Der wahre Name von Mianda ================================================================================ Kapitel 3: Emails und Papyri ---------------------------- Kapitel 3 Emails und Papyri Wochen. Seit Wochen wartete ich auf irgendetwas, was mir neuen Mut machte. Aber nein. Inzwischen war es Mitte Januar und in kaum einem Monat müsste ich in Ägypten sein, um mich für das Frühjahrsemester entsprechend vorbereiten zu können. Mit Rebeccas Hilfe hatte ich einiges erreicht, besonders an der amerikanischen Universität hatte ich das Gefühl, dass ich gute Aussichten hätte. Aber von der hatte ich inzwischen eine Nachricht erhalten, dass es im Augenblick nicht möglich sei. Langsam hatte ich das Gefühl, ich würde auf ganzer Strecke versagen. Was sollte ich auch machen, wenn ich in Ägypten nirgendwo unter käme? Ich müsste mir einen Job suchen, nur meinem Großvater im Laden helfen, zählte für mich nicht dazu. Das tat ich schließlich gern, aber ich wollte dann wenigstens, wenn ich noch länger warten müsste, anderswo Geld verdienen, um meinem Großvater auch mal etwas wieder geben zu können. Schließlich tat er so viel für mich. Egal wie die Tage waren, er war immer für mich da und stand mir bei. Meine Mutter, nun ja, sie verhinderte, dass mein Zimmer im Chaos versank. Allerdings wohnte inzwischen Rebecca bei uns, sie hatte sich mit meiner Mutter etwas angefreundet und das Gute daran war, dass Sie bleiben konnte. Nun ja, es war etwas eng, aber sie bot meiner Mutter Hilfe bei der Hausarbeit an und sie nahm meiner Mutter ein wenig den Wind aus den Segeln, indem sie meiner Mutter erklärte, dass ihre Zimmer immer so ausgesehen hätten und Sie nur mit ihrer Art von Ordnung klar gekommen war. Genies besaßen eben eine eigene Ordnung. Seitdem musste ich jedes Mal grinsen, wenn meine Mutter von meinem Zimmer anfing. „Ja Mama, vielleicht bin ich eben auch nur ein unentdecktes Genie!“, erwiderte ich neulich. Aber meine Mutter sagte daraufhin nur mit beiläufigem Blick, dass auch ein Genie verkommt, wenn es nur in seinem Zimmer hockt, und sie außerdem Zweifel habe, dass ich ein Genie sein könnte, schließlich würde ich immer noch nicht wissen, wo meine Reise hinginge. Das stimmte leider. Allerdings hatte ich die vergangenen Tage schon einiges in meinem Zimmer getan. Zum Beispiel herrschte auf meinem Schreibtisch inzwischen ein aufgeräumter Zustand vor. Neben meinem Schreibtisch hatte ich mehrere Ablagen ordentlich übereinander gestapelt und darin meine Unterlagen einsortiert. Mein Ablagestapel, links von meinem Schreibtisch nahm allerdings mittlerweile fast die Höhe des Schreibtisches selbst ein, denn mir fielen immer mehr wichtige Dinge ein, die ich irgendwie ordnen musste. Rechts neben meinem Schreibtisch auf dem Boden, hatte ich 3 einfache Bücher über Arabisch Lernen für Anfänger, Verständnis von Schrift und Sprache und Arabische Sprache in Ägypten. Ich arbeitete mit diesen Büchern wirklich viel, überall hingen verschiedene Marker heraus in den buntesten Farben, manche sogar beschriftet mit kleinen Randnotizen für mich, zum Beispiel „Gut für unterwegs“ oder „zum Einkaufen“ oder auch „Unterricht“. Wann immer ich glaubte, mich hole der alltägliche Trott ein, kehrte Rebecca in unser Haus von ihrer Arbeit zurück und motivierte mich, weiter zu arbeiten. Und genau das war der Punkt. Rebecca trieb mich irgendwie an. Verrückt. Hatte ich eher das Gegenteil erwartet, dass sie mich ablenken würde, mit mir vielleicht ausgehen oder etwas spielen mochte. Aber da hatte ich mich gewaltig geirrt. Sie war inzwischen eine junge Dame geworden und ja sie war noch immer jünger als ich, aber nun war der Altersunterschied zu uns nicht mehr so auffällig wie vorher. Man, …ja…. MANN! Ich war doch auch ein Mann! Mir war nicht aufgefallen, dass sie inzwischen Körbchen hatten, bei denen ich mir wünschen würde sie wäre mit den anderen Mädchen auf meiner Schule beim Ballsport auf und ab gehopst. Wenn sie so da stand, … Hm. Ne. Eigentlich nicht. Seltsam, also süß war sie ja schon irgendwie. Aber,… hm. Eigentlich trug sie ja meistens ihre Business Kleidung, wenn sie heim kam und morgens verließ sie unser Haus meist schon so früh, dass ich sie vorher gar nicht sah. Ob sie mal, wenn sie nicht arbeitete, ein Kleid anziehen würde? Bisher bevorzugte sie nämlich Hosen. Sie sah schon nicht übel darin aus, aber irgendwie auch etwas frech und vorwitzig. Wenn ich an Anzu denke, sie hat sich gerne wie ein Mädchen angezogen. Oder? Sowas habe ich sie eigentlich nie gefragt, wieso mache ich mir gerade eigentlich so viele Gedanken? „YUGI?“, hörte ich meinen Großvater rufen. „TELEFON!“, rief er noch nach und mit einem Satz war ich auf den Beinen. Ich hatte auf meinem Bett in meinem Schlafanzug herum gelümmelt, wenigstens am Wochenende wollte ich es mir nicht nehmen lassen, morgens lange Zeit für mich zu haben. Aber wer rief denn am Wochenende morgens bei uns an? Und wer wollte mich denn sprechen? Als ich die Treppe herunter raste, grinste mich mein Großvater nur breit an und meinte, ich solle mich kurz fassen, da es ein Auslandsgespräch sei. Sofort dachte ich an eine mögliche Zusage in Ägypten, einen Studienplatz. Sofort ging ich mir im Kopf alle arabischen Begrüßungsfloskeln für ein Telefonat durch und hoffte, dass ich alles verstehen würde. Umso überraschter war mein Großvater, als mir meine Gesichtszüge entglitten, nachdem ich hörte, wer da am anderen Ende der Leitung redete. „Hallo Yugi! Bist du gut ins neue Jahr gekommen?“, fragte mich eine helle und mir sehr vertraute Stimme. „ANZU!? Ja! Du anscheinend auch. Du bist noch in Amerika oder?“, fragte ich nach und ich konnte hören, dass sie hinter vorgehaltener Hand kichern musste. „Ja bin ich Yugi. Es ist wirklich aufregend hier in New York. Aber auch viel teurer, als zu dem Zeitpunkt, wo ich mit dem Sparen angefangen hatte. Du Yugi, ich hatte ja gedacht, dass ich zum Jahreswechsel nach Japan reisen könnte, bloß habe ich hier so viel zu tun verstehst du? Wie ist es denn bei dir?“, fragte sie interessiert und ich musste einmal kurz durchatmen. „Ich lerne Anzu und hoffe, dass es mit meinem Studienplatz an einer Uni klappt. Eigentlich ist die Deadline so gut wie durch, aber noch habe ich keine Antwort. Aber, wenn es klappt, dann fliege ich dieses Jahr spätestens nächsten Monat nach Ägypten!“, ich gab mich so optimistisch, wie ich nur konnte, weil ich nicht wollte, dass sie sich um mich Gedanken machte, aber sie kannte mich lange genug, um zu merken, dass ich mir nicht hundert prozentig sicher war, dass dies klappen würde. „Wow, Ägypten. Yugi? Mach dir keine Sorgen, wenn du etwas wirklich willst, dann schaffst du das auch! Das weißt du auch!“, das machte mir Mut. Wir unterhielten uns fast eine ganze Stunde und Anzu versprach mir, nächstes Mal über Handy mit mir zu reden, war dies doch deutlich einfacher und auch preiswerter. Sie hatte mich nur deshalb auf meinem Festnetz bei Großvater angerufen, weil sie diese Nummer noch auswendig kannte und sich fest vor genommen hatte, heute endlich anzurufen und sich bei mir zu melden. „Ja dein Handy, du wirst lachen Yugi, aber ich musste mir ein neues kaufen, mein altes wollte sich hier nach einiger Zeit einfach nicht mehr aufladen lassen. Aber ich bin jetzt wieder auf meinem Handy erreichbar.“, erklärte sie mir und konnte sich nicht von mir verabschieden, ohne mir zu berichten, wie sie ihr altes Handy „geschrottet“ hatte, womit sie immer pfleglich umgegangen war. Leider musste ich mir eingestehen, hatte ich kaum richtig zugehört, denn sie sprach zunehmend abgehetzter, bis sie nur noch meinte. „Wir hören uns! Pass gut auf dich auf! Und schreib mir wo du im Sommer bist, damit ich dich besuchen kommen kann!“, danach legte sie auf und ich ließ den heiß gewordenen Hörer zurück in seine Aufhängung gleiten. Ach ja unser nettes altes Telefon besaßen wir noch im Flur. „NUN?“, ich fuhr zusammen, mein Großvater hatte mich wohl mehrfach gefragt wie das Gespräch gelaufen war und ich war noch völlig überfordert von meiner ganzen Datenverarbeitung. „Ähm, ….es geht ihr gut.“, kam es langsam aus mir heraus und die hochgezogene Augenbraue meines Großvaters lies mich ahnen, dass er nun von mir alles wissen wollte. Mir konnte er nichts vor machen, seinem Enkel. Bei Anzu war er genauso neugierig wie zu meinem Leidwesen auch bei Rebecca. Ein bisschen anstrengend war es manchmal schon. „Sie möchte mich im Sommer besuchen kommen und ich soll ihr dafür sagen, wo ich dann sein werde. Ihr Handy ist kaputt gegangen und sonst nichts. Wieso willst du das eigentlich wissen?“, hakte ich nun neugierig nach, worauf hin er nur lachte und seine Schultern hochzog. „Nun, es hätte ja sein können, dass sie dich eingeladen hätte in die U.S.A. zu fliegen und dich dort auch nach Studienplätzen umzusehen.“, scherzte er und ich tappte genau rein. „Von wegen! In dem Land wäre außerdem Rebecca die Expertin und erste Wahl, wenn es um Hilfe geht und nicht Anzu!“, erklärte ich, war es doch verständlich, dass ich in den U.S.A. mit Rebecca wesentlich besser gestellt wäre als mit Anzu, auch wenn Sie gerade dort war, so hatte Rebecca dort die meiste Zeit ihres Lebens verbracht. In dem Augenblick tauchte ein blonder Haarschopf um die Ecke auf und ein breites Grinsen legte sich über Rebeccas Gesicht. Offensichtlich hatte sie meine Worte gehört und sich darüber prächtig amüsiert. „Danke Yugi.“, flötete sie mir vergnügt entgegen und betrachtete mich argwöhnisch. „Ist das dein Schlafanzug?“, fragte sie weiter und verzog leicht das Gesicht. Rebecca konnte manchmal wirklich großartige Fragen stellen. Sie trug einen pinken Morgenmantel und darunter vermutlich einen warmen und kuscheligen Schlafanzug, sie hatte ihren Morgenmantel ordentlich zugebunden und außerdem hatte sie dazu passende pinke Pantoffel an. Ihr Haar lag offen über ihrem Mantel und mehrere Strähnen umspielten ihre Schultern. Ja, sie sah ordentlich gekleidet aus an diesem Morgen. ICH nicht. Mein Schlafanzug war hellblau mit vielen kleinen knallgelben Entchen überall darauf. Mein Hemd hing irgendwie halb in der Hose und meine Hose selbst war offensichtlich nicht für meine Beinlänge vorgesehen, sondern schlabberte mit ihren Enden über den Boden. Verärgert stemmte ich meine Hände in meine Hüften und fauchte. „Pass mal gut auf Rebecca! Mir würde dein pinker Mantel gar nicht stehen! Außerdem na und? Was hast du gegen meinen Schlafanzug hm? Er ist bequem und gemütlich, ist doch total egal wie er aussieht!“ Doch Rebecca lächelte nur amüsiert weiter. „Ich habe doch nur gefragt, ob das dein Schlafanzug ist. Ich mag Entchen. Und ich mag auch hellblau. Und keine Sorge Yugi, dir würde ich niemals einen pinken Morgenmantel schenken wollen!“ Mit den Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand in unserem Wohnzimmer. Zurück blieben mein Großvater du ich. Er nahm mich mit seinem Arm beiseite und murmelte leise. „Nun?“, „Was nun?“, fragte ich meinen Großvater etwas verwirrt. „Sie oder Anzu? Welche magst du mhm besonders?“, wollte er wissen und in meinem Magen zog sich kurz alles zusammen. Bitte nicht schon wieder dieses Thema. „Ich mag sie beide. Sie sind meine Freundinnen. Und nein, sie sind Freundinnen.“, versuchte ich das Thema irgendwie zu umgehen. Aber mein Großvater konnte wirklich hartnäckig sein. „Yugi, wenn dir ein Mädchen gefällt, dann..“ „Schon gut. Ich komme mit Mädchen ganz gut zu Recht. Danke für deine Hilfe Großvater. Wenn ich mal wirklich nicht weiter komme, dann frage ich gerne meine Mutter.“, mein Großvater schlug sich seine Hand gegen die Stirn und stöhnte. „Bloß nicht, die ist so unerträglich konservativ.“ „Sie ist nich- äh was?“ „Ja. Wenn es nach ihr ginge, dürfte ich nie wieder eine Frau anschauen, nicht dass ich es nötig hätte. Aber Frauen haben auch einen gewissen Reiz, aber sie sind auch anstrengend. Sehr anstrengend, deshalb komm lieber zu mir, wenn du wirklich mal einen Rat brauchst, was Frauen angeht.“, bekräftigte er doch ich schüttelte nur meinen Kopf. „Können wir das Thema Frauen und Mädchen mal vergessen? Es ist ja ganz süß von dir, aber im Augenblick ist mir wichtig, dass ich Archäologie und Ägyptologie studieren kann. Für Frauen werde ich später auch noch Zeit haben. Aber zuerst möchte ich meine eigenen Ziele erst einmal erreichen. Du hast es schließlich auch geschafft zu studieren und dann deine Frau kennen zu lernen.“ Plötzlich wurde mein Großvater ganz ruhig, er zupfte sich nachdenklich an seinem Bart und ich hätte zu gerne gewusst, woran er jetzt gerade denken musste. Schließlich meinte er langsam. „Nun, zu meiner Zeit sah das mit dem Studium noch ganz anders aus Yugi. Und was Mädchen betrifft, zu meiner Zeit waren wir sowas wie Schatzjäger, coole Kerle, die Gold und Edelsteine mitbringen würden, da sind uns die Mädchen nur so nach gerannt. Das ist heute ganz anders Yugi.“, meinte er nur und schlug vor, es dabei zu belassen und zum Frühstück zu gehen. Eine Woche später hatte ich ein kleines Päckchen auf meinem Bett. Als ich es öffnete, fiel ein samtblauer neuer Schlafanzug heraus, in dunklem Königsblau. Anscheinend hatte mein Großvater es für besser gehalten, wenn ich mal ein paar neue Kleider erhielt. Irgendwie freute es mich, aber es war mir auch peinlich. Darauf hätte ich selbst kommen können, mir mal neue Kleider zu holen, was ich ohnehin musste, wenn ich Glück haben und nächsten Monat in Ägypten studieren würde. Aber inzwischen war es wirklich unrealistisch geworden. Ende Januar und das Semester würde bald beginnen. So langsam musste ich mich einfach darauf einstellen, dass ich warten müsste. Denn inzwischen hatten sich weitere Absagen aus Kairo bei mir eingefunden, was wirklich meine Stimmung massiv runter gezogen hatte. Rebecca war wieder mal bei ihrer Arbeit und ich hockte über einem Stapel Papier, alles neue Bewerbungen für das nächste Semester, die ich nun auch nochmal für Ägypten und auch hier vor Ort vorbereitet hatte und auch wenn ich einiges per Email und online Bewerbungen erledigen konnte, manches musste einfach per Post auch nochmal seine Reise antreten. Egal wie viel Papier das ganze kostete, ich hatte mir in den Kopf gesetzt nicht mehr darüber nach zu denken, sondern mich dieses Mal rechtzeitig vorzubereiten. Ein Semester zu spät okay, aber nun das zweite Semester zu verpassen, noch länger warten würde ich nicht wollen. Zudem, waren neben den ganzen Unterlagen für verschiedene Universitäten auch noch einige Bewerbungen für Aushilfsjobs darunter. Schließlich wollte ich auch mein eigenes Geld mit verdienen und meiner Familie nicht auf der Tasche liegen. Gerade arbeitete ich daran meinen Lebenslauf für einen Nebenjob in Domino City ein wenig auszuschmücken, als ich es an der Türe klingeln hörte. Da Großvater gerade im Laden arbeitete und meine Mutter ihre Einkäufe erledigte, stapfte ich zügig aus meinem Zimmer und hechtete dann die Treppe herunter. Dieses Mal war ich normal angezogen, für meine Verhältnisse normal. Ich trug eine schwarze Hose mit passendem Gürtel und dazu ein schwarzes Kragenhemd, da ich noch mit mir kämpfte, ein paar Jobbewerbungen persönlich abzugeben, statt diese nur zur Post zu bringen. Als ich dem Boten die Tür öffnete, war ich etwas überrascht. „Ein Paket für Sugoroku Muto, Salomon Muto und Yugi Muto.“, las er vor und schaute selbst ein wenig irritiert. Ein Paket war eine große Warensendung gewesen und ich schob dieses beiläufig auf Seite. Das zweite Paket sah weniger wie ein Paket als ein zu groß geratener Briefumschlag aus, der war ebenfalls für meinen Großvater, aber dieser Umschlag war sehr auffällig. Auf ihm war die Anschrift in mehreren Schriften vermerkt, am fasziniertesten fand ich aber die Hieroglyphen, die ich aus meinem Augenwinkel heraus erkennen konnte. Das dritte Päckchen, ebenfalls ein dicker Briefumschlag schien für mich zu sein. Nachdem ich alle Pakete angenommen hatte und der Bote sich freundlich verabschiedet hatte, nahm ich das große und nicht ganz so leichte Paket und legte unsere Briefe einfach oben drauf, um alles zu meinem Großvater rüber in den Laden zu tragen. Es waren gerade ein paar Kunden im Laden weshalb ich höflich wartete, bis Diese den Laden verlassen hatten. „Schau Mal Großvater, einmal neue Ware für deinen Laden.“ „AH ENDLICH!“, rief er freudig aus und stutzte als er auf dem großen Paket die beiden weiteren Päckchen erblickte. Mein Briefumschlag war weniger auffällig, als der meines Großvaters, aber erst jetzt erkannte ich und begriff ich, dass dieses Schreiben an mich von einer Universität aus Kairo stammte. Ich nahm meinen Brief herunter und kaum, dass ich diesen an mich nahm, schrie mein Großvater laut auf, dass ich einen Satz in die Luft machte und meinen Brief beinahe fallen gelassen hätte. „Was zum?“, keuchte ich und mein Großvater starrte seinen Briefumschlag an. Er nahm ihn wie einen Schatz an sich und seine Augen wurden feucht. „Was ist denn los?“, versuchte ich es daraufhin nochmal doch mein Großvater lief zur Ladentüre und hing das vorrübergehend geschlossen Schild auf. Mein Großvater murmelte etwas von, er müsse sich setzen und weil ich mir Sorgen um meinen lieben alten Großvater machte, bestand ich darauf mit mir ins Wohnzimmer zu gehen. Dort vergewisserte ich mich, dass er sicher saß, ehe ich für uns Tee aufsetzte und etwas später mit diesem herein kam und uns beiden eine Tasse einschenkte. Danach setzte ich mich zu ihm. „Willst du deinen Brief nicht öffnen Yugi?“, fragte er mich und ich hatte ihn eigentlich bereits auf gerupft, aber noch nicht gelesen, da ich gerade selbst völlig abgelenkt von dem Päckchen meines Großvaters war. Deshalb deutete ich auf seinen Umschlag, welchen er immer noch verschlossen andächtig in beiden Händen umklammert hielt. „Du zuerst Großvater. Dein Brief ist ja wohl wesentlich aufregender als meiner. Ich meine sieh dir mal die Anschrift an!“ „Ja, er hat vier Schrifttypen verwendet und sieh mal wie sauber und ordentlich die Hieroglyphen hierauf gezeichnet sind. Das hier bedeutet mein Name, er hat meinen Namen in dieser Schrift auf meinen Brief gezeichnet.“, seine Stimme klang meilenweit weg, als er schwärmerisch mit seinem Finger vorsichtig darüber glitt, so als wolle er die Schrift fühlen, was mich zum Schmunzeln brachte. „Er? Meinst du deinen Freund, dem das Haus in Ägypten gehört? Nein, ich meine, der dir das Haus mit Grundstück damals geschenkt hat? Er muss wohl inzwischen auch schon deutlich älter sein, aber ganz ehrlich Großvater, nun mach doch den Brief auf. Dann wissen wir genau, was er dir schreibt.“, schlug ich vor und hoffte wirklich, dass es gute Nachrichten waren, immerhin war es unwahrscheinlich, dass sich Jemand eine solche Mühe machte, wenn er mit einem alten früheren Freund nichts mehr zu tun haben wollte. Mein Großvater öffnete sehr behutsam daraufhin seinen Brief, nachdem ich ihm angedroht hatte meinen Brief zu ignorieren, selbst wenn es auch für mich gute Nachrichten wären, ehrlich gesagt würde ich dies niemals tun, ich wollte auch eigentlich lieber selbst meinen Brief lesen und nachsehen was genau darin stand, aber im Augenblick hatte ich das Gefühl, dass es erst Mal mein Großvater war, der an der Reihe war und ich weiß nicht wieso, ich wollte irgendwie, dass er nicht allein war, wenn er seinen Brief von seinem Freund las. Als mein Großvater den Brief geöffnet hatte und den Umschlag wie einen Schatz behutsam auf Seite legte, war ich wirklich erstaunt, denn Großvaters Brief war auf Papyri verfasst. Die Schrift aber war die bei uns übliche Schrift, soweit ich das erkennen konnte. Wer auch immer Großvaters Freund war, er musste Kalligrafie studiert haben oder sowas, denn so schön hatte ich vorher noch nie Jemanden schreiben gesehen. Mein Großvater ließ den Brief teilweise vor, an manchen Stellen ließ er Dinge aus und ich nahm an, dass sie private gemeinsame Erinnerungen enthielten. Ich hinterfragte dies nicht, schließlich war er jahrelang mit ihm befreundet gewesen. Aber einige Teile des Briefes durfte ich wissen, an diese würde ich mich wohl auch sicher noch eine Weile erinnern können. „Lieber alter Freund Salomon, dass ich einen Brief schreibe ist wirklich selten, zumindest Briefe dieser Art, aber nachdem ich Deinen erhalten habe, entschied ich, dass dies wohl die angemessenste Art sei, dem gerecht zu werden. Zu deiner Beruhigung sei zu erwähnen, dass meine beiden Lakaien das Überbringen deiner Nachricht an mich überlebt haben und ich sie nicht gefressen habe. Oh glaube mir, ich war aufgebracht und wütend, als ich erkannte, dass ich dich knapp verpasst hatte. Tatsächlich bin ich seit geraumer Zeit wieder in meinem Heimatland und beschäftige mich intensiver mit dem Erhalt und Verbleib verschiedenster Artefakte, nicht allein, sondern gemeinsam mit MEINEN Freunden. Denn mit Schrecken musste ich beobachten, wie einige vermeintliche Archäologen und Hobby Schatzsucher respektlos und rabiat vorgehen, um erfolgreich zu sein. Seit von neu entdeckten Gräbern bekannt ist, ist hier ein richtiger Schatzgräber Wahn ausgebrochen. Dir brauche ich nicht zu verschweigen, dass manche von Ihnen bereits als vermisst gemeldet wurden und einige ihre Projekte abgebrochen haben….“ Mein Großvater gluckste und ich fand, dass sein Freund Humor zu haben schien. Mein Großvater teilte diese Ansicht, das wusste ich sehr wohl und ich hatte ebenfalls vor mit Respekt an diese Aufgaben heran zu gehen., mein Großvater musste einen längeren Teil übersprungen haben, aber dieser musste ihm nahe gegangen sein, denn meinem Großvater liefen abermals Tränen in seinen Bart. Schließlich kam ein Abschnitt, der komplett anders geschrieben war in fein säuberlichen Hieroglyphen und mein Großvater erklärte mir, dass er diese lesen könne und sie ausdrücklich nur für ihn bestimmt waren, weshalb ich meinen Kopf wieder etwas zurück zog. Es war mir gar nicht aufgefallen, dass ich mittlerweile fast in Großvaters Schreiben klebte, um mit meinen Augen mitlesen zu können. „…es freut mich zu erfahren, dass dir das Familienleben nicht geschadet zu haben scheint und mehr noch, dass es dir gelungen ist einen Enkel hervor zu bringen, der nun danach strebt in deine Fußstapfen zu treten. Es war falsch von dir anzunehmen, ich könnte dir böse für deine Entscheidung gewesen sein. Mein lieber alter Freund, du bist nicht der Erste, der nach einigen Jahren beschließt sich mit…“ mein Großvater errötete mit einem Mal und ich beugte mich nun doch wieder über das Schreiben, immerhin wurde ich ja nun auch erwähnt und das wollte ich schon gerne wissen, was er von mir hielt und dachte. Vor allem, was mein Großvater wohl von mir berichtet haben mochte? Das, musste mir mein Großvater unbedingt verraten. Was hatte er über mich erzählt? Doch als mein Großvater versuchte die folgenden Zeilen vor mir zu verstecken, zog ich einfach an dem Papyri und mein Großvater ließ zu meiner eigenen Überraschung erschrocken los. „YUGI DA STEHT NICHTS ÜBER DICH!“, brüllte er und sein Gesicht war nun so dunkel rot, dass ich begriff, dass ich viel zu weit gegangen war. Doch meine Augen weiteten sich als ich auf das Blatt in meiner Hand schaute an die Stelle, wo mein Name stand, ich hatte es nicht geschafft weg zu sehen und meine Augen wanderten langsam fragend zu meinem Großvater. Ich gab ihm das Blatt wieder und entschuldigte mich bei ihm in aller Form. Ich hatte es nicht ganz gelesen, sondern überflogen und dabei auch erkannt, dass ich zu weit gegangen war. Mein Großvater bat mich, mich wieder neben ihm zu setzen und trank eine ganze Tasse Tee, ehe er mich leise fragte, ob ich es gelesen habe. Ich nickte schuldbewusst und schämte mich für meine besessene Neugierde. Denn weiter hatte es in dem Schreiben geheißen… „…der nach einigen Jahren beschließt sich auch Mal mit Frauen einzulassen. Und auch nicht der Erste, der mich für ein Mädchen verlässt. Ich kann dir von meiner Seite aus sagen, dass sich an meinem Interesse für Frauen nichts geändert hat. Ich erinnere mich noch, wie du aufgeregt warst als du erfahren hattest dass dieses eine Mädchen mit ihren schulterlangen Haaren ein Kind erwartet. Ganz ehrlich, nicht mein Geschmack, ihre Frisur war fürchterlich für diese Zeit, aber vermutlich war es dir bei ihr auch nicht um ihre Frisur gegangen nicht wahr? In jedem Fall hatte diese Erfahrung für uns wohl beide etwas Gutes, denn ohne deinen Enkel Yugi, dessen Name mich übrigens darüber hinaus ausgesprochen neugierig macht, wärst du wohl nicht in dein Haus zurück gekehrt und ich hätte vermutlich nie wieder von dir gehört….“ Ich sah meinen Großvater fragend in die Augen. „Du und dein Freund…“, begann ich vorsichtig und er nickte mit knallrotem Kopf. „Er war mehr als nur ein Freund für mich Yugi und ich bitte dich um alles was dir heilig ist, dass du davon niemals zu deiner Mutter sprichst.“ Das Versprechen nahm er mir leicht ab, darüber würde ich wohl mit Keinem hier ein Wort verlieren. Aber es war mir auch ein Rätsel, immerhin war mein Großvater Jemand der nun ja gerne hübschen Mädchen nach schaute und die eine oder andere Aussicht auf sie sichtlich genoss. Ich achtete jetzt darauf meine Hände bei mir zu behalten und mein Großvater las seinen Brief zu Ende, von nun an war ich dankbar über das, was mein Großvater mir bereit war daraus vor zu lesen. „…im Augenblick wird an den Universitäten hier sehr genau geschaut, wenn sich Ausländer für Archäologie und Ägyptologie interessieren, ich brauche es nicht zu leugnen, dass ich dabei auch meine Hände im Spiel habe. Daher ist es für mich nicht verwunderlich, wenn dein Enkel bereits einige Absagen erhalten hat. Allerdings gehe ich davon aus, dass dein Enkel die Chance auf das nötige Potential besitzt, um ein guter Archäologe zu werden. Deshalb habe ich…“, wieder lies mein Großvater einiges weg. …“dir schreiben zu können, dass ich deinen Enkel und dich kommenden Monat bereits in Ägypten in deinem Haus erwarten werde. Die Universität Kairo ist nicht gerade klein, daher erwarte nicht mich dort aufzufinden. Zudem gebe ich dort selten Kurse, ja du liest richtig, nachdem ich deinen Brief erhalten und mehrmals gelesen habe, habe ich alles mir mögliche in die Wege geleitet, um als Professor an einer der Universitäten zu arbeiten. Auch wenn mich das ganze Gehabe unter Menschen stört, es ist auszuhalten solange ich ein eigenes Büro und meine eigenen Assistenten besitze. Ja ich denke sogar, dass es wahrscheinlicher ist mich im ägyptischen Museum anzutreffen, leider…denn ich arbeite gerade daran, dass dieses überarbeitet wird, einiges soll größer werden und so manches modernisiert und nun ja sagen wir geändert werden. Glücklicherweise finde ich dort Mittel und Wege mich durchzusetzen. …“ Den Rest des Briefes las mein Großvater allein zu Ende und legte die Papyri ordentlich zusammen. Er deutete nun auf meinen Briefumschlag. „Liest du mir jetzt mal deinen Brief vor?“, ich errötete leicht doch schüttelte ich meinen Kopf. „Großvater, er schreibt,….dein Freund schreibt, dass er uns nächsten Monat in deinem Haus erwartet! Und dass er Professor an einer Universität ist?“ Doch nun war es mein Großvater, der an meinem Brief zog und dies veranlasste mich nun doch dazu, endlich auch meinen Brief zu lesen und ich kam kaum über die ersten Zeilen hinaus…dann begann ich schon so laut zu schreien, dass ich damit meinem Großvater beinahe einen Herzinfarkt verpasst hätte. Ich musste es nochmal lesen, doch da stand es wirklich. „Ich bin angenommen, aufgenommen, ich…ich bin noch dabei! Großvater!!! Hier steht dass ich an der Universität in Kairo studieren werde! Und eine ähm…Liste ist dabei?“, ich schaute mir die Unterlagen an und da standen mehrere Regeln der Universität, was für mich als Jemand aus dem Ausland unverzichtbar wichtig ist und eine kurze Erklärung wie wo und wann ich mich wo einzufinden habe. Mein Großvater grinste und ich konnte mir nicht ganz helfen, es war fast so, als würde er sich ebenso sehr freuen wie ich. „Du fliegst mit mir mit nach Ägypten?“, fragte ich schließlich und er deutete nur mit einem kurzen Wink auf seinen Brief. „Ich habe ganz bestimmt nicht vor meinen alten Freund zu erzürnen, nachdem er mir so offenkundig geschrieben hat, dass er mich erwartet und sich darauf freut dich kennen zu lernen und mich zu sehen. Ich lasse dich außerdem auf keinem Fall mit meinem Freund allein!“, betonte er scharf, worauf hin ich lauthals anfing zu lachen. „Großvater, dien Freund ist älter als ich, viel älter. Vermutlich hat er schon einen genau so langen Bart wie du. Glaubst du etwa, dein alter Freund würde auf mich stehen?“ Mein Großvater antwortete darauf seltsamer Weise nicht direkt, aber vielleicht war ich mit der Bemerkung auch etwas zu weit gegangen. „Nun, auf Mädchen steht er jedenfalls nicht. Ach ja übrigens Yugi, da wir gerade bei diesem Thema sind, solltest du merken, dass du für Jemanden etwas empfindest, der kein Mädchen ist, wäre ich der Letzte, der sich darüber beschwert. Aber ich gebe schon zu, der Gedanke eines Tages einen kleinen Urenkel auf dem Arm zu halten, gefiele mir schon.“ „Na danke! Ich bin noch jung und vom Gründen wollen einer eigenen kleinen Familie weit entfernt, ich habe nicht mal einen erlernten Beruf. Solange wirst du dich da noch gedulden müssen.“, erwiderte ich und verabschiedete mich von Großvater mit der Erklärung, dass ich nun einiges zu tun habe. Auch mein Großvater sagte, dass er nun einiges zu tun habe, denn er musste sich nun ebenfalls für seine Abreise vorbereiten. Mein Vorschlag er solle einfach ganz in Ruhe alles angehen und im Zweifel, einfach mit einem späteren Flug nach reisen, wurde von ihm abgelehnt. Als gegen Abend Rebecca von der Arbeit zurückkehrte, überfiel ich sie und erzählte ihr von meiner Aufnahme an der Universität Kairo und dass ich jetzt mit Packen und Vorbereitungen beschäftigt sein würde. Wir feierten den Abend gemeinsam und gingen ins feinste Restaurant Dominos, wo wir köstlich speisten und ich nahm es mir heraus, Anzu, Honda und Jouno zu schreiben, ob sie Zeit hätten, um Sie dann anzurufen und ihnen von meinem Studium in Ägypten zu erzählen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)