hätte sich sicherlich nie wieder ergeben. Und ich kann es für mein Studium als Praktikum anrechnen lassen. Ein zusätzlicher Pluspunkt.” “Da hast du recht. Ich mache es auch. Dann habe ich nur noch zwei Semester vor mir, ehe ich meinen Abschluss habe.” “So geht es mir auch.” Das ist jetzt die Chance, schießt es Mario durch den Kopf. “Was … ähm … was willst du machen, wenn du fertig bist? Mit der Uni, deinen Abschluss hast?” “Hmm, ich weiß auch noch nicht einhundert Prozent. Ich denke, ich will in den sozialen Bereich gehen. Zwar könnte ich sicherlich auch in der Industrie irgendwo eine Stelle bekommen, dort auch mehr verdienen, aber es fühlt sich nicht richtig an.” Ein Lächeln breitet sich auf Marios Zügen aus. “Das passt zu dir, Elsa.” “Wirklich?” “Ja, finde ich schon.” “Danke dir.” Auch sie muss lächeln. Es ist schön, so etwas von ihm zu hören. “Und … wo … genau willst du dir nach einer Stelle suchen?” Seine Stimme klingt sehr zögerlich, lässt Elsa aufhören. Worauf hofft er? Dass sie zurückkommt? Oder hat er Angst davor, dass sie dann wieder in der Nähe ist? Hailee meinte, dass er wohl etwas von ihr will, auch wenn er vorher eher das Gegenteil gesagt hat. “Ich … will eigentlich wieder nach Hause kommen. Ich war jetzt so lange weg. Bis ich fertig bin, sind es dann fünf Jahre gewesen. Das ist eine sehr lange Zeit. Natürlich habe ich dort Freunde gefunden, aber ich vermisse meine Freunde zu Hause und auch meine Familie.” Sie zögert ebenfalls. “Und du?” “Ich will nach meinem Abschluss natürlich auch eine Stelle suchen. Als Informatiker dürfte das aber das kleinste Problem sein, die werden überall gesucht. Und ich will auch zu Hause bleiben. Meine Freunde, Familie, die Kickers. Ganz ehrlich”, ein leises Lachen entkommt ihm, “es hat schon ein wenig Überwindung gekostet, hierher zu kommen. Es gab genug Leute, die mir gut zugeredet haben, nachdem mein Professor mit dem Angebot auf mich zugekommen ist. Aber …” “Es fällt einem trotzdem schwer, alles hinter sich zu lassen …” “Auch wenn es nur für kurze Zeit ist.” In Elsas Stimme spiegelt sich Verständnis. “Genau. Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Vor allem, weil ich dich hier getroffen habe.” Auf Marios Aussage herrscht erst mal Stille. Was keinem der beiden bewusst ist, dass auch das Herz des jeweils anderen wie verrückt gegen den Brustkorb schlägt. “Ich … bin auch froh, dich getroffen zu haben”, erwidert Elsa schließlich leise. “Es hat doch vieles irgendwie einfacher gemacht. Du bist doch ein wenig Heimat. Und ich bin froh, dass wir wieder Freunde sind.” Marios Herzschlag nimmt noch weiter zu. Er will am liebsten seine Hand ausstrecken, nach ihr greifen und ihr sagen, dass er mehr will, als dass sie nur Freunde sind. Doch etwas in ihm traut sich immer noch nicht. “Das bin ich auch”, erwidert er, in einer sehr abgespeckten Version. Er will noch viel mehr sagen, doch gerade erscheint es ihm nicht als passend. “Ich bin wirklich sehr froh, dass du da bist. Mit dir ist es besser, sehr viel besser.” Erneut herrscht Stille. “Aber nur, weil du nachts jetzt mit mir Japanisch sprechen kannst.” Elsas Stimme ist eindeutig die Belustigung anzuhören. Mario muss darauf leise lachen. “Genau, daran liegt es. Ich will mit niemand Anderem als mit dir nachts in den USA in einem Bett liegen und Japanisch sprechen.” “Dann ist es ja gut, dass ich zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle bin.” “Das bist du, bist du wirklich, Elsa.” Seine Stimme klingt so ernst, dass es etwas tief in ihr berührt. “Du auch”, flüstert sie und streckt ihre Hand aus, trifft etwas an ihm - seine Brust? Sofort legt sich seine Hand auf ihre und umfasst sie, drückt sie weiterhin sanft an seine Brust. Es fühlt sich angenehm an. Warm und geborgen. Langsam schließt Elsa ihre Augen, lauscht seinem Atem, führt sein Herz unter ihrer Handfläche pulsieren und so driftet sie ins Land der Träume. ~~~ Es ist schön. Warm, geborgen. Sie will hier nie wieder weg. Das ist der perfekte Ort. Elsa schnurrt leise, als sie sich ein wenig regelt. Der Geruch, der sie umgibt, dazu das leise Pochen eines Herzens unter ihrem Ohr, das im Einklang mit ihrem eigenen Herzschlag ist. Sie ist hier genau richtig. Nun ist es ein leises und zufriedenes Seufzen, das ihre Lippen verlässt. Sie schmiegt sich noch etwas enger an den warmen Körper neben sich, spürt, wie der Arm um sie seinen Griff festigt. Ein Lächeln liegt auf ihren Gesichtszügen. Das hier ist schön. Wo ist es schöner, als in den Armen des Freundes aufzuwachen? … Stopp! Sie hat keinen Freund! Und kaum dass ihr dieser Gedanke durch den Kopf schießt, erstarrt sie und reißt ihre Augen weit auf. Ihr Herz nimmt einen viel zu schnellen Takt an, als ihr bewusst wird, dass sie in Marios Armen liegt. Vorsichtig sieht sie auf und erkennt erleichtert, dass er noch zu schlafen scheint. Schnell versucht sie, sich ihrer Lage klar zu werden. Ihr Kopf liegt auf seiner Brust, sein Arm um ihre Mitte, drückt sie, vermutlich unbewusst, an sich. Ihr Bein hat sie über seinem leicht angewinkelt, sich an ihn gepresst. Oh Gott … das … das ist … Vorsichtig, darauf bedacht, Mario nicht zu wecken, löst sich Elsa aus seinem Griff und rutscht von ihm weg, bis zum Rand der Matratze. Mit großen Augen starrt sie den jungen Mann an, der immer noch zu schlafen scheint. Anscheinend sind sie in der Nacht zusammen gerutscht. Aber das … nein, das hat nichts zu bedeuten, ziemlich sicher nicht! Leise stellt Elsa ihre Beine über den Bettrand und tritt gleich darauf zu ihrem Koffer, um sich Kleidung für den heutigen Tag zusammen zu suchen. Immer wieder sieht sie über ihre Schulter zu Mario, etwas panisch davor, dass er gleich aufwacht. Was soll sie dann zu ihm sagen? Wie soll sie das erklären? Sie hat selbst keine Erklärung dafür. Außer, dass sie am liebsten jeden Morgen so aufwachen würde … Doch das kann sie ihm nicht sagen, nicht, nachdem er ihr gestern erklärt hat, dass er es nicht so sieht. Sie richtet sich auf und huscht schnell ins Badezimmer und schließt erleichtert die Türe hinter sich ab. Kaum dass die Türe ins Schloss fällt, stöhnt Mario leise auf und fährt sich mit einer Hand über das Gesicht. Er setzt sich auf und blickt zur geschlossenen Badezimmertüre, hinter der er Wasser rauschen hört. Sein Herz klopft schnell. Es ist so ein unglaubliches Gefühl gewesen, als er aufgewacht ist und Elsa in seinen Armen gespürt hat. Ihr Duft nach Vanille, den er wirklich sehr mag, umhüllt ihn immer noch. Er hat sie nur angesehen, ihre Nähe genossen, das Gefühl, sie so bei sich zu behalten. Und dann hat sie sich geregt, leise geschnurrt, sich etwas enger an ihn gedrückt und geseufzt. Erst war er wie erstarrt, hat seine Augen geschlossen und sich schlafend gestellt. Irgendwie hatte er ein wenig Angst davor, wie sie reagiert. Und vielleicht war das die richtige Entscheidung, denn sie ist in seinen Armen plötzlich auch wie erstarrt gewesen, ehe sie sich kurz darauf aus seiner Umarmung befreit hat und verschwunden ist. Dass sie ohne ein weiteres Wort zu sagen oder ihn zu wecken aus dem Raum gegangen ist und sich ins Badezimmer verzogen hat, sagt alles aus, oder? Seufzend lässt Mario sich wieder auf das Bett zurückfallen und starrt an die Decke hinauf. Was soll er nur machen? Gestern hatte Gregor ihm den Rat gegeben, mit ihr zu reden und eigentlich will er das auch. Aber will sie überhaupt? Wenn sie sich in seinen Armen wohlgefühlt hätte, dann wäre sie nicht abgehauen sondern beim ihm geblieben. Er schließt seine Augen und seufzt erneut. Als er das Schloss des Badezimmers hört, zuckt er zusammen und gleich darauf öffnet sich die Türe. Er richtet sich auf, stützt sich auf einem Unterarm ab, während er zu Elsa hinüber sieht, als sie in das Zimmer zurückkehrt. “M-Mario …”, stottert sie, sieht ihn verunsichert an. “Hast du gut geschlafen?”, fragt er, während er sich aufsetzt und die Beine über den Rand stellt. “J-ja.” Sie sieht immer noch so unsicher aus. “Und du?”, presst sie hervor. Sein Herz nimmt einen Schlag zu. Mit ihr in seinen Armen? Einfach nur gut, aber das kann er ihr nicht sagen. “Auch.” “Das ist … gut. Ich … ähm …” Ihr Blick huscht immer wieder nur kurz zu ihm, ehe sie irgendetwas anderes ansieht. “Ich gehe mal runter und schaue, ob die anderen schon wach sind.” Und noch ehe Mario etwas weiteres sagen kann, ist sie aus ihrem gemeinsamen Zimmer verschwunden. “Ach verdammt”, murmelt er und lässt sich nach hinten fallen, breitet seine Hände rechts und links von sich aus, ehe er erneut an die Decke sieht. Dass sie nichts gesagt hat, anscheinend davon ausgeht, dass er geschlafen hat, es auch nicht angesprochen hat, zeigt doch, dass sie das hier nicht mag. Vielleicht sollte er einfach erst einmal nichts sagen und schauen, wie sich das zwischen ihnen die nächste Zeit weiterentwickelt. Immerhin haben sie die letzten Wochen relativ viel Zeit miteinander verbracht und da gab es noch nie so eine seltsame Situation wie hier in den letzten Tagen sogar mehrere. Eigentlich ist es erst seit gestern so seltsam. Hat er etwas falsch gemacht? Das sollte er erst in Erfahrung bringen. Ein Seufzen, schon fast Stöhnen entkommt ihm. Das läuft eindeutig alles anders, als er es sich wünschen würde. Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Am nächsten Tag vermeidet Elsa es möglichst lang ins Bett zu gehen. Doch schlussendlich geht das nicht mehr. Morgen fahren sie nach Hause und davor haben sie besprochen, noch einmal den Sonnenuntergang anzusehen. Daher sollte sie auch nicht zu spät ins Bett kommen. Trotzdem tippelt sie vor der Türe von nun Marios und ihrem Zimmer unruhig von einem Fuß auf den anderen. “Gute Nacht”, erklingt hinter ihr und erschrocken fährt sie herum, um Hailee direkt in die Augen zu sehen. Diese zwinkert ihr zu. “Auf jetzt, rein da. Mario hat doch gesagt, er fällt nicht über dich her, also mach dir keine Sorgen. Außer du willst über ihn herfallen. Aber wie bereits gesagt, ich gehe davon aus, dass er sich darüber freuen würde.” Und schon weiten sich Elsas Augen ungläubig, während ihre Wangen rot anlaufen. “Du …” “Bin schon weg. Schlaf gut!” Und ehe Elsa etwas sagen kann, ist ihre Freundin in ihrem und Jakes Zimmer verschwunden. Die Zurückgebliebene blinzelt, ehe sie stöhnend ihren Kopf schüttelt. Mit solchen Freunden braucht man wirklich keine Feinde mehr. Doch schlussendlich, sie legt ihre Hand auf die Türklinke, es stimmt ja. Sie muss morgen früh aufstehen, sie sollte in ihr Bett. Mit einem tiefen Einatmen drückt sie die Türklinke herunter und tritt in ihr Zimmer ein. Ihr Blick huscht hin und her, doch Mario ist nicht da. Da er vor ihr hier hoch ist, muss er im Badezimmer sein. Und diese Vermutung bestätigt sich, als sich die Türe dazu öffnet und er heraus kommt. “Elsa.” “Mario.” Er mustert sie, ehe er seinen Kopf schräg legt. “Alles in Ordnung bei dir?” “W-was? Ja, warum?” “Weil du so rot im Gesicht bist. Brauchst du etwas zu trinken? Ich hole dir schnell etwas aus dem Bad.” “N-nein, nicht.” Elsa streckt eine Hand aus, um ihren Zimmer Mitbewohner aufzuhalten. Ihre Wangen sind immer noch wegen dem rot, was Hailee draußen gesagt hat. Dass Mario es mögen würde, wenn sie über ihn herfallen würde. Doch das kann sie ihm nicht sagen, auf keinen Fall. “Es ist alles okay”, murmelt sie deshalb und weicht seinem Blick aus. “Musst du noch mal ins Bad? Sonst würde ich schnell …” “Geh du ruhig, ich bin fertig.” Mario deutet auf die Türe zum Badezimmer, ehe er zu seinem Koffer geht. “Gut.” Schnell huscht Elsa zu ihrem eigenen Koffer, um ihren Schlafanzug herauszuziehen, um dann schnell im Badezimmer zu verschwinden. Auch hier versucht sie Zeit zu schinden, doch irgendwann muss sie zurück ins Zimmer und dort ins Bett neben Mario liegen und versuchen zu schlafen. Wobei sie stark vermutet, dass das schwer werden wird. Wie auch, wenn derjenige, für den man Gefühle hat, direkt neben einem liegt? Irgendwie hofft sie ja, dass er bereits schläft. Dass sie so lange gebraucht hat, dass er inzwischen eingeschlafen ist. Doch als sie ins Zimmer tritt, zeigt sich das, was ihr bewusst war. Mario ist noch wach. Er hat sich an das Kopfende des Bettes angelehnt und sieht auf sein Handy. Kaum, dass sie auftaucht, blickt er auf und lächelt sie an. Dieses Lächeln, das alles an ihm einnimmt. Er klopft neben sich auf die Bettseite, auf der sie bereits letzte Nacht geschlafen hat … mehr oder weniger. Sogar die Bettdecke hat er schon zurückgezogen, dazu das Hauptlicht gelöscht. Nur noch die kleine Nachtlampe auf seiner Seite erhellt das Zimmer ein wenig. “Komm ins Bett.” Bei dieser Aussage weiten sich ihre Augen und ihr Herzschlag nimmt zu. “Ich … ähm … ja …” Sie starrt ihn an, ist wie erstarrt. Als er seinen Kopf zur Seite legt und sie schon fast besorgt ansieht, kommt wieder Bewegung in sie. Sie wirft ihre gebrauchte Kleidung in ihren Koffer und klettert dann umständlich ins Bett. Sie zieht die Bettdecke über sich und legt sich hin, während ihr Herz unglaublich schnell schlägt. Schnell schließt sie ihre Augen. Sie muss jetzt sofort einschlafen, dann wird das schon gehen. Mario neben ihr legt sein Handy zur Seite, dann löscht er das Licht und hüllt den Raum in Dunkelheit. Sie spürt es durch die Matratze, wie er hin und her rutscht, hört das Rascheln der Decke und auch ein wenig, wie er sie über sich zieht. Dann herrscht Stille, er scheint seine Schlafposition eingenommen zu haben. Vielleicht. Einige Minuten ist es ruhig, man hört nur ihrer beider Atem. Doch dann bewegt sich Mario erneut. “Elsa?” Da seine Stimme nahe bei ihr ist, muss er auf der Seite und in ihre Richtung liegen. “Mario?”, fragt sie leise. “Habe ich … irgendetwas falsch gemacht?”, erklingt seine Stimme nach einem kurzen Zögern. “Was?” Überrascht setzt sich Elsa auf, sieht auf den dunklen Schemen neben sich hinunter, der sich auch leicht aufrichtet. Kurz darauf sitzt er neben ihr und langsam kann sie etwas mehr erkennen, da sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. “Du bist seit gestern irgendwie so … ich weiß nicht. Normalerweise redest und lachst du mehr mit mir. Ich habe das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst. Ist es, weil ich gemeint habe, dass es kein Problem ist, dass wir beide in einem Bett schlafen? Wenn ja, dann tut es mir wirklich leid. Ich habe mir dabei nicht wirklich viel gedacht.” Außer dass es schön wäre, ihr so nahe zu sein. “Und ich will nicht, dass ich es durch dieses nicht wirklich darüber nachdenken die Freundschaft zwischen uns kaputtgemacht habe. Dazu bist du mir zu wichtig. Wenn es dir also unangenehm ist, dann sag es mir. Ich kann gerne unten auf einem der Sofas schlafen, das ist wirklich überhaupt kein Problem. Das wird schon …” Ehe er weitersprechen kann, berührt ihre Hand seine Wange und sofort hält er inne. Die Stelle, an der ihre Fingerspitzen an seiner Haut liege, beginnt Wärme in seinen ganzen Körper auszustrahlen. “Nein Mario, das … das ist es nicht.” “Was dann?” Seine Hand schließt sich um sein Handgelenk, hindert sie dadurch daran, ihre zurückzuziehen. “Es ist …” Elsa beißt sich auf die Unterlippe. Sie kann es ihm nicht einfach so ins Gesicht sagen. Dass sie etwas für ihn empfindet. Dass es jede Zelle in ihrem Körper zum Vibrieren bringt, ihm so nahe zu sein. Aber sie hat auch andere Ausreden, die sicherlich durchgehen werden. “Es ist einfach doch noch mal etwas anderes, in einem Bett zu schlafen. Du hast recht, wir sind Freunde und das will ich auch nicht riskieren. Aber … Du hast gestern erst gesagt, dass du mit der Art der anderen nicht immer klarkommst, dass wir es schlussendlich anders lernen? Ist das hier nicht auch so etwas? Dass wir uns einfach ein Bett miteinander teilen? Ohne dass wir …” Sie kann nicht zu Ende sprechen. Er versteht sie sicher, oder? “Du … hast recht”, entkommt ihm zögerlich. “Aber … es macht mir nichts aus, weil du es bist. Ich denke, mit jemand anderem würde ich das nicht machen. Aber du bist etwas anderes, etwas Besonderes und …” Okay, stopp. Er muss aufpassen, was er von sich gibt, sonst sagt er es ihr im nächsten Augenblick ins Gesicht. Einfach so. Hier. Im Dunkeln. Nein, so will er das nicht. “Ich bin froh, dass du da bist, Elsa. Ich will nichts tun, was das hier gefährdet. Also bitte, sag es mir, wenn dir irgendetwas zu viel ist, ja?” Er hebt seine zweite Hand, streicht sanft über ihre Wange, spürt die samtig weiche Haut unter seinen Fingerspitzen. Wünschte sich, dass er seine Hand weiter gleiten und in ihre Haare schieben könnte. Sie so an sich ziehen und sie küssen. Seine Lippen auf ihre drücken und … Ein unterdrücktes Keuchen kommt über seine Lippen und schnell lässt er seine Hände sinken. “Alles okay?”, erklingt ihre Stimme verunsichert. “Ja, ja. Nur … verschluckt”, versucht sich Mario an einer Ausrede. Er beißt sich auf die Unterlippe, dreht sich wieder ihr zu. “Ist das zwischen uns dann wieder in Ordnung? Und soll ich aufs Sofa runter und diese Nacht dort schlafen?” “Nein. Also doch, ja, zwischen uns ist alles in Ordnung. Und nein, du musst nicht runter. Du kannst hier schlafen. Eine Nacht haben wir schon geschafft, die zweite schaffen wir auch noch. Wir sollten es genießen, so ein großes Bett zu haben. Ab morgen liegen wir wieder in unseren schmalen Einzelbetten in den Wohnheimzimmern.” Elsa lässt sich wieder auf ihr Kissen sinken. “Da hast du leider recht.” Auch Mario legt sich hin, bleibt aber in Elsas Richtung liegen. “Dann schlaf gut, Elsa.” “Du auch, Mario.” ~~~ Am nächsten Tag ist es Mario, der als Erster erwacht. Elsa liegt in seine Richtung gedreht, mit einer Hand hält sie sich an seinem T-Shirt fest, schläft trotzdem noch tief und fest. Ein Lächeln liegt auf seinen Zügen, als ihm das bewusst wird. Trotzdem muss er aufstehen, daher löst er ihre Hand vorsichtig von sich, ehe er im Badezimmer verschwindet. Als er einige Minuten später wieder herauskommt, schläft Elsa immer noch. Er lässt sich auf der Matratze nieder, auf der er vorher gelegen hat. Durch die noch offen stehende Badezimmertür scheint das Licht ins Zimmer und erhellt es ein klein wenig. Zumindest so weit, dass er Elsas Gesicht erkennen kann. Wieder nehmen ihn seine Gefühle für sie ein, lassen sein Herz schneller schlagen. Ohne darüber nachzudenken streckt er seine Hand aus und streicht ihr sanft eine Haarsträhne von der Stirn. Warum ist sie nur so unglaublich schön? Da runzelt sie ein wenig ihre Stirn, kraust ihre Nase und öffnet gleich darauf blinzelnd ihre Augen. “Mario?”, entkommt ihr leise. Sie sieht in aus Augen an, in denen noch die Müdigkeit steht. Er erwidert ihren Blick, kann ihn gar nicht von ihr nehmen. Und dann wird ihm erst bewusst, dass seine Hand an ihrer Wange liegt. Seine Augen weiten sich und schnell zieht er diese zurück. “Du … du musst aufwachen”, murmelt er, ehe er aufsteht. “Wir wollen bald los. Soll ich dir einen Kaffee machen?” Ein Lächeln breitet sich auf ihren Zügen aus. “Das wäre wundervoll.” “Gut. Dann steh du auf und zieh dich an. Wir sehen uns dann unten.” Er kann es nicht unterdrücken, ihr noch einmal sanft mit den Fingerspitzen über die Wange zu streicheln, ehe er aufsteht und schnell das Zimmer verlässt. Als er die Türe hinter sich zugezogen hat, schließt er einen Augenblick die Augen. Kann es wirklich sein, dass die paar Tage hier und zwei Nächte in einem Bett seine Gefühle für sie nur noch verstärkt haben? Er muss es ihr sagen und das am besten wirklich bald. Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- “Ich habe heute doch an meine Jacke gedacht! Warum ist es trotzdem so kalt?”, jammert Elsa und schlingt ihre Arme um sich, um sich etwas zu wärmen. War es vor zwei Tagen auch so kalt? Oder ist es heute noch kälter als vorgestern? “Ich finde es auch echt kalt”, bestätigt Hailee und dreht sich herum, um sich in Jakes Arme zu werfen. “Wärme mich! Das habe ich vor zwei Tagen schon sagen wollen, konnte es aber noch nicht.” “Tja, jetzt kannst du es ja. Also komm mal her.” Und schon zieht Jake seine Freundin in eine feste Umarmung, während er mit seinen Händen über ihren Rücken streicht. Elsa sieht die beiden noch einen Augenblick an, ehe sie auf die Stelle blickt, an der die Sonne das letzte Mal aufgegangen war. Der Himmel ist bereits lila gefärbt, lange wird es also nicht mehr dauern, bis die Sonne aufgeht. Dabei bewegt sie sich von einem Fuß auf den anderen, um die Kälte aus ihren Gliedern zu vertreiben. “Ist dir kalt?”, fragt Mario, der ihre Aussage vorher nicht gehört hat. “Was? Ja, doch, ein wenig.” Elsa blickt über ihre Schulter zu ihm nach hinten und grinst schief. “Dabei habe ich dieses Mal eine Jacke mehr an.” “Warte kurz.” Das Geräusch eines sich öffnenden Reißverschlusses lässt Elsa erneut zu ihm schauen. “Was? Mario, du musst mir deinen Pulli heute nicht geben und …” Dann erstarrt sie, ihr Herz stockt einen Augenblick, denn das, was er macht, das hat sie nicht erwartet. Er ist hinter sie getreten und hat im nächsten Moment seine Arme mitsamt der Jacke rechts und links um sie geschlungen, verschränkt sie vor ihrem Bauch. “Ich gebe dir meinen Pullover heute nicht. Ich dachte nur, so wird es dir vielleicht wärmer.” Elsas Herz nimmt einen Takt an, der unglaublich schnell ist. Ihre Wangen sind hochrot. Seine Nähe. Das hier, das ist noch mehr, als nebeneinander in einem Bett zu schlafen. Und es macht sie verrückt. Ihr Atem kommt stockend über ihre Lippen, während sie nicht weiß, was sie jetzt tun, wie sie reagieren soll. “Ich mag dich”, flüstert er plötzlich neben ihrem Ohr, bringt sie dazu, mit geweiteten Augen zu ihm aufzusehen. Sie erstarrt erneut, als ihr Blick auf seinen trifft. “Du …” “Ich mag dich, sogar sehr. Und ich weiß nicht, wie lange ich mich noch zurückhalten kann. Eigentlich will ich das auch gar nicht. Alles was ich will, ist dir endlich so nahe zu sein. Nein, noch näher als jetzt.” Sein Blick ist immer noch auf ihren gerichtet, hält ihn fest. Langsam senkt er seinen Kopf, kommt mit seinem Mund ihrem näher. Sie spürt schon seinen Atem auf ihren Lippen, als er noch einmal stockt. Er scheint zu warten. Darauf, ob sie sich zurückzieht? Doch sie kann sich nicht rühren, weder vor, noch zurück. Und schon überbrückt er den letzten Abstand und seine Lippen streifen über ihre, berühren sie. Erst nur sanft, dann mit etwas mehr Druck. Elsas Augen schließen sich, während ihr Herz wie wild in ihrem Brustkorb hämmert. Ihre Hände festigen sich um seine Arme an ihrem Bauch, während sie den Kuss vorsichtig erwidert. Das hier, das ist alles, was sie seit langer Zeit will. Bereits seit Jahren hat sie sich ausgemalt, wie es sich wohl anfühlen würde, ihren großen Schwarm zu küssen, den Jungen, inzwischen Mann, für den sie schon so lange Gefühle hat. Sie kann nicht sagen, wie lange ihr Kuss gedauert hat, ehe sie sich wieder voneinander lösen. Als sie ihre Augen wieder öffnet und Mario seinen Kopf ein Stück zurückzieht, kann sie erkennen, dass auch seine Wangen rot sind. Seine Augen leuchten, doch das werden ihre auch. “Mario”, flüstert sie seinen Namen schon fast ehrfürchtig. “Elsa”, erwidert er ebenso, beugt seinen Kopf wieder, wird aber aufgehalten, als ihre Finger seine Lippen berühren und so einen erneuten Kuss verhindern. Fragend sieht er sie an, während sie ihre Hand wieder sinken lässt und sich aus seiner Umarmung befreit, sich in seine Richtung dreht, um ihn direkt ansehen kann. “Mario … das hier … ich … ich muss wissen, was das für dich ist. Ist das so etwas wie “was in Vegas passiert, bleibt in Vegas”, oder …” Ein leises Lachen entkommt ihm. “Elsa, ich dachte, nur deine Freundinnen oder auch Gregor sind schlecht in Geografie. Du auch? Denn das hier ist nicht Vegas, sondern Arizona. Genauer gesagt, der Grand Canyon.” Auch Elsa lacht, ehe sie ihm ihre flache Hand gegen die Brust schlägt, sie dann dort liegen lässt. “Mach dich nicht über mich lustig, Mario. Ich meine das hier ganz ernst.” Schon umfasst seine Hand ihre an seiner Brust. “Das ist es für mich auch. Elsa, ich meine es ernst. Wirklich.” “Aber … was wenn … Wir kehren in ein paar Monaten wieder nach Japan zurück. Ich sogar noch vor dir. Wir studieren in verschiedenen Orten und …” “Dann haben wir in dem einen Jahr eben noch eine Fernbeziehung, Elsa. Ich besuche an den Wochenenden dich, du mich. Wir treffen uns in den Ferien. Ansonsten telefonieren wir, machen Videotelefonate und schreiben uns. Es geht um ein Jahr, das schaffen wir. Und dann willst du wieder nach Hause kommen. Dann können wir schauen, was wir dann zusammen machen. Meinst du nicht auch?” “Wirklich?” Sie sieht etwas verunsichert aus, doch das beruhigende Lächeln auf seinen Zügen hilft ihr. “Elsa, das was ich gesagt habe, dass ich dich mag, das stimmt so nicht ganz. Ich bin total in dich verliebt. Das war ich vor Jahren schon einmal. Und dich jetzt wiederzutreffen, Zeit mit dir zu verbringen und dich neu kennenzulernen, das hat dieses Gefühl wiedergebracht. Sogar noch stärker als zuvor. Und ich will damit nicht warten, bis wir wieder in Japan sind, sondern ich will es jetzt schon genießen, dass du hier bist, an meiner Seite. Oder … dich zumindest an meiner Seite zu haben. Ich will keine Minute verlieren, die ich mit dir verbringen kann.” Auf diese Worte kann Elsa nicht anders, als zu lächeln. “Das … geht mir auch so, Mario. Und ja, ich will es auch versuchen. Es wäre doch doof, wenn wir diese gemeinsame Zeit verschenken, oder?” “Das wäre es.” Und damit zieht Mario seine Freundin wieder an sich, senkt seinen Kopf erneut und versinkt mit ihr in ihren zweiten gemeinsamen Kuss. “Hey, ihr habt den Sonnenaufgang verpasst”, erklingt neben ihnen belustigt. Erschrocken trennt sich das Paar voneinander und sieht auf. Um sie herum stehen ihre Freunde, die sie mehr als nur amüsiert betrachten. “Anscheinend gibt es jetzt wohl zwei Pärchen in unserem erwählten Kreis”, seufzt Alex. Er blickt zu Brandon. “Dann sind es jetzt wohl nur noch wir zwei. Ob wir wohl …” “Was? Auf keinen Fall!” Entsetzt sieht dieser ihn an, woraufhin Alex seine Augenbrauen hebt. “Ich will gar nicht wissen, was du gerade gedacht hast. Aber was ich eigentlich sagen wollte war, dass wir beide uns wohl auch noch eine Freundin suchen müssen.” Peinlich berührt zieht Brandon seinen Kopf zwischen die Schultern. “Äh, ja, das macht wohl mehr Sinn …” Während nun alle um ihn herum lachen, machen sie sich langsam auf den Rückweg zu ihrer Unterkunft, wo sie frühstücken wollen, anschließend ihre Sachen packen und sich dann auf den Nachhauseweg nach Phoenix machen müssen. Doch das hier war der schönste Ausflug, den Elsa und Mario bisher gemacht haben. Letzterer greift nach der Hand seiner Freundin, verschränkt ihre Finger miteinander, während er sie liebevoll anblickt. “Ich glaube, ich nehme sehr gerne nach Hause mit, was im Grand Canyon passiert ist. Das will ich auf keinen Fall hier lassen.” Elsa kichert leise, während sie mit ihrer Hand seine drückt. “Ja, das finde ich auch.” ~~~ Als Elsa und Mario vor ihrem Wohnheim ankommen, bleiben sie im Aufzug stehen, dessen Türe sich gerade auf Marios Stockwerk geöffnet hat. Elsa festigt ihren Handdruck um den Griff ihres Handgepäckkoffers, den sie dabeihatte. “Sehen wir uns nachher noch?”, fragt sie zögernd. Sofort nickt Mario. “Das tun wir.” Und damit beugt er sich zu ihr und küsst sie sanft auf den Mund, ehe er den Aufzug verlässt und zu seinem Zimmer läuft. Kaum dass sie in ihrem eigenen Zimmer ist und die Türe hinter sich geschlossen hat, bleibt Elsa einen Augenblick stehen, ehe sie mit einem leisen Jubelschrei in die Luft springt. Sie drückt ihre Hände auf ihre Brust und tänzelt durch ihr Zimmer. Mario erwidert ihre Gefühle! Mehr noch, er will mit ihr zusammen sein, auch in Zukunft, zu Hause in Japan! Und das macht sie glücklich. Als es an ihrer Zimmertüre klopft, erstarrt sie. Oh Gott, war sie zu laut? Mit vor Scham roten Wangen öffnet sie ihre Zimmertüre. Erneut erstarrt sie, als sie erkennt, wer dort steht. “Tut mir leid, aber ich konnte es ohne dich nicht aushalten. Daher … Darf ich reinkommen?” Ein Lächeln breitet sich auf Elsas Zügen aus, ehe sie nickt und nach seiner Jacke greift und ihn zu sich zieht. “Das darfst du. Immer.” Und schon steht sie auf ihren Zehenspitzen, zieht ihn zu sich herunter und drückt ihre Lippen auf seine, während er mit seinem Fuß gerade noch die Zimmertüre zudrücken kann, ehe sie ihn mit sich weiter ins Zimmer hineinzieht. ~~~ “Ich will nicht! Ich will einfach nicht!” Tränen laufen über Elsas Wangen. “Ich weiß, Liebling. Ich will es doch auch nicht.” Sanft umfasst Mario ihr Gesicht und versucht mit seinen Daumen der Flüssigkeit Herr zu werden, die aus ihren Augen tritt. “Aber sieh es so, es sind nur sechs Wochen, dann komme ich auch wieder zurück. Und dann …” “Dann führen wir eine Fernbeziehung.” Elsa schnieft leise. “Für ein Jahr. Und dann sehen wir, wie wir es machen. Wir könnten uns eine gemeinsame Wohnung suchen, das klingt doch gut.” Zögerlich nickt sie. Das tut es wirklich. “Aber trotzdem. Wir waren jetzt fast viereinhalb Monate ständig zusammen und die letzten davon als Paar. Das wird eine heftige Umstellung.” “Das stimmt. Aber wir schaffen es, Elsa. Ich liebe dich.” “Und ich dich.” “Siehst du? Und bitte hör auf mit weinen, sonst fange ich auch noch an.” “Du?” “Natürlich. Es bist nicht nur du, der sechs Wochen auf mich verzichten muss. Ich auch auf dich, falls du es vergessen haben solltest.” Auf diese Worte erwidert Elsa nichts, sie sieht nur etwas ertappt aus. “Siehst du?” Mario lächelt sie aufmunternd auf, auch wenn es in ihm anders aussieht. “Na also.” Er drückt ihr Kinn sanft nach oben und haucht einen Kuss auf ihre Lippen. “Ich liebe dich.” “So, fertig mit dem Geschnulze?” Hailees Stimme schneidet durch die Luft. “Wir wollen uns nämlich auch noch verabschieden.” “Hailee, bitte”, seufzt Jake neben ihr, der ebenfalls peinlich berührt wirkt. Doch eigentlich sollte er sich an seine Freundin schon längst gewöhnt haben. Mario und Elsa wechseln schmunzelnd einen kurzen Blick, ehe Zweitere auf Hailee zutritt und von dieser sogleich in die Arme geschlossen wird. Zwanzig Minuten später, nachdem sich Elsa von Hailee, Jake, Alex und Brandon verabschiedet hat, nicht ohne das Versprechen, dass sie sich auf jeden Fall wieder treffen werden, ob hier in den USA oder Japan. Nach zahlreichen ausgetauschten Küssen, Schluchzern und gehauchten Liebesgeständnissen an Mario, zieht Elsa schließlich ihren Handgepäckkoffer hinter sich zur Sicherheitskontrolle, um sich auf den Weg nach Hause zu machen. Doch ein Teil von ihrem Herzen bleibt bei dem Mann, der ebenfalls schon ein Teil ihres Zuhauses geworden ist. Epilog: Epilog -------------- Viereinhalb Jahre später “Ich kann es einfach nicht glauben, dass ihr wirklich da seid!” Mit einem Schluchzen schließt Elsa Hailee in die Arme, drückt sie fest. Sie haben sich inzwischen eine Weile nicht mehr gesehen, nur über Mails und Nachrichten Kontakt gehabt. “Ich bin auch so froh, dass wir es geschafft haben.” Auch Hailee entkommt ein Schluchzen, ehe sie ihre Freundin auf Armlänge von sich schiebt und sie von oben bis unten betrachtet. “Du siehst so unglaublich schön aus.” “Findest du wirklich?”, fragt Elsa und schiebt sich schüchtern eine Haarsträhne hinters Ohr, die dort vermutlich nicht lange bleiben wird. Die Friseurin hat extra ein paar Strähnen nicht in die Hochsteckfrisur aufgenommen, sondern diese um ihr Gesicht fallen lassen, um dieses zu umrahmen. “Du siehst wirklich toll aus.” “Wunderschön.” “Die schönste Frau von allen heute.” Jake, Alex und Brandon sehen sie grinsend an und heben ihr hochgestreckte Daumen entgegen. “Sie haben recht, Liebling. Du bist die allerschönste Frau von allen.” Elsa dreht sich zu Mario um. Dieser lächelt sie an und ihr Herz macht einen Satz, nach der langen Zeit, in der sie inzwischen ein Paar sind, immer wieder. “Jetzt lasst mich mal vorbei.” Ehe sie es sich versehen, schiebt sich Michael White zwischen seinen ehemaligen Studenten hindurch und tritt zu Elsa, um sie ebenfalls an sich zu drücken. “Du bist die schönste Braut, die ich abgesehen von meiner eigenen, jemals gesehen habe.” Ein Kichern entkommt Elsa, deren Hände gleich darauf über die weiße Spitze streichen, die sie heute trägt. Sie wird noch von Michaels Ehefrau gedrückt, während ihr Mann sich wieder um die immerhin drei Kinder kümmert und danach schaut, dass diese nicht ausbüxen. “Es ist wirklich schön, dass ihr extra nach Japan gereist seid, um mit uns zu feiern”, richtet Mario an die Besucher aus den USA, nachdem auch er von Michaels Ehefrau beglückwünscht wurde. “Das ist doch selbstverständlich. Ihr seid unsere Freunde, wie als ob wir uns eure Hochzeit entgehen lassen.” Alex lächelt sie an. “Und eure Geschichte hat ja bei uns erst angefangen”, fügt Jake hinzu. “Vielleicht auch wegen uns”, überlegt Hailee und zwinkert Elsa zu, die daraufhin schmunzeln muss. “Zumindest haben wir euren Anfang als Paar miterlebt, also müssen wir auch euren Anfang als Ehepaar miterleben”, erklärt Brandon und ignoriert Hailees Aussage einfach. Elsa und Mario sehen sich lächelnd an, während sie ihre Hände verschränken. Ihre Freunde haben recht. Ihr gemeinsamer Weg hat in den USA begonnen, als sie sich dort wieder getroffen haben. Nachdem sie ihr Studium beendet haben, sind sie tatsächlich zusammengezogen und haben beide in ihrer Heimatstadt einen guten Job gefunden. Und heute gehen sie die nächste Ebene ein. Zusammen mit ihren Freunden, die sie auf ihrem Weg begleitet haben. “Ihr dürft auf keinen Fall vergessen”, erklärt Michael in dem Augenblick und deutet auf sich, “dass ihr das alles hier”, nun zeigt er mit dem Zeigefinger auf Elsa und Mario, “nur mir zu verdanken habt.” Auf die fragenden Blicke grinst er breit. “Ich habe euch beide zu mir nach Phoenix geholt. Ohne mich hättet ihr nicht zusammengefunden.” Er grinst zufrieden, bis jemand neben Mario tritt und den Professor ebenfalls breit angrinst. “Ach, so würde ich das gar nicht sagen. Ich bin mir sicher, die beiden hätten irgendwann zusammen gefunden. Aber in Phoenix auf jeden Fall früher, vielleicht kann man es als Teilerfolg verbuchen.” Alles sehen den jungen Mann mit den schwarzen, abstehenden Haaren verwundert an. “Das wäre dann übrigens mein bester Freund und Trauzeuge, Gregor.” “Hey.” Dieser hebt grüßend eine Hand und grinst breit in die Runde. “Und mein Bruder”, fügt Elsa hinzu. “Das klingt auf jeden Fall nach einer guten Zusammenführung.” Michael grinst breit und sehr zufrieden. Während Gregor ein Gespräch mit den Amerikanern beginnt, sehen sich Elsa und Mario an. Er zieht sie sanft an sich und legt einen Arm um sie, um sie so an sich zu drücken. “Egal wo unsere gemeinsame Geschichte schlussendlich begonnen hat, ich sehe es wie Gregor. Wir hätten auf jeden Fall zusammen gefunden, denn wir sind füreinander bestimmt.” Ein leises Lachen entkommt Elsa, während sie nach dem Kragen des Hemdes ihres Ehemannes greift und ihn näher zu sich zieht. “Ich bin froh, dass du das auch so siehst. Ich liebe dich.” “Ich dich auch.” Und dann versinken sie in einen Kuss, froh darüber, gemeinsam hier zu stehen. Auf ihrem Weg. Zusammen mit ihren Freunden und den Personen, die ihnen wichtig sind. ~~~Ende~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)