Record von Lady_of_D (Inu no Game) ================================================================================ Kapitel 8: Black Velvet ----------------------- Golden Lake Avenue 3A - hier musste es sein. Mir kam das erste gemeinsame Abendessen in den Sinn. Rückblickend war das ein Spaziergang gewesen. Das hier war eine andere Hausnummer (im wahrsten Sinne des Wortes). Mann, hatte ich Muffensausen - aber so richtig. Herzflattern, zitternde Hände, Schweißperlen, die vom Super-Makeup wie ein Schwamm aufgesogen wurden…das ganze Paket eben. Herausforderung hin oder her, aber diese Nummer war selbst für mich eine Spur zu krass. Noch hatte ich die Chance, abzuhauen. Ich saß im Mietwagen, die Hände in das Lenkrad gekrallt. Knallrote, spitze Nägel, die sich in das Leder schoben. Vorsichtig schaute ich in den Rückspiegel. Grüne Augen leuchteten mir entgegen. Die langen künstlichen Wimpern flatterten mit jedem Augenschlag wie ein Schmetterling auf Speed. Auch das Camouflage hatte ganze Arbeit geleistet. "Das kauft dir doch keiner ab", murmelte ich vor mich hin und zog an eine dieser mörderisch langen Strähnen. Haarverlängerungen fühlten sich komisch an. Nicht unecht, aber auch nicht wie meinen eigenen Haaren. Platinblond. Und meine richtige Mähne hatten sie gleich mit gefärbt. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass ich mir einmal die Haare färben würde, hätte ich demjenigen den Mittelfinger gezeigt. Und jetzt? Jetzt war ich die Frau geworden, gegen die ich mich mein ganzes Leben gesträubt hatte. Ich erkannte mich selbst nicht mehr wieder. Möglicherweise war das auch gut so. Damit konnte ich mir immer wieder sagen, dass das nicht mein Gesicht im Spiegel war. Ich hatte einer scharfen, geheimnisvollen Schönheit meine Hülle geliehen. So und nicht anders. Schnell griff ich nach meinem Smartphone, das ich auf dem Beifahrersitz geparkt hatte. Eine Nachricht von Mai ploppte auf. >Du packst das, Süße. Zeig' Kaiba, wo der Hammer hängt!<  Dann noch zwei verpasste Anrufe von Jack und Mizuho, die vorhin irgendwas von einer Reinigungsfirma erzählt hatte. "Okay" ich atmete tief ein, "warum tue ich mir das nochmal an?" Ein Blick aus dem Fenster und die Villa schlug mir regelrecht ins Gesicht. Zwei Gründe - es gab zwei Gründe, warum ich nicht sofort die Flucht ergriff. Erstens: ich wollte es diesem arroganten Fatzke beweisen, und zweitens…ich wollte ihn wiedersehen. Keine gesunde Mischung, das wusste ich. Trotzdem riss ich die Fahrertür auf, zwängte mich aus dem Wagen und stackste zum Eingang. Die schwarzen Riemchensandalen waren nicht nur höllisch unbequem. Dreizehn Zentimeter hatten es echt in sich. Selbst nach etlichen Charity-Events und Preisverleihungen, in denen mich Mizuho in schicke Kleider und übertrieben hohe Schuhe gesteckt hatte, fühlte ich mich nicht sicher in diesen High Heels, mit denen ich bestimmt jemandem den Bauch aufschlitzen könnte. Wie hielt Mai das nur täglich aus? Meine Füße waren jetzt schon geschwollen, die ersten Blasen kündigten sich ebenfalls an. "Reiß' dich zusammen", zischte ich leise vor mich hin. Es brauchte drei tiefe Atemzüge, bis ich meine Bewegungen halbwegs unter Kontrolle hatte. Das war auch mehr als nötig, denn ich befand mich bereits auf dem Gelände, am Eingangstor wartete ein Muskelprotz, der wohl den Einlasser spielte. Ich schluckte schwer. Wenn ich dem Kerl meinen Namen verraten müsste, wär's das für mich gewesen. Rein intuitiv ging meine linke Hand über das Halsband. Es war enger als das letzte, aber auch weicher und anschmiegsamer. Nichtsdestotrotz stand da >Seto Kaibas Eigentum<. Erst jetzt schnallte ich, dass die Worte in Kanji geschrieben waren und der amerikanische Wachmann gar nicht wissen konnte, was da eigentlich auf meinem Halsband stand. Keine Ahnung, ob das gut oder schlecht für mich war. Darüber nachzudenken war jetzt eindeutig zu spät. Ich schritt geradewegs auf diesen Koloss zu. Brust raus, Bauch rein! Nicht lächeln (was bei dieser dicken Schicht Make Up auch gar nicht drin war) und immer schön die Klappe halten. "Guten Abend, Miss", der Muskelprotz hatte mich schon auf zehn Meter Entfernung gewittert. Also meine Aufmachung, nicht, dass er mir ins Gesicht gesehen hätte, dieser gaffenden Riesenaffe. Seine Augen blieben an meinen Hüften kleben, dann sah er flüchtig (oder auch nicht ganz so flüchtig) auf meinen Ausschnitt. Mein Outfit war eigentlich gar nichts Besonderes. Ich trug ein schwarzes langes Kleid mit dünnen Trägern. Es war eng, verdammt eng, dass jede kleinste Speckfalte sichtbar wurde. Selbst die, die es gar nicht gab. Mein Körper konnte das gerade so ab. Die vielen Burger, Milchshakes und das ganze andere Gift, das ich in mich hinein stopfte, konnte mir nicht sonderlich viel. Mizuho hatte sich schon mehrmals gefragt, wie ich bei den ganzen Kalorien überhaupt so schlank bleiben konnte. Vermutlich spielten da einfach nur die Gene und jede Menge Glück mit. "Verzeihen Sie, Miss…ich brauche Ihren Na-" Aber ich schüttelte den Kopf. Meine Kontaktlinsen leuchteten den Muskelprotz an. Langsam ließ ich den Finger über mein Halsband wandern. Der Kerl schluckte schwer. "Äh", hörte ich es hinter mir, denn ich hatte mich bereits in Bewegung gesetzt und war die Vorstufen hinaufgestiegen. Ich spürte die Blicke in meinem Rücken. Aber vielleicht starrte er auch bloß auf meinen Hintern. Bei dem Kleid kein Wunder. Genau deswegen hatte ich es mir ja ausgesucht. Kurz zuckten meine Mundwinkel, bevor ich mich wieder daran erinnerte, dass lächeln eine ganz schlechte Idee war. Mal abgesehen, dass die Schminke wie Beton an meinem Gesicht klebte und bestimmt alles aufplatzen würde, sobald ich meine Mundwinkel bewegte. Die nächste große Tür war dann auch schon die Haustür. Ein weiteres Muskelpaket glotzte mir hinterher. Ich war aber auch kacken dreist, marschierte an ihm vorbei, als wäre ich Cinderella persönlich. Hastig schnappte ich nach Luft. Da war ich nun. Von der amerikanischen DuelMonsters-Elite umgeben. Ein paar internationale Gesichter erkannte ich wieder. Da war Vivian Wong, die von einer Handvoll Männer eingekreist war. Claude- irgendwas - ein französischer Wichtigtuer, den ich im Viertelfinale die Socken von den Füßen gezogen hatte, und jede Menge anderer Topstars. Ein paar Medienfuzis, Schauspieler und Topmodels hatten sich auch mit hinein geschummelt. Sie alle hatten eines gemeinsam: keiner von denen erkannte mich wieder. Große Fragezeichen tauchten über ihren Köpfen auf. Das Halsband war natürlich der absolute Mittelpunkt meiner Einmann - äh, ich meine Einfraushow. Einige (da war ich mir sicher) konnten sehr wohl lesen, was da auf meinem Schmuckstück geschrieben stand. Ich schluckte schwer. Oder, ich versuchte es. Blöderweise hatte ich es doch eine Spur zu eng angelegt, dass ich mir Essen und Trinken sparen konnte. "Weißt du, wer das ist?", hörte ich es flüstern. "Nein, keine Ahnung. Vielleicht ein Model." "Unmöglich. So jemand wäre mir aufgefallen." Ohne mich einmal zu den Stimmen umzudrehen, lief ich einfach weiter. Durch diesen ellenlangen Flur, der einfach kein Ende nehmen wollte. Meine Runde über den >Laufsteg< war dann aber doch plötzlich vorbei. Ich stand im Türrahmen eines Wohnzimmers. Oder besser gesagt, stand ich in einem riesigen, sterilen Raum. Weiße Wände, weißer Teppich, weiße Couch, ein weißer Flatscreen…War Weiß überhaupt eine Farbe? Oder bloß die Antwort auf das Innenleben seines Besitzers? Sogar der Flügel war weiß. Moment mal! War das nicht der Klavierspieler, den Kaiba…? Sicher, er hatte jetzt nicht gerade das markanteste Gesicht. Aber ich könnte schwören, dass es derselbe von damals war. Wie er sanft über die Tasten ging, dachte ich unweigerlich an diesen kurzen, intimen Moment zwischen Kaiba und mir zurück. An dem Tag hatte ich das erste Mal gemerkt, dass ich mehr für diesen reichen Geldsack fühlte als mir eigentlich gut tat. "Ich hoffe, du kannst die Schritte noch." "Kaiba", hauchte ich und hielt den Atem an. Der Braunhaarige hatte sich hinter mich gestellt. Seine Lippen kitzelten mein Ohr. Ich drehte mich zu ihm um, erwiderte seinen selbstsicheren Blick. "Dachtest du, ich erkenne mein Hündchen nicht?" Er legte eine Hand an meine Hüfte. "Bei dem Namensschild ist das ja auch kein Wunder", entgegnete ich und nahm seine andere Hand. Langsam begannen wir uns zu bewegen. Nicht ganz im Takt, aber ich hörte sowieso nicht auf das Geklimper im Hintergrund. "Ich wusste doch, du würdest kommen", sagte Kaiba. Er führte mich in die Mitte des Wohnzimmers. Ein paar Leute folgten unserem Beispiel. Die meisten standen um den Flügel. Ihre Blicke bohrten sich in meinen Nacken. "Gewöhn' dich nicht dran", sagte ich. Verdammt, war es schwer, nicht auf Kaibas Füße zu treten. "Das ist eine einmalig Sache....Kaiba-dono." "Wenn du meinst", säuselte er und grinste mich an. "Was hält eigentlich deine Verlobte davon, dass du ihr, ohne Erlaubnis, einen Straßenköter ins Haus geholt hast?" Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. Als Mai sich kundig gemacht hatte, wessen Hausparty das eigentlich war, wäre ich fast ausgetickt. Bestellte der Typ mich nicht ernsthaft in das Haus seiner ach so perfekten Verlobten! "Ich dachte, du bist nicht eifersüchtig, Jonouchi." "Du weichst meiner Frage aus." "Seit wann antworte ich auf derartige Fragen?" Ich unterdrückte es zu knurren, was mir echt schwer fiel. "Aber", er seufzte, drehte uns und schaute auf die Terrasse, direkt neben dem Flügel. "Wenn du es wissen willst", es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Kaiba weiterredete, "ich habe die Presse angeheuert, das Gerücht über meine Verlobung in die Welt zu streuen. Cynthia und ich - wir haben diesbezüglich ein Arrangement." "Heißt das, du schläfst mit ihr?" Mist, ich wollte doch gar nicht bissig klingen. "Wer weiß", antwortete Kaiba. Für diesen Kommentar wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. Ich war fuchsteufelswild und gleichzeitig traurig, dass nicht viel fehlte, bis mir die ersten Tränen aus den Augen kullerten. "Dann", ich schluckte den schweren Brocken von Frust und Verzweiflung hinunter, "brauchst du mich doch gar nicht. So wie ich das sehe, hast du die perfekte, wohlerzogene und kultivierte Frau gefunden. Glückwunsch. Du musst dich nicht mehr mit mir abmühen." "Bist du nicht hier, um mich vom Gegenteil zu überzeugen?" Seine Augen wurden eine Spur gefährlicher. Auch der Griff wurde harscher. "So wie du jetzt aussiehst-" "Du meinst", funkte ich ihm dazwischen und blieb stehen, "der Herr ist mit seinem Hündchen zufrieden?" Ich steckte absichtlich eine ordentliche Portion Sarkasmus hinein, der von Kaiba eiskalt abgeblockt wurde. "Du hast dir die Regeln zu Herzen genommen", sagte er trocken, "auch wenn ich nicht weiß, wie lange du deine kleine, freche Klappen halten kannst." "Ich gebe mir Mühe", zischte ich zwischen zusammengepressten Lippen. Das Lied endete. Es gab Applaus, die Unterhaltungen wurden fortgeführt als hätte es diesen Augenblick nie gegeben. Statt sich von mir loszureißen, wie ich es erwartet hätte, drückte Kaiba meine Hand noch fester und ehe ich mich versah, hatte er mich in Richtung Terrasse geschleppt. Von dort ging es weiter in den Garten. An einer der Pappeln wurde ich von Kaiba rücksichtslos an den Stamm gedrückt. Fordernd sah er zu mir herunter. Aber ich machte nicht die Anstalten, mich seinen Blicken zu beugen, wie ein wohl dressiertes Schoßhündchen. Lieber wollte ich die Chance ergreifen, meine Lippen auf seine zu pressen, die Hand auf seinen Nacken zu legen und die andere über seine Anzughose wandern zu lassen. Und siehe da: Kaiba erwiderte den Kuss - harsch und zügellos; genauso wie ich es wollte, wie ich es brauchte. Er drückte mich an sich, Hitze breitete sich einmal von oben nach unten aus, ließ mich in seinen Mund stöhnen, ließ mich vergessen, wo wir waren, was wir hier eigentlich machten. "Regel Nummer zehn", hauchte ich, griff in sein dickes, festes Haar, das sich in den Jahren kein Stück verändert hatte, "ein zufriedener Herr, ist ein großzügiger Herr." "Deine Lieblingsregel", entgegnete Kaiba mit einem Schmunzeln im Gesicht. Dann beförderte er uns auf den Boden. Die Wiese war kühl und feucht von der Sprinkleranlage, aber wen interessierte das schon. Sobald sich Kaiba über mich gebeugt hatte, mich an den Handgelenken festhielt und mich erneut mit seinen Küssen auf falsche Bahnen lenkte, drohte ich wieder in den Strudel aus Verlangen und Leid zu geraten. Ein endloser Kreislauf, aus dem wir beide nicht raus zu finden wussten. Mit Kaiba war es leicht, mich völlig ins Blinde zu stürzen, ganz gleich wie nahe ich dem Abgrund stand. Aber heute… Den richtigen Moment ergreifend, befreite ich mich von seinem Griff, rollte mich, mitsamt Kaiba, dass ich diejenige war, die sich über ihn erhob, ihm siegessicher ins Gesicht lächelte. Kaibas Augen hatten dieses spezielle Funkeln. Er wusste nicht, ob ihm die Tatsache, dass ich jetzt über ihm lag, gefiel oder nicht. Das war schon irgendwie putzig. Dem Kerl fiel es einfach so unglaublich schwer, die Kontrolle abzugeben und selbst diese kleinen, unsicheren Gesten erweichten mein Herz für diesen arroganten Fatzke. Bewusst legte ich eine Hand auf seinen Oberkörper und wartete, was passierte. Sein eiskalter Blick bohrte sich in mein Gesicht. Ich wusste, dass ich auf der Hut sein musste. Vorsichtig ließ ich Zeige- und Mittelfinger über sein Hemd, bis hin zu den Schlaufen seiner Hose wandern. Für mich war es etwas besonderes, Kaiba so zu berühren. Selbst über der letzten Schicht Stoff war es ein sensibler Moment. Kein einziges Mal ließ ich ihn dabei aus den Augen. Der Wechsel in seinen Gesichtszügen faszinierte und erregte mich. Er wehrte sich sichtlich dagegen, sich fallen zu lassen, obwohl sein Körper mehr als bereit dazu war. Sein Schritt war so prall und fest, dass ich mir die Lippen leckte. Allein die Vorstellung, wie erregt er bereits war - wie erregt er meinetwegen war - ließ meine eigene innere Mitte in den wildesten Phantasien schwärmen. Ich wollte ihn so sehr, dass ich schroff den Gürtel aus der Schnalle zog. Nicht ganz so geschickt hantierte ich an seiner Hose, schaffte es dennoch ohne weitere Peinlichkeiten, ihm den Stoff von den Beinen runter zu ziehen, meine Augen auf seine wachsende Männlichkeit ruhen zu lassen. Oh Gott, wie scharf mich dieser Mann machte! Allein der Anblick, wie sehr ich ihn genoss, dass sich meine Hände von allein um seinen Schaft schlossen, Millimeter für Millimeter erkundschafteten, dass es meine eigene Erregung in freudige Erwartung versetzte, ich kaum in mich halten konnte, ihn endlich spüren zu können. Hastig krabbelte ich ein Stück weit von seinem Schoß, nur um mein Kleid hochzuschieben, den Anblick vollends für ihn freizulegen. "Jonouchi,'' knurrte Kaiba. Seine Augen blitzten, als er zu mir hinauf sah, "du trägst gar keine Unterwäsche." "Stört dich das?", lächelte ich ihn ganz unschuldig an. "Das-" Mehr schaffte er nicht zu sagen, als ich mich auch schon auf ihn draufgesetzt hatte, seinen Schwanz in mich aufnahm, dass er bis zum Anschlag in mir war. Seufzend zog ich mich zurück, bewegte mich, bis nur noch seine Eichel an meine Pforte klopfte. Es war schwer, so verdammt schwer, ruhig zu bleiben. Kaiba machte es mir nicht leichter. Wie seine Hände meine Hüften packten, den Ton angeben wollten, so wie sie es immer taten. Diesmal wurde ich nicht schwach, widersetzte mich seinen stummen Befehlen. Sein Anblick sprach Bände. Er war verwirrt und trotzdem geil. Wieder arbeitete es in ihm und wieder zerschlug ich seine Bedenken, indem ich mich über ihn beugte, meine Haare an seinen Schläfen hinabfallen ließ und einen leidenschaftlichen Kuss auf seine Lippen presste, den er mit derselben Intensität erwiderte, dass ich mich erneut auf seinen Schwanz setzte, mich vollkommen ausfüllen ließ und für einige Sekunden einfach so verharrte, ihn spürte und die Hitze, die von ihm ausging in vollen Zügen genoss. "Kaiba", stöhnte ich leise vor mich hin, streckte mich und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Ich stützte mich an seiner Brust ab, erhob mich und- "Kazuha", knurrte Kaiba. Ich hielt inne. Dass er mich beim Vornamen nannte, kam so unerwartet, dass ich kurz meine Selbstkontrolle vergaß. Ich schloss die Augen, fühlte das Kribbeln, das er in mir ausgelöst hatte, und ließ mich voll und ganz treiben. Erst Kaibas flachen Atemzüge brachten mich wieder zur Besinnung. Abrupt hielt ich inne, ungeachtet meiner eigenen Erregung, die mich regelrecht anfauchte, warum ich denn so blöd war und jetzt aufhören musste. Auch Kaiba sah mich an. Seine Augen waren in dem Licht so dunkel und lüstern, dass meine brennende Mitte schreiend vor der Klippe stand. "Kaiba", sagte ich, ungeachtet aller Signale, die mir mein Körper sendete. Ich beugte mich zu ihm herunter. Unsere Nasenspitzen streiften sich, ich spürte seinen heißen Atem, stellte mir vor, wie seine Lippen… "Ist es das, was du dir vorgestellt hast?", meine Stimme klang kratzig. Auch das Stöhnen konnte ich noch nicht so ganz ablegen. Also versuchte ich es ein wenig gefasster: "Ist das deine Vorstellung von mir? Wie ich in deinen Augen zu sein habe…? Wie ich auszusehen habe?" "Dein Aussehen", sagte Kaiba, "ehrlich gesagt, gefällt mir das Original besser." Seine Antwort überrumpelte mich. Ich hatte eine weitere Stichelei erwartet, aber sicher kein Kompliment. Etwas wackelig richtete ich mich auf. Stumm beobachtete mich Kaiba, wie ich mir den Saum des Kleides glättete und es wieder bis zu den Knöcheln runterschob. Er schien keinesfalls enttäuscht. Nicht so wie ich, die wütend und frustriert war, und nicht so recht wusste, was man jetzt damit anfangen sollte. Das lief nicht so ab, wie ich es erwartet hatte. Ganz und gar nicht. "Was willst du von mir hören, Jonouchi?", auch Kaiba war aufgestanden, hatte sich die Hose hochgezogen und begann den Gürtel eng zuzuschüren. "Ist das so schwer zu begreifen?", entgegnete ich, obwohl ich die Frage selbst nicht beantworten konnte. "Jonouchi." "Das hier", ich zeigte auf die Umgebung, mit der ich nichts anzufangen wusste, dann zeigte ich auf mich selbst. "Dir sollte klar sein, dass ich nicht mehr dieselbe bin wie früher. Ich mache diese Spielchen nicht mehr mit." "Hörst du dir eigentlich selbst zu?!", Kaiba war an mich herangetreten. Sein selbstgefälliger, überheblicher Blick traf mich wie ein spitzer Pfeil. "Auch wenn du es nicht zugeben magst, Jonouchi, aber du brauchst diese >Spielchen<. Fast so sehr wie ich. Sonst wärst du wohl kaum hier aufgetaucht." "Ich bin nur aus einem Grund hier", log ich, "ich wollte dir nur beweisen, dass ich dir nicht mehr hinterher hecheln werde. Dass ich sehr gut ohne dich zurechtkomme…Nein, nicht sehr gut - es geht mir fantastisch, hörst du? Ob du's glaubst oder nicht, ich bin nicht mehr dein dummes Aufziehäffchen. Aus mir ist was geworden und das habe ich ganz sicher nicht dir zu verdanken." "Ach, glaubst du?!" Auf einmal war ich wieder zwischen dem Stamm und Kaibas Armen gefangen. Seine Augen waren auf Angriff übergegangen. "Das glaubst du tatsächlich, Jonouchi?" "Das glaube ich nicht nur - ich weiß es auch", keifte ich zurück, "ich bin die Nummer eins in QTD-" "Aber auch nur, weil ich und Yugi nicht mehr spielen." "Ich habe es trotzdem zu etwas gebracht. Ich habe eine Karriere auf die ich stolz bin, ich werde von den Leuten ernst genommen. Ich habe sogar eine phantastische Managerin gefunden, die an meiner Seite ist, die an mich glaubt." "Deine Managerin", lächelte Kaiba, aber es erreichte nicht seine Augen, "Du meinst wohl Satoru, meine Mitarbeiterin, die ich auf dich angesetzt habe. Oder dachtest du, so ein Vermarktungsgenie käme einfach so auf dich zugeflogen?" "I-ich…ich versteh' nicht." Mein Mund wurde mit einem mal ganz trocken. Das konnte Kaiba doch nicht ernst meinen. Mizuho...sie würde doch niemals… "Glaubst du mir etwa nicht?" Ich wusste nicht, ob das bloß Kaibas typischer Tonfall war oder er mich einfach nur verspottete. Leider fühlte sich das überhaupt nicht nach Spaß oder Kaibas typischen Sticheleien an. "Warum…?" "Denkst du, ich wüsste nicht, was du in den letzten fünf Jahren getrieben hast? Ich weiß alles, Jonouchi", er umfasste mein Halsband, schob seinen Zeigefinger dazwischen, dass ich kurz nach Luft schnappte. "Ich weiß, dass du vor fünf Jahren nach Amerika abgehauen bist, ich weiß von deinem Umzug und dass du deinem Vater Geld gegeben hast, als er mit der Presse reden wollte. Ich weiß von Wainwright, deinem Gelegenheitsfick, den Satoru trotz meiner Anweisungen, nicht aus deinem Leben verbannt hat. Soll ich fortfahren?" "Warum-" Nein, ich konnte nicht weiterreden; ich wollte es nicht wissen. Mir war übel, ich musste ganz dringend hier raus. Mit einem kräftigen Schubs stieß ich Kaiba von mir und rannte davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)