Der wahre Name von Mianda ================================================================================ Kapitel 9: Studienbeginn ------------------------ Kapitel 9 Studienbeginn Die ersten Wochen waren um, seit Yugi Muto mit seinem Großvater das Haus in Ägypten bezogen hatte. Erste Annäherungsversuche zwischen Ishizu und Bakura in Begleitung mit dem einstigen Herrscher waren kläglich gescheitert. Bakura war wütend auf Ishizu und bezeichnete sie schon als dumme Jungfer und Ishizus Misstrauen gegenüber Bakura, war nicht mehr zu mildern. Yami hatte mehrfach mit ihr zu reden versucht. Doch sie beteuerte, dass Bakura Niemand mehr trauen dürfe, jetzt da das Puzzle gelöst sei und sich alles dem Ende zuneigen würde. Und auch wenn Yami selbst häufiger mal vom Schicksal sprach, begab es sich, dass selbst er das Wort Schicksal nicht mehr hören konnte, denn Ishizu redete von nichts anderem mehr. Gerade saßen Yami und Marik gemeinsam in einem Cafe und unterhielten sich über die aktuelle Lage, nur dass sie das Thema Ishizu und Bakura möglichst Beiseitelassen wollten. Es gab auch wichtigere Themen, beteuerte Yami. Er besaß jetzt ein neues Handy, zusammen mit Marik und beide spielten im Cafe gerade ein kleines Online Game nebeneinander. Yami fand die ganzen Apps im Playstore interessant. Marik und er hatten sich nicht nur gemeinsam neue Handys gekauft. Marik hatte Yami einen Crash Kurs in Sachen moderne Technik verpasst und inzwischen war Yami stolzer Besitzer eines soliden Laptops mit unanständig viel Speicher für einen Laptop. Außerdem hatte Marik Yami dabei geholfen, sich mitten in der Innenstadt in einem Hotel einzuquartieren. Mit dem Ergebnis, dass Yami dort wohl dauerhaft als sogenannter Dauergast bleiben würde, solange er sich regelmäßig in die Uni und in die Klinik einzufinden hatte. Denn auch dort war in den vergangenen paar Wochen einiges geschehen. Doch im Moment gönnten sich die Herren eine kleine Pause und zockten miteinander sich gegenüber am Tisch sitzend mit ihren Handys. „Schon wieder verloren. Zalem, du wirst von Tag zu Tag besser.“, gab sich Marik geschlagen. Doch Yami grinste nur. „Ich war schon immer schnell im Lernen, Marik. Das hier ist ganz witzig und ein wirklich mal netter Zeitvertreib. Aber ich denke, das gröbste, weiss ich jetzt. Kommst du nachher nochmal mit ins Hotel Marik?“, erkundigte sich Yami doch Marik deutete auf seinen Cafe und verneinte. „Ich muss nachher nochmal ins Museum.“ Yami schaute auf die Uhr, es war früher Abend. „Du zögerst es hinaus, Marik.“, summte Yami amüsiert vor sich hin und trank seine Tasse in einem großen Zug leer. Im selben Augenblick bereute er es, wusste er, dass er heute insgesamt einfach mehr gegessen und getrunken hatte, als für ihn gut war. Er würde heute Nacht wieder außerhalb der Stadt für seine Bedürfnisse jagen müssen. So viel also zu seinem heutigen Hotelverbleib. Marik erwiderte leicht angesäuert. „Ich gehe seit 3 Tagen nur noch spät abends ins Museum, wenn meine Schwester nicht da ist. Sie ist seit der Puzzle Geschichte einfach nicht mehr wieder zu erkennen. Abgesehen davon ist das nicht gerade hilfreich. Mit ihr wäre ich vermutlich jetzt schon weiter mit meiner Jobsuche. Aber stattdessen, muss ich mich jetzt abends noch um diese blöde Museumsarbeit mit kümmern.“, plapperte Marik drauf los und sprach sich dabei auch ein wenig Frust von der Seele. Doch Yami beruhigte ihn. „Die Museumsarbeit ist ja auch irgendwo ganz wertvoll. Eure Familie hat da wirklich ein großes Projekt aufgebaut und es ist wirklich sehenswert, Marik. Ich gebe aber zu, dass Museen nicht so meins sind. Es fühlt sich für mich irgendwie komisch an.“, versuchte er es diplomatisch auszudrücken. Allerdings musste Marik trotzdem lachen. „Fühlt sich für dich wohl eher so an, als besichtige man seine Lagerräume um zu sehen, was man behalten und was man aussortieren will?“ Yami verzog leicht das Gesicht. „Ja, nicht direkt. Es ist eher so ein Gefühl von alt sein. Ich hänge an manchen Sachen einfach, auch jetzt noch. Ok zugegeben so ein Handy ist ganz reizend, vor allem erspart es mir eine Menge Arbeit.“ „Ehrlich Zalem, wie hast du dein Medizinstudium geschafft, ohne Handy und ohne Internet?“, hakte Marik nach doch Yami erwiderte. „Oh ich habe in den vergangenen Jahren durchaus damit zu tun gehabt Marik. Aber, wenn ich ehrlich bin war es nicht so, dass ich für das Studium hatte wirklich lernen müssen. Die heutigen Fachbegriffe sind stumpfes auswendig lernen und der menschliche Körper von heute funktioniert nicht anders als schon Jahrtausende vorher. Lediglich die Krankheiten haben neue Namen oder sind überhaupt erst besser erforscht beziehungsweise therapierbar. Aber ich habe die ganzen Sachen während meines Studiums ausschließlich für das verwendet, wofür wir sie verwenden sollten. Ich habe mich nicht damit beschäftigt, was ein PC oder ein Handy noch so kann. Ich wollte das Studium abschließen und danach wieder in meine alte Heimat zurück.“ Marik bezahlte ihre Getränke und gemeinsam verließen sie das Cafe. Sie waren heute mit Mariks Motorrad unterwegs. Und auch wenn Yami sich anfangs dagegen gesträubt hatte, so hatte Marik mit ihm einen Motorradhelm gekauft. Die beiden hatten die letzten Tage wirklich viel Zeit miteinander verbracht. Und Marik hatte sich wirklich schnell daran gewöhnen können, mit dem Pharao gemeinsam so viel Zeit zu verbringen. Sie waren viel auf Erkundungstour in der Stadt gewesen, viele Einkäufe erledigt und sogar vorübergehend mal in Yamis Villa außerhalb der Stadt vorbei geschaut. Es war ein großes Grundstück und Marik verstand, wofür Yami diese Villa hatte. Sie hatte auch einige Updates nötig, ähnlich wie das Haus, in dem die Mutos wohnten, aber alles in allem war sie stimmig und wurde von Yamis Lakaien gepflegt. Das war etwas, was Marik recht früh und gleich in der ersten Woche erfahren hatte. Dass Yami mehrere Menschen besaß, die unter seinem Bann standen, Blutsklaven, einfach Menschen, die nur noch dazu da waren, Yamis Willen und Wünschen zu folgen. Und noch immer brannten Marik viele Fragen auf der Zunge, bei einigen hoffte er darauf, diese heute beantwortet zu bekommen. Yami warf sich hinter Marik auf das Motorrad, denn er wollte Mariks Maschine nicht selbst fahren, anschließend steuerten sie als erstes Yamis Villa an. Da früher Abend war und Marik nicht so schnell zum Museum wollte, war der Gedanke naheliegend, erst einmal Yamis Villa aufzusuchen. Diese war irgendwie abgelegen, denn die Mauern um das Grundstück boten eine gewisse Privatsphäre, von der Auffahrt auf das Privatgrundstück ganz zu schweigen. Kaum angekommen und Motorradhelme abgelegt, teilte Marik auch schon seinen Wissensdurst mit. „Zalem, bitte beantworte mir heute mal ein paar Fragen.“ Yami grinste und schnappte sich seinen Motoradhelm. Für diesen suchte er sich gleich in seiner Villa einen guten Platz. „Wieso? Hast du schon wieder neue Fragen an mich, Marik?“ Marik nickte und Yami lief voraus und führte ihn hinein in sein wirklich großes und gemütliches Wohnzimmer. Dort lies er sich auch gleich in einen alten schwarzen Ledersessel fallen, während Marik noch etwas unsicher stehen blieb. Dies lag an den Fragen, die er den Pharao stellen wollte. „Nun? Wenn das so jetzt jede Woche abläuft, dass du mir anschließend Fragen stellst, dann richte ich mir dafür ein extra Zeitfenster ein.“ Yami war sichtlich amüsiert und bat Marik, sich zu entspannen. Doch dieser hatte seine Hände zu Fäusten geballt. „Zalem, diese Menschen, die für dich sauber machen. Du trinkst von ihnen Blut.“, begann Marik langsam und Yami nickte bestätigend. „Hin und wieder, ja.“ „Nun, wieso dann der Gedanke, dass ich im Krankenhaus arbeiten und für dich irgendwie an alternative Quellen kommen soll? Und sind sie überhaupt richtige Menschen? Die sind irgendwie gruselig.“ Yami dachte kurz über Mariks Worte nach, während Marik offenbar nach Worten suchte, um zu beschreiben, wie er sich dabei fühlte. Schließlich entschied sich Yami aber bereit, ihm ehrlich zu antworten. „Nun, ich sage dir die Wahrheit, wenn ich dir dazu etwas sage, Marik. Ich habe keine Ahnung, wie. Bakura und ich haben herausgefunden, wie wir Menschen zu uns ähnlichen Wesen machen können. Aber diese Lakaien von mir sind irgendwo zwischen Leben und Tod. Wie ich sie erschaffen habe, nun ich kann es dir nicht sagen. Die paar Lakaien, wie ich sie mir bezeichne, die ich besitze, sind nützlich. Bakura hat auch ein paar und er wird es dir ebenso wenig sagen können, wie ich. Das Wissen über Funktion und Wirkung und Nutzen des Trankes ist verloren gegangen. Ich kann mich an meinen Namen wie du weisst nicht erinnern, ebenso wenig an mein halbes Leben. Einige Dinge weiss ich. Aber das auch nur dank Bakura. Wenn ich wüsste, wie ich diese Menschen zu meinen Dienern gemacht habe, würde ich es wahrscheinlich sogar bewusst nutzen. Aber da mir dies nicht möglich ist, bin ich auf Dauer auf Alternativen angewiesen. Ich habe Vermutungen, wie ich sie erschaffen haben könnte. Doch der Weg ist so grausam, dass ich ihn nicht bewusst gehen möchte. Schau mal Marik. Ich habe die Tage jetzt mit dir verbracht, tags über in der Innenstadt und ich bin stolz darauf in einer Woche mit nur 3 Menschen ausgekommen zu sein. Ich werde nicht die Menge trinken können, die ich für eine Woche benötigen werde, wenn ich mich an meine Lakaien allein halte. Außerdem benötigen sie anschließend mehrere Tage, um sich davon zu erholen und um neues Blut zu bilden in ihrem Körper. Deshalb hoffe ich auf deine Mithilfe, Marik. Vielleicht ist dir meine Lage nicht bewusst. Aber, so wie ich jetzt lebe und die Tage verbringe, benötige ich mindestens zwei erwachsene Menschen in der Woche. Ich könnte es noch reduzieren, indem ich darauf verzichte zu speisen und zu trinken.“ Marik schluckte. Ihm dämmerte es langsam, was für ein Blutmonster der einstige Herrscher war. Wenn er pro Woche zwei ausgewachsene Männer tötete, um in den Tag zu leben. Als er meinte, auf Speis und Trank zu verzichten, war Marik zunächst verwirrt. „Du meinst, auf Mittagessen und Getränke verzichten? Aber, schwächt das dann nicht irgendwie? Ich meine, macht es dich dann nicht hungriger? Oder durstiger Zalem?“, versuchte Marik ihn zu verstehen. Doch Yami schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Wenn ich etwas esse und trinke, befriedige ich ganz normale menschliche Bedürfnisse. Aber genau darin liegt ja das Problem. Ich bin kein normaler Mensch. Je nachdem, was ich esse und trinke, merke ich sogar Unterschiede. Ein Beispiel, serviere mir ein frisches, saftiges noch innen blutiges Steak und ich fühle mich hinterher gestärkt. Fleisch. Kurz gesagt Fleisch, am liebsten, wenn es innen noch blutig ist und saftig.“ Marik lachte bitter. „Klingt wie Bakura. Ich habe ihn schon ein paar Mal ein Steak verputzen sehen in den vergangenen Wochen.“ Yami musste nun selbst lachen. „Von Bakura weiss ich, dass er so etwas schon gerne gegessen hat, bevor er ein Vampir wurde. Und ja, ich bezeichne uns als Vampire. Mir fällt für uns kein besserer Begriff ein. Verfluchte, vielleicht?“ Doch Marik verneinte. „Verflucht nicht. Aber streng genommen, habt ihr euch beide doch selbst in diese Lage gebracht. Ich denke schon, dass Vampir ganz gut trifft.“ „Sag ich doch, Marik. Hast du noch Fragen? , wollte der Pharao wissen und Marik überlegte. „Hm, also. Dieses ganze Hin und Her. Du arbeitest jetzt an der Uni als Professor. Es wirkt etwas unnötig, um nicht zu sagen überflüssig. Es war doch im Grunde nichts weiter als eine dumme und kindische Spielerei zwischen dir und Bakura. Oder? Jetzt wo meine Schwester nicht dabei ist, frage ich es einfach mal. Ist das Ganze nicht einfach nur ein total unnötiger Blödsinn? Eine Kinderei? Vor allem, wenn du jetzt schon zwei Männer pro Woche mindestens killst, wie soll denn bitte das ganze gut gehen? Wieso sagst du nicht, du machst, was du wolltest, ziehst dich zurück und überlässt den ganzen Kram uns?“ Mariks Stimme verriet seine Aufregung und Nervosität. Hatte er vielleicht zu viel gewagt, indem er Yami für sein Handeln kritisierte? Yami hingegen blieb ruhig und bat Marik, sich endlich zu setzen und ihm gegenüber auf der großen schwarzen Liegelandschaft Platz zu nehmen. Denn neben seinem bequemen schwarzen Ledersessel, gab es hier noch mehr. Eine schöne, große L – förmige Liegelandschaft, auf dem Boden ein großer bunter quadratischer Teppich und darüber ein massiver Steintisch, auf welchen Yami gerade frech seine Beine ablegte. Marik zögerte, doch ein eindringlicher Blick Yamis genügte und er kam der Aufforderung nach. Er ließ sich gegenüber von Yami auf dem Sofa nieder und wartete gespannt auf Yamis Antwort. „Es war eine Blödelei und unnötiger Schwachsinn. Marik, Bakura und ich langweilen uns nach so vielen Jahrhunderten, wir haben sogar Jahrtausende durchgestanden. Für dich mag es unglaublich dumm und bescheuert wirken, aber versteh doch bitte auch unsere Sicht der Dinge. Was sollen wir mit uns anfangen? Wir warten so lange darauf, dass etwas passiert. Was uns von der Ewigkeit ablenkt, ist es sich bei der einen oder anderen Gelegenheit in bescheuerte Situationen zu bringen. Zugegeben, wir werden dabei auch öfter mal leichtsinnig. Und auf den Unfug des Anderen nicht einzugehen, wäre noch langweiliger. Natürlich könnte ich einfach sagen, ich mache so einen Stuss nicht mit und ich lasse mich gar nicht erst blicken. Aber, das ist so einfach für mich. Wir erschaffen uns gerne mal verrückte Lebensbedingungen oder unangebrachte Situationen. Bakura wusste, ich will mich verkrümeln, er offenbart sich mit seinem vampirischen Wesen und organisiert mehr schlecht als recht zugegeben, eine Anstellung an einer Universität. Bakura war offensichtlich die vergangenen Jahre über auch langweilig. Aber, ich arbeite schon in Gedanken an einer kleinen und netten Revanche.“ Yami begann zu grinsen und Marik, dem es nicht leicht fiel, das Denken eines so alten Wesens zu begreifen, fragte, woran Yami dabei dachte. „Nun, er ist ein Dieb und ich habe ihn so oft gebeten, auch mal was Gutes zu tun. Er würde niemals von sich aus wollen etwas vermeintlich Gutes in unserem Heimatland zu tun. Gesetze und Regeln liegen ihm nicht so sehr.“, begann Yami langsam und Mariks Augen weiteten sich, denn jetzt hatte auch Marik eine Idee. „Du willst ihm eine Arbeit beschaffen?“ Und Yamis Grinsen wurde noch breiter. Am Ende des Abends lachten Beide und beredeten noch lange, wie und wo Bakura sich am lustigsten machen würde. Doch Yamis Idee blieb am Ende dieses Abends bestehen und Marik versprach Yami, dass er sich liebend gerne darum bemühen würde. Yami versicherte allerdings Marik, dass dieses Vorhaben auch noch locker 5 Jahre Zeit hatte. Marik fragte sich, wieso sie so lange für diese nette kleine Revanche warten sollten, doch Yami erinnerte Marik freundlich daran, dass für ihn 5 Jahre keine Wartezeit waren, sondern Gelegenheit das ganze hübsch auszuarbeiten. Yami wollte nicht so plump vorgehen, wie Bakura es bei ihm getan hatte. Denn ja, er gab Marik Recht, dass es im Ganzen schon recht primitiv von Statten gegangen war. Am anderen Morgen wachte Yami durch sein Handy auf, welches klingelte. Eigentlich hatte er sich gerade hingelegt, um zu versuchen etwas Schlaf zu finden. Je länger es her war, dass er Blut getrunken hatte, umso leichter fiel es ihm einzuschlafen. Es war Marik, der ihn anrief. Etwas verwirrt darüber, dass Marik ihn gleich am anderen Morgen anrief, ging er an sein Handy und fragte verschlafen, wieso er gleich am anderen Morgen anrief. Die Antwort Mariks ließ Yami in die Höhe fahren. „Yugis Großvater hatte mich noch im Museum mehrfach versucht zu erreichen. Ich hatte ihm meine Nummer zu gesteckt. Sein Enkel wundert sich, dass er sich mit seinem alten Freund immer noch nicht getroffen hat.“ „Ich habe mich mit ihm getroffen Marik, du warst doch mit dabei.“, entgegnete Yami noch nicht richtig wach, weswegen Marik ihn daran erinnern musste, dass er nicht wie sein mit der Zeit gealterter Freund von vor Jahrzehnten aussah. Yami stöhnte. „Ach ja, das Alter. Was genau hat Salomon denn zu dir gesagt?“ erkundigte sich der Pharao und Marik erzählte ihm, dass er sich mit ihm treffen wolle, dass es Zeit wäre, besonders auch, weil sich sein Enkel wohl ein wenig darüber wunderte, dass sein Großvater die ganzen Tage über so geduldig blieb und warten konnte. Denn dass Salomon sich längst über ein erstes Wiedersehen hatte freuen können, war an Yugi Muto vorbei gegangen. Yami versprach Marik, dass er sich darum kümmern würde, doch Marik ließ nicht locker. „Er wollte mich heute nochmal zurück rufen, was soll ich ihm dann sagen?“ Yami musste überlegen. „Ruf ihn zurück und sag ihm, ich komme heute im Laufe des Tages vorbei. Und wenn sein Enkel nerven sollte, kann er ihm sagen, dass ich ihm anbiete ihn zu seinem alten Freund zu fahren, damit sollte der Enkel ja wohl ruhig gestellt sein. Echt, er ist jetzt schon nervig und dann trägt dieser Bengel ausgerechnet mein Puzzle.“ Marik konnte am anderen Ende der Leitung deutlich spüren, dass sich der Pharao ärgerte, weshalb er zögerte. „Gibt es sonst noch irgendetwas wichtiges Marik?“, fragte der einstige Herrscher, gewillt nun das Telefonat bald beenden zu können. Immerhin war er unsanft geweckt worden und dass, wo es Jemandem wie ihn nicht leicht fiel, Schlaf zu finden. Was auch für den Pharao bedeutete, dass er seine Jagd nachholen musste. Vielleicht war es ja noch nicht zu spät, sich außerhalb der Stadt ein Opfer zu suchen. Yami musste sich eingestehen, dass er anstatt mit Marik einen netten Abend zu verbringen, lieber hätte jagen gehen sollen. Zur Not würde er heute sonst wirklich mal seine Lakeien anknabbern. Marik entschied sich dafür, den Pharao nicht weiter verärgern zu wollen. „Nein, nichts wichtiges.“ „Gut, bis dann.“ Damit hatte der Pharao einfach aufgelegt und Marik starrte auf sein Handy. Es war nicht unbedingt etwas Wichtiges gewesen, dachte sich Marik. Der alte Herr Muto hatte ihm gegenüber zwar noch etwas erwähnt, dass es manchmal nachts im Haus seltsam brummte und er sich nicht sicher war, was das sein könnte. Marik hatte angenommen, es könnten nur die neuen Geräte sein oder das Wetter und sich deshalb auch nichts weiter dabei gedacht. Yamis Lakaien könnten sich im Zweifel schon um sowas kümmern und somit war es, wie Marik fand, nichts Wichtiges. Zumindest nicht wichtig genug, dass es der Pharao hätte wissen müssen, dachte sich Marik, weshalb er sich mit beruhigtem Gewissen schließlich an seine Arbeit machte. Denn auch wenn er vieles nach wie vor nicht verstand, so war er doch auch dankbar, dass der Pharao ihm gegenüber sich ein Stück weit geöffnet und ihm Teile seines Daseins erklärt hatte. Yami schaute auf sein Handy und auf die darauf angezeigte Uhrzeit. Es war bereits 11 Uhr vormittags. Kein Wunder, dass Marik längst weg gewesen war. Und vermutlich hatte Yami wohl wirklich ein paar wenige Stunden geschlafen. Auch er musste sich an die Arbeit machen, derzeit unterrichtete er noch nicht einen ganzen Kurs allein, aber er hatte heute das Vergnügen, in einem der Kurse für Ägyptologie hinein zu schauen. Viel mehr konnte er auch nicht machten, denn aktuell wurde sein künftiges Arbeitszimmer und Büro frisch gestrichen und mit Möbeln bestückt. Den alten Saal für Vorlesungen hatte man lediglich einmal ordentlich Grund gereinigt und mit einem neuen Pult ausgestattet, wo neue Leitungen verlegt worden waren, damit Anschlüsse für diverse Arbeitsgeräte leicht erreichbar waren, von Laptop bis Beamer für Präsentationen. Somit gab der alte Herrscher sich einen Ruck, warf sich in einen neuen feinen dunkelblauen Anzug, mit farblich passender Krawatte und weißem Hemd. Dazu schnappte er sich seine schwarze neue Tasche für seinen Laptop. Inzwischen hatte er alle nötigen Bescheinigungen für seine Arbeit an der Universität beisammen und er konnte tiefenentspannt mit seinem Nissan zur Arbeit fahren. Er würde heute in verschiedene Kurse hinein schauen dürfen, aber in erster Linie ging es ihm nur um den Kursfür Ägyptologie allgemein. Und Yami war sich bereits einer Sache bewusst, er könnte dabei natürlich auch den Kurs erwischen, in welchem der Enkel seines Freundes sein würde. Inzwischen lief es bei den Mutos eigentlich recht gut. Yugi Muto war schon früh morgens zur Universität gefahren. Weder er noch sein Großvater hatten sich dabei gewagt mit dem schicken Wagen vor ihrer Türe zu fahren. Yugi hatte sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fürs Erste durch geschlagen und war damit ganz zufrieden. Sein Großvater hütete, so hatte dieser seinem Enkel es zugesagt, das Haus und achtete auf seine Gesundheit. Hin und wieder hatten sich bei ihm im Laufe des Tages die Lakaien des Pharao blicken lassen und den Großteil der Hausarbeit erledigt. Diese Lakaien waren Salomon nicht ganz geheuer, denn er hatte nun durch ihre regelmäßigen wiederkehrenden Besuche so eine Ahnung, was sie für seinen Freund seien konnten. Er nahm an, sie seien seine Futterquellen und er nahm soweit es ging Abstand von ihnen. In der Tat wirkten diese Lakeien heute recht blass und angeschlagen, ein Grund mehr für Salomon, diese zu meiden. An diesem Morgen hatte er die Telefonnummer gewählt und sich dazu durchgerungen mit Marik zu reden, in Erwartung, dass sein Enkel noch schlafen würde. Das Telefonat hatte eine etwas andere Wendung nehmen müssen, nachdem sein Enkel bereits ausgeschlafen ins Wohnzimmer hinzugekommen war. Salomon hatte also nicht mehr offen sprechen können, weshalb er sich auf eher Kleinigkeiten bezogen hatte. Denn in den vergangenen ersten Wochen in dem komplett neu eingerichteten Haus waren seinem Enkel und ihm ab und an nachts merkwürdige Geräusche aufgefallen. Manchmal hörte man ein Kratzen, wie ein Scharren oder Schleifen über dem Fussboden. Ab und zu auch mal ein Pochen, wie ein Klopfen. Salomon dachte, dass es vielleicht neu verlegte Leitungen sein konnten und hatte gefragt, ob Marik ihm sagen könne, ob sich das Jemand mal ansehen könnte. Außerdem fügte er hinzu, dass er sich gerne mit seinem alten Freund treffen wolle und erkundigte sich in Anwesenheit seines Enkels daher, nach seiner Gesundheit. Marik hatte natürlich versichert, dass sich sein alter Freund bester Gesundheit erfreue und dieser gerade beschäftigt war. Salomon unterbrach das Telefonat kurz, um seinen Enkel zu bitten, nach zu sehen, ob er in seinem Schlafzimmer vergessen hatte, das Fenster zu schließen. Nachdem sein Enkel das Wohnzimmer verlassen hatte, hatte Salomon gemeint, er würde nochmal zurück rufen, wenn sein Enkel sich zur Universität aufgemacht hatte. An der Universität angekommen, warf Yami einen kurzen Blick in sein künftiges Arbeitszimmer und den Hörsaal. Dieser Geruch nach frischer Farbe und neuen Möbeln, welche teils noch im Hörsaal zwischen gelagert waren, war für Yami aufregend. Immerhin hatte er sich im Laufe der Jahrhunderte schon häufiger in anderen Berufen geübt, manche aus eigenem Interesse, andere aus ähnlichen Gründen wie jetzt. Aber ein Professor an einer Universität war auch für ihn mal etwas Neues. Nicht, dass er nie unterrichtet hätte. Aber das hier war schon etwas anderes. Auf seinem Weg zur Vorlesung, bei welcher er dabei sein durfte, traf er auch auf den Dekan. Es schien so, als habe er auf ihn gewartet, immerhin hatte er ja auch die Pläne für ihn selbst abgesegnet und wusste sehr wohl, wann Yami wo an Lesungen teilnahm und mit hinein schaute. Auch dieser schien heute wieder größeres Interesse an Yami zu haben, denn er bat ihn in ein freies Zimmer, welches für Besprechungen genutzt wurde. Nach einem freundlichem Händedruck und Wechsel üblicher Formalitäten, kam der Dekan auch gleich zur Sache. „Nun. Sie werden bestimmt erfreut sein zu hören, dass die Arbeiten an ihrem Arbeitsplatz Ende diesen Monats abgeschlossen sein werden?“ Yami nickte höflich. „Ja, inzwischen freue ich mich sogar darauf hier unterrichten zu dürfen. Und der Gedanke, einige Nachtschichten in der Uniklinik als Arzt zu übernehmen freut mich. Ich bin optimistisch und zuversichtlich, dieser Herausforderung gewachsen zu sein.“, versicherte Yami zudem. Der Dekan wirkte darauf hin hoch erfreut und auch erleichtert. „Sehr schön, sehr schön. Darf ich Sie etwas fragen Herr Sa Ra? Etwas Persönliches?“ Yami hob zunächst skeptisch eine Augenbraue an und sah dem Dekan fragend in die Augen. „Sie haben mich doch abgefangen oder? Sie wussten, dass ich hier um diese Zeit auftauchen muss und wenn Sie mich so dringend sprechen müssen, seien Sie so frei und sprechen alles an, was Ihnen auf der Seele brennt. Ich bin kein Freund davon, etwas lange heraus zu schieben.“, brachte es Yami knapp auf den Punkt. Etwas von dieser direkten Art überrumpelt brauchte der Dekan einen Augenblick um sich wieder zu fassen. Schließlich entschuldigte er sich im Voraus höflich. „Verzeihen Sie bitte. Es ist so, Sie sind noch sehr jung, Sie sind Mediziner und es gab durchaus schon einige recht junge Professoren an unserer Universität, aber ihr Fachwissen über Ägyptologie, verstehen Sie mich bitte richtig. Sie haben nie studiert oder irgendetwas anderes vorzuweisen, womit ich noch besser und vernünftiger erklären kann, was mich dazu bewegt hat, Sie einzustellen. Wenn Sie mir sagen, woher sie Kenntnisse verfügen, wäre das mir eine große Hilfe.“ Doch Yami belächelte den Dekan mit seinem freundlichsten Lächeln. „Ach. Danke für das Kompliment. Ich kann Ihnen in der Tat behilflich sein. Zu meinem Fachwissen, habe ich da für Sie zwei Antworten. Einen familiären Bezug zu einer sehr alten ägyptischen Familie. Auch, wenn ich anderswo aufgewachsen bin und studiert habe. Meine Familie befindet sich im Besitz mehrerer ägyptischer Grundstücke, die Familie Ishtar ist kein unbekannter Name in Verbindung mit wertvollen Artefakten und Kunstgegenständen. Das eine oder andere Exemplar stammt aus meinem Familienbesitz. Mir liegt viel daran, dass gewisse Schätze, Schätze bleiben mit samt ihren Geheimnissen. Aber, ich könnte auch der Einfachheit halber, falls dies eine leichtere Hilfe ist, eine kleine Spende für Ihren Bereich tätigen.“, bot Yami entspannt an. Der Dekan wirkte ein wenig verlegen. „Eine Spende?“ Yami begann nun zu grinsen und wirkte dabei auch für den Dekan sichtlich durchtrieben. „Was denn?“, fragte er dabei mit wirklich beunruhigender Überzeugungskraft, unschuldig. „Bin ich etwa der erste Mann, der als Argument Korruption vorschlägt? Ich mag jung erscheinen, aber nicht blöd. Falls die Personen, die Ihnen mit Fragen auf die Füße treten weshalb genau Sie mich eingestellt haben, die Typen sind, die mit Geld zum Schweigen gebracht werden können, zeige ich keinerlei Scheu Ihnen mit einem Teil aus meinem Familienerbe behilflich zu sein.“ Doch der Dekan schüttelte den Kopf. „Ich bitte Sie, da sprechen wir wirklich von hohen Summen und das Letzte, was ich will ist, dass sie so etwas für mich tun.“ Doch Yami entgegnete frech. „Nicht für Sie. Sondern für mich. Wenn wir schon beide in dieser Situation sind, dann käme mir eine wohltätige Spende gerade sehr gelegen. Wenn es uns ermöglicht, ihren Bereich ein wenig nun ja, sagen wir mal aufzurüsten und aufzuwerten.“ Der Dekan wiederum belächelte nun Yami. „Nun, es gibt genügend Dinge, die ich mir wünschen würde. Zum Beispiel neue Computer für die Studenten oder neue Polster und Stühle. Es könnten an einigen Bereichen auch mal eine neuere und angenehmere Beleuchtung angebracht werden. Sehen Sie es ist nicht so, dass mein Bereich hier jedes Fördergeld bekommt. Schauen Sie sich gerne mal die ganzen verschiedenen Universitäten, ach was, die Fakultäten an, dann fällt einem sofort auf, wer hier wie unterstützt wird.“ Am Ende war der Dekan etwas aufgebracht geworden. Anscheinend hatte Yami mit Spendengeldern einen wunden Punkt erreicht. Der Dekan offenbarte ihm, dass er darunter derzeit litt, dass es in seinem Bereich an Fördergeldern mangelte. Es war ein Kampf, im eigenen Land Expeditionen zu finanzieren und zu organisieren. Es gab gerade einen regelrechten Expeditionsboom. Überall wollte man mit neuster und modernster Technik Altertümer erforschen. Doch für die Forschung hier vor Ort gab es einfach nicht die Mittel, die der Dekan gerne gehabt hätte. Er arbeitete zudem eng mit den Museen zusammen und natürlich auch international. Aber wenn er sich anschaute, was so manche Universitäten für das Studium an Investitionen vorzuzeigen hatten, dann fühlte er sich hin und wieder gedemütigt. Es wirkte fast wie ein Konkurrenzkampf. Einerseits zog es viele Menschen nach Ägypten, Forscher, Archäologen, Ägyptologen und mit welchen Universitäten verband man das Ganze? Mit ausländischen Universitäten. Yami unterbrach den Dekan aus seinen Gedanken. „50 Millionen kann ich entbehren.“ „WIE?“, brüllte der Dekan, war dies jedoch nicht seine Absicht gewesen. Yami hatte ihn wahrhaftig mit diesen Worten aus der Fassung gebracht. Doch Yami blieb ruhig und stellte bereits einen Check von 50 Millionen ägyptischen Pfund aus und schob diesen Check dem Dekan zu. Dieser starrte den Check ungläubig an. „Wie? Wo? Woher haben Sie die Mittel? Verzeihung, ich meine…“ Der Dekan war leicht rot geworden, doch Yami saß noch immer recht entspannt und locker dem Dekan gegenüber. „Geld haben und Geld verdienen wollen, sind zwei Paar Schuhe. Ich will mir nicht nachsagen lassen, dass sich meine Existenz allein basierend auf meinem Vermögen, welches ich geerbt habe, beruht. Geld vermehrt sich zudem nicht davon, es lediglich auszugeben. Was glauben Sie wohl, wieso die Renovierungsarbeiten so zügig voran schreiten? Ich war nahezu täglich da. Außerdem wollen wir nicht vergessen, wie es dazu kam, dass ich hier nun für Sie arbeiten darf?“ Der Dekan schluckte schwer, hatte er schon daran gedacht diesen Check nicht annehmen zu wollen, doch die letzten Worte Yamis waren ausschlaggebend dafür, dass er diesen Check annahm. Der Dekan schluckte, offenbar nach Worten ringend, weshalb Yami ihre Unterhaltung vorantrieb. „Sie wollten mit mir gewiss noch über etwas anderes sprechen? Wie schon erwähnt, ich bevorzuge unter uns offen gestanden den direkten Weg.“ Nun wirkte Yami sehr viel ernster und der Dekan bestätigte Yamis Frage. „In der Tat, in der Tat. Dieses Geld, wollen Sie wirklich spenden?“ Yami nickte und wirkte nun leicht angesäuert. „Fragen Sie mich dies noch einmal und ich beginne damit, Ihnen das Leben schwer zu machen!“ Erschrocken wich der Dekan zurück, dabei wäre er fast von seinem Stuhl geflogen. Als ob es nicht so gewesen wäre, dass die beiden Herren sich im Besprechungszimmer an einen Tisch gegenüber gesetzt hatten, um ihr Gespräch zu führen. Der Dekan brauchte nach dieser forschen Ansage abermals einen Moment. „Verzeihung. Ich habe das nicht erwartet, bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Aber, nun da Sie es erwähnten. In der Tat wollte ich mit Ihnen über das Monster sprechen. Mein Leben besteht seither nur noch aus Furcht um meine Familie. Und am liebsten würde ich meine Familie nehmen und verschwinden.“ Yami horchte auf. Nach wie vor, schien er dem Dekan ein vertrauenswürdiger Gesprächspartner zu werden, mehr denn je. Denn nun redete er von seiner Familie. Der Dekan erkundigte sich schließlich bei Yami, was Bakura ihm angetan hatte, wie es ihm wohl in dieser Situation ginge. Und Yami wurde mit dieser Frage ein wenig überrascht. Wenn er ehrlich antworten würde, würde er dem Dekan sagen müssen, dass er seit einem guten halben Jahr mit diesem Monster das Bett teilte und nun ja nicht gerade den Tisch, aber ihre Mahlzeiten. Mal davon abgesehen, wie Homosexualität in Ägypten derzeit allgemein betrachtet wurde, würde er zudem noch zugeben müssen, diesem Monster, wie er Bakura betitelte, mehr als ähnlich zu sein, teilte er sein Schicksal mit Bakura schließlich. Yami überlegte einen kurzen Moment, ehe er antwortete. Glücklicherweise, interpretierte der Dekan sein Zögern als Folge der derzeitig belastenden Situation. „Also, sagen wir es so. Es geht mir gut. Bakura kennt meine Familie und vielmehr weiss er darum, dass ich offenbar für seine Interessen nützlich bin. Er ist sich meiner Kenntnisse über dieses Land bewusst und erhofft sich offenbar durch mich eine mögliche Kontrolle über gewisse Archäologen, Menschen, die zu tief in diesem Land graben. Vielleicht sorgt er sich um sich selbst. Aber das interessiert mich nicht. Offen gestanden, solange ich diesem Monster, wie Sie ihn nennen, nützlich erscheine und dienlich, kann ich völlig beruhigt sein. Und Sie übrigens auch, denke ich. Auf eine gewisse Weise darf ich mich wohl nicht beklagen. Sehen Sie, mir wird die Möglichkeit eröffnet unter ihnen als Professor an ihrer Universität zu arbeiten. Ich mache mir aufgrund meines Wissens keinerlei Sorgen darum, dieser Arbeit nicht gewachsen zu sein. Allerdings meiner Aufgabe Einfluss darauf zu nehmen, dass an dieser Universität nun sagen wir, nur die wahren Archäologen bestehen. Bakuras Ziel ist es, dass keine Möchtegern Gräber mehr in diesem Land ausgebildet werden. Ihm liegt viel daran, dass in diesem Land manche Geheimnisse auch Geheimnisse bleiben. Ich sehe daher meine Herausforderung vielmehr darin, wie soll ich mich in diese Position bringen, dass ich dieses Ziel verfolgen kann?“ Der Dekan lies diese Information erst einmal sacken. Auch Yami musste sich gerade sammeln. Er hatte sich bereits dazu entschieden, Bakura zum Sündenbock zu machen und zu nutzen, weil dies am leichtesten war, nachdem der Dekan ihn für ein ebenfalls bedrohtes Opfer Bakuras eingeordnet hatte. Doch nun erkannte Yami auch die Gefahr darin. Denn er musste teils die Wahrheit hinter dieser Spielerei preisgeben, die Bakura und er in gewisser Weise verfolgten. Dass er sich aber seit der Ankunft der Mutos allerdings nur noch auf den Enkel und das Puzzle fokussierte, brauchte er nicht mal erwähnen. Der Dekan war es, der das Wort erneut ergriff. „Verstehe. Ihnen hat er also nicht ihre Familie bedroht?“ Yami lachte kalt und sein Blick verfinsterte sich. „Ich sprach mit Ihnen über mein Familienerbe. Es gibt Niemanden mehr in meiner Familie, dem er etwas antun könnte. Falls Sie meine Lage nun besser begreifen. Sie haben noch eine Familie!“ Das war natürlich ein starkes Stück von Yami so zu lügen. Andererseits, streng genommen hatte er ja wirklich keine Familie mehr. Als ob er nach so vielen Jahrhunderten sagen konnte, wer seine Nachfahren und Verwandten waren. Zu Yamis großer Überraschung, standen dem Dekan die Tränen im Gesicht. Und Yami fragte sich, ob er es vielleicht ein wenig übertrieben hatte. Doch der Dekan stand schließlich auf und bedankte sich gegenüber Yami für seine Offenheit und Ehrlichkeit und hielt seinen Check in die Luft. „Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihre Spende für den besten Zweck in diesem Sinne für Sie einsetzen!“ „Einverstanden. Gerne.“, antwortete er mechanisch, so wie er dachte, dass es der Dekan von ihm nun erwarten würde und war ebenfalls aufgestanden. Der Dekan fiel ihm um den Hals und drückte ihn fest an sich. „Wenn Sie etwas brauchen, egal was, kommen Sie zu mir.“ Yami hätte sich aus dieser Umarmung am liebsten rausgewunden, aber da löste der Dekan diese schon wieder und ging zur Tür. „Versprochen, ich werde einen Weg da raus finden! Für Sie, für unsere Familien!“ Mit diesen Worten war der Dekan auch schon vorausgeeilt und hatte einen etwas perplexen Yami zurück gelassen. Denn die Worte des Dekans beschäftigten ihn noch den restlichen Tag. Wie auf Autopilot lief er zu seinem Vorlesungstermin und fand sich bei seinem Kollegen früh genug ein. Gemeinsam besprachen Sie miteinander ein wenig das Vorgehen und wie er hier generell unterrichtete und dass sein Kurs heute aus Neulingen bestand. Innerlich hoffte Yami, dass Salomons Enkel nicht darunter war. Soweit er das verstanden hatte, gab es für viele Studienfächer auch mehrere Kurse. Wie es an einer Schule ja auch mehrere Schulklassen gab. Doch Yami sollte heute genau in Yugi Mutos Kurs anwesend sein. Sein Kollege war schon etwas älter, er selbst bezeichnete sich doppelte so alt wie Yami, da dieser sich aber schon recht alt gemacht hatte für sein Aussehen, immerhin knapp an die 30 Jahre, konnte Yami daraus schließen, dass sein Kollege irgendwo um die 60 Jahre als sein musste. Sein Kollege riet ihm, sich einfach einen der freien Plätze zu schnappen und ihm bei seiner Vorlesung zu zuschauen. Anschließend nach seiner Vorlesung, würde er sich gerne mit ihm unterhalten und ein wenig mit ihm austauschen. Yami hatte wirklich großes Glück, einen freundlichen Mann an seiner Seite zu wissen, mit der Absicht ihn unterstützen zu wollen. Als sich die ersten Studenten an den Einlasstüren schon sammelten, wählte sich Yami einen freien Platz weit vorne aus. Er nahm sich vor die Vorlesung aufmerksam zu verfolgen und auch darauf zu achten, was vorgetragen wurde. Als die Türen sich öffneten und die Studenten rein strömten, war einer der ersten Studenten auch schon Yugi Muto und da Yami bereits vor allen anderen im Saal gewesen war, registrierte auch Yugi ihn und als ob Yami eine Vorahnung gehabt hätte, Yugi fragte höflich Yami, ob er sich zu ihm setzen durfte. Dies lehnte Yami nicht ab, sah er keinen naheliegenden Grund. Also setzte sich Yugi neben ihn und während sich der Saal füllte, fragte Yugi ebenso freundlich, wie er denn hierhergekommen war. Yami antwortete höflich in japanisch für Yugi, auch wenn dieser mit ihm geübt hatte arabisch zu sprechen. „Das erfährst du früh genug, Yugi Muto.“ „Huch? Okay?“ Diese Aussage verwirrte Yugi etwas, doch er dachte sich nichts dabei und holte seine Notizblöcke hervor. „Darf ich fragen, wie es Ihrer Familie geht?“ Yami zuckte zusammen. Yugi interpretierte diese Reaktion als Antwort auf seine Frage und nahm an, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. „Geht es Ihrem Großvater nicht gut? War doch so, dass unsere Großväter Freunde sind?“ Yami nickte ziemlich gedankenverloren auf Yugis Frage. Ihm war gerade bewusst geworden, was er für einen Bock geschossen hatte. Seine Aussage, dass er gar keine Familie mehr besaß war vor dem Dekan natürlich nicht gerade unklug gewesen. Allerdings hatte er in diesem Augenblick nicht bedacht, dass Yugi Muto von ihm über eine Familie, die existierte wusste. Und sowohl Dekan als auch Yugi Muto waren hier an einem Ort. Nun gut, die Chance, dass Yugi mit dem Dekan zu tun bekommen würde, lag nahe Null. Dennoch wurde sich Yami schlagartig bewusst, dass er achtsam sein musste. Deshalb holte nun auch er sich einen Notizblock hervor, den er, da er schmal war mit in seine Tasche neben seinen Laptop gepackt hatte. Keine Minute später schrieb Yami auf blankem Notizpapier in feinster Schrift für sich Notizen auf, allerdings in seiner Muttersprache und Schrift. In Gedanken, dass er nicht wollte, dass seine Notizen Jemand einfach lesen konnte, schrieb er kurz auf, wer welche Informationen über seine Person derzeit besaß. Doch noch immer füllte sich der Saal und Yugi, der sich verschiedene Infoblätter auf seinem Schoß zurecht sortierte, bemerkte Yamis Notizen, als er mit seinem Ordnen fertig war. „Wow, das sieht aber schön aus. Sag bloß, du hast die Schrift schon gelernt?“ Ein kurzes Auflachen. „Liegt in der Familie. Ich muss mich auf die Vorlesung jetzt konzentrieren. Entschuldigung, wenn ich gerade nicht reden möchte.“ Yugi seufzte. „Eine Sache noch. Bitte, geht es Ihrer Familie gut?“ „Ach das. Ja bestens.“, merkte Yami abwesend an. Der Raum war gefüllt und die Vorlesung heute sollte eine längere werden. Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden richtete sich nach vorne und Yami wurde von seinem Kollegen zu Beginn kurz erwähnt, dass dieser hier sich heute seine Vorlesung anschauen durfte und auch, dass er selbst Professor hier war und was er unterrichten würde. Ohne langes drum herum Gerede begann auch sofort darauf folgend die Vorlesung und Yugi bot sich keine Gelegenheit seiner Verblüffung Wort zu geben. Er saß jetzt neben dem Enkel des Freundes seines Großvaters und dieser würde hier selbst in dem Fach unterrichten, welches er studierte. Yugi sah zu Yamis Notizen, welche er sich auf seine Beine gelegt hatte. Während der Vorlesung machte Yugi sich einige Notizen, dazwischen zeichnete er ein wenig auf einem leeren Blatt herum. Nach einer guten halben Stunde rauchte nicht nur Yugi hier im Saal der Kopf. Um sich davon etwas abzulenken, dass es schwieriger wurde, sich zu konzentrieren, begann er nebenher auf einem seiner Blätter zu zeichnen. Ihm half es manchmal dabei sich zu konzentrieren, wenn er nebenher ein wenig herum kritzelte, wie er hier schnell für sich herausgefunden hatte. Er hatte schon probiert Pyramiden zu malen oder Skizzen zu zeichnen. Heute entschied er sich einfach dazu, durch Yamis Hieroglyphen inspiriert, diese nach zu zeichnen. Yami hingegen war mit etwas anderem beschäftigt. Er hatte im Gegenzug zu den Anwesenden hier, schon nach fünf Minuten eine Änderung in diesem Saal bemerkt. Er konnte von allen Studenten hier drin ihr Blut riechen und hören, schwach nur, lag sein eigener Trank nicht lange zurück. Doch wurde ihm bewusst, wie froh er war, als er das hinter sich hatte nach seinem Medizinstudium. Die Gerüche der vielen Menschen konnten je nach Zusammenstellung äußerst anregend sein. Beunruhigt stellte Yami fest, dass ihm allein bei dem Gedanken daran, bereits das Wasser im Mund zusammen lief. Mit seinen Augen fixierte er nun seinen Arbeitskollegen und beobachtete seine Bewegungen vorne. Wenn er sich nur mehr bewegen würde, dachte Yami. Er war ein netter Mann, aber er trug wie ein alter Hase einfach sein Fachwissen, was für diesen Kurs relevant war, einfach monoton vor. An einigen Stellen musste Yami sich selbst zusammen nehmen, denn das Wissen über die Vergangenheit seiner Heimat von Jemanden vorgetragen, der glaubte vieles zu wissen, wurde mit jeder Minute für ihn unerträglicher. Am liebsten wäre Yami aufgesprungen und hätte seinen Kollegen aufgehalten. Es war ja nicht so, dass er Dinge falsch berichtete, es stimmte schon überwiegend, was er erzählte. Aber wie er es vortrug war für Yami so, als würde sich Niemand darunter etwas vorstellen können. Yami hoffte, dass dies nur heute so sein würde und es besser würde. Doch Yami wurde in seiner Hoffnung diesbezüglich enttäuscht. Einem Menschen, der nicht in dieser Zeit gelebt hatte, war einfach nicht im Stande gewisse Ereignisse den Menschen nahe zu bringen. Am Ende der Vorlesung hatte sich Yami keinerlei weitere Notizen gemacht und hatte seinen Block wieder eingesteckt. Wie konnten hier Studenten sitzen und ernstes Interesse an der Vergangenheit haben, bei einem solch trockenem Vortrag? Oder lag es daran, dass Yami über so viele Jahrhunderte an seinen Erlebnissen festhielt? Gut einiges wusste er von sich selbst nicht mehr, aber er hatte mehrere Jahrtausende bereits erlebt und nun merkte er, dass es gar nicht dumm gewesen war, an diesen zahlreichen Erinnerungen fest zu halten. Dieser Vortrag heute, hatte Yami seine Erinnerungen an früher vor seinem geistigen Auge wieder farbig aufblitzen lassen, zumindest die Erinnerungen, die er besaß. Der Saal leerte sich und Yugi hatte seine Notizen zusammen geräumt. „Ähm, Professor Sa Ra?“, betitelte er nun seinen Sitznachbarn höflich und so, wie er ihnen offiziell vorgestellt wurde. „Hm?“ „Das war mein letzter Kurs heute, darf ich meinem Großvater etwas von Ihnen ausrichten und seinem Freund?“ „Oh.“ Yami war aufgestanden und fühlte sich durch Yugi irgendwie aufgeweckt. „Dein letzter Kurs für heute, sagst du?“ „Wie? Äh, ja, ich war schon heute sehr früh hier. Darf ich meinem Großvater etwas ausrichten?“ Yugi war unsicher, ob er sich im arabischen umständlich ausdrückte, weshalb er ins japanische wechselte und nochmal erkläre. „Ich würde meinem Großvater gerne erzählen, dass ich Sie hier getroffen habe und etwas über seinen alten Freund, ich denke, dass ihn das sehr glücklich machen würde.“ „Ah.“ Yami antwortete nun auch im japanischen. „Du darfst deinem Großvater gerne von mir erzählen, obwohl. Kannst du noch ein paar Minuten warten? Ich habe hiernach noch eine kurze Nachbesprechung mit meinem Kollegen zu seiner Vorlesung. Danach könnte ich dich nach Hause fahren und deinen Großvater besuchen. Vielleicht hat er ja nichts vor und ich könnte ihn einfach zu seinem Freund bringen. Ich denke, dass es Beiden sehr gefallen würde nach so langer Zeit des Wartens auf ein großes Wiedersehen.“ Yugis Augen begannen zu strahlen und er verneigte sich förmlich vor Yami und bedankte sich. Außer ihnen und Yamis Kollegen war inzwischen Niemand mehr da, weshalb Yami auch prompt gefragt wurde. „Verzeihen Sie, ist das ihr kleiner Bruder?“ „WAS?“, schrie Yami ungewollt lauter, als er wollte und lachte. „Nein. Das ist Yugi Muto. Wir sind nicht verwandt, denke ich. Zumindest ist mir da nichts bekannt. Aber mein Großvater und sein Großvater sind beste Freunde, daher kennen wir uns bereits.“, klärte Yami seinen Kollegen höflich über die Situation auf und Yami fügte hinzu. „Mit seinem Großvater bin ich gewissermaßen heute Abend verabredet, nach der Arbeit, wäre es möglich, dass der junge Mann hier warten darf?“ Der Kollege fand es etwas befremdlich, das Student und Professor sich bereits kannten und vertraut miteinander wirkten, stimmte dem aber zu, da hier heute kein weiterer Kurs kommen würde. Yugi nahm wieder an seinem Sitz Platz und freute sich riesig für seinen Großvater. Yami und sein Kollege besprachen auch nicht besonders viel miteinander, lediglich darüber in welchem Tempo welches Wissen den Studenten vermittelt werden sollte, um alles im Semester auch durch zu bringen. Außerdem mussten in seinem Kurs seine Studenten nicht sehr viel arbeiten. „Sehen Sie, die Studenten machen ihre Arbeiten, das was ich fordern muss, ich mache das schon einige Jahre, da läuft das dann ganz von alleine. Wenn Sie demnächst mein Fach auch unterrichten, können Sie sich darin ja gerne frei entfalten. Sie werden bald merken, wie Jeder hier von uns seine Arbeit macht. Wichtig ist, dass Sie ihren Weg für sich finden und natürlich auch, dass Sie alle Punkte für das Semester durch kriegen.“ Das Gespräch war nach einer weiteren Stunde schließlich zu Ende. Wäre es nach Yami gegangen, hätten ihm wenige Minuten gereicht, aber anscheinend war sein liebenswerter Kollegenfreund interessiert daran, ihm möglichst viele Ratschläge für seine Vorlesungen mit auf den Weg zu geben. Schließlich schulterte er seine Tasche und trat auf Yugi zu, welcher die Zeit des Wartens genutzt hatte, um fleißig in seinen Unterlagen zu lesen. „Wir können los. Danke, dass du solange gewartet hast. Alles Weitere besprechen wir dann später.“, entschied Yami einfach und gemeinsam verließen Sie den Saal. Auf dem Weg zu seinem Auto erklärte er Yugi noch kurz, dass er telefonieren müsse und rief Marik an. „Hy alter Freund, ich bin es, Zalem. Hör mal ich habe heute auf meiner Arbeit Yugi Muto getroffen und fahre ihn jetzt nach Hause zu seinem Großvater. Ich habe angeboten, ihn zu seinem alten Freund zu fahren.“ Marik am anderen Ende blieb darauf hin nicht mehr viel zu sagen als ein „Gut.“ Und „Ich habe dir eine Nachricht geschickt, wegen meines letzten Anrufs.“ Yami gestand, die Nachricht nicht gelesen zu haben, da sie kam, als er mit dem Dekan gesprochen hatte und er danach zügig zur Vorlesung hatte eilen müssen. Marik hatte ihm lediglich mitgeteilt, dass Salomon zurück gerufen hatte und es ihm genau darum gegangen war, seinen alten Freund zu treffen, aber Marik würde nun den alten Herrn Muto nicht mehr zurückrufen. Eigentlich war Marik sogar erleichtert, dass sich das Ganze so leicht nun auflösen würde. Nach dem wirklich kurzen Gespräch waren Sie auch schon bei Yamis Wagen angekommen und Yami verstaute seine Tasche im Kofferraum, bot Yugi an, seine Sachen ebenfalls einzuladen und dann ging es auch schon los. Als sie das Uni Gelände verlassen hatten und die Straße genommen hatten, die zum Haus führte, begann Yugi das Gespräch. „Vielen Dank nochmal, dass Sie mich nach Hause fahren Professor.“ Yami unterbrach ihn. „Hör mal, versteh das jetzt nicht falsch, aber dein Großvater, wie geht es ihm?“ Yugi fand es etwas seltsam, dass Herr Sa Ra nicht auf seine Dankbarkeit einging, andererseits war nun seine Frage wiederrum wohl auch nicht weit her. „Hm, ehrlich gesagt ich bin mir gar nicht so sicher. Ich mache mir etwas Sorgen. Er ist nur mit mir zusammen hierher gereist, weil er sich auf seinen alten Freund gefreut hat. Und wir sind jetzt schon ein paar Wochen hier und irgendwie scheint er ihn noch gar nicht getroffen zu haben. Ich habe etwas Angst, dass er sich vielleicht nicht traut oder zu aufgeregt ist. Er freut sich so sehr auf seinen Freund. Ich wünsche mir für ihn, dass sein Freund ihn noch genauso gern hat wie damals.“ Yami konzentrierte sich auf die Straße, aber es ließ ihn nicht unberührt, wie Yugi sich um seinen Großvater und seinen Liebsten von damals sorgte. „Dein Großvater ist ein großartiger Mann. Nach allem, was ich von ihm gehört habe, hat er sein Herz am rechten Fleck und ist ein herzensguter Mensch. Ehrlich gesagt, freue ich mich auch schon darauf, wenn er seinen alten Freund wieder sieht und Zeit mit ihm verbringt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie sich einiges zu erzählen haben werden.“ Yami malte sich in der Tat bereits aus, wie es sein würde, seinen Liebsten nach so langer Zeit ohne Maskerade und Schauspielerei richtig in seine Arme schließen zu können. Auch, wenn sein Freund von damals inzwischen gealtert war, so war sich Yami sicher, dass er nach wie vor liebenswert war. Yugi versicherte Yami, dass sein Großvater der beste Mensch ist, den er kennt. „Naja ich kenne seinen Freund ja nicht, aber wenn mein Großvater ihn geliebt hat, dann muss er auch ein wunderbarer Mensch sein.“ Yami spürte, wie sich bei ihm etwas zusammen zog. Hatte er gerade Yugi richtig verstanden? „Du sagtest er hat ihn geliebt?“ Yugi spürte, wie er rot im Gesicht wurde. „Das soll nicht heißen, dass er ihn so geliebt hat, ich meine…“ Doch Yami unterbrach ihn. „In Ägypten Yugi, ist es nicht so locker, wie es vielleicht in Japan möglich ist, Yugi. Ich möchte dir raten, diese Worte hier in diesem Zusammenhang weder im englischem, französischem noch arabischem zu verwenden! Aber sei unbesorgt, mir ist klar, was du gemeint hast. Aber ich möchte jetzt, wo ich dich hier in meinem Wagen habe auch um etwas bitten.“ Yugi rutschte etwas unruhig auf seinem Beifahrersitz herum. Irgendwie fühlte er, dass er gerade etwas gesagt hatte, was wohl sehr unüberlegt und anderswo als hier im Auto wohl richtige Probleme bereitet hätte. „Um etwas bitten?“ Yami rauschte geradewegs auf die Zufahrtstraße zu, sie waren fast da, als er Yugi antwortete. „Aber ja. Das Puzzle, du trägst mein Puzzle, Yugi. Das will ich wieder haben!“ Der Nissan rollte den Weg hinauf und hielt hinter dem schicken Rolls-Roys. Yami hupte einige Male, dann stieg er aus und holte Yugis Sachen aus dem Kofferraum heraus. Yugi bewegte sich nicht, sondern starrte auf die Windschutzscheibe. Er wollte sein Puzzle haben? Sagte, es würde ihm gehören? Vorne öffnete sich die Haustür und Salomon trat heraus. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wer dort vor seiner Türe stand. Yami hatte Yugis Sachen vorne auf der Motorhaube abgelegt und war schon auf Yugis Großvater zu gelaufen, als Yugi realisierte, dass er aussteigen und sich seine Sachen nehmen sollte. Dies tat er zügig und als er seine Sachen unter seinen Arm geklemmt hatte, hörte er schon, wie sich sein Großvater und der Professor seiner Universität fröhlich unterhielten. Das konnte doch nicht wahr sein? Dieser Typ wollte sein Puzzle haben und jetzt redete er fröhlich mit seinem Großvater? Yugi rannte auf die Beiden zu. „Warte! Ich kann mein Puzzle nicht abgeben! Es gehörte meinem Großvater! Alles, aber ich kann mein Puzzle nicht abgeben!“, erklärte Yugi und Salomon sah überrascht auf seinen Enkel und dann zu seinem Freund. „Yugi mein Junge, was redest du denn da?“ Und Yugi erklärte seinem Großvater, dass Zalem sein Puzzle haben wollte. Salomon rieb sich mit einer Hand nachdenklich durch seinen Bart, während er sich mit der anderen an seinem Hinterkopf kratzte. „Du hast meinen Enkel gebeten, dir mein Puzzle zu geben?“ Yamis Blick verfinsterte sich darauf hin und wurde scharf. Und sein gesamter Eindruck wurde kalt, es war fast, als würde auch die Umgebung um sie herum kälter wirken. „Pass gut auf. Dein Freund freut sich darauf, dich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen. Nur dich und nicht deinen Enkel. Der Kleine muss sich sicherlich ohnehin um seine Aufgaben kümmern! Du bist alt, ich fahre dich gerne raus zu deinem alten Freund. Aber ich bin mir sicher, deinen alten Freund wird es interessieren, was mit seinem Puzzle ist und wieso du es nicht mitgebracht hast!“ Salomon holte tief Luft, merkte er gerade wie angespannt die Situation war. „Ich komme gerne mit dir mit junger Mann. Danke, dass du mich zu meinem alten Freund fährst. Doch möchte ich dich höflichst bitten kurz zu warten. Ich möchte mich einen Augenblick mit meinem Enkel unterhalten.“ Yami zeigte Yugi die kalte Schulter und fauchte fast. „Ich warte im Wagen und gebe dir eine Minute, wenn du dann nicht zu mir in den Wagen steigst, wirst du selber sehen müssen, wie du zu deinem Freund kommst! Ich bin doch nicht euer Depp!“ Mit den Worten ging er mit schnellen Schritten zu seinem Wagen, setzte sich ins Auto und knallte wütend die Fahrertüre zu. Yami war gerade wirklich innerlich am Kochen. Salomon legte wie ein guter Vater seine Hände auf Yugis Schultern, um mit ihm zu reden. „Yugi. Ich habe dir das Puzzle überlassen, weil ich gehofft habe, dass dir vielleicht gelingt, was mir nicht gelungen ist. Und du hast es wirklich geschafft. Du hast dieses Puzzle gelöst. Wir haben doch schon mal ein wenig darüber gesprochen. Würdest du mir dein Puzzle trotzdem für den Abend heute ausleihen? Ich verspreche dir, dass ich es dir wieder zurück bringen werde. Ich möchte es nur gerne meinem alten Freund zeigen. Er hat es so noch nicht betrachten dürfen und ich habe es damals durch ihn erhalten. Wäre das für dich in Ordnung?“ Yugis Hände glitten zu seinem Puzzle an seinen Hals, hatte er es die ganze Zeit über nicht abgelegt. Dabei rutschten ihm seine Unterlagen unterm Arm zur Erde. Yugi starrte sein Puzzle an, dann seinen Großvater. Es war ihm, als könne er es gar nicht einfach aus den Händen geben. Doch dann nahm er es und zog es aus und reichte es seinem Großvater. „Dir vertraue ich Großvater. Ich verstehe nur nicht, wieso er sagt, es sei sein Puzzle.“, gestand Yugi aufrichtig. Salomon drücke Yugi liebevoll an sich und strich ihm sanft durchs Haar. „Das kläre ich heute mit meinem Freund.“ Salomon wandte sich schon um, um zu gehen, da fiel Yugi noch etwas ein und er lies seine Sachen auf dem Boden liegen und rannte schnell ins Haus zurück. Etwas überrascht von Yugis Verhalten, trat Salomon auf den Wagen zu und stieg langsam ein. Yami entging dabei nicht, dass er sich mit seinem Rücken beim Einsteigen nicht so leicht tat. Schließlich stieg Yami sogar aus und half seinem Freund dabei, den Sitz auf der Beifahrerseite umzustellen, so dass er es leichter hatte einzusteigen. Sein Freund lies dabei das Puzzle nicht aus der Hand. Als Salomon gut und bequem im Wagen saß und sich anschnallte, kam auch schon sein Enkel wieder aus dem Haus zurück, im Arm einen alten Koffer. Yugi blieb vor Yami stehen und keuchte etwas außer Atem. „WARTE! Großvater, deine Geschenke für deinen Freund, die wir zusammengelegt haben.“ Yugi lächelte seinen Großvater an und Salomon bekam feuchte Augen, als er erkannte, dass Yugi für ihn an die Spiele gedacht hatte, die er seinem Freund noch mitgebracht hatte. Tatsächlich holte das den alten Pharao aus seiner Wut heraus und er starrte irritiert den großen Koffer an. „Geschenke?“, fragte er wie vom Donner gerührt und sah zu seinem Liebsten, Salomon. Yugi nickte. Auch wenn es ihm gerade nicht leicht fiel ruhig zu bleiben. „Ja, bitte packen Sie das noch für meinen Großvater mit ein, es sind Geschenke für seinen alten Freund.“ Yami nahm den Koffer von Yugi entgegen und lud ihn in den Kofferraum. Wobei er mit dem Koffer umging, als sei dieser aus hauchdünnen Honigfäden gewoben, die bei der kleinsten Berührung ihre Form verlieren würden. Als Yugi das sah, bedankte er sich. Zu sehen, dass dieser Professor wenigstens mit den Geschenken ordentlich umging, beruhigte ihn etwas. Bevor Yami nun wieder in seinen Nissan stieg, um los zu fahren, trat er nochmal auf Yugi zu, dann machte er wie in Japan üblich eine Verbeugung vor Yugi. Doch diese irritierte Yugi, denn sein Professor verneigte sich vor ihm tief und es wirkte so, als sei sich sein Professor dieser Bedeutung bewusst. „Ich bringe deinen Großvater wohlbehalten wieder zurück.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Yami. Und Yugi winkte etwas verdattert zum Abschied, als der Wagen vor ihm mit den Beiden davon fuhr. Yugi war sich nicht sicher, aber er glaubte gerade eine nahezu perfekte 70 Grad Verbeugung gesehen zu haben. Aber wieso? Wollte er damit vielleicht sagen, dass er sich auch für sein forsches Verhalten von eben entschuldigen wollte? Yugi wartete noch, bis der Wagen ganz von der Auffahrt verschwunden war, dann sammelte er seine Sachen auf und ging ins Haus. Er würde seinen Großvater fragen, wenn er wieder zurückkam. Irgendwie war sich Yugi zumindest in diesem Punkt sicher. Dass dieser Professor Sa Ra seinen Großvater wieder zurück bringen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)