A Guards Stand von Jukori ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sie hören nicht zu. Das tun sie nie. Und jetzt ist ein Kind im Kerker. . . . Sie nehmen ihm die Schutzbrille und die Schürze ab, auch die Handschuhe, selbst wenn sie nicht wissen, was sie damit anfangen sollen. Mit mehr Gewalt als nötig stoßen sie ihn in die vergitterte Zelle. Wie eine Puppe fällt er auf den Boden, ihre Fäden durchtrennt. Still und regungslos liegt er da und starrt in die Ferne. Er ist so unglaublich jung. Stunden vergehen. Er liegt immer noch so da, wie sie ihn verlassen haben, und du bezweifelst, dass sich das bald ändern wird. Der feuchte Stein fordert seinen Tribut. Er scheint die Kälte nicht zu bemerken, aber der Waschbär zittert, also bewegt er sich - setzt sich auf, damit das Tier sich in seinen Schoß kuscheln kann, als gehöre es dort hin. Dein Herz krampft sich zusammen, als du sie schweigend beobachtest. Ihre Traurigkeit ist ansteckend. Am nächsten Tag meldest du dich krank. Und auch am Tag darauf auch, nur um sicher zu gehen. . . . In gewisser Weise ist es die leichteste Schicht. Gutes Essen, nicht viel zu tun oder zu klagen. Du hast dein Kartenspiel und einen bequemen Stuhl. Es könnte schlimmer sein. Du nimmst sein unangetastetes Essen und zwingst ein Lächeln auf deine Lippen, als die Königin eintritt. Gemächlich prallt ihr Geplapper an den Wänden ab, während du an den mitgebrachten Backwaren mampfst. In gewisser Weise ist es die schwerste Schicht. Sie lässt dich hinterfragen, wofür du stehst. Eingesperrt in diesem dunklen Loch welkt er langsam dahin, seine Haut blass, sein Haar stumpf. Als Wächter hast du geschworen, die unschuldigen zu beschützen - zu helfen wo du nur kannst. Du hast versprochen, gerecht und gut zu sein, das Richtige zu tun. Die Wahrheit ist jetzt eine Lüge. Du wachst weiterhin über das sterbende Kind und nimmst noch einen Bissen. . . . Man sagt, dass die Kerker irgendwann jeden brechen. Egal was passiert es ist nur eine Frage der Zeit. Du lachst. Überraschenderweise ist das nicht das Problem. Du weißt er war von Anfang an kaputt, tot schon vor seiner Ankunft. Es ist ein Witz - sie haben ihm eine Leiche gebracht! Was sie nicht verstehen, ist, dass nur weil das Kind atmet, es noch lange nicht am Leben ist. Manchmal stellst du dir vor, ihn mit nach Hause zu nehmen, ihn in eine dicke Decke einzuwickeln, bis die Wärme in seine Augen zurückkehrt. Es ist eine schöne Vorstellung, du fühlst dich besonders, du allein bist derjenige, der ihn wiederzubeleben vermag, der ihn heilt und die Scherben wieder zusammensetzt. Am Ende nimmst du nie den Schlüssel, öffnest nie die Tür. Deine Tagträumerei ist vorbei so bald deine Schicht zu Ende ist. Du schämst dich wie nie zuvor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)