Record von Lady_of_D (Inu no Game) ================================================================================ Kapitel 10: Destiny ------------------- Etwas entsetzt starrte ich auf das Display meines Smartphones. Tatsache. Yugi hatte aufgelegt. Was hatte er bloß vor? Ich wischte mir den letzten Rest an Tränen weg, bevor ich mich aufrappelte und aus dem Bad schlurfte. Es ging mir jetzt nicht gerade berauschend, ich war noch immer durch den Wind und so schnell würde sich das auch nicht ändern. Meine Augen brannten wie die Hölle, immer wieder schob sich eine einzelne Träne hinaus, die ich trotzig wegwischte. Zumindest hatte ich nicht mehr das Gefühl, der erbärmlichste Nichtsnutz aller Zeiten zu sein. Allmählich sah ich klarer - trotz der verschwommenen Sicht. Die letzte Begegnung mit Kaiba erschien mir nicht mehr ganz so schmerzhaft und ich glaubte, den Grund dafür zu kennen. Es war doch immer wieder das gleiche mit uns. Mal fielen wir wie zwei Raubtiere übereinander her, und in der nächsten Sekunde rissen wir uns die Köpfe ab. Ein ständiges Auf und Ab. Als könnten wir nicht anders miteinander umgehen. Als würde es nur eine Art der Kommunikation für uns geben… Falsch! ER konnte nicht anders damit umgehen. Ich hatte es versucht. Mehrere Male. Nur mein sozial verkrüppelter, egozentrischer und uneinsichtiger Gegenpart konnte einfach nicht aus seiner Haut. Abrupt blieb ich stehen. Natürlich! Sein Verhalten - vielleicht…Ich zuckte zusammen. Das Klopfen kam so heftig, dass es die Kommode neben der Tür zum Wackeln brachte, ich kurzerhand mein Gleichgewicht verlor und auf meinen vier Buchstaben landete. "Jonouchi, mach verdammt nochmal die Tür auf!", rief Kaiba von der anderen Seite der Tür. Yugi, schoss es mir durch den Kopf. Er hatte doch nicht etwa mit Kaiba geredet…?! "Ich weiß, dass du da bist", wiederholte er, schnaubte und ließ von der Tür. Es kostete mich alles an Kraft, loszulaufen und die Tür zu öffnen. Aber ich tat es. Vor mir stand ein wütender Kaiba. Ein unberechenbarer Kaiba. "Ruft mich doch nicht ernsthaft Yugi Muto an! Seid ihr etwa immer noch auf diesen Kindergartentripp?! Jonouchi, ich-" Er hielt inne. Starrte mich wie ein angeschossenes Reh an. Sein eiskalter Blick wechselte von vollkommen aufgebracht zu absolut verwirrt. Ein seltener Anblick - nicht einmalig, aber selten. "Was ist?", ich begegnete seinen blauen Augen, presste die Lippen zusammen, obwohl ich mir lieber über die Nase wischen wollte. "Wolltest du mich nicht gerade zusammenscheißen?" "Das kann ich nicht", antwortete er ausgesprochen ruhig; ja, er flüsterte sogar. Kaiba kam einen Schritt auf mich zu. "Nicht, wenn du geweint hast." "Hm", ich drehte mich weg, verschränkte die Arme vor der Brust. Aber vor Kaibas Blicken konnte ich nicht davonlaufen. Genauso wenig wie Kaiba selbst. "Jonouchi", sagte er und seine Stimme klang niemals weicher als in diesem Augenblick. Mist! Wie bei mir sofort ein Schalter umgelegt wurde - nur weil er mich so ansah. Mit dieser Stimme, diesen Worten. In meiner Brust zog es sich zusammen. Wie jedes Mal, wenn Kaiba zärtlich zu mir war. Dabei wollte ich das gar nicht. Nicht jetzt, nach allem, was in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert war. "Jonouchi", wiederholte er meinen Namen, machte einen weiteren Schritt, dass ich nur noch meinen Hals recken musste, um in sein unschuldiges Gesicht (ja, auch Kaiba war dazu in der Lage!) zu blicken. Als ich immer noch nicht reagierte, hob er seinen Arm, ließ Zeige- und Mittelfinger auf die Stelle unter meinem linken Augen gleiten. "Kazuha." "Seto", seufzte ich resignierend. "Wieso?" "Ich sagte doch, Muto-" "Nein", ich schüttelte den Kopf, "ich mein doch nicht, warum du hier bist. Sondern wieso du das machst." "Was meinst du?" Dieser unwissende, unempathische Kerl! "Das alles", sagte ich und breitete die Arme aus. "Wieso du immer wieder mit diesem Scheiß anfängst! Macht es dir etwa so viel Spaß, mich am Boden liegen zu sehen?" "Nein", antwortete Seto knapp. Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Und was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen?" "Na, zum Beispiel hättest du niemanden auf mich ansetzen müssen! Ich bin doch nicht dein nächstes Ziel, ich bin…" Ich riss die Augen auf. Mir war klar, dass ich hier gegen Windmühlen kämpfte, aber bei Kaiba konnte ich nicht anders als kräftig gegen zu halten. "Wenn du wissen willst, wie es mir geht oder was ich so treibe, hättest du mich einfach fragen können. Aber nein, Seto Kaiba muss ja gleich die harten Geschütze auffahren! Weißt du eigentlich, wie ich mich dabei fühle?" Natürlich wusste er es nicht. Sonst wären wir nicht wieder an diesen Punkt gelangt. "Seto, ich…ich kann das nicht." Es kostete mich Mühen, meine Tränen zu unterdrücken. "Einfach bei Null anfangen…so zu tun, als wäre nichts zwischen uns gewesen - das geht nicht. Nicht für mich." "Du meinst, ich sehe das Ganze bloß als Spiel!?" "Nein", antwortete ich, denn das glaubte ich tatsächlich nicht. Dass Kaiba es auch wusste, überraschte mich. "Aber du hast keine Ahnung, was du eigentlich von mir willst, Seto…ich meine, abgesehen von der Hündchensache." "Das denkst du?" Kaibas Augenbrauen zogen sich zusammen. War er jetzt wütend oder enttäuscht? Bei seiner Mimik schwer einzuschätzen. "Na, dann sag' mir doch, was du wirklich willst!", rief ich. "Dasselbe wie vor fünf Jahren." "Vor fünf Jahren", ich zog scharf die Luft ein, "meinst du, bevor oder nachdem du mich mitten in der Nacht bei beschissenen Minus zehn Grad vor die Tür geworfen hast?!" "Ich hab dich nicht rausgeworfen, Kazuha." "Oh doch", fauchte ich zurück. Gerade wollte der ganze Ärger der letzten Jahre ausbrechen. Nun gut, sollte er nur! Was hielt ihn denn davon ab? "Du hast mich wortwörtlich hinausgeworfen, Seto! Und warum?! Weil du Angst hattest! Angst, dass du vielleicht jemanden an dich ranlässt und du plötzlich nicht mehr als eiskalter Mistkerl Seto Kaiba betitelt werden könntest! Mann, ich hab dir doch nur gesagt, dass ich dich liebe…aber du…du hast mich angesehen, als würde ich dir gerade sagen, dass ich eine Bombe in deinem Zimmer platziert habe." "Ich habe dich nicht rausgeworfen", beharrte Kaiba weiter, als hätte er die letzten Sätze überhaupt nicht mitgekriegt. Stattdessen funkelten seine Augen wie nach seiner letzten großen Niederlage gegen Atemu - was schon echt unheimlich aussah. "Denkst du, ich hätte dich bei dieser Kälte irgendwo alleine rumlaufen lassen!?" Er fuhr sich schroff durch die Haare, zerstörte damit seine perfekt gestylte Frisur. "Als ich rausgekommen bin, warst du schon nicht mehr aufzufinden. Ich habe die ganze Stadt nach dir abgesucht! Schon mal nachgedacht, wie ICH mich dabei gefühlt habe?!" "Du", jetzt war ich doch etwas verwirrt, "du hast nach mir gesucht?" Diese Infos musste ich erstmal verdauen. Wenn mich Kaiba gelassen hätte… "Natürlich", blaffte er mich an und schüttelte selbst den Kopf, "nach dieser Sache im Hotel hab ich dir doch versprochen, dass ich dich nicht noch einmal aussetzen würde." "Äh", mir blieb die Spucke weg, "dann sag doch nicht, dass ich verschwinden soll!" Gerade waren da so viele Gefühle in mir und keines davon passte zusammen. Ich wollte schreien, weinen, Kaiba um den Hals fallen, mich übergeben und vielleicht noch eine Pizza essen. "Ich.. ich meine, ich hatte doch nicht verlangt, dass du vor mir auf die Knie gehst und mir auch deine Liebe gestehst. So dumm bin ich nicht. Du hättest doch einfach nichts sagen können." ">Nichts sagenund dann sag' ich es ausgerechnet dir< hinterher. Entgeistert sah er mich an. Ihm blieb förmlich die Spucke weg - eine Premiere. "Echt jetzt?" sagte ich. Keine Ahnung, ob mein Gesicht noch röter als eine Tomate werden konnte. "Dachtest du, ich werf' das jedem x-beliebigen Typen hinterher?" "Ich…ich weiß nicht", gestand Kaiba. Wer hätte gedacht, dass ich ihn jemals zum Stammeln bringen könnte. Ich auf alle Fälle nicht! "Das muss aufhören, Seto", sagte ich und gab mir dabei richtig Mühe, ruhig zu sprechen. "Wir können nicht so weitermachen." "Und was schlägst du vor?" Seine Frage überrumpelte mich. Klar, wusste ich, was ich wollte. Aber ob Kaiba bereit dazu wäre? Eine Stimme in mir sagte, ich sollte alles auf eine Karte setzen. "Können wir nicht einfach zusammen sein? Wie zwei normale Menschen? Wenn", ich schlang die Arme um meinen Oberkörper. Das war gerade echt hart für mich. Fast genauso, wie Kaiba meine Liebe zu gestehen. "Wenn ich dein sein soll, dann brauchst du mir nicht extra ein Hundehalsband kaufen, damit das alle Welt kapiert. Oder bin ich dir so peinlich, dass du mich deshalb zu deinem Haustier machen musst?" "Nein", antwortete Kaiba. Er sah nie ernster aus als jetzt. Keine Antwort hätte mich in dem Moment glücklicher machen können. "Na dann sei mit mir zusammen! Ich will nämlich - nur Gott weiß wieso - auch mit dir zusammen sein!" "Jonouchi", sprach er meinen Nachnamen und packte mich am Nacken, "mit mir zusammen zu sein wird kein Morgenspaziergang werden. Nicht nur, dass ich eine Firma zu repräsentieren habe oder alle Welt auf mich schaut." Er zog mich zu sich heran, tätschelte mir den Kopf, während seine andere Hand über meinen Rücken strich. "Du weißt, dass dieses Pärchengehabe nicht mein Ding ist. Ich habe… gewisse Ansprüche. Hohe Ansprüche - auch in einer Beziehung. Das wird kein Zuckerschlecken, Kazuha." "Muss ich dann wieder irgendwelche Regeln auswendig lernen?" Ich hörte es über mir Lachen. "Das war nur ein Vorgeschmack, Kazuha. Und das ist auch kein Scherz, ich meine das bitterernst." "Ich weiß", hauchte ich zurück, "solange du dich nicht wieder wie ein Arsch verhältst, werde ich alles geben." "Das mag ich so an dir." "H-hast du...Du hast gerade gesagt, dass du mich magst, Seto!" "Nein", entgegnete er trocken, "ich habe dir gesagt, was ich an dir mag - das ist ein Unterschied." "Ja, ja, okay." "Jonouchi?" "Hmmm." "Ich mag dich… Kazuha!? Warum weinst du denn jetzt schon wieder?", fragte mich Kaiba mit dieser aggressiv panischen Stimme. "Weil ich mich freue, du Idiot." "Kann man da nicht lachen?! Oder sich einfach wie ein normaler Mensch freuen? Wer soll denn sowas verstehen?" Jetzt musste ich wirklich lachen. Glucksend wischte ich mir die Tränen aus meinem Gesicht. "Wird wohl mal Zeit, dass du von MIR unterrichtet wirst, Seto Kaiba." Angesprochener hob eine Augenbraue hoch. "Was könntest DU mir denn beibringen?" Wenn er nicht eben so süß gewesen wäre, hätte ich ihm wohl eine verpasst. So atmete ich tief durch und antwortete. "Das wirst du noch früh genug verstehen. Wir haben ja schließlich Zeit." "Aber vorerst…Kazuha?" "Ja, Seto?" "Mein Hündchen muss wieder zurück nach Hause kommen." "Das wird es, Seto." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)