In einem anderen Land von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Ein Klopfen ertönt an der Zimmertüre. Sofort springt die Bewohnerin des Zimmers auf und öffnet die Türe. “Hallo Elsa.” “Hallo Mario.” Der junge Mann tritt an ihr vorbei ins Zimmer hinein. “Hier, schau mal, was ich gefunden habe.” Überrascht nimmt Elsa die Tüte entgegen, die Mario ihr hinhält. Sie wirft einen Blick hinein und schon weiten sich ihre Augen. “Yakisoba?” “Ja. Und Tempura sowie ein paar Sushi. Ich habe ein Restaurant gefunden, dort bestellt und es gerade noch abgeholt.” “Du bist der Beste! Der Allerbeste.” Mit leuchtenden Augen tritt Elsa zu ihrer kleinen Küchenzeile, um die Tüte auszuräumen. Mario hängt seine Jacke an einen der Haken, die direkt hinter der Türe angebracht sind und an denen auch Elsas Jacken hängen. Die Zimmer hier im Wohnheim sind alle gleich aufgebaut. In seinem und Elsas Fall ein Einzelzimmer. Direkt links von der Eingangstüre geht es ins Bad, das mit einer Dusche, Waschbecken und Klo ausgestattet ist. Rechts hinter der Türe sind die Garderobenhaken. Neben der Türe zum Badezimmer ist eine kleine Küchenzeile eingebaut, mit einem Waschbecken und Abtropfgitter, zwei Herdplatten. Darunter ein kleiner Kühlschrank, darüber zwei Hängeschränke, aus denen Mario gleich darauf Teller herauszieht. Hinter dem kleinen Flur mit der Küchenzeile verbreitert sich der Raum. Ein Einzelbett, ein Schreibtisch mit Stuhl, ein Wandschrank und ein Regal finden hier Platz. Auch ein kleines Zweisitzer-Sofa steht auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes. “Du weißt nicht, wie sehr ich mich hierauf freue!” Elsas Hand streicht sanft über Marios Rücken, ehe sie das Essen in den Raum hinein trägt. Sie schiebt mit ihrem Fuß eine kleine Kiste vor ihr Sofa, die sie als Couchtisch verwendet und auf die sie das Essen stellt. “Setz dich schon mal, Elsa. Ich hole noch kurz was zu trinken.” Mario stellt die Teller auf den Schreibtisch, auf die Ecke, die man vom Sofa aus erreichen kann. Gleich darauf geht er zurück zur Küchenzeile, holt dort noch Gläser und Wasser zum Trinken. Er ist in den letzten Wochen so oft hier gewesen, dass er sich inzwischen gut auskennt. Und Elsa geht es mit seinem Zimmer ein Stockwerk tiefer genauso. Er tritt zum Sofa und lässt sich neben ihr nieder. Insgesamt ist er nun auch schon sechs Wochen hier in Phoenix und es gefällt ihm unglaublich gut. Nicht nur das Land, in dem er sich befindet oder das Projekt, an dem er mitarbeiten darf. Nein, die Menschen um ihn herum, die Personen, mit denen er seine Zeit verbringt - egal ob aufgrund des Projekts oder privat. Er ist dankbar dafür, diese Chance in seinem Leben bekommen zu haben. Und noch mehr darüber … Sein Blick gleitet zur Seite, haftet sich auf Elsa, die gerade die Teller mit den Leckereien belädt, die er mitgebracht hat. Es ist mehr als schön, dass sie hier ist. “Hier.” Sie drückt ihm einen beladenen Teller in die Hände, dazu ein paar Stäbchen. “Wo hast du das denn gefunden?”, fragt sie und ihr Blick liegt fragend auf ihm. Ein leises Lachen entkommt Mario. “Wenn du wüsstest.” “Jetzt sag schon.” Sanft stößt sie ihm ihren Ellenbogen in die Seite und entlockt ihm ein weiteres Lachen. “Okay, okay. Ich sag es dir ja schon. Einer aus der Fußballmannschaft hat mir erzählt, dass er vor Kurzem etwas Japanisches gegessen hat und dass es ihm geschmeckt hat. Ich wollte wissen, wo er es hat und er hat es mir verraten. Und ich wollte dich überraschen, daher habe ich es dir noch nicht erzählt. Jetzt hoffe ich aber noch sehr, dass es auch gut schmeckt.” “Oh, das hoffe ich auch. Da fällt mir auch etwas ein.” Sie hebt ihren Kopf. “Und was?” Ein schiefes Grinsen erscheint auf Elsas Zügen. “Die anderen haben mal gemeint, dass sie auch gerne japanisch essen wollen und ich kochen soll. Jetzt wo du da bist …” Ihre Hand wandert in seine Richtung, doch noch ehe sie ihn berühren kann, hat er sie bereits mit seiner aufgefangen und drückt sie leicht. “Gut, dann kochen wir wohl gemeinsam für die anderen.” “Das klingt super.” Elsa lächelt ihn an, ehe sie ihre Hand aus seiner zieht und nach ihren eigenen Stäbchen und ihrem Teller greift. “Aber jetzt ist erst mal das hier dran.” Zielgerichtet nimmt sie von den Nudeln auf und schiebt sie sich in den Mund. Genießerisch schließt sie ihre Augen und ein Aufstöhnen kommt über ihre Lippen. In Mario zieht sich alles zusammen. Dieser Ton trifft ihn im Innersten. Sein Blick richtet sich auf ihre Lippen und als ihre Zungenspitze plötzlich hervorblitzt, muss er schlucken. “Oh Gott, das ist echt gut, Mario.” Ihre Stimme reißt ihn wieder ins Hier und Jetzt zurück. Schnell sieht er vor sich und hofft, dass sie nicht mitbekommen hat, wie er sie angestarrt hat. Er mag Elsa, war früher auch in sie verliebt. Doch irgendwann sind diese Gefühle für ihn nur noch Kindheitsgefühle gewesen. Zwischen ihnen hatte sich nie etwas entwickelt. Irgendwann ist sie für ihn nur noch Gregors Schwester gewesen, auch wenn sie sich nach wie vor gut verstanden haben. Doch in den letzten Wochen hat er gemerkt, dass er Elsa wieder mit anderen Augen sieht. Sie ist so unglaublich hübsch, süß, schön. Er mag es, wie sie lacht, wie sie aussieht, wenn sie sich über etwas freut. Man kann sehr gute Gespräche mit ihr führen. Mit ihr wird es ihm nie langweilig. Und immer mehr kommt der Wunsch in ihm auf, sie einfach zu küssen, sie in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, was er empfindet. Doch … Vielleicht ist das so, weil sie für ihn einen Teil seines Zuhauses darstellt. Vielleicht hat er die Gefühle nur, weil sie beide hier in den USA sind. Er unterdrückt ein Seufzen und starrt auf seinen Teller. Nein, er wird das nicht tun. Wenn sie beide in Japan sind, will er sehen, wie es ist. Ob er dann immer noch so für sie empfindet. Sie auch dort treffen. Und wenn die Gefühle dann immer noch bestehen, will er es ihr sagen. Ihr sagen, dass er gerne eine Chance bei ihr hätte. So und nicht anders. Und auch wenn er die Entscheidung schon eine Weile getroffen hat, wünscht sich alles in ihm, nicht warten zu müssen. Doch das muss er jetzt eben. Und um an etwas anderes zu denken, hebt er seine Stäbchen und nimmt sich davon ebenfalls etwas von seinem Yakisoba, um gleich darauf begeistert die Augenbrauen hochzuziehen. Er kaut und schluckt, ehe er nickt. “Ja, das ist wirklich gut. Ich glaube, da sollten wir öfter was bestellen.” “Was hältst du denn davon”, Elsa stößt ihm wieder in die Seite, “wenn wir mal dort essen gehen? Also wenn das möglich ist.” “Ist es. Und ja, ich halte viel davon. Nächste Woche?” Marios Herz macht einen Satz. Es könnte fast ein Date sein … oder? “Oh ja. Vielleicht wollen die anderen auch mit. Wir sollten sie auch fragen.” Und schon zieht sich Marios Herz zusammen. Von wegen Date. Wobei es so sicherlich besser ist … “Dann sollten wir aber vielleicht erst für sie kochen, ehe wir mit ihnen zu jemanden gehen, der es richtig macht. Nachher stinkt unser Essen dagegen voll ab”, erklärt er im nächsten Moment. “Das stimmt. Oder sie wollen danach nie wieder, dass wir für sie kochen, was ja auch etwas Gutes hätte, oder was meinst du, Mario?” Und nun entkommt ihm ein lautes Lachen. “Elsa, du hast es faustdick hinter den Ohren.” Sie grinst ihn breit an. “Ich bin Gregors Schwester, schon vergessen.” Sein Blick richtet sich auf ihren. “Wie könnte ich das jemals …” Er sieht sie schlucken und etwas in ihrem Blick ändert sich, doch er verbietet sich, darüber nachzudenken. “Wobei ich sagen muss, dass ich die Zeit mit dir auch sehr genieße, ohne an Gregor denken zu müssen. Was ich tatsächlich wenig bis nie mache, wenn wir beide uns treffen.” “Na da bin ich ja froh.” Elsa zwinkert ihm zu, ehe sie sich nach vorne beugt und sich noch etwas zu essen auflädt. ~~~ Alle Spuren ihres Essens sind aufgeräumt. Oder verräumt, wie man es nennen will. Die Reste sind im Kühlschrank untergebracht, die Teller und Stäbchen gespült. Die leeren Schachteln im Mülleimer. Auf der zu einem kleinen Tisch umfunktionierten Kiste steht Elsas Laptop, auf dem inzwischen der zweite Film läuft. Sie haben es sich auf dem Sofa bequem gemacht, wie sie es die letzten Wochen auch häufig getan haben. Nicht immer sehen sie einen Film. Sie haben viel geredet, sich von den letzten Jahren erzählt, von dem, was sie noch erleben wollen. Deshalb weiß er viel von ihr. Von ihren Wünschen und Hoffnungen, so wie sie auch von ihm. Es ist schön, dass sie offen miteinander reden können. Und es vertieft seine Gefühle für sie immer weiter. Sein Blick richtet sich von dem Bildschirm auf die junge Frau, deren Kopf an seiner Schulter liegt und die wohl in den letzten Minuten eingeschlafen sein muss. Sie wirkt jünger, entspannt, wenn sie schläft. Vorsichtig hebt Mario eine Hand und streicht ihr eine Strähne ihrer braunen Haare aus der Stirn. Sie ist unglaublich hübsch. Er sollte sie eigentlich wecken, sich verabschieden und in sein eigenes Zimmer gehen, sodass sie in ihrem Bett schlafen kann. Doch er ist ein wenig eigennützig. Nur noch der Film voll, dann wird er sie wecken und sich wirklich verabschieden. Aber bis dahin wird er es genießen, sie so nahe bei sich zu haben. ~~~ “Elsa, Mario.” Hailees Stimme klingt durch den Raum und zieht so die Aufmerksamkeit der beiden Gerufenen auf sich. “Ja?” “Was gibt es?” Beide sehen fragend von ihren Plätzen zu der jungen Frau, die von ihrem Stuhl aufgestanden ist und sich ein wenig in die Richtung beugt, in der die beiden Japaner sitzen. “Wir haben uns etwas überlegt”, erklärt Hailee da schon. “Und was?”, fragt Elsa, die schon die Befürchtung hat, dass ihre Freundin irgendwelche dummen Dinge machen wird. Wäre nicht das erste Mal. “Wenn ihr schon hier seid, im schönen Arizona, dann müsst ihr auch unser berühmtestes Denkmal sehen.” “Denkmal?”, fragt in dem Moment Alex verwirrt hinter ihr, erhält aber nur ein Abwinken. “Meinst du etwa den Grand Canyon?”, fragt Mario aufgeregt. “Siehst du? Mario hat es auch so verstanden”, richtet Hailee über ihre Schulter an Alex, der nur den Kopf schüttelt und sich wieder auf seinen eigenen Stuhl fallen lässt. “Meinte sie, ja”, antwortet Jake an ihrer Stelle. “Okay, jetzt will ich es auch genauer wissen. Hailee?” Elsa sieht ihre Freundin an, die ihre Aufmerksamkeit wieder auf sie richtet. “Da Jake ja schon geantwortet hat, ja, der Grand Canyon. Wir haben überlegt, ob ihr nicht mit uns hochfahren wollt. Ein paar Tage übers Wochenende. Vielleicht Donnerstag bis Sonntag oder so, mal schauen.” “Das klingt gut”, erklingt Michaels Stimme, der sich ebenfalls im Raum befindet. “Möchtest du auch mit? Wir könnten einen Teamausflug daraus machen.” Hailee sieht ihren Chef an, der breit grinst. “So gerne ich ja sagen würde, meine Frau ist vermutlich nicht so begeistert, wenn ich sie mit drei Kindern, darunter einem Baby, allein lasse. Aber ich finde es eine gute Idee. Mein Vorschlag wäre, geht von Donnerstag bis Montag. Den Urlaub genehmige ich euch sofort. Ich kann es vermutlich auch als Betriebsausflug laufen lassen. Aber das schauen wir einfach noch genauer.” Jubel und Begeisterung erklingt in dem Raum. “Du bist echt der beste, Michael.” Jake grinst den Professor breit an, der auf sich deutet und zustimmend nickt. “Ich weiß. Sagt es mir trotzdem öfter.” “Können wir dich eigentlich mit nach Japan nehmen? Dich hätte ich gerne weiterhin als Professor.” Überrascht blickt Michael nun Mario an, ehe er lacht. “Das ist ein super Kompliment. Aber ich bin mir sicher, dass meine Frau da noch mehr dagegen ist, als gegen einen Wochenendausflug zum Grand Canyon.” “Schade. Aber ich habs versucht. Tut mir leid, Elsa.” Mario zwinkert dieser zu, die daraufhin ebenfalls lacht. “Schade drum, also dass du nicht mit zum Grand Canyon kommst, denn dass du nicht nach Japan willst, damit habe ich überhaupt keine Probleme, Michael”, richtet Hailee an diesen, ehe sie ihre Freunde ansieht. “Aber zumindest wir könnten mal planen, wann wir wollen. Oh, und Zimmer buchen. Die sind nämlich schnell ausgebucht.” “Dann lass uns buchen.” Unternehmungslustig lacht Elsa ihre Freundin an, die genauso begeistert aussieht wie sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)